Pressespiegel Izvestija, 16.7.: Vorteile sind nicht zu erkennen:

„WARUM FINNLAND DIE NEUTRALITÄT DURCH DIE NATO-MITGLIEDSCHAFT ERSETZT

Die ersten wirtschaftlichen und politischen Folgen hat das Land bereits zu spüren bekommen

Seit Jahrzehnten trug der neutrale Status Finnlands in vielerlei Hinsicht zur Anerkennung des Landes auf dem internationalen Parkett bei und brachte dem Land gleichzeitig greifbare politische und wirtschaftliche Vorteile.

Im Jahr 2023 hat sich jedoch alles geändert, und Helsinki steht nun vor der Notwendigkeit, sich nicht nur an die neue Realität anzupassen, sondern auch die Verteidigungsausgaben zu erhöhen, und das angesichts ungewisser wirtschaftlicher Zukunftsperspektiven. Warum Finnland sich seiner privilegierten Stellung entzogen hat und wie viel es dafür bezahlen wird, untersucht die Izvestija.

Eine goldene Karte

Nach 4 umfassenden militärischen Konflikten mit der UdSSR in 25 Jahren (*1), in deren Folge die Idee von „Großfinnland“ begraben wurde, begann die politische Elite des Landes, nach und nach das Konzept der Neutralität zu entwickeln.

Darüber hinaus geschah dies in der Nachkriegszeit im Rahmen einer wirklich souveränen Außenpolitik, ungeachtet der Bemühungen des Westens, Nordeuropa in die NATO-Struktur zu integrieren. Der Beitritt Norwegens, Islands und Dänemarks zur NATO im Jahr 1949 beendete allerdings die Idee des Skandinavischen Verteidigungsbündnisses, einer Organisation, deren Gründung den neutralen Status der gesamten Region festigen hätte können.

Die Bemühungen der Regierungen Juho Kusti Paasikivi und Urho Kaleva Kekkonen trugen Früchte. Finnland blieb mehr als 70 Jahre lang nicht nur von den Hauptwidersprüchen des Kalten Krieges fern, sondern trug auch erfolgreich zu deren Lösung bei. Es war Kekkonens Initiative, die die Annahme der Schlussakte von Helsinki von 1975 beeinflusste, eigentlich eines gesamteuropäischen Nichtangriffspakts.“

Hier lernt man einmal die sowjetisch-russische Sichtweise dieser Schlußakte von Helsinki kennen, die in Moskau als Grundlage für umfassende Zusammenarbeit mit den westeuropäischen Staaten aufgefaßt wurde.
Hierzulande kennt man die diese Schlußakte nur als eine Art Menschenrechtserklärung, gegen die die Sowjetunion dauernd verstoßen hat, und als Berufungsinstanz von Dissidenten gegen das sowjetische „Regime“.

„Gleichzeitig baute Finnland unter Nutzung seines Status aktiv Wirtschaftsbeziehungen mit beiden Parteien“ (des Systemgegensatzes) „auf und schloss gleichzeitig zwei große Handelsabkommen ab – mit der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG, dem Vorgänger der EU) und dem Rat für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW).
Einerseits rettete dieses »Spiel auf zwei Brettern« Finnland weitgehend vor den Folgen der Wirtschaftskrise der 70er Jahre, andererseits schickte es Finnland durch den Verlust von Märkten infolge des Zusammenbruchs der UdSSR in die tiefste Rezession seiner Geschichte.

Nach 1991 änderte sich alles. Helsinki und Stockholm begannen sich nach und nach an Partnerschaftsprogrammen (»Partnership for Peace«) und NATO-Projekten zu beteiligen. Die erste Einladung zum Bündnis erhielt Finnland bereits 1994, am Vorabend des Budapester Gipfeltreffens der KSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa).

Damals verbarg in Washington und Brüssel niemand mehr seinen Appetit auf Nordeuropa. Später gab die stellvertretende Außenministerin Victoria Nuland zu, daß mindestens fünf US-Präsidentschaftsregierungen, in denen sie tätig war, also seit der Zeit von George Bush-Vater, ihre Bereitschaft zur Aufnahme Finnlands und Schwedens zum Ausdruck gebracht hätten.

Lange vor dem offiziellen Beitritt habe Finnland in allen möglichen Bereichen aktiv mit der NATO zusammengearbeitet, bemerkt Nikolai Mezhevitsch, Präsident der Russischen Vereinigung für Baltische Studien.

Finnische Diplomaten hörten irgendwann Mitte der 90er Jahre auf, das Wort »Neutralität« zu verwenden, sie sprachen lieber vom »blockfreien Status«, aber die Zusammenarbeit mit der NATO hatte bereits mit dem Rückzug Finnlands aus dem Pariser Friedensvertrag (1947) begonnen.

In der UdSSR nahm man an, daß Helsinki angesichts seiner historischen Erfahrungen niemals wagen würde, zum Feind zu werden. Darüber hinaus habe Finnland durch seine Präsenz im Wirtschaftsraum sowohl der UdSSR als auch Rußlands offensichtliche Vorteile erhalten, meint Mezhevitsch.

Nachdem die „goldene Generation“ finnischer Politiker in den Ruhestand ging, wurde sie durch Menschen ersetzt, an deren Kompetenz objektive Zweifel bestehen. Besondere Aufmerksamkeit sollte den kürzlich bekannt gewordenen Tatsachen eines seltsamen, aber in gewisser Weise dem gleichen Stil verpflichteten Verhaltens von Mitgliedern der finnischen Regierung gewidmet werden.

Zunächst nahm der Minister für europäische Angelegenheiten und Vermögens-Steuerung,“

– ein eigenartiges Portfolio, das schon aussagt, daß man in Finnland nicht mehr jedes Eigentum respektieren will –

„Anders Adlercreutz, ein Video auf, in dem er auf dem Cello die Melodie des Liedes »Tschervona Kalina« (*2) spielt, der inoffiziellen Hymne der Kollaborateure der UPA.“

Das ist vielleicht etwas übertrieben, das Lied wurde vor dem I. Weltkrieg für ein Theaterstück verfaßt und war in der Ukraine sehr beliebt, nicht nur bei der UPA.
Der finnische Politiker wollte damit zweifelsohne seine Sympathie für die derzeitige ukrainische Führung ausdrücken.

„Dann wurde bekannt, dass die finnische Finanzministerin Riikka Purra unter einem Pseudonym rassistische Kommentare in sozialen Netzwerken verfaßte. Das Gesamtkunstwerk wurde durch den neuen Vorsitzenden der derzeit regierenden Sozialdemokratischen Partei, Antti Lindtman, vervollständigt, der auf kürzlich veröffentlichten Fotos nackt dargestellt ist, umgeben von Männern, die den Nazigruß praktizieren (und ebenfalls nackt sind).“

Man muß der Vollständigkeit halber erwähnen, daß es sich dabei um Jugendfotos handelt, die offenbar von Gegnern seiner Partei – oder innerhalb seiner Partei – in Umlauf gebracht wurden, um ihn im Inland zu diskreditieren.

„Die frühere Kabinettsvorsitzende Sanna Marin wurde auch durch ihre Teilnahme an der Beerdigung eines der Anführer des Rechten Sektors Kotsjubailo berühmt, der für Geschichten darüber bekannt ist, wie seine »Soldaten Hunde mit den Knochen russischer Kinder füttern«.

Die beruflichen und persönlichen Qualitäten der neuen finnischen Elite lassen viel zu wünschen übrig, bemerkt Nikolai Mezhevitsch.
Wir können getrost von der Degradierung der Eliten sprechen. Sie sind kompromittiert und daher einfacher zu lenken.“

Eine Charakterisierung, die nicht nur auf die finnische Politikermannschaft zutrifft.
Die heutigen Politiker, die außer Mode, Partys und ähnlichen Zerstreuungen nicht viel im Kopf haben, sind leicht zu steuern und ebenso leicht auszuwechseln, wenn sie es zu bunt treiben oder aus irgendwelchen anderen Gründen der Staatsräson im Wege stehen.
Man zieht einfach irgendein Skandälchen aus der Schublade – Drogen, Korruption, Neonazi-Verbindungen und ähnliches – und setzt sie unter Druck oder sägt sie ab.
Kurz oder Strache sind Beispiele dafür in Österreich.

„Man muß verstehen, dass unser Gegner nicht das finnische Volk ist, sondern seine Politiker, die mit erstaunlicher Beharrlichkeit die russisch-finnischen Beziehungen zerstören, sagt Mezhevitsch.

Ostsee und Arktis

Die Präsenz Finnlands in der NATO gewährleistet die Umsetzung zweier Strategien des Bündnisses, betreffend Ostsee und Arktis.

Im ersten Fall erfolgt die direkte Beteiligung Helsinkis eher in Worten als in Taten. Helsinki wird sich nun viel mehr um die Sicherung seiner 1.100 km langen Landgrenze zu Russland kümmern als darum, die Ostsee in ein »NATO-Binnenmeer« zu verwandeln.
Gleichzeitig beginnen in Finnland angesichts der starken Verschlechterung der diplomatischen Beziehungen mit der Russischen Föderation Diskussionen über einen möglichen Rückzug aus dem Vertrag von 1940, in dem es unter anderem um den entmilitarisierten Status der Ålandinseln geht.

Die Einhaltung dieser Bedingung wird von der russischen diplomatischen Vertretung in Mariehamn kontrolliert. In einem aktuellen Interview schloss Präsident Sauli Niinistö eine Schließung dieser Vertretung nicht aus.

Was die Arktis betrifft, so verfügt Finnland hier tatsächlich sowohl über eine technologische Basis als auch über eine eigene (und sehr umfangreiche) Entwicklungsstrategie in der Region. Allerdings wird jede militärische Aktivität, einschließlich der Stationierung amerikanischer Militärstützpunkte auf seinem Territorium, von seinem östlichen Nachbarn eine angemessene Reaktion erhalten. Das wird für Finnland, das 70 Jahre lang keine Ahnung hatte, wie das Gleichgewicht der Bedrohungen tatsächlich aussieht, kaum als Errungenschaft im Bereich der nationalen Sicherheit angesehen werden können.

Der NATO-Beitritt wird eine umfassende Umstrukturierung der militärischen Kapazitäten mit sich bringen, betont Nikita Beluchin, Nachwuchsforscher in der Abteilung für europäische politische Studien am IMEMO RAN (Nationales Primakov-Forschungsinstitut für Weltwirtschaft und internationale Beziehungen).

»Das volle Ausmaß wird in ein paar Jahren klar sein, da alle nordischen Länder planen, die Verteidigungsausgaben in gewissem Umfang zu erhöhen. Auf der praktischen Seite wird der Rückkehr zu den Waffensystemen große Aufmerksamkeit gewidmet, die in den 90er und frühen 2000er Jahren aufgegeben wurden, als Auslandseinsätze Priorität hatten.
Darüber hinaus sprechen wir über Überwachungssysteme für die Aktionen der russischen Marine in der Ostsee«, sagte Beluchin.

Obwohl die Finnen die NATO-Mitgliedschaft befürworten, besteht hinsichtlich der Anwesenheit ausländischen Militärpersonals keine Einigkeit. Im Januar durchgeführte öffentliche Meinungsumfragen zeigten, dass nur 39 % der Befragten die Einrichtung eines dauerhaften NATO-Stützpunkts befürworten.

Der finnischen Gesellschaft wurde gesagt, dass sie für die neue Sicherheitsstruktur bezahlen würde, betont Nikolai Mezhevitsch.

»Nach den Informationen aus Finnland zu urteilen, können wir den Schluss ziehen, dass sie alle negativen Konsequenzen, die mit dem Abbruch der Beziehungen verbunden sind, bereits akzeptiert haben. Zuerst werden Energie und Tourismus einbrechen, dann andere Branchen«, glaubt Mezhevich. »Die Landwirtschaft konzentrierte sich hauptsächlich auf Rußland als Markt, da ihre Produkte für Europa zu teuer waren. Natürlich gibt es einen gewissen Spielraum aufgrund der hohen Qualität, aber dieser ist keineswegs unendlich.

Die finnische Gesellschaft war sich sicher, dass sie sich mit dem NATO-Beitritt auf die Seite der Gewinner stellte. Jetzt herrscht etwas Verwirrung.«

Reiner Selbstmord für Finnland

Die unglücklichste Auswirkung der Entscheidungen Helsinkis werden die wirtschaftlichen Folgen sein. Wie bereits erwähnt, wurde die UdSSR Mitte der 70er Jahre zum wichtigsten Handelspartner der Republik. Bis zu einem Viertel aller finnischen Exporte gingen in die Sowjetunion. Aber auch nach der tiefen Krise im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch der UdSSR gelang es Finnland und Russland aus natürlichen Gründen bald, Handelsbeziehungen aufzubauen. Mitte der 2010er Jahre gehörte die Russische Föderation durchweg zu den Top 5 der finnischen Exporte und Importe, und Projekte in Branchen wie dem Schiffbau, dem Maschinenbau, der Metallverarbeitung und sogar der Nanoindustrie entwickelten sich aktiv.

Unterdessen entdeckte Sauli Niinistö am 7. Juli, dass der Versuch, Russland“ (als Handelspartner) „wirtschaftlich zu »stornieren«, ganz konkrete unangenehme Folgen hatte.
Absolut alle finnischen Unternehmen hätten den russischen Markt verlassen, aber das habe zu keinem Ergebnis geführt, sagte er.“

Eine rätselhafte Äußerung des finnischen Präsidenten. Er meint offenbar, zu keinem erwünschten Ergebnis betreffend die Schwächung Rußlands. Auf der finnischen Seite hatte es offenbar durchaus Resultate im Sinne eines wirtschaftlichen Einbruchs.

„»Wir sind eines der ganz wenigen Länder in dieser Situation. Leider scheint dieser Mechanismus unwirksam zu sein«, schloss Niinistö.“

Also der vollständige Rückzug aus den russischen Handelsbeziehungen hat in Rußland keine Auswirklungen. Aber in Finnland notgedrungen schon.

„Viel unangenehmer wird es sein zu erkennen, dass es in den kommenden Jahren nicht möglich sein wird, zum vorherigen Niveau der bilateralen Beziehungen, auch der wirtschaftlichen, zurückzukehren. Die Wirtschaft des Landes hat die negativen Auswirkungen politischer Entscheidungen bereits zu spüren bekommen. Laut Bloomberg geriet Finnland aufgrund der desaströsen Statistiken im vierten Quartal 2022 in eine Rezession, die vor allem auf einen starken Rückgang der Exporte zurückzuführen war.

Mit seiner Entscheidung hat Finnland tatsächlich ein neues Kapitel in der Geschichte aufgeschlagen. Sollte es sich am Ende jedoch als Fehler herausstellen, wird es deutlich schwieriger, die Situation wieder in den ursprünglichen Zustand zu versetzen.“

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(*1) Damit sind gemeint:

1. der finnische Bürgerkrieg vom 27. 1. bis 5. 5. 1918, der mit Hilfe Deutschlands zugunsten der herrschenden Klassen entschieden wurde,
2. der Karelische Aufstand vom 6.11. 1921 bis 21.3. 1922,
3. der „Winterkrieg“ vom 30.11. 1939 bis 13.3. 1940,
4. der „Fortsetzungskrieg“ vom 22.6. 1941 bis 19.9. 1944.

(*2) Der Titel bezeichnet den Strauch „Gemeiner Schneeball“, der sowohl in der Ukraine als auch in Rußland sehr häufig ist. Es ist ein während des 1. Weltkriegs und danach populär gewordenes Volkslied, das heute wieder sehr gerne als eine Art patriotische Hymne der Ukraine gesungen wird.
(Es gibt allerdings mehrere Lieder gleichen Namens auf Russisch, mit einem ganz anderen Text, und auch einen sowjetischen Film dieses Namens.)

NATO-Gipfel in Vilnius

DER HUND WEDELT WIEDER MIT DEM SCHWANZ UND NICHT UMGEKEHRT

Was ist eigentlich die Bilanz dieses im Vorfeld so heftig beworbenen und besungenen NATO-Gipfels?


Zelenskij wirkt auf den meisten Fotos echt sauer. Die USA haben ihre Absicht durchgesetzt, daß eine Einladung der Ukraine in die NATO in Aussicht gestellt, aber nicht ausgesprochen wird.

Dabei ist erstens wichtig, daß der Ukraine mitgeteilt wird: Wir sind euch zu nichts verpflichtet! – und zweitens, daß das von den USA ausgeht, die von Anfang an die führende Kraft der Westorientierung der Ukraine waren – angefangen von Clintons Ausrufung der „Partnership for peace“ in Kiew im Jahr 1994.

Gleichzeitig wird getröstet: Wir liefern euch weiter Waffen – wie die ominösen Kassettenbomben, mit denen sie zwar ihr Land weiter kaputt machen, aber den Krieg nicht gewinnen können. Ihr dürft weiter Bumm Bumm machen, aber wir wenden uns jetzt anderen Kriegsschauplätzen zu.

Der britische Verteidigungsminister Wallace erinnert sich, daß er voriges Jahr bei seiner Ankunft in Kiew einen Wunschzettel präsentiert bekam, der ihn zu der Bemerkung veranlaßte, „daß das UK nicht Amazon ist“. Wie die Komsomolskaja Pravda spöttisch kommentiert, ist daran auch bemerkenswert, daß er sich jetzt öffentlich daran erinnert.
Damit erklärt der Brite, daß er sofort auf die neue Linie seines Herrn und Meisters einschwenkt und damit die anderen Falken-Nationen, namentlich Polen und Deutschland, im Regen stehen läßt.
Außerdem hat er gemeint, es läge an der Ukraine, ihre Freunde im Ausland zu überzeugen, daß sie ihr Waffen liefern und daß das die Sache wert ist. Etwas mehr Dankbarkeit wäre auch nicht schlecht, fügte er hinzu.

Ganz schnell wurde also Zelenskij zurechtgestutzt und daran erinnert, daß er ja nur das Werkzeug der Weltpolitik ist und nicht, was er gerne wäre, ihre Triebfeder.

Es ist schon bemerkenswert: Voriges Jahr wurden der Ukraine Friedensverhandlungen mehr oder weniger untersagt. Jetzt wird die ukrainische Regierung mehr oder weniger darauf aufmerksam gemacht, daß sie ihrem Auftrag, Rußland zu schwächen und zu zerstören, nicht nachgekommen ist – und deshalb schauen soll, wo sie bleibt. Außer Spesen nichts gewesen!

Diese Zurückstutzung des Helden in Olivgrün ist auch ein Wink mit dem Zaunpfahl an Polen, sich nicht allzu weit aus dem Fenster zu hängen: Glaubt nicht, daß irgendwer, also auch die USA nicht, euch die Kosten ersetzen werden, die der Ukraine-Krieg für Polen verursacht hat!
Überhaupt wurde der weit geöffnete Geldhahn für die Ukraine relativ abrupt zugedreht oder zumindest zu einer Tropf-Tropf-Armatur umfunktioniert. Hinter den Kulissen vielleicht schon länger, aber jetzt wurde das offiziell und öffentlich. Wenn ein europäischer Staat – oder Kanada – die Ukraine weiter unterstützen will, kann er das auf seine eigenen Kosten tun und hat dabei alle Freiheiten. Aber von den USA soll er sich da nix mehr erwarten.

Dafür wurden Allianzen in Fernost geschmiedet:

„Während der Nato-Gipfel in Vilnius hauptsächlich im Zeichen der Ukraine-Krise steht, wächst die Besorgnis über die potenzielle Gefahr für China, wenn sich die Nato verstärkt auf Japan fokussiert.
Insbesondere die Pläne zur Errichtung eines Nato-Verbindungsbüros in Tokio und die verstärkte militärische Zusammenarbeit zwischen Japan und der Nato haben dazu geführt, dass China seine Besorgnis zum Ausdruck bringt, wie es in der Global Times heisst.“ (Weltwoche, 12.7.)

Was macht Japan eigentlich dort? Das ist doch ein NATO-Gipfel!
Neben Japan waren auch Südkorea, Australien und Neuseeland geladen, die die USA viel lieber in die NATO einladen wollen als die Ukraine.

Man merkt also die deutliche Umorientierung der USA nach Osten. Es ist klar, daß die Ukraine ein Faß ohne Boden geworden ist, in die die USA – bei ständig wachsender Kritik im Inland – nicht weiter Geld hineinleeren wollen, während der Rivale China immer mehr erstarkt.

Man wird sehen, was dieser Dämpfer, den die Ambitionen der Kiewer Partie jetzt bekommen haben, für Folgen haben wird.

Möglicherweise fliegen doch bald Friedenstauben Richtung Moskau …

Der bei den westorientierten Medien nicht besonders populäre Militär-Berater Douglas Macgregor verkündete im Jänner auf seinem YouTube-Kanal „Judging Freedom“ (in der EU zensuriert), daß Biden „mit einem Anruf“ den Ukraine-Krieg beenden könnte – sofern er das wollte.

Jetzt wurde das anders gelöst, ganz öffentlich und die Entscheidung der ukrainischen Führung überlassen. Wie elegant und zartfühlend.
Es geht doch nichts über das Selbstbestimmungsrecht der Völker!

Pressespiegel Komsomolskaja Prawda, 6.7.: Kiew bereitet eine nukleare Provokation im AKW Zaporozhje vor

WIE DAS KRAFTWERK VOR EINER EXPLOSION UND DIE WELT VOR EINER KATASTROPHE GESCHÜTZT WIRD

Politikwissenschaftler Baschirov: Kiew will im AKW eine Explosion veranstalten, um die NATO zu mobilisieren.“

So ein Schritt ist irgendwo logisch, da sich inzwischen herausgestellt hat, daß die ukrainische Armee gegen Rußland keine Chance hat.

„Kiew bereitet einen Angriff auf das Kernkraftwerk Zaporozhje vor.

Renat Kartschaa, Berater des Generaldirektors des Rosenergoatom-Konzerns, sagte: »Die Streitkräfte der Ukraine werden versuchen, das Kernkraftwerk mit Langstrecken-Präzisionswaffen sowie unbemannten Kamikaze-Luftfahrzeugen anzugreifen.«“

An und für sich sind die Reaktoren so gebaut, daß sie auch dem Einschlag von Flugzeugen widerstehen können. Aber das Lager für verbrauchte Brennstäbe könnte dabei zerstört werden. Und vielleicht ist irgendeine Rakete aus dem Westen vielleicht doch stark genug für die Zerstörung eines Reaktors.

„Aber der Beschuß des AKW wird nicht das einzige sein. … »Gleichzeitig ist geplant, aus einem Flugzeug mit radioaktivem Abfall versehene Munition abzuwerfen. Dieser Abfall wurde am 3. Juli aus dem AKW Südukraine“ (bei Juzhnoukrainsk) „auf einen der Militärflugplätze der Ukraine gebracht,« fügte Kartschaa hinzu.“

Das ist offenbar, um sicherzustellen, daß ordentlich Radioaktivität freigesetzt wird – damit sich das Ganze sozusagen auszahlt.
Man fragt sich, in welchen Behältern dieser wie immer geartete „Abfall“ transportiert wurde? Welchen Risiken wurden die an der Aktion Beteiligten ausgesetzt?

„Es gibt auch einen Plan B: Wenn es mit Drohnen und einem Luftangriff nicht klappt, haben die Provokateure eine Totschka-U-Rakete mit einem ebenfalls mit radioaktivem Müll gefüllten Sprengkopf bereit.

Kartschaa warnte, dass der Angriff in der Nacht zum 5. Juli stattfinden werde. Aber das ist, Gott sei Dank, nicht geschehen.
Die Experten haben bereits erklärt, warum – die Informationswelle unsererseits hat die Hitzköpfe im Westen abgekühlt. Macron und andere Staats- und Regierungschefs riefen den ganzen Abend des 4. Juli in Kiew an. Sie konnten sie offenbar davon abbringen.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass Zelenskij seine Pläne aufgegeben hat – es ist möglich, dass der Angriff einfach verschoben wurde.

Warum möchte Zelenskij das AKW in die Luft sprengen?

Es ist ganz einfach: Zelenskij will seine Kuratoren und Sponsoren »aufrütteln«. Schließlich findet vom 11. bis 12. Juli in Vilnius ein NATO-Gipfel statt, bei dem die Anwesenden sich erneut über das Schicksal der Ukraine entscheiden werden. Bisher ist nicht absehbar, wie es weitergehen soll.

Sie müssen dem NATO-Gipfel etwas darbringen – entweder einen Sieg“

– was offensichtlich nicht möglich ist –

„oder eine schreckliche Geschichte, um diejenigen zu einigen, die hinter ihnen stehen. Bei der NATO haben sie auch Meinungsverschiedenheiten – sogar Stoltenberg als NATO-Generalsekretär wurde für ein weiteres Jahr auf dem Vorsitz belassen, weil sie sich untereinander nicht“ (auf einen Nachfolger) „einigen konnten – erklärte Marat Baschirov, Politikwissenschaftler und Autor des Telegrammkanals »Politjoystick«, in einem Interview mit der KP.

Zunächst plante Zelenskij, die Nato mithilfe einer Sommeroffensive in südlicher Richtung aufzurütteln. Und obwohl sie noch andauert, ist sie im Wesentlichen gescheitert – es gibt keine gewünschten Ergebnisse (Durchbruch der russischen Verteidigung, Eroberung großer Gebiete, Zugang zum Asowschen Meer oder sogar zur Krim). Man muss sich also etwas einfallen lassen.

Und sie erfanden eine Provokation, gefolgt von einer Anklage gegen Russland, die zeigen sollte, dass Moskau angeblich zur Eskalation bereit sei und auch bereit, Zivilisten zu opfern. Diese Provokation war die Sprengung des Staudamms des Wasserkraftwerks Kachowka. Doch dann reagierte der Westen nicht – also ist etwas Ernsthafteres nötig. Und was könnte schlimmer sein als eine Explosion in einem Atomkraftwerk?

»Sie verwenden immer die gleichen Doppelzüge. So war es im Sommer 2014. Ukrainische Truppen begannen einzumarschieren und schossen ein Flugzeug ab – eine malaysische Boeing. Und dann war die ganze Welt entsetzt und begann großen Druck auf Russland auszuüben«, erinnert sich Baschirow.

Nukleare Provokation im AKW Zaporozhje

Unterdessen begann Kiew, das Publikum »aufzuwärmen«. Blogger haben einen solchen Begriff – Aufwärmen ist eine informative Vorbereitung auf die Einführung eines Produkts.

Fingerzeichen …

1. Es wurde ein Interview mit einem ehemaligen Berater von Zelenskijs Büro, Alexej Arestovitsch, veröffentlicht,

– ah ja, den gibts auch noch –

in dem er erstens versichert, dass »sie [= die Russen] versuchen werden, es in die Luft zu jagen oder vielmehr mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 % in die Luft jagen werden«, und zweitens: Er versicherte den Ukrainern sofort, dass bei einer Explosion im AKW nichts Schlimmes passieren wird – nur ein kleines Leck mit einem Radius von einem Kilometer.“

!!!

„2. Ukrainische Telegrammkanäle verbreiten die Nachricht, dass »Russland das Kernkraftwerk in die Luft sprengen wird«. Darüber hinaus erklärten die Streitkräfte der Ukraine offiziell, daß angeblich russische Streitkräfte Sprengstoff »auf dem Außendach des dritten und vierten Blocks« plaziert hätten.

3. Einigen Berichten zufolge besuchte der Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Ukraine, Zaluzhnyj, Anfang dieser Woche das Kernkraftwerk Rowno, wo er sich über die möglichen Folgen der Explosion dieses Kraftwerks informierte.

4. Und seit einigen Tagen werden in ukrainischen Fernsehsendern Zeichentrickfilmchen darüber gezeigt, was im Falle einer nuklearen Kontamination zu tun ist.

So biegt man in die Zielgerade ein: Zelenskij erklärt am Abend des 4. Juli, dass »die Welt bereit ist, auf alle Zwischenfälle zu reagieren« und wiederholt die These, dass auf dem Dach der Kraftwerke etwas Ähnliches wie Sprengstoff plaziert wurde. Parallel dazu gibt das Gesundheitsministerium der Ukraine dringend Anweisungen heraus, was im Falle einer nuklearen Katastrophe zu tun ist, und die Medien veröffentlichen eine Infektionskarte.

»Hier wird es eindeutig wärmer. Ein Versuch, auf die Bevölkerung einzuwirken. Zumal dies für die Ukrainer ein wunder Punkt ist. Sie haben eine Phobie vor Tschernobyl. Und im Westen wurde dafür bereits eine Medienkampagne vorbereitet. Dort sind sie bereit, zu schreiben und anzuschwärzen«, sagt Baschirov.

Unerwartete Unterstützung

Aber wir bekommen auch Unterstützung von dort, wo wir sie nicht erwartet hätten. Seltsamerweise ist dies der Chef der IAEA, Rafael Grossi. Im AKW Zaporozhje gibt es immer Beobachter, die mit eigenen Augen sehen, was wirklich passiert. Und er steht mit ihnen in Kontakt.
»Dort sind tatsächlich unabhängig agierende Ausländer und sie haben eine direkte Verbindung zu Grossi. Und wenn die Ukrainer sagen, dass unseres angeblich etwas auf das Dach von zwei Häuserblocks gelegt hat, können diese Inspektoren in 5 Minuten dorthin gehen und nachsehen. Niemand wird sie daran hindern«, bemerkt Baschirov.

Folgen einer Explosion im AKW

Was könnten die Folgen einer Explosion im AKW Zaporozhje sein? Tatsächlich wird nichts sehr Schlimmes passieren. Wie Alexej Tolkatschev, ehemaliger Ratsvorsitzender des der Staatlichen Aufsichtsbehörde für nukleare Regulierung der Ukraine, in seinen sozialen Netzwerken schrieb: »Eine Sprengung der Reaktoren im Kernkraftwerk Zaporozhje ist praktisch unmöglich, weil Reaktoren dieses Typs durch eine hermetisch abgeschlossene Hülle aus anderthalb Metern Stahlbeton geschützt sind.«
Sie »können daher dem Absturz eines Kleinflugzeugs, einer internen Explosion, einem Unfall standhalten.« Es kann nur durch die Explosion einiger superstarker Bomben zerstört werden. Aber auch danach muss der Reaktorbehälter noch zerstört werden.“

Man kann nur das beste hoffen.
Aber auch bei einem geringfügigeren Sabotageakt werden diejenigen russischen Armeeangehörigen, die das AKW bewachen und die Mitarbeiter des AKW selbst verstrahlt und dadurch geschädigt, soviel ist auf jeden Fall sicher.

„Eine ernsthafte Bedrohung stellt jedoch die Lagerung abgebrannter Kernbrennstoffe dar. Das sind hundert Stahlbetonbehälter direkt im Freien. Diese sind nicht für Bombardierungen ausgelegt.“

Sie wurden nämlich erst nach der Auflösung der SU, in der unabhängigen Ukraine angelegt, nachdem die Ukraine die Verträge für die Lieferung und Abholung von Brennstäben aus Rußland kündigte – oder auslaufen ließ.

Wie schützen wir das AKW? – jedenfalls mit allen Mitteln

Um die Hülle irgendwie zu beschädigen, muß sie von mehreren Raketen getroffen werden. Die Streitkräfte der Ukraine verfügen über sowjetische Raketen wie Totschka-U. Aber sie sind groß und die russische Luftabwehr ist in der Lage, sie abzufangen.

Die zweite Möglichkeit besteht darin, mit HIMARS oder Storm Shadow zuzuschlagen. Aber dann wird klar sein, dass Kiew westliche Waffen einsetzt, um eine Katastrophe herbeizuführen. Und es könnte sein, daß die westlichen Kuratoren das nicht erlauben.“

Das Wort von Herrn Baschirov in Gottes Ohr.

„Sie können von einem Flugzeug aus mit einem gelenkten Sprengkopf zuschlagen. Aber die russische elektronische Kriegsführung hat gelernt, ihren Lenkmechanismus zu stören. Und dann kann diese Bombe überall einschlagen und nicht dort, wo sie treffen sollte.

»Das AKW ist recht gut geschützt. Es gibt auch Luftverteidigungs- und elektronische Kriegsausrüstung. Die Luftabwehr wird wahrscheinlich funktionieren. Alle dort sind jetzt in höchster Alarmbereitschaft«, schloss Marat Baschirov.“