Waffenbrüder

DIE UNTERSTÜTZUNG DER UKRAINE

Das Unterstützungspaket für die Ukraine ist inzwischen doch durch das US-Parlament und die sonstigen Instanzen gegangen.

I. Was waren eigentlich die Gründe für die lange Pause von ca. einem halben Jahr?

1. eine gewisse Ernüchterung innerhalb der US-Eliten über das Unternehmen Ukraine, das sich immer mehr zu einem schwarzen Loch im Budget der USA entwickelt, ohne Aussicht auf Erfolg.

2. wurde damit Druck auf die europäischen Verbündeten ausgeübt, sich doch gefälligst auch einmal in die Seile zu hängen und den Patienten möglichst am Leben zu erhalten.

3. wurde auch der Ukraine signalisiert, daß sie ihre Hausaufgaben schlecht gemacht hat und mehr liefern muß, um weiter unterstützt zu werden.
Deshalb wurde in der Ukraine unter großem Druck von außen das Mobilisierungsgesetz angenommen, das die Zwangsrekrutierungen mit Polizeigewalt ermöglichen soll.

Ein von den ukrainischen Behörden veröffentlichtes Foto, das einen Wehrpflichtigen zeigt, der auf einer Luftmatratze über den Dnjepr nach Moldawien gelangen wollte, aber vom ukrainischen Grenzschutz eingefangen und festgenommen wurde.

II. Warum wurde das Paket doch noch genehmigt, und mit gar nicht so schwacher Mehrheit?

1. Die Erkenntnis, daß ein völliger Rückzug aus dem Projekt Ukraine ein sehr schlechtes Licht auf die immer noch angemaßte Weltmacht Nr. 1 wirft. Was sich auf andere laufende militärisch-politische Aktivitäten (Taiwan, Kaukasus) negativ auswirken könnte.

2. Die Einsicht, daß die Unterstützung der Europäer völlig unzureichend ist und eine baldige und für den ganzen Westen beschämende Niederlage der Ukraine zur Folge hätte.

3. Last but not least der Druck der US-Rüstungsindustrie, die sich von diesem Krieg fette Auftragsbücher erwartet und von Europa nicht in dem Ausmaß mit Bestellungen versorgt wurde, wie sich das manche Politiker und Unternehmer möglicherweise erwartet hätten, im Lichte der schwachen europäischen Kapazitäten.

Was die russische Seite betrifft, so gibt sich die völlig unbeeindruckt und meint, mit diesen ganzen neuen Waffen, Flugzeugen, Raketen usw. wird sich der Krieg zwar etwas in die Länge ziehen, aber dennoch mit einem Sieg Rußlands münden.

Diese Meinung wird auch von verschiedenen Militär-Analysten im Westen geteilt.

9 Gedanken zu “Waffenbrüder

  1. „Spanien wird der Ukraine eine Ladung Patriot-Raketen liefern

    DasVerteidigungsministerium schließt die Lieferung von Flugabwehr-Rampen aus, wird Kiew aber Projektile im Wert von mehr als einer Million Euro pro Einheit liefern“

    Hier stellt sich die Frage, wer dafür aufkommt. Spanien hat diese Geräte und die dazugehörigen Raketen ja auch einmal eingekauft …

    „Spanien hat sich angesichts des Drucks der NATO und der EU bereit erklärt, Patriot-Raketen an die Ukraine zu liefern, damit die europäischen Länder, die über dieses in den USA hergestellte System verfügen, es nach Kiew liefern, um dessen Flugabwehr gegen russische Angriffe zu stärken, wie haben gegenüber Regierungsquellen von EL PAÍS zugegeben haben.“

    Also erstens liefert Spanien diese Systeme nicht gerne – offenbar muß es sie herschenken und sich neue kaufen.
    Zweitens gibt es diesbezüglich Druck, damit auch andere Staaten diese Raketen herausrücken, zu ähnlich unvorteilhaften Bedingungen.
    Das ganze präsentiert sich also als ein gutes Geschäft für die USA-Firmen, die diese Geräte herstellen.

    Der Transfer einer kleinen Anzahl von Raketen  (jede Einheit kostet mehr als eine Million Euro und hat eine Höchstreichweite von 24 Kilometern und eine Reichweite von 150)“

    – vermutlich handelt es sich um Höhe und Höchstreichweite –

    – wurde umgesetzt, nachdem sich das Verteidigungsministerium seit 2013 geweigert hatte, diejenige Batterie in die Ukraine zu transferieren, die sich an der Grenze zwischen der Türkei und Syrien befindet.

    Sieh da, sieh da – was verteidigt Spanien an dieser Grenze?

    „Die spanische Armee verfügt über drei Batterien – jeweils mit entsprechenden Raketenwerfern, Radar und Kontrollstation – die 2004 und 2014 aus Deutschland aus zweiter Hand erworben wurden.“

    !!! Man spart, wo man kann.

    „Eine dieser Batterien befindet sich in der Stadt Adana (Türkei), die anderen beiden befinden sich auf dem Stützpunkt Marines (in der Provinz Valencia) und eine von ihnen wird dort für die Schulung des ukrainischen und spanischen Militärs in der Verwaltung dieses Systems verwendet.“

    Diese Basis „General Almirante“ befindet sich ca. 40 km nordwestlich von Valencia und wurde noch unter Franco im Jahr 1964 als Ausbildungszentrum für Rekruten eingerichtet. Nach der Abschaffung der Wehrpflicht 2001 hat die Basis offenbar verschiedene Verwendungsmöglichkeiten – Parkplatz für Abwehrraketen usw.

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Zelenskij forderte angesichts der in den kommenden Monaten erwarteten russischen Offensive die Lieferung von 6 Batterien zur Verteidigung der wichtigsten Zentren des Landes“

    – wo die wohl sind?
    Das Beharren auf den Patriot-Raketen bedeutet offensichtlich, daß alle anderen Abwehrsysteme mit den russischen Angriffen nicht fertig werden, was die europäischen Verteidigungssysteme in Verlegenheit bringt, ausgerechnet diejenigen hergeben zu müssen, die sie um teures Geld irgendwann von den US-Firmen erworben haben und wieder erwerben müssen, weil ihre eigenen Systeme offenbar Schrott sind.

    „und richtete sein Augenmerk auf das von der spanischen Armee eingesetzte und von einer Abteilung von 150 Soldaten betreute System in der Türkei.

    Das Verteidigungsministerium weigerte sich jedoch rundweg mit der Begründung, dass diese Systeme die einzigen seien, die gegen einen Raketenangriff wirksam seien – wie sich in den Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten gezeigt habe – und daß die spanischen Streitkräfte unter dem Mindestbestand ausgestattet seien.“

    Unklar bleibt immer noch, was dieses System in der Türkei macht. Es scheint sich um eine Art spezielle Verbindung Spaniens und der Türkei zu handeln.

    „Den konsultierten Quellen zufolge hat die Regierung jedoch als Ersatzleistung zugestimmt, eine Ladung Patriot-Raketen bereitzustellen. Auf jeden Fall wird es eine sehr begrenzte Anzahl sein, da die spanische Reserve etwa fünfzig Stück umfasst und diese Geschosse sehr teuer sind.“

    Na klar, mehr als eine Million Euro das Stück, die schiebt man nicht so einfach über den Ladentisch.

    Das Verteidigungsministerium hat ein Programm zur Anschaffung einer kompletten Patriot-Gruppe mit vier Batterien der 3+-Konfiguration, die viel fortschrittlicher ist als die, die es derzeit hat, was ihm eine echte Fähigkeit zur Raketenabwehr verleihen wird.

    Das Pentagon gab im vergangenen Oktober grünes Licht für die Operation im Wert von rund 2,6 Milliarden Euro, der Ministerrat hat jedoch noch nicht der Ausgabenobergrenze des Programms und der Vertragsunterzeichnung zugestimmt.“

    Ein einziges System dieser Art kostet also so um die 600 Millionen Euro, und die Ukraine will 6 davon haben – man müßte als NATO also dorthin einen Gegenwert von 3,6-3,8 Milliarden Euro schieben und es ist begreiflich, daß da niemand eine Freude damit hat und gerne andere Staaten zur Bereitstellung dieses Geräts drängen möchte.

    „Obwohl die Verfahren beschleunigt werden, wird prognostiziert, dass die neuen Batterien nicht vor 2028 oder 2029 eintreffen werden.“

    Anscheinend müssen erstens die finanziellen Mittel einmal von irgendwo her kommen – Spanien steckt ja in der Euro-Zwangsjacke und kann nicht so einfach Schulden machen. Großausgaben fürs Militär haben ja auch Griechenland in die Zahlungsunfähigkeit getrieben.
    Zweitens werden diese sehr komplizierten Systeme offensichtlich nicht von einem Tag auf den anderen gefertigt, sondern ab der tatsächlichen Vertragsunterzeichnung dauert es eine Weile, bis dieses High-Tech-Gerät geliefert wird.

    „In der Zwischenzeit müssen die Streitkräfte mit ihren derzeit begrenzten Mitteln die spanische Luftverteidigung sicherstellen.“

    Nach allem, was wir bisher wissen: Mit fast nix.

    „Auch die anderen Länder mit Patriot-Raketen stehen unter Druck, diese nach Kiew zu liefern: Deutschland hat die Lieferung einer weiteren Batterie angekündigt – der dritten seit Beginn der russischen Invasion –, während Griechenland den Schritt bald unternehmen könnte.“

    Ob Griechenland 600 Millionen Euro so ohne Weiteres herschenkt, und das neben dem wirklich hochgerüsteten Feind Türkei, ist eher zu bezweifeln.

    „Die Niederlande haben sich bereit erklärt, den Kauf von Raketen aus Drittländern zu finanzieren, um sie an die Ukraine zu liefern,“

    d.h., die eigenen will es nicht hergeben. Und was „finanzieren“ heißt, dafür gibt es sicher einen breiten Interpretationsspielraum.

    „während Frankreich das MAMBA-System liefern könnte,das es in Rumänien stehen hat.“

    Zelenskij will aber keine MAMBA, sondern die Patriot.

    „Die Verteidigungsminister der sogenannten Kontaktgruppe zur Ukraine oder Ramstein-Gruppe, die mehr als fünfzig Länder (einschließlich der 32 NATO-Mitglieder) unter der Führung der USA vereint, halten an diesem Freitag eine Videokonferenz ab, an der Spanien in der Person der Verteidigungsministerin Margarita Robles teilnehmen wird. Bei dem Treffen werden die Beiträge der verschiedenen Länder zu Kiews Forderungen erörtert, obwohl der Druck nachgelassen hat, nachdem der US-Kongress schließlich die Lieferung von Militärhilfe an die Ukraine in Höhe von 61 Milliarden US-Dollar genehmigt hat.“

    Die EU-Staaten hoffen, daß die USA jetzt Patriot-Systeme herschenken werden und man die eigenen behalten kann.

    „Die spanische Regierung, die ihr Engagement für die Unterstützung Kiews bekräftigt hat, bereitet bis zum 30. Juni ein neues Waffenpaket vor, das 10 der 19 Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 A4 umfasst, die derzeit rehabilitiert und zu den 10 im letzten Jahr gelieferten hinzugefügt werden.
    Über die Patriot-Raketen hinaus ist der Transfer anderer Flugabwehrsysteme problematisch: Die Armee verfügt nur über vier Nasams-Batterien, von denen eine dauerhaft in Lettland und eine andere für mehrere Monate in Estland stationiert ist. Obwohl Spanien zwölf Flugabwehrraketenwerfer vom Typ Hawk nach Kiew geliefert hat, ist die Lieferung weiterer Raketen dieses Typs nicht einfach, da ihre Produktion eingestellt wurde und die Vorräte nicht mehr aufgefüllt werden können, heißt es aus militärischen Quellen. Unter diesen Bedingungen setzt sich die Regierung dafür ein, dass die Munitionshersteller selbst Kiew beliefern, etwa Projektile vom Kaliber 155, auch wenn dies bedeutet, dass die Wiederauffüllung der fast leeren Arsenale der spanischen Armee verschoben wird.“

    Bei diesem Umdrehen von Schaffeln und Töpfen im Suchen nach Waffen, die man an Kiew schicken könnte, ist nicht nur Geldknappheit und Mangel an Waffen ein Problem.
    Es geht um die ganze Verfaßtheit der NATO: Ihre vermeintlich modernen und schlagkräftigen Waffen wurden von der russischen Armee zerstört, entwertet, dezimiert, und es steht zu befürchten, daß es mit den nächsten Lieferungen genauso sein wird – sodaß gar nicht klar ist, was für neue Systeme man eigentlich entwickeln und produzieren müßte.

    (El País, 26.4.)

  2. Rußland zeigt seine erbeuteten NATO-Waffen der Bevölkerung zum Tag des Sieges:

    „Putin sends horror warning to West as Russian exhibit shows off captured NATO equipment

    Vladimir Putin has sent a provocative message to the West, just days after the US and UK agreed to send billions more in military aid to Ukraine.

    Vladimir Putin's officials are putting the final touches to a public exhibit of captured NATO weapons in Moscow. The military equipment includes British vehicles, German tanks and US artillery weapons all captured in pristine condition from the ongoing war in Ukraine.“

    Diese ganzen Panzer usw. werden als eine Art großes Spielzeug vorgeführt. Es erinnert an die Taliban, die sich an den von den USA zurückgelassenen Kriegsgerät ergötzten …

    „Russians will be able to view dozens of captured military equipment at a square in Moscow during a month-long exhibit. The exhibition is described as a celebration of Russia’s success "against Ukrainian militants and their Western supporters".
    The Russian Ministry of Defence said that more than 30 pieces of military equipment made in Australia, Austria,“

    – wie kommen Waffen aus dem neutralen Österreich in die Ukraine? –

    the UK, the US, Turkey, Ukraine, France, Finland, the Czech Republic, Slovakia, Sweden and South Africa, will be displayed at Moscow's Victory Park.
    Beyond equipment, the exhibit will also expose Ukrainian "combat documents, maps and ideological literature".

    The Victory Park is an open-air museum focused on commemorating Nazi Germany's defeat during World War II – known in Russia as the Great Patriotic War.
    The exhibition will also run alongside Moscow's Red Square Victory Day parade on May 9 to commemorate the victory against the Nazis.
    The »NATO exhibit« is seen as Vladimir Putin taunting the West, just days after the US and UK agreed to send billions more in military aid.

    Earlier this week, Rishi Sunak promised the UK’s largest-ever military support package for Ukraine.
    The UK plans to send 400 vehicles, more than 1,600 missiles, 4m rounds of ammunition, 60 boats, as well as an additional £500m in military funding, taking the total to £3bn this financial year.

    On Friday the US announced it will provide about £4.7billion long-term military aid to Ukraine, including much sought-after munitions for Patriot air defence system.“

    Ein bemerkenswerter Hinweis auf den Wettlauf zwischen den westlichen Mächten bei der Unterstützung der Ukraine.
    Die EU, GB und die USA rittern darum, wer sich durch die Waffenlieferungen als wirkliche Weltmacht erweist. (Die Antwort ist: keine.) Jetzt haben die Briten nach einer gewissen Verschnaufpause tief in die Tasche gegriffen und siehe da: Schon kommt das Paket in den USA zustande.

    „Meanwhile, US military officials revealed that Ukraine had sidelined US Abrams M1A1 tanks because Russian drones could detect them and launch attacks.
    Five of the 31 Abrams that the US sent in January 2023 have already been lost to Russian attacks.“

    (The Daily Express, 26.4.)

    „Beispielsweise wird es amerikanische Schützenpanzer vom Typ Bradley, britische Panzerfahrzeuge vom Typ Husky TSV, Schützenpanzer vom Typ CV90 aus Schweden und französische Panzerfahrzeuge vom Typ AMX-10 RC anzusehen geben.“

    (Izvestija, 27.4.)

  3. „Russland verschärft Druck an den Fronten

    Wovor Militärexperten gewarnt haben, scheint nun tatsächlich einzutreten: Vor dem Eintreffen neuer westlicher Waffenlieferungen versucht Russland den Druck zu erhöhen und Gebietsgewinne zu machen – und das teilweise erfolgreich. Die ukrainischen Verteidiger im Osten des Landes geraten immer mehr in Not gegen die russischen Angreifer. »Die Lage an der Front hat sich verschärft«, schrieb der ukrainische Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj am Sonntag auf Facebook.

    Das russische Verteidigungsministerium in Moskau meldete am Sonntag die Eroberung der kleinen Ortschaft Nowobachmutiwka im Gebiet Donezk – auch ukrainische Militärbeobachter schlugen auf ihren Karten den Ort nordwestlich der im Februar geräumten Stadt Awdijiwka den Russen zu.“

    Seither hat die russische Armee Otscheretyne, Berdytschi, Semjonovka und Novomichailovka (südlich von Marjinka) erobert, was von der ukrainischen Militärführung bestätigt wurde, und weitere Dörfer in dieser Gegend dürften fallen, weil sie gar nicht ausreichend befestigt sind.

    „Der Feind greife in mehreren Stoßrichtungen an und habe sich ein Übergewicht an Menschen und Material verschafft. In einigen Bereichen erzielten die Russen »taktische Erfolge«, so Syrskyj. Russland habe »einen bedeutenden Vorteil an Kräften und Mitteln« und sei so in der Lage gewesen, bei heftigen Kämpfen Fortschritte zu erzielen, fuhr Syrsky fort. Russland habe »taktische Erfolge in einigen Sektoren« errungen, und in einigen Gegenden »gelang es unseren Truppen, die taktische Lage zu verbessern«.“

    Unklar ist, wo das sein soll.
    Aber diese aufmunternden Worte sind notwendig, um irgendwie angesichts der vielen Verluste Erfolgsmeldungen zu produzieren.

    „Weiter russische Vorstöße erwartet

    Westliche Militärexperten beobachten ebenfalls ein Vorrücken der russischen Truppen. »Russland wird absehbar spürbare taktische Gewinne erzielen in den kommenden Wochen, während die Ukraine darauf wartet, dass US-Unterstützung an der Front ankommt«, analysierte der Thinktank Institute for the Study of War (ISW) in den USA. »Aber es bleibt unwahrscheinlich, dass russische Kräfte die ukrainische Verteidigung überwinden.«“

    Warum?

    „Die USA hatten nach monatelanger Blockade vergangene Woche ein milliardenschweres Hilfspaket beschlossen. Den ukrainischen Truppen fehlt es seit Wochen an neuen Waffensystemen, vor allem aber an Munition.

    Phillips O’Brien, Professor für strategische Studien an der schottischen Universität St. Andrews, schreibt in seinem Substack-Blog von zwei Rennen, die gegeneinander laufen: Russland versuche, mit möglichst großen Gebietsgewinne Fakten zu schaffen, die Ukraine bemühe sich, die Waffensysteme, sobald sie geliefert seien, möglichst rasch ins Kampfgebiet zu bringen.“

    Das Problem ist, daß viele dieser Systeme zwar das sind, was der Westen hat und entbehren kann, aber nicht das, was die Ukraine brauchen würde: Artilleriemunition und Abwehrsysteme.
    Das zweite Problem ist, daß einige Systeme zwar zugesagt wurden, aber erst produziert werden müssen.

    „Sicherheitsabkommen mit den USA angekündigt

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigte indes ein bilaterales Sicherheitsabkommen mit den USA an. »Wir arbeiten bereits an einem konkreten Text«, sagte Selenskyj am Sonntag in seiner allabendlichen Videoansprache. Ziel sei, daraus das stärkste von allen Sicherheitsabkommen zu machen. Kiew hat in den vergangenen Monaten bereits eine Reihe von Sicherheitsabkommen mit verschiedenen europäischen Staaten geschlossen. Selenskyj machte keine Angaben dazu, wann das Sicherheitsabkommen zwischen Kiew und Washington unterzeichnet werden soll.

    Appell für weitere Patriot-Systeme

    Selenskyj hatte zuvor den Westen erneut zur verstärkten Lieferung von Flugabwehrwaffen aufgerufen. Russische Luftangriffe in der Nacht auf Samstag hätten auf das Gastransitsystem seines Landes gezielt, sagte er in einer Videobotschaft. Der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski forderte von Deutschlands Kanzler Olaf Scholz, umzudenken und der Ukraine Marschflugkörper vom Typ Taurus zu geben. Scholz blieb aber bei seiner Ablehnung.

    Die Ukraine brauche mehr Flugabwehrsysteme vom US-Typ Patriot, sagte Selenskyj. »Die Ukraine braucht sieben Systeme, das ist das absolute Minimum. Unsere Partner haben diese Patriots.«“

    Das Problem ist, daß das mangelhafte Abwehrsystem auch die Lieferung weiterer Waffensysteme relativ sinnlos erscheinen läßt, weil sie unter den derzeitigen Umständen von der russischen Seite leicht geortet und zerstört werden können.

    „Mitte April hatte Deutschland der Ukraine die Lieferung eines dritten Patriot-Systems zugesagt,“

    – zugesagt ist nicht geliefert, –

    „zuletzt bestätigte Spanien, ein System zu liefern.“

    Nein, ganz im Gegenteil, siehe oben: Es will nur einige Geschosse liefern, kein System.

    „Andere europäische Länder verweigern eine Zusage.“

    (ORF, 28.4.)

    Interessant ist auch, wie sehr in den Medien mit dem Begriff „taktisch“ operiert wird, womit beim Leser der Eindruck erweckt werden soll, so kleine Dörfer seien ja ohne strategischen Wert und keineswegs ein Anzeichen für die immer drückendere Überlegenheit der russischen Armee.

  4. Zu diesen ganzen Erläuterungen um die Patriot-Abwehrsysteme ist dieser Artikel vom Vorjahr ebenfalls aufschlußreich:

    „Verkauf von Luftverteidigungssystemen Patriot an Polen genehmigt 

    Die Defense Security Cooperation Agency (DSCA) hat am 28. Juni mitgeteilt, dass das US-Außenministerium den Verkauf eines »Integrated Air and Missile Defense (IAMD) Battle Command System (IBCS)« und zugehöriger Ausrüstung für den geschätzten Preis von 15 Milliarden Dollar (umgerechnet 13,8 Milliarden Euro) an Polen genehmigt hat.“ (Hervorhebung von mir.)

    „Der DSCA-Mitteilung zufolge steckt dahinter das Luftverteidigungssystem Patriot in der Konfiguration 3+ mit modernisierten Sensoren und Komponenten. Es besteht aus 48 Patriot M903 Werfern mit Netzwerkanbindung (Launcher Interface Network Kits, LINKs), zwölf Radaranlagen LTAMDS (Lower Tier Air and Missile Defense Sensor), zwölf Energieversorgungsanlagen LTPS (Large Tactical Power Systems) und bis zu 644 PAC-3 MSE Raketen.

    Hinzu kommen Kommunikationsausrüstung, Werkzeuge und Testausrüstung, Unterstützungsausrüstung, Generatoren, Ersatzteile, Reparaturteile, Empfänger für das Global Positioning System PPS (SAASM), Modifizierungskits, technische, ingenieurtechnische und logistische Unterstützungsleistungen der US-Regierung und von Auftragnehmern für Planung, Ausführung, Systemintegration und Checkout, Flugtestaktivitäten, Unterstützung und Schulung durch Außenstellen sowie andere damit verbundene Elemente der Logistik und Programmunterstützung.“

    (ES&T, 3.7. 2023)

    Es kann vermutet werden, daß das

    1. ein „Freundschaftspreis“ der USA für diesen wichtigen Verbündeten ist, der in Form von Subventionen aus den bisherigen Unterstützungen für die Ukraine finanziert wird,

    2. daß die Bezahlung von Seite Polens mit langfristigen Krediten abgesichert wird, weil woher soll Polen so viel Geld haben; und über die nächsten Jahre abgestottert wird.

    3. daß natürlich Polen keines dieser Patriot-Systeme hergeben wird, und schon gar nicht an die Ukraine.

  5. Hier wird eine neue russische Panzer-Variante vorgestellt und hier gibt es vermischte Meldungen zur Front, da die zugesagte Hilfe eben noch nicht da ist.

  6. Was ist eigentlich aus den F-16-Flugzeugen geworden, die seit vorigem Jahr versprochen wurden, nicht mit der US-Hilfe zusammenhängen und dennoch nicht in der Ukraine ankommen?

    „Die Ukraine wird ungeduldig, nachdem es monatelang zu Verzögerungen bei der Lieferung von F-16-Flugzeugen von ihren Verbündeten kam

    Die Niederlande, Norwegen, Dänemark und Belgien haben sich verpflichtet, mehr als 70 Einheiten dieses amerikanischen Jagdflugzeugs an die Ukraine zu übergeben.“

    Sie seien zu einer Art Legende geworden, meint der ukrainische Militäranalyst Romanenko. Ursprünglich waren sie für Jänner vorgesehen, jetzt heißt es, die ersten 6 (!) könnten im Juli ankommen.

    „Laut aktuellen Informationen von Le Monde und der New York Times hat sich die Ausbildung von Piloten und Wartungsteams jedoch als komplexere Aufgabe als erwartet erwiesen. Romanenko gab an, dass der Hauptgrund für die Verzögerung die Vorbereitung von Start- und Landebahnen sei, die für schnelle, vor dem Feind verborgene Operationen geeignet seien.
    Der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe Jevlasch bestätigte, dass die beste Option darin bestünde, unterirdische Stützpunkte zu errichten, aber das sei langwierig und teuer, weshalb die Luftwaffe beschließt, einen Plan zur Verteilung der F-16 auf geheime Flugplätze und Start- und Landebahnen fertigzustellen.“

    Von russischer Seite wurde schon öfter betont, daß diese Flugzeuge sofort zerstört würden, sobald sie in der Ukraine ankommen und westliche Militärexperten haben auch die Befürchtung, daß das so ausgehen könnte. Irgendwo muß man diese Dinger ja abstellen und die ukrainische Luftabwehr ist ziemlich am Ende.
    Man muß die verzögerte Lieferung dieser Flugzeuge mit der Debatte um die Patriot-Raketen zusammenbringen – gibts keine Patriot, so bleiben diese Flugzeuge im sicheren Ausland.
    Ein Starten aus anderen Staaten zum Einsatz in der Ukraine würde Rußland als Casus Belli betrachten und diese Staaten zu Kriegsgegnern erklären – das hat Rußland Polen, Rumänien und Moldawien unmißverständlich signalisiert.

    „Der ehemalige Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte Zaluzhni erläuterte im November 2023 in einem in The Economist veröffentlichten Aufsatz, dass diese Flieger nützlich wären, aber zu spät eintreffen werden, um ein entscheidender Faktor für die Wende im Krieg zu sein. Der ideale Zeitpunkt wäre die Gegenoffensive im letzten Sommer gewesen, die aufgrund der soliden russischen Befestigungen und der mangelnden Luftwaffe der Ukraine scheiterte. Zaluzhni betonte, dass die F-16 abheben werden, wenn Rußland sein Flugabwehrnetz bereits verstärkt hat.“

    Wenn es nach Rußland geht, werden sie überhaupt nicht abheben. 
    Die Bombardements der letzten Wochen sollen das klarstellen: Euren Luftraum kontrollieren wir!

    „Romanenko glaubt, dass der Erhalt von 6 F-16 im Sommer praktisch keinen Vorteil bringt und dass es mindestens 12 sein sollten, also eine Staffel. Für diesen General wäre eine Zahl, die einen qualitativen Sprung bedeuten würde, 100 amerikanische Jagdflugzeuge, die die russische Luftdominanz ausgleichen könnten: Die russische Armee verfügt über 300 Kampfflugzeuge, die direkt am Krieg beteiligt sind, und 1.500 in ganz Russland.“

    Abgesehen davon, daß diese Menge für die Ukraine nicht zur Verfügung steht, verursachen 6, 12 oder 100 Flugzeuge das gleiche Problem: Wo sollen sie geparkt werden und von wo sollen sie starten?
    Russische Militäranalysten haben gemeint, es würde eigentlich schon genügen, die Startbahnen zu zerstören, dann bleiben die Flieger notgedrungen am Boden.
    Während man ein Flugzeug in einem Hangar verstecken kann, ist das mit einer solchen Piste nicht so einfach.

    „Zaluzhni gab im November bekannt, dass von den 120 Flugzeugen, über die die ukrainische Luftwaffe zu Beginn der Invasion verfügte – alte sowjetische Mig-29- und Su-27-Jäger –, sieben Monate später nur noch 40 aktiv waren. Seither hat sich die Anzahl weiter verringert, aber die derzeitigen Zahlen werden nicht bekanntgegeben.“

    Rußland schießt diese Flugzeuge nämlich Stück für Stück ab, was gar nicht so recht in den hiesigen Medien wahrgenommen wird.

    „Die F-16, die in der Ukraine eintreffen werden, sind noch dazu Modelle, die zwischen den frühen 1980er und den 1990er Jahren hergestellt wurden. »Sie haben uns die billigsten Flieger versprochen. Sie geben uns Altmetall, während sie Israel die F-35 geben [eines der besten Kampfflugzeuge Amerikas und der Welt].«“

    Und das, obwohl Israel sie gegen eine Zivilbevölkerung ohne Abwehrmöglichkeiten einsetzt, während die Ukraine der hochgerüsteten russischen Armee gegenübersteht.

    Ein US-Offizier weist auf ein weiteres Problem hin:

    „Mehr F-16 für die Ukraine bedeuten, dass sie mehr Ersatzteile, mehr Ausbildung, mehr Munition und mehr Infrastruktur benötigt. All dies erfordert Zeit und kostet viel Geld. »Die Entwicklung der Infrastruktur für solch komplexe Waffensysteme dauert Jahre, was schwierig ist, solange ein Konflikt andauert, und umso mehr für ein Land, das einen groß angelegten Krieg gegen eine der größten Armeen der Welt führt.«“

    Ein US-Analyst versprüht in einem Zeitungsartikel mehr Optimismus, aber das gehört eben auch zu der seltsamen Art von Unterstützung, die die Ukraine erhält: Schuterklopfen und viel zu wenig, um gewinnen zu können.

    (El País, 3.5.)

  7. Spanien hat die Patriot-Raketen an die Ukraine übergeben. Über deren Anzahl herrscht Schweigen.
    Vermutlich zwischen 3 und 5 Stück … Bei 5 Stück immerhin ca. 6 Millionen Euro, die da hinübergeschoben werden …

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