Waffenbrüder

DIE UNTERSTÜTZUNG DER UKRAINE

Das Unterstützungspaket für die Ukraine ist inzwischen doch durch das US-Parlament und die sonstigen Instanzen gegangen.

I. Was waren eigentlich die Gründe für die lange Pause von ca. einem halben Jahr?

1. eine gewisse Ernüchterung innerhalb der US-Eliten über das Unternehmen Ukraine, das sich immer mehr zu einem schwarzen Loch im Budget der USA entwickelt, ohne Aussicht auf Erfolg.

2. wurde damit Druck auf die europäischen Verbündeten ausgeübt, sich doch gefälligst auch einmal in die Seile zu hängen und den Patienten möglichst am Leben zu erhalten.

3. wurde auch der Ukraine signalisiert, daß sie ihre Hausaufgaben schlecht gemacht hat und mehr liefern muß, um weiter unterstützt zu werden.
Deshalb wurde in der Ukraine unter großem Druck von außen das Mobilisierungsgesetz angenommen, das die Zwangsrekrutierungen mit Polizeigewalt ermöglichen soll.

Ein von den ukrainischen Behörden veröffentlichtes Foto, das einen Wehrpflichtigen zeigt, der auf einer Luftmatratze über den Dnjepr nach Moldawien gelangen wollte, aber vom ukrainischen Grenzschutz eingefangen und festgenommen wurde.

II. Warum wurde das Paket doch noch genehmigt, und mit gar nicht so schwacher Mehrheit?

1. Die Erkenntnis, daß ein völliger Rückzug aus dem Projekt Ukraine ein sehr schlechtes Licht auf die immer noch angemaßte Weltmacht Nr. 1 wirft. Was sich auf andere laufende militärisch-politische Aktivitäten (Taiwan, Kaukasus) negativ auswirken könnte.

2. Die Einsicht, daß die Unterstützung der Europäer völlig unzureichend ist und eine baldige und für den ganzen Westen beschämende Niederlage der Ukraine zur Folge hätte.

3. Last but not least der Druck der US-Rüstungsindustrie, die sich von diesem Krieg fette Auftragsbücher erwartet und von Europa nicht in dem Ausmaß mit Bestellungen versorgt wurde, wie sich das manche Politiker und Unternehmer möglicherweise erwartet hätten, im Lichte der schwachen europäischen Kapazitäten.

Was die russische Seite betrifft, so gibt sich die völlig unbeeindruckt und meint, mit diesen ganzen neuen Waffen, Flugzeugen, Raketen usw. wird sich der Krieg zwar etwas in die Länge ziehen, aber dennoch mit einem Sieg Rußlands münden.

Diese Meinung wird auch von verschiedenen Militär-Analysten im Westen geteilt.

30 Gedanken zu “Waffenbrüder

  1. „Spanien wird der Ukraine eine Ladung Patriot-Raketen liefern

    DasVerteidigungsministerium schließt die Lieferung von Flugabwehr-Rampen aus, wird Kiew aber Projektile im Wert von mehr als einer Million Euro pro Einheit liefern“

    Hier stellt sich die Frage, wer dafür aufkommt. Spanien hat diese Geräte und die dazugehörigen Raketen ja auch einmal eingekauft …

    „Spanien hat sich angesichts des Drucks der NATO und der EU bereit erklärt, Patriot-Raketen an die Ukraine zu liefern, damit die europäischen Länder, die über dieses in den USA hergestellte System verfügen, es nach Kiew liefern, um dessen Flugabwehr gegen russische Angriffe zu stärken, wie haben gegenüber Regierungsquellen von EL PAÍS zugegeben haben.“

    Also erstens liefert Spanien diese Systeme nicht gerne – offenbar muß es sie herschenken und sich neue kaufen.
    Zweitens gibt es diesbezüglich Druck, damit auch andere Staaten diese Raketen herausrücken, zu ähnlich unvorteilhaften Bedingungen.
    Das ganze präsentiert sich also als ein gutes Geschäft für die USA-Firmen, die diese Geräte herstellen.

    Der Transfer einer kleinen Anzahl von Raketen  (jede Einheit kostet mehr als eine Million Euro und hat eine Höchstreichweite von 24 Kilometern und eine Reichweite von 150)“

    – vermutlich handelt es sich um Höhe und Höchstreichweite –

    – wurde umgesetzt, nachdem sich das Verteidigungsministerium seit 2013 geweigert hatte, diejenige Batterie in die Ukraine zu transferieren, die sich an der Grenze zwischen der Türkei und Syrien befindet.

    Sieh da, sieh da – was verteidigt Spanien an dieser Grenze?

    „Die spanische Armee verfügt über drei Batterien – jeweils mit entsprechenden Raketenwerfern, Radar und Kontrollstation – die 2004 und 2014 aus Deutschland aus zweiter Hand erworben wurden.“

    !!! Man spart, wo man kann.

    „Eine dieser Batterien befindet sich in der Stadt Adana (Türkei), die anderen beiden befinden sich auf dem Stützpunkt Marines (in der Provinz Valencia) und eine von ihnen wird dort für die Schulung des ukrainischen und spanischen Militärs in der Verwaltung dieses Systems verwendet.“

    Diese Basis „General Almirante“ befindet sich ca. 40 km nordwestlich von Valencia und wurde noch unter Franco im Jahr 1964 als Ausbildungszentrum für Rekruten eingerichtet. Nach der Abschaffung der Wehrpflicht 2001 hat die Basis offenbar verschiedene Verwendungsmöglichkeiten – Parkplatz für Abwehrraketen usw.

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Zelenskij forderte angesichts der in den kommenden Monaten erwarteten russischen Offensive die Lieferung von 6 Batterien zur Verteidigung der wichtigsten Zentren des Landes“

    – wo die wohl sind?
    Das Beharren auf den Patriot-Raketen bedeutet offensichtlich, daß alle anderen Abwehrsysteme mit den russischen Angriffen nicht fertig werden, was die europäischen Verteidigungssysteme in Verlegenheit bringt, ausgerechnet diejenigen hergeben zu müssen, die sie um teures Geld irgendwann von den US-Firmen erworben haben und wieder erwerben müssen, weil ihre eigenen Systeme offenbar Schrott sind.

    „und richtete sein Augenmerk auf das von der spanischen Armee eingesetzte und von einer Abteilung von 150 Soldaten betreute System in der Türkei.

    Das Verteidigungsministerium weigerte sich jedoch rundweg mit der Begründung, dass diese Systeme die einzigen seien, die gegen einen Raketenangriff wirksam seien – wie sich in den Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten gezeigt habe – und daß die spanischen Streitkräfte unter dem Mindestbestand ausgestattet seien.“

    Unklar bleibt immer noch, was dieses System in der Türkei macht. Es scheint sich um eine Art spezielle Verbindung Spaniens und der Türkei zu handeln.

    „Den konsultierten Quellen zufolge hat die Regierung jedoch als Ersatzleistung zugestimmt, eine Ladung Patriot-Raketen bereitzustellen. Auf jeden Fall wird es eine sehr begrenzte Anzahl sein, da die spanische Reserve etwa fünfzig Stück umfasst und diese Geschosse sehr teuer sind.“

    Na klar, mehr als eine Million Euro das Stück, die schiebt man nicht so einfach über den Ladentisch.

    Das Verteidigungsministerium hat ein Programm zur Anschaffung einer kompletten Patriot-Gruppe mit vier Batterien der 3+-Konfiguration, die viel fortschrittlicher ist als die, die es derzeit hat, was ihm eine echte Fähigkeit zur Raketenabwehr verleihen wird.

    Das Pentagon gab im vergangenen Oktober grünes Licht für die Operation im Wert von rund 2,6 Milliarden Euro, der Ministerrat hat jedoch noch nicht der Ausgabenobergrenze des Programms und der Vertragsunterzeichnung zugestimmt.“

    Ein einziges System dieser Art kostet also so um die 600 Millionen Euro, und die Ukraine will 6 davon haben – man müßte als NATO also dorthin einen Gegenwert von 3,6-3,8 Milliarden Euro schieben und es ist begreiflich, daß da niemand eine Freude damit hat und gerne andere Staaten zur Bereitstellung dieses Geräts drängen möchte.

    „Obwohl die Verfahren beschleunigt werden, wird prognostiziert, dass die neuen Batterien nicht vor 2028 oder 2029 eintreffen werden.“

    Anscheinend müssen erstens die finanziellen Mittel einmal von irgendwo her kommen – Spanien steckt ja in der Euro-Zwangsjacke und kann nicht so einfach Schulden machen. Großausgaben fürs Militär haben ja auch Griechenland in die Zahlungsunfähigkeit getrieben.
    Zweitens werden diese sehr komplizierten Systeme offensichtlich nicht von einem Tag auf den anderen gefertigt, sondern ab der tatsächlichen Vertragsunterzeichnung dauert es eine Weile, bis dieses High-Tech-Gerät geliefert wird.

    „In der Zwischenzeit müssen die Streitkräfte mit ihren derzeit begrenzten Mitteln die spanische Luftverteidigung sicherstellen.“

    Nach allem, was wir bisher wissen: Mit fast nix.

    „Auch die anderen Länder mit Patriot-Raketen stehen unter Druck, diese nach Kiew zu liefern: Deutschland hat die Lieferung einer weiteren Batterie angekündigt – der dritten seit Beginn der russischen Invasion –, während Griechenland den Schritt bald unternehmen könnte.“

    Ob Griechenland 600 Millionen Euro so ohne Weiteres herschenkt, und das neben dem wirklich hochgerüsteten Feind Türkei, ist eher zu bezweifeln.

    „Die Niederlande haben sich bereit erklärt, den Kauf von Raketen aus Drittländern zu finanzieren, um sie an die Ukraine zu liefern,“

    d.h., die eigenen will es nicht hergeben. Und was „finanzieren“ heißt, dafür gibt es sicher einen breiten Interpretationsspielraum.

    „während Frankreich das MAMBA-System liefern könnte,das es in Rumänien stehen hat.“

    Zelenskij will aber keine MAMBA, sondern die Patriot.

    „Die Verteidigungsminister der sogenannten Kontaktgruppe zur Ukraine oder Ramstein-Gruppe, die mehr als fünfzig Länder (einschließlich der 32 NATO-Mitglieder) unter der Führung der USA vereint, halten an diesem Freitag eine Videokonferenz ab, an der Spanien in der Person der Verteidigungsministerin Margarita Robles teilnehmen wird. Bei dem Treffen werden die Beiträge der verschiedenen Länder zu Kiews Forderungen erörtert, obwohl der Druck nachgelassen hat, nachdem der US-Kongress schließlich die Lieferung von Militärhilfe an die Ukraine in Höhe von 61 Milliarden US-Dollar genehmigt hat.“

    Die EU-Staaten hoffen, daß die USA jetzt Patriot-Systeme herschenken werden und man die eigenen behalten kann.

    „Die spanische Regierung, die ihr Engagement für die Unterstützung Kiews bekräftigt hat, bereitet bis zum 30. Juni ein neues Waffenpaket vor, das 10 der 19 Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 A4 umfasst, die derzeit rehabilitiert und zu den 10 im letzten Jahr gelieferten hinzugefügt werden.
    Über die Patriot-Raketen hinaus ist der Transfer anderer Flugabwehrsysteme problematisch: Die Armee verfügt nur über vier Nasams-Batterien, von denen eine dauerhaft in Lettland und eine andere für mehrere Monate in Estland stationiert ist. Obwohl Spanien zwölf Flugabwehrraketenwerfer vom Typ Hawk nach Kiew geliefert hat, ist die Lieferung weiterer Raketen dieses Typs nicht einfach, da ihre Produktion eingestellt wurde und die Vorräte nicht mehr aufgefüllt werden können, heißt es aus militärischen Quellen. Unter diesen Bedingungen setzt sich die Regierung dafür ein, dass die Munitionshersteller selbst Kiew beliefern, etwa Projektile vom Kaliber 155, auch wenn dies bedeutet, dass die Wiederauffüllung der fast leeren Arsenale der spanischen Armee verschoben wird.“

    Bei diesem Umdrehen von Schaffeln und Töpfen im Suchen nach Waffen, die man an Kiew schicken könnte, ist nicht nur Geldknappheit und Mangel an Waffen ein Problem.
    Es geht um die ganze Verfaßtheit der NATO: Ihre vermeintlich modernen und schlagkräftigen Waffen wurden von der russischen Armee zerstört, entwertet, dezimiert, und es steht zu befürchten, daß es mit den nächsten Lieferungen genauso sein wird – sodaß gar nicht klar ist, was für neue Systeme man eigentlich entwickeln und produzieren müßte.

    (El País, 26.4.)

  2. Rußland zeigt seine erbeuteten NATO-Waffen der Bevölkerung zum Tag des Sieges:

    „Putin sends horror warning to West as Russian exhibit shows off captured NATO equipment

    Vladimir Putin has sent a provocative message to the West, just days after the US and UK agreed to send billions more in military aid to Ukraine.

    Vladimir Putin's officials are putting the final touches to a public exhibit of captured NATO weapons in Moscow. The military equipment includes British vehicles, German tanks and US artillery weapons all captured in pristine condition from the ongoing war in Ukraine.“

    Diese ganzen Panzer usw. werden als eine Art großes Spielzeug vorgeführt. Es erinnert an die Taliban, die sich an den von den USA zurückgelassenen Kriegsgerät ergötzten …

    „Russians will be able to view dozens of captured military equipment at a square in Moscow during a month-long exhibit. The exhibition is described as a celebration of Russia’s success "against Ukrainian militants and their Western supporters".
    The Russian Ministry of Defence said that more than 30 pieces of military equipment made in Australia, Austria,“

    – wie kommen Waffen aus dem neutralen Österreich in die Ukraine? –

    the UK, the US, Turkey, Ukraine, France, Finland, the Czech Republic, Slovakia, Sweden and South Africa, will be displayed at Moscow's Victory Park.
    Beyond equipment, the exhibit will also expose Ukrainian "combat documents, maps and ideological literature".

    The Victory Park is an open-air museum focused on commemorating Nazi Germany's defeat during World War II – known in Russia as the Great Patriotic War.
    The exhibition will also run alongside Moscow's Red Square Victory Day parade on May 9 to commemorate the victory against the Nazis.
    The »NATO exhibit« is seen as Vladimir Putin taunting the West, just days after the US and UK agreed to send billions more in military aid.

    Earlier this week, Rishi Sunak promised the UK’s largest-ever military support package for Ukraine.
    The UK plans to send 400 vehicles, more than 1,600 missiles, 4m rounds of ammunition, 60 boats, as well as an additional £500m in military funding, taking the total to £3bn this financial year.

    On Friday the US announced it will provide about £4.7billion long-term military aid to Ukraine, including much sought-after munitions for Patriot air defence system.“

    Ein bemerkenswerter Hinweis auf den Wettlauf zwischen den westlichen Mächten bei der Unterstützung der Ukraine.
    Die EU, GB und die USA rittern darum, wer sich durch die Waffenlieferungen als wirkliche Weltmacht erweist. (Die Antwort ist: keine.) Jetzt haben die Briten nach einer gewissen Verschnaufpause tief in die Tasche gegriffen und siehe da: Schon kommt das Paket in den USA zustande.

    „Meanwhile, US military officials revealed that Ukraine had sidelined US Abrams M1A1 tanks because Russian drones could detect them and launch attacks.
    Five of the 31 Abrams that the US sent in January 2023 have already been lost to Russian attacks.“

    (The Daily Express, 26.4.)

    „Beispielsweise wird es amerikanische Schützenpanzer vom Typ Bradley, britische Panzerfahrzeuge vom Typ Husky TSV, Schützenpanzer vom Typ CV90 aus Schweden und französische Panzerfahrzeuge vom Typ AMX-10 RC anzusehen geben.“

    (Izvestija, 27.4.)

  3. „Russland verschärft Druck an den Fronten

    Wovor Militärexperten gewarnt haben, scheint nun tatsächlich einzutreten: Vor dem Eintreffen neuer westlicher Waffenlieferungen versucht Russland den Druck zu erhöhen und Gebietsgewinne zu machen – und das teilweise erfolgreich. Die ukrainischen Verteidiger im Osten des Landes geraten immer mehr in Not gegen die russischen Angreifer. »Die Lage an der Front hat sich verschärft«, schrieb der ukrainische Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj am Sonntag auf Facebook.

    Das russische Verteidigungsministerium in Moskau meldete am Sonntag die Eroberung der kleinen Ortschaft Nowobachmutiwka im Gebiet Donezk – auch ukrainische Militärbeobachter schlugen auf ihren Karten den Ort nordwestlich der im Februar geräumten Stadt Awdijiwka den Russen zu.“

    Seither hat die russische Armee Otscheretyne, Berdytschi, Semjonovka und Novomichailovka (südlich von Marjinka) erobert, was von der ukrainischen Militärführung bestätigt wurde, und weitere Dörfer in dieser Gegend dürften fallen, weil sie gar nicht ausreichend befestigt sind.

    „Der Feind greife in mehreren Stoßrichtungen an und habe sich ein Übergewicht an Menschen und Material verschafft. In einigen Bereichen erzielten die Russen »taktische Erfolge«, so Syrskyj. Russland habe »einen bedeutenden Vorteil an Kräften und Mitteln« und sei so in der Lage gewesen, bei heftigen Kämpfen Fortschritte zu erzielen, fuhr Syrsky fort. Russland habe »taktische Erfolge in einigen Sektoren« errungen, und in einigen Gegenden »gelang es unseren Truppen, die taktische Lage zu verbessern«.“

    Unklar ist, wo das sein soll.
    Aber diese aufmunternden Worte sind notwendig, um irgendwie angesichts der vielen Verluste Erfolgsmeldungen zu produzieren.

    „Weiter russische Vorstöße erwartet

    Westliche Militärexperten beobachten ebenfalls ein Vorrücken der russischen Truppen. »Russland wird absehbar spürbare taktische Gewinne erzielen in den kommenden Wochen, während die Ukraine darauf wartet, dass US-Unterstützung an der Front ankommt«, analysierte der Thinktank Institute for the Study of War (ISW) in den USA. »Aber es bleibt unwahrscheinlich, dass russische Kräfte die ukrainische Verteidigung überwinden.«“

    Warum?

    „Die USA hatten nach monatelanger Blockade vergangene Woche ein milliardenschweres Hilfspaket beschlossen. Den ukrainischen Truppen fehlt es seit Wochen an neuen Waffensystemen, vor allem aber an Munition.

    Phillips O’Brien, Professor für strategische Studien an der schottischen Universität St. Andrews, schreibt in seinem Substack-Blog von zwei Rennen, die gegeneinander laufen: Russland versuche, mit möglichst großen Gebietsgewinne Fakten zu schaffen, die Ukraine bemühe sich, die Waffensysteme, sobald sie geliefert seien, möglichst rasch ins Kampfgebiet zu bringen.“

    Das Problem ist, daß viele dieser Systeme zwar das sind, was der Westen hat und entbehren kann, aber nicht das, was die Ukraine brauchen würde: Artilleriemunition und Abwehrsysteme.
    Das zweite Problem ist, daß einige Systeme zwar zugesagt wurden, aber erst produziert werden müssen.

    „Sicherheitsabkommen mit den USA angekündigt

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigte indes ein bilaterales Sicherheitsabkommen mit den USA an. »Wir arbeiten bereits an einem konkreten Text«, sagte Selenskyj am Sonntag in seiner allabendlichen Videoansprache. Ziel sei, daraus das stärkste von allen Sicherheitsabkommen zu machen. Kiew hat in den vergangenen Monaten bereits eine Reihe von Sicherheitsabkommen mit verschiedenen europäischen Staaten geschlossen. Selenskyj machte keine Angaben dazu, wann das Sicherheitsabkommen zwischen Kiew und Washington unterzeichnet werden soll.

    Appell für weitere Patriot-Systeme

    Selenskyj hatte zuvor den Westen erneut zur verstärkten Lieferung von Flugabwehrwaffen aufgerufen. Russische Luftangriffe in der Nacht auf Samstag hätten auf das Gastransitsystem seines Landes gezielt, sagte er in einer Videobotschaft. Der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski forderte von Deutschlands Kanzler Olaf Scholz, umzudenken und der Ukraine Marschflugkörper vom Typ Taurus zu geben. Scholz blieb aber bei seiner Ablehnung.

    Die Ukraine brauche mehr Flugabwehrsysteme vom US-Typ Patriot, sagte Selenskyj. »Die Ukraine braucht sieben Systeme, das ist das absolute Minimum. Unsere Partner haben diese Patriots.«“

    Das Problem ist, daß das mangelhafte Abwehrsystem auch die Lieferung weiterer Waffensysteme relativ sinnlos erscheinen läßt, weil sie unter den derzeitigen Umständen von der russischen Seite leicht geortet und zerstört werden können.

    „Mitte April hatte Deutschland der Ukraine die Lieferung eines dritten Patriot-Systems zugesagt,“

    – zugesagt ist nicht geliefert, –

    „zuletzt bestätigte Spanien, ein System zu liefern.“

    Nein, ganz im Gegenteil, siehe oben: Es will nur einige Geschosse liefern, kein System.

    „Andere europäische Länder verweigern eine Zusage.“

    (ORF, 28.4.)

    Interessant ist auch, wie sehr in den Medien mit dem Begriff „taktisch“ operiert wird, womit beim Leser der Eindruck erweckt werden soll, so kleine Dörfer seien ja ohne strategischen Wert und keineswegs ein Anzeichen für die immer drückendere Überlegenheit der russischen Armee.

  4. Zu diesen ganzen Erläuterungen um die Patriot-Abwehrsysteme ist dieser Artikel vom Vorjahr ebenfalls aufschlußreich:

    „Verkauf von Luftverteidigungssystemen Patriot an Polen genehmigt 

    Die Defense Security Cooperation Agency (DSCA) hat am 28. Juni mitgeteilt, dass das US-Außenministerium den Verkauf eines »Integrated Air and Missile Defense (IAMD) Battle Command System (IBCS)« und zugehöriger Ausrüstung für den geschätzten Preis von 15 Milliarden Dollar (umgerechnet 13,8 Milliarden Euro) an Polen genehmigt hat.“ (Hervorhebung von mir.)

    „Der DSCA-Mitteilung zufolge steckt dahinter das Luftverteidigungssystem Patriot in der Konfiguration 3+ mit modernisierten Sensoren und Komponenten. Es besteht aus 48 Patriot M903 Werfern mit Netzwerkanbindung (Launcher Interface Network Kits, LINKs), zwölf Radaranlagen LTAMDS (Lower Tier Air and Missile Defense Sensor), zwölf Energieversorgungsanlagen LTPS (Large Tactical Power Systems) und bis zu 644 PAC-3 MSE Raketen.

    Hinzu kommen Kommunikationsausrüstung, Werkzeuge und Testausrüstung, Unterstützungsausrüstung, Generatoren, Ersatzteile, Reparaturteile, Empfänger für das Global Positioning System PPS (SAASM), Modifizierungskits, technische, ingenieurtechnische und logistische Unterstützungsleistungen der US-Regierung und von Auftragnehmern für Planung, Ausführung, Systemintegration und Checkout, Flugtestaktivitäten, Unterstützung und Schulung durch Außenstellen sowie andere damit verbundene Elemente der Logistik und Programmunterstützung.“

    (ES&T, 3.7. 2023)

    Es kann vermutet werden, daß das

    1. ein „Freundschaftspreis“ der USA für diesen wichtigen Verbündeten ist, der in Form von Subventionen aus den bisherigen Unterstützungen für die Ukraine finanziert wird,

    2. daß die Bezahlung von Seite Polens mit langfristigen Krediten abgesichert wird, weil woher soll Polen so viel Geld haben; und über die nächsten Jahre abgestottert wird.

    3. daß natürlich Polen keines dieser Patriot-Systeme hergeben wird, und schon gar nicht an die Ukraine.

  5. Hier wird eine neue russische Panzer-Variante vorgestellt und hier gibt es vermischte Meldungen zur Front, da die zugesagte Hilfe eben noch nicht da ist.

  6. Was ist eigentlich aus den F-16-Flugzeugen geworden, die seit vorigem Jahr versprochen wurden, nicht mit der US-Hilfe zusammenhängen und dennoch nicht in der Ukraine ankommen?

    „Die Ukraine wird ungeduldig, nachdem es monatelang zu Verzögerungen bei der Lieferung von F-16-Flugzeugen von ihren Verbündeten kam

    Die Niederlande, Norwegen, Dänemark und Belgien haben sich verpflichtet, mehr als 70 Einheiten dieses amerikanischen Jagdflugzeugs an die Ukraine zu übergeben.“

    Sie seien zu einer Art Legende geworden, meint der ukrainische Militäranalyst Romanenko. Ursprünglich waren sie für Jänner vorgesehen, jetzt heißt es, die ersten 6 (!) könnten im Juli ankommen.

    „Laut aktuellen Informationen von Le Monde und der New York Times hat sich die Ausbildung von Piloten und Wartungsteams jedoch als komplexere Aufgabe als erwartet erwiesen. Romanenko gab an, dass der Hauptgrund für die Verzögerung die Vorbereitung von Start- und Landebahnen sei, die für schnelle, vor dem Feind verborgene Operationen geeignet seien.
    Der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe Jevlasch bestätigte, dass die beste Option darin bestünde, unterirdische Stützpunkte zu errichten, aber das sei langwierig und teuer, weshalb die Luftwaffe beschließt, einen Plan zur Verteilung der F-16 auf geheime Flugplätze und Start- und Landebahnen fertigzustellen.“

    Von russischer Seite wurde schon öfter betont, daß diese Flugzeuge sofort zerstört würden, sobald sie in der Ukraine ankommen und westliche Militärexperten haben auch die Befürchtung, daß das so ausgehen könnte. Irgendwo muß man diese Dinger ja abstellen und die ukrainische Luftabwehr ist ziemlich am Ende.
    Man muß die verzögerte Lieferung dieser Flugzeuge mit der Debatte um die Patriot-Raketen zusammenbringen – gibts keine Patriot, so bleiben diese Flugzeuge im sicheren Ausland.
    Ein Starten aus anderen Staaten zum Einsatz in der Ukraine würde Rußland als Casus Belli betrachten und diese Staaten zu Kriegsgegnern erklären – das hat Rußland Polen, Rumänien und Moldawien unmißverständlich signalisiert.

    „Der ehemalige Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte Zaluzhni erläuterte im November 2023 in einem in The Economist veröffentlichten Aufsatz, dass diese Flieger nützlich wären, aber zu spät eintreffen werden, um ein entscheidender Faktor für die Wende im Krieg zu sein. Der ideale Zeitpunkt wäre die Gegenoffensive im letzten Sommer gewesen, die aufgrund der soliden russischen Befestigungen und der mangelnden Luftwaffe der Ukraine scheiterte. Zaluzhni betonte, dass die F-16 abheben werden, wenn Rußland sein Flugabwehrnetz bereits verstärkt hat.“

    Wenn es nach Rußland geht, werden sie überhaupt nicht abheben. 
    Die Bombardements der letzten Wochen sollen das klarstellen: Euren Luftraum kontrollieren wir!

    „Romanenko glaubt, dass der Erhalt von 6 F-16 im Sommer praktisch keinen Vorteil bringt und dass es mindestens 12 sein sollten, also eine Staffel. Für diesen General wäre eine Zahl, die einen qualitativen Sprung bedeuten würde, 100 amerikanische Jagdflugzeuge, die die russische Luftdominanz ausgleichen könnten: Die russische Armee verfügt über 300 Kampfflugzeuge, die direkt am Krieg beteiligt sind, und 1.500 in ganz Russland.“

    Abgesehen davon, daß diese Menge für die Ukraine nicht zur Verfügung steht, verursachen 6, 12 oder 100 Flugzeuge das gleiche Problem: Wo sollen sie geparkt werden und von wo sollen sie starten?
    Russische Militäranalysten haben gemeint, es würde eigentlich schon genügen, die Startbahnen zu zerstören, dann bleiben die Flieger notgedrungen am Boden.
    Während man ein Flugzeug in einem Hangar verstecken kann, ist das mit einer solchen Piste nicht so einfach.

    „Zaluzhni gab im November bekannt, dass von den 120 Flugzeugen, über die die ukrainische Luftwaffe zu Beginn der Invasion verfügte – alte sowjetische Mig-29- und Su-27-Jäger –, sieben Monate später nur noch 40 aktiv waren. Seither hat sich die Anzahl weiter verringert, aber die derzeitigen Zahlen werden nicht bekanntgegeben.“

    Rußland schießt diese Flugzeuge nämlich Stück für Stück ab, was gar nicht so recht in den hiesigen Medien wahrgenommen wird.

    „Die F-16, die in der Ukraine eintreffen werden, sind noch dazu Modelle, die zwischen den frühen 1980er und den 1990er Jahren hergestellt wurden. »Sie haben uns die billigsten Flieger versprochen. Sie geben uns Altmetall, während sie Israel die F-35 geben [eines der besten Kampfflugzeuge Amerikas und der Welt].«“

    Und das, obwohl Israel sie gegen eine Zivilbevölkerung ohne Abwehrmöglichkeiten einsetzt, während die Ukraine der hochgerüsteten russischen Armee gegenübersteht.

    Ein US-Offizier weist auf ein weiteres Problem hin:

    „Mehr F-16 für die Ukraine bedeuten, dass sie mehr Ersatzteile, mehr Ausbildung, mehr Munition und mehr Infrastruktur benötigt. All dies erfordert Zeit und kostet viel Geld. »Die Entwicklung der Infrastruktur für solch komplexe Waffensysteme dauert Jahre, was schwierig ist, solange ein Konflikt andauert, und umso mehr für ein Land, das einen groß angelegten Krieg gegen eine der größten Armeen der Welt führt.«“

    Ein US-Analyst versprüht in einem Zeitungsartikel mehr Optimismus, aber das gehört eben auch zu der seltsamen Art von Unterstützung, die die Ukraine erhält: Schuterklopfen und viel zu wenig, um gewinnen zu können.

    (El País, 3.5.)

  7. Spanien hat die Patriot-Raketen an die Ukraine übergeben. Über deren Anzahl herrscht Schweigen.
    Vermutlich zwischen 3 und 5 Stück … Bei 5 Stück immerhin ca. 6 Millionen Euro, die da hinübergeschoben werden …

  8. „Die russische Armee zerstörte nach einem Hinweis eines ukrainischen Flüchtlings geheime Lagerhäuser der ukrainischen Streitkräfte (AFU), die Waffen und Ausrüstung aus westlichen Ländern enthielten, schreibt das Wall Street Journal.“

    (KP, 15.5.)

    Wenn das stimmt, so heißt das nichts Gutes für die zukünftige Mobilisierung in der Ukraine. Nach dem neuen Mobilisierungsgesetz haben die Mobilisierungsämter freie hand in der Jagd auf Wehrpflichtige und müssen auch gewisse Quoten erfüllen, können also nicht alle gegen bestimmte Zahlungen laufen lassen, wie das bisher üblich war.

    Wenn diese Zwangsrekrutierten dann aber bei der ersten besten Gelegenheit überlaufen und auch noch militärische Geheimnisse preisgeben, so verheißt das nichts Gutes für die ukrainische Wehrfähigkeit.

  9. Anthony Blinken war in Kiew und hat der Ukraine weitere Unterstützung zugesichert:

    „Der US-Außenminister gab heute Morgen in Kiew bekannt, dass für Selenskyj weitere 2 Milliarden US-Dollar für die Produktion und den Kauf von Waffen für die Ukraine bereitgestellt wurden. Das Geld werde über einen neuen Fonds für die Verteidigungsindustrie fließen, sagte er.“

    (KP, 15.5.)

    Blinken spielt Gitarre. Er ließ es sich nicht nehmen, mit einer ukrainischen Rockband ein Lied von Neil Young zu spielen:

    „There's colors on the street
    Red, white and blue
    People shufflin' their feet
    People sleepin' in their shoes
    But there's a warnin' sign on the road ahead
    There's a lot of people sayin' we'd be better off dead
    Don't feel like Satan, but I am to them
    So I try to forget it any way I can

    Keep on rockin' in the free world
    ||: :||

    I see a woman in the night
    With a baby in her hand
    There's an old street light
    near a garbage can)
    ||: :||
    And now she put the kid away and she's gone to get a hit
    She hates her life and what she's done to it
    There's one more kid that'll never go to school
    Never get to fall in love, never get to be cool

    Keep on rockin' in the free world
    ||: :||

    We got a thousand points of light
    For the homeless man
    We got a kinder, gentler machine gun hand
    We got department stores and toilet paper
    Got Styrofoam boxes for the ozone layer
    Got a man of the people, says keep hope alive
    Got fuel to burn, got roads to drive

    Keep on rockin' in the free world
    ||: :||“

    Man kann Blinken nicht absprechen, ein passendes Lied gewählt zu haben, um die Vorzüge des Freien Westens und auch seine eigene Rolle umfassend darzustellen. angry

  10. Die Patriot-Abwehrsysteme stehen vor der Tür – oder doch nicht?

    „Die Ukraine hat für Charkiw mindestens zwei Patriot-Raketenbatterien im Wert von jeweils rund 1 Milliarde US-Dollar (920 Millionen Euro) beantragt.“

    Nur für Charkiw 2 Stück, was ist mit dem Rest des Landes? –

    „Die USA, die im Jahr 2022 angekündigt hatten, eines dieser Systeme in das überfallene Land zu schicken, erwägen nach Angaben der Agentur Bloomberg die Entsendung eines weiteren und wenden sich an ihre Verbündeten, um dieses Angebot zu erhöhen. Deutschland hat letzten Monat versprochen, eines dieser Geräte/Stationen zu entsenden.“

    (El País, 16.5.)

    Eine Milliarde einfach so hinüberschiemen – hmmm, hmmm.
    Noch dazu nur für Abwehr von Artillerie, und mit Geschoßen von über einer Million pro Stück – hmm, hmmm.

    Außerdem ist die Chance groß, angesichts der Artillerie-Überlegenheit der russischen Seite, daß so ein System sehr schnell ruiniert wird.
    Man muß also von ukrainischer bzw. NATO-Seite erst einmal überlegen, wie das überhaupt sicher nach Charkow kommt und wo es dann hingestellt wird.

  11. „Rechtsextreme Symbole bei ukrainischen Soldaten

    Berlin: (hib/AHE) Die Bundesregierung sieht keine Gefährdung eines möglichen Friedensprozesses in der Ukraine durch extreme ukrainische Nationalisten. »Es ist Russlands Imperialismus, der dem völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zugrunde liegt, und die Sicherheit in Europa bedroht«, heißt es in der Antwort (20/11297) auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion (20/11129).

    Wie die Bundesregierung darin weiter schreibt, seien im Rahmen der durch die Bundeswehr für die ukrainischen Streitkräfte durchgeführten Ausbildungen 7 Fälle festgestellt worden, bei denen Soldaten rechtsextremistische Symbole trugen.
    Die Ausbildung der betroffenen ukrainischen Soldaten sei in Abstimmung mit den ukrainischen Streitkräften sofort beendet und die betroffenen Personen in die Ukraine zurückgeführt worden. Deutsche Soldaten, die im Rahmen der Ausbildungsunterstützung Umgang mit Angehörigen der ukrainischen Streitkräfte haben, würden regelmäßig bezüglich rechtsextremistischer Symbole belehrt und sensibilisiert. Ukrainische Soldaten durchliefen nach ihrer Ankunft in Deutschland eine Belehrung bezüglich NS-Symbolik.“

    – die offenbar notwendig ist, aber nicht bei allen erfolgreich war.

    (Website des Bundestages, 15.5.)

  12. Der Besuch Blinkens in Kiew soll unter anderem durch das Drängen der USA auf totale Mobilisierung in der Ukraine motiviert gewesen sein.

    Auf Leute, die über die Theiss schwimmen, wird angeblich von den Grenzwächtern geschossen.
    (Erinnert das nicht an irgendetwas? … )

    Angeblich plant Kiew auch eine Totalmobilisierung im Osten der Ukraine.

    (Izvestija, 16.5.)

    Aber natürlich kriegt die ukrainische Regierung kalte Füße beim Gedanken, Bürger ihres Landes massenhaft zwangsweise einzuziehen.
    Erstens könnte das die inneren Kräfteverhältnisse aufs Spiel setzen, andererseits der Armee eine 5. Kolonne bescheren.

  13. Es stellt sich heraus, daß viel Geld in Verteidigungssysteme an der russisch-ukrainischen Grenze in Charkow geflossen ist. Angesichts der russischen Offensive wird jedoch klar, daß diese Systeme nicht oder nur sehr fehlerhaft ausgebaut wurden. Die projektierten Verminungen fanden überhaupt nicht statt. Und das, obwohl Zelenskij selbst dort war und mit viel medialer Unterstützung diese Befestigungsanlagen inspiziert hat:

    „Das Loch an der Grenze: Wohin verschwanden die Befestigungsanlagen der ukrainischen Streitkräfte in der Region Charkow?

    So erklärte Ministerpräsident Denis Schmyhal Ende April, dass das ganze Land seit Jahresbeginn mehr als 700 Millionen Dollar für den Bau von Befestigungsanlagen ausgegeben habe und die Region Charkow davon etwa 170 Millionen Dollar erhalten habe.
    In dieser Zeit kam Präsident Zelenskij persönlich in die Region, wo er die fertigen Anlagen inspizierte. In seinen sozialen Netzwerken veröffentlichte er Aufnahmen von zahlreichen Bunkern, Unterständen, Schützengräben und Panzerabwehr-»Drachenzähnen«.

    Nach Beginn der russischen Offensive wurde jedoch plötzlich klar, dass es keine Befestigungsanlagen gab. So erklärte der Kommandeur einer der Einheiten der ukrainischen Streitkräfte, Denis Jaroslawskij, dass die ukrainische Seite keine Befestigungen oder Minenfelder ausgerüstet habe. »In 2 Jahren hätten an der Grenze Betonkonstruktionen mit 3 unterirdischen Stockwerken auftauchen sollen, aber es gab nicht einmal Minen! Wir kommen zu dem Schluss, dass es sich entweder um einen verrückten Diebstahl oder um vorsätzliche Sabotage handelt. Ich weiß, dass die Soldaten der 125. Landverteidigungsbrigade, die ihre Stellungen aufgegeben haben, bereits berichten, dass sie gezwungen wurden, Abnahme- und Übergabeakte von Befestigungen zu unterzeichnen, die noch nicht einmal zu 30 % fertig waren«, beklagte er.
    Auch der ukrainische Propagandist Juri Butusow berichtete, dass es in der Nähe von Woltschansk keine Verteidigungsanlagen gebe. »Unsere Infanterie braucht Schutz, Tarnung, Stellungen für Ausrüstung in nahegelegenen Wäldern und ausgerüstete Festungen. Leider sehen weder ich noch die Soldaten selbst etwas davon«, bemerkte er.
    Ihm zufolge gibt es immer noch einzelne Befestigungsanlagen, die jedoch ohne Berücksichtigung des Geländes und ohne Bezug auf taktisch vorteilhafte Höhen errichtet wurden.

    Gleichzeitig tauchten in sozialen Netzwerken charakteristische Fotos auf. Eines der Fotos zeigt, dass am Straßenrand einfach Panzerabwehr-»Drachenzähne« aufgetürmt sind. Die Autoren des Fotos behaupten, dass das Foto in der Nähe des Dorfes Liptsy in der Region Charkow aufgenommen wurde; Betonbarrieren sollen seit letztem Sommer stillgelegt worden sein.
    Interessanterweise fällt bei näherer Betrachtung auf, dass auch diese Bauwerke sehr mürbe waren, also billiger Beton verwendet wurde. Ein weiteres Foto zeigt Positionen, die sie noch zu befestigen versuchten. »Sie haben versucht, etwas zu graben, an manchen Stellen haben sie sogar Beton gegossen, aber im Allgemeinen gibt es keine Logik oder System, und dementsprechend geht die Effizienz gegen Null. Aber sie haben nach oben etwas völlig anderes gemeldet«, stellen die Autoren fest.

    Was als nächstes geschah

    Nach Ausbruch des Skandals begann die Suche nach den Schuldigen. Gleichzeitig brachten die Beamten viele sich gegenseitig ausschließende Versionen vor. Einer von ihnen zufolge existieren Befestigungsanlagen, und alle Berichte über deren Abwesenheit wurden von russischer Seite bloß behauptet, um die Moral der ukrainischen Streitkräfte zu untergraben.
    Einer anderen Version zufolge war es aufgrund des russischen Beschusses schwierig, Bauwerke in unmittelbarer Nähe der Grenze zu errichten, aber irgendwo in den Tiefen der Region Charkow wurden sie trotzdem errichtet.
    Der Bürgermeister von Woltschansk, Tamaz Gambaraschwili, sagte, dass in der Stadt Befestigungsanlagen gebaut würden, »wenn auch vielleicht nicht sehr dicht«.

    Journalisten erfuhren einige Details der korrupten Netzwerke. So veröffentlichte die Freiwillige Martina Boguslavets eine Reihe von Dokumenten, darunter Kopien von Verträgen, die von der Verwaltung der Region Charkow geschlossen wurden.
    Diesen Unterlagen zufolge einigten sich die Beamten über den Bau von Befestigungsanlagen mit eigenartigen Firmen, an deren Spitze Personen standen, die dieser Art von Arbeit äußerst fern standen. Boguslavets stellt fest, dass juristische Personen buchstäblich am Vorabend des Vertragsabschlusses gegründet wurden.

    So beschlossen Beamte in einem Fall, Holz für die Verteidigung mit einem Unternehmen unter der Leitung eines gewissen Igor Tschaus zu liefern. Der Vertragswert betrug etwa 500.000 US-Dollar. Zuvor hatte der Mann eine Flasche Whisky aus einem Supermarkt in Charkow gestohlen und wurde dafür zu einer Ableistung von 100 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt.“

    D.h., sein Name wurde im Sinne eines Strohmanns verwendet, um Geld abzuzweigen.

    Ein weiteres Unternehmen, dem 3 Millionen US-Dollar überwiesen wurden, wurde von Victoria Smolyak geleitet, die wegen Gewaltanwendung gegen ihre Mutter vor Gericht stand. »Es ist klar, dass jemand mit Verbindungen zur Regierung neue Unternehmen registrierte und dabei Leute einsetzte, die nicht einmal davon wussten«, bemerkte Boguslawets.

    Interessant ist, dass die Strafverfolgungsbehörden bis zum 16. Mai in keiner Weise auf die skandalöse Situation reagiert haben und über Ermittlungen oder Strafverfahren nichts bekannt ist. Dies überrascht jedoch kaum jemanden; zuvor blieben die Beteiligten in anderen aufsehenerregenden Fällen straffrei.
    So starteten die ukrainischen Behörden bereits 2014 das Großprojekt »Europäische Mauer«. Damals sollte unter der Führung von Ministerpräsident Arsenij Jatsenjuk an der Grenze zu Russland ein hoher Zaun errichtet, Gräben ausgehoben und das Gebiet vermint worden sein. Dafür wurden Milliarden Griwna aus dem ukrainischen Budget ausgegeben, aber nur wenige kleine Gebiete wurden ausgestattet.
    Jatsenjuk bleibt auf freiem Fuß und lebt in den USA.

    Im vergangenen Winter kam es zu einem weiteren Skandal, der viel Aufsehen erregte. Damals stellte sich heraus, dass das ukrainische Verteidigungsministerium Lebensmittel für Militärangehörige zu Preisen kaufte, die zwei- bis dreimal höher waren als die Marktpreise. Eier für 17 Griwna wurden zum Meme in sozialen Netzen, da sie im Einzelhandel 7 Griwna kosteten.
    Der Gesamtbetrag des Deals überstieg 350 Millionen US-Dollar. Sechs Monate später trat Verteidigungsminister Alexei Reznikov stillschweigend zurück und scheint nun ebenfalls in die USA übersiedelt zu sein.
    Der stellvertretende Verteidigungsminister Rostislav Zamlinsky, der in Reznikovs Team für Finanzen und interne Revision verantwortlich war und diese besagte Vereinbarung unterzeichnete, erhielt im Mai dieses Jahres eine neue Position und wurde Sonderbotschafter des ukrainischen Außenministeriums.

    Meinungen zu der Sache

    Einige ukrainische Politiker glauben, dass der Skandal um diese Befestigungen die Beziehungen Kiews zu westlichen Partnern ernsthaft beeinträchtigen wird.
    So meint beispielsweise der Abgeordnete der Werchowna Rada Alexander Dubinskij, der wegen des Verdachts des Hochverrats im Gefängnis sitzt, dass Washington und Brüssel unter den gegenwärtigen Bedingungen noch mehr über die Wirksamkeit ihrer Hilfe nachdenken werden: »Milliarden an Geld und Waffen strömen in die Ukraine, aber die Behörden sind nicht in der Lage, banale Grabenaushubarbeiten durchzuführen. Das ist ein Schlag für die Positionen jener politischen Parteien“ (im Westen), „die die Hilfe für die Ukraine unterstützen«, stellt er fest.

    Der russische Politikwissenschaftler und Leiter des Instituts für regionale Probleme Dmitrij Zhurawljow sagt in einem Gespräch mit der Izvestija, dass Korruption zur Grundlage der öffentlichen Verwaltung in der Ukraine geworden sei. »Das ist kein Skandal, sondern eine ganz normale Angelegenheit, es würde mich wundern, wenn das Geld für den vorgesehenen Zweck ausgegeben würde. Ich bin sicher, dass es keine Konsequenzen geben wird. Washington und Brüssel sind sich darüber im Klaren, dass dieses System nicht besiegt werden kann. Sie verfügen über umfangreiche Erfahrung im Umgang mit verschiedenen ebenso funktionierenden Staaten, auch auf dem afrikanischen Kontinent.
    Sie wissen, dass in solchen Staaten das gesamte System auf Korruption beruht. Möglicherweise sind auch amerikanische und europäische Beamte an diesen Machenschaften beteiligt, weshalb wir keine lautstarke Verurteilung hören«, betont er.

    Der stellvertretende Direktor des Instituts der GUS-Staaten, Wladimir Zharichin, erinnert daran, dass die Amerikaner in der Ukraine ein ganzes Netzwerk von Antikorruptionsbehörden aufgebaut haben. (…)
    Jetzt sehen wir, dass sie absolut wirkungslos sind. Ich denke, Washington hat sich bereits damit abgefunden, dass ein bestimmter Prozentsatz der bereitgestellten Gelder auf die eine oder andere Weise verschwendet wird. Aber in diesem Fall geht es nicht um Prozente, sondern um Totaldiebstahl.
    Das Weiße Haus wird sich wahrscheinlich einige neue Kontrollsysteme einfallen lassen. Für sie ist es äußerst wichtig, dass die ukrainischen Streitkräfte die Front halten.
    Ein weiterer Rückzug werde einen Schatten auf die derzeitigen amerikanischen Behörden werfen, was angesichts der bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in den USA unangenehm sein werde, sagt er.“

    (Izvestija, 17.5.)

    Die Erfolge der russischen Streitkräfte an diesem Frontabschnitt schulden sich auch dem Umstand, daß sie in dieser Region viele Sympathisanten haben.

  14. Bei der Friedenskonferenz in der Schweiz wird man unter sich bleiben. Um es nicht zu einer Neuauflage der US-EU-Kriegstreiberei mit viel Worten und wenig Taten werden zu lassen, ist es gelungen, mit Präsident Marcos von den Philippinen einen Stargast einzuladen.
    Marcos soll wahrscheinlich heit von der Ukraine auf die Anti-China-Front gewendet werden, was er auch sicher macht, wenn man ihm genug Geld dafür in die Hand drückt.

    Einige Rückerinnerungen an seine Eltern, die Lichtgestalten Ferdinand und Imelda Marcos …

    Der Sturz seines Vaters wurde vermutlich von den US-Geheimdiensten betrieben, weil er das von den Japanern geklaute und auf den Philippinen versteckte Gold Südostasiens, sofern es in seinen Besitz gelangt war, nicht herausrücken wollte.
    Die USA meinen, als Siegermacht stünde das ihnen zu.
    ————————–

    Zelenskij spuckt in Singapur Gift und Galle, weil China nicht teilnimmt, nicht einmal mit einem Unterstaatssekretär.

    „»Es ist bedauerlich, dass ein so großes, unabhängiges und mächtiges Land wie China ein Instrument in den Händen von Putin ist«, kritisierte Zelenskij laut dem singapurischen Fernsehsender CNA.“

    (El País, 2.6.)

    Vor einiger Zeit hieß es, Putin sei jetzt völlig abhängig von China, während jetzt wieder China eine Marionette Rußlands ist.
    So reden Leute, die sich selber ein anderes Dasein als das einer Marionette Washingtons oder Brüssels gar nicht vorstellen können.

  15. Zur Schein-Debatte über den Einsatz westlicher Waffen gegen Rußland:

    „US-Außenminister Antony Blinken deutete letzte Woche an, dass seine Regierung den Fortgang des Krieges untersuchen werde, um ihre Entscheidungen »anzupassen und zu modifizieren«.“

    Diese komische doppelt gemoppelte Ausdrucksweise deutet darauf hin, daß die USA gar nicht wissen, was da angepaßt werden sollte, da ja alles geliefert wurde und alles im Grunde auch genehmigt wurde, worüber die USA verfügen — nur eben nicht in genügender Menge.

    „Der nationale Sicherheitsberater des Weißen Hauses, John Kirby, fügte am Dienstag hinzu, dass die Regierung von Präsident Joe Biden nie verhindert habe, dass ihre Patriot-Luftverteidigungssysteme zum Abschuss von Militärflugzeugen über russischem Territorium eingesetzt würden.“

    Die Ukraine kann sich jetzt entscheiden, ob sie die 1 Million+ (pro Stück) Munition, von denen sie kaum noch etwas hat, für den Angriff oder für die Verteidigung einsetzt ...

    (El País, 5.6.)

  16. Russische Truppen haben (wieder einmal) ein geheimes Waffenlager ausgehoben. (Man muß wissen, daß das britische Militär in seinen Verlautbarungen auf X schon vor einiger Zeit zugegeben bzw. verkündet hat, daß jede Menge solcher Waffenlager in der Ostukraine angelegt wurden, um den russischen Streitkräften bei ihrer (vermeintlich temporären) BesatzungSchwierigkeiten zu bereiten.)

    „Die russische Nationalgarde hat zusammen mit Offizieren der militärischen Spionageabwehr ein Lager mit im Ausland hergestellten Waffen in der Volksrepublik Donezk liquidiert. Sie fanden es dank Informationen, die militärische Spionageabwehroffiziere bei Verhören von Kriegsgefangenen erhielten.

    Aus einem Cache auf dem Dachboden eines nicht Wohnzwecken dienenden Gebäudes“

    — Es handelte sich also um ein Gebäude, das von staatlichen Stellen genutzt wurde. Dabei kann es sich um militärische Einrichtungen, zivile Verwaltungsgebäude, aber auch Schulen oder Krankenhäuser handeln.
    Wenn solche Waffenlager entdeckt und geleert werden, gibt es meistens keine Details zum Fundort, weil das unter „militärische Geheimnisse“ fällt.
    Hier wird aber mit diesem Detail darauf hingewiesen, daß auch staatliche Gebäude für dergleichen Depots verwendet wurden —

    „wurden im Ausland hergestellte Granatwerfer beschlagnahmt: drei Einheiten M-136 »Vampire«, zwei Einheiten M-72 hergestellt in den USA, RPG-22 und »Bullspike«, hergestellt in Bulgarien, sowie der schwedische »Sokrat«. Darüber hinaus wurden 7 Kilogramm TNT, mehr als 20 Granaten und über 200 Schuss Munition für Kleinwaffen westlicher Bauart entdeckt.“

    Man merkt an diesen Details mehrere Tatsachen: Erstens wurden für diese Waffendepots schon vor dem Einmarsch Waffensysteme eingesammelt, so auch von dem zum Zeitpunkt des russischen Einmarsches noch neutralen Schweden. Ob diese Waffen über den Waffenmarkt besorgt oder aufgrund geheimer Vereinbarungen zur Verfügung gestellt wurden, weiß man nicht.
    Zweitens geht aus dieser kurzen Meldung auch eines der wirklichen Probleme der ukrainischen Armee hervor: Aus jedem Dorf ein Hund. Auch bei den Granatwerfern gibt es einige Varianten aus verschiedenen NATO-Staaten.
    Diese Buntheit bzw. Multi-Kulti verursacht Probleme bei der Bedienung, dem Nachschub, der Wartung und der Reparatur.

    „Ähnliche Arsenale mit Armeewaffen und Munition wurden auch in der Nähe von Artemovsk (Bachmut) gefunden. Nach vorläufigen Angaben handelt es sich in einem Fall um Waffen, die im Jahr 2014 aus einem örtlichen militärischem Lager gestohlen wurden: 20 AKS-74U-Sturmgewehre, 184 PM-Pistolen und 18,6 Tausend Kleinwaffenmunition.
    Ein anderes Lager enthielt amerikanische Javelin-Panzerabwehrraketensysteme, polnische 60-mm-Splitterminen und deutsche Munition für einen handgeführten Panzerabwehr-Granatwerfer.“

    (KP, 5.6.)

  17. Der Patriot-Zirkus geht weiter:

    „Rumänien uneins über Patriot-Lieferung an die Ukraine

    Der rumänische Verteidigungsminister Angel Tîlvăr steht der Lieferung eines Patriot-Raketensystems an die Ukraine skeptisch gegenüber, so Ministerpräsident Marcel Ciolacu. Zuvor zeigte Präsident Klaus Iohannis bei einem Besuch in die USA Gesprächsbereitschaft.

    Mit Blick auf den jüngsten Besuch von Präsident Klaus Iohannis in den USA sagte Ciolacu, Tîlvăr habe ernsthafte Vorbehalte gegen die Lieferung eines Patriot-Raketensystems an die Ukraine. 

    »In den letzten Wochen gab es eine Diskussion darüber, wer Patriot-Systeme in die Ukraine schicken könnte«, sagte Iohannis nach einem Treffen mit US-Präsident Joe Biden in Washington. 

    »Präsident Biden erwähnte dies […] und ich habe gesagt, dass ich für Gespräche offen bin. Ich muss das im Obersten Verteidigungsrat besprechen, um zu sehen, was wir anbieten können und was wir im Gegenzug bekommen, denn es ist inakzeptabel, Rumänien ohne Luftverteidigung zu lassen«, sagte Iohannis. 

    Ciolacu sagte, er habe das Thema noch nicht mit Iohannis besprochen, da solche Entscheidungen vom Obersten Verteidigungsrat getroffen würden, dessen Vorsitzender Iohannis sei. 

    Aus seiner persönlichen Sicht wäre es für Rumänien »irgendwie besser«, wenn das System in der Ukraine stationiert wäre, sagte Ciolacu. 

    Das Abwehrsystem befinde sich in Rumänien, »um unsere Ostflanke zu schützen«, und wenn das System »etwas weiter weg, in der Ukraine, stationiert wäre und trotzdem Schutz böte, wäre das für uns in mancher Hinsicht von Vorteil«, so Ciolacu. 

    Der PNL-Vorsitzende Nicolae Ciucă betonte am Montag, dass die Frage nicht politisiert werden dürfe und eine Entscheidung erst nach einer umfassenden Analyse aller relevanten Faktoren getroffen werde. 

    Das Patriot-System ist das größte Beschaffungsvorhaben der rumänischen Armee. Bukarest hat fast 4 Milliarden Dollar für sieben Systeme ausgegeben. Allerdings sind erst vier der bestellten Systeme an das Land ausgeliefert worden und nur eines ist derzeit einsatzbereit.“

    (Euractiv, 14.5.)

    Schon sehr absurd, was der rumänische Regierungschef von sich gibt. Er ist sicher nachher gefragt worden, ob er noch alle Tassen im Schrank hat.
    Sobald das System in der Ukraine stünde, dient es den Interessen der Ukraine und nicht denen Rumäniens. Abgesehen davon wäre es ein legitimes Ziel russischer Angriffe, die schon 1-2 dieser Systeme zerstört haben.
    Außerdem: Rumänien hat sicher keine Dollarmilliarden zu verschenken.

    Inzwischen scheint nur mehr Johannis für diese Übergabe zu sein:

    „Das rumänische Verteidigungsministerium lehnte den Transfer des Patriot-Luftverteidigungssystems in die Ukraine ab. Diese Schlussfolgerung ist im Bericht des rumänischen Verteidigungsministeriums enthalten, der am 20. Juni vom Obersten Rat für Nationale Verteidigung angenommen werden soll. Es wird darauf hingewiesen, dass der Bericht die Unterstützung der Unabhängigkeit nicht direkt ablehnt, insbesondere da die endgültige Entscheidung vom Obersten Rat unter der Leitung von Iohannis getroffen wird.

    Eine Quelle des Portals Euroactiv betont, dass eine Änderung des Luftverteidigungssystems vereinbart werden kann, wenn Garantien dafür bestehen, dass die rumänische Luftverteidigung unverändert bleibt.“

    (KP, 18.6.)

    Auf gut Deutsch: Wenn Rumänien von den USA ein neues Patriot-System geschenkt bekommt …

  18. Neues von den Patriot-Systemen für die Ukraine:

    „Die USA, Israel und die Ukraine verhandeln über die Lieferung von Patriot-Systemen

    Die Financial Times berichtet, dass die USA und Israel begonnen haben, mit der Ukraine über die Lieferung von 8 Patriot-Luftverteidigungssystemen für den Bedarf der Streitkräfte der Ukraine zu diskutieren.
    Die Zeitung berichtet unter Berufung auf mit der Diskussion vertraute Quellen, daß die Vereinbarung darin besteht, Patriot-Systeme zunächst von Israel in die USA zu schicken und sie dann auf dem Territorium der Ukraine zu liefern. (…)

    Wir sprechen über diejenigen 8 Patriot-Batterien, die Israel seit mehr als 30 Jahren nutzt. Bereits im April hatte Israel angekündigt, diese Modelle durch modernere Systeme ersetzen zu wollen.“

    (MK, 27.6.)

    Jetzt schaut es schon sehr gut aus für die Lieferung der Patriot – Israel hat 8 davon übrig! (Zur Erinnerung: Neu kostet so ein System über eine Milliarde $.)
    Natürlich, Isreal braucht sie ja nicht, gegen die selbstgebastelten HAMAS-Flugobjekte reichen auch einfachere Systeme.

    Man sollte diese Lieferung genau beobachten, ob wirklich 8 und wirklich geliefert … Vielleicht fallen sie schon unterwegs auseinander … Oder die Ukraine erhält Atrappen, damit Zelenskij endlich Ruhe gibt.

  19. Putin faßt das Ergebnis des Gedankenaustausches mit Viktor Orbán über den Krieg in der Ukraine zusammen und nennt auch das wichtigste Hindernis für die ukrainische Seite:

    „Was Russland betrifft, habe ich wiederholt gesagt, dass wir immer offen für Gespräche über eine politische und diplomatische Lösung waren und bleiben. Auf der anderen Seite hören wir jedoch von der Zurückhaltung, das Problem genau auf diese Weise zu lösen. Und die Sponsoren der Ukraine versuchen weiterhin, dieses Land und seine Menschen als Rammbock, als Opfer in der Konfrontation mit Russland zu instrumentalisieren.

    Wie wir den Stand der Dinge sehen, auch unter Berücksichtigung dessen, was wir heute von Herrn Premierminister (Orbán) gehört haben, ist Kiew immer noch nicht bereit, die Idee aufzugeben, einen »Krieg mit siegreichem Ende« zu führen.

    Meiner Meinung nach lässt das Kiewer Regime die bloße Idee einer Einstellung der Feindseligkeiten nicht zu, auch weil in diesem Fall der Vorwand für die Ausweitung des Kriegsrechts wegfällt. Und wenn das Kriegsrecht aufgehoben würde, bedeutet das, dass Wahlen abgehalten werden müssen, die bisher nicht stattgefunden haben. Aber die Chancen für die ukrainischen Machthaber, sie zu gewinnen, nachdem sie ihr Ansehen und ihre Legitimität verloren haben, liegen nahe bei Null.

    Zur russischen Friedensinitiative

    – Unsere Friedensinitiative wurde erst kürzlich bei meinem Treffen mit der Führung des Außenministeriums der Russischen Föderation dargelegt. Seine Umsetzung, so scheint es uns, würde es ermöglichen, die Feindseligkeiten zu beenden und Verhandlungen aufzunehmen.
    Darüber hinaus sollte es sich nicht nur um einen Waffenstillstand oder eine vorübergehende Einstellung des Feuers handeln, nicht um eine Art Pause, die das Kiewer Regime nutzen könnte, um Verluste auszugleichen, sich neu zu gruppieren und wieder aufzurüsten. Russland steht für ein vollständiges und endgültiges Ende des Konflikts. (…)

    Wir sprechen über den vollständigen Abzug aller ukrainischen Truppen aus den Volksrepubliken Donezk und Lugansk, aus den Gebieten Saporoschje und Cherson.

    Es gibt noch andere Bedingungen. Dies ist jedoch ein Thema, das im Rahmen einer möglichen gemeinsamen Arbeit recht ausführlich erörtert werden muss.

    … und über die Kontakte zur EU

    Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass Ungarn seit dem 1. Juli den Vorsitz im Rat der EU innehat, tauschten Herr Orbán und ich unsere Ansichten über den Stand der Beziehungen zwischen Russland und der EU aus, die sich derzeit auf ihrem Tiefpunkt befinden .

    Wir haben auch über die möglichen Prinzipien einer zukünftigen möglichen Sicherheitsarchitektur in Europa gesprochen.“

    (KP, 5.7.)

  20. Aus der Presseerklärung Viktor Orbáns:

    „Heute habe ich mich zum 11. Mal mit dem Präsidenten Russlands getroffen.
    Die Besonderheit dieses Treffens besteht darin, dass es während eines Krieges stattfindet, zu einer Zeit, in der Europa wirklich Frieden braucht. Für Europa ist Frieden das Wichtigste. Wir betrachten den Kampf für den Frieden als Hauptaufgabe für die nächsten 6 Monate unserer europäischen Präsidentschaft.

    Ich habe Herrn Präsidenten (Putin) gesagt, dass die größte Entwicklung Europas gerade in den friedlichen Jahrzehnten stattfand. Nun leben wir in Europa seit zweieinhalb Jahren im Schatten des Krieges. Dies führt zu enormen Schwierigkeiten in Europa. Wir können uns nicht sicher fühlen; wir sehen Bilder der Zerstörung und des Leids.
    Im Allgemeinen braucht Europa Frieden (…) In den letzten zweieinhalb Jahren haben wir erkannt, dass wir ohne Diplomatie und ohne Kommunikationskanäle keinen Frieden erreichen werden. Der Frieden kommt nicht von alleine, man muss dafür arbeiten.
    Ich habe heute mit dem Präsidenten genau besprochen, wie man Frieden erreichen kann.

    Ich wollte die Meinung des Herrn Präsidenten zu 3 wichtigen Themen hören und erfuhr, was er über die derzeit verfügbaren Friedensinitiativen denkt, was er auch über den Waffenstillstand und die Friedensverhandlungen denkt, in welcher Reihenfolge sie geführt werden können und drittens, was ihn interessiert
    Ich habe eine Vision von Europa nach dem Krieg.

    Ich bin Herrn Präsident für das offene und ehrliche Gespräch dankbar.
    In den letzten 2,5 Jahren gab es praktisch keine Länder, die Kontakt zu der einen oder anderen Kriegsseite haben könnten. Ungarn ist eines der wenigen Länder dieser Art. Deshalb war ich diese Woche in Kiew und deshalb bin ich jetzt in Moskau.
    Ich weiß aus Erfahrung, dass die Positionen sehr weit voneinander entfernt sind. Es müssen viele Schritte unternommen werden, um der Beendigung des Krieges näher zu kommen. Wir haben jedoch den wichtigsten Schritt getan – wir haben den Kontakt hergestellt. Und ich werde weiter in diese Richtung arbeiten.“

    (ebd.)

    Ich bin sehr neugierig auf die nächsten Monate der EU-Präsidentschaft. laugh

  21. Man sollte sich angesichts dieser Aussagen, und der Lage überhaupt, stets in Erinnerung rufen, daß Zelenskij die Wahlen 2019 mit dem Versprechen gewann, er würde Frieden bringen und den Dauerkrieg im Donbass beenden.

    Das waren vermutlich die ersten Wahlen in der unabhängigen Ukraine, die nicht massiv gefälscht waren.

    Seine Sponsoren im In- und Ausland (Kolomojskij und westliche Politiker bzw. der CIA) ließen ihn reden und dachten sich: Hauptsache, er gewinnt die Wahl.
    Kaum war er gewählt, wurde ihm im In- und Ausland klargemacht, daß er sich den Gedanken schnell aus dem Kopf schlagen sollte.
    Die ukrainischen Nazis (Azov-Regiment usw.) ließen ihm ausrichten: Falls er nur daran denken sollte, die Abkommen von Minsk umzusetzen und dem Donbass eine weitreichende Autonomie zuzugestehen, so würden sie ihn auf einem Laternenpfahl in Kiew aufknüpfen.

    Ob er sein Wahlkampfversprechen jemals ernst gemeint hat, sei dahingestellt. Er wird jedenfalls als derjenige Präsident in die Geschichte der Ukraine eingehen, der sein Land in den Krieg geführt hat.
    Von Frieden will er nichts mehr wissen.

    Die Karriere von ihm kann man in diesem sehr ausführlichen Wikipedia-Artikel nachlesen.
    Eigentlich hat er sich in seiner Zeit als Komiker selbst in Gestalt anderer Politiker parodiert, bevor er in die Politik ging.

  22. Oh, oh!

    Ein Patriot-System ist in der Ukraine eingelangt. (Oder wurde es nur versprochen?!)

    „Selenskyj sieht Flugabwehr dank Deutschland gestärkt

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Deutschland für die Lieferung des dritten Flugabwehrsystems vom Typ Patriot gedankt. »Das sind starke Neuigkeiten«, sagte Selenskyj in Kiew. Er danke auch den USA für weitere Schritte, die ukrainische Luftverteidigung zu stärken. Details nannte er nicht, sagte aber, dass die Partner des Landes die Vereinbarungen erfüllten.

    »Die Ukraine hat schon bewiesen, dass es keine russischen Raketen gibt, die wir nicht abschießen können«, sagte Selenskyj.“

    Eine starke Meldung angesichts der Tatsache, daß die meisten Abwehrsysteme von der NATO kommen und oft auch mitsamt dem dortigen Personal, weil sie so kompliziert in der Bedienung sind.
    Wer ist also hier das „Wir“?

    „Das Land tue alles dafür, damit der russische Terror ende. Er habe sich auch mit Raketenherstellern getroffen, die dafür arbeiteten, der russischen Aggression etwas Ebenbürtiges entgegenzusetzen. »Das ist eine Angelegenheit globaler Stabilität und Sicherheit, damit jeder im Kreml weiß, dass sie nicht ungestraft davon kommen«, sagte er weiter.“

    (Standard, 6.7.)

  23. Die alte Weisheit, daß Krieg die Börsen beflügelt, scheint sich zu bewahrheiten:

    Die Wall Street verkündet den Zustand des dauerhaften Glücks: Seit der Pandemie ist sie um 150 % gestiegen (und noch sieht niemand ihre Obergrenze)

    Der US-Aktienmarkt befindet sich auf einem Allzeithoch, angetrieben von Technologiewerten. Analysten halten Aktien weiterhin für die beste Anlageoption für das zweite Halbjahr

    Die Finanzwelt beginnt ein zweites Halbjahr voller Unsicherheiten, die Aktienmärkte, insbesondere die amerikanischen, befinden sich jedoch auf historischen Höchstständen. Weder geopolitische Spannungen noch abrupte Zinserhöhungen, noch Inflationsdruck oder moderates globales Wirtschaftswachstum haben den Aktienmärkten geschadet.

    Die Notierungen werden vom Technologiesektor angetrieben, der sie dazu bringt, bisher unerreichte Niveaus zu erobern. Werden wir die Obergrenze für Aktien in der zweiten Jahreshälfte 2024 sehen?
    Nur wenige der befragten Experten wagen eine solch kategorische Aussage, solange die Unternehmensgewinne anhalten.

    Auf rein wirtschaftlicher Ebene werden die Schlüssel zu halbjährlichen Anlagestrategien erneut die üblichen Verdächtigen der letzten Zeit sein, nämlich die Entwicklung der Inflation in großen Volkswirtschaften und ihre Logik, die sich aus den Zinsentscheidungen der Zentralbanken ergibt. Die Märkte lagen erneut falsch und erwarteten eine rasche Zinssenkung sowohl in den USA als auch in Europa,“

    – es handelte sich, wie oft bei Prognosen, um Wunschdenken –

    „die schließlich mit einer Senkung um einen Viertelpunkt in der Eurozone auf 4,25 % am 6. Juni beschlossen wurde, während die US-Notenbank (Federal Reserve) bei 5,5 % bleibt, bei Beobachtung der Preisentwicklung und der Stärke seiner Wirtschaft.“

    Man weiß nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hat?
    Die Zinsen in den USA bleiben hoch, weil die USA Kreditbedarf haben und Geldkapital anziehen will, und die EU kann nicht viel weiter hinuntergehen, weil der Euro sonst in Schwierigkeiten geriete.

    Diese Entwicklung hat „in der ersten Jahreshälfte erneut die von Analysten zu Beginn des Jahres 2024 angekündigte Aufwertung der Preise langfristiger Anleihen verhindert. Alle Anleihen aus entwickelten Ländern bieten höhere Zinsen als zu Jahresanfang. Ein wichtiges Moment angesichts der Tatsache, daß sich der Preis der Anleihe umgekehrt zu ihrer Rentabilität entwickelt.“

    Damit ist gemeint, daß steigende Zinsen alte, auf dem Markt befindliche Anleihen entwerten, weil sich die Rendite den neuen Zinsen anpassen muß. Das hat vor allem Auswirkungen auf die Bankschätze, die dadurch schrumpfen, und auf die Liquidität von Banken, die in Geldnöten sind, weil sie können mit dem Verkauf der bei ihnen befindlichen Anleihen auf einmal weniger Geld erlösen. (Das war der Grund für den Crash der Silicon Valley Bank im Vorjahr.)
    Man merkt auch, daß die hohen Zinsen der Fed und EZB zwar eine Vorgabe für die Staaten der Eurozone siond, aber nicht 1:1 übernommen werden, weil das die Staatsschuld weiter in die Höhe katapultieren würde. Der hohe Zins setzt sie aber gleichzeitig unter Druck, weil sie auf dem Geldmarkt um Anleger keilen müssen, und einem Zinssatz X für Frankreich oder Deutschland steht eben ein Zinssatz X+ für US-$-Anleihen gegenüber. Und dieser Vorsprung vergrößert sich, wenn der Euro gegenüber dem Dollar sinkt.

    „Besonders sticht der Fall Frankreichs ins Auge, das nach den Europawahlen und seinem aufgrund des Aufstiegs der extremen Rechten unerwarteten Parlamentswahlen eine Rendite von 3,25 % für seine 10-jährigen Anleihen bietet, verglichen mit den 2,68 % zu Jahresanfang.“

    Die Anleger hoffen offenbar auf die sogenannte „extreme Rechte“.

    „Die Wahlen in Frankreich leiten möglicherweise eine Trendwende ein, die in der zweiten Jahreshälfte zu einer der großen Unbekannten in Europa geworden ist.
    Der Euro wiederum hat seit Januar 3 % seines Wertes gegenüber dem Dollar verloren und notiert bei 1,08 $.“

    Die US-Anleihen gewinnen dadurch an Attraktivität gegenüber den europäischen, was zu einer weiteren Schwächung des Euro führt. Deshalb muß die EZB Stützungskäufe machen, um den Euro zu stabilisieren. 

    „Die Stärke der Aktienmärkte war die andere große Überraschung des ersten Halbjahres, da sie sich an die neue Situation anpassten, die von der Fed als »höhere Zinsen für längere Zeit« zusammengefasst wurde.“

    Die Aktienkäufer pfiffen also auf die Prognosen der „Experten“ und hielten sich lieber an die Meldungen der Finanzminister.

    „In Europa endete das Semester mit einem Anstieg von rund 10 % – was nach dem fantastischen Jahr 2023 noch mehr Verdienst hat –, während in den USA der technologische Fortschritt, der jetzt von künstlicher Intelligenz (KI) vorangetrieben wird, den Nasdaq-Index um weitere 18 % ansteigen ließ, mit einem Anstieg von 15 % für den S&P 500.“

    Die Höhenflüge der Börsen beruhen also auf einer KI-Blase, gepaart mit einem gründlichen Mißtrauen bezüglich der öffentlichen Schuld der Euro-Staaten.

    „Aber die Herausforderungen oder Bedrohungen des gerade begonnenen Semesters beschränken sich nicht nur auf Wertpapier-Preise und Zinssätze.
    Die jüngsten Wahlen zum Europäischen Parlament haben die Tür der Politik zu den Märkten geöffnet, und dies wird auch im November mit den Präsidentschaftswahlen in den USA geschehen, die für Volatilität und Unsicherheit in Bezug auf das Geld sorgen werden.

    Anleger werden mit dem Krieg zwischen Israel und der HAMAS“

    – die HAMAS wird hier als Kriegspartei gehandelt, was gar nicht ihrem militärischen oder politischen Potential entspricht –

    und der russischen Invasion in der Ukraine“

    – das ist jetzt auf einmal kein Krieg, obwohl sich da ungleich gewichtigere Kaliber gegenüberstehen –

    „eine immer komplexere und besorgniserregendere Geopolitik beobachten.“

    Was heißt „werden“?! Es ist doch schon so weit.

    Wie Raphaël Gallardo, Chefökonom der Carmignac-Verwaltungsgesellschaft, zusammenfasst: »Wir sind in einen zweiten Kalten Krieg eingetreten, der mit der russischen Invasion in der Ukraine begann.«

    Der Krieg ist zwar sehr heiß, sowohl was die Opfer betrifft, als auch angesichts der Zerstörungen und dessen, was da alles in die Natur und in die Atmosphäre geballert wird.

    „Es ist ein Handelskrieg, ein Finanzkrieg, ein konventioneller Rüstungswettlauf und ein Technologiewettlauf. »Wir erwarten eine Eskalation der Spannungen in der zweiten Jahreshälfte.«“

    Schluck! surprise
    Noch mehr Tote und Zerstörungen?
    Man sollte meinen, es reiche jetzt schon. Aber die Geldbarone und ihre Berater haben sich bereits auf dieses Niveau eingestellt und rechnen mit dem Schlimmsten.
    Und das Schlimmste ist: Sie könnten recht haben.

    „Nachfolgend finden Sie die Prognosen der Experten für das 2. Halbjahr.

    Aktien

    Die Aktienmärkte waren zu Beginn des Jahres die Stars mit Zuwächsen im mehr als zweistelligen Bereich. Generell setzen Manager für den Rest des Jahres weiterhin auf Aktien. Allerdings inmitten starker Gegensätze: die USA gegen Europa, große Werte gegen kleine und mittlere Unternehmen, und schließlich Technologieunternehmen im Gegensatz zu Energie- und öffentlichen Dienstleistungsunternehmen.
    Die Aktienmärkte haben den Anstieg der langfristigen Zinsen erfolgreich bewältigt und wir werden abwarten müssen, wie sie sich in einer Phase sinkender Geldpreise entwickeln.“

    Ein ziemlicher Unsinns-Satz, weil die Zinsen sind allgemein gestiegen und nicht nur für langfristige Kredite oder Anleihen.
    Zweitens sind die „sinkenden Geldpreise“, also Kreditzinsen, weit und breit nicht in Sicht. Das ist ja die Crux, daß alle darauf warten, lauern und hoffen, um z.B. den international völlig eingefrorenen Immobilienmarkt wieder zu beleben. Der ist in seiner Trostlosigkeit (allein über 480.000 nicht verkaufte Wohneinheiten in Spanien) nämlich die Kehrseite des Börsenbooms: Wer heute zu viel Geld hat, trägt es an die Börse und nicht in den Immobilienmarkt.

    „Der Schlüssel zum Aktienoptimismus liegt darin, dass die Unternehmen laut Marktkonsens ihre Gewinne im weiteren Verlauf des Jahres weiter steigern werden, während sich die US-Wirtschaft in einem sanften Abschwungsprozess befindet und Europa bereits zu wachsen beginnt. “

    Wunschdenken.

    „Luca Bindelli, Leiter der Anlagestrategie bei Lombard Odier, erklärt, dass seine Prognose ein Gewinnwachstum von 11 % in den USA, 3 % in Europa und 6 % im UK ist, während andere Analysten zwar bei den 11 % mitgehen und sonst 5 % bzw. 2 % annehmen.“

    Alles Handgelenk mal Pi von diesen „Analysten“, ohne besondere Bedeutung. Außerdem widersprechen diese Zahlen der oben angekündigten Aufschwung-Abschwung-These. Alle sehen, daß Europa nachhinkt und das weiter tun wird. Allerdings gibt es innerhalb der EU Gewinner und Verlierer:

    „In diesem Sinne ist Rafael Alonso, Bankensektoranalyst bei Bankinter, der Ansicht, dass der Aktienmarkt aufgrund des Wirtschaftswachstums, der Abschwächung der Inflation und sinkender Zinsen, die eine Steigerung der Unternehmensgewinne ermöglichen werden, zunehmend attraktiver wird. (…)“

    (El País, 7.7.)

    Es geht noch eine Weile so weiter, mit Zweckoptimismus und dazwischen Informationen, die auf Berechnungen der und Risiken für die Markt-Akteure hinweisen.

    Zu den Börsen siehe die Kurse der letzten 5 Jahre:

  24. El País berichtet vom NATO-Gipfel und den martialischen Tönen, die da angeschlagen wurden.

    „Laut einer gemeinsamen Erklärung des Weißen Hauses werden die USA, Deutschland und Rumänien zusätzliche Patriot-Batterien in die Ukraine schicken, während die Niederlande und andere Verbündete Patriot-Komponenten liefern werden, um eine weitere Batterie zu bilden. Italien wird ein SAMP-T-Luftverteidigungssystem bereitstellen. Andere Länder wie Kanada, Norwegen, Spanien und das UK werden andere Systeme bereitstellen, die der Ukraine helfen werden, das durch Abwehrsysteme geschützte Gebiet zu erweitern.
    Andere haben zugestimmt, Munition für diese Systeme bereitzustellen. Die USA haben bereits zwei Patriot-Raketensysteme in die Ukraine geschickt: eines Ende letzten Jahres und eines kürzlich.“

    Ebenso berichtet die Zeitung vom Zustand des Weltmachtführers:

    „Er blickte kaum vom Teleprompter weg, um NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg – der am Ende seiner Amtszeit steht – mit der Presidential Medal of Freedom, der höchsten amerikanischen zivilen Auszeichnung, zu überraschen.
    Als er ihm die Medaille überreichen wollte, schien er tatsächlich versehentlich einige Notizen gelesen zu haben. …

    Der Präsident selbst bezeichnete den NATO-Gipfel als eine Gelegenheit, seine Qualifikation zur Führung der führenden Weltmacht unter Beweis zu stellen.
    Biden hat erneut bewiesen, wie bereits in seiner Rede zur Lage der Nation im März, dass er einen sorgfältig vorbereiteten Text überzeugend ablesen kann. Er hatte keine Aussetzer oder größeren Fehler.“

  25. „Mysterious drones keep watch as Ukrainians train in Germany
    Cheap drones are transforming the frontline in Ukraine, and they are also playing a big role in training.

    Even deep in the forests of rural Germany, Ukraine’s conscripts aren’t safe from the prying lenses of potential enemy drones.

    At a secret location outside the German capital, hundreds of Ukrainian soldiers are running through a six-week crash course covering the basics of trench warfare and urban fighting.“

    Auch eine interessante Information, wie das Training der Zwangsrektrutierten in der Ukraine aussieht: Ein 6-Wochen-Training und ab an die Front.

    „As they train, unidentified unmanned aerial vehicles regularly buzz above the canopy of trees.

    The German military – which has its suspicions about who is sending the drones – has a response: Instead of intervening, the Ukrainians are told to incorporate possibly hostile UAVs into their training as preparation for the front lines of eastern Ukraine where they’ll be facing Russian drones trying to kill them.“

    Waaaaas?
    Unbekannte Drohnen fliegen über einer geheimen Ausbildungs-Stätte und es werden keine Versuche gemacht, sie zu identifizieren und/oder abzuschießen?
    Ein Ammenmärchen.
    Also wissen alle genau, wo sie her sind.
    Sie gehören offenbar zur Ausbildung.

    Man kann sogar annehmen, daß diese Drohnen hier getestet werden, weil Deutschland selber im Rahmen seiner Rüstungs-Anstrengungen die Drohnen-Produktion hochfahren möchte.
    Die ukrainischen Soldaten sind also auch hier Testpersonen für die deutsche Waffenindustrie.

    »We assume at least some of these drones to be steered with unfriendly intentions,« said Lieutenant Colonel Roland Bösker as he walked through the densely wooded training area.

    While the skies were clear of drones on the day POLITICO visited, Ukrainian troops kept glancing upward as they darted toward makeshift trenches under a cacophony of machine gun fire and grenades (all blanks).

    Jamming the drones isn’t easy.

    »It is technically impossible to block all frequencies that can be used to steer drones,« said Bösker. Deploying geo-fencing jammer technology would also disable the radios used to communicate across the training area, and sophisticated spies will always find a way into such a large area.

    »Compare it with tank armor,« Bösker said. »There will always be some kind of ammunition that can pierce even the best armor.«

    While Bösker can’t be certain that the UAVs are tied to Russia, the clear suspicion is that it’s part of Moscow’s effort to destabilize and demoralize Western allies supporting Kyiv.

    It’s not just drones. Instructors have been contacted by strangers as part of suspected honey-trap operations too, Bösker said.

    The all-day, all-weather drills in the forest are part of the EU Military Assistance Mission in support of Ukraine (EUMAM Ukraine), set up in 2022 with the aim of training 60,000 Ukrainian troops using instructors from 24 countries by the end of this year.

    This former East German military barracks is one of two major centers being used. The second is in Poland.

    Unfriendly skies

    Drones are nothing new for the Ukrainians.

    Cheap, disposable UAVs capable of carrying cameras and a few kilograms of explosives have become a major feature of the war – used by both sides to observe the battlefield, direct artillery and missile fire and hunt down tanks, trucks and individual soldiers.

    There’s no way to mimic the conditions of real war in eastern Germany, said a 30-year-old Ukrainian platoon leader using the call sign Krug – or tankard – while watching his men train how to take and defend a trench.

    Recruits are told to develop a constant awareness of the skies above. »It needs to be like breathing,« one of the Bundeswehr trainers said.

    The possible spy drones add a bit of realism to the training exercise.

    »The way that we deal with the problem is that we integrate the enemy drones into the training by telling the soldiers to keep watch constantly,« Bösker said.

    The Ukrainian soldiers in Germany for the training range in age from the young and nimble to men in their 40s and 50s. Ukraine’s mobilization law, which was recently changed to draft people from the age of 25 – down from 27 previously – means that Ukraine’s soldiers tend to skew older.“

    ???
    Durch Herabsetzung des Rekrutierungsalters werden die Soldaten älter?

    „Whatever their age, they are put through their paces by the trainers.

    A 10-minute drive away from the trench-storming exercise, another crew were on the first day of a four-day urban warfare training session.

    Outside a dilapidated train station hotel that is part of a mock urban environment designed for military drills, four middle-aged Ukrainian soldiers awkwardly held their rifles as they prepared to launch a surprise raid while their trainers looked on.

    In addition to the station complex, the small town setting includes a travel office, apartment block and farm – perfect for practice, even under torrential rain.

    Usually, storming an urban area would require around 16 soldiers and months of training, but the hope is that the high level of motivation from Ukrainians, who will soon be facing real bullets, shells and drones, will encourage them to absorb the basics at high speed, the trainers said.

    Back in the comfort of a barracks recreation room, German Colonel Niels Janeke said this isn’t the European war he expected to be preparing for.

    »I have to admit, I’m a bit of a Cold War warrior,« said Janeke, who’s responsible for overseeing the site from a base elsewhere in the region of Brandenburg. »But to be back in this conventional war fighting in Europe – I wouldn’t have imagined that.«

    The training of Ukrainian soldiers is a two-way affair.

    While the Ukrainians pick up knowledge from international trainers, the Bundeswehr is also figuring out how the war raging 2,000 kilometers to the east should transform its own approach to fighting. For example, the military is now ensuring that its soldiers are properly camouflaged and remain separated on the field to avoid making a tempting target for drones.

    »Train as you fight as much as possible,« said Janeke.“

    (Politico, 16.7.)

  26. Eine weitere Möglichkeit wäre, daß diese Drohnen die ukrainischen Azubis überwachen, um sicherzugehen, daß keiner entkommt oder sonst irgendeinen Unfug macht.
    Man bedenke, es handelt sich um Zwangsrekrutierte, deren Vaterlandsliebe ist unsicher …

  27. „Wo stecken die der Ukraine versprochenen F-16-Kampfflugzeuge fest?

    Zelenskij beklagt, dass der Westen nach anderthalb Jahren der Versprechungen noch immer keine F-16-Kampfflugzeuge nach Kiew geliefert habe.“

    Das ist in der Tat bemerkenswert und sollte auch gewürdigt werden.
    Offenbar nahmen diverse Entscheidungsträger im Westen an, allein die Ankündigung würde Wunder wirken …

    Rückerinnerung: Die F-16 wurden versprochen – nicht von den Produzenten oder dem Produktionsland, den USA, selbst –, sondern von einigen europäischen Staaten, die der Ukraine einige ihrer gebrauchten F-16 überlassen wollten.
    Sie wurden versprochen, als die Ukraine zu ihrer inzwischen gescheiterten Großoffensive angestachelt werden sollte, im Frühjahr 2023.
    Militärexperten sagten damals schon ein Scheitern dieser Offensive voraus, angesichts der russischen Verteidigungsanlagen, aber vor allem aufgrund der fehlenden Unterstützung aus der Luft.
    Die sollte zunächst durch Versprechungen ersetzt werden, bzw. den Ukrainern wurden diese Flugzeuge sozusagen als Belohnung für die erfolgreiche Offensive in Aussicht gestellt.

    „Die Ukraine brauche sie, »um Russland in der Luft entgegenzutreten«. Aber die Steinblume will und will nicht herauskommen.

    Bloomberg wies darauf hin, dass die Entsendung von F-16-Kampfflugzeugen in die Ukraine nicht nur aufgrund der Haltung mehrerer Länder, sondern auch aufgrund von Problemen mit Ersatzteilen und der Sprachbarriere zwischen ukrainischen Piloten und ausländischen Ausbildern kompliziert sei.“

    Oho!
    Wie kann die „Haltung“, d.h. Einstellung mehrer Länder die Frage der Stationierung beeinflussen?!
    Offenbar so, daß sie bei ihnen stationiert werden sollten und daß die Regierungen dieser Staaten das verweigern – da Rußland ihnen klar mitgeteilt hat, daß sie damit zu Kriegsgegnern und legitimen Zielen werden.
    Es sind eben die Nachbarstaaten, die mit dieser Stationierung keine große Freude haben.
    In der Ukraine selbst allerdings ist guter Rat teuer, weil wo die Dinger parken und von wo starten?

    Auch das mit der Sprachbarriere ist interessant – bei der bisherigen Ausbildung ukrainischer Streitkräfte in westlichen Staaten störte die nicht.
    Jetzt auf einmal schon?
    Entweder ist es bei den Piloten schwieriger, aufgrund der komplexen Ausbildungsschritte, mit Englisch durchzukommen. Oder aber, der Unwillen, sich für diesen Krieg herzugeben, drückt sich in Begriffsstutzigkeit der Azubis aus.
    Möglich ist natürlich auch, daß die ukrainischen (Infanterie- und Panzer-)Soldaten auch bisher schon wenig verstanden, aber das zu verbergen wußten.
    Bei Piloten ist das schwieriger.

    „US-Außenminister Antony Blinken erklärte, dass in diesem Sommer F-16-Kampfflugzeuge in der Ukraine eintreffen werden.“

    „Werden“.
    Vor kurzem hieß es noch, sie würden bereits überstellt.
    Hmmm.

    (KP, 20.6.)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert