Serie Daten und Statistiken, Teil 3

DAS BRUTTOINLANDSPRODUKT

Das BIP ist ein Begriff, mit dem man in den Medien dauernd konfrontiert ist und der sozusagen zu einer Selbstverständlichkeit des politisch-ökonomischen Denkens gehört.

Um zu verstehen, was in diesem Begriff alles enthalten ist und was er über unser Gesellschaftssystem aussagt, ist es nötig, sich einmal der Entstehung der Volkswirtschaft und der Wirtschaftswissenschaften zu widmen.
Alle Leute, die mit der Entstehung von Wirtschaftslehre und Wirtschaftspolitik in Verbindung gebracht werden – William Petty, Adam Smith, die Physiokraten und Merkantilisten, und viele andere mehr – waren Staatsdiener oder Höflinge, die ihrem König, ihren Eliten erklären wollten, was sie machen müßten, um die Einnahmen in den Staatssäckel zu erhöhen – um sich zum Beipiel Kriege leisten zu können.

Die Entstehung des BIP und anderer Statistiken ist daher auch eng verknüpft mit der Entwicklung der allgemeinen Besteuerung.

Es beginnt auch damals, daß „Wohlstand“ nicht mit gutem Leben der Massen zu verwechseln war – wenn es um Wohlstand ging, so war dabei immer die Absicht, den Leuten etwas für staatliche Ziele wegzunehmen. Sie mußten also genug haben, damit man bei ihnen als Steuereintreiber etwas holen konnte. Und in allen diesen Fällen – im Unterschied zum Zehent und zu den Roboten der Feudalzeit – ging es um Geld. Die Staatskasse, der Kriegsrat, die Hofkammer und die gekrönten Häupter selbst waren nicht interessiert an Kartoffeln oder Eisenstangen, die ihnen Großgrundbesitzer oder Bergwerksbetreiber liefern konnten – nein, sie brauchten Geld, um ihre eigenen Ausgaben bestreiten zu können.

Die Volkswirtschaftslehre ist daher eine Dienst-Wissenschaft des Staates, wo statistikbeflissene Experten den Politikern sagen, was sie machen müssen, um diejenige Art von Wirtschaft zu fördern und zu unterstützen, die der Staatskasse Einnahmen bringt.
Der Ehrgeiz, dem Staat Einnahmen zu verschaffen, hat überhaupt erst die Statistik als Hilfswissenschaft des Staates ins Leben gerufen.

Man kann sagen, die BIP-Berechnung ist historisch eine Art Geburtshelfer der Marktwirtschaft und des dieselbe betreuenden Staates.

Wohlstand und Konsum

Ebenfalls charakteristisch für die Vorläufer der Volkswirtschaftslehre und der BIP-Berechnung ist der Umstand, daß „Wohlstand“ mit Konsumtion gleichgesetzt wird.
Je mehr materielle Güter jemand aufhäufen kann, als um so reicher gilt er.

Marx wies auf etwas anderes hin. Während sich der Reichtum in unserer, der kapitalistischen Gesellschaft, als eine „ungeheure Warensammlung“ präsentiert, ist das, was das Leben eigentlich schön und lebenswert macht, die Muße, der man sich hingeben kann, also diejenige Zeit, die man zu seiner freien Verfügung hat. Das heißt nicht nur, am Strand liegen und nichts tun, oder Kartenspielen und Schifferl versenken, sondern auch Lesen, ein Musikinstrument spielen, oder sich der Wissenschaft verschreiben. Um das alles tun zu können, braucht es frei verfügbare Zeit, „disposable time“:

„Denn der wirkliche Reichtum ist die entwickelte Produktivkraft aller Individuen. Es ist dann keineswegs mehr die Arbeitszeit, sondern die disposable time das Maß des Reichtums. … Die entwickeltste Maschinerie zwingt den Arbeiter daher, jetzt länger zu arbeiten, als der Wilde tut oder als er selbst mit den einfachsten, rohesten Werkzeugen tat.“ (Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie, MEW Bd. 42, S. 604)

Was immer sich Marx unter den „Wilden“ vorstellt – in verschiedensten vorkapitalistischen und außereuropäischen Wirtschaftsformen gab es diese Muße, die heutzutage zur „Freizeit“ heruntergekommen ist – also die Zeit, die man nicht arbeiten muß, sich aber wieder fürs Arbeitsleben fit zu halten hat.

Nach dieser Einleitung jetzt zu dem, was das BIP ist und wie es berechnet wird.

Abstrakter Reichtum

Das BIP berechnet den abstrakten Reichtum einer Gesellschaft, also das, was an in Geld gemessenem Gewinn auf dem Territorium eines Staates erwirtschaftet wird.

Während in der Frühzeit der ökonomischen Statistiken noch tatsächliche Kühe und Schweine, oder Tonnen Weizen oder Eisen erfaßt wurden, so interessiert die BIP-bezogene Statistik heute nur das, was diese Dinge für einen Preis haben, zu dem sie veräußert worden sind. Es muß etwas nicht da sein, vorhanden sein, sondern verkauft worden sein, um in die Statistik einzugehen. Und es ist gar nicht wichtig, um was für eine Ware es sich handelt, sondern sie muß nur verkäuflich sein. Im Verkaufsakt, der sich in einem dafür erlösten Preis ausdrückt, ist der zum Verkauf anstehende Gegenstand völlig gleichgültig. Im BIP sind Rinder, Computer, Wertpapiere, Haarschnitte oder Reinigungsdienst miteinander gleichgesetzt und damit auch in ihrer Besonderheit gelöscht. Sie interessieren nur als Verkaufsakte.

So ist es überhaupt möglich, daß Börsen- und Wertpapiergeschäfte, Kredite und Warentermingeschäfte in die volkswirtschaftliche Berechnung eingehen und einen beträchtlichen Teil des Reichtums der Nationen ausmachen. Weltweit gesehen, machten zumindest bis vor 10 Jahren dergleichen windige Geschäfte die überwiegende Mehrheit der weltweiten Transaktionen aus, ein großer Teil davon ist jedoch exterritorial, schlägt sich also in keinen nationalen Bilanzen nieder.

So ist es auch möglich, daß z.B. ein Land wie das Vereinigte Königreich einen Großteil seines BIP in der City of London, hmmm, macht.
Man kann auch sagen, „erwirtschaftet“, weil das Geld, das da über Server wandert und vor Ort als Transaktion verbucht wird, ist auf der einen Seite sehr real. Es ist das universelle Maß des Reichtums, eine Devise wie das Pfund zählt zu den Weltwährungen.

Von einer anderen Seite betrachtet, bleibt an den Händen der Banker und Börsenhändler der City ein guter Teil des Reichtums der Welt kleben, der in Form von Agrarprodukten oder Rohstoffen dort seinen Weltmarktpreis erhält und den Besitzer wechselt. Der Reichtum, der über die City nach Großbritannien – oder über die Wall Street in die USA, usw. – gelangt, stellt also eine Art modernes Raubrittertum dar, wo allerdings die Produzenten ihren Reichtum freiwillig hinliefern.

Schließlich, drittens, ist viel von diesem Reichtum sehr fiktiv in dem Sinne, als er auf Spekulation, auf zukünftig zu machenden Geschäften beruht. Das im Auge zu behalten, ist auch wichtig, weil er kann sich deshalb auch sehr schnell in Luft auflösen.

Kartoffeln oder Kaffeebohnen muß man erst physisch vernichten, ins Meer kippen oder verbrennen. Bei Aktien, Anleihen, Optionen usw. genügt ein Sturz des Pfundes oder derjenigen Währung, in der die Transaktionen verbucht wurden, damit sie sich aus den Datenbanken vertschüßen..
Auch der Absturz eines Rohstoffpreises vernichtet einiges an Kapital und läßt Währungen wackeln, wie man derzeit am Öl beobachten kann. Vieles von dem geförderten und irgendwo gelagertem oder in Tankern schwimmendem Öl löst sich vom Standpunkt des BIP in Luft auf.

Die Berechnung des BIP und die berechnenden Behörden

Die Berechnung des BIP ist, wenn man sich ein wenig durch das Internet durchliest, eine hochkomplexe und recht unsichere Angelegenheit, ähnlich wie der Wetterbericht. Die ersten Zahlen beim Jahresende – auf die alle „Analysten“ (!) sehnlichst warten, – beruhen zu einem guten Teil auf Schätzungen. Sie werden dann nach und nach ergänzt. Bis zu 4 Jahre kann es dauern, bis ein BIP halbwegs sicher die Wirtschaftsleistung des betreffenden Jahres wiedergibt.

Es gibt verschiedene Berechnungsmethoden, von denen manche in manchen Staaten gar nicht anwendbar sind, weil dort die ihnen zugrunde liegenden Daten nicht erhoben werden. Genauso wie bei Bevölkerung und Sterblichkeit ist also die BIP-Berechnung sehr von der Qualität der Datenerhebung abhängig.
Je schlechter die Datenlage, um so mehr wird geschätzt. Dabei gibt es von allen Seiten die Neigung, die Wirtschaftsleistung höher einzuschätzen, als sie nach allen vorliegenden Daten sein kann. Der jeweilige Finanzminister, die OECD, der IWF sind professionelle Gesundbeter, die die Lage immer viel positiver darstellen, als sie ist, weil sonst die ganze Geschäftswelt vom Kater befallen wird und aus dem betroffenen Land abzieht.
Das alles ist deshalb bemerkenswert, weil sich ja auf das BIP wiederum recht viele Dinge stützen, wie das jeweilige Budget, die Steuerpolitik, die Berechnung der Verschuldungsrate, die im jeweiligen Rating ausgedrückte Kreditwürdigkeit usw. Alle diese scheinbar so objektiven, in Zahlen repräsentierten Summen und Posten sind also praktisch auf Sand gebaut.

Soviel nur zur Rationalität unseres Wirtschafts- und Gesellschaftssystems. Das bezieht sich zunächst einmal auf so „ordentliche“ Staaten wie Deutschland, Benelux-Staaten, Österreich, skandinavische Staaten.

In den meisten Staaten der Welt geht in die BIP-Schätzungen jedoch auch der sogenannte „informelle Sektor“ ein, der, wie man zugibt, auch große Geldmengen bewegt. Das sind Schwarzarbeit, Drogenhandel, Menschenhandel, Prostitution, Organhandel, Geldwäsche, Geldfälschung usw.
Auch das ist bemerkenswert. Es handelt sich um illegale Tätigkeiten, also Dinge, die nach dem Recht dieses Landes verboten sind.

Erstens wird mit ihrer schätzungsweisen Einbeziehung in das BIP zugegeben, daß Verbote nix bringen und die verbotenen Dinge trotzdem gemacht werden. Die Einberechnung des informellen Sektors ist also das Eingeständnis, daß das gesamte Strafrecht der Bekräftigung des Gewaltmonopols des Staates dient, aber nicht der Verhinderung des Verbrechens.

Zweitens werden diese illegalen Tätigkeiten damit auch anerkannt als volkswirtschaftlicher Faktor. Eine gewisse Kumpanei des Rechtsstaates mit seinen Kriminellen ist damit eingestanden: Besser, Leute verkaufen ihren Körper oder handeln mit Organen als sie liegen dem Staat auf der Tasche.

Die zuständige Behörde für alle Statistiken, also auch für das BIP, ist das jeweilige Statistische Zentralamt. Dieses wiederum stützt sich vor allem auf die Finanzämter.
(Historisches Detail: Als sich die BRD anschickte, mittels Währungsunion die DDR zu übernehmen, stellten die westdeutschen Politiker, an der Spitze Thilo Sarrazin, mit Befremden, sogar mit einer Art Schock, fest, daß es in der DDR keine Finanzämter gab!
Bei aller geheimdienstlichen Tätigkeit war ihnen dieser Umstand entgangen.
Deshalb hatten sie überhaupt keine Kalkulationsgrundlage für die Abwicklung der DDR und so sah dann die ganze Tätigkeit der Treuhand auch aus.)

Die Finanzämter, die Melkmaschinen des Staates an der Volkskuh, müssen also die Daten liefern, die dann zum BIP verarbeitet werden. Aus dem Vergleich der verschiedenen direkten Steuern mit der Umsatzsteuer läßt sich dann erahnen, wie viel Geld an der Steuer vorbei verdient wurde. Fix ist aber auch da nix, weil z.B. mit der KEST, der Kapitalertragssteuer, bekanntermaßen viele linke Dinge gedreht wurden, wie man an den Cum-Ex-Geschäften sehen kann.

Aber auch bei der Körperschaftssteuer kann dank der großzügigen EU-Gesetzgebung die Steuer irgendwo in der EU entrichtet werden, auch wenn dort weniger Geschäft anfällt. Verluste einer Filiale in Ungarn können in Frankreich vom Gewinn abgezogen werden, und dann kommt möglicherweise eine 0 heraus, also wird keine Steuer gezahlt. Manche Firmen halten sich extra deshalb Töchterfirmen in manchen EU-Staaten Osteuropas und des Balkans, um dergleichen Manöver abzuwickeln.

Das alles zu kontrollieren ist unmöglich, da bräuchte jeder Staat ein Mehrfaches des jetzigen Finanzbeamten- und Juristenbestandes. Außerdem heißt es dauernd vielerorten, es gäbe zu viele Beamte, die schnarchen nur am Schreibtisch, also Abbau, Verschlanken.

Man gewinnt fast den Eindruck, als ob die Geschäftswelt regelmäßig Werbeeinschaltungen für Beamtenvernichtung macht, um ungestörter ihren windigen Geschäften nachgehen zu können.

Fazit

Das BIP, auch eine der Größen, an denen die Staaten, Nationen, Völker gemessen werden und das sozusagen als Gradmesser der wirtschaftlichen Tüchtigkeit gilt, mißt eigenartige Dinge mit unverläßlichen Methoden und unzuverlässigen Daten.

Genauso wie Bevölkerung und Sterblichkeit wird geschätzt und manchmal werden ganz fest die Augen zugedrückt.
Wenn sich dann herausstellt, daß da ordentlich daneben gegriffen wurde, oder ein Währungsverfall oder Börsensturz das ganze Ausmaß der haltlosen Behauptungen und schiefgegangenen Spekulationen sichtbar macht, so geht das Geschrei und die Schuldsuche los.

Fortsetzung: Die Inflation

Coronavirus-Lage August 2020 ff.

RUNDBLICK UND STATISTIKEN
Die Todesraten-Statistik – Tote pro Kopf der Bevölkerung – sieht derzeit so aus:
0,000864198157252 Belgien
0,000625448272800 UK
0,000615090369941 Spanien
0,000588497597644 Italien
0,000563248595582 Schweden
0,000454435538041 Frankreich
0,000373173115996 Irland
0,000360945729863 Holland
0,000232801404014 Schweiz
0,000170660377358 Portugal
0,000113278389615 Rußland
0,000111643227060 Deutschland
0,000082349705608 Österreich
0,000896393856272 Peru
0,000625355532260 Chile
0,000555458519407 Brasilien
0,000545622755143 USA
0,000482520092470 Mexiko
0,000471449487555 Panama
0,000426509313669 Bolivien
0,000376804133175 Kolumbien
0,000374739402363 Ecuador
0,000241220437665 Kanada
0,000190247687897 Honduras
0,000177741191373 Argentinien
0,000151388501904 Dominikanische Republik
0,000258397683264 Iran
0,000226467628313 Südafrika
0,000074667791762 Türkei
0,00004382016284 Indien
Zuwachsraten:
Kolumbien + 0,000045691438278
Bolivien + 0,000044491978764
Peru + 0,000042993355558
Argentinien + 0,000034411625419
Brasilien + 0,000030991247864
Mexiko + 0,000027944128688
Panama + 0,000025622254759
Chile + 0,000023443719681
USA + 0,000019401008599
Südafrika + 0,000018097953707
Ecuador + 0,000015693768821
Honduras + 0,000015137051298
Iran + 0,000010672336542
Indien + 0,000004786942646
Rußland + 0,000003669735064
Schweiz + 0,000002139880148
UK + 0,000001038600569
Schweden – 0,000000580968124
Belgien – 0,000007873047287
Lateinamerika ist auf dem besten Weg, Europa an Opfern zu überholen.
Peru hat bereits den europäischen Spitzenreiter Belgien hinter sich gelassen, und beim Fortschreiten der Krankheit haben sich Kolumbien und Bolivien an die Spitze gesetzt.
Den bolivianischen Putschisten kommt die Coronavirus-Epidemie sehr recht. Erstens räumt sie Leute weg, die ihnen sowieso im Weg sind – indigene Land- und Stadtbewohner – und zweitens gibt sie ihnen die Möglichkeit, die Wahlen, die sie wegen Zerstrittenheit untereinander nicht gewinnen können, mit Berufung auf die Ansteckungsgefahr immer weiter zu verschieben.
An Zuwachsraten haben viele lateinamerikanische Staaten die USA überholt, wo die Zunahme der Corona-Toten etwas schwächer geworden ist.
Laut Der Zeitung „El País“ soll Spanien über 44 000 Corona-Tote aufweisen, was natürlich in diesen Statistiken nicht aufscheint. Offiziell hat Spanien knapp 29 000 Coronavirus-Opfer.
In Europa gehen zwar in verschiedenen Staaten die Infektionszahlen in die Höhe, aber aus verschiedenen Gründen die Todeszahlen kaum. Entweder die Maßnahmen haben einen Effekt, oder aber die derzeit von Infektionen betroffene Altersgruppe ist bezüglich ihres Immunsystems besser gerüstet, oder aber das Virus hat zu einer harmloseren Variante mutiert.
Einzig und allein die Schweiz hat eine etwas höhere Zuwachsrate.
Bei der derzeitigen Debatte in Irland über das Management der Corona-Pandemie stellt sich heraus, daß die vergleichsweise hohe Todesrate in Irland auf viele Ansteckungen und Todesfälle im völlig überlasteten Gesundheitsbereich zurückzuführen ist.
Weil alles so gut läuft, haben Schweden und Belgien Tote wieder auferstehen lassen und manche Corona-Toten wieder aus ihrer Statistik entfernt. Ob die vorigen oder die jetzigen Zahlen verläßlicher sind, bleibt der Fantasie überlassen.
Zur Ergänzung noch eine Statistik der absoluten Todeszahlen:
Die Zahlen beziehen sich auf:
Land – Ansteckungen – erfaßte Infizierte pro Kopf der Bevölkerung – ausgewiesene Corona-Tote – Tote pro Infizierte
1 USA – 5.821.819 – 1,759% – 179.708 – 3,09%
2 Brasilien – 3.717.156 – 1,749% – 117.665 – 3,17%
3 Mexiko – 573.888 – 0,445% – 62.076 – 10,82%
4 Indien – 3.310.234 – 0,240% – 60.472 – 1,83%
5 UK – 330.967 – 0,488% – 41.552 – 12,55%
6 Italien – 263.949 – 0,437% – 35.463 – 13,44%
7 Frankreich – 291.374 – 0,446% – 30.549 – 10,48%
8 Spanien – 419.849 – 0,898% – 28.971 – 6,90%
9 Peru – 607.382 – 1,842% – 28.001 – 4,61%
10 Iran – 365.606 – 0,435% – 21.020 – 5,75%
11 Kolumbien – 572.243 – 1,125% – 18.184 – 3,18%
12 Rußland – 968.297 – 0,664% – 16.638 – 1,72%
13 Südafrika – 615.701 – 1,038% – 13.502 – 2,19%
14 Chile – 402.365 – 2,105% – 10.990 – 2,73%
15 Belgien – 83.030 – 0,716% – 9.879 – 11,90%
(Quelle)
Diese hier verwendete Todesrate im Verhältnis zu den Ansteckungen kann bei hoher Letalität, wie z.B. in Mexiko, entweder auf eine weitaus höhere, aber nicht erfaßte Infektionsrate zurückzuführen sein als auch auf eine größere Aggressivität des Virus, einen schlechteren allgemeinen Gesundheitszustand (Mexiko hat z.B. die höchste Rate von Übergewichtigen auf der Welt) oder ein schwach ausgebautes Gesundheitswesen, das den Ärmeren sowieso nicht zur Verfügung steht.
Oder auf alles zusammen.

Serie Daten und Statistiken, Teil 2

DIE STERBLICHKEIT
1. Vom Leben und Sterben im Kapitalismus

Jeder stirbt einmal. Aber ob früher oder später, macht schon einen Unterschied für die Betroffenen und ihre Umgebung aus. Es ist allgemein anerkannt, daß die Erhöhung der Lebenserwartung eine zivilisatorische Errungenschaft ist.
Aber das ist nicht so gut, wie es ausschaut. Erstens ist immer noch Luft nach oben, schon was das hohe Alter angeht, zweitens aber sagt das bloße Datum, die Quantität der Lebensjahre, nichts aus über die Qualität, mit der dieses Leben abgelaufen ist.
Eine britische Krankenschwester und Sterbebegleiterin hat einmal ein Buch geschrieben, in dem sie erzählt, daß viele der von ihr Betreuten auf dem Sterbebett gesagt haben: Kämen sie noch einmal auf die Welt, so würden sie versuchen, das zu tun, was sie wollen, und nicht das, was andere von ihnen erwarten.
Die Erwartungshaltung von Regierungen und Behörden ist beachtlich: Sie hätten es am liebsten, wenn ihre werten Mitbürger ihre Gesundheit nur beim Dienst an Staat und Kapital vernutzen und nicht mit Lastern aller Art wie Rauchen und Saufen; gesunde Sportarten treiben, anstatt mit Extremsportarten zu verunfallen, und sich stabil reproduzieren. Also 2 Kinder in die Welt setzen und die ordentlich und anständig ernähren und erziehen.
Zum Mißfallen vieler Beamter und Politiker tun die Leute das jedoch nicht und belasten deshalb das Gesundheitswesen, was stöhn! stöhn! Steuergeld kostet.
Über die Ausgaben, an denen auch andere Interessierte wie Pharmakonzerne hängen, wird genau Buch geführt und immer wieder gejammert, daß das alles viel zu viel kostet. Ein Präsident der Weltmacht Nr. 1 ist daran gescheitert, seinen Bürgern eine erschwingliche Krankenversorgung einzurichten, während unter seiner Regierungszeit immerhin einige Kriege und Bombardements stattfanden, was die US-Staatskasse sicher auch einiges gekostet hat.
Zur Pflege der Volksgesundheit gehört auch das Sammeln von Daten über die Häufigkeit verschiedener Gebrechen, und die Todesrate. Wenn sich eine tödliche Krankheit häuft, wie z.B. jetzt das Coronavirus, so werden dagegen Maßnahmen ergriffen. Ansonsten gibt es Empfehlungen zu Impfungen oder Vorsorgeuntersuchungen.
Im Großen und Ganzen ist es jedoch gerade angesichts der medizinischen Kenntnisse weltweit beachtlich, wie wenig davon zur Anwendung gelangt bzw. wie wenig gesellschaftliche Maßnahmen ergriffen werden, um die Menschen gesünder zu machen.
Und diese relative Gleichgültigkeit gegenüber der Lebensqualität zeigt sich auch bei den Sterblichkeitsdaten.
2. Krankheiten überhaupt
Es gibt einen Haufen Krankheiten und Gebrechen, die die Bürger Europas befallen, gegen die aber relativ wenig gemacht wird, weil sie erstens nicht allzu häufig sind, und zweitens nicht unbedingt tödlich. Dazu gehören die Erkrankungen des Nervensystems, wie Multiple Sklerose, Epilepsie, Parkinson u.a. Weder ist das Erforschen dieser Krankheiten Chefsache, noch werden Maßnahmen ergriffen, um ihr Auftreten zu reduzieren.
Dann gehören weiters Autoimmunerkrankungen und solche des Stoffwechsels, die zwar schon lange existieren, aber auch heute noch bestenfalls mit irgendwelchen symptomschwächenden Medikamenten behandelt werden.
Dann die Atemwegserkrankungen, Magengeschwüre, usw.
Schließlich gehören dazu die Krankheiten der Psyche, die inzwischen soweit als Krankheit anerkannt sind, daß Therapien und Medikamente vom öffentlichen Gesundheitswesen getragen werden, bezüglich deren Ursachen und der möglichen Vermeidung Psychologie und Medizin jedoch völlig im Dunklen tappen.
Beliebt sind hier wie auch bei „gewöhnlichen“ Krankheiten die Behauptungen, etwas sei „erblich“ oder „genetisch“, um sich um genauere Nachforschungen herumzudrücken.
Es kennt doch jeder von uns: Man selber oder ein Verwandter erkrankt, man geht zu einer Reihe von Ärzten und meistens kriegt man eine Reihe von Pillen oder Salben, bestenfalls noch eine Überweisung zu einem Kuraufenthalt. Sowohl was Diagnose, als auch Ursachenforschung und Behandlung angeht, ist Eile und schnelle Abfertigung angesagt. Meistens noch mit der Aufforderung garniert, weniger zu rauchen, zu trinken und mehr Bewegung zu machen.
Die einen sind dergleichen Behandlung schon so gewohnt, daß sie sich freuen, das Medikament um die Rezeptgebühr zu kriegen.
Die anderen sind sie satt und laufen zu Alternativmedizinern, die von Behörden und guten Staatsbürgern als Kurpfuscher abqualifiziert werden.
Eine ähnliche gesellschaftliche Haltung wird zu Tod und Todesarten eingenommen. Das zeigt sich auch in der Datenerfassung und den Sterblichkeitsstatistiken.
3. Obduktionen und Todesursachen
In Deutschland werden angeblich 1-2% aller Toten obduziert. Vermutlich ist 1% schon zu hoch gegriffen. In Italien werden Autopsien überhaupt fast nur an vermuteten Mordopfern festgenommen, bei normalen Verstorbenen sind sie ganz ungewöhnlich.
Die Obduktion findet in Österreich statt, wenn die Ärzte selbst sie für geraten ansehen, oder wenn sie gerichtsmedizinisch verordnet wird. In diesen Fällen tragen das Spital oder irgendwelche Behörden die Kosten.
Wollen die Angehörigen eine Obduktion vornehmen lassen, so müssen sie selber die Kosten tragen, die z.B. in Österreich so um die 3000 Euro liegen. Diese Fälle sind also eher selten.
Aber allgemein kann man sagen, daß Autopsien in der EU eine Ausnahme darstellen, es muß etwas Besonderes eintreten, damit überhaupt eine vorgenommen wird.
Wenn manche Zweifler sich heute beschweren, daß anläßlich der angeblichen Coronavirus-Toten so wenige Autopsien vorgenommen werden, so kann man feststellen, daß gerade nie so viele Autopsien vorgenommen wurden wie derzeit.
Es wird angenommen, daß jeder 2. Mord in Deutschland unentdeckt bleibt, weil an dem Opfer keine Obduktion vorgenommen wird.
Das ist aber weniger an einem Vertuschungsinteresse gelegen, als an dem Prinzip, das Gesundheitswesen nicht mit „unnötigen“ Ausgaben zu belasten, und einer gewissen abgeklärten Gleichgültigkeit, auch Resignation gegenüber den Todesursachen allgemein.
Bei den Todesursachen gibt es die 2 Stars Krebs und Herz-Kreislauf-Versagen.
Während der Krebs immerhin diagnostiziert und behandelt wurde, die Todesursache also eine gewisse Übereinstimmung mit der Krankheit aufweist, die zu ihr geführt hat, so sind das Herz und das Gehirn meistens die letzten Stationen, an denen der Körper seinen Geist aufgibt. Alkoholismus, Depressionen, Lungenkrankheiten oder Leberzirrhose, alles im Zusammenhang mit stark wirkenden Medikamenten, münden meistens in einem tödlichen Herzinfarkt. In der Todesursage „Herzversagen“ oder „Gehirnblutung“ sind jedoch diese ganzen Verlaufsformen gelöscht. Die Krankengeschichte landet im Mist, um die Buchhaltung zu entlasten.
Als dritthäufigste Todesursache macht der Diabetes Fortschritte. In Deutschland soll angeblich jeder 5. daran sterben, weltweit angeblich jeder 10. Auch hier sind die Statistiken und Angaben mit Vorsicht zu genießen und allein deswegen umstritten, weil oft Ärzte der betroffenen Fachgebiete die „offiziellen“ Statistiken hinterfragen, weil sie die Wichtigkeit ihres Faches herausstreichen wollen.
Der Diabetes als Stoffwechselkrankheit ist eindeutig eine Folge anderer Faktoren (Ernährung, Lebensumstände, Bewegung, Depressionen), die aber in dieser Diagnose auch gelöscht, und die Betroffenen auf Diät und Insulin gesetzt werden.
Schließlich ist es auch denkbar, daß in Kliniken, die sich auf bestimmte Krankheiten spezialisieren wollen, dergleichen Fälle häufiger diagnostiziert werden, um an die benötigten Mittel aus den Versicherungstöpfen zu kommen.
Auf einem anderen Blatt stehen die Selbstmorde. Da ist es wieder so, daß die lokalen Behörden es nicht gerade als Ruhmesblatt ihrer Gemeinden ansehen, wenn sich die Leute massenhaft umbringen und Selbstmorde, wenn möglich, lieber als Unfall, Herzversagen oder „Todesursache unbekannt“ qualifizieren.
Auch so sind die Selbstmorde z.B. in Italien die häufigste nicht mit einer Krankheit verbundene Todesart, noch vor Unfällen und Morden.
Angesichts der überall in Europa (und vermutlich auch anderswo) ansteigenden Selbstmordraten ist es auffallend, wie wenig Beachtung diesem Umstand gewidmet wird. In den Medien herrscht inzwischen völliges Schweigen dazu.
Während im in den 80-er Jahren in Österreich, das damals weltweit ziemlich weit oben auf der Skala der Selbstmorde pro Kopf der Bevölkerung stand, hin und wieder Artikel zu dem Thema erschienen und Studien erstellt wurden, liest man heutzutage kaum mehr etwas davon.
Seit der Wende ist dies eine gesellschaftliche Erscheinung, mit der sich die wissenschaftliche Welt, das Bildungswesen und die gewöhnlichen Mainstream-)Medien einfach nicht mehr beschäftigen wollen.
Man hat manchmal sogar den Eindruck, daß Behörden, Psychologen und Mediziner den Selbstmord als eine Art Entlastung des Sozialsystems betrachten, der Überflüssige, Sozialhilfebezieher, Dauerpatienten und Pflegefälle aus dem System entfernt.
4. Datenerfassung und Statistiken
Man kann anläßlich all dieser Umstände sagen, daß das Einzige, was an den Todesstatistiken verläßlich ist, die Anzahl der jährlich gemeldeten Toten ist. Das schaffen die Datenerhebungs-Zuständigen gerade noch.
Die Aufteilung der Toten auf die verschiedenen Todesursachen ist jedoch mehr als fragwürdig und kann höchstens als Annäherungs- bzw. Schätzwert betrachtet werden.
Deshalb werden von vielen als einzig verläßliche Daten zum Coronavirus diejenigen zur Übersterblichkeit angesehen.
Die wiederum sagen über den Verlauf der Coronavirus-Erkrankung der Todesopfer wenig bis gar nichts aus.
Sind sie an einem durch die virale Infektion verursachten Immunschock gestorben? An einer Überreaktion des Immunsystems? (Das war eine der wichtigsten Todesursachen bei jüngeren Leuten bei der Spanischen Grippe.) An einem multiplen Organversagen aufgrund der mangelnden Sauerstoffversorgung? An einem Herzversagen aufgrund der Überforderung des Immunsystems? An einem Herz-Kreislauf-Versagen aufgrund der Aufregung rundherum? An einer Lungenentzündung, die im Gefolge der Infektion durch das Coronavirus mit dem geschwächten Organismus leichtes Spiel hatte? (Das war eine der Haupt-Todesursachen der Spanischen Grippe, zumindest in den USA)
Fragen über Fragen, die aber inmitten der ganzen Aufregung um Lockdowns und sinkendes BIP kaum jemanden zu interessieren scheinen.
nächstes Mal: Das BIP