Pressespiegel El País, 23.4.: Absturz einer türkischen Bitcoin-Bank

VIRTUELLES SPIELGELD

Massiver Kryptowährungsbetrug in der Türkei
ANDRÉS MOURENZA

„Der Kryptowährungsboom in der Türkei ist vielen Sparern teuer zu stehen gekommen. Die Einstellung des Betriebs der digitalen Geldwechselplattform Thodex hat Zehntausende von Investoren im Regen stehen gelassen – laut türkischen Medien bis zu 391.000 – und kann zu Verlusten von Hunderten von Millionen Euro führen. Der Gründer und Eigentümer von Thodex, Faruk Fatih Özer, hat das Land verlassen, aber das Unternehmen sagte in einer Erklärung am Donnerstag, dass die Schließung nur vorübergehend ist und dass alle Kunden ihr Geld zurückbekommen werden. Die türkische Justiz hat inzwischen eine Untersuchung angeordnet und die Polizei hat ihren Geschäftssitz in Istanbul durchsucht.

Seit 2018 hat die Lira 55% ihres Wertes verloren und die Inflation ist gewaltig angestiegen. Da die Regierung die Steuern auf Währungskäufe erhöht hat, haben viele Türken begonnen, sich auf Kryptowährungen zu konzentrieren, um einen Kaufkraftverlust zu vermeiden. Das geschah insbesondere in den letzten Monaten, als die Entlassung des Zentralbankgouverneurs die türkische Währung wieder auf Abwertungskurs schickte.
Nach Angaben von Reuters belief sich der Kryptowährungshandel in der Türkei zwischen Februar und März auf fast 22 Milliarden Euro, 30-mal mehr als im Vorjahreszeitraum. Um den Markt abzukühlen, hat die Zentralbank am vergangenen Freitag den Kauf von Dienstleistungen oder Produkten mit Bitcoin verboten, nicht jedoch den Kauf von Bitcoin selbst als Anlageprodukt.

Unternehmen, die mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen zu tun haben, sind überall aufgetaucht. Die wichtigsten Plattformen werben im Fernsehen und sponsern einige der meistgesehenen Shows in der Türkei. Thodex wurde 2017 gegründet und war unter den fünfzig ähnlichen Websites des Landes eine der meistbesuchten Websites, unter anderem dank seiner großen Werbekampagnen in sozialen Netzwerken, an denen berühmte türkische Schauspieler teilnahmen, und der Verlosung von Porsches unter ihren Kunden. Der Gründer war unter anderem mit dem Außenminister Mevlüt Çavusoglu auf Fotografien erschienen, was ihm einen Nimbus von Seriosität verlieh (obwohl das Büro des Ministers am Donnerstag schnell versicherte, dass er Özer überhaupt nicht kenne und ihn seinerzeit nur auf Antrag des Sohnes eines Abgeordneten der Regierungskoalition empfangen habe).

Bitcoin-Bankomat in Istanbul

Thodex-Benutzer hatten seit einigen Tagen Probleme, ihre Kryptowährungen einzulösen und ihre Positionen zurückzuziehen. Am Mittwoch, den 21., stellte die Plattform den Betrieb ein, obwohl es sich laut einer Ankündigung des Unternehmens auf Twitter um eine vorübergehende Schließung für sechs Stunden »wegen Wartungsarbeiten« und zwecks »Problemlösung« für die Schwierigkeiten handle, unter denen Kunden seit mehreren Tagen litten.
Am nächsten Tag kündigte das Unternehmen in einer anderen Erklärung an, dass die Schließung um vier oder fünf Tage verlängert werde. Kurz darauf tauchte jedoch ein Foto von Özer am Istanbul International Airport auf, von dem er zwei Tage zuvor nach Angaben einiger Medien nach Thailand oder nach Angaben anderer in die USA geflogen war.“

Die türkische Regierung hat den Handel mit Bitcoin also zugelassen, obwohl die virtuelle Währung der eigenen nationalen Währung sozusagen Konkurrenz macht. Um die Ergebnisse des Sturzes der Lira abzuschwächen, erlaubte und beförderte die türkische Politik den Einsatz der Kryptowährung.
In China, wo zwar viel Bitcoin auf Servern „gemünzt“ wird, ist der Handel damit verboten, weil China seine Währungshoheit nicht aus der Hand geben will.

Abgesehen davon, daß der Handel mit Bitcoin selber Möglichkeiten des Betruges bietet und von der Unterwelt für Geldwäsche genutzt wird, ist es nicht auszuschließen, daß der nach Thailand oder sonstwohin geflüchtete Besitzer der Bitcoin-Wechselstube selber Opfer eines Betruges geworden ist: In einer anderen Zeitung erschien vor einigen Tagen ein ausführlicher Artikel über das Heer nordkoreanischer Hacker, mit denen Nordkorea u.a. seinen Devisenmangel bekämpft. Bevorzugte Opfer von Hacking-Angriffen sind die Bankensysteme asiatischer Staaten, die nicht besonders gut durch Firewalls geschützt sind, und Krypto-Währungs-Börsen, weil diese aufgrund ihrer mit dem Internet eng verbundenen Struktur ebenfalls anfällig sind.
Die Türkei ist jetzt jedenfalls in Schwierigkeiten:

„Panik
»Die Website ist völlig unzugänglich und die Kunden sind in Panik geraten. Wir haben eine Strafanzeige eingereicht«, erklärte Oguz Evren Kiliç auf Twitter. Dieser Anwalt, der auch einige der Geschädigten vertritt, sagte, dass auch die Beschlagnahmung der Konten von Koineks, der Muttergesellschaft von Thodex, gefordert wird. »Wir schätzen, dass bis zu 2 Milliarden Dollar verloren gegangen sein könnten. Es ist der größte Betrugsfall in der Geschichte der Republik«, erklärte er.

Derzeit hat das Untersuchungskomitee für Finanzverbrechen die Konten von Thodex gesperrt und die Staatsanwaltschaft hat eine strafrechtliche Untersuchung eingeleitet. Am Donnerstag durchsuchten Polizisten den Firmensitz. Die dreißig Angestellten von Thodex waren dem türkischen Fernsehen zufolge nicht in der Arbeit erschienen.

In einer Erklärung in sozialen Netzwerken erklärte der junge Geschäftsmann, er sei »ins Ausland« gereist, um »Treffen mit Investoren abzuhalten«, ohne anzugeben, wo er sich befindet oder wer die Investoren sind. Sein Ziel sei es, die technologische Struktur der Plattform zu ändern, um »Cyberangriffe« wie in der Vergangenheit zu vermeiden, für die er die starken Schwankungen der letzten Tage verantwortlich gemacht habe. Darüber hinaus seien von den fast 700.000 Nutzern der Plattform nur etwa 30.000 aktiv, der Wert ihrer Investments liege weit unter den 2 Milliarden Dollar, die als Schadenssumme gehandelt werden.

»Mit diesen unbegründeten Behauptungen wird der Versuch behindert, das Geschäftsleben dieses Unternehmens aufrechtzuerhalten, dessen Marktwert etwa 40 Millionen Dollar beträgt«, sagte Özer in der Erklärung, in der er versprach, dass er zurückkehren und niemand sein Geld verlieren werde. Auf der anderen Seite meinte ein Anwalt des Unternehmens, der vom Habertürk-Kanal zitiert wurde, dass es sich um ein »Liquiditätsproblem« handelt – eine weitere der verschiedenen Erklärungen, die das Unternehmen im Laufe der Woche verlautbart hat.
Der Skandal um die Kryptowährungs-Firma ereignet sich inmitten einer Krisensituation in der Türkei, deren Regierung für das Wirtschaftsmanagement der letzten Jahre stark kritisiert wird. Die Opposition prangert beispielsweise an, dass die Zentralbank durch Verkäufe in den letzten zwei Jahren fast alle Währungsreserven bei dem vergeblichen Versuch verbrannt habe, den Wert der türkischen Lira zu erhalten.“

Na ja. An der verkehrten Währungspolitik liegt es nicht.
Die Türkei hat in den letzten Jahren in Rüstung investiert, was das Zeug hielt, und dafür die Staatsfinanzen strapaziert. Das kritisiert die Opposition offenbar nicht.
Der Versuch, Wechselkursverfall, Ebbe bei den Devisenvorräten und galoppierende Inflation durch Kryptowährungen abzufangen, ist vorerst einmal gescheitert. Weil die anderen Firmen, die ebenfalls mit Kryptowährungen handeln, werden diesen Crash vermutlich auch zu spüren bekommen.

84 Gedanken zu “Pressespiegel El País, 23.4.: Absturz einer türkischen Bitcoin-Bank

  1. “… Digitalwährungen oder Kryptogeldern wie Bitcoin oder Dogecoin. Es ist ein bisschen schwierig zu erklären, worum es sich dabei handelt, denn die »digitalen Gelder« sind zwar digital, aber eben kein Geld. Mit diesen könnte theoretisch im Internet bezahlt werden, nur findet das nicht statt.
    In diesem Sinne haben Bitcoin & Co keinen Zweck. Das hält aber die Finanzmärkte nicht davon ab, auf sie zu spekulieren. Und wie! Ein Bitcoin kostete vor fünf Jahren noch 400 Dollar, vor einem Jahr 7000 und derzeit etwa 45 000 Dollar. Alle existierenden Bitcoins addiert sind inzwischen etwa eine Billion Dollar »wert«. Der Neuling Dogecoin kommt auf etwa 200 Milliarden. Alle »digitalen Währungen« addiert kosten aktuell 2,25 Billionen Dollar – also 2250 Milliarden Dollar für etwas, das niemand benutzen und mit dem man sich noch nicht einmal die Wände tapezieren kann. Die Nachfrage nach den Kryptopseudogeldern existiert allein durch die Spekulation darauf, dass ihre Preise weiter steigen. Um die Nachfrage aufrechtzuerhalten, muss der Preis aber auch steigen – sollte Bitcoin es nicht schaffen, nachhaltig über die 60 000-Dollar-Marke zu springen, droht dem Aufschwung die Puste auszugehen, warnte diese Woche die US-Bank JP Morgan Chase.
    Verboten ist das nicht, warum auch? Es hat ja niemand behauptet, Kryptowährungen wären zu irgendetwas nutze.”
    Stephan Kaufmann: Vom Erfinden der Reichtümer
    https://www.neues-deutschland.de/artikel/1151196.vom-erfinden-der-reichtuemer.html?sstr=Stephan%20Kaufmann

    US-Präsident Joe Biden will dem Kongress vorschlagen, die Kapitalertragssteuern in etwa zu verdoppeln. Das könnte die Attraktivität von Kryptowährungen als Geldanlage schmälern. Einige Fonds hätten auf die Nachrichten mit aggressiven Verkäufen reagiert, sagte Avi Felman, Chef-Händler des auf Kryptowährungen spezialisierten Vermögensverwalters Blocktower. (…)
    Bitcoin steht seit einigen Tagen unter Druck – unter anderem wegen Berichten über ein schärferes Vorgehen der Vereinigten Staaten gegen die Verwendung von Digitalwährungen bei Geldwäsche. Seit dem Mitte April erreichten Rekordhoch von knapp 65.000 Dollar summiert sich das Minus auf fast ein Viertel.
    https://www.n-tv.de/wirtschaft/Krypto-Waehrungen-rauschen-abwaerts-article22509207.html
    Und aus dem Januar 2021:
    Bitcoin ist die neuzeitliche Version der Krisenwährung Gold. Geopolitische Beben lassen den Kurs steigen, Regulierungen ihn fallen. Einer Umfrage von Statista zufolge ist die Beliebtheit der Währung nicht etwa in Ländern groß, die zu den Early-Adoptern der Digitalisierung gehören, sondern in krisengeschüttelten. Bedroht von Unruhen, Sanktionen oder Hyper-Inflation.
    https://www.heise.de/tp/features/Umgeht-der-Iran-Sanktionen-mit-Bitcoin-4646026.html

  2. China geht einen anderen Weg:
    China könnte wieder die Welt des Geldes verändern
    In China können Menschen bereits mit einem digitalen Yuan zahlen. Im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr soll der E-Yuan auch bald eine Rolle spielen. Die Vorherrschaft des Dollar wird Pekings Vorstoß so schnell nicht brechen – aber vieles verändern.
    Die People’s Bank of China (PBOC) hat in den vergangenen Monaten hunderttausenden zufällig ausgesuchten Landsleuten ein überschaubares Guthaben an E-Yuan via App zukommen lassen, das sie testweise an mittlerweile weit mehr als 10.000 Akzeptanzstellen ausgeben können. Diese Tests sind Teil des jüngsten Fünfjahresplans, der zum Beispiel auch die Einführung von definierten Handelszonen für Kryptowährungen vorsieht.
    Dabei ist das digitale und mobile Bezahlen oder Spenden via App längst Alltag in China. Die enorm schnelle Verbreitung von Apps wie Alipay oder WeChat machen im Reich der Mitte das Bezahlen mit physischem Geld immer entbehrlicher und sind einem auf Kontrolle von Menschen und Finanzen bedachten Parteiapparat ein Dorn im Auge. Dieser schleichende Kontrollverlust, verstärkt durch den unregulierten Bitcoin-Hype, ist auch einer der Gründe für das harte Vorgehen Pekings gegen mächtige Fintechs wie die Ant Group.
    (manager magazin, 20.4.)

  3. @Leser
    Diese Aussagen Kaufmanns sind falsch:

    denn die »digitalen Gelder« sind zwar digital, aber eben kein Geld. Mit diesen könnte theoretisch im Internet bezahlt werden, nur findet das nicht statt. In diesem Sinne haben Bitcoin & Co keinen Zweck.

    Wie man dem Bild von dem Bankomaten oben entnehmen kann, ist (oder war es bis vor Kurzem) möglich, in der Türkei mit einer Bitcoin-Karte zu diesen Geräten zu gehen und vermutlich vom eigenen Bitcoin-Account türkische Lira abheben, so, als wäre es ein Fremdwährungs-Konto, auf das man solchermaßen zugreift.
    Die türkischen Kontoinhaber von Thodex- und ähnlichen Karten konnten also ihr Geld in Bitcoin parken, um es vor der Lira-Entwertung zu schützen. Damit war Bitcoin ein Wertaufbewahrungsmittel und damit Geld.
    Auch für Käufe und Verkäufe, vor allem illegale im Darknet, wird es genutzt.
    Es ist also verkehrt, wenn es als reines Spekulations-Objekt charakterisiert wird.
    Der Vergleich mit dem Gold kommt eher hin, als eine Art Krisenwährung.
    Mir drängt sich auch der historische Vergleich mit dem Wechsel auf, vor allem wegen seiner dezentralen, nicht an Landeshoheit gebundenen Natur.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Wechsel_(Wertpapier)
    Man wird also in Zukunft unterscheiden müssen zwischen Digitalwährungen, die von Regierungen neben dem Staatspapiergeld ausgegeben werden, und solchen, die unabhängig davon zustandekommen.
    So eine wäre auch die von Facebook geplante Libra gewesen.

  4. Meine Fragen sind etwas spekulativ.
    Vom Hörensagen her scheint mir, dass sowohl in der Türkei (evtl. auch in Iran???) Bitcoin staatlicherseits ermächtigt worden ist, auch diverse geldliche gewöhnliche Zahlungsfunktionen über das Darknet, Mafia- u.a. Kreise hinaus, also auch in der gesamten türkischen Gesellschaft, zu übernehmen. Zahlung und Wertaufbewahrung?
    Insofern hat mich dein türkisches Bankomat-Foto erst einmal überrascht. Dein Thread dokumentiert ja auch, dass sie dafür Werbung im TV machen, eigene Werbesendungen unterhalten etc.
    Die Haltung der Politik zu Bitcoin in der Türkei scheint also eine fundamental andere zu sein als die innerhalb des Geltungsraumes des Euro.
    (In China noch mal anders, dort ist das digitale Geld ja reguliert und in das staatliche Geldgefüge sowieso eingeordnet, so verstehe ich deinen Post.)
    Den Stellenwert dieses Cyber-Geldes am türkischen Geldverkehr kann man darüber, dass ein Foto eines enzigen Cybergeld-Bankautomaten abgelichtet wird, nicht gut einschätzen. Sondern? Eine der praktischen “Schwierigkeiten” beim Umgang mit Bitcoins scheint mir doch zu sein, dass Kursschwankungen nicht mal vorkommen, sondern jeden Tag und immerzu. Und umgekehrt umgekehrt.
    Unklar ist mir auch deine These, es gäbe digitales Geld, welches “unabhängig” vom Staatsgeld existiere. Ist es nicht als solches ausnahmsweise in der Türkei von Staats wegen erlaubt worden, um den türkischen Staat so, auch getrennt von Dollarzuflüssen oder türk. Lira-Abwertung, oder von den Querelen mit dem IWF, vorwärts bringen zu sollen?
    Inzwischen ist die zweite türkische Handelsplattform zugesperrt worden.
    Die Kryptowährungsbörse Vebitcoin kündigte am Freitag an, den Betrieb einzustellen. Sie verwies auf die sich verschlechternden finanziellen Bedingungen. Türkische Untersuchungsbehörden ihrerseits teilten mit, sie hätten die Konten des Unternehmens gesperrt und eine Untersuchung gegen Vebitcoin und deren Führungskräfte eingeleitet. Das berichten Agenturen wie Reuters oder Bloomberg.
    Vebitcoin die viertgrösste Kryptowährungsbörse der Türkei mit einem täglichen Volumen von fast 60 Millionen US-Dollar. Mehr als die Hälfte dieses Volumens stammt von Bitcoin, der diese Woche gegen 20 Prozent an Wert verlor.
    Bereits zuvor hatte die türkische Kryptowährungsbörse Thodex aufgegeben. Ihr 27-jähriger Gründer ist aus der Türkei geflüchtet. Die Plattform hat etwa 390’000 Nutzer. Ihre Verluste könnten laut der türkischen Zeitung Haberturk bis zu 2 Milliarden US-Dollar betragen. Es wird von Betrugsvorwürfen berichtet.
    Das tägliche Handelsvolumen von Kryptowährungen in der Türkei beträgt etwa 2 Milliarden Dollar. Der Boom von Kryptowährungen in der Türkei lässt sich auch damit erklären, dass viele Türkinnen und Türken gegen die heimische Währung Lira Misstrauen hegen. Die Lira hat in diesem Jahr rund 10 Prozent gegen den Dollar verloren.
    Die Türkei kündigte von rund einer Woche ein Verbot von Zahlungen mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen an. Betroffen von der neuen Regel, die ab Ende April gelten soll, seien direkte und indirekte Zahlungen mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen, schrieb die Zentralbank.”
    https://www.cash.ch/news/politik/handelsplattformen-tuerkei-nach-restriktionen-fuer-bitcoin-kollabiert-bereits-zweite-grosse-boerse-1753302
    Nach einer Erfolgsgeschichte sieht das nicht aus… (Bei Wirecard sollen sie ja u.a. Bilder von Papp-Stellwänden mit einigem pixel-technischem Aufwand und mit ihrem Logo beklebt und als Quasi-Real-Fotos von Gebäuden ins Netz gestellt haben, und die staatliche Geldaufsicht damit schwer beeindruckt haben..)

  5. Laut ntv “… hat die Zentralbank Sorge, dass durch Cyberdevisen die Türkische Lira weiter unter Druck gerät. Sie hat in den vergangenen Jahren deutlich an Wert verloren. Vor wenigen Tagen (!) hatte der Autohändler Royal Motors, der Rolls-Royce und Lotus-Wagen in der Türkei vertreibt, Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptiert. Weltweit sind Apple, Amazon und der Online-Reiseanbieter Expedia schon länger so weit. Auch der Elektroautobauer Tesla nimmt Kryptowährungen beim Bezahlen an.”
    https://www.n-tv.de/wirtschaft/Tuerkei-verbietet-Zahlungen-mit-Bitcoin-article22494899.html
    {Anscheinend gibt es / gab es / im Umfeld mindestens eines türkischen Flughafens mindestens diesen einen abfotografierten Bitcoin-Bankomaten. Es gibt dort vermutlich ja auch andere Wechselstuben. Dass Spekulanten Rolls Royce fahren, mag ja schon auch sein…)
    Dass das tägliche Handelsvolumen mit Bitcoins in dr Türkei 2 Mrd. Dollar betragen habe, ist noch kein Beweis dafür, dass dort viel mehr als Spekulation damit getätigt worden ist.

  6. Was Amazon und Bitcoin betrifft, so habe ich nur rausgekriegt, dass es Start-Ups gibt, die Bitcoins so umwandeln, dass man anschließend dort damit dann wieder im Modus von Staatsgeld bezahlen kann.
    Dass StartUps so damit befasst sind, wird also ganz sicher so sein, nicht nur in der Türkei.
    Aber zumindestens noch 2019 “… bietet Amazon selbst keine Krypto Zahlungsoptionen an. Der Anwendungsfall ist im Moment nicht so stark, insbesondere bei frei schwankenden Währungen wie Bitcoin. Die Volatilität der Währung ist immer noch viel zu hoch, um ein praktikables Zahlungsmittel zu sein.”
    [Dass ein Reiseanbieter Bitcoins als Zahlungsmittel akzeptiert – liegt ja vielleicht eher an den aktuellen Schwierigkeiten dieser Branche, die einfach jeden Strohhalm ergreifen muss…]
    Das könnte in der Türkei prinzipiell ganz anders gewesen sein, oder von staatlicher Seite zumindestens mal anders geplant oder toleriert gewesen sein. Durchblicken tu ich da nicht.
    Einen guten Überblick scheint dieser Artikel zu geben:
    https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/bitcoin-bezahlung-faq-101.html
    Der kommerzielle Wechsel entsteht aus dem Kreditbedürfnis eines wachstumswilligen Kapitals, das aber die Usancen des Kapitalmarkts und der Bankenwelt scheut oder vermeiden will, z.B. weil es (noch) nicht als kreditwürdig eingestuft wird.
    Der von dir zitierte Wiki-Artikel endet übrigens so:
    “Der Wechsel hat im täglichen Geschäft und als Bestandteil der Mittelstandsfinanzierung an Bedeutung verloren und kommt mittlerweile nur noch in sehr geringer Stückzahl bei Nichtbanken vor. Bei Kreditinstituten spielt der Wechsel seit Januar 1999 keine Rolle mehr und ist in der Ausbildung von Bankkaufleuten kein Lehrgegenstand. Ein weiterer Grund für den Bedeutungsverlust des Wechsels ist darin zu sehen, dass es nicht gelungen ist, den Wechsel „maschinenfähig“ zu machen. Wegen seiner Urkundeneigenschaft lässt sich der Wechsel nur durch hohen Personaleinsatz abwickeln. Hinzu kommen neue wirkungsvollere Arten des Zahlungsverkehrs, insbesondere die Überweisung, die Debit- und die Kreditkarte, durch die sich die Vorteile des Wechsels mit Gesichtspunkten der Automatisierung und der Rationalisierung des Bankwesens in Einklang bringen lassen.”
    Schluss nicht nur daraus: Ist der ganze Bitcoin-Hype nicht von vornherein eher eine reine Spekulationstour auf weitere Spekulation gewesen – und entspringt daher ganz anderen ökonomischen Notwendigkeiten als der kommerzielle Wechsel?
    – Dass auch mit Kunstwerken spekuliert wird, wie mit allem und jedem sonst auch noch, darauf wird hier hingewiesen …
    https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/alles-gutes-geld

  7. Ja, mir ist auch der Vergleich mit Wirecard eingefallen.
    Das genoß ja auch höchste Protektion, weil sich diverse deutsche Politiker in der Illusion sonnten, sie könnten über Wirecard ein eigenes System für den Zahlungsverkehr aufbauen und damit die gängigen, dollarbasierten umgehen – möglicherweise eben genau für Geschäfte mit z.B. dem Iran.
    Bei den Bitcoin-Geschichten in der Türkei scheint ähnliches gelaufen zu sein. Der Bankomat wird vermutlich nicht der einzige sein.
    Hier war vermutlich die Idee die, den Bürgern eine Reservewährung anzubieten, die von den „gewöhnlichen“ Wechselkursschwankungen der Lira (Lira-Euro, Lira-Dollar) unberührt ist. Das alles, um den Wertverlust der Lira irgendwie handhabbar zu machen – und der Unzufriedenheit der Bürger das Maul zu stopfen.
    Das Einräumen des Handels mit Bitcoin war also sowohl eine währungs- als auch eine sozialpolitische Maßnahme, deswegen konnte es soweit gedeihen, daß es diese Bitcoin-Firmen sogar zu einem Bankomatennetz gebracht haben.

  8. Also aus dem Artikel aus El País geht mir recht klar hervor, daß viele Leute in der Türkei Bitcoin so verwendet zu haben scheinen, daß sie dort Geldbeträge geparkt und bei Bedarf eines Kaufaktes in Lira umgewandelt haben. Ähnlich, wie in diversen Nachfolgestaaten Ex-Jugoslawiens unter der Matratze Euros liegen, und wenn man was einkaufen will, so wechselt man sie schnell einmal um in die Landeswährung.
    Das kann man nicht als spekulativen Gebrauch bezeichnen. Ein solcher Gebrauch geht nicht unbedingt als „Handelsvolumen“ in die Statistik ein – das geschieht möglicherweise nur, wenn man am Internet direkt mit Bitcoin zahlt, was natürlich auch vorgekommen sein kann.
    Der Bitcoin-Bankomat kann logischerweise keine Bitcoins ausgeben, weil die existieren stofflich nicht. Also gewährt er Zugang zu einem Bitcoin-Konto, und spuckt dafür Lira aus.
    Wenn du recht hast und der ist nur am Flughafen, so täusche ich mich möglicherweise, aber ich nehme an, daß es solche Bankomaten woanders auch gibt.

  9. Eine Suche nach Bitcoin-Bankomaten hat auf den ersten Blick ergeben:
    Bitcoin ATM machine in Istanbul at Aqua Florya Shopping and Life Center – Shitcoins Club
    Bitcoin ATM machine in Istanbul at CITY’S Nişantaşı Alışveriş Merkezi – General Bytes
    Bitcoin Teller in Istanbul at Coinsfera Bitcoinshop – Bitcoin Teller
    Bitcoin ATM machine in Istanbul at Vadistanbul Shopping Mall (Das ist der oben abgebildete.)
    Bitcoin ATM machine in Istanbul at Opet Bagcilar – General Bytes
    (Einfache Google-Suche)

  10. @Leser – gibt es auch noch einen andern Bitcoin Artikel vom GSP als den von dir verlinkten?
    Bitcoin ist keine Währung, sondern ein spekulatives Asset. In dem Maß, wie er wirklich Währungsfunktionen übernhemen würde (z.B. als Alternative zum SWIFT System), würde er von den Staaten beschränkt. Das fängt ja langsam an. Dabei muss er nichtmal verboten werden, sondern es reicht eine Transaktionssteuer. Der Artikel, den du verlinkst beschreibt ja auch zurecht die BTC – Spekulation als eine Spekulation auf das Verhalten anderer Spekulanten.
    edit: Dass die Türken den Bitcoin als Wertaufbewahrungsmittel nutzen funktioniert genau so lange, wie die Spekulation beim Bitcoin läuft. Zahlungen werden mit BTC nicht in nennenswertem Umfang abgewickelt.

  11. “Bitcoin ist keine Währung, sondern ein spekulatives Asset.”
    Ich glaube auch, daß das weitgehend das Interesse an diesem Zeugs erklärt. Das ist in besser funktionierenden Ökonomien interessant, dort konkurriert das mit all dem anderen Zeugs, was Gewinne verspricht (und wenn das NFTs sind). Aber eben auch in schwächeren Ökonomien, wo schon das Interesse, sein Vermögen überhaupt zu erhalten, bei vielen Asset-Klassen nicht befriedigt wird. Deshalb ist es unabhängig von den Überlegungen der türksichen Regierung, wie das der Lira helfen könnte, sicherlich bei vielen Geldbesitzern sehr attraktiv. Wobei die natürlich ausblenden, daß Bitcoin alles andere als “werthaltig” ist und da dieLuft schneller raus sein kann als der Lira-Kurs (oder Aktienkurse inländischer Unternehmen) eventuell noch weiter fällt. Selbst beim Gold als dem klassischen “Wertaufbewahrungsmittel” steckt ja wenig “Wert” und mittlerweile eine Unmenge von Spekulation im Kurs.

  12. Irgendwie nehmt ihr alle nicht zur Kenntnis, daß das Bitcoin zumindest bis vor kurzem in der Türkei tatsächlich Geldfunktionen erfüllt hat. Oder vielleicht, präziser, für solche verwendet wurde.
    Und zwar nicht bei Spekulanten, sondern bei relativ gewöhnlichen Personen der Mittelklasse.
    Die wirklich dicken Brummer brauchen doch keine Werbung in sozialen Medien oder durch Showstars, um ihre Anlagebedürfnisse zu befriedigen.
    Diese Art von Bewerbung richtete sich genau an Leute, die etwas mehr Geld haben, als sie für den tagtäglichen Gebrauch benötigen, und das irgendwo parken wollten.
    Der türkische Staat hat das zugelassen oder sogar befördert, weil er damit den Wertverlust der Lira wenn schon nicht abschwächen, aber doch irgendwie handhabbar machen wollte.
    Statt dessen gefallt ihr euch darin, euch in allgemeinen Betrachtungen über Bitcoin zu ergehen und diesen türkischen Sonderweg links liegen zu lassen.

  13. Ich erinnere an meinen alten Beitrag zu Bitcoin, wo ich darauf hingewiesen habe, daß die Besonderheit dieser Währung ist, daß sie keinen staatlichen Aussteller hat, sich aber sonst wie eine Währung gebärdet.
    Deswegen ist es ja auch vielerorts verboten und führt ein halblegales Dasein.
    Jetzt in der Türkei ist Bitcoin aber eine Zeitlang offiziell zugelassen worden, der dortige Staat war gerade auf diese exterritorialen Geldfunktionen scharf.
    Und ist dabei, wie es ausschaut, eingefahren.

  14. “Irgendwie nehmt ihr alle nicht zur Kenntnis, daß das Bitcoin zumindest bis vor kurzem in der Türkei tatsächlich Geldfunktionen erfüllt hat.”
    Wurde doch zur Kenntnis genommen. Daß sicherlich nicht nur Finanzschwergewichte sondern vor allem auch Mittelklasse-“Anleger” in Bitcoin gegangen sind, ist ja offensichtlich. Und das sie das in erster Linie gmemacht haben, um ihr Geld- und Finanzvermögen wenigstens teilweise zu “retten”, also gehofft haben, daß sie ihre Werte in Bitcoin halbwegs unbeschadet über die Runden bringen könnten, hat doch auch niemand bestritten. Was sich Erdogan dabei gedacht hat, weiß ich hingegen nicht. Der Lira hat das alles sicher nicht gerade geholfen, befürchte ich.

  15. Ja, aber das ist ja das Interessante – daß eine Regierung, die ihre Finanzkraft überstrapaziert hat, jetzt eine Kryptowährung als vermeintlichen Rettungsanker entdeckt …
    Mir scheint inzwischen, daß der Crash von Thodex und anderen Bitcoin-Börsen mit dem Umdenken der Staatsführung bezüglich des Rettungsankers zusammenhängt:
    Türkei verbietet Zahlungen mit Bitcoin & Co
    Ab Ende April sind in der Türkei Zahlungen mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen verboten. Diese würden möglicherweise zu irreperablen Schäden führen, so die Begründung der Behörde.
    Die türkische Zentralbank verbietet Zahlungen mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen. Der Handel mit digitalen Währungen und das Bezahlen damit führe möglicherweise zu „irreparablen” Schäden, erklärte die Behörde am Freitag. Zuletzt hatten immer mehr Geschäfte in der Türkei Kryptowährungen als Zahlungsmittel akzeptiert. Ein Bitcoin verbilligte sich um rund drei Prozent auf 61.490 Dollar. Der Kurs war in den vergangenen Monaten von einem Rekord zum nächsten gejagt und viele Experten warnen vor einer Blase. Auch Aktien von Firmen, die mit Krytowährungen zu tun haben, kamen unter Druck.

    Kryptowährungen unterlägen keiner Regulierung und Aufsicht durch eine Notenbank und habe daher hohe Risiken. Die Nutzung des digitalen Gelds könne bei Konsumenten und Händlern zu Verlusten führen. Zudem hat die Zentralbank Sorge, dass durch Cyberdevisen die Türkische Lira weiter unter Druck gerät.
    (Die Presse, 16.4.)
    Die Legalisierung des Bitcoin als Zahlungsmittel hat nämlich zu einem Kursanstieg des Bitcoin gegenüber allen nationalen Währungen und damit auch gegenüber der Lira geführt, und damit ist diese Krypto-Währung von einem Rettungsanker zu einer Bedrohung geworden.
    Der Schaden, den der Bitcoin-Crash in der Türkei selbst anrichtet, ist noch nicht abzusehen.

  16. Laut diesem Wikipedia-Artikel wurde die Währung umbenannt und die verschiedenen Unterformen aufgegeben.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Diem_(Internetw%C3%A4hrung)
    Ds ganze Projekt wirkt noch nicht sehr ausgereift.
    Der im Kaufmann-Artikel zitierte Spruch von Scholz gilt offensichtlich: „Die Ausgabe einer Währung ist Bestandteil nationaler Souveränität“ – die Libra- oder Diem-Währung ist und bleibt eine Kampferklärung an selbige.

  17. Erst die allgemeine Krise, dann der Bitcoin-Crash und jetzt das – leicht hat es der türkische Nationalbankchef nicht:
    Biden stürzt türkische Lira in neue Krise
    Der Streit mit Amerika um die osmanischen Massaker an Armeniern vor mehr als 100 Jahren und neue kritische Bemerkung des Zentralbankchefs zur Zinspolitik haben die Finanzmärkte der Türkei zum Wochenstart in Aufregung versetzt.
    FAZ, 26.4.

  18. Einer der Vorreiter der Kryptonisierung, Elon Musk, habe gerade verboten, dass seine Produkte (E-Autos) mit Bitcoins bezahlt werden können – und hat den Kurs des Bitcoins dadurch mal wieder in der Keller geschickt …
    https://www.heise.de/news/Wegen-schlechter-Umweltbilanz-Tesla-stoppt-Zahlung-mit-Bitcoin-6045524.html
    Mit einem einzigen Tweet – 300 Milliarden Dollar Marktwert vernichtet. Respekt Respekt!
    https://www.handelsblatt.com/finanzen/maerkte/devisen-rohstoffe/kryptowaehrungen-elon-musk-schockt-die-krypto-maerkte-300-milliarden-dollar-marktwert-vernichtet/27188048.html
    Und – ach ja, – passiert ja alles, hü wie hott, “wegen der Umwelt und so…”

  19. Auch dass Musk nun ein eigenes Digital-Geld anstrebt (bzw. angblich anstrebt…) – alles nix als Gründe von Umweltschutz – etcpp:
    “…. halte es für plausibel, dass Elon Musk künftig eine eigene, «saubere» Kryptowährung ins Leben rufe, eine Art «Tesla Coin».” (NZZ)
    Der NZZ-Bericht klärt desungeachtet über weitere ökonomische Spekulationen über Spekulationen über Spekulationen auf ….
    https://www.nzz.ch/finanzen/elon-musk-will-angeblich-aus-umweltschutzgruenden-keine-bitcoins-mehr-akzeptieren-was-steckt-wirklich-hinter-dem-manoever-ld.1625237
    Fortsetzung folgt
    https://www.focus.de/finanzen/boerse/kryptowaehrungen/bitcoin-wende-musk-macht-weiter-stimmung-gegen-bitcoin-nun-foerdert-tesla-boss-sogar-eine-spasswaehrung_id_13294688.html – sowie
    Nicht alle Kryptowährungen haben einen so hohen Energie-Konsum wie Bitcoin, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet. Demnach arbeiten kleinere Kryptowährungen wie Peercoin, Blackcoin und Nxt mit einem anderen Verfahren, bei dem der Besitz von Hochleistungsrechnern weniger wichtig ist. Ein Großteil der „Miner“ innerhalb der Bitcoin-Gemeinschaft lehnt dieses umweltfreundlichere Verfahren jedoch ab, da sie bereits viel Geld in ihre Technik investiert haben. Musk kündigte auf Twitter jetzt trotzdem an, dass Tesla sich von nun an Kryptowährungen anschauen wird, deren Energieverbrauch bei unter einem Prozent des Bitcoin-Verbrauchs liegt. (leb via dpa)
    https://www.merkur.de/wirtschaft/tesla-elon-musk-beenden-zahlungen-und-verkauf-mit-bitcoin-blackcoin-peercoin-nxt-90576283.html
    So oder so – dürfte das ein Schlag dagegen sein, Bitcoins als normales Geld im normalen Zahlungsverkehr zu etablieren. Und das, nachdem die Türkei im Geltungsbereich der Türkei entsprechende Geschäfte anscheinend verunmöglicht (oder beschränkt) hat.
    Dass damit die Spekulation auf die Steigerung des Kurses, also die Spekulation auf die Spekulation beendet wäre, das sei aber nicht behauptet…

  20. Schlechte Zeiten für Bitcoin.
    Es fragt sich, wie sich das auf die anderen Digitalwährungen auswirkt.

  21. Kryptomarkt bricht ein: Bitcoin sackt auf 30.000 US-Dollar ab
    Frankfurt am Main. Die Furcht vor einer stärkeren Regulierung hat den Markt für Kryptowährungen einbrechen lassen. Nach einer Mitteilung der chinesischen Notenbank, wonach Digitalwährungen nicht für Zahlungszwecke verwendet werden dürfen, gaben viele Digitalwerte am Mittwoch nach. Die Kursverluste bewegten sich bei den wichtigsten Währungen deutlich im zweistelligen Prozentbereich. Selbst für den schwankungsanfälligen Kryptomarkt sind das außergewöhnlich hohe Verluste.
    Die nach Marktanteil wichtigste Digitalwährung Bitcoin sackte auf der Handelsplattform Bitstamp zeitweilig um etwa 25 Prozent auf 30.066 US-Dollar ab. Es ist das niedrigste Niveau seit Ende Januar. Das Rekordhoch wurde Mitte April mit knapp 65.000 US-Dollar erreicht. Die zweitgrößte Digitalwährung Ether geriet noch stärker unter Druck. Sie fiel am Nachmittag um bis zu 40 Prozent bis auf knapp 2.000 US-Dollar. Am späten Nachmittag konnten die Währungen einen Teil ihrer Verluste wieder wettmachen. Für beide gab es aber weiter ein Minus im zweistelligen Prozentbereich.
    Die chinesische Notenbank stellte klar, dass Kryptowährungen nicht verwendet werden sollten, da es sich nicht um echte Währungen handele. Auch sei es Finanz- und Zahlungsdienstleistern nicht gestattet, Produkte oder Dienstleistungen in Digitalwährungen auszuzeichnen.
    Die Volksrepublik ist schon länger für seine kritische Haltung gegenüber Kryptoanlagen bekannt. China arbeitet deshalb selbst an einer digitalen Variante seiner Landeswährung Yuan und führt bereits erste Feldversuche durch. Unter den großen Volkswirtschaften gilt China bei der Entwicklung einer Digitalwährung als am weitesten fortgeschritten. Auch die Europäische Zentralbank fasst einen digitalen Euro ins Auge. (dpa/jW)

  22. Wie sähe eine Digitalvariante einer bestehenden Landeswährung aus?
    Erstens gibt es sie im Grunde schon als digitale.
    Wenn ich heute eine Banküberweisung online mache, oder einen Einziehungsauftrag veranlasse, so setze ich den Euro digital ein. Bargeld ist hier nicht involviert.
    Auch wenn ich mit einer Debit- oder Kreditkarte zahle, verwende ich den Euro digital.
    Was fehlt also China oder den EU-Staaten noch für ihre Digitalwährung?
    Was muß die können, was die bisherigen digitalen Funktionen nicht können?

  23. Erst zum Schuß seines Artikels zu Kryprowährungen kommt Kaufmann zur entscheidenden Eigenschaft von Geld: Es ist der Maßstab für Reichtum, für abstrakte Zugriffsmöglichkeit auf alles Käufliche. Und da der Sinn von Geld in dieser verrückten Welt darin besteht, mehr Geld zu werden, bestrebt jeder Geldeigentümer (der das Zeugs nicht wie unsereins zum profanen Einkaufen der Sachen seines Lebensunterhalt braucht) danach, sich umzuschauen, welche der vielen “Anlageklassen” danach ausschauen, demnächst noch mehr Geld “wert” zu sein. Da gibt es natürlich Alles mit Jedem zu vergleichen und abzuschätzen: Sind Mietshäuser schon überteuert oder noch “Betongold”, ist Gold noch die sichere Bank, usw, soll man aus Aktien aussteigen oder lieber aus Anleihen? Und da kommt Kryptogeld ins Spiel. Vor allem nach der seit Jahren laufenden Finanzkrise trauen viele Menschen und hier vor allem Anleger den klassischen Geldern der Zentralbanken eines kapitalistischen Staats nicht mehr so ganz. Insbesondere, ob diese Gelder wirklich “wert”haltig bleiben oder vielleicht doch in einem Strudel von inflationären Entwicklungen entwertet werden. Deshalb konnte das von zentralen Institutionen unabhängige “Geheim”geld anfänglich einige Geldbesitzer dazu bewegen, wenigstens einen Teil ihres Vermögens in Kryptowährungen einzutauschen. Als dann der Kurs dieser “Werte” massiv anstieg, wurde daraus eine ganz normale Spekulationswelle, wie sie es seit den Tulpenzwiebeln in Holland gibt: Es interessiert niemand mehr, was das eigentlich ist, was man kauft, und wofür es nützlich sein könnte, das Einzige was zählt, ist die Aussicht, die Hoffnung und Erwartung, daß man das Zeugs demnächst noch teurer weiterverkaufen kann. Das kann genauso eine seltene Briefmarke, ein alter Ferrari oder ein angesagtes Bild sein, das ist dann schon egal.

  24. So weit ich das mitkriege, wird Bitcoin mit großem Energieaufwand „geschürft“.
    Wenn jetzt China denen die Tür weist, oder wer andere eine neue Stromrechnung präsentiert, so sehe ich die Grundlage dieser virtuellen Währung gefährdet.
    Weil irgendwo hat sie den Fuß auch noch auf dem Boden, also rein virtuell ist sie nicht, genauso wie illegale Websites im Darknet. Die laufen auch auf irgendwelchen Servern, die irgendwo stehen.

  25. “Grundlage” von Kryptowährungen wie Bitcoin scheint mir nicht die Möglichkeit der Vermehrung von ihnen zu sein, das mag mal leichter mal schwerer zu bewrkstelligen sein und wird zudem auch noch regelmäßig geändert, sondern die Akzeptanz und Nachgefragtheit der bestehenden virtuellen Währungseinheiten.
    Im übrigen gilt gerade *nicht*, daß dazu bestimmte Server nötig wären:
    “Der große Verbrauch liegt daran, dass Bitcoin eine virtuelle Kryptowährung ist. Sie wird von einem Peer-to-Peer-Computernetzwerk transferiert. Dieses Netzwerk wird durch alle Teilnehmer gebildet, die eine bestimmte Software, den Bitcoin-Client, ausführen. Es gibt keinen zentralen Server zur Verwaltung.”
    Lokal muß wohl jeder Bitcoineigentümer deshalb eine recht große Datenbank gespeichert halten, damit diese Redundanz überhaupt aufrechterhalten werden kann.

  26. Nun ja.
    Einen zentralen gibt es nicht, aber offenbar einige dezentrale.
    Inside the Icelandic Facility Where Bitcoin Is Mined
    Cryptocurrency mining now uses more of the Nordic island nation’s electricity than its homes.
    https://www.wired.com/story/iceland-bitcoin-mining-gallery/
    China mines more bitcoin than anywhere else. The government wants that to stop
    China has extended its iron-fisted crackdown on using and trading bitcoin to the industry that oversees the mining of new cryptocurrency tokens.
    https://edition.cnn.com/2021/05/24/investing/bitcoin-mining-china-crackdown-intl-hnk/index.html
    Es wäre natürlich möglich, daß die USA auf den Zug aufspringen und die Bitcoin-Industrie bei sich versammeln. Dann ist klar, wo das Zeug letztlich „zu Hause“ ist.

  27. Nochmal, die “Herstellung” von Bitcoin ist was anderes als die “Verwendung”. Herstellen kann das jeder mit entsprechender Computerhardware. Da gab es natürlich auch schon Schadsoftware, die einfach die PCs von irgendwelchen Usern dazu benutzt hat, wo sie reingekommen sind oder Unis haben feststellen müssen, daß ihr Rechenzentrum dafür benutzt wurde. Und, ja, am meisten hergestellt wurde bisher in China. Gehandelt werden die aber auf mehreren Börsenplätzen und “speichern” kann die jeder bei sich auf seinem PC.

  28. Das habe ich ja nie bestritten.
    Aber wenn die Herstellung stockt, so hat das für die Verwendung Konsequenzen.

  29. Ja, das würde sicher Konsequenzen haben. Aber welche? Der Preis würde tendentiell wohl eher steigen. Die allgemeine Verwendbarkeit (mit der es ja wohl eher eh nicht weit ist) würde eher sinken, wenn es, gemesen an einer steigenden Nachfrage, “zu wenig” Bitcoin gibt.

  30. Eurokurs stürzt auf 0.002 Bitcoin ab! Adidas Sneakers nur noch 0.00001 Bitcoin!

  31. Wie die EU den Handel mit Kryptowährungen regulieren will
    Kritische Stimmen aus China ließen Kryptowährungen zuletzt abstürzen. In Europa werden ebenfalls staatlichen Eingriffe geplant…
    https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/bitcoin-und-co-unter-druck-wie-die-eu-den-handel-mit-kryptowaehrungen-regulieren-will/27246924.html
    Wie ist ggf. umzugehen mit drohenden Panik-Verkäufen, wenn massenweise staatliches Geld erforderlich würde – das ist auch so eine Frage an die staatlichen Regulierer …
    https://www.manager-magazin.de/finanzen/boerse/stablecoin-tether-die-schmale-fluchttuer-aus-der-bitcoin-falle-a-f04be1c7-e1f9-4621-bfa6-bad746f944a4

  32. Also, nachdem ich das mit dem Stablecoin durchgelesen habe – bis zur Bezahlschranke 🙂 – ist mir die Besorgnis um den Bank-Run nicht ganz nachvollziehbar.
    Weil es handelt sich um rein digitale Dollars, die da nötig wären.
    Zum Unterschied zu einem tatsächlichen Bank Run, wo reales Papiergeld verlangt wird – man denke an Griechenland 2015 – können die nicht so einfach ausgehen. Nur eine Frage der Serverkapazitäten.
    Natürlich, zur Stabilität des ganzen fragilen Geldsystems trägt das nicht bei, wenn plötzlich eine Bitcoin-Währung crashen sollte.

  33. Wie man sieht, ist das Bitcoin Mining vor allem dann ein Geschäft, wenn der Strom extrem billig ist (China) oder kostenlos (Birmingham).
    Bei normalen Stromtarifen ist das Geschäftsmodell offenbar nicht attraktiv.

  34. Kryptowährung Bitcoin in El Salvador gesetzliches Zahlungsmittel
    Initiative von Bukele im Parlament mit Nuevas Ideas-Mehrheit durchgewunken. Nach Dollarisierung im Jahr 2000 wird nun Bitcoin zweites Zahlungsmittel
    San Salvador. Als erstes Land der Welt hat El Salvador am Mittwoch die Kryptowährung Bitcoin durch sein Parlament als gesetzliches Zahlungsmittel bestätigt. Beschlossen wurde dies mit 62 Ja-Stimmen. Das Gesetz soll 90 Tage nach Erscheinen im Amtsblatt in Kraft treten.

    https://amerika21.de/2021/06/251374/bitcoin-el-salvador-zahlungsmittel

    Eine Rückerinnerung, auf was für eine Ökonomie und Gesellschaft diese Maßnahme trifft:
    http://nestormachno.blogsport.de/2019/07/07/serie-lateinamerika-heute-teil-12-el-salvador/

    Bukele will vermutlich damit den kriminellen Banden das Wasser abgraben, aber vermutlich kommen damit noch größere Troubles heraus als es in diesem unglücklichen Land jetzt schon gibt.

  35. Chinesische Provinzbehörden schließen dutzende »Minen« für Kryptowährungen

    (…) China hatte bereits 2017 Zahlungen im Land mit digitalen Währungen für illegal erklärt und diesen Schritt mit Sorgen um das Finanzsystem und die soziale Stabilität begründet. Erst im Mai warnten chinesische Bankenverbände vor Spekulationen mit Kryptowährungen und schickten den Kurs des Bitcoin damit auf Talfahrt.
    Sichuan, wo viel Strom mit Hilfe von Wasserkraft erzeugt wird, gilt als einer der wichtigsten Standorte für die Kryptowährungs-»Minen« in China. In der in den sozialen Medien zitierten Anordnung der Behörden werden die Energieversorger aufgefordert, die Serverfarmen nicht mehr mit Strom zu beliefern. Die Frist lief am Sonntag ab.
    Der ehemalige Bitcoin-Schürfer sagte AFP, es habe Kontrollen vor Ort gegeben. »Sie haben sich vergewissert, dass wir alles dichtgemacht und die Computer weggebracht haben.«

    Sichuan ist laut dem Bitcoin-Stromverbrauchs-Index der Universität Cambridge nach der Provinz Xinjiang im Nordwesten der größte Standort für die Erschaffung von Kryptowährung in China. In den Provinzen Innere Mongolei und Qinghai waren Kryptowährungs-»Minen« in den vergangenen Monaten schon geschlossen worden; die Bürger wurden aufgerufen, illegale »Minen« zu melden.
    https://www.nd-aktuell.de/artikel/1153520.kryptowaehrungen-chinesische-provinzbehoerden-schliessen-dutzende-minen-fuer-kryptowaehrungen.html

  36. Schau schau, gerade Sinkiang.
    Wo die Menschenrechte so mit den Füßen getreten werden, dort haben sich die Kryptowährungs-Server eingenistet.
    Vermutlich im Rahmen irgendeines Wirtschaftsförderungsprogramms, das jeden Investor in diesem unruhigen Gebiet mit rotem Teppich begrüßt.

  37. @Leser

    El Salvador wäre das erste Land, in dem man mit Bitcoins auch wirklich Sachen kaufen kann.

    Ich glaube, das ging in der Türkei auch, sonst hätte die türkische Nationalbank das nicht verbieten müssen.

    Der Verdacht des ND-Journalisten, Bukele wolle damit illegale Gelder anziehen, hat natürlich etwas für sich. Aber da könnte El Salvador schnell ins Visier der USA geraten, die den Kampf gegen Drogen und Korruption zu ihren Einmischungstiteln in Lateinamerika erklärt haben.
    Ebenso, wenn er sich selbst und seiner Camarilla durch Bitcoin eine Art virtuellen Safe für illegale Gelder eröffnet.

    Andererseits kann man mit Flüchtlings-Deals auch wieder die USA freundlich stimmen, wie sich am inzwischen abgetretenen Häuptling von Guatemala gezeigt hat.

  38. Ein Schneeballsystem ..
    (Aussichten düster: nicht nur für El Salvador…)

    “(…) Der Bitcoin verbraucht seit seiner Einführung 2009 immer mehr Strom. Derzeit entspricht der Stromverbrauch etwa demjenigen der Schweiz oder der Niederlande oder dem von 30 Millionen deutschen Haushalten.

    Bis jetzt wurden die dramatisch steigenden Stromkosten und die enormen Gewinne der früheren Einsteiger über neu hinzukommende Anlegergelder finanziert, die den Preis der Kryptowährung immer höher trieben.

    Das Ganze beruht auf einem Schneeballsystem. In dem Moment, in dem keine oder nicht mehr ausreichend viele Neugelder in Bitcoin-Anlagen fließen, bricht das Ponzi-Schema zusammen und der Bitcoin crasht. Der permanent wachsende Stromverbrauch ist ein Konstruktionsfehler von Bitcoin. Ein Absturz ist einprogrammiert. (…)
    Bei einem angenommenen Strompreis von fünf US-Cent pro Kilowattstunde beträgt die Bitcoin-Stromrechnung momentan 3,5 bis 6,75 Milliarden US-Dollar pro Jahr.
    Das Geld zahlen zunächst die sogenannten Miner (“Schürfer”), von denen es über eine Million gibt. Allerdings unterliegt der Miner-Markt einem starken Oligopol.
    Im Mai 2021 kontrollierten allein vier große chinesische Mining-Pools 60 Prozent des gesamten Marktes. Miner sind Betreiber von Rechenzentren, die ihre Rechenleistungen zu Verschlüsselungs- und Dokumentationszwecken dem Bitcoin-Netzwerk zur Verfügung stellen.

    Sie ermöglichen dadurch Bitcoin-Transaktionen und halten das gesamte Bitcoin-Netz am Laufen. Ohne die gewaltigen Rechenleistungen der Miner könnte Bitcoin nicht existieren (Stand 7.7.2021).

    Die Miner decken ihre Stromkosten sowie ihren Aufwand für Investitionen in Hardware (Rechner, Räume usw.) zu etwa 90 Prozent durch Einnahmen aus neu geschaffenen (geschürften) Bitcoins, die sie als Belohnung für ihre dem Netzwerk zur Verfügung gestellten Rechnerleistungen erhalten. Etwa zehn Prozent ihrer Einnahmen kommen aus Transaktionsgebühren, die die Benutzer von Bitcoin pro Transaktion bezahlen. (…)

    Fazit

    Eine Kryptowährung, die kaum für Massenüberweisungen geeignet ist und gleichzeitig so viel Strom verbraucht wie 20 bis 40 Millionen deutsche Haushalte, sodass für sie rund um die Uhr sechs bis zwölf Kernkraftwerke laufen müssen, ist viel zu teuer und kann daher auf Dauer nicht funktionieren.
    Der seit seiner Gründung ständig zunehmende Stromverbrauch zwang Bitcoin von Anfang an in ein Ponzi-Schema oder Schneeballsystem: Die nachfolgenden Anleger müssen immer weitere Geldströme nachliefern, um ständig steigende Bitcoin-Preise zu ermöglichen.

    Der Bitcoin-Preis muss, im Gegensatz beispielsweise zu Gold, laufend steigen, sonst bricht das Rechnernetzwerk zusammen und mit ihm die Kryptowährung selbst. Der permanent wachsende Stromverbrauch ist ein Konstruktionsfehler von Bitcoin. Wenn er nicht behoben wird, dürfte Bitcoin eines Tages crashen. Der Crash ist einprogrammiert.”

    https://www.heise.de/tp/features/Der-Bitcoin-Crash-ist-programmiert-6138995.html?seite=all

  39. Ein offensichtlicher Fan von Bitcoin (SoShy) verfasst auf TP/Heise dazu einen Leserbrief …

    “Du sollst kein Währungssystem nutzen, das deine Regierung nicht am … Wochenende abbuchen, verschwinden lassen oder mit strengen Auflagen belegen kann.

    Um Bitcoin madig zu machen ist den Konkurrenten dieses System jedes Mittel recht. Und recht so, wo käme unsere Finanzelite und unser Staat denn hin, hätte nicht jeder Staat eine eigene Währung die er nach Lust und Laune erzeugen, abwerten und manipulieren kann.

    Bitcoin ist Konkurrenz der Staatsfinanzen und Ihnen ein Dorn im Auge. Deshalb leiern Sie sich irgendwelche Argumente aus den Rippen um Bitcoin zu diskreditieren. So wie das mit allen privaten Währungen, also Währungen nicht im Staatsbesitz, geschieht.

    Es darf keine seriöse Währung geben, die der Finanzminister nicht verschlechtern kann. Natürlich langsam, so das wir es nicht bemerken, aber dafür stetig. Wo kämen wir denn hin, wenn die 1000 Euro Rente, die wir versprochen bekommen, in 10 Jahren
    noch den selben Kaufwert hätten? Nein wir bekommen 1000 versprochen, durch Lohnerhöhungen erhöht sich das in 10 Jahren zwar auf 1150, aber die Kaufkraft der 1150 fällt auf 850. Da es aber nominell 1150 sind muss man gar noch Steuer darauf zahlen. Doppelplusschlecht für den Rentner.

    So etwa geht das Spiel. Auf Bitcoin hat der Minster keinen Zugriff, verbieten möchte er es nicht, also wird er zusehen, dass er es irgendwie am Markt verschlechtern und es madig machen kann. (–> Corona, sorry CO2).

    Wir vergleichen also auf der einen Seite die Bitcoin Transaktionen, bzw. Ihren Energieverbrauch, mit einer Girobuchung. Wie blöd müssen wir sein? Warum vergleichen wir das nicht realistisch?

    Wir müssten also den Aufbau der Nationalbank, Teile des Finanzministeriums, die Privaten Banken und Ihre Bürobauten, deren Stromverbrauch, die Anfahrten der Mitarbeiter, die nächtlichen Buchungsläufe, deren Computersysteme, und den ganzen physischen Aufbau dieser Strukturen sowie Ihre tägliche Bedienung mitrechnen.

    Das ganze Bankensystem verbraucht Energie, tagtäglich, 24*7. Sogar Fr. Müller die am Bankschalter die Girobuchung der Oma entgegen nimmt, verbraucht CO2, wenn sie mit dem Auto zum Arbeitsplatz fährt. Jeden Tag 40 km, aber anders kommt sie vom Land nicht in die Stadt. Sehen Sie, Bitcoin, braucht das alles nicht. Und seine Buchungen alleine, sind mit einer Girobuchung nicht vergleichbar. Man muss es wenn schon mit Giro und deren anteiligen Infrastruktur vergleichen.

    Übrigens zahlt ja bereits heute jemand für die Energie die bei Bitcoin Transaktionen genutzt wird. Diese Nutzer entscheiden sich wohl tagtäglich dafür, die Kosten für die Transaktionen seien okay. Deren individuelles Urteil will man heute aber nicht mehr gelten lassen, da der Funktionär der “Neuen Gerechtigkeit” viel besser als die jeweiligen Nutzer entscheiden können will ,was gut für die Nutzer ist. Von Zigarretten bis Zusammensetzung der Nachbarschaft, der Funktionär weiss was gut für dich ist. Die neue Moral ist gut für dich, egal wie sie gerade aussieht.

    Du sollst kein Währungssystem nutzen das Deine Regierung nicht an einem langen Wochenende vollautomatisch um 90% abwerten kann. Mit dem Euro kann der Finanzminister das durchführen, ich wette die Nachtläufe sind programmiert. (Es gibt einige Zeichen die darauf deuten). Ich sage nicht, das wird so kommen, ich sage nur es ist sehr leicht möglich.
    Bitcoin ist ausserhalb der Fänge des Finanzministers. Also wird CO2 vorgeschoben.

    https://www.heise.de/forum/Telepolis/Kommentare/Der-Bitcoin-Crash-ist-programmiert/Du-sollst-kein-Waehrungssystem-nutzen-das-deine-Regierung-nicht-am/posting-39268143/show/

  40. Der Standpunkt, meine Währung wäre eigentlich für mich als Bürger (bzw. meine zukünftige Rente) da, und da der existierende Staat bzw. seine Währung das nicht leiste, sei der Bitcoin besser, der dichtet dem System des kapitalistischen Geldes die eigenen privaten Versorgungs- und Werterhaltungsbesorgnisse als Problem an – und zwar so, als könne man diesem System ausgerechnet mittels Investieren beim Bitcoin entkommen (wo doch jede Fabrik, in der Bitcoins geminert werden, nach kapitalistischen Kriterien funktioniert, und nach kapitalistischen Kriterien werden dann ja auch solche Nischenplätze wie Bitcoin-Mining als kapitalistisches Geschäft zugelassen.
    – Oder eben auch nicht.)
    Also von wegen, das sei eine Alternative zum Kapitalismus….

    Aber wie man für Grundschüler-Geklecksel späterer anerkannter Malermeister zig Gelder ausgeben darf, so eben auch dafür, in der anerkannten Bitcoin-Gemeinde mitspielen zu dürfen.

  41. Ja, dieser Leserbriefschreiber verteidigt das Menschenrecht auf freies Geld, das nicht durch Staaten „manipuliert“ wird.
    Daß es das ganze Bitcoin usw. nur gibt, weil es überhaupt eine durch Staaten eingerichtete und aufrechterhaltene Geldwirtschaft gibt, ist für diese Geld-Fans unwesentlich.

    Ich kenne das von diversen Gesell-Anhängern: Geld, am besten zu Hause selbstgedrucktes, ist für sie Freiheit pur.

    Wie weise dagegen der Indianer, der sagte: „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet Ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“

    Aber zurück zum vorigen Artikel: Da scheiden sich die Geister: Die einen sagen, weniger Bitcoin-Bergwerke sind gut, weil er steigert den Wert derjenigen Bitcoin, die bereits im Umlauf sind.
    Andere meinen, wenn es nicht mehr auf Servern erzeugt werden kann, so crasht es.

    Dazu paßt diese Meldung:

    „Bitcoin-Mining heizt einen See bei New York angeblich zum “Whirlpool” auf

    Ein Finanzinvestor kaufte ein altes Kraftwerk. Nun läuft es auf voller Last und betreibt eine Serverfarm. Die Anwohner sind empört – wegen des Klimaeffekts und weil das Kühlwasser ihren See erwärmt.

    Bitcoins sind sehr klimaschädlich, weil ihre Herstellung so viel Energie verbraucht. Doch was bisher als globales Problem gilt, wird rund um den Seneca Lake bei New York zu einem sehr konkreten und lokalen Problem. Der idyllische See ist als Ausflugsziel bekannt, kleine Boote und Schwimmer bevölkern ihn.
    (…)“

    https://www.stern.de/digital/technik/bitcoin-mining-heizt-einen-see-bei-new-york-angeblich-zum–whirlpool–auf-30606112.html

    Natürlich verbraucht der normale Geldkreislauf auch Energie, und macht Arbeit – deswegen gibt es ja viele Regierungen, die z.B. aus dem Bargeld aussteigen wollen.

    siehe hierzu:
    BARGELD ADE? Die endgültige Umstellung auf Buchgeld

  42. Das Finanzkapital funktioniert weitgehend ja sowieso ohne ein Quentchen Metall, oft auch ohne Papierausdruck, also jetzt bereits schon in komplett digitaler Form.
    Das dürfte vermutlich der Zweckhaftigkeit vor allem spkulierenden Geldes gut entsprechen, schließlich ist für die Beschleunigung des Umschlages und das Ausnutzen von aktuellem Geld- oder Warenmangel wichtig, zeitweilige Vorteile schnell über nationale Grenzen hinweg ratzfatz ausnützen zu können, vgl. die Zehntelsekunden, die über Gewinn oder Verlust an Börsen entscheiden können.

    Solche Zweckhaftigkeit von Geldfunktionen scheinen mir treibende Elemente der Digitalisierung zu sein (und weniger, dass der Staat für Münzbetriebe und das Bekämpfen von Falschgeld Kosten aufwenden muss).

    Geld als Mittel des Kaufens bleibt aber als Geldfunktion zumindestens für die kleine Reproduktion der kleinen Leute hierzulande z.B. beim Brötchenkauf erhalten. Zweckmäßigkeit oder Unzweckmäßigkeit von Digitalisierung scheint mir nicht bei allen Geldfunktion gleich vorhanden zu sein, obendrein ergibt sich eine national und historisch unterschiedliche Gemengelage von Bar- und Digitalgeld in den einzelnen Staaten.

    (Viele junge Menschen scheinen Münzen heutzutage ja fast nur noch aus Museen zu kennen. Eigentümlich ist auch, dass angesichts von Negativzinsen für das Bankkonto das Horten bzw. Aufschatzen von Bargeld im eigenen Tresor, unter dem Kopfkissen oder in der Kaffeedose, anscheind schon fast wieder zeitgemäß wird.
    – Gibt es eigentlich inzwischen in Dänemark oder China gar kein Bargeld [oder fast gar kein Bargeld] mehr? )

  43. Nochmal als Frage: Warum braucht es – neben dem bereits heute gewöhnlichen digitalen Gebrauch des Euro – zusätzlich zukünftig auch noch einen extra digitalen Euro?

  44. Aus dem Februar 2021 stammt diese Veröffentlichung:

    “Die Europäische Zentralbank (EZB) hat eine eindringliche Warnung vor der Beteiligung von Big-Tech-Unternehmen an Kryptowährungen ausgesprochen. Die Bank warnte, derartige Projekte könnten die Privatsphäre bedrohen, weitere Risiken für den Wettbewerb schaffen und sogar „die Währungssouveränität gefährden“.

    Die Warnung kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die EZB ihrerseits selbst über Pläne zur Einführung eines „digitalen Euros“ nachdenkt. Dieser könne nach Ansicht der Bank einige der Risiken entschärfen, die von privaten Firmen bei der Einführung ihrer eigenen digitalen Währungen ausgehen dürften.

    Facebook hatte zuvor den Start seiner Währung „Diem“ (vormals Libra) verschoben, nachdem zahlreiche Bedenken seitens diverser Regulierungsbehörden geäußert worden waren. In Europa war einer der größten Gegner des Facebook-Projekts bisher Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire. Er warnte, Diem/Libra könne zu „vielen finanziellen Risiken“ führen. (…) Weiter sagte Panetta, mit der zu erwartenden schnellen Verbreitung von Kryptowährungen – da Großkonzerne wie Facebook auf einen bereits existierenden, riesigen Kundenstamm zugreifen können – könnte sogar die Stabilität der Finanzmärkte gefährdet sein. Dies drohe, „systemische Risiken zu schaffen und sogar die Währungssouveränität zu gefährden.“

    Im gleichen Atemzug nutzte Panetta die Gelegenheit, um die eigenen Pläne der EZB für einen digitalen Euro anzupreisen. (…) Er lobte, dass ein solches Projekt „Zugang zu einem sicheren, illiquiden Vermögenswert bieten würde, der im Gegensatz zu Bargeld und ohne konstruktionsbedingte Beschränkungen potenziell in großen Mengen und ohne Kosten gehalten werden könnte“.

    Panetta wurde am Mittwoch dementsprechend aufgerufen, sich für Datenschutzprotokolle einzusetzen. Diese müssten eingeführt werden, sollte die EZB versuchen, Bargeldbestände in digitalen Euros zu tracken. Von Seiten der Währungsunionsinstitutionen hatte es zuvor die Idee gegeben, einen Schwellenwert von maximal 3.000 Euro einzuführen, die eine Person in Digitaleuro halten dürfte. Dies müsste datenschutzrechtlich unbedenklich nachverfolgbar sein.
    „Es ist tatsächlich wahr, dass wir, wenn wir die Stabilität des Systems garantieren und diese Grenzen durchsetzen wollen, […] nicht 100 Prozent Privatsphäre bei größeren Zahlungen garantieren können,“ räumte Panetta ein. So müsste die zuständige Behörde, wenn sie überprüfen will, ob eine Person mehr als 3.000 Digitaleuro hält, in der Lage sein, festzustellen, ob dieselbe Person beispielsweise zwei verschiedene Smartphones mit digitalen Euro-Beständen hat. Sollte dies der Fall sein, würde die EZB entsprechende Transaktionen „nicht zulassen“.

    Man strebe zusätzliche Datenschutzprotokolle an, die für den digitalen Euro implementiert werden könnten. Bei Transaktionen mit kleineren Beträgen müsse es derweil die Möglichkeit geben, diese „völlig anonym“ und gegebenenfalls auch o#ine durchführen zu können.
    Panetta verriet auch, dass die EZB darüber nachdenkt, eventuell „Anonymitätsgutscheine“ an Nutzerinnen und Nutzer des digitalen Euros auszugeben. „Sie bekämen dann für Ihr Geld einen Gutschein und könnten ihn auf eine Art und Weise ausgeben, die vom System nicht verfolgt wird. Das würde es Ihnen erlauben, die volle Kontrolle über Ihre vertraulichen und persönlichen Daten zu behalten,“ erklärte Panetta.

    In jedem Fall, so der Vorsitzende der „Digital Euro Taskforce“, werde es in Zukunft wohl einen Kompromiss zwischen dem effizienten Betrieb des digitalen Euro und den Datenschutzstandards geben müssen: „Es gibt ein Spannungsfeld zwischen der Kontrolle und Gewährleistung des Funktionierens des Systems einerseits und dem Schutz der Privatsphäre andererseits. (…)

    https://www.euractiv.de/section/digitale-agenda/news/ezb-warnt-vor-kryptowaehrungsprojekten-von-grossen-tech-firmen/

  45. Zweck einer stärkeren Digitalisierung des Euro scheint zu sein,
    a) mithalten zu wollen mit einer Digitalisierungstendenz, die auch die anderen Weltwährungen (plus Unternehmungen obendrein) betreiben,
    b) werden Banken anscheinend ziemlich komplett aus dem Geldgeschäft ausgemischt,
    c) damit entfallen staatliche Besorgnisse, die bisher durch das Bankensystem besorgt werden sollten (Schwarzgeld- und Kriminalitätsgeld-Überwachung, Steuerflucht etc.)
    d) außerdem entfallen einige Möglichketen der einzelnen europäischen Staaten, mittels ihrer Privat- oder Nationalbanken ihre eigene staatliche Wirtschaftspolitik betreiben zu können, – ggf. auch gegen Direktiven der EZB (oder auch nur mit variiert anderer nationaler Zielsetzung als von der EZB-Zentrale vorgesehen bzw. angeordnet). Kredite für große Unternehmen vergeben, das war z.B. öfters mal Streitpunkt zwischen EZB (bzw. der EU-Zentrale) und nationaler Wirtschaftspolitk.

  46. @Leser

    Den Punkt 2. mit den Banken kann ich nicht erkennen. Im Gegenteil, ohne die Einbeziehung des Banksektors wird aus dem digitalen Euro nichts werden.
    Den Banken sollen damit auch Kontrollfunktionen übertragen werden, die bisher von staatlichen Behörden wahrgenommen werden.

    In Dänemark war der Anteil von Bargeld an Transaktionen 2019 13,5%, neuere Daten gibt es noch nicht.
    Ich glaube, da muß noch eine Generation wegsterben, bis es soweit kommt, daß das bargeld ganz wegfällt.
    https://www.statista.com/statistics/1094818/cash-use-in-denmark/

    Diese Nachricht aus 2020 listet gar 6 Staaten auf als noch weiter im Eliminieren von Bargeld als Dänemark:

    Top 6 cashless society countries: Finland, Sweden and China lead way

    https://www.netimperative.com/2020/01/16/top-6-cashless-society-countries-finland-sweden-and-china-lead-way/

  47. @Hinweis

    Dieser Beitrag scheint mir zu belegen, daß das Interesse der EZB an einem digitalen Geld eher von der Sorge wegen der Konkurrenz der anderen Kryptowährungen getragen ist, als von eigenen positiven Motiven.
    Die Abwanderung von Geld in Kryptowährungen soll gestoppt werden, aber es ist fraglich, ob die Einführung eines digitalen Euro das überhaupt leisten kann.

    @Leser

    Ein wichtiger Aspekt scheint hingegen Punkt 4 zu sein, die Möglichkeit des weiteren Einschränkung der nationalen Geldpolitik – das könnte sich aber auch als Hindernis für die Einführung eines Digital-Euros erweisen.

  48. Holpriger Start für den Bitcoin

    Wochenlang hatten die Kryptomärkte darauf hingefiebert: Die Einführung des Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel im mittelamerikanischen El Salvador. Doch tatsächlich verlief die Adaption weniger rund als erhofft. Der Tag war begleitet von Protesten und technischen Problemen.

    Zunächst war die zentral eingeführte digitale Wallet zur Bitcoin-Aufbewahrung mit Namen „Chivo“ (was so viel bedeutet wie „Cool“) und die Salvadorianern jeweils 30 Dollar in Bitcoin spendieren soll, auf etlichen Plattformen wie Huawei oder Apple nicht verfügbar. Als sie dann verfügbar war, konnte der Ansturm der Registrierungen nicht bewältigt werden. Daraufhin wurde diese abgeschaltet, um erst einmal die Rechnerkapazitäten zu erhöhen. Auch die „Chivo“-Geldautomaten funktionierten offenbar nicht.

    Nichtsdestoweniger sehen Befürworter darin einen großen Schritt nach vorn. Der beliebte Präsident Nayib Bukele, der ähnlich wie weiland Donald Trump gern über den Kurznachrichtendienst Twitter kommuniziert, ließ gar verlauten: „El Salvador hat das Recht, in Richtung Erste Welt vorzudringen.“ „Chivo“ soll den Salvadorianern helfen, 400 Millionen Dollar im Jahr an Provisionen für Überweisungen zu sparen und gleichzeitig Menschen ohne Bankkonto Zugang zu Finanzdienstleistungen zu gewähren, was in El Salvador die Mehrheit der Bevölkerung ist. Die eigene Währung Colón hatte das Land schon im Jahr 2001 de facto durch den Dollar ersetzt. (…)

    https://www.faz.net/aktuell/finanzen/digital-bezahlen/bitcoin-holpriger-start-in-el-salvador-fuer-die-kryptowaehrung-17526966.html

    Offenbar ist die Vorstellung der es salvadorianischen Regierung und der mit ihr verbandelten Eliten, sich als Geldwäscheparadies zu etablieren und dabei kräftig mitzuschneiden.

  49. Genau das war ja auch in der Türkei der Grund für den Höhenflug des Bitcoin. Einmal sehen, wie sich das in Lateinamerika entwickelt.

    Ich warte nur darauf, daß der IWF Kryptowährungen akzeptiert, vielleicht neben den Sonderziehungsrechten? 😀

  50. Irgendwie finde ich es seltsam, die Besprechung des Bitcoin nur auf die Idee seines Gründers und die Spekulation in der Finanzwelt zu redizieren, aber weder die Währungsnöte von Weichwährungsländern (denen durch Bitcoin abgeholfen werden soll) noch das ganze Darknet mit seinen illegalen Transaktion einzubeziehen.
    Das beflügrlt seinen Höhenflug nämlich ungemein.

  51. Die Meldung ist schon einige Tage alt, aber trotzdem:

    Währungskrise
    Türken geben Lira für Dollar auf

    Eine Währungskrise erschüttert die Türkei. Präsident Recep Tayyip Erdogan scheint nicht imstande zu sein, den rapiden Verfall der Lira zu stoppen. Das Vertrauen der Türkinnen und Türken in die Regierung ist mittlerweile sogar derart gering, dass viele damit begannen, US-Dollar zu kaufen. Inzwischen patrouilliert die Polizei in Teilen Istanbuls, während sich das Land auf die dritte Nacht mit Protesten vorbereitet.

    Seit Erdogan nach dem Putschversuch 2016 seine Macht einzementierte, gab es nur wenige größere Proteste. Auch jetzt treten Demonstrationen nur vereinzelt in den größeren Städten des Landes auf, doch sollte man sie im Auge behalten. Denn lange vorbei sind die Zeiten, in denen die Menschen in der Türkei das Gefühl hatten, Teil einer stabilen Wirtschaftsmacht zu sein. Die Zivilbevölkerung begibt sich auf die Straße, da etliche Personen der Mittelschicht zunehmend ihre Ersparnisse verlieren. Indes sinkt der Wert der Lira weiter.

    Die Regierung will die Demos vermeiden, indem sie die Polizei kritische Social-Media-Konten auf „manipulative Inhalte“ über den historischen Absturz der türkischen Währung durchforsten lässt. Nach Angaben des „Wall Street Journals“ („WSJ“), das eine lokale Anwaltsvereinigung zitierte, nahm die Polizei in Istanbul bei der Niederschlagung der Proteste am Mittwochabend mindestens 55 Personen fest.

    Zentralbank: 59 Prozent Anleihen in Fremdwährungen

    Die rasante Talfahrt der Türkischen Lira – 13 Prozent in diesem Monat und etwa 38 Prozent seit Jahresbeginn – führte dazu, dass Türkinnen und Türken ihre Lira vorwiegend in Dollar, Euro und andere Währungen umtauschen. Fremdwährungen stiegen in der letzten Woche bis zum 19. November um fast eine Milliarde Dollar, wie aus den von der Türkischen Zentralbank am Donnerstag veröffentlichten Daten hervorgeht.

    Etwa 59 Prozent der Bankeinlagen von Privatkunden und -kundinnen seien nun in Fremdwährungen, so die Daten der Zentralbank. Das hohe Niveau der Fremdwährungseinlagen mag das mangelnde Vertrauen der Bevölkerung in die Fähigkeit der Regierung unterstreichen, die Wirtschaft zu steuern.

    Erdogan gegen Erhöhung der Zinssätze

    Ausländische Investorinnen und Investoren sowie auch Türkinnen und Türken flüchten aus der Lira, seit Erdogan den früheren Gouverneur der Türkischen Zentralbank, Naci Agbal, entlassen hatte, weil dieser im März die Zinssätze erhöht hatte. Erdogan hatte daneben noch eine Reihe von Spitzenbeamten entlassen, die ihn an der Senkung der Zinssätze gehindert hatten.

    Zentralbanken erhöhen in der Regel die Zinssätze, um die Inflation zu bekämpfen, in der Hoffnung, die Nachfrage nach Krediten abzukühlen. Doch die türkische Währung brach ein, nachdem die Zentralbank dem Druck Erdogans nachgegeben hatte, die Zinssätze zu senken, um das Wachstum trotz steigender Inflation anzukurbeln. Die jüngste Zinssenkung am 18. November brachte die Türkei näher denn je an eine Wirtschaftskrise.

    Doch die Regierungspartei AKP leugnet die Krise. „Der Bankensektor ist einer der stärksten in der Türkei. Es gibt keine Probleme, es gibt keine Notlage“, sagte etwa der Gouverneur der Zentralbank, Sahap Kavcioglu, nach einer Sitzung der Bankenaufsicht am Donnerstag. Kavcioglu ist ein ehemaliger Beamter von Erdogans Partei, den der Präsident im März ernannt hatte. Auch Erdogan selbst verteidigte seine Politik in einer Rede Anfang der Woche und sagte, die Türkei führe einen „wirtschaftlichen Unabhängigkeitskrieg“.

    Diese Äußerungen ließen die Lira weiter sinken. Und trotz des Absturzes kündigte Erdogan weitere Zinssenkungen an. „Der Leitzins wird sinken. Wir werden nicht zulassen, dass hohe Zinsen unser Volk und unsere Bauern zermürben“, sagte Erdogan am Freitag.

    „Nicht ideal“, auch nicht für starke Unternehmen

    Die Probleme mit der Lira belasten den Unternehmenssektor des Landes auf breiter Front. Den Daten der Zentralbank zufolge haben türkische Unternehmen in der vergangenen Woche ihre Fremdwährungseinlagen um fast eine Milliarde US-Dollar reduziert, das könnte ein Zeichen für einen schwächer werdenden Zugang zu externem Kapital sein.

    „Selbst wenn man ein starkes türkisches Unternehmen ist, war diese Woche nicht gerade ideal“, sagte Edward Glossop, Wirtschaftsexperte für Schwellenländer bei der Investmentgesellschaft Abrdn zum „WSJ“. Die Unternehmen würden wahrscheinlich eher auf ihre Reserven zurückgreifen, als dass sie sich neue Mittel auf den Kapitalmärkten beschaffen würden, sagte er.

    Opposition fordert Neuwahlen

    Führende Vertreterinnen und Vertreter der türkischen Opposition forderten diese Woche erneut vorgezogene Neuwahlen und warfen Erdogan wegen seiner Wirtschaftspolitik Verrat vor. „Es gibt eine große Glaubwürdigkeitslücke. Diese Glaubwürdigkeitslücke wird immer größer“, so Omer Gencal, ehemaliger leitender Angestellter der türkischen Niederlassung der HSBC-Bank. „Die Menschen fühlen sich nicht wohl.“

    Die Unzufriedenheit über den Zustand der Wirtschaft bedroht Erdogans Machterhalt, da selbst seine wichtigsten Anhängerinnen und Anhänger mit dem sinkenden Lebensstandard zu kämpfen haben. Jüngste Meinungsumfragen zeigen, dass Erdogans Regierungskoalition gegen ein Oppositionsbündnis bei Wahlen verlieren könnte.

    https://orf.at/stories/3237983/?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

    Die Vorstellung, man könnte eine Wirtschaftskrise durch Heben oder Senken der Zinssätze reparieren, ist sowieso absurd, wenngleich sie zum Um und Auf der „Wirtschaftsexperten“ gehört.

  52. El Salvador plant den Bau einer "Bitcoin-Stadt"

    Naher Vulkan soll zur Energiegewinnung genutzt werden. Geteilte Reaktionen. Bitcoin bereits seit September offizielle Währung in El Salvador

    San Salvador. Auf der Konferenz Latin Bitcoin (LaBitConf) hat der Präsident von El Salvador, Nayib Bukele, Pläne zum Bau einer "Bitcoin-Stadt" vorgestellt. Die Stadt soll in der Nähe des Vulkans Conchagua im Südosten des Landes entstehen, wo die Kryptowährung Bitcoin durch den Einsatz von erneuerbarer geothermischer Energie geschürft bzw. erstellt werden soll. Dieses sogenannte "Mining" ist sehr energieintensiv. Außerdem könnte die Vulkanenergie laut der Pläne auch die Stadt emissionsfrei mit Energie versorgen. Der Bau soll 2022 beginnen.

    Ziel sei es laut Bukele, eine steuerlich günstige Sonderwirtschaftszone zu errichten, um das mittelamerikanische Land für große Investoren attraktiv zu machen und dadurch digitale Bildung und Technologie im Land zu fördern.

    Während der Staat die öffentliche Infrastruktur über die Aufnahme einer Bitcoin-basierten Anleihe finanzieren will, sollen Wohn- und Gewerbegebiete, Dienstleistungen, Unterhaltungsangebote, Restaurants sowie ein Flughafen von Privatinvestoren finanziert werden. Mit Ausnahme einer Umsatzsteuer von zehn Prozent würde die Stadt keine weiteren Steuern erheben. In El Salvador muss grundsätzlich sogar eine Umsatzsteuer von 13 Prozent gezahlt werden, die Bitcoin-City wäre somit also besser gestellt als der Rest des Landes. (…)

    https://amerika21.de/2021/12/255770/el-salvador-bitcoin-stadt-plan-bukele

    Was da alles herauskommen wird …

  53. „Bukele und der Bitcoin

    Die Kryptowährungen ziehen Investoren und sogar Staaten an, obwohl dieses Zahlungssystem sehr anfällig ist

    Die extremen Schwankungen der Kryptowährungen kann schwerwiegende Folgen für Staaten haben, die sie als legales Zahlungsmittel anerkannt haben. Sie erscheinend revolutionär, aber das verbirgt das Risiko der Folgen, die die Bürger von Ländern zahlen können, deren Regierung sich mit diesem Experiment auf dünnes Eis begeben hat.

    Seit El Salvador vor 4 Monaten als erste Nation eine Kryptowährung als Landeswährung eingeführt hat, hat es Millionen Dollars verloren.

    Nachdem das Gesetz angenommen worden war, das alle Geschäfte im Land auf die Annahme der Kryptowährung verpflichtete, erwarb der Präsident Najib Bukele 1391 Bitcoins auf Staatskosten. Damals legte Bitcoin einen Höhenflug hin und kostete pro Stück zwischen 50.000 und 69.000 Dollars.
    Vorige Woche hat es 40% an Wert verloren.
    Dadurch hatte das Mißtrauen gegen die Geldpolitik El Salvadors einen Wertverlust der Anleihen zur Folge, die 2021 die »weltweit schlechteste Peformance« hinlegten, mit einem Verlust von rund 30%. Jetzt sind die Bitcoin-Einnahmen der Geschäfte geschrumpft und die Staatsschuld ist gestiegen.

    Der Bitcoin ist nicht nur starken Schwankungen unterworfen, sondern auch höchst empfindlich für Kräfte außerhalb des Marktgeschehens. Elon Musk publiziert irgendeinen Schmarrn und der Wert fällt um 5%, und jetzt um 8% wegen der Unruhen in Kasachstan. Der Schießbefehl Tokajews und die gleichzeitige Totalblockade des kasachischen Internets führten zu Dutzenden Toten und 88.000 Bitcoin-Schürfern blieb der Saft weg, das sind 14% der ganzen Bitcoin-Produktion.“

    „Bis vor einem Jahr waren 3 Viertel der Bitcoin-Erzeugung in China ansässig. Als das von der KPCh verboten wurde, u.a. deshalb, weil das Land seine Energiebilanz verbessern wollte, wanderten viele nach Kasachstan aus, womit dieses zum zweitgrößten Bitcoin-Erzeuger weltweit wurde.

    Wo das asiatische Land jetzt selber mit einer Energiekrise kämpft“ (???), „lädt Bukele die Bitcoin-Erzeuger nach El Salvador ein, wo sie die »billige, saubere, erneuerbare Energie unserer Vulkane benützen können.«

    Kasachstan ist einer der größten Energieexporteure der Welt. Laut IAEA war es 2018 der neuntgrößte Exporteur von Kohle und Öl, und der 12tgrößte von Erdgas. Sein BIP hat sich seit 2002 mehrmals verdoppelt.

    El Salvador hat ein Armutsniveau von 29,6% und 2019 hatten nicht alle Bewohner des Landes Zugang zu Strom.
    Die Einwohner El Salvadors verbrauchen im Jahr ca. 6 Terawatt pro Stunde (TWh) und nur ein Viertel davon kommt von der staatlichen Elektrizitätsgesellschaft. Laut einem Zählwerk der Uni Cambridge benötigt Bitcoin derzeit 135 TWh, 0,61% des weltweiten Energieverbrauchs. Die 14% machen also 19 TWh aus.

    Die Gemeinsamkeiten zwischen Kasachstan und El Salvador sind verschwindend, aber ihre Präsidenten ähneln einander: Sie machen Deals mit Mafiabossen, haben Vermögen in Steueroasen und Leute im Gefängnis ohne Anklage. Beide benutzen die Spionagesoftware Pegasus zur Überwachung von Journalisten, Oppositionellen und Aktivisten. Aber Bukele hat mehr Visionen: Er konstruiert eine neue Steueroase für Geldwäsche in Kryptowährungen, und verwendet das Geld aller Salvadorianer als Subvention dafür.
    Es ist gleichermaßen schwierig, eine Bezeichnung dafür zu finden – technische Revolution? – als sich vorzustellen, daß das gut ausgehen könnte.“

    (El País, 21.1. Meinungsrubrik)

  54. „Bukele und der Bitcoin

    Die Kryptowährungen ziehen Investoren und sogar Staaten an, obwohl dieses Zahlungssystem sehr anfällig ist

    Die extremen Schwankungen der Kryptowährungen kann schwerwiegende Folgen für Staaten haben, die sie als legales Zahlungsmittel anerkannt haben. Sie erscheinend revolutionär, aber das verbirgt das Risiko der Folgen, die die Bürger von Ländern zahlen können, deren Regierung sich mit diesem Experiment auf dünnes Eis begeben hat.

    Seit El Salvador vor 4 Monaten als erste Nation eine Kryptowährung als Landeswährung eingeführt hat, hat es Millionen Dollars verloren.

    Nachdem das Gesetz angenommen worden war, das alle Geschäfte im Land auf die Annahme der Kryptowährung verpflichtete, erwarb der Präsident Najib Bukele 1391 Bitcoins auf Staatskosten. Damals legte Bitcoin einen Höhenflug hin und kostete pro Stück zwischen 50.000 und 69.000 Dollars.
    Vorige Woche hat es 40% an Wert verloren.
    Dadurch hatte das Mißtrauen gegen die Geldpolitik El Salvadors einen Wertverlust der Anleihen zur Folge, die 2021 die »weltweit schlechteste Peformance« hinlegten, mit einem Verlust von rund 30%. Jetzt sind die Bitcoin-Einnahmen der Geschäfte geschrumpft und die Staatsschuld ist gestiegen.

    Der Bitcoin ist nicht nur starken Schwankungen unterworfen, sondern auch höchst empfindlich für Kräfte außerhalb des Marktgeschehens. Elon Musk publiziert irgendeinen Schmarrn und der Wert fällt um 5%, und jetzt um 8% wegen der Unruhen in Kasachstan. Der Schießbefehl Tokajews und die gleichzeitige Totalblockade des kasachischen Internets führten zu Dutzenden Toten und 88.000 Bitcoin-Schürfern blieb der Saft weg, das sind 14% der ganzen Bitcoin-Produktion.

    Bis vor einem Jahr waren 3 Viertel der Bitcoin-Erzeugung in China ansässig. Als das von der KPCh verboten wurde, u.a. deshalb, weil das Land seine Energiebilanz verbessern wollte, wanderten viele nach Kasachstan aus, womit dieses zum zweitgrößten Bitcoin-Erzeuger weltweit wurde.

    Wo das asiatische Land jetzt selber mit einer Energiekrise kämpft“ (???), „lädt Bukele die Bitcoin-Erzeuger nach El Salvador ein, wo sie die »billige, saubere, erneuerbare Energie unserer Vulkane benützen können.«

    Kasachstan ist einer der größten Energieexporteure der Welt. Laut IAEA war es 2018 der neuntgrößte Exporteur von Kohle und Öl, und der 12tgrößte von Erdgas. Sein BIP hat sich seit 2002 mehrmals verdoppelt.

    El Salvador hat ein Armutsniveau von 29,6% und 2019 hatten nicht alle Bewohner des Landes Zugang zu Strom.
    Die Einwohner El Salvadors verbrauchen im Jahr ca. 6 Terawatt pro Stunde (TWh) und nur ein Viertel davon kommt von der staatlichen Elektrizitätsgesellschaft. Laut einem Zählwerk der Uni Cambridge benötigt Bitcoin derzeit 135 TWh, 0,61% des weltweiten Energieverbrauchs. Die 14% machen also 19 TWh aus.

    Die Gemeinsamkeiten zwischen Kasachstan und El Salvador sind verschwindend, aber ihre Präsidenten ähneln einander: Sie machen Deals mit Mafiabossen, haben Vermögen in Steueroasen und Leute im Gefängnis ohne Anklage. Beide benutzen die Spionagesoftware Pegasus zur Überwachung von Journalisten, Oppositionellen und Aktivisten. Aber Bukele hat mehr Visionen: Er konstruiert eine neue Steueroase für Geldwäsche in Kryptowährungen, und verwendet das Geld aller Salvadorianer als Subvention dafür.
    Es ist gleichermaßen schwierig, eine Bezeichnung dafür zu finden – technische Revolution? – als sich vorzustellen, daß das gut ausgehen könnte.“

    (El País, 21.1.)

  55. “(…) El Salvadors Staatsanleihen zeigten 2021 die schlechteste Performance weltweit. Das Land bleibt hoch verschuldet, die Ratingagentur Fitch stellte ihm in der Kreditwürdigkeit ein schlechtes "B-" aus. Noch immer ringt El Salvador mit dem International Währungsfonds (IWF) um einen Kredit über 1,3 Milliarden Dollar. Doch die Bedenken des Geldgebers sind wohl zu groß – im Herbst hatte der IWF vergeblich vor den Krypto-Experimenten gewarnt. Immerhin: Nach Regierungsangaben hat das Land in der vergangenen Woche einen Teil seiner Cyber-Devisen wieder in Dollar gewandelt. Von wie vielen Bitcoins man sich getrennt habe, ließ das Finanzministerium allerdings offen. Einige Millionen Dollar könnte El Salvador dabei aber verloren haben.” (…)

    https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bitcoin-el-salvador-bukele-imf-iwf-1.5506752

    “Das neue Fußball-Nationalstadion in El Salvador, das im Jahr 2022 gebaut werden soll, wird nach einer Ankündigung von Präsident Nayib Bukele von China finanziert. Angaben über mögliche Gegenleistungen machte er nicht. (…). Im gleichen Vertrag erkennt El Salvador China als einzigen chinesischen Staat an und verpflichtet sich, Taiwan nicht anzuerkennen. Damit stellte sich El Salvador gegen die USA als vorrangigen Handelspartner. Die Beziehungen zur US-Regierung verschlechtern sich bereits seit 2019, ganz besonders jedoch seit Beginn der neuen Legislaturperiode am 1. Mai 2021. Schon in der ersten Sitzung des neuen Parlaments setzten die Abgeordneten in einer beispiellosen Vorgehensweise die gewählten Mitglieder des Obersten Gerichtshofs und den Generalstaatsanwalt ab und ersetzten sie mit Personen, die der Politik der Regierung Bukele nahestehen. Diese Entscheidungen lösten international auf allen Ebenen Besorgnis darüber aus, dass die Gewaltenteilung in El Salvador aufgehoben und demokratische Verfahren ausgesetzt wurden. Die USA gehörten zu den schärfsten Kritikern.” (…)

    https://amerika21.de/2022/01/256298/china-fussballnationalstadion-el-salvador

  56. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat El Salvador aufgefordert, der Digitalwährung Bitcoin den Status als gesetzliches Zahlungsmittel wieder zu entziehen.

    Als erstes Land der Welt hatte der mittelamerikanische Staat der Kryptowährung im September diesen Status verliehen. Nach einer Mitteilung betonte der IWF-Vorstand, mit der Verwendung von Bitcoin seien große Risiken verbunden – für die Finanzstabilität, die finanzielle Integrität und den Verbraucherschutz sowie die damit verbundenen steuerlichen Eventualverbindlichkeiten.

    Mit digitalen Zahlungsformen wie der in dem mittelamerikanischen Land eingeführten E-Geldbörse Chivo könnte zwar die finanzielle Inklusion gefördert werden, hieß es. Das neue wirtschaftliche Umfeld um Chivo und Bitcoin müsse aber streng reguliert und überwacht werden. Anlass waren Gespräche zur wirtschaftlichen Lage, die die in Washington ansässige UN-Sonderorganisation regelmäßig mit Mitgliedsstaaten führt. El Salvador verhandelt seit einiger Zeit mit dem IWF um ein Kreditpaket in Höhe von 1,3 Milliarden US-Dollar (rund 1,15 Milliarden Euro).

    Nach El Salvadors Bitcoin-Gesetz muss jeder Händler, der technisch dazu in der Lage ist, die Kryptowährung annehmen. Auch Steuern können darin bezahlt werden. Der umstrittene Staatspräsident Nayib Bukele kündigte im November auch den Bau einer "Bitcoin-City" an.

    Bitcoin ist die bekannteste Digitalwährung. Sie wird nicht von einer Zentralbank kontrolliert, sondern durch ein dezentrales, energieintensives Computerverfahren geschaffen. Bitcoin gilt als Spekulationsobjekt und ist heftigen Kursschwankungen unterworfen.   (…)  (SZ/dpa, 26.1.22)

    https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/waehrung-iwf-fordert-el-salvador-zu-bitcoin-aufgabe-auf-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-220126-99-853090

  57. Abgesehen davon, welche Risiken El Salvador für die eigene Wirtschaft in Kauf nimmt, so ist es doch eine gewisse Provokation des Welt-Finanzsystems, wenn ein Staat diese Währung sozusagen mit dem staatlichen Gewaltmonopol verbindet und dadurch ein Stück weit absichert.

    El Salvador könnte sozusagen die Grundlage werden, wo Bitcoin domiziliert ist, und sich eine Weltwährung sichern, jenseits der bisherigen konvertiblen Währungen.

  58. Theo Wentzke:  DIE USA UND IHR HINTERHOF

    Riskantes Manöver  –  Der Präsident El Salvadors verspricht sich von der Einführung des Bitcoins als Zahlungsmittel einen Weg aus der US-Abhängigkeit

    (…).Der trostlose Zustand seines Landes, den Bukele beklagt und den er für grundlegend verbesserungsbedürftig hält, ist Resultat der jahrzehntelangen Einbeziehung El Salvadors in das kapitalistische Weltgeschäft. Infolge seiner Teilnahme an der und Benutzung für die weltweite Konkurrenz um nationalen Reichtum besitzt es schon seit 2001 keine eigene Währung mehr und wirtschaftet seither auf Basis der von der damaligen Regierung beschlossenen »Dollarisierung«. Mit dem Entschluss, ihre eigene Währung aus dem Verkehr zu ziehen, hat diese eine radikale Konsequenz aus der geschäftlichen Untauglichkeit ihrer Landeswährung gezogen.

    Mit der »Dollarisierung« wird in El Salvador nicht einfach der salvadorianische Colón durch den US-Dollar ersetzt. Denn worum es in dieser Ökonomie als Teil der »Dollar-Sphäre« in Lateinamerika – mit oder ohne Colón – letztlich schon längst geht, das ist der durch erfolgreiche Geschäfte privater Unternehmer und der durch staatlich erhobene Abgaben auf deren Resultate zustande gebrachte Zugriff auf US-Dollar als das einzig gefragte Geld. Das ist die Konsequenz davon, dass sich die staatlichen Ansprüche, mit der nationalen Geldschöpfung über die Zentralbank und der Finanzierung der Staatsnotwendigkeiten mittels staatlicher Verschuldung gleichzeitig eine Geschäftstätigkeit anzustoßen, die zu einem nationalen ökonomischen Wachstum führen soll, ständig blamiert haben.  Das kam immer nicht in nennenswertem Umfang zustande, weil dafür die ökonomische Voraussetzung, eine ausreichende Masse konkurrenz-, also kreditfähiges nationales Kapital fehlt. Statt dessen inflationierte der als staatliches Finanzierungsmittel weiterhin national beanspruchte und vermehrte Colón beständig, so dass er zwar genommen und benutzt wurde, wo nötig, aber immer gleich in US-Dollar verwandelt wurde, wo möglich. In der Sphäre des Imports sowie für größere private Anschaffungen wie Häuser oder Autos wurde von vornherein nur der US-Dollar akzeptiert und erst recht als Spargroschen jeder Colón in US-Dollar umgetauscht. Für die Geschäfte der internationalen Finanzmärkte wurde der Colón schon gleich nicht nachgefragt.  (…)

    (Forts.).  https://www.jungewelt.de/artikel/423192.die-usa-und-ihr-hinterhof-riskantes-manöver.html?sstr=Theo%7CWentzke

    vgl.   https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/einfuehrung-bitcoins-el-salvador

  59. BKA-Statistik: 
    Behörden machen Millionen mit beschlagnahmten Kryptowährungen

    Wenn Ermittlungsbehörden Kryptowährungen beschlagnahmen, sprudeln die Millionen. Wir veröffentlichen die bislang vertrauliche Statistik des Bundeskriminalamts.

    Vor wenigen Monaten verkündete die hessische Generalstaatsanwaltschaft einen spektakulären Deal: Sie verkaufte in einem Drogenverfahren beschlagnahmte Kryptowährungen im Wert von 100 Millionen Euro. Der konkrete Betrag ist aufsehenerregend, das Vorgehen jedoch längst nicht außergewöhnlich: Polizeien der Länder und Bundesbehörden beschlagnahmten und veräußerten in den vergangenen Jahren dutzende Male Kryptogeld.

    „Mittlerweile werden in nahezu jedem Ermittlungsverfahren im Bereich der Cybercrime im engeren Sinne Kryptowährungen festgestellt“, sagte ein Sprecher des Bundeskriminalamt (BKA) zu netzpolitik.org. Unter diese Kategorie fallen etwa Ransomware-Erpressungen, bei denen Unbefugte sich Zugang zu einem IT-System verschaffen und dort alle Daten verschlüsseln. Erst gegen ein Krypto-Lösegeld geben die Angreifer:innen die Daten wieder frei. „Aber auch in den Bereichen der Wirtschafts- und Finanzkriminalität ist die Verwendung von Kryptowährungen bereits umfassend belegt“, heißt es vom BKA. (…)

    https://netzpolitik.org/2022/bka-statistik-behoerden-machen-millionen-mit-beschlagnahmten-kryptowaehrungen/

    Wenn Behörden bereits mit Kryptowährungen handeln, deutet das auf eine erhöhte Akzeptanz dieser Währungen hin.

  60. (Nicht nur und auch) In Brasilien wird an der Einführung von digitalem Geld bzw. Kryptowährungen herumgeplant…

    https://www.heise.de/news/Brasilien-kuendigt-Pilotprojekt-fuer-digitales-Zentralbankgeld-an-6731841.html

    Der Satz “Der Gesetzentwurf, an dem seit fast drei Jahren gefeilt wird, soll eine klare Definition digitaler Vermögenswerte liefern…” lese ich als Hinweis darauf, dass staatliche Behörden z.B. um die Versteuerung erzielter Gewinne bangen, falls die dann auf dem Krypto-Markt realisiert würden, welcher von anderen Anbietern reguliert werden würde, und zwar ohne Zugriff Brasiliens darauf. Also will man das nun regulieren.

  61. Ein weiteres staatliches Standard-Argument bringt ein EZB-Vertreter auf den Tisch: Finanzmarkt-Entwicklungen, die nicht von den kapitalistischen Staaten mit reguliert seien,  wie eben Bitcoins, würden staatliche Absprachen über Wirtschaftspolitik, Währungspolitik etc gefährden können. Der "digitale Goldrausch" funktioniere nämlich wie dunnemals der  "Wilde Westen” oder wie der “Subprime-Hypothekenmarkt” vor der letzten großen Finanzkrise…

    https://www.euractiv.de/section/finanzen-und-wirtschaft/news/ezb-vorstandsmitglied-bezeichnet-krypto-assets-als-gefaehrliches-kartenhaus/

    (Dabei ist übrigens sowohl die Herstellung als auch die Bewältigung der angesprochenen letzten großen Finanzkrise penibelst staatlich und bankmäßig organisiert worden….)

    https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/amerikanische-immobilienkrise-eine-bilanz#section4

    “(…) Den Kreditinstituten, die ihre Kundschaft, umsichtig berechnend, in eine für einen Teil ruinöse Wachstumskonkurrenz hineintreiben und damit selbst Verluste riskieren, widmet sich der Rechtsstaat in besonderer und deutlich anderer Weise, weil ihr Geschäft von vornherein kein bloß privates ist. Es lebt ja davon, besteht im Grunde darin, dass die Banken nach allen Seiten hin für die Gleichung von Schulden und sich verwertendem Geldkapital einstehen. Mit dieser Leistung sind sie vom Geschäftserfolg der Gesamtheit ihrer Kunden, ihrer Gläubiger wie ihrer Schuldner, abhängig, die sie zugleich von sich, von ihrem eigenen Geschäftserfolg und ihrer Solvenz abhängig machen. Mit ihrem aktiven wie passiven Schuldengeschäft sind sie in Mitleidenschaft gezogen, wenn sie Kredite verloren geben und die Abwicklung von Schuldnern beschließen. Je nach Größe und Schwere des Schadensfalls ist dadurch die Zahlungsfähigkeit vieler Geldeinleger und die Geschäftstätigkeit vieler Kreditkunden beeinträchtigt; am Ende geraten womöglich der Kreislauf der Refinanzierung zwischen den Geldinstituten und das Kreditgeschäft insgesamt in Gefahr. Banken dürfen daher eigentlich nicht scheitern, Großbanken schon gleich nicht. Deswegen verlangt der Rechtsstaat ihnen ein besonders hohes Maß an Transparenz, Vorsicht und Vorsorge ab, eine permanente kritische und selbstkritische Risikobewertung, die Vermeidung von „Klumpenrisiken“, die Anzeige großer Engagements, sogar gehobene moralische Standards für die Verantwortlichen etc.: Vorkehrungen dagegen, dass Banken überhaupt kaputtgehen.
    Zu verhindern sind Bankrotte dadurch freilich nicht. Auch zwischen den Kreditgebern findet eine Auslese statt. Die Lizenz, die sie genießen, schließt die Gefahr, dass ihre Geschäfte platzen, das Risiko eines Offenbarungseids über die Ungleichung von Kredit und Kapitalwachstum ein und die Notwendigkeit von Verlusten, die Bankhäuser „in Schieflage“ bringen, keineswegs aus. Auch das kalkuliert der in Geschäftsdingen erfahrene Rechtsstaat ein und erlässt Regeln für die Abwicklung fallierter Banken, die die Auswirkungen eines Bankrotts eindämmen, am besten neutralisieren sollen. Diese Vorschriften sind freilich wieder das praktische Eingeständnis, dass das System der kreditfinanzierten Wachstumskonkurrenz bei aller rechtlichen Einhegung so prekär ist und bleibt, wie es seiner ökonomischen Natur nach nun einmal ist. (…)”

    https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/konkurrenz-kapitalisten-iii#section33

  62. Das „normale“ Geld ist bereits so von jeder Wertmaterie oder überhaupt Materie gelöst – man denke an Internet-Einkäufe oder E-Banking – daß es eigentlich unmöglich ist, die Kryptowährungen zu kontrollieren.

    Mein Eindruck ist, daß manche Staaten jetzt versuchen, ihre eigene Währung auf rein virtuell umzustellen, um sich Geld-Druckkosten zu ersparen und den Kryptowährungen das Wasser abzugraben. Vorreiter auf diesem Gebiet ist Venezuela mit dem Petro, bei dem es sich eher um eine Verlegenheitslösung zu handeln scheint als um ein ernstzunehmendes Pilotprojekt.

  63. Erdoğan beendet Eiszeit mit den Saudis

    Der türkische Präsident reist nach Riad, um den Konflikt um die Muslimbrüder und um die Ermordung von Jamal Khashoggi zu beenden. Er hofft auf saudisches Investitionsgeld

    Am Donnerstag, kurz vor Beginn der Feierlichkeiten zum Ende des Fastenmonats Ramadan, ist der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan zu einem zweitägigen Besuch nach Saudi-Arabien aufgebrochen. Auf seinem Programm steht ein Treffen mit dem kranken und greisen König Salman bin Abdulaziz, vor allem aber mit dem eigentlichen Regenten des saudischen Königreichs, dem Sohn und Kronprinzen Mohammed bin Salman (MbS).

    Der Besuch Erdoğans in Riad und Jeddah beendet eine rund zehn Jahre lange Eiszeit zwischen den beiden Ländern. Seit das saudische Königshaus 2013 den Putsch gegen den ägyptischen Präsidenten Mohammed Morsi finanziert hatte, der gleichzeitig der oberste Vertreter der Muslimbruderschaft in Ägypten war, hatte Erdoğan die Beziehungen zu Saudi-Arabien de facto abgebrochen.

    In den Folgejahren verschärfte der Krieg in Syrien den Konflikt zwischen den beiden Staaten weiter, weil sowohl Saudi-Arabien als auch die Türkei die Patronage über die gegen Bashar al-Assad kämpfenden Sunniten übernehmen wollte.

    Dann kam 2018 noch der Mord an dem saudischen Journalisten Jamal Khashoggi dazu, der im saudischen Konsulat in Istanbul brutal getötet wurde. Khashoggi, ein prominenter Kritiker von MbS, der in der "Washington Post" eine einflussreiche Plattform hatte, pendelte damals zwischen den USA und der Türkei, wo er mit befreundeten Muslimbrüdern ein von Erdoğan unterstütztes Netzwerk aufbaute.

    Persönlicher Affront

    Den Mord in Istanbul empfand der türkische Präsident deshalb auch als persönlichen Affront. Der türkische Geheimdienst ließ daraufhin mitgeschnittene Tonaufnahmen aus dem Konsulat an die Presse durchsickern, die verhinderten, dass Saudi-Arabien sich auf Dauer dumm stellen konnte. Die Saudis mussten schließlich zugeben, dass Khashoggi, der im Konsulat Unterlagen für eine geplante Heirat mit seiner türkischen Verlobten hatte abholen wollen, das Konsulat nicht mehr lebend verlassen hatte.

    Saudi-Arabien trat daraufhin die Flucht nach vorn an und ließ einige untergeordnete Personen für den Mord an Khashoggi verurteilen. Weil jedoch alle Indizien darauf hinwiesen, dass der Mord von MbS direkt in Auftrag gegeben worden war, eröffnete die Türkei selbst einen neuen Prozess, um die wahren Täter aufzudecken.

    Das Problem bei dem Verfahren war jedoch von Anfang an, dass Saudi-Arabien keinen der Angeklagten, zu denen auch der damalige saudische Geheimdienstchef gehörte, für den Prozess an die Türkei auslieferte. Das Verfahren hatte deshalb mehr propagandistischen Charakter, als dass es noch wesentlich zur Aufklärung beitragen konnte. Zuletzt stand es einer von Erdoğan geplanten Wiederannäherung an Saudi-Arabien nur noch im Weg und wurde deshalb vor drei Wochen eingestellt.

    Neuer Nahostkurs

    Damit war die wichtigste Voraussetzung für den Besuch in Riad erfüllt. Dazu kommt wohl im Hintergrund, dass Erdoğan mehr und mehr seine langjährige Unterstützung für die Muslimbrüder zurückfährt. So sehr er auch dafür gekämpft hatte, nirgendwo war es den Muslimbrüdern nach dem Arabischen Frühling 2011 gelungen, längerfristig die Macht zu übernehmen.

    Schweren Herzens musste er seinen Traum begraben, mithilfe der Muslimbrüder im Nahen Osten eine Führungsrolle übernehmen zu können. Stattdessen begann Erdoğan vor zwei Jahren mit einer vorsichtigen Kontaktaufnahme in Kairo, außenpolitisch umzusteuern. Nach Ägypten, Israel und den Arabischen Emiraten ist Saudi-Arabien dieser Tage nun der letzte Adressat seines neuen Kurses.

    Geld vor den Wahlen

    Für die Aussöhnung mit den Golfstaaten sprechen allerdings nicht nur langfristige strategische Überlegungen. Noch wichtiger für Erdoğan ist im Moment das Geld der reichen Ölstaaten. Die türkische Wirtschaft liegt völlig am Boden, und Erdoğan braucht vor den Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr dringend große Finanzspritzen aus dem Ausland.

    Der Kronprinz von Abu Dhabi, Mohammed bin Zayed (MbZ), hat bereits zehn Milliarden Dollar zugesagt, jetzt soll MbS nachlegen.

    https://www.derstandard.at/story/2000135288025/erdogan-beendet-eiszeit-mit-den-saudis

  64. El Salvador droht der Konkurs: Durch den Ukraine-Krieg, die Inflation und die Zinserhöhung der Fed hat das Bitcoin 50% seines Wertes verloren. Da ein Teil des Staatsschatzes von El Salvador in Bitcoin angelegt war, ist dieser jetzt geschrumpft.

    Das hat auch einen Effekt auf die Kreditwürdigkeit El Salvadors: Die Anleihen dieses Landes sind ebenfalls ziemlich abgestürzt und die Finanzwelt sieht die nächste Zahlung als sehr unsicher an.

    Libanon, Sri Lanka, El Salvador … Argentinien … Je unsicherer derartige Schuldner sind, um so mehr flüchtet das anlagewillige Kapital in vermeintlich sichere Sphären wie Dollar und Euro.

    Die USA und die Eurozone können also derzeit relativ unbesorgt Schulden machen.

  65. Auf diese Kryptowährungen kann man sich wirklich nicht verlassen! Wahrscheinlich kommen doch bald wieder Goldmünzen in Mode … 🙂

    PREISKORREKTUR
    Wackelnder Kryptodollar lässt Bitcoin weiter abstürzen

    Sollte der größte Dollar-Stablecoin Tether seinen Wert nicht halten können, wird ein Totalcrash des Krypto-Markts befürchtet

    Wer an den Aktien- und Kryptomärkten auf Entspannung gehofft hatte, wurde am Mittwoch einmal mehr enttäuscht. Höhere Inflationszahlen als erwartet in den USA sorgten für ein weiteres Absacken an der Börse. Auch der Preisverfall von Bitcoin setzte sich praktisch unvermindert fort und führte dazu, dass die größte Kryptowährung in der Nacht auf Donnerstag auf bis zu 24.000 Dollar abstürzte – den tiefsten Wert seit Ende 2020.

    (…)

    (Standard, 12.5.)

  66. Die Dachorganisationen für Kryptowährungen kündigen Massenentlassungen an

    Coinbase hat 1100 Mitarbeiter entlassen, 18% seines Personals. (…)
    Der Absturz von Bitcoin, das seit seinem Maximum im November fast 2 Drittel seines Wertes eingebüßt hat, zog den Rest des Sektors mit sich. Zu dessen Krise tragen auch noch das Fiasko von Luna/UST – 40 Milliarden verflüchtigten sich dort – und Celsius Network bei, wo weitere 11 Milliarden von Kundenkonten wegen Liquiditätsmangel eingefroren wurden. Außerdem trugen die Zinserhöhungen der Fed und die Rezessionsangst in den USA ein Weiteres zur Talfahrt bei. (…)

    (El País, 17.6.)

  67. Russlands kalter Kryptokrieg

    Das isolierte Russland will mit Kryptowährungen westliche Sanktionen umschiffen – doch die eigene Zentralbank befürchtet Machteinbußen und steigt auf die Bremse. Wie kommt Russland auf dem Weg zur Kryptonation voran?

    Wenn zwei sich streiten, muss Wladimir Putin ein Machtwort sprechen. Zumindest wenn es um die offizielle russische Haltung zu Kryptowährungen geht. Mit einem unscheinbaren Satz machte der russische Präsident im Jänner vergangenen Jahres die Causa zur Chefsache: Die russische Zentralbank stehe einem offeneren Umgang mit Kryptowährungen "nicht im Wege" und unternehme selbst "die notwendigen Anstrengungen, in diesem Tätigkeitsfeld neue Technologien einzuführen".

    Nur wenige Tage zuvor hatte die russische Zentralbank genau Gegenteiliges vermeldet. Sie drängte vehement auf eine Verschärfung der bestehenden Gesetze, die digitale Assets als Zahlungsmittel untersagen. Seit 2021 dürfen russische Staatsangehörige Kryptowährungen besitzen, müssen sie ab einer jährlichen Transaktionshöhe von 600.000 Rubel (rund 7.500 Euro) aber den Finanzbehörden melden. Auch Börsen und Miner müssen Transaktionen bei der Finanzaufsicht bekanntgeben. Nun wollte die Zentralbank Finanzinstituten verbieten, in Kryptowährungen zu investieren oder Kryptotransaktionen durchzuführen. Auch plädierte die Notenbank für ein Verbot, Kryptocoins herauszubringen. Die Zentralbank fürchtete bei einer Liberalisierung vor allem mit einer Zunahme von illegalen Transaktionen und Geldwäsche.

    Harter Kampf zwischen Finanzministerium und Zentralbank

    Dagegen liefen prompt das russische Finanzministerium und das Ministerium für Digitalisierung Sturm. Das offizielle Wording lautete: Es brauche Regulierungen, nicht Verbote. Erste Vorschläge sickerten durch: So sollte der Handel mit Kryptowährungen russischen Banken vorbehalten werden, ausländische Unternehmen könnten Lizenzen beantragen.

    Mit Putins Machtwort für die Kryptoöffnung schwenkte die Zentralbank zähneknirschend in Richtung des Ministeriumskurses ein. Erleichtert wurde der Schritt wohl auch durch die äußeren Umstände. Denn mit dem Angriff auf die Ukraine am 24. Februar 2022 änderte sich am russischen Finanzmarkt einiges: Russische Banken wurden vom internationalen Zahlungssystem Swift ausgeschlossen, Geschäfte mit der russischen Notenbank untersagt. Ausländische Konten russischer Staatsbürgerinnen wurden eingefroren, Handelsembargos ausgesprochen.

    Sanktionen machen Flucht in Kryptowährungen attraktiv

    Vor allem in den ersten Tagen nach dem Kriegsbeginn vervielfachten sich die Wechselaktivitäten von Rubel zu Bitcoin und anderen Kryptowährungen. Plötzlich war die Bedeutung anonymer, dezentraler Bezahlformen und Wertspeicher nicht mehr nur hypothetisch gegeben, sondern trat offen zutage. Auch der Kryptosektor blieb jedoch von Sanktionen nicht verschont: Die EU etwa begrenzte Einlagen in Kryptowallets von Russinnen und Russen erst auf einen Maximalbetrag von 10.000 Euro – mittlerweile sind sie vollständig untersagt. Viele Kryptobörsen verließen das Land.

    Wie die russische Krypto-Initiative konkret aussehen könnte, wurde dann Schritt für Schritt im Herbst deutlich. Unter den derzeitigen Bedingungen könne man auf Kryptowährungen im internationalen Zahlungsverkehr nicht verzichten, gestand der stellvertretende Finanzminister Alexej Moisejew Anfang September ein. Wenig später lag ein Gesetzesentwurf vor, der genau das erlauben sollte. Gegen Zahlungen im Inland legte sich die Zentralbank aber weiterhin quer.

    Pläne für eine staatliche Kryptobörse

    Im November folgte eine weitere Gesetzesvorlage, die das Minen und den Verkauf von Kryptowährungen legalisieren soll. Das ist nur folgerichtig, hatte Wladimir Putin doch bereits darauf hingewiesen, dass Russland wegen seiner hohen Energieproduktion einen natürlichen Wettbewerbsvorteil in Sachen Mining mitbrächte. Sogar an eine staatliche Kryptobörse ist in dem Entwurf gedacht. Das ging der Zentralbank abermals zu weit. Sie befürworte es zwar, das Mining zu legalisieren – aber nur, wenn die geschürften Coins ausschließlich an ausländischen Börsen und an Nichtrussinnen und Nichtrussen verkauft würden.

    War im Dezember 2022 noch davon die Rede, dass die Staatsduma die entsprechenden Gesetze im Jänner oder Februar absegnen soll, drangen seitdem keine Neuigkeiten dazu mehr nach außen. Trotzdem sind Entwicklungen auszumachen: Im April 2023 startet die Zentralbank mit einer Testphase ihres "Digitalen Rubels" – einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC), wie sie etwa auch die EU plant. Das Projekt liegt der Notenbank offenkundig mehr am Herzen als eine Machtabgabe an dezentrale Coins. Die russische Sberbank wiederum will im Frühling mit einer DeFi-Plattform (Decentralized Finance) an den Start gehen, die auf der Ethereum-Blockchain beruht.

    Studie bescheinigt russischen Plänen wenig Aussicht auf Erfolg

    Doch worauf laufen die russischen Kryptopläne hinaus? Eine Studie der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) geht davon aus, dass es sich dabei vor allem um Bemühungen handelt, bestehende Sanktionen zu umschiffen – wie es der Iran und Nordkorea bereits vorzeigen: Oligarchen könnten Interesse daran haben, Vermögen in anonyme Kryptowallets zu verschieben. Handelsembargos, etwa für Hightech-Produkte, ließen sich über alternative Bezahlwege umgehen – sofern sich dafür Verkäufer und Transportwege finden. Mit Öl, das aufgrund von Sanktionen nicht verkauft werden kann, ließe sich Energie zum Betreiben von Miningfarmen produzieren.

    Dass es Russland jedoch wirklich gelingen wird, mit seinen Anstrengungen wirtschaftliche Sanktionen großflächig zu umgehen, bezweifeln die Expertinnen und Experten der OeNB. Denn dafür reiche die Menge verfügbarer Kryptowerte schlichtweg nicht aus. Auch dass Oligarchen ihr gesamtes Vermögen oder große Teile davon – die 15 reichsten Russen besitzen 180 Milliarden US-Dollar – in Kryptowährungen parken, halten die Fachleute für schwer durchführbar.

    Zudem würde sich das Wesen der digitalen Währungen selbst gegen die wenden, die sie zu missbrauchen versuchen. Denn die Bitcoin-Blockchain etwa ist zwar anonym, alle Bewegungen auf ihr aber öffentlich einsehbar. Große Transaktionen würden schnell auffallen: "Behörden könnten solche Transaktionen fast schon bequem und in Echtzeit beobachten und analysieren." Ob das Schlupfloch, das Kryptowährungen öffnen, für den Riesen Russland am Ende groß genug ist, muss sich also erst zeigen.

    (Standard, 2.3.)

    Der Widerspruch, daß sich diese Währungen staatlicherseits nicht kontrollieren lassen, bleibt. Oder nicht?
    Man wird sehen.

  68. Anläßlich der kürzlich erfolgten Sanktionierung der Tinkoff-Bank nehme ich an, daß noch eine Menge Zahlungsverkehr mit russischen Entitäten über Zypern und die Türkei läuft. Das wird auch aufgrund der Teilung der Insel und der Stellung der Türkei nicht einfach mit Sanktionen abzustellen sein.

  69. „BITCOIN UND CO
    Folgt auf den Kryptowinter der Frühling? Nicht nur die Kurse deuten es an

    Nach einer langen Durststrecke scheint sich der Kryptomarkt zu erholen. Das Aushängeschild Bitcoin steigerte seinen Wert seit Jänner um mehr als 80 Prozent

    Nicht ganz ein halbes Jahr ist vergangen, und die Kryptowelt hat sich wieder gewandelt. Am Freitag stieg der Bitcoin vorübergehend auf über 31.000 US-Dollar. Gegenüber dem Kurs von Mitte Jänner ist das ein Plus von rund 80 Prozent, er lässt damit viele andere Anlageklassen weit hinter sich.

    Zur Erinnerung: Im November hat es mit FTX eine der größten Kryptobörsen zerrissen, Kundengelder in Milliardenhöhe wurden versenkt, und die ganze Branche schlitterte in eine tiefgreifende "Glaubenskrise". Mit dem Ende des Osterwochenendes überschritt das Flaggschiff der Digitalwährungen dann die psychologisch wichtige Grenze von 30.000 Dollar, damit wurde eine Frage schnell wieder salonfähig: Ist der sogenannte Kryptowinter vorbei? Also jene Zeit fallender Preise und Kurse?

    Vertrauensverlust ins Banksystem

    Bereits vom Ende des sogenannten Winters zu sprechen wäre wohl überstürzt, da sind sich viele Expertinnen und Experten einig. Abseits der Kursgewinne – es geht auch für die meisten anderen Kryptowährungen nach oben – gibt es aber weitere Anzeichen dafür. Alfred Taudes, Professor an der WU Wien, nennt etwa das möglicherweise nahende Ende der Leitzinserhöhungen und den jüngst gewachsenen Vertrauensverlust in Bezug auf das traditionelle Bankensystem.“

    Eigentlich logisch und auch schlüssig. Die traditionellen Währungen und die mit ihnen dealenden Banken werden immer unzuverlässiger und unberechenbarer, das läßt die Kryptowährungen vergleichsweise stabil erscheinen:

    „Mit dem Zusammenbruch der kalifornischen Silicon Valley Bank im März geriet der Sektor ins Wanken. Kurz darauf musste in der Schweiz UBS die Credit Suisse übernehmen, um einen Kollaps abzuwenden. Derartige Entwicklungen bestärken Krypto-Befürworter in ihrer Haltung, dass Digitalwährungen eine echte Alternative zum Bankensektor darstellen.

    Performance wie Tech-Aktien

    In den vergangenen Jahren performten Bitcoin und Co an sich wie Tech-Aktien, die lange Nullzinsphase hat riskante Assets interessanter gemacht. Unsicherheit treibt Menschen aber üblicherweise hin zu stabilen Anlageformen wie Staatsanleihen oder Gold. Letzteres wird aktuell stark nachgefragt, der Preis für eine Feinunze liegt wieder deutlich über 2000 Dollar und kratzt an der Rekordmarke von vor drei Jahren. 2072 Dollar kostete eine Feinunze damals. Und somit bekommt Krypto – allen voran der Bitcoin – wieder ein anderes Mascherl.

    "Wenn Bitcoin und Aktien gleichzeitig steigen, aber der Goldpreis fällt, herrscht allgemeine Risikobereitschaft", sagt Bitcoin-Experte Niko Jilch zum STANDARD. Momentan sei die Korrelation von Aktien und Bitcoin gebrochen, ob das so bleibe, wisse niemand. "Es kann auch passieren, dass Bitcoin die Zinswende einleitet und Aktien gleich nachziehen."

    Ist Bitcoin nun hochriskant oder doch der berühmte sichere Hafen? Fest steht, der Kurs ist volatil, das wird sich auch in naher Zukunft nicht ändern. Jilch sieht es so: "Bitcoin verbindet zwei Welten. Einerseits steht er für technologischen Fortschritt, andererseits für Unabhängigkeit vom Finanzsystem. Das Narrativ wird sowieso erst im Nachhinein gesetzt", sagt Jilch. Bitcoin habe einmal mehr Widerstandsfähigkeit bewiesen. Vom Winterende will er aber nicht sprechen, als "Wärmephase" bezeichnet er den Status quo.“

    Gegenüber Gold ist Krypto also vor allem preiswert …

    Eine andere Abteilung sind Währungen, die nie irgendwie stabil waren, gegenüber denen schauen die Kryptowährungen tatsächlich gut aus:

    Ein Blick nach Afrika

    Dass Kryptowährungen bei traditionellen Finanzdienstleistern in entwickelten Ländern immer stärker akzeptiert werden, ist kein Geheimnis mehr. WU-Professor Taudes blickt aber auch nach Afrika, wo Digitalwährungen zunehmend eine wichtigere Rolle spielen. "In Entwicklungsländern werden Kryptowährungen immer öfter als Zahlungsmittel verwendet. In Nigeria etwa nutzt beinahe jeder Zweite Kryptowährungen." Gründe dafür seien die hohe Inflation, politische Instabilität und die missglückte Einführung einer digitalen Zentralbankwährung namens eNaira. Krypto-Aktivitäten sind in Nigeria an sich verboten, die meisten Menschen nutzen laut der nigerianischen Zeitung Punch Newspaper aber ohnehin keine nigerianischen Konten und fallen somit nicht unter die staatliche Aufsicht. Der eNaira-Versuch stieß bei der der lokalen Bevölkerung auf so gut wie keine Akzeptanz.

    Upgrades bei Ethereum

    Ein Blick auf die Nummer zwei des Krypto-Universums darf dieser Tage auch nicht fehlen. Der Ether-Kurs rangierte am Freitagnachmittag bei über 2100 US-Dollar, eine lang nicht gesehene Höhe, die aber auch nicht von irgendwo kommt.

    Bei einem großen technischen Update vergangenen Herbst (The Merge) wurde ein neuer Mechanismus eingeführt, der den Energieverbrauch der Ethereum-Blockchain massiv reduziert. Diese Woche folgte das sogenannte Shapella-Upgrade, das, vereinfacht gesagt, jene Anleger belohnt, die besagten Mechanismus am Leben halten, und stellt eine flexiblere Staking-Kultur für Ethereum in Aussicht. (Was das im Detail bedeutet, lesen Sie HIER)

    Die Zeichen in der Kryptobranche stehen jedenfalls auf Entspannung, verlorenes Vertrauen kehrt allmählich zurück. Natürlich vorausgesetzt, es geschieht zeitnah kein Fiasko à la FTX.“

    Wobei das FTX-„Fiasko“ ein Ergebnis des Mißtrauens in die Branche war.

    (Standard, 15.4.)

  70. Binance stoppt Auszahlung, Bittrex ist in Insolvenz – in der Kryptoszene kracht es

    Die geheimnisvolle Kryptoplattform Binance ist in das Visier der US-Behörden geraten. Ebenso die Plattform Bittrex, die nun einen Insolvenzantrag gestellt hat

    Kryptofans müssen dieser Tage wieder eine Menge schlechter Nachrichten verdauen. Die weltgrößte Kryptobörse Binance setzte am Montag (8.5.2023) zum zweiten Mal innerhalb weniger Stunden Bitcoin-Abhebungen aus. Als Grund nannte das Unternehmen einen unerwartet starken Anstieg der Transaktionskosten. (…)

    Strafverfolger haben Binance seit längerem im Visier. Sie werfen dem Unternehmen, das nach eigenen Angaben keinen Firmensitz hat, unter anderem Geldwäsche und die Umgehung von Sanktionen vor. Vor wenigen Tagen hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg über Ermittlungen des US-Justizministeriums berichtet, weil die Börse Russen dabei geholfen haben soll, nach dem Einmarsch in die Ukraine Geld außer Landes zu schaffen.

    Viele Geheimnisse, viele offene Fragen

    Über Binance selbst ist nur wenig bekannt. Gegründet wurde das Unternehmen 2017 in Schanghai und zog später zunächst nach Tokio und dann Malta um. Die Holding ist derzeit auf den Cayman Islands registriert. Die Firma hat aber nach eigenen Angaben keinen Hauptsitz und weigert sich, den Standort ihrer Hauptbörse Binance.com zu nennen.

    Binance.com hat nach eigenen Angaben 2022 täglich Transaktionen im Volumen von etwa 65 Milliarden Dollar abgewickelt. Dem Datenanbieter Cryptocompare zufolge kommt die Börse damit auf einen weltweiten Marktanteil von mehr als 50 Prozent.

    Um seine Finanzen macht Binance ebenfalls ein Geheimnis. Weil das Unternehmen nicht börsennotiert ist, veröffentlicht es keine Zahlen zu Umsatz oder Gewinn. Branchendaten zufolge hat die Börse seit 2018 auch kein frisches Kapital mehr aufgenommen. Daher musste sie seither auch keine Kennziffern mit potenziellen Investoren teilen.

    Gründer von Binance sind Firmenchef Zhao und Yi He, eine ehemalige Moderatorin einer chinesischen Reisesendung. He und der in China aufgewachsene kanadische Staatsbürger Zhao haben einen gemeinsamen Sohn. He leitet unter anderem die 7,5 Milliarden Dollar schwere Wagniskapitalsparte von Binance.

    Investitionen und Sponsoring

    Die Wagniskapitalsparte von Binance hat in den vergangenen Jahren nach eigenen Angaben Geld in mehr als 200 Unternehmen gesteckt. Dem Datenanbieter Pitchbook zufolge beläuft sich das Volumen auf fast zwei Milliarden Dollar. 2022 steckte Binance zudem 500 Millionen Dollar in die Übernahme des Kurznachrichtendiensts Twitter durch Tesla-Chef Elon Musk.

    Die Börse ist außerdem Sponsor des italienischen Fußball-Erstligisten Lazio Rom und der argentinischen Fußball-Nationalmannschaft. Außerdem gewann sie 2022 den Stürmerstar Cristiano Ronaldo als Werbegesicht für NFTs. (…)

    Rauer Wind

    In der Kryptobranche reiht sich derzeit Pleite an Pleite. Der Zusammenbruch der Kryptobörse FTX ist der Haupttreiber dieser Entwicklung. Außerdem zogen die Behörden vor allem in den USA die Daumenschrauben an und verklagen Unternehmen wegen angeblicher Verletzung von Wertpapiergesetzen. Die Kursturbulenzen bei Bitcoin und Co tun ihr Übriges. (…)

    (Standard, 12.5.)

  71. Der Herausforderer Erdogans und Hoffnungsträger des Westens, Kemal Kılıçdaroğlu, verspricht laut einer Zusammenstellung der Komsomolskaja Pravda seinen Wählern Folgendes:

    1. Eine Rückkehr zum parlamentarischen System, wie es vor dem Verfassungsreferendum von 2017 bestanden hat.

    Damals wurde ein Präsidialsystem eingeführt, das die Stellung des Präsidenten gegenüber dem Parlament stärkt.
    Man muß hierzu bemerken, daß dieses System z.B. dem der USA entspricht, wo auch der Präsident mehr Regierungsbefugnisse hat als z.B. ein Regierungschef in Österreich oder Deutschland. Es entspricht auch mehr dem Regierungssystem Frankreichs, wo der Präsident gerade unter Umgehung des Parlaments seine Pensionsreform beschlossen hat.

    Bei diesen beiden Staaten wird aber nicht die Kritik laut, sie hätten diktatorische Vollmachten, wie sie gegenüber dem türkischen Präsidenten geäußert wurde.

    2. Er gibt seiner Absicht Ausdruck, Geld, das durch Korruption ins Ausland verschoben wurde, wieder zurückzuholen.

    Abgesehen davon, daß es schon eine Interpretationssache ist, was unter Korruption zu verstehen ist, hätte er auch gar nicht die Macht dazu. Geld, das auf ausländischen Konten liegt oder in ausländischen Firmen steckt, untersteht der Jurisdiktion der jeweiligen Staaten und dort hat der türkische Präsident nix zu melden.
    Er verspricht also hier nur, sich der Justiz gegen seine Vorgängerregierung bedienen zu wollen.
    Es ist zu bezweifeln, daß dieser Punkt ihm viel Sympathien bringen wird.
    Er wurde offensichtlich auf Initiative ausländischer Ratgeber ins Programm aufgenommen, die „Korruption!“ als weltweiten Kampftitel gegen amtierende Regierungen entwickelt haben und gebrauchen.

    3. Er wendet sich gegen den Eingriff des Präsidenten in die Finanzpolitik der Zentralbank und gegen die Politik der Zinssenkungen, die zu einer hohen Inflation führt. Er verspricht, Investitionen aus dem Ausland, insbesondere aus der EU und den USA, anzuziehen.

    Für wie blöd halten Kılıçdaroğlu und sein Wahlkampfteam die türkischen Wähler?!
    Erstens sieht man an der Politik der EU und der EZB deutlich, daß Zinserhöhungen die Inflation nicht beeinflussen oder gar beseitigen. Mit solchem Zeug werden vermutlich in der Türkei vor allem Ökonomen begeistert, die auf einer westlichen – oder auch türkischen Uni – studiert haben.
    Zweitens, warum sollten auf seine schöne Nase Firmen in die Türkei investieren? Der Westen ist auf der Suche nach neuen Märkten, wohin er seine Produkte verscherbeln kann, nicht auf der Suche nach Investitionssphären, wo billig produziert werden kann. Davon gibt es mehr als genug, z.B. Marokko, das auch nicht gerade überschüttet wird mit Investitionen.

    4. Er plädiert für eine umfassende Förderung kleiner Unternehmen. Dafür soll ein entsprechendes Ministerium geschaffen werden. Er verspricht zinslose Kredite für Landwirte und Fischer.

    Wers glaubt wird selig, vor allem angesichts des derzeitigen Zustandes der türkischen Finanzen. Das ist ein typisches „Wahlzuckerl“, das nach der Wahl – sofern er sie gewinnt – sicher in der Versenkung verschwinden würde.
    Abgesehen davon, daß dieser Punkt offensichtlich dem Punkt 3 widerspricht, der höhere Zinsen und Sparpolitik ankündigt.

    5. Er behauptet, dass er Maßnahmen für eine rasche Rückkehr der syrischen Flüchtlinge in der Türkei in ihre Heimat ergreifen werde.

    Auf gut deutsch, Abschiebungen mehrerer Millionen Leute in von Erdbeben und Krieg verwüstete Gegenden oder in solche, wo die türkische Armee und islamische Fanatiker die Lage kontrollieren.
    Er hat also offensichtlich im Wahlkampf gegen die Politik Erdoğans, gegen Geld eine begrenzte Anzahl von Flüchtlingen zurückzunehmen, Stimmung gemacht und sich als härterer Flüchtlings-Drangsalisierer ins Spiel gebracht.
    Er übernimmt dabei 1:1 eine vom Wertewesten praktizierte Rhetorik, die zwar im Wahlkampf Stimmen bringt, aber in den meisten Fällen angesichts der herrschenden Gesetzeslage und des Widerstands der Herkunftsstaaten nicht praktizierbar ist.

    Bezeichnenderweise wurden die meisten dieser Programmpunkte in den westlichen Leitmedien gar nicht zur Sprache gebracht, sondern sich nur bei der Person Kılıçdaroğlus und dem Erdogan-bashing aufgehalten, so auf die Art: Endlich kommt der Messias und stößt den Sultan vom Thron!

    6. Kılıçdaroğlu verspricht, dass die Präsidialverwaltung im Falle eines Wahlsiegs vom neuen Präsidentenpalast in Beştepe, der auf Initiative von Recep Tayyip Erdogan erbaut wurde, in den alten, unter Atatürk erbauten Palast zurückkehren wird.

    Damit soll sozusagen die Tradition und die Berufung auf den Gründer der Türkei hochgehalten werden.
    Es fragt sich allerdings, wen das begeistern soll. Den meisten Türken ist es sicher gleichgültig, wo ihr Präsident amtiert – sie haben andere Sorgen.

    7. Außenpolitisch sieht er den Kurs der Türkei in Richtung EU-Beitritt und Festhalten an der NATO-Mitgliedschaft als vorrangig an: „Die Türkei ist verpflichtet, die in der NATO getroffenen Entscheidungen zu befolgen.“
    Er verspricht, den Ausbau der NATO und die Rückkehr der Türkei zum F-35-Kampfflugzeugprojekt zu unterstützen, von dem sie von den USA aufgrund des Kaufs russischer S-400-Luftverteidigungssysteme ausgeschlossen wurde.

    Es fragt sich, wer in der Türkei mit diesen Versprechungen gewonnen werden soll?
    Sie sind offensichtlich eine Verpflichtung, die er für Wahlkampfgelder und -unterstützung aus EU und USA in sein Programm aufnehmen mußte.
    Es ist also den türkischen Wählern klar, nach wessen Pfeife er als künftiger Präsident tanzen würde.

    Da nützen seine folgenden Beteuerungen nicht mehr viel:

    8. Er befürwortet die Stärkung eines konstruktiven Dialogs mit Russland „auf der Grundlage von Gleichheit und Ausgewogenheit, nicht persönlicher, sondern institutioneller Beziehungen“, um die Beziehungen zur SchOZ (Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit) „auf einer realistischen und nachhaltigen Grundlage“ zu bewerten.
    In einer Botschaft an die russische Expertengemeinschaft sagte Kılıçdaroğlu, dass „die Türkei daran interessiert ist, die türkisch-russischen Beziehungen gesund und würdig zu halten“, er halte „antirussische Ansätze in der Welt“ nicht für richtig.
    Er verspricht, alles für Friedensgespräche zwischen Russland und der Ukraine zu tun.

    Es ist durchaus möglich, daß er diesen Punkt ernst meint, weil die Türkei von dieser Zusammenarbeit sehr profitiert bzw. weil hier Abhängigkeiten bestehen, die nicht so einfach aufzulösen sind.
    Aber darin steht er eben nicht in Opposition zum amtierenden Präsidenten, kann sich also nicht von ihm abheben.

    Es ist nur einmal angebracht, darauf hinzuweisen, was diese Schießbudenfigur im türkischen Parteienspektrum darstellt.
    Daß er überhaupt so viel Stimmen erhalten hat, liegt an Abmachungen mit der HDP und der Gegnerschaft, die bei dieser Partei und der CHP gegen Erdoğan besteht.

  72. In der Türkei läuft es auch nicht so rund:

    „Türkei kämpft gegen steigende Inflation und Wertverlust der Lira

    Statt bergauf geht es im Land am Bosporus wirtschaftlich bergab. Die Preise steigen wieder stark an, bis Jahresende wird eine Teuerung von 60 Prozent erwartet

    Nach den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im Mai dieses Jahres kommt jetzt die Quittung. Wahlsieger und Dauerpräsident Recep Tayyip Erdoğan lässt die Steuern anheben und treibt so die Inflation weiter in die Höhe. Das Ergebnis sind weiterhin steigende Lebensmittelpreise, die im Jahresdurchschnitt bei über 100 Prozent liegen dürften, und eine zunehmend verarmte und verbitterte Bevölkerung.“

    Es folgt etwas Blabla über die nicht besonders ausgelastete Tourismusbranche –

    „Vergangenes Jahr waren 200 Lira, der größte Schein, den die türkische Währung bis jetzt kennt, noch richtig viel Geld. Mittlerweile kann man seine Karte für den öffentlichen Nahverkehr mit dem größten Schein aufladen, und es reicht nur mehr für ein, zwei Tage.

    Die Währung ist kaum noch etwas wert. Allein heuer hat die Lira erneut 30 Prozent auf Dollar und Euro verloren. Für einen Euro muss man jetzt schon 30 Lira zahlen, vor der Wahl waren es noch 22 Lira.

    Damit ist das nach der Wahl neu installierte Duo für die Finanzpolitik, Finanzminister Mehmet Şimşek und die Zentralbankchefin Hafize Gaye Erkan, beide westlich ausgebildete Investmentbanker, fast schon wieder am Ende. Beide sollten eine Rückkehr zu einer »rationalen Finanzpolitik« signalisieren, doch die bisherigen eher zaghaften Erhöhungen des Leitzinses auf 17,5 Prozent haben die Inflationsrate nicht drücken können. Im Gegenteil, vor wenigen Tagen musste Frau Erkan bekanntgeben, dass die Inflation von Juni auf Juli von 39 auf 49 Prozent gestiegen ist. Bis Ende des Jahres rechnet sie jetzt mit 60 Prozent durchschnittlicher Jahresinflation – statt den erhofften 25 Prozent.

    Opposition befürchtet Ausverkauf

    Eine relevante Minderung der Inflation soll nun erst Ende 2025 erreicht werden, wenn überhaupt. Unabhängige Experten gehen sowieso davon aus, dass die reale Inflation bei weit über 100 Prozent im Jahr liegt.

    Mehmet Şimşek, der westliche Investoren wieder für die Türkei gewinnen wollte, tingelte stattdessen durch die Arabischen Emirate, Katar und Saudi-Arabien, um dringend benötigte Milliarden Dollar zusammenzukratzen, die die Türkei Erdoğans vor der Staatspleite retten sollen.“

    Ein Staatsbankrott der Türkei wäre für das internationale Finanzsystem praktisch nicht zu verkraften.
    Es steht daher zu erwarten, daß notfalls auch vom IWF Geld fließen wird, wenns wirklich brenzlig wird – Erdogan-Kritik hin oder her.

    „Gut 50 Milliarden soll er zusammenbekommen haben, immerhin ein Erfolg für Erdoğan, wie auch westliche Analysten sagen. Doch niemand weiß, was er dafür versprechen musste. Die Opposition mutmaßt, dass der Präsident dafür den Ausverkauf des Landes betreibt und wertvolle Liegenschaften und Staatsbetriebe wie Turkish Airlines verscherbeln könnte.“

    Das wäre ja genau das, was seinerzeit die Troika Portugal und Griechenland vorgeschrieben hat. Allerdings fand sich unter den damaligen Bedingungen z.B. für die TAP kein Käufer.
    Also nach wie vor alles offen in der Türkei.

    https://www.derstandard.at/story/3000000182827/in-t252rkei-droht-inflation-au223er-kontrolle-zu-geraten

  73. Neues aus der Kryptoszene:

    „Der Bitcoin-ETF ist genehmigt: Gründe und mögliche Auswirkungen

    Die US-Börsenaufsicht hat nach Startschwierigkeiten das Okay für den ersten börsengehandelten Bitcoin-Fonds gegeben. Gern hat sie das allerdings nicht getan

    Diesmal wirklich: Die US-Börsenaufsicht SEC hat am Mittwoch den aufsehenerregenden Bitcoin-ETF genehmigt. In der Kryptoszene spricht man von "Durchbruch" und "Meilenstein". Das ist es auch, angesichts dessen, dass die ersten Versuche für einen solchen Fonds schon 2013 starteten. Mit der Entscheidung werden in den USA börsennotierte Fonds zugelassen, die direkt in Bitcoin investieren, sogenannte Bitcoin-Spot-ETFs. Genehmigt wurden elf Anträge, unter anderem von Investment-Schwergewichten wie Blackrock und Fidelity. Dass die Wertpapieraufsicht grünes Licht gibt, wurde erwartet, dennoch gab es ordentliche Startschwierigkeiten.

    Am Dienstag wurde der SEC-Account des Kurznachrichtendiensts X, ehemals Twitter, gehackt und eine Falschmeldung über die Genehmigung verbreitet, DER STANDARD hat berichtet. Die Wertpapieraufsicht musste zurückrudern, erntete viel Hohn und Spott. Ähnlich wie bei der "ersten Genehmigung" schoss der Bitcoin-Kurs kurz danach in die Höhe und erreichte fast 48.000 Dollar, doch das Plus hielt nicht lang. Aktuell bewegt sich BTC bei rund 46.000 Dollar.

    Bitcoin bei 100.000 Dollar?

    Analysten des britischen Bankhauses Standard Chartered hatten geschätzt, dass Bitcoin-ETFs allein in diesem Jahr 50 bis 100 Milliarden Dollar an Anlegergeldern anziehen könnten. Dies würde womöglich den Bitcoin-Kurs auf bis zu 100.000 Dollar treiben. Andere Analysten gehen dagegen davon aus, dass die Zuflüsse über einen Zeitraum von fünf Jahren eher bei rund 55 Milliarden Dollar liegen könnten. Zuverlässige Prognosen lassen sich am Kryptomarkt jedoch keine erstellen.“

    Zuverlässige Prognosen lassen sich nirgends erstellen – dennoch ist die Finanzwelt auf Prognosen total heiß, in einer Hoffnung, bei der ganzen Spekulation die Nase vorn zu haben.

    „Was bedeutet das für Österreich?

    Ein Bitcoin-ETF in der Form, wie er in den USA genehmigt wurde, ist in Österreich bzw. Europa nicht möglich. Hierzulande gibt es Vorschriften, wonach es eine gewisse Diversifizierung bei Fonds geben muss. Wer in Österreich Bitcoin hält, darf zwar auf keinen solchen ETF hoffen, kann aber dennoch von möglichen Kursgewinnen profitieren, die mit der Genehmigung einhergehen.

    "Sell the news"

    Die Genehmigung sei ein Meilenstein in der Geschichte von Bitcoin und Co, sagt Timo Emden von Emden Research. "Der Nervenkrimi hat ein Ende." Analysten zufolge dürfte die Entscheidung der SEC für die notierten börsengehandelten Bitcoin-Fonds eine verstärkte Nachfrage nach Bitcoin auslösen, weil Anleger so über regulierte Anbieter Zugang zu Bitcoin erhalten, ohne den Umweg über eine Kryptobörse gehen zu müssen. Auf diesem Wege wären Experten zufolge auch große Investitionssummen denkbar, die bisher vielen zu riskant gewesen sind.

    Auch bei Bitpanda zeigt man sich erfreut über den Schritt: "Das langfristig orientierte Kapital institutioneller Investoren wird von nun an in den Kryptomarkt fließen und die Branche grundlegend verändern", heißt es in einer Aussendung. Ein Großteil der erwarteten Genehmigung sei aber bereits eingepreist, und es sei wahrscheinlich, dass es nach einem kurzen Aufschwung zu einem "Sell the news"-Ereignis komme. "Sell the news" ist eine alte Börsenweisheit, die darauf hinweist, dass manche Marktteilnehmer dazu neigen, ihre Anlagen zu verkaufen, nachdem eine erwartete Nachricht, Ankündigung oder Veranstaltung bereits stattgefunden hat. Langfristig geht man bei Bitpanda aber davon aus, dass die höhere Liquidität und das höhere Volumen den Bitcoin-Kurs erhöhen und die Volatilität verringern.

    Druck wegen Gerichtsentscheidung

    Die SEC steht Kryptoanlagen generell skeptisch gegenüber, daran ändert sich auch weiterhin nichts. Diese Genehmigung gab sie schließlich auch nicht ganz freiwillig. Vergangenes Jahr hatte die Aufsichtsbehörde nach der Ablehnung eines Antrags der Firma Grayscale eine Niederlage vor Gericht einstecken müssen. Ein Berufungsgericht befand, die Entscheidung sei willkürlich gewesen, da die SEC nicht den Unterschied zu zugelassenen anderen Anlagen deutlich gemacht habe. ETFs auf Bitcoin-Zukunftskontrakte waren bereits 2021 zugelassen worden. Kurz danach preschte zunächst Blackrock mit einem Antrag vor – und allgemein wurde davon ausgegangen, dass die SEC nach der Gerichtsentscheidung wenig Spielraum für ein Nein habe.“

    Kurz gesagt, da die Spekulation mit allen möglichen Werten, so auch Derivaten, legal ist, darf diejenige mit Kryptowährungen nicht untersagt werden.
    In dieser Gerichtsentscheidung wird das Bitcoin und andere Kryptowährungen also mit einem Finanzprodukt gleichgesetzt, nicht mit einer Währung, also einem Geldersatz.

    „Um den Bedenken hinsichtlich Manipulation seitens der SEC zu begegnen, haben die Börsen Nasdaq und CBOE einen Marktüberwachungsmechanismus mit Coinbase, der größten US-Kryptowährungsbörse, geschaffen. Emittenten planen, Gebühren zwischen 0,20 und 0,80 Prozent zu erheben, deutlich unter dem durchschnittlichen ETF-Markt.

    Der große Unterschied

    Der Zugang zu Bitcoins wird deutlich vereinfacht – vergleichbar mit traditionellen Finanzprodukten wie Aktien oder Anleihen. Denn man muss sich nicht selbst um die Verwahrung in einem Wallet kümmern. Das übernimmt der Emittent des ETFs, der im Übrigen auch die tatsächlichen Coins kauft. Wer Anteile an einem BTC-ETF kauft, hält BTC also nicht direkt selbst, sondern bekommt ein Zertifikat, das besagt, dass man Anspruch auf die gekaufte Menge X hat. Das Konzept ist dasselbe wie bei einem Goldzertifikat.

    Auch Kryptobörsen genießen nach zahlreichen Skandalen nicht mehr den besten Ruf. Zur Erinnerung: Vergangenes Jahr wurde Sam Bankman-Fried in einem spektakulären Betrugsprozess schuldig gesprochen. Seine Börse, FTX, war die zweitgrößte Kryptobörse der Welt und ist innerhalb weniger Tage implodiert. Zur Zeit des Zusammenbruchs fehlten fast 14 Milliarden Dollar an Kundengeldern, die Bankman-Fried veruntreut, verzockt, gestohlen oder anderweitig verjubelt hatte. Andere Börsen wurden beschuldigt, gegen US-Wertpapiergesetze zu verstoßen, während Binance, die weltweit größte Kryptowährungsbörse, kürzlich schuldig gesprochen wurde, gegen US-Gesetze zur Geldwäsche zu verstoßen. Viele dieser Probleme sind Resultate mangelnder Regulierung.

    All dies macht viele Anleger weiterhin misstrauisch. Im Gegensatz dazu sind ETFs an streng regulierten Börsen gelistet und daher über die bestehenden Brokerkonten von Privatanlegern zugänglich, die ebenfalls eng überwacht werden.“

    (Standard, 11.1.)

    Die Kryptowährungen werden also in das normale Finanz-Spekulations-Getriebe aufgenommen – vielleicht auch mit dem Hintergedanken, die Krypto-Geldflüsse besser kontrollieren zu können.
    Man wird sehen, wie sich das auf die Verwendung dieser Geldsubstitute auswirkt. Wie also z.B. die Unterwelt darauf reagiert, die sich gerne dieser Zahlungsflüsse bedient.

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