Pressespiegel Komsomolskaja Pravda, 6.8.: Weitere Schüsse ins Knie

DIE SANKTIONEN WERDEN BESTEHEN BLEIBEN, AUCH WENN DAS ZUR DEINDUSTRIALISIERUNG EUROPAS FÜHREN SOLLTE

„Sanktionen weg – Rohr auf: Was ist der Kern des „Turbinenstreits“, um dessentwillen Europa ohne Gas dasitzt?
Der Experte Churschudow meint: Gazprom will Garantien dafür, dass die Turbine für Nord Stream 2 nicht unter antirussische Sanktionen fällt“

(Gemeint ist vermutlich die für Nord Stream 1, weil Nr. 2 ist ja sowieso vorerst abgesagt.)

„Her mit dem Gas!
Es scheint, dass auf der Ebene der großen Unternehmen einiges schief läuft gibt. Selbst der Austausch einer einfachen Schraube in der komplexesten Mechanik wird auf Hunderten von Vertragsseiten beschrieben, in denen die Rechte und Pflichten der Parteien detailliert geregelt sind.
Man sollte meinen, dergleichen genaue Vorschriften gibt es erst recht bei Turbinen für Gaspipelines.
Es stellte sich heraus, daß das keineswegs so ist.
Bei der Siemens-Turbine für die Gaspipeline Nord Stream geschehen mysteriöse Dinge. Sie stand bereits an der Station in Portovaja“ (Ausgangspunkt der Pipeline an der russisch-finnischen Grenze), „arbeitete zur Freude der Deutschen plangemäßt und reiste dann zu ebenfalls planmäßigen Reparaturen nach Kanada. Da begannen die Turbulenzen.
Dort saß sie zunächst wegen der gegen Russland verhängten Sanktionen fest. Daraufhin war Gazprom gezwungen, die Gaslieferungen einzustellen. Als Reaktion darauf trafen Drohungen und Anschuldigungen aus Europa ein, dass Russland Gas als Druckwaffe einsetze. Aber irgendwann einigten sich die Deutschen mit den Kanadiern und sie brachten die Turbine trotzdem … nach Deutschland, wo Bundeskanzler Olaf Scholz sie sogar begutachtete und ein Gutachten erstellte: Die Turbine ist einsatzbereit, man kann sie aufstellen und pumpen.“

Scholz, der technische Experte.

„Angeblich wurde wurden die Sanktionen (für die Turbine) aufgehoben, Kanada, Deutschland, die Europäische Union erlaubten es (– es fehlte nur noch der Segen des Papstes) …
Nur Gazprom hat es nicht eilig, die Turbine zu übernehmen.
Wegen all dieser Streitigkeiten erhält Europa weniger Gas. Statt 167 Millionen Kubikmeter pro Tag sieht die deutsche Seite auf ihren Sensoren klägliche 33 Millionen Kubikmeter. Das heißt, die Gaspipeline arbeitet jetzt nur noch mit 20 % ihrer Kapazität.

Eine Frage der Technik
Also, was ist der Grund? Der russische Konzern bezieht sich auf den Buchstaben des Vertragstextes (d.h., des Gesetzes), gegen den die Kanadier zusammen mit den Deutschen bereits verstoßen haben. Und jetzt nicht ganz begreifen, wie sie wieder aus dem Schlamassel herauskommen sollen.
Gazprom begründet sein Vorgehen wie folgt: »In Ermangelung offizieller Klarstellungen der EU und des Vereinigten Königreichs zur Anwendung von Sanktionen ist nicht klar, ob Reparatur und Transport von Gasturbinentriebwerken für die Station Portovaja CS Exportbeschränkungen unterliegen werden oder nicht«, teilte das Unternehmen mit.
Hinter der raffinierten Sprache von Pressemitteilungen und offiziellen Schreiben bleibt immer noch unklar, warum diese Turbine noch nicht in ein Flugzeug verladen wurde, um nach Russland gebracht zu werden und dort endlich mit voller Leistung Gas in die Röhre zu treiben.

Zur Klärung wandte sich KP.RU an den Experten der Öl- und Gasinformationsagentur, den Kandidaten der technischen Wissenschaften Alexander Churschudov:

ACh: Um es ganz einfach auszudrücken: Gazprom will Garantien, schriftliche Zusagen, daß die Turbine nicht unter antirussische Sanktionen fällt.

KP: Technisch könnte die Turbine von Deutschland aus per Fernzugriff deaktiviert werden?

ACh: Ja, es wäre möglich, aber die Folgen sind schwer vorhersehbar. Wenn eine solche Möglichkeit in die Steuerungsautomatisierung gelegt würde, wäre der Reputationsverlust für Siemens enorm. Das Hauptproblem liegt also woanders.

KP: Und zwar wo?

ACh: Im Rahmen des Vertrags mit Siemens hat Russland diese Turbine direkt nach Kanada zu der Siemens-Tochtergesellschaft geliefert. Dazu kam eine Fehlerliste mit 15 Positionen. In Kanada sollte sie repariert werden und russische Spezialisten wurden hinzugezogen, um die Reparaturarbeiten zu überprüfen. Unsere Experten sollten dort ihr Einverständnis geben und gemeinsam mit den Kanadiern die Turbine direkt nach Russland verschiffen.
Aber die kanadischen Behörden machten keine Ausnahmen von den Sanktionen.“

Sie betrachteten also die Rückführung der Turbine als E x p o r t.
Das ist ebenso eine reife Interpretationsleistung wie die der litauischen Behörden, die den Warentransit nach Kaliningrad als Export betrachteten.
Man sieht, die Sanktionen lassen sich durchaus schöpferisch auslegen, wenn es einer Regierung gerade so lustig ist.

„Und die kanadische Siemens-Tochter konnte das im Vertrag vorgeschriebene Verfahren nicht einhalten. Daraufhin schickte sie die Turbine nach Deutschland – das ist nämlich nicht durch Sanktionen verboten.
Was soll unsere Seite“ (also Gazprom) „jetzt machen? Die Übernahme nach Deutschland erfolgte vertragswidrig. Es steht klar geschrieben: »Sie ist dort (von Gazprom) zu übernehmen, wo sie repariert wurde.« Was nützt es, wenn wir uns an Deutschland wenden? Die deutsche Siemens beantwortet unsere Fragen nicht – nicht sie war es, sondern eine Tochtergesellschaft, die die Revision und Reparatur durchführte.
Jetzt will Deutschland die Turbine loswerden.
Nehmen wir an, sie kommt nach Russland, wir installieren sie, aber sie funktioniert nicht. Was wäre dann zu tun? Es gibt niemanden, bei dem man sich beschweren könnte. Weil die im Vertrag vorgeschriebene Reihenfolge der Übernahme und Rückführung verletzt wurde.
Sowohl aus technischer als auch aus rechtlicher Sicht ist es also korrekt, ohne die vorgeschriebene Abnahme keine Zustimmung zur Überstellung nach Russland zu geben.

Streit in Europa
Gazprom will Garantien, erklärt Stanislav Mitrochovitsch, ein führender Experte beim Nationalen Fonds für Energiesicherheit und der Finanzuniversität der Russischen Regierung.

KP: Was möchte der Westen erreichen?

StM: Der Streit um die Gazprom-Turbine ist eines der Rädchen im großen Spiel gegen Russland. Die westliche Welt versucht weltweit, Russland in einem Wirtschaftskrieg zu besiegen, und niemand verbirgt dies. Was die Situation mit der Turbine selbst betrifft, so gibt es in Europa eine grundlegende Spaltung. Deutschland sagt, dass Russland diese Turbine jetzt akzeptieren und die Nord Stream mit einer höheren Kapazität starten muss, als die, mit der es sie derzeit betreibt. Aber gleichzeitig gibt es innerhalb Europas Stimmen aus Polen, aus den baltischen Staaten, die vorschlagen, den Kauf von russischem Gas zu verbieten und es in das neue Sanktionspaket aufzunehmen. Es gibt also Zwietracht in Europa.

KP: Wie werden diejenigen leben, die komplett auf russisches Gas verzichten wollen?

StM: Sie hoffen, dass es möglich sein wird, von ihren Nachbarn zu kaufen, sie hoffen, daß sie LNG (verflüssigtes Erdgas, Anm. d. Red.) erhalten können, sie hoffen auf Hilfe der Europäischen Kommission … Sie hoffen auf alles.

KP: Vielleicht sind es nur schöne Worte?

StM: Das ist auch so. Zu behaupten, dass sie kein russisches Gas kaufen wollen, ist nicht dasselbe, wie tatsächlich ganz darauf zu verzichten.
Aber es klingt gut.
Auf jeden Fall wollen sie weiter unser Gas. Das gleiche Polen wird es immer noch aus Deutschland oder anderen Nachbarländern kaufen. Aber wir für unseren Teil hören öffentlich: »Dein Gas wird bald verboten.« Gut, gut, euer Wunsch wird verwirklicht.

Her mit Garantien!
KP: Was versucht Gazprom zu erreichen?

StM: Klare Garantien zu erhalten, dass es in Zukunft keine neuen Sanktionen (bezüglich des Gasimports) geben wird, weder von Amerika noch von sonst jemandem. »Geben Sie uns Garantien, daß wir auf Dauer ohne Sanktionen zusammenarbeiten können!« – so können Sie ihre Position formulieren.

KP: Aber solche Garantien will niemand geben.

StM: Genau. Daher haben wir es unsererseits auch nicht eilig, Europa entgegenzukommen und ihnen bei der Wintervorbereitung zu helfen.

KP: Die These ist mittlerweile weit verbreitet, dass Russland, Gazprom und Putin persönlich Gas als Waffe einsetzen.

StM: Diese Meinung, das ist wichtig, wird von Leuten geäußert, die von Rußland 300 Milliarden Dollar Gold und Devisenreserven gestohlen, schwerste Wirtschaftssanktionen verhängt, ihren Luftraum für russische Flugzeuge gesperrt, den Handel mit Rußland und den Import russischer Kohle verboten haben (letzteres Verbot tritt am 10. August in Kraft – Anm. der Redaktion). Sie verhängten ein Verbot der Einfuhr von russischem Öl auf dem Seeweg (tritt am 5. Dezember 2022 in Kraft, – Anm. der Redaktion).
Und diese Leute sagen uns, dass Handelsbeschränkungen nicht als politisches Instrument eingesetzt werden sollten?
Es ist sehr naiv, zu erwarten, dass Rußland nicht versuchen würde, seinerseits die vorhandenen Möglichkeiten im Handel als Instrument zu nutzen.

Nord Stream 2 läßt sich nicht mit einem Satz in Betrieb nehmen
KP: Es gäbe einen sofortigen Ausweg aus der Situation mit der Turbine: Den Start von Nord Stream 2. Wäre das möglich?

StM: Aus technologischer Sicht gibt es keine Probleme mit dem Start von Nord Stream 2. Wladimir Putin sagte das sogar zu Gerhard Schröder, der nach Moskau geflogen war. Mit anderen Worten, wir könnten diese Pipeline sogar jetzt einschalten.

KP: Aber es gibt offenbar keine politische Einigung.

StM: Nord Stream 2 ist aus politischer Sicht ein sehr schwieriges Thema. Ich sehe daher derzeit nicht, daß Europa dem zustimmen könnte. Schauen Sie, wie lange sie gebraucht haben, um das Problem mit der gewöhnlichen Turbine für Nord Stream 1 zu lösen: Um Kanada zu überzeugen, mussten sie eine Entscheidung treffen, abstimmen und so weiter. Es dauerte mehrere Wochen. Und das ist, könnte man sagen, angesichts der Problematik um Nord Stream 2 eine Frage von ein paar Cents.

Versöhnlicher Schröder
KP: Warum ist Gerhard Schröder nach Russland geflogen?

StM: Offiziell sagte seine Frau, dass er über Energiefragen und Energiepolitik gesprochen habe.

KP: Als Unterhändler?

StM: Man muß sich darüber im Klaren sein, dass er darüber nur als Privatperson sprechen konnte. Es ist unwahrscheinlich, dass er der Abgesandte von Herrn Scholz war. Obwohl Schröder viel für die Beziehungen zwischen Russland und Europa getan hat (auch die Nord-Stream-Gaspipelines waren seine Idee), ist die Einstellung ihm gegenüber zu Hause äußerst negativ. In der deutschen Presse wird er in einem fort durch den Kakao gezogen.

KP: Kann er überhaupt eine Einigung erreichen?

StM: Ich glaube nicht. Außerdem würde es überraschen, wenn er nicht auf juristischer Ebene zu einer Art Agenten Putins erklärt wird. In der allgemeinen Propaganda wird er schon lange als solcher gehandelt.

Industrie kaputt
KP: Wie wird das alles enden?

StM: Ich denke, je mehr so Sätze wie »Wir brauchen kein russisches Gas«, »Wir werden Russland besiegen und zerstören«, »Wir werden bald das russische Gas aufgeben« (– ich habe mir das nicht ausgedacht, sie sagen das tatsächlich seit März auf allen Regierungsebenen) in Europa ausgesprochen werden, desto mehr wird sich in Russland der Standpunkt durchsetzen, dass es notwendig ist, die Lieferungen nach Europa einzustellen. In diesem Fall wird Europa mit einer vollständigen Reduzierung der Lieferungen konfrontiert sein, und dies wird eine sehr belastende Situation für sie sein.

KP: Und wenn wir das Ventil nicht bis zum Ende drehen?

StM: Selbst wenn es nicht zu einem vollständigen Lieferstopp kommt und die aktuelle Situation anhält (wir liefern um ein Vielfaches weniger Gas als im Vorjahr), wird es für Europa sehr schwierig, seine Industrie zu erhalten. Wegen teurer Energieressourcen wird es immer mehr Betriebe schließen müssen.

KP: Europa steht ein harter Winter bevor.

StM: Es geht nicht um den Winter. Im Winter werden die Schwierigkeiten ihren Höhepunkt erreichen. Aber es geht um viel mehr.
Ich denke, in Europa wird diese Krise die Deindustrialisierung und den wirtschaftlichen Niedergang durch den Verlust eines Teils der Industrie, durch den Verlust der Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu anderen Ländern der Welt zur Folge haben. Die Türkei zum Beispiel wird möglicherweise einen Teil des industriellen Potenzials Europas übernehmen.

KP: Wie wird sich dies auf Russland auswirken?

StM: Wir müssen zunächst darüber nachdenken, wie wir den europäischen Markt ersetzen, wann wir Verträge mit den Chinesen für neue Pipelines abschließen, schließlich, wann wir neue eigene Industrialisierungsprojekte starten werden, und so weiter.

Pressespiegel El País, 25.7.: Gewinne der Ölgiganten

„RAFFINERIEN – GOLDMINEN FÜR DIE ÖLGESELLSCHAFTEN

Wenn die Treibstoffpreise anziehen, schaut jeder zunächst auf die Preise für Rohöl, den Rohstoff, der die Grundlage für die Erzeugung von Benzin und Diesel sind. Derzeit jedoch ist es geraten, andere Blickwinkel im Auge zu behalten, um den Preisauftrieb zu begreifen.
Das Faß der Marke Brent ist mit einem Preis von rund 100 Euro noch weit weg – 50% niedriger – von seinem historischen Höchstpreis im Sommer 2008, dennoch haben die Brennstoffe in den letzten Wochen neue Maximalwerte erreicht. Den Grund für dieses scheinbare Paradoxon muß man in der Verarbeitung suchen, in dem weniger sichtbaren Teil des Ölgeschäfts, wo das Rohöl mittels chemischer Prozesse in Treibstoff für Autos, LKWs und Flugzeuge verwandelt wird. Dort hat sich eine Art Trichter gebildet, der ebenso große Freude bei den beteiligten Firmen erzeugt wie Gram bei den Konsumenten, die von der Inflation geplagt werden.
Die Ölfirmen durchleben eine ihrer besten Zeiten der letzten Jahre. Nachdem Rußland – einer der größten Ölexporteure – aus dem Spiel ist, und nachdem in den letzten Jahren eine beträchtliche Anzahl von Raffinerien zugesperrt hat, füllen sich die großen Ölfirmen mit dem Raffinieren des Rohöls kräftig die Taschen. Die Raffinerien wurden nämlich immer weniger und in letzter Zeit übertrafen die Schließungen die Öffnungen dieser Verarbeitungs-Anlagen.

Kurzfristig
Die Gründe für diese Entwicklung sind kurz- und langfristig.
Die kurzfristigen Motivationen waren, daß während der COVID-Pandemie die Nachfrage nach Treibstoff stark zurückging und sich dadurch die Verarbeitungskapazitäten um rund 3 Millionen Faß pro Tag reduzierten, eine barbarische Schrumpfung.
Mittel und langfristig jedoch haben die Fristen für Verbrennungsmotor-Autos ein Umdenken im Sektor bewirkt und Investitionen in Raffinerien wurden genauer überdacht.
Die Wende geschah allerdings im Rekordtempo: Die schnelle Erholung des Konsums und die schrittweise Reduktion der Raffinerien (20 im letzten Jahrzehnt) hat denjenigen Firmen, die die ihrigen weiterbetrieben haben, einen unerwarteten Impuls verpaßt. Ein schönes Beispiel ist Repsol: Die Gewinnspanne hat sich hier zwischen April und Juni im Vergleich mit den vorhergehenden 3 Monaten verdreifacht, und im Vergleich mit dem gleichen Zeitraum im Vorjahr ver15facht.
»Das beschränkte Angebot im Vergleich zur Nachfrage nach Diesel, Benzin und Kerosin hat die Gewinnspannen weltweit bedeutend erhöht, vor allem nach der Unterbrechung der Lieferketten aufgrund des Krieges«, bekräftigt Repsol. Das ist kein Einzelfall. Die portugiesische Firma Galp, die heute ihre Ergebnisse vorgelegt hat, berichtet von ähnlichen Gewinnsteigerungen: Von 7 $ Gewinn pro Faß ist er auf 13 $ gestiegen.
Die anglo-holländische Firma Shell berichtet von einer Gewinnsteigerung von 2,8 in den letzten 3 Monaten im Vergleich zu den 3 vorhergehenden, was Gesamteinnahmen von 0,8 bis 1,2 Milliarden zum Ergebnis hat. Die britische Firma BP konnte ebenfalls mehr als das Doppelte an Gewinnen einfahren. Es ist anzunehmen, daß der Rest der Giganten der Branche ähnliche Ergebnisse präsentieren kann.
Exxon Mobil …, die größte Firma der USA bezüglich Raffineriekapazitäten, hat im 2. Quartal dieses Jahres einen Gewinn von 4,4 Milliarden eingefahren. Das ist das Fünffache dessen, was sie an Gewinn mit dieser Aktivität vor der Pandemie erzielen konnte. Diese … Extragewinne sind vor allem das Ergebnis zu geringer Investitionen vieler Akteure der Energiewirtschaft in der jüngeren Vergangenheit, wie Exxon Mobil anführt.

18 Milliarden $
Wenn ihre Berechnungen aufgehen, so wird diese Firma nur von April bis Juni 18 Milliarden $ verdient haben, … was sie zu einem Ziel der Beschimpfungen des Präsidenten Biden macht, der sie beschuldigt hat, auf Kosten der Konsumenten »mehr Geld zu verdienen als Gott«.“

In den USA scheint auch der liebe Gott im Big Business zu sein.

„Dieser Stand der Dinge wird sich so schnell nicht ändern: »Die Gewinne werden noch eine Zeitlang sehr hoch bleiben«, bekräftigt Alistair Syme von Citigroup. »In den letzten Monate waren die Gewinne bedeutend höher als in der Goldenen Zeit des Sektors zwischen 2004 und 2007«, wie ein Analyst der Beraterfirma Wood Mackenzie erklärt. Andere Analysten kommen zu dem Schluß, daß das noch einige Zeit so bleiben wird.

Die Wiederbelebung des Sektors führt wieder verstärkt zum Bau von Raffinerien – vor allem in Asien und Afrika – aber das wird nach Einschätzung der IAEA schwerlich zur Wiederherstellung des Gleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage in diesem Sektor führen. Vor allem Diesel und Flugbenzin dürften weiter sehr teuer bleiben.

Auf einen Rückgang der Nachfrage kann man erst in ein paar Jahren rechnen, wenn der Anteil der Autos mit Verbrennungsmotor am allgemeinen Fuhrpark sinkt.“

Pressespiegel Komsomolskaja Pravda, 14.7.: Die Ermordung Abes

EIN TRAGISCHER FEHLER ODER DIE RACHE DER YAKUZA

Nach dem Tod des ehemaligen japanischen Premierministers mehren sich die Versionen dessen, was passiert ist

Die Ermordung des ehemaligen japanischen Premierministers Shinzo Abe wird noch untersucht. Die vorrangige (und offizielle) Version der japanischen Strafverfolgungsbeamten besagt: Abe wurde von einem seiner Landsleute erschossen, der den ehemaligen Regierungschef für die schwierige finanzielle Situation seiner Familie verantwortlich machte.

Der 41-jährige arbeitslose und ehemalige Matrose der japanischen Armee Tetsuya Yamagami sagte während der Verhöre, dass er beschlossen habe, sich an Abe für seine Mutter zu rächen, die Anhängerin einer religiösen Organisation namens Vereinigungskirche (bei uns bekannt als Moon-Sekte) wurde (– in Russland als totalitäre Sekte eingestuft), der sie all ihre Ersparnisse spendete.
Danach mußte sich die Frau bankrott erklären. Der finanzielle Zusammenbruch der Familie war der Grund, der Yamagami veranlasste, den Vertreter derjenigen politischen Dynastie zu töten, die seiner Meinung nach diese religiöse Organisation schützte.
Im Land der aufgehenden Sonne begann die Moon-Sekte nämlich unter Premierminister Nobusuke Kishi, dem Großvater von Shinzo Abe, ihre aktive Missionstätigkeit.

Verdächtiger Stil

Seltsamerweise vermieden es alle führenden japanischen Medien in den ersten Tagen nach der Tragödie, das Wort »Mord« zu verwenden. Journalisten und Fernsehmoderatoren sprachen und schrieben über »Tod infolge von Schußverletzungen«. Gleichzeitig berichteten sie zuvor ohne Einschränkungen und mündliche Zusagen über die Ermordung beispielsweise des Präsidenten von Haiti sowie anderer ausländischer Führer, die infolge von Attentaten starben.
Philologen führen dies auf die Besonderheiten des japanischen Sprachstils zurück, in dem der gewaltsame Tod eines Ausländers als Mord bezeichnet werden kann, aber wenn es sich um einen ähnlichen Fall mit einem lokalen Würdenträger handelt, wird eine kurze Beschreibung der Ursache seines Todes bevorzugt.

»Geplantes« Attentat

Es gibt auch eine Version, dass das Attentat inszeniert wurde. Angeblich plante es Abe selbst es in der Erwartung, dass er lediglich leicht verletzt würde. (In einer Art Nachahmung des Bolsonaro-Attentats von 2018?)
In Japan, einem Land mit einem der härtesten Waffengesetze, sind Attentate auf Politiker nämlich äußerst selten. Und natürlich erregt das Opfer eines Attentats immer Mitgefühl, das Abe bei der nächsten Wahl in Stimmen umwandeln wollte.
Übrigens starb in Japan letztes Jahr eine einzige Person an den Folgen des Schusswaffengebrauchs, und der letzte Mord an einem Politiker fand 1960 statt.

Die Version des inszenierten Attenttats wird indirekt dadurch unterstützt, dass der Schütze eine selbstgebaute Kurzlaufflinte benutzte, deren Schuss auch aus nächster Nähe nicht zum Tod des Opfers führen sollte. Aber es ist möglich, dass Yamagami – der die Waffe großteils selbst gebaut haben soll –, von einem anderen „Regisseur“ angeworben wurde, der ihn im Umgang mit kurzläufigen Waffen ausbildete, was beim japanischen Militär nicht unterrichtet wird.

Die mögliche Rache der Yakuza

Die japanische Mafia – die Yakuza – ist ein jahrhundertealtes Element der japanischen Gesellschaft. Die unteren Ebenen der kriminellen Banden machen weiterhin riesiges Kapital mit Erpressung, Drogenhandel und Menschengütern, und die oberen Ebenen investieren diese Gelder durchaus erfolgreich in verschiedene Bereiche der Wirtschaft, die längst zu einem vollwertigen und maßgeblichen Teil des Establishments geworden sind.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs hatte die CIA ein Auge auf die Yakuza geworfen – gut organisierte, patriotische Mafia-Gruppen waren eine bequeme Waffe im Kampf gegen die Kommunisten. Im Gegenzug drückten die Amerikaner bei ihren finsteren Finanzgeschäften ein Auge zu.

Mit dem Zusammenbruch der UdSSR verschwand die »rote Bedrohung«. Die Amerikaner brauchten die Yakuza nicht mehr, und als Barack Obama in den Vereinigten Staaten an die Macht kam, erklärte er ihr den Krieg. Washington sanktionierte Japans zweitgrößte Bank Mizuho, die enge Verbindungen zur Mafia gehabt haben soll.
Möglicherweise ist die Eliminierung von Abe weniger eine Rache an dem ehemaligen Ministerpräsidenten dafür, dass er die Aufhebung dieser Sanktionen nicht erreicht hat, sondern ein entsprechendes Signal an seinen Nachfolger, Regierungschef Fumio Kishida, der das Geschöpf des Verstorbenen ist.

Es gibt noch eine andere Version im Zusammenhang mit den Yakuza: Sie sagen, dass Abe, der sich immer für die Interessen eines der Mafia-Clans eingesetzt hat, plötzlich in das Lager der Konkurrenten übergegangen ist. Zu diesem Thema wurde angeblich ein ganzer Bericht veröffentlicht, der an das Weiße Haus, das FBI und die US-CIA geschickt wurde.
Ganze Absätze dieses Dokuments kursieren im Internet, aber es wurde keine Spur seiner Urheberschaft gefunden.

Die chinesische Spur

Chinesische Nationalisten feierten Abes Tod. Der japanische Politiker hat sich zwar immer um freundschaftliche Beziehungen zu China bemüht. Aber Peking ist unzufrieden darüber, dass japanischer Boden zu einem Sprungbrett für das US-Militär geworden ist, das die VR China davon abhält, ihre territorialen Streitigkeiten zu lösen, und Abe hatte sich dabei nie eingemischt.
Die »chinesische Spur« hat auch einen inneren Aspekt. Vielen Japanern gefiel die Rolle ihres Landes nicht, das die Amerikaner nach dem Kalten Krieg im Grunde aufgegeben hatten. (Das stimmt natürlich nicht, sie betrachten es noch immer als Basis, aber es ist neben anderen pazifischen Verbündeten, vor allem Korea, in die zweite Reihe gerückt.) Amerikanische Unternehmen begannen, in China zu investieren, was dem Himmlischen Reich ein beispielloses Wirtschaftswachstum bescherte, und Japan hörte auf, sowohl in der globalen als auch in der regionalen Wirtschaft führend zu sein. Der Ex-Premier trägt nach Meinung solcher Leute seinen Teil der Verantwortung dafür.

Weitere, eher luftige Theorien

Der Mord an Abe war, wie oft in ähnlichen Fällen, von einem ganzen Haufen eher unwahrscheinlicher Vermutungen umgeben, die Verschwörungstheoretikern Nahrung lieferten. Hier sind nur einige davon:

– Noch bevor die japanische Polizei offiziell bestätigte, dass der Schütze festgenommen und identifiziert worden war, veröffentlichte ein Haufen einheimischer Sherlock Holmes ein Porträt eines jungen Mannes in sozialen Netzwerken und behauptete, den Mörder als Samzuki Hidayko identifiziert zu haben, ein Mitglied einer der Yakuza-Syndikate. »Das ist ein Mitglied der Yakuza und ein bekannter politischer Extremist«, versicherten Internetnutzer. Später wurde bekannt, dass das Foto den amerikanischen Komiker Sam Hyde zeigte, der noch nie in Japan gewesen war.

– Seit vielen Jahren verbreitet eine unbekannte Gruppe von Social-Media-Nutzern nach dem Tod einer berühmten Person gefälschte Screenshots der Konten der verstorbenen Person im Internet. Laut Bild »schreibt« eine noch lebende Person ein oder zwei Tage vor ihrem Tod immer das Gleiche: »Ich beabsichtige, kompromittierende Beweise über Hillary und Bill Clinton zu veröffentlichen.« Ein Bild mit genau der gleichen gefälschten Nachricht, angeblich von Abe auf seiner Seite in einem der sozialen Netzwerke gepostet, fing an, sich im World Wide Web zu verbreiten, was in Japan viel Lärm verursachte. Tatsächlich hat Abe so etwas noch nie veröffentlicht.

– Abe wurde angeblich von Mitbürgern getötet, die von den Folgen der COVID-19-Pandemie betroffen waren.
Die Japaner waren mit der Arbeit des Premierministers während der Pandemie wirklich unzufrieden. So verlangte die Regierung keine obligatorische Impfung, lehnte fast 2 Millionen Dosen des Impfstoffs ab, und der Kabinettschef bestand angeblich darauf, dass Menschen wegen Coronavirus ausschließlich mit Ivermectin, einem unsicheren Antiparasitikum, behandelt werden.
Aber der Mörder des Premierministers sagt nichts über eine solche Verschwörung, zumindest noch nicht, unter seinen Angehörigen gibt es keine Todesfälle durch COVID-19. In Bezug auf Impfstoffe lehnte die japanische Regierung eine große Charge ab, nachdem sie erfahren hatte, dass sie unter Verstoß gegen die Technologie (?) hergestellt wurde.
Abe selbst war kein Fan von Ivermectin und forderte nie die Einnahme dieses Arzneimittels.

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Abgesehen davon, ob irgendeine der Theorien zu Abes Ermordung Substanz hat, zeigt sich eine latente Unzufriedenheit in Japan über den beispiellosen Abstieg dieses Landes, beschleunigt durch den Unfall von Fukushima.
Der Yen ist zu einer Regionalwährung verkommen, China – die ehemalige Kolonie! – ist zur Weltmacht aufgestiegen und Japan zu einer Art langgestreckter US-Basis verkommen.