LATEINAMERIKA ALS NEUER HOTSPOT
Hier zunächst einmal die neuen Statistiken zum Coronavirus: In Europa scheint die Lage derzeit halbwegs im Griff der Regierungen zu sein. Wobei es innerhalb der EU dennoch große Unterschiede gibt:
0,000856150153358 Belgien
0,000676068761379 UK
0,000603094717081 Spanien
0,000580524925360 Italien
0,000540687666792 Schweden
0,000446778021584 Frankreich
0,000413429878049 USA
0,000366663061637 Irland
0,000354815262412 Holland
0,000228733481328 Schweiz
0,000157358490566 Portugal
0,000109106154264 Deutschland
0,000080033638962 Österreich
0,000047134835438 Norwegen
0,000399681279217 Chile
0,000385883773562 Peru
0,000349553657132 Brasilien
0,000293201297197 Ecuador
0,000284897117431 Mexiko
0,000233171839756 Kanada
0,000168401688385 Bolivien
0,000161503136377 Iran
0,000077765702980 Rußland
0,000064722508498 Türkei
0,000043092841715 Argentinien
0,000017193428425 Indien
Zuwachsraten:
Peru + 0,000041040567256
Chile + 0,000036417428630
Brasilien + 0,000035256287195
Mexiko + 0,000035095381855
USA + 0,000016219512195
Ecuador + 0,000014014361825
Schweden + 0,000009585974035
UK + 0,000008940996199
Rußland + 0,000007775208615
Portugal + 0,000003679245283
Türkei + 0,000001695628706
Belgien + 0,000001137217941
15.7.
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In absoluten Todeszahlen führen die Liste die USA an, gefolgt von Brasilien, Großbritannien, Mexiko, Italien, Frankreich und Spanien.
Bei Zuwachsraten sind weiterhin Schweden und GB führend in Europa, wobei sich die Zahlen spürbar verringern.
Der absolute Spitzenreiter an Sterbefällen ist derzeit Peru. In Lateinamerika schreitet das Coronavirus rasant vor, und es scheint wenig an Bemühungen zu geben, seine Verbreitung einzudämmen. Viele Staaten können sich entsprechende Maßnahmen gar nicht leisten, ihre Gesundheitssysteme sind für Pandemien dieser Art nicht gerüstet, und bei manchen Staaten sieht es so aus, daß es die Regierenden auch nicht besonders interessiert, ihre Bevölkerung vor dieser Epidemie zu schützen.
In Ecuador, Brasilien und Bolivien wurden die Verträge, die zwischen diesen Staaten und Kuba unter den Vorgängerregierungen geschlossen wurden, aufgekündigt und die kubanischen Ärzte kehrten nach Kuba zurück, was das Gesundheitswesen dieser Staaten ausdünnte.
Man gewinnt den Eindruck, daß die heutigen Regierungen dieser Staaten das Wüten des Virus gar nicht so sehr stört: Es befällt nämlich in erster Linie Angehörige indigener Minderheiten und Arme, deren Abwehrkräfte geringer sind, und die gar keine Möglichkeiten haben, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Da diese Menschen erstens unter Subsistenzbedingungen leben, also wenig bis nichts in die Staatskasse einzahlen, und zweitens oftmals in Bewegungen organisiert sind, die sich gegen die herrschenden Eliten auflehnen, ist der Tod von dergleichen Menschen den dortigen Regierungen angenehm: Störende Elemente werden weniger.
Man könnte sagen: Sie begrüßen das Coronavirus, als eine Art naturgegebene Entlastung des von ihnen verwalteten Systems.
Ähnlich ist die Situation in Chile, wo seit Monaten Proteste gegen die Regierung stattgefunden haben – sollen sie doch verrecken, diese Unzufriedenen! Die Regierung von Piñera sieht sich durch die Corona-Pandemie gestärkt, das Virus kam sozusagen als ein Geschenk des Himmels.
Man merkt, wie sehr demokratische Wahlen in diesen Staaten inzwischen sowieso nur die Mitglieder von Eliten an die Macht bringen, die sich nicht als Vertreter der ärmeren Volksschichten verstehen. Mit einem von Bolsonaro auch explizit ausgesprochenen Zynismus sehen sie die Corona-Pandemie als eine Art Euthanasie-Programm, das ihnen ihre Positionen sichert.
Die evangelikalen und USA-hörigen Politiker beglücken ihre Bevölkerung mit dem Ratschlag, doch fest zu beten, um das Virus zu bekämpfen.
In Mexiko vereint sich der Vormarsch der Ansteckungen und Todesfälle mit dem Coronavirus mit der allgegenwärtigen Kriminalität und ständig steigenden Mordrate, es fragt sich, wie lange sich dort überhaupt noch so etwas wie ein normales Leben und ein ökonomischer Kreislauf aufrechterhalten läßt.
Bei allen lateinamerikanischen Staaten ist zu bedenken, daß die Datenerfassung – die ja einen bedeutenden Aufwand darstellt – dort nicht sehr verläßlich ist, die Zahlen vermutlich höher sind als offiziell gemeldet.
Europa hat die erste Welle größtenteils hinter sich, verschiedene Staaten lockern ihre Bestimmungen, aber gleichzeitg zeigen Neuinfektionen daselbst, daß die erste Welle nicht vorbei, aber die zweite Welle schon im Anmarsch ist.
Kategorie: Gesundheit
Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise III
HANDELSKRIEGE, GRENZSCHLIESSUNGEN, FLUGZEUGE AM BODEN – IN WELCHE RICHTUNG GEHT DIE WIRTSCHAFT?
oder: Über die Entwicklung des Spätkapitalismus in Coronavirus-Zeiten
Bisher liegt noch alles in einem gewissen Schlafmodus, alle Entscheidungen werden vertagt. Das kann aber nicht mehr lange so weitergehen.
Wie wird die Politik reagieren, wenn die geschrumpfte Zahlungsfähigkeit Pleitewellen zum Ergebnis hat?
Werden die Konkursregelungen geändert?
Was geschieht, wenn Leute ihre Mieten nicht mehr zahlen können?
Werden Tausende und Abertausende obdachlos, wie in den USA 2008 ff.?
Oder gehen die Mieten und Kreditraten hinunter?
Wenn ja, wer bedient die dadurch gekrachten oder umgeschuldeten Hypotheken?
Wenn nein, wie werden die weiterhin bezahlt, oder wie werden die Ausfälle durch Delogierungen kompensiert?
Wie geht es weiterhin mit der Mobilität der Arbeitskraft?
Wird der Schengenraum, was er einmal war?
Was wird mit den Banken, der Geldschöpfung und dem Kreditgeschäft überhaupt?
Rückkehr zur Normalität?
ÜBER DIE GUTE ALTE ZEIT
Allerorten hoffen die Gewerbetreibenden auf die werten Konsumenten. Tourismusbetriebe sperren auf, Strände werden geputzt, Gasthäuser öffnen. Und Fetzentandler, Schuhhändler und Möbelhäuser hoffen, daß sich der gestaute Konsum des p.t. Publikums auf sie entlädt.
Diese Hoffnung zeigt unter anderem ein sehr verbreitetes, aber doch sehr verzerrtes Menschenbild, das einem auch ständig aus den Medien eingetrichtert wird: Alle haben mehr oder weniger Geld, mit dem sie auskommen, wenn sie es sich nur gscheit „einteilen“. Armut und Elend kommt daher, daß es mit dem Einteilen nicht so hinhaut.
Das ist schon einmal über die Vor-Corona-Welt eine große Lüge. Da ist es nämlich schon so gewesen, daß ein immer größerer Teil des Einkommens für ein Grundbedürfnis wie das Wohnen aufgewendet werden muß. Wenn die Miete oder die Kreditrate eingezahlt, die Wasser- und Energierechnungen bezahlt sind, bleibt im Schnitt bei den meisten Menschen immer weniger im Geldbörsel. Es ist schon seit geraumer Zeit so, daß der Immobiliensektor – auf Kosten anderer Geschäftsbereiche – immer mehr von der beschränkten Zahlungsfähigkeit der weniger begüterten Schichten einsaugt.
Also sind die Perspektiven fürs flotte Konsumieren schon einmal nicht so gut.
Das „Einteilen“ schaut dann so aus, daß bei einem anderen Grundbedürfnis – meistens dem Essen – gespart wird, um sich andere, für die Konkurrenzgesellschaft wichtige Dinge wie Kosmetikartikel oder Kleidung leisten zu können. Sehr viel Geld geht dann auch noch für Genußmittel wie Alkohol oder Zigarretten und gelegentliche Besuche im Stammlokal drauf.
Bessergestellte leisteten es sich, in professionellen Verpflegungsbetrieben zu speisen und auch gelegentlich raushängen zu lassen, daß sie „einfach nicht gern kochen“. (Zu deutsch: Ich habs nicht notwendig!)
Urlaub am Meer, Sportgeräte aller Art und deren Benutzung in Wald und Wiese, sowie andere Luxusbedürfnisse erfüllen den wichtigen Zweck, daß es das Individuum befriedigt, sich dergleichen noch leisten zu können, also nicht ganz im Erdgeschoß der Klassengesellschaft gelandet zu sein.
Auch in besseren, also Vor-Corona-Zeiten war es so, daß die Konsumenten nicht unbegrenzt und nicht einmal in hinreichender Menge die Verpflegungsstätten und Geschäfte stürmten. Die meisten Geschäfte hofften auf Tourismus, also auf Kaufkraft von außen, und auf das Weihnachtsgeschäft, wo die Kauflaune und auch die Zahlungsfähigkeit dank 14. Monatsgehalt und ähnlichem höher ist, um das Jahr halbwegs passabel abschließen zu können.
Aber jetzt, nach mehr als 2 Monaten Stillstand?!
Erstens haben viele unselbständig Beschäftigte ihren Job verloren oder sind in Kurzarbeit, haben daher ein geringeres Einkommen als früher. Zweitens haben viele Selbständige monatelang keine Einkünfte gehabt, gleichzeitig aber Pacht für Geschäftsräume, Mieten für Lagerräume und andere Fixkosten zahlen müssen. Diese Leute sind jetzt auch noch mehr als vorher verschuldet und gehen oftmals am schmalen Grat zum existenziellen Ende.
Die Coronakrise hat also bereits jetzt sehr viel Zahlungsfähigkeit vernichtet.
Außerdem haben viele Leute jetzt notgedrungen Kochen gelernt, die sich vorher geziert haben. Schließlich wurde auch viel Online gekauft, was man wirklich notwendig brauchte.
Angesichts leerer Kassen überlegt man es sich auch 2x, irgendeinen modischen Fetzen zu kaufen oder ein altes Spanplatten- oder Schaumstoffmöbel gegen ein neues auszutauschen, sich also ohne Not den gleichen Sch… in Rosarot zuzulegen.
Weiters sehen alle – außer den ganz dicken Brummern in der Unternehmensleitungen – einer ungewissen Zukunft entgegen. Die Kleinunternehmen werden sich nicht eine neue Gastro-Küche zulegen oder neue Maschinen für die Werkstatt, oder das ganze Geschäft neu dekorieren, in der Hoffnung, dadurch mehr Kaufkraft anzuziehen. Niemand wird leichtfertig mehr Schulden aufnehmen, als er ohnehin schon hat.
Bei den Luftlinien wird verhandelt, daß viele Angestellte heftige Lohneinbußen hinnehmen müssen, und/oder viel Personal abgebaut werden muß. Es ist absehbar, daß der Flugverkehr deutlich abnehmen wird.
Die ohnehin bisher schon übervolle Reisebüro-Szene (=> Thomas Cook) wird weiter schrumpfen, weil viele Leute ihren Urlaub überdenken und lieber kleinere Brötchen backen werden. Fast jedem fallen Verwandte am Land und liebe alte Freunde ein, die man doch schon längst einmal besuchen wollte.
Das heißt aber wiederum für die Zielländer, daß sie mit deutlich weniger Einnahmen rechnen müssen. Es fragt sich, was das für Wirkungen auf die BIPs und Budgets der südeuropäischen Länder haben wird, deren Einkünfte zum großen Teil aus dem Tourismus stammen und die ohnehin schon hoffnungslos überschuldet sind.
Die Nachfrage wird also weiterhin zurückgehen, dadurch werden Geschäfte, Wirtshäuser und Cafés zusperren, wodurch die Nachfrage ihrer Betreiber auch flöten geht, usw.
Schon wetzen gewisse Schreiberlinge in den Medien ihre Feder – bzw. ihre Maus –, um vor zuviel Sparen und „Konsumzurückhaltung“ zu warnen. Konsumieren, los los! Kaufen und Geld ausgeben ist die erste Bürgerpflicht!
Ihr Blabla klingt angesichts der Sachlage noch blöder als sonst.