Pressespiegel El País, 7.3.: Zur Künstlichen Intelligenz

ENORMER VERBRAUCH

Noch bevor die KI irgendetwas leistet, verbraucht sie einmal große Mengen an Wasser und Energie.

„Eine Entschlüsselung des Wasserverbrauchs der KI: So verbirgt Amazon, wie viel seine Cloud in Spanien trinkt
Die Gesetzeslage und die Verträge verpflichten die Unternehmen nicht dazu, Angaben zu den in ihren Serverfarmen genutzten Ressourcen zu machen. Anhand der von EL PAÍS erhaltenen Daten lässt sich abschätzen, wie viel Wasser eine der AWS-Einrichtungen in Aragon verbraucht.

Von außen erinnert jedes der drei Rechenzentren, die Amazon Web Services (AWS) seit 2022 in Spanien betreibt, an einen Militärstützpunkt. Ein erster, mehrere Meter hoher Zaun mit Pfosten und Überwachungskameras schützt jeden dieser Komplexe. Ein zweiter Zaun, der sich bereits auf dem Gelände selbst befindet, bestätigt das Gefühl von Hochsicherheit, das diese mit Servern gefüllten Gebäude umgibt.“

Spanien hat offenbar Amazon Tür und Tor geöffnet, um diese sensible Zukunftstechnologie bei sich zu beherbergen.
Dazu trägt bei, daß in Spanien weite Landstriche beinahe menschenleer sind, sodaß man da leicht große Strukturen mitten in die Landschaft stellen kann, ohne daß irgendwelche Proteste dagegen zu erwarten sind. Im Gegenteil, die betroffenen Gemeinden küssen den Investoren die Schuhe, wenn sie dort etwas Leben in die Bude bringen.

„Es ist nun 2 Jahre her, dass Amazon über seine Computerdienstleistungstochter AWS in Spanien seinen ersten regionalen Cluster in Südeuropa eröffnet hat. Insgesamt wurden 3 solcher Rechenzentren in den Provinzen Saragossa und Huesca errichtet, die weniger als 80 Kilometer voneinander entfernt sind.
Im vergangenen Mai kündigte das Unternehmen Pläne zur Erweiterung der drei Komplexe und zur Aufnahme von zwei weiteren in sein Netzwerk an. Dabei handelt es sich um ein Megaprojekt, das der amerikanische Technologiekonzern als Schlüsselprojekt für sein globales Geschäft betrachtet.

Doch das Rennen um die Schulung, das Hosting und den Betrieb immer größerer Modelle künstlicher Intelligenz (KI) hat seinen Preis. Die gewaltigen Infrastrukturen, die die Internetgiganten in aller Eile aufbauen, erfordern Ressourcen in beispielloser Menge.
Dabei sticht der Energiesektor besonders hervor, doch in Klimazonen wie denen Spaniens gibt auch die intensive Wassernutzung Anlass zur Sorge. Immer mehr Stimmen schlagen wegen dieser Umweltauswirkungen Alarm.“

Erinnert ein wenig an Tesla in der Uckermark …

„Es ist jedoch schwierig, diese Auswirkungen in Zahlen auszudrücken. Große Technologieunternehmen geben nicht bekannt, wie viel Energie und Wasser sie in ihren verschiedenen Rechenzentren auf der ganzen Welt verbrauchen.

Auch AWS tut dies nicht für seine Komplexe in den aragonesischen Gemeinden El Burgo de Ebro, Villanueva de Gállego und Huesca.

Um ein realistisches Bild vom ökologischen Fußabdruck dieses schnell wachsenden Sektors zu zeichnen, hat EL PAÍS mehrere Monate lang bei verschiedenen Verwaltungen Daten zur Nachhaltigkeit der AWS-Zentren in Aragon im ersten Jahr ihres Bestehens angefordert.
Die im Rahmen dieser Untersuchung erhaltenen Antworten und konsultierten Quellen spiegeln die Intransparenz wider, die eine nach Ressourcen dürstende, millionenschwere Industrie umgibt. Sie zeigen aber auch das Fehlen staatlicher Mechanismen zur Überwachung des privaten Sektors auf.“

Eine heutzutage typische Redewendung: Etwas „fehlt“.
Damit wird erstens indirekt ausgesprochen, daß bei entsprechender gesetzlicher Regelung die Vernutzung von Land und Leuten für internationalen Profit und nationales Wachstum in Ordnung geht.
Zweitens wird so getan, als hätten die Politiker und Juristen, die diese Ansiedlung genehmigt haben, etwas vergessen oder übersehen. Es kommt dem Autor des Artikels gar nicht in den Sinn, daß das Absicht gewesen sein könnte, um eben diese Investition und Technologie nach Spanien zu holen.

„Wasser aus öffentlicher Versorgung

Von außen betrachtet scheinen Amazons Rechenzentren in Aragon unbemerkt bleiben zu wollen. Obwohl man sie an der Größe ihrer Gebäude sofort erkennt, besitzt keines von ihnen große Schilder mit dem Namen oder dem Smiley-Logo, das das Unternehmen kennzeichnet.


Die Zentren in El Burgo, Villanueva und Huesca liegen in Industriegebieten mit großen Brachflächen und verfügen über eine ähnliche Struktur aus großen Lagerhallen. Neben diesen Gebäuden, in denen die Server untergebracht sind, stehen mehrere silberne Tanks. In ihrem Inneren wird Wasser gespeichert, ein entscheidendes Element für ihre ordnungsgemäße Funktion.

Zu viel Hitze im Inneren eines Rechenzentrums kann zur Überhitzung von Computern und zu Geräteausfällen führen. Um dies zu verhindern, verwendet AWS Ventilatoren, die Luft von außen ansaugen und in den Komplex drücken. In Klimazonen wie denen von Aragon besteht das Problem in den hohen Temperaturen der Sommermonate, die zunehmend drückender werden.

Laut Firmenunterlagen ist bei Außentemperaturen über 29,4 Grad das Aktivieren der Kühlung mittels Wasserverdunstung zwingend erforderlich. Dabei fließen literweise aufbereitetes Wasser durch die Leitungen dieser Zentren und gelangen zu den für die Klimatisierung zuständigen Ventilatoren. Seit der Inbetriebnahme im November 2022 sind die drei Komplexe an das städtische Trinkwasserversorgungsnetz angeschlossen.“

Die Frage ist, was hier unter „aufbereitet“ verstanden wird – vermutlich werden Chemikalien in dieses Wasser getan.

„Im Rahmen des Transparenzgesetzes hat EL PAÍS von den drei Kommunen Daten zur jüngsten Entwicklung des industriellen Wasserverbrauchs angefordert. Nur die Stadtverwaltung von Huesca hat Zahlen vorgelegt. Seit das AWS-Zentrum seinen Betrieb aufgenommen hat, ist der Wasserverbrauch für die Industrie in der Hauptstadt Huesca nach Angaben dieser Zeitung jährlich um 62 Millionen Liter (62.000 Kubikmeter) gestiegen.

Diese Zahl liegt über den Schätzungen, die das Unternehmen in den Berichten vor dem Bau veröffentlichte und die einen Verbrauch von 36 Millionen Litern pro Jahr vorhersagten. Das kommunale Register zur Erfassung der Wassermengen für industrielle Zwecke nimmt keine Unterscheidung zwischen den an das Netz angeschlossenen Kunden vor. Lokale Informationsquellen bestätigten jedoch, dass AWS im analysierten Zeitraum (2021 bis 2023, das letzte Jahr mit Daten) die einzige wasserintensive Industrie war, die hier angesiedelt wurde.“

Es scheint zumindest unterschiedliche Netze und Messungen für industrielles und für privat verwendetes Wasser zu geben.

 Immerhin etwas.
Wenn das alles im städtischen Trinkwasser-Versorgungsnetz bedient wird …  

„»Ein weiterer Nagel im Sarg«

Sind diese Zahlen für ein Gebiet wie Aragon hoch?

Ricardo Aliod ist Forscher bei der Stiftung Nueva Cultura del Agua (Neue Wasserkultur). Bei der Vorlage der Daten vergleicht dieser Experte sie mit anderen in dieser Gegend stark vertretenen Industriezweigen, wie etwa der Schweineindustrie, die viel Wasser benötigt. Oder im Vergleich zu hier weit verbreiteten landwirtschaftlichen Nutzpflanzen wie Luzerne und Mais.
»Dieser Anstieg stellt im Vergleich zur städtischen Nutzung einen hohen Nutzungsgrad dar. (…) Aber im Vergleich zur Bewässerung verblassen die Zahlen«, sagt er.
Er führt weiter aus, dass allerdings in einem Gebiet mit prekärer Wasserversorgung jeder weitere Großverbraucher nach EU-Kriterien problematisch sei. »Wir verbrauchen mehr Wasser, als uns zur Verfügung steht. Jeder neue Großverbraucher ist also ein Nagel zu unserem Sarg. Es ist eine zusätzliche Belastung«, gibt er zu bedenken.
Allerdings geben diese Daten nur eine kleine Annäherung an den tatsächlichen Wasser-Fußabdruck dieser Zentren heute wieder.“

Dieses Fußabdrucks-Geschwätz ist ein weiterer Teil der Propaganda, nach der „wir alle“ in einem Boot sitzen und Großverbraucher aus der Industrie sozusagen Füße haben, allerdings mehr als gewöhnliche Sterbliche.

„Die ermittelten Werte beziehen sich lediglich auf den Wasserverbrauch zur Kühlung, berücksichtigen jedoch beispielsweise nicht, wie viel Wasser für die dafür benötigte Energieerzeugung verbraucht wird.“

Aragon verfügt über viele Windparks, gewinnt Strom aber auch aus Wasserkraftwerken.
Die Stauseen in Spanien sind meistens Gewässer mit doppelter Bestimmung: zur Stromerzeugung und zur Bewässerung.
Laufkraftwerke gibt es keine in Aragon, weil der Ebro dort bereits ein zu geringes Gefälle hat, bei anderen Flüssen zu wenig Volumen da ist, weshalb für die Speicherkraftwerke optiert wurde.
Es ist durchaus möglich, daß aus anderen Provinzen Spaniens oder sogar aus Frankreich Strom importiert werden muß, wenn es im Sommer zu viel Hitze und wenig Wind und Wasser gibt.

„Ein weiterer wichtiger Umstand hilft zu verstehen, warum es so schwierig ist, aus erster Hand Informationen über diese Infrastrukturen zu erhalten.
Seit Beginn seiner Tätigkeit in Aragon hat AWS von den verschiedenen Verwaltungen, mit denen es zusammenarbeitet, die Unterzeichnung strenger Vertraulichkeitsvereinbarungen verlangt, wie mehrere öffentliche Amtsträger in der Region eingeräumt haben.
Das Unterzeichnen dieser Dokumente ist bei amerikanischen Technologieunternehmen eine weit verbreitete Praxis, die manchmal sogar verhindert, dass die wahre Identität des Unternehmens hinter den Projekten ans Licht kommt.“

Dergleichen HighTech-Investitionen rühren also nicht nur an der Souveränität Spaniens, das hier eine Art kleine Sonderwirtschaftszone genehmigen muß, sondern auch an der Struktur der EU, die hier sozusagen unterwandert wird:

„Versuch, ein europäisches Regelwerk zu schaffen

Auf der Suche nach Antworten hat EL PAÍS auch bei anderen Regierungen angeklopft. Im vergangenen Jahr verabschiedete die Europäische Kommission im Rahmen ihrer Energieeffizienzrichtlinie eine spezielle Verordnung zu diesen Infrastrukturen.
Die Verordnung fordert die Unternehmen des Sektors zu mehr Transparenz auf und verlangt von den Mitgliedstaaten, Daten zur Nachhaltigkeit direkt bei den Betreibern zu erheben. Wie zum Beispiel den Gesamtwasserverbrauch oder der Anteil erneuerbarer Energiequellen am Gesamtenergieverbrauch.“

Da werden Musk, Bezos & Co. sich aber freuen … Und nach Indien oder einen anderen BRICS-Staat abwandern.

„Auf die Aufforderung an die spanische Regierung, auf Daten zu AWS-Einrichtungen zuzugreifen, gibt diese jedoch an, nicht über diese Informationen zu verfügen. Sie leiteten die Anfrage an die Gemeindebehörden weiter. Die Generaldirektion Energie der Kommission <https://de.wikipedia.org/wiki/Generaldirektion_Energie> argumentiert jedoch, dass die Daten vertraulich seien und dass »kommerzielle Interessen« vorlägen, die eine Veröffentlichung verhindern wollten.“

Hier weiß eine Hand der Europäischen Kommission offenbar nicht, was die andere tut. Oder will es nicht wissen.

„Diese Abteilung arbeitet derzeit am Aufbau einer europäischen Datenbank mit den von Unternehmen bereitgestellten Informationen. Umweltverbände kritisieren, dass Unternehmen derzeit nicht verpflichtet seien, diese Informationen bereitzustellen, sagt Fieke Jensen, Forscherin an der Universität Amsterdam.

Darüber hinaus liegt es in der Verantwortung jedes Staates, den Grad der Transparenz zu bestimmen, der auf einen schnell wachsenden Sektor angewendet wird; die Kommission selbst hat auf die Auswirkungen hingewiesen. Staaten wie die Niederlande verfügen bereits über eine öffentliche Plattform, die den Zugriff auf freiwillig von Unternehmen bereitgestellte Daten ermöglicht.

In Spanien fehlt derzeit eine Plattform dieser Art. Quellen aus dem Ministerium für den ökologischen Wandel wollten auf Fragen von EL PAÍS nicht klarstellen, ob die Exekutive die Schaffung eines ähnlichen Portals plant.“

Man merkt hier, daß nur dem Autor von El País hier etwas „fehlt“, das betreffende Ministerium offenbar keinen Handelsbedarf sieht.
Spanien ist schon seit längerer Zeit in den Wettlauf „Umweltverschmutzung/Belastung für Investitionen“ eingestiegen, der lange eine Domäne der ehemals sozialistischen Staaten war.

„Jensen fügt einen weiteren Punkt hinzu, um die Einschränkungen dieser Regelung zu erläutern. Sofern verfügbar, wird die europäische Datenbank zusammenfassende Daten auf Länderebene veröffentlichen, jedoch keine Einzelheiten zum Ressourcenverbrauch in einer bestimmten Region.
Dadurch werde ihrer Ansicht nach verhindert, dass diese Informationen »zur Ausarbeitung und Diskussion lokaler oder nationaler politischer Maßnahmen verwendet werden. Wenn beispielsweise der Energieverbrauch aller Zentren (was für Zentren?) in Amsterdam veröffentlicht würde, könnte dies eine öffentliche Debatte zu diesem Thema auslösen.«“

Die Sache ist trotz der komplizierten Ausdrucksweise klar: Alle Daten zu Energieverbrauch sind heute politisch heikel und deswegen werden sie intransparent gehalten.

Garantien für den Ernstfall

Nur zwanzig Minuten vom Zentrum Saragossas entfernt liegt das Industriegebiet El Espartal (El Burgo). Hier befindet sich eines der Amazon-Zentren in Aragon. Heute herrscht auf dem Gelände ein ständiges Treiben an Arbeitern und Maschinen. Hinter den beiden bereits aktiven Gebäuden entsteht ein Neubau mit mehreren angeschlossenen Großtanks.

Im vergangenen Juli bat AWS die Regionalregierung um die Erlaubnis, die »Wassermanagementstrategie« seiner Anlagen zu ändern. Diese Änderungen beinhalten eine Erhöhung der Kapazität der Wassertanks. Von diesen Türmen, die an einen neuen Standort in El Burgo verlegt wurden, gelangt die Wärme in den heißesten Monaten zu den Luftkühleinheiten.
Zur Rechtfertigung dieser Änderungen weist AWS darauf hin, dass »der Klimawandel zu zunehmend unterschiedlichen und extremeren Umweltbedingungen« in diesem Gebiet führen wird. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, in Situationen der Knappheit die Abhängigkeit von der öffentlichen Versorgung zu verringern.

Eine der Fragen rund um Amazons Megaprojekt ist, was in Zeiten anhaltender Niederschlagsarmut passieren wird. »Wer, von wem und wo werden in Zeiten der Dürre die Mittel genommen, die zur Versorgung dieser Einrichtungen nötig sind?«, fragte der Regionalabgeordnete von Izquierda Unida, (der »Vereinigten Linken«,) Álvaro Sanz, im vergangenen Juni den Wirtschaftsminister.

Mehrere Monate später erklärte Sanz gegenüber EL PAÍS, er habe noch immer keine Antwort von der Exekutive erhalten und kritisierte das Fehlen »seriöser Schätzungen des Durchsatzes und Versorgungsbedarfs dieser Zentren«. Zudem gebe es keine Vereinbarungen mit dem Unternehmen, die eine jederzeitige Versorgung garantieren würden, fügt er hinzu und stellt fest: »Es wird auch keine ernsthafte Analyse des damit verbundenen Bedarfs an Umweltressourcen durchgeführt«.“

Die Frage bleibt offen, was passiert, wenn AMS Kühlung braucht und die Tanks leer sind?

„Quellen aus der aragonesischen Regierung, die für die Umweltgenehmigungen des Projekts zuständig ist, weisen darauf hin, dass im Fall einer hypothetischen länger anhaltenden Dürre die lokalen Behörden für die Festlegung der entsprechenden Einschränkungen verantwortlich sind. Die Stadtverwaltung von Huesca – die einzige Gemeinde, die auf die Fragen von EL PAÍS geantwortet hat – betont ihrerseits, dass die Wasserversorgung dank der in den letzten Jahren am Netz vorgenommenen Verbesserungen »gesichert« sei.“

Die anderen 2 AMS-Fabriken in Aragon sind in der Nähe von Saragossa und könnten möglicherweise auf Wasser aus dem Ebro, bzw. des Gállego zurückgreifen – allerdings deutet sich hier schon ein Konflikt an, weil Saragossa selbst will ja auch versorgt sein.

„Auf die Frage, ob die Zentren im Falle eines solchen Szenarios ihren Betrieb anpassen oder außergewöhnliche Maßnahmen ergreifen werden, haben AWS-Vertreter in Spanien keine Antwort gegeben. Zudem haben sie seit der Inbetriebnahme keinerlei Daten zur Nachhaltigkeit ihrer Anlagen vorgelegt. (…)“

Werden sie wahrscheinlich auch nicht.

Es ist interessant, daß in diesem und auch anderen Artikeln immer nur von „Quellen“ die Rede ist: Damit werden Menschen bezeichnet, die in Ämtern und Firmen tätig sind und anonym bleiben wollen, weil sie andernfalls um ihren Arbeitsplatz fürchten müßten.
Immer mehr und mehr Bereiche des Lebens unterliegen wegen „Datenschutz“, Betriebsgeheimnis“, „qualifizierte Dokumente“ usw. einer Informationssperre und wer sie durchbricht, geht Risiken ein, siehe Assange.

Pressespiegel Komsomolskaja Pravda, 26.2.: Seltene Erden

„WARUM IST PLÖTZLICH ÜBERALL VON SELTENEN ERDEN DIE REDE UND WOZU DIENEN SIE?

Akademiemitglied Polevanov: In der Ukraine gibt es keine nennenswerten Vorkommen an Seltenerdelementen

Vitamine des Fortschritts

Seltene Erden sind eines der heißesten Themen der letzten Zeit. Am Montag hielt Präsident Vladimir Putin eine Besprechung zur Gewinnung und Verarbeitung seltener Metalle und seltener Erden ab. Und schon früher hatte Trump sein Interesse an diesen Mineralien erklärt.
Auch Zelenskij blieb nicht untätig: Er gab ebenfalls seinen Senf dazu und meinte, die Ukraine habe angeblich genug von diesem Zeug – also komm schon, Trump, sei doch unser Freund.

Um welche Metalle handelt es sich, über die so viel gesprochen wird?

»Seltene Erden«, in Fachkreisen als »Rare Earths« oder kurz »REE« bezeichnet, »sind das Alfa und Omega der modernen Hightech-Industrie«, sagte Vladimir Polevanov, Vizepräsident des Nationalen Fonds »Strategische Ressourcen Russlands«, Doktor der Geologie und Mineralogie sowie Mitglied der Russischen Akademie der Naturwissenschaften, gegenüber der KP. »Der schnelle technologische Fortschritt bei der Herstellung von Computerausrüstung und Gadgets, der vor 15 bis 20 Jahren begann, ist vollständig mit Seltenerdmetallen verbunden. Dazu gehört eine Gruppe von 17 Namen.«

KP: Warum wurden sie so genannt?

VP: Als sie im 18. und 19. Jahrhundert entdeckt wurden, glaubte man, sie seien selten. Später stellte sich jedoch heraus, dass sie gar nicht so selten waren – Blei und Gold gab es beispielsweise zehnmal weniger. Doch der Name blieb, lediglich in Fachkreisen begann man ihn dahingehend zu interpretieren, dass solche Metalle kaum irgendwo Verwendung finden können.

In letzter Zeit hat sich die Situation geändert – sie werden aktiv und in den fortschrittlichsten Branchen eingesetzt. Aber auch heute noch ist die Bezeichnung durchaus zutreffend, denn sie werden in geringen Mengen, oft als Legierungselemente, eingesetzt, die bereits bei geringer Zugabe die Eigenschaften des Grundwerkstoffs deutlich verbessern. Für eine Million Mobilgeräte werden beispielsweise nur wenige Dutzend Kilogramm dieser Metalle benötigt.

Vom Körperschutz zur Onkologie

KP: Wo genau werden sie eingesetzt?

VP: In einem sehr breiten Spektrum. Ohne sie gibt es keine modernen Computer und Mobilgeräte, keine Waffen, keine ressourcenschonenden Technologien, keine fortschrittliche Medizin.

Warum hat die Apple Corporation mit ihrem iPhone die Führung übernommen? Weil sie die ersten waren, die Seltenerdmetalle in ihren Geräten verwendeten – bis zu 10 verschiedene.
Dadurch wurde es möglich, leichte, zuverlässige und hochtechnologische Telefone herzustellen.
Seltene Erden werden vor allem bei der Herstellung von Touchscreens, Flüssigkristallanzeigen und Mikrofonen verwendet.
Sie werden auch zur Energieeinsparung eingesetzt – bei der Herstellung von Wärmespeicherglas. Auch in der Luft- und Raumfahrtindustrie sowie bei der Produktion von Atomwaffen spielen sie eine große Rolle.

Sie bilden leicht Legierungen mit Stahl und absorbieren (d. h. sammeln) Abfallverunreinigungen. Sie  erhöhen die Hitzebeständigkeit und Korrosionsbeständigkeit der Materialien. Sie werden zum Legieren von Titan und Aluminium verwendet.

Sie werden als Katalysatoren bei der Ölraffination zur Herstellung von hochoktanigem Kraftstoff verwendet. Darüber hinaus kann die Qualität, die diese Katalysatoren bieten, durch nichts anderes erreicht werden.

In der Nuklearindustrie werden Samarium (bei der Herstellung von Supermagneten) und Europium (ein Neutronenabsorber in Kernreaktoren) verwendet. Solarmodule sind ohne die Elemente der seltenen Erden nicht möglich – hier kommen Scandium, Lanthan und Cer zum Einsatz, die bei der Energiespeicherung helfen.

Sie werden in der Medizin aktiv eingesetzt – sowohl bei der Herstellung medizinischer Geräte als auch bei der Durchführung komplexer Behandlungen. Thulium wird beispielsweise bei der Herstellung von Röntgengeräten und Tomographen verwendet. Und Gadolinium wird in der Neutronen-Einfangtherapie zur Krebsbehandlung eingesetzt.

Ich nenne zwar die Metalle selbst, in der Regel kommen aber verschiedene darauf basierende Verbindungen zum Einsatz.

KP: Und in der Rüstungsindustrie?

VP: Zweifellos! Neodym, Samarium – bei der Herstellung von Elektromotoren und Navigationsgeräten in Drohnen, intelligenten Bomben und Marschflugkörpern.

Europium und Lutetium – bei der Herstellung von Signalverstärkern für Radare und Sonaren. Yttrium – bei der Herstellung von Schutzelementen in Körperschutzwesten und Panzern ist dies sozusagen das brennende Thema unserer Zeit. Ohne sie ist eine moderne Kriegsführung nicht möglich.

Die Ukraine blufft

KP: Und das alles gibt es in der Ukraine?

VP: Das ist der springende Punkt, Seltenerdmetalle gibt es dort praktisch nicht! Es gibt Beryllium und einige andere Vorkommen als Begleiter, aber keine nennenswerten Vorkommen an reinen Seltenen Erden.

Dass Seltene Erden ein notwendiger Bestandteil der Hightech-Produktion sind, ist bekannt. Und die Ukraine hofft mit ihrer Erklärung, über solche Metalle zu verfügen, offenbar einerseits, das Interesse der USA an einer Kooperation zu wecken, und andererseits, dass niemand das kontrollieren wird.

Amerika hat einen großen Bedarf an Seltenen Erden, auch wenn es über eigene Vorkommen verfügt. Doch Trump stuft seiner Rede zufolge alles, was nicht Eisen ist, als seltene Erden ein. Seine Regierung bezeichnete Lithium und Titan als für die industrielle Produktion notwendige Metalle, Seltene Erden jedoch noch immer nicht.

Aufgrund solcher ausweichender Informationen seitens der Ukraine und Missverständnissen seitens der USA vor dem Hintergrund des weltweit wachsenden Interesses an Seltenen Erden entstand ein solches Interesse an dem Thema.

KP: Und wie sieht es bei uns, d.h. in Rußland, mit den Seltenen Erden aus?

VP: Die Reserven sind nicht schlecht. Aber wir produzieren wenig. Obwohl wir genug haben, um unseren eigenen Bedarf zu decken. Es ist zwar so, daß Seltene Erden in Hightech-Produkten verwendet werden. Wir produzieren auch solche Produkte, aber nicht in so großen Mengen, dass wir von einer aktiven Erschließung vorhandener Reserven sprechen könnten.
Wenn wir zig Millionen Computer, Laptops und Mobiltelefone produzieren würden, dann könnten wir tatsächlich über die aktive Nutzung seltener Erden sprechen. Bisher gehören wir unter den Industrieländern nicht zu den führenden Anwendern von Seltenerdmetallen.

Wir verfügen über 19 gute Lagerstätten mit Reserven von über 1 Million Tonnen. Die vielleicht größte liegt in Jakutien, jenseits des Polarkreises (die Lagerstätte Tomtorskoje, eine der größten der Welt hinsichtlich der Reserven an Seltenerdoxiden – 1,7 Millionen Tonnen – Anm. d. Red.). Sie ist allerdings schwer zu entwickeln.
Vorkommen gibt es auch auf der Kola-Halbinsel, wo es Minen gibt, in denen schon zu Sowjetzeiten Seltene Erden abgebaut wurden. Es gibt nun Pläne, die Produktion wieder aufzunehmen, aber das ist ein ziemlich schwieriger Prozess.

KP: Wer auf der Welt verfügt über die größten Reserven an Seltenen Erden?

VP: China. Sie verfügen über 70–75 Prozent der weltweiten Reserven. Dort befindet sich die weltgrößte Lagerstätte Bayan-Obo mit einzigartigen Reserven. Aus diesem Grund werden in China so große Mengen an Geräten produziert.
Ich glaube auch, trotz aller Meinungsverschiedenheiten exportiert China Seltene Erden nach Taiwan, wo auch viele dieser Geräte produziert werden. Mit solchen Lieferungen binden sie Taiwan an sich.
Auch die USA verfügen über gute Reserven an Seltenen Erden.

Generell ist die aktuelle Situation so, dass jeder, der nicht über Seltene Erden verfügt, in einem modernen Krieg sozusagen verloren hat. China, Russland und die USA verfügen über genügend Seltenerdmetalle für militärische Zwecke. Und in Europa und der Ukraine gibt es nichts.“

Eine Koalition der Verlierer, wie immer man es auch dreht und wendet …

Die 5 wichtigsten Seltenerdmetalle

Yttrium (Y)
Es erhöht die elektrische Leitfähigkeit von Aluminium und die Hitzebeständigkeit von Nickel und Chrom. Erhöht die Verschleißfestigkeit von Motorteilen. Es reagiert praktisch nicht mit Uran und Plutonium und wird daher bei der Herstellung von Rohrleitungen für flüssigen Kernbrennstoff verwendet. Ein weiterer Bereich sind Laser: in der Medizin zur Tätowierungs- und Haarentfernung, im Militärbereich – zur präzisen Entfernungsmessung.

Lanthan (La)
Ein Schlüsselmetall bei der Herstellung von Batterien sowie als Katalysator bei der Ölraffination. Gläser mit La-Verbindungen sind transparenter und werden in der Elektronenmikroskopie, bei Lasern und Nachtsichtgeräten verwendet.

Europium (Eu)
Durch die Verwendung in Straßenlaternen lässt sich die weißeste natürliche Farbe erzielen. Wird zur Hintergrundbeleuchtung von LCD-TV-Displays verwendet. Es wird auch in der Kernenergie und Elektronik verwendet. Auch die Euro-Banknoten verfügen über leuchtende Bereiche, die unter ultraviolettem Licht sichtbar sind.

Gadolinium (Gd)
Kontrastmittel für die Magnetresonanztomographie. In der Metallurgie erhöht es die Beständigkeit von Metallen gegenüber hohen Temperaturen und Oxidation. Es wird in magnetischen Systemen von Tokamaks https://de.wikipedia.org/wiki/Tokamak (= Kernfusionsreaktoren russischer Bauart) und Beschleunigern sowie in Reaktoren verwendet. Kann auch zur Lagerung von Atommüll verwendet werden.

Terbium (Tb)
Einer der seltensten und teuersten Seltenen Erden. Einige seiner Verbindungen haben die Eigenschaft, bei Zerstörung zu leuchten und werden deshalb als Zerstörungssensoren eingesetzt. Es wird außerdem in Laserdioden und Fotodioden, in Unterwasser-Akustiksystemen und Sonaren verwendet und ermöglicht die Erzeugung vibrierender Säulen.“

Bei letzteren handelt es sich um Geräte, mit denen man lärmenden Nachbarn ihren Lärm sozusagen verstärkt zurückschicken kann, eine russische Erfindung für „gutnachbarschaftliche“ Beziehungen …

„Klare Worte

Vladimir Putin bei einem Treffen zur Entwicklung der Seltenerdmetallindustrie, 24. Februar 2025:

»Diese Richtung (Entwicklung der heimischen Industrie für seltene und seltene Erdenmetalle – Anm. d. Red.) ist die wichtigste Ressourcenbasis der modernen Wirtschaft.
Seltene Metalle sind in der Mikroelektronik, im Energiesektor, beim Aufbau der Infrastruktur der digitalen Wirtschaft sowie in vielen Sektoren des Zivil- und Verteidigungssektors gefragt. Im Wesentlichen geht es hier um nahezu alle Sektoren der neuen technologischen Ordnung, die die Dynamik des globalen Fortschritts bestimmt.
Natürlich ist es notwendig, dieser Dynamik gerecht zu werden, um auf den globalen Märkten erfolgreich zu konkurrieren und eine solide Grundlage für eine langfristige, zuversichtliche Entwicklung der russischen Wirtschaft zu schaffen.
Um das Potenzial der heimischen Industrie im Bereich neuer Materialien zu steigern, wurde in diesem Jahr ein nationales Technologieführerschaftsprojekt gestartet. Es heißt ,Neue Materialien und Chemie’.
Insbesondere ist es im Rahmen des nationalen Projekts erforderlich, die gesamte Linie, den vollständigen Zyklus der Industrie für seltene Metalle und Seltene Erden aufzubauen, um deren Gewinnung und Verarbeitung bis hin zur Produktion fertiger Hightech-Waren mit hoher Wertschöpfung sicherzustellen. Das Produktionsvolumen solcher Produkte dürfte als Ergebnis des nationalen Projekts exponentiell steigen.«“

Rußland will sich in dieser Frage offenbar nicht von China abhängig machen und deshalb die Erschließung seiner Reserven in Angriff nehmen.

Ordnungszahlen im Periodensystem der Elemente:

4 – Beryllium
21 – Scandium
39 – Yttrium
57 – Lanthan
58 – Cer
60 – Neodym
62 – Samarium
63 – Europium
64 – Gadolinium
69 – Thulium
71 – Lutetium

Beryllium ist ein Alkalimetall. Scandium und Yttrium gehören zu den Übergangsmetallen, von den anderen mit den höheren Ordnungszahlen, den eigentlichen „Seltenen Erden“ kann man nur sagen, daß es keine Metalle sind, und sogar das nicht mit völliger Sicherheit. Ihre Einordnung ins Periodensystem sprengt die ursprüngliche Konzeption desselben.
Uran mit der Ordnungszahl 92 gehört übrigens auch zu diesen seltenen Erden.

Pressespiegel El País, 23.2.: Das Pontifikat Bergoglios scheint zu Ende zu gehen

„DER GESUNDHEITSZUSTAND DES PAPSTES ZWINGT DIE GESPALTENE KIRCHE, ÜBER EINE NACHFOLGE NACHZUDENKEN, DIE UNSICHERER IST ALS JE ZUVOR

Das sich ankündigende Dilemma hinsichtlich des nächsten Papstes hat beispiellose Hindernisse: einen großen internen Bruch, unbekannte Kardinäle aus 71 Ländern und erstmals die Befürchtung von Einmischungskampagnen mit Falschmeldungen und Desinformation.“

Eigenartig, daß die sogenannten Falschinformationen sogar eine Papstwahl beeinflussen können. Man merkt, wie der Verlust des Meinungsmonopols und die Unmöglichkeit, das Internet zu zensurieren, alle Meinungsmacher erfaßt hat.

„Der Gesundheitszustand von Papst Franziskus, der 88 Jahre alt ist und seit dem 14. Februar in besorgniserregendem Zustand im Krankenhaus liegt, gibt Anlass zur Diskussionen über das zukünftige Konklave. Diese haben bei Gläubigen und Nichtgläubigen gleichermaßen Fragen über den Zustand der Kirche aufgeworfen, über ihre Zukunft und darüber, wer sie zu gegebener Zeit führen könnte.

Eine von vatikanischen Prälaten und Experten durchgeführte Umfrage bringt drei wesentliche Fakten zutage: Die Kirche ist gespalten, und es herrschen große interne Spannungen. Das Konklave ist unvorhersehbarer denn je, da die Zusammensetzung sowohl der Länder als auch der Kardinäle, die zudem noch sehr unbekannt sind, noch nie dagewesen ist.“

Eine eigenartige Bestandsaufnahme der römischen Kirche.
Offenbar hat innerhalb der Eliten der katholischen Kirche eine Art Generationenwechsel stattgefunden und Staaten, wo der Katholizismus – im Gegensatz zu seinen angestammten Bastionen in Europa und Lateinamerika – erstarkt ist, drängen in die Führungsriege.

Vielleicht bald ein schwarzer oder philippinischer Papst?

„Zudem besteht erstmals die Befürchtung, dass es zu Einmischungsversuchen in Desinformationskampagnen und Falschmeldungen in den sozialen Medien kommen könnte.“

Auch interessant.
Der Vatikan hat schnell auf die sozialen Medien gesetzt – Ratzinger eröffnete sehr früh ein Twitter-Konto – um mit der Zeit zu gehen und die Jugend anzusprechen.
Das scheint jetzt zu einer Art Bumerang zu werden. Religiöse Akte als Events, Diskussion religiöser Fragen in Chatrooms, womöglich KI als zusätzlicher Erzengel, Gottersatz oder gar eine virtuelle Vierfaltigkeit – die Sache droht aus dem Ruder zu laufen.

„Kurz gesagt: Wenn es stattfindet, wird ein langes Konklave erwartet.

Die Wahlen von 2005 (vier Stimmen) und 2013 (fünf) waren sehr gut vorbereitet und dauerten anderthalb Tage. Das nächste Mal würde es eher wie im Oktober 1978 (acht Wahlgänge) aussehen, als der Zusammenstoß zweier Blöcke die Suche nach einem Unbekannten erzwang, nämlich Karol Wojtyla, der eine Ära prägte. Es war der Kalte Krieg und heute fällt es viel schwerer, im Kaffeesatz über die gegenwärtigen Perspektiven zu lesen.“

Ja, im Kalten Krieg war noch viel einfacher zu entscheiden, wer gut und wer böse war!

Man vergesse nicht, daß Wojtyla innerhalb der Kirche einen richtigen Kreuzzug gegen die Theologie der Befreiung entfachte, was die Zusammensetzung sowohl der kirchlichen Hierarchie als auch der Anhängerschaft sehr entscheidend beeinflußt hat.
Die Anhänger sozialistischer Ideen wurden aus der Kirche vertrieben (Ernesto Cardenal) oder umgebracht (Óscar Romero) oder auf Posten in unbedeutenden Diözesen kaltgestellt. Die Massen Lateinamerikas wandten sich von Rom ab. Das Vakuum wurde dort teilweise von evangelikalen Sekten gefüllt, die aus den USA zu neuen Ufern aufbrachen.

Dafür entdeckten viele Menschen in Afrika und Südostasien die Missionen mit ihren Schulprogrammen als Moment des gesellschaftlichen Aufstieges und diese Personen machen jetzt einen guten Teil der katholischen Eliten aus.

„Eine weitere Frage, die sich dieser Tage stellt, ist, ob Jorge Mario Bergoglio, der älteste Papst seit Leo XIII., der 1903 im Alter von 93 Jahren starb, zurücktreten wird, wenn er sich dazu nicht in der Lage fühlt. Seit dem Rücktritt Benedikts XVI. ist dies eine echte Möglichkeit. Diese Debatte begann in den italienischen Medien, doch sie brachte wenig Neues. Franziskus selbst hat mehrfach erklärt, dass er zurücktreten würde, wenn er es für notwendig erachtete, dies jedoch nur im Extremfall der Fall wäre. Ein Rücktritt, sagte er 2023, »darf keine Modeerscheinung werden, keine normale Sache. Ich glaube, dass das Amt des Papstes ad vitam ist.« Auf jeden Fall hat er für den Fall seiner Unfähigkeit, sein Amt niederzulegen, bereits ein unterzeichnetes Rücktrittsdokument hinterlassen.“

Hier ist erstens angeraten, daran zu erinnern, daß bei der Wahl Jorge Bergoglios gerade sein vergleichsweise fortgeschrittenes Alter ein Moment seiner Wahl war. Weder die Kirche noch die Welt wollten einen vergleichsweise rüstigen Papst, der wie Wojtyla über 26 Jahre regieren würde und damit wesentlich zur Umgestaltung der Welt beitragen könnte.

Zweitens sollte man sich auch daran erinnern, warum Ratzinger zurückgetreten ist.
Die immer mehr Staaten erfassenden Skandale um den Mißbrauch in der katholischen Kirche drohten Ratzinger als Mitwisser, sogar Gutheißer dieser Praktiken selbst zu erfassen.
Mit einem Interview des ehemaligen Schülers des katholischen Internats in Hollabrunn Josef Hartmann gegen den damaligen Kardinal Groër in einer österreichischen Zeitung im Jahr 1995 begann eine Welle von „Ich auch!“-Meldungen aus allen Teilen der Welt. Daraus ging klar hervor, daß der Mißbrauch vor allem von Knaben bis ins ganz zarte Alter in praktisch allen Staaten der Welt, wo es katholische Bildungsinstitutionen gab, nicht nur gebräuchlich, sondern offensichtlich auch von ganz oben gedeckt war.
Ratzinger gehörte während des Pontifikats Wojtylas zum inneren Kreis des polnischen Papstes und hatte daher Anlaß zu der Befürchtung, daß die Welle der Beschuldigungen und in einigen Staaten sogar eingeleiteten gerichtlichen Untersuchungen ihn selbst auch erfassen könnten. Er zog also einen geordneten Rückzug vor und überließ es seinem Nachfolger, mit diesem Augiasstall fertigzuwerden.

Bergoglio war selbst zu sehr Teil dieses Systems, um das fertigzubringen, sodaß er als eine Art Zwischen-Papst in die Annalen eingehen wird – gute Vorsätze, aber keine daraus resultierenden Handlungen.
Es ist allerdings möglich, daß eine grundlegende Aufarbeitung der Vorwürfe zu einer Auflösung des Pontifikats führen könnte, was natürlich auch kein Papst wollen kann.

„Die Kirche bietet das Bild einer sichtbaren Spaltung, was einen erbitterten Kampf erahnen lässt.
Ein konservativer Teil hegt eine tiefe Feindschaft gegenüber dem Papst und mehrere Kardinäle haben ihre Stimme erhoben, um ihm zu widersprechen oder ihn sogar anzugreifen. Andererseits stand die deutsche Kirche, die sehr reformistisch und fortschrittlich war, fast am Rande eines Schismas.
Bergoglio wurde 2013 gewählt, um anstehende Reformen in Angriff zu nehmen und Möglichkeiten auszuloten.
Er hat vieles auf den Kopf gestellt.“

Was eigentlich, fragt man sich?
Alle Skandale der letzten Jahrzehnte – das Verschwinden Emanuela Orlandis 1983 oder die Geschehnisse um die Vatikanbank, die jahrzehntelang als Geldwaschmaschine der Mafia gedient hatte, von den Mißbrauchsvorwürfen weltweit ganz zu schweigen – wurden zwar untersucht – wir tun was! – es kam aber nichts dabei heraus.
Bei der Vatikanbank kommen auch noch verdeckte Transfers an antikommunistische Diktaturen oder Untergrundbewegungen hinzu, die bei einer Untersuchung ebenfalls ans Licht kämen.
Auch in der Frage des Zölibats ging nichts weiter. Immerhin ist es einer der Hauptgründe für Nachwuchsmangel der katholischen Kirche, der auch dazu beiträgt, daß Afrika und Asien in der Kirchenhierarchie auf dem Vormarsch sind.

„Seine Kritiker werfen ihm jedoch vor, er gehe entweder zu weit oder er rede viel, ändere aber wenig.

Franzikus hat jedoch tatsächlich eine Revolution herbeigeführt, seine tiefgreifendste Neuerung ist eine radikale Kritik des kapitalistischen Systems mit starker ökologischer Prägung. »Es handelt sich um eine Kritik am westlichen und nordamerikanischen Modell, das für den Papst ideologisch und nicht von Natur aus christlich ist. Das ist eine enorme Leistung und wird einer der Punkte sein, an denen sich das Konklave messen lassen muß«, erklärt Massimo Faggioli, Professor der Fakultät für Theologie und Religionswissenschaften an der Villanova University in Philadelphia, USA.“

Im Grunde hat Bergoglio die von ihm selbst in Argentinien noch bekämpfte Befreiungstheologie aus der Mottenkiste geholt und vertreten. In diesem Sinne wurde er wirklich von einem Saulus zum Paulus.
Nach dem Ende des Kalten Krieges war sie ungefährlich und er sah ihre Rehabilitierung erstens als eine Art Wiedergutmachung für vergangene Sünden der Kirche an – mea culpa! kommt bei Katholiken immer gut an –, aber zweitens auch als einen Versuch, die katholische Kirche wieder attraktiv zu machen.
Ein neuer Papst sähe sich dem Risiko gegenüber, daß auch hier einiges aus dem Ruder läuft, wenn afrikanische Kardinäle und Bischöfe in einem zusammenbrechenden westlichen System auf radikale Neuerungen drängen, die die Rolle der Kirche gefährden oder neu definieren könnte – als über den weltlichen Mächten stehend, ihnen zumindest ebenbürtig und nicht untergeordnet, – wie es im Mittelalter üblich war.

„»Die Kirche hat von Papst Franziskus das Bewusstsein erhalten, eine wahrhaft globale Kirche zu sein, nicht länger ein Katholizismus mit europäischer, westlicher Ausrichtung.«, meint Faggioli. »Es ist ein Epochenwechsel, eine Kirche des 3. Jahrtausends, und das führt zu vielen Spannungen.«

Andere Analysten meinen, die Unzufriedenheit mit dem Papst gehe über die Politik hinaus und habe einen internen Hintergrund. »Es gibt Unzufriedenheit nicht nur unter Ultrakonservativen, sondern auch unter Progressiven und Gemäßigten«, sagt Sandro Magister, ein erfahrener ehemaliger Vatikan-Experte von L’Espresso, der jetzt einen eigenen Blog betreibt.
Er glaubt, dass auch jene enttäuscht wurden, die Öffnungen in verschiedenen Bereichen erwartet hatten, weil Bergoglio bei komplexen Themen wie der Ausweitung des Diakonats auf Frauen, der Abschaffung des Zölibats für Priester oder der Zulassung verheirateter Männer zur Priesterweihe »mit Zweideutigkeiten und starken Widersprüchen« vorgegangen sei.
Andere meinen, er habe angesichts interner Widerstände aufgeben müssen, doch bezüglich der Homosexualität, der LGBT-Gemeinschaft und der schrittweisen Einführung von Frauen in Führungspositionen der Kurie habe er neue Wege beschritten.

Die größte interne Unzufriedenheit besteht jedoch im Mangel an Synodalität und Kollegialität, also einer gemeinsamen Leitung der Kirche – ein alter Wunsch seit dem II. Vatikanischen Konzil in den sechziger Jahren. Bergoglio wird ein sehr persönlicher und impulsiver Regierungsstil vorgeworfen. »Es übt eine autarke Macht aus. Er regiert mit einem monarchischen Absolutismus, wie es ihn in den letzten zwei Jahrhunderten noch nie gegeben hat«, meint Magister.
Er glaubt, dass er Regeln und Mechanismen gebrochen hat, die der institutionellen und sogar doktrinären Dimension geschadet haben. Deshalb erwarten manche von einem neuen Papst neben einem Rückzug auf konservativere Positionen auch die Wiederherstellung der gewohnten Ordnung.“

Die Kardinäle und die Vatikan-Kamarilla wollen mehr Mitspracherecht, mit einem Wort. Es ist leicht auszurechenen, daß sich auch hier Gräben auftun werden.
Nicht ohne Grund wurde die Unfehlbarkeit des Papstes eingerichtet, um Streitereien innerhalb der römischen Kirche im Keim zu ersticken.

„Die Frage ist, ob es eine andere Möglichkeit gegeben hätte, bei einigen Themen das Tempo zu erhöhen. Bei seinem Versuch, den Pädophilie-Skandal aufzuklären, hat Bergoglio sich beispielsweise mitunter über die örtlichen Bischöfe erhoben und deren Autorität eingeschränkt. Er hat sogar die gesamte chilenische Bischofskonferenz zum Rücktritt gezwungen.“

Das war vielleicht ein Versuch der Schadensbegrenzung, um in Chile ein Großreinemachen zu veranstalten und zu verhindern, daß der ganze Mist in den Vatikan überschwappt.

„Viele meinen, das sei notwendig gewesen, doch die Hierarchie missbilligte dies und leistete Widerstand. Andere Öffnungen, etwa die Segnung homosexueller Paare, seien inhaltlich und formal sehr umstritten, heißt es in einem Dekret des Dikasteriums für die Glaubenslehre aus dem Jahr 2023.

Der Religionshistoriker Alberto Melloni unterscheidet zwei Gesichter des Papstes, eines auf dem Thron und eines auf der Kanzel. »Es gibt einen spirituellen Franziskus, der sehr offen, bewegend und von absoluter christlicher Authentizität predigt und innerhalb und außerhalb der Kirche sehr beliebt ist.
Und dann ist da noch ein anderer Franziskus, ein Regierungsmann mit einem vertikalen Entscheidungsprinzip, das dem Papsttum fremd ist, das in Wirklichkeit über viele Gegengewichte verfügt. Dies ist für alle innerhalb der Kirche Grund zur Unzufriedenheit.« Allerdings glaubt Melloni, dass der gegnerische Sektor eine nicht repräsentative Minderheit »mit neurotischen Ideen und Typologien« sei.

Auch die Historikerin Lucetta Scaraffia, die bis 2019 die Beilage »Frauen und Kirche« des Osservatore Romano leitete, äußert sich scharf kritisch gegenüber Franziskus. Er glaubt, dass es »nie eine so starke Politisierung des Papsttums gegeben hat. Päpste versuchen im Allgemeinen, sich aus Kontroversen herauszuhalten. Bergoglio hingegen war immer in Konflikte verwickelt, er hat sich daran beteiligt.« (…)

Auf internationaler Ebene hat Franziskus Partei gegen Donald Trump und gegen Israel wegen seiner Reaktion auf die Anschläge vom 7. Oktober ergriffen, aber auch gegen die EU wegen ihrer Ablehnung von Einwanderern.“

El País unterschlägt hier seine Positionierung gegen den Ukraine-Krieg, die ihm viel Kritik von weltlicher Seite eingebracht hat. Besonders entrüstet waren Politiker und Kleriker in Polen und der Ukraine.

„»Es ist ein Radikalismus, der typisch für einen Jesuiten ist, der nie liberal oder progressiv war, sondern aus Lateinamerika kommt und Armut gesehen und erlebt hat“, erklärt Faggioli. »Er betrachtet diese Themen aus einer ganz anderen Perspektive als ein antikommunistischer Papst wie Johannes Paul II. oder ein Akademiker wie Benedikt XVI.“

Ratzinger, den Betreiber der Inquisition und des Indexes als „Akademiker“ zu charakterisieren, ist starker Toback von der der Vatikan-Journalistin.

„Dies ist es, was die meisten Probleme in seinen Beziehungen zum westlichen Machtsystem verursacht und den Vatikan in eine andere Lage gebracht hat als im vergangenen Jahrhundert.«“

Bergoglio war durchaus ein folgsamer Statthalter Wojtylas in Argentinien, nur hat er eben seine Position aus den oben erwähnten Gründen geändert, als er Papst wurde.

„Während eine gespaltene Kirche alle Voraussagen zu einem Konklave erschwert, so macht die Zusammensetzung des Kardinalskollegiums sie vollends unmöglich. Derzeit gibt es 138 wahlberechtigte Kardinäle (unter 80 Jahren, mit Stimmrecht) aus 71 Ländern. Es wird das größte und internationalste Ereignis der Geschichte erwartet: 2005 und 2013 waren 115 Kardinäle aus 52 bzw. 48 Ländern anwesend.
Das Kardinalskollegium ist zudem von Bergoglio geprägt. Er hat 110 von 138 Kardinälen ernannt, also 79 %.
Im Vergleich dazu waren es 23 bei Benedikt XVI. und 5 bei Johannes Paul II. Bergoglio hat mit der üblichen Logik gebrochen und unbekannte Bischöfe befördert, mit denen er auf einer Linie liegt. An vertrauten Gesichtern und autoritativen Bezugspersonen mangelt es.“

Das war offenbar ein Teil seines Machtkampfs mit der Kirchenhierarchie: Mehr Kardinäle und mehr auf der Linie der Befreiungstheologie.
Allerdings schafft das in einer im Umbruch befindlichen Welt weitere Schwierigkeiten für Konsens.

„Die Kardinäle kennen sich untereinander nicht gut, manche sprechen nicht einmal Italienisch, und sie hatten nicht viel Kontakt miteinander.“

Italienisch ist wichtig, weil das sollte der Papst schon können. Immerhin ist er eine römische Institution.
Das könnte manche Kandidaten von vornherein ausschließen.

„Das letzte Konsistorium – eine nichtöffentliche Versammlung der Kardinäle, bei der ein Sachverhalt erörtert wird und die dazu dient, Autoritäten zu schaffen – fand 2016 statt.
Auch das ist eine Angelegenheit, der die Kritik am Papst schürt. »Er wollte ein sozusagen atomisiertes Konklave, er wollte die traditionellen Bündnisgruppen zerstören«, sagt der Religionshistoriker Melloni.“

Bergoglio versuchte also auch in dieser Hinsicht, das Konklave um seine Nachfolge für seine Anhänger leichter zu machen.

„Diese Unsicherheit hat zur Folge, dass es bislang keine Spekulationen über einen Papstkandidaten gab, während das eine Konstante in den letzten Jahren der Herrschaft von Johannes Paul II. war.“

Ratzinger war sozusagen Wojtylas Wunsch-Nachfolger, hielt aber nicht lange durch, siehe oben. Allerdings lange genug, um Nachforschungen zu verschleppen und seine schützende Hand über viele Akteure des Mißbrauchs zu halten.
Bergoglio wurde damals nicht erwähnt, er war eine Überraschung, genauso wie der Rücktritt Ratzingers.

„Teilweise auch, um die Kandidaten nicht zu überfordern, so wie Bergoglio 2013 ein Außenseiter war. Es liegt aber auch an der Angst vor Franziskus selbst. »Wenn er herausfindet, dass sie hinter seinem Rücken und ohne ihn zu konsultieren einen Kandidaten aufstellen, wird er sie bei lebendigem Leibe auffressen, und sie wissen es«, gesteht ein Prälat.“

Man fragt sich, was sich hinter dieser eher bildlich gemeinten Drohung an Machtinstrumenten verbirgt?
Absetzen von Kardinälen, Versetzen derselben nach Przemysl? Entlassungswellen im Vatikan selbst?

Dennoch werden Namen erwähnt. Die 4 am häufigsten Erwähnten sind:

1. Pietro Parolin, 70 Jahre alt, Staatssekretär, die Nummer 2 im Vatikan, die normalerweise immer zum engsten Kreis der Papst-Kandidaten gehört. Er passt aber nicht ins Bild, falls ein Wechsel angestrebt wird.

2. Matteo Zuppi, 69, Erzbischof von Bologna, von der Gemeinschaft Sant’Egidio, mit Erfahrung in internationaler Mediation.“

Also eine Art Krisenfeuerwehr in der Soutane.

3. Pierbattista Pizzaballa, 59 Jahre alt, Franziskaner, Patriarch von Jerusalem, mit medialer Präsenz aufgrund seiner Rolle im Nahen Osten, obwohl er zu jung ist.“

Das würde wieder das Problem aufwerfen, daß er im Falle einer Wahl zu lange an der Macht wäre – außer man räumt ihn vorher weg, was ja auch schon vorgekommen sein soll, siehe Wojtylas Vorgänger.

„4. Über den 67-jährigen Filipino Luis Antonio Gokim Tagle, dessen Mutter Chinesin ist, war schon immer gesprochen worden, doch aufgrund seiner fragwürdigen Leitung von Caritas International ist sein Wert gesunken.“

Dazu ist allerdings zu bemerken, daß die Caritas wirklich eine große Firma und ein Multi ist, bei deren Leitung kann man viel falsch machen.
Jedenfalls drängen die Philippinen zu einer Anerkennung als katholische Bastion im fernen Osten.

„Nicht ganz so gute Chancen haben weitere 3 sehr bekannte Geistliche:

1. Peter Erdő, 72, Erzbischof von Budapest, eine konservative Persönlichkeit.“

Erdő wurde noch von Wojtyla ernannt und war auch ein treuer Anhänger Ratzingers. Er verkörpert sozusagen die Hoffnung auf eine Kontinuität mit der Vor-Bergoglio-Zeit.

„2. Anders Arborelius, 75, Bischof von Stockholm, Karmelit, von Kindheit an Lutheraner und später konvertiert.“

Dieser Kardinal verkörpert das Prinzip Hoffnung, in einem mehrheitlich protestantischen Land den katholischen Brückenkopf vergrößern zu können.

„Und 3. André Prevost, 69 Jahre alt, Präfekt der Kongregation für die Bischöfe, aus den USA, der aber die Hälfte seines Lebens in Peru verbracht hat und zwei Welten verbindet, wäre ein sehr klares Signal in Richtung einer neuen Weltordnung.“

André Pevost war ein kanadischer Komponist. Der Kardinal heißt Robert F. Prevost. Er ist in jedem Fall ein Anhänger von Bergoglio und der Befreiungstheologie.

„Aus dieser Liste geht hervor, dass es sich mit Ausnahme eines Nordamerikaners um Europäer handelt.“

Der Filipino fällt für den Verfasser des Artikels unter den Tisch.

„Denn was für Kardinäle es im Rest der Welt gibt, ist ein Mysterium. Aber der nächste Papst könnte einer von ihnen sein.“

Warum?
Man müßte nur im Internet nachschauen.

„Um die erforderliche Zweidrittelmehrheit zu erreichen, bedarf es in jedem Fall Zuhören und Überzeugungsarbeit. Dabei geht es nicht so sehr um die Kandidatur, sondern vielmehr darum, an welcher Agenda sich das Konklave orientiert.“

???
Dieser Satz ist schwer zu verstehen. Es wurde doch bisher gesagt, daß es keine Autoritäten gibt, daß alte Strukturen hinfällig sind, daß viele „unbekannte“ Kardinäle zugegen sein werden. Außerdem zeichnen sich Papstwahl-Konklaven auch sonst nicht durch einen vorher geplanten Ablauf aus.
Es kann also gar keine „Agenda“, also einen Fahrplan, eine vorgegebene Richtung geben.
Dieser Nonsens-Satz wurde eingefügt, damit die Warnung vor „Falschinformation“ überhaupt irgendwie plaziert werden kann.

„Aus diesem Grund gibt es nun erstmals Befürchtungen, daß es – wie bei Wahlen in jedem Land – zu einer Einmischung durch Desinformation und Fake News kommen könnte.
Etwa mit Falschmeldungen über Kandidaten, die als Anhänger von Franziskus, als nicht-westlich oder als zu progressiv gelten.

»Es gibt im Internet und auf amerikanischen Portalen eine starke Strömung gegen Bergoglio«, sagte Kardinal Gianfranco Ravasi diese Woche, erstaunt über die Fülle an Falschnachrichten über den Gesundheitszustand des Papstes.
In diesen Tagen konnte man bereits beobachten, wie in den sozialen Netzwerken Gerüchte kursierten und rechtsextreme Bewegungen hofften, Gott würde jemanden hinwegnehmen, den sie für nicht viel mehr als einen Ketzer hielten.“

Wunschdenken bei Bergoglio-Gegnern – na und?
Wen soll das beeinflussen, seine Ärzte oder das Konklave?

Man hat den Eindruck, der Autor befürchtet nichts mehr als einen Wilden im Vatikan, der die vielen Geheimnisse und Skandale aufzudecken versucht und damit die Existenz dieser ehrwürdigen Institution in Frage stellt.

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siehe auch ältere Beiträge zum Noch-Papst:

zu seiner Wahl

zu seiner Reise in den Irak 2021 – Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4