Pressespiegel El País, 26.6.: Eine neue Spielart der Drogenbekämpfung

„DIE USA NEHMEN IM KAMPF GEGEN FENTANYL DAS MEXIKANISCHE BANKENSYSTEM INS VISIER

Das US-Finanzministerium verhängt Sanktionen gegen drei Finanzinstitute wegen Geldwäsche und Transaktionen mit China. Es fordert Mexiko auf, diese Firmen zur Verantwortung zu ziehen, im Sinne der guten Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern

Die USA schicken Mexiko eine neue Botschaft in Sachen Geldwäsche im Drogenbereich.
Diesmal werden 2 Banken, CIBanco und Intercam, sowie an das Maklerunternehmen Vector ins Visier genommen. Den 3 Unternehmen wird vorgeworfen, seit geraumer Zeit Erträge aus Straftaten gewaschen und Zahlungen in Asien für den Erwerb chemischer Vorläuferstoffe für Fentanyl erleichtert zu haben. Fentanyl ist der große Feind, gegen den sowohl die aktuelle als auch die vorherige US-Regierung ins Felde ziehen.“

Hier versucht die Autorin, Trumps Selbstdarstellung zu schmälern, daß erst er den Kampf gegen diese Droge aufgenommen hätte.
In der Tat sind mir aus Bidens Amtszeit keine besonderen Maßnahmen bekannt.

„Das US-Finanzministerium verhängt Sanktionen und sendet ein Kommuniqué an die mexikanischen Behörden mit der Aufforderung, tätig zu werden. Diesmal geschieht dies auf eine sorgfältige Art und Weise, die die Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern unterstreicht.
Der Hintergrund ist jedoch symbolträchtig: Die USA werden nicht ruhen und rasten, bis sie diejenigen vor Gericht bringen, die auf ihrem Territorium mit Fentanyl handeln oder dessen Verbreitung unterstützen. Fentanyl tötet jährlich Zehntausende Menschen. Gleichzeitig senden sie eine Botschaft an alle Unternehmen, einschließlich der Banken, dass dieser Kampf niemals enden wird.“

Das ist durchaus auch als Aufforderung an US-Banken gedacht, die Gelder aus dem Drogenhandel überweisen oder entgegennehmen.
In Mexiko ist die Sache allerdings haariger, weil sich in den vergangenen Jahrzehnten eine gewisse eigene Ökonomie rund um Drogenhandel, Banksektor, Bau- und Tourismusindustrie gebildet hat, der einen Teil der mexikanischen Wirtschaft ausmacht. Außerdem sind die mexikanischen Banken sehr mit dem europäischen, vor allem spanischen Banksektor verbunden, über Aktienpakete, Börsengänge usw.
Die Verfasserin des Artikels betont, daß diesmal völlig korrekt vorgegangen und nicht mit irgendwelchen Leaks an die Medien gearbeitet wurde.

„Das mexikanische Finanzministerium bestätigte, über die »angeblichen Unregelmäßigkeiten bei diesen Institutionen« informiert worden zu sein und eine Untersuchung eingeleitet zu haben, »die Verwaltungsprobleme aufgedeckt hat, die inzwischen bestraft wurden«.“

Von Geldwäsche offenbar keine Spur, sondern nur „Verwaltungsprobleme“.
Hmmm.

„Es wartet jedoch auf Beweise für illegale Aktivitäten, bevor es mit aller Härte des Gesetzes vorgeht. Derzeit, so das Finanzministerium, gebe es lediglich »einige elektronische Überweisungen von den genannten Institutionen an einige rechtmäßig gegründete chinesische Unternehmen«, Transaktionen, die zu Tausenden über nationale Banken abgewickelt würden.
Diese Botschaft richtet sich allerdings an alle Finanzinstitute und verschiedene Experten betonen die Symbolik dieser Mitteilung.

»Das ist nichts Neues und auch nicht der bisher größte Fang des US- Finanzministeriums. Ende letzten Jahres ging es bereits energischer gegen eine US-Bank, die TD Bank vor, mit der eine Einigung erzielt wurde, wobei die in Frage stehende Summe deutlich höher war«, sagt Cecilia Farfán-Méndez, Leiterin des North America Observatory der Global Initiative Against Transnational Organized Crime.

Hierbei handelt es sich um eine NGO ungeklärter Finanzierung und Zugehörigkeit mit Sitz in der Schweiz, die mit der Interpol zusammenarbeitet.
Und immerhin ist es etwas Neues, daß die USA den Banksektor eines anderen Landes in dieser Form ins Visier nehmen.

„Was sie jedoch für eine bemerkenswerte Entwicklung hält, ist der Kontext des Kampfes gegen Fentanyl, der diese Operation kontextualisiert und den man ihrer Meinung nach berücksichtigen muss. »Sie sagen,“ (d.h., die Trump-Regierung,) „dass sie das Fentanyl-Thema nicht lockerlassen und es von allen Seiten angehen werden«, meint sie. »Andererseits liegt das Paradox darin, daß die Trump-Regierung die Vorschriften zur Geldwäschebekämpfung geändert hat, sodass weniger Informationen erforderlich sind, was diese Praktiken erleichtert. Genau da liegt der Hund begraben«, so Farfán-Méndez.“

Das betrifft nur die Finanzinstitute der USA.
Aber die US-Regierung verlangt gleichzeitig, daß Mexiko strengere Regeln entwirft und genauer nachschaut, versucht das Problem also auf Mexiko abzuwälzen.

„Guillermo Valdés, ehemaliger Direktor des Zentrums für Nationale Sicherheit und Forschung (CISEN), versucht die vom US-Finanzministerium angegriffenen Institutionen zu entlasten, indem er darauf hinweist, daß viele Unternehmen unwissentlich mit der Finanzierung des Drogenhandels kooperieren.“

Hmmm.
„Unwissentlich“ vielleicht deshalb, daß man nicht allzu genau hinsieht, weil mit jeder Transaktion verdient die Bank ja.

„Als er CISEN leitete, so Valdés, habe er mexikanische Unternehmen für den Export von Gemüse und Hülsenfrüchten gefunden, die nicht wussten, dass ihre Verkäufe zur Geldwäsche verwendet wurden.
Er erwähnt auch ein US-Unternehmen, das Fahrräder gegen Bargeld von regulären Geschäften wie Walmart und anderen kaufte und sie dann nach Mexiko exportierte, ohne dass die Importeure etwas von dem illegalen Geschäft wussten.“

Hier erschließt sich nicht ganz, was an dem Geschäft illegal gewesen sein soll?
Der Kauf gegen Bargeld deutet darauf hin, daß hier eben keine Banken in Anspruch genommen wurden, um Spuren zu verwischen.
Aber wurden hier Steuern hinterzogen, illegal exportiert oder in den Fahrrädern etwas versteckt?

„Die behauptete Geldwäsche »mag vorgekommen sein, aber diese Anschuldigungen [des US-Finanzministeriums] implizieren keine Absicht seitens der betroffenen Unternehmen«, meint er. Ungeachtet dessen, fügt er hinzu, »senden sie ein starkes politisches Signal. Der Schaden für die Unternehmen ist angerichtet, aber es ist auch wahr, dass Mexiko und seine Unternehmen dadurch gezwungen sind, Kontrollen einzuführen und Geheimdienstmechanismen zu entwickeln, die Geldwäscheaktivitäten eindämmen können.« Es handelt sich also um ein Manöver, um Druck [auf die mexikanische Regierung und Gesetzgebung] auszuüben.“

Diese Meldungen von den befragten Personen weisen darauf hin, daß hier ein heißes Eisen angefaßt wird, was auch Folgen außerhalb Mexikos haben wird.
Weil wenn erstens Mexiko seinen Banksektor auf Zuruf durchleuchtet – und dabei fündig wird –, so wird das Folgen für alle Banken der Welt haben, die noch am Weltmarkt teilnehmen.
Es erinnert an die unter der Regierung Obama gestartete teilweise Aufhebung des Schweizer Bankgeheimnisses.

„Es bleibt abzuwarten, ob die mexikanische Regierung aufgrund dieser Hinweise genauer nachschaut und weitere strafbare Handlungen findet.“

Hier ist eben auch zu bedenken, daß es eine Frage der Gesetzgebung ist, was verboten und daher strafbar ist. Die Sache ist daher ein Zuruf an das mexikanische Parlament, den mexikanischen Geheimdienst, die mexikanische Justiz und schließlich die Polizei.

Am Ende könnten alle Überweisungen nach China Gegenstand von Untersuchungen und Mexikos Handel mit China getroffen werden.

„»Es wird interessant zu sehen sein, ob das Finanzministerium dies weiterverfolgt und bestätigt, denn diese Maßnahmen des Finanzministeriums dienen der Prävention. Vielleicht werden sie aber später von der Liste der Verdächtigen gestrichen«, bemerkt Farfán-Méndez. »Mir fällt jedenfalls auf«, fährt die Analyst fort, »dass das Finanzministerium selbst angibt, alles sei im Rahmen einer kooperativen Beziehung mit Mexiko geschehen, was das mexikanische Finanzministerium bestätigt.«“

Das ist also erst der Anfang, noch freundlich und im Rahmen diplomatischer Kanäle. Man kann aber in Washington auch anders, wie man aus der jüngeren Vergangenheit weiß.

„Ähnliches geschah bereits vor Jahren mit HSBC in Mexiko und, wie bereits erwähnt, auch in den USA. Die aktuellen Rahmenbedingungen sind jedoch restriktiver gegenüber Geldwäsche, insbesondere im Fentanylhandel.
Das Finanzministerium selbst kündigte Mitte dieses Monats die Einfrierung der Vermögenswerte und des Eigentums von El Mencho, dem Anführer des Jalisco New Generation-Kartells, und drei weiteren Anführern dieser kriminellen Bande an. Diese Aussage brachte alle Unternehmen, Organisationen und Firmen, die sich direkt oder indirekt im Besitz dieser Personen befinden, in Bedrängnis.“

Bisher handelten diese Personen, obwohl ihre kriminelle Tätigkeit bekannt war, völlig legal und verwalteten ihr Vermögen ohne Probleme.
Es wird schon etwas dran sein, daß die Wahlkämpfe von AMLO und Sheinbaum von Drogenkartellen mitfinanziert wurden …
Gleichzeitig hat sich eben auch ein Bewußtsein herausgebildet, demzufolge der Drogenhandel zumindest von den MORENA-Regierungen als integraler Wirtschaftszweig Mexikos angesehen wird.
Damit wollen Donald und sein Team aufräumen.

„Ebenfalls in Mazatlán wurde am 14. Juni ein Vorgehen gegen Unternehmer-Ehepaar aus der Bau- und Luxusgüterbranche angekündigt. Sie betrieben ein Konglomerat von Firmen, in denen Geld für die Söhne des in den USA inhaftierten Joaquín „El Chapo“ Guzmán gewaschen wurde, die des Fentanylhandels beschuldigt werden. (…)

Die Zusammenarbeit zwischen den USA und Mexiko zur Bekämpfung der Kriminalität durch Finanzangriffe ist nicht neu. Bereits während der Amtszeit von Joe Biden kam es zu regelmäßigen Austauschen, um diese Angelegenheiten zu überprüfen. Die damalige Finanzministerin Janet Yellen ergriff im Rahmen dessen die Gelegenheit, Mexiko zu besuchen und sich mit Finanzbeamten sowie Vertretern privater Unternehmen zu treffen, um weiterhin auf der wirtschaftlichen Bekämpfung des Drogenhandels zu bestehen.
Fentanyl steht derzeit im Mittelpunkt der Drohungen und des Drucks des US-Präsidenten, große mexikanische Drogenbosse zu verfolgen, und die jüngste Botschaft des Finanzministeriums deutet darauf hin, keinen Stein auf dem anderen zu lassen, bevor das erreicht ist.“

Eben, und da werden nicht „Gelegenheiten ergriffen“, um Höflichkeitsbesuche abzustatten.

Der ganze Artikel ist übrigens von der Diktion her bemüht, den Ernst der Lage darzustellen, ohne mit dem Finger auf die mexikanische Regierung zu deuten.

Pressespiegel El País, 14.6.: Krieg und Öl

DER ISRAELISCHE ANGRIFF AUF DEN IRAN LÖST PANIK IN DER ÖLWELT AUS
Die Energieinfrastruktur des drittgrößten OPEC-Produzenten ist intakt, doch eine mögliche Schließung der Straße von Hormus wäre tödlich.

Die relative Ruhe, die bisher in diesem Jahr auf dem Ölmarkt herrschte, ist Geschichte. Der israelische Angriff auf den Iran, Land mit den drittgrößten Rohölreserven der Welt, hat Panik ausgelöst: weniger wegen der Schäden selbst – laut Teheran sind bisher keine Ölquellen und Raffinerien betroffen –, sondern wegen einer möglichen Schließung der Straße von Hormus, durch die fast ein Viertel des weltweiten Ölvolumens transportiert wird.

Zunächst die Fakten. Der Anstieg des Preises für ein Faß Brent, des Referenzpreises in Europa, erreichte am frühen Donnerstagmorgen einen zweistelligen Wert, als das volle Ausmaß der Offensive noch unbekannt war.
Dies ist der höchste Anstieg seit den (für den Ölmarkt) schlimmsten Tagen der russischen Invasion in der Ukraine im Jahr 2022. Es ist klar, dass der Angriff auf den Iran eine Steigerung des Ölpreises verursacht. »Die entscheidende Frage ist nun, ob sich dies auf das Angebot auswirken wird oder nicht«, erklärt Richard Joswick, Analyst bei S&P Global Commodity Insights.

Wie man sieht, ist da noch viel Luft nach oben

Er erinnert allerdings daran, dass der Preis bei den jüngsten Auseinandersetzungen zwischen Israel und dem Iran zunächst in die Höhe geschossen sei, sich dann aber wieder entspannt habe, als der Markt erkannte, dass dies keine Auswirkungen auf die regionalen Rohölexporte haben würde. (…)
Gerade als die Lage ruhiger schien und der Barrelpreis in den letzten Monaten ein Vierjahrestief erreichte, löste die Nachricht in den wichtigsten Entscheidungszentren der fossilen Brennstoffbranche Alarm aus.

»Wir beobachten die Auswirkungen aktiv«, erklärte der Chef der Internationalen Energieagentur (IEA), Fatih Birol, wenige Stunden nach dem Einschlag der ersten israelischen Raketen in Iran. »Die Märkte sind weiterhin gut versorgt, aber wir sind bereit, mit unseren Notfallreserven zu handeln.«

Nachdem der israelische Angriff über Nacht – der größte seit Menschengedenken gegen den Iran – die Ölproduktionskapazität des drittgrößten Produzenten der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC), der täglich zwischen 3,5 und 4 Millionen Barrel Öl auf den Markt bringt, nicht beeinträchtigt hat, stellt sich nun die große Frage, wie Teheran reagieren wird.

Wird seine Reaktion letztlich begrenzt ausfallen oder wird Teheran, in seinem Stolz verletzt durch eine Offensive, die seine Verwundbarkeit offengelegt hat, zu deutlich drastischeren Maßnahmen greifen?

Was Teheran tun wird

Dieses zweite Szenario wäre für die Öl- und Gasimportländer, allen voran Europa und Asien, am problematischsten. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten: Der Iran könnte andere Energieinfrastrukturen in der Region angreifen, wie er es 2019 in Saudi-Arabien tat;“

Ganz unwahrscheinlich. Schließlich will der Iran ja nicht gegen die ganze Welt Krieg führen. Es ist ein beliebtes Moment der Feindbildpflege, dem Feind irrationales Handeln zu unterstellen.
Und Saudi-Arabien ist hier nicht beteiligt, im Grunde genommen vermutlich auch nicht erfreut über diese Entwicklung.

„oder er könnte noch einen Schritt weitergehen und die Straße von Hormus schließen, den einzigen möglichen Zugang zu Öl und Gas für mehrere Ölmonarchien am Persischen Golf, wie die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait und Katar.

»Sollte sich der Iran wie in der Vergangenheit für einen maßvollen Angriff entscheiden, würden sich die Energiemärkte beruhigen«, sagt Jorge León, Vizepräsident und Leiter der Ölanalyse beim norwegischen Beratungsunternehmen Rystad Energy, in einem Interview mit EL PAÍS.“

Keine sehr schlaue Einschätzung des Herr León. Schließlich hängt der Fortgang des Krieges vor allem vom Vernichtungswillen Israels ab, nicht von der gemäßigten oder weniger gemäßigten Reaktion des Iran.

Einen Angriff auf die Ölinfrastruktur anderer Länder der Region, wie Saudi-Arabien oder die VAE, hält er für »unwahrscheinlich«. Aus zwei Gründen.
Erstens, so León, weil sich die USA – trotz der Warnung von Präsident Donald Trump am Freitag vor neuen, »noch brutaleren« Angriffen, falls es keine Einigung über ihr Atomprogramm gebe – von den israelischen Bombenangriffen distanziert hätten.
Zweitens, weil die übrigen Golfanrainer – viele von ihnen historisch mit dem Iran im Streit, ihre diplomatischen Beziehungen in den letzten Monaten aber deutlich verbessert haben – die Offensive vorbehaltlos verurteilt hätten.

Der lange Schatten von Hormus

Eine Eskalation, die Teheran zur vollständigen Schließung der Straße von Hormus führen würde, wäre hingegen explosiv für den Ölmarkt. In diesem Szenario hätte nur ein Land der Region – Saudi-Arabien, der weltgrößte Rohölexporteur – die Kapazität, seine Produktion zu verkaufen.
Und das nur teilweise: Es könnte rund fünf Millionen Barrel pro Tag auf den Markt bringen – die maximale Kapazität der Ost-West-Pipeline, die Anfang der 1980er Jahre während des endlosen Krieges zwischen Iran und Irak gebaut wurde.“

Endlos war der Krieg nicht, er dauerte +/- 10 Jahre.
Dieses Öl müßte dann über das Rote Meer auf die Weltmärkte gelangen, also per Schiff durch den Suez-Kanal, was auch die Preise erhöhen dürfte.
Die andere Richtung durch die Bab-Al-Mandab-Straße wird von den Huthis bedroht, um die es inzwischen zwar ruhiger geworden ist, aber das muß nichts heißen.

„Mit anderen Worten: Fast die Hälfte der Produktion des Ölproduzenten schlechthin würde vom Markt genommen, was die Preise in die Höhe treiben würde.
Teheran muss seine nächsten Schritte jedoch sorgfältig abwägen. Eine Schließung von Hormus würde seine jährlichen Öleinnahmen von 67 Milliarden Dollar (58,2 Milliarden Euro) ernsthaft gefährden. Gelinde gesagt, etwa ein Fünftel seines BIP. Seine wichtigste Devisenquelle würde auf einen Schlag verschwinden. Darüber hinaus würde es bedeuten, seine ebenfalls milliardenschweren Erdgasexporte aufzugeben, einen Markt, auf dem das Land relativ gesehen sogar noch größeres Gewicht hat: Es ist der drittgrößte Produzent der Welt. Nur ein Energieriese, Russland, hat mehr nachgewiesene Reserven dieses Brennstoffs als der Iran.“

Eine Schwächung des Iran würde also die Stellung Rußlands als Energie-Exporteur stärken, Sanktionen und Schattenflotte hin oder her.
Allerdings gibt es praktisch nur einen Käufer, den das betrifft:

„China, praktisch Allein-Abnehmer

China ist der größte und praktisch alleinige Abnehmer iranischen Öls. Sollte ein Teil seiner Produktion den Markt verlassen, müsste das zweitbevölkerungsreichste Land der Welt dieses Rohöl (und seine Derivate) aus anderen Golfstaaten beziehen – vorausgesetzt, die Straße von Hormus bleibt offen – oder sogar aus anderen Breitengraden.

Dieser Schritt würde das Ölpuzzle neu zusammenfügen und könnte, wie einige Analysten warnen, den Preis innerhalb von drei Jahren auf rund 100 Dollar pro Barrel treiben. Deutlich über den aktuellen 75 Dollar.“

Es ist nicht ganz nachzuvollziehen, wie der Autor auf die 3 Jahre kommt, aber die Zeit wird weisen, ob die Analysten hier einmal recht hatten – oder doch nicht.

Zusammenfassung des Blödsinns, der in westlichen Medien zu Rußland erzählt wird

KURZ VOR DEM ENDE

Die offensichtliche russische Überlegenheit, die seit 2023 nicht wegzuleugnen ist, stellt die Propagandisten des Westens vor ernste Probleme. Aber sie geben nicht auf.

Ein Artikel der Berliner Morgenpost führt schön vor, wie der brave EU-Bürger den Konflikt zu betrachten hat und jede Niederlage in einen Sieg verwandeln soll, bis zum letzten Ukrainer.

Schon der Titel fordert einiges an geistiger Verrenkung:

„Neue Offensive, hohe Verluste – gehen Putin die Reserven aus?“

Welche Offensive?
Welche hohen Verluste?
Welche Reserven?

Für keine dieser Behauptungen werden irgendwelche Beweise angeführt, aber die Botschaft ist klar: Weil Rußland die Reserven ausgehen, geht es in die Offensive. Ja, so verrückt sind sie, die Russen. Das kann ja nicht gutgehen!

Man erinnere sich daran, daß es 2022 hieß, in höchstens 3 Monaten gingen der russischen Armee die Raketen aus.

Wenn sich bei den Waffen nichts mehr schönreden läßt – anstatt den Russen, ist der NATO die Munition ausgegangen und sie kaufen sie auf der ganzen Welt zusammen, zu satten Preisen – dann muß eben das Personal herhalten:

„Die enormen Verluste an Soldaten – inzwischen sind nach westlichen Schätzungen rund 700.000 Soldaten gefallen oder verwundet – kann die russische Armee bislang noch ausgleichen; monatlich werden mindestens 30.000 Russen rekrutiert, für den Ukraine-Krieg sind jetzt 640.000 Soldaten eingesetzt, schätzt der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, General Oleksandr Syrsky.“

Alle diese völlig aus dem Ärmel gezogenen Zahlen werden als gesicherte Fakten präsentiert: Der Westen schätzt, Syrskij sagt … Dann wieder meldet das britische Verteidigungsministerium eine Zahl von 330.000 toten russischen Soldaten, auch das wird in anderen Medien zitiert und niemand macht sich auch nur die Mühe, bei beiden Zahlen nachzufragen, ob sie auf irgendwelchen halbwegs gesicherten Daten beruhen?

Die Logik geht so: Die Russen dürfen nicht stärker sein als wir, also können ihre Erfolge nur so zustande kommen, daß sie ihre Leute rücksichtslos verheizen. In dieser Logik wird jedesmal, wenn Rußland die nächsten paar Dörfer einnimmt, auf die bisherigen Meldungen über Verluste noch etwas draufgeschlagen, mit dem Zusatz: „ungeheuer“, „enorm“, usw. Dann kann der jeweilige Autor noch weiteres dazufantasieren, wie böse die Russen sind, daß sie 1. ihre Soldaten so verheizen und 2., wie böse die Soldaten sein müssen, daß sie sich so verheizen lassen.

Dasselbe Schema auf die Ukraine anzuwenden, verbittet sich strengstens. Dort, wo sich ja nur verteidigt wird, fallen kaum Opfer an und wenn, dann nur zivile, angesichts derer man wieder gegen die Russen hetzen lassen, die ja nicht einmal die Zivilbevölkerung verschonen! (und das angesichts des völlig zerstörten und noch weiter bombardierten Gaza).

Auch wenn europäische Politiker an einem Soldatenfriedhof vorbeigehen und hin und wieder Bilder von Begräbnissen und Friedhöfen auftauchen, so verbittet es sich, zu quantifizieren. Die Opfer dürfen als „Opfer Rußlands“ beklagt werden, aber ohne irgendwelche Zahlen zu nennen oder auch nur nachzufragen.
Und das, während Millionen wehrpflichtiger Männer ins Ausland geflüchtet sind, andere sich in ihren Wohnungen verstecken und auf den Straßen der ukrainischen Städte wahre Menschenjagden veranstaltet werden, um wehrpflichtige Männer – ab dem Alter von 25 – für die Reihen der ukrainischen Armee zu rekrutieren.
Diese solcherart zwangsrekrutierten Soldaten werden praktisch ohne Ausbildung an die Front geschickt, um die recht ausgedünnten Reihen zu stopfen.
Nachdem Aufrufe an Jüngere, sich freiwillig zur Armee zu melden, relativ magere Ergebnisse gezeitigt haben, überlegt die ukrainische Führung, das Alter auf 19 herabzusetzen. Es ist allerdings nicht sicher, ob sie das durchs Parlament bringt.
Per Dekret ist aber auch haarig, weil da die Legitimation schon sehr zu wünschen übrig läßt.

Statt sich diesen Phänomenen zu widmen, ergehen sich die Mainstream-Medien im Kopfschütteln über die „enormen“ Verluste der russischen Armee und im Kaffeesatzlesen, „wie lange“ es diese Armee noch aushalten könne.

Dann wird zur Abwechslung einmal wieder über Waffensysteme gefaselt:

„Doch habe Russland seit Beginn der Invasion auch große Verluste an schweren Waffen zu verzeichnen, fast 10.000 Panzer seien zerstört oder beschädigt. Militärexperte Racz sagt, die russische Armee stütze sich beim Nachschub weniger auf die Produktion neuer Panzer als auf Altbestände, die reaktiviert werden.“

Da ein „Militärexperte“ zitiert wird, sind diese ebenso wie alles andere erfundenen Zahlen sozusagen abgesichert, obwohl aus dem Satz gar nicht hervorgeht, ob die 10.000 Panzer und der Herr Rácz in irgendeinem Verhältnis stehen.

Daß Rußland kaum neue Panzer verwendet, weil es seine alten auch einsetzt, wird ebenso behauptet, obwohl das eine in keinem Zusammenhang mit dem anderen steht.
Außerdem ist es ärgerlich für die NATO, daß Rußland noch immer Altbestände zu haben scheint, während sie im Westen schon ziemlich ausgegangen sind.

„Selbst alte Kampfpanzer vom Typ T-54 würden wieder betriebsbereit gemacht, obwohl es sich um »eine 70 Jahre alte Technologie« handele. Ähnlich verhalte es sich mit der Artillerie.“

Auch hier ist der Ärger anzumerken, daß Rußland dergleichen altes Zeug bei sich herumstehen hat und 2. auch einsetzt.
Die Geräte scheinen nach wie vor zu funktionieren.

„Die russischen Bestände aus der Sowjetzeit gehen zur Neige
Mit Satellitenbildern können Analysten rekonstruieren, wie Russland Lager mit Material aus der Sowjetzeit nach und nach leergeräumt hat.“

Genauso wie diverse EU-Staaten. Das Ärgerliche ist: Bei den Russen ist immer noch was drin!

„Wie lange halten die russischen Vorräte? Racz sagt, es gebe einen »Flaschenhals«, der in einem oder spätestens zwei Jahren für große Probleme sorgen werde, weil Russland »nicht den letzten Panzer in die Ukraine schicken kann«.“

Damit wird die Öffentlichkeit darauf eingeschworen, daß der Krieg noch mindestens 2 Jahre weitergehen muß, damit die Russen dann endgültig platt gemacht werden können.
Aber nicht einmal das ist sicher, weil die Panzer sind ja nur ein Element des gesamten Waffenarsenals, und ein zunehmend unwichtiges:

„Die Zeitschätzungen würden allerdings dadurch erschwert, dass der immer stärkere Drohneneinsatz auf beiden Seiten den Stellenwert von schweren gepanzerten Systemen verringert habe. Doch klar ist: Putin kann den Krieg nicht unbegrenzt weiterführen.“

Will er ja auch nicht. Er will ihn gewinnen.
Diese Perspektive verbittet sich allerdings für die westlichen Propagandisten.

„Zugleich rücke bis 2026 die Notwendigkeit einer weiteren Zwangsmobilisierung näher“

wieder ein Hirngespinst, das als Selbstverständlichkeit dargestellt wird, genauso wie die 30.000 Neurekrutierungen und verschiedenen 100.000 Toten.
Dann werden wieder bescheidenere Ziele gesetzt:

„»Wenn die Ukraine Russland bis Weihnachten daran hindern kann, die Grenzen Donezks zu erreichen, und Kiews internationale Partner weiterhin konsequent die russische Wirtschaft schwächen, steht Moskau vor schwierigen Entscheidungen hinsichtlich der Kosten, die es für die Fortsetzung des Krieges zu tragen bereit ist«, meint“ (ein britischer Experte) „Watling.“

Die Perspektive ist: Krieg bis mindestens Ende 2025. Was das für die Ukraine heißt, kann man sich vorstellen – soll man aber nicht. Man soll sich vorstellen, daß Rußland die Luft ausgeht.

In diesem Kontext ist auch die derzeitige Meldung von einer geplanten russischen Offensive zu verstehen. Erst wird aufgebaut, daß die Russen eine Offensive vorhätten, später kann man dann erzählen, daß sie „gescheitert“ sei.
Das ist ungefähr die Logik, daß Rußland ja den Krieg praktisch schon verloren hat, weil es ihn noch nicht gewonnen hat.

Putin und Trump

Eine besondere Abteilung der westlichen Propaganda ist der Personenkult um Putin und Trump.

Erst hieß es, Putin sei verrückt. Das wurde vor allem damals verkündet, als in den USA ein völlig seniler Präsident von anderen ferngesteuert wurde. Dazu gibt es inzwischen „Enthüllungen“, die niemanden überraschen.
Damals war es jedenfalls genehm, über den Geisteszustand des russischen Präsidenten zu spekulieren.

Kaum war Trump an der Macht, schossen sich die Medien auf ihn ein: Er sei Putins Freund, wenn nicht sogar Agent.
Dann wurde Trump als verrückt und von Putin ferngesteuert besprochen. Jetzt war das Gefährliche, daß Putin doch nicht verrückt ist, sondern sozusagen über macchiavellische Eigenschaften verfügt.

Jetzt ist Trump böse auf Putin, weil der sich nicht von ihm weichklopfen läßt, sondern an seinen Kriegszielen festhält.
Daraufhin hofft die westliche Propagandamaschinerie, daß Trump Putin fertigmachen wird. Jetzt ist Trump doch wieder als zurechnungsfähiger Regierungschef gefragt.
Womit nur soll Trump Putin Mores lehren, fragt man sich?

Bald wird Trump Schwäche vorgeworfen werden und die Kaffeesatzleserei beginnt, wer jetzt eigentlich im Weißen Haus entscheidet ….

Das alles wäre ja fast komisch, wenn es nicht die Begleitmusik zu einem Krieg wäre, der vermutlich insgesamt über eine Million Tote gefordert hat und dessen Ende nicht abzusehen ist.