Pressespiegel Komsomolskaja Pravda, 12.3.: Trump, die Ukraine und die Weltordnung

DIE UKRAINE ERHIELT IN DSCHIDDA EIN BEDROHLICHES ULTIMATUM, UND ZELENSKIJ HÄTTE VERHAFTET WERDEN KÖNNEN: WARUM KIEW DEN US-BEDINGUNGEN ZUSTIMMTE

M. Baschirow: Die USA hätten Zelenskij festnehmen können, wenn er sich geweigert hätte, einem Waffenstillstand mit Rußland zuzustimmen

Am Dienstag wurde die gesamte ukrainische Realität auf den Kopf gestellt. Der von Kiew abgelehnte Waffenstillstand erwies sich als Geschenk des Himmels. »Sicherheitsgarantien« gehören der Vergangenheit an und der Wunsch, die Militäraktionen fortzusetzen, verflüchtigte sich wie Rauch von weißen Apfelbäumen. Warum die Verhandlungen in Dschidda für die Ukraine noch viel schlimmer hätten enden können, was Zelenskij drohte und wie Rußland auf den Waffenstillstandsvorschlag reagieren würde, darüber sprachen wir mit dem Politikwissenschaftler Marat Baschirow, Professor an der Wirtschaftshochschule Moskau und Autor des Kanals Politdschostik.“

Marat Baschirow war 2014 kurz Vorsitzender der VR Lugansk und steht aufgrund seiner verschiedenen Tätigkeiten auf vielen Sanktionslisten.

„KP: Was ist gestern in Dschidda passiert? Wurde Zelenskij unter Druck gesetzt?

MB: Die Amerikaner haben der Ukraine praktisch ein Ultimatum gestellt: Entweder ihr arbeitet mit uns oder mit Europa zusammen.
Wir haben dir, Zelenskij, die Möglichkeit gegeben, die Zusammenarbeit mit Europa auszuprobieren. Du bist am 6. März sogar nach London gefahren, hast dich hingesetzt und zugehört. Und was hast du dort bekommen? Nichts.
Die Europäer können dir Sicherheitsgarantien geben, aber nur für deine persönliche Sicherheit. Und nur für dich. Und was ist mit allen anderen aus deiner Umgebung? Und mit allen anderen, die unsere amerikanische Hilfe gestohlen haben? Kann die EU denen Garantien geben? NEIN. Weil wir alle Transaktionen kennen.

Hätte Zelenskij verhaftet werden können?

KP: Aber Zelenskij war gar nicht an den Verhandlungen beteiligt …

MB: Es gab den Verdacht, daß die USA im Extremfall, wenn die Ukraine das Abkommen ablehnte, Zelenskij einfach festnehmen könnten.

KP: Festnehmen?

MB: Ja. Sie (= die USA) verfügen über Fakten darüber, wohin das Geld geflossen ist. Sie verfügen über Fakten darüber, wie dieses Geld in die Hände von Bidens Demokraten und europäischen Politikern gelangte. Wie die Korruptionssysteme in der Ukraine funktionieren und durch Zelenskijs Büro liefen.“

Eine starke Behauptung.
Hier wird angedeutet, daß ein Teil der unter „Ukrainehilfe“ verbuchten Beträge gar nicht in die Ukraine gelangte, sondern sofort als eine Art Unterstützungsabgabe zu den Unterstützern der Ukraine gelangte, um deren Mitmachen sicherzustellen.
Das würde heißen, daß das lautstarke Verkünden westlicher Werte seit Februar 2022 manchmal auch profane finanzielle Grundlagen hatte.
Das alles dürfte mit dem Aufmischen der USAID zusammenhängen und auch erklären, warum dagegen solche Proteste aus europäischen Hauptstädten erfolgten.

„Zelenskij hatte also keine große Wahl. Überhaupt nicht nach Saudi-Arabien zu kommen, wäre der politische Tod gewesen. Und wenn du kommst, kriegst du ein Ultimatum: Entweder du bist mit uns, oder das Spiel ist aus.
Alles andere war zweitrangig.
Wenn Sie sich erinnern, gingen sie (= die ukrainische Delegation) nach fünfstündigen Beratungen angeblich zum Mittagessen. Und in diesem Moment traf Zelenskij offensichtlich eine Entscheidung. Danach stimmten die Ukrainer allen Forderungen der USA und einem Waffenstillstand ohne zusätzliche ukrainische Bedingungen zu: Sicherheitsgarantien, ohne den Macron-Starmer-Plan für einen Waffenstillstand in der Luft und auf See.“

Soweit man es mitbekam, war Zelenskij bei den Verhandlungen mit den US-Vertretern gar nicht dabei.
Er wartete anscheinend an einem anderen Ort und gab dann seine Zustimmung ab.

„Was wird Rußland antworten?

KP: Die Ukraine wurde kleingemacht. Wie geht es weiter?

MB: Ich denke, daß Moskau bereits einige vorläufige Rahmenbedingungen kannte und diese bereits früher besprochen wurden. Doch einige Aspekte sind uns noch unbekannt – darüber dürfte Trumps Sondergesandter Steve Witkoff berichten, der erneut nach Moskau fliegen wird, um Putin zu treffen. Und sobald wir die Einzelheiten kennen, wird eine Entscheidung getroffen.“

Irgendeinen Grund muß es geben, warum Kellogg als Verhandler abgelöst und durch Witkoff ersetzt wurde …

„KP: Wie kann Rußland auf den Waffenstillstandsvorschlag reagieren?

MB: Natürlich werden wir antworten, daß alle Einzelheiten untersucht und besprochen werden müssen. Die Situation hat sich in der letzten Woche deutlich verändert, weil die Kursker Karte fällt – etwas, mit dem die Ukrainer uns wahrscheinlich erpressen wollten.
Am Mittwochmorgen tauchten Aufnahmen auf, die unsere Fallschirmjäger zeigten, wie sie die russische Flagge durch das Zentrum von Sudzha trugen. Es wäre sehr schwierig, über die Örtlichkeit zu täuschen, da sich auf dem Boden ein bekanntes Mosaik befindet.

Wenn die Amerikaner also sagen, daß es einen diplomatischen Durchbruch gegeben hat, dann sollen sie es meinetwegen sagen.
Bis zu einem echten Waffenstillstand ist es jedenfalls noch ein weiter Weg.

Bis zu einem Waffenstillstand ist es also noch weit?

KP: Viele sind der Meinung, daß die Ukraine hofft, daß wir einen Waffenstillstand nicht akzeptieren werden …

MB: Die Entscheidung in dieser Angelegenheit trifft der Präsident (Putin).
Aber einige heiße Köpfe müssen gekühlt werden. Nun beginnt eine lange Phase der Pendeldiplomatie. Niemand wird Einzelheiten in Abwesenheit besprechen; wir werden eine Reihe von Treffen abhalten.
Witkoff trifft sich mit unserer Seite. Anschließend ruft er Trump an, wo ein weiteres Treffen mit der ukrainischen Seite möglich ist. Als nächstes wieder bei uns…
Dies kann eine ganze Weile dauern. Da wir uns in einer starken Position befinden, können und werden wir Bedingungen für einen Waffenstillstand stellen. Denn es sollte bereits alle unsere Grundbedürfnisse widerspiegeln. Sie betreffen alle neuen Regionen Rußlands entlang der Grenzen, entlang derer sie in die Russische Föderation eingegliedert wurden. Schaffung von Sicherheitszonen. Abzug der ukrainischen Truppen aus dieser Sicherheitszone.
Darüber hinaus wird es notwendig sein, sich auf eine Art Regime zur Überwachung der Einhaltung der Waffenstillstandsbedingungen zu einigen.

Ein neuer russischer Trumpf

KP: Wird Trump nicht versuchen, den Prozess zu beschleunigen?

MB: Natürlich. Aber wir werden nichts überstürzen, und das ist wichtig.
Als Trump sagte, Rußland habe Trümpfe in der Hand und die Ukraine keine, meinte er genau das. Wir haben starke Verhandlungspositionen. Und nun geht die Kursk-Geschichte zu Ende … Die dortige Invasion war sowieso kein Trumpf, wir hätten dort nichts eingetauscht.
Doch könnte sich dort ein weiterer Trumpf zeigen, den wir bereits in der Hand haben, wenn wir auf den Fersen der sich zurückziehenden Truppen in die Gebiete von Sumy und Charkow einmarschieren. Dies wird ein ernstzunehmendes Argument sein.“

Baschirow meint hier, daß weitere Erfolge auf dem Schlachtfeld die Ukraine in eine Position drängen werden, in dem sie die Aufgabe der 4 formell und teilweise de facto annektierten Provinzen anerkennen müßte, um den Rückzug der russischen Truppen aus weiteren Provinzen zu erwirken.

„Während diese »Pendelflüge« also stattfinden, sind unsere Leute an der Front in Bewegung …
Deshalb hat Trump es eilig, und wir werden aus einer Position der Stärke heraus sorgfältig vorgehen.

Könnte die Ukraine etwaige Vereinbarungen brechen?

KP: Glauben Sie, daß die Ukraine den Waffenstillstand sabotieren könnte, falls wir allen Bedingungen zustimmen?

MB: Sabotage könnte eine sofortige Reaktion der USA auslösen. Und dabei handelt es sich um direkte Strafverfahren und Festnahmen, Kontosperrungen.
Alles geschieht per Knopfdruck, auch in Europa, über die Strukturen von Interpol und FBI. Die Amerikaner könnten mehrere Oligarchen festnehmen, auf die sich Zelenskij verlässt. Und dann – direkte Auslieferung, eine Untersuchung mit der Offenlegung aller Einzelheiten der Korruption der Kiewer Behörden.

KP: Ist Zelenskij also in eine Falle getappt?

MB: Dies ist keine Falle, sondern lediglich eine logische Schlussfolgerung seiner Geschichte. Zunächst zogen die Demokraten und Biden-Anhänger die Fäden, an denen er hing.
Gleichzeitig begannen auch die Briten, Fäden zu ziehen, denn Zelenskijs gesamtes Kapital und auch seine Frau befinden sich in London. Sie alle waren sicher, daß Trump nicht gewinnen würde und forderten Zelenskij auf, seinen harten Kurs fortzusetzen und keine Angst vor Korruptionsskandalen zu haben.
Heute tauchen Nachrichten auf, daß Mitarbeiter der USAID in Kiew bereits alle Dokumente der bisherigen Zusammenarbeit vernichten. Alle Organisationen, die den Demokraten in Kiew unterstanden und über das Geld verfügten, versuchen, die Beweise zu vernichten – das sind deutliche Anzeichen dafür, daß sensible Informationen in die falschen Hände gelangt sind.
Dies zeigt uns, daß Zelenskij sehr fest an der Kehle gepackt wurde.

Der „Doppelagent“ Macron

KP: Gestern Abend änderten die Anführer der „Kriegspartei“ Macron und Starmer mitten in der Luft einstimmig ihre Meinung und bewunderten Zelenskijs Mut und die Friedensbereitschaft der Ukraine. Was ist das für ein Zirkus?!

MB: Oooh, Macron ist ein anderes Thema.
Alle glauben, der französische Präsident stehe auf der Seite Europas, doch mir scheint, Macron spielt ein doppeltes Spiel. Ihm bleiben noch zwei Jahre als Präsident, er hat also eine bequeme Position, um sich selbst in das beste Licht zu rücken.
Was sagt er derzeit?
Ich werde jetzt Flugzeuge schicken, ich werde Truppen schicken – alle werden jubeln und sagen: Toll, ein Verrückter wurde gefunden.
Und dann? Dann passiert nichts.

Macron hält wichtige europäische Treffen ab, Zelenskij reist dorthin, alle erwarten jetzt eine Einigung Europas.
Und was passiert? Starke Worte, keine Taten.

Oder sehen Sie, Macron versammelt gerade die Oberbefehlshaber der Truppen der NATO-Mitgliedsländer. Möchte über die zukünftige europäische Armee sprechen.
Aber denken Sie darüber nach, das ist bloß Trumps Blaupause! Er hat tausendmal gesagt, daß Europa sich selbst verteidigen müsse. Sie werden weiterhin Waffen von den USA kaufen, sie haben keine andere Wahl.“

In Europa gibt es weder eine Rüstungsindustrie, die mit der der USA vergleichbar wäre, noch das Kapital, Know-How und vor allem die Energie, um eine solche aufzubauen. Die ganze Struktur der EU widerspricht diesem Anliegen.

„KP: Und Großbritannien?

MB: Das ist der empfindlichste Punkt für Trump. Schließlich unterzeichneten die Briten mit der Ukraine ein Abkommen auf 100 Jahre,“

!!!
Dieses Abkommen wurde nach Trumps Wahlsieg, aber vor seinem Amtsantritt abgeschlossen, also schon unter der Regierung Starmers und ist der Hauptgrund, warum Trump seinerseits auf ein Abkommen drängt, das die Briten aus der Ukraine verdrängen und ihr Abkommen zunichte machen würde.

„in dem die Rechte an zahlreichen Ressourcen festgelegt sind. Einschließlich seltener Erden, großer Häfen und Transportwege. Die Briten wollen Militärstützpunkte im Schwarzen Meer haben. Und sie werden ihr Spiel bis zum Ende durchziehen, selbst wenn Starmer öffentlich lächelt, während Zelenskij vor den USA in die Knie geht.

Zu allem Überfluß haben die EU und die Ukraine 2021 ein Abkommen geschlossen, das ebenfalls auf ein exklusives Recht an den Bodenschätzen der Ukraine Anspruch erhebt, und diese beiden Abkommen will Trump mit der ihm eigenen Art vom Tisch fegen.

„Auch das sollte man wissen

KP: Warum hat Trump es eilig?

MB: Erstens möchte er natürlich ein Friedensstifter werden. Zweitens möchte er den sich (für die Ukraine) ungünstig entwickelnden Konflikt so schnell wie möglich beenden.“

Bei der US-Führung existiert – zum Unterschied von der EU – das Bewußtsein, daß jeder Vorstoß der russischen Armee die Position der Ukraine – und ihrer Unterstützer – schwächt.
Die Zeit arbeitet also für Rußland.

„Drittens hat er jede Menge anderer, komplexerer Aufgaben. Die Ukraine-Frage sollte deshalb so schnell wie möglich gelöst werden.
Die USA sind nämlich derzeit auch mit der Frage des iranischen Atomprogramms konfrontiert, das zu einem echten Krieg zwischen Israel und den USA gegen den Iran führen könnte.
Doch dann meldete sich der Emir von Katar zu Wort und sagte: »Leute, wenn ihr das iranische Kernkraftwerk Buschehr bombardiert, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, daß radioaktives Material in den Persischen Golf gelangt.« Dann würden Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Oman und Katar buchstäblich ohne Süßwasser dastehen.
Daher ist ein offener Konflikt sehr unvorteilhaft für alle Beteiligten. Dieses Problem muss gelöst werden, aber wie dies geschehen soll, ist noch unklar. Dabei kann Trump übrigens auf Hilfe aus Rußland hoffen.“

Der Iran soll mehr oder weniger mit Hilfe Rußlands weichgeklopft werden, auf sein Atomprogramm zu verzichten und dafür hinreichende Garantien aus Rußland zu erhalten.
Damit könnte sogar Israel leben und das würde das Panorama des Nahen Ostens nachhaltig verändern.
Der Iran müßte damit aber auch darauf verzichten, sich zur Speerspitze der Anti-Israel-Politik und zur Schutzmacht aller Schiiten zu machen.

„Trumps zweites Problem ist die Lage in Syrien. Die Alawiten und Christen werden buchstäblich abgeschlachtet, und es sind die neuen, von den Amerikanern selbst eingesetzten Behörden, die für das Abschlachten verantwortlich sind.
Und Trump, als Verteidiger traditioneller Werte und des Christentums, kann dies nicht ignorieren.

Das dritte und größte Problem sind Handelskriege. Ich schätze, es ist nicht nötig, das näher zu erläutern. Zwar wurden bereits Zölle auf Waren aus China und der EU eingeführt, doch dies ist nur der erste Schritt in einem großen Spiel.

Kurz gesagt: Trump muss seine Wirksamkeit unter Beweis stellen. Und die Lösung des Ukraine-Problems wird ihm viel Vertrauen und Möglichkeiten verschaffen, sich mit den übrigen Problemen zu befassen.

Warum braucht Trump Seltene Erden?

MB: Das ist ein Gedanke, der bisher nicht angesprochen wurde. Für Trump ist die Geschichte mit den seltenen Erden in der Ukraine nur eine Art Training. Wir werden noch viele weitere solcher Abkommen erleben.
Viele Leute sagen, daß es nicht rentabel sei, Seltenerdmetalle selbst zu entwickeln – es sei billiger, das gleiche Lithium bei uns in Rußland, oder in Südamerika zu kaufen.“

Lithium als Mineral, das für die Elektronikindustrie wichtig ist, wird im Allgemeinen unter „Seltene Erden“ eingestuft, gehört aber nicht zu ihnen, siehe hier. Ebenso wie Titan ist es für Legierungen wichtig, gehört aber zu den Übergangsmetallen, während Titan eindeutig zur Metallgruppe gehört.

„Aber man muß verstehen, daß diese Metalle sehr wichtige Komponenten für alle modernen Technologien sind. Das hat Musk Trump erklärt.

Und der Geschäftsmann Trump hatte eine brillante Idee: Was wäre, wenn man den Dollar auf Seltene Erden basieren könnte? Es würde sich in diesem Fall also nicht einfach um eine in der Luft schwebende Währung handeln, sondern sie wäre basiert auf Vorkommen, die den USA gehören, auch wenn sie derzeit vielleicht noch nicht erschlossen sind, für die es aber in 10 oder 20 Jahren Technologien geben wird, die die Gewinnung dieser Minerale erleichtern.
Die USA werden also unter dem Dollar eine »solide Grundlage« haben. In diesem Fall wird ihre Landeswährung nicht zusammenbrechen, sondern im Gegenteil stärker werden. Insbesondere wenn dahinter auch noch fossile Brennstoffe stecken, die für die wichtigsten Technologien wie Datenbanken oder Platinen für künstliche Intelligenz benötigt werden.

Wissen Sie übrigens, wo sich Rechenzentren für das Training künstlicher Intelligenz am besten platzieren lassen? Irgendwo in Laboren im hohen Norden, zum Beispiel in Grönland. Übrigens fanden neulich Wahlen statt – es wurde das Parlament gewählt.
Und wenn diejenigen, auf die Trump gesetzt hat, dort gewinnen, werden sie die Frage einer Abspaltung von Dänemark aufwerfen … und von da an wäre es nur noch ein Katzensprung bis zum Beitritt zu den USA.

Im Allgemeinen ist alles einfach und, muss ich sagen, in mancher Hinsicht genial.“

7 Gedanken zu “Pressespiegel Komsomolskaja Pravda, 12.3.: Trump, die Ukraine und die Weltordnung

  1. „Trump weist den Angriff westlicher Medien auf den Kreml zurück

    US-Präsident Donald Trump hat Berichte einiger westlicher Medien zurückgewiesen, wonach sein Vertreter Witkoff mehrere Stunden auf eine Audienz bei Putin warten musste.

    Wie immer sind wieder Fake News im Umlauf! Warum können sie nicht einmal ehrlich sein? »Gestern Abend habe ich gelesen, dass der russische Präsident Wladimir Putin meinen hochgeschätzten Botschafter und Sondergesandten Steve Witkoff über neun Stunden warten ließ, obwohl es in Wirklichkeit überhaupt keine Wartezeit gab«, schrieb Trump auf seinem Social-Media-Konto Truth Social.
    Der einzige Grund, warum sie diese Geschichte erfunden haben, war, mich (und andere) niederzumachen, denn sie sind kranke Degenerierte, die einmal damit anfangen müßten, die Nachrichten richtig zu berichten. Aus diesem Grund haben sie ihre Einschaltquoten und ihr Publikum verloren und niemand respektiert sie mehr.

    Trump bestätigte außerdem, dass die Verhandlungen mit Russland »sehr gut verlaufen«. 

    »Es fanden weitere Treffen mit Vertretern Russlands statt, die natürlich einige Zeit in Anspruch nahmen, aber sehr produktiv waren. Danach ging alles schnell und effizient, und anscheinend läuft alles, hoffentlich, sehr gut!,« fügte Donald hinzu. 

    Den kranken Degenerierten sollte man »Ärzte« schicken.“ 
    ———————

    Zelenskij benennt sein Verhandlungsteam – die Leute, die auch in Saudi-Arabien mit den US-Vertretern verhandelten:
    Der Leiter des Präsidentenbüros Andrij Jermak
    Außenminister Andrij Sybiha
    Verteidigungsminister Rustem Umerov
    Pavel Palisa, der Stellvertreter Jermaks

    „Die Ernennung Jermaks zum Delegationsleiter zeigt einerseits, dass Zelenskij den Verhandlungen große Bedeutung beimisst (oder zumindest den Amerikanern einen solchen Eindruck vermitteln möchte).
    Oder er hat immer weniger Menschen um sich, denen er vertrauen kann.“

    (KP, 16.3.)

  2. „»Geschenk an Feinde Amerikas«: Radio Free Europe droht das Aus

    Per Dekret besiegelte Donald Trump das Ende des im Kalten Krieg gegründeten Auslandssenders. Kritiker sagen: Die Autokraten in Moskau, Peking oder Minsk dürfen jubeln.

    Für den Präsidenten von Radio Free Europe/Radio Liberty (RFE/RL) Stephen Capus, ist es nicht weniger als ein „riesiges Geschenk an die Feinde“. Der Auslandssender wurde von der US-Behörde für globale Medien (USAGM) informiert, dass die föderale Finanzhilfevereinbarung aufgekündigt worden sei, teilte der US-Sender mit Sitz in Prag mit. 1300 Mitarbeiter wurden beurlaubt, das Dekret hatte Trump am Freitag unterzeichnet. USAGM überwacht alle staatlich finanzierten Auslandsrundfunkprogramme der USA, die nicht dem Militär unterstehen.

    Für RFE/RL-Präsident Capus, ein früherer Fernsehjournalist, ein verheerender Schritt: „Die iranischen Ajatollahs, die kommunistische Führung Chinas und die Autokraten in Moskau und Minsk würden das Ende von RFE/RL nach 75 Jahren begeistert feiern“, sagte der frühere Fernsehjournalist. Er verwies auf die bisherige jahrzehntelange parteiübergreifende Unterstützung für den Sender bei Republikanern und US-Demokraten.

    Informationsquelle für Menschen in Unfreiheit

    Kritik kommt auch vom tschechischen Außenminister Jan Lipavsky. Radio Freies Europa und die Stimme Amerikas (Voice of America, VOA) seien zwei der wenigen freien Informationsquellen für Menschen, die in Unfreiheit lebten, von Belarus bis hin zum Iran, von Russland bis hin zu Afghanistan. Die Behörde USAGM ist auch die Muttergesellschaft des Senders Voice of America, der ebenfalls von den Kürzungen der US-Regierung betroffen ist.

    RFE/RL produziert auf Russisch das Radioprogramm Radio Swoboda (Radio Freiheit) und den TV-Nachrichtenkanal Current Time. Der Sender wurde 1949 auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges gegründet und sendete jahrzehntelang aus München. 1981 kam es zu einem Bombenattentat auf das Funkhaus. Auf Einladung des damaligen tschechischen Präsidenten Vaclav Havel zog RFE/RL 1995 nach Prag um.

    Der Sender strahlt auch Programme in zahlreichen anderen Sprachen aus, unter anderem auf Ukrainisch, Weißrussisch, Ungarisch und Persisch. Nach eigenen Angaben erreicht RFE/RL jede Woche fast 50 Millionen Menschen in 23 Ländern.“

    Sieh da – auf Ungarisch!
    Wird das auch schon als Feindesland betrachtet?

    „In Russland ein »ausländischer Agent«

    Russland hatte RFE/RL im Februar 2024 zu einer »unerwünschten Organisation« erklärt. Wer in Russland mit »unerwünschten Organisationen« zusammenarbeitet, muss mit hohen Geldstrafen oder sogar mit Haft rechnen.
    Zuvor war der vom US-Kongress finanzierte Sender von den russischen Behörden bereits als sogenannter »ausländischer Agent« eingestuft worden. Seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine geht Russland besonders hart gegen kritische Medien vor.“

    (Kleine Zeitung, 16.3.)

  3. Langsam sickert es durch:

    „Bei dem Treffen zwischen der US-amerikanischen und der ukrainischen Delegation am 11. März im saudi-arabischen Dschidda kam es zu einem besonders angespannten Moment. Damals legte Mike Waltz, der Nationale Sicherheitsberater des Weißen Hauses, eine Karte der Ukraine aus, um ein Diagramm zu zeichnen, das die mit Russland auszuhandelnde Gebietsaufteilung zur Beendigung des Krieges veranschaulichte.
    Das ukrainische Team unter der Leitung von Andrij Jermak, der rechten Hand von Präsident Wolodymyr Zelenskij, bat darum, diese Angelegenheit auf später zu verschieben, doch seine Gesprächspartner antworteten, dass dies jetzt geschehen müsse. 

    Dies wurde von mehreren ukrainischen Medien enthüllt, die mit Zeugen des Treffens gesprochen haben.
    Wohin Waltz‘ Stift gelangte, wurde allerdings nicht bekannt gegeben. Donald Trump und seine Vertrauten betonen seitdem täglich, dass die Ukraine akzeptieren müsse, dass sie territoriale Zugeständnisse machen müsse.
    Der US-Präsident hat ein Tabu gebrochen, vielleicht das größte in der Ukraine: das der territorialen Opfer. Bis Trump an die Macht kam, war die offizielle und einstimmige Position im Westen, dass die Ukraine entscheiden würde, wann und unter welchen Bedingungen Friedensverhandlungen beginnen sollten, unabhängig davon, ob es sein Vorgänger Joe Biden oder Kiews europäische Verbündete waren.“

    Hier muß man ergänzen: Seit dem Treffen in Istanbul im März 2022, als die USA und GB Zelenskij praktisch verboten, Friedensverhandlungen zu führen – und er daraufhin seinen Friedensplan verkündete, der territoriale Zugeständnisse ausschloß und sogar die Krim zurückforderte.
    (Man erinnere sich an das sogenannte Massaker von Butscha, das genau zu diesem Zeitpunkt stattfand und als Berufungsinstanz daür diente, um weitere Verhandlungen kategorisch auszuschließen.

    „Doch weder die politische noch die militärische Führung der Ukraine haben bisher öffentlich etwas erwähnt, was mittlerweile unausweichlich scheint: daß Wladimir Putin nicht alles zurückgeben wird, was er in dem besetzten Land besetzt hat, noch werden die USA dies fordern.“

    Warum sollte Rußland die annektierten Gebiete zurückgeben?
    Die russische Armee befindet sich nach wie vor auf dem Vormarsch.

    „»Jede Einigung wird von den territorialen Zugeständnissen der Ukraine und den Sicherheitsverpflichtungen Russlands abhängen«, sagte Waltz.“

    (El País, 18.3.)

  4. „Zelenskij spricht diesen Mittwoch mit Trump und beharrt darauf, dass er kein besetztes Gebiet als Teil Russlands anerkennen wird
    Der ukrainische Präsident ist skeptisch, ob Putin den mit den USA vereinbarten Waffenstillstand einhalten wird. Beide Seiten bombardierten über Nacht zivile Infrastruktur und Energieversorgung.

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Zelenskij führt seit heute Nachmittag Gespräche mit seinem amerikanischen Amtskollegen Donald Trump, um die Möglichkeiten eines vorübergehenden Waffenstillstands im Krieg der Ukraine gegen Russland weiter auszuloten. Zuvor hatte Zelenskij auf einer der roten Linien beharrt, die seine Regierung für alle Verhandlungen festgelegt hat: Er werde keines der besetzten Gebiete als Teil Russlands anerkennen, selbst wenn sie (wer ist dieses Kollektiv „sie“?) letztlich einige abtreten müssten.“

    Eine eigenartige Formel.
    Offenbar will Zelenskij den Krieg so lange wie möglich weiterführen und/oder die Verhandlungen am Ende anderen überlassen.
    Es erinnert an den Frieden von Brest Litowsk, wo man bis heute nicht so recht, weiß, wer ihn am Ende für die sowjetische Seite unterzeichnet hat.

    „»Das werden wir nicht akzeptieren«, betonte er während einer Pressekonferenz, die diesen Mittwoch in Finnland mit dem finnischen Präsidenten Alexander Stubb stattfand.“

    Ausgerechnet in Finnland wird die große Lippe riskiert, obwohl dieser Staat nicht zu den wichtigsten Unterstützern der Ukraine gehört, was Waffenlieferungen betrifft.
    Vielleicht ist eben deshalb das die richtige Bühne für dergleichen Schreihälse.

    „Die Bemerkungen des ukrainischen Präsidenten erfolgen einen Tag, nachdem Trump und der russische Präsident Wladimir Putin ein langes Telefongespräch geführt hatten, in dem sie die Möglichkeiten eines Waffenstillstands und eines hypothetischen Friedensabkommens erörterten. Das Ergebnis war sehr begrenzt: Der US-Präsident konnte den Kremlchef lediglich davon überzeugen, einem Ende der Angriffe auf die Energieinfrastruktur innerhalb der nächsten 30 Tage zuzustimmen.“

    Was hätte der Autor dieses Artikels denn sonst erwartet? Daß Putin die Waffen streckt und Trump als Friedensengel punkten kann?

    „Allerdings kam es im Laufe der Nacht zu gegenseitigen Angriffen zwischen Russland und der Ukraine auf diese Infrastrukturen, was Zelenskij zu der erneuten Bekräftigung veranlasste, dass er den Absichten des Kremls nicht traue. »Moskaus Garantien und Worte über einen Waffenstillstand reichen nicht aus«, sagte er. »Putins Worte entsprechen nicht der Realität. Er sagte, er würde angeblich die Angriffe auf den Energiesektor einstellen, doch in der Nacht gab es 150 Drohnenangriffe auf die Energieinfrastruktur, das Transportwesen und zwei Krankenhäuser«, kritisierte Zelenskij, ohne die ebenfalls von ukrainischen Streitkräften verübten Bombenangriffe zu erwähnen.“

    Außerdem wurde ja nirgends erwähnt, ab wann diese 30-tägige Pause eintreten soll.

    „Das Telefonat zwischen Trump und Zelenskij ist der erste direkte Kontakt zwischen den beiden Präsidenten seit ihrem unglückseligen Treffen im Oval Office am 28. Februar, als der US-Präsident und sein Stellvertreter J.D. Vance ihren Gast öffentlich beschimpften und ihm vorwarfen, keinen Frieden zu wollen, nachdem der Ukrainer die Glaubwürdigkeit von Wladimir Putins Worten in Frage gestellt hatte. (…)“

    Allerdings, weil in Dschidda war Trump nicht, und Zelenskij traf nicht mit der US-Delegation zusammen.

    „Der ukrainische Präsident traf am Dienstag zu einem offiziellen Besuch in Helsinki ein, der mit der Ankündigung der finnischen Regierung endete, Kiew ein neues Militärhilfepaket im Wert von 200 Millionen Euro zukommen zu lassen.“

    Etwas bescheiden im Vergleich zu anderen Unterstützerstaaten, aber jeder nach seinen Möglichkeiten … Das BIP Finnlands dümpelt laut dieser Statistik seit 2008 vor sich hin, vorausgesagt wird aber ein Wachstum.
    Vielleicht erwarten sie sich dort auch endlich Wachstum durch Aufrüstung.

    (El País, 19.3.)

    Inzwischen hat auch die Ukraine nach dem Telefonat zwischen Trump und Zelenskij diesem Verzicht auf Infrastruktur-Objekte zugestimmt.
    Luftangriffe auf andere Objekte sind weiterhin möglich.

    Rußland gewinnt damit eigentlich: Die Angriffe auf Energodar und auf russisches Gebiet einschließlich Treibstofflager auf der Krim sollten aufhören, und Rußland kann seine Kapazitäten auf die Frontabschnitte konzentrieren.

  5. Diskussionsveranstaltung in Bochum:
    Den Ukraine-Krieg verlängern? Wie die EU politische Bedeutung (zurück)gewinnen will
    Mit Reinhard Lauterbach
    Zeit: Mittwoch | 02.04.2025 | 19:00 Uhr
    Ort: Bahnhof Langendreer Bochum Kulturzentrum, Raum 6
    Veranstalter: gruppe K

    Jahrzehntelang hat die EU sich nach innen und außen als Friedensprojekt dargestellt. Die Wahrheit war das nie. Zwar wurde die EU in den 1950er Jahren gegründet, um zu verhindern, dass ihre Mitglieder Krieg gegeneinander führen. Kriege gegen Dritte waren allerdings nie gemeint – und die Gegnerschaft gegen die Sowjetunion und die damals sozialistischen Staaten Osteuropas waren geradezu der Gründungskonsens des europäischen Projekts. Nur fehlten dem politischen „Europa“ die Machtmittel, um selbständig gegen die Sowjetunion vorzugehen. Im Schatten der globalen Konfrontation lebte es sich insofern ganz gut unter dem „Schutz“ der USA, also ihrer weltweiten Hegemonie. Seit dem Ende des Warschauer Pakts wuchs allerdings der Ehrgeiz des immer mehr „deutschen Europa“ – mit Exportwirtschaft, dem Euro und eigenen außen- und machtpolitischen Anstrengungen auch den USA Konkurrenz zu machen.

    Trumps Versuche, im Ukraine-Krieg ohne Rücksprache mit der EU einen „Deal“ mit Russland einzufädeln, sind insbesondere auch ein Affront an die Adresse der „Europäer“. Nachdem diese sich drei Jahre lang mit Waffenlieferungen und Krediten an die Ukraine maßgeblich beteiligt haben, sollen sie nun aus den Verhandlungen der „Großen“ herausgehalten werden. Allenfalls für den Wiederaufbau der Ukraine dürfen sie zahlen – während die USA sich die wirtschaftlichen Vorteile aus der Ausbeutung der ukrainischen Rohstoffe sichern wollen.

    Das will der Zusammenschluss der kapitalistischen Staaten Westeuropas nicht hinnehmen. Die Antwort aus Brüssel: Der Krieg in der Ukraine soll weitergehen! Die EU will eigene weltpolitische Ambitionen demonstrieren und den USA ihre Unentbehrlichkeit für eine westliche Weltherrschaft demonstrieren. Dafür gehen „die Europäer“ ins politische und militärische Risiko: Pläne für eine in Russland unerwünschte „europäische Friedenstruppe“ werden ausgearbeitet und haben das Potential, Europa tiefer in den Konflikt hineinzuziehen, auch wenn die USA das Interesse an ihm verlieren sollten.
    Der Krieg in der Ukraine wird zum Mittel der politischen Selbsterhaltung der EU.

    Reinhard Lauterbach ist Journalist in der jungen Welt mit Schwerpunkt Russland und Osteuropa.
    https://www.contradictio.de/blog/archives/10236

  6. Pläne für eine in Russland unerwünschte „europäische Friedenstruppe“ werden ausgearbeitet

    Vermutlich auch für die USA unerwünscht.

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