DIE KRISE UND DIE MEDIEN
Daß die Krise da ist und da bleibt, damit haben inzwischen auch die Medien sich abgefunden, nachdem sie ein paar Jahre lang versucht haben, den Aufschwung herbeizureden, und dem werten Publikum weiszumachen, ab nächstem Jahr würde wieder alles anders.
Es geht also jetzt darum, gewisse Vorstellungen von Prosperität und Wohlstand stillschweigend fallenzulassen, und die Leser weiter auf treue Gefolgschaft gegenüber einem politischen und ökonomischen System einzuschwören, von dem inzwischen immer weniger Leute etwas haben.
Man muß es den Medien lassen, diese Aufgabe wird bravourös gelöst. Übrigens in einer Uniformität und Gleichschaltung, die ehemalige Pravda-Redakteure vor Neid erblassen ließe und Orwellsche Prophezeiungen in den Schatten stellt.
In der Abteilung Außenpolitik bzw. Nachrichten aus der großen weiten Welt bedienen sich inzwischen sämtliche Tageszeitungen irgendwelcher Agenturen. Kaum eine Zeitung hält sich noch Korrespondenten. Viel zu teuer, und wofür auch? Die Leute brauchen eh nicht so genau wissen, was auf der Welt los ist – da kommen sie nur mit den Sichtweisen durcheinander, die sie doch nach Ansicht der Meinungsmacher einnehmen sollen.
Mit den Agenturen ist jeder auf der sicheren Seite. Die bereiten das schon mundgerecht auf, und übernehmen ihre Nachrichten von anderen Agenturen, die schon eine Vor-Aufbereitung vorgenommen haben. Die letztendlichen Quellen sind dann Presseaussendungen von Regierungen oder Firmen, da kann man sich auch drauf verlassen, daß da alles paßt.
So kommt es, daß man bei außenpolitischen Ereignissen aller Art erstens sofort die entsprechenden Sprachregelungen ins Haus bekommt: Irgendwo muß ein „wahnsinniger“ oder „skrupelloser“, auf jeden Fall „Diktator“ gestürzt werden, damit die Kräfte des Guten, sprich die NATO und ihre Verbündeten endlich zum Zug kommen. In allen mißliebigen Staaten, von Rußland über China bis Venezuela kommt es andauernd zu „Menschenrechtsverletzungen“. Leider gibt es einen Haufen Gründe, warum man dort leider noch nicht einmarschieren und für Recht und Ordnung sorgen kann. In Afrika bekämpfen sich „Stämme“ und „Fanatiker“, zumindest so lange, bis irgendein NATO-Staat rettend eingreift und „Frieden stiftet“. Und in den restlichen Staaten wird von Zeit zu Zeit gewählt, da sieht man wieder, daß dort alles in Ordnung ist.
Aber es sind nicht nur die vorgefertigten Textbausteine und Phrasen, die einem von den Medien vorgelegt werden, sondern auch die Themen und Länder, auf die man gerade den Blick richten soll. Einmal wird der Scheinwerfer hingehalten, dann ist er wieder weg und die Weltgegend rutscht zurück in die mediale Finsternis. Wann habt ihr denn das letzte Mal was über Libyen gehört? Überhaupt, der „arabische Frühling“, als der uns die Personalrochade in Nordafrika verkauft wurde, was ist draus geworden? Wie kommen eigentlich die Bewohner Zyperns über die Runden? Weiß irgendwer, was in Vietnam, Laos und Kambodscha los ist, nach Jahren der Kriege und Bürgerkriege?
Ein afrikanischer Ex-Politiker stirbt, dessen Einfluß schon zu Amtszeiten gering war, und der seit über einem Jahrzehnt aus der Politik verschwunden ist. Tagelang ergehen sich die Gazetten über seine angebliche Größe, andere Ereignisse rutschen auf die Seiten 2-7, oder fallen ganz unter den Tisch.
Auch Kultur und Sport fordern ihren Tribut. In den letzten schlecht- oder ungeheizten Behausungen Osteuropas und des Balkans fiebern die Bewohner mit Bayern München oder dem FC Barcelona mit, wenn sie aus der Champions-League hinausfliegen – oder drinbleiben. Messi! Messi! lacht es einem aus Auslagen und von Kinder-T-Shirts entgegen. In einer Kulturnation wie Österreich wird man abwechselnd von Volksmusik oder Opernsängerinnen angesungen, und überall werden irgendwelche Shows mit Flitter, Flutlicht, pink und knallblau veranstaltet, wo getanzt, gesungen oder sonstwie unterhalten wird, nach dem Motto „Kitsch laß nach!“
Während die Abteilung „Brot“ von diversen Pizza-Buden und Fast-Food-Etablissements abgedeckt wird, lassen die Medien in der Abteilung „Spiele“ nichts anbrennen. Für jeden Geschmack ist etwas da, mit dessen Konsum sich die Menschheit die Zeit vertreiben kann.
(Auch fürs Futtern gibts ein Medien-Angebot: jede Menge Kochprogramme, wo Leute, die nicht kochen können oder wollen, anderen dabei zuschauen, wies gemacht wird.)
Eine ganz eigene Abteilung ist die Innenpolitik, also die Parteienkonkurrenz der diversen EU-Staaten. Da die Krise inzwischen überall angekommen ist, gilt es, Schuldige zu finden, die man präsentieren kann, ohne daß das große Ganze leidet. Ex-Minister, Ex-Banker, manchmal sogar echte Prominenz geben sich die Klinke bei Gerichtsverhandlungen. Von Rumänien bis Portugal versorgen die Medien ihre Zuseher mit den neuesten Nachrichten aus dem Gerichtssaal. Die Rechtssprechung hat sich in eine Art großes Theater verwandelt, das nach einem zentralen, EU-weit gültigen Drehbuch eine Vorstellung nach der anderen gibt: Meischbergers „I bin nackert!“ und die Salzburger Derivaten-Pleite sind Teil einer großen Seifenoper mit unzähligen Fortsetzungen: die Kassenbücher von Barcenas, die Anzüge von Camps und die Machinationen des Fürsten von Palma in Spanien; Frau Lagarde, Bernhard Tapie, Sarközy und die L’Oreal-Erbin in Frankreich, Berlusconis Partys in Italien, Korruption und Unterschlagung in Portugal, Rumänien, dem Baltikum usw. usf. – überall wird einem eingehämmert, daß es schwarze Schafe in den eigenen Eliten sind, die das Wachstum vergeigt und den Volkswohlstand verpraßt haben – und deshalb wird die arme EU jetzt von der Krise gebeutelt.
Praktischerweise gibt es auch noch eine Nicht-Regierungs-Organisation, die jährlichen einen Länder-Korruptionsindex erstellt, ähnlich wie PISA-Studien fürs Bildungsniveau, und diesem ganzen Zirkus dadurch auch noch den Schein von Objektivität verleiht.
Damit die Sache nicht fad wird, wird hin und wieder noch etwas Sex drübergestreut, um die Spannung zu erhalten.
Man merke also: es liegt nicht an den Gewinnkalkulationen von Banken und Unternehmen, am Geld als universell gültigem Maß der Werte, dem sich jede Produktion und jeder Akt des Konsums zu unterordnen hat, wenn Menschen hungern oder frieren. Es liegt auch nicht an der Konkurrenz der Nationen, an den imperialistischen Ambitionen der europäischen Staaten, für die sie sich zu einem Bündnis zusammengeschlossen haben, um den Rest der Welt an Macht und Reichtum auszustechen. Nein, die Verfahrensweisen und Ziele der europäischen Demokratien, schon gar die Staatsform selber sind fraglos gut und dürfen überhaupt nicht thematisiert werden. Dafür werden dem moralischen-staatsbürgerlichen Geist jede Menge Korruptions- und Pflichtverletzungs-Fälle vorgeführt, um Scheitern und Elend als bloßes Ergebnis der menschlichen Hybris darzustellen.
Und dieses Angebot wird, wie man diversen Internet- und Medien-Foren entnehmen kann, gerne angenommen. Das p.t. Publikum der Qualitäts- wie der Boulevard-Blätter übertrifft sich in geifernden Angriffen auf diverse Sündenböcke, und stellt sich damit in seiner ganzen untertänigen Dummheit als die willige Manövriermasse ebendieser Politiker dar, die ihm vielleicht morgen einmal auch wieder als Korruptionsmeister im Gerichtssaal präsentiert werden.
Kategorie: Die Marktwirtschaft und ihre Unkosten
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LEBEN MIT DER KRISE
Unter den Linken, vor allem den marxistisch-leninistisch inspirierten, gab es einmal so etwas wie Verelendungstheorien. Sie stützten sich auf die von Marx und vor allem von Engels vertretene Vorstellung, die Konzentration des Kapitals würde zu einer Polarisierung der Gesellschaft führen, die die Weiterexistenz der Arbeiterklasse verunmöglichen und deswegen unweigerlich zum Aufstand und zur Umwälzung der Produktions- und Eigentumsverhältnisse führen müßte.
Die erste Enttäuschung war, daß die – durchaus stattfindende – Konzentration des Kapitals nicht die Folgen für die bürgerliche Gesellschaft zeitigte, die von den Theoretikern des Sozialismus angenommen worden waren: Die Arbeiterklasse verelendete nicht, sondern konsolidierte sich als Ausbeutungsmaterial des Kapitals. Dazu trug das Wirken der Sozialdemokratie ein Wesentliches bei, auch die Herausbildung staatlicher Sozialpolitik, Arbeitsgesetzgebung usw.
Dennoch oder vielleicht gerade deshalb blieb der Traum von der Verelendung bestehen, – die, sollte sie doch einmal eintreten, allen Erniedrigten und Ausgebeuteten die Augen öffnen würde. Die Arbeiterklasse sei verbürgerlicht, „gekauft“, aber irgendwann würde denjenigen, die sie mit Geld und Arbeitsplätzen „bestechen“, das Geld ausgehen, und dann käme der Big Bang. Die bisher unter den Teppich gekehrten Gegensätze würden unüberwindbar, und den Armen und Elenden bliebe gar keine andere Wahl, als die Produktionsverhältnisse umzukehren.
Schon die letzte Weltwirtschaftskrise war diesbezüglich ein großer Flop. Die verelendeten Massen liefen beliebigen Rattenfängern hinterher, ergaben sich dem Alkoholismus, und pflegten ihren Nationalismus im großen Völkerschlachten.
Die jetzige Krise liefert ebenfalls ein bezeichnendes Sittenbild der arbeitenden Menschheit. Steigende Arbeitslosenzahlen – in Griechenland und Spanien mehr als 25%, EU-weit mehr als 10% – ohne Aussicht auf Verbesserung, und ein System der Arbeitslosenversicherung, das diese Last bald nicht mehr stemmen kann, prägen das Bild. Eines ist klar: das Kapital ist durch den gehorsamen Einsatz der Arbeitenden von gestern inzwischen so erfolgreich geworden, daß es alle Waren und Dienstleistungen, die auf dem Markt absetzbar sind, mit immer weniger Personen weltweit produziert und daher – nicht nur in Europa – immer mehr Menschen überflüssig macht.
Die Reaktionen der Betroffenen fallen völlig systemkonform aus: mit Demonstrationen und Petitionen fordern sie ihre Wieder-Benützung ein: Der Staat oder das Kapital soll gefälligst Arbeitsplätze für sie schaffen! Jugendliche „Empörte“ fordern Jobs, in denen sie sich bewähren können. In Ost- und Südeuropa demonstrieren die Massen gegen „Korruption“ und fordern gute und anständige Führer, die man wählen und denen man sich dann unterordnen kann. Systemkritiker fordern eine „gerechtere Verteilung“ der Steuerlast, ebenfalls von den Politikern, die gerade an der Macht und mit der Aufrechterhaltung der Klassengesellschaft beschäftigt sind.
Als Schuldige des Elends werden mit ungebrochenem Nationalismus die Elendsgestalten anderer Nationen dingfest gemacht: faule Griechen und andere parasitäre EU-Bürger, und Immigranten aus Afrika ff., die es auf „unseren“ Wohlstand abgesehen haben.
Zwischen Fast-Food, Reality-Shows, Krimis und Fußballmatchen hält sich die arbeitende Menschheit bei Laune für den Tag X, wenn sie doch wieder vom Kapital gebraucht werden könnte. An einem Fest wie Weihnachten zeigt sich noch einmal die grundlegende Zufriedenheit mit den Zuständen: Religion, Moral, Kitsch und Kaufwut bilden den vertrauten Kreis der Bedürfnisse des modernen Bürgers, der auf seine Illusionen genausowenig verzichten möchte wie auf seinen Anspruch, als anständiger Mensch anerkannt zu werden. In diesem rührseligen Schmarrn werden alle ökonomischen und politischen Gegensätze ertränkt, und jeder Außenstehende als Spielverderber gebrandmarkt. Religions- und andere Gemeinschaften, die sich dieser alljährlich wiederkehrenden Hysterie entziehen, sind per se höchst verdächtig.
Natürlich stünden die solchermaßen denkenden Menschen auch für andere Dienste zur Verfügung, wenn sie jemand einfordern sollte: Krieg gegen die Angehörigen anderer Nationen, oder Strafexpeditionen gegen Ungehorsame aller Art.
All das beweist nur eines: es liegt am Bewußtsein der Menschen, wie sie sich zu ihren Lebensumständen verhalten, nicht an Klassenlage, Herkunft, Geschlecht, Einkommen und Ähnlichem. Und nur wenn dieses Bewußtsein sich ändert, ist eine Änderung der Gesellschaftsordnung möglich.
Ein kontroversieller Begriff
WAS IST EIGENTLICH EINE KLASSE?
Existiert in China eine „Klassengesellschaft“? Gibt es „Klassenjustiz“? Haben wir bei der medizinischen Versorgung eine „Zwei-Klassen-Gesellschaft“? Niemand will heute zur Arbeiterklasse gehören, sondern bezeichnet sich als Teil der „Mittelklasse“.
Alles Gründe, einmal die Frage zu stellen: Was ist eine Klasse, und wie wird dieser Begriff heute verwendet?
Marx, der die Geschichte als eine der Klassenkämpfe betrachtete, meinte, die Zugehörigkeit zu einer Klasse bestimme das Bewußtsein der Menschen. Er hielt die Klasse für etwas sehr Elementares, über das die Menschen sich selber definieren. Vielleicht täuschte er sich darin. Auf jeden Fall bestimmte er die Klassen über ihr Eigentum und ihre Einkommensquellen: Die einen, die nichts haben, müssen irgendjemandem ihre Arbeitskraft verkaufen, um von einem dafür gezahlten Lohn leben zu können. Die anderen, die genug Eigentum haben und dieses vermehren wollen, stellen die Eigentumslosen an, um aus deren Arbeit für sich Gewinn zu machen. Die Armut der einen ist daher Voraussetzung für den Reichtum der anderen.
Daran hat sich bis heute nichts geändert. Leute, die nichts haben, gibt es weltweit jede Menge. Wenn sie keinen Benützer finden, der sich mit Hilfe ihrer Arbeit bereichern will, so können sie noch eine Nische suchen, innerhalb derer sie sich subsistenzmäßig weiterbringen, sich mit illegalen Tätigkeiten Einkünfte verschaffen, oder sich im sozialen Netz über Wasser halten, sofern sie in einem Land leben, wo es ein solches gibt. Sonst können sie noch versuchen, auszuwandern, oder sie verhungern eben. Die Arbeiterklasse ist heute global vertreten, ebenso wie das Kapital. Das kann sich auf der ganzen Welt sein Ausbeutungsmaterial zusammensuchen: für Textilproduktion in Bangladesch, für Autoproduktion in Osteuropa, für Elektronik in Thailand oder China, usw.
Die Arbeiter- und die Ausbeuterklasse gibt es also nach wie vor.
Marx meinte, irgendwann würden nur mehr diese beiden Klassen übrigbleiben, und den Gegensatz zwischen sich so auf die Spitze treiben, daß es unweigerlich zu einer gesellschaftlichen Umgestaltung kommen müsse. Darin täuschte er sich, unter anderem deshalb, weil er die Rolle des Staates falsch einschätzte. Es gibt heute eine Menge Staatsbeamte: Lehrer, Ärzte, Verwaltungsbeamte, die keiner der beiden Klassen angehören. Außerdem hat sich das Kleineigentum, das besteht, ohne fremde Arbeit anzuwenden, auch irgendwie erhalten, bzw. entsteht stets von neuem aus Mitgliedern anderer Klassen.
Das tut aber der Bestimmung von Arbeiter- und Unternehmerklasse keinen Abbruch.
Unlängst hörte ich, es gäbe gar keine Arbeiterklasse mehr, weil die kein Bewußtsein von sich selbst hätte. Diese Sichtweise hat den Widerspruch, daß es eine Klasse ja bereits geben muß, damit man ein Bewußtsein von ihr entwickeln kann.
Die Mitglieder der Arbeiterklasse wollen jedenfalls nicht als Arme gelten, die sich von anderen ausbeuten lassen müssen. Deshalb möchten sie – zumindest in unserer Weltgegend – alle zur Mittelklasse gehören.
Was ist diese „Mittelklasse“? Dort finden sich Leute aus allen Schichten: Selbständige, Arbeiter, Beamte, Kleinunternehmer, sogar Angehörige des Bauernstandes. Es handelt sich also um keine Klasse im herkömmlichen Sinne, die über ihre Einkommensquelle bestimmt ist. Mit „Mittelklasse“ ist vielmehr ein Ideal bezeichnet, dem alle Mitglieder der bürgerlichen Gesellschaft anhängen: vom fixen Arbeitsplatz oder der eigenen Firma, dem sicheren Auskommen, der Vereinbarkeit der gegensätzlichen Interessen in der Marktwirtschaft. Diese diffuse Personengruppe bringt in einem fort Enttäuschte hervor, Gescheiterte, die als Loser, Drop-Outs, Sozialfälle vor sich hin gammeln, aber um so stärker an dem Ideal festhalten, an dem sie persönlich gescheitert sind. Sie sind ein Beweis des Funktionierens der Klassengesellschaft: Die funktioniert nämlich genau so, daß sich die Ausgesteuerten und Eigentumslosen selbst Sand in die Augen streuen über ihre tatsächliche Lage und mit aller Kraft versuchen, sich durch Anpassungsleistungen aller Art von der Klasse der Eigentumslosen in irgendeine Art von Eigentümer zu bewegen. Und wenn das schiefgegangen ist, sich entweder selber die Schuld geben, d.h. bei sich selbst die Gründe suchen, warum der Klassenaufstieg nicht gelungen ist. Das ist die Abteilung Psychotherapie oder Alkoholismus. Oder aber, und davon lebt die ganze politische Rechte, andere zu suchen, die man dafür verantwortlich machen kann, daß man sich den Erfolg, der einem zusteht, nicht auf die Fahnen heften kann.
Wenn schließlich die bürgerliche Presse irgendwo „Klassen“, also irgendeine angebliche Ungerechtigkeit, Ungleichheit festmacht, so bedient sie damit nur das Bedürfnis derer, die zwar nichts haben, aber gerne zur Klasse der Besitzenden gehören würden.
Marx hatte also recht und unrecht gleichzeitig: Die Klassenzugehörigkeit beeinflußt das Bewußtsein der Menschen zwar ziemlich gründlich, aber keineswegs in dem Sinne, in dem er es erhoffte. Gerade angesichts der trostlosen Lage, in dem sich ein guter Teil der Menschheit befindet, entsteht zwar ein Bedürfnis zur Überwindung dieser Lage, aber auf rein individueller Grundlage: Wie komme ich da heraus? und mit allen Illusionen, die hierzu nötig sind.
Das Bewußtsein einer gesellschaftlichen Lösung – der Aufhebung der Eigentumsverhältnisse – kann erst aus einer Kenntnis der kapitalistischen Ökonomie folgen. Es ist also die Aufgabe aller Kommunisten, sich diese anzueignen und zu verbreiten.