Marktwirtschaft: der Tausch als Quelle der Bereicherung

DAS HANDELSKAPITAL
Ein Blogtext kann natürlich keineswegs all das abdecken, was zur Rolle des Handelskapitals heute zu sagen wäre. Er soll lediglich eine Anregung dazu sein, diese Rolle zu überdenken und gegebenenfalls einer eingehenden Untersuchung zu unterziehen.
Das Handelskapital ist heute nicht mehr der bloße Handlanger der Realisierung des Mehrwerts, als der es im „Kapital“ dargestellt wird. Es ist nicht mehr das produktive Kapital, das bestimmt, welchen Teil des Profits es dem Handelskapital überläßt, damit dieses den „Salto mortale“ der Ware bewerkstelligt und den Kreislauf des Kapitals schließt, um einen neuen Produktionszyklus anleiern zu können.
Das Handelskapital ist heute – in einträchtiger Zusammenarbeit mit dem Finanzkapital – zum Herren über die Produktion geworden. Das Handelskapital entscheidet, ob es den Produzenten überhaupt einen Teil des Mehrwerts überläßt oder denselben gleich restlos mit dem Finanzkapital unter sich aufteilt.
Das Handelskapital entscheidet mit dem Finanzkapital, welche Produktion sich überhaupt noch rentiert. Es entscheidet über das Zusperren von Firmen, indem es deren Gewinnmarge gegen Null drückt und Produktionen damit zerstört. Dann macht es sich auf um Ersatz-Produktionen rund um den Globus, um damit weiterhin die Bedürfnisse der Konsumenten befriedigen zu können. Das Handelskapital entscheidet heute damit über die Standorte.
Das Handelskapital war entscheidend in der Eingliederung der ex-sozialistischen Staaten in den Weltmarkt. Es zerstörte den inneren Markt dieser Staaten, und nötigte ihnen den Import als einzige Form der Aufrechterhaltung der Warenzirkulation auf. Auch das wieder in trauter Eintracht mit dem Finanzkapital, das für Konvertibilität und Zahlungsfähigkeit durch Kredit sorgte.
Das Handelskapital war ebenso ein entscheidender Faktor in der „EU-Integration“: Es sorgte für die Zerstörung der nicht-wettbewerbsfähigen Produktion innerhalb der EU, verstärkt nach der Einführung des Euro.
Das Handelskapital war somit der Exekutor der negativen Handelsbilanzen innerhalb und außerhalb der EU und damit auch der Motor der Verschuldung. Dabei wurde es vom Finanzkapital beflissen assistiert: Das Handelskapital überschwemmte die diversen Märkte mit Importwaren, das Finanzkapital sorgte durch Kreditierung von Konsumenten, Gemeinden und Staaten für die entsprechende Zahlungsfähigkeit, mit der es diese Gegenden überhaupt erst als Markt brauchbar machte.
Das Handelskapital bemächtigte sich diverser Grundbedürfnisse der Menschen, wie Lebensmittel und Kleidung. Diese werden aufgrund der Entscheidungen des Handelskapitals bedient, das sehr eigenmächtig entscheidet, in welcher Form diese Bedürfnisse überhaupt befriedigt werden dürfen. Die Lebensmittelketten entscheiden darüber, welche Produkte in verschiedenen Gegenden auf den Markt kommen, und für welche Lebensmittel es seine Vermittlerdienste zur Verfügung stellt. Über die Konkurrenz des Preises werden einheimische Produkte aus dem Handel verdrängt und Produkte aus entlegenen Weltgegenden in den Geschäften der Handelsketten zu Dumpingpreisen angeboten.
Über den Internethandel werden die kleinen Händler aus dem Weg geräumt. Das Geschäftsleben vor Ort stirbt. Die Geschäfte, die die Bedürfnisse vor Ort befriedigt haben, müssen das Handtuch werfen.
Damit gehen eine Menge Jobs verloren, die aufgrund der schon vorher über die Bühne gegangenen Entwicklungen in Fabriken und Landwirtschaft wichtig waren. Die lokale Zahlungsfähigkeit sinkt also weiter, und die betroffene Region kann nur durch Kreditierung seitens des Finanzkapitals als Markt aufrechterhalten werden. Oder aber, was auch sehr wichtig ist, durch die Überweisungen der Arbeitsemigranten, die sich in den Metropolen für Dumpinglöhne verdingen und damit das Lohnniveau dort senken, was auch wieder Auswirkungen auf die dortige Zahlungsfähigkeit hat.
Die Entwicklung geht von West nach Ost, es wird sich erst weisen, inwiefern die ex-sozialistischen Staaten aufgrund der unzuverlässigen Postzustellung diesem Trend widerstehen können.
Große Produzenten, wie Inditex, setzen diesem Trend ein eigenes Vertriebsnetz entgegen. Sie richten eine Art von dezentral-vertikaler Produktion ein, wo auch von Sub-Firmen mit Sklavenarbeit produziert werden kann, aber den Vertrieb übernehmen sie selbst, um sich dem Würgegriff des Handelskapitals zu entziehen und ihre Gewinne selbst einstreifen zu können.
Marx schreibt im Kapital, Band I, daß die Ware A auf den Markt geht und auf die Ware B trifft, der gibt sie ihren Wert. Dann kommen andere Waren hinzu, und so kommt ein gewisses Preisniveau zustande. Das allgemeine Äquivalent, das alle Waren gleichermaßen mißt, muß von außen kommen, weil die einzelnen Marktteilnehmer nicht die Macht haben, dieses einander aufzunötigen. Ist es einmal hergestellt, so unterwirft es alle Waren seinem Maßstab.
Heute ist es so, daß die Ware A auf dem allgemeinen Äquivalent, dem tatsächlich von der imperialistischen Macht EU verordnetem Geld namens Euro, auf den Markt rutscht und allen anderen sagt: Ich bin Repräsentant von Wert, meßt euch an mir! – und die Waren B, C und D, sofern sie diesem Maßstab nicht entsprechen, aus dem Markt wirft.
Rückgang der Produktion, Rückgang von Zahlungsfähigkeit, Schaffung von überflüssiger Bevölkerung – wohin führt das, wenn wir dem nicht Einhalt gebieten? Wird aus Europa eine Variante von Afrika?

NATO, Rußland, USA, EU und der Konflikt um Ukraine und Donbass, Fortsetzung

FORTSETZUNG NR. 4
Da dieser Blog fast die einzige Website ist, die das Thema im Auge behält, und die bisherige Seite bereits mit Kommentaren überfrachtet ist, hier wieder eine Fortsetzung. Jeder ist aufgefordert, hier Neuigkeiten zu dem Thema zu posten.
Der derzeitige Stand der Dinge:
Der Raketenschild wird ausgebaut, die NATO ist weiter auf Konfrontationskurs. Die Frontstaaten – Polen, Baltikum, Rumänien, Schweden werden aufgerüstet.
Finnland?
Die Ukraine wird weiter mit Krediten aufrecht erhalten, obwohl man davon nichts hört bzw. liest – aber Kredit muß fließen, weil das Land pleite ist. Sie wird, ähnlich wie Griechenland, nur weniger öffentlich, weiter kreditiert, um den Verfall der bisher gewährten Kredite zu verhindern.
Donbass?
Odessa?
Kolomojski?
Milizen?
Gewaltmonopol?
Krim?

Was für berichtenswert erachtet wird

EIN KURZER ÜBERBLICK ÜBER DIE MELDUNGEN DER LETZTEN TAGE
Es ist bemerkenswert, was die Medien in den letzten Tagen an Meldungen brachten. Und auch, wovon man nichts mehr erfährt.
So sollen wieder einmal ein paar Hunderte im Mittelmeer abgesoffen sein, weil dank des segensreichen Abkommens – endlich ist die „Flüchtlingskrise“ halbwegs gelöst! – zwischen der EU und der Türkei jetzt viele Flüchtlinge von Ägypten starten und mit den Seelenverkäufern, auf die sie gepfercht werden, auf der weiten Strecke untergehen.
Von den 50 000 oder mehr Flüchtlingen, die in Griechenland festsitzen, hört man auch nichts mehr. Kriegen sie zu essen, haben sie ein Dach über dem Kopf, werden sie medizinisch versorgt? Die Nachfrage ist angebracht, weil viele Griechen selbst dieses Problem haben, sich in Suppenküchen verpflegen, auf der Straße leben und kein Geld für Medikamente haben.
Was ist eigentlich derzeit los in Idomeni, Piräus, Moria? Werden Flüchtlinge weiter in die Türkei deportiert, und wenn ja, mit welchen Zwangsmaßnahmen?
Man hört nur, daß Griechenland wieder neue Sparmaßnahmen übernehmen und durchziehen soll, um neue Kreditstützungsprogramme zugestanden zu kriegen. Was das für die Leute dort heißt, und wie das überhaupt gehen soll, wird dem p.t. Publikum in der EU nicht mitgeteilt. Bestenfalls hört man, daß die griechische Regierung ihre Verpflichtungen nicht erfüllt und die Troika unzufrieden ist, und daß der IWF selbst etwas ratlos zu sein scheint, wie er weiter mit diesem Problem-Land verfahren soll.
Ob Griechenland zusätzliches Geld erhält, um die vielen dort gestrandeten Flüchtlinge irgendwie zu versorgen, ist ebenfalls unklar. Man fragt ja nur. Angesichts dessen, daß der Tenor der EU-Aussagen ist, daß Griechenland als ganzes eine Belastung ist und doch gefälligst weniger Geld verbrauchen sollte, ist bezüglich der Unterstützung in der Flüchtlingsfrage Skepsis angebracht.
Wie geht es weiter in Libyen? Seit einiger Zeit ist Säbelrasseln angesagt, EU und USA reden davon, daß man dort intervenieren sollte, um die mit UNO-Beistand geschaffene Marionettenregierung zu implantieren, aber wie das gehen soll, wer dafür die nötige Militärmacht zu Verfügung stellt, und so eine Intervention überhaupt finanziell trägt – sowas kostet ja einen Haufen Geld – davon hört man auch nichts. Dort in Libyen schlagen sich jedenfalls weiterhin die Milizen untereinander den Schädel ein, und der IS mischt dabei kräftig mit. Das alles wird präsentiert als eine „Lage“, mit der sich die EU herumschlagen muß. So ein Pech! Als ob die EU nicht schon mit sich selbst genug Probleme hätte, und dann noch dazu dieses Durcheinander in Libyen, was auch noch dazu „uns“ jede Menge Flüchtlinge verursacht.
In der ganzen Präsentation dieser „Lage“ fehlt auch nur das geringste Bewußtsein davon oder die geringste Erinnerung daran, wie dieses blutige Drama in Libyen durch diverse EU-Staaten und die USA verursacht worden ist. Damals wurde heftig Beifall geklatscht von den Medien, daß da endlich dieser blutrünstige Diktator beseitigt worden ist, mit dem bis dahin viele dieser Staaten gerne Geschäfte gemacht haben und von dem sich der französische Häuptling sogar seinen Wahlkampf finanzieren hat lassen, um dann an vorderster Front bei dessen Wegräumen dabei zu sein.
Dann kommen noch so geschätzte Regierungen ins Bild, wie die der Türkei, wo Kritiker weggeräumt, Journalisten eingesperrt oder verprügelt werden und ein ziemlich leichenträchtiger Kampf gegen die Kurden geführt wird. Das ist kein „Regime“ wie das bitterböse von Baschar Al Assad. Wo ist eigentlich das Geschrei wegen Beschränkung der Meinungsfreiheit und Unterdrückung der Minderheiten, das immer sofort ertönt, wenn die Politik hierzulande irgendwo Feinde ausfindig macht? Aber unsere Hurensöhne, ja klar, die dürfen alles.
Weiters gibt es noch einen Staat wie Saudi Arabien, wo überhaupt alles geschieht, was die menschenrechtsbeflissene Öffentlichkeit woanders überhaupt nicht leiden kann. Aber dort, bei unseren lieben Freunden, auf deren Kohle ja EU und USA total scharf sind, dort dürfen Ehebrecherinnen gesteinigt und Regimekritiker eingesperrt und ausgepeitscht werden. Das sind sozusagen einheimische Traditionen, ehrenwerte Gebräuche, und da darf man sich von außen keineswegs einmischen.
Und was ist in Syrien? Der grauenhafte Schlächter Assad, der ja nichts anderes im Sinn hat, als seine eigene Bevölkerung auszurotten, wird von den Russen unterstützt und hält sich an der Macht, wodurch die geschätzten „moderaten“ islamischen Rebellen in Bedrängnis geraten und womöglich den Kürzeren ziehen, was das ganze Gleichgewicht in der Region destabilisieren könnte!
Schauen wir einmal in die EU und vergessen wir nicht Bulgarien, wo die Hälfte der Bevölkerung unter der Armutsgrenze lebt oder das Baltikum, wo es ähnlich ausschaut. In Ungarn sind diesen Winter über 200 Leute nach offiziellen Angaben erfroren. In anderen Ländern, wie Rumänien, Bulgarien oder der Ukraine werden darüber überhaupt keine Statistiken geführt. Stattdessen lesen wir hin und wieder, was „wir“ in der EU für einen Wohlstand haben.
Um das teilweise Informationsdefizit über Libyen, die Ukraine oder die EU selbst aufzufüllen, wird man als Medienkonsument mit anderen wichtigen Meldungen versorgt:
In Bangladesh (dem Land, wo das europäische Kapital jede Menge Sweatshops unterhält, die manchmal den dortigen ArbeiterInnen auf den Kopf fallen und/oder abbrennen) wurde ein Homosexuellen-Aktivist ermordet! Ja Sapperlot, was ist denn dort los?! Respektieren die die Menschenrechte nicht?
In Berg-Karabach (wissen die meisten Leser/Hörer überhaupt, wo das ist?) wird wieder herumgeschossen und ein paar Leute sind dabei hops gegangen.
Nachfragen, was dort eigentlich los ist und wie z.B. der türkische Geheimdienst als Scharfmacher unterwegs ist, wird der Hörer- und Leserschaft gnädigst erspart.
Ach ja, und in Libyen ist das Weltkulturerbe in Gefahr! Auf einmal wird man damit versorgt, was es dort eigentlich an Schätzen gibt. Als noch Ghaddafi auf seinem Thron saß, wußten wir gar nicht, was die Welt dort an – europäischem! – Erbe hat. Aber jetzt müssen sich die Verantwortlichen in Brüssel und anderen EU-Hauptstädten Sorgen machen um diese alten Gemäuer. Die „Zivilbevölkerung“, also die „unschuldigen Opfer“ der dort seit Jahren stattfindenden Kämpfe, figurieren unter ferner liefen, aber die Kultur! Ja, da geht es wirklich schlimm zu in Libyen!
In Afghanistan sind die Taliban wieder auf dem Vormarsch, auch der IS macht sich dort breit, ebenso wie im von Saudi Arabien monatelang bombardierten Jemen, aber das ist auch keine Meldung wert. Sogar die durch die Bomben großflächig ruinierte, seinerzeit hochgelobte Architektur des Jemen, die Kasbahs, interessieren die Zeitungsschmierer überhaupt nicht.
So schaut sie aus, unsere freie Presse und Meinungsfreiheit, auf die die europäische Hochkultur wirklich stolz sein kann. „Lügenpresse“, wie die Medien seit dem Ukraine-Konflikt genannt werden, ist gar nicht der angebrachte Ausdruck für diese Art von Berichterstattung, die mit einer Kombination von Scheinwerfer hin – Scheinwerfer weg – Verdrehungen und Lobhudeleien der eigenen Herrschaft den Hof macht.
Ein Raubritternest, dieses Europa, mit einem Haufen Hofgeschichtsschreiber.