Pressespiegel Mandiner.hu, 5.9. 2024: Ungarns und Südosteuropas Gas- bzw. Energieversorgung

„UNGARN NAHM SEINE ENERGIEVERSORGUNG IN DIE HAND: GAS UND ERDÖL KÖNNEN AUF NEUEN WEGEN NACH UNGARN KOMMEN

Zelenskij wird außerdem dafür einen hohen Preis zahlen …“

Dieser Satz wird im Rest des Artikels nicht erklärt, man kann sich also alles Mögliche dazu denken …

„Es ist nur scheinbar beruhigend, daß Ungarn seit einiger Zeit kein russisches Erdgas mehr über die Ukraine bezieht und daher durch das Ende des ukrainischen Gastransits keinerlei Schwierigkeiten auftreten können. Auch der Umstand, daß die von der MOL in Rußland bestellte Gasmenge derzeit in Ungarn ankommt, heißt nicht, daß alles in Ordnung ist.
All das spielt sich nur an der Oberfläche ab.
Ungarn ist nämlich sehr abhängig von den fossilen Brennstoffen aus Rußland. Aus historischen Gründen beruht auf ihnen der größte Teil unserer Energieversorgung. Diese Abhängigkeit wurde seinerzeit dadurch gleichsam einbetoniert, daß die Pipelines das günstige Gas und Erdöl ausschließlich über die ungarisch-ukrainische (vorher ungarisch-sowjetische) Grenze lieferten. Jahrzehntelang gab es keine andere Gasleitung nach Ungarn.“

Ungarn erhielt seit ca. 1978 Gas über die Sojuz-(„Bündnis“) und die Bratstvo-(„Brüderlichkeit“) Leitungen, die Eingangsstation befindet sich in Beregdaróc nahe der ukrainischen Grenze.

„In den letzten Jahren hat sich die Lage jedoch grundlegend geändert.

Der größte Teil kommt über Serbien

Die im derzeit gültigen langfristigen ungarisch-russischem Gas-Liefervertrag festgelegte Menge reicht aus für den grundlegenden Inlandsbedarf, also für die Versorgung der Bevölkerung. Der 2021 geschlossene Vertrag sieht die Lieferung von 4,5 Milliarden Kubikmeter vor. Davon sollten 3,5 Mrd. über Serbien, 1 Mrd. über Österreich nach Ungarn gelangen.
Inzwischen wird auch diese 1 Mrd. kbm über Serbien importiert.

Österreich betreibt eine Gas-Verteilerstelle im niederösterreichischen Baumgarten, die als „europäische Gas-Drehscheibe“ bezeichnet wird und von wo es das aus Rußland und Norwegen stammende Gas in verschiedene Richtungen verschickt(e).
Inzwischen haben sich aufgrund der ukrainischen Gastransit-Sperre die Richtungen geändert.

„Jenseits dieser 4,5 Mrd. kbm schloß der ungarische Außen(handels)minister Péter Szijjártó später verschiedene Verträge über kleinere Mengen ab, aber all das ist zu wenig zur Befriedigung des – sich übrigens verringernden – jährlichen Bedarfs von 8 Mrd. Kubikmetern. Zur Befriedigung des inländischen Bedarfs wird auch die FSZG Zrt. (Erdgaslieferung gAG) Schätzungen zufolge in diesem Jahr 2024/25 mit 1,7 Mrd. kbm aus heimischer Produktion beitragen. Der Rest muß aus weiteren Importen gedeckt werden.“

4,5 + 1,7 = 6,2
D.h., Ungarn braucht noch 1,8 Mrd. Kubikmeter von irgendwo.

„Beim Import aus Rumänien gibt es noch Luft nach oben“

Rumänien war aufgrund der RGW-Distanz unter Ceausescu seinerzeit nicht mit den alten sowjetischen Erdgasleitungen verbunden, aber seither an TurkStream angeschlossen.
Überhaupt hat seit einigen Jahren ein hektischer Pipeline-Bau in Südosteuropa eingesetzt, der nicht ganz transparent ist, weil niemand an die große Glocke hängen will, daß er über Blue Stream und TurkStream weiter russisches Gas bezieht.
Vor allem die Türkei profitiert als Transitland von diesen Entwicklungen, aber auch Gazprom selbst, die diesbezüglich Serbien zu einem Verteiler-Staat ausgebaut hat.

„Über seine Pipeline-Verbindungen kann Ungarn inzwischen über 6 Nachbarstaaten Erdgas beziehen. Nur an das slowenische Netz hat die Gasfirma FSZG das ungarische Gasnetz noch nicht angeschlossen. Aus Rumänien sollen laut Plan die Kapazitäten noch erweitert werden. Das soll sowohl durch eine Steigerung der rumänischen Inlandsproduktion als auch durch die dort aus östlicher Richtung eintreffenden Gasmengen erreicht werden.“

Rumänien besitzt große Gasvorkommen im Küstenbereich, nahe der Schlangeninsel. Erstens wurde dort bisher nicht viel erschlossen, weil die Konzessionsbedingungen Investoren abschreckten, dann kamen die Kriegshandlungen im Schwarzen Meer hinzu. Jetzt soll dort aber anscheinend doch etwas weitergehen.

Mit der „östlichen Richtung“ wird vornehm umschrieben, daß es sich doch um russisches Gas handeln dürfte, das über Turkstream und inzwischen anscheinend auch über Blue Steam den Balkan, Rumänien, Ungarn und teilweise sogar Italien versorgt.
Auf verschiedenen Karten ist erkennbar, daß sogar die Ukraine aus dieser Richtung Gas bezieht, was die völlige Absurdität dieses Gas-Karussels verdeutlicht, weil es handelt sich um russisches Gas, das anstatt direkt in die Ukraine zu fließen, einen großen Umweg über das Schwarze Meer, die Türkei, Bulgarien, Rumänien und Moldawien zurücklegt und natürlich auch für die Ukraine das Gas ordentlich verteuert – abgesehen davon, daß dieser Staat jetzt Transitgebühren zahlen muß, anstatt sie wie bisher zu kassieren.

Aus dieser Richtung (also aus Rumänien) soll Ungarn laut dem Übereinkommen aus dem Vorjahr 1-2 Mrd. Kubikmeter erhalten.

Wie aus der Formulierung ersichtlich ist, ist diese Gaslieferung noch nicht ganz in trockenen Tüchern. Rumänien ist selber nicht sicher, diese Gasmenge tatsächlich an Ungarn liefern zu können.

„Außerdem hat die ungarische staatliche Firma MVM (gAG für Stromversorgung) dieser Tage (d.h., im September 2024) ein Geschäft unter Dach und Fach gebracht, demzufolge sie sich einen Anteil am aserbaidschanischen Schah Deniz-Gasfeld gesichert hat.“

Auch hier ist die Formulierung etwas zweideutig. Ob MVM bzw. Ungarn wirklich Gas von dort erhält und über welche Pipeline und wann, ist offenbar noch keineswegs gesichert.
Das Schah Deniz-Feld ist in Azerbaidschan und von dort wird auch die Transanatolische Pipeline (TANAP) gespeist, die in ihrer Fortsetzung TAP auch seit 2020 Gas nach Griechenland und Italien pumpt.

Diese Pipeline-Projekte wurden bald nach 2014 in Angriff genommen – man merkt, daß viele Politiker und Unternehmen Südosteuropas die Ereignisse in der Ukraine zum Anlaß nahmen, sich pipeline-mäßig von diesem Transit-Land abzunabeln.
Man erinnere sich auch an die geplante South Stream-Pipeline, die von Rußland nach Bulgarien führen sollte. Bulgarien wollte auch ein Gas-Verteiler-Staat werden und damit sowohl Geschäfte machen als auch an Bedeutung gewinnen.
Sowohl die EU als auch die USA untersagten damals Bulgarien dieses Projekt. Die Orescharski-Regierung wurde gestürzt, die Nachfolger bliesen das Projekt ab. Die Türkei sprang in die Bresche, die Pipeline wurde weiter nach Süden verlegt und heute ist die Türkei der große Gas-Verteiler. Aus South Stream wurde TurkStream.

„Der Ausnützungsgrad der kroatischen Pipeline könnte ebenfalls steigen

Das schwimmende LNG-Terminal auf der Insel Krk können Tanker mit Flüssiggas aus der ganzen Welt anlaufen. Von dort kann das Gas über die Pipeline bis zur Raffinierie in Százhalombatta gelangen. Die Leistung des schwimmenden Terminals ist geringer als die des ursprünglich geplanten Terminals auf dem Inselboden selbst.“

Die schwimmende, weil günstigere Variante wurde gewählt, nachdem einer der Investoren ausstieg und deshalb das Projekt jahrelang auf Eis gelegt wurde.

„Eine Erweiterung ist jedoch geplant, sodaß auch aus dieser Richtung der ungarische Import gesteigert werden könnte.“

Das LNG-Terminal in Krk wurde sehr von den USA gepusht, als Alternative zum russischen Gas und sicherem Abnehmer von US-Flüssig(Fracking-)Gas.
Natürlich können ein LNG-Terminal Schiffe aus aller Welt anlaufen, nicht nur aus den USA … Bei LNG gibt es mehr Anbieter als bei einer fix verlegten Pipeline.
Allerdings ist das LNG-Gas deutlich teurer als das Pipeline-Gas, die in diesem Artikel erwähnte Pipeline nach Bosnien scheitert auch wegen dieses Umstands.

„Große Veränderungen beim Gasbezug aus Österreich

Ungarn erhielt in den letzten 1-2 Jahren durch die bisher erwähnten 3 Staaten Erdgas aus russischer und nicht russischer Produktion. Aus der Ukraine erhält es nichts (mehr), und interessanterweise (aus marktwirtschaftlichen Gründen) auch aus Österreich nicht, nämlich durch die HAG-Pipeline, die als Symbol der Distanz zum russischen Erdgas gefeiert wurde und wird.
Ungarn beendete nämlich 1996 mit der Verlegung der HAG-Pipeline, die die österreichischen und ungarischen Netze verband, die Abhängigkeit vom Import aus der Ukraine.
Zumindest dem Prinzip nach.
In Wirklichkeit kam natürlich das russische Gas weiter durch die Ukraine und die Slowakei durch die Brüderlichkeits-Pipeline nach Österreich und von da nach Ungarn.
Von westlicher Richtung kommendes Gas war nämlich bedeutend teurer.

Dieses HAG-Pipeline war nur von West nach Ost geplant und wurde so gebaut – mit dem Ergebnis, daß sie sozusagen still liegt, weil Österreich durch diese Ausrichtung kein Gas aus Ungarn über TurkStream beziehen kann.

„Durch die HAG-Pipeline kam bis 2025 also weiter russisches Gas durch die Ukraine und die Slowakei nach Österreich und von dort nach Ungarn. Eine Alternative soll die TAG-Pipeline bieten, deren Erweiterung geplant ist.“

Die TAG führt von dem Verteiler in Baumgarten nach Italien und Slowenien und transportierte dorthin russisches Erdgas. Man merkt an diesen Pipeline-Verläufen, zu welch einem bedeutenden Gas-Transitland sich Österreich entwickelt hatte – das, was Deutschland mit Nord Stream 2 auf größerer Stufenleiter vorhatte.
In diesem Zusammenhang sind auch die Beschimpfungen von und der Druck auf Österreich begreiflich. Der russische EInmarsch und die Sprengung der Nordstream-Pipelines verwandelte Österreich nämlich in eine Gas-Großmacht in dieser Ecke der EU, was vielen Konkurrenten sauer aufstieß.

„An der ungarisch-slowakischen Grenze fließt das Gas eher aus Ungarn hinaus

Aus nördlicher Richtung könnte Ungarn auch Erdgas über den ungarisch-slowakischen Verbindungsknoten beziehen, aber da ist im Augenblick nix los.
Aus dieser Richtung hätte Ungarn auch (wegen des Umwegs teureres) russisches Gas beziehen können, zumindest bis zu den Zeitpunkten, an dem die durch Polen führende Jamal-Pipeline nicht abgestellt wurde,“

an der Formulierung merkt man, daß es entweder nicht klar ist oder der Autor nicht daran rühren möchte, warum diese Pipeline stillgelegt wurde und wer das veranlaßt hat.
(Oder wurde sie vielleicht gar nicht ganz stillgelegt?)

„oder bis die Probleme bei North Stream auftraten.“

Auch wieder sehr eigenartig formuliert. Die „Probleme“ waren eine Sprengung, die bis heute niemand aufgeklärt hat und das auch nicht will.

„Über diese Pipeline könnte Ungarn aus alternativen Quellen Gas beziehen, wenn in dieses Rohr über Westeuropa oder Polen eintreffendes Flüssiggas aus aller Welt eingefüllt wird.“

Damit wird darauf hingewiesen, daß auch das Flüssiggas aus Rußland kommen könnte.

Vom Standpunkt Ungarns ist jedoch weiterhin das günstigste Gas das, das über Pipeline aus Rußland geliefert wird.

Aus dem Bisherigen geht klar hervor, daß Ungarn inzwischen verschiedenste Möglichkeiten zum Bezug von Erdgas hat, aber alle sind teurer als das russische Gas. Für den Bezug von anderem Gas sind auch oftmals weitere Investitionen notwendig.“

Hier wird offen gelassen, wer die tätigen soll – Ungarn oder das Land, über das das Gas bezogen werden soll.

„Es ist jedenfalls ein Fehler, die durch die Ukraine führenden Pipelines langsfristig abzuschreiben.“

Ein Hinweis darauf, daß in der Ukraine selbst wieder Interesse an dieser Art von Gasversorgung entstehen könnte – erstens wegen des eigenen Bedarfs als auch wegen der Transitgebühren.

„Die Ukraine bleibt auf der Gas-Landkarte

Da der kürzeste Weg von Rußland nach Ungarn über die Ukraine führt und diese Pipeline auch ausgebaut ist, liegt es auf der Hand, langfristig über unser östliches Nachbarland zu importieren. Diese Möglichkeit kann man nicht einfach deshalb vom Tisch fegen, weil die Lage im Augenblick anders ist.
Die Ukraine hat angekündigt, ab dem 1. Jänner 2025 kein einziges russisches Gasmolekül mehr Richtung Westen zu transportieren.

Für die Wiederherstellung des Gastransits durch die Ukraine spricht, daß das russische Gas, das über TurkStream und den Balkan bezogen wird, einen viel längeren Weg zurücklegen muß und auch auf dieser Route politische Risiken in Zukunft nicht ausgeschlossen sind.
Außerdem kam über die Ukraine früher nicht nur das Gas, das über langfristige Verträge geliefert wurde, sondern auch kurzfristig erworbenes Gas zu Marktpreisen.

Die Handelsfirma kennt man, aber man weiß nicht immer, wo das Gas aus der Erde geholt wurde

Die Gas-Alternativen haben gemeinsam, daß ihr Ursprung der Öffentlichkeit nicht immer bekannt ist.“

Der Öffentlichkeit vielleicht nicht, aber dem Käufer anscheinend schon …

„Von Fall zu Fall kennen wir die Länder, aus denen es kommt, die LNG-Terminals, die Pipelines, aber der Verkäufer ist nicht unbedingt identisch mit dem Produzenten.“

Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts.

„Die zwischen den beiden bestehende Geschäftsverbindung legen sie nicht immer offen, zunächst aus geschäftlichen Gründen, aber natürlich besonders in Zeiten der Sanktionen, wo man leicht in den Verdacht geraten kann, die Sanktionen verletzt zu haben. Wie zum Beispiel jetzt. Das ist allerdings derzeit vor allem auf dem Ölmarkt zu beobachten.“

Die Verdächtigen beim Gastransport sind derzeit überschaubarer, weil nur einige Produzenten auch Verflüssigungsanlagen für das Gas haben. Das sind die USA, Rußland, Katar, Australien.
Kanada steigt gerade in den LNG-Markt ein. China verbraucht mehr Gas als es erzeugt, ist also kein Gasexporteur und der Iran hat keine Anlagen zur Verflüssigung von Erdgas.
Saudi-Arabien hat relativ geringe Kapazitäten für LNG, aber ähnlich wie beim Öl nutzt es die Sanktionen gegen Rußland mit Freude, um LNG aufzukaufen und mit dem Ettikett »Made in Saudi Arabia« auf dem Weltmarkt zu verkaufen. Gaswäsche vom Feinsten. Wenn nicht heute, so sicherlich morgen.
So wäre denkbar, daß ein unter der Flagge von Panama fahrendes Schiff offiziell Flüssiggas aus Saudi-Arabien auf die Insel Krk in Kroatien bringt, das vorher im russischen Norden dieses Flüssiggas geladen und dann an Saudi-Arabien weiterverkauft hat.

„Man muß auch ohne russisches Erdöl leben können

Hoffentlich kommt bald wieder das Öl von Lukoil nach Ungarn, das die MOL bestellt hat, das aber die Ukraine seit Juli nicht mehr nach Ungarn durchläßt. Diesbezüglich laufen Verhandlungen.“

Es geht natürlich – surprise, surprise – um Geld.

„Obwohl im Augenblick 2 andere russische Ölfirmen diese Lieferungen von Lukoil nach Ungarn ersetzen, kann der derzeitige Zustand nicht lange aufrechterhalten werden, weil
die Ukraine die MOL zwingen kann, mit diesen anderen 2 Firmen einen Vertrag abzuschließen, durch den die Ukraine zu höheren Transitgebühren kommt als beim bisherigen Vertrag zwischen MOL und Lukoil.

Obwohl die Ukraine angekündigt hat, ihre Öl-Transitverpflichtungen bis 2029 wahrzunehmen, weiß man nicht, was nachher geschehen wird. Das russische Erdöl fließt durch Kriegsgebiet, was mit Risiken verbunden ist.
Die EU erwartet, daß Ungarn bis 2027 völlig auf russisches Erdöl verzichtet. Allein um der erwähnten Risiken willen ist es im Interesse Ungarns, seine Erdölversorgung zu diversifizieren, um seine Importabhängigkeit zwischen mehreren Importeuren aufzuteilen.“

Auch da läßt sich sicher mit Hilfe Saudi-Arabiens oder Indiens etwas drehen, was natürlich mit Mehrkosten verbunden ist.
Vor allem aber: Wie kommt das Öl ins Land? Ungarn hat keine Häfen und außer der Druschba-Pipeline gibt es wenig andere Ölleitungen in Europa, in Ungarns Nähe schon gar nicht.
Als einzige andere Route bleibt die Adria-Pipeline, die ebenfalls von der Insel Krk nach Ungarn und nach Serbien führt. Dorthin müßte das Öl auch per Tanker kommen, was natürlich die ganze Sache verteuert.

„Es ist einfach, Erwartungen zu hegen

Dieser Umstieg ist jedoch keine rein kommerzielle Entscheidung. Die Raffinerie in Százhalombatta (DuFi, Ungarns einzige Raffinerie) muß dafür eingerichtet werden, anderes Erdöl als das russische zu verarbeiten. Das ist zu 35% bereits geschehen, das nicht-russische Öl kommt aus Kroatien über die Adria-Pipeline. In der Tat, die Betreiberfirma dieser Pipeline, JANAF gibt an, den gesamten Bedarf Ungarns und der Slowakei durch diese Pipeline decken zu können,
aber das Versprechen taugt wenig, solange die beiden Raffinerien (DuFi und die slowakische Slovnaft bei Bratislava) nicht mit voller Kapazität das nicht-russische Erdöl verarbeiten können.

Ende 2025 sind die beiden Raffinerien soweit

Es wird nicht an die große Glocke gehängt, woher die MOL das nicht-russische Erdöl bezieht. Es ist jedoch bezeichnend, daß für die Ölgesellschaft die indische Notierung des russischen Ural-Öl-Rabattpreises maßgeblich ist. Das gab Tamás Pletser, der führende Analyst für den Gas- und Ölmarkt bei der Erste Bank, in einem Gespräch nach dem Kurzbericht der MOL bei der zweiten Vierteljahressitzung an. Hier ist daran zu erinnern, daß Indien nicht als Produzent, sondern als Handelspartner auf dem Ölmarkt aktiv ist.“

Also russisches Öl in indischer Vermittlung.
Indiens Raffinerien kaufen russisches Rohöl auf, verarbeiten es weiter und Ungarn kauft es – wie viele andere europäische Abnehmer – von dort ein. Dann kommt es mit Tankern – rund um Afrika, weil der Suezkanal und das Rote Meer werden aufgrund der Kriegshandlungen von Tankern inzwischen ziemlich gemieden – an die Adria und dort wird das Öl in die kroatische Pipeline eingefüllt.
Nach Indien kommt es übrigens auch auf verschlungenen Wegen, nämlich ausschließlich übers Meer – aus dem Schwarzen Meer, der Ostsee und den Häfen des Fernen Ostens.
Der Ukrainekrieg und die Sanktionen haben den Tankerverkehr in die Höhe katapultiert. Jedes Gerede von klimafreundlichen Maßnahmen wirkt vor diesem Hintergrund lächerlich.

Das Öl, das aus indischen Raffinerien herauskommt, ist offenbar anders beschaffen als dasjenige, was direkt durch die Pipeline ankam, obwohl beides aus Rußland stammt.

„Außerdem ist bekannt, daß im Vorjahr (also 2023) 630.000 Tonnen Erdöl aus Kasachstan kamen. Das gab Péter Szijjártó im November 2023 bekannt. Man hört auch Gerüchte darüber, daß die MOL im arabischen Raum einkauft.
Bei diesem Gespräch (mit Pletser bei der MOL-Sitzung) wurde gesagt,
daß die MOL ab Ende 2026 bereit ist, beide große Raffinerien (DuFi und Slovnaft) über das Meer zu versorgen.

Die Frage ist, ob Ende 2025, wie in der Überschrift behauptet, oder Ende 2026. Bis dahin muß es das Öl offenbar weiter zumindest teilweise über die Druschba-Pipeline beziehen, ukrainische Ansprüche hin oder her.

„Die dafür notwendigen 500 Millionen Dollar begleicht sie aus Eigenmitteln.“

Interessant, daß der Preis in Dollar angegeben wird.
Das wirft einen Schatten auf die Gültigkeit des Euro in der EU.

„Das russische Öl wurde nicht nur politisch riskant, sondern seine Lieferung unterliegt aufgrund des Krieges auch materiellen Risiken.“

Allerdings gilt das für die Tanker inzwischen auch.
Erstens wegen Krieg und Piraterie, zweitens auch wegen des schlechten Zustands vieler der schnell wieder in Betrieb genommenen zusätzlichen Tanker auf den Weltmeeren.

Die Aktionäre nahmen auch zur Kenntnis, daß der Umbau der Raffinerien aus Eigenmitteln und der Kauf von nicht-russischem Öl und Gas, das bedeutend teurer ist, die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens schädigt.“

MOL ist eine staatliche Firma, die auch einen Versorgungsauftrag hat.
So wie in anderen Staaten der EU belastet die Subventionierung der Energie-Infrastruktur den Staatshaushalt.
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Die in Grau gehaltenen Teile sind Begriffe und Tatsachen, die ich hervorheben will.
Die blau gehaltenen Sätze sind Dinge, die entweder der Verfasser oder der Redakteur des ursprünglichen ungarischen Artikels hervorheben will.

Erderwärmung, Klimawandel, Umweltverschmutzung usw. – ganz egal!

DIE EU VERABSCHIEDET SICH VON KLIMAPOLITIK

Was zählt, ist Aufrüstung, Säbelrasseln auf Teufel-komm-raus. Alles das ist gar nicht gut fürs Klima, aber auch Energie muß her, mit Tankern, Flüssiggas-Anlagen, auch da ist für Umwelt- und Klima-Fragen kein Platz mehr.

Nachdem sich die Grünen vom Frieden schon sehr lange verabschiedet haben, werfen sie jetzt auch die Umwelt in hohem Bogen aus dem Fenster.

Hier wird eine Pinnwand für diese Themen eingerichtet.

Pressespiegel Komsomolskaja Pravda, 8.6.: Ständiger Lernprozeß auf dem ukrainischen Testgelände – Teil 2

ÜBERRASCHUNGEN DURCH DIE RUSSISCHE RÜSTUNGSINDUSTRIE

1. Die „schlaue“ Zarenbombe (Gleitbombe)

Unsere Bomben mit dem sogenannten Steuer-Modul für Planung und Korrektur (UMPC) sind zu einem echten »Hit« dieses Krieges geworden, einem System, das leicht als »Superwaffe« eingestuft werden kann – einfach, billig, tödliche Kraft und Genauigkeit. Aber das war nicht immer so.

Im April 2022 lag ich zusammen mit Wostok-Piloten im Korridor des Gebäudes Nr. 20 am Rande von Azowstal. Ich lag da und betete. Bei jedem Bombeneinschlag bog sich die Korridorwand und bewegte sich in Wellen. Ich sagte mir: »Liebe Piloten, bloß nicht das Ziel verpassen!« Die Bomben landeten in etwa 300 Metern Entfernung und damit wurde versucht, die Mitglieder des Azov-Regiments in der benachbarten Werkshalle auszuschalten. Die Bomben fielen im »freien Fall« und die Azovler hatten genug »Stinger« (tragbare Flugabwehrraketensysteme). Daher konnte man die Piloten verstehen – sie warfen die Bomben aus genügend Entfernung ab, um die von den »Stinger«-Raketen beherrschte Zone zu vermeiden. …

Als Folge des Angriffs auf Azowstal wurden die bereits 2003 entwickelten Bombenplanungs- und -regulierungsmodule aus den Schubladen geholt und wiederbelebt. Es stellte sich heraus, daß dieses Modul kostengünstig ist und in wenigen Stunden auf jeder stumpfen Gusseisenbombe mit einem Gewicht von 165 bis 1500 Kilogramm installiert werden kann.
Nun trennt sich die »klügere« Bombe zehn Kilometer vom Ziel entfernt vom Flugzeug und zielt dann eigenständig auf dieses Ziel, mit einer Genauigkeit bis zu einigen Metern. Der erste Auftritt dieses  »intelligentem Gusseisens« war die Eroberung des Werks Avdejevskij Koksochim, wo Luftaufklärungsflugzeuge mit Hubschraubern in Verbindung mit der »großen Luftfahrtwaffe« arbeiteten und in wenigen Wochen alle Widerstandseinheiten des Werks außer Gefecht setzten. Meine Freunde aus der Zielgenauigkeits-Abteilung kletterten dann in der Anlage herum, um die Ergebnisse ihrer Arbeit festzuhalten. Diese Daten sind geheim, aber die zufriedenen Gesichter der Burschen sprachen für sich.“

Die Gleitbomben bzw. selbstgesteuerten Bomben sind also das Mittel, um die Flugzeuge außerhalb der Reichweite der schultergestützten Flugabwehrraketen zu halten, die seit ihren ersten Auftritten in Afghanistan in den 80-er Jahren zu einem fixen Bestandteil der Flugabwehr weltweit geworden sind. (Auch Rußland stellt solche Geräte her und sie wurden auch im Donbass 2014 ff. erfolgreich gegen ukrainische Flugzeuge eingesetzt.)

„2. Plötzliche »Wirbelwinde«

Im Juni 2023 setzten die ukrainischen Streitkräfte auf einem schmalen Frontabschnitt erstmals in großem Umfang NATO-Panzerfahrzeuge ein. Der Plan bestand darin, die Front zu durchbrechen, Reserven in den Durchbruch zu bringen und, wie das Kommando der Streitkräfte der Ukraine und ihre Berater aus dem Westen träumten, »die Moskowiter in das Azowsche Meer zu werfen«. Die Überraschung für sie war der Panzerabwehrflugzeugkomplex »Vichr« (Wirbelwind), der bis zu diesem – richtigen –Moment für niemanden von besonderem Interesse war. Unser militärisch-industrieller Komplex transportiert den »Wirbelwind« seit den 90er Jahren zu Waffenausstellungsräumen auf der ganzen Welt, aber es gab keine Käuferlinie dafür. Obwohl es etwas zu sehen gab – ein Laserleitsystem, Überschallgeschwindigkeit, eine Reichweite von 12 Kilometern, durchdringender homogener Stahl 1,2 Meter – Munition, die den dynamischen Schutz von Panzern, »Grill-Gitter« und Bildschirme, überwinden kann.“

Wenn das System auf internationalen Waffenausstellungen vorgestellt wurde, also kein Geheimnis war, so haben offenbar die militärischen Geheimdienste der NATO fest geschlafen. Denn wo kann man sich besser – und völlig legal und ohne Risiko – über die Waffen des Gegners informieren?
Aber offenbar setzt man weiter auf Westentaschen-James-Bonds, die irgendwo unter riskanten Bedingungen Aufnahmen von neuen Waffensystemen machen, oder auf Informanten, die irgendwelche Baupläne von Wunderwaffen übermitteln.
Oder man lehnt sich satt zurück und sagt: Aufgemotzter Sowjet-Schrott, funktioniert sowieso nicht!

„Und es kam der Sommer 2023. Sobald die feindlichen Panzergruppen zum Durchbruch vorrückten, starteten unsere K-52-Hubschrauber mit »Wirbelwind«-Raketen und trafen Ziele. Laut dem General, der die 58. Armee befehligte, »zerstörten zwei Hubschrauber gleichzeitig fünf bis sieben gepanzerte Fahrzeuge des Feindes.«
Wie mein Kamerad aus derselben Armee, ein Scharfschütze mit dem Spitznamen »Moskau«, der die Offensive der ukrainischen Streitkräfte in der Nähe von Rabotino abwehrte, bestätigte: »Die Hubschrauberpiloten haben sich sehr gut gegen die Panzerfahrzeuge bewährt.« Das ist ein sparsames Lob, aber wer die zurückhaltende Art von »Moskau« kennt, weiß, daß das sozusagen stehenden Ovationen gleichkommt.

Laut dem Entwickler von »Wirbelwind«, einem Vertreter des Kalaschnikow-Konzerns,“

– bürgt für Qualität –

„»wiesen die Raketen eine Wahrscheinlichkeit auf, ein Ziel zu treffen, die nahe bei 1 liegt – 0,9.« In die zivile Sprache übersetzt: Ein abgeschossener »Wirbelwind« ist ein zerstörter »Leopard« oder was auch immer die westlichen Verbündeten der Bandera-Fans sonst noch lieferten.“

Der Koeffizient drückt also die Treffsicherheit aus – pro abgeschossener Munition ein zerstörtes Zielobjekt.

„Die Auslandsbestellungen für »Wirbelwind« haben übrigens bereits begonnen. Die Welt beobachtet den Fortschritt der Militäroperation in der Ukraine mit einem Notizblock in der Hand und notiert, welche Waffen die Feuertaufe bestehen und wer eine Schlappe erleidet.“

Der Ukraine-Krieg ist also eine Werbung bzw. Anti-Werbung für die ganzen modernen Waffensysteme.

„3. Operation »Lancet«

Die »Lancet« (Lanzette)-Angriffsdrohne wurde bereits 2019 erstmals der Öffentlichkeit gezeigt, ein Jahr später in Dienst gestellt und 2021 bereits gegen Militante im syrischen Idlib eingesetzt.“

Syrien mußte eben auch schon als Waffen-Testgelände herhalten.

„Der Motor der »Lancet« ist elektrisch, die Geschwindigkeit erreicht 300 km/h. Der Hauptunterschied zu ihren westlichen Gegenstücken besteht jedoch darin, daß unsere »Lancet« keine Satellitennavigation benötigen. Die Lancet kann bis zu 30 Minuten in der Luft manövrieren und so der Luftverteidigung ausweichen. Das Verlassen des betroffenen Gebiets und die Rückkehr ist ein wichtiger Unterschied zu Raketen. Die »Lanzetten« werden von einem tragbaren Katapult oder vielleicht sogar von der Ladefläche eines Lastwagens aus abgefeuert. Die »Lancet« funktioniert nach einem hochexplosiven Fragmentierungsprinzip – wenn es auf ein gepanzertes Fahrzeug prallt, kommt es zu einem kumulativen Effekt – die Panzerung wird durchgebrannt.“

Die Sprengkraft der »Lancet« übersteigt diejenige herkömmlicher Drohnen-Sprengladungen, weil sie ein Gasgemisch beinhaltet.

„Westliche Experten waren alarmiert, als sich der Einsatz der »Lancet« in der Ukraine ausbreitete, und widmeten ihm Hunderte von Artikeln: ein wichtiges Zeichen dafür, daß die »Lancet« ein Erfolg war.
Im Herbst 2023 schrieben US-Analysten bei der Analyse des Scheiterns der ukrainischen Offensive: ,Die »Lanzetten« zerstörten etwa 200 Einheiten der Ausrüstung der ukrainischen Streitkräfte, und die Zahl der beschädigten Fahrzeuge kann nicht gezählt werden. 15% aller Ziele sind ukrainische Luftverteidigungssysteme, was Russland Luftüberlegenheit verschaffte.‘
Doch den eigentlichen Schock im Westen löste der Abschuß eines ukrainischen MIG-29-Jägers durch die »Lancet« im September 2023 aus. Der Westen hatte nicht mit einer solchen Überraschung gerechnet, so Gott will, nicht mit der letzten.

4. Schrecken vom Himmel – russische Marschflugkörper

Sie können jeden Moment einschlagen, und glaubt nicht, daß ein Betonbunker Sie vor ihnen schützen wird. Dieser Krieg zeigte die Leistungsfähigkeit unserer Raketen. Die ersten, die auftraten, waren die geflügelten »Kalibr«, die bereits im Nahen Osten getestet wurden.“

Testgelände Syrien …

„Ich erinnere mich, wie überrascht viele damals von der Tatsache waren, daß diese Raketen vom Kaspischen Meer aus auf entfernte Ziele in Syrien abgefeuert wurden. »Kalibr« hat eine Reichweite von über 2000 Kilometern. Es gibt die Meinung, daß sie viel länger ist, diese Zahl wird jedoch nicht bekannt gegeben.

Derzeit macht »Kaliber« diejenigen Flugplätze der ukrainischen Streitkräfte platt, die auf den Empfang von NATO-F-16-Kampfflugzeugen vorbereitet wurden. Auch wenn sie sich in Rumänien oder Polen aufhalten sind, bietet dies keinen Schutz vor »Kalibr«.

Und selbst Beton hilft nicht gegen das Hyperschall-Raketensystem »Kinzhal« (Dolch). Das Debüt der »Dolche« an im Ukraine-Krieg fand am 18. März 2022 statt – ein unterirdisches Flugzeugmunitionsdepot wurde in der Region Iwano-Frankiwsk zerstört. Es wurde während der UdSSR zur Lagerung von Atomwaffen gebaut und galt als eines der bestgesicherten (der UdSSR). Laut »The American Conservative« ,konnte Russland Waffen herstellen, die dem amerikanischen Arsenal überlegen sind, was ein »katastrophales Versagen« des Westens darstellt.‘
Die »Dolche« arbeiten sich weiterhin an feindlichen Unterständen ab, und wenn sie müde werden, kommt »Zirkon« zum Einsatz – ein Gerät ähnlicher Bauart.

Ein weiterer »Hit der der Ukraine-Operation« sind die Langstrecken-Marschflugkörper »X-22«, sie wurden bereits in der UdSSR als Anti-Schiffs-Raketen entwickelt. Doch die ukrainische Flotte ist längst Geschichte, deshalb werden mehrmals pro Woche Raketen gegen Bodenziele eingesetzt. Ihre Spezialität ist die Geschwindigkeit. Die X-22 erreicht eine Geschwindigkeit von 3.600 km/h und kann im Prinzip nicht von der heutigen Luftverteidigung des Feindes abgefangen werden.

5. Eine Art Nachwort: Wir lernen, auf echte und wirksame Weise zu gewinnen

Neben den Lancets haben wir noch die »Geranien« (eine russische Variante der iranischen Shahed-Drohnen, für die Ablenkung von Abwehrsystemen)), »Orlans« (Seeadler, selbstgesteuerte Drohnen für schwer zugängliche Objekte), »Tachyonen« (hypothetische Teilchen der Quantentheorie, superschnelle Drohnen), »Eleronen« (Beobachtungsdrohnen »Querruder«) und »Vorposten«(aus der US-Drohne »Searcher“ weiterentwickelte, lasergesteuerte Drohne) – mit einem Wort, eine ganze Brut von Drohnen.
Und die von Bastler-Amateuren geborenen »Volks«-Drohnen »Upyr« (Vampir) werden bereits in Serie produziert.

Es gibt weiterhin das einzigartige Flammenwerfersystem »Solnzepek« [Sonnenschein (!)], das den Feind schockt, aber es wird noch modifiziert, um es noch besser und mit größerer Reichweite zu machen.“

Hierbei handelt es sich um Raketen, die als Salve abgeschossen werden und beim Aufprall Feuer entfachen.

Die Hubschrauber KA-52 und Mi-28 sind nicht nur an sich schön, sondern auch dank ihrer »Wirbelwinde« und »Produkte 305« (eine Rakete mit Lenksystem) auch sehr effizient. Sie werden fortwährend weiterentwickelt – auf den durchschlagenden Erfolgen des Sommers 2023 ruhen wir uns nicht aus.

Der wichtigste Schluß aus alledem: Unsere Verteidigungsindustrie hat sich nicht auf die vorhandenen Muster beschränkt und an ihnen um jeden Preis festgehalten. Nein, die Entwicklung ist weiter im Gange und wird ständig im Krieg getestet.

Schließlich, wir beschönigen nichts und sagen auch nicht, dass überall alles hervorragend ist. Es gibt Bereiche, in denen wir immer noch »durchhängen« und hinter dem NATO-Niveau zurückbleiben.
Jeder an der Front (und sogar im Hinterland) kennt auch die Schwächen – dank Kommunikation und elektronischer Kriegsführung. Sobald wir um diese Schwächen wissen, müssen wir sie korrigieren, das war schon immer so.
Und dann wird Russland durch die Aktion Ukraine die stärkste, hochmoderne und gut bewaffnete Armee schaffen.“

Man merkt aus diesen recht überzeugten Ausführungen des Kriegskorrespondenten, daß Rußland derzeit kein brennendes Interesse an der Beendigung dieses Krieges hat.

Alle Schäden und Toten, die in der Ukraine und auf russischem Territorium anfallen, werden als Kollateralschäden verbucht, die dem erklärten Ziel dienen, die Überlegenheit Rußlands gegenüber der NATO zu demonstrieren: Europa, den USA und der ganzen Welt.

Ein wesentliches Element dieses Krieges sind auch die Kosten geworden, mit denen die ganzen Waffen hergestellt werden.

Rußland stellt seine Waffen unter staatlicher Regie her. Hier gibt es keine Geschäftskalkulationen. Das Militär sagt: Wir brauchen das und das! und es wird produziert, mit eigenen Komponenten. Alles, was Rußland nicht selber herstellen kann, bezieht es über seine Verbündeten: den Iran, Nordkorea, China, oder es besorgt es sich auf dem freien Rüstungs-Weltmarkt.

Die sowjetische Rüstungsindustrie wurde auch in den finsteren Jelzin-Zeiten nie privatisiert, sie unterliegt keinerlei Geschäftskalkulationen.

Die westliche Rüstungsindustrie hingegen ist marktwirtschaftlich organisiert. Jede Drohne, jeder Panzer muß so bezahlt werden, daß der westliche Rüstungskonzern damit ein Geschäft macht.
Das kostet die westlichen Budgets Unsummen. Dazu kommt, daß die Ukraine kein Geld hat. Alles, was sie erhält, ist ein Geschenk.

Viele Lieferungen an die Ukraine, vor allem aus den USA, sind durch Kredite abgesichert. Polen hat riesige Kredite in Südkorea aufgenommen, um sich aufzurüsten, nachdem es bereits im Jahr 2022 den größten Teil seiner größtenteils aus der sowjetischen Zeit stammenden Rüstungsgüter in die Ukraine verschenkt hat.
Damals nahm Polen – genauso wie andere europäische Staaten und auch die USA – an, daß Rußland unter dem Druck des Krieges und der Sanktionen in die Knie gehen und aufgeben würde – und daß sich diese waffenmäßige Entblößung sozusagen in einer Art Siegesdividende „auszahlen“ würde.

Nichts davon ist eingetreten.

Die westlichen Waffenarsenale sind geleert, der Israel-Krieg gegen eine wehrlose Gaza-Bevölkerung hat weitere Waffenarsenale geleert. Das alles kostet einen Haufen Geld und gefährdet die Kreditwürdigkeit des Euro – vor allem, wenn die Ukraine den Krieg verliert, was absehbar ist.