Serie „Lateinamerika heute“. Teil 23: Die Dominikanische Republik

VOM PECH, ALS MODELL ZU DIENEN

Die DR kennt man heute hauptsächlich als touristische Destination, Zweitwohnsitz des Jet-Sets und bessere Hälfte des als lokalem Problemfall bekannten Haití.
Der Weg zu diesem Zustand war allerdings holprig.

Entdeckung, „Umvolkung“ und territoriale Teilung

Die Insel Hispaniola, deren östlichen Teil die DR einnimmt, war nach den Bahamas und Kuba die nächste Insel, die Kolumbus „entdeckte“. Er wurde überall freundlich aufgenommen. Die unbekleideten Bewohner der karibischen Inseln hielten die Entdecker für Abgesandte des Himmels.
Kolumbus nahm aus dieser freundlichen Aufnahme vor allem wahr, daß diese Menschen friedlich und daher feige seien und man sie einfach unterjochen könne.
Die Insel Hispaniola wurde zum Modell für die Eroberung der Neuen Welt durch Spanien. Ihre Bewohner wurden in den folgenden Jahrzehnten ermordet, zu Tode geschunden und versklavt.
Die solcherart und außerdem durch aus Europa eingeschleppte Krankheiten dezimierte Bevölkerung Hispaniolas wurde bereits seit Anfang des 16. Jahrhunderts durch Sklaven aus Afrika ersetzt. Die Afrikaner waren vergleichsweise resistent gegen die europäischen Infektionskrankheiten und bewährten sich daher als Arbeitskräfte. Deshalb veränderte sich die Bevölkerung Hispaniolas bis Ende des 16. Jahrhunderts in spanischstämmige Oberschicht, schwarze und indigene Sklaven, und deren Mischlinge.

Anfang des 17. Jahrhunderts fanden Zwangsumsiedlungen der Bewohner des Westens der Insel und die Zerstörung der bis dahin entwickelten Wirtschaft dieser Gegenden statt, weil die spanische Krone der Schmuggel mit und der Kontakt mit den Untertanen anderer Kolonialmächte störte, der sich im Westteil der Insel eingebürgert hatte.
Deswegen erging ein Befehl an die Kolonialverwaltung in Santo Domingo, diese Gegenden an der West- und Nordküste zu entvölkern, ihre Bewohner zwangsumzusiedeln und die ehemals relativ blühenden Siedlungen vollständig zu zerstören, um eine Rückkehr zu verhindern.
Die unmittelbaren Folgen waren wirtschaftlicher Natur. Die Insel verarmte, Menschen wanderten aus. Hispaniola wurde zu einer Art Strafkolonie, wo niemand hinwollte.
In den verlassenen Regionen hingegen siedelten sich entlaufene Sklaven an. Piraten übernahmen die verlassenen Häfen und begannen von dort erst recht Schmuggel und Raubzüge. Eine tatsächlich gesetzlose Zone entstand und die durch den wirtschaftlichen Niedergang sehr ausgedünnte Kolonialverwaltung Hispaniolas hatte nicht mehr die Macht, diesem Treiben Einhalt zu gebieten.
Die spanische Krone hatte Territorium aufgegeben und Wirtschaft, also gesellschaftlichen Reichtum, vernichtet. Die Trennlinie, die sie durch die Insel zog und westlich derer sich niemand ansiedeln durfte, teilte in der Tat Hispaniola in die 2 Hälften, aus denen es heute besteht.

Diese Zerstörung hatte weitreichende Folgen für die weitere Entwicklung Hispaniolas, und auch des heutigen Haitís.

Sklavenhalter, Sklavenaufstände und die Bürde der Unabhängigkeit

Zwischen 1789 und 1843 erschütterten die Ausläufer der Französischen Revolution, der Koalitions- und Napoleonischen Kriege die Insel. Spanier, Franzosen und Briten gaben sich ein Stelldichein auf Hispaniola.
Der Ostteil wurde 1822 bis 1844 zweimal von Heeren der aufständischen bzw. nicht mehr-Sklaven aus Haití besetzt. Unter dieser haitianischen Herrschaft wurde die Sklaverei endgültig aufgehoben und der landwirtschaftliche Kleinbesitz durch eine Landreform eingerichtet. (Es sollte die letzte Landreform in der DR sein.) In dieser Zeit verließ noch einmal ein Teil der weißen Bevölkerung den Ostteil der Insel, weil sie ihre Privilegien und ihren Besitz verloren.
Nach dem Abzug der Haitianer erklärten einige Mitglieder der Oberschicht die Unabhängigkeit Santo Domingos und verzettelten sich in den folgenden Jahrzehnten in Verteilungskriege, bis eine Regierung 1861 den Beschluß faßte, sich wieder Spanien als Kolonie zu unterstellen. Ein zumindest auf dem amerikanischen Kontinent einmaliger Akt.
Diese Rückkehr in die Arme des Mutterlandes wurde nicht von allen Einwohnern der Insel begrüßt. Sowohl unter den Eliten als auch den Nachfahren der Sklaven war dieser Schritt unpopulär und sie begannen einen Aufstand, der von Haití aus unterstützt wurde, weil dort erst recht niemand wieder ein Kolonialsystem auf der Insel wollte.

Die Spanier zogen 1865 ab und der Ostteil verfiel wieder in Bürgerkrieg. Nach der Ermordung eines Diktators, der das Land in Schulden gestürzt hatte, drohte um die Wende zum 20. Jahrhundert eine Invasion, diesmal aus Frankreich, wo der Großteil der Schulden gemacht worden war.

In diesem Augenblick traten die USA auf den Plan, erstens, um eine Intervention zu verhindern und zweitens, um die Gültigkeit der Schuld zu garantieren und ihre Bedienung sicherzustellen.
Schließlich marschierten die USA 1916 in die DR ein.
Dies geschah unter dem Präsidenten Wilson, noch vor dem Eintritt der USA in den I. Weltkrieg, als eine Art Vorspiel oder Übung, mit der die USA Truppenverlegungen probten – in einem sicheren Terrain, wo kein nennenswerter Widerstand zu erwarten war. Die Invasion fiel umso leichter, als die USA zu diesem Zeitpunkt Haití bereits besetzt hatten.
Die USA richteten eine Militärregierung ein, bekämpften Guerillabewegungen und anderen Widerstand und führten die Zensur ein. Sie errichteten durch die Schaffung einer Nationalen Armee ein Gewaltmonopol, das in der DR bisher nicht vorhanden gewesen war. Sie blieben 8 Jahre lang. Der bei ihrem Abzug 1924 genehmigte Präsident wurde 1930 von einem von den USA gestützten Gorilla gestürzt und damit begann die 30-jährige Diktatur von Rafael Trujillo.

Die USA und der Diktator Trujillo

Den US-Besatzern war ein Kleinkrimineller wie Trujillo gerade recht, um ihr Statthalter nach ihrem Abzug zu werden. Es war klar, daß er alles machen würde, was die USA verlangen, solange er sich selbst dabei die Taschen füllen konnte.

Seine Diktatur war ein Modell für die USA, in ihrem Hinterhof ihnen genehme Potentaten einzusetzen, die ihnen bedingungslos ergeben waren und die ihre jeweiligen Staaten unter Kontrolle hatten.
Wie im Falle Trujillos war es dafür günstig, sich dafür solcher Leute zu bedienen, die nicht den angestammten Eliten des Landes angehörten, sondern ihren Aufstieg der Zusammenarbeit mit den USA verdankten. Diese Leute würden auch weiterhin auf die USA setzen, weil sie von ihnen abhängig waren und die Unterstützung von außen brauchten, um im Inneren ihre Herrschaft ausüben zu können.

Dieses Modell wurde später auf verschiedene Staaten der Karibik, Mittel- und Südamerika ausgedehnt. Die Ermordung eines spanischen Exilpolitikers, der unter Mitwirkung von CIA und FBI aus den USA in die DR entführt wurde, zeigt die enge Zusammenarbeit zwischen Trujillo und den USA auf.
Das System Trujillos, mit Folter, Verschwindenlassen bzw. offensichtlichen, von der Regierung angeordneten Morden Terror in der Gesellschaft der DR zu säen, sollte sich auch nach Trujillos Tod unter der Ägide der Operation Condor in Südamerika verbreiten.

Die DR bewährte sich also im 20. Jahrhundert, wie schon in der Kolonialzeit, als eine Art Labor und Testgelände – in diesem Fall zur Unterwerfung des lateinamerikanischen Hinterhofs in das US-System der kontrollierten Souveränitäten und militärischen Interventionen.

Abgesehen von dieser Nützlichkeit für die USA verfolgte Trujillo auch noch eine eigene Agenda, um sich von der zweiten Hälfte der Insel, den von ihm als minderwertig eingestuften Schwarzen Haitís abzugrenzen. Das führte zu Massenmorden an haitianischen Immigranten durch die Armee und dem Angebot, Juden aufzunehmen, die vor der nationalsozialistischen Herrschaft flüchten wollten. Aus letzterem wurde aber nichts, vermutlich aufgrund eines Machtworts der USA.

Bis heute ist nicht ganz klar, in wie weit die USA die Attentäter unterstützten, die Trujillo im Mai 1961 in der Nähe der Hauptstadt erschossen. Nach Unruhen, einer Übergangsregierung und einem Putsch kam es zu Neuwahlen, die der aus dem Exil zurückgekehrte Juan Bosch gewann.

Politische Kontinuität nach Trujillo

Die neuere Geschichte der DR spielte sich, was die politische Ebene anging, im Lichte der Rivalität zweier Personen ab: Joaquín Balaguer und Juan Bosch.
Beide begannen ihre unterschiedlichen Karrieren als Schriftsteller und Journalisten.

Balaguer war ein enger Mitarbeiter Trujillos gewesen, und hatte Posten als Botschafter und Minister besetzt. Nach dem Tod Trujillos stand er einer Übergangsregierung vor.
Bosch war 1938 er ins Exil gegangen, wo er ein Jahr darauf in Kuba die Revolutionäre Dominikanische Partei gründete, nach dem Vorbild der kubanischen Partei ähnlichen Namens.
Es ist bezeichnend für die Verhältnisse in Lateinamerika, daß die Einführung Partei mit mehr oder weniger sozialdemokratischer Ausrichtung oder nur der Versuch derselben bereits als „revolutionär“ galt.

Fast alles, was Bosch in Angriff nahm, brachte ihm bald den Verdacht des Kommunismus ein: eine neue Verfassung, Arbeitsrechte, die Freiheit zu gewerkschaftlicher Organisation, liberale Lehrpläne und vor allem – eine Landreform, die die Großgrundbesitzer gegen ihn aufbrachte. Nach nur 7 Monaten putschte das Militär gegen ihn und Bosch ging wieder ins Exil.
Eine weitere Erhebung innerhalb des Militärs, die die Wiedereinsetzung des gewählten Präsidenten Bosch forderten, führte 1965 zu einer weiteren Invasion der USA mit 42.000 Mann. Sie zogen erst wieder ab, als neue Wahlen wieder Balaguer an die Macht brachten.

Balaguer regierte 12 Jahre, mit ähnlichen Methoden wie Trujillo. Als die USA eine erneute Wahlfälschung verhinderten, mußte er einige Zeit pausieren, kam aber 1988 wieder von neuem an die Macht und regierte bis in die 90-er Jahre.

Bosch trat immer wieder zu Wahlen an, blieb aber chancenlos. Die Bevölkerung der DR hatte verstanden, daß die Wahl eines nicht genehmen Kandidaten US-Interventionen zu Folge hatte und daß die Dominikaner „keine zweite Chance auf Erden hatten“.
Die Zusammenarbeit mit den USA ist alternativlos.
Sie setzt sich auch im 21. Jahrhundert fort.

In all diesen Jahren haben US-Firmen in der DR investiert, Grund gekauft, Firmen gegründet und stellen auch in den zur Zeit der ersten Regierung von Balaguer eingerichteten Sonderwirtschaftszonen das Gros der Unternehmen.
In der DR besitzen laut Wikipedia „1 % der Landwirtschaftsbetriebe … über 50 % des Nutzbodens, während 75 % der kleinen Agrarbetriebe nur über einen Anteil von 15 % verfügen.“ (Wikipedia, Wirtschaft der DR)
Diese Latifundien setzen auf Cash Crops für den Export, wie Avocados, sodaß der einheimische Bedarf aus Importen gedeckt werden muß.
Aber Landreformen sind, wie man gelernt hat, eine No-Go-Area.

Ansonsten ist der ohnehin in der Hand ausländische Konzerne befindliche Bergbau zurückgegangen und die Haupt-Stützen der Wirtschaft der DR sind Tourismus und die Überweisungen der dominikanischen Migranten: „Die dominikanische Diaspora in den USA zählt zu den größten lateinamerikanischen Gemeinschaften im Land. Rund 2,4 Millionen Menschen dominikanischer Herkunft leben in den USA (Stand: 2021 … Überweisungen dominikanischer (…) Migranten aus den USA machen etwa 7 bis 8 % des Bruttoinlandsprodukts der Dominikanischen Republik“. (Wikipedia, Beziehungen zwischen DR und USA)

Wenn das Lob erklingt, daß „die DR 2022 die 7-größte Wirtschaft Lateinamerikas“ war, das stärkste Wirtschaftswachstum Mittelamerikas und der Karibik hat, usw. usf. – so sagt das eben über die anderen verglichenen Staaten Unerfreuliches aus.
Besonders krass fällt der Vergleich mit den Nachbarn in Haití aus, die vor ihrem Elend in Massen in die DR flüchten und auch immer wieder in großen Mengen zurück nach Hause abgeschoben werden.

Pressespiegel El País, 5.4.: Trostlose „Wirtschaftsfachleute“

DER DOLLAR AUF DEM PRÜFSTAND: WARUM TRUMPS HANDELSKRIEG AUCH EIN WÄHRUNGSKRIEG IST

Trumps Wunsch nach einer schwachen Währung zur Reindustrialisierung der USA hat die Märkte vor den Folgen gewarnt, die sich ergeben würden, wenn die USA ihre Rolle als globale Reservewährung verlieren würden.“

Wenn der $ abgewertet würde, so würde er deswegen nicht notwendig seine Rolle als Reservewährung verlieren. Allerdings würden die Bankschätze, die viele $-Anleihen bei sich liegen haben, an Wert schrumpfen.
Nur: Was wäre die Alternative als Reservewährung?
Der Euro?
Der Yen?
Das britische Pfund?

„Auch der Dollar konnte sich der starken Volatilität der Finanzmärkte in diesem Jahr nicht entziehen, insbesondere nicht nach der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Donald Trump im vergangenen Januar. Im selben Monat fiel der Euro an Tagen, an denen über die Parität zwischen den beiden Währungen diskutiert wurde, auf bis zu 1,02 US-Dollar.
Mitte März gelang es der Gemeinschaftswährung jedoch, sich wieder deutlich zu erholen und auf 1,094 US-Dollar zu steigen. Der Dolchstoß war die Ankündigung der US-Zollpolitik in dieser Woche: Die US-Währung wird derzeit zu 1,10 Dollar pro Euro gehandelt und hat seit Januar gegenüber ihrer Rivalin 6,25 % an Wert verloren.

Gründe für diese starken Schwankungen sind Trumps angekündigte Zollpolitik, die Erwartung einer Verlangsamung des US-Wachstums und die Ankündigung Deutschlands und anderer europäischer Länder, außerordentliche öffentliche Ausgaben für die europäische Wiederaufrüstung zu tätigen. Dies führte zu einem Anstieg der Rendite zehnjähriger deutscher Staatsanleihen auf 2,73 %, verglichen mit 2,35 % zu Jahresbeginn.“

Das heißt, die Finanzmärkte finden die angekündigte deutsche Aufrüstung perspektivenreich und sind bereit, sie zu kreditieren.
Man merkt hier, daß die Rüstung in einer weltweit stagnierenden Wirtschaft, die im Grunde schon seit geraumer Zeit im Krisenmodus läuft, als eine Art Wachstumsmotor aufgefaßt wird – sowohl von ihren politischen Verkündern und vermutlich auch Betreibern als auch vom weltweiten Finanzkapital, daß verzweifelt nach Anlagemöglichkeiten in einem sehr schwachen Markt sucht.

„Höhere Zölle bedeuten eine höhere Inflation in den USA und damit höhere Zinssätze.“

So eine Notwendigkeit, wie hier dargestellt, gibt es nicht. Die Inflation und auch die Zinssätze werden auch durch andere Faktoren beeinflußt.
Der Verfasser des Artikels hat das wohl so auf der Uni gelernt, aber das ist eben ein Blödsinn.
Vermutlich hört man bald ein Wehgeschrei, wenn das andere Auswirkungen (auch) hat.

„In diesem Zusammenhang muss Europa für globale Investoren attraktiver werden, wenn es die Kosten der Wiederaufrüstung mit höheren Zinsen finanzieren will. Währungen spielen hier eine wichtige Rolle und wie es bei dieser komplizierten Aufgabe der Fall ist, gibt es genug Widersprüche.“

Eine sehr interessierte Betrachtungsweise, das Säbelrasseln in Deutschland als „komplizierte Aufgabe“ zu charakterisieren. Sozusagen eine reine Konjunkturbelebungsmaßnahme, noch dazu ungewöhnlich …

„»Wir müssen uns auf eine Politik des schwachen Dollars einstellen. Kommt es nicht zu einer Rezession, dürfte die Einführung von Handelsbarrieren in den USA zu einer etwas höheren Inflation und höheren Zinsen führen und den Dollar stärken.
Bisher ist das jedoch nicht der Fall, da der Markt eine deutliche Verlangsamung des Wachstums anzeigt. Sollte der Dollar wieder stärker werden, dürfte Trump Botschaften senden, die seine Währung schwächen«, erklärt Ignacio Dolz de Espejo, Direktor für Investmentlösungen bei Mutuactivos.

Aiman Shanks von Schroders stimmt dem zu: »Theoretisch sollten Zölle und eine stärkere Konjunktur dem Greenback zugutekommen,“

– warum? –

doch die Unsicherheit über das chaotische und schnelle Tempo der Exekutivverordnungen seit Ende Januar, gepaart mit den Auswirkungen auf die US-Wirtschaft, hat die Begeisterung der Anleger für Dollaranlagen deutlich gedämpft.
Der Dollar könnte sich dennoch gut entwickeln, wenn es zu einer Flucht in defensive Anlagen kommt und die anhaltende Inflation die Federal Reserve daran hindert, die Geldpolitik deutlich zu lockern«, erklärt er.“

Man beachte bei diesem Gefasel des Wirtschaftsfachmanns, wie die Inflation zu einem Subjekt wird, das die Akteure der Fed, die über Zinssätze entscheiden, an etwas „hindert“.
Man muß sich wirklich eine Art Gespenst dazudenken, das seine „unsichtbare Hand“ auf die der Bankdirektoren legt und sie daran hindert, einen Knopf zu drücken.

„Ein Beispiel für dieses vorübergehende Misstrauen gegenüber dem Dollar ist der starke Anstieg der europäischen Aktienmärkte im Vergleich zur Wall Street in diesem Jahr.

Doch die grundlegende Frage, die sich viele Analysten stellen, ist, ob Trump möchte, dass der Dollar seine Funktion als Reservewährung der Welt verliert.“

Eine Frage ist, ob Trump das will – Ja, er will das –, eine 2. ist, ob und auf welche Weise er das erreichen kann. Zölle allein dürften nicht genug sein.

„Eine Angst, die, wie Benjamin Dubois, Leiter des Hedge Managements bei Edmond de Rothschild AM, betont, als erste Folge »einen schwindelerregenden Anstieg des Goldpreises« hat, »der zum wichtigsten Reservewert geworden ist, da es keine Währung gibt, die eine echte Alternative zum Dollar bieten kann. Der Goldpreis ist um mehr als 60 % gestiegen und liegt nun bei über 3.000 Dollar pro Unze«, erklärt er.“

Es war in den 90-er Jahren, daß die Zentralbanken – zumindest in Europa – das Gold aus ihren Bankschätzen hinauswarfen und durch Staatsanleihen ersetzten – weil diese, zum Unterschied von Gold, Zinsen abwarfen. Der Bankschatz hörte also auf, „totes Kapital“ zu sein und verwandelte sich in eine Investition.
Auf diese Entwicklung setzte auch die EU bei der Einführung des Euro. Die Euro-Macher hofften, daß jetzt auf Euro lautende Staatsanleihen überall nachgefragt sein würden und der Euro einen fulminanten Start hinlegen würde – und gleichzeitig die Verschuldungsfähigkeit der Euro-Staaten steigen würden. Und ihre Hoffnung wurde erfüllt.
Das dicke Ende kam ein paar Jahre später. Seit der Finanz- und Euro-Krise sind die Staatsanleihen der Euro-Staaten vor allem bei der EZB „nachgefragt“. Diese Institution kauft sie bis heute in großem Umfang auf, um den Kredit der Wackelstaaten zu stützen. Woanders sind diese Anleihen (z.B. Griechenlands, Italiens, Zyperns) – mit einigen Ausnahmen – weitaus weniger nachgefragt. Die US-Anleihen hingegen haben weltweit einen besseren Stand, vor allem, seit die Fed die Zinsen erhöht hat.
Wie sich gezeigt hat, ist ein weltweiter Umstieg auf Euro-Anleihen nach wie vor eher unwahrscheinlich – obwohl die EU und vor allem Deutschland mit ihren Rüstungsvorhaben versucht, das zu ändern und zumindest deutsche Anleihen wieder attraktiv zu machen.
Die Zentralbanken Rußlands, Chinas und auch Indiens kaufen schon seit einiger Zeit Gold auf, um ihre Bankschätze damit auszupolstern. Das sind diejenigen Staaten, die von einer Schwächung des Dollar als Reservewährung am ehesten profitieren könnten – obwohl nicht absehrbar ist, wie.

„Eine durchaus relevante Frage, wie der Mathematiker und Analyst Juan Ignacio Crespo betont:“

Man muß schon nachfragen, welche Frage eigentlich so relevant ist? Will Trump den Dollar schwächen, ihn als Reservewährung unattraktiv machen, und kann er das überhaupt? – mindestens 3 Fragen sind hier versammelt.

„»Die eine Hälfte der Welt schaut fassungslos zu, und die andere Hälfte ist entsetzt darüber, was mit dem Dollar als allgemein akzeptierter Währung und Eckpfeiler des globalen Finanzsystems geschehen wird.«

Bei Seiten nehmen also eine sehr dümmliche und tantenhafte Stellung zu den Handlungen des US-Häuptlings ein und sind sogar weit entfernt davon, eine der 3 Fragen zu stellen.

„Rund 70 % der internationalen Transaktionen werden in Dollar abgewickelt. Die Vorherrschaft des Dollars hat es den USA ermöglicht, sich problemlos und zu niedrigeren Zinsen zu finanzieren, als sie es ohne ihren Status als globale Reservewährung tun müssten.“

Hier werden 2 Funktionen des Weltgeldes, die sehr verschieden sind, in einem Atemzug erwähnt. An der Rolle des Dollar als Handelswährung will Trump festhalten – deswegen will er auch keine Gemeinschaftswährung bei den BRICS zulassen, – an der als Reservewährung hingegen will er rütteln.
Hier wiederum erhebt sich die Frage, ob das eine ohne das andere zu haben ist?

„»Der jüngste Rückgang des Dollars könnte der Beginn eines tieferen Trends sein, und eine zweite Amtszeit Trumps könnte dazu führen, dass der Dollar seinen dominanten Status verliert, den er im letzten Jahrzehnt innehatte«, erklärt Benjamin Dubois.“

Im letzten Jahrzehnt?!

„Und er fügt hinzu: »Diese von Stephen Miran, Donald Trumps wichtigstem Wirtschaftsberater, entwickelte Umstrukturierung basiert auf der Überzeugung, dass der Dollar abwerten muss, um die Reindustrialisierung der USA zu ermöglichen. Zölle sind ein zentrales Element seiner Strategie, die andere Länder zu Währungsabkommen ermutigt. Dies ist das sogenannte Mar-a-Lago-Abkommen, ähnlich früheren Währungsabkommen, die nach ihrem jeweiligen Unterzeichnungsort benannt sind, wie Bretton Woods (1944), Plaza (1985) und Louvre (1987)“, folgert Dubois.“

Es ist schon beachtlich von dem Finanzexperten der Rothschild-Bank, das Bretton Woods-Abkommen, das die Dominanz des Dollars nach 1945 festschrieb – bis heute! – mit den zwei obskuren Abkommen der Ära Reagan, die zur Finanzierung seines antikommunistischen Kreuzzugs dienten, in einen Topf zu werfen.
Außerhalb von Bankiers-Kreisen sind diese Abkommen ziemlich unbekannt. Aber immerhin handelt es sich um Absprachen zwischen Staaten. Das kann man von der Trumpschen Zollpolitik nicht sagen, die kennt eigentlich nur Gegner, keine Verbündeten.

„Folgen

Die Vorherrschaft des Dollars hat sich gefestigt, da er international als die Währung mit dem geringsten Risiko gilt. Dem Euro ist es in den 25 Jahren seines Bestehens nicht gelungen, diese Position einzunehmen, und in jüngster Zeit ist es den aufstrebenden BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) nicht gelungen, eine konkurrierende Währung zu schaffen.“

Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen.
Der Euro sollte dem Dollar Konkurrenz machen und ist dabei auf die Nase gefallen. Seine Schöpfer haben ihn genau deshalb geschaffen.
Er ist als Reservewährung nach der Finanzkrise stark zurückgefallen. Als Handelswährung ist er außerhalb Europas bedeutungslos.
Die BRICS hingegen arbeiten gar nicht an einer Ersatzwährung. Das ist ein Märchen, das von westlichen sogenannten Experten in die Welt gesetzt wurde und seither gebetsmühlenartig wiederholt wird – immer mit dem Zusatz, daß sie es nicht schaffen..
Manche der BRICS-Mitglieder hätten es gerne, anderen, wie Indien, ist das völlig gleichgültig.
Woran die BRICS arbeiten, ist ein Abrechnungsmodus jenseits des Dollars. Das ist aber nicht mit einem Währungsprojekt wie dem Euro zu verwechseln.

„Philippe Waechter, Chefökonom bei Ostrum AM, versucht, sich eine neue Welt vorzustellen, in der der Dollar als Reservewährung entthront wurde. (…)“

Es folgen konfuse und ziemlich dumme Phrasen über die Gefährdung des Dollar und des Welthandels, die Trumps erboste Äußerungen, der Dollar habe sich einem Mittel für Amerikas Rivalen entwickelt, durchaus bestärken.

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KASTEN, D.H. ERGÄNZUNG IN SELBIGEM ARTIKEL:

„Prognosen gegenüber dem Euro

Der berühmte »Tag der Befreiung« kam und mit ihm geriet die Welt in einen globalen Handelskrieg. Am vergangenen Mittwoch kündigte US-Präsident Donald Trump allgemeine Zölle in Höhe von 10 % und weitere Sanktionen gegen seine wichtigsten Handelsspartner an. Im Falle der EU beträgt der Satz 20 %, während er für China auf 34 % ansteigt.
Diese beispiellosen Maßnahmen, die mit erfundenen Handelsbeschwerden untermauert werden, wirken sich direkt auf zahlreiche wirtschaftliche Variablen aus. Am deutlichsten sind ihre Auswirkungen auf den Devisenmarkt. Sämtliche Prognosen zur Entwicklung des Euro-Dollar-Kurses haben sich als falsch erwiesen.
Klar scheint jedoch, dass die europäische Währung gegenüber dem Greenback weiter an Stärke gewinnen wird.“

Welch ein Satz! Entweder etwas ist „klar“, oder es „scheint“!

„Aber wie weit?“

Ja, das wüßten die Währungsspekulanten alle gerne, und dafür halten sie sich auch sogenannte „Analysten“, die aber gegenüber Trump und seiner Politik alle ratlos zu sein scheinen und deswegen jede Menge leeres Blabla von sich geben.

„Am Donnerstag, dem Tag nach Bekanntgabe der Maßnahmen, verzeichnete der Euro gegenüber seinem Konkurrenten seinen besten Tag seit 2015.“

Komisch, daß inzwischen gar keine warnenden Stimmen hörbar werden, die aufgrund des Ansteigens des Euro-Kurses die europäische „Wettbewerbsfähigkeit“ in Gefahr sehen.

„Trotz der bisherigen Aufwertung sehen die Experten von Citi Raum für eine weitere Aufwertung und setzen ihr mittelfristiges Ziel auf einen Wechselkurs von 1,15 Dollar pro Euro.
In den USA wird mit einem langsameren Wirtschaftswachstum gerechnet, was die Federal Reserve dazu zwingen wird, die Zinssätze aggressiver zu senken.“

Jetzt ist es wieder das Wirtschaftswachstum, das gespenstisch seine unsichtbare Hand auf die der Fed-Entscheidungsträger legen wird!

Was Trump so treibt, mag ja auch nicht besonders sympathisch oder durchdacht sein.
Aber was seine Kritiker von sich geben, ist wirklich an der Grenze des Schwachsinns.
Das Beunruhigende ist, daß letztere die europäische Politik bestimmen oder zumindest auf sie einwirken.

Pressespiegel Komsomolskaja Pravda, 26.2.: Seltene Erden

„WARUM IST PLÖTZLICH ÜBERALL VON SELTENEN ERDEN DIE REDE UND WOZU DIENEN SIE?

Akademiemitglied Polevanov: In der Ukraine gibt es keine nennenswerten Vorkommen an Seltenerdelementen

Vitamine des Fortschritts

Seltene Erden sind eines der heißesten Themen der letzten Zeit. Am Montag hielt Präsident Vladimir Putin eine Besprechung zur Gewinnung und Verarbeitung seltener Metalle und seltener Erden ab. Und schon früher hatte Trump sein Interesse an diesen Mineralien erklärt.
Auch Zelenskij blieb nicht untätig: Er gab ebenfalls seinen Senf dazu und meinte, die Ukraine habe angeblich genug von diesem Zeug – also komm schon, Trump, sei doch unser Freund.

Um welche Metalle handelt es sich, über die so viel gesprochen wird?

»Seltene Erden«, in Fachkreisen als »Rare Earths« oder kurz »REE« bezeichnet, »sind das Alfa und Omega der modernen Hightech-Industrie«, sagte Vladimir Polevanov, Vizepräsident des Nationalen Fonds »Strategische Ressourcen Russlands«, Doktor der Geologie und Mineralogie sowie Mitglied der Russischen Akademie der Naturwissenschaften, gegenüber der KP. »Der schnelle technologische Fortschritt bei der Herstellung von Computerausrüstung und Gadgets, der vor 15 bis 20 Jahren begann, ist vollständig mit Seltenerdmetallen verbunden. Dazu gehört eine Gruppe von 17 Namen.«

KP: Warum wurden sie so genannt?

VP: Als sie im 18. und 19. Jahrhundert entdeckt wurden, glaubte man, sie seien selten. Später stellte sich jedoch heraus, dass sie gar nicht so selten waren – Blei und Gold gab es beispielsweise zehnmal weniger. Doch der Name blieb, lediglich in Fachkreisen begann man ihn dahingehend zu interpretieren, dass solche Metalle kaum irgendwo Verwendung finden können.

In letzter Zeit hat sich die Situation geändert – sie werden aktiv und in den fortschrittlichsten Branchen eingesetzt. Aber auch heute noch ist die Bezeichnung durchaus zutreffend, denn sie werden in geringen Mengen, oft als Legierungselemente, eingesetzt, die bereits bei geringer Zugabe die Eigenschaften des Grundwerkstoffs deutlich verbessern. Für eine Million Mobilgeräte werden beispielsweise nur wenige Dutzend Kilogramm dieser Metalle benötigt.

Vom Körperschutz zur Onkologie

KP: Wo genau werden sie eingesetzt?

VP: In einem sehr breiten Spektrum. Ohne sie gibt es keine modernen Computer und Mobilgeräte, keine Waffen, keine ressourcenschonenden Technologien, keine fortschrittliche Medizin.

Warum hat die Apple Corporation mit ihrem iPhone die Führung übernommen? Weil sie die ersten waren, die Seltenerdmetalle in ihren Geräten verwendeten – bis zu 10 verschiedene.
Dadurch wurde es möglich, leichte, zuverlässige und hochtechnologische Telefone herzustellen.
Seltene Erden werden vor allem bei der Herstellung von Touchscreens, Flüssigkristallanzeigen und Mikrofonen verwendet.
Sie werden auch zur Energieeinsparung eingesetzt – bei der Herstellung von Wärmespeicherglas. Auch in der Luft- und Raumfahrtindustrie sowie bei der Produktion von Atomwaffen spielen sie eine große Rolle.

Sie bilden leicht Legierungen mit Stahl und absorbieren (d. h. sammeln) Abfallverunreinigungen. Sie  erhöhen die Hitzebeständigkeit und Korrosionsbeständigkeit der Materialien. Sie werden zum Legieren von Titan und Aluminium verwendet.

Sie werden als Katalysatoren bei der Ölraffination zur Herstellung von hochoktanigem Kraftstoff verwendet. Darüber hinaus kann die Qualität, die diese Katalysatoren bieten, durch nichts anderes erreicht werden.

In der Nuklearindustrie werden Samarium (bei der Herstellung von Supermagneten) und Europium (ein Neutronenabsorber in Kernreaktoren) verwendet. Solarmodule sind ohne die Elemente der seltenen Erden nicht möglich – hier kommen Scandium, Lanthan und Cer zum Einsatz, die bei der Energiespeicherung helfen.

Sie werden in der Medizin aktiv eingesetzt – sowohl bei der Herstellung medizinischer Geräte als auch bei der Durchführung komplexer Behandlungen. Thulium wird beispielsweise bei der Herstellung von Röntgengeräten und Tomographen verwendet. Und Gadolinium wird in der Neutronen-Einfangtherapie zur Krebsbehandlung eingesetzt.

Ich nenne zwar die Metalle selbst, in der Regel kommen aber verschiedene darauf basierende Verbindungen zum Einsatz.

KP: Und in der Rüstungsindustrie?

VP: Zweifellos! Neodym, Samarium – bei der Herstellung von Elektromotoren und Navigationsgeräten in Drohnen, intelligenten Bomben und Marschflugkörpern.

Europium und Lutetium – bei der Herstellung von Signalverstärkern für Radare und Sonaren. Yttrium – bei der Herstellung von Schutzelementen in Körperschutzwesten und Panzern ist dies sozusagen das brennende Thema unserer Zeit. Ohne sie ist eine moderne Kriegsführung nicht möglich.

Die Ukraine blufft

KP: Und das alles gibt es in der Ukraine?

VP: Das ist der springende Punkt, Seltenerdmetalle gibt es dort praktisch nicht! Es gibt Beryllium und einige andere Vorkommen als Begleiter, aber keine nennenswerten Vorkommen an reinen Seltenen Erden.

Dass Seltene Erden ein notwendiger Bestandteil der Hightech-Produktion sind, ist bekannt. Und die Ukraine hofft mit ihrer Erklärung, über solche Metalle zu verfügen, offenbar einerseits, das Interesse der USA an einer Kooperation zu wecken, und andererseits, dass niemand das kontrollieren wird.

Amerika hat einen großen Bedarf an Seltenen Erden, auch wenn es über eigene Vorkommen verfügt. Doch Trump stuft seiner Rede zufolge alles, was nicht Eisen ist, als seltene Erden ein. Seine Regierung bezeichnete Lithium und Titan als für die industrielle Produktion notwendige Metalle, Seltene Erden jedoch noch immer nicht.

Aufgrund solcher ausweichender Informationen seitens der Ukraine und Missverständnissen seitens der USA vor dem Hintergrund des weltweit wachsenden Interesses an Seltenen Erden entstand ein solches Interesse an dem Thema.

KP: Und wie sieht es bei uns, d.h. in Rußland, mit den Seltenen Erden aus?

VP: Die Reserven sind nicht schlecht. Aber wir produzieren wenig. Obwohl wir genug haben, um unseren eigenen Bedarf zu decken. Es ist zwar so, daß Seltene Erden in Hightech-Produkten verwendet werden. Wir produzieren auch solche Produkte, aber nicht in so großen Mengen, dass wir von einer aktiven Erschließung vorhandener Reserven sprechen könnten.
Wenn wir zig Millionen Computer, Laptops und Mobiltelefone produzieren würden, dann könnten wir tatsächlich über die aktive Nutzung seltener Erden sprechen. Bisher gehören wir unter den Industrieländern nicht zu den führenden Anwendern von Seltenerdmetallen.

Wir verfügen über 19 gute Lagerstätten mit Reserven von über 1 Million Tonnen. Die vielleicht größte liegt in Jakutien, jenseits des Polarkreises (die Lagerstätte Tomtorskoje, eine der größten der Welt hinsichtlich der Reserven an Seltenerdoxiden – 1,7 Millionen Tonnen – Anm. d. Red.). Sie ist allerdings schwer zu entwickeln.
Vorkommen gibt es auch auf der Kola-Halbinsel, wo es Minen gibt, in denen schon zu Sowjetzeiten Seltene Erden abgebaut wurden. Es gibt nun Pläne, die Produktion wieder aufzunehmen, aber das ist ein ziemlich schwieriger Prozess.

KP: Wer auf der Welt verfügt über die größten Reserven an Seltenen Erden?

VP: China. Sie verfügen über 70–75 Prozent der weltweiten Reserven. Dort befindet sich die weltgrößte Lagerstätte Bayan-Obo mit einzigartigen Reserven. Aus diesem Grund werden in China so große Mengen an Geräten produziert.
Ich glaube auch, trotz aller Meinungsverschiedenheiten exportiert China Seltene Erden nach Taiwan, wo auch viele dieser Geräte produziert werden. Mit solchen Lieferungen binden sie Taiwan an sich.
Auch die USA verfügen über gute Reserven an Seltenen Erden.

Generell ist die aktuelle Situation so, dass jeder, der nicht über Seltene Erden verfügt, in einem modernen Krieg sozusagen verloren hat. China, Russland und die USA verfügen über genügend Seltenerdmetalle für militärische Zwecke. Und in Europa und der Ukraine gibt es nichts.“

Eine Koalition der Verlierer, wie immer man es auch dreht und wendet …

Die 5 wichtigsten Seltenerdmetalle

Yttrium (Y)
Es erhöht die elektrische Leitfähigkeit von Aluminium und die Hitzebeständigkeit von Nickel und Chrom. Erhöht die Verschleißfestigkeit von Motorteilen. Es reagiert praktisch nicht mit Uran und Plutonium und wird daher bei der Herstellung von Rohrleitungen für flüssigen Kernbrennstoff verwendet. Ein weiterer Bereich sind Laser: in der Medizin zur Tätowierungs- und Haarentfernung, im Militärbereich – zur präzisen Entfernungsmessung.

Lanthan (La)
Ein Schlüsselmetall bei der Herstellung von Batterien sowie als Katalysator bei der Ölraffination. Gläser mit La-Verbindungen sind transparenter und werden in der Elektronenmikroskopie, bei Lasern und Nachtsichtgeräten verwendet.

Europium (Eu)
Durch die Verwendung in Straßenlaternen lässt sich die weißeste natürliche Farbe erzielen. Wird zur Hintergrundbeleuchtung von LCD-TV-Displays verwendet. Es wird auch in der Kernenergie und Elektronik verwendet. Auch die Euro-Banknoten verfügen über leuchtende Bereiche, die unter ultraviolettem Licht sichtbar sind.

Gadolinium (Gd)
Kontrastmittel für die Magnetresonanztomographie. In der Metallurgie erhöht es die Beständigkeit von Metallen gegenüber hohen Temperaturen und Oxidation. Es wird in magnetischen Systemen von Tokamaks https://de.wikipedia.org/wiki/Tokamak (= Kernfusionsreaktoren russischer Bauart) und Beschleunigern sowie in Reaktoren verwendet. Kann auch zur Lagerung von Atommüll verwendet werden.

Terbium (Tb)
Einer der seltensten und teuersten Seltenen Erden. Einige seiner Verbindungen haben die Eigenschaft, bei Zerstörung zu leuchten und werden deshalb als Zerstörungssensoren eingesetzt. Es wird außerdem in Laserdioden und Fotodioden, in Unterwasser-Akustiksystemen und Sonaren verwendet und ermöglicht die Erzeugung vibrierender Säulen.“

Bei letzteren handelt es sich um Geräte, mit denen man lärmenden Nachbarn ihren Lärm sozusagen verstärkt zurückschicken kann, eine russische Erfindung für „gutnachbarschaftliche“ Beziehungen …

„Klare Worte

Vladimir Putin bei einem Treffen zur Entwicklung der Seltenerdmetallindustrie, 24. Februar 2025:

»Diese Richtung (Entwicklung der heimischen Industrie für seltene und seltene Erdenmetalle – Anm. d. Red.) ist die wichtigste Ressourcenbasis der modernen Wirtschaft.
Seltene Metalle sind in der Mikroelektronik, im Energiesektor, beim Aufbau der Infrastruktur der digitalen Wirtschaft sowie in vielen Sektoren des Zivil- und Verteidigungssektors gefragt. Im Wesentlichen geht es hier um nahezu alle Sektoren der neuen technologischen Ordnung, die die Dynamik des globalen Fortschritts bestimmt.
Natürlich ist es notwendig, dieser Dynamik gerecht zu werden, um auf den globalen Märkten erfolgreich zu konkurrieren und eine solide Grundlage für eine langfristige, zuversichtliche Entwicklung der russischen Wirtschaft zu schaffen.
Um das Potenzial der heimischen Industrie im Bereich neuer Materialien zu steigern, wurde in diesem Jahr ein nationales Technologieführerschaftsprojekt gestartet. Es heißt ,Neue Materialien und Chemie’.
Insbesondere ist es im Rahmen des nationalen Projekts erforderlich, die gesamte Linie, den vollständigen Zyklus der Industrie für seltene Metalle und Seltene Erden aufzubauen, um deren Gewinnung und Verarbeitung bis hin zur Produktion fertiger Hightech-Waren mit hoher Wertschöpfung sicherzustellen. Das Produktionsvolumen solcher Produkte dürfte als Ergebnis des nationalen Projekts exponentiell steigen.«“

Rußland will sich in dieser Frage offenbar nicht von China abhängig machen und deshalb die Erschließung seiner Reserven in Angriff nehmen.

Ordnungszahlen im Periodensystem der Elemente:

4 – Beryllium
21 – Scandium
39 – Yttrium
57 – Lanthan
58 – Cer
60 – Neodym
62 – Samarium
63 – Europium
64 – Gadolinium
69 – Thulium
71 – Lutetium

Beryllium ist ein Alkalimetall. Scandium und Yttrium gehören zu den Übergangsmetallen, von den anderen mit den höheren Ordnungszahlen, den eigentlichen „Seltenen Erden“ kann man nur sagen, daß es keine Metalle sind, und sogar das nicht mit völliger Sicherheit. Ihre Einordnung ins Periodensystem sprengt die ursprüngliche Konzeption desselben.
Uran mit der Ordnungszahl 92 gehört übrigens auch zu diesen seltenen Erden.