Pressespiegel El País, 1.5.: Stromausfall

„EXPERTEN VERMUTEN BEI DEM STROMAUSFALL (…) AUF DER HALBINSEL EINEN FEHLER IN DER HANDHABUNG DES STROMVERSORGERS RED ELÉCTRICA (REE)

Sind herkömmliche Ursachen wie etwa ein Brand in einer Anlage oder ein Cyberangriff ausgeschlossen, steht der Betrieb des Systems im Mittelpunkt“

Die Cyberattacke, die von Anfang an zirkuliert ist, wäre natürlich die bequemste Lösung, man könnte wie immer auf die Russen deuten, sich in Moral-Ausbrüchen ergehen und weitermachen wie bisher.
Diese bequeme Lösung, die sich bei verschiedenen anderen politischen Mißlichkeiten bewährt hat, ist hier allerdings eindeutig auszuschließen.

„Mit jeder Stunde zeichnen sich die Ursachen für den Stromausfall klarer ab, der am Montag das gesamte spanische Festland und Portugal ohne Strom ließ.
Allerdings haben weder Red Eléctrica noch die Regierung bislang eine plausible Erklärung geliefert, und die Regierung fordert eine externe Untersuchung.
Die verschiedenen von dieser Zeitung befragten Experten für Elektrizität haben keinen Zweifel daran, dass das Geschehene »auf einen Fehler« des Unternehmens zurückzuführen ist, das den Betrieb des Stromsystems und des Hochspannungsübertragungsnetzes verwaltet und an dem der Staat über die Staatliche Gesellschaft für Industriebeteiligungen (SEPI) einen Anteil von 20% hält.
Ein Szenario, das Beatriz Corredor, Präsidentin von Redeia, der Muttergesellschaft von Red Eléctrica, in einem Interview mit dieser Zeitung ausschloss: »In unserem Netz gab es keine Ausfälle.«“

Wir wissen zwar noch nix, leugnen aber einmal jedes eigene Versagen.

„Wenn wir herkömmliche Erklärungen ausschließen (wie etwa einen Brand in einem Umspannwerk oder einen Kabelausfall, der einen teilweisen Stromausfall verursacht hätte, oder einen Cyberangriff, den die Regierung nicht ausgeschlossen hat) und berücksichtigen, dass Montag ein »normaler« Tag für die Systemplanung war (mit geringer Nachfrage, ausreichendem Angebot und milden Temperaturen), lassen sich die Fehlerquellen eingrenzen und alles deutet auf einen Fehler im REE-Kontrollzentrum hin.
Das Unternehmen und die Regierung bestreiten jegliche »Steuerungsfehler vor oder nach dem Vorfall« oder ein »technisches Versagen«.
Letzteres ist richtig, da tatsächlich nicht die Maschinen ausgefallen waren, sondern der Fehler im Betrieb selbst lag.“

Das ganze Leugnen und Ich wars nicht! ist unter anderem auch angesichts der Lawine von Klagen zu begreifen, die in Bälde zu erwarten ist.
Erste Schätzungen des durch den Stromausfall verursachten Schadens nennen eine Summe von 4,5 Milliarden, allein für Spanien.
Wenn sich jetzt herausstellt, daß der landesweite Elektrizitätsbetreiber die Sache verursacht hat, so könnte er mit diesen Schadenersatzklagen konfrontiert sein. Dann müßte der spanische Staat ihm unter die Arme greifen, weil ohne Elektrizitätsnetz geht es nicht. Dann stiege die Staatsverschuldung wieder um ein paar Milliarden an …

„Ministerpräsident Pedro Sánchez sagte, daß in der Nacht zum Montag um 0:30 15 GW »verlorengegangen seien«. Das ist sehr unpassend ausgedrückt, weil Energie geht nicht verloren, sondern sie wird abgekoppelt.“

Damit wird ausgedrückt, daß ein oder mehrere Quellen von Energie aus dem Netz entfernt werden.

„Im Stromnetz muss die Nachfrage (der Verbraucher) jederzeit millimetergenau mit dem Angebot (der Erzeugungsanlagen) übereinstimmen. Andernfalls kann es zu Überspannungen im Übertragungsnetz kommen. In diesen Fällen sorgt jedoch ein automatischer Mechanismus für die »Loslösung« von Strom aus den Werken der Elektrizitätserzeuger.
Dies ist jedoch nur möglich, wenn die Spannung unter 400.000 Volt liegt (es wurden jedoch 470.000 erreicht) und die Frequenz genau 50 Hertz beträgt (sie betrug 50,2 H).
Andernfalls kann man wenig tun. Mit den zum Ausgleich der Ungleichgewichte vorhandenen Mittel gelang es den Technikern des Betreibers nicht mehr, hier Abhilfe zu schaffen.

Eine vermeidbare Überspannung

An diesem Punkt können nur synchrone oder Trägheitstechnologien (in dieser Reihenfolge Wasserkraftwerke, Gas-und-Dampf-Kombikraftwerke und Kernenergie) Abhilfe schaffen, da sie in den ersten beiden Fällen innerhalb von Sekunden wirken, im Gegensatz zu erneuerbaren Energien (Solar- und Windenergie, bei denen dies nicht der Fall ist).
Daher kam es zu einem Zeitpunkt, als das Angebot die Nachfrage (die nicht sehr hoch war) überstieg und die Techniker es versäumten, die Leistung anzupassen, (…) zu einem Spannungsanstieg und zur Abschaltung aller Turbinen, wodurch das System auf Null heruntergefahren wurde.
Laut Jorge Sanz, dem ehemaligen Energiedirektor und ehemaligen Präsidenten der Kommission für die Energiewende, »besteht die Theorie, die zu 99 % erklärt, was passiert ist, darin, dass es zu einem Stromstoß kam und das System plötzlich getrennt wurde, weil REE nicht genügend Wasserkraft und Gas (synchron) einprogrammiert hatte. Damit hätte nämlich ein Rückgang der Stromeinspeisung erreicht werden können, da diese Kraftwerke ihre Produktion innerhalb einer Sekunde hätten drosseln können.«
Dies wird in der Branche als »rollende Reserven« bezeichnet.

Eine unbestreitbare Tatsache ist, dass von den für Montag geplanten 26 GW nur 5 GW von diesen synchronen Energieerzeugern stammten: 3 der 5 großen Wasserkraftwerke waren wegen Wartungsarbeiten (mit Genehmigung von REE) außer Betrieb und alle Kernkraftwerke, außer Ascó, wurden ebenfalls abgeschaltet.“

Spanien hat neben Ascó 1 & 2 noch 4 weitere AKWs, davon noch außer Ascó eine mit 2 Reaktoren, insgesamt also 7 Reaktoren auf 5 AKWs verteilt. Es handelt sich durchwegs um Leichtwasser-Reaktoren mit einer Gesamtleistung von 7.398,77 MW.
Ascó liefert davon 2.059,71 MW. (Spanisches Ministerium für Ökologische Transformation und Bevölkerungsentwicklung, AKWs)

Obwohl die Kernenergie weniger flexibel ist (sie kann innerhalb von etwa 20 Minuten anlaufen), führen die Befürworter dieser Energieform den Stromausfall darauf zurück, dass diese Kraftwerke außen vor gelassen wurden. Javier Santacruz von der Vereinigung für Energiewende (ATE) räumt ein, dass Wasser- und Gas-Kraftwerke »Stromspitzen sofort absorbieren können«, doch auch die Kernenergie, die aus Sicherheitsgründen abgeschaltet werden muss, hätte eine wichtige Rolle spielen können, »um die Auswirkungen mit leichter Verzögerung abzufedern«. Und vor allem »in der anschließenden Wiederherstellung der Versorgung«, die in kürzerer Zeit hätte erreicht werden können.

Auch das französische Netz (mit Spanien über Kabel durch die katalanischen Pyrenäen und durch das Baskenland verbunden, Kabel mit einer Kapazität von lediglich 5 GW) wurde abgekoppelt, dennoch blieb in einigen Gebieten im Süden des Nachbarlandes für sehr kurze Zeit der Strom aus.
Diese im Falle einer Überspannung in Spanien automatisierte Abschaltung verhinderte einen Dominoeffekt, der den Stromausfall auf der iberischen Halbinsel auf Frankreich hätte ausweiten können. Die Vernetzung mit Portugal ist deutlich höher, sodass auch dieses Land vom Stromausfall nicht verschont blieb.“

Der Fehler entstand also im spanischen Netz und wurde von dort auf Portugal übertragen.
Das erhöht die Schadenersatzforderungen weiter, weil die Schäden in Portugal sind noch weniger abzuschätzen als die in Spanien.

„Die Frage ist: Warum haben die REE-Techniker den Anstieg nicht mit den im System zur Verfügung stehenden Mitteln gestoppt?
Jorge Sanz wiederholt, dass »es an synchroner Energie gefehlt habe, die es ermöglicht hätte, die Ungleichgewichte zu korrigieren.« Diese seien sehr häufig und leicht zu korrigieren, sagt ein anderer Analytiker, der betont, dass es sich dabei »nicht um paranormale Phänomene, sondern nur um reine Physik« handele.

Laut einer am Montag von REE verbreiteten Information ist das Netz »in hohem Maße auf variable erneuerbare Energien angewiesen, die im Falle einer Instabilität abgeschaltet werden. Es verfügt über zu wenig physische Trägheitsreserven«, wie sie durch zyklische und Wasserkraftwerke bereitgestellt werden.“

Unter „zyklische“ fallen übrigens nicht nur AKWs und Gaskraftwerke, sondern auch die vielgeschmähten Kohlekraftwerke, von denen Spanien trotz seiner großen Kohlereserven inzwischen nur mehr über 4 verfügt, darunter eines auf den vom Stromausfall nicht betroffenen Balearen, die anderen 3 in Asturien und Andalusien. Die 3 auf dem Festland erzeugen zusammen 1.855 MW, also weniger als Ascó 1 & 2.
Zwischen 2011 und 2023 wurden 17 Kohlekraftwerke geschlossen.

Das weist darauf hin, daß der Ausbau von Solar- und Windenergie als Priorität ausgegeben und auch über Subventionen angestachelt wurde. Das war eine erklärte Strategie der Regierung Sánchez, weshalb dieser jetzt sich auch mit Händen und Füßen gegen diesen Erklärungsansatz wehrt. (Wikipedia, Schließung der spanischen Kohlekraftwerke)

„Der Premierminister versicherte am Dienstag, er werde »die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um zu verhindern, dass sich so etwas wiederholt«, forderte aber auch »Verantwortung von den privaten Betreibern« (…). Er wies auch darauf hin, dass er sich dabei auf einige Photovoltaikanlagen im Süden von Extremadura bezog, die von den Betreibern vom Netz genommen wurden.“

Dieser Satz ist kryptisch und weist auf eine gewisse Panik hin, mit denen manche Verantwortliche versuchen, andere als Schuldige dingfest zu machen.

„Inzwischen befürchtet man in der Branche Verfolgung und sieht diesen Vorwurf als Vorwand, REE von der Verantwortung freizusprechen.
Laut José Donoso, Direktor der spanischen Photovoltaik-Union (UNEF), »wurden bei der Installation der Photovoltaikanlagen die anspruchsvollsten europäischen Programme und Vorschriften gewissenhaft eingehalten.« „Dort sind die Kurven“, betont er und weist jede Verantwortung für den Vorfall von sich.“

Was für „Kurven“? fragt man sich.
Auch hier merkt man, wie jeder versucht, sich abzuputzen.

„In diesem Zusammenhang erinnert er daran, dass »vor einem Jahr zwei Atomkraftwerke stillgelegt wurden, deren Kapazität die jedes Solarkraftwerks bei weitem übertraf, und die Welt trotzdem nicht unterging. Es ist unvorstellbar, dass zwei Photovoltaikanlagen in Extremadura für das Geschehene verantwortlich sind.«“

Das hat auch niemand behauptet, weil diese 2 E-Werke in Extremadura als Verursacher sind sowieso nur Hirngespinste von Sánchez.

„Donoso spielt auch darauf an, dass manche Leute versuchen, den Stromausfall zu nutzen, um »die Energiewende zu verlangsamen«.“

Das geht ja gar nicht, weil in die wurde von manchen Stromversorgern viel investiert, was sich aber erst amortisieren muß. Da stören andere Arten von Kraftwerken nur, die nehmen den Photovoltaik-Anlagen und Windparks Kunden weg.

„Die Preise explodieren

Das spanische Stromnetz gilt als eines der robustesten und dichtesten der Welt. Seine Kapazität übersteigt den Bedarf um ein Vielfaches: 116.000 MW im Vergleich zum historischen Höchststand von 44.000 MW im Jahr 2003. Dasselbe gilt für die Stromerzeugung, die zwei- bis dreimal höher ist als der übliche Verbrauch.

Tatsächlich hat die zunehmende Verbreitung erneuerbarer Energien in den letzten Jahren (vor wenigen Wochen stammten 100 % der täglich verbrauchten Energie aus erneuerbaren Quellen) viele konventionelle Kraftwerke, wie etwa Gas-und-Dampf-Kombikraftwerke, in eine schwierige Lage gebracht, die sie viele Jahre lang auf halber Kraft fahren ließ. Ebenso die AKWs, von denen einige in den letzten Monaten zum ersten Mal zur Abschaltung gezwungen wurden, weil sie nicht mit den Marktauktionen mithalten konnten.“

D.h., sie boten den Strom auf den inzwischen überall eingerichteten Strombörsen zu hohen Preisen an, sie sind also nicht wettbewerbsfähig.

„Der Beweis dafür, dass etwas schiefgelaufen ist, ist die Tatsache, dass am Dienstag unter den gleichen Bedingungen hinsichtlich Angebots, Nachfrage und Temperaturen nichts passiert ist.
Die Präsidentin von Redeia (der Muttergesellschaft von REE), Beatriz Corredor, wies am Mittwoch bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt seit dem Stromausfall jede Verantwortung der erneuerbaren Energien an dem Absturz des Netzes zurück.

Die erste Maßnahme bestand offenbar in der massiven Einprogrammierung von Gaskraftwerken, wodurch der Strompreis im Pool um 500 % gestiegen ist: von 35 Euro/MW am 29. auf 117 Euro/MWh am 30. Heute sinkt der Preis um 58 Prozent auf 13,29 Euro/MWh.“

Rechnerisch ist das nicht ganz nachvollziehbar, die Kernaussage ist jedoch: Durch heftige Subventionierung und Ausbau ist inzwischen die Wind- und Sonnenenergie in Spanien billiger als Wasserkraft und AKWs. Beim Wasser kommt noch die ständige Dürre dazu. Kohle ist keine Option und beim Gas versucht Spanien offenbar auch die Flüssiggas-Importe zu reduzieren.
Der Export des offenbar reichlich erzeugten und günstigen Stroms scheitert bisher an der schwachen Verbindung zu Frankreich, das sich gegen Stromimporte aus Spanien schützen will.

Und jetzt das, was einen schweren Schlag für die Energiepolitik Spaniens darstellt, ganz abgesehen von den drohenden Schadenersatz-Forderungen.

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Wie sieht es in Österreich aus?

Laut dieser Website des Verbundes sieht die Stromversorgung in Österreich so aus:

Wie man der Graphik entnehmen kann, scheint die vorherrschende Form von Kraftwerken heute die Wasserkraft zu sein. Zumindest ist es die Energiegewinnung, der der Verbund den Vorzug gibt.
Die Höchstspannung von 380 kV liegt unter den 400 kV, die die Grenze für Handlungsmöglichkeiten wäre. Es ist aber nicht klar, ob das an der geringeren Größe Österreichs oder Konventionen im mitteleuropäischen Stromnetz liegt.

Nicht wirklich beruhigend wirkt Folgendes:

„Für die stabile und sichere Stromübertragung ist in Österreich das unabhängig agierende VERBUND-Tochterunternehmen Austrian Power Grid AG (APG) zuständig. (…)
Auch der internationale Stromaustausch wird durch die APG sichergestellt. Denn seit dem Ende der 1990er Jahre sind die Stromnetze der einzelnen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union eng miteinander verknüpft. Das hat den Vorteil, dass Ausfälle von größeren Kraftwerken mithilfe der restlichen europäischen Kraftwerke rasch kompensiert werden können. So kann auch ein Totalausfall der Stromversorgung, ein sogenannter Blackout, verhindert werden.“

In Spanien war es umgekehrt: Nur durch rechtzeitige Abkopplung gelang es Frankreich, der Ansteckung zu entkommen.
Portugal hatte dieses Glück nicht.  

Pressespiegel Komsomolskaja Pravda, 25.4.: Rußlands Geldpolitik

ZU EINEM VORTRAG DER NATIONALBANKPRÄSIDENTIN NABIULLINA

Nabiullina vergleicht den hohen Leitzins mit einem bewährten Medikament. Die KP gibt ihren Vortrag in einer Art Frage- und Antwort-Form wieder.

„Die letzte Sitzung des geldpolitischen Direktoriums der Zentralbank fand am Freitag statt. Die Zentralbank beschloss wieder einmal, den Leitzins bei 21 % pro Jahr zu belassen, was niemanden überraschte. Seit 6 Monaten liegt der Kurs nun schon auf diesem Niveau. Aber dennoch gab es auch ein positives Signal. Die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung in der Zukunft ist gestiegen. Hier ist der interessanteste Teil von Elvira Nabiullinas Rede auf der Pressekonferenz.“

Man vergleiche damit die Zinssenkung der EZB, die 5. in Folge, wo der Leitzins derzeit bei 2,5% liegt. Die EZB will die Konjunktur ankurbeln und senkt daher den Leitzins. Die russische NB will die Inflation drosseln und bleibt daher bei diesem hohen Zins.
Die KP meint immerhin, das ihren Lesern erklären zu müssen:

„Wie wirkt sich ein hoher Zinssatz auf die Inflation aus?

Ein hoher Leitzins bremst die Inflation über mehrere Kanäle gleichzeitig. Erstens durch eine Abkühlung der Nachfrage durch steigende Kreditzinsen.“

Bei so einer Aussage wird erstens ausgesprochen, daß auch in Rußland der Konsum auf Pump finanziert wird. Da sind die Russen schon gut im 21. Jahrhundert angekommen.
Oder aber, daß die Betriebe untereinander weniger einkaufen und die Produktion drosseln, was man entweder als notwendige Anpassung interpretieren kann, oder als Schrumpfung der Wirtschaftsleistung.

„Zweitens durch den Einlagenkanal, der mit der Stimulierung der Ersparnisse verbunden ist.“

Wer noch mit eigenem Geld einkauft, soll sich das lieber behalten und auf die hohe Kante legen. Das ist eher das sowjetische Verhalten, als es keine Kredite gab und die Leute auch mehr Geld hatten, als sie loswerden konnten.
Damals galt ja Konsum nicht als Moment der Selbstdarstellung.

„Der dritte Kanal ist der der nationalen Währung. Auch sie trägt zur Verlangsamung der Inflation bei. Eine straffe Geldpolitik (d.h., ein hoher Leitzins) dämpft die Importnachfrage“

– d.h., die Leute kaufen weniger und deshalb muß man weniger importieren –

„und erhöht die Attraktivität von Rubel-Anlagen.“

Man fragt sich, auf welche Gruppe hier gezielt wird?
Der hohe Leitzins zieht zunächst Investitionen in fix verzinsliche Wertpapiere an, nicht solche in die Produktion direkt. Geht es um Staatsanleihen, Bankanleihen?
China hat sehr viel investiert in Rußland. Möglicherweise sind auch Unternehmer aus einigen mittelasiatischen Republiken mit von der Partie. Immerhin stehen westliche Fabriken leer und Rußland orientiert seine Handelströme Richtung Asien.
Auch Investitionen Japans können nicht ausgeschlossen werden.
Eine Filiale in Rußland selbst erleichtert das Problem der Verrechnung von Importen.
Schließlich darf man auch die russischen Oligarchen nicht vergessen, die nach der Invasion Rußlands 2022 in westlichen Staaten nicht besonders gut behandelt wurden und möglicherweise wieder verstärkt in Rußland investieren.

„Dies trug zur Stärkung des Rubels im ersten Quartal bei, was wiederum den Preisdruck verringerte. All dies sind stabile Faktoren, die die Inflation bremsen. Zusätzlich wurde der Kurs des Rubels durch die verbesserte Stimmung an den Finanzmärkten seit Jahresbeginn gestützt.“

Welchen Finanzmärkten?
Asiatische Finanzmärkte dürften mehr Einfluß auf Rußlands Wirtschaft haben.
Wieso tragen die zur Stärkung des Rubels bei?

„Im Gegensatz zur straffen Geldpolitik könnte dieser Faktor jedoch eher kurzfristiger Natur sein.

Steigen die Preise langsamer?

Die jährliche Inflationsrate lag im März knapp über 10 %. Gleichzeitig hat sich das aktuelle Preiswachstum auf Jahresbasis auf etwa 7 % verlangsamt.“

Das klingt irgendwie nach der Quadratur des Kreises. Wir haben 10% gemessen, nehmen aber 7% an?

„Das ist immer noch viel: spürbar für Menschen und Unternehmen. Aber unter dem Einfluss unserer Geldpolitik wird die Inflation weiter sinken.“

Sie war also schon um einiges höher als 10%.

„Warum steigen die Preise einiger Güter schneller und anderer langsamer?

Der Inflationsrückgang verläuft im gesamten Warenkorb ungleichmäßig. Die Preise für Nicht-Lebensmittel reagieren schneller auf Leitzinsänderungen als die Preise für Dienstleistungen und Lebensmittel. Dies liegt daran, dass langlebige Güter häufiger auf Kredit gekauft werden. Hohe Zinsen haben das Kreditvolumen reduziert, die Nachfrage verringert, und infolgedessen steigen die Preise für Nicht-Lebensmittel deutlich langsamer. Bei Dienstleistungen und Lebensmitteln wirken sich Änderungen der Konsumentenkredite weniger stark aus. Hier wird die Nachfrage in erster Linie von der Einkommensdynamik bestimmt.

Sind hohe Zinsen ein Risiko für das Wirtschaftswachstum?

Die Investitionstätigkeit liegt nahe dem hohen Niveau des Vorjahres. Die überwiegende Mehrheit der von uns befragten Unternehmen plant, ihr Investitionsvolumen in diesem Jahr beizubehalten oder zu erhöhen. Gleichzeitig dürfte sich das Investitionswachstum verlangsamen. Frühindikatoren wie der Absatz von Lastwägen und Landmaschinen sowie die Auslastung der Verkehrsinfrastruktur deuten darauf hin. Einer der Faktoren, die das Investitionswachstum bremsen, bleibt der Personalmangel.“

Man merkt, während die Frage auf das Wirtschaftswachstum zielt, befaßt sich die Antwort mit dem Investitionswachstum – das ist für die Wirtschaftspolitik-Lenker Rußlands offenbar der wichtige Indikator, in ihrem Versuch, Produktion nach Rußland zu holen und den inneren Markt aus eigener Produktion bedienen zu können.
Eine Parallele zu Trump …  

„Wie wirkt sich die Geopolitik auf die Wirtschaft und die Inflation aus?

Eines der Hauptrisiken ist eine stärkere Abkühlung der Weltwirtschaft aufgrund der Handelskriege. Entscheidend ist nicht nur, wie stark die Einfuhrzölle letztlich steigen werden, sondern auch die Tatsache, dass die Märkte im Zusammenhang mit diesen Entscheidungen in ständiger Unsicherheit leben.

All dies erschwert die Investitionsplanung. Sollten zusätzliche Risiken durch Zölle eintreten, ist ein weiterer Rückgang der Ölpreise wahrscheinlich. Darüber hinaus bleiben Risiken vom Arbeitsmarkt und den Inflationserwartungen bestehen. Die Inflation liegt seit 4 Jahren in Folge über dem Zielwert, was eine hohe Trägheit erzeugt, die eine rasche Verlangsamung des Preiswachstums verhindert.“

Das ist russisches Ökonomen-Kauderwelsch mit einer doppelten Verneinung.
Offenbar soll hier ausgedrückt werden, daß hohe Inflation einen Störfaktor für Investitionen darstellt.

„Werden die Banken die Vergabe von begünstigten Hypotheken einstellen?

Viele Banken nehmen an den Programmen für gestützte Kredite teil, wobei nicht alle Provisionen eingeführt haben (für Bauträger – der Präsident forderte kürzlich deren Abschaffung. – Red.).“

Der Staat stützt Kredite, um den Wohnbau voranzubringen, manche Banken nutzen das offenbar für ein Zusatzgeschäft …

„Ihr Beispiel zeigt, dass solche Hypotheken auch ohne Provisionen für Kreditinstitute interessant bleiben. Zweitens hat das Finanzministerium die Vergütung für die Teilnahme der Banken an dem Programm erhöht. Sie erhalten derzeit je nach Immobilienkategorie eine Rückerstattung von 24 bzw. 24,5 Prozent. Gleichzeitig sind die Einlagenzinsen um etwa 1–1,5 Prozentpunkte auf 20 Prozent gesunken, sodass die Banken mit Vorzugshypotheken Geld verdienen können. Der Wettbewerb auf dem Markt wird dazu beitragen, dass der Anteil der Banken, die die Hypothekenvergabe beschränken, sinkt und der Anteil der Banken, die ohne Provisionen arbeiten, steigt, was zu einer erhöhten Vergabe von Hypotheken führt.

Sollten Ratenkaufverträge bei Käufen im Internet verboten werden?

Es besteht keine Notwendigkeit, solche Kredite oder Ratenzahlungen zu verbieten. Dies schränkt die Verfügbarkeit von Finanzprodukten für die Bevölkerung ein.
Aber hier gibt große Probleme. Die Menschen müssen vor Kaufzwang und anderen unlauteren Verkaufspraktiken geschützt werden, unabhängig davon, ob diese im Internet oder anderswo stattfinden. Ratenzahlungen sind de facto ein Kredit, also eine Schuld. Daher ist es sehr wichtig, das Gesetz über Ratenzahlungen, das derzeit in der Duma diskutiert wird, schnell zu verabschieden. Es wird die Transparenz dieses Marktes erhöhen und Regeln zum Schutz derer schaffen, die auf Raten kaufen. Im Bankensektor sind diese Fragen bereits weitgehend geregelt. Wir müssen entsprechende Regelungen für Internet-Käufe schaffen.“

Rußland muß die Gesetzeslage offenbar an neue Zahlungsmethoden anpassen, die nicht mehr über Banken laufen.

„Warum muß die Wirtschaft möglichst gründlich von der Inflation geheilt werden?

Ein hoher Leitzins und eine straffe Geldpolitik sind kein Experiment, sondern ein sehr starkes Medikament, das vielfach unter verschiedenen Bedingungen und in verschiedenen Ländern getestet wurde.
Eine unzureichende Dosierung eines solchen Medikaments kann den Zustand des Patienten – der russischen Wirtschaft – verschlechtern. Der hohe Leitzins hilft, die überhitzte Nachfrage zu bewältigen, und wir sehen, dass die Inflation bereits zu sinken begonnen hat. Die vorgeschriebene Behandlung muss jedoch abgeschlossen werden, um Rückfälle zu vermeiden.
Zur Erinnerung: Die Inflationsprognose der Zentralbank liegt in diesem Jahr bei 7–8 % pro Jahr, im nächsten Jahr dürfte sie die geforderten 4–5 % erreichen. Die nächste Sitzung der Zentralbank zur Geldpolitik findet am 6. Juni 2025 statt.“

Klingt zumindest nicht nach einer Wirtschaft, die mit enormen Problemen kämpft, wie in unserer Presse immer wieder suggeriert wird.

Pressespiegel El País, 5.4.: Trostlose „Wirtschaftsfachleute“

DER DOLLAR AUF DEM PRÜFSTAND: WARUM TRUMPS HANDELSKRIEG AUCH EIN WÄHRUNGSKRIEG IST

Trumps Wunsch nach einer schwachen Währung zur Reindustrialisierung der USA hat die Märkte vor den Folgen gewarnt, die sich ergeben würden, wenn die USA ihre Rolle als globale Reservewährung verlieren würden.“

Wenn der $ abgewertet würde, so würde er deswegen nicht notwendig seine Rolle als Reservewährung verlieren. Allerdings würden die Bankschätze, die viele $-Anleihen bei sich liegen haben, an Wert schrumpfen.
Nur: Was wäre die Alternative als Reservewährung?
Der Euro?
Der Yen?
Das britische Pfund?

„Auch der Dollar konnte sich der starken Volatilität der Finanzmärkte in diesem Jahr nicht entziehen, insbesondere nicht nach der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Donald Trump im vergangenen Januar. Im selben Monat fiel der Euro an Tagen, an denen über die Parität zwischen den beiden Währungen diskutiert wurde, auf bis zu 1,02 US-Dollar.
Mitte März gelang es der Gemeinschaftswährung jedoch, sich wieder deutlich zu erholen und auf 1,094 US-Dollar zu steigen. Der Dolchstoß war die Ankündigung der US-Zollpolitik in dieser Woche: Die US-Währung wird derzeit zu 1,10 Dollar pro Euro gehandelt und hat seit Januar gegenüber ihrer Rivalin 6,25 % an Wert verloren.

Gründe für diese starken Schwankungen sind Trumps angekündigte Zollpolitik, die Erwartung einer Verlangsamung des US-Wachstums und die Ankündigung Deutschlands und anderer europäischer Länder, außerordentliche öffentliche Ausgaben für die europäische Wiederaufrüstung zu tätigen. Dies führte zu einem Anstieg der Rendite zehnjähriger deutscher Staatsanleihen auf 2,73 %, verglichen mit 2,35 % zu Jahresbeginn.“

Das heißt, die Finanzmärkte finden die angekündigte deutsche Aufrüstung perspektivenreich und sind bereit, sie zu kreditieren.
Man merkt hier, daß die Rüstung in einer weltweit stagnierenden Wirtschaft, die im Grunde schon seit geraumer Zeit im Krisenmodus läuft, als eine Art Wachstumsmotor aufgefaßt wird – sowohl von ihren politischen Verkündern und vermutlich auch Betreibern als auch vom weltweiten Finanzkapital, daß verzweifelt nach Anlagemöglichkeiten in einem sehr schwachen Markt sucht.

„Höhere Zölle bedeuten eine höhere Inflation in den USA und damit höhere Zinssätze.“

So eine Notwendigkeit, wie hier dargestellt, gibt es nicht. Die Inflation und auch die Zinssätze werden auch durch andere Faktoren beeinflußt.
Der Verfasser des Artikels hat das wohl so auf der Uni gelernt, aber das ist eben ein Blödsinn.
Vermutlich hört man bald ein Wehgeschrei, wenn das andere Auswirkungen (auch) hat.

„In diesem Zusammenhang muss Europa für globale Investoren attraktiver werden, wenn es die Kosten der Wiederaufrüstung mit höheren Zinsen finanzieren will. Währungen spielen hier eine wichtige Rolle und wie es bei dieser komplizierten Aufgabe der Fall ist, gibt es genug Widersprüche.“

Eine sehr interessierte Betrachtungsweise, das Säbelrasseln in Deutschland als „komplizierte Aufgabe“ zu charakterisieren. Sozusagen eine reine Konjunkturbelebungsmaßnahme, noch dazu ungewöhnlich …

„»Wir müssen uns auf eine Politik des schwachen Dollars einstellen. Kommt es nicht zu einer Rezession, dürfte die Einführung von Handelsbarrieren in den USA zu einer etwas höheren Inflation und höheren Zinsen führen und den Dollar stärken.
Bisher ist das jedoch nicht der Fall, da der Markt eine deutliche Verlangsamung des Wachstums anzeigt. Sollte der Dollar wieder stärker werden, dürfte Trump Botschaften senden, die seine Währung schwächen«, erklärt Ignacio Dolz de Espejo, Direktor für Investmentlösungen bei Mutuactivos.

Aiman Shanks von Schroders stimmt dem zu: »Theoretisch sollten Zölle und eine stärkere Konjunktur dem Greenback zugutekommen,“

– warum? –

doch die Unsicherheit über das chaotische und schnelle Tempo der Exekutivverordnungen seit Ende Januar, gepaart mit den Auswirkungen auf die US-Wirtschaft, hat die Begeisterung der Anleger für Dollaranlagen deutlich gedämpft.
Der Dollar könnte sich dennoch gut entwickeln, wenn es zu einer Flucht in defensive Anlagen kommt und die anhaltende Inflation die Federal Reserve daran hindert, die Geldpolitik deutlich zu lockern«, erklärt er.“

Man beachte bei diesem Gefasel des Wirtschaftsfachmanns, wie die Inflation zu einem Subjekt wird, das die Akteure der Fed, die über Zinssätze entscheiden, an etwas „hindert“.
Man muß sich wirklich eine Art Gespenst dazudenken, das seine „unsichtbare Hand“ auf die der Bankdirektoren legt und sie daran hindert, einen Knopf zu drücken.

„Ein Beispiel für dieses vorübergehende Misstrauen gegenüber dem Dollar ist der starke Anstieg der europäischen Aktienmärkte im Vergleich zur Wall Street in diesem Jahr.

Doch die grundlegende Frage, die sich viele Analysten stellen, ist, ob Trump möchte, dass der Dollar seine Funktion als Reservewährung der Welt verliert.“

Eine Frage ist, ob Trump das will – Ja, er will das –, eine 2. ist, ob und auf welche Weise er das erreichen kann. Zölle allein dürften nicht genug sein.

„Eine Angst, die, wie Benjamin Dubois, Leiter des Hedge Managements bei Edmond de Rothschild AM, betont, als erste Folge »einen schwindelerregenden Anstieg des Goldpreises« hat, »der zum wichtigsten Reservewert geworden ist, da es keine Währung gibt, die eine echte Alternative zum Dollar bieten kann. Der Goldpreis ist um mehr als 60 % gestiegen und liegt nun bei über 3.000 Dollar pro Unze«, erklärt er.“

Es war in den 90-er Jahren, daß die Zentralbanken – zumindest in Europa – das Gold aus ihren Bankschätzen hinauswarfen und durch Staatsanleihen ersetzten – weil diese, zum Unterschied von Gold, Zinsen abwarfen. Der Bankschatz hörte also auf, „totes Kapital“ zu sein und verwandelte sich in eine Investition.
Auf diese Entwicklung setzte auch die EU bei der Einführung des Euro. Die Euro-Macher hofften, daß jetzt auf Euro lautende Staatsanleihen überall nachgefragt sein würden und der Euro einen fulminanten Start hinlegen würde – und gleichzeitig die Verschuldungsfähigkeit der Euro-Staaten steigen würden. Und ihre Hoffnung wurde erfüllt.
Das dicke Ende kam ein paar Jahre später. Seit der Finanz- und Euro-Krise sind die Staatsanleihen der Euro-Staaten vor allem bei der EZB „nachgefragt“. Diese Institution kauft sie bis heute in großem Umfang auf, um den Kredit der Wackelstaaten zu stützen. Woanders sind diese Anleihen (z.B. Griechenlands, Italiens, Zyperns) – mit einigen Ausnahmen – weitaus weniger nachgefragt. Die US-Anleihen hingegen haben weltweit einen besseren Stand, vor allem, seit die Fed die Zinsen erhöht hat.
Wie sich gezeigt hat, ist ein weltweiter Umstieg auf Euro-Anleihen nach wie vor eher unwahrscheinlich – obwohl die EU und vor allem Deutschland mit ihren Rüstungsvorhaben versucht, das zu ändern und zumindest deutsche Anleihen wieder attraktiv zu machen.
Die Zentralbanken Rußlands, Chinas und auch Indiens kaufen schon seit einiger Zeit Gold auf, um ihre Bankschätze damit auszupolstern. Das sind diejenigen Staaten, die von einer Schwächung des Dollar als Reservewährung am ehesten profitieren könnten – obwohl nicht absehrbar ist, wie.

„Eine durchaus relevante Frage, wie der Mathematiker und Analyst Juan Ignacio Crespo betont:“

Man muß schon nachfragen, welche Frage eigentlich so relevant ist? Will Trump den Dollar schwächen, ihn als Reservewährung unattraktiv machen, und kann er das überhaupt? – mindestens 3 Fragen sind hier versammelt.

„»Die eine Hälfte der Welt schaut fassungslos zu, und die andere Hälfte ist entsetzt darüber, was mit dem Dollar als allgemein akzeptierter Währung und Eckpfeiler des globalen Finanzsystems geschehen wird.«

Bei Seiten nehmen also eine sehr dümmliche und tantenhafte Stellung zu den Handlungen des US-Häuptlings ein und sind sogar weit entfernt davon, eine der 3 Fragen zu stellen.

„Rund 70 % der internationalen Transaktionen werden in Dollar abgewickelt. Die Vorherrschaft des Dollars hat es den USA ermöglicht, sich problemlos und zu niedrigeren Zinsen zu finanzieren, als sie es ohne ihren Status als globale Reservewährung tun müssten.“

Hier werden 2 Funktionen des Weltgeldes, die sehr verschieden sind, in einem Atemzug erwähnt. An der Rolle des Dollar als Handelswährung will Trump festhalten – deswegen will er auch keine Gemeinschaftswährung bei den BRICS zulassen, – an der als Reservewährung hingegen will er rütteln.
Hier wiederum erhebt sich die Frage, ob das eine ohne das andere zu haben ist?

„»Der jüngste Rückgang des Dollars könnte der Beginn eines tieferen Trends sein, und eine zweite Amtszeit Trumps könnte dazu führen, dass der Dollar seinen dominanten Status verliert, den er im letzten Jahrzehnt innehatte«, erklärt Benjamin Dubois.“

Im letzten Jahrzehnt?!

„Und er fügt hinzu: »Diese von Stephen Miran, Donald Trumps wichtigstem Wirtschaftsberater, entwickelte Umstrukturierung basiert auf der Überzeugung, dass der Dollar abwerten muss, um die Reindustrialisierung der USA zu ermöglichen. Zölle sind ein zentrales Element seiner Strategie, die andere Länder zu Währungsabkommen ermutigt. Dies ist das sogenannte Mar-a-Lago-Abkommen, ähnlich früheren Währungsabkommen, die nach ihrem jeweiligen Unterzeichnungsort benannt sind, wie Bretton Woods (1944), Plaza (1985) und Louvre (1987)“, folgert Dubois.“

Es ist schon beachtlich von dem Finanzexperten der Rothschild-Bank, das Bretton Woods-Abkommen, das die Dominanz des Dollars nach 1945 festschrieb – bis heute! – mit den zwei obskuren Abkommen der Ära Reagan, die zur Finanzierung seines antikommunistischen Kreuzzugs dienten, in einen Topf zu werfen.
Außerhalb von Bankiers-Kreisen sind diese Abkommen ziemlich unbekannt. Aber immerhin handelt es sich um Absprachen zwischen Staaten. Das kann man von der Trumpschen Zollpolitik nicht sagen, die kennt eigentlich nur Gegner, keine Verbündeten.

„Folgen

Die Vorherrschaft des Dollars hat sich gefestigt, da er international als die Währung mit dem geringsten Risiko gilt. Dem Euro ist es in den 25 Jahren seines Bestehens nicht gelungen, diese Position einzunehmen, und in jüngster Zeit ist es den aufstrebenden BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) nicht gelungen, eine konkurrierende Währung zu schaffen.“

Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen.
Der Euro sollte dem Dollar Konkurrenz machen und ist dabei auf die Nase gefallen. Seine Schöpfer haben ihn genau deshalb geschaffen.
Er ist als Reservewährung nach der Finanzkrise stark zurückgefallen. Als Handelswährung ist er außerhalb Europas bedeutungslos.
Die BRICS hingegen arbeiten gar nicht an einer Ersatzwährung. Das ist ein Märchen, das von westlichen sogenannten Experten in die Welt gesetzt wurde und seither gebetsmühlenartig wiederholt wird – immer mit dem Zusatz, daß sie es nicht schaffen..
Manche der BRICS-Mitglieder hätten es gerne, anderen, wie Indien, ist das völlig gleichgültig.
Woran die BRICS arbeiten, ist ein Abrechnungsmodus jenseits des Dollars. Das ist aber nicht mit einem Währungsprojekt wie dem Euro zu verwechseln.

„Philippe Waechter, Chefökonom bei Ostrum AM, versucht, sich eine neue Welt vorzustellen, in der der Dollar als Reservewährung entthront wurde. (…)“

Es folgen konfuse und ziemlich dumme Phrasen über die Gefährdung des Dollar und des Welthandels, die Trumps erboste Äußerungen, der Dollar habe sich einem Mittel für Amerikas Rivalen entwickelt, durchaus bestärken.

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KASTEN, D.H. ERGÄNZUNG IN SELBIGEM ARTIKEL:

„Prognosen gegenüber dem Euro

Der berühmte »Tag der Befreiung« kam und mit ihm geriet die Welt in einen globalen Handelskrieg. Am vergangenen Mittwoch kündigte US-Präsident Donald Trump allgemeine Zölle in Höhe von 10 % und weitere Sanktionen gegen seine wichtigsten Handelsspartner an. Im Falle der EU beträgt der Satz 20 %, während er für China auf 34 % ansteigt.
Diese beispiellosen Maßnahmen, die mit erfundenen Handelsbeschwerden untermauert werden, wirken sich direkt auf zahlreiche wirtschaftliche Variablen aus. Am deutlichsten sind ihre Auswirkungen auf den Devisenmarkt. Sämtliche Prognosen zur Entwicklung des Euro-Dollar-Kurses haben sich als falsch erwiesen.
Klar scheint jedoch, dass die europäische Währung gegenüber dem Greenback weiter an Stärke gewinnen wird.“

Welch ein Satz! Entweder etwas ist „klar“, oder es „scheint“!

„Aber wie weit?“

Ja, das wüßten die Währungsspekulanten alle gerne, und dafür halten sie sich auch sogenannte „Analysten“, die aber gegenüber Trump und seiner Politik alle ratlos zu sein scheinen und deswegen jede Menge leeres Blabla von sich geben.

„Am Donnerstag, dem Tag nach Bekanntgabe der Maßnahmen, verzeichnete der Euro gegenüber seinem Konkurrenten seinen besten Tag seit 2015.“

Komisch, daß inzwischen gar keine warnenden Stimmen hörbar werden, die aufgrund des Ansteigens des Euro-Kurses die europäische „Wettbewerbsfähigkeit“ in Gefahr sehen.

„Trotz der bisherigen Aufwertung sehen die Experten von Citi Raum für eine weitere Aufwertung und setzen ihr mittelfristiges Ziel auf einen Wechselkurs von 1,15 Dollar pro Euro.
In den USA wird mit einem langsameren Wirtschaftswachstum gerechnet, was die Federal Reserve dazu zwingen wird, die Zinssätze aggressiver zu senken.“

Jetzt ist es wieder das Wirtschaftswachstum, das gespenstisch seine unsichtbare Hand auf die der Fed-Entscheidungsträger legen wird!

Was Trump so treibt, mag ja auch nicht besonders sympathisch oder durchdacht sein.
Aber was seine Kritiker von sich geben, ist wirklich an der Grenze des Schwachsinns.
Das Beunruhigende ist, daß letztere die europäische Politik bestimmen oder zumindest auf sie einwirken.