Pressespiegel Komsomolskaja Pravda, 5.5.: Die Fremdenlegion reitet in der Ukraine ein

EINE KOMPANIE SOLDATEN KOMMT AUS FRANKREICH IN DIE UKRAINE: EIN BITTERES SCHICKSAL ERWARTET SIE

Der ehemalige Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums Stephen Bryen berichtete in der Asia Times, dass 100 Soldaten der französischen Fremdenlegion in der Stadt Slawjansk in der Ukraine eingetroffen seien. Bryen schrieb: »Sie werden zur Unterstützung der 54. separaten mechanisierten Brigade der ukrainischen Streitkräfte in Slawjansk eingesetzt. Die Soldaten wurden aus dem 3. französischen Infanterieregiment rekrutiert. Dies ist eine der Haupteinheiten der Fremdenlegion.«

Der ehemaliger Pentagon-Beamte meint, dass es sich bei den Ankömmlingen hauptsächlich um Artilleristen und Geheimdienstoffiziere handelte. Und es bestätigt die Information, dass letztendlich bis zu eineinhalbtausend Soldaten aus Frankreich in die Ukraine geschickt werden.

Bryen stellt eine nicht rhetorische Frage: »Überschreitet dies eine rote Linie im Hinblick auf die NATO-Beteiligung am Konflikt in der Ukraine?« Werden die Russen dies als Beginn eines größeren Krieges außerhalb der Ukraine wahrnehmen?

In diesem Frühjahr gab es bereits Berichte über den Tod der Franzosen in der Ukraine – es handelte sich jedoch um »Söldner«. Wie sehr wird die Übertragung dieser »französischen Hundertschaft« die Situation verändern?

Die KP kontaktierte den pensionierten Hauptmann 1. Ranges, den Militärexperten Wassilij Dandykin, der derzeit die operative Situation auf der Krim beurteilt, einen der Schlüsselpunkte unserer Verteidigung und einer möglichen Offensive.

KP: Wassilij Alexejewitsch, kann der Transfer der ersten hundert Soldaten der französischen Fremdenlegion als Einmarsch der NATO-Truppen in das Territorium der Ukraine angesehen werden?

WD: Formal noch nicht. Die Fremdenlegion hat in Frankreich einen Sonderstatus. Im Großen und Ganzen gehört sie zum französischen Verteidigungsministerium. Die Feinheit besteht darin, dass dort Bürger anderer Länder dienen, von denen viele zum Zeitpunkt ihres Auslandseinsatzes, beispielsweise in die Ukraine, möglicherweise noch nicht über die formelle französische Staatsbürgerschaft verfügen. Und sie erhalten nach einer bestimmten Anzahl von Dienstjahren in dieser Einheit einen Pass der 5. Republik. Dort könnten also Russen und Ukrainer Seite an Seite dienen.

KP: Und deshalb kann man in Paris sagen, dass es keine französischen Soldaten waren, die in die Ukraine einmarschierten?

WD: So ist es. Offiziell scheint es sich hierbei nicht um die französische Armee zu handeln. Aber hier ist ein bedeutender Moment. Der Köder ist geworfen – wie werden wir das wahrnehmen?“

Sehr neckisch von der KP, die Anwesenheit ausländischer Soldaten in der Ukraine als „Köder“ zu bezeichnen. Offenbar soll es als ein besonderes Anliegen der russischen Armee dargestellt werden, diese zu vernichten.

„KP: Und wie?

WD: Ich denke, wir werden es mit »großer russischer Gastfreundschaft« akzeptieren. Worüber ein Nachkomme des Grafen Leo Tolstoi kürzlich sprach.

KP: Tatsächlich sind in der Ukraine bereits französische Söldner gestorben.

WD: Ja, sie haben »Urlaub gemacht« und sind in die Ukraine gefahren. Die Entsendung dieser Soldaten ist eine Art Test. Wir haben gerade Otscheretino befreit. Die Lage der ukrainischen Streitkräfte ist nicht sehr gut. Und jetzt sind diese Hundert gelandet, um Sie zu unterstützen. Angeblich – Artilleristen und Späher – aber eben nur angeblich. Vielleicht handelt es sich auch um Piloten. Unter Berücksichtigung der Aufgaben, die die Fremdenlegion üblicherweise in Afrika wahrnahm.

KP: Das heißt, nicht, um uns mit ihren Caesar-Kanonen zu treffen oder ihre von Delair hergestellten Drohnen, deren Hauptquartier sich in Toulouse befindet, in unsere Richtung zu schießen?

WD: Was die Artilleristen und Aufklärungsoffiziere betrifft, ich wiederhole, ist das, was sie selbst gegenüber den Medien laut gesagt haben. Warum sollten wir das glauben? Drin besteht Aufklärung im Krieg. So prüfen sie uns. Erwarten Sie unsere schnelle Antwort. Ich denke, und ich bin mir fast sicher, dass nicht alle dieser hundert Kämpfer in Slawjansk französische Pässe haben. Aber sicher wurden sie ihnen versprochen – nach diesem Einsatz. Aber viele werden diese französischen Pässe posthum erhalten.

KP: Wie weit ist es von der Front bis zum Standort dieser »französischen Kompanie«?

WD: Die Front bewegt sich ständig. Na ja, 40-50 Kilometer. Das Verteidigungsministerium bestätigt sorgfältig und nach genauer Prüfung die Befreiung weiterer besiedelter Gebiete.

KP: Ist es möglich, den Stützpunkt in Slawjansk sowohl mit Artillerie als auch mit der Luftwaffe zu erreichen?

WD: Das Beste wäre, die Soldaten dieser Kompanie gefangen zu nehmen. Ja, sie werden versuchen, dies auf jede erdenkliche Weise zu vermeiden, aber sie sind in etwas geraten, auf das sie sich nicht einlassen sollten. Und vorerst werden sie mit dem Namen »Fremdenlegion« spielen. Man wird darauf bestehen, dass diese im Grunde keine Franzosen sind. Das werden sie vorschieben. Nichts wie Heuchelei.“

Es handelt sich hier um die ukrainische Fremdenlegion, in der Söldner aus verschiedenen Staaten kämpfen und die auch schon sehr dezimiert wurde. Der sollen diese französischen Fremdenlegionäre sozusagen als Privatpersonen eingegliedert werden. Damit sind dann offiziell immer noch keine französischen Soldaten im Einsatz.
Heuchelei ist möglicherweise nicht ganz der richtige Ausdruck, weil immerhin wäre die offizielle Anerkennung der Truppenentsendung so etwas wie eine Kriegserklärung Frankreichs an Rußland.
Die Eingliederung der französischen Fremdenlegionäre in die ukrainische Fremdenlegion löst auch möglicherweise das Problem, wem diese Soldaten jetzt eigentlich unterstehen? Dem französischen oder dem ukrainischen Oberkommando?

KP: Und diese fünfzehnhundert Franzosen, die vor mehr als einem Monat in Bulgarien gelandet sind und zur rumänisch-ukrainischen Grenze marschierten?

WD: Nun, das alles geschieht im Rahmen groß angelegter NATO-Übungen, die sie von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer durchführen. Die östlichen Bündnispartner haben dort kaum Mitspracherecht, sind aber immer bereit, sich dafür anzudienen.

KP: Können die Franzosen sehr schnell aus dem rumänischen Constanța nach Odessa verlegt werden?

WD: Wahrscheinlich in ein oder zwei Stunden. Ja, sie können. Aber wir dürfen Transnistrien nicht vergessen. Die Situation dort ist kompliziert. Dort sind Zehntausende Menschen mit russischen Pässen.“

– und auch mit russischer militärischer Unterstützung und Bewaffnung. Transnistrien ist wehrfähig.

„Aber ich glaube weiterhin, dass die Staats- und Regierungschefs großer Länder immer noch über einen Rest gesunden Menschenverstands verfügen. Was die Legionäre angeht: Sie erhielten den Befehl – sie nahmen ihre Stellung ein.“

Waffenbrüder

DIE UNTERSTÜTZUNG DER UKRAINE

Das Unterstützungspaket für die Ukraine ist inzwischen doch durch das US-Parlament und die sonstigen Instanzen gegangen.

I. Was waren eigentlich die Gründe für die lange Pause von ca. einem halben Jahr?

1. eine gewisse Ernüchterung innerhalb der US-Eliten über das Unternehmen Ukraine, das sich immer mehr zu einem schwarzen Loch im Budget der USA entwickelt, ohne Aussicht auf Erfolg.

2. wurde damit Druck auf die europäischen Verbündeten ausgeübt, sich doch gefälligst auch einmal in die Seile zu hängen und den Patienten möglichst am Leben zu erhalten.

3. wurde auch der Ukraine signalisiert, daß sie ihre Hausaufgaben schlecht gemacht hat und mehr liefern muß, um weiter unterstützt zu werden.
Deshalb wurde in der Ukraine unter großem Druck von außen das Mobilisierungsgesetz angenommen, das die Zwangsrekrutierungen mit Polizeigewalt ermöglichen soll.

Ein von den ukrainischen Behörden veröffentlichtes Foto, das einen Wehrpflichtigen zeigt, der auf einer Luftmatratze über den Dnjepr nach Moldawien gelangen wollte, aber vom ukrainischen Grenzschutz eingefangen und festgenommen wurde.

II. Warum wurde das Paket doch noch genehmigt, und mit gar nicht so schwacher Mehrheit?

1. Die Erkenntnis, daß ein völliger Rückzug aus dem Projekt Ukraine ein sehr schlechtes Licht auf die immer noch angemaßte Weltmacht Nr. 1 wirft. Was sich auf andere laufende militärisch-politische Aktivitäten (Taiwan, Kaukasus) negativ auswirken könnte.

2. Die Einsicht, daß die Unterstützung der Europäer völlig unzureichend ist und eine baldige und für den ganzen Westen beschämende Niederlage der Ukraine zur Folge hätte.

3. Last but not least der Druck der US-Rüstungsindustrie, die sich von diesem Krieg fette Auftragsbücher erwartet und von Europa nicht in dem Ausmaß mit Bestellungen versorgt wurde, wie sich das manche Politiker und Unternehmer möglicherweise erwartet hätten, im Lichte der schwachen europäischen Kapazitäten.

Was die russische Seite betrifft, so gibt sich die völlig unbeeindruckt und meint, mit diesen ganzen neuen Waffen, Flugzeugen, Raketen usw. wird sich der Krieg zwar etwas in die Länge ziehen, aber dennoch mit einem Sieg Rußlands münden.

Diese Meinung wird auch von verschiedenen Militär-Analysten im Westen geteilt.

Pressespiegel EL País, 16.4.: Jordanien, der treue Diener der USA

„JORDANIEN – DAS EINZIGE ARABISCHE LAND, DAS DEN IRANISCHEN ANGRIFF BEKÄMPFTE, TROTZ SEINES ÄRGERS ÜBER ISRAEL

Seine Abhängigkeit von den USA und sein Misstrauen gegenüber Teheran überwogen die Proteste gegen das Abkommen mit dem jüdischen Staat über die Invasion des Gazastreifens.“

Der Ärger und die Proteste spielen sich in der Bevölkerung Jordaniens ab, nicht in der Führung, die mit den USA gut Freund ist.

„In den frühen Morgenstunden des Sonntags tauchten in den sozialen Medien am Stadtrand von Amman Videos des Metallgerüsts von einer der mehr als 100 Raketen auf, die der Iran gegen Israel abgefeuert hatte.
Diese Rakete war von der jordanischen Armee abgeschossen worden, die als einzige in der arabischen Welt an der Abwehr des iranischen Angriffs beteiligt war, – obwohl sich ihre Beziehungen zum benachbarten Israel aufgrund des Gaza-Krieges auf einem ihrer tiefsten Punkte seit der Unterzeichnung des Friedensvertrags vor 3 Jahrzehnten befinden.
Eine Nachricht, die 6.000 Retweets und 19.000 Likes gesammelt hat, zeigte das Video mit einem sarkastischen Kommentar auf Arabisch, der die Gefühle eines Teils der Bevölkerung auf den Punkt brachte: »Der jordanische König feuert iranische Raketen gegen seine Bürger ab, um Israel zu schützen.«

Die Beteiligung des Haschemitischen Königreichs an der Eindämmung des iranischen Angriffs hat für viel Gesprächsstoff gesorgt. Er zeigte, daß die jordanische Regierung – in einem entscheidenden Moment – seinem unverbrüchlichen Bündnis mit den USA und seiner geringen Wertschätzung für den Iran gegenüber der Kritik am Krieg in Gaza (die schärfste in demjenigen Teil der arabischen Welt, die den jüdischen Staat anerkennt) den Vorzug gab.“

Auch im Original ist das sehr kompliziert ausgedrückt.
Soll heißen: Obwohl es in Jordanien genug Abneigung gegen Israel gibt, ist das Bündnis mit den USA so wichtig, daß Amman in den sauren Apfel beißen und Israel verteidigen mußte.

„Ebenso stellte sie das Misstrauen gegenüber dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu hintan, das seit den 1990er Jahren besteht; und auch die Unbeliebtheit des Friedensabkommens in vielen Bereichen der jordanischen Gesellschaft.
Millionen seiner Bürger sind tatsächlich palästinensische Flüchtlinge und Hunderte Menschen demonstrieren seit Wochen täglich vor der israelischen Botschaft in Amman.“

Nicht nur 60% der Bewohner, auch die Frau des jordanischen Königs, Rania, ist palästinensischer Abstammung. Ihre Eltern emigrierten aus Tulkarem nach Kuweit.

„Die der Macht am nächsten stehenden Medien führen die Proteste auf das Interesse »ausländischer Agenten« zurück, ein Land zu destabilisieren, das an Israel, das Westjordanland, Syrien, den Irak und Saudi-Arabien grenzt, und projizieren gerne das Bild einer Oase des Friedens in einer turbulenten Region.
Eines der von Jordaniern meistbenutzten Wörter ist Istiqrar (Stabilität). Amman schoss in einer gemeinsamen Operation mit dem Vereinigten Königreich, Frankreich und den USA Dutzende Drohnen in Richtung Israel ab, die sein Territorium überflogen, und erlaubte diesen Staaten die Nutzung seines Luftraums.
Zwei weitere arabische Länder – die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien – übermittelten die Informationen über den Angriff, die Teheran selbst an sie weitergegeben hatte, an Washington, wie das Wall Street Journal am Montag enthüllte.
Es sind die »anderen« Länder, die der israelische Militärsprecher Daniel Hagari erwähnte, als er ihnen für ihre Hilfe dankte, ohne sie in Schwierigkeiten zu bringen.“

Alles sehr eigenartig.
Der Iran übermittelt an die VAE und Saudi-Arabien seine Absichten bzw. seine Strategie – damit die die dann weitergeben? Oder warum?

Iran, die große schiitische Macht, erweckt bei der sunnitischen Bevölkerung am Golf wenig Sympathie, aber Israel zu helfen, während die palästinensischen »Brüder« seit sechs Monaten in Gaza sterben und verhungern, bringt den Regierungen dieser sunnitischen Staaten wenig Pluspunkte.

Genau für seine aktive Teilnahme und deren öffentliche Bekanntmachung wurde Amman von Israel und den USA ebenso gelobt, wie es vom Iran und seinen Verbündeten kritisiert wurde.
Die der iranischen Revolutionsgarde nahestehende Nachrichtenagentur Fars zitierte eine »gut informierte Quelle« und wies darauf hin, daß Teheran gedroht habe, Jordanien als nächstes ins »Visier zu nehmen«, wenn es mit Israel »zusammenarbeite«. (…)
Für Hasni Abidi, Direktor des in Genf ansässigen »Zentrums für Studien und Forschung zur arabischen Welt und zum Mittelmeer«, hatte Jordanien »keine andere Wahl«, als die Projektile abzuschießen. »Seine Luftverteidigung ist mit den USA verbunden, von denen es erhebliche militärische und finanzielle Hilfe erhält, und es hat ein Friedensabkommen mit Israel mit Sicherheitsverpflichtungen«, fügt er in einer E-Mail-Nachricht hinzu.
Hinzu kämen seine »schlechten Beziehungen zum Iran« und seine »Angst vor einer Destabilisierung« des Landes, betont Abidi.“

Versicherungen wie die letztere und der gebetsmühlenartig wiederholte Hinweis, daß das Verhältnis mit dem Iran schlecht ist, wirken wir fertige Textbausteine.
Das Verhältnis mit dem Iran ist eben deshalb schlecht, weil Jordanien sich mit Haut und Haar den USA verkauft hat – und sich dadurch im Großen und Ganzen ein eigenes Militär und eine eigene Luftabwehr erspart. Das jordanische Militär ist eher protokollarisch und wird für Katastrophenhilfe und Polizeiaufgaben eingesetzt.

„Vor kurzem, am 3. April, meinte Abu Ali al Askari, ein Oberbefehlshaber der Kataeb Hisbollah, der mächtigen pro-iranischen Miliz im Irak: Sie könnten ihre Verbündeten in Jordanien mit »leichten und mittleren Waffen, taktischen Raketen, Panzerabwehrprojektilen und Tonnen Sprengstoff für 12.000 Kämpfer« zur Verteidigung der „palästinensischen Brüder“ versorgen.

Schwarzer September

Nur wenige Ideen erzeugen mehr Gänsehaut in einem Land, das in Teilen der arabischen Welt seit jeher als eine Art Verräter gilt.
Und zwar für seine Zusammenarbeit – sowohl offiziell als auch heimlich – mit dem jüdischen Staat und für den Schwarzen September 1970, in dem die jordanische Armee Tausende von Milizionären der Palästinensischen Befreiungsorganisation tötete, weil sie einen Aufstand vorbereiteten und versuchten, eine Art Parallelstaat zu errichten.
Tuqa Nusairat, Expertin für US-Politik im Nahen Osten und in Nordafrika beim US-Think Tank Atlantic Council, erinnert telefonisch daran, daß Jordanien – ein Land, das 1921 von den Briten als Transjordanien in einer strategischen Position mit wenig Wasser und viel Wüste gegründet wurde – ohne den Schirm Washingtons »sehr verletzlich« sei.“

Zu dieser Gründungsgeschichte gehört auch, daß dieser unattraktive Flecken Erde herhalten mußte, um die während des I. Weltkriegs mit den Briten verbündeten Haschemiten mit irgendeinem Amtl auszustatten. Der mittlere Sohn des letzten Scherifen von Mekka, Abdallah, wurde mit dem schnell geschaffenen Jordanien abgespeist, sein Bruder Faisal im ebenso geschwind zusammengekleisterten Irak als König implantiert.

„»Es ist kein sehr reiches Land, und es unterhält diplomatische und sicherheitspolitische Beziehungen zu den USA, die es aufrechterhalten möchte.« Die Entscheidung vom Samstag sei Teil dieser »Gegenleistung«, sagt sie. Jordanien erhält Geld, Sicherheitsgarantien und Ausbildung für seine Truppen als Gegenleistung dafür, »die Lage ruhig zu halten und die Interessen der USA in der Region zu schützen«.“

Jordanien hat also eine etwas andere Karriere hinter sich als Israel: Um als Staat überhaupt aufrecht zu bleiben, muß es sich an die USA anlehnen. Sein Bündnis mit den USA beruht also nicht darauf, wie Israel die vorherrschende Macht und der Brückenkopf der USA in der muslimischen Welt zu sein, sondern Jordanien ist eher eine Art Türsteher und Flüchtlings-Abstellplatz als Gegenleistung für Anerkennung und Aufrechterhaltung als Staat durch die USA.
Jordanien wird daher offensichtlich in der arabischen Welt verachtet, als US-Vasall.

„Nusairat weist auf zwei Elemente hin. Jordanien wollte sich »nicht vorwerfen lassen, einen Angriff auf ein anderes Land in irgendeiner Weise zu unterstützen oder wegzuschauen« … und befindet sich in einer sehr heiklen Lage, mit Spannungen an allen seinen Grenzen«.“

Man sollte sich vielleicht auch das problematische Verhältnis zum Irak vor Augen halten, das bereits unter Saddam Hussein bestand (die Baath-Partei betrachtete bereits Jordanien als un-arabischen Verräterstaat) und sich nach dem US-Einmarsch verschärfte. Im Sommer 2003 wurde die jordanische Botschaft in Bagdad gesprengt, 2005 verübten irakische Islamisten eine Reihe von Anschlägen im Amman.

„Tatsächlich hat Washington letztes Jahr beeilt, Patriot-Raketen an Jordaniens Grenzen zu stationieren, als Amman befürchtete, daß sich die Spannungen im Zusammenhang mit dem Gaza-Krieg letztendlich auch auf das Land auswirken würden.“

Ah, hier sind diese teuren und raren Patriot-Systeme also stationiert, weswegen die Ukraine leer ausgeht.

„Im Januar tötete eine pro-iranische Miliz drei amerikanische Soldaten in Jordanien nahe der syrischen Grenze.
Im Bewusstsein dieser Gleichgewichte und der Tatsache, daß viele Jordanier jeden Tag Bilder von Gaza sehen, begründete der Außenminister die Entscheidung zum Abschuß der iranischen Flugkörper mit der »realen Gefahr, daß iranische Drohnen oder Raketen im eigenen Land einschlagen könnten« – derselbe Ayman Safadi, der seit Monaten gegen Israel wettert. »Die Streitkräfte sind mit dieser Bedrohung umgegangen«, genau wie sie mit einem Angriff »von Israel umgegangen wären«, verteidigte er den Einsatz.

Die Behörden versuchen, ein heikles Gleichgewicht zu finden, von der Befürchtung getrieben, daß die am stärksten islamistischen oder israelkritischen Kreise Jordaniens die Monarchie und die Macht der Familienclans beduinischer Herkunft offen in Frage stellen könnten.
Einerseits hat das Parlament dafür gestimmt, die Abkommen mit Israel zu »überarbeiten«, und die Exekutive hat ein laufendes Abkommen über Wasser- und Solarenergie gestoppt. Andererseits hat er Demonstrationen zur Unterstützung Palästinas unterdrückt und die Entfernung des Schildes mit dem von ihm gewählten Namen von einem Restaurant in Amman angeordnet: »7. Oktober«. Es ist das Datum des Hamas-Angriffs, bei dem fast 1.200 Israelis getötet wurden, der die Invasion in Gaza auslöste und den viele in der arabischen Welt als verdiente blutige Rache an Israel für seine Behandlung der Palästinenser betrachten.

Auf jeden Fall ist es schwer, die historische Symbolik zu ignorieren, wenn man sieht, wie ein Angriff auf Israel von demselben Land unterbunden wird, das zwischen 1948 und 1973 vier Kriege mit ihm geführt hat.
»Besonders bemerkenswert ist das für eine Generation von Israelis, die sich daran erinnern, wie sie selbst einst vor den Angriffen Jordaniens Zuflucht gesucht haben«, erinnerte sich Mairav Sonszein, leitender Israel-Analyst der Denkfabrik International Crisis Group, am Sonntag.

Die Schlussfolgerung für ein Israel, in dem der militaristische und isolationistische Diskurs zunehmend triumphiert, ist, daß »diplomatische Vereinbarungen für die Stabilität von entscheidender Bedeutung sind«.
Eine religiöse Stiftung unter der Schirmherrschaft der jordanischen Monarchie verwaltet die Esplanade der Moscheen in Jerusalem, aber die ultranationalistischen Sektoren haben immer mehr Gewicht in der israelischen Regierung und fordern bei immer häufigeren Besuchen, das Abkommen zu annullieren und sogar den Komplex abreißen lassen wollen, um einen dritten Tempel zu bauen.

Noa Landau, stellvertretende Herausgeberin der israelischen Zeitung Haaretz, schrieb an diesem Montag, daß »Netanyahu und seine Anhänger sich am Sonntag bei Biden, aber auch bei Jordanien hätten entschuldigen sollen.« Nach dem iranischen Angriff veröffentlichten einige Gegner des Premierministers eines der ikonischsten Fotos in der modernen Geschichte des Nahen Ostens, auf dem König Hussein lächelnd eine Zigarette für Isaac Rabin anzündet, nachdem er 1994 das Friedensabkommen unterzeichnet hatte.

Die Beziehung hatte seither einige Höhen und Tiefen. In 30 Jahren hat Jordanien sechs Mal seinen Botschafter in Tel Aviv abberufen. Der bekannteste Grund dafür ist ein großes Fiasko beim Mossad, Israels ausländischem Spionagedienst. Eine weitere Verstimmung folgte im Jahr 2017, als ein israelischer Sicherheitsbeamter zwei Jordanier auf dem Botschaftsgelände tötete und von Netanjahu wie ein Held empfangen wurde.

Die letzte Abberufung eines Botschafters ist auf den Krieg in Gaza zurückzuführen, der Königin Rania dazu veranlasste, zwei Interviews zu geben, ohne sich dabei ein Blatt vor den Mund zu nehmen.
Amman gleicht die Unruhen unter seiner Bevölkerung aus, indem es zwar die diplomatischen Beziehungen zu Israel aufrechterhält, aber gleichzeitig mit öffentlich bekannt gemachten Abwürfen humanitärer Hilfe über Gaza – bei denen König Abdullah selbst porträtiert wurde – und Lastwagen mit Lebensmittel-Lieferungen für sich Stimmung macht.“