Imperialismus heute, Fortsetzung Mai 2021

SÄBELRASSELN GEGEN RUSSLAND ALS AUSWEIS DER LINIENTREUE
Wenn man die ganzen Posts der letzten Zeit zusammenfaßt, so stellt sich heraus, daß sie etwas deutschlandlastig sind.
Dort bringen sich die Grünen mit Kriegstreiberei in Stellung, um nach dem Kanzlerposten zu greifen und auszunützen, daß die klassischen Parteien keinen perspektivenreichen Kandidaten haben.
Die ehemalige Friedenspartei …
Die EU krankt weiterhin an dem Dilemma, ein zerstrittener Haufen mit Weltmachtambitionen zu sein, der nur durch Festhalten am Rockzipfel der USA und Hetze gegen Rußland so etwas wie Einigkeit hinkriegt. (Lawrow hat kürzlich angemerkt: Bald wird auch entlarvt werden, daß es die Russen waren, die Franz Ferdinand 1914 abgemurkst haben …)
Die Türkei hat sich militärisch zwar gestärkt, ökonomisch aber übernommen. Was dabei herauskommt, wird man erst sehen.
Die USA scheinen noch nach einer neuen Strategie zu suchen, nachdem weder Einmarschieren noch Farbrevolutionen noch Sanktionen die gewünschten Erfolge zu bringen scheinen.

Pressespiegel El País, 23.4.: Absturz einer türkischen Bitcoin-Bank

VIRTUELLES SPIELGELD

Massiver Kryptowährungsbetrug in der Türkei
ANDRÉS MOURENZA

„Der Kryptowährungsboom in der Türkei ist vielen Sparern teuer zu stehen gekommen. Die Einstellung des Betriebs der digitalen Geldwechselplattform Thodex hat Zehntausende von Investoren im Regen stehen gelassen – laut türkischen Medien bis zu 391.000 – und kann zu Verlusten von Hunderten von Millionen Euro führen. Der Gründer und Eigentümer von Thodex, Faruk Fatih Özer, hat das Land verlassen, aber das Unternehmen sagte in einer Erklärung am Donnerstag, dass die Schließung nur vorübergehend ist und dass alle Kunden ihr Geld zurückbekommen werden. Die türkische Justiz hat inzwischen eine Untersuchung angeordnet und die Polizei hat ihren Geschäftssitz in Istanbul durchsucht.

Seit 2018 hat die Lira 55% ihres Wertes verloren und die Inflation ist gewaltig angestiegen. Da die Regierung die Steuern auf Währungskäufe erhöht hat, haben viele Türken begonnen, sich auf Kryptowährungen zu konzentrieren, um einen Kaufkraftverlust zu vermeiden. Das geschah insbesondere in den letzten Monaten, als die Entlassung des Zentralbankgouverneurs die türkische Währung wieder auf Abwertungskurs schickte.
Nach Angaben von Reuters belief sich der Kryptowährungshandel in der Türkei zwischen Februar und März auf fast 22 Milliarden Euro, 30-mal mehr als im Vorjahreszeitraum. Um den Markt abzukühlen, hat die Zentralbank am vergangenen Freitag den Kauf von Dienstleistungen oder Produkten mit Bitcoin verboten, nicht jedoch den Kauf von Bitcoin selbst als Anlageprodukt.

Unternehmen, die mit Bitcoin und anderen Kryptowährungen zu tun haben, sind überall aufgetaucht. Die wichtigsten Plattformen werben im Fernsehen und sponsern einige der meistgesehenen Shows in der Türkei. Thodex wurde 2017 gegründet und war unter den fünfzig ähnlichen Websites des Landes eine der meistbesuchten Websites, unter anderem dank seiner großen Werbekampagnen in sozialen Netzwerken, an denen berühmte türkische Schauspieler teilnahmen, und der Verlosung von Porsches unter ihren Kunden. Der Gründer war unter anderem mit dem Außenminister Mevlüt Çavusoglu auf Fotografien erschienen, was ihm einen Nimbus von Seriosität verlieh (obwohl das Büro des Ministers am Donnerstag schnell versicherte, dass er Özer überhaupt nicht kenne und ihn seinerzeit nur auf Antrag des Sohnes eines Abgeordneten der Regierungskoalition empfangen habe).

Bitcoin-Bankomat in Istanbul

Thodex-Benutzer hatten seit einigen Tagen Probleme, ihre Kryptowährungen einzulösen und ihre Positionen zurückzuziehen. Am Mittwoch, den 21., stellte die Plattform den Betrieb ein, obwohl es sich laut einer Ankündigung des Unternehmens auf Twitter um eine vorübergehende Schließung für sechs Stunden »wegen Wartungsarbeiten« und zwecks »Problemlösung« für die Schwierigkeiten handle, unter denen Kunden seit mehreren Tagen litten.
Am nächsten Tag kündigte das Unternehmen in einer anderen Erklärung an, dass die Schließung um vier oder fünf Tage verlängert werde. Kurz darauf tauchte jedoch ein Foto von Özer am Istanbul International Airport auf, von dem er zwei Tage zuvor nach Angaben einiger Medien nach Thailand oder nach Angaben anderer in die USA geflogen war.“

Die türkische Regierung hat den Handel mit Bitcoin also zugelassen, obwohl die virtuelle Währung der eigenen nationalen Währung sozusagen Konkurrenz macht. Um die Ergebnisse des Sturzes der Lira abzuschwächen, erlaubte und beförderte die türkische Politik den Einsatz der Kryptowährung.
In China, wo zwar viel Bitcoin auf Servern „gemünzt“ wird, ist der Handel damit verboten, weil China seine Währungshoheit nicht aus der Hand geben will.

Abgesehen davon, daß der Handel mit Bitcoin selber Möglichkeiten des Betruges bietet und von der Unterwelt für Geldwäsche genutzt wird, ist es nicht auszuschließen, daß der nach Thailand oder sonstwohin geflüchtete Besitzer der Bitcoin-Wechselstube selber Opfer eines Betruges geworden ist: In einer anderen Zeitung erschien vor einigen Tagen ein ausführlicher Artikel über das Heer nordkoreanischer Hacker, mit denen Nordkorea u.a. seinen Devisenmangel bekämpft. Bevorzugte Opfer von Hacking-Angriffen sind die Bankensysteme asiatischer Staaten, die nicht besonders gut durch Firewalls geschützt sind, und Krypto-Währungs-Börsen, weil diese aufgrund ihrer mit dem Internet eng verbundenen Struktur ebenfalls anfällig sind.
Die Türkei ist jetzt jedenfalls in Schwierigkeiten:

„Panik
»Die Website ist völlig unzugänglich und die Kunden sind in Panik geraten. Wir haben eine Strafanzeige eingereicht«, erklärte Oguz Evren Kiliç auf Twitter. Dieser Anwalt, der auch einige der Geschädigten vertritt, sagte, dass auch die Beschlagnahmung der Konten von Koineks, der Muttergesellschaft von Thodex, gefordert wird. »Wir schätzen, dass bis zu 2 Milliarden Dollar verloren gegangen sein könnten. Es ist der größte Betrugsfall in der Geschichte der Republik«, erklärte er.

Derzeit hat das Untersuchungskomitee für Finanzverbrechen die Konten von Thodex gesperrt und die Staatsanwaltschaft hat eine strafrechtliche Untersuchung eingeleitet. Am Donnerstag durchsuchten Polizisten den Firmensitz. Die dreißig Angestellten von Thodex waren dem türkischen Fernsehen zufolge nicht in der Arbeit erschienen.

In einer Erklärung in sozialen Netzwerken erklärte der junge Geschäftsmann, er sei »ins Ausland« gereist, um »Treffen mit Investoren abzuhalten«, ohne anzugeben, wo er sich befindet oder wer die Investoren sind. Sein Ziel sei es, die technologische Struktur der Plattform zu ändern, um »Cyberangriffe« wie in der Vergangenheit zu vermeiden, für die er die starken Schwankungen der letzten Tage verantwortlich gemacht habe. Darüber hinaus seien von den fast 700.000 Nutzern der Plattform nur etwa 30.000 aktiv, der Wert ihrer Investments liege weit unter den 2 Milliarden Dollar, die als Schadenssumme gehandelt werden.

»Mit diesen unbegründeten Behauptungen wird der Versuch behindert, das Geschäftsleben dieses Unternehmens aufrechtzuerhalten, dessen Marktwert etwa 40 Millionen Dollar beträgt«, sagte Özer in der Erklärung, in der er versprach, dass er zurückkehren und niemand sein Geld verlieren werde. Auf der anderen Seite meinte ein Anwalt des Unternehmens, der vom Habertürk-Kanal zitiert wurde, dass es sich um ein »Liquiditätsproblem« handelt – eine weitere der verschiedenen Erklärungen, die das Unternehmen im Laufe der Woche verlautbart hat.
Der Skandal um die Kryptowährungs-Firma ereignet sich inmitten einer Krisensituation in der Türkei, deren Regierung für das Wirtschaftsmanagement der letzten Jahre stark kritisiert wird. Die Opposition prangert beispielsweise an, dass die Zentralbank durch Verkäufe in den letzten zwei Jahren fast alle Währungsreserven bei dem vergeblichen Versuch verbrannt habe, den Wert der türkischen Lira zu erhalten.“

Na ja. An der verkehrten Währungspolitik liegt es nicht.
Die Türkei hat in den letzten Jahren in Rüstung investiert, was das Zeug hielt, und dafür die Staatsfinanzen strapaziert. Das kritisiert die Opposition offenbar nicht.
Der Versuch, Wechselkursverfall, Ebbe bei den Devisenvorräten und galoppierende Inflation durch Kryptowährungen abzufangen, ist vorerst einmal gescheitert. Weil die anderen Firmen, die ebenfalls mit Kryptowährungen handeln, werden diesen Crash vermutlich auch zu spüren bekommen.