DIE NATO HAT DIE UKRAINE MIT WAFFEN GLEICHSAM ÜBERSCHÜTTET. WIRD DER EINSATZ DADURCH LÄNGER DAUERN?
Interview mit dem Redakteur der Zeitschrift „Arsenal des Vaterlandes“, Alexej Leonkow
Alle sowjetischen Reserven sind bereits verbraucht!
Das Pentagon sagte, dass jeden Tag 10 Flugzeuge mit Waffen für die Ukraine in Polen landen. Und von dort geht es per Landtransport weiter. Ist das eine Bedrohung für die russische Armee?
Diese Lieferungen begannen im Dezember, noch vor dem Einmarsch. Aus allen Ländern Osteuropas wurde Ausrüstung sowjetischer Produktion eingesammelt und verschickt. Und als wir erfolgreich damit begannen, diese Technik auszuschalten, wurde der Nachschub knapp. In Osteuropa wurden alle Töpfe umgedreht und auch die letzten Reste herausgekratzt, so die slowakischen S-300 (Luftabwehrraketen) und hundert T-72-Panzer aus Polen. Alles, was da war, wurde bereits an die Ukraine übergeben!
Wie viel an Ausrüstung kam in die Ukraine?
Es ist schwierig, das genau abzuschätzen. Aber laut dem British Military Balance-Verzeichnis gab es bis Februar etwa 3.000 gepanzerte Fahrzeuge in der Ukraine. Wir haben bereits ungefähr die gleiche Anzahl zerstört. Manche haben wir gleichsam als Trophäen (d.h., unzerstört) bekommen. Und wie viele wurden in Lagerhallen abgeschossen, die durch unsere hochpräzisen Waffen und unsere Luftfahrt zerstört wurden? Ich denke, dass mindestens weitere tausend Einheiten von außen hereingebracht wurden.
Die Ukraine fragte die NATO auch um eine Luftwaffe.
Abfangjäger brauchen eine Landebahn, und alle möglichen Militärflugplätze, die wir finden, werden zerstört. Und nicht nur die Lagerhallen und Hangars für Ausrüstung, sondern auch die Landebahnen selbst, damit sie nicht von ihnen abheben konnten.
Der Transfer von Flugzeugen ist auch schwierig: Sie leuchten auf unseren Radaren auf. Wir können sie sehen und auf diese Ziele schießen.
Mit den Hubschraubern scheint es einfacher zu sein?
Ja, sie können tief fliegen und sind dadurch für Ortungsgeräte nicht wahrnehmbar. Außerdem brauchen sie keinen Flugplatz, sie können überall landen. Das heißt, ein Hubschrauber kann ganz einfach aus dem Ausland hereinfliegen und sich in den Karpaten mehr oder weniger unsichtbar machen. Vergessen Sie nicht, dass ihre Bewegung von westlichen Geheimdiensten über Satelliten koordiniert wird. Sie können minutengenau bestimmen, wann diese Hubschrauber über das Territorium der Ukraine fliegen können, damit unsere Geheimdienste sie nicht entdecken können.
Woher kommen diese Hubschrauber?
Bei den (gescheiterten) Evakuierungsversuchen aus Mariupol wurden Hubschrauber abgeschossen, die bereits in Afrika im Einsatz waren. Die Rede war auch von Hubschraubern, die die Vereinigten Staaten aus Afghanistan abziehen konnten, aber das ist nur Gerede. Ich denke, der Westen hat erkannt, dass die Ukraine ein großartiger Ort ist, um den angehäuften Militärschrott zu entsorgen. Schließlich kostet es Geld, es zu entsorgen, aber hier haben sie einen billigen Weg gefunden. Und gleichzeitig sehen sie aus wie Verbündete – sie liefern auch „militärische Ausrüstung“ an die Ukraine.
„Abrams“-Panzer – eine leere Hoffnung
Wenn die sowjetische Ausrüstung aus dem Westen verbraucht ist, welche Art von Ausrüstung wird jetzt geliefert werden? Die der NATO?
Ja, diese Frage stellt sich jetzt: Was liefern wir als nächstes? Großbritannien hat erklärt, es sei bereit, seine Anti-Schiffs-Raketen „Harpoon“ an die Ukraine zu liefern.
Könnten die unserer Schwarzmeerflotte gefährlich werden?
Dies Raketen sind uns bekannt. Wir haben Luftverteidigungssysteme auf unseren Schiffen, die dafür ausgelegt sind, die „Harpoon“ zu bekämpfen. Aber was für Raketen werden das sein? Sie laufen 2023 ab. Seit zwei Jahren holen die Briten sie von Schiffen ab, transportieren sie in Lagerhallen, kontrollieren sie und schreiben sie ab. Ihre Leistung ist fraglich.
Deutschland hat sich zu der Erklärung aufgerafft, dass es der Ukraine NATO-Panzer geben wird.
50 „Leopard“-Panzer. Sie stammen aber auch „von Orten der Langzeitlagerung“ und sind nicht sehr kampfbereit. Sie brauchen einiges an Wartung, bevor sie in Marsch gesetzt werden können. Und die dazu gehörigen Projektile? Für diese „Leopard“-Panzer haben die Deutschen schon lange nichts mehr produziert. Was werden sie finden? Wahrscheinlich auch in Lagerhallen abgelegte Munition. Und wenn dieses abgelaufene Projektil beim Schießen im Lauf eines Panzers explodiert?
Im Allgemeinen werden sie dieses Altmetall gerne in die Ukraine verschieben.
„Leopard“ – eine beeindruckende Waffe?
Nein, unsere T-72 können sie mit ihrer Standardmunitionsladung durchschlagen. Sie können sogar noch ernsthaftere Panzer bekämpfen – die über eine bessere Panzerung und einen aktiven dynamischen Schutz verfügen.
Der Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee, Zaluzhny, gab zu, dass er davon träumt, mit amerikanischen Abrams-Panzern über den Arbat und den Roten Platz zu fahren.
Die Abrams-Panzer will Polen haben. Ihnen zuliebe gab sie der Ukraine alle ihre T-72. Jetzt fordern alle ehemaligen sozialistischen Länder Osteuropas, dass Amerika ihnen neue, von der NATO hergestellte Ausrüstung als Ersatz für die nach Kiew gelieferte Ausrüstung gibt.
Die Ausbildung dauert ein halbes Jahr
„Leopard“-Panzer, „Harpoon“-Raketen … Wissen die Ukrainer, wie man mit ihnen kämpft? Müssen sie das nicht erst lernen?
Diese Technik wurde nach einer völlig anderen Logik aufgebaut als die sowjetische. Dafür braucht man Zeit. Mindestens 3 Monate, besser ein halbes Jahr, damit die Besatzung auf so einem Panzer nicht nur mitfährt, sondern zumindest gerade lernt, daraus zu schießen. Dazu müssen Sie Besatzungen rekrutieren und sie in Ausbildungszentren stecken …
Wo könnten sie ausgebildet werden?
Entweder werden ukrainische Truppen nach Deutschland gesandt. Oder die Panzer werden auf das Trainingsgelände in Polen gebracht.
Aber sie brauchen auch Werkstätten, um Geräte vor Ort zu reparieren. Und Ersatzteile.
Geld und Propaganda
In der Ukraine verstehen sie, dass sie keine sechs Monate haben. Warum also diese demonstrative Begeisterung: „Der Westen wird uns helfen“?
Zunächst einmal ist es Propaganda. Wie: „Europa und Amerika sind mit uns, die ganze Welt ist mit uns, schau, die Technologie kommt, also werden wir gewinnen …“
Aber die Aufgabe des Westens besteht nicht darin, der Ukraine zu helfen. Die Amerikaner müssen Russland zermürben und Europa vereinen – um daraus einen Monolithen zu machen, in dem es keine Widersprüche gibt. Und dann überführen Sie dieses dressierte Europa der vollständigen Unterordnung der Vereinigten Staaten und Großbritanniens.
Und gleichzeitig – zu verdienen. Lieferungen erfolgen im Rahmen der „Militärhilfe“-Programme. Da geht es um eine ziemliche Menge Geld! Und gleichzeitig wird Schrott abgeschrieben, der noch entsorgt werden müsste. Insgesamt ein gutes Geschäft.
Die Türkei verdient
Jeden Tag hören wir von abgeschossenen Drohnen in der Ukraine. Die gleichen türkischen Bayraktars. Wie viele davon hat Kiew, die auf keinen Fall enden werden?
Es ist nämlich kein Problem, sie in die Ukraine zu bringen: Sie wurden zerlegt, so kann man sie in einem normalen Auto transportieren. Wir zerstören sie tatsächlich regelmäßig. Die zweite Charge bestand aus 36 Stück. Mittlerweile sind 16 weitere installiert, davon haben wir bereits 5 außer Gefecht gesetzt.
Die Türkei liefert sie direkt während der Kämpfe?
Sobald die Fabrik sie gebaut hat, werden sie sofort geliefert! Daran verdient auch die Türkei. Das militärische Hilfsprogramm wird von den Vereinigten Staaten überwacht, das gesamte Geld fließt durch sie. Ich denke, die Amerikaner zahlen für die Ukraine.
Werden diese Drohnen über Rumänien importiert? Oder über Polen?
Grundsätzlich geht alle militärische Fracht durch Polen. Dorthin mit dem Flugzeug, dann mit dem Zug oder mit dem Auto.
Die Amerikaner wollten mit der Lieferung von Einweg-Selbstmorddrohnen in die Ukraine beginnen. Ist das eine schreckliche Waffe?
Springmesser? Die sind gefährlich. Dies ist ein hochpräziser herumschweifender Flugkörper mit einer Reichweite von 40 Kilometern. Aber ohne die Hilfe einer Aufklärungsdrohne können sie keine Fahrzeuge oder Panzer jagen. Dies ist ein bekanntes Tandem, das in vielen Konflikten eingesetzt wurde – in Libyen, in Syrien, in Berg-Karabach. Man kann sie bekämpfen.
Muß man sich Sorgen um Belgorod machen?
Es gab noch eine Neuigkeit: Die Vereinigten Staaten erwägen den Transfer von ballistischen MGM-140-Raketen in die Ukraine.
Die Frage ist offen. Die Vereinigten Staaten haben alte Versionen dieser Raketen und verschenken gerne Schrott unter dem Deckmantel von neu. Die Reichweite dieser Raketen beträgt 160 km. Unsere Luftverteidigung wird mit solchen Raketen fertig werden. Aber man muss verstehen, dass diese Komplexe, sobald sie aufleuchten, zum Ziel von Angriffen unserer Luft- und Raumfahrtstreitkräfte werden.
Sind unsere Grenzstädte – Rostov, Belgorod, Kursk – gefährdet?
Eine ähnliche sowjetische Rakete, „Tochka U“, die von der Ukraine eingesetzt wird, hat eine Reichweite von 130 km. Sie hat bereits versucht, die Region Rostow anzugreifen. Mehrere wurden bereits in der Nähe von Belgorod abgeschossen. Es ist klar, dass wir jetzt an den Grenzen dieser Regionen sozusagen Vorkehrungen getroffen haben. Im Allgemeinen bezweifle ich, dass diese amerikanischen Raketen einen Wendepunkt in den Feindseligkeiten bewirken werden.
Jagd und Zerstörung
Schwere Waffen werden per Bahn in die Ukraine geliefert. Warum bombardieren wir sie nicht?
Es gibt einen menschlichen Faktor. Zivilisten werden entlang dieser Schienenwege evakuiert. Und die Ukraine synchronisiert die Bewegung von Personenzügen gezielt mit der Lieferung von Militärgütern. Ein Zug mit Ausrüstung ist unterwegs – ein Passagierzug kommt aus der anderen Richtung.
Gott bewahre, dass der Zug mit Menschen aus den Schienen gerät – da würde es so viel Lärm geben, dass sie die Ereignisse von Bucha, die sie inszeniert haben, einfach vergessen werden.
Was machen wir? Ruhig zuschauen, wie die Züge mit Panzern anrollen?
Unsere Luft- und Raumfahrtstreitkräfte handeln sehr klug: Sie bombardieren nicht sofort, sondern achten darauf, wohin diese Ausrüstung geliefert wird. Dort, wo sie zentral gelagert wird, zerstören sie sie. Wir verfolgen genau, zu welchen Einheiten sie bestimmt ist. Es ist wichtig zu verstehen, auf welche Gebiete sich der Feind konzentriert und was er dort plant. Diese Pläne machen wir zunichte.
So war es mit dem aus der Slowakei gelieferten S-300, oder? Unser „Kalibr“ hat sie in Dnepropetrovsk zerstört.
Die Ukrainer haben diese S-300-Raketenwerfer meines Wissens in drei Partien geteilt. Eine wurde in die Nähe von Nikolaev überstellt, eine anderere nach Dnepropetrovsk und die dritte, glaube ich, irgendwo in die Nähe von Kiew oder Poltawa. Aber wir haben diese Komplexe aufgespürt. In Dnepropetrowsk – ja, unser Verteidigungsministerium hat bereits gezeigt, dass sie zerstört wurden.
Was ist mit den anderen beiden Raketenkomplexen?
Der, der in der Nähe von Nikolaev war, wurde ebenfalls zerstört.
Wie geht es weiter?
Charkow wird nicht gestürmt.
Was ist das Schicksal von Charkow? Von dort nach Belgorod sind es nur 50 km. Charkov nicht einzunehmen, ist eine Bedrohung für Belgorod.
Jeder weiß, dass der Zweck der zweiten Phase der Spezialoperation die Liquidierung der ukrainischen Truppen ist, die in der Nähe des Donbass stehen. Dies ist die wichtigste ukrainische Streitmacht.
Die ist jetzt einmal das nächste Ziel. Charkow wird vor allem von Territorialverteidigungs-Bataillionen gehalten – drei Divisionen, die die Stadt vom Süden gegen Angriffe halten sollen. Aber wir werden Charkow nicht wie Mariupol stürmen.
Charkow hat bereits stark gelitten.
Bewohner von Charkow schreiben öffentlich, dass ihnen bekannt ist, dass ihre eigenen „Zachisniks“, wie sie sie nennen, („Verteidiger“), es sind, die ihre Häuser beschießen. Wir werden nicht zur Zerstörung der Stadt beitragen.