Pressespiegel El País, 2.4.: Ukrainische Offensive

DIE UKRAINE SENKT DIE ERWARTUNGEN EINER UNMITTELBAR BEVORSTEHENDEN GROSSEN GEGENOFFENSIVE,

die eine Wende im Krieg bringen soll.

Mitglieder der Selenskij-Regierung, der Streitkräfte und Analysten warnen davor, dass die Bedingungen für einen endgültigen Gegenangriff der Kiewer Truppen noch nicht gegeben sind.

Die ukrainischen Behörden befürchten, dass das Fell des Bären verkauft wird, bevor er erlegt ist. Das Problem sind die Erwartungen, die rund um die Gegenoffensive geweckt werden, die die Streitkräfte der Ukraine vorbereiten. Analysten und Medien gehen davon aus, dass es in diesem Frühjahr zu einem großangelegten Angriff auf russische Truppen kommen wird, der sogar unmittelbar bevorsteht, aber die Außen- und Verteidigungsminister haben bereits begonnen, die Gemüter abzukühlen. „Wir müssen der Wahrnehmung, dass diese Gegenoffensive die entscheidende Schlacht des Krieges sein wird, auf jede erdenkliche Weise entgegenwirken“, sagte der ukrainische Außenminister Dmitro Kuleba am Mittwoch in einem Interview mit der Financial Times.

Oleksij Reznikov, der ukrainischerVerteidigungsminister, betonte am 27. März im estnischen Fernsehen ERR den Druck, den er bei der öffentlichen Meinung und den Sicherheits-Analysezentren hinsichtlich der bevorstehenden Gegenoffensive feststellt.
Reznikov merkte an, dass die Operation eher im Mai beginnen werde, obwohl dies von den Wetterbedingungen und davon abhänge, ob die Truppen über genügend Waffen für die Durchführung verfügen werden. Der Präsident, Volodímir Zelenski, äußerte sich vergangene Woche mit ähnlichen Worten. Der Frühling ist die schlechteste Jahreszeit für die Bewegung von Bataillonen, weil die starken Regenfälle das Land und die unbefestigten Straßen in einen Sumpf verwandeln, in dem die gepanzerten Fahrzeuge stecken bleiben.

Reznikov betonte auch, dass seine Armee noch britische Leopard- und Challenger-Panzereinheiten, neue Artilleriegeschütze und gepanzerte Infanterieträger erhalten muss, die ihren westlichen Verbündeten zur Verfügung gestellt werden sollen.
Zudem wollen die USA die Auslieferung ihrer Abrams-Panzer beschleunigen. Insgesamt werden neun europäische Länder in einer ersten Phase 150 Leopard-Panzer entsenden – Spanien hat sich zu 10 verpflichtet –, wie Mitte März vom US-Verteidigungsminister Lloyd Austin angegeben; Washington hat zugesagt, 31 Abrams und das Vereinigte Königreich 14 Challenger 2 zu liefern. Die ukrainische Armee gibt nicht bekannt, wie viele dieser gepanzerten Fahrzeuge bereits im Land sind, aber es ist immer noch eine geringe Anzahl. Das Training auf dem Challenger 2 sei abgeschlossen, aber es gebe noch Panzereinheiten, die im Umgang mit dem Leopard, dem Hauptstück der ukrainischen Offensive, trainieren.

Die Entsendung von rund 700 gepanzerten Infanteriefahrzeugen wurde zwischen der Ukraine und ihrer Koalition von Verbündeten, angeführt von Deutschland und den USA, vereinbart. Die Zahl kommt dem Bedarf nahe, den der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Valerij Zaluzhnij, Ende 2022 in Bezug auf die Ressourcen erhoben hat, die zur Befreiung aller von Russland bei der aktuellen Invasion besetzten Gebiete erforderlich sind: 700 gepanzerte Infanterie Fahrzeuge und 300 schwere Panzer.
Hinzu kommt eine neue Bedingung, wie der Sprecher der Luftwaffe, Juri Ihnat, am 17. März erklärte: Die Ukraine müsse Nato-Kampfflugzeuge erhalten, »um eine erfolgreiche Gegenoffensive zu starten, die Kontrolle über den Luftraum zu haben«. Sowohl die USA als auch die wichtigsten EU-Mächte haben sich aus Angst vor einer Eskalation der Spannungen mit Russland bisher geweigert, diese Flieger bereitzustellen.

Der Juni wird ein Schlüsselmonat sein

Mikola Bjelieskov, einer der führenden Experten des Nationalen Instituts für Strategische Studien, einer Einrichtung der ukrainischen Präsidentschaft, erklärte am 28. März im Sender »Nastojaschtschije Vremia«,“

– ein von Radio Free Europe aus Prag betrieber russischsprachiger Sender –

warum die Gegenoffensive Ende des Frühjahres stattfinden wird. »Eine Offensive dieser Art erfordert eine sehr ernsthafte Vorbereitung. Es dauerte bis letzten Januar, bis [die Verbündeten] sich verpflichteten, der Ukraine Panzer, gepanzerte Fahrzeuge und Artilleriesysteme zu schicken. Außerdem brauchen wir Munition von ihnen«, sagte Bielieskov und fügte den Zeitrahmen hinzu, den er sich vorstellt: »Realistischerweise wird die Gegenoffensive spät im zweiten Quartal oder früh im dritten [zwischen Juni und Juli] stattfinden.«

Bjelieskov hob ebenfalls die Bedingungen des Geländes im Frühjahr als hindernden Umstand hervor und kam zu dem Schluß, dass sich zwischen Juni und Juli, der Zeit vor der Eingliederung der neuen Soldaten, die von den Invasoren mobilisiert werden, »ein Fenster der Gelegenheit« öffnen werde.
Der russische Präsident Putin hat diese Woche nämlich ein Dekret zur Rekrutierung von 145.000 Männern unterzeichnet, die zwischen April und Juli in die Armee eintreten werden.

Die meisten westlichen militärischen Analysezentren sind sich einig, dass die russische Offensive, die im Winter begann, ihren Höhepunkt erreicht hat und die Angriffe an den Fronten von Lugansk und Donezk aufgrund des Mangels an materiellen Ressourcen und der erlittenen Tausenden von Opfern im Kampf um die Kontrolle der Stadt Bachmut an Intensität verlieren.
Das American Institute for the Study of War, eines der am häufigsten zitierten Forschungszentren zur Überwachung des Konflikts in der Ukraine, berichtete am 20. März, dass die russische Offensive bereits ihre maximale Intensität erreicht habe, mit geringen Fortschritten, und dass sich die Invasoren nun auf die Verstärkung ihrer Verteidigungspositionen konzentrieren würden.

Diese Meinung wird von Luke Coffey, Experte am Hudson Institute und pensionierter US-Militär, geteilt. »Ich denke, die russische Offensive hat begonnen und wird bald enden. In diesem Moment werden wir eine russische Verlagerung hin zu Verteidigungsoperationen sehen«, erklärt Coffey gegenüber EL PAÍS.
Dara Massicot, eine Forscherin bei RAND, einer kalifornischen Organisation für Sicherheits- und soziologische Studien, erklärte im vergangenen Februar in einem Dokument, was das Schlachtfeld bestätigt hat: »Russland scheint sich auf begrenzte Offensiven zu konzentrieren.«

Coffey ist wie Bjelieskov davon überzeugt, dass die ukrainische Gegenoffensive noch in weiter Ferne liegt: »Ich glaube nicht, dass die ukrainische Gegenoffensive starten wird, solange die Situation in Bachmut nicht stabil ist, der Schlamm nicht trocknet und westliche Panzer und gepanzerte Fahrzeuge mit ihren ausgebildeten Besatzungen nicht einsatzbereit sind.

Das Ziel ist Melitopol

Da Russland im Frühjahr nicht in der Lage ist, große Fortschritte zu erzielen,“

– ist das so sicher? Man wird sehen.

„welche wesentlichen Änderungen können am kriegerischen Schachbrett vorgenommen werden? Coffey zweifelt nicht daran, dass der eigentliche Schachzug, die Zurückdrängung der Invasoren, darin bestehen würde, von der Südfront, von Saporischschja, in die von den Russen seit einem Jahr besetzte Stadt Melitopol und an die Küste des Asowschen Meeres vorzudringen.
Die US-amerikanischen und britischen Geheimdienste beharren seit letztem Januar darauf, dass sich die ukrainische Gegenoffensive auf einen Angriff auf Melitopol konzentrieren sollte, um feindliche militärische Nachschubrouten abzuschneiden, die von der russischen Provinz Rostow entlang der Küste des Asowschen Meeres bis zur Krim verlaufen.

Während eines Besuchs dieser Zeitung im Februar an der Zaporoschje-Front versicherten mehrere ukrainische Militäreinheiten, dass die Einnahme von Melitopol ein Vorher und Nachher im Krieg bedeuten würde.
Männer der 65. motorisierten Brigade räumten ein, dass die Belagerung dieser Stadt – mit 160.000 Einwohnern vor dem Krieg – und die Rückeroberung der 80 Kilometer bis Melitopol eine gewaltige Herausforderung wären.
Es wäre schon ein Erfolg, weit genug vorzurücken, um das gesamte von Russland besetzte Gebiet an der Küste des Asowschen Meeres und in der Provinz Cherson in Reichweite von Artillerie und Himars-Präzisionsraketen mit einer Reichweite von 80 Kilometern zu bringen.

Bjelieskov betonte, dass die ukrainische Gegenoffensive Ablenkungsoperationen des Feindes erfordern werde, sodass jeder Plan mehr Vorbereitungszeit erfordere, da er seine Rückseite haben müsse. Dies geschah im September 2022, als die ukrainische Armee den Feind täuschte, indem sie eine Großoffensive in der Provinz Cherson im Süden des Landes ankündigte, während sie eine geheime Operation zur Befreiung der Provinz Charkow im Osten abschloss.“

Die Offensive bei Cherson gab es damals ja tatsächlich, sie wurde nicht vorgetäuscht, und da ist auch ein Haufen ukrainische Soldaten draufgegangen.
Es ist fraglich, ob die Ukraine für so eine Ablenkungsoffensive genug Leute zusammenkriegen würde, da das Militär schon für die Haupt-Offensive Personalprobleme hat.
Außerdem werden sich die Russen ein zweites Mal nicht so einfach überrumpeln lassen.

202 Gedanken zu “Pressespiegel El País, 2.4.: Ukrainische Offensive

  1. Ich frage mich, wie die Sache mit der abgereicherten Uranmunition in der Ukraine aufgenommen wird.

    Weil die einzusetzen, würde ja nicht nur die eigenen Soldaten vergiften und die Erde auch der frontnahen Gebiete verseuchen.

    Es würde auch das Eingeständnis beinhalten, daß die Ukraine die bisher russisch besetzten Gebiete nicht zurückerobern kann und daher möglichst zerstören will.

  2. Seit letzem Sommer hat die Ukraine keine einzige Schlacht gegen die russischen Truppen gewonnen. Im Charkow-Gebiet haben die Russen die Front gar nicht verteidigt, da waren ja wenn es hoch kommt nur 2000 Mann stationiert. Und im Cherson-Gebiet haben die russischen Fallschirmjäger noch jeden Angriff der Ukraine abgewehrt und ihnen enorme Verluste zugefügt, ehe sie geschlossen und ungehindert abgezogen sind.

    Wieso das jetzt, gegen zahlenmäßig erheblich verstärkte russische Truppen besser gehen soll, wo die zudem monatelang Zeit hatten sich in jeder Hinsicht darauf vorzubereiten, sehe ich nicht.

  3. Es ist auffällig, daß in den Medien die Ukraine-News weniger werden, und kritische Stimmen, vor allem aus den USA, häufiger werden.

  4. Das ist nun wirklich nichts Neues. Das hat der Surowikin von Anfang an gesagt. Den Russen geht es nicht um Territorialgewinne, sondern darum, die Armee der Ukraine zu zerschlagen. Das sind zwei paar Schuhe.

  5. Diese immer wieder angekündigte Offensive der Ukraine verwandelt sich langsam in eine Art Mantra, um zumindest die Verbündeten und das p.t. Publikum der westlichen Welt über die trostlosen Perspektiven des ganzen Krieges hinwegzutäuschen.

  6. Nach russischen Quellen sollen der Ukraine vor allem Soldaten fehlen, die ganzen Waffen, um die von ukrainischer Seite immer gebeten wird, kommen erst danach.

    Angeblich hofft die ukrainische Regierung auf Söldner, die in den EU-Staaten angeworben werden können (vor allem Polen ist da ein Hoffnungsträger) und darauf, daß die EU-Staaten geflüchtete Ukrainer festnehmen und in die Ukraine überstellen.

    Das stellt natürlich die EU vor viele verschiedene Entscheidungen: Wenn sie gewaltsam Ukrainer in die Ukraine abschiebt, so widerlegt sie damit ihre Propaganda von den heldenhaften Ukrainern, die nichts lieber wollen, als ihre Heimat zu verteidigen.
    Außerdem dürfte damit einiges an Unruhe im Inland stattfinden und Ukrainer aus Staaten, die abschieben, in solche flüchten, die nicht abschieben.
    Auch das Anwerben von Söldnern hieße ja, daß Mitgliedsstaaten ihre eigenen Soldaten für den Krieg gegen Rußland mobilisieren müssen und diese Arbeit nicht den Ukrainern überlassen können.

    Nach Schätzungen von Scott Ritter, der sich dabei aus durchgesickerte Informationen aus dem ukrainischen Verteidigungsministerium beruft, sollen bisher bereits über 300.000 Ukrainer gefallen sein.

    Wenn die Ukraine jetzt versuchen würde, ihre ausgedünnten Reihen auf die oben beschriebenen Arten aufzufüllen, so müßte ihre Regierung den westlichen Verbündeten auch einmal reinen Wein einschenken über ihre Verluste und die Stimmung in der Armee und das wäre sicher auch unangenehm …

  7. New Weapons Aren’t Enough: The Challenges of Ukraine’s Coming Assault
    With powerful Western weapons, newly formed assault units and even a reconstituted Azov battalion, Ukraine is poised for a critical spring counteroffensive. But overcoming casualties and keeping war-weary troops motivated will be stern tests.

    (Artikel in der New York Times am 3.4.2023, auszugsweise)

    The timing is critical. Success for Ukraine in the battles on the southeastern plains would drive home to the world the declining military might of Russia, ease concerns that the war has settled into a quagmire and most likely encourage Ukraine’s allies to further arm and finance Kyiv in the war.
    Western support has been solid so far but is not guaranteed. The U.S. budget for military assistance, for example, is now expected to run out by around September, and a senior American defense official recently described the latest tranche of artillery rounds and rockets sent to Ukraine as a “last-ditch effort.”
    “The key point in the eyes of Washington elites — and Washington elites are the judge and jury on this — is that Ukraine has to be seen as having gained significant land in the coming offensive,” Cliff Kupchan, chairman of the Eurasia Group, a political risk assessment firm in Washington, said in an interview.
    The challenges are daunting.
    Ukrainian officers will have to choreograph artillery, infantry and armored vehicle assaults that crash through Russian trenches, tank traps and minefields. In the south, Russian units have been building defensive positions since they were pushed out of the Kherson region in November. Sophisticated Western tanks, with better survivability and firepower, will be critical in uprooting those positions.
    If weapons and trained troops fall into place in time, Ukraine is capable of inflicting losses on the Russian Army that could have far-reaching geopolitical consequences.
    Still, success is hardly assured. Allies have dragged their feet in sending weaponry, and soldiers have had to make do with crash courses in assault tactics.
    The weaponry and equipment for breaching trench lines and crossing minefields is falling into place, though it remains unclear if in sufficient quantity.
    Preparing for the counteroffensive has come at a cost.
    Russia has used convicts and mercenaries to wear down the enemy in the monthslong fight at Bakhmut, stretching Ukraine’s exhausted, battered soldiers to the limit. Ukraine has tried to avoid taking the bait, deploying volunteer Territorial Defense units and delaying rotations.
    Preparing new recruits to replace dead, wounded and exhausted soldiers has been taking place for months. Tens of thousands of new recruits have undergone training in Europe and inside Ukraine, including in newly formed Offensive Guard units. About 35,000 Ukrainians have signed up for the assault units.
    But morale, an area in which Ukrainian fighters held an edge for much of the war, is becoming more of a challenge. In a dozen or so recent interviews, soldiers at positions near Bakhmut or emerging from the crucible of street fighting for short breaks expressed dismay at the scale of violence and death.
    In one of the most striking examples of military rebuilding, the Interior Ministry is reconstituting the decimated Azov unit, all of whose active-duty soldiers were killed, wounded or captured in the siege of Mariupol and the holdout at the Azovstal steel works last spring. Others died in an explosion at a Russian prisoner of war barracks in Olenivka.

  8. Auch die Ausbildung der ukrainischen Soldaten im Ausland dürfte nicht ganz nach Plan verlaufen.

    Da es nicht genug Soldaten für die laufenden Kämpfe gibt, werden Frischgefangte mehr oder weniger von der Straße weg in Uniformen gesteckt und an die Front geschickt. Aber auch ins Ausland kommen Leute, die nicht einmal die Basis-Ausbildung durchgemacht haben und dann anstatt komplizierte Geräte behandeln zu lernen, einmal in den einfachen Techniken des Schützengraben-Kampfes ausgebildet werden müssen.
    Das geht aus Interviews mit Gefangenen und Deserteuren hervor.

    Die ukrainische Armee hat derzeit das Problem, Soldaten zur Ausbildung ins Ausland schicken zu müssen, die Front halten zu müssen und Leute für die geplante Gegenoffensive zusammenzufangen und ebenfalls auszubilden.
    Das geht sich alles hinten und vorne nicht aus. Jede Partie, die in die eine Richtung abgeschickt wird, fehlt bei den anderen beiden Einsatzgebieten.
    Das scheint schon zu einem gewissen Händeringen in Generalstäben zu führen, und zu unzufriedenem Gemurmel bei den unmittelbar Betroffenen.

  9. Ukraine’s air defences could soon run out of missiles, apparent Pentagon leak suggests

    Documents dating from February suggest looming risk to Ukraine’s ability to protect troops and vital sites from Russian airpower

    Die Washington Post dazu:
    “According to one of the documents, a late February assessment from the Defense Department’s Joint Staff, Ukraine’s “ability to provide medium range air defense to protect the [front lines] will be completely reduced by May 23. UKR assessed to withstand 2-3 more wave strikes” from attacking Russian missiles and drones.
    “As 1st Layer Defense munitions run out, 2nd and 3rd Layer expenditure rates will increase, reducing the ability to defend against Russian aerial attacks from all altitudes,” the classified document says.”

    Noch ein nicht gerade optimistischer Bericht aus der London Times:
    “Is this Ukraine’s last chance to drive back Putin?
    Morale is high among President Zelensky’s troops, but growing doubts about western support could make his spring offensive make or break”
    “… If the push does not work, they say there will be enough to resume the defensive posture the Ukrainian side has taken since last year’s two major breakthroughs, when it recaptured southern Kharkiv province in September and Kherson city in November.
    But there will not be enough for a second push and it is an open question whether there will be a further major round of rearmament by Ukraine’s western allies. Western Europe, its armies under-resourced and under-funded in recent decades, is running out of supplies. The Biden administration has competing priorities — in the Far East and, above all, in fighting the 2024 presidential election against a resurgent Donald Trump.
    That gives the counteroffensive, whenever it comes, a make-or-break feel. Those in Europe and the United States who have held off urging fresh negotiations, almost certainly involving land for peace, will begin to speak up again if another stalemate looms.
    Land for peace is precisely the offer rejected by President Zelensky.”

  10. Angesichts der mageren Perspektiven eines Sieges oder auch nur Vorstoßes der Ukraine sei wieder einmal daran erinnert, was sich die ukrainische Regierung alles so vorstellt und wozu der Westen beitragen soll.
    Das Gefühl beschleicht einen, daß das auch dem pro-ukrainischen Verfasser dieses Artikels nicht ganz geheuer ist:

    „Annektierte Halbinsel
    Kiews Plan für eine "Befreiung" der Krim

    Seit 2014 steht die Halbinsel Krim im Schwarzen Meer unter russischer Kontrolle. Nun hat Kiew einen Zwölf-Punkte-Plan für ihre "Befreiung" vorgelegt. Von "Säuberung" und "Entnazifizierung" ist die Rede.

    Der Sekretär des ukrainischen Sicherheits- und Verteidigungsrats hat einen Plan vorgelegt, wie die Krim nach dem Ende der Besetzung aussehen soll. Den Zwölf-Punkte-Plan veröffentlichte er auf Facebook.

    Oleksij Danilow schlägt darin vor, als Teil der "De-Okkupation" die Krim-Brücke mit der Auto- und Eisenbahnverbindung zum russischen Kernland, die Russland nach der Annexion 2014 gebaut hatte, abzureißen.

    "Säuberung nach dem Vorbild der Entnazifizierung"

    Die Vertreter des Machtapparates in Moskau bezeichnete er als "Müll". Die Staatsdiener auf der Krim, die sich bei der Annexion mit den russischen Besatzern eingelassen hätten, würden einer Säuberung unterzogen nach dem Vorbild der Entnazifizierung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg, teilte Danilow mit.

    Besonders erwähnte er auch Richter, Staatsanwälte und Angehörige der Sicherheitsorgane, die sich 2014 auf die Seite Russlands geschlagen hätten. Ukrainer, die für die von Moskau eingesetzte Regionalregierung gearbeitet haben, sollen strafrechtlich belangt werden, staatliche Pensionen verlieren und von öffentlichen Ämtern ausgeschlossen werden.

    Alle russischen Bürger, die nach 2014 auf die Krim gezogen sind, sollen dem Plan zufolge vertrieben werden. Grundstückskäufe und andere Verträge sollen annulliert werden.

    Außerdem sollten alle politischen Gefangenen, darunter viele Krim-Tataren umgehend freigelassen werden. "Es wird ein umfassendes Programm der "Entgiftung" umgesetzt, das die Folgen des langjährigen Einflusses der russischen Propaganda auf das öffentliche Bewusstsein eines Teils der Bevölkerung der Halbinsel neutralisiert", schreibt Danilow in Punkt 9.

    Umbenennung von Sewastopol

    Danilow schlug auch die Umbenennung der Hafenstadt Sewastopol vor, das seit dem 19. Jahrhundert Hauptstützpunkt der russischen Schwarzmeerflotte ist. Die Stadt könnte "Objekt Nr. 6" genannt werden, bis das ukrainische Parlament einen neuen Namen bestimme – etwa "Achtjar", nach einem Dorf, das dort einst stand.

    (…)

    Moskau hat die Anerkennung seiner Souveränität über die Krim und anderer besetzter ukrainischer Gebiete zur Bedingung für einen Frieden erklärt. Kiew hingegen fordert als Bedingung für Friedensgespräche, dass Russland alle besetzten ukrainischen Gebiete räumt.

    Danilows Überlegungen kommen in einer Phase des Krieges, in der die ukrainischen Streitkräfte vermutlich eine Offensive zur Rückeroberung russisch besetzter Gebiete vorbereiten. Dabei könnten auch vom Westen gelieferte Kampfpanzer und andere moderne Waffensysteme zum Einsatz kommen. Russische Truppen konzentrieren ihre Angriffe derzeit auf die Stadt Bachmut im Donbass. Die Kämpfe dauern seit acht Monaten an, ohne dass sie die Stadt vollständig erobert haben.

    (tagesschau, 2.4.)

  11. Oh, oh, die Finanzierung dieses Krieges ist wirklich kompliziert. Da schieben die USA Geld in die Ukraine und das versickert dann dort:

    TRADING WITH THE ENEMY

    Amid rampant corruption in Kiev and as US troops gather at the Ukrainian border, does the Biden administration have an endgame to the conflict?

    The Ukraine government, headed by Volodymyr Zelensky, has been using American taxpayers’ funds to pay dearly for the vitally needed diesel fuel that is keeping the Ukrainian army on the move in its war with Russia. It is unknown how much the Zelensky government is paying per gallon for the fuel, but the Pentagon was paying as much as $400 per gallon to transport gasoline from a port in Pakistan, via truck or parachute, into Afghanistan during the decades-long American war there.

    What also is unknown is that Zalensky has been buying the fuel from Russia, the country with which it, and Washington, are at war, and the Ukrainian president and many in his entourage have been skimming untold millions from the American dollars earmarked for diesel fuel payments. One estimate by analysts from the Central Intelligence Agency put the embezzled funds at $400 million last year, at least; another expert compared the level of corruption in Kiev as approaching that of the Afghan war, “although there will be no professional audit reports emerging from the Ukraine.”

    “Zelensky’s been buying discount diesel from the Russians,” one knowledgeable American intelligence official told me. “And who’s paying for the gas and oil? We are. Putin and his oligarchs are making millions” on it.

    Many government ministries in Kiev have been literally “competing,” I was told, to set up front companies for export contracts for weapons and ammunition with private arms dealers around the world, all of which provide kickbacks. Many of those companies are in Poland and Czechia, but others are thought to exist in the Persian Gulf and Israel. “I wouldn’t be surprised to learn that there are others in places like the Cayman Islands and Panama, and there are lots of Americans involved,” an American expert on international trade told me. 

    The issue of corruption was directly raised with Zelensky in a meeting last January in Kiev with CIA Director William Burns. His message to the Ukrainian president, I was told by an intelligence official with direct knowledge of the meeting, was out of a 1950s mob movie. The senior generals and government officials in Kiev were angry at what they saw as Zelensky’s greed, so Burns told the Ukrainian president, because “he was taking a larger share of the skim money than was going to the generals.” 

    Burns also presented Zelensky with a list of thirty-five generals and senior officials whose corruption was known to the CIA and others in the American government. Zelensky responded to the American pressure ten days later by publicly dismissing ten of the most ostentatious officials on the list and doing little else. “The ten he got rid of were brazenly bragging about the money they had—driving around Kiev in their new Mercedes,” the intelligence official told me.

    https://seymourhersh.substack.com/p/trading-with-the-enemy

    Man kann ihnen als US-Regierung andererseits nicht kein Geld hinüberschieben, weil dann ist der Krieg gleich aus, und zwar zu Lasten der Ukraine und ihrer westlichen Freunde.

    Andererseits sieht man, daß es auf der ukrainischen Seite ein lebhaftes Interesse gibt, den derzeitigen Status Quo möglichst lange aufrechtzuerhalten, weil ist der Krieg einmal aus, so können sie sich an ihm nicht mehr bereichern.

    Einige der Republikaner verlangten im November eine Aufstellung der Gelder, die in die Ukraine geflossen sind und noch fließen werden, im Februar gab es wieder einen Vorstoß – bisher ist es offenbar aufgrund der Mehrheitsverhältnisse in den beiden US-Kammern nicht gelungen, das Projekt durchzubringen.

  12. „Deutschland ermächtigt Polen, sowjetische MiG-29 in die Ukraine zu schicken, während Kiew darauf besteht, moderne Kampfflugzeuge zu erhalten“

    Heißt es nicht, einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul?

    „Deutschland erbte 1990 im Zuge der Wiedervereinigung 24 MiG-29 von der DDR. Diese Flugzeuge zählten damals zu den modernsten und fortschrittlichsten der Welt.“

    Soso, war doch nicht alles Schrott in der DDR. Jetzt kommts heraus.

    „2004 lieferte Deutschland 22 davon nach Polen.“

    Da waren sie vermutlich nicht mehr die ganz Top Flieger und man wollte sie loswerden.

    „Ein weiterer war bei einem Unfall abgestürzt und der verbliebene ist in einem Museum ausgestellt.“

    Das sagt eigentlich schon einiges aus über den Einsatzwert dieser Dinger.

    „Im Moment hat Warschau nur die Erlaubnis beantragt, fünf Flugzeuge in die Ukraine zu schicken, und Berlin weiß nicht, ob es weitere Anfragen geben wird.
    Die polnische Regierung hat Mitte März angekündigt, die Lieferung des ersten MiG-Flugzeugs in die Ukraine vorzubereiten. Seitdem hat er 8 übergeben. Anfang April kündigte der polnische Präsident Andrzej Duda ein umfassenderes Engagement an: Er sagte, sein Land wolle der Ukraine »seine gesamte MiG-Flotte«, bestehend aus rund 30 Flugzeugen, zur Verfügung stellen. Auch die Slowakei hat die Übergabe von 13 ihrer MiG-29 im Rahmen der Militärhilfe an die Ukraine angekündigt.“

    Die 2 Staaten wollen die alten sowjetischen Flugzeuge offenbar loswerden, und hoffen auf Erneuerung ihre Flotte aus NATO- und EU-Budgets. Kiew kann zwar nicht sagen: Behaltet euch euren Schrott! – und fordert zähneknirschend bessere Geräte, mit wenig Echo:

    „Westliche Länder zögerten bisher, fortschrittliche Kampfflugzeuge wie die vom ukrainischen Militär geforderten F-16 zu schicken. Die Regierungen der Vereinigten Staaten, Frankreichs und Deutschlands haben deutlich gemacht, dass die Lieferung dieses Modells nicht auf der Tagesordnung steht. Kiew versichert, dass es, um den Krieg zu gewinnen, die von der NATO verwendete Ausrüstung benötigt.“

    Aber, aber.
    So einfach lassen sich moderne Flieger nicht auf dem Schwarzmarkt verscherbeln, aber vielleicht hätten die Kiewer Chefs bereits Abnehmer dafür?
    Von Kiew wird jedenfalls weiter alles versucht, um die begehrten Geräte zu kriegen. Das ist die neue »Wunderwaffe«, ohne die geht nix:

    „Der Sprecher der ukrainischen Luftwaffe, Colonel Yuri Ihnat, erklärte EL PAÍS im Januar, das Ziel sei es, in einer ersten Phase zwei Staffeln mit jeweils 12 amerikanischen F-16 zu erhalten.
    Ihnat warnte am 17. März auf einer Pressekonferenz, dass ohne diese Flugzeuge die Gegenoffensive, die seine Armee vorbereitet, nicht erfolgreich sein wird.“

    (El País, 14.4.)

  13. the US opposition to a negotiated deal with Russia appears to amount to a big strategic security risk, with little possibility for improvement even if Ukraine somehow was able to gain some ground in its late Spring offensive. 

    The more prudent course of action would be to push for negotiations with the Russians. That won’t be easy, because the Russians probably won’t agree to any standstill or ceasefire, and probably will demand that US and EU sanctions be lifted. 

    Nonetheless, unless the Biden administration changes course, they will continue to play Russian roulette with all the chambers full.

    Ukraine’s spring offensive a likely death trap for US, NATO

    Leaked Pentagon documents indicate Ukraine lacks the armor and air defenses needed to succeed

  14. In El País ist heute ein langer Artikel über die russischen Verteidigungslinien, dessen wesentliche Aussagen darin bestehen:

    Die russischen Verteidigungslinien bedecken insgesamt 800 km. Seit dem II. WK gab es keine solchen Verteidigungslinien mehr.
    (Die Leute, die gerne einen III. WK hätten, (Baerbock usw.) werden sich freuen … Alles ist bereit.)

    „Die Anstrengung, die die ukrainischen Streitkräfte unternehmen müssen, um ihr Territorium zurückzuerobern, ist titanisch, viel größer als die, die sie 2022 unternommen haben, um die Provinz Charkow im Osten und die Hälfte der Provinz Cherson im Süden zu befreien.
    Die russische Armee befand sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Rückzug und hatte keine soliden Verteidigungslinien aufgebaut. Es reichte aus, die russischen Stellungen mit kleinen motorisierten Infanterieeinheiten, die in schnellen Operationen zuschlugen und sich zurückzogen, ständig anzustoßen. Dieses Hämmern nach der NATO-Taktik, das den Bataillonen am Boden Autonomie gab, wurde von der Zerstörung begleitet, die Präzisionsartillerie gegen die Versorgung im Rücken anrichtete. So wurden die russischen Linien bei Charkow unterbrochen, während sie bei Cherson gezwungen waren, die westlichen Gebiete des Dnjepr zu verlassen, um nicht abgeschnitten zu werden.“

    Außerdem genügte es damals, gezielt die Kommandanten zu töten, dadurch waren die russischen Einheiten sozusagen kopflos.
    Das hatte allerdings auf der russischen Seite Konsequenzen in Bezug auf die Organisation, das ginge heute nicht mehr so einfach.

    „In Zaporozhje hat Russland, wie auch im besetzten Cherson-Gebiet … drei 120 Kilometer lange parallele Verteidigungslinien errichtet, jede etwa 15 Kilometer voneinander entfernt, und nach demselben Muster: eine erste Linie von Schützengräben mit Stacheldraht davor, weiter davor Minenfelder; dann die „Drachenzähne“, Panzergräben und noch mehr Schützengräben. Zusätzlich wurden Stellungen für Panzer als Artillerie ausgehoben.“

    Zusätzlich wurden manche Ortschaften zu wahren Festungen ausgebaut, die den Vormarsch zusätzlich aufhalten würden.
    Diese Verteidigungslinien wurden offenbar für längere Zeit aufgebaut, also nach einer möglichen Regelung sind die die neue Außengrenze, oder Grenzregion. D.h., Rußland beharrt auf diese Gebiete, verzichtet aber möglicherweise auf andere, obwohl formal annektiert (Provinz Cherson rechtsufrig, Zaporozhje nördlicher Teil).

    „Die Ukraine hält sich die Option offen, eine Landung an der Südfront durchzuführen und den Dnjepr zu überqueren, eine Operation, die die meisten der befragten Analysten für praktisch unmöglich halten – der Dnjepr bei Cherson hat mehr als zwei Kilometer Breite – die aber als Ablenkungsmanöver dienen kann.“

    Mehrere Versuche der Ukrainer, bei Energodar über den Dnjepr zu setzen, endeten sehr schnell in den Fluten des Dnjepr.

    Alle befragten Analysten sind sich einig, daß die ukrainische Armee mindestens eine Überlegenheit von 3:1 braucht, massive Unterstützung durch Artillerie und Luft, und sogar dann ist es zweifelhaft, ob sie durchkommt.

    Es ist übrigens empfehlenswert, dem Link zu folgen, weil dort sind einige Abbildungen der Verteidigungslinien, damit man sich etwas vorstellen kann.

  15. Aber die Ukraine hat offensichtlich gar keine Möglichkeiten mehr, "massive Unterstützung" zu geben: Weder hat sie noch viele Geschütze, noch die Granatenvorräte dafür. Und Luftunterstützung wird es wohl überhaupt keine geben, denn einerseits hat die Ukraine kaum noch Flugzeuge und auf der anderen Seite steht die russische Flugabwehr bis an die Zähne gerüstet. Und die in aller Hast zusammengestellten 12 Brigaden sind auch nicht gerade das Musterbeispiel für schwerbewaffnette Angriffstruppen. Insbesondere hat die Ukraine ja praktisch keine Panzer bekommen, die sie für erfolgreiche Durchbruchsaktionen bräuchte.

    Ukraine’s spring offensive a likely death trap for US, NATO

  16. Military briefing: Ukraine’s ‘high-risk’ bid to breach Russia’s fortified frontline

    Financial Times, 14.04.2023

    On one side will be around 35,000 Ukrainian soldiers, bolstered by western battle tanks. They will face more than 140,000 enemy troops along a 950km frontline. Separating the two forces will be a deadly obstacle course of mines, earthworks and tank-stopping bollards set by the Russians.

    The day is soon approaching when Ukraine will attempt to breach Russia’s frontline fortifications. Nearly 14 months since President Vladimir Putin launched his full-scale invasion, the stakes in this first phase of its spring counter-offensive could not be higher. Success or failure will shape the battlefield and determine the strength of Kyiv’s hand in any eventual negotiations with Moscow to resolve the conflict. …

    But the fighting promises to be a hard slog, warn military officials and analysts. For one, breaching operations are exceptionally hard to perform as they require all military units — from artillery and tanks, to intelligence gathering and engineers — to work synchronously. …

    Adding to the difficulties is the Ukrainians’ lack of air superiority. The last big battle involving western tanks was in 2003 when a US-led coalition battled Iraqi forces equipped with Soviet-era T-72s. But the allied forces then were supported by ground attack aircraft and Apache helicopters.

    “The classic approach in a land offensive is to break out into the enemy rear, in one area or several, and deliver a concentrated blow against the enemy’s centre of gravity,” said Ben Barry, a former British armoured infantry battalion commander. “Successful examples without air superiority are rare,” he said …

    The hardest part is synchronising the various parts — and Ukraine’s army, while adept at small-scale manoeuvres, has limited experience of combined arms operations at this scale, analysts said.

    Furthermore, Ukraine’s forces have lost a large share of their most experienced soldiers, having suffered an estimated 120,000 casualties. …

  17. Bitte in Zukunft immer Links posten und überflüssige Absätze am Ende vermeiden. (Verlängern die Posts unnötig.)

  18. Die Geschichte um diese angeblichen Leaks aus dem Pentagon wird immer bizarrer: Jetzt soll eine US-Bürgerin an ihrer Verbreitung beteiligt sein, die sich auf Twitter und anderen sozialen Medien als Russin präsentiert hat. Von dort wurden die ganzen Bilder und Dokumente dann auf wirkliche russische Accounts übernommen.

    Wenn an dem allen etwas dran ist, so kann man daraus Folgendes schließen: Es gibt einen wachsenden Unmut im US-Militär und bei den politischen Eliten über das Ukraine-Abenteuer, in das Unsummen hineingeleert werden, ohne daß irgendein meßbarer Erfolg für die USA dabei herauszukommen scheint.
    Ganz im Gegenteil. Die USA haben zwar einige traditionelle Verbündete wieder hinter sich versammelt, der größte Teil der Welt hat sich jedoch nicht auf ihre Seite positioniert, sodaß die Selbstbespiegelung als „Führungsmacht“ langsam unglaubwürdig wird.

  19. Bitte in Zukunft immer Links posten und überflüssige Absätze am Ende vermeiden.

    Die Financial Times ist hinter einer Pay Wall, deshalb habe ich Zitate gebracht und nicht nur auf den Artikel verlinkt. Und da der FT der Text nicht überflüssig war, habe ich ihn auch nicht noch weiter gekürzt.

  20. @Neoprene

    Daß du die Zitate gebracht hast, habe ich ja nicht beanstandet, sondern daß du den Link NICHT gepostet hast.
    Der dort stehende Link wurde von mir eingefügt.

    @Phineas: Der Link steht ja dort beim Artikel! Aber deswegen, weil ICH ihn eingefügt habe.

  21. Du hättest ja auch nicht den Link STATT dem Text, sondern ZUSAMMEN MIT IHM posten sollen, damit man weiß, wo er her ist.

  22. Der Link steht ja dort beim Artikel! Aber deswegen, weil ICH ihn eingefügt habe.

    Und ich war so freundlich, den dort vollständigen aber zahlungspflichtigen Artikel zugänglich zu machen.

  23. Ich wollte da niemanden kränken, aber nur ersuchen, beim Posten eines Artikels auch hinzuzufügen, wo er her ist.
    Z.B., wenn wer in 3 Jahren auch noch nachschauen möchte … und der Link noch korrekt ist …

  24. Keine Ahnung. Bei mir funktioniert der Link jedenfalls, wie überhaupt archive ph bisher jede von mir eingegebene zahlungspflichtige Seite knacken konnte.

  25. 99 ZU EINS | 19. April 2023 – 20:00 Uhr | Renate Dillmann: Der Real Existierende Wahnsinn –
    Ep. 5: Der fehlende Zusammenhang oder: Halbwahrheiten sind schlimmer als Lügen
    Der Real Existierende Wahnsinn – Ein Podcast zu dem, was in der Welt passiert und was die Medien darüber erzählen. Von und mit Renate Dillmann.

    Folge 5: Der fehlende Zusammenhang oder: Halbwahrheiten sind schlimmer als Lügen

    https://www.youtube.com/watch?v=WbPpfu_dt7g

    Diese Folge des Podcasts gefällt mir deswegen, weil man daran bemerken kann, wie sehr die gängigen “Verkürzungen” des öffentlichen “Diskurses”, als ideologische nationale Standards mobilisiert werden, wenn komplette Politikfelder nur noch in Form von Stichworten auftauchen (“Das deutsche Problem mit Flüchtlingen …. – oder: mit diesem Angriffskrieg” . etcpp….)

    Ähnliche Differenzierungen kann man dem aktuellen Podcast von Herbert Auinger entnehmen, der diverse ideologische Botschaften über den Ukraine-Krieg etwas näher aufhellt.

    “Fundstücke zur Kriegsmeinungsbildung”

    https://cba.fro.at/616944

    Und noch ein dritter Hinweis: Wie in der deutschen Öffentlichkeit der “Ministerwechsel” auf den neuen Herrn Prätorius verwurstet wurde, das wird hier von Manfred Henle kritisch aufgegriffen:

    “Die Zeitenwende erzwingt einen großkalibrigen Ministerwechsel”

    https://www.i-v-a.net/doku.php?id=texts23

  26. In den dt. Medien wird immer wieder zum Thema gemacht, dass eigentlich Bodentruppen "des Westens" offiziell in den Krieg eingreifen sollten – und immer wieder wird dabei bekannt, dass ziemliche Truppenteile in mehr oder minder ‘geheimer Mission’ dort [und erst recht in der Region] bereits längst unterwegs sind.

    Auch die EU will da nicht abseits bleiben:   "Die Europäische Union bereitet ein »Schnelles Cyber-Reaktionsteam« für die Republik Moldau vor. Die Regierung in Chisinau soll damit bei der militärischen »Sicherung ihres nationalen Cyberraums« unterstützt werden.  (…)   Nachdem Moldau den Status als EU-Beitrittskandidat beantragt hat, ist die Entsendung einer Cybertruppe die erste militärische Unterstützungsmaßnahme aus Brüssel. Zuständig dafür ist der Auswärtige Dienst, der von Josep Borrell, dem Hohen Vertreter der Union für Außen- und Sicherheitspolitik, geführt wird.    Der Einsatz von »Cyber-Reaktionsteams« erfolgt im Rahmen der »Ständigen Strukturierten Zusammenarbeit« (SSZ oder engl. Pesco), mit der die EU ihre militärischen Fähigkeiten ausbaut.   (…). Mit ähnlichem Schwerpunkt diskutieren die EU-Mitgliedstaaten derzeit über eine Mission der Gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik, die zur Reaktion auf »hybride Bedrohungen« aus Russland auch geheimdienstliche Elemente enthalten soll."
    https://www.nd-aktuell.de/artikel/1172588.cyberangriffe-eu-schickt-militaerische-cybertruppe-nach-moldau.html

    PESCO und der “EU-Strategische Kompass für Sicherheit und Verteidigung”
    Strategischer Kompass weist den Weg zur Militärmacht EU. (März 2022)
    https://www.telepolis.de/features/Strategischer-Kompass-weist-den-Weg-zur-Militaermacht-EU-6635215.html?seite=all

    (Anscheinend) ziemlich offizieller Werbetext von PESCO für PESCO 2019. https://www.europaimunterricht.de/fileadmin/europaimunterricht/pdf/Unterrichtseinheiten/due_2019_pesco_gemeinsame_friedens_und_sicherheitspolitk_der_eu.pdf

    https://www.euractiv.de/section/eu-aussenpolitik/news/leak-wie-die-kuenftige-militaerstrategie-der-eu-aussehen-koennte/. (Nov. 2021)

    https://www.euractiv.de/section/europa-kompakt/news/daenemark-stimmt-fuer-beitritt-zur-europaeischen-verteidigungsagentur/. (März 2023)

  27. Hmmmm.

    Soll die groß angekündigte ukrainische Offensive von europäischen und NATO-Bоdentruppen ausgeführt werden, weil sich langsam, aber sicher herumspricht, daß die Ukraine das nicht hinkriegt?

  28. Wie sollte das denn aussehen? Welche Staaten sollten denn da Truppen stellen? Die 82th und die 101th Airborne Divisions haben vor Ort vielleicht 20.000 Mann. Wenn das der "Kern" der neuen Koalition der Willigen sein soll, fehlen noch massig weitere Truppen. Und Panzerverbände und Luftwaffeneinheiten. Und wer soll die stellen?

  29. Der Hinweis, dass die EU den Ukraine-Krieg nutzt, um ihre eigene militärische Fortentwicklung vorwärts bringen zu wollen, war nicht gemeint als Hinweis,  NATO oder EU würden das Gemetzel und das Abschlachten dort nun aktiv an das menschliche Personal der eigenen NATO-Truppenteile übergeben wollen. Abschlachten sollen sich für die blutrünstigen Werte des Wertewestens nach wie vor  die diversesten russischen versus ukrainischen Staatsbürger. Darauf legt der komplette Westen aktuell  offiziell schon noch Wert.   (Die hetzerischen Vorreiter in der medialen Öffentlichkeit sind da in ihren 'kritischen Fragestellungen' über 'mangelhafte Erfolgsaussichten unseres ukrainischen Kriegspersonals' teilweise schon wieder weiter.)  Desungeachtet treibt die EU aber am Thema Ukraine ihren eigenen militärischen Aufbau voran.  Das wollte ich mit den Hinweisen, dass PESCO sich ein neues Aufgabengebiet erschließt,  unterstreichen.

    Obendrein stellen die EU – Nationen sich auch einzeln militärisch stärker auf

    https://www.euractiv.de/section/europa-kompakt/news/schweden-fuehrt-groesste-militaeruebung-seit-30-jahren-durch/

    … und dass die EU ihre Flüchtlingsbekämpfung nicht militärisch absichern würde – wie glaubhaft ist das denn? – https://www.euractiv.de/section/innenpolitik/news/eu-kommission-dementiert-militaerpraesenz-auf-fluechtlingsrouten-im-mittelmeer/

  30. Russland setzt radikale Taktik ein, um in Bachmut vorzurücken

    Reporter der "Washington Post" haben ukrainische Truppen im umkämpften Bachmut besucht. Einer der Soldaten aus dem Bericht ist für eine Verteidigungsposition in einem Hochhaus zuständig und erzählt der Zeitung aus den USA, dass die russischen Streitkräfte für einen schnelleren Vormarsch damit begonnen hätten, ganze Wohnblocks zu zerstören. „Sie jagen einfach neunstöckige Gebäude in die Luft“, so der Kämpfer. "Eine mächtige Fliegerbombe wurde auf die vierstöckigen Gebäude neben unserem abgeworfen – es war nichts mehr davon übrig. Wenn sie auf unserem Gebäude gelandet wäre, wären wir nicht hier“.

    https://www.n-tv.de/politik/17-55-Linkspartei-fordert-Ausweitung-des-Gespraechsformats-zum-Getreideabkommen–article23143824.html

    Diese "radikale Tatik" nennt man ganz einfach Bombenangriffe. Das ist nun wirklich nichts Überraschendes per se. Überraschend ist nur, daß damit zugegeben wird, daß die russischen Luftstreitkräfte ihre bisherige Zurückhaltung aufgegeben haben und nun die verbliebenen zumeist stark befestigten Stellungen der ukrainischen Armee auch mit Bombern angreifen. Was sie wegen der Flugabwehr der Ukraine lange nicht gemacht haben, nun aber, wo sie das weitgehend zusammengeschossen haben bzw. der Ukraine die Raketen ausgegangen sind, wieder machen können, ohne ihre Flugzeuge zu gefährden. Noch keine Luftüberlegenheit, aber ein Schritt in diese Richtung.

    https://www.dw.com/de/wie-kann-die-ukraine-sich-vor-russischen-lenkbomben-sch%C3%BCtzen/a-65361900

    Dazu noch Ramstein vom 21.4.23:
    “General Mark Milley, the chairman of the U.S. Joint Chiefs of Staff, told a news conference that beefing up Ukraine’s air-defense system was “the critical military task right now,” adding that the goal is to make sure that it is robust and rigorous — “layered from high altitude to mid-altitude to low altitude and from short range, mid-range to long range.””
    Und was wurde in Ramstein dazu beschlossen: Buchstäblich nichts:
    https://www.defense.gov/News/Transcripts/Transcript/Article/3370530/secretary-of-defense-lloyd-j-austin-iii-and-chairman-of-the-joint-chiefs-of-sta/

  31. Nach meinen Quellen werden von russischer Seite jetzt auch Fallschirmspringer eingesetzt.

    Warum eigentlich erhält die Ukraine so unzureichende Ausrüstung?
    Sind die USA die ukrainische Führung satt? Oder findet es niemand mehr sexy, hochmoderne Systeme in dieses schwarze Loch zu verschenken/versenken?

    „Munitionstechnisch scheinen die Russen immer noch klar im Vorteil. 17 Millionen Artilleriegeschoße sollen sie laut Schätzungen vor dem Krieg in etwa gehabt haben. Mindestens zehn Millionen davon dürften bereits in der Ukraine eingesetzt worden sein.“

    Dann haben sie erstens nach Adam Riese immer noch 7 Millionen. Außerdem haben sie sicher bisher weitere Geschosse erzeugt.
    Dagegen die Ukraine:

    „Die EU-Partner der Ukraine haben Kiew ihrerseits eine Million Schuss Artilleriemunition bis Jahresende zugesagt.“

    (!!!)

    „Seit einigen Monaten wurde die Losung ausgegeben, die Produktion hochzufahren. Auch die USA haben zusätzliche Munitionslieferungen zugesagt. Klar ist aber, dass es im Krieg nicht nur auf die Quantität, sondern eben auch die Qualität der Feuerkraft ankommt.“

    Die scheint bei den Russen besser zu sein.

    „Diesbezüglich sollten vor allem die modernen westlichen Kampfpanzer einen Unterschied machen.“

    Man merkt, daß der Schreiber der Zeilen etwas Tröstliches vermelden will, an das er selber nicht glaubt.

    (Standard, 23.4.)

  32. Die europäischen Staaten haben der Ukraine alles übergeben, was sie hatten, bzw. was sie meinten, gerade noch hergeben zu können, ohne selber ganz "blank" dazustehen. Und die USA haben auch einen Großteil ihrer Depots soweit geleert, daß das Militär fürchtet, nicht mehr kampfbereit zu sein. Das gilt vor allem in Bezug auf einen befürchteten Krieg mit China, für den die USA jetzt alles zusammenhalten, was sie noch haben.

  33. Irgendwie erscheint der ganze westliche Imperialismus als Papiertiger.

    Die EUSA haben sich offenbar darauf eingerichtet, subalterne Staaten anzugreifen und fertigzumachen, aber keine der dicken Brummer. Man rechnete offenbar nicht damit, daß Rußland wirklich ernst machen würde.

    Die USA haben doch so eine bedeutende Rüstungsindustrie, zumindest eilt ihnen dieser Ruf voran.
    Warum stehen sie dann jetzt sozusagen in der Unterhose da?

  34. Die USA haben keine "bedeutende Rüstungsindustrie". Jedenfalls nicht für einen Krieg wie jetzt in der Ukraine. Es gibt z.B nur noch ein Panzerwerk in Lima. Un die schaffen pro Monat nur ein paar Panzer. Allein Uralvagonzavod hat eine vielfache Kapazität. Granaten können die USA auch nur noch ein paar herstellen, die Ukraine verbraucht in ein paar Tagen soviel wie die USA im Monat herstellen können. Die Kapazität zu erhöhen soll erst in ein paar Jahren möglich sein.

    Als ich noch im Kalten Krieg Soldat bei der Bundeswehr war, hatte die rund 3000 Panzer. Dann dankte die Sowjetunion ab, der Warschauer Pakt löste sich auf und jetzt hat die Bundeswehr noch rund 150 einsatzfähige Panzer. So ähnlich sieht es in GB oder Frankreich auch aus.

  35. @Neoprene

    Die USA haben keine "bedeutende Rüstungsindustrie". Jedenfalls nicht für einen Krieg wie jetzt in der Ukraine.

    Ja, das dürfte es sein. Die ganze Rüstungsproduktion der letzten Jahrzehnte war auf inferiore Gegner gerichtet, die mit Kalaschnikovs und Jagdflinten unterwegs sind und die man mit ein paar größeren Verbänden und modernen Waffensystemen niederhalten kann.
    Vor allem die Luftwaffe und vor allem die Luftabwehr ist etwas, was weder Libyen noch Afghanistan hatten. Auch in Syrien wurde der Luftraum erst mit dem Eingreifen Rußlands so richtig ungemütlich für die verschiedenen Angreifer.

    Mir fällt die dicke Bombe ein, die Trump bald nach seinem Amtsantritt in Afghanistan abwerfen ließ.
    Karzai, damals nicht mehr Präsident, meinte verärgert, die USA ließen es an Respekt fehlen und behandelten Afghanistan als Testgelände für Massenvernichtungswaffen.

    Aber klar, so eine Bombe hat einen reinen Einmal-Effekt und ist bei all ihrer Größe nur bedingt tauglich für den Einsatz – sie hat möglicherweise eine abschreckende Wirkung, aber sogar die ist zweifelhaft.

  36. Der ukrainische Vizeaußenminister Andrij Melnyk hat eine Verzehnfachung der westlichen Militärhilfe gegen den russischen Angriffskrieg gefordert. „Wir sind unseren Verbündeten dankbar für ihre militärische Hilfe. Aber das ist nicht genug“, schrieb der frühere ukrainische Botschafter in Deutschland am Samstagabend auf Twitter. „Die Ukraine braucht zehnmal mehr, um die russische Aggression dieses Jahr zu beenden.“ Bisher hätten alle Verbündeten zusammen 55 Milliarden US-Dollar (50 Milliarden Euro) bereitgestellt. Es brauche aber das Zehnfache, betonte der Diplomat.

    Die Partner im Westen sollten endlich aufhören, künstliche rote Linien zu ziehen und dann ein Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Waffenlieferungen an die Ukraine ausgeben, verlangte Melnyk.

    https://www.fr.de/politik/aktuell-ukraine-krieg-news-russland-verluste-militaer-armee-soldaten-putin-prigoschin-wagner-zr-92225104.html

    Wenn Melnyk auch nur grob richtig liegt, ist wohl davon auszugehen, daß die Ukraine den Krieg nicht mehr gewinnen können. Denn die Ukraine wird nicht mal einen Bruchteil davon kriegen, bzw. auch nur kriegen können.

  37. Von der Leyen kündigt neue Milliardenauszahlung an Ukraine an

    Die Ukraine erhält einen neuen EU-Hilfskredit über 1,5 Milliarden Euro. Wie Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen heute mitteilte, ist er Teil des im Dezember vereinbarten bis zu 18 Milliarden Euro umfassenden Darlehensprogramms. "Wir werden der Ukraine weiterhin helfen, der russischen Aggression zu widerstehen, ihre Institutionen und Infrastruktur am Laufen zu halten und entscheidende Reformen durchzuführen", kommentierte von der Leyen.

    Mit den Finanzhilfen will die EU es dem ukrainischen Staat ermöglichen, weiter Löhne und Pensionen zahlen zu können. Zudem soll der Betrieb von Krankenhäusern, Schulen und Notunterkünften für umgesiedelte Menschen garantiert werden. Darüber hinaus kann das Geld auch genutzt werden, um durch den russischen Angriffskrieg zerstörte Infrastruktur wiederherzustellen. Dazu gehören zum Beispiel Stromleitungen, Wassersysteme sowie Straßen und Brücken.

    Die Kredite sind trotz des andauernden Krieges an 20 Reformzusagen und Berichtspflichten geknüpft. Bei ihnen geht es beispielsweise um Rechtsstaatlichkeit und Korruptionsbekämpfung. Für die ab 2033 vorgesehene Rückzahlung des Geldes hat die Ukraine bis zu 35 Jahre Zeit. Die Zinskosten werden von den Mitgliedstaaten der EU übernommen.

    (Standard, 25.4.)

    Kredite „a fondo perdido“, wie so etwas heißt, also Kredite, deren Rückzahlung oder Bedienung niemand erwartet.
    Geschenke.
    Aber das Zehnfache davon wird wohl nicht ausgezahlt werden.

    Ich frage mich, wie sich die EU das ganze vorstellt? Oder ihre Mitgliedsstaaten?

  38. Zu den Meldungen, die Ukraine habe sich am anderen Dnjepr-Ufer festgesetzt, schreiben die russischen Zeitungen, es handle sich um Inseln, die als erobert gemeldet werden, nicht um das Ufer. Sie haben keinerlei strategische Bedeutung.

  39. Ukraine überquert Fluss:
    So wichtig ist der Brückenkopf am Dnipro

    Ukrainische Truppen haben am linken Ufer des Dnipro einen Brückenkopf errichtet. Er bedroht Russlands Nachschubwege und Befestigungen. Der Ausbau der Stellungen ist kompliziert.

    Den ukrainischen Streitkräften ist es gelungen, einen Brückenkopf am linken, östlichen Ufer des Dnipro in der Nähe der Stadt Oleschky zu errichten. Dies bestätigen sowohl ukrainische als auch russische Quellen sowie standortverifiziertes Videomaterial.

    Seit der Befreiung des westlichen Teils der Region Cherson im November letzten Jahres haben sowohl ukrainische als auch russische Streitkräfte regelmäßig kleinere Operationen im Delta des Dnipro durchgeführt und sind gelegentlich auf den vielen kleinen Inseln der Region gelandet. Die hochkomplexe Geografie des Flussmündungsgebiets bietet ein ideales Terrain für solche Aufklärungsoperationen in kleinem Maßstab.

    Chance der Ausweitung für gepanzerte Fahrzeuge

    Doch die Etablierung dieser dauerhaften Präsenz am Ostufer des Dnipro – auf dem Festland – ist ein ukrainischer Erfolg anderen Ausmaßes. Denn die Ukraine hat vom Westen eine beträchtliche Anzahl mobiler Ponton-Systeme sowie einiges amphibisches Material erhalten. Zusammen mit den verbleibenden – kleinen, aber vorhandenen – ukrainischen Seekapazitäten könnten diese für den weiteren Ausbau des Brückenkopfes ausreichen – einschließlich der Überfahrt einiger schwerer Waffensysteme, insbesondere gepanzerter Mannschaftstransporter und anderer leichterer Fahrzeuge.

    Dies hängt allerdings davon ab, ob es den ukrainischen Truppen in Oleschky gelingt, ihre Stellungen trotz der russischen Artillerie- und Luftangriffe zu halten. Eine Schlüsselrolle wird dabei die am Westufer des Dnipro stationierte ukrainische Langstrecken-Präzisionsartillerie spielen, die in der Lage sein könnte, die russische Artillerie in der Region zu unterdrücken, wenn sie über genügend Munition verfügt. Eine ähnlich wichtige Rolle wird die ukrainische Luftabwehr spielen, die der russischen Luftwaffe den Zugang zum Brückenkopf verwehren soll.

    Russischer Nachschub und Rückzug in Gefahr

    Ein ukrainischer Brückenkopf am linken Ufer ist für Russland besonders heikel, da die im östlichen Teil der Region Cherson errichteten russischen Befestigungen entlang einer Ost-West-Achse gebaut wurden, um einen ukrainischen Angriff von Norden her aufzuhalten. Daher stellt ein ukrainischer Brückenkopf, der diese Verteidigungslinien möglicherweise von Westen her angreifen könnte, eine erhebliche Bedrohung für die russischen Streitkräfte in der Region dar.

    Sollte die Ukraine in der Lage sein, von diesem Brückenkopf aus vorzustoßen, und sei es auch nur in Form eines kleineren Ablenkungsangriffs, der parallel zur bevorstehenden größeren Gegenoffensive durchgeführt wird, könnte dies die Nachschubwege der russischen Streitkräfte in der Region ernsthaft beeinträchtigen. Sollte der ukrainische Gegenangriff im Norden durchbrechen, könnte ein Brückenkopf am Dnipro auch die russische Rückzugsroute zur Krim ernsthaft gefährden.

    Größte Herausforderung: Versorgung des Brückenkopfes

    Allerdings wird es für die Ukraine aus logistischen Gründen äußerst schwierig, den kleinen Brückenkopf signifikant auszubauen. Vor allem deshalb, weil alle drei Brücken über den Fluss Dnipro im vergangenen Jahr von den abziehenden russischen Streitkräften zerstört wurden. Seitdem stellt der Fluss eine massive natürliche Barriere dar. Die Durchführung einer größeren Operation über den Fluss könnte durch den Bau von Pontonbrücken ermöglicht werden, die jedoch sehr anfällig für russische Artillerie- und Luftangriffe sind.

    Dennoch ist es für Russland von entscheidender Bedeutung, diesen ukrainischen Brückenkopf zu zerstören oder zumindest zu isolieren und sicherzustellen, dass die Ukrainer von dort aus nicht weiter nach Osten oder Süden vordringen können. Daher ist in den kommenden Tagen und Wochen mit intensiven Kämpfen in diesem Gebiet zu rechnen.

    Alles in allem ist noch unklar, ob die Ukraine willens oder in der Lage sein wird, den Brückenkopf zu einem potenziellen Ausgangspunkt für eine größere Operation auszubauen. Solange jedoch ukrainische Truppen am linken Ufer des Dnipro präsent sind, werden sie Russland zwingen, seine Kräfte aufzuteilen.

    (ZDF, 26.4.)

    Das ganze klingt eher nach einem Himmelfahrtskommando, wo die Ukraine ihren Protektoren irgendwelche Erfolge vorweisen will, damit weiter Kohle kommt.

    Für das russische Militär wäre es ein leichtes Spiel, diesen Brückenkopf zu eliminieren, sie rechnen sich allerdings mehr dabei aus, wenn sie ihn belassen und in Schach halten.

  40. In Zaporoschje wurde viel militärisches Gerät und Selenskijs Anwesenheit wahrgenommen

    Vladimir Rogov, ein Mitglied des Rates der Regionalverwaltung von Zaporoschje, sagte, dass die Streitkräfte der Ukraine in der Nacht zuvor den Truppentransfer in die Region Zaporoschje beschleunigt hätten.
    Der Transfer von Arbeitskräften und Ausrüstung erfolgt entlang der Preobrazhensky-Brücke über die Insel Chortitza, die sich in der Stadt Zaporoschje befindet … und von dort aus in die Region Orechov. Rogov stellte klar: »Unsere Kontrollgeräte erfassen Lastwägen, Planen, Waffen- und Munitionstransporte. In der Gegenrichtung fahren einzelne Tankwagen.
    Aus den Regionen Poltawa und Tscherkassy wurden Truppen in die Region verlegt. Und zur gleichen Zeit tauchte in Zaporoschje Selenskij auf. Laut Rogov wird eine Art Video mit seiner Beteiligung gedreht, aber »so heimlich wie möglich, damit es nirgendwo publik wird«.

    Jemand möchte irgendwo auf einem weißen Pferd einreiten. Hoffentlich macht das Roß keine Schwierigkeiten.

    (KP, 28.4.)

    Vielleicht bekommen wir ja bald etwas über Reuters – ganz aktuell! – präsentiert.

    Im russischen Militär herrscht Uneinigkeit darüber, ob die geplante Offensive der ukrainischen Streitkräfte wirklich stattfinden wird oder ob nur eine Show für die Medien geplant ist.

  41. «Das wird uns helfen, den Sieg zu erringen»: Ukrainische Soldaten rüsten sich in England für die Gegenoffensive gegen Russland

    Grossbritannien war nach der russischen Invasion das erste Land, das Ukrainer in eigenen Militärcamps auszubilden begann. Nun erhalten die vielfach völlig unerfahrenen Soldaten taktische Schulungen im Kampf um Schützengräben – was ihre Schlagkraft erhöhen soll.

    Grabenkämpfe gehörten zwar in westlichen Staaten zur militärischen Grundausbildung, sagt der neuseeländische Stabsfeldwebel Murray Macaulay, der das Geschehen von einer nahen Landstrasse aus beobachtet.

    Dennoch hätte es Macaulay bis vor kurzem nicht für möglich gehalten, dass sich nach dem Sterben im Ersten Weltkrieg und im Koreakrieg in Europa im Jahr 2023 wieder zwei Armeen in Schützengräben gegenüberstehen würden. Bei einer erfolgreichen Attacke auf einen Schützengraben würde in der Regel etwa ein Drittel der Angreifer getötet oder verwundet, sagt Macaulay. Dies vermittelt eine Vorstellung des immensen Blutzolls, den die geplante ukrainische Gegenoffensive zu fordern droht – auch wenn die Ukrainer dank neuen Waffen und Fahrzeugen aus dem Westen eine gute Chance haben, die Russen zurückzudrängen. (…)

    Korporal Mitchell Tate vom britischen Infanterieregiment Irish Guards ist für die Ausbildung eines Trupps von Ukrainern verantwortlich. «Bei einem Angriff auf einen Schützengraben sind Geschwindigkeit, Aggression und Momentum entscheidend», sagt er in einer Pause. «Gerät man auch nur einen Augenblick in Rücklage, riskiert man eine sehr, sehr hohe Zahl von Toten.» Von Vorteil ist daher, dass die ukrainischen Truppen in England in sicherer Umgebung das Zusammenspiel üben können, um sich später an der Front als eingeschworene Teams zu bewähren.

    Grossbritannien war 2022 unter Premierminister Boris Johnson das erste europäische Land gewesen, das auf seinem Staatsgebiet ukrainische Soldaten für den Krieg gegen Russland ausbildete. Bis heute haben die Briten an vier geheimen Militärstützpunkten im Land rund 15 000 Soldaten im Alter von 18 bis 65 Jahren geschult. Bis Ende Jahr sollen es rund doppelt so viele sein. Zu Beginn dauerten die Kurse bloss zwei Wochen; das sorgte wegen der hohen Zahl von Ausgebildeten für positive Schlagzeilen, war aber der Qualität nicht zuträglich. Nun sind die Ausbildungsgänge auf fünf Wochen ausgedehnt worden – länger will die ukrainische Armee nicht auf die Rückkehr der Soldaten warten. (…)

    «Fünf Wochen sind eine kurze Zeit, zumal die Mehrheit meiner Jungs keine oder nur minimale militärische Erfahrung mitbringt», sagt Korporal Tate. Konkret erhalten die Ukrainer in Südwestengland taktische Schulungen für den Krieg in ländlicher Umgebung. Zwei Dorfattrappen aus der Zeit des Kalten Krieges dienen zur Übung des Häuserkampfs. Dazu kommen Ausbildungseinheiten in Disziplin auf dem Schlachtfeld, erster Hilfe und der Bergung von Verletzten und Toten, aber auch in humanitärem Völkerrecht und im Umgang mit Kriegsgefangenen. (…)

    (NZZ, 25.4.)

    Man merkt, daß inzwischen keine Spezialausbildungen an westlichen Waffensystemen geschult werden, wie das noch im vorigen Jahr geplant wurde.

    Die ukrainischen Soldaten erhalten ihre Grundausbildung bei der NATO, weil es in der Ukraine selbst inzwischen an Ausbildnern mangelt.
    Außerdem finden sich möglicherweise für diese Ausbildungen Freiwillige, weil das einmal 5 Wochen ohne Fronteinsatz bedeutet.

  42. Und wie ein Mantra wird über die sicherlich wahnsinnig hohen Verluste der Russen palavert, während die ukrainischen nicht einmal erwähnt werden.

  43. Dänemark liefert Ukraine Material für bevorstehende Offensive

    Es soll die Möglichkeiten der Ukraine stärken, in den kommenden Monaten eine Offensive durchzuführen.  (ntv)

    In den kommenden Monaten? Sollte das nicht eine Frühlingsoffensive werden?

  44. Da wird in verschiedenen EU-Staaten wohl noch das letzte Gerümpel aus den Lagern geräumt, um dann sagen zu können: Wir haben doch ohnehin getan, was wir konnten!

  45. General Raimund Andrzejczak, Stabschef der polnischen Armee, sagte, dass sich die Lage der Streitkräfte der Ukraine rapide verschlechtert und die westlichen Führer keine Ahnung haben, wie weit Kiew vom Sieg entfernt ist.

    Der General erklärte dies bei einer Debatte, die vom dem Präsidenten der Republik unterstellten Nationalen Sicherheitsbüro organisiert wurde. Das Medium Military Watch zitiert den Militärkommandanten mit den Worten, dass trotz der Beschlagnahmung von Vermögenswerten »Russland Geld für diesen Konflikt haben wird« und die Ukraine vor ernsthaften finanziellen Problemen steht: »Die Abnutzungsrate ihrer Finanzen ist ungünstig.«

    Der General wies auch auf die mangelnde Bereitschaft des westlichen militärisch-industriellen Komplexes hin, nicht nur Ausrüstung und Munition nach Kiew zu schicken, sondern auch seine militärischen Reserven aufzufüllen, »die dahinschmelzen«.

    (KP, 3.5.)

    Der letzte Satz gibt Rätsel auf. Um welche Reserven handelt es sich? Um personelle? Oder gehen der ukrainischen Armee die Gewehre aus?

  46. Mit "seinen" Reserven meint Andrzejczak, daß die europäischen NATO-Staaten sowieso, aber eben selbst die USA zur Versorgung der ukrainischen Streitkräfte an ihre Depots gehen mußten. Die sind bei vielen Waffensystem und vor allem bei Munition und Raketen schon weitgehend geleert worden (Nein, Gewehre gibt es sicherlich noch genug, denn die kommen im Krieg bisher ja so gut wie gar nicht zum Einsatz, wo die Kämpfe in erster Linie vom Artilleriebeschuß seitesn Rußlands geprägt wind.) Brian Berletic zeigt immer wieder auf, daß es zum Teil Jahre dauern wird, um das wieder auf dea Vorkriegsniveau auf zu füllen.

  47. Was ich nicht verstehe, ist, was es für Reserven sein könnten, die nicht „Ausrüstung“ und „Munition“ sind?

  48. Es geht nur um "Ausrüstung" und "Munition". Aber eben nicht nur für die Ukraine, sondern auch um die Wiederauffüllung der NATO, die "ihre" Depots wieder voll kriegen muß.

  49. Aaah! Verstehe.
    Nicht die Reserven Kiews, sondern die der NATO-Staaten!

    Damit beklagt der Mann also, daß Polen mit seiner Aufrüstung allein dasteht.

  50. Damit beklagt der Mann also, daß Polen mit seiner Aufrüstung allein dasteht.

    Womit er ja recht hat. Alle großen europäischen NATO-Staaten würden sich schwer tun, jetzt massiv wieder aufzurüsten, sich erstmal wieder eine dafür ausreichende Rüstungsindustrie hinzustellen, genügend Soldaten anzuwerben, denn wieder die Wehrpflicht einzuführen für solch ein großen Programm traut sich erst recht niemand.

  51. Na ja, Polen kauft halt groß ein und nimmt dafür Schulden auf.

    Daß das andere Regierungen nicht so nachahmenswert finden, ist begreiflich.

  52. Ich entnehme dieser und anderer Quellen einen kompletten Stillstand an allen Fronten, mit einigen Alibi-Aktionen von beiden Seiten.
    Rußland hat jedenfalls anscheinend nichts Gröberes vor in nächster Zeit.

    Was die Ukraine betrifft, so hat sie laut Kirby, dem Sprecher des US-Sicherheitsrates, bereits 98% des Materials erhalten, was sie wollte.
    Das stimmt zwar nicht ganz, weil die Ukraine will eigentlich viel mehr, aber damit ist gesagt: Mehr kriegt sie nicht.

  53. Ja dieser Kirby ist ein komischer Vogel. Seine zynische Aussage, die Ukraine hätte alles bekommen, was sie braucht, wo es denen offensichtlich an so gut wie allem fehlt, von den ausgebildeten Soldaten, den Panzern, den gepanzerten Mannschaftswagen, den Geschützen und vor allem der Munition dafür, ist einerseits frech und andererseits die klare Ansage, daß die USA jetzt raus sind. Was die aber eigentlich schon beim Januar-Treffen der Ramstein-Gruppe bekanntgegeben haben. Dieses Statement hat er dann versucht etwas auszugleichen, indem er die irre Behauptung aufgestellt hat, daß die russischen Truppen allein in den letzten Monaten 20.000 getötete Soldaten gehabt hätten, also praktisch vor dem Zusammenbruch stehen und damit der Offensive nun wirklich nichts mehr entgegensetzen können. Diese eigenartige Sichtweise war selbst den meisten pro-Ukraine-Medien zu suspekt und wurde zumeist noch nicht mal berichtet und in keinem Fall selber bewertet.

    Die Nerven liegen blank bei der Biden Gang und ihren Wortführern.

  54. Ich habe die Aussage von Kirby zu den 20.000 toten Russen so gelesen, daß man sie mindestens mal 4 multiplizieren muß und dann hat man die ukrainischen Verluste seit Jahresanfang.

    Weil daß 20.000 tote Russen bei einer Mobilisierung von 300.000 im vergangenen Jahr und einer Bevölkerung von 140 Millionen oder so einen Zusammenbruch bedeuten, kann ja doch wohl niemand ernsthaft glauben.

    Man erinnere sich, als Von der Leyen voriges Jahr einmal mögliche 100.000 tote Ukrainer erwähnte, war Feuer am Dach und Selenskij und Co. tobten.
    Dabei wurde es nicht einmal dementiert, sondern nur gesagt, über so etwas dürfe man nicht reden.

    Ich sehe das also das von 20.000 Russen von Kirby als einen Wink mit dem Zaunpfahl gegenüber der Ukraine.
    Macht doch mal was oder wir plaudern noch mehr aus.

    Und Kirby wird vorgeschickt, weil Austin und Milley noch ratloser sind, wie weiter.

  55. General Milley ist nicht ratlos, sondern "nur" nicht für die Offensive. Wohl genausowenig wie Salsuschnyj, als Militär sieht er das nüchterner. Kirby ist das Sprachrohr der Immer-feste-drauf-Fraktion um Biden, Blinken, Sullivan und Nuland. Die kennen alle keinen Rückwärtsgang, keinen Plan B. Die setzen "Alles" (mehr haben sie eben nicht loseisen können) auf eine Karte, eben diese Offensive. Das ist ihre wohl letzte Chance ihr Kriegsprojekt gegen Rußland doch noch irgendwie zu gewinnen. Augen zu und durrch!

  56. Einen Plan B hat meiner Ansicht niemand in den USA und der EU. Und wenn die Militärs nicht für die Offensive sind, was haben die denn sonst an Ideen?
    Jahrelange Schußwechsel entlang der Befestigungslinien?

  57.  wenn die Militärs nicht für die Offensive sind, was haben die denn sonst an Ideen?

    Bei General Milley weiß man es ja: Der hatte doch schon Ende letzten Jahres der Ukraine (und Biden) empfohlen, endlich in Verhandlungen mit Rußland einzusteigen, weil militärisch eh nichts mehr zu holen sei. Weil er sofort einen über die Rübe gekriegt hat von Biden, Blinken & Co. ist er seitdem stiller geworden.

  58. Ein Zitat von Facebook:

    Die Zeitung „New York Times" informiert, dass alle deutschen Haubitzen PzH 2000, die an die Ukraine übergeben worden sind, von der Front abgezogen wurden. Sie sind für den Einsatz unter den ukrainischen Witterungs- und Geländebedingungen nicht geeignet. Die empfindliche Elektronik vertrage keinen Schmutz und keine zu starken Erschütterungen. Die Mannschaften mussten spezielles Schuhwerk anziehen, um die Elektronik im Inneren bedienen zu können, ohne Schaden anzurichten. Weiterhin beschwerten sich die ukrainischen Soldaten, dass die Technik viel zu schwer zu bedienen ist. Ende April wurde ebenfalls bekannt, dass die von Italien gelieferten 20 Selbstfahrlafetten M109L allesamt defekt und für einen Kampfeinsatz ungeeignet sind. Ersatzteile zur Instandsetzung konnten nicht geliefert werden.
     

    Ich dachte erst, daß das mal wieder eine Fake News wäre, habe dann aber den zitierten New York Times Artikel gefunden, der das tatsächlich so beschrieben hat:

    Ukraine Wants to Push Forward. Not So Fast, Says Its Black Soupy Mud.

    The unusually wet ground is one obstacle that the Ukrainian military, for all of its ingenuity, is finding difficult to overcome as it prepares for a counteroffensive against Russian forces.

  59. Ist auch schon fast etwas für den Postillon: deutsche Wertarbeit verträgt keinen Schmutz!

    A ja, das waren die Äußerungen Milleys auf der Pressekonferenz im November, nachdem die Ukraine eine Rakete nach Polen gefeuert hat und dann behauptete, es waren die Russen.
    Das ging des US-Militärs doch etwas über die Hutschnur.

    Es sieht nach entweder einem längeren Stellungskrieg oder aber irgendeiner Art von Überraschung aus.
    Die KP spekuliert, ob die derzeitige heftige Reisetätigkeit Selenskijs – Finnland, Holland, München – damit zu tun hat, daß ihm zu Hause der Boden unter den Füßen zu heiß wird?

  60. Es sieht nach entweder einem längeren Stellungskrieg oder aber irgendeiner Art von Überraschung aus.

    Wie mans nimmt: Einen längeren Stellungskrieg würde ich zwar nicht ausschließen, denn das paßt zur Strategie Rußlands, die ukrainische Armee ausbluten zu lassen durch ihren Abnützungskrieg, den die Ukraine halt nicht mehr gewinnen kann. Wenn aber die russische Führung denkt, nun war es genug, jetzt ist der Widerstand weitgehend gebrochen, dann wird die überlegene russische Armee sicher auch wieder zu größeren Offensivoperationen übergehen. 

    Viel hängt jetzt von der Fabel-Offensive der Ukraine ab. Wenn die sich schnell totläuft, in einem leider sehr buchstäblichen Sinne, westliche Beobachter schätzen ja schon vorab, daß von den vielleicht 50.000 Soldaten, die den Angriff starten sollen, 5.000 oder gar 10.000 fallen werden, dann könnte es auch schnell zu einem russischen Gegenstoß kommen, der eventuell noch diesen Sommer/Herbst die ukrainische Armee endgültig besiegt.

  61. Jetzt wird die geplante Offensive von Resnikov für Mitte Mai-Anfang Juni angekündigt.

    „Dass die Lage hochgradig angespannt ist, beweist die Panik, die am Donnerstagnachmittag in Kiew ausbrach, als eine Drohne das Zentrum der Hauptstadt überflog, nur einen Tag nach dem mutmaßlichen Angriffsversuch ukrainischer Drohnen in Moskau. Die ukrainischen Militärbehörden bestätigten schließlich, dass es sich um ein in der Türkei hergestelltes Bayraktar-Flugzeug handelte, das ihren Luftstreitkräften gehörte und die Kontrolle verloren hatte. (…)

    Die Ukraine will die Versorgung russischer Truppen an der Front unterbinden. Bei den Gegenoffensiven im vergangenen Jahr, die Charkow und Cherson befreiten, war die Unterbrechung der Versorgungsleitungen des Feindes mit Treibstoff und Waffen entscheidend. Dies wurde vor allem durch den Einsatz von Himars-Präzisionsraketenwerfern erreicht, die aus 80 Kilometern Entfernung treffen können.
    Russland hat gelernt und die Hauptknotenpunkte für die Ressourcenverteilung seiner Armee über diese 80 Kilometer hinaus verlegt. Die Ukraine verstärkt nun Angriffe und mögliche Sabotageakte auf russischem Boden, die ihre Lieferketten unterbrechen.

    Die Geheimhaltung ist absolut in allem, was die Gegenoffensive betrifft.“

    Trotzdem weiß offenbar jeder alles.

    „Der Zugang von Medien und Zivilisten zu den frontnahen Gebieten wurde drastisch eingeschränkt. Eine Sprecherin des ukrainischen Generalstabs versicherte El PAÍS am 4. Mai, einer der Gründe dafür sei, dass die fast 200 von Nato-Partnern bereitgestellten Panzer, insbesondere die 150 Leopard-Panzer, die aus Ländern wie Deutschland oder Spanien geliefert wurden, bereits an der Front seien.
    Quellen der ukrainischen Armee erklären dieser Zeitung, dass die Gegenoffensive je nach Wetterlage Mitte Mai beginnen könnte. Die Frühlingsregen sind ein großes Hindernis für die Bewegung der gepanzerten Fahrzeuge, da ihr Vorrücken auf einem Boden, der im nassen Zustand ein Sumpf ist, begrenzt ist. Aber die letzten fünf Tage waren in Bezug auf Niederschlag und Temperaturen an allen Fronten günstig. Der ukrainische Verteidigungsminister hat in den vergangenen Wochen bekräftigt, dass das Wetter entscheidend sein wird, wann im Frühjahr der Einsatzbeginn angeordnet wird.

    EL PAÍS hat diese Woche vier verschiedene Brigaden und regionale Kommandos der ukrainischen Streitkräfte konsultiert und eine hohe Konzentration von Kräften festgestellt, die für die Gegenoffensive an zwei Fronten reserviert sind: An der Zaporoschje-Front im Osten des Landes werden Leopard-Panzereinheiten vorbereitet.
    Sowohl das US-Verteidigungsministerium als auch das britische Verteidigungsministerium haben darauf bestanden, dass die ukrainische Offensive alles daran setzen sollte, von Zaporoschje aus die Stadt Melitopol an der Küste des Asowschen Meeres zu erreichen.“

    Melitopol liegt zwar nicht an der Küste, es gibt nicht einmal einen Hafen in der näheren Umgebung.
    Dem p.t. Publikum im Ausland kann man jedoch das Manöver vielleicht so besser verkaufen. Es soll wohl irgendwie an Mariupol erinnert werden.

    „Melitopol ist der Dreh- und Angelpunkt der von Russland besetzten Gebiete an der ukrainischen Küste: Die Einnahme der Stadt oder zumindest ihre Artilleriereichweite wäre entscheidend, um die besetzten Gebiete in zwei Teile zu schneiden und die russischen Kriegslieferungen an die Krim einzustellen.“

    Die Idee ist offenbar, das bisher verschonte Melitopol auch so zuzurichten wie Mariupol. Das wird dann vermutlich als Erfolg verkauft werden, auch wenn die Offensive sonst scheitert.

    (El País, 7.5.)

  62. Ein wirkliches Schmankerl zur fabulösen ukrainischen Offensive:

    Die Ukraine geht nach den Worten eines hochrangigen Militärbeamten davon aus, dass Russland in Panik geraten würde, wenn die erwartete ukrainische Gegenoffensive beginnt. "Sie werden viel Panik sehen", sagt Vize-Verteidigungsminister Wolodymyr Hawrylow im Interview mit der britischen Zeitung "The Independent". Die Russen "verstehen immer noch nicht, dass ihre Propaganda ein falsches Bild davon zeigt, was tatsächlich vor Ort passiert: Dieser Krieg wird vor Ort gewonnen, nicht auf den Fernsehbildschirmen, nicht im Internet", erklärt Hawrylow. "Ich werde nicht überrascht, wenn wir eines Tages – vielleicht schon in diesem oder nächstem Monat – etwas sehen werden, das zum sofortigen Zusammenbruch der russischen Strategie oder ihres Militärs, ihrer Wirtschaft beitragen wird", so Hawrylow.

    n-tv 7.5.23

  63. So Leute wie Herr Gavrilov scheinen die Personen zu sein, die in Washington Gehör finden. frown

  64. Noch einen oben drauf:

    Am 78. Jahrestag der Kapitulation Nazi-Deutschlands im Zweiten Weltkrieg hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eine ähnliche Niederlage für Russland im Krieg gegen sein Land prognostiziert. "Und all das alte Übel, welches das moderne Russland zurückbringt, wird genauso zerschlagen werden, wie der Nationalsozialismus zerschlagen wurde", sagte Selenskyj in einer Rede. "Wir wissen bisher das Datum unseres Sieges noch nicht, doch wir wissen, dass dies ein Fest für die ganze Ukraine, für ganz Europa, für die gesamte freie Welt sein wird."

    n-tv 8.5.23

  65. Die EU spielt mit dem Feuer:

    Mit scharfen Worten hat China die Europäische Union vor Sanktionen gegen chinesische Unternehmen wegen ihrer Geschäfte mit Russland gewarnt. In einer Reaktion auf einen Bericht in der "Financial Times" über die neuen Strafmaßnahmen wegen des Krieges in der Ukraine sagte Außenamtssprecher Wang Wenbin: "Das ist sehr gefährlich. Wir fordern die EU auf, nicht diesen falschen Weg einzuschlagen." Andernfalls werde China "entschlossene Maßnahmen" ergreifen, um seine legitimen Rechte und Interessen zu schützen. Die EU-Kommission hat nach dem Bericht der "Financial Times" vorgeschlagen, in dem neuen Sanktionspaket auch Maßnahmen gegen sieben chinesische Firmen zu verhängen. Ihnen wird vorgeworfen, Ausrüstung an Russland zu liefern, die die Kriegsmaschinerie unterstützen und in Waffen eingesetzt werden könnten. Am Mittwoch sollen die ständigen Vertreter der 27 EU-Mitgliedstaaten in Brüssel über das Vorgehen beraten. Ziel ist es, das elfte Sanktionspaket noch in diesem Monat zu beschließen.

    n-tv 8.5.23

  66. Solche Maßnahmen, nur angedacht, dürften auch im Inneren der EU einigen Tumult auslösen.

  67. Wenigstens ein Lebenszeichen von Krim. wink

    Zu der Kontroverse muß man erstens sagen, daß leider imperialistische Staaten ziemlich einsichtsresistent sind, weshalb eben Krieg das letzte Mittel und der jetzige noch lange nicht vorbei ist.
    Der Beitrag des Autors ist eine Feier von Staat und Nation. Dem Westen gehts nur ums Geld, dagegen werden "ordentliche" Staaten, die sich um ihre Hausübungen kümmern, als leuchtende Beispiele hochgehalten.

    Verständlich, daß Krim da der Schaum vor dem Mund steht. devil

  68. Die KP fragt sich, was mit Zaluschnij los ist? Man hört seit längerem nichts von ihm.

    Wohin verschwand Selenskijs Hauptkonkurrent: Wurde der Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Ukraine, Saluschnij, getötet oder ging er in den Untergrund?

    Dieses Verschwinden sieht gerade jetzt sensationell aus, da die von Kiew seit langem versprochene »Offensive« jeden Tag beginnen sollte. Tatsache ist, dass der Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Ukraine, Valerij Saluschnij, seit einem Monat nicht mehr in den Medien erschienen ist. Und sein Verschwinden ist besonders auffällig, als er am 9. Mai per Videoschaltung auf einer NATO-Konferenz über die Vorbereitung eben dieser »Offensive« berichten sollte. Doch der Auftritt wurde auf Wunsch der ukrainischen Seite abgesagt.
    In den Medien, in den sozialen Netzwerken der Ukraine, Rußlands und anderer Länder der Welt werden unterschiedliche Versionen geäußert – was ist mit dem General, wohin ist der Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Ukraine, Valerij Saluschnij, verschwunden? Lebt er überhaupt? Hat Selenskij da seine Hand im Spiel – wenn man bedenkt, dass der Oberbefehlshaber als Hauptgegner und möglicher Anwärter auf die Präsidentschaft bezeichnet wurde?

    Version 1

    Saluschnij wurde in Pawlograd (Gebiet Dnepropetrowsk) bei massiven russischen Raketen- und Luftangriffen gegen Ansammlungen von Arbeitskräften, gepanzerten Fahrzeugen, Zügen mit Munition und Treibstoff für die Streitkräfte der Ukraine getötet.
    Dort befand sich auch das Hauptquartier einer großen ukrainischen Truppengruppe, zu der möglicherweise Saluschnij zusammen mit anderen Generälen und hochrangigen Offizieren der Ukraine und der NATO sowie »Beobachtern« aus dem Büro des Präsidenten der Ukraine gehörte. Der Tod eines von ihnen wurde offiziell in einem Nachruf gemeldet.
    Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Saluschnij schwer verwundet ist oder einen Schock erlitten hat und behandelt wird. Solche Versionen werden von der stellvertretenden Verteidigungsministerin der Ukraine Anna Malyar kategorisch dementiert und argumentiert, dass Saluschnij gesund und munter sei und weiterhin arbeite. Berichte über den Tod des Generals seien »eine Erfindung russischer Provokateure«.
    Aber wenn dem so ist, warum ist der Oberbefehlshaber dann schon lange nicht mehr im Fernsehen zu sehen und gibt Journalisten keine Interviews? Bisher hat er dergleichen Auftritte, gelinde gesagt, nicht ausgelassen, um politisch Punkte zu sammeln. Und er gilt bereits jetzt als Nummer 2 in der Ukraine, fast als zukünftiger Ersatz für Selenskij.
    Das Verschwinden des Oberbefehlshabers der Streitkräfte der Ukraine am Vorabend der »Offensive« ist absurd. Das passiert nicht einfach so.
    An dieser Stelle muss daran erinnert werden, dass beispielsweise, als die ukrainischen Medien einstimmig über den Tod des Chefs des russischen Generalstabs Valerij Gerassimov in der Kriegszone berichteten, ihn Moskauer Fernsehsender sofort bei einem Treffen im Verteidigungsministerium zeigten. Die Lüge wurde sofort widerlegt.
    Saluschnij hingegen schweigt weiterhin auf mysteriöse Weise.

    Version 2

    Saluschnij verschwand aus dem Blickfeld, weil er mit Selenskij in keinem Punkt des »Offensivplans« einverstanden war: In Bezug auf den Zeitpunkt, die Richtung des Hauptangriffs, die Zusammensetzung der Gruppen usw.
    Über diesen langjährigen Streit zwischen dem Präsidenten und dem Oberbefehlshaber wurde in den sozialen Netzwerken Kiews mehr als einmal gesprochen. Saluschnij war auch sehr wütend darüber, dass die amerikanischen und britischen Militärberater bei der Ausarbeitung des »Offensivplans« seine Vorschläge beiseite schoben und Selenskij ihren Empfehlungen zustimmte. Deshalb winkte Saluschnij vielleicht ab, und um sich von jeglicher Verantwortung für ein mögliches bevorstehendes Scheitern zu befreien und »flach zu machen«, nahm er Urlaub oder fiel »krankheitsbedingt« aus und kuriert sich im Krankenhaus.

    Version 3

    Saluschnij verschwand, weil er Widerstand gegen die NATO-Verteidigungsminister wagte und sich auch im Videokonferenzmodus weigerte, ihnen über die »Offensive« Bericht zu erstatten.
    Das kann verschiedene Gründe haben.
    1. Der General konnte die Demütigung durch die NATO-Militärführer nicht länger ertragen, die ihn vor Selenskij mit ihren Empfehlungen zum »Offensiv«-Plan »herabgesetzt« hatten. Das verletzte seinen beruflichen Stolz.
    2. Saluschnij will damit den »Gönnern Kiews« seine Unzufriedenheit mit dem Umfang der Lieferungen westlicher Waffen zum Ausdruck bringen. Er will noch mehr Waffen.
    3. NATO-Generäle und Politiker drängen Saluschnij hartnäckig in den Hintergrund und fordern eine sofortige »Offensive«. Der Oberbefehlshaber ist offenbar der Ansicht, daß seine Armee dazu nicht bereit ist, und um neue moralische Belehrungen zu vermeiden, hat er sich vertschüßt.

    Version 4

    Saluschnij lebt, aber nach dem Angriff auf das Hauptquartier in Pawlograd beschloss er, äußerst vorsichtig zu sein und sich vor dem russischen Geheimdienst im neuen geheimen Superbunker zu verstecken – dem Kommandoposten der Streitkräfte der Ukraine im Kampfgebiet. Deshalb gibt es von ihm derzeit kein Lebenszeichen.

    Version 5

    Saluschnij begann einfach zu trinken – nach einem Streit mit Selenskyj, weil die Streitkräfte der Ukraine nicht für eine Offensive bereit waren (und der Präsident einen sofortigen Angriff fordert, wie ihn die westlichen Herren erwarten) und das Gerede über den bevorstehenden Rücktritt des »sturen und mittelmäßigen Generals« in der Umgebung des Präsidenten der Ukraine zunahm.
    Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass der General seine Sorgen nicht im Selbstgebrannten ertränkt, sondern sich vor den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen in der Ukraine um eine gute Positionierung bemüht.
    Er hat derzeit gute Werte. Alles ist möglich. Obwohl die betrunkene Version bisher die schönste und realistischste ist: Der Oberbefehlshaber ist, verstehen Sie, mit Schreibarbeit beschäftigt.“

    (KP, 11.5.)

    „GB liefert der Ukraine Langstreckenwaffen – mehr als 250 Kilometer Reichweite

    Großbritannien hat die Lieferung von Marschflugkörpern mit großer Reichweite an die Ukraine bekanntgegeben. Die Geschosse vom Typ Storm Shadow mit einer Reichweite von mehr als 250 Kilometern seien entweder auf dem Weg in die Ukraine oder schon dort, sagte Verteidigungsminister Ben Wallace am Donnerstag. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij kündigte indessen an, sein Land werde mit der lange angekündigten Gegenoffensive gegen die russischen Invasoren noch warten. (…)

    Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sagte bei einer Sicherheitskonferenz in Brüssel, die mögliche Notwendigkeit, die ukrainische Frühjahrsoffensive zu verschieben, sei ein Zeichen, dass der Westen die Militärhilfe für das angegriffene Land noch erhöhen müsse. »Sie brauchen gewiss mehr Vorbereitung«, sagte er. »Sie brauchen mehr Waffen. Sie brauchen mehr Kapazität, und es ist an uns, sie zu liefern.« Die westlichen Unterstützer der Ukraine haben der Ukraine bisher Militärhilfe im Umfang von 65 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. (…)“

    (RedaktionsNetzwerk Deutschland, 11.5.)

    So so.

  69. Während Selenskij in Berlin versichert, keine Ziele auf russischem Boden anzugreifen, macht die ukrainische Armee genau das, zuletzt mit den britischen Storm Shadow Raketen.

    Laut einem Artikel der Washington Post, der sich auf den Pentagon beruft, hat die ukrainische Führung schon Pläne gewälzt, Grenzdörfer in Rußland zu besetzen und sogar die Druschba-Ölleitung nach Ungarn zu zerstören.
    Er meint, als angegriffenes Land und Opfer dürfe man alles, um den Feind zu treffen.

    (El País, 14.5.)

    Das setzt die Unterstützer der Ukraine unter Druck, entweder ihre Protegés an einer kürzeren Leine zu halten oder selbst als Kriegspartei angesehen – und behandelt – zu werden.

  70. Zelensky, in private, plots bold attacks inside Russia, leak shows

    Washingron Post

    Dieser "Leak"-Artikel zeigt, daß es wohl einflußreiche Kreise im US Establishment gibt, vor allem beim Top-Militär, denen der Zelenskyj-Kurs des Alles oder Nichts nicht mehr paßt und die mit sowas klare Kante zeigen, was ghet und was nicht. Schließlich hat Borell ja recht, wenn er immer wieder betont, daß die Ukraine nur ein paar Tage weiter durchhalten könnte, wenn die NATO, also vor allem die USA, ihre Unterstützung einstellen würden.

  71. Na ja, „was geht und was nicht“ ist eben auch der Wunschtraum der Auftraggeber.

    Selenskij entwickelt viel Eigeninitiative, und es ist schwierig, ihn zu stoppen, nachdem er von Politikern und Medien zum strahlenden Helden aufgebaut wurde.

  72. Bumerang! Moskau reagierte auf die Lieferung von Granaten mit abgereichertem Uran aus London

    „Die russischen Streitkräfte haben in der Nacht des 13. Mai ein Lagerhaus in der Nähe der Stadt Chmelnizkij angegriffen. Es wird angenommen, dass der Angriff von einem Drohnenschwarm ausgeführt wurde. Die Explosion hatte optisch eine enorme Wucht mit einem »Atompilz«.

    Der Telegram-Kanal »Rybar« berichtete, dass nach Angaben des Erdbebenüberwachungssystems des Europäisch-Mittelmeer-Seismologischen Zentrums um 04:52 Uhr Moskauer Zeit Erschütterungen der Stärke 3-4 nordwestlich von Chmelnizkij zu spüren waren. Quellen des Telegram-Kanals bestätigten, dass eine beträchtliche Anzahl von Flugabwehrraketen für westlich hergestellte Luftverteidigungssysteme, darunter auch für Patriot-Luftverteidigungssysteme, im 649. Luftfahrtdepot für Raketenwaffen und Munition im Dorf Gruschevitza gelagert wurden.

    Neben Munition sollen auch Satellitenkommunikationssysteme, militärische Tablets und Datenverschlüsselungssysteme im Wert von 83 Millionen Euro zerstört worden sein. Den vorliegenden Informationen zufolge wurden insgesamt „Waren“ im Wert von 200 bis 220 Millionen Euro in die Luft gesprengt – Fracht aus Dänemark, Deutschland, Italien und Japan.

    Der Kriegskorrespondent Jurij Kotenok sagte auf Telegram – und bezog sich dabei auf Angaben der dortigen Bewohner –, daß in der Stadt Panik herrsche, da dosimetrische Patrouillen durch die Straßen gingen. Dies deutet darauf hin, dass in dem Lager Munition mit abgereichertem Uran, ein Geschenk Londons an die Streitkräfte der Ukraine, in die Luft gesprengt wurde.

    »Meine Freunde aus der Ukraine berichteten, dass die Westler in Panik seien. Sie sammeln kleine Gegenstände ein und durchkämmen Chmelnizki, auch Lemberg und Tarnopol.
    Die Einheimischen flüstern, dass das detonierte Lagerhaus in Chmelnizki bis zum Rand mit Granaten mit abgereichertem Uran gefüllt sei. Und Dies wird durch meine Quellen bestätigt«, zitiert der Korrespondent den Politikwissenschaftler Jurij Kot.
    Boris Rozhin gibt in Telegram an, dass er persönlich den Grad der Hintergrundstrahlung in Chmelnizki überprüft hat. Tatsächlich ist … nach dem Treffer im Munitionsdepot ein deutlicher Sprung zu beobachten – von 80–100 Nanosievert auf 140–160 Nanosievert.

    Angesichts der Tatsache, dass abgereichertes Uran eine relativ geringe Dosis Gammastrahlung aussendet, deutet der aktuelle Anstieg auf die Zerstörung eines „sehr großen Munitionsvorrats“ hin, wodurch Uranstaub in die Luft stieg, heißt es in der Studie von Gleb Gerasimov.

    Informationen »schließt« auch der ehemaligen Abgeordnete der Werchowna Rada Igor Mosijtschuk »nicht aus«, der im Schweigen der ukrainischen Behörden den Bewohnern von Chmelnizki, Tarnopol und »aus dem nächsten Umkreis« geraten hat, Kinder zu evakuieren: »zu Großeltern und Verwandten zu schicken, wohin auch immer es möglich ist.« Das heißt, Mosijtschuk schließt auch nicht aus, dass das in der Nacht des 14. Mai gesprengte Depot in der Nähe von Tarnopol auch diese Art von Munition enthielt. In der Ukraine hat die Propaganda eine Kampagne gestartet, bei der es heißt: »Es gibt keine Strahlung.« Dies wurde vom Top-LOM Anatolij Scharij, den Telegram-Kanälen »Trucha Chmelnizki“, „Chmelnizki Live“ und anderen geschrieben.

    Es besteht auch Bedrohung für Einwohner Rumäniens und Polens

    Wie die Prawda berichtet, werden Probleme für die Bevölkerung, wie Daten aus serbischen Quellen zeigen (Serbien wurde von der NATO mit ähnlichen Granaten bombardiert), in Zukunft beginnen: eine allgemeine Verschlechterung des Wohlbefindens, eine Zunahme von Krebserkrankungen, die Geburt deformierter Kinder.

    Die Gefahr besteht auch für die Einwohner Rumäniens und Polens, die entsprechend der Windrichtung von der Staubübertragung betroffen sein werden. Dies schreibt der ukrainische Telegram-Kanal des ehemaligen Soldaten der Streitkräfte der Ukraine »Inij«.

    (Pravda, 15.5.)

  73. So sagte der Bürgermeister von Chmelnizki, Alexander Semtschischin, während einer Sonderbesprechung, dass die Situation in der Stadt stabil sei, die Strahlungswerte 2,5-mal niedriger seien als der maximal zulässige Wert und es keine chemische Luftverschmutzung gebe.

    Anwohner bezweifeln allerdings die Aufrichtigkeit der Worte des Stadtoberhaupts. Sie fragen sich, warum überhaupt dosimetrische Messungen durchgeführt wurden, wenn in den gesprengten Lagerhallen nichts Gefährliches gelagert war.

    Darüber hinaus führten die Versorgungsunternehmen nach der Explosion eine plötzliche Reinigung der Wasserversorgung der Stadt durch. Außerdem machten die Bürger auf eine weitere unerklärliche Sache aufmerksam – die übermäßige Aktivität von Geräten der Kommunalverwaltung in der Stadt.

    Die Behörden erklärten den Anwohnern nicht das Massensterben von Fischen im Gebiet des Südlichen Bugs und warum es notwendig war, Menschen aus der Stadt zu evakuieren. Gleichzeitig wurden nur 90 Menschen nach Odessa gebracht. Auch der Rest der Stadtbewohner begann langsam, Chmelnizki in verschiedene Richtungen zu verlassen – auf eigene Faust.

    (IA Regnum, 15.5.)

    Eiegenartig, daß ich in meinen gewohnten Blättern nix dazu finde. So etwas gehört doch auf die Titelseite, sollte man meinen.

  74. Das El País meldet, daß die EU bisher der Ukraine 72 Milliarden hinübergeschoben hat, davon ca. die Hälfte in Cash. Über 15 Milliarden sollen Militärhilfe sein, was mir wenig vorkommt angesichts der Mengen, die da bereits hinübergeschickt worden sind.

    Dazu kommen noch die Dinge und das Geld, die die Ukraine aus den USA, GB, Kanada u.a. erhalten hat.

    Weiters geht es um die F-16, die die USA freigeben sollen. Holland, Belgien und Dänemark wollen angeblich 100 von diesen Fliegern an die Ukraine liefern.
    Angeblich.
    Haben die 3 Staaten wirklich 100 Flugzeuge zum Herschenken?
    Kriegen sie von irgendwoher Geld, um neue zu kaufen?

    Ein seltsamer Wettlauf geht da los, wer auf dem Papier am meisten für die Ukraine tut, während alle langsam kalte Füße kriegen bezüglich der zukünftigen Perspektiven.

  75. Haben die 3 Staaten wirklich 100 Flugzeuge zum Herschenken?

    Sicher nicht: Holland hat noch 24, Belgien 54 (davon 28 für die Rapid Deployment Force der NATO) Dänemark 43. Da würde das Abgeben von 100 Stück sicher schwierig werden. Und Geld für Nachfolgeflugzeuge wird auch nicht vom Himmel fallen, deshalb betont Stoltenberg ja immer wieder, wie wichtig die Einhaltung/Erreichung des 2%-Zieles für Rüstung sei.

    Nun sind solche Kampfjetpläne ja einerseits eh für eine eventuelle Nachkriegsukraine vorgesehen (wird es nach dem Krieg überhaupt einen ukrainischen Staat geben, der sich solch eine Luftwaffe schenken lassen darf?) und rein praktisch eine Sache von wenigstens einem halben Jahr, eigentlich von mehreren Jahren, wenn die Piloten damit erfolgreich gegen Rußland fligen können sollen. Gegen die beste Flugabwehr der Welt scheint mir das aber ungefähr so erfolgversprechend zu sein wie die abgeschossenen MiG-29, die die Ukraine ja zahlreich hatte.

  76. Eben.
    Das ist ja das nächste, daß diese Flugzeuge, sollten sie in der Ukraine wirklich eingesetzt werden, kein langes Leben haben werden.

    Was sollen also diese Versprechnungen?
    Ist das eine Art imperialistische Konkurrenz, wo sich Staaten darin übertreffen wollen, wer mehr zukünftiges Altmetall in die Ukraine schickt?

  77. Was sollen also diese Versprechnungen?

    Da sie offensichtlich keine wirkliche, jedenfalls keine militärische Substanz haben, jedenfalls nicht für die Schlachten dieses Jahres, dienen sie wohl in erster Linie als Fensterreden fürs geneigte einheimische Publikum: Wir haben ja nun wirklich alles versucht, was wir machen konnten, selbst eine neue Luftwaffe wollten wir der Ukraine schenken! Ging halt nicht, kann man auch nichts machen.

  78. n-tv heute zur vollständigen Eroberung von Bakhmut (übrigens genau ein Jahr nach der Niederringung der Azow-Truppen in Mariupol):

    Die Behauptung des Wagner-Chefs, Jewgeni Prigoschin, dass seine Söldner Bachmut erobert hätten, sei ein Versuch gewesen, von der überwältigenden Unterstützung abzulenken, die die Ukraine während der Auslandsbesuche von Präsident Wolodymyr Selenskyj erhalten habe, sagte Mykhailo Podolyak, ein Berater des ukrainischen Präsidialamts. "Es ist nicht das erste Mal, dass Prigoschin sagt: 'Alles ist erobert und wir dominieren'", sagte Podolyak in einem Fernsehinterview. Es sei offensichtlich, dass mit Prigoschins Äußerungen von Informationen, etwa wie hoch die bewaffnete Unterstützung für die Ukraine sein wird und Konsequenzen für Russland abgelenkt werden soll. Aber auch Selenskyjs Besuch beim Gipfeltreffen der Arabischen Liga in Saudi-Arabien und die internationale Verurteilung Russlands beim G7-Gipfel in Japan sollten so in den Hintergrund gerückt werden, sagte Podolyak weiter.

  79. Im ORF wurde hinzugefügt, daß es jetzt eine Rochade geben soll – Wagners Leute ziehen sich zurück, die reguläre russische Armee rückt vor. Von ihm selbst verkündet.

    „Ein Sprecher Selenskyjs erklärte, dass der ukrainische Präsident die russische Einnahme Bachmuts nicht bestätigte. US-Präsident Biden kündigt neue Militärhilfen für die Ukraine an
    Der Kreml sowie der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, haben am Wochenende behauptet, die Stadt Bachmut befinde sich nun nicht mehr unter ukrainischer Kontrolle. Am Sonntag gab es widersprüchliche Berichte, ob der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Niederlage der Ukraine eingeräumt habe. Sein Sprecher stellte dann allerdings klar, dass er die russische Einnahme Bachmuts nicht bestätigt hat.“ (Standard, 21.5.)

    Das El País ist etwas klarer:

    „Der ukrainische Präsident Wolodímir Selenski antwortete an diesem Sonntag zweideutig auf die Frage, ob die Russen die Eroberung der Stadt abgeschlossen hätten oder sie noch in ukrainischer Hand sei. »Ich denke nicht«, antwortete er, als er im Rahmen des G-7-Gipfels in Hiroshima (Japan) neben US-Präsident Joe Biden saß, und fügte dann in düsterem Ton hinzu, dass es auf jeden Fall „nichts gibt“ in der Stadt, „alles ist zerstört, es gibt keine Gebäude.“ Es ist eine Tragödie, aber heute ist Bachmut allein in unseren Herzen.“

    Einem Bericht des ORF-Korrespondenten vor einigen Tagen war zu entnehmen, daß Tschasov Jar von der ukrainischen Armee geräumt wurde, der russische Vorstoß geht also weiter Richtung Nordwesten.

  80. der russische Vorstoß geht also weiter Richtung Nordwesten

    Wird man sehen. Tschassiw Jar liegt jedenfalls direkt westlich von Artjomowsk (Ex-Bakhmut).

  81. Diese Umstand ist der Landkarte ohne weiteres zu entnehmen.

    Die Kriegshandlungen der letzten Monate beschränkten sich jedoch nicht auf Bachmut, und die ganze russische Frontlinie ist auf Vorstöße nach Nordwesten ausgerichtet.

  82. Wo diese Stadt liegt und wohin die russischen Truppen weiter vorrücken wollen, fällt nicht in eins. Es scheint mir auch noch gar nicht entschieden zu sein, wie es jetzt weiter und voran gehen soll. Wird man wie immer abwarten müssen, die Russen erzählen ja nie was, anders als das Zelenskyj-Regime.

  83. Aber gar nicht.

    Das Ziel ist offenbar der endgültige Anschluß der 4 Provinzen, möglicherweise mit etwas modifizierten Grenzen, und nach wie vor die Entnazifizierung der Ukraine.

    Wie das zu bewerkstelligen ist, darüber scheiden sich die Geister. Aber jetzt steht einmal Frontbegradigung an:
    https://nestormachno.alanier.at/pressespiegel-el-pais-26-1-ukraine-kriegshandlungen/#comment-64231
    https://nestormachno.alanier.at/pressespiegel-el-pais-26-1-ukraine-kriegshandlungen/#comment-64232

  84. Ich habe nicht von Kriegszielen geschrieben, sondern vom weiteren Verlauf des Krieges. Von den Aktionen der russischen Armee nach der Einnahme von Bakhmut.

  85. Ich habe den Eindruck, etwas klein-klein weiter und einmal schauen, was die Gegenseite treibt.

    Die russische Seite sieht das so, daß die Zeit für sie arbeitet.

    Die westliche Sprachregelung lautet jetzt: Bachmut wurde gar nicht erobert, weil dort nichts mehr da ist … laugh

  86. Laut Hackern aus der VRD soll Zaluschnij bei einem der jüngeren Raketenangriffe schwer verletzt worden sein.

  87. Kann sein, muß aber nicht. Es ist aber schon einigen aufgefallen, daß sich sowohl Salushnyj als als auch Syrskyj in den letzten Wochen sehr rar gemacht haben und praktisch nicht mehr öffentlich auftreten.

  88. Etwas mehr Info zu Bachmut als in anderen Medien findet sich in diesem NZZ-Artikel:

    "Bachmut ist praktisch vollständig in russischer Hand – das Schicksal der Stadt entscheidet sich aber an den Flanken

    Ob sich die Ukrainer nach fast zehn Monaten ganz aus der Stadt zurückgezogen haben, bleibt umstritten. Doch die Einheiten Russlands befinden sich in Bachmut in jedem Fall in einer prekären Lage.

    (…)"

    Besonders prekär scheint die nicht zu sein.
    Die Einkreisung wurde von ukrainischer Seite schon vor Monaten als Strategie verkündet, den etwaigen Fall der Stadt wieder rückgängig machen zu können. Aber die Strategie ist offenbar auch eher für die Medien gedacht, so in der Art: Wir tun was, es geht voran!
    ___________

    Angriffe von Seiten der Ukraine auf die grenznahen Regionen Rußlands sollen die russische Front verlängern und ausdünnen.
    Sie führen allerdings zu einer gewissen Nerviosität bei den westlichen Unterstützern, deren Waffen auch dabei eingesetzt werden.
    Deshalb werden dort vor allem russische Rechtsradikale, die auf ukrainischer Seite kämpfen, eingesetzt und die Ukraine tut, als sei das eine interne russische Angelegenheit.

    (El País, 23.5.)

  89. Das Schicksal von Artemovsk *ist* entschieden. Die Flankenangriffe konnten zurückgeschlagen werden, Die ukrainische Armee hat bei diesen Angriffen wahrscheinlich die höchsten Tagesverluste seit 2014 hinnehmen müssen. Und das in einem Gelände, daß lange nicht so gut befestigt ist wie die Gegend um Saporischschja z.B. Wenn die Ukraine hier schon nicht durch kam, wie soll das dann gelingen, Melitopol zu erreichen?

    Diese PR-Aktion im Grenzgebiet von Belgorod hat gezeigt, wie sehr das Zelesnkyj-Regime mittlerweile auf spektakuläre Medien-Stunts setzen muß, weil an der Front militärisch nichts zu reißen ist. Und bei wem in der weiten Welt außerhalb des kollektiven NATO-Westens soll eingentlich so ein Angriff einer schwerbewaffneten Nazibande auf  Zivilisten ind Dörfern in Rußland Eindruck machen? Mit sowas sollen Lula und Modi gewonnen werden?

  90. Möglicherweise werden auch diese komischen Russen-Rowdys vorgeschickt, weil sich in der ukrainischen Armee gar niemand mehr findet, der irgendeinen Schritt nach vor machen möchte.

  91. Wenn ich den Bericht des spanischen Korrespondenten über die Psycho-Rehab, den aus dem New Yorker über die Front bei Bachmut und die Bemerkung aus der Komsomolskaja Pravda über den „dunklen Wald“, den die Ukraine und der Westen nach dem Fall von Bachmut vorfinden, zusammen ansehe, so erscheint mir, daß ein guter Teil der ukrainischen Soldaten an den aktiven Frontabschnitten kurz vor dem Überschnappen ist.

    Das hat nicht nur Auswirkungen auf die nicht stattfindende Offensive und das Halten der Front, sondern ist auch gefährlich für die dort stationierten Soldaten – es kann leicht zu Amokläufen kommen.
     

  92. Ein ziemlich langer Grenzabschnitt zwischen Belgorod und Charkow wird von ukrainischer Seite beschossen, und es gab wieder eine Invasion in dem Grenzort Novaja Tavolzhanka, wo angeblich auch russische Soldaten gefangengenommen wurden.
    Die ganze Grenzregion wurde auf russischer Seite in den letzten Tagen evakuiert.

    Bei den ukrainischen Truppen, die an diesen Kämpfen beteiligt sind, sollen sich auch Polen und US-Bürger befinden.

    Die Frage ist, ob es sich hierbei um ein Ablenkungsmanöver handelt oder ob es einen Vorstoß der ukrainischen Armee in dieser Richtung – also hinein nach Rußland – geben wird, weil dieser Grenzabschnitt offenbar unzureichend abgesichert ist.

    An anderen Fronten innerhalb der Ukraine gibt es ebenfalls Angriffe, teilweise auch mit polnischen Söldnern.

    (KP, 4.6.)

    Das Außenministerium und das Verteidigungsministerium Belgiens verlangen von Kiew „so schnell wie möglich“ eine Erklärung zum Einsatz von Waffen aus seiner Produktion durch die ukrainische Sabotage- und Aufklärungsgruppe in der Nähe von Belgorod, schreibt die belgische Zeitung Le Soir am 4. Juni. unter Angabe einer Quelle.
    Damit reagierte Brüssel auf die von der Washington Post veröffentlichten Daten, dass die ukrainischen Saboteure, die Ende Mai die Region Belgorod angriffen, Fahrzeuge und Waffen aus den USA, Polen, der Tschechischen Republik und Belgien verwendeten.

    „Die belgische Verteidigungsministerin Ludivine Dedonder und Außenministerin Aja Labib werden sich zum frühestmöglichen Zeitpunkt mit den ukrainischen Behörden in Verbindung setzen, um eine Klärung zu fordern“, heißt es in der Veröffentlichung.
    Brüssel wies zudem darauf hin, dass die Waffen ausschließlich für das ukrainische Militär bestimmt seien, um das Territorium und die Bevölkerung der Ukraine zu schützen. Laut Quelle ist diese Bestimmung direkt in den Begleitpapieren jeder Lieferung angegeben.

    (Izvestija, 4.6.)

  93. @Neoprene

    Ich frage mich, ob diese Forderung von Selenskij, daß er gerne 50 Patriot-Systeme hätte – die es ja gar nicht gibt, und das weiß er auch – eine Erinnerung daran sein soll, daß die Ukraine diesen Krieg nicht gewinnen kann?

  94. Schon in seinem letzten Interview mit der Washington Post klang er nicht gerade sonderlich siegessicher:

    https://www.washingtonpost.com/world/2023/05/13/zelensky-washington-post-interview-transcript/

    "There are issues in a number of areas. The first issue is, of course, ammunition. I say this as a priority — not because I want to complain, but because it is a resource without which a counteroffensive is impossible."

    "We don’t have such a wide range of armored vehicles. Yes, it’s difficult for our enemy as well, these weather conditions. But they will be on the defense in this scenario."

    "We understand that war takes people from us. Unfortunately, it takes the brave and, unfortunately, it takes the best. But nevertheless, we understand that despite the counteroffensive — and we will do it — we must ensure that we minimize losses as much as possible. And so, when we say what we need, we need everything that enables us to protect people — artillery systems and long-range artillery."

    "If they have absolute superiority in the sky, then so be it. To solve such a problem, you have to be honest about it. And our partners as well, we would like to get their support to provide us with Western-standard fighter jets, certainly the F-16."

    "We don’t have enough armored vehicles that will save our people who will be pushing the front line forward. And it’s very difficult for us to go against thousands of Russian armored vehicles. It’s very difficult to go up against that with a minimal number, so we need the appropriate number [of vehicles] to do that."

    "F-16s, no one is waiting for those — this is true, we will start our actions before this aircraft [is delivered]. But it would have made it much easier for us. You have to understand that we will definitely be fighting Russian aircraft in a counteroffensive. But in any case, even with a deficit like this, we will attack accordingly."

    "Any de-occupied territories, I believe, is a success."

  95. Laut El País hat die ukrainische Offensive begonnen:

    Die Angriffe auf die Grenzregion Belgorod sind offenbar ein dritter Frontabschnitt mit paramilitärischen, nicht direkt dem Oberkommando der Ukraine unterstehenden Einheiten, von denen sich die Ukraine distanzieren wird, wenn sie es gar zu arg treiben. So eine Art Wagner-Truppe auf Ukrainisch.
    Ausgerüstet wurden sie natürlich vom Westen, und ausgebildet vermutlich auch.

    Etwas seltsam sind die Striche in der Mitte der Skizze. Sie suggerieren, daß die ukrainischen Truppen entweder aus russisch besetztem Gebiet kommen oder daß sie sehr weit in dieses vorgedrungen seien. Beides ist unglaubwürdig.

  96. Die Striche sind reine Darstellungssachen. Niemand behauptet und niemand geht davon aus, daß die Ukraine irgendwelche ins Gewicht fallende Truppen auf russischem Gebiet hat.

  97. „Was über den Kachowka-Dammbruch bisher bekannt ist

    Kiew und Moskau geben einander die Schuld. Zigtausende Menschen sind durch den Anstieg des Wasserspiegels in Gefahr. Aber auch das AKW Saporischschja und Minen bereiten Sorge

    Schon seit dem Herbst ging in der Ukraine das Gerücht um, die russischen Streitkräfte könnten unter Bedrängnis den wichtigen Kachowka-Staudamm sprengen. Nun scheint dieser Fall eingetreten zu sein.“

    Eine eigenartige Formulierung. Hier wird so getan, als sei die Zerstörung des Dammes die Bestätigung des Gerüchtes, daß die russische Seite es getan hätte.
    Demgegenüber ist festzuhalten, daß es genauso ein Gerücht gab, die ukrainische Seite könnte diesen Damm sprengen, und daß es in der ukrainischen Heerführung sogar erwogen wurde. Damals war Cherson noch in russischer Hand und wäre überschwemmt worden.

    „In den frühen Morgenstunden des Dienstags gab es erste entsprechende Berichte. Doch der Kreml dementiert, dahinter zu stecken. DER STANDARD fasst zusammen, was bisher bekannt ist. 

    Frage: Was ist der Kachowka-Staudamm?

    Antwort: Der 1956 erbaute Damm und sein Wasserkraftwerk gehören zu den größten Energieanlagen der Ukraine. Mithilfe des riesigen Stausees – er umfasst eine Wassermenge von 18 Kubikkilometern – konnten bis zu drei Millionen Menschen mit Strom versorgt werden. Die Anlage liegt am unteren Lauf des Dnjepr-Flusses, der die Ukraine in ein linkes und ein rechtes Ufer unterteilt. Auch die Region Cherson wird vom Fluss zweigeteilt. Im Zuge des russischen Überfalls hatten die von Osten einfallenden russischen Truppen im Süden den Dnjepr überquert und auch Teile des rechten (in Flussrichtung), sprich westlichen Ufers besetzt. Im Herbst 2022 feierte die Ukraine die Befreiung des rechten Cherson-Ufers, doch das linke Ufer blieb unter russischer Besatzung. Der Dnjepr wurde seit dem Spätherbst quasi zur neuen Front im Krieg.

    Antwort: Am Dienstag gegen fünf Uhr Früh meldete das ukrainische Militär, dass der von russischen Besatzungskräften kontrollierte Damm gesprengt wurde. Die eigentliche Sprengung dürfte bereits einige Stunden zuvor geschehen sein, offenbar gegen zwei Uhr früh. Die russischen Besatzungsbehörden dementierten das jedoch. Inzwischen ist klar: Der Staudamm wurde in der Hälfte seiner Länge zerstört und kann nach ukrainischen Angaben nicht repariert werden. Seither strömen Millionen Liter Wasser durch das klaffende Loch in der Staumauer, die Teile des Kriegsgebiets in der Südukraine überschwemmen und zahlreiche Dörfer und Menschen sowie ihre Wasserversorgung bedrohen. 

    Frage: Wie ist die Gefahrenlage für Zivilisten?

    Antwort: Durch die Sprengung ist der Wasserspiegel im unteren Lauf des Flusses deutlich angestiegen. Bereits in den ersten Stunden sind zahlreiche kleine Inseln überschwemmt worden. Nach Angaben des Gouverneurs der Region Cherson, Olexandr Prokudin, leben 16.000 Menschen in kritischen Überschwemmungsgebieten. Die russische Seite sprach gar von 22.000 Menschen, die von den Überschwemmungen direkt betroffen seien. Die Evakuierungen sind bereits angelaufen. Laut dem ukrainischen Premier Denys Schmyhal könnten bis zu 80 Dörfer von den Wassermassen zerstört werden. Dazu kommt: Augenzeugen zufolge werden Ukrainer an der Flucht aus der Region durch russischen Artilleriebeschuss gehindert.

    Frage: Wie steht es um die Wasserversorgung des Atomkraftwerks Saporischschja?

    Antwort: Die steigenden Wasserlevel flussabwärts des Dammes sind das eine. Für das Atomkraftwerk Saporischschja, das bei seiner Kühlung – wie quasi alle Atomkraftwerke weltweit – auf Süßwasserzufuhr baut, ist jedoch der fallende Wasserspiegel im Stausee ein Problem, weil das Kraftwerk damit die Reservoire zur Kühlung von Brennstäben nicht mehr nützen kann. Sollte der Stausee unter das kritische Wasserlevel von 12,7 Meter absinken, könne daraus kein Wasser mehr gepumpt werden, sagt der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi. Aktuell spricht die IAEA jedoch von keinem akuten Risiko: Denn das Atomkraftwerk habe mehrere alternative Kühlungssysteme – darunter ein Kühlbecken, das über dem Staudammlevel liegt. Da die Reaktoren bereits seit Monaten nicht mehr in Betrieb sind,“

    – sieh da, sieh da – Das AKW wurde abgeschaltet bzw. auf Notbetrieb heruntergefahren –

    reiche das Wasser aus diesem Teich zur Kühlung – zumindest für einige Monate. Die IAEA ruft die Ukraine und Russland daher dazu auf, dafür zu sorgen, dass ebendieses Becken intakt bleibt.

    Frage: Welche Gefahr droht durch weggeschwemmte Minen?

    Antwort: Die Russen haben seit Monaten die gesamte Region südlich des Dnjepr defensiv hochgerüstet und heftig vermint, war die Angst vor einer amphibischen Operation der Ukraine doch sehr groß. Auch deshalb dürften durch den steigenden Wasserspiegel nun sehr viele Minen weggeschwemmt werden und sich übers Land verteilen. Auf Telegram und Twitter kursieren bereits einige – bislang noch unverifizierte – Videos, die laut Open-Source-Intelligence-Experten eine amphibische PDM-1m-Anti-Anlandungsmine zeigen könnten, die durch das Anschwemmen an Land explodierte.

    Frage: Wie wurde der Damm beschädigt? 

    Antwort: Das ist bisher ungeklärt. Die ukrainische Seite hat sogleich Russland dafür verantwortlich gemacht. Nach Angaben des ukrainischen Militärgeheimdiensts haben die russischen Streitkräfte "in Panik" agiert. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach davon, dass Russland das Wasserkraftwerk in der Nacht von innen gesprengt habe. Er hat eine Notfallsitzung des nationalen Sicherheitsrats einberufen. Die "russischen Terroristen" müssten aus "jeder Ecke des Landes vertrieben werden", sagte Selenskyj. Kiew wirft Russland einen "Ökozid"(Anm.: Umweltverbrechen), Terrorismus und Kriegsverbrechen vor.

    Der Kreml weist das "auf das Schärfste zurück" und macht die Ukraine, die angeblich von ihrer stockenden Gegenoffensive ablenken wolle, für den "Sabotageakt" verantwortlich. Laut einem ungeprüften Bericht der staatlichen Agentur Tass, die sich auf ungenannte russische Besatzer beruft, wurde die Staumauer von einem ukrainischen Mehrfachraketenwerfer beschossen. Außerdem warnen russische Geheimdienste derzeit vor einem ukrainischen Angriff mit einer sogenannten "Dirty Bomb". Zur Erinnerung: Russland hat schon mehrfach in diesem Krieg ohne Beleg davor gewarnt.“

    Man weiß nicht, warum diese letzten 2 Sätze hier stehen – sie haben mit der Staudammfrage nichts zu tun.
    Offenbar ist das Medium bemüht, die russische Seite als notorische Falschmeldungs-Produzenten zu entlarven.

    Frage: Gibt es bereits internationale Reaktionen?

    Antwort: Ja, EU-Ratspräsident Charles Michel etwa machte die Russen klar verantwortlich für den Vorfall und sprach davon, Russland für die Kriegsverbrechen zur Rechenschaft ziehen zu wollen. Für den Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg zeigt der Angriff einmal mehr "die Brutalität des russischen Krieges in der Ukraine". 

    Frage: Welche Folgen hat das für die ukrainische Gegenoffensive?

    Antwort: Das ist ad hoc schwer zu sagen. Klar ist, dass in verschiedenen Telegram-Kanälen bereits beide Versionen kursieren. Jene, die die Sprengung den Russen vorwerfen, argumentieren, es würde einen ukrainischen Angriff über den Dnjepr extrem erschweren. In der russischen Erzählung, wonach es die Ukrainer gewesen seien, die ihre eigenen Leute gefährden, heißt es: Durch das abfließende Wasser sei im Spätsommer ein Angriff flussaufwärts über den – weniger Wasser führenden – Dnjepr wahrscheinlicher. Auch dass man der Krim das Wasser wegnehme, spricht laut der Kreml-Propaganda für Kiewer Hintermänner. Russland-Experte Gerhard Mangott hält diese Erklärungsversion jedenfalls für "unwahrscheinlicher". Auch Markus Reisner, Analyst an der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt, vermutet aus jetziger Sicht, dass die russische Armee den Damm zerstört hat. "Die Russen sind natürlich nervös, weil die Ukrainer möglicherweise jüngst in die Entscheidungsphase ihrer Offensive übergegangen sind. Das erkennt man daran, dass wir nun Verbände im Einsatz sehen, die sich klar den Brigaden zuordnen lassen, die die Ukraine für die Offensive aufgestellt haben", sagt Reisner.

    Frage: Was sagt das Völkerrecht?

    Antwort: Laut humanitärem Völkerrecht – also den Regeln des Krieges – dürfen zivile Ziele nicht direkt angegriffen werden, sondern nur militärische. Eigentlich ein klarer Grundsatz, der allerdings in der Praxis keineswegs leicht zu ermessen ist, sagt der österreichische Völkerrechtsexperte Ralph Janik in einer Twitter-Reaktion. "Weil es dabei auch auf die Frage ankommt, wen und was man als legitimes militärisches Ziel erachtet und wie wichtig ein Ziel ist." Denn umso wichtiger ein Ziel sei, desto größer die indirekten Folgen, die bei einem Angriff auch in Kauf genommen werden dürfen. So dürften Zivilsten in einem Krieg zwar keinesfalls angegriffen werden, doch sie könnten in der Nähe eines militärisch legitimen Ziels zu Schaden kommen. "Bezogen auf einen Damm gibt es aber eine eigene Regel", sagt Janik mit Verweis auf den Artikel 56 des ersten Zusatzprotokolls zu den Genfer Konventionen von 1977. Dieser besagt, dass Einrichtungen, die gefährliche Kräfte freisetzen, auch dann nicht angegriffen werden dürfen, wenn sie militärische Ziele darstellen – "sofern ein solcher Angriff gefährliche Kräfte freisetzen und dadurch schwere Verluste unter der Zivilbevölkerung verursachen kann".

    Frage: Gibt es historische Vergleiche?

    Antwort: Ja, und man muss dafür nicht einmal sehr weit schauen. Als im Jahr 1941 die Nazis in der sowjetischen Ukraine vorrückten, ließ der Kreml-Diktator Josef Stalin nämlich den Damm Dnipro HES am Saporischschja-Stausee in die Luft jagen. Unter den 20.000 bis 100.000 Todesopfern der Überschwemmung waren auch zahlreiche, durch Stalin geopferte, eigene Truppen. Männer des Volkskommissariats für innere Angelegenheiten der Sowjetunion hatten den Damm damals gesprengt.

    (Standard, 6.6.)

    Der historische Vergleich soll offenbar auch die Russen als Schuldige in den Vordergrund stellen, obwohl sich die Logik genauso auf die ukrainische Seite anwenden ließe.
    Angesichts der völkerrechtlichen Überlegungen ist es für die westlichen Medien natürlich wichtig, die ukrainische Seite zu entlasten.

    Wenn man sich aber die Situation ansieht, so sind eindeutig die russischen Truppen mehr geschädigt.

    1. Das rechte Dnjepr-Ufer, das die ukrainische Armee hält, liegt höher als das linke, die Überschwemmung betrifft also die linksufrigen Ansiedlungen mehr. Das am rechten Ufer liegende Cherson wurde zudem nach der Einnahme durch die Ukraine größtenteils evakuiert, es ist heute praktisch eine Geisterstadt.

    2. Die Minen wurden schon erwähnt, die jetzt am linken Ufer gelöst werden und im Überschwemmungsgebiet herumschwimmen. Davon sind die Verteidigungsanlagen, die die russische Armee angelegt hat, betroffen.

    3. Die Wasserversorgung der Krim ist wieder einmal gefährdet.

    4. Die russische Armee ist jetzt teilweise mit Evakuierung der gefährdeten Ansiedlungen beschäftigt, sofern diese nicht schon vorher aus strategischen Gründen begonnen hat.

    5. Der Stausee lieferte nicht nur Kühlwasser, sondern das Kraftwerk von Nowa Kachowka betrieb auch den Notstromaggregat für das AKW in Zaporozhje, das hiermit völlig unbrauchbar wird für die Energieerzeugung.

    Über die Kriegslage ist zwar wenig zu sagen, aber es wurde hier wieder ein bedeutendes Stück der Ukraine zerstört – das Kraftwerk, die Ansiedlungen flußabwärts, und das Wasserreservoir.

  98. Satellitenbilder zeigen Schäden am Staudamm Nova Kajovka vor dem Einsturz

    In den letzten Stunden veröffentlichte Satellitenbilder des in Colorado ansässigen US-Unternehmens Maxar zeigen, dass der Staudamm in der Stadt Nova Kachovka im Südosten des Landes vor seinem Einsturz am Dienstagmorgen Schäden erlitten hatte. Ein von Maxar-Satelliten aufgenommenes Foto vom 5. Juni 2023 zeigt die Zerstörung eines Abschnitts einer der Straßen, die die Wasserkraftwerksanlagen umgeben.
    Auf dem vom Satelliten aufgenommenen Schnappschuss sieht man, dass die Straße unter einem der beiden Kräne und neben dem Gebäude, in dem die Turbinen untergebracht sind, einen kleinen Teil verloren hat. Ein zweites Foto, dieses Mal am 28. Mai aufgenommen, zeigt denselben Abschnitt des Deichs, jedoch mit noch stehender Straße.
    Es ist derzeit nicht bekannt, was diesen Schaden verursacht haben könnte oder ob er mit dem völligen Einsturz des zentralen Bereichs des Staudamms am Dienstag zusammenhängt. Moskau hat den ukrainischen Streitkräften vorgeworfen, in der Region seine Himars-Raketenwerfer eingesetzt zu haben.

    (El País, 6.6.)

    Was diese „Beschuldigungen“ angeht, so wird Nowa Kachowka seit der Lieferung der HIMARS von der ukrainischen Seite beschossen – einmal mehr, einmal weniger.
    Es ist also durchaus möglich, daß die Beschädigung des Staudamms zwar in Kauf genommen, aber nicht zum gegebenen Zeitpunkt absichtsvoll herbeigeführt wurde.

  99. „Wer profitiert von der Katastrophe am Dnjepr und wie wird sie sich auf den Spezialoperation auswirken:
    Antworten auf die wichtigsten Fragen zur Zerstörung des Wasserkraftwerks Kachowka

    1. Wer beschoss den Damm?

    Schon in den ersten Wochen der NMD besetzten unsere“ (= russische) „Truppen sehr schnell, fast ohne Widerstand, zusammen mit Cherson den Landkorridor entlang der Küste des Asowschen Meeres und des linken Dnjepr-Ufers. Dann begannen schwere Stellungskämpfe am rechten Dnjepr-Ufer. Mitte des Sommers wurde den Streitkräften der Ukraine klar, dass sie dieses Territorium nicht räumen konnten – das durften sie nicht. Daraufhin wurde, nicht ohne die Hilfe westlicher Berater, beschlossen, unsere Truppen“ (am rechten Ufer) „von den Hauptstreitkräften“ (am linken Ufer) „abzuschneiden. Zusammen mit“ (der Stadt) „Cherson. Zu diesem Zeitpunkt wurden HIMARS-Mehrfachraketenwerfer in die Ukraine geliefert, die in der Lage waren, auf eine Entfernung von weniger als hundert Kilometern sehr genau zu treffen.
    Auch die Streitkräfte der Ukraine hatten eigene Entwicklungen – die Raketenwerfer »Olcha« (= Espe), deren Reichweite bei einige Typen mit der der HIMARS vergleichbar ist. Sie begannen, Brücken über den Dnjepr und vor allem den Damm des Wasserkraftwerks Kachowka zu zerstören.“

    Dieser Damm, das darf man nicht vergessen, ist ja auch gleichzeitig eine Brücke über den Dnjepr.

    „Das Gewicht der hochexplosiven Splitterladung von HIMARS beträgt 91 Kilogramm, von »Olcha« 250 Kilogramm. Dies reichte nicht aus, um die Brücken über den Dnjepr zu zerstören.

    Also wurde von der ukrainischen Seite folgende Taktik gewählt: »Wir werden immer wieder ein und dieselbe Stelle beschießen, früher oder später werden wir durchbrechen.« Als unsere Truppen abzogen, waren die Antonov- und Darjevka-Autobrücken durch Raketen nach Hunderten von Treffern praktisch zerstört.“ (Letztere Brücke führt über den Inguljets.)
    „Doch der Staudamm des Wasserkraftwerks in Novaja Kachowka hielt noch. Wie mir die Bewohner von Novaja Kachowka und die Schwarzmeersoldaten, die in der Dnjepr-Region kämpften, erzählten, wurden im Oktober letzten Jahres durchschnittlich bis zu 20 Raketen pro Tag auf das Wasserkraftwerk Kachowka abgefeuert. Sie wurden im Verhältnis 10:2 abgefeuert: für 10 »Olcha«-Raketen 2 HIMARS. Die ukrainischen Raketen zogen die Luftabwehr durch die schiere Menge auf sich, und die HIMARS schlugen ein, wenn sie nicht abgefangen werden konnten.

    Auch die Stadt kriegte ihren Teil ab. An einem Tag wurde Nowaja Kachowka von ca. 100 Raketen beschossen – neben dem Wasserkraftwerk wurden auch der Markt und Wohngebiete beschossen.
    Jeden Abend gingen in Nowaja Kachowka die „Luftangriffssirenen“ an und es begann …
    Alle doppelt verglasten Fenster in der Wohnung, in der ich wohnte, waren mit Klebeband befestigt. Ich hatte dabei Glück, in den benachbarten Hochhäusern gab es, soweit das Auge reichte, keine ganzen Fenstergläser mehr.
    Natürlich wurde der Staudamm bei einem solchen Dauerbeschuß ständig beschädigt. Er wurde zwar, soweit unter Beschuss möglich, repariert. Aber Wasser zermürbt einen Stein, besonders wenn Hunderte von Raketen dem Wasser „geholfen“ haben.“

    Das Kraftwerk, der Staudamm und der Ort wurden also auch nach dem Abzug der russischen Truppen vom Westufer weiter beschossen.

    2. Ist der Staudamm vollständig zerstört?

    Das Wasserkraftwerk Kachowka hat 28 Pfeiler, zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels (Mittag des 6. Juni) war etwa die Hälfte zerstört, ebenso wie das Gebäude mit der Turbinenhalle. Eine der Turbinen ist bis heute in Betrieb und liefert Energie für den Bedarf des Wasserkraftwerks und von Nowaja Kachowka.

    Experten zufolge ist derzeit der „obere Körper“ des Staudamms zerstört, der „untere“ Körper hält noch, es gibt einen „Überlauf“ durch ihn hindurch. Nach der reichen Erfahrung aus SU-Zeiten beim Bau solcher Bauwerke könnte das Fundament des Staudamms dank des lange anhaltenden Drucks kolossaler Wassermassen zu einer Art Monolith geworden sein. Ein Prozess, der in gewisser Weise der Herstellung von Diamanten ähnelt.

    Im Moment sei leider die Reparatur des Wasserkraftwerks Kachowka unmöglich, sagte der Bürgermeister von Nowaja Kachowka Wladimir Leontjew.

    3. Was droht der Bevölkerung entlang des Dnjepr?

    Das rechte Ufer des Dnjepr, das von den Streitkräften der Ukraine besetzt ist, liegt viel höher als „unseres“, das linke. Alle Siedlungen unterhalb des Wasserkraftwerks Kachowka sind von Überschwemmungen bedroht. Dies sind die Kosakenlager Nowaja Majatschka, Aljoschki, Kardaschinka, Golaja Pristan und Zburjevka.“ (Alle auf der linken, also Ostseite.) „Somit befinden sich über 10.000 Einwohner im Überschwemmungsgebiet.
    Cherson, das jetzt unter der Kontrolle der Streitkräfte der Ukraine steht, wurde ebenfalls schwer überschwemmt. Biber sind in den Straßen aufgetaucht! Experten gehen davon aus, dass der maximale Anstieg des Wasserspiegels – bis zu 12 Meter – eintreten wird, wenn der Damm des Wasserkraftwerks Kachowka vollständig zerstört wird.
    Bisher nimmt das Wasser aus dem Kachowka-Stausee nicht so schnell ab. Die Überschwemmungshöhe beträgt augenblicklich bis zu 5 Meter. Die Behörden bereiten sich darauf vor, bei Bedarf eine Evakuierung einzuleiten.

    4. Wie wird sich das auf die Aufstellung und Positionen der Streitkräfte auswirken?

    Es gibt zwei ganz gegensätzliche Meinungen – eine objektive und eine etwas hysterische.

    Beginnen wir mit dem zweiten. Angeblich werden alle unsere Verteidigungsanlagen unterhalb von Nowaja Kachowka am Ufer des Dnjepr weggespült, Minenfelder überflutet. Es ist möglich, dass sich die Kinburg-Nehrung in eine Insel verwandelt und die Streitkräfte der Ukraine versuchen werden, sie zu erobern, um den Hafen in Otschakov (wo Großbritannien inzwischen einen NATO-Stützpunkt errichten konnte) an der Mündung des Dnjepr zu befreien.
    Wenn der Wasserstand sinkt, könnten die Streitkräfte der Ukraine versuchen, den Dnjepr zu überschreiten. Beachten Sie, dass sich alles auf der Ebene von Annahmen befindet: »Vielleicht« und »Sie werden es versuchen!«.

    Man kann die Sache auch anders betrachten.

    Die ukrainischen Streitkräfte fliehen nun von den Inseln im Dnjepr-Delta, die im Rahmen der alten ukrainischen „Krötensprung“-Taktik erobert wurden. Unsere Artillerie „hilft“ ihnen, so schnell wie möglich zu evakuieren.
    Betrachten wir getrennt davon die Aussichten der Streitkräfte der Ukraine, den Kachovka-Stausee zu überschreiten, der jetzt ganz seicht wird.
    Die Schlickschicht am Boden erreicht dort Dutzende Meter Höhe. Solch ein verschlammtes Gelände ohne Wasser verwandelt sich in einen absolut unpassierbaren Sumpf. Die obere Schlickkruste trocknet aus und wird zu Stein, und darunter befindet sich eine zähe Flüssigkeit, die weder Rad- noch Kettenfahrzeugen standhält. Ob die Deckschicht das Gewicht einer Person aushält, ist eine große Frage.

    Wenn man das arithmetische Mittel dieser beiden Versionen bildet, hat sich die Situation nicht wesentlich verändert.
    Ich gebe zu, dass wir sowohl überflutete Stellungen als auch den für den Feind völlig unüberwindbaren Grund des Kachowka-Stausees erhalten haben, aber dass auch ein beträchtlicher Teil der Stellungen der Streitkräfte der Ukraine durch die Natur selbst liquidiert wurde.

    5. Was passiert mit dem Wasser für die Krim?

    Der Wassereinlass für den Nordkrimkanal befindet sich vor dem zerstörten Damm des Wasserkraftwerks Kachowka und wird höchstwahrscheinlich bis zum Schluß funktionieren. Wenn der Dammkörper Widerstand leistet. Optisch sind noch keine Anzeichen seiner Zerstörung erkennbar.
    Sobald das Wasser auf die Halbinsel gelangt ist, füllten die Behörden der Krim die Stauseen so weit wie möglich. Nach Angaben des Leiters der Krim, Sergej Aksjonow, befinden sich im Nordkrimkanal mittlerweile 40 Millionen Kubikmeter Trinkwasser. Die Krim hat keine große Angst, seit 2015 leben dort Menschen ohne Wasser aus dem Kanal und haben rekordverdächtige Ferienzeiten organisiert.
    Sie reparierten die undichte „ukrainische“ (oder besser gesagt – immer noch sowjetische – die Ukraine investierte nicht besonders in die Krim) Wasserversorgung, lernten, wie man Wasser spart, und bohrten Brunnen. Es gibt keine Panik.

    6. Muß man sich Sorgen machen um das AKW Saporozhje? Natürlich begann in den westlichen Medien und im Internet sofort Panik, sie versprachen sogar eine Explosion der AKW-Reaktoren ohne die Wasserkühlung aus dem abgesunkenen Kachovka-Stausee.
    Experten reagierten schnell auf diese Gerüchte. Renat Karchaa, Berater des Rosatom-Konzerns, sagte: Kühlbecken mit abgebranntem Kernbrennstoff haben einen geschlossenen Kreislauf, der keinen direkten Zusammenhang mit dem Kachovka-Stausee hat. Der Direktor des Kraftwerks, Jurij Tschernitschuk beteiligte sich ebenfalls an der Widerlegung von Fehlinformationen und schrieb in seinem Telegram-Kanal: »Fünf Reaktoren befinden sich im kalten Stillstand, einer im heißen Stillstand. Der Wasserstand im Kühlbecken hat sich nicht verändert.«“

    D.h., der 6. – und letzte – Reaktor ist noch nicht vollständig abgeschaltet.

    „7. Wird das lang andauernde Folgen haben?

    Bisher haben wir bei der technisch und vom Menschen verursachten Katastrophe im Wasserkraftwerk Kachowka einen wichtigen und völlig unkalkulierbaren Faktor: Wir kennen den Zustand des Staudammkörpers nicht.
    Die Streitkräfte der Ukraine beschießen weiterhin die Umgebung des Wasserkraftwerks mit Artillerie. Möglicherweise besteht ihre Aufgabe darin, unsere Spezialisten an der Inspektion des Staudamms zu hindern. In Friedenszeiten hätten Taucher bereits fünf Stunden lang unter Wasser gearbeitet und den Dammkörper inspiziert, vielleicht hätten bereits irgendwelche Notfallmaßnahmen begonnen. Das ist jetzt unmöglich.“

    Daraus läßt sich gut sehen, wem dieser Dammbruch recht ist.

    „Im Moment können wir nur raten. Wenn der Wasserdurchfluss aus dem Kachovka-Stausee derzeit 12 cm/Stunde beträgt und die Tiefe 30 bis 8 Meter beträgt, wird es mehrere Tage dauern, bis dieses künstliche Reservoir vollständig entleert ist. Und die Reparatur des Wasserkraftwerks und seines Staudamms kann Jahre dauern.

    8. Wem wird die Schuld gegeben?

    Natürlich Russland. Die deutsche Bild-Zeitung, die immer noch vorgibt, keine Ahnung zu haben, wer Nord Stream 2 in die Luft gesprengt hat, hat bereits voreilig Russland beschuldigt, den Damm zerstört zu haben.
    Zwar korrigierte er sich später, indem er das Schlüsselwort »Russen« aus der Formulierung »Russen haben einen riesigen Staudamm in der Ukraine gesprengt« entfernte. Es ist einfach »von selbst« eine Katastrophe passiert.
    Übrigens berechneten die amerikanischen NASA-Experten im vergangenen Sommer die Wahrscheinlichkeit einer plötzlichen Leerung des Kachowka-Stausees. Die Studie fiel zeitlich mit dem Beginn des Beschusses des Wasserkraftwerks Kachovka durch die amerikanischen HIMARS zusammen.
    Seltsamer Zufall, nicht wahr?
    Aber Russland ist natürlich schuld!“

    (KP, 6.6.)

  100. Auch wenn das eher nicht das wahrscheinlichste Desasterzenario sein dürfte, so will ich doch darauf hinweisen, daß der Damm wohl, wie so Vieles an Infrastruktur in der Ukraine, schon lange Jahre nicht mehr angemessen gewartet und überwacht worden ist. Zudem war der Wasserstand des Stausees vor dem Bruch sehr stark gestiegen, ich habe die Zeitreihe jetzt nicht mehr gefunden. Mag sein, daß das in Kombination mit dem Dauerfeuer auf den Damm zu einem Unglück geführt haben. Aber daß das ausgerechnet zum Zeitpunkt der ukrainischen Offensive stattgefunden haben soll, macht natürlich stutzig.

  101. Der Damm wurde ja ständig weiter beschossen, auch nachdem die russischen Truppen die westliche Seite des Dnjepr geräumt hatten, also der endgültige Bruch des Dammes war wohl von ukrainischer Seite gewollt. Nowaja Kachowka lag genauso wie Energodar unter Beschuß.

    Was das Timing mit der Offensive betrifft, so haben die Ukrainer da möglicherweise Berechnungen, die aufgehen können – oder auch nicht.

    Eine andere Möglichkeit ist, daß das von uns beiden vermutete Fiasko der Offensive dann mit dem Dammbruch gerechtfertigt wird. Es wäre ja alles gutgegangen, wenn nicht diese gemeinen Russen …

  102. Eine andere Ansicht, die auch gehört werden sollte:

    Ukrainischer Beamter zu Dammbruch: »Die Anrainer haben keine Explosion gehört, sondern ein Erdbeben gespürt«

    Der vertriebene stellvertretende Verwaltungschef einer besetzten Gemeinde vermutet, dass Russland den Dammbruch unabsichtlich verursacht hat. Mit einer Teilsprengung hätte lediglich der Wasserstand reguliert werden sollen

    Die politischen Vertretungen ukrainischer Gemeinden unter russischer Okkupation sind gezwungen, aus dem Exil zu arbeiten. So auch die Verwaltung der Orte um den Staudamm Nowa Kachowka am linken Ufer der Dnjepr. Oleg H. (Name geändert) ist der stellvertretende Verwaltungschef einer dieser Gemeinden. Den genauen Ort, den er vertritt, darf er nicht nennen, und auch sein Name muss geändert werden. Zwei Monate hat er versucht, unter dem Okkupationsregimen zu arbeiten, ist dann aber auf ukrainisch kontrolliertes Gebiet geflohen. Nach dem katastrophalen Dammbruch warnt er vor dramatischen Folgen für die Menschen und den Getreideanbau in der Südukraine.

    STANDARD: Was war die Ausgangssituation um den Damm vor der Katastrophe am Dienstag?

    H.: Im November, als sich die Besatzer (vom rechten Ufer des Dnjepr, Anm.) zurückzogen und die ukrainische Armee Cherson befreite, haben die Russen die Auto- und Eisenbahnbrücken über den Damm gesprengt. Der Damm wurde dabei auf einer Seite beschädigt. Konkret wurden die Tore beschädigt: Der Damm hat insgesamt 27 Tore, drei waren beschädigt. Ebenso der Turbinenraum, der seit dem Sommer nicht mehr funktionierte. Es war auch kein Personal da. Die Russen haben die Arbeiter nicht hineingelassen.“

    Das heißt, das Kraftwerk hätte seit damals – November 2022 – keinen Strom mehr geliefert.

    „Und es wurden auch die Kräne beschädigt, mit denen die Tore gehoben werden und über die der Pegel im Reservoir reguliert wird. In der Folge hat sich also das Becken gefüllt. Sie konnten das Wasser nicht mehr regulieren. Vor etwa zwei Monaten, als die Frühjahrsflut kam, war der Pegelstand dann am höchsten – 16,5 Meter ist der vorgesehene Höchststand, und es waren mehr als 17 Meter im Reservoir. Das Wasser ist dann einfach über den Damm geflossen. Aber der Damm hielt. Er schien in Ordnung zu sein.

    STANDARD: Wurde der Damm auch vermint?

    H.: Wir haben mithilfe von Drohnen gesehen, dass sie den Damm vermint haben. Am 20. Mai war ich persönlich dort. Ich habe es selbst gesehen. Also dass die Straße über den Damm vermint wurde, aber freilich nicht die Verminung des Damms selbst. Der Damm wurde aber auch unterirdisch vermint. Das bestätigen auch die Leute, die am Ufer wohnen: Die haben keine Explosion gehört, sie haben nur ein Erdbeben gespürt. Es war 3.50 Uhr nachts.

    STANDARD: Was, glauben Sie, war das Ziel dieser Aktion? Gab es ein Ziel? War es ein Unfall infolge von Fahrlässigkeit?

    H.: Ich glaube, die Besatzer wollten nicht den ganzen Damm sprengen. Sie haben am linken Ufer des Flusses (in Flussrichtung, Anm.) bis hinunter zum Schwarzen Meer Verteidigungsgräben und Munitionslager angelegt. Sie hatten eine Menge Munition, Fahrzeuge und Militärtechnik da. Ich glaube, sie wollten eines der Tore oder eine Sektion des Damms zerstören, um Wasser abzulassen, und haben die Sprengladung und den Druck auf den Damm unterschätzt.

    STANDARD: Mit einer Sprengung des Damms war ja bereits mehrmals gedroht worden. Präsident Selenskij hat auch bereits im Herbst 2022 eine internationale Beobachtermission für den Damm gefordert. Gab es denn Vorbereitungen seitens der ukrainischen Behörden auf eine solche Situation?

    H.: Was ich sagen kann, ist: Sie zerstören einfach alles auf ihrem Weg und vor allem, wenn sie aus einem Ort abziehen. Sie haben den Damm vermint, und die ukrainischen Behörden haben auch damit gerechnet, dass sie den Damm eines Tages reparieren werden müssen. Wir haben gehofft, dass der Schaden nicht so groß sein würde. Jetzt kann der Damm nicht wiederhergestellt werden.

    STANDARD: Gab es denn aktuell Kämpfe um den Damm?

    H.: Es wird dort dauernd gekämpft und geschossen. Aber Artillerie kann einen solchen Damm nicht zerstören. Die Straße über den Damm konnte man deswegen zwar nicht mehr benutzen, aber die Struktur des Staudamms an sich kann nur eine in den Boden eingebrachte Mine zerstören.

    STANDARD: Und zu dem Damm hatten die Ukrainer keinerlei Zugang?

    H.: Das stimmt. Der Damm wurde am ersten Tag des Krieges besetzt. Am 24. Februar war das. Ich war vor Ort, als die Russen ihre Fahnen hissten.

    STANDARD: Lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt sagen, ob und wie Hilfsmaßnahmen in der Region laufen können?

    H.: In der Region um den Damm selbst ist die Lage nicht allzu schlimm. Da sind nur ein paar Straßen überflutet. In den Dörfern stromabwärts ist die Lage allerdings katastrophal: Da stehen etwa 70 Dörfer komplett unter Wasser – und wir haben keinen Zugang. Die Besatzer gewähren keinen Zugang. Die Menschen haben die Nacht auf den Dächern verbracht. Wer fliehen wollte, wurde von den Russen nicht weggelassen und zurückgeschickt. Alle Tiere sind tot, die Häuser sind überflutet. Am rechten Ufer ist die Situation einfacher. Es ist höher gelegen. Es gibt ein paar überschwemmte Straßen direkt am Ufer. Es gibt Freiwillige, es gibt Helfer, die jeden, der weggehen möchte, evakuieren. Die Russen beschießen das ukrainisch kontrollierte Ufer aber ununterbrochen.

    STANDARD: Welche Folgen hat das Ende dieses Damms für die erweiterte Region?

    H.: Die Flut ist eine Sache. Aber das Wasser wird mit der Zeit ins Schwarze Meer abfließen. Wir denken, dass es eine Woche bis zehn Tage dauern wird. In und um Nowa Kachowka sinkt der Pegel bereits. Langfristig werden die Folgen aber katastrophal sein. Das Staubecken war eine Wasserquelle für den gesamten Süden der Ukraine – eine landwirtschaftlich geprägte Region. Es gab zwei Kanäle, die von dem Becken weggeführt haben: einen auf die Krim, also vom linken Ufer wegführend, und einen vom rechten Ufer wegführend. Bis zu zehn Jahre nach dem Sieg in diesem Krieg werden diese Kanäle nicht nutzbar sein. Hunderte Unternehmen werden kein Wasser aus dem Becken entnehmen können – auch das Atomkraftwerk Saporischschja. Für alle Gemeinden im Süden der Ukraine wird es Probleme mit der Trinkwasserversorgung geben. 30 Prozent des gesamten ukrainischen Getreides und Gemüses kommen aus Cherson und dem Süden der Ukraine. Wenn die Wasserversorgung dort nicht funktioniert, werden die Folgen weltweit zu bemerken sein. Und einen neuen Damm zu bauen wird nach jetzigem Stand grob geschätzt eine Milliarde Dollar kosten.

    STANDARD: Ist die Krim damit jetzt komplett ohne Wasser?

    H.: Nein. Die Besatzer haben die Becken auf der Krim bis zum Anschlag gefüllt. Sie haben Reserven für etwa fünf Jahre.

    STANDARD: Und welche militärischen Folgen hat diese Sprengung für die Ukraine?

    H.: Für die ukrainische Armee hat das alles keine Auswirkungen. Betroffen sind vor allem Zivilisten – und zwar sehr, sehr viele. Die Schätzungen reichen von 40.000 Menschen bis 150.000 Menschen.“

    (Standard, 7.6.)

  103. So gehen westliche Jubelmeldungen, hier bei ntv:

    "Vor wenigen Tagen hatte das russische Verteidigungsministerium die vermeintliche Zerstörung eines Leopard-Panzers gemeldet, lieferte dabei aber offenbar falsche "Beweisbilder". Auf einem Video sei nicht ein westlicher Kampfpanzer, sondern ein Mähdrescher zu sehen gewesen. Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte zuvor unter anderem die vermeintliche Vernichtung von acht Leopard-Kampfpanzern verkündet. Russische Militärblogger kritisierten die Erfolgsmeldung als offensichtliche Ente."

    "Offenbar" war da da offenbar aber gar nichts. Denn selbst ntv traut sich nur, unverbindlich davon zu schreiben, daß da ein Mähdrescher zu sehen "sei.". Ich habe da, wie die Redakteure, überhaupt nichts Genaues gesehen. Daß auch russische Militärblogger eine "offensichtliche" Ente gesehen haben, ist das Sahnehäubchen auf der Geschichte.

    Heute morgen hat jedenfalls selbst ntv berichtet, daß es den ersten selbst von ihnen bestätigten Abschuß gegeben hat:

    "Erstmals haben russische Truppen einen Kampfpanzer vom Typ Leopard 2A4 in ihrem Angriffskrieg auf die Ukraine zerstört. Entsprechende Videoaufnahmen konnten RTL und ntv verifizieren."

    Mag sein, daß von den vielen schon zerstörten ukrainischen Panzern noch keine 8 Leopard 2 waren, aber Wunderwaffen sind sie, nicht ganz überraschend, eben auch wieder nicht.

  104. Imagine the worst case: that Ukraine’s counter-offensive peters out, its troops spread too thin, or used too sparingly, to make an impact.

    If that happens, it would be a damaging failure. Despite the Russian army’s woeful performance in the months-long fight to take the city of Bakhmut, it would nonetheless start to seem well matched against Ukraine’s. The voices urging Ukraine to stop fighting and start talking would grow louder, even though a ceasefire would leave Russia in possession of almost 20% of Ukraine and Russian promises of peace would be worthless.

    This would be a win for Mr Putin—not the total victory he once dreamed of, but success in his backup objective, to cripple Ukraine if it cannot be returned to the Russian imperium. There would be recriminations within nato and the European Union. In America, as it heads towards a divisive presidential election, the pressure to cut back funds that Republican critics already claim are being wasted would grow. In Europe the backsliders would slide further.

    https://www.economist.com/leaders/2023/06/08/ukraine-strikes-back

  105. Heute in den Abendnachrichten im ORF: Die Ukraine hatte große Verluste, gelungen ist nichts. Der Grund dafür: Weder genug Artillerieunterstützung noch Flugzeuge.

    Irgendwo entlang der Front sollen Truppen gemeutert haben und gesagt haben, so lassen sie sich nicht verheizen.
    _______________

    Was den Dammbruch angeht, so kommt mir komisch vor, daß verschiedene Medien jetzt zurückrudern und sagen: Es waren zwar sicher die Russen, aber vielleicht aus Versehen. Sie wollten vermutlich nur die (durch ständigen ukrainischen Beschuß) steckengebliebenen Schleusentore mit einer kleinen Sprengung öffnen.

    Warum dieser Rückzieher bei der Feindbildpflege?

  106. Interview von der russischen Front:

    „»Die Kolonne raste trotz des Verluste von ca. 300 Mann weiter auf uns zu«: Alles aus dem Schützengraben an der Hauptangriffslinie der Streitkräfte der Ukraine

    Mir gelang es, einen Soldaten zu erreichen, der dort im Einsatz ist, wo die ukrainischen Offensive den Hauptschlag zu führen versucht. Ich war gespannt wie eine Feder.

    Das erste, was er bestätigte, war, dass die Taktik der Streitkräfte der Ukraine einfach ist: Die Verteidiger die gesamte Munition verbrauchen lassen, die Lieferung und Lagerung von Nachschub verhindern und dann in unsere Stellungen einzudringen und Fuß zu fassen:

    »Sie operieren in kleinen Gruppen, zuerst mähen sie die Befestigungen nieder und dann räumt die Infanterie auf.«
    Mein Gesprächspartner, den ich schon lange kenne, bemerkt: »Unsere Jungs sind Helden, sie weichen bis zum Schluss nicht zurück.« Und diese Bemerkung heißt entschlüsselt: »Die Kämpfe sind sehr schwer.«

    Ich fragte auch nach westlicher Technologie.

    A: Es gibt viele ausländische Panzer, die besonders nachts sehr genau schießen. Bei den »Leopard« lohnen sich die Wärmebildkameras wirklich.“
    Es ist nicht ganz klar, ob die Leopard mit diesen Kameras ausgestattet sind oder ob sie auf der russischen Seite vorhanden sind und die Leopard entdecken.

    „F: Nach den Daten der Objektkontrolle, die fast stündlich ins Internet gestellt werden, verbrennen unsere Truppen sie sowohl mit Lancet-Drohnen als auch mit Flugzeugen?

    A: Gestern war eine große Kolonne in Bewegung, 50 Einheiten, wir haben sie von unserem Beobachtungsposten erfaßt und die Daten weitergegeben, aber die Luftfwaffe konnte sie nicht plattmachen.
    Aber wir haben in dieser Gegend bereits bis zu 50 Einheiten zu Eisenschrott gemacht.

    F: Wie beurteilst du die Intensität der Kämpfe?

    A: Zwei Tage lang haben sie gezielt operiert, obwohl sie am ersten Tag 300 Menschen verloren haben.
    Heute kommt es höchstwahrscheinlich zu einer Umgruppierung. Während es relativ ruhig ist, wurden in der Umgebung und entlang der Straßen Magnetminen gelegt.

    F: Was meinst du, haben die NATO-Leute sie geschult?

    A: Sie haben es selbst gelernt – sie haben nicht weniger Kampferfahrung als wir.

    F: Verstehe. Wie geht es dir? Habt ihr genug zu essen? Genug Kleidung, Schuhe? Wie ist es mit Schlaf?

    A: Bei mir ist alles in Ordnung.
    —–

    Ich konnte mich wieder einmal davon überzeugen, wie Informationen in unserem Zeitalter sich rasch verbreiten. Die Soldaten in den Schützengräben wissen von den zweideutigen Reden einiger Politiker in Moskau und von Hurra-Patrioten auf brennenden Diwanen, die jetzt von einem Hochgefühl zum anderen schweben … Aber das ist persönlich und nicht zur Veröffentlichung bestimmt.
    Bedenkt immer, daß die Leute in den Schützengräben recht viel mitkriegen.“

    (KP, 9.6.)

    Auch an anderer Stelle wird erwähnt, daß sich diese Offensive vor allem nachts abspielt, weil die ukrainischen Streitkräfte dadurch Beschuß durch Drohnen und Flugzeuge vermeiden und die technische Überlegenheit westlichen Geräts ausnützen können.
    Gegen was jedoch gerade nachts kein Kraut gewachsen ist, sind Minenfelder.

  107. Einer der Gründe, warum die Nachtangriffe gescheitert sind, liegt daran, daß die NATO-Einschätzung, daß nur die AFU Nachsichtmöglichkeiten habe und die russischen Truppen weiterhin so gut wie nachtblind seien, sich als falsch erwiesen hat.

    Gerade die mobilen Infantrie-Trupps, die im Vorfeld auf Fahrzeugjagd gehen, scheinen eine Menge Treffer gelandet zu haben.

  108. Zusätzlich gibts derzeit genau an dem zentralen Frontabschnitt Dauerregen und die Panzer stecken fest.

  109. Die Panzer und anderen gepanzerten Fahrzeuge stecken wohl eher in den massiven Minenfeldern fest, die die Russen noch vor den ausgedehnten Befestigungen ausgelegt haben.

  110. Billige Leopard-Werbung! laugh

    Aber Scherz beiseite: Die bittere Einsicht, daß das ganze westliche Kriegsgerät keine Wunderdinger sind, setzt sich langsam durch.

  111. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dankt beiden Ländern und erklärte im Kurzbotschaftendienst Twitter, die Munition werde "auf dem Schlachtfeld dringend benötigt". (ntv)

    Wenn das stimmt, wenn die nicht mal für zwei Tage Vorräte haben, dann sieht es nicht gut aus für die Offensive,

  112. Ukraine erhält 14 weitere Leopard-2-Panzer +++
    Die Ukraine erhält einem Zeitungsbericht zufolge 14 weitere Leopard-2-Panzer von westlichen Partnern. Finanziert hätten die Anschaffung die Niederlande und Dänemark, bericht das "Handelsblatt" unter Berufung auf NATO-Kreise. Die Panzer stammten aus Beständen von Rheinmetall. Der Konzern würde diese auch aufarbeiten. Die Verträge seien bereits unterzeichnet worden. Die Bundesregierung, die dem Export zustimmen muss, sei eingebunden gewesen. Bis Ende Januar sollen die Kampfpanzer an die Ukraine geliefert werden. Dänemark und die Niederlande hätten insgesamt einen dreistelligen Millionenbetrag zur Verfügung gestellt. (ntv)

    Bis Ende Januar. Wenn dann die Front noch hält. Und wieviel weitere Panzer wird die Ukraine bis dahin verloren haben von den paar Dutzend, die sie eh nur haben?

  113. Das klingt irgendwie nach „letzte Reserven“ – was heißt eigentlich

    Die Panzer stammten aus Beständen von Rheinmetall. Der Konzern würde diese auch aufarbeiten. – ???

    Die liegen offenbar noch in Teilen herum und es braucht bis Jänner, bis sie zusammengesetzt sind?

    Ansonsten geben sich alle westlichen Medien, die ich so konsultiere, sehr bedeckt über die Offensive.

  114. ntv:

    Deutschland stellt der Ukraine "unverzüglich" weitere 64 Lenkflugkörper für die Patriot-Systeme zur Verfügung. 

    Das reicht für zwei Salven einer Batterie.

    Spanien wird der Ukraine 20 gepanzerte Transporter und vier Leopard 2A4-Panzer zur Verfügung stellen

    Das verliert die ukrainische Armee ungefähr in einer Nacht.

    Die Bundesregierung liefert zusätzlich zu den zwei schon bereitgestellten Wisent 1 zwei weitere Modelle des Minenräumpanzers.

    Das reicht genau für einmal Vorrücken um 200m einer einzigen Kolonne, dann sind die auch weg.

    In addition to the briefing from Ukraine, we heard from the leaders of U.S. European Command, and they briefed us on future training plans as well as efforts to maintain and sustain the equipment that we've already provided and to ensure that Ukraine can do so for future equipment, as well.

    Verteidigungsminister Austin am 15.06.23 als Kommentar dazu. General Milley genauso:

    We can be confident that this contact group has given Ukraine the tools that it needs to succeed. … From our current stocks, we are providing Ukraine air defense munitions, GMLRS, long-range artillery, artillery rounds, 155, Bradley, Strykers, and many other capabilities.

    Natürlich ohne irgendwelche Zahlen. Das war früher noch konkret.

    https://www.defense.gov/News/Transcripts/Transcript/Article/3429774/secretary-of-defense-lloyd-j-austin-iii-and-joint-chiefs-of-staff-chairman-gene/

     

  115. Die liegen offenbar noch in Teilen herum und es braucht bis Jänner, bis sie zusammengesetzt sind?

    Ja, Rheinmetall hatte bei der Ausmusterung der Leopards, sowohl des Typs 1 und des Typs 2, einige zurückgekauft.

    „Ich habe von den 22 Leopard-Panzern gesprochen, die bei Rheinmetall stehen und Rheinmetall gehören. Da bleibe ich dabei, die werden nicht vor Ende dieses Jahres fertig. Vorher geht das nicht“, erklärte Papperger. … "Diese Panzer standen zum Teil zehn Jahre mit offener Luke da, die sind innen verschimmelt“, erklärte der Konzern-Chef. Um die Panzer wieder einsatzfähig zu machen, müsse man diese komplett auseinander bauen und reinigen. Dieser Prozess nehme Monate in Anspruch.

    https://www.merkur.de/politik/leopard-2-panzer-ukraine-lieferung-scholz-berlin-rheinmetall-zustand-datum-russland-92045706.html

  116. Von Facebook, wo der Tagesspiegel zitiert wird:

    Ukraine verlangt von Deutschland die Verdreifachung der Lieferung von Leopard-2-Panzern

    In der Ukraine glauben sie, dass der Westen die Verluste an gepanzerten Fahrzeugen kompensieren sollte, die die Streitkräfte der Ukraine bei einem erfolglosen Versuch einer Gegenoffensive in Richtung Saporoschje erlitten haben. Andrij Melnyk, ehemaliger ukrainischer Botschafter in Deutschland und jetzt stellvertretender Außenminister, hat Berlin aufgefordert, die Lieferungen von Leopard-2-Panzern zu verdreifachen.

    Dem ukrainischen Diplomaten zufolge kann Deutschland viel mehr Waffen nach Kiew liefern, ohne die eigene Verteidigungsfähigkeit zu gefährden. Insbesondere die anfängliche zahl von 18 einheiten der schweren panzer leopard 2, nach angaben von melnik, deutschland kann sich verdreifachen.

    Die ukrainische Armee benötigt vor allem eine viel größere Anzahl von Kampfpanzern, Schützenpanzern und anderen gepanzerten Fahrzeugen aus westlicher Produktion. Jeder Leopard 2 ist im wahrsten Sinne des Wortes Gold wert für eine entscheidende Offensive

    – sagte der stellvertretende Außenminister der Ukraine, Andrij Melnyk.

    Der Tagesspiegel berichtet, dass der ukrainische Diplomat zusätzlich 60 Marder-Schützenpanzer angefordert hat und auch die Frage der Verlegung von Taurus-Langstreckenraketen nach Kiew erneut aufwerfen will.

    Die deutsche Presse hat zu Recht darauf hingewiesen, dass die Forderungen der Ukraine wachsen. Laut Tagesspiegel bittet Andrij Melnyk unter anderem darum, Kiew 10 Prozent der bei der Bundeswehr eingesetzten Schützenpanzer vom Typ Puma, Boxer-Radpanzer und Fennek-Aufklärungspanzer zur Verfügung zu stellen. Der ukrainische Diplomat forderte Berlin auch auf, der Koalition beizutreten, um Kiew mit Kampfflugzeugen zu versorgen.

    Die Ukraine wartet auf die strategische Entscheidung Deutschlands, sich aktiv an der Koalition der Kampfflugzeuge zu beteiligen, sofort die Ausbildung ukrainischer Piloten auf Eurofighter-Kampfflugzeugen zu ermöglichen und einen Teil der vorhandenen 130 Flugzeuge zur Verfügung zu stellen

    – schreibt der Tagesspiegel.

    Gleichzeitig hat sich das offizielle Berlin noch nicht zu den Daten über die zerstörte deutsche Ausrüstung geäußert.

    "Das deutsche Verteidigungsministerium kann nichts über die Zahl der in der Ukraine abgeschossenen Leopard-Panzer sagen oder die Zerstörung einer Radarstation (Radar) durch das nach Kiew gelieferte Flugabwehrraketensystem (SAM) IRIS-T SLM bestätigen", sagte der Sprecher des deutschen Verteidigungsministeriums, Mitko Müller, bei einem Briefing.

  117. Experte über ukrainische Offensive
    "Das haben die Russen sehr intelligent gemacht"

    Groß war die Hoffnung, bislang konnte die ukrainische Offensive die russischen Linien aber nicht durchbrechen. Oberst Markus Reisner analysiert die Probleme der ukrainischen Armee.

    Lange war sie erwartet worden, nun läuft die ukrainische Gegenoffensive seit einigen Tagen. Ihr großes Ziel konnte sie aber bisher nicht erreichen: den Durchbruch der russischen Linien. Warum sind die russischen Truppen bislang so stark in der Abwehr der ukrainischen Armee? Wurde die Anpassungsfähigkeit der Kreml-Armee bislang unterschätzt? Was macht der Ukraine besonders zu schaffen? Diese Fragen beantwortet Oberst Markus Reisner vom österreichischen Bundesheer.

    t-online: Herr Reisner, die lang erwartete Gegenoffensive läuft, ein entscheidender Erfolg ist den ukrainischen Truppen bislang nicht gelungen. Nun hat die Intensität der Kämpfe abgenommen. Was ist los?

    Markus Reisner: Aus militärischer Sicht beobachten wir gerade eine sogenannte operative Pause. Im Augenblick ist die Intensität der Kämpfe relativ zum Erliegen gekommen. Es gibt zwar immer noch kleinere Scharmützel, auch Versuche beider Seiten, sich mit Artillerie oder Drohnen zu bekämpfen. Aber keine massiveren Vorstöße. Operative Pausen dienen der Neustrukturierung, der Umgruppierung der Kräfte und der Vorbereitung eines neuen Ansatzes.

    t-online: Also sind weitere Vorstöße der Ukraine nur eine Frage der Zeit.

    Reisner: Die Ukraine versucht, sich jetzt neu aufzustellen. Es kommt hinter der Front zu massiven Truppenbewegungen, daran erkennt man es. Kräfte, die bislang im Raum zwischen Dnipro und Saporischschja untergebracht waren, sollen herangeführt werden für einen neuen Waffengang. Diese operative Pause wird zeitnah abgeschlossen sein – und dann wird die Ukraine einen Neuansatz versuchen. An denselben Stellen, möglicherweise auch an anderen. Nur eben noch forcierter.

    t-online: Bis auf einige kleinere Ortschaften haben die russischen Truppen bislang kaum Gelände verloren. Worin liegt dieser Abwehrerfolg begründet?

    Reisner: Sie haben diesen Erfolg durch Einsatz aller ihrer Fähigkeiten erzielt, manches hätten viele Beobachter von den Russen gar nicht erwartet. Zum Beispiel der erfolgreiche Einsatz der russischen Luftwaffe, hier vor allem von Kampfhubschraubern, aber auch von Störern im elektromagnetischen Feld. Ferner haben sie auch dem Grundsatz der beweglichen Verteidigung folgend in den letzten Monaten kleinere Elemente zusammengestellt, etwa in Form von mit Panzerabwehrlenkwaffen ausgestatten Trupps in Kombination mit Artillerie. Das haben die Russen sehr intelligent gemacht.

    t-online: Aber Verluste hat auch Russland erlitten.

    Reisner: Natürlich haben sie auch Verluste erlitten, genauso wie die Ukrainer. Die Russen versuchen jetzt ebenfalls, zusätzliche Reserven heranzuführen. Auch dies lässt sich sehr gut aufgrund der Bewegungen hinter der Front nachvollziehen. Durch die Sprengung des Kachowka-Staudamms ist der Südraum wegen der dadurch verursachten Überschwemmungen nicht nutzbar, sodass von dort Kräfte zur Unterstützung der Abwehr herangeführt werden können. Das kommt den Russen zurzeit zugute.

    t-online: Also nutzt die russische Seite auch die momentane operative Pause.

    Reisner: So ist es. Sie ziehen auch zusätzlich Kräfte aus dem Raum Donezk in den Zentralraum heran, um sich dort besser aufzustellen. Wir sehen im Prinzip eine Neuausrichtung von Kräften und eine Neustrukturierung derselben in der mobilen Verteidigung, um besser abwehrfähig zu sein.

    t-online: Die Entfernungen, die die zu verlegenden Truppen zurücklegen müssen, sind allerdings enorm.

    Reisner: Wir haben aus der Entfernung oft den Eindruck, alles in der Ukraine wäre klein und überschaubar. Machen Sie sich mal die Mühe und denken Sie den Frontabschnitt im Zentralraum nördlich von Melitopol und Mariupol in der ganzen Ausdehnung entsprechend nach Westeuropa hinein. Dann bekommt man ein Gefühl für die großen Entfernungen, und diese sind schwierig für beide Seiten.

    t-online: Für die russische Seite als Verteidiger aber weniger.

    Reisner: Die Russen haben tatsächlich einen großen Vorteil – und zwar besitzen Sie bereits bestehende Verteidigungsanlagen in der Tiefe. Achtung, an dieser Stelle gibt es einen weitverbreiteten Irrtum: Wenn man sich Aufnahmen dieser Stellungen ansieht, finden sich Unterbrechungen. Diese entstehen durch das Gelände. Durch Ortschaften gibt es keine Panzergräben, weil die Ortschaft selbst schon eine behindernde Wirkung hat als solches. Andere Hindernisse sind natürlich, etwa Flüsse. Nach Ende dieser operativen Pause wird die ukrainische Seite beim nächsten Ansatz vermutlich auf diese ersten Verteidigungsstellungen treffen. Das ist die erste wirkliche große Herausforderung.

    t-online: Nun herrschte im Westen noch vor Beginn der Offensive eine irrige Hoffnung, dass die russischen Linien schnell durchbrochen werden könnten.

    Reisner: Ich habe in der Vergangenheit immer wieder darauf gepocht: Wir dürfen die Russen nicht unterschätzen! Aus meiner Sicht bringt es überhaupt nichts, wenn wir die Russen permanent zu Clowns erklären. Ich sage es ganz klar: Das schadet den Ukrainern viel mehr, als es ihnen hilft. Denn dadurch ergibt sich ein falsches Bild. Und wenn wir die Ukraine effektiv unterstützen wollen, dann brauchen wir ein klares Verständnis ihrer Bedürfnisse.

    t-online: Ebenso sollten wir uns keine Illusionen über die russische Armee machen.

    Reisner: Richtig. Die Russen haben sich monatelang eingegraben und nun verschiedene militärische Fähigkeiten zum Zusammenwirken zusammengebracht. Und das in einer Art und Weise, wie sie das vorher nicht getan haben. Ich verweise an dieser Stelle gerne auf das Royal United Service Institute aus Großbritannien, das mittlerweile vier lesenswerte Berichte herausgebracht hat. Die Russen sind sehr wohl in der Lage, sich anzupassen, so ließen sich die Erkenntnisse zusammenfassen. Wir weigern uns nur eben oft, die Dinge so zu sehen, wie sie tatsächlich sind.

    t-online: Zunächst hat die russische Armee etwa beim Angriff auf Kiew oder bei der sogenannten Winteroffensive tatsächlich wenig effektiv agiert.

    Reisner: Die Russen haben schwere Fehler gemacht – und haben sich ziemlich verkalkuliert. Aber sie haben sich nun so gut aufgestellt, dass sie in der Lage waren, diese ersten Vorstöße der Ukraine abzuwehren. Das ist das Entscheidende. Auf russischer Seite hat sich dieser Erfolg in Hinsicht auf die Moral sicher positiv ausgewirkt. Auf den russischen Kanälen heißt es, dass man zusammensteht, sogar den berühmten Leopard-Panzer besiegt habe.

    t-online: Während auf ukrainischer Seite Enttäuschung herrscht.

    Reisner: Bei den Ukrainern stellen Soldaten die ersten kritischen Fragen. Wäre es nicht besser umzugruppieren? Wäre es nicht besser, den Einsatzplan zu ändern? Und so weiter und so fort.

    t-online: Nun wird im Westen mit Betroffenheit die Zerstörung westlicher Kampf- und Schützenpanzer, die der Ukraine geliefert wurden, zur Kenntnis genommen.

    Reisner: Es gibt eine seriöse Informationsquelle im Internet, das ist die Seite "Oryx". Da hat sich jemand die Mühe gemacht, wirklich jeden zerstörten Panzer auf russischer Seite zu zählen. Mehr als 2.000 Panzer haben die Russen demnach verloren, mit Videos und Bildern dokumentiert bis Anfang Juni 2023. Dieselbe Seite hat nun die ukrainischen Verluste untersucht – und dokumentiert, dass mindestens 16 Kampfschützenpanzer vom Typ Bradley verloren sind und zwischen vier bis sieben Leopard-Kampfpanzer.

    t-online: Die russischen Minenfelder sind das große Problem.

    Reisner: Besonders dramatisch ist deswegen auch der Verlust des kostbaren Minenräumungsgeräts, das eine noch viel größere Rolle spielt als die Kampfpanzer. Die Ausfälle, die die Ukraine bislang erlitten hat, sind nicht ungewöhnlich. Sie hat sie aber bereits in der Gefechtsvorpostenlinie erlitten. Das ist das Ungewöhnliche. Ebenso wie sich die Gegenwehr der Russen entgegen allen Annahmen bis jetzt sehr synchronisiert und fähig dargestellt.“

    Wer diese Annahmen macht, fragt sich?
    Im El País, einer zivilen Publikation, war vor Monaten ein detaillierter Artikel über die russischen Verteidigungslinien, die da als praktisch unüberwindbar dargestellt wurden.
    Wer immer solche Stories über angebliche Mängel und Schwachstellen der russischen Armee publiziert, leistet damit der ukrainischen Seite einen Bärendienst und lügt sich selbst in die eigene Tasche.

    t-online: Der Ukraine fehlt es also an geeignetem Gerät, um die russischen Minenfelder und Panzergräben zu überwinden. Gibt es noch weiteren Mangel?

    Reisner: Es fehlt einfach eine Komponente, die für einen derartigen Angriff notwendig ist, und das ist die Domäne Luft. Zum Beispiel mitfliegende Kampfhubschrauber, die den Gegner beim Durchbruchsversuch in seinen Stellungen niederhalten. Wie die amerikanische A-10 oder auf der russischen Seite die SU 25 …

    t-online: … sogenannte Erdkampfflugzeuge.

    Reisner: Ja. Der Ukraine fehlt einfach dieses Element. Im Gegensatz zum Irakkrieg von 1991 oder 2003, wo die Amerikaner die gegnerischen Stellungen auch durch die Luftüberlegenheit zunächst sturmreif schießen konnten, müssen die Ukrainer von vornherein jede russische Stellung physisch in Besitz nehmen. Zwar mit einer gewissen Artillerieunterstützung, aber ohne vorheriges Luftbombardement. Das macht die Offensive zu einer verlustreichen Sache.

    t-online: Bleibt zu hoffen, dass die nächsten Vorstöße zum Durchbruch der russischen Linien führen werden.

    Reisner: Die Offensive könnte sich schnell festfressen, wenn ein solcher nicht in den ersten Tagen erreicht wird. So nennt man das bei uns.
    Mark A. Milley, der amerikanische Generalstabschef, hat das kürzlich gut auf den Punkt gebracht: Wenn die Ukraine nicht rasch an Raum gewinnt, kommt es zu einem Hin und Her. Ich würde sagen, wir befinden uns dann im historischen Vergleich möglicherweise im Jahr 1916, dem elenden Jahr der Offensiven.

    https://www.t-online.de/nachrichten/ukraine/id_100192192/ukrainische-offensive-experte-analysiert-staerke-der-russischen-armee-.html

  118. wir befinden uns dann im historischen Vergleich möglicherweise im Jahr 1916, dem elenden Jahr der Offensiven

    Nein, denn damals waren beide Seiten ungefähr gleich stark. Wenn jetzt die ukrainische Offensive steckenbleibt und dann die russische Seite ihre Reserven an die Durchbruchsstellen schmeißt, dann könnte sie die ukrainischen Strurmbrigaden weitgehend ausschalten. Und dann hat die Ukraine nichts mehr, was sie dann eventuell folgenden russischen Offensiven entgegensetzen könnte. Vor allem an der zunehmenden Luftüberlegenheit der russischen Streitkräfte wird sich so schnell nichts ändern lassen, auch ein paar hastig an die Front geschickte F-16 und ein paar weitere Patriot-Raketen werden diesen Ungleichgewicht nicht beenden können.

  119. Die russische Armee schießt derzeit gerade die Front bei Kupjansk sturmreif, wie ich soeben einem ungarischen Video entnehmen konnte.

    In westlichen Medien auch heute Stille bezüglich der Offensive.

  120. Ja, der Druck der russischen Einheiten in Richtung Kupiansk hat sich in NATO-Medien nicht wiedergespiegelt. Ich vrmute ja, daß diese Gegend ein Hauptfavorit für eine Gegenoffensive sein dürfte, wenn die ukrainische Offensive gestoppt worden sein wird. Eine Rückeroberung des Charkow Gebietes wäre ine enormer moralischer Schlag für Selenskyj. Aber mehr eben auch nicht. Ich würde deshalb auf sowas auch nicht wetten.

  121. Auch wahre Experten und nicht nur Lehnstuhlstrategen wie wir, können schon mal massiv daneben liegen:

    I think that this counteroffensive is going to be very impressive.

    My sense is that they will achieve combined arms effects in other words, they will successfully carry out combined arms operations where you have engineers that are breaching the obstacles and diffusing the minefields and so forth; armour following right on through protected by infantry against anti-tank missiles; air defence keeping the Russians aircraft off them; electronic warfare jamming their radio networks; logistics right up behind them; artillery and mortars right out in front of them.

    And most important of all … is that as the lead elements inevitably culminate after 72-96 hours, physically that’s about as far as you can go, and they’ll have taken losses … you have follow-on units that will push right on through and capitalise on the progress and maintain the momentum and I think that can get the entire Russian defence in that area moving, then I think you have other opportunities that will open up on the flanks as well.

    https://www.theguardian.com/world/live/2023/jun/03/russia-ukraine-war-live-russian-army-may-struggle-in-bakhmut-compared-with-wagner-uk-mod-suggests?page=with:block-647afd7a8f08b007454b97f0#block-647afd7a8f08b007454b97f0

    Das war am Tag, ehe die Ukraine mit ihrer Offensive tatsächlich losgelegt hat. Und es hat nicht 72-96 Stunden gedauert, um zu sehen, daß da nichts draus geworden ist.

  122. BBC hat am 14.6.23 einen eigenartigen Jubelartikel über Saluschnyj gebracht:

    Valery Zaluzhny, the man behind Ukraine's counter-offensive

    Der allerletzte Satz: "The BBC asked Gen Zaluzhny for an interview. He declined our request." Weil er das vielleicht schon gar nicht mehr kann oder darf??

    Auf jeden Fall fällt auf, daß der BBC mit keiner Silbe auf die neueste Volte im Pipeline-Drama eingeht, nach der der Angriff von Saluschnyj persönlich in Auftrag gegeben worden sein soll, natürlich ohne Kenntnis von Selenskyj. Und das trotz der natürlich erfolgten Warnung der CIA vor sowas Ungeheurem.

  123. Heute gibt es einmal eine Reportage im El País von der ukrainischen Front. Der Reporter besucht eine Einheit (Thor), die Drohnen operiert.

    Erst werden mit Aufklärungsdrohnen gegnerische Einheiten gesucht, dann folgen Drohnen mit Bomben, um diese gegnerische Einheit zu vernichtenl.
    Der Reporter beobachtete, wie eine Drohne mit Bombe abflog und dann vom Bildschirm verschwand – wenn die Bombe explodiert, ist die Drohne weg. Ob sie das Ziel getroffen hat, weiß man nicht. Eine zweite Bombendrohne startete nicht. Es dauerte mehr als eine Stunde, um sie zu entschärfen, um die Drohne untersuchen zu können.

    Irgendwie erscheint das auch nicht die Durchbruchs-Waffe zu sein.

    Mit Berufung auf ukrainische Quellen sollen die Truppen an dieser Front in Zaporozhje bei Mala Tokmatschka zwischen 600 und 1500 Meter vorgerückt zu sein – in mehr als einer Woche … Laut ukrainischer Verteidigungsministerin sind die russischen Truppen den ukrainischen sowohl an Mannstärke als auch an Bewaffnung quantitativ überlegen.

    Besonders hebt die Reportage den Kampfgeist der Einheit hervor.
    Es handelt sich ausnahmslos um Freiwillige, sie dürften nicht die allgemeine Stimmung in der ukrainischen Armee wiedergeben.
    Seit Beginn der Offensive ist der Zugang der Presse zur kämpfenden Truppe noch mehr als bisher beschränkt worden. Es ist anzunehmen, daß sowohl der Reporter als auch die Einheit sorgfältig ausgewählt worden sind.

  124. Ich habe langsam den Eindruck, daß das relativ beredte Schweigen über die Offensive in der Ukraine auch Ergebnis des Umstandes ist, daß die ukrainische Führung die Genehmigungen für Reporter und Korrespondenten sehr eingeschränkt hat.

    Der Korrespondent des ORF, Christian Wehrschütz, durfte so um 2015 oder ’16 herum eine Zeitlang die Ukraine nicht betreten, weil er Reportagen über den Krieg im Donbass gemacht hat.
    Jetzt hat er im ORF gemeldet, daß die Offensive ein Flop ist und seither habe ich von ihm nichts mehr in den Abendnachrichten gehört.

    Wenn man bedenkt, daß hier kürzlich der ukrainische Botschafter das Abhalten einer Friedenskonferenz in den Räumlichkeiten des ÖGB verhindert hat, so ist durchaus denkbar, daß entsprechendes politisches Personal in denjenigen Staaten, aus denen Korrespondenten stammen, Rückmeldungen nach Kiew schicken, wem in Zukunft Behinderungen aufzuerlegen sind.

    Die nächste Stufe wäre so etwas wie bei der US-Invasion in den Irak geschehen, wo die USA nur „embedded“, also „integrierte“ Berichterstatter wollten und dann 2 ausländische Journalisten von einem US-Panzer abgeschossen wurden.

  125. „Hohe Verluste

    Die heftigen Kämpfe in der Ukraine gingen indes auch am Sonntag weiter. Nach Einschätzung britischer Geheimdienste erleiden sowohl die ukrainische als auch die russische Seite derzeit hohe Verluste. Das geht aus einem am Sonntag veröffentlichten Bericht des britischen Verteidigungsministeriums hervor. Die russischen Truppen hätten in den vergangenen Tagen wahrscheinlich die schwersten Verluste seit der Schlacht um die Stadt Bachmut im März hinnehmen müssen, hieß es.

    Dorf befreit

    Am Sonntag meldete die Moskauer Besatzungsbehörde, dass die Kiewer Armee die im Süden Saporischschjas gelegene Ortschaft Pjatychatky eingenommen habe. Bisher vermochte die Ukraine im Zuge ihrer Anfang Juni gestarteten Gegenoffensive eigenen Angaben ein Gebiet von etwa 100 Quadratkilometer zurückzuerobern. Russland dementiert ukrainische Meldungen zumeist.

    Ein an der Front im Donbass eingesetzter ukrainischer Offizier hat indes davor gewarnt, die laufende ukrainische Gegenoffensive mit Erwartungen an ein Kriegsende zu verbinden. "Bis dahin ist es noch ein langer Weg", sagte Oberstleutnant Serhij Osatschuk am Sonntag.“

    (Standard, 18.6.)

    Inzwischen muß man die Meldungen lesen wie seinerzeit die westlichen Analysten die „Prawda“, zwischen den Zeilen. Wenn geschrieben wird, die Russen hätten hohe Verluste, so bedeutet das, daß die Ukraine hohe Verluste hat.

    Die ersten Schritte der ukrainischen Gegenoffensive: geringe Fortschritte und hohe Erwartungen

    … Die Regionen Saporischschja (Süden) und Donezk (Osten) sind Schauplatz von Pyrrhussiegen, die die Kiewer Behörden in einigen wenigen Ortschaften gegen einen Feind verkünden, den man nicht überrascht.
    Niemand bezweifelt, dass diese kleinen Fortschritte zeigen, dass die Operation Monate dauern kann. Ein Beweis dafür ist die Tagesbilanz der Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maliar, die die Erfolge in Hunderten von Metern auswertet. (…)
    Die Rückgewinnung des Landkorridors an den Ufern des Asowschen Meeres (…) wäre ein großer Erfolg, sagen die von EL PAÍS konsultierten Experten. Sie halten es für praktischer als die Rückeroberung von Bachmut, … der Stadt, die die russischen Invasoren im Mai nach langen Monaten des Kampfes mit Tausenden Opfern auf beiden Seiten erobert hatten und in der weiterhin schwere Kämpfe stattfinden. (…)

    Was die Ukraine anstrebt, ist, den Krieg umzukehren und dass ihre Armee die Initiative ergreift, nachdem die Fronten monatelang nahezu unbeweglich waren.
    Was sind die Ziele dieser Militäroperation? Steht Kiew unter dem Druck seiner Verbündeten? Welche Gebiete werden für den Fortgang der Kämpfe entscheidend sein?
    Ukrainische und westliche Analysten befassen sich mit der aktuellen Situation, in der die Ukraine mit einer Offensive der Art »Jetzt oder nie« konfrontiert ist, die seit Monaten geplant und angekündigt wurde.
    Als Hintergrund dient die Katastrophe, die durch die Zerstörung des Nova-Kajovka-Staudamms in der Region Cherson verursacht wurde und deren Folgen weiterhin in Form von ökologischen und menschlichen Katastrophen auftreten.
    Erste Ermittlungen deuten darauf hin, dass ein russischer Angriff für die Katastrophe verantwortlich sei, um Cherson als Teil der Gegenoffensive zu erschweren.“

    Welche „Ermittlungen“ hier durchgeführt wurden, ist rätselhaft. Weder die ukrainische noch die russische Seite können irgendetwas machen, da der zerstörte Damm sich im Schußbereich beider Seiten befindet.
    Was die militärische Seite der Operation betrifft, so war an der Cherson-Front ohnehin wenig geplant, da erstens die Ukraine nicht genug Einheiten und Waffen hat, um dort vorzudringen, und von russischer Seite jede Menge Artillerie auf dem von ihnen besetzten Ufer aufgestellt war.
    Das russische Militär war nach dem Dammbruch ziemlich beschäftigt damit, seine Stellungen und die Zivilisten aus den überschwemmten Gebieten zu evakuieren.

    „»Mit dieser Militäraktion „besteht für die Ukraine die letzte Chance, ihre Position vor Ort zu verbessern, um an einen Verhandlungstisch zu gelangen. … Das bedeutet, dass wir davon ausgehen müssen, dass sie den Krieg nicht gewinnen wird, wie [Präsident Wolodimir] Selenskij vorgeschlagen hat, nämlich die Vertreibung aller russischen Soldaten aus der gesamten Ukraine, einschließlich der Krim«, sagt Jesús Núñez Villaverde, Co-Direktor des Instituts für Konfliktstudien und humanitäre Hilfe (IECAH).
    Dieser Experte ist der Einzige unter den Befragten, der auf den Verhandlungspfad hinweist und angesichts der durch den Krieg geweckten Erwartungen anerkennt, dass Kalkulationen riskant sind.“

    Der Spanier ist aufgrund der relativen Distanz zu den Kriegsparteien der einzige, der für Verhandlungen ist. Er ist damit allerdings allein auf weiter Flur.
    Auch sonst hat er Bedenken:

    „Im Bewusstsein, dass die Gegenoffensive langwierig sein wird, glauben die befragten Analysten nicht, dass sich die Unterstützung aller Art, also auch in Rüstungsfragen, die Kiew von seinen Verbündeten erhält, zumindest im weiteren Verlauf des Jahres 2023 ändern wird.
    Es wird keinen Druck geben, Siege auf dem Schlachtfeld zu erringen. »An dieser Unterstützung besteht derzei kein Zweifel. Der Zweifel wird im Oktober, November kommen … abhängig davon, ob er Ergebnisse erzielt werden und die Ermüdung mit diesem Krieg letztendlich zu größerem Druck führt«, rechnet Núñez Villaverde vor.“

    Es gibt also Druck auf die Ukraine, entweder Ergebnisse zu präsentieren oder sich zu Verhandlungen zu bequemen.

    „Für Ilja Ponomarenko (Reporter und Militäranalyst der Publikation »The Kiew Independent«) muss die Ukraine aus den Fehlern der Vergangenheit lernen, die dazu geführt haben, dass das Land »schwere Verluste erlitten« hat.

    Aha.
    Wie hoch, wäre interessant. Immerhin wird die ukrainische Bevölkerung und das Territorium dieses Landes durch diesen Krieg ziemlich in Mitleidenschaft gezogen.

    „Aus diesem Grund sei »das beste Rezept jetzt, vorsichtig und intelligent zu sein«, wenn es um den Umgang mit »kostbaren und begrenzten« Ressourcen geht.

    Mit einem Wort, die ukrainische Armee geht sowohl personell wie ausrüstungsmäßig auf dem Zahnfleisch.

    „»Jeder beobachtet die Gegenoffensive und erkennt, dass es Zeit braucht, bis Ergebnisse erzielt werden«, obwohl »das Risiko besteht, wenn die Gegenoffensive zum Stillstand kommt« und sich in einen »ewigen Krieg« verwandelt, meint Mark Cancian (Analyst des »Center for Strategic and International Studies«, CSIS).
    »Natürlich verstehen wir, dass es Erwartungen gibt«, fügt Alina Frolova (ehemalige stellvertretende Verteidigungsministerin der Ukraine und Vizepräsidentin des Zentrums für Verteidigungsstrategien, ein Kiewer Forschungsinstitut) hinzu und ist sich bewusst, dass die Entwicklung auf dem Schlachtfeld weltweit verfolgt wird: »Unsere Partner müssen verstehen, dass auch sie ohne die Niederlage Russlands in Gefahr sind.«“ (…)

    (El País, 18.6.)

    Aus all diesen Äußerungen läßt sich schließen, daß es von den USA ziemlichen Druck auf das ukrainische Militär gibt, doch irgendwelche greifbaren Erfolge zu erzielen.
    Andererseits hat Frau Frolova auch recht: Wenn es keine Erfolge gibt, was sollen die USA machen? Fallenlassen können sie die Ukraine nicht.
    Alles deutet auf eine mögliche Personalrochade in der ukrainischen Führungsriege hin, wenn Erfolge ausbleiben.
    Allerdings ist durch den Ausfall von Zaluzhnyj und Budanow die Personaldecke recht dünn.

  126. „London: Russland baut Verteidigungsanlagen weiter aus

    Dem britischen Geheimdienst zufolge hat Russland seine Verteidigungsanlagen in den besetzten Gebieten in der Ukraine weiter ausgebaut. Vor allem in der Nähe der bereits 2014 völkerrechtswidrig annektierten Halbinsel Krim seien erhebliche Anstrengungen unternommen worden, teilte das Verteidigungsministerium in London am Mittwoch mit. "Dazu gehört eine ausgedehnte Verteidigungszone von 9 Kilometern Länge, 3,5 km nördlich der Stadt Armjansk, auf der schmalen Landbrücke, die die Krim mit dem Gebiet Cherson verbindet", betonte die Behörde.

    Die ausgeklügelten Verteidigungsstellungen unterstreichen London zufolge die russische Einschätzung, dass die ukrainischen Streitkräfte in der Lage sind, die Krim direkt anzugreifen. "Für Russland hat die Aufrechterhaltung der Kontrolle über die Halbinsel weiterhin höchste politische Priorität", hieß es weiter. An mehreren Frontabschnitten in der Südukraine werde weiter heftig gekämpft.

    Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor knapp 16 Monaten täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.“

    (Standard, 21.6.)

    Nachdem von der Offensive selbst wenig zu melden ist, werden die russischen Verteidigungsstellungen als Beweis für die Gefährlichkeit der ukrainischen Streitkräfte herangezogen.

  127. Die KP berichtet derzeit von vergleichsweise ruhigen Tagen an der Front. Nur bei Pjatichatki (westlich von Orjechow, Oblast Zaporozhje) soll es heftige Kämpfe geben.

    Dafür, daß sonst nicht viel weitergeht, gibt es laut KP mehrere Gründe:

    „1. Der Glaube an das Potenzial westlicher Technologie.
    Ich will damit nicht sagen, dass sie im Westen nicht in der Lage sind, militärische Ausrüstung herzustellen. Aber zaubern können sie eben auch nicht.

    2. Die Überschätzung der eigenen und die Unterschätzung der russischen Streitkräfte.“

    Das ist ein wichtiger Punkt.
    Seit Anfang der Offensive wird die russische Armee schlechtgeredet. Die Raketen gehen ihnen aus, sie setzen veraltetes Material ein, rekrutieren nationale Minderheiten, (die komischerweise sehr motiviert sind), sind vom elektronischen Standpunkt in der Steinzeit, usw. usf.
    Das ist offenbar nicht nur Propaganda fürs Volk, sondern viel davon wird auch zwischen Geheimdiensten und Regierungen und Medien verbreitet und geglaubt – und damit lügen sich am Ende die westlichen Parteien in die eigene Tasche.
    Diese Selbsttäuschung ist möglicherweise ein Ergebnis des Umstandes, daß die westliche Spionage nicht sehr weit gekommen ist bezüglich verläßlicher Informationen über des russische Heer.

    „3. setzen Sie auf westlich hergestellte elektronische Kriegsführungssysteme.
    Am ersten Tag der Offensive versuchten Formationen der Streitkräfte der Ukraine, unsere Kommunikation zu unterbrechen, um Kommando und Kontrolle lahmzulegen. Es hat nicht geklappt.“

    Es wurde offenbar angenommen, im russischen Heer sitzen nur Stümper, und man kann die Kommunikation zwischen den Heeresteilen unterbrechen.
    Es scheint dabei Anfangserfolge gegeben zu haben, woraufhin Rußland nicht nur die Kommunikationen gesichert, sondern auch die Armee-Einheiten umgruppiert und anders aufgestellt hat.

    „Aufgrund dessen kommen die feindlichen Streitkräfte oft »nicht bis zum Krieg«.
    Das Personal und die Ausrüstung werden vom russischen Soldaten bereits vor dem Angriff zerstört. Ein Teil der Ausrüstung wurde in Minenfeldern unschädlich gemacht, ein Teil wurde von unserer Artillerie und Luftfahrt verbrannt …  das Offensivpotenzial wird verschlissen …
    Auf taktischer Ebene wird weiterhin versucht, vorteilhafte Positionen einzunehmen, aber das ist viel Lärm um nichts. …

    Bei Kupjansk rückten wir jedoch vorwärts … und starteten einen Angriff auf die nördlichen Vororte von Kupjansk …
    Der Feind wirft hier Reserven nicht mehr in organisierter Form, sondern in Schüben ein und versucht, die Lücken in seiner Verteidigung zu schließen. Für ihn war dieser Angriff offensichtlich eine sehr unangenehme Überraschung. …“

    Im weiteren wird von A. Chodakowskij, dem Kommandanten des Batallions „Wostok“ erwähnt, daß es an einigen Frontabschnitten heftige Kämpfe gab und der geringe Fortschritt der ukrainischen Streitkräfte auch an der heftigen Gegenwehr der russischen Soldaten liegt.

    „Natürlich ist auch der Feind nicht aus Stahl – er will auch nicht sterben. Wenn man erfährt, daß viele dieser Panzerfahrer in Polen eine Ausbildung zur Steuerung dieser Panzer absolviert haben, so ist das eine Sache. Doch inzwischen hat sich herausgestellt, dass die Schulungen fünf Tage dauern. So wird klar, wer diese westlichen Särge auf dem Schlachtfeld bedient: Die Besatzung hat in diesen fünf Tagen kaum Zeit, die wichtigsten Knöpfe und Hebel zu erlernen. …

    Frische ukrainische Gefangene aus der Richtung Krasnyj Liman“ (sehr tief in der VR Lugansk) „sagen, dass sie in Deutschland und Slowenien ausgebildet wurden.
    Neben NATO-Ausbildern arbeiteten auch Psychologen mit ihnen zusammen. Sie waren dort und bereiteten das ukrainische Militär darauf vor, Russen zu töten: „Tötet so viele Russen wie möglich, damit sie weniger werden und alle aus der Ukraine fliehen“, sagen die Gefangenen. Wiederholen wir das noch einmal: Psychologen aus Deutschland und anderen NATO-Staaten schüren in den ukrainischen Streitkräften Hass auf das russische Volk und forderten die Verletzung internationaler humanitärer Regeln für die Kriegsführung.“

    Diese Psychologen versuchen sie also darauf zu trimmen, keinen Unterschied zwischen Militär und Zivilbevölkerung zu machen.

    „Andere Psychologen überzeugten ukrainische Soldaten auch von der Schwäche der russischen Armee und versicherten ihnen einen baldigen Sieg.
    Der Rest der Ausbildung war, wie die Gefangenen sagen, nicht auf dem neuesten Stand. Und in den allerersten Schlachten ergaben sich diese von der NATO ausgebildeten Soldaten, um nicht getötet zu werden.
    Für sie alle war unerwartet, daß bei der russischen Armee eine korrekte Haltung gegenüber den Gefangenen herrscht.“

  128. London: Russland baut Verteidigungsanlagen weiter aus

    Dem britischen Geheimdienst zufolge hat Russland seine Verteidigungsanlagen in den besetzten Gebieten in der Ukraine weiter ausgebaut. Vor allem in der Nähe der bereits 2014 völkerrechtswidrig annektierten Halbinsel Krim seien erhebliche Anstrengungen unternommen worden, teilte das Verteidigungsministerium in London am Mittwoch mit. »Dazu gehört eine ausgedehnte Verteidigungszone von 9 Kilometern Länge, 3,5 km nördlich der Stadt Armjansk, auf der schmalen Landbrücke, die die Krim mit dem Gebiet Cherson verbindet«, betonte die Behörde.

    Die ausgeklügelten Verteidigungsstellungen unterstreichen London zufolge die russische Einschätzung, dass die ukrainischen Streitkräfte in der Lage sind, die Krim direkt anzugreifen. »Für Russland hat die Aufrechterhaltung der Kontrolle über die Halbinsel weiterhin höchste politische Priorität«, hieß es weiter. An mehreren Frontabschnitten in der Südukraine werde weiter heftig gekämpft.

    Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor knapp 16 Monaten täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.

    (Standard, 21.6.)

    Auch interessant: Die Stärke der ukrainischen Armee soll damit bewiesen werden, daß Rußland gegen sie Befestigungen baut.

  129. Die russische Militärführung rechnet mit baldigen Raketenschlägen auf Flughäfen der Krim mit Hilfe westlicher Raketen, die teilweise von Flugzeugen aus abgeschossen werden, um sie schwieriger lokalisieren und abwehren zu können.

    Diese Flugzeuge könnten sogar von Rumänien aus starten, wenn sich in der Ukraine zu wenig benutzungsfähige Flughäfen finden, da die in einem fort bombardiert werden.

    Die NATO und vor allem die USA sind offenbar überzeugt, daß die ukrainische Offensive nur so gelingen kann, daß man die russische Luftüberlegenheit ausschaltet.

    (KP, 30.6.)

    Nach wie vor frage ich mich, wie Rumänien dazu steht.
    Kein Mucks kommt aus diesem Land.
    Immerhin wäre das eine aktive Einmischung in diesen Konflikt, die das Territorium Rumäniens zum Ziel russischer Luftangriffe machen könnte.
    Vermutlich wurde das auch der rumänischen politischen Führung von Rußland aus mitgeteilt.

  130. Wieder ein Existenzbeweis:

    „Saluschni ist frustriert über langsame Lieferungen

    Die Gegenoffensivpläne der Ukraine werden durch den Mangel an ausreichender Feuerkraft, von modernen Kampfflugzeugen bis hin zu Artilleriemunition, behindert, sagte der militärische Oberbefehlshaber des Landes, Waleri Saluschnij, in einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der Washington Post.

    Saluschni sagte, er sei frustriert über die langsamen Lieferungen versprochener Waffen aus dem Westen.»;Es wühlt mich auf«, dass sich manche im Westen über den langsamen Beginn und Fortschritt der Offensive gegen die russischen Besatzungstruppen beschweren.

    Die Ukraine warte immer noch auf die von ihren Verbündeten versprochenen F-16-Kampfflugzeuge. »Ich brauche keine 120 Flugzeuge. Ich werde nicht die ganze Welt bedrohen. Eine sehr begrenzte Anzahl würde ausreichen.«“

    (Standard, 30.6.)

    Eigenartig, dieses Gejammer mitten in der Offensive. Klingt nach Schuldabwälzung — wofür?
    Auch daß er Zeit für ein Interview hat. Man sollte doch meinen, er sei mit Offensive usw. beschäftigt. Immerhin sind mehrere Frontabschnitte und verschiedenste Waffensysteme zu koordinieren.

  131. Nein, dieses Interview ist alles andere als "eigenartig":

    Die Ukraine führt bekanntlich von Anfang des Krieges an mit aller Macht auch einen Medienkrieg. Und muß es ja auch machen, denn ohne massive und dauerhafte Unterstützung der NATO-Staaten, vor allem natürlich aus den USA würde die Ukraine den Krieg ja schon lange verloren haben. Gerade jetzt, wo es militärisch nun wirklich nicht nach Wunsch läuft, kommt eben die alte Leier, mehr, mehr, mehr sprach der kleine Häwelmann! Und da muß der Top-Mann an der wirklichen Front eben auch als Top-Propagandist seines Regimes auftreten.

    Inhaltlich hat er ja nun nichts ansonsten Überraschendes erzählt. Dieses Interview war ja nur die Bestätigung seiner Aussagen im Economist-Interview aus dem letzten Jahr: Wenn wir nicht wirklich mehr Waffen kriegen von euch, dann wird das nichts mit einem Sieg über Rußland. Dann kam die Entscheidung der USA vor allem, daß die Ukraine gefälligst mit dem zurecht kommen müsse, was sie bekommen hat (unter anderem keinen einzgen Panzer für diese Sommeroffensive aus den USA) und daraufhin jetzt die Replik, nun könnt ihr sehen, wozu das geführt hat, wir kriegen eins in die Schnauze! Habt ihr das wirklich gewollt?

  132. Die Reporterin der Washington Post kam offenbar nicht persönlich auf Besuch.
    Das Interview wurde vermutlich über Internet geführt.
    Nur so viel zum Umfeld dieses Gespräches. Zaluzhnyj ist offenbar nicht in der Lage, persönlich wo aufzukreuzen.

    Was den Inhalt betrifft, so haben wir uns ja schon öfter darüber verständigt, daß die NATO all die Geräte in der Luft und auf dem Land, die für einen Sieg der Ukraine nötig wären, offensichtlich nicht hat. Oder nicht in der benötigten Anzahl. Bzw. die, die sie hat, nicht restlos hergeben will.

    Das Gejammer über Unter-Ausrüstung gehört offenbar inzwischen zur Begleitmusik der Propaganda, mit der auch der mangelnde Erfolg erklärt wird.

    Die ganz gewöhnliche bürgerliche Schuldsuche wird sozusagen als Standard eingerichtet: Die Amis sagen den Ukrainern: „Ihr könnt nix!“ – und von den Ukrainern kommt die Replik: „Ihr liefert nix!“

  133. Was heute im El País steht, kann man schon teilweise als verrückt zu bezeichnen. Vor allem die Vorstellung, die Russen könnten das AKW sprengen, das die Ukraine seit einem Jahr beschießt.

    Es handelt sich um Äußerungen, die Zelenskij gegenüber spanischen Medien gemacht hat, die angereist sind, um über das Theater der Übernehme des spanischen EU-Ratsvorsitzes durch Pedro Sánchez zu berichten. Sánchez hat nämlich Kiew zur Bühne dieser Amtsübernahme erkoren, um seine Bündnistreue zu EU und NATO zu beweisen.
    Es ist anzunehmen, daß das sein letzter großer Staatsakt ist, da am 23. Juli Wahlen in Spanien sind und die Partei von Sánchez ziemlich unpopulär ist.

    „Die Ukraine und ganz Europa stehen im Kontext der Instabilität in Russland vor neuen Herausforderungen. Darunter sind die Vertreibung von Wagners Söldnern nach Weißrussland und der Plan Moskaus hervorzuheben, der Kiew zufolge grünes Licht für Explosionen gegen das Kernkraftwerk Zaporozhje gibt.“

    „Kiew zufolge“ will also Rußland ein AKW sprengen, das die Ukraine seit mehr als einem Jahr bombardiert und das von der russischen Seite Schritt für Schritt heruntergefahren wurde, um etwaige Beschädigungen durch diese Bombardements möglichst gering zu halten.

    „Zelenskij weist erstmals auf die Risiken hin, denen der russische Staatschef Wladimir Putin ausgesetzt ist, insbesondere nach der gescheiterten Meuterei, die er am vergangenen Samstag erlebte. »Russland will nur mich töten, aber jeder will Putin töten«, schloß er seine Rede.“

    Nun ja.
    Zelenskij hüpft nur deshalb so heiter herum, reist nach Westeuropa und in die USA, usw. – weil er über den israelischen Premierminister Bennett die Garantie von Rußland erhalten hat, daß ihn niemand abschießen wird.
    Seine Bevölkerung in den Krieg zu schicken ist ihm jedoch kein Problem.

    Der Präsident ging so weit, über einen möglichen III. Weltkrieg zu sprechen, falls Russland gewinnt. »Wenn die Ukraine keinen Widerstand leistet und Russland in Richtung Polen oder der baltischen Staaten vorrückt, würde das den III. Weltkrieg bedeuten“, prognostiziert er.
    Er betrachtet die Lage so, dass es der beste Weg ist, Kiew unter den Deckmantel der NATO zu stellen, um Putin klarzumachen, dass »es keine Angst vor einem Aggressor gibt“.

    Man muß hier die Frechheit Zelenskijs würdigen, der wieder einmal sagt: Fallen wir, so fallt ihr!

    „»Wir würden gerne die Einladung [zum NATO-Beitritt] auf [dem Gipfel in] Vilnius erhalten«, bestätigt der ukrainische Präsident mit Verweis auf die litauische Hauptstadt, wo das Bündnis am 11. und 12. Juli sein nächstes Treffen abhalten wird.
    Die Kiewer Behörden behaupten seit mehreren Tagen, dass Moskau einen Plan hat, das größte Atomkraftwerk Europas, das in der südlichen Region Zaporozhje liegt und seit März 2022 von den Russen besetzt ist, mit Sprengstoff anzugreifen.
    Zelenskij hat behauptet, dass »sie planen, ihn zu sprengen, um eine [radioaktive] Wolke zu erzeugen«, und erinnert daran, dass Kiew bereits letztes Jahr vor der Gefahr gewarnt hat, dass die Kreml-Armee den Nova-Kajovka-Staudamm zerstören würde, was am 6. Juni geschah.“

    Davor zu warnen, daß etwas geschehen wird, ist natürlich super cool, wenn man die Sache selber vorhat.

    „Erste Ermittlungen deuten darauf hin, dass Russland es gesprengt hat.“

    Welche Ermittlungen?

    „Der ukrainische Präsident schätzt, dass sich rund 500 schwerbewaffnete Invasionssoldaten im Atomkraftwerk befinden und dass Moskau mit einem Angriff auf solch sensible Anlagen den Vormarsch der örtlichen Armee verhindern will. »Sein Plan ist es, uns vom Erdboden zu vernichten“, schließt er.“

    Also langsam, damit wir die Sache verstehen.
    500 russische Soldaten sollen dort sein und die werden gesprengt?
    Wohingegen das ca. ein halbes Jahr dauernde ukrainische Bombardement nur dem Schutz der Anlage diente?

    „»Die NATO ist der beste Garant für Sicherheit« angesichts der … russischen Invasion. »Wir lassen keine andere Alternative zu«, pocht Zelenskij auf die Mitgliedschaft in die Organisation.
    Der ukrainische Führer schätzt, dass seine Armee etwa 100.000 von Wagners russischen Paramilitärs außer Gefecht gesetzt hat (21.000 Tote und 80.000 Verwundete), was »kolossale« Verluste und einen herben Schlag für die Moral der Invasoren bedeutet.
    Eines der bestgehüteten Geheimnisse der ukrainischen Behörden ist die Zahl der Opfer unter ihren Truppen, die Zelenskij nicht öffentlich machen will.“

    Man kann ruhig annehmen, daß jede Zahl, die Kiew zu den russischen Toten nennt, in Wirklichkeit auf mindestens das doppelte an ukrainischen Toten verweist.

    „»Wir können unsere Soldaten nicht in den sicheren Tod schicken«, bekräftigt er, um zu erklären, dass sie bei der Gegenoffensive mit feindlichen Minenfeldern konfrontiert sind, und bezeichnet die angesichts des Frontverlaufs möglichen Zweifel an den Fortschritten als »politisches Kleingeld bei den NATO-Partnern …
    »Unsere Leute sind unser Schatz«, deshalb »sind wir sehr vorsichtig«, fügt er hinzu. Der Präsident versichert, dass er sich lieber vier oder fünf Monate Zeit nimmt und Opfer rettet, als zu versuchen, innerhalb von zwei Monaten mit Tausenden von Toten Boden gutzumachen.“

    Auf einmal so schonungsvoll, zumindest den Worten nach?
    Gibt es womöglich Unzufriedenheit bei der Truppe, oder Personalmangel?

    „»Einige Partner lachen mich aus, aber ich weiß im Detail, was jedes Land hat«, sagt Zelenskij, der die Alliierten erneut um Artillerie sowie Flugabwehrsysteme und »moderne« Flugzeuge gebeten hat,“

    – also keine Entrümplung, wie bisher, ordentliches Zeug!

    „um die russische Vorherrschaft am Himmel zu besiegen, weil »sie in ausreichender Menge vorhanden sind«.“

    Ausreichend für welches Ziel?
    Es ist schon bemerkenswert, mit welcher Dreistigkeit Zelenskij seine Forderungen stellt.

    „Er gibt sogar zu, dass er seine Partner manchmal kritisiert hat und die Reaktion darauf darin bestand, die Hilfslieferungen zu verlangsamen.“

    Aha, das ist also die Reaktion der solchermaßen Kritisierten.

    „Mit mehr Waffen, fügt er hinzu, könnten sie Zivilisten und 95 % der kritischen Infrastruktur, die Russland angreift, wie Elektrizität, Häfen oder Eisenbahnen, retten. »Ich sage es ganz klar, ich kann ihnen nicht sagen: ‚Gib mir alles‘, aber „Ich weiß, was ich von dir verlange«, fügt er hinzu und dankt weiterhin allem, was die Ukraine bereits erhalten hat.“

    Die weitere Verlaufsform ist damit klar: Der Krieg geht weiter, für mangelnde Erfolge machen sich sie Verbündeten gegenseitig verantwortlich.
    Der Rest von Zelenskijs Vortrag ist wirres Zeug, der Art, daß Wagner-Söldner jetzt von Weißrußland nach Polen marschieren könnten und überhaupt ein hybrider Krieg droht, was immer das ist.
    Er weiß genau, wieviel Verluste die ukrainische Armee hat, sagt es aber nicht. Die F16 hätte er gerne möglichst schnell, sie sollen aber erst nächstes Jahr kommen.

    (El País, 30.6.)

  134. Panzerlieferung an die Ukraine
    Berlin und Warschau ringen um Leopard-Werkstatt

    Um die an Kiew gelieferten Panzer kampfbereit zu halten, sollte in Polen bereits Ende Mai ein Instandsetzungszentrum eröffnet werden. Bis heute aber können sich Deutschland und Polen nicht einigen – dabei geht es nicht um Geld allein.

    Als Boris Pistorius am 21. April auf der US-Luftwaffenbasis Ramstein vor die Kameras ging, hatte er gute Nachrichten auf seinen kleinen Sprechzetteln notiert. Schon Ende Mai, verkündete der Verteidigungsminister fast stolz, werde in Polen ein Instandsetzungszentrum für die an die Ukraine gelieferten Leopard-Kampfpanzer eröffnen. Eine entsprechende Absichtserklärung hatte Pistorius kurz zuvor mit seinem polnischen Kollegen Mariusz Blaszczak am Rande des Treffens der Ukraine-Unterstützer unterzeichnet.

    Pistorius betonte in Ramstein ausführlich, wie wichtig das deutsch-polnische Gemeinschaftsprojekt für die Ukraine sei. So werde mit der Panzerwerkstatt sichergestellt, dass die gelieferten Waffensysteme, die beschädigt oder im Gefecht verschlissen von der Front zurückkommen, »bei Bedarf schnell instandgesetzt und repariert werden können«. Wenn man Pistorius zuhörte, wirkte der Plan konkret. Selbst die ungefähren Kosten für den sogenannten Instandsetzung-Hub konnte er bereits mit etwa 150 Millionen Euro beziffern.

    Der Optimismus ist mittlerweile, gut zwei Monate nach dem Treffen in Ramstein, nicht nur beim Minister verflogen. So ist das deutsch-polnische Panzerprojekt laut Insidern aus der Rüstungsbranche bisher nicht vorangekommen. Stattdessen ringen Berlin und Warschau unnachgiebig über die Details, wie das Joint Venture ausgestaltet wird. Zwar liegt seit einigen Tagen ein erster Entwurf für einen Vertrag vor. Bis Ende vergangener Woche aber wurde das Papier wegen diverser strittiger Punkte nicht unterzeichnet.

    Die Idee für den gemeinsamen Hub klang auf den ersten Blick bestechend einfach. Zunächst sollten die beiden deutschen Panzerschmieden Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann (KMW) eine Arbeitsgemeinschaft gründen. Gemeinsam mit der staatlichen polnischen Waffenschmiede PGZ, so der Plan, würde danach eine gemeinsame Panzerwerkstatt an den polnischen Standorten Gliwice und Posen aufgebaut werden. Die Kosten für die Instandsetzung der Leoparden hätte die Bundesregierung übernommen.

    In Industriekreisen heißt es jedoch, das Projekt sei bisher durch Polen ausgebremst worden. So habe die polnische Firma PGZ für die Arbeiten an den Panzern sehr eigenwillige Ideen für die Kosten vorgelegt, Insider sprachen von »Mondpreisen«. Zum Beispiel wolle PGZ für die sogenannte »Erstbefundung« der Panzer mehr als 100.000 Euro berechnen. In Deutschland seien für diese Diagnose nur etwa 12.000 Euro üblich. Zudem wolle PGZ für die Reparaturen keinerlei Gewährleistung übernehmen, auch dies sei völlig unüblich.

    Warschau macht seit Monaten Stimmung gegen die Bundesregierung

    Bei den deutschen Panzerbauern macht man sich wenig Illusionen, was hinter den polnischen Sonderwünschen steht. Seit Monaten schon fährt die Regierung in Warschau eine regelrechte Kampagne gegen Berlin. Die regierende PiS-Partei lässt kaum eine Gelegenheit aus, gegen die Bundesregierung zu stänkern. Schon vor der Lieferung der Kampfpanzer hatte Warschau Berlin öffentlich als Bremser bloßgestellt. Da liegt der Gedanke nahe, dass die Hakeleien beim Panzer-Hub ebenfalls politisch motiviert sind.

    Für den deutschen Verteidigungsminister ist die Lage knifflig. Einerseits weiß Boris Pistorius, wie wichtig der Hub für die ukrainische Offensive ist. Schon jetzt sind mehrere reparaturbedürftige Leopard-Panzer aus der Ukraine in Polen angekommen. Sich beim Start des Instandsetzungszentrums noch viel Zeit zu lassen, ist also keine Option. Gleichwohl dürfte es auch Pistorius nicht schmecken, wenn am Ende der Eindruck entsteht, dass er sich bei den Konditionen für das gemeinsame Projekt über den Tisch ziehen ließ.

    Gelegenheit zu einem klärenden Gespräch hat Pistorius gleich am Montag. Gemeinsam mit seinem polnischen Kollegen Blaszczak will er sich in der polnischen Ortschaft Zamość eine deutsche Patriot-Luftabwehrstellung anschauen, die dort zum Schutz eines Güterbahnhofs stationiert wurde. Vor dem Termin treffen sich die beiden Minister zu einem einstündigen Gespräch. Es könnte die letzte Gelegenheit sein, das deutsch-polnische Prestigeprojekt noch vor dem Nato-Gipfel Mitte Juli zu retten.

    (Spiegel, 2.7.)

  135. Angeblich rücken die russischen Truppen an 4 Punkten vor: Bei Avdejevka, bei Marijnka, bei Svatovo und bei Liman.
    Die Idee scheint zu sein, im Nordwesten zumindest bis zum Fluß Oskol vorzurücken.

  136. Russia’s continued strike campaign in 2023 has made one thing quite clear: it is unrealistic to expect Russia to ever “run out” of missiles. Despite sanctions and export controls, it appears likely that Russia will be able to produce or otherwise acquire the long-range strike capacity necessary to inflict significant damage upon Ukraine’s people, economy, and military. Ukraine’s air defenses have performed remarkably well under challenging circumstances. Nevertheless, the Russian military has continued trying to identify gaps and seams to exploit to gain an advantage.

    There is no one-off fix for this problem.

    Russia Isn’t Going to Run Out of Missiles

    Hervorhebung von mir.

  137. Die Nummer „Den Russen gehen die Raketen aus“ ist aber schon etwas länger nicht mehr gespielt worden.

    Jetzt heißt es vor allem: „Die neuen westlichen Waffen werden die Ukraine zum Sieg führen“. Also die qualitative Überlegenheit der westlichen Waffen wird strapaziert, um die quantitative Unterlegenheit aus der Debatte herauszuhalten.

  138. Jetzt heißt es vor allem: „Die neuen westlichen Waffen werden die Ukraine zum Sieg führen“.

    Das sehe ich nicht. Und es stimmt ja offensichtlich auch nicht: Die paar NATO-Panzer kommen genauso wenig durch die Minenfelder wie die alten Sowjettypen. Die Präzisionsartillerie wie die Panzerhaubitze 2000 oder das CAESAR-System haben auch keine Munition mehr und sind zahlenmäßig hoffnungslos unterlegen, HIMARS kann mittlerweile weitgehend ausgeknocked werden, F-16 sind noch nicht mal da und nun wirklich nicht mehr der neueste Schrei.

  139. Ich habe mich ja auch nicht auf das bezogen, was tatsächlich geschieht, sondern auf die Meldungen in den westlichen Medien.

    Dort heißt es, die Offensive ist am Laufen, die Ukraine braucht einfach nur mehr von unserem Super-Gerät, dann ist die Sache geritzt.

    Z.B:

    Experte rechnet mit „sehr plötzlichem“ Durchbruch der Ukraine-Offensive
    https://www.fr.de/politik/durchbruch-waffen-verteidigung-ukraine-krieg-news-gegenoffensive-verluste-russland-front-zr-92369305.html

    ———–

    Aber es stimmt, jetzt, wo ich mich ein bißl in der westlichen Presse umgeschaut habe, ist entweder das Schweigen im Walde oder doch sehr besorgte Artikel darüber, wie das Ganze weitergehen soll.

  140. Der Streit wegen der Leopard-Werkstatt hat Morawiecki inzwischen geklärt: Es gibt praktisch keine Ersatzteile für die Panzer, daher ist auch die Idee der Werkstätte ziemlich obsolet.
    Der große Streit entstand offenbar nur dadurch, daß die deutsche Seite nicht zugeben wollte, daß ihre mit großem Tamtam angekündigte Kooperation jeglicher Grundlage entbehrt.

  141. „Britisches Verteidigungsministerium: Russland setzt massiv auf Panzerabwehrminen

    Das britische Verteidigungsministerium geht in seinem täglichen Geheimdienst-Update heute auf die Taktik ein, die Russland verfolgt, um die die ukrainische Gegenoffensive in der Südukraine zu verlangsamen.

    "Das Kernstück dieses Ansatzes ist der massive Einsatz von Panzerabwehrminen durch Russland", heißt es im Update. In einigen Gebieten deute die Dichte der Minenfelder darauf hin, dass Russland wahrscheinlich viel mehr Minen eingesetzt habe, als in seiner Militärdoktrin vorgesehen sei.“

    Was soll man sich zu diesem Schwachsinn denken? Daß Rußland mehr Minen hat, als das britische Verteidigungsministerium gedacht hat? Und die auch einsetzt?

    „"Nachdem Russland den ukrainischen Vormarsch so verlangsamt hatte, versuchte es, die ukrainischen gepanzerten Fahrzeuge mit unbemannten Luftfahrzeugen, Kampfhubschraubern und Artillerie anzugreifen."“

    Was heißt, „versucht“? Es tut es!

    „Obwohl Russland mit diesem Ansatz in der Anfangsphase der ukrainischen Gegenoffensive einige Erfolge erzielt habe, würden seine Streitkräfte weiterhin unter entscheidenden Schwächen leiden, insbesondere unter überdehnten Einheiten und einem Mangel an Artilleriemunition.“

    Letzteres kann man getrost als Fake News einstufen. Das britische Verteidigungsministerium versucht die Fake News unter die Leute zu bringen, inden es sie mit tatsächlichen Infos mischt – wie inzwischen in den Medien üblich.

    (Standard, 4.7.)

  142. Als ich diesen "Bericht" gelesen habe, habe ich genauso wie du reagiert. Selbst in dieser krassen Niederlage für die NATO versuchen vor allem das britische Verteidigungsministerium und der britische Geheimdienst, irgendwie noch wenigstens die Moral hochzuhalten. Wenn schon sonst nichts mehr geht.

    Mercouris berichtet, daß mit dem immer offensichtlicheren Scheitern der ukrainischen Offensive die Berichterstattung in den britischen Main Stream Medien darüber merklich abgenommen hat. Kein Wunder bei den enormen Verlusten der AFU-

  143. Einer der wüstesten pro-Ukraine Falken hat heute im Daily Telegraph eine wirklich bizzaren Artikel geschrieben:

    Russia’s time has almost run out

    Dem sich selbst widersprechend fängt er so an:

    Even if Ukraine’s counter-offensive might be unfolding more slowly than many expected, it is Moscow not Kyiv that is running out of time. Since the operation began weeks ago, little territory has changed hands. That is despite expectations stoked by Kyiv’s allies, who have been eager to show bang for their buck to electorates keenly aware of the cost of the war.

    But immediate gratification was always going to be elusive. Even with billions of dollars of Western aid, Ukraine lacks the kind of overwhelming force that allowed the US-led coalition to rapidly crush Iraq in 1991 and 2003. Amid a succession of probing attacks to find weakness in the Russian lines, hopes of a quick breakthrough such as we witnessed in Kharkiv and Kherson last autumn are being displaced by fear that Kyiv’s Nato-equipped forces will be dashed to pieces and Russia will go back onto the offensive.

  144. Die bei dem Bombardement eines Restaurants in Kramatorsk zu Tode gekommene Schriftstellerin hatte übrigens das Pech, sich dort zu befinden, wo hauptsächlich ukrainische Militärs speisen, denen das Bombardement gegolten hat – angeblich auch mit Erfolg.

    Immerhin ist Kramatorsk eine Art Festung hinter der Front. Sich dort in ein Restaurant zu setzen, zeugt schon von einer gewissen Risikobereitschaft. Das gilt auch für die Lateinamerikaner, die sich dort mitsamt der ukrainischen Schriftstellerin getroffen und das Bombardement überlebt haben.

  145. Jetzt pfeifen es tatsächlich schon die Spatzen von den Dächern:

    U.S. intelligence says Ukraine will fail to meet offensive’s key goal

    Thwarted by minefields, Ukrainian forces won’t reach the southeastern city of Melitopol, a vital Russian transit hub, according to a U.S. intelligence assessment

    The U.S. intelligence community assesses that Ukraine’s counteroffensive will fail to reach the key southeastern city of Melitopol, people familiar with the classified forecast told The Washington Post, a finding that, should it prove correct, would mean Kyiv won’t fulfill its principal objective of severing Russia’s land bridge to Crimea in this year’s push. (…)

    The grim assessment is based on Russia’s brutal proficiency in defending occupied territory through a phalanx of minefields and trenches, and is likely to prompt finger pointing inside Kyiv and Western capitals about why a counteroffensive that saw tens of billions of dollars of Western weapons and military equipment fell short of its goals.

    Ukraine’s forces, which are pushing toward Melitopol from the town of Robotyne more than 50 miles away, will remain several miles outside of the city, U.S. officials said. U.S., Western and Ukrainian government officials interviewed for this report spoke on the condition of anonymity to discuss sensitive military operations.

    (…)

    (WP, 17.8.)

    Das wurde auch bereits vom „Standard“ zur Kenntnis genommen.

    Es fragt sich, wie jetzt in der EU und in den USA die Waffenlieferungen an die Ukraine begründet werden?

  146. F-16-Ausbildung ukrainischer Piloten soll noch im August beginnen

    Nach der Zustimmung der USA, dänische F-16 an die Ukraine abzugeben, scheint nun auch klar zu sein, wann die entsprechenden Trainings ukrainischer Kampfpiloten beginnen sollen. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet mit Verweis auf das dänische Verteidigungsministerium, ein Bündnis aus elf Staaten werde mit den Ausbildungen noch im August starten.

    (Standard, 18.8.)

    Auch da fragt man sich, wo die dann eingesetzt werden sollen? Sowohl die Flugzeuge, als auch die Piloten.
    Noch dazu, wo laut „The Netherlands Times“ diese Piloten erst in einem Jahr einsatzfähig sein sollen.

  147. „USA schätzen, dass im Ukrainekrieg 500.000 getötet oder verletzt wurden

    Beide Kriegsparteien machen aus den Opferzahlen ein Geheimnis. Nur aus veröffentlichten Nachrufen kann man ungefähr einschätzen, wie viele Leben Russlands Angriff auf die Ukraine bisher gekostet hat.

    Die New York Times (Paywall) berichtet nun unter Berufung auf US-Regierungsbeamte, dass sich die Zahl der Getöteten und Verwundeten der Marke von 500.000 nähert.

    Auf ukrainischer Seite seien 70.000 Tote und zwischen 100.000 und 120.000 Verwundete zu beklagen, bei den Russen 120.000 Getötete und 170.000 bis 180.000 Verletzte. Die Truppenstärke der Kriegsparteien schätzt die US-Zeitung auf 500.000 in der Ukraine und 1.330.000 in Russland.“

    (Standard, 18.8.)

    Diese Meldung ist in mehrerer Hinsicht bemerkenswert.

    1. Warum wird sie gemacht? Warum fängt man an, in diesem Krieg Tote und Verwundete zu zählen?
    Offenbar deshalb, weil Unsicherheiten darüber herrschen, ob die weitere Unterstützung und Befeuerung dieses Krieges eine gute Idee ist.

    2. Was heißt das, wenn die New York Times, ein Sprachrohr der US-Eliten und der Demokratischen Partei, diese Meldung bringt und der Standard sie nachdruckt?
    Es heißt offenbar, daß die westlichen Medien jetzt eine Debatte über die Kriegsopfer starten dürfen und abwägen, was man eigentlich weiter in dieser Sache tun sollte.

    3. Erst einmal wird eine schockierend hohe Zahl genannt. Dann wird erstens abgewiegelt – nicht alles Tote, viel mehr Verwundete! (Hier sei auf den Bericht eines spanischen Korrespondenten über die Traumata der ukrainischen Soldaten verwiesen.)
    Zweitens: Die Verluste der Russen sind auf jeden Fall höher als die der Ukrainer!

    Man merkt hier eine Art von Propaganda, die inzwischen sehr üblich ist: Irgendwelche Zahlen werden aus den Fingern gesogen, sie sollen aber als Zahlen schon einen Hauch von Objektivität vermitteln. Und dann wird sich auf eine vertrauenswürdige Quelle berufen: US-Regierungsbeamte!

    Man kann also ruhig annehmen, daß das alles ohne irgendeine faktische Grundlage ist, daß aber die US-Regierung will, daß diese Zahlen unters Volk geworfen werden.

  148. Die Truppenstärke der Kriegsparteien schätzt die US-Zeitung auf 500.000 in der Ukraine und 1.330.000 in Russland.

    Aber nicht im Kriegsgebiet, sondern im jeweiligen Staat:

    Militärisches Personal insgesamt  1.330.900   500.000

    aktive Soldaten                               830.900      200.000

    In der Ukraine kämpfen auf russischer Seite davon vielleicht 350.000 bis 400.000 Mann.

  149. Einige Infos über die F-16:

    Sie haben auch die Bezeichnung Kampf-Falke, weil sie so leicht und gut manövrierbar sind. Sie sind seit 1978 im Einsatz. Vergleichsweise günstig herzustellen und einfach zu bedienen. Sie sind die Grundlage des Geschwaders der US-Luftwaffe und einiger anderer NATO-Staaten. Im Westen gelten sie als die besten ihrer Klasse. Der F-16 hat einen starken Motor und ein gutes Verhältnis zwischen Eigengewicht und Traglast.

    Wenn man bedenkt, daß die Ausbildung der Piloten bis zu einem Jahr dauern soll, so ist diese „Einfachheit“ der Bedienung wohl etwas übertrieben.

    Die USA haben 4600 solcher Flugzeuge erzeugt. Sie werden nach wie vor hergestellt.
    Einige Daten:

    „Höchstgeschwindigkeit – 2145 km/h
    Flugreichweite – 4000 km
    Maximale Flughöhe – 18.000 Meter
    Kampfradius – von 1361 bis 1759 km
    Maximales Startgewicht – von 17 bis 21 Tonnen
    Gesamtgewicht der Kampflast – 5,42 Tonnen.
    Ausrüstbar sowohl mit Luft-Luft- als auch mit Boden-Luft-Raketen
    Sechsläufige 20-mm-Kanone mit 511 Schuss
    Bomben – verstellbar, verstellbare Streubomben, frei fallend“

    Der größte Nachteil ist, daß sie nur einen Motor haben und daher leicht abzuschießen sind. Außerdem gibt es inzwischen neue, viel schnellere Jagdflugzeuge.

    Die Ukraine hätte längst Flugzeuge gebraucht, um ihre Gegenoffensive zu starten. Zelenskij rert um die Flugzeuge, weil auch genug von ihnen in NATO-Hangars herumstehen, die gar nicht gebraucht werden. Insgesamt stehen in NATO-Staaten (ohne USA und Türkei) ca. 500 dieser F-16 herum.

    „Der amerikanische »Falke« hat einen Kampfradius (abhängig von der Betankung und dem Gewicht der Nutzlast) von bis zu 1.700 km, und die Entfernung von den Grenzen Polens zum russischen Donezk beträgt etwa 1.000 km.“

    Holland und Dänemark könnten bis zu 50 Stück dieser Flieger an die Ukraine übergeben, und die USA haben ihnen bereits die Lieferung einer gleichwertigen Anzahl von F-16 der neuesten Generation zugesagt.

    Das läuft also in diesen Spenderstaaten unter „Modernisierung der Luftwaffe“, füllt die Auftragsbücher der US-Herstellerfirmen und kann von der US-Regierung als „Wir schaffen Arbeitsplätze!“ dargestellt werden.

    Diese F-16-Debatte und die Lieferungen sollen überhaupt am Ende dazu führen, daß aus den östlichen NATO-Mitgliedsstaaten die ganzen sowjetischen Flieger verschwinden, die bis vor Kurzem dort immer noch herumgedüst sind.

    „In der Ukraine gibt es Militärpiloten, die für die »Arbeit« an Kampfflugzeugen ausgebildet sind. Allerdings ist das Niveau ihrer beruflichen Fähigkeiten sehr unterschiedlich. Es gibt diejenigen, die an den Schlachten teilgenommen haben, es gibt auch völlig grüne, »die noch nie Schießpulver gerochen haben«.
    Etwa 40 von ihnen absolvieren derzeit eine F-16-Ausbildung auf der Luke Air Force Base in Arizona. Wenn die Amerikaner sie durch das vollständige Programm schleusen, wird dies mehr als ein Jahr dauern. Zuerst 350 Stunden Theorie, dann 60 Stunden – Simulatoren, dann Training im Umgang mit Waffen am Himmel (weitere 20 Stunden) und am Ende – »Schaukampf« – eine Nachahmung eines echten Kampfes mit einem amerikanischen Superpiloten.“

    Das klingt nach einigen kaputten Flugzeugen um Laufe dieser Schaukämpfe …

    „Doch bereits jetzt sind Probleme aufgetaucht: Amerikanische Ausbilder beschweren sich darüber, dass ihre ukrainischen Schützlinge in Bezug auf die englische Sprache »dumm« seien.“

    Surprise, surprise.

    „Aus diesem Grund scheitert das Trainingsprogramm. Und die amerikanischen Mentoren der Ukrainer geben zu, dass die F-16-Piloten auch nach einem Jahr Ausbildung ziemlich »roh« herauskommen werden.
    Denn um ein Profi zu werden, braucht man nicht 50, sondern 150-200 Flugstunden mit der Ausführung von Aufgaben, die einer echten Kampfsituation nahe kommen. Daher kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich gut ausgebildete amerikanische, polnische, dänische oder niederländische Piloten in irgendeinem F-16-Geschwader aufhalten, um den Ukrainern zur Seite zu stehen.“

    Angeblich überlegt man in den USA, auch hier Piloten aus privaten Firmen als Söldner anzuwerben und auszubilden. Es ist aber alles ein sehr wackliges Unternehmen gegenüber russischen Piloten, die Unmengen von Einsätzen – erst in in Syrien, jetzt in der Ukraine –  abgewickelt haben.

    Für die Stationierung dieser Flugzeuge kämen Polen, Rumänien und die Slowakei in Frage. Ein paar davon vielleicht in versteckten ukrainischen Hangars.
    Letztere kann die russische Luftwaffe am Boden zerstören, die anderen muß man gleich an der Grenze abfangen, entweder mit Flugzeugen, oder mit Luftabwehrraketen.
    Das ist nicht so schwer, weil die Flughäfen, von denen sie aufsteigen, sind ja bekannt.

    Die Ankunft von F-16 wird auf jeden Fall Luftschlachten zur Folge haben. Es ist anzunehmen, daß auch andere Flugzeuge geliefert werden und in der Ukraine eingesetzt werden sollen.

    Im Vergleich mit der MIG-31 schneidet die F-16 schlecht ab. Geringere Geschwindigkeit, Flughöhe, Nutzlast-Kapazität. Die Kanone der F-16 ist allerdings besser, und sie kann mit Zusatztanks ungefähr doppelt so weit fliegen wie die MIG-31 – allerdings haben nur neuere Modelle diese Zusatztanks.
    Das kann aber durch das Auftanken in der Luft ausgeglichen werden.

    Die MIG-31 kann auch Marschflugkörper Kinzhal transportieren, die F-16 kann so schwere Dinger nicht aufnehmen, sondern nur Raketen mit bis zu 30 km Reichweite.

    (KP, 18.8.)

    Der Militärexperte der KP blickt der F-16-Lieferung recht entspannt entgegen.

    Aber seine Auskünfte werfen Licht auf die Berechnungen und Ängste der NATO: Wenn diese F-16 sich tatsächlich im Nahkampf mit der russischen Luftwaffe als Leichtgewichte entpuppen, so ist die NATO-Luftwaffe ein Stück weit entwertet.

  150. @Neoprene

    Ich kann deinem Post nicht entnehmen, worum es dir geht. Es ist etwas verwirrend ausgedrückt.

    Generell nehme ich an, daß die Zahlen vielleicht etwas akkurater sind als die der Verluste, mir aber auch etwas zu rund vorkommen, um wahr zu sein.
    Ich weiß nicht, wie du darauf kommst, aber wo hat die Ukraine 300.000 Mann in der Gegend herumstehen? Nicht einmal mit den ganzen in verschiedenen NATO-Staaten Ausgebildeten und dem ganzen sonstwo Ausbildenden oder Ausgebildeten kommt man auf so eine Zahl.

    Also bitte nicht Zahlen ohne Erklärung, das ist wenig hilfreich.

  151. Verläßt hier eine Ratte das sinkende Schiff?

    Der Chef des Verteidigungsministeriums der Ukraine erklärte seine Bereitschaft zum Rücktritt

    Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Reznikov erklärte, er sei zum Rücktritt bereit. Dies wurde am 19. August von Klymenko Time“ (ein ukrainischer Telegram-Kanal) „gemeldet.
    »Solche Entscheidungen werden vom Staatsoberhaupt getroffen, aber ich kann auch selbst zurücktreten, wenn ich nicht mehr die Kraft und den Sinn für Humor habe, über Leute zu lachen, die meinen Rücktritt wollen«, sagte der Minister.

    Reznikov ist seit 2021 Chef des Verteidigungsministeriums. Zuvor, am 10. August, wurde bekannt, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Zelenskyj erneut über den Rücktritt Reznikovs nachdenkt.
    Für das Amt werden zwei Nachfolger in Betracht gezogen: der stellvertretende Premierminister und Minister für Wiederaufbau der Ukraine Oleksandr Kubrakov und der Minister für strategische Industrien der Ukraine Oleksandr Kamyshin. Das Portal Ukraijnska Prawda (UP) berichtete, dass Reznikov angeblich nichts dagegen habe, Botschafter in GB zu werden.

    Bereits im Februar dieses Jahres war die Frage nach Reznikovs Rücktritt aufgeworfen worden. Oleksij Goncharenko, ein Mitglied des ukrainischen Parlaments, stellte am 1. Februar fest, dass Reznikov von seinem Amt als Verteidigungsminister der Ukraine zurücktreten und das Justizministerium leiten könnte.

    Einige Tage später sagte der ehemalige Abgeordnete der Werchowna Rada der Ukraine, Ilja Kiva, unter Berufung auf Quellen, Reznikov habe ein Rücktrittsschreiben geschrieben, Selenskyj habe ihn jedoch gebeten, im Amt zu bleiben.“

    (Izvestija, 19.8.)

    Ein paar Details zu dieser Lichtgestalt:

    Bereits 2022 forderte Reznikov bei einem militärischen Treffen die NATO-Staaten auf, die Ukraine als Waffentestgelände zu benützen.
    Diese Aufforderung wiederholte er Anfang Juli dieses Jahres öffentlich in der Financial Times:

    “Kyiv’s western allies »can actually see if their weapons work, how efficiently they work and if they need to be upgraded«, Reznikov said in an interview. »For the military industry of the world, you can’t invent a better testing ground,« he added.“

    In seiner englischen Wikipedia-Biographie wird zitiert:

    “On 26 February 2022, two days after Russia invaded Ukraine, Reznikov held a call with his Belarusian counterpart Viktor Khrenin, who on behalf of Russia’s minister of defense Sergei Shoigu offered to stop the invasion if Ukraine capitulated. Reznikov replied that he is »ready to accept the capitulation from the Russian side.«“

    Es war auch Reznikovs Idee, im Mai diesen Jahres irgendein abgeschossenes Trumm mit der Behauptung zu präsentieren, hier sei gerade ein Kinzhal-Marschflugkörper abgeschossen worden, und zwar mit Hilfe eines Patriot-Systems.
    Mit dergleichen Fake News dürfte er sich vor allem beim US-Militär unbeliebt gemacht zu haben.

    ***

    Dieses Subjekt, das ohne Genierer Land und Leute der NATO zur Verfügung gestellt und jede Einigung mit Rußland von Anfang an abgelehnt hat, sucht sich jetzt einen bequemen Diplomaten-Posten, nachdem ihm sein Stuhl zu heiß unter dem Hintern geworden ist.

  152. “I don’t think that you’ll hear an argument from anyone that this is going well right now or that this is heading to a place that people would view as good, but there is not much by way of plan B,” said Samuel Charap, a senior political scientist at the Rand Corporation.

    Financial Times, 20.August 2023

    Der Typ hat diese Auffassung schon länger. Die FT aber bisher nicht. Auch hier dreht sich der Wind.

  153. Nun ja – wohin dreht er sich?

    Wir sind uns ja einig, daß an der Einsicht, daß die Offensive gescheitert ist und die Ukraine den Krieg nicht gewinnen kann, kein Weg vorbeiführt.

    Aber was folgt daraus?

  154. Der Telegraph wird auch oft von der KP zitiert, die Zeitung war von Anfang an skeptisch, ob dieser Krieg nicht in die Hose geht.

  155. Nein, die waren nicht immer skeptisch. Berühmt geworden sind sie z.B. weil sie als erste "gewußt" haben, daß Rußland die Raketen ausgehen werden. Da war es erst April letzten Jahres.

  156. Aha.
    Das habe ich nicht mitgekriegt.
    Aber in diesem Jahr waren sie schon immer irgendwie mißtrauisch gegenüber den Erfolgsmeldungen und Erwartungen der ukrainischen Seite.
    Vielleicht wollen sie ihren Fehler wieder gutmachen! wink

  157. Vor nicht allzulanger Zeit haben sich Zaluzhnyj, und die NATO-Granden Cavoli, Milley und Radakin in der Nähe der polnischen Grenze getroffen, um zu überlegen, wie die Ukraine in den Winter gehen soll.

    Erstens ist abzusehen, daß sich so schnell das Kriegsglück nicht wenden wird.

    Zweitens aber weiß man, daß das ganze westliche Gerät empfindlich ist und es kaum jemanden gibt, der es reparieren kann. Die Ukrainer kennen sich nicht aus, es gibt keine Werkstätten, und im Herbst bleibt alles im Schlamm stecken, Panzer und gepanzerte Fahrzeuge), im Winter friert alles ein.

    (KP, 26.8., mit Berufung auf den „Guardian“ und einen ukrainischen Telegram-Kanal)

  158. „Der Countdown für die Ukraine beginnt, um den Krieg noch zu ihren Gunsten zu entscheiden

    Der mangelnde Fortschritt auf dem Schlachtfeld führt anderthalb Jahre nach der russischen Invasion zu Druck seitens der USA und zu Besorgnis in der ukrainischen Gesellschaft“

    Der Autor führt im Weiteren aus, daß viele Mütter lieber den Russen den Donbass und die Krim überlassen würden, als ihre Söhne in den Krieg zu schicken. (Ob das eine so neue Entwicklung ist?)

    „Der Pentagon hat letzte Woche geheime Informationen an die Washington Post weitergegeben, in denen davon ausgegangen wird, dass Zaluzhnyjs Truppen im Jahr 2023 kein nennenswertes Ziel erreichen werden, insbesondere die Rückeroberung der Stadt Melitopol im Südosten des Landes.“

    Besonders geheim ist das aber nicht. Es ist eher offensichtlich. Das Besondere ist offenbar, daß der Pentagon das inzwischen auch begriffen hat.

    Hohe US-Militärs kritisierten in der New York Times auch, daß die Ukraine eine falsche Taktik verwenden würde. (Auch eigenartig, weil die wurde doch sicher auch mit den US-Militärs abgesprochen, sollte man meinen.) Zum Beispiel „im Vermeiden hoher Verluste, die unvermeidlich sind, wenn eine Armee angreift“.

    Aha, hier wird den Ukrainern vorgeworfen, daß sie ihre Leute nicht noch heftiger verheizen – da wird offenbar davon ausgegangen, daß sie unerschöpfliche Humanreserven haben.

    Außerdem attackieren sie an zu vielen Fronten gleichzeitig.

    Das war ja zu Beginn der Offensive der Königsweg: Die Russen an mehreren Fronten binden und dadurch an einer Stelle den Durchbruch schaffen!

    Sie sollten sich auf die Zaporozhje-Front konzentrieren!

    „In Washington tickt eine weitere Uhr … gegen die ukrainischen Interessen: die der Präsidentschaftswahlen, die im November 2024 stattfinden werden. Der Favorit der Republikanischen Partei, Donald Trump, hat dies deutlich gemacht: Sollte er zum Präsidenten gewählt werden, wird er die Militärhilfe für die Ukraine einstellen.

    Die Kosten der militärischen, finanziellen und humanitären Hilfe für die Ukraine durch ihre Verbündeten sind enorm: Die USA haben Kiew bereits 113 Milliarden Dollar (104 Milliarden Euro, mehr als die Hälfte davon für militärisches Material) hinübergeschoben, und Präsident Joe Biden hat im August dieses Jahres vom Kongress erbeten, ein neues Paket von 40.000 Millionen zu verabschieden.“

    Das scheint noch nicht genehmigt zu sein, oder doch?

    „Nach Angaben des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, das regelmäßig die internationale Unterstützung für die Ukraine bilanziert, belief sich die Gesamthilfe, die Kiew in den ersten 15 Kriegsmonaten erhielt, auf 165 Milliarden Euro.
    Um das Ausmaß dieser Hilfe zu verstehen: Der Internationale Währungsfonds und die Europäische Union haben zwischen 2010 und 2015 288.000 Millionen Euro an Griechenland locker gemacht, um den Bankrott des Landes zu verhindern.
    Die USA investierten in zwei Jahrzehnten der Besetzung Afghanistans zwischen 2001 und 2022 2,3 Billionen Dollar, durchschnittlich 110.000 Millionen Dollar pro Jahr.

    Immer mehr Stimmen warnen davor, dass der Verschleiß eines Konflikts von eioner Größe wie in der Ukraine auf Dauer nicht tragbar sei.
    Symptomatisch dafür war das geheime Treffen des russischen Außenministers Sergej Lawrow im vergangenen Juli in New York mit erfahrenen US-Diplomaten. Das Ziel besteht darin, einen diplomatischen Kanal zu etablieren, der es ermöglicht, künftig Verhandlungen zur Beendigung des Krieges aufzunehmen und dabei »Aspekte wie das Schicksal der Gebiete in Angriff zu nehmen, die die Ukraine nicht befreien kann«, so das Fernsehsender NBC.

    Die bittersten Bemerkungen für die Ukraine, die den wachsenden Druck auf Kiew widerspiegeln, wurden am 15. August vom Leiter des Büros des NATO-Generalsekretärs, Stian Jenssen, während eines politischen Forums in Norwegen geäußert, als er über eine Beitrittsoption für die Ukraine zur NATO nachdachte, die die Abtretung eines Teils seines Territoriums an Russland bedeuten würde. Obwohl Jenssen seine Worte später relativierte, prägte seine Rede seitdem die politische Debatte in der Ukraine.“

    Ich vermute, daß Rußland einem NATO-Beitritt der Ukraine auch nicht zustimmen würde, wenn es die besetzten Territorien zugesprochen erhalten würde.
    Die Bemerkung des Büroleiters spiegelt also die Ratlosigkeit der NATO-Häupter wieder, die sich fragen, wie man aus diesem Konflikt wieder aussteigen könnte.

    Eine Hoffnung ist, daß die Ukraine doch bitte noch irgendwelche Geländegewinne machen soll, um sich in einer Position der Stärke an den Verhandlungstisch zu setzen: „Emmanuel Macron sagte am 23. August in einem Interview für Le Point: „Mein Wunsch ist, dass die ukrainische Gegenoffensive alle wieder an den Verhandlungstisch bringen kann, damit eine politische Lösung unter den günstigsten Bedingungen erzielt werden kann.
    Macron fügte hinzu, dass es die Ukrainer sein sollten, die die Verhandlungsbedingungen festlegen. Und die ukrainischen Bedingungen sind im Moment eindeutig: Es wird keine Zugeständnisse geben.
    Dies geht aus dem von Zelenskij vorgeschlagenen Friedensplan hervor und wurde auch in einer am 23. August von der Rada … angenommenen Resolution festgelegt, in der gefordert wurde, per Gesetz die Aufgabe einer von Russland besetzten Region im Austausch für die Beendigung des Krieges zu verbieten.“

    Die hohen Erwartungen wurden jedenfalls nicht erfüllt, auch weil die russischen Befestigungen unterschätzt wurden:

    „Das Ergebnis ist, dass in zweieinhalb Monaten der einzige nennenswerte Fortschritt ein etwa 12 Kilometer langer Korridor an der Zaporozhje-Front ist. Melitopol ist noch 65 Kilometer von den ukrainischen Truppen entfernt.“

    Die westlichen Waffen hätten die Russen in die Flucht schlagen sollen, davon kann jedoch keine Rede sein.

    Man kann sogar sagen, daß sie nicht nur für die ukrainischen Ausprobierer, sondern auch für die Spenderländer eine gewisse Enttäuschung waren.

    Der Dammbruch bei Nova Kachowka hätte den Russen geholfen, wie US-Analysten meinen. Dadurch konnten Truppen von der Cherson-Front abgezogen und in den Donbass verlegt werden.

    Dann wieder das ewige Lamento darüber, daß die Ukraine die F-16 nicht hat und dadurch keine Luft-Macht hat.
    Nun ja, das war bereits zu Beginn der Gegenoffensive bekannt.

    Die ukrainische Ministerin für die besetzten Territorien, Irina Vereschtschuk, hat am 15. August verkündet:

    „»Wir müssen ehrlich sein, der Weg zum Sieg wird lang und hart sein. Wir müssen uns auf einen dauerhaften Krieg vorbereiten. Bürger und Behörden, alle müssen sich auf einen langen und harten Krieg einstellen.«
    Die Kyiv Post veröffentlichte einen umfangreichen und ungewöhnlichen Bericht mit etwa zwanzig Zeugenaussagen von Bürgern der Hauptstadt, die der Ministerin antworteten, dass sie es ablehnten, jahrelang in einem großen Krieg zu leben. Die Kriegsmüdigkeit der Bevölkerung bereitet der Regierung zunehmend Sorgen, wie aus einer Analyse des Economist vom 20. August hervorgeht. »Es kann sein, dass die Ukrainer nach einem weiteren Jahr Krieg langsam müde werden«, sagte der amerikanische Ukraine-Experte Paul D’anieri im vergangenen Dezember in einem Interview mit dieser Zeitung: »So enden normalerweise Kriege, mit Menschen, die so erschöpft sind, dass sie am Ende Dinge akzeptieren, die sie zunächst nicht akzeptiert hätten.«“

    (El País, 27.8.)

  159. Mercouris hat gestern einen NATO-Menschen zitiert, mit dem er seit Langem in Kontakt ist. Der denkt, daß die Ukraine nur eine Chance auf Halten der Front hat, wenn sie sich hinter den Dnjepr zurückzieht, der immerhin eine lange natürliche Barriere darstellt. Der denkt, daß das auch die neue Grenze zwischen den beiden Staaten werden könnte. Mercouris hält dem entgegen, daß das für die Ukraine vor allem wirtschaftlich nicht erträglich wäre. Dieser Fluß ist *die* wirtschaftliche Hauptader des Landes. Ohne Kontrolle über den Schiffsverkehr dort ginge die Wirtschaft den Bach runter. Das mag ja Alles sein, nur, was kann die Ukraine denn jetzt noch tun, wenn sie sich entscheidet, ihre Offensive abzubrechen und zur Defensive über zugehen (und wo)? Auch die 200.000 zusätzlichen Soldaten, die die AFU dringend braucht, werden keine wirkliche Erleichterung bringen, denn die russischen Streitkräfte gewinnen ja auch jeden Monat 40.000 Freiwillige.
    Wenn die Ukraine nicht "bald" "realistische" Verhandlungen mit Rußland anfängt, kann das Land wahrscheinlich für lange Zeit einpacken. In jeder Hinsicht. Militärisch sowieso, aber eben auch ökonomisch, politisch und sogar demographisch.

  160. Für die Nachkriegsukraine sind zunächst 2 Fragen zu klären.

    1. Wieviel geht an Rußland? Hierzu ist zu bemerken, daß Rußland die 4 Provinzen Lugansk, Donjetsk, Cherson und Zaporozhje annektiert hat. D.h., unter denen wird es Rußland vermutlich nicht tun, und dann ist auch diese Dnjepr-Grenze hinfällig.
    Es gibt auch Stimmen in Rußland, die verlangen, Odessa und Charkow zu „befreien“, als „eigentlich“ russische Städte.

    2. Was wird aus der Restukraine? Ich vermute, einen NATO-Beitritt derselben wird Rußland nicht gestatten.
    Außerdem ist immer noch nicht vom Tisch, daß Polen sich einen Teil krallt.

    So.

    Demgegenüber steht eine ukrainische Mannschaft (Regierung, Militär, usw.), die sagt, sie will alles zurück, sogar die Krim.

    Daher wird es einmal nötig sein, diese Mannschaft auszuwechseln, um überhaupt Verhandlungen beginnen zu können.

    Rußland spielt auf Zeit und wartet darauf, daß die ukrainische Front zusammenbricht, und das befürchten die NATO-Fuzis und Analysten auch. Weil dann gibt es überhaupt keinen Verhandlungsspielraum mehr.

  161. Aus einem Interview mit einem russischen Frontsoldaten:

    „Frage: Wie lange wird der Feind durchhalten?

    Antwort: Sie haben noch Leute, nach meinen Beobachtungen. Die Verlustzahl von 400.000 (auf ukrainischer Seite) halte ich für glaubhaft. Den Zahlen zufolge beträgt die mobilisierbare Reserve ungefähr 2 Millionen, davon sind 1 Million 200.000 tatsächlich mobilisierbar.“

    Der russische Soldat schätzt also den Widerstand gegen die Mobilisierung gering ein, aufgrund seiner Gespräche mit ukrainischen Gefangenen.
    Sie würden ganz gut bezahlt, meint er.

    „Nach ca. einem Jahr schaltet sich das Gehirn ein. Nun, wie sieht der Krieg derzeit aus: Ein Ping-Pong mit Hilfe der Artillerie, die meisten Wunden sind von Minensprengstoffen, Schusswunden kommen nur bei Angriffen vor und sind eher selten.

    Haram erzählt, wie das »Volkssystem« zur Versorgung der ukrainischen Armee aussieht. Eine indirekte Steuer und westliche Berater waren eindeutig an dem Phänomen beteiligt:

    »Für Scharfschützen arbeiten ihre Freiwilligen so: Sie beginnen, die Einheit zu versorgen, verlangen aber im Gegenzug eine Art Videoinhalt über die Ermordung von Russen. Sie erstellen einen Telegramkanal der Einheit, posten dort Filmmaterial, Ukrainer rufen ihn auf, um“ (bei ihren Postings, vermutlich) „zu schreien und zu jubeln, und die Organisatoren fangen an, von ihnen Hrywna einzusammeln. Viele. Auf diese Weise wird eine Einheit versorgt, und dann gehen sie“ (die Finanziers bzw. Werbeagenten) „zu einer anderen über.“

    (KP, 28.8.)

    Sieht nicht nach baldigem Zusammenbruch aus …

  162. Ja, was die Ukraine noch an die Front schmeißen kann, wird ganz unterschiedlich gesehen, da kann man schon mal 2 Millionen Mann lesen oder gar 3 Millionen. Realistisch scheinen mir erheblich geringere Zahlen zu sein, so ab 200.000 Mann aufwärts. Schon, weil die Ukraine ja gar nicht genügend Material hat, genügend Waffen, um Millionen von weiteren Soldaten auszurüsten. Die USA haben ja gerade in letzter Zeit immer wieder betont, daß da nicht mehr kommen wird bzw. kommen kann.

    Und diese vielleicht 200.000 frischen Soldaten wären ja eh nur ungefähr das, was die ukrainische Armee bräuchte, um ihre aufgelaufenen Verluste auszugleichen. Der BBC z.B hat darauf hingewiesen, daß die US-Schätzungen über die ukrainischen Verluste von 17.500 noch im April auf jetzt 70.000 hochgesetzt wurden und meint, daß die Differenz wohl in erster Linie die Verluste infolge der Offensive seit Juni seien. Was übrigens ungefähr mit den russischen Schätzungen übereinstimmt, die für Juni und Juli die Verluste der Ukraine auf 43.000 Mann angegeben haben.

  163. Westliche Zeitungen schreiben inzwischen, daß es bei der Ausbildung der ukrainischen Soldaten in westeuropäischen Kasernen und Stützpunkten ein steigendes Problem bei der Verständigung gibt. Es gibt zu wenig Dolmetscher, diejenigen, die da sind, können nix, und der Gedankenaustausch klappt nicht so recht.

    Ich frage mich, ob das vielleicht nicht nur ein sprachliches Problem ist …

  164. Die Meldungen überschlagen sich:

    Laut ORF und Standard machen die ukrainischen Truppen Fortschritte in der Provinz Zaporozhje und sind bereits bei der zweiten Verteidigungslinie der russischen Truppen angelangt.
    Außerdem winkt Munition aus abgereichertem Uran, von den USA geliefert, die sich angeblich als besonders effektiv gegen Panzer erwiesen hat.
    Nach der Streumunition also jetzt das nächste besonders schädliche Zeug, das Boden und Menschen verseucht, wie in Serbien und dem Kosovo.

    Die KP schreibt, daß die ukrainische Armee ihre Soldaten in die Minenfelder treibt und dadurch ziemliche Verluste hat.
    Die ukrainischen Soldaten bei Cherson weigern sich angeblich, sich für Himmelfahrtskommandos über den Dnjepr zur Verfügung zu stellen, weil bei der Gelegenheit schon sehr viele Leute zu Tode gekommen sind. Man läuft dabei sozusagen ins offene Messer.

    Zwischen Budanow, der doch nicht verstorben ist – obwohl man länger nichts von ihm gehört hat, also verletzt scheint er schon gewesen zu sein – und Zelenskij soll es zu Meinungsverschiedenheiten gekommen sein über die Frage, ob man nicht auch auf russisches Territorium marschieren will?
    Mit welchen Einheiten, fragt man sich?

  165. Ich nehme immer die Karte des Istitute for the Study of War, einer stramm pro-ukrainischen Einrichtung (weil die anders als https://liveuamap.com/ auch die russischen Befestigungen haben):

    https://storymaps.arcgis.com/stories/36a7f6a6f5a9448496de641cf64bd375

    Danach hat sich in den letzten Tagen nicht sonderlich viel getan, jedenfalls kann ich da keinen entscheidenden Durchbruch oder Fortschritt erkennen. Selbst Robotyne scheint noch umstritten zu sein, jedenfalls rücken die Truppen der 82nd Air Assault Brigade da nicht mehr weiter nach Süden vor. Und das Ausweichen nach Osten in Richtung Verbowe hat außer Verlusten wohl auch noch nichts gebracht.

    Bis nach Melitopol, ja selbst bis nach Tokmak, ist noch ein weiter verlustreicher Weg. Wohl zu weit für die Ukraine, denke ich.

    (Nebenpunkt: Man liest nichts mehr über die letzte Wunderwaffe, die britischen Storm Shadow. Jedenfalls hat mir mein Newscrawler https://news.feed-reader.net/index.php für die letzten beiden Wochen keinen einzigen Treffer mehr ergeben.)

  166. Aha, es ist soweit:

    Selenskyj entlässt Verteidigungsminister Resnikow

    Der ukrainische Präsident will Verteidigungsminister Olexij Resnikow durch Rustem Umerow ersetzen. Es ist der größte Umbau des Verteidigungsapparats seit Kriegsbeginn.

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij wechselt Verteidigungsminister Olexij Resnikow aus. Er werde dem Parlament den Chef des staatlichen Vermögensfonds, Rustem Umerow, als Nachfolger vorschlagen, teilte Selenskij in seiner abendlichen Videobotschaft mit. Der Schritt war seit Längerem erwartet worden.

    Resnikow habe 550 Tage auf dem Posten des Ministers seit Beginn des russischen Angriffskriegs verbracht. »Ich bin der Meinung, dass das Ministerium neue Herangehensweisen benötigt und andere Formate der Zusammenarbeit mit den Soldaten und der Gesellschaft insgesamt«, sagte Selenskyj.

    Umerow, der krimtatarischer Abstammung ist, setzt sich seit Jahren für eine Befreiung der bereits 2014 von Russland völkerrechtswidrig annektierten Halbinsel Krim ein. Vor zwei Jahren hatte Selenskij ihm deshalb einen Orden für Verdienste für das Vaterland überreicht. Der 41-Jährige war auch an den Verhandlungen über das Schwarzmeer-Getreideabkommen beteiligt.

    Seine Eltern waren wie viele Krimtataren unter Josef Stalin von der Krim deportiert worden. Der Unternehmer war laut ukrainischen Medien Stipendiat eines US-Programms für künftige Führungskräfte (FLEX) und gilt als Experte für Finanzwirtschaft. Nach seiner Zeit als Abgeordneter im ukrainischen Parlament von 2019 bis 2022 wurde er vor einem Jahr zum Chef der staatlichen Vermögensverwaltung ernannt.

    (…)

    (Zeit, 3.9.)

    Recht viel passiert an einem Tag: Der Verteidigungsminister gegen einen Revanchisten ohne Militärerfahrung ausgetauscht, und den eigenen ehemaligen Protektor eingesperrt – Selenskij war richtig aktiv.

    Das alles scheinen Panikhandlungen zu sein, weil der Hut brennt.

  167. Die ganze Geschichte war ja nur eine Kopie des Versuchs, mit der russischen Rakete, die in Polen galandet sein sollte, die NATO zur Kriegserklärung gegen Rußland zu bringen. Das kam damals schon nicht besonders gut an bei der NATO.

  168. Rumänien ist außerdem zum Unterschied von Polen gar nicht interessiert daran, zu einem Frontstaat zu werden.

    Polen hätte ja damals noch so halb mitgespielt, was ich mich erinnere. Dort war es eher die NATO-Führung, die die Herkunft der Rakete gleich ins rechte Licht gerückt hat.

  169. Die ukrainischen Behörden kündigen an, geflüchtete Wehrpflichtige zurückholen zu wollen. Dabei zählen sie vor allem auf die Mitarbeit Polens.

    Das Verfahren klingt allerdings nicht sehr vielversprechend.

    Sie wollen alle von Ärzten ausgestellten Untauglichkeitsbescheinigungen überprüfen, mit denen die Besitzer derselben legal ausreisen konnten.

    Abgesehen davon, daß sich solche Bestätigungen nicht überprüfen lassen, wenn man die Person nicht zur Hand hat und untersuchen kann, ist auch sehr zweifelhaft, welche ausländischen Behörden in dieser Frage mit den ukrainischen zusammenarbeiten werden?

    Die Interpol soll eingeschaltet werden.
    Ist die Interpol für so etwas überhaupt zuständig?

    Der Hut scheint zu brennen, wenn die ukrainische Führung auf so etwas kommt …
    ______________________

    Von ukrainischen Politikern und Militärs gibt es böse und hämische Bemerkungen in Richtung Rumänien, wo diese Weicheier angeblich den Kopf in den Sand stecken, um nicht mit Rußland aneinanderzugeraten.

  170. Richard Kemp (einer der hardcore pro Ukraine Schreiber in GB, der noch eben erst den tollen Erfolg im Kampf um Robotyne bejubelt hatte, heute merklich pessimistischer) im Dail Telegraph

    As Kyiv’s offensive wears on into its fourth month, with only limited success and a few Russian counter attacks, it is becoming clear that Moscow’s plan may be to allow Ukraine to exhaust its men, tanks, shells and missiles against the Surovikin Line’s hardest edge. The thinking could be that, once Ukraine’s Western equipped and trained manoeuvre forces have been ground down, Russia will then be able to launch its own major offensive, perhaps as early as January. 

  171. Ukrainian soldiers are 'sitting ducks' amid their army's mounting death toll – and it could still get a lot worse as US diplomacy goes missing when it's needed most

    The news along the Potomac is not good. I talked to old friends in Washington the other day to take a sounding of the political elite’s views regarding the endgame in Ukraine. I learned a few things.

    They unanimously agreed the hawks had wrested complete control over the foreign policy establishment, and that the war in Ukraine had taken a back seat to preparations for the coming conflict with China (a subject for another day).

    Beijing – or the Chinese Communist Party, to be precise – is clearly in their sites.

    Moscow is seen more as a nuisance, while Kyiv is clearly a distraction.

    When asked about the political, humanitarian obligation to staunch the heavy loss of life in Ukraine – probably 2,000 souls per week – they tell me there’s nothing much more Washington can or should do about it, and that it’s pretty much up to Kyiv to call time.

    As far as they are concerned, the Biden administration has no responsibility for the outbreak of the war, Russian President Vladimir Putin is raw evil, and the Ukrainian armed forces are on their own.

    In any case, any diplomatic initiative to end the war would have to come from somewhere else.

    Washington isn’t interested, whatever the casualties.

  172. Alles nicht überraschend, aber doch deprimierend.

    Jetzt kommt als nächstes abgereichertes Uran, also das ukrainische Getreide der nächsten Jahre, Jahrzehnte möchte ich nicht essen.

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