Eine Bilanz des bisherigen Verlaufs der Coronavirus-Pandemie

ZWEIFELHAFTE FORTSCHRITTE

Nach fast 2 Jahren Corona-Pandemie und Corona-Politik sind die Behörden und Regierungen wieder einmal relativ ratlos, wie es weitergehen soll.
Pandemiebekämpfung und Marktwirtschaft vertragen sich nämlich schlecht miteinander, und die Politiker in der EU und anderswo versuchen, beides irgendwie unter einen Hut zu bringen – mit mäßigem Erfolg.
Und das, obwohl die extremen Mängel aus den Anfangszeiten der Pandemie, als es weder Masken, noch Desinfektionsmittel noch Schutzanzüge gab, inzwischen behoben wurden. Von all dem gibt es genug – sie haben aber nicht den Effekt, den sich  EU-Politiker, Virologen und andere davon erwartet haben.

1. Zahlen und Daten
sind, so sollte man meinen, das Um und Auf nicht nur einer erfolgreichen Pandemiebekämpfung, sondern überhaupt einer rationellen Gesundheitspflege.

So werden die nationalen Infektionszahlen, Krankenhaus-Belegungen, Todesfälle und Impfquoten täglich erstellt und an die Johns Hopkins-Universität gemeldet, die sie öffentlich zugänglich macht. Auf deren Datenbasen beruhen die Entscheidungen und Richtlinien der WHO, ebenso wie auf den nationalen Zahlen die Entscheidungen der jeweiligen Politiker über Lockdowns usw.

Schon bei diesen vorhandenen Zahlen gibt es einiges an Ungereimtheiten. Vor allem aber zeigt sich in der Coronapandemie eines: Die EU ist sehr schwach auf der Brust beim Erheben von Daten, und noch mehr bei ihrer Verarbeitung. Das betrifft auch andere Zahlen, und gibt zu denken: Wie soll die Digitalisierung, die Zukunftsindustrien, Industrie 4.0 usw. usf. funktionieren, wenn es den Behörden nicht einmal gelingt, bei so einer wichtigen Angelegenheit wie der Gesundheit ihrer Bürger in Pandemiezeiten ein klares, datenmäßig untermauertes Vorgehen zu koordinieren.

Wurde hier am falschen Fleck gespart?

1a. Infektionszahlen bzw. InzidenzenDie verwendeten Tests sind ungenau, wie man inzwischen weiß. Die Schnelltests mehr, die PCR-Tests weniger, aber auch bei denen gibt es falsch positive und negative. Es ist jedoch bekannt, daß nicht alle Leute, die positiv getestet wurden, auch wirklich erkranken. Dafür wurde der Begriff der „Asymptomatischen“ geprägt. Wer aber keine Symptome hat, ist auch nicht krank. Es ist auch unklar, ob diese Leute die Krankheit weiterverbreiten können, also infektiös sind – es wird einmal angenommen, sie seien es, und Quarantäne über sie verhängt.
Es gibt bis heute keine Statistik darüber, wer wirklich krank war, und wie sehr. Bei vielen, vor allem jüngeren Leuten, verläuft die Krankheit sehr leicht. Mit den sogenannten Infektionszahlen, also den Zahlen der positiv Getesteten wird aber sehr viel Getöse gemacht, und z.B. Grenzsperrungen veranlaßt, also dem Nachbarland gezeigt, daß es die Pandemie weniger gut im Griff hat als die eigene Regierungsmannschaft.

1b. KrankenhauseinweisungenDie Krankenhäuser haben in vielen EU-Staaten oft nicht die nötige Ausrüstung oder das nötige Personal, um alle Krankheitsfälle in Evidenz zu halten und rechtzeitig weiterzumelden. Anscheinend werden ihnen zusätzliche Mittel bewilligt, um das in Corona-Zeiten doch zu schaffen. Das hat dann zur Folge, daß viele der inzwischen unterfinanzierten Spitäler mehr Corona-Fälle melden als tatsächlich bei ihnen eingelangt sind. In Spanien ergaben kürzlich stichprobenartige Kontrollen, daß die Krankenhäuser zwischen 25 und 40% mehr Coronavirus-Patienten melden als wirklich da sind.

1c. Auslastung der IntensivstationenQuer durch die EU ist die Auslastung der Intensivstationen inzwischen das wesentliche Kriterium, um Lockdowns, Sperren ganzer Städte und Regionen und sonstige Einschränkungen der Mobilität zu verordnen, die das tägliche Leben ihrer Bürger ziemlich durcheinanderbringen und große wirtschaftliche Kosten verursachen.
Man könnte meinen: Ein Grund, die Intensivstationen gut auszustatten, dem dortigen Personal gute Gehälter zu zahlen usw. – um womöglich gar nicht bis zu diesem Punkt zu kommen, weil die Welle schon wieder vorbei ist, bevor die Intensivstationen an ihre Grenzen gekommen sind.
Davon kann allerdings keine Rede sein. Manchmal und sporadisch kam es zu geringfügigen Bonus-Zahlungen, aber im Großen und Ganzen wurde das medizinische Personal schultergeklopft, beklatscht und hin und wieder vor die Kameras gezerrt, um zu klagen, wie ernst und schwer das doch alles sei.
Angesichts dessen, und der immer wiederkehrenden Stress-Situationen haben viele Leute dem Gesundheitswesen den Rücken gekehrt. Andere wurden entlassen, weil sie mit den Maßnahmen an ihrem Arbeitsplatz nicht einverstanden waren.
Andere sind – vor allem aus Osteuropa – abgewandert, weil sie woanders besser verdienen. So konnten sich westeuropäische Länder mit den abgewanderten osteuropäischen Ärzten und Pflegekräften trotz Sparprogrammen noch halbwegs weiterhelfen, aber diese Kräfte fehlen dann eben anderswo.
Dadurch sind fast überall die Krankenhäuser und Intensivstationen dünn besetzt und schlecht ausgestattet, hier mehr, dort weniger, und diesen schon seit Jahren zu beobachtenden Trend hat die Coronavirus-Pandemie beschleunigt. Außerdem haben Lockdowns, Grenzschließungen und Impf-Anforderungen die Mobilität der Arbeitskraft in der EU eingeschränkt und das osteuropäische Reservoir ist inzwischen auch an seine Liefergrenzen gelangt.

So ist die Panik wegen der Überlastung der Intensivstationen richtig einzuordnen, obwohl die Gesetzgeber und Medien und auch viele Corona-Gutbürger die Ungeimpften dafür verantwortlich machen wollen.

Inzwischen ist jedoch gar nicht mehr diese bisherige Hochwassermarke der überlasteten Intensivstationen das Problem. Die Omikron-Variante scheint im Verlauf weitaus harmloser zu sein als die bisherigen Varianten des Virus, aber sie breitet sich viel schneller aus, und jetzt führen die bisher gültigen Quarantäne-Regelungen dazu, daß ernsthaft das Funktionieren öffentlicher Einrichtungen gefährdet ist. Die Impfung, zu der jeder gedrängt werden soll, hat hier offenbar gar keine hemmende Wirkung auf die Übertragung der Krankheit.
Die in Staaten wie Spanien verkündete Verkürzung der Quarantäne-Zeit, eine Notmaßnahme, um den Laden irgendwie aufrechtzuerhalten, könnte sich in Sachen Verbreitung des Virus als Beschleuniger erweisen.
In Österreich wiederum führen die rasant ansteigenden Ansteckungen schon seit einiger Zeit zu einer Überlastung der Labore, zu längeren Wartezeiten für die Auswertung der Tests – die diese ad absurdum führen – und inzwischen zu einer Art Zusammenbruch des Meldesystems. Man weiß also inzwischen nicht mehr, wie viele Neuinfektionen in den letzten Tagen dazugekommen sind und welche Inzidenz man daraus errechnen könnte. Man weiß nur, es sind sehr viele.

Das Corona-Melde-System wird generalerneuert und soll ab April in neuem Glanz erstrahlen, das waren die letzten Meldungen des Tages.

Fortsetzung:Letalität
Long Covid
Genesene
Impfquote

Pressespiegel El País, 18.12.: Die Erhöhung der Gaspreise führt zu einer Renaissance der Kohle

DIE KRISE VERLEIHT DER KOHLE EIN GEFÄHRLICHES ZWEITES LEBEN

„Die Energiekrise, die wir erleben, hat ebenso unerfreuliche wie schwer akzeptierbare Auswege eröffnet. Die Kohle, die seit Jahren zum Verschwinden verdammt zu sein scheint, um die Klimakrise nicht eskalieren zu lassen, ist im Begriff, das Jahr 2021 mit Rekordzahlen zu beschließen.“

Alles sehr komisch ausgedrückt.
Spanien hat seinen Kohle-Bergbau sehr zurückgefahren und ist deshalb von Energie-Importen extrem abhängig geworden. In diesem Artikel wird die Festlegung auf das Kyoto-Protokoll, die Verminderung von CO2-Emissionen als Methode zur Bekämpfung der Erderwärmung als eine Art Natur-Ereignis, sogar eine übernatürliche Kraft besprochen, der sich die Kohle sozusagen als ungehöriges Subjekt widersetzt. Die wirklichen Subjekte der Energiegewinnung, Energiepolitik und auch deren Kalkulationen kommen zwischen diesen Geistersubjekten gar nicht mehr vor.

„Der allgemeine Preisanstieg aller fossilen Energieträger – insbesondere von Gas, ihrem natürlichen Erbe im Stromsystem – hat einen brutalen Preisanstieg und ein wiederbelebtes Interesse an Kohle in verschiedenen Teilen der Erde verursacht. In kurzer Zeit ist sie aus der rhetorischen Ächtung entkommen und an vorderster Front wieder aufgetaucht.“

Die Kohle, ein schlauer und listiger Kämpfer!
Es ist wirklich bemerkenswert, wie eine Zeitung, die im Grunde seit ihren Anfängen auf ihr intellektuelles Niveau Wert legt, in ausgesprochen kindischer Weise und auch noch mit großem Schwung einen Rohstoff zum Subjekt kürt.

„Der Trend, zu dem auch auf der Nordhalbkugel ein besonders kalter Start in die kalte Jahreszeit mit niedrigeren Temperaturen als üblich beiträgt, wird kurzfristig sein: Der Vormarsch der erneuerbaren Energien ist nicht aufzuhalten und der Rückzug (= der Abschied von) der Kohle bleibt mittelfristig gültig.“

Na sowas, entgegen allen Erwartungen kommt der Winter!
Der übrigens weder besonders früh kam noch besonders kalt ist – es sei denn, man stellt an den Klimawandel den Anspruch, diese Jahreszeit sollte später und kürzer ausfallen.

„Der temporäre Boom könnte nicht gefährlicher und unpassender sein, denn der Erfolg der Energiewende wird zu einem großen Teil daran gemessen, dass die Kohle so schnell wie möglich aus der Energieerzeugung verschwindet.
»Die Kohle füllt die Lücke, die das Erdgas wegen Lieferschwierigkeiten und Preiserhöhungen hinterläßt“, meint Samantha Gross, Chefin der Abteilung für Energie und Klimawandel bei der Brookings Institution, eines der führenden Think Tanks der USA. Sie schließt jedoch aus, daß diese Situation länger andauert. »Die Gaslieferungen und die Windenergie werden wieder zunehmen, und die Preise werden sich normalisieren«, so ihre Prophezeiung. »Es handelt sich um eine zeitlich begrenzte Wiederbelebung der Kohle.«“

Man merkt hier beim Zitieren der Expertin aus Übersee das fast beschwörende Wunschdenken, daß doch die vielerorts beschworene Energiewende stattfinden möge, obwohl die Zeichen dafür offensichtlich schlecht stehen.

„Das Bild dieser unerwarteten Auferstehung setzt sich aus vielen einzelnen Faktoren zusammen. (…) Erstens: Der Kohleverbrauch wird in den USA heute das erste Mal seit 7 Jahren ansteigen, um 21%. Damit trägt er zu einem Viertel der dortigen Energieerzeugung bei. Zweitens: Während China sich verpflichtet, keine neuen Kohlekraftwerke zu bauen, wird in den dortigen Bergwerken mehr Kohle denn je abgebaut.“

Man fragt sich, wo die dann verbraucht wird? In Betrieben? Oder wird sie exportiert?

„Drittens: Obwohl der Anteil der Kohle im spanischen Energie-Mix inzwischen verschwindend ist – 1,8 % im heurigen Jahr – hat das Kohlekraftwerk von As Pontes (La Coruña), das umweltschädlichste von ganz Spanien, bereits 3x in diesem Jahr Energie ins Netz eingespeist, und das Kraftwerk von Los Barrios (Cádiz) hat ähnliches vor.“

Auch die Kohlekraftwerke, diese Ungetüme, werden hier als Subjekte präsentiert, man fragt sich, wer die betreibt und wer die Entscheidungen zu ihrem Einsatz trifft?

„Viertens: Der Kohlepreis ist auf den internationalen Märkten auf das Doppelte angestiegen und steigt weiter, nachdem er im Oktober ein historisches Minimum erreicht hatte.
Sowohl die Bergwerksunternehmen als auch die Kohle-Lobby“ (wer das wohl ist?) „spüren Aufwind aufgrund dieser Entwicklung. »Der Markt hat gesprochen: Die Kohle rührt sich wieder«, so vor einigen Wochen der Präsident der Vereinigung der US-Bergwerksunternehmen, Rich Nolan. Mit gutem Grund: Innerhalb einiger Monate sind sie von einer Out-Position wieder zurück im Spiel und müssen nicht um Emissionsrechte kämpfen.
Obgleich es sich bloß um eine zeitlich begrenzte Konjunktur handelt – und das ist so! – so könnte der Kontrast zwischen dem derzeitigen Anstieg des Kohleverbrauchs und dem angestrebten Kurs ihrer Verdrängung zur Verhinderung der Erderwärmung nicht größer sein. Die Realität sieht aus wie folgt: Die Internationale Energie-Agentur, eine Unterabteilung der OECD, sagt voraus, daß sich nach dem historischen Spitzenwert in diesem Jahr der Kohleverbrauch 2022 weiter steigern wird. Was die angestrebten Klimaziele angeht, so sollte der Kohleverbrauch bis 2030 um 55% und bis 2050 um 90% zurückgehen, um ein extrem unerfreuliches Klimaszenario zu vermeiden.
»Die Energiegewinnung aus Kohle ist die Haupt-Quelle der Kohlendioxid-Emissionen. Das historische Hoch der aus Kohle gewonnenen Energie ist ein bedenkliches Signal, wie weit wir vom Erreichen der Null-Emissionen sind«, kritisiert der Direktor dieser Organisation, Fatih Birol.“

Vielleicht ist dieses Erreichen der Null-Emissionen sowieso unmöglich und wird nur aus Gründen der imperialistischen Konkurrenz hochgehalten?
Vielleicht wäre es weitaus nützlicher, diese Emissionen in Kauf zu nehmen und sich um ihre Absorption zu kümmern, durch Aufforstung und Verhinderung von Flächenversiegelung?

„»Ohne eine entschlossene und sofortige Aktion der Regierungen, die CO2-Emissionen zu reduzieren, schaut es schlecht aus um das angestrebte Ziel, die Erderwärmung auf 1,5° zu begrenzen – falls das überhaupt möglich ist.«
Obwohl sich die Gegenstimmen exponentiell steigern, verbleibt der Anteil der Kohle an der weltweiten Energiegewinnung bei 40%, praktisch auf gleichem Niveau wie – Achtung! – 1973, zur Zeit der Ölkrise. Zu einem guten Teil geht dieser hohe und sogar wachsende Kohleanteil in der Energiegewinnung auf das Konto der aufstrebenden Wirtschaften Asiens, wo auch ein großer Teil der Weltbevölkerung zu Hause ist. China war der einzige große wirtschaftliche Player, wo der Kohleverbrauch sogar 2020 zugenommen hat, auf dem Höhepunkt der Pandemie, und heuer auch um 9% gestiegen ist. Noch beunruhigender ist der Fall Indiens: Die Internationale Energie-Agentur schätzt den Anstieg des Verbrauchs für 2021 auf 12% ein.
»Heute ist die Kohle König, weil ihre Erzeugung billiger ist als die jeder anderen Energiequelle«, verlautbarte Mitte Oktober der Präsident der französischen Ölfirma Total, Patrick Pouyanné. Er übersah dabei, daß die Wind- und Sonnen-Energie die billigste ist.“

Wie mans nimmt.
Erstens ist sie deswegen günstig für den Abnehmer, weil viel staatliche Unterstützung hineingebuttert wird. Zweitens ist sie aber zum Unterschied von Kohle von der Witterung abhängig und deshalb im Winter nicht in ausreichender Menge vorhanden.

„»Allerdings sind die Kosten für erneuerbare Energien gleich Null, sobald die Sonnenkollektoren und Windräder einmal installiert sind,“

was nicht richtig ist.
Immerhin muß diese Energie in Netze eingespeist werden, die erst einmal für diese unregelmäßig eintreffende Energie ausgelegt sein müssen, und jemand muß diese ganzen Anlagen auch warten. Kosten verursachen die erneuerbaren Energie-Generatoren und der Transport dieser Energie allemal, und gar nicht so wenig.

„aber es ist weiterhin billiger, Kohlekraftwerke zu errichten. Vor allem in Asien, wo der Stromverbrauch stetig ansteigt«, bemerkt Sareena Patel, die wichtigste Analystin für den Kohlemarkt bei der Beratungsfirma IHS Markit. Deshalb wird ihrer Ansicht nach die Verdrängung dieser Energiequelle weitaus komplizierter als viele angenommen haben.“

Mit einem Wort, die Europäer haben die Rechnung ohne den Rest der Welt gemacht. Aber auch hier gibt es solche, die Wasser predigen und Wein trinken:

„Allerdings springt die ungebrochene Bedeutung der Kohle in zwei der größten europäischen Staaten ins Auge. Obwohl sich die neue Regierungskoalition in Deutschland verpflichtet hat, die Kohle bis 2030 aus der Energiegewinnung zu verbannen, ist der Anteil an der Energiegewinnung von 21% in der ersten Hälfte 2020 auf 27% in der ersten Hälfte 2021 gestiegen. Damit hat die Kohle die Windenergie überstochen.
In Polen, dem schwierigsten Fall des Alten Kontinents, wird die Kohle für beinahe drei Viertel der Energieerzeugung verwendet.
Das sind die zwei Schönheitsflecken in einem Europa, das sich anschickt, sich von der Kohle zu verabschieden.“

Oder eben auch nicht.
Der Artikel weist diverse sprachliche Eigenheiten auf, die allesamt dem Umstand geschuldet sind, die Wiederkehr der Kohle schön- und wegzureden.

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Der Strompreis in Spanien verzeichnet ein historisches Maximum am letzten Samstag

Der Durchschnittspreis für Strom im Großhandel beträgt heute (am 18.12.) 306,33 € pro Megawatt/Stunde (MWh), der teuerste an einem Samstag erreichte Strompreis in der Geschichte Spaniens. Der wochenendmäßig bedingte Verbrauchsrückgang hat wenig genützt: Der Rückgang betrug weniger als 1% gegenüber gestern, Freitag, mit einem Preis von 309,20 € pro MWh, der zweite Tag mit einem Maximum hintereinander und der 3. Tag mit mehr als 300 €/MWh. Damit stieg der Strompreis um 28% gegenüber letztem Samstag und das 6-fache gegenüber dem Preis vom 18. 12. des Vorjahres.
(…)
Nach der leichten Beruhigung im November, als der Gaspreis sich auf den internationalen Märkten stabilisierte, stieg er im Dezember aufgrund der Spannungen zwischen Rußland und der Ukraine (…) in ungeahnte Höhen. Dazu kam noch der Baustopp von Nord Stream II.
In Spanien kommt noch dazu, daß nach einigen Tagen der Windstille die Erzeugung von Windenergie stark zurückgegangen ist. Das war aber im heurigen Jahr die wichtigste Energiequelle in Spanien.
Der Dezember wird also vermutlich den Oktober als den Monat mit dem historisch höchsten Strompreis ablösen. (…) Im Laufe dieses Monats war der Durchschnittspreis im Großhandel 235,25 €/MWh, 35 Euros über dem Durchschnittspreis vom Oktober.

Pressespiegel El País, 28.11. Die niedrige Impfquote armer Länder beflügelt neue Varianten

„DIE OMIKRON-VARIANTE AUS SÜDAFRIKA IST SYMBOL DES SCHEITERNS DER WELTWEITEN PANDEMIE-POLITIK

Der Kameruner Virologe John Nkengasong, Direktor der Zentren Afrikas für Kontrolle und Vorsorge gegen Epidemien, erstellte im März eine sehr beunruhigende Prognose.
»Europa möchte 80% seiner Bevölkerung impfen« (es hält bei im Schnitt 70%), »die USA würde gerne 100% seiner Bevölkerung impfen« (und hält bei 69%). »Sie werden die Impfung durchführen, die Reisen beschränken und dann wird Afrika der Covid-Kontinent.«“

Na ja, in vielerlei Hinsicht hat sich der Herr getäuscht. Nicht nur, daß die Impfkampagne in Europa und den USA nicht so läuft wie geplant, aber wie man sieht, sind auch die Reisebeschränkungen nicht eingetreten.

„Am Freitag verkündeten die EU und die USA das Aussetzen aller Flüge aus dem südlichen Afrika auf ihr Territorium, nachdem in Botswana und Südafrika die Omikron-Variante des Virus mit 30 sehr beunruhigenden Mutationen entdeckt worden war. Nkengasong hatte recht gehabt. Die Welt war alarmiert. Die Börsen rutschten weltweit in die roten Zahlen.
Nur 3 von 100 Personen sind laut Universität Oxford in den ärmsten Ländern der Welt vollständig geimpft,“

Was heißt eigentlich „vollständig“, wenn man hört und liest, daß auch bei 2x Geimpften nach ca. einem halben Jahr die Schutzwirkung gegen das Coronavirus nachläßt und nach 8-9 Monaten vollständig weg ist?

„obwohl es Impfstoffe seit ungefähr einem Jahr gibt.
In Afrika ist der Schnitt bei 7%, wobei es Staaten gibt, wo praktisch noch niemand eine Impfnadel gesehen hat, wie Burundi (0,0025%), oder die Demokratische Republik Kongo (0,06%).
Die internationale Situation ist ein Pulverfaß, selbst für die Reichsten. Das Virus mutiert in einem fort und jeder Kranke erhöht die Möglichkeit, daß noch ansteckendere oder aggressivere Varianten des Erregers nach dem Zufallsprinzip entstehen. Nach offiziellen Zahlen gibt es wöchentlich 3 Millionen neu Infizierte, aber die WHO warnt, daß möglicherweise nur jeder 7. Infizierte entdeckt wird, da die Bevölkerung Afrikas sehr jung ist und die Infektionen oft asymptomatisch verlaufen.“

Hier wird keine Unterscheidung gemacht zwischen Erkrankten und Infizierten. Man weiß als Leser also nicht, ob jeder Infizierte oder jeder Erkrankte dem Virus zur Mutation verhelfen kann. Es steht zu befürchten, daß es die Wissenschaft auch nicht weiß.

„Der äthiopische Biologe Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der WHO, hat sich den Mund fusselig geredet, um auf die Ungleichheit bei den Impfungen hinzuweisen. »Jeden Tag werden 6x so viele Auffrischungsimpfungen (in den reichen Ländern) injiziert, wie Erstimpfungen in den Ländern mit niedrigen Einkünften. Es ist ein Skandal!« – meinte er zuletzt vor 2 Wochen. »Das hat so keinen Sinn. Niemand ist sicher, solange wir nicht alle sicher sind«, so sein Urteil.“

Wobei sich allerdings herausgestellt hat, daß auch die „vollständige“ Impfung – was immer das heißen mag – keine Sicherheit vor der Verbreitung des Virus bietet, wie sich in den letzten Monaten in den „reichen“ Staaten der EU und den USA gezeigt hat und auch von den Virologen und Spitalsärzten vor Ort anerkannt und festgestellt wird.

„Die Virologin Nicksy Gumede-Moeletsy, vom örtlichen WHO-Büro in Brazzaville (Republik Kongo) macht darauf aufmerksam, daß die unkontrollierte Ausbreitung des Coronavirus das perfekte Brutbett für „sehr beunruhigende“ Varianten wie Omikron ist. »Solange wir bei einer so niedrigen Impfquote bleiben, bieten wir die Möglichkeit, daß sich die Varianten verbreiten. Afrika braucht Impfstoff.«“

Hier zeigt sich die durchschlagende Wirkung der Marktwirtschaft bzw. des Kapitalismus. Impfstoff kostet nämlich Geld. Und die „ärmsten Länder“ haben davon viel zu wenig, deshalb heißen sie ja auch so.
Vor einigen Monaten, am Anfang der Impfkampagne, gab es das Jammern von linken Publizisten, daß Europa und die USA den anderen Staaten des globalen Südens die Impfstoffe dank ihrer größeren Geldbörse sozusagen „wegkaufen“ würden. Da wurde so getan, als sei es ein Mengenproblem, die einen sind schneller als die anderen.
Aber niemand fragte: Von was für einem Geld soll Burundi eigentlich Impfstoff kaufen?
Andere, weniger linke Publizisten und Politiker machten sich Sorgen, als Argentinien und andere Staaten den russischen Sputnik-Impfstoff kauften. Als Argentinien dann auf Druck seiner Geldgeber den Impfstoff von PfizerBiotech kaufen wollte, verlangte der Pharmariese angesichts der allbekannten Zahlungsunfähigkeit Argentiniens die Verpfändung seiner Gletscher und Ähnliches.
Afrikas ärmste Staaten haben offensichtlich das Geld nicht, die Impfstoffe zu zahlen, obwohl die Impfbereitschaft dort vermutlich hoch ist. Die Klagen von Tedros und den afrikanischen Virologen geht also dahin, daß irgendwer anderer den Impfstoff zahlen müßte, der in Afrika verimpft wird.

„Die Immunisierung des Kontinents wird vom kümmerlichen Zustand der Gesundheitssysteme und einer schlechten Logistik für die optimale Verteilung des Impfstoffs behindert. Aber der große Teil des Problems liegt in den Hamsterkäufen der entwickelten Länder, wie die WHO beklagt. Die Großmächte haben angekündigt, 2 Milliarden Impfdosen spenden zu wollen, mit denen man nicht einmal 70% der Weltbevölkerung 2x impfen könnte. Die USA haben davon 1,1 Milliarden versprochen, die EU 500 Millionen, und das UK und China jeweils 100 Millionen, laut dem US-Think Tank Council on Foreign Relations.“

Also nicht einmal auf die matten 2 Milliarden Impfdosen kommt man bei dieser ungeheuren Großzügigkeit der „entwickelten“ Staaten. Man fragt sich einmal mehr, was da eigentlich „entwickelt“ ist. Offenbar nur der Geschäftssinn: Ka Geld, ka Musi!
Aber damit nicht genug:

„Nach den letzten Daten dieses Instituts wurde bisher nur ein Fünftel der versprochenen Dosen übergeben.

Freigabe von Patenten

Nach Monaten der Polemik um die Freigabe von Patenten für die Anti-Covid-Impfstoffe – die Initiative wird bei der Welthandelsorganisation (WTO) von einigen Mitgliedern, wie der EU, dem UK, Norwegen und der Schweiz blockiert –, stellte die WHO im Juni ein Konsortium zusammen, um zu erreichen, daß das Unternehmen Afrigen Biologics die Formel des Impfstoffes der US-Firma Moderna kopieren dürfe. Diese Firma war nämlich vom Weißen Haus (d.h., Präsident Biden) gerügt worden, weil sie für die Entwicklung des Impfstoffes 9 Milliarden Dollar an Regierungshilfen erhalten hatte.
Afrigen hat jedoch verlautbart, daß es selbst dann keinen Impfstoff vor Herbst 2022 zur Verfügung stellen könnte.

Der Arzt Tom Frieden, ehemaliger Direktor der US-Zentren für Krankheitskontrolle und -Vermeidung, ging soweit zu beklagen, daß 2 Unternehmen »die Welt in Geiselhaft halten«. Er bezog sich dabei auf Pfizer und Moderna, die die Verfahren zur Erzeugung ihrer Impfstoffe preisgeben sollen, da diese als die verläßlichsten eingestuft werden.
Die Delta-Variante, die erstmals in Indien vor einem Jahr festgestellt wurde, hat den Verlauf der Pandemie verändert, da ihre Mutationen doppelt so ansteckend wie die vorherigen sind. Omikron hat 30 Varianten, einige von Delta und anderen bekannten, und eine oder mehrere völlig unbekannte.
Diejenigen erregen die meiste Besorgnis, die mit einer höheren Übertragbarkeit und einer erhöhten Fähigkeit verbunden sind, die menschlichen Abwehrkräfte zu unterlaufen – ob jetzt die natürlichen oder die durch Impfstoff verstärkten.

Das sind ja schöne Nachrichten. Die Omikron-Variante des Coronavirus könnte möglicherweise die bisherigen Impfstoffe wirkungslos machen.
Dann könnten übrigens die EU-Regierungen ihre ganzen gehamsterten Impfstoffe, zu deren Konsum jetzt in Österreich sogar per Impfpflicht gezwungen werden soll, ins Klo schütten.

Aber es braucht wahrscheinlich einige Wochen, bis der Gefährlichkeitsgrad dieser Variante festgestellt wird.
Die Lösung, um damit umzugehen und Ansteckungen zu vermeiden, ist bekannt, erinnert die Virologin Isabel Sola, Leiterin für Experimente mit Impfstoff im Nationalen Biotechnologiezentrum in Spanien: »Es geht nicht darum, etwas radikal Neues zu machen, sondern die bisherigen Maßnahmen zu verschärfen: Masken tragen, Lüften, Kontaktreduktion, Abstand halten … Auch die Impfung hilft,« erklärt sie. »Um das Auftreten von Varianten zu verhindern, ist es wichtig, die Ansteckungen zu verringern, um dem Virus die Möglichkeit der Mutation zu nehmen.«

Immerhin benennt die Dame den Umstand, daß die Impfung nur eine Maßnahme von mehreren ist und nicht die Lösung oder Rettung, als die sie uns seit eineinhalb Jahren präsentiert wird.

Der Bioinformatiker Tulio de Oliveira, Direktor des südafrikanischen Centre for Epidemic Response and Innovation (CERI), führt eines der Teams, die die Omikron-Variante entdeckt haben. Am Donnerstag ersuchte er die reichen Länder, ihre Grenzen nicht gegenüber dem südlichen Afrika zu schließen. Die Staaten, die die neuen Varianten feststellen, sind diejenigen, die am meisten in Labors investiert haben. Es sind nicht unbedingt die, wo die neuen Mutationen tatsächlich auftreten. »Die Welt muß Südafrika und Afrika helfen, nicht sie diskriminieren und isolieren. Durch Schutz und Unterstützung dieser Länder wird die Welt geschützt«, beschwor er die Regierungen von EU und USA.
Erfolglos. Am nächsten Tag verkündete die EU-Kommissionspräsidentin Van der Leyen die Schließung der EU-Grenzen, obwohl bereits ein Fall der Omikron-Variante in Belgien(*1) festgestellt worden war.
Der Biologe Iñaki Comas vom Biomedizininstitut in Valencia (CSIC) bekräftigt, daß »das Wichtige ist, daß die Staaten die Fähigkeit haben, neue Varianten schnell zu entdecken und dieses Wissen schnell mitzuteilen, wie das Südafrika gemacht hat. Nicht um Panik zu verbreiten, sondern um unsere Wachsamkeit zu erhöhen und einzuschätzen, ob es sich um eine Variante handelt, die tatsächlich das Gesicht der Pandemie ändern kann, wie es bei der Delta-Variante der Fall war. Deswegen ist es wichtig, in diese Länder zu investieren. Dort feststellen heißt hier vorbeugen.«“
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(*1) Der Fall in Belgien war ein Reisender, der von Ägypten über Tunesien eingereist war. Die Grenzsperrung gegenüber dem südlichen Afrika ist relativ sinnlos, da die meisten Reisenden von dort mit Zwischenstops nach Europa kommen.
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Im Zusammenhang mit diesem Artikel in El País sei an einen Artikel von Paul Robert Vogt vom 20. April vergangenen Jahres in der Mittelländischen Zeitung erinnert, in dem er auf Folgendes hinwies:

„Die Pandemie ist noch nicht bewältigt und wir wissen nicht, was in den nächsten Monaten noch auf uns zukommen wird, zumal Mutationen oder weitere Vermischungen mit anderen Viren ja erst durch die Verbreitung entstehen und selektiert, d.h. letztlich gezüchtet werden. Insofern ist eine radikale Verhinderung der Verbreitung auch die beste Prävention vor der Entstehung neuer Corona-Varianten.

Zudem gilt es Langzeitschäden einer überstandenen COVID-19-Infektion zu vermeiden. Erste Fallberichte und kleine Patienten-Serien zeigen, dass diese weitaus schwerwiegender sein können als nach einer Infektion mit dem SARS-Coronavirus, da sie aufgrund von Mikrothrombosen in den kleinen Lungenvenen zu einem teilweisen Funktionsausfall der Lunge mit Lungenhochdruck und nachfolgender Herzschwäche führen – eine chronische Erkrankung mit wenig therapeutischen Möglichkeiten und entsprechend hohen Folgekosten.

Die Tatsache, dass ein Corona-Virus möglicherweise ein HIV/Ebola-Genom enthält – z.B. durch Einkreuzung bei der Infektion eines HIV/Ebola-positiven Patienten durch COVID-19 und anschliessender Weiterverbreitung – sollte Warnung genug sein. Sollte eines Tages ein Super-bug entstehen, der das «Corona-Genom der schnellen Verbreitung» mit dem «Ebola-Genom der 90%igen Sterberate» kombiniert, sollten wir über ein fortschrittliches, interdisziplinäres Pandemie-Konzept verfügen, welches auch wirklich funktioniert.“ 

Man kann nicht sagen, daß die Menschheit auf einem guten Weg bei der Bewältigung der Pandemie ist.