Fragen, die man stellen sollte

FÜR WEN IST DAS AKW IN ZAPOROSCHJE / ENERGODAR SO WICHTIG?

Laut russischen Quellen befinden sich in diesem AKW zig Tonnen angereichertes Uran und mehr als 40 kg Plutonium, nicht allzu sachgemäß gelagert.
Dieses Material fällt nicht einfach so an beim Betrieb eines AKWs. Die verbrauchten Brennstäbe müssen in eine Wiederaufbereitungsanlage gebracht und dort in waffenfähiges spaltbares Material verwandelt werden. Daneben fällt noch weiter strahlender Müll an, der dann eben in aufgelassenen Bergwerken „zwischengelagert“ wird, da es bis heute keine „Endlagerung“ gibt.

Zu Zeiten der SU wurden aus den sowjetischen AKWs die verbrauchten Brennstäbe abgeholt und dem militärischen Komplex einverleibt, der sowohl die Wiederaufbereitung als auch die Lagerung betrieb. Sie blieben jedenfalls nicht in den AKWs.

Irgendwann zwischen Unabhängigkeit 1991 und Majdan 2014 kündigte die Ukraine offensichtlich diese Kooperation der Atommüll-Entsorgung mit den inzwischen russischen Behörden auf. Und begann, den Atommüll nach Westen zu exportieren.

Diese Atommülltransporte rufen zumindest in Deutschland oft große Proteste hervor (=> Castor-Transporte). Aus der Ukraine erfolgten sie anscheinend heimlich, still und leise und top secret. Man möchte ja gar nicht wissen, unter welchen Schutzmaßnahmen dieses strahlende Zeug quer durch Europa verschickt wurde.

In Europa gibt es genau 2 Wiederaufbereitungsanlagen, Sellafield (GB) und La Hague (F). In einer dieser beiden müssen die Brennstäbe aus Zaporoschje – und wahrscheinlich auch den anderen AKWs in Chmelnitzki, Ukraine Süd und Rowno – behandelt und dann nach Zaporoschje zurücktransportiert worden sein, ebenfalls top secret.

Das alles kostet einen Haufen Geld, das die Ukraine zu keinem Zeitpunkt hatte. Jemand anderer muß also für die Kosten aufgekommen sein.

Rückblick auf die 80-er Jahre: Damals plante die BRD eine Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf. Daraus wurde schließlich nichts, obwohl einiges investiert worden war. Es ist anzunehmen, daß die USA und vielleicht auch noch andere Staaten interveniert hatten, um die Fertigstellung und Inbetriebnahme zu verhindern.
Diese Inbetriebnahme hätte nämlich bedeutet, daß Deutschland den Atomenergie-Kreislauf schließen und sich selbst atomwaffenfähig hätte machen können – was aber der Verlierernation des II. Weltkriegs von den Siegermächten untersagt wurde.

Das heißt aber, daß Deutschland auch die Atomabfälle der Ukraine nicht weiterverarbeiten kann, sondern dafür auf Kooperation mit GB oder Frankreich verwiesen ist. Die Vermutung liegt nahe, daß die Wahl hier auf Frankreich gefallen ist – auch wenn es den britischen, in der Ukraine sehr aktiven – Geheimdiensten sicher bekannt war, was hier läuft.

Die Kooperation mit der Wiederaufbereitung heißt natürlich auch für die Ukraine, daß sie sich atomwaffenfähig machen könnte – in etwas fernerer Zukunft, selbstverständlich. Das Material liegt jedenfalls dort und nicht bei dem vermuteten edlen Spender oder dem vermuteten Wiederaufbereiter.

Selenskij meldete im Dezember 2021, also noch vor Kriegsbeginn, daß er sich an das Budapester Memorandum nicht mehr gebunden fühle. Damals verzichtete die Ukraine auf atomare Bewaffnung gegen Sicherheitsgarantien der anderen Signatarmächte für den Fall, daß sie angegriffen würde.

Fazit, eine neue „Verschwörungstheorie“:

Die deutsche Führung weiß also, daß die Ukraine Atomwaffen haben möchte. Die ukrainische Führung weiß, daß Deutschland gerne Atomwaffen hätte und diese auch in einem gemeinschaftlichen Projekt finanzieren würde. Und Frankreich weiß das auch alles.

Nur um ein Verständnis zu wecken, warum diese beiden Staaten besonders an die ukrainische Führung gebunden sind. Das ist nicht nur, wie die Kritik oft lautet, Untertänigkeit gegenüber den USA.

Es ist angesichts der Sachlage und der Kriegslage beruhigend, wenn die IAEA jetzt dort aufkreuzt und nach dem Rechten sieht – was übrigens der russischen Seite durchaus recht ist und war. Rußland hat der Mission gleich zugestimmt. Es war die ukrainische Seite, der das nicht besonders besonders in den Kram paßt. Sie hätte die Lage gerne dazu ausgenützt, sich wieder selbst des AKWs zu bemächtigen.

11 Gedanken zu “Fragen, die man stellen sollte

  1. Es gab anscheinend vor der Ankunft der IAEA-Mission einen Versuch der ukrainischen Truppen, das AKW einzunehmen, der wurde jedoch vereitelt.
    Sie starteten auf der anderen Seite des Stausees mit 7 Schiffen, um beim AKW zu landen. Was genau mit ihnen geschehen ist, ist unbekannt.

  2. Das Bataillon mit rund 200 bis 300 Mann soll mit den versenkten Schiffen untergegangen sein. Sollte die ukrainische Armee es tatsächlich geschafft haben, diese Soldaten kilometerweit über das offene Wasser in ihr sicheres Verderben zu jagen? Hätten 60 Fallschirmjäger irgendeine Chance gehabt, das AKW zu erobern? Für mich klingt das wie erfunden, aber so wie Selenskij (und seine US-"Berater") drauf ist, kann das natürlich auch bittere Realität sein.

  3. Der ganze Beschuß des AKWs ist ja eigentlich jenseits aller militärischen Logik, und soll vermutlich eine Art Erpressung an die westlichen Partner sein, ihn und seine Mannschaft trotz ausbleibender Erfolge nicht fallenzulassen.

    Immerhin hatte Guterres vor einigen Wochen, als die ukrainische Führung das AKW als Kriegsziel „entdeckte“, den Einfall, es zu „entmilitarisieren“. Mit einem Wort, der UNO-Häuptling forderte die Russen auf, das AKW zu räumen.

    Erst als klar wurde, daß davon keine Rede sein kann, kam die Sache mit der IAEA-Mission auf.

    ________

    Die russischen Medien vermuten, daß Selenskij & Co. ihren US- und britischen Beratern und Unterstützern einen Bären aufbinden über die tatsächliche Lage, und in den USA selbst der Pentagon dem Präsidenten auch nicht reinen Wein einschenkt über den tatsächlichen Zustand der ukrainischen Armee.

    Zu der Offensive im Süden liest man sogar in der Westpresse, daß die Krankenhäuser von Odessa und Nikolajew vor Verletzten übergehen und sehr häufig Leichenwagen gesichtet werden.

  4. Der Angriff auf das AKW durch die ukrainischen Streitkräfte erfolgte in 7 Schnellbooten aus einem Ort nordöstlich des AKWs am anderen Ufer und mit 2 Frachtkähnen aus Nikopol. Die Frachtkähne wurden samt Besatzung versenkt. Im Zuge dessen verstärkte sich auch der Beschuß und die Luftabwehr rund um das AKW.

    Die Aktion wurde angeblich vom MI6 geplant. Es wird von russischer Seite vermutet, daß damit entweder das AKW eingenommen (!) oder zumindest der Besuch der IAEA vereitelt werden sollte.

    Die war nämlich noch nie da, und das ist bemerkenswert, weil die Ukraine nach der Unabhängigkeit sich eben auch in AKW-Fragen von Rußland unabhängig machte und die Brennstäbe aus den USA von Westinghouse bezog. Im Zuge dessen wurden an dem AKW Umbauten vorgenommen, um diese Verheiratung verschiedener AKW-Technologien zu ermöglichen.

  5. Der Angriff auf das AKW durch die ukrainischen Streitkräfte erfolgte in 7 Schnellbooten aus einem Ort nordöstlich des AKWs am anderen Ufer und mit 2 Frachtkähnen aus Nikopol. Die Frachtkähne wurden samt Besatzung versenkt. Im Zuge dessen verstärkte sich auch der Beschuß und die Luftabwehr rund um das AKW.

    Die Aktion wurde angeblich vom MI6 geplant. Es wird von russischer Seite vermutet, daß damit entweder das AKW eingenommen (!) oder zumindest der Besuch der IAEA vereitelt werden sollte.

    Die war nämlich noch nie da, und das ist bemerkenswert, weil die Ukraine nach der Unabhängigkeit sich eben auch in AKW-Fragen von Rußland unabhängig machte und die Brennstäbe aus den USA von Westinghouse bezog. Im Zuge dessen wurden an dem AKW Umbauten vorgenommen, um diese Verheiratung verschiedener AKW-Technologien zu ermöglichen.

    Das wird noch interessant: „Die russische Seite bestand darauf, dass ballistische Experten in die Mission einbezogen werden, die in der Lage sind, »auf sich selbst geschossene« Terroranschläge von der anderen Seite des Dnjepr (die immer noch unter der Kontrolle von Kiew steht) zu unterscheiden.“
    Außerdem liegen in ganz Energodar jede Menge Munitionsreste aus NATO-Provenienz herum, es ist alsoleicht festzustellen, woher der Beschuß kam.

    Ebenso im Zusammenhang mit dem dort gelagerten spaltbaren Material.

    Die IAEA-Delegation ist übrigens recht umfangreich, weitaus mehr als 5 Personen, wie in manchen westlichen Medien kolportiert. Das geht aus einem von der KP veröffentlichten Video hervor.

    (KP, 2.9.)

  6. Der Besuch war ja kurz:

    Erst am Freitag war eine Besuchsmission der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) auf dem Gelände des von Russland besetzten Atomkraftwerks zu Ende gegangen. IAEA-Chef Rafael Grossi sagte nach seiner Rückkehr in Wien, dass er sich Sorgen wegen der schweren Kämpfe rund um das AKW mache. Zwei Vertreter der Organisation sollen in der Anlage geblieben sein.

    https://www.derstandard.at/jetzt/livebericht/2000138788590/hauptleitung-von-akw-saporischschja-erneut-von-netz-getrennt

  7. @Neoprene

    Geduld.
    Erstens dauert so etwas eine Zeit.
    Zweitens wird jetzt auf die Kommission oder die IAEA als Ganzes sicher viel Druck ausgeübt, zu lügen und sich unwissend zu stellen in heiklen Fragen.

    Übrigens entnehme ich russischen Zeitungen, daß die IAEA von Kiew erst nicht die geplante Reise nach Energodar antreten konnte, weil es unter Beschuß war und ja auch der Eroberungsversuch stattfand. Sie waren daher genötigt, ins russisch besetzte Berdjansk auszuweichen, dort zu übernachten und erst am nächsten Tag nach Energodar zu fahren.
    Ihre Anreise wurde also letztlich doch von der russischen Seite ermöglicht.
    (Lange wollte die Ukraine dem Besuch nicht zustimmen, weil die IAEA-Kommissions-Leute ursprünglich über die Krim einreisen wollten. Auch sonst war der Besuch der der IAEA dem ukrainischen Regime gar nicht recht.)

    Folgende Möglichkeiten gibt es:

    1. Die IAEA sagt, mein Name ist Hase, ich weiß von nichts.
    In dem Fall kann man nur auf Whistleblower hoffen, die anoynom etwas verlautbaren lassen, weil offiziell ist das lebensgefährlich.

    2. Die IAEA sagt, was Sache ist und dann geht ein Shitstorm los und irgendwer fällt vom Dach oder aus dem Fenster.

    3. Eine salomonische Zwischenlösung, die aber wahrscheinlich keine Seite befriedigen wird.

  8. In dem AKW in Zaporoschje/Energodar arbeiteten einige Leute, die nach 2014 nach Rußland emigrierten. Die KP in St. Petersburg hat einige dieser Leute zu ihrer Meinung gefragt.

    Sie sagen durchwegs, die Reaktoren selbst sind durch einen Betonmantel gut geschützt. Diese Art von Reaktoren wurden während des Kalten Krieges so gebaut, daß sie sogar den Aufprall eines Flugzeuges bei voller Geschwindigkeit aushalten.

    Aber es gibt andere Schwachstellen. Und zwar – neben dem bereits an anderer Stelle erwähnten Kühlkreislauf ist das ein Zwischenlager für verbrauchte Brennstäbe.
    Früher wurden die nach Krasnojarsk/Selenogorsk zur Wiederaufbereitung geschickt. Auch der KP-Artikel ist verschwiegen darüber, bis wann das geschah.
    Auf die dort Arbeitenden, die das mitentscheiden und auch bauen mußte, wurde viel Druck von oben ausgeübt, als Betriebsbelegschaft den Bau dieses Zwischenlagers zu genehmigen. Wohl war ihnen nicht dabei.

    „Die abgebrannten Brennelemente werden in diesem Zwischenlager in speziellen Behältern gelagert. Sie sind langlebig, aber nicht vor Beschuss geschützt. Und laut den befragten ehemaligen Mitarbeitern wurde nie an einen derartigen Schutz gedacht.
    Wenn ein solches Fass zerstört wird, wird es einen lokalen oder lokalen Unfall geben, teilen ehemalige Mitarbeiter des ZNPP mit.
    Die Umgebung wird infiziert, und zwar ernsthaft. Abgebrannter Brennstoff ist hochgradig radioaktiv. Aber es wird keine Kettenreaktion geben.“

    D.h., die dort im AKW Arbeitenden, die dort kämpfenden Soldaten und die ganze Umgebung von Energodar werden verseucht, aber bis Brüssel oder Berlin kommt nichts.

    (KP, 3.9.)

  9. Betrieb von ukrainischem AKW Saporischschja komplett gestoppt

    Weil wieder eine Verbindung zum ukrainischen Stromnetz besteht, wurde der restliche Betrieb zur Stromproduktion für den Eigenbedarf der Anlage beendet.

    Wir bekommen gerade eine Eilmeldung, dass der Betrieb des Atomkraftwerks Saporischschja komplett eingestellt ist. Das verkündete der staatliche Betreiber Energoatom. Auch der sechste und damit letzte Block der Anlage sei vom Stromnetz genommen worden. Vorbereitungen zur Abkühlung laufen.

    Internationale Beobachter der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) warnen wegen der instabilen Lage in der Atomanlage vor einer Katastrophe. Die Anlage hat demnach keine externe Stromversorgung mehr für die Kühlung von Reaktorkernen und Atommüll.

    Laut Energoatom arbeitete das AKW in den vergangenen drei Tagen bereits im "Inselbetrieb", das heißt, es produzierte nur noch Strom zur Eigenversorgung, weil alle Verbindungslinien zum ukrainischen Stromnetz durch den Beschuss unterbrochen worden seien. Am Samstagabend sei dann eine Leitung zum Stromnetz wieder hergestellt worden. Daraufhin sei entschieden worden, das AKW über diese Leitung zu versorgen und den letzten funktionierenden Reaktorblock abzuschalten und auf den sicheren Kaltzustand herunter zu kühlen.

    Das Risiko bleibt aber hoch, heißt es. Bei einer weiteren Beschädigung könnte der Betreiber zu einer Versorgung über Dieselgeneratoren gezwungen sein.

    https://www.derstandard.at/jetzt/livebericht/2000138994238/1000279437/ukraine-beklagt-verschleppung-mehrerer-mitarbeiter-des-akw-saporischschja

    Die Frage des Netzes wird in den westlichen Medien selten erwähnt. Aber an Zaporoschje hängen sowohl Städte in den russisch besetzten als in den unter ukrainischer Hand verbliebenen Gebieten. Außerdem ist ein Netz auch etwas Zusammenhängendes. Wie sich der Ausfall von Zaporoschje – womit die russische Seite lange gewartet hat, weil ein heruntergefahrender Reaktor sehr langwierig wieder gestartet werden kann – auf die Energieversorgung der Ukraine im kommenden Winter auswirken wird, werden wir beobachten können.

    Abschaltung von Saporischschja folgte auf IAEA-Warnung

    Die Komplettabschaltung des AKW Saporischschja folgt kurz nach der IAEA-Aussage, dass die Situation den Atomkraftwerks “zunehmend prekär” geworden ist. IAEA-Chef Rafael Grossi warnte am Freitag davor, dass die lebenswichtige externe Stromversorgung des Kernkraftwerks Saporischschja durch Beschuss zerstört wurde und es unwahrscheinlich sei, dass eine zuverlässige Versorgung wiederhergestellt werde. Grossi sagte, der Beschuss habe die Schaltanlage eines nahe gelegenen Wärmekraftwerks zerstört. Die Anlage hat das AKW jedes Mal mit Strom versorgt, wenn ihre normalen Versorgungsleitungen in den letzten drei Wochen unterbrochen wurden.

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