Pressespiegel El País, 17.1.: Globales Wettimpfen

„DIE IMPFUNG ERÖFFNET EINE SCHLACHT: LEBEN RETTEN UND GLOBALEN EINFLUSS GEWINNEN

Europa erlebt nervös den Beginn einer Kampagne, die sich auf das geopolitische Gleichgewicht in der Post-Covid-19-Welt auswirken wird
Marc Bassets

Es ist die größte Impfkampagne in der Geschichte. Von seinem Erfolg oder Misserfolg wird abhängen, ob nach fast einem Jahr der Ausgangsbeschränkungen und anderer Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus Milliarden von Menschen ohne Angst vor Ansteckung leben und arbeiten können. Auf dem Spiel stehen die Gesundheit der Menschheit und die Möglichkeit, dass die Wirtschaft des Planeten aus der schlimmsten Rezession seit Jahrzehnten hervorgeht.“

Starke Worte. Die „Menschheit“ und der „Planet“ stehen auf dem Spiel. Und das, obwohl sich in manchen Gegenden der Welt gar nicht solche Dramen abspielen und Erwartungen an die Impfung knüpfen.

„Aber da ist noch etwas anderes. Es sollte eine gemeinsame Anstrengung des gesamten Planeten sein. In Wirklichkeit findet ein Wettbewerb zwischen den Staaten statt, um herauszufinden, wer schneller und besser impft. Es ist eine Frage des Prestiges. Und der Macht.
»Es ist nicht nur so, dass die Großmächte versuchen, ihre Vorrangstellung zu behaupten, indem sie Dosen horten oder behaupten, ihr Impfstoff sei besser als die anderen«, erklärt die Spezialistin für politische Geographie Luiza Bialasiewicz, Professorin für europäische Regierungsführung an der Universität Amsterdam. »Der Impfstoff wird als Waffe eingesetzt«, fügt sie hinzu.
Bialasiewicz erwähnt das Beispiel der Bilder des russischen Impfstoffs, benannt nach dem sowjetischen Satelliten Sputnik aus dem Kalten Krieg, der in Argentinien ankommt, oder der chinesischen Impfstoffe in Afrika. Auch die Europäische Union (EU), in der die Kampagne langsamer gestartet wurde als in anderen Ländern, steht vor einem neuen Test ihrer Fähigkeit, als Weltmacht zu agieren.“

Warum „auch“?
China und Rußland liefern, die EU nicht – also ist das „auch“ unangebracht.
Das ist natürlich für die Propagandisten der EU sehr unangenehm.

„Nachdem seit Beginn der Kampagnen in den USA und im Vereinigten Königreich mehr als ein Monat vergangen ist, regen sich in einigen Ländern Zweifel an der Politik der EU, die vor Monaten beschlossen hat, den Kauf der Dosen zu zentralisieren, um sie gleichberechtigt unter den Mitgliedern zu verteilen und aus einer Position der Stärke günstigere Preise zu verhandeln. Jetzt gibt es Anzeichen von Ungeduld und Spaltung.
»Alle Verzögerungen sind Leben, die nicht gerettet werden können. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit«, sagt Antoine Flahault, Direktor des Instituts für globale Gesundheit an der Universität Genf in der Schweiz. »Darüber hinaus führen neue Varianten, die möglicherweise übertragbarer sind als frühere Stämme, dazu, dass wir den Schutz schutzbedürftiger Personen beschleunigen müssen. Je schneller, desto besser. Wenn es in ein paar Tagen möglich ist, besser als in ein paar Wochen, und wenn es in ein paar Wochen möglich ist, besser als in ein paar Monaten.«“

Den flammenden Ehrgeiz, möglichst schnell möglichst viele Leben zu retten, möchte man sich bei Hungerkatastrophen in Afrika oder Bootsunglücken im Mittelmeer wünschen. Das wäre da mit weitaus weniger Aufwand problemlos zu erreichen.
Das humanitäre Gesäusel um die Vermeidung von unnötigen Todesfällen hat also sehr viel mit anderen, weniger humanistischen Zielen wie Staatenkonkurrenz und Wirtschaftswachstum zu tun:

„Wie im Kalten Krieg mit dem Wettbewerb zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion um die Eroberung des Weltraums, oder mit dem Wettrüsten, hat die Impfung gegen ein Virus, das in einem Jahr bereits mehr als zwei Millionen Menschen getötet hat, einen Kampf um Einfluss eröffnet. Dieser Kampf trifft auf das geopolitische Gleichgewicht in einer Zeit der Fragilität der US-Hegemonie, der Festigung der chinesischen Macht und der europäischen Unentschlossenheit. Millionen von Menschenleben und das Vertrauen der Bürger in die Regierungen ihrer Länder hängen von den Ergebnissen der Kampagne ab. Jeder Misserfolg – aufgrund hoher Preise von Impfstoffen, Engpässen bei der Verteilung oder Wirkungslosigkeit bei der Eindämmung von COVID-19 – hätte schwerwiegende Folgen für die Machthaber und das Vertrauen in das System nach den Fehltritten vieler westlicher Demokratien bei der Bewältigung der Pandemie im Jahr 2020.

Misstrauen in die gemeinsame Strategie

Am Freitag äußerten mehrere europäische Länder ihre »große Besorgnis über die Nachhaltigkeit und Glaubwürdigkeit des Impfprozesses«, nachdem angekündigt wurde, dass sich die Verteilung der vom US-Labor Pfizer zusammen mit dem deutschen BioNTech hergestellten Impfstoffe verzögert. Das Ungarn des Nationalisten Viktor Orbán schürt seit Wochen das Misstrauen gegenüber der gemeinsamen Impfstrategie und hat beschlossen, Impfstoffe von Chinas Sinopharm zu kaufen.
In Frankreich, wo Skepsis auch über die Impfgegner-Bewegung hinaus tief verwurzelt ist, begann die Regierung die Kampagne sehr vorsichtig, was Alarm auslöste. Es gab einen Grund für die Langsamkeit: den Zurückhaltenden zu überzeugen. »Unsere erste Herausforderung bestand darin, die Bedingungen zu schaffen, unter denen die Franzosen geimpft werden wollen«, sagte die französische Ministerin für öffentliche Verwaltung, Amélie de Montchalin, gegenüber EL PAÍS. »Unbestreitbar funktioniert es.« Ende Dezember wollten nur 42% der Franzosen geimpft werden; Laut einer Umfrage sind es jetzt 56%. Die Impfrate hat sich beschleunigt.
In Deutschland, wo mehr und schneller geimpft wird als in Frankreich, wurde die Europäische Kommission kritisiert und das gemeinsame Verfahren bei der Genehmigung und Beschaffung von Dosen als zu bürokratisch angesehen. »Es ist schwer zu erklären, dass in Deutschland ein sehr guter Impfstoff entwickelt wurde und an anderer Stelle schneller geimpft wurde«, beklagte sich der bayerische Landespräsident Markus Söder in einem Interview mit Bild am Sonntag. »Der Zeitfaktor ist entscheidend. Wenn Israel, die Vereinigten Staaten oder das Vereinigte Königreich in der Impfung weiter fortgeschritten sind, werden sie auch wirtschaftlich davon profitieren.«“

Das ist also die Besorgnis der Politiker: Daß der durch die Pandemie geschrumpfte Weltmarkt, auf dem viel Zahlungsfähigkeit und Produktion vernichtet wurde, dann von den Unternehmen derjenigen Staaten erobert wird, die schneller aus den Lockdowns herauskommen und ihre Wirtschaft wieder hochfahren können.
Das ist wahrscheinlich eine verkehrte Auffassung über Impfung, Krankheit, Wirtschaft und Weltmarkt, aber die beseelt die Politiker der westlichen Mächte.

„Weltweit wurden nach einer Berechnung der Bloomberg-Agentur 37,9 Millionen Dosen Coronavirus-Impfstoff verabreicht. Davon 12,9 Millionen in den Vereinigten Staaten; 9 Millionen in China und 4,8 Millionen in der EU. Das erste, was auf der Impfkarte der Welt auffällt, ist die große Lücke in weiten Teilen der südlichen Hemisphäre, wo entweder keine Daten verfügbar oder die Impfraten verschwindend sind.“

Auch das klingt wieder sehr besorgt – die arme südliche Hemisphäre, benachteiligt, wie immer! –, steht aber in Widerspruch zu den oben erwähnten Bildern von russischen Impfstoff in Argentinien und den chinesischen in Afrika.
Es fragt sich, ob auf dieser Welt-Impfkarte die Impfstoffe aus China und Rußland überhaupt eingetragen sind?

„Wenn der Vergleich nach der Anzahl der Dosen pro hundert Einwohner durchgeführt wird, schneiden die Europäer schlecht ab: 1,09 Dosen pro hundert Einwohner, verglichen mit 3,95 in den Vereinigten Staaten, 5,51 im kürzlich aus der EU ausgetretenen Vereinigten Königreich, 15,5 für die Vereinigten Arabischen Emirate oder 24,24 für Israel, dem am weitesten fortgeschrittenen Land.
»Wenn Sie die Parallele zum Wettrüsten ziehen, ist die Mobilisierungsfähigkeit der Vereinigten Staaten phänomenal: Sie wird immer unterschätzt«, sagt François Heisbourg, Berater des Think Tanks des International Institute for Strategic Studies. »Die ersten beiden Impfstoffe, die von den anspruchsvollsten Behörden, der europäischen und der amerikanischen, zugelassen wurden, sind die von Pfizer und Moderna, die Amerikaner sind, mit deutscher Hilfe im Fall der ersten.«
Die Impfkampagne, wie sie in Frankreich in den ersten Tagen zu sehen war, bietet einen fruchtbaren Boden für Verschwörungstheorien. »Wir leben in einem Moment geopolitischen Taumelns«, reflektiert Bialasiewicz von der Universität Amsterdam, »und die Pandemie hat frühere Trends wie das Misstrauen gegenüber Eliten sowie wissenschaftliches und anderes Wissen nur verschärft.«
Für Heisbourg ist es noch zu früh, um den Erfolg oder Misserfolg der Operation beurteilen zu können. Der Kampf hat gerade erst begonnen, in vielen Ländern gibt es noch Maßnahmen zur Eindämmung und Einschränkungen, und die Varianten des Virus können eine Änderung der Berechnungen erzwingen. »Wenn dies ein Test ist«, sagt er, »ist es kein 100-Meter-Sprint, aber wir wissen nicht, ob es ein 5.000-Meter-Rennen oder ein Marathon sein wird.«“

Die ganze Impf-Tätigkeit wird besprochen wie ein Krieg: Schlacht, Kampf, Wettrüsten, Kalter Krieg, Kampagne, Mobilisierung.
Die Sorge ist groß, daß die Soldaten den Gehorsam verweigern könnten und die ganze Sache überhaupt in einer großen Niederlage endet.

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DIE EU, CHINA UND DAS AFRIKANISCHE SPIELBRETT
»Wenn die Europäische Kommission nicht gehandelt hätte, hätten sich die Spaltungen und Ungleichheiten in der EU verschlechtert: Das Zusammenhalten der Union ist eine politische Errungenschaft. Und er hat die Preise ziemlich gut ausgehandelt«, sagt Sueri Moon, Co-Direktor des Zentrums für globale Gesundheit am Graduate Institute in Genf.
Moon weist darauf hin, dass die Bemühungen von dem multilateralen Mechanismus COVAX, Ländern mit niedrigem Einkommen den Zugang zu Impfstoffen zu ermöglichen, untergraben wurden, als die Europäer einen Großteil des weltweiten Angebots kauften. »Es ist bezeichnend für den Impfstoff-Wettlauf, dass jedes Land seine nationalen oder regionalen Interessen in den Vordergrund stellt«, sagt Moon.“

Welch eine Überraschung!
Und das, nachdem weiter oben von Wettrüsten geschrieben wurde …

„»Die westliche und europäische Impfstoffproduktion ist begrenzt«, sagt Theodore Murphy, Verantwortlicher für Afrika beim Europäischen Rat für Auswärtige Beziehungen. Da sich COVAX auf die westliche Produktion stützt und die EU der Impfung ihrer Bürger Priorität einräumt, wurden Länder mit niedrigem Einkommen in die zweite Reihe verwiesen. Und hier kommt China, das einen Überschuss an Impfstoffen hat, die es in Afrika vertreiben kann. »Wir Europäer«, sagt Murphy, »konkurrieren mit China in Afrika, und deshalb müssen wir Impfstoffe nicht nur als humanitäres Problem betrachten, sondern als eine Möglichkeit, unseren Wert als Partner unter Beweis zu stellen.«“

Diese Show, wie es aussieht, ist bereits gelaufen.

Pandemie und Finanzwelt, Teil 2

NULLZINSEN – FÜR WEN UND WOFÜR?
Zum Artikel von S. Kaufmann in der FR
„Erreichten die Zinsen in den Industriestaaten real – also abzüglich Inflation – in den 80er-Jahren im Durchschnitt noch sieben Prozent, so bringen sie inzwischen fast keine Rendite mehr. Ein Ende ist nicht abzusehen. In den USA stehen »auf Jahre hinaus« Nullzinsen an, so die Commerzbank, und in Europa und Japan dürfte das nicht anders sein.“
Soso. „Die Zinsen“ stehen auf Null.
Man muß einmal fragen: Welche Zinsen? Also welche Schuldner zahlen welchen Gläubigern Null Zinsen?
Weil daß nicht alle Nullzinsen zahlen, ist jedem wohlbekannt, der nur entfernt etwas mit Bank oder Krediten zu tun hat.
„Die durchschnittlichen Zinsen für Wohnbaukredite an private Haushalte in Euro waren im September 2020 mit 1,28 % um 29 Basispunkte niedriger als vor Jahresfrist.“ (ÖNB, 22.11.)
Bei diesem „Durchschnitt“ muß man folgendes in Betracht ziehen:
1. Bei einem Wohnbau– oder sonstigem Immobilienkredit sind die Zinsen höher oder niedriger nach dem Anteil der Eigenmittel. Je mehr Geld jemand selber hat, um so weniger muß er oder sie Zinsen zahlen. Wie ärmer jemand also ist, um so höhere Zinsen muß er brennen.
2. Dieser Durchschnitt bezieht sich auf eine bestimmte Laufzeit. Bei längerer Laufzeit verringert sich der Zinssatz, aber die zu bezahlende Zinssumme erhöht sich.
3. In einen Kreditvertrag für Immobilienerwerb fließen viele Faktoren ein, sodaß sich meistens der Laie überhaupt nicht auskennt. Im Rahmen dessen kommen Gebühren aller Art hinzu, die nicht als Zins ausgewiesen sind, vom Standpunkt des Schuldners aber genau das sind: Preis für das geliehene Geld.
Vermutlich ist es noch zu niedrig gegriffen, wenn 5-7% als normale Zinsen für einen Immobilienkredit angesetzt werden. Dennoch kriegen sich die Kreditportale der mit Kunden nicht allzu reich gesegneten Kreditinstitute kaum ein, wie günstig die Gelegenheit ist, und wie Kreditkunden „aus dem Vollen“ schöpfen können!
Bei Kontoüberziehung werden zwischen 7 und 13% berechnet, wie man dem Internet entnehmen kann.
Eine andere Sache sind Autokäufe. Hier ist das Leasing ein bewährtes Mittel, den Zinssatz zu verschleiern und mit Kaskoversicherung usw. zu vermischen.
Aber auch die berühmten Klein- und Mittelbetriebe (KMU) kommen nur äußerst mühsam an halbwegs tragbare Kredite, was man so liest.
Die Null- und Negativzinsen sind also den oberen Sphären des Finanzkapitals und den öffentlichen Schuldnern vorbehalten. Sie sind sozusagen das Schmiermittel für den Kreislauf des Geldes und der Währungen zwischen den souveränen Schuldnern und den an der Geldschöpfung beteiligten Geldinstituten.
„Nur so lassen sich die staatlichen Defizite und die hohen Schulden der Unternehmen finanzieren.“
Dieser lapidare Satz hat viel Inhalt. Er heißt nämlich: Die Defizite der Staaten und die Schulden der Unternehmen haben Dimensionen, die den Akteuren selbst nicht geheuer sind, und es gibt keine Perspektive, daß sie sich je wieder verringern werden. Sie sind da, um zu bleiben.
Aber wenn man für dieser (Un)Summen die Zinsen abschafft, so kann man noch eine Zeitlang weitermachen.
„Diese Kombination – die Regierungen machen Schulden, die Zentralbanken kaufen sie auf und verwandeln sie im Zusammenspiel mit den Privatbanken in zusätzliches Geld – beruht darauf, dass die Inflation nicht anzieht.“
Die Inflation „zieht nicht an“, d.h., es gibt praktisch keine.
Warum nur?
Die Inflation – also Preissteigerungen –, setzt Kaufkraft voraus. Waren werden erzeugt, nachgefragt, verkauft, die Kassen klingeln, und deswegen können Preise auch erhöht werden, und die Waren bleiben dennoch nicht liegen.
Davon kann schon seit geraumer Zeit keine Rede sein. Die ganzen Billionen schwappen eben nur in den oberen Etagen herum, und kommen nie zu den Normalverbrauchern. Diese wiederum verfügen über eine begrenzte Kaufkraft, die für ein „robustes“ Wachstum nichts hergibt.
Und so dümpelt die Inflation seit geraumer Zeit in der 1%-Zone herum. Vor Jahren, in der Ära Draghi, der diesen Zustand mit seinen Aufkaufprogrammen der EZB für Anleihen erst dauerhaft gemacht hatte, wurde dies noch beklagt. Inzwischen hat die Finanzwelt ihren Frieden damit gemacht und sieht das als gute Grundlage dafür an, mit den Nullzinsen in der oberen Etage doch noch irgendwelche schwindligen Geschäfte mit Wertpapieren und Derivaten zu machen.
„So sieht es aus, das »befremdliche Gleichgewicht« der Weltwirtschaft: Ihr Potenzialwachstum ist schwächlich, die Finanzpolitik bleibt daher expansiv angesichts der sozialen Probleme und der Notwendigkeit öffentlicher Investitionen in Energieversorgung, Greentech und Digitalisierung. Die stärkere Rolle des Staates, so die Schweizer Bank Credit Suisse, werde die Pandemie weit überdauern.
Was wohl „Potenzialwachstum“ sein soll?
Das reale Wachstum ist schwach bis gar nicht vorhanden, aber irgendwo gibt es Oasen, wo findige Leute noch Geld machen können, indem die sichtbare Hand der schuldenmachenden Staatsgewalten dort für Zahlungsfähigkeit sorgt.
Bemerkenswert, wo die ganze volkswirtschaftliche Lehre des Wohlstands durch Privatisierung, Wachstum durch Eigeninitiative, freie Konkurrenz der Kapitale usw. gelandet ist: Wie Lieferanten stellen sich Bankiers und Finanzmagnaten bei der Hintertür der Nationalbanken und der EZB an, um dort Garantien, Liquidität und sonstige Rettungsreifen zu erhalten, wegen der vielen Miesen, die sie in den Bilanzen stehen haben. Sie sind ja – und das ist richtig – systemwichtig.
Vorne hingegen treten sie als Financiers und Geschäftsleute mit dicken Koffern auf (in die von den bei ihnen verschuldeten Staaten Geld hineingestopft wurde) und ermöglichen als eine Art Wohltäter den Fortschritt, den Straßenbau, den sozialen Wohnbau, die Entwicklung der Zukunftsindustrien usw. usf.
Auch mit dem Auspressen anderer Kontinente zur eigenen Bereicherung scheint es vorbei zu sein:
„Die großen Gewinne der Integration Chinas und anderer Schwellenländer mit ihrer billigen Arbeit sind im Wesentlichen ausgeschöpft“, urteilt die Berenberg Bank. Der KOF Globalization Index zeigt laut Credit Suisse, dass die wirtschaftliche Globalisierung bereits seit 2007 stagniert.“
Das verflixte Jahr 2007 – der Anfang der Finanzkrise, der die Kreditschöpfung aus dem Nichts auf ihre ökonomischen Grundlagen zurückverwies – leitete den Niedergang der Alten Welt ein. Die Finanzierung der Kaufkraft durch Kredit kam an ihr Ende.
„»Manchmal«, schrieb der US-Ökonom Branko Milanovic, »glaube ich, dass das Virus auch gekommen ist, um uns zu lehren, dass die Hälfte aller selbstverständlichen Wahrheiten in politischer und ökonomischer Wissenschaft schlicht falsch sind.«“
Die Hälfte?

Nachtrag zur Masernimpfung

DIE WIRKLICHEN SUBJEKTE DES IMPFGESCHEHENS: REGIERUNGEN, GESUNDHEITSBEHÖRDEN UND PRIVATE WOHLTÄTIGKEIT
Folgende Zuschrift erreichte mich nach Veröffentlichung der vorigen Texte. Ich wollte das erst als Ergänzung unterbringen, es scheint mir jedoch einen eigenen Beitrag wert zu sein.
„Masern sind jedenfalls nicht nur für geschwächte Patienten gefährlich – meine Schwester hat nach der Maserninfektion (vermutlich von mir angesteckt) eine Hirnhautentzündung bekommen und ist fast gestorben.
Allgemein:
Von 100 Erkrankten bekommen etwa 3 eine Lungenentzündung.
Von 1 000 Erkrankten bekommt etwa 1 eine Gehirnentzündung, die bei ungefähr jedem Dritten zu dauerhaften Schäden führt.
Selten kann es noch Jahre später zu einer besonderen Form von Gehirnentzündung kommen. Diese sogenannte subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE) verläuft immer tödlich. Von 100 000 Masernkranken sind schätzungsweise 4 bis 11 betroffen. Erkrankte Kinder unter 5 Jahren bekommen häufiger SSPE: von 100 000 etwa 30 bis 60.
Schätzungen zufolge stirbt etwa 1 von 1 000 Erkrankten an den Masern und deren Folgen.
Ich glaube eigentlich nicht, dass das nur Werbeargumente der Pharma-Industrie sind. Die weltweite Ausrottung der Masern durch genügend Impfung wäre jedenfalls nicht schlecht!“
Es scheint so zu sein, daß man entweder Leute kennt, die Masernprobleme haben, oder solche, die Impfschäden haben.
Ich erkläre mir das dadurch, daß es möglicherweise regionale Unterschiede in der Verlaufsform gibt.
Außerdem ist offensichtlich, daß allgemein heute die Krankheit oftmals schwerer verläuft als in den 60-er und 70-er Jahren. Entweder das Virus hat sich verändert oder die allgemeine Widerstandsfähigkeit hat sich verschlechtert. Oder beides.
Natürlich, ohne Grund wird eine Impfung nicht entwickelt.
Aber es ist erwähnenswert, daß die Impf-Skepsis eben mit dieser Masern-Impfung ihren Anfang nimmt. Vorher waren Impfungen als gut und bekömmlich akzeptiert.
Mit dieser Einschränkung möchte ich dennoch betonen, daß eine Impfung nicht Maßnahmen ersetzen kann, die den allgemeinen, durch die Lebensbedingungen hervorgerufenen Gesundheitszustand betreffen.
An dieser Stelle ist vielleicht auch darauf hinzuweisen, daß die Werbung für Impf-Kampagnen nicht von der Pharma-Industrie ausgeht. Das ist auch wichtig, weil viele Menschen meinen, daß es eben die Pharma-Lobby sei, die hinter der ganzen Impf-Propaganda steckt.
Aber Impfungen werden erst entwickelt, weil sich ein zahlungskräftiges Interesse für sie findet. Mit anderen Worten, die Pharmakonzerne müssen einen Auftraggeber haben, der diese Forschungen finanziert. Außerdem ist es nicht mit Forschung allein getan.
Virale Impfstoffe brauchen für ihre Herstellung einen Lebendwirt und sind auch dann, wenn der Impfstoff einmal entwickelt ist, kostspielig zu erzeugen. Unmengen von Hühnereiern und Affenlebern und ähnlichem werden da in den Labors mit ebenfalls sehr kostspieligen Verfahren verarbeitet, um den Impfstoff in den nötigen Mengen herzustellen. Dann muß er aber günstig bzw. kostenlos sein, damit er großflächig über die Bevölkerung ausgestreut werden kann.
Die Bill Gates-Stiftung befaßt sich vor allem damit, Impfstoffe zu kaufen bzw. erst einmal in Auftrag zu geben, um sie dann dort einzusetzen, wo die jeweiligen Staaten nicht zahlungskräftig genug sind, um den Impfstoff anzukaufen und ihrer Bevölkerung zukommen zu lassen.
Gates verdient hier also nichts, sondern greift ordentlich in die Tasche.
Die Motivation für die Herstellung und Bewerbung der Impfung ist also nicht das sattsam bekannte und immer wieder strapazierte „Gewinnstreben“.
Das wird nur ins Recht gesetzt und benutzt, wenn die Besteller tief in die Tasche greifen.