Eigentum ist tödlich

EIGENTUM IST TÖDLICH
Am 5.8. 2009 brachen zwei Jugendliche in einen Merkur in Krems ein.
Für die, die es nicht wissen: Merkur ist ein Lebensmittelgeschäft. Vermutlich wollten sie Alk klauen. Große Sachwerte finden sich in solchen Geschäften nicht.
Der Alarm wurde ausgelöst und zwei Polizisten erschienen. Als die Buben flüchten wollten, erschossen sie einen von ihnen, den zweiten trafen Schüsse in beide Oberschenkel.
Obwohl die Polizisten nur ihre Pflicht getan und das Eigentum des Merkur geschützt hatten, hat das ganze doch eine etwas schiefe Optik. Also mußten eine Reihe von Erklärungen und Medienpropaganda aufgefahren werden, um zu beweisen, daß diese kleine Hinrichtung im Interesse der Allgemeinheit war und „wir alle“ froh sein müssen, daß die Ordnungshüter so auf zack sind, wenn sich jemand gegen die Eigentumsordnung vergeht.
Der verletzte Täter wurde gleich vom Krankenhaus weg verhaftet. So einen gefährlichen Menschen kann man trotz Verletzungen nicht frei herumlaufen lassen, wegen Verabredungs-, Wiederholungs- und Fluchtgefahr nämlich. Es war offenbar kein Problem, in Krems einen Juristen zu finden, der den Haftbefehl unterzeichnet.
Es wurde verkündet, die beiden Jugendlichen seien für die Polizei „keine Unbekannten“ gewesen und schon öfter unangenehm aufgefallen. Vermutlich haben sie schon einmal Schokolade in einem Supermarkt geklaut. Auf jeden Fall: gemeingefähliche Gesetzesbrecher, die sicher in Zukunft noch viel ärgere Dinge drehen würden und bei denen es gut ist, wenn man sie rechtzeitig wegräumt.
Es wurde auch eine kleine Kampagne gestartet gegen die Verkommenheit der Jugend von heute, die angeblich keine Werte anerkennt und der man nur mit Gewalt beikommen kann. Die zwei Burschen aus Krems wurden als warnendes Beispiel hingestellt, als ein Exempel, das man einmal statuieren mußte, um weiteren Verfall der Sitten zu stoppen. Struwwelpeter live.
Nicht fehlen durfte der Hinweis auf das „organisierte Verbrechen“: Die zwei gemeingefährlichen Täter seinen „nicht allein“ gewesen, sie hätten „Komplizen“ gehabt. Eine Mafia zur Stroh-Rum-Beschaffung und flottem Handel mit demselben? Auf jeden Fall, das zur Beruhigung des p.t. Publikums, waren die zwei Verdächtigen keine Österreicher: Erst wurde ein Rumäne, dann ein Serbe drangsalisiert, doch ihre Beteiligung bei diesem schweren Verbrechen zuzugeben. Vergeblich, selbstverständlich, da es sich um reine Erfindungen der Kremser Polizei handelte.
Man kann sich als Außenstehender unschwer vorstellen, was mit dem verhafteten 17-jährigen Einbrecher alles getrieben wurde, um ihn zu Aussagen zu bewegen, die zwar den Tatsachen widersprochen, aber die heldenhafte Aktion der beiden Ordnungshüter unterstrichen hätten, indem sie deren unrichtige Angaben bestätigt hätten: Daß die beiden Einbrecher bewaffnet waren und die Polizisten attackiert hätten, und daß das ganze von einer organisierten Bande ausgegangen ist.
Nachdem das ballistische Gutachten ergeben hat, daß der 14-jährige Florian aus 2 Meter Entfernung in den Rücken geschossen wurde und auch klargestellt worden ist, daß die Beleuchtung in dem Supermarkt gut genug war, um zu sehen, mit wem man es zu tun hatte, und natürlich auch die angebliche Bewaffnung der zwei Burschen nicht aufgetaucht ist –
ist trotzdem außer Frage, daß die zwei Beamten im Recht waren, denn:
Das Privateigentum schützt die Verfassung.
Also hat die Polizei das Recht, gegen diejenigen vorzugehen, die gegen das Eigentum verstoßen. Deshalb hat sie auch Schußwaffen und darf die einsetzen.
Einbrecher zu erschießen, steht nicht im Widerspruch zu den Menschenrechten. Einbrechen gehen hingegen verstößt dagegen.
Im Zuge der Medienkampagne zur Verteidigung des Eigentums gab es noch ein paar Klarstellungen zur Jugend von heute: Wer jung ist, hat sich einzufügen und brav zu sein. Am besten möglichst schnell arbeiten gehen, damit das Pensionssystem gesichert ist. Als zahlungskräftige Konsumenten sind die Kids hochwillkommen. Wer hingegen keinen Job hat und keine Kohle, und dann noch womöglich konsumieren will, ohne zu zahlen – den kann man ruhig abservieren. So einer fällt offensichtlich unter die Kategorie „lebensunwertes Leben“.

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