WER WIEVIEL – MIT WELCHEN MITTELN – WELCHE WAFFENGATTUNGEN USW.
Das wird eine Beobachtungsseite, was man über die Rüstung der EU-Staaten mitbekommt. Auch darüber, wie mit denen verfahren wird, die sich daran nicht beteiligen wollen.
Zum Einstieg einmal eine Aufstellung aus El País, welches Land wieviel von seinem BIP für die Rüstung aufwendet, Spitzenreiter ist Polen:
Noch bevor die KI irgendetwas leistet, verbraucht sie einmal große Mengen an Wasser und Energie.
„Eine Entschlüsselung des Wasserverbrauchs der KI: So verbirgt Amazon, wie viel seine Cloud in Spanien trinkt Die Gesetzeslage und die Verträge verpflichten die Unternehmen nicht dazu, Angaben zu den in ihren Serverfarmen genutzten Ressourcen zu machen. Anhand der von EL PAÍS erhaltenen Daten lässt sich abschätzen, wie viel Wasser eine der AWS-Einrichtungen in Aragon verbraucht.
Von außen erinnert jedes der drei Rechenzentren, die Amazon Web Services (AWS) seit 2022 in Spanien betreibt, an einen Militärstützpunkt. Ein erster, mehrere Meter hoher Zaun mit Pfosten und Überwachungskameras schützt jeden dieser Komplexe. Ein zweiter Zaun, der sich bereits auf dem Gelände selbst befindet, bestätigt das Gefühl von Hochsicherheit, das diese mit Servern gefüllten Gebäude umgibt.“
Spanien hat offenbar Amazon Tür und Tor geöffnet, um diese sensible Zukunftstechnologie bei sich zu beherbergen. Dazu trägt bei, daß in Spanien weite Landstriche beinahe menschenleer sind, sodaß man da leicht große Strukturen mitten in die Landschaft stellen kann, ohne daß irgendwelche Proteste dagegen zu erwarten sind. Im Gegenteil, die betroffenen Gemeinden küssen den Investoren die Schuhe, wenn sie dort etwas Leben in die Bude bringen.
„Es ist nun 2 Jahre her, dass Amazon über seine Computerdienstleistungstochter AWS in Spanien seinen ersten regionalen Cluster in Südeuropa eröffnet hat. Insgesamt wurden 3 solcher Rechenzentren in den Provinzen Saragossa und Huesca errichtet, die weniger als 80 Kilometer voneinander entfernt sind. Im vergangenen Mai kündigte das Unternehmen Pläne zur Erweiterung der drei Komplexe und zur Aufnahme von zwei weiteren in sein Netzwerk an. Dabei handelt es sich um ein Megaprojekt, das der amerikanische Technologiekonzern als Schlüsselprojekt für sein globales Geschäft betrachtet.
Doch das Rennen um die Schulung, das Hosting und den Betrieb immer größerer Modelle künstlicher Intelligenz (KI) hat seinen Preis. Die gewaltigen Infrastrukturen, die die Internetgiganten in aller Eile aufbauen, erfordern Ressourcen in beispielloser Menge. Dabei sticht der Energiesektor besonders hervor, doch in Klimazonen wie denen Spaniens gibt auch die intensive Wassernutzung Anlass zur Sorge. Immer mehr Stimmen schlagen wegen dieser Umweltauswirkungen Alarm.“
Erinnert ein wenig an Tesla in der Uckermark …
„Es ist jedoch schwierig, diese Auswirkungen in Zahlen auszudrücken. Große Technologieunternehmen geben nicht bekannt, wie viel Energie und Wasser sie in ihren verschiedenen Rechenzentren auf der ganzen Welt verbrauchen.
Auch AWS tut dies nicht für seine Komplexe in den aragonesischen Gemeinden El Burgo de Ebro, Villanueva de Gállego und Huesca.
Um ein realistisches Bild vom ökologischen Fußabdruck dieses schnell wachsenden Sektors zu zeichnen, hat EL PAÍS mehrere Monate lang bei verschiedenen Verwaltungen Daten zur Nachhaltigkeit der AWS-Zentren in Aragon im ersten Jahr ihres Bestehens angefordert. Die im Rahmen dieser Untersuchung erhaltenen Antworten und konsultierten Quellen spiegeln die Intransparenz wider, die eine nach Ressourcen dürstende, millionenschwere Industrie umgibt. Sie zeigen aber auch das Fehlen staatlicher Mechanismen zur Überwachung des privaten Sektors auf.“
Eine heutzutage typische Redewendung: Etwas „fehlt“. Damit wird erstens indirekt ausgesprochen, daß bei entsprechender gesetzlicher Regelung die Vernutzung von Land und Leuten für internationalen Profit und nationales Wachstum in Ordnung geht. Zweitens wird so getan, als hätten die Politiker und Juristen, die diese Ansiedlung genehmigt haben, etwas vergessen oder übersehen. Es kommt dem Autor des Artikels gar nicht in den Sinn, daß das Absicht gewesen sein könnte, um eben diese Investition und Technologie nach Spanien zu holen.
„Wasser aus öffentlicher Versorgung
Von außen betrachtet scheinen Amazons Rechenzentren in Aragon unbemerkt bleiben zu wollen. Obwohl man sie an der Größe ihrer Gebäude sofort erkennt, besitzt keines von ihnen große Schilder mit dem Namen oder dem Smiley-Logo, das das Unternehmen kennzeichnet.
Die Zentren in El Burgo, Villanueva und Huesca liegen in Industriegebieten mit großen Brachflächen und verfügen über eine ähnliche Struktur aus großen Lagerhallen. Neben diesen Gebäuden, in denen die Server untergebracht sind, stehen mehrere silberne Tanks. In ihrem Inneren wird Wasser gespeichert, ein entscheidendes Element für ihre ordnungsgemäße Funktion.
Zu viel Hitze im Inneren eines Rechenzentrums kann zur Überhitzung von Computern und zu Geräteausfällen führen. Um dies zu verhindern, verwendet AWS Ventilatoren, die Luft von außen ansaugen und in den Komplex drücken. In Klimazonen wie denen von Aragon besteht das Problem in den hohen Temperaturen der Sommermonate, die zunehmend drückender werden.
Laut Firmenunterlagen ist bei Außentemperaturen über 29,4 Grad das Aktivieren der Kühlung mittels Wasserverdunstung zwingend erforderlich. Dabei fließen literweise aufbereitetes Wasser durch die Leitungen dieser Zentren und gelangen zu den für die Klimatisierung zuständigen Ventilatoren. Seit der Inbetriebnahme im November 2022 sind die drei Komplexe an das städtische Trinkwasserversorgungsnetz angeschlossen.“
Die Frage ist, was hier unter „aufbereitet“ verstanden wird – vermutlich werden Chemikalien in dieses Wasser getan.
„Im Rahmen des Transparenzgesetzes hat EL PAÍS von den drei Kommunen Daten zur jüngsten Entwicklung des industriellen Wasserverbrauchs angefordert. Nur die Stadtverwaltung von Huesca hat Zahlen vorgelegt. Seit das AWS-Zentrum seinen Betrieb aufgenommen hat, ist der Wasserverbrauch für die Industrie in der Hauptstadt Huesca nach Angaben dieser Zeitung jährlich um 62 Millionen Liter (62.000 Kubikmeter) gestiegen.
Diese Zahl liegt über den Schätzungen, die das Unternehmen in den Berichten vor dem Bau veröffentlichte und die einen Verbrauch von 36 Millionen Litern pro Jahr vorhersagten. Das kommunale Register zur Erfassung der Wassermengen für industrielle Zwecke nimmt keine Unterscheidung zwischen den an das Netz angeschlossenen Kunden vor. Lokale Informationsquellen bestätigten jedoch, dass AWS im analysierten Zeitraum (2021 bis 2023, das letzte Jahr mit Daten) die einzige wasserintensive Industrie war, die hier angesiedelt wurde.“
Es scheint zumindest unterschiedliche Netze und Messungen für industrielles und für privat verwendetes Wasser zu geben.
Immerhin etwas. Wenn das alles im städtischen Trinkwasser-Versorgungsnetz bedient wird …
„»Ein weiterer Nagel im Sarg«
Sind diese Zahlen für ein Gebiet wie Aragon hoch?
Ricardo Aliod ist Forscher bei der Stiftung Nueva Cultura del Agua (Neue Wasserkultur). Bei der Vorlage der Daten vergleicht dieser Experte sie mit anderen in dieser Gegend stark vertretenen Industriezweigen, wie etwa der Schweineindustrie, die viel Wasser benötigt. Oder im Vergleich zu hier weit verbreiteten landwirtschaftlichen Nutzpflanzen wie Luzerne und Mais. »Dieser Anstieg stellt im Vergleich zur städtischen Nutzung einen hohen Nutzungsgrad dar. (…) Aber im Vergleich zur Bewässerung verblassen die Zahlen«, sagt er. Er führt weiter aus, dass allerdings in einem Gebiet mit prekärer Wasserversorgung jeder weitere Großverbraucher nach EU-Kriterien problematisch sei. »Wir verbrauchen mehr Wasser, als uns zur Verfügung steht. Jeder neue Großverbraucher ist also ein Nagel zu unserem Sarg. Es ist eine zusätzliche Belastung«, gibt er zu bedenken. Allerdings geben diese Daten nur eine kleine Annäherung an den tatsächlichen Wasser-Fußabdruck dieser Zentren heute wieder.“
Dieses Fußabdrucks-Geschwätz ist ein weiterer Teil der Propaganda, nach der „wir alle“ in einem Boot sitzen und Großverbraucher aus der Industrie sozusagen Füße haben, allerdings mehr als gewöhnliche Sterbliche.
„Die ermittelten Werte beziehen sich lediglich auf den Wasserverbrauch zur Kühlung, berücksichtigen jedoch beispielsweise nicht, wie viel Wasser für die dafür benötigte Energieerzeugung verbraucht wird.“
Aragon verfügt über viele Windparks, gewinnt Strom aber auch aus Wasserkraftwerken. Die Stauseen in Spanien sind meistens Gewässer mit doppelter Bestimmung: zur Stromerzeugung und zur Bewässerung. Laufkraftwerke gibt es keine in Aragon, weil der Ebro dort bereits ein zu geringes Gefälle hat, bei anderen Flüssen zu wenig Volumen da ist, weshalb für die Speicherkraftwerke optiert wurde. Es ist durchaus möglich, daß aus anderen Provinzen Spaniens oder sogar aus Frankreich Strom importiert werden muß, wenn es im Sommer zu viel Hitze und wenig Wind und Wasser gibt.
„Ein weiterer wichtiger Umstand hilft zu verstehen, warum es so schwierig ist, aus erster Hand Informationen über diese Infrastrukturen zu erhalten. Seit Beginn seiner Tätigkeit in Aragon hat AWS von den verschiedenen Verwaltungen, mit denen es zusammenarbeitet, die Unterzeichnung strenger Vertraulichkeitsvereinbarungen verlangt, wie mehrere öffentliche Amtsträger in der Region eingeräumt haben. Das Unterzeichnen dieser Dokumente ist bei amerikanischen Technologieunternehmen eine weit verbreitete Praxis, die manchmal sogar verhindert, dass die wahre Identität des Unternehmens hinter den Projekten ans Licht kommt.“
Dergleichen HighTech-Investitionen rühren also nicht nur an der Souveränität Spaniens, das hier eine Art kleine Sonderwirtschaftszone genehmigen muß, sondern auch an der Struktur der EU, die hier sozusagen unterwandert wird:
„Versuch, ein europäisches Regelwerk zu schaffen
Auf der Suche nach Antworten hat EL PAÍS auch bei anderen Regierungen angeklopft. Im vergangenen Jahr verabschiedete die Europäische Kommission im Rahmen ihrer Energieeffizienzrichtlinie eine spezielle Verordnung zu diesen Infrastrukturen. Die Verordnung fordert die Unternehmen des Sektors zu mehr Transparenz auf und verlangt von den Mitgliedstaaten, Daten zur Nachhaltigkeit direkt bei den Betreibern zu erheben. Wie zum Beispiel den Gesamtwasserverbrauch oder der Anteil erneuerbarer Energiequellen am Gesamtenergieverbrauch.“
Da werden Musk, Bezos & Co. sich aber freuen … Und nach Indien oder einen anderen BRICS-Staat abwandern.
„Auf die Aufforderung an die spanische Regierung, auf Daten zu AWS-Einrichtungen zuzugreifen, gibt diese jedoch an, nicht über diese Informationen zu verfügen. Sie leiteten die Anfrage an die Gemeindebehörden weiter. Die Generaldirektion Energie der Kommission <https://de.wikipedia.org/wiki/Generaldirektion_Energie> argumentiert jedoch, dass die Daten vertraulich seien und dass »kommerzielle Interessen« vorlägen, die eine Veröffentlichung verhindern wollten.“
Hier weiß eine Hand der Europäischen Kommission offenbar nicht, was die andere tut. Oder will es nicht wissen.
„Diese Abteilung arbeitet derzeit am Aufbau einer europäischen Datenbank mit den von Unternehmen bereitgestellten Informationen. Umweltverbände kritisieren, dass Unternehmen derzeit nicht verpflichtet seien, diese Informationen bereitzustellen, sagt Fieke Jensen, Forscherin an der Universität Amsterdam.
Darüber hinaus liegt es in der Verantwortung jedes Staates, den Grad der Transparenz zu bestimmen, der auf einen schnell wachsenden Sektor angewendet wird; die Kommission selbst hat auf die Auswirkungen hingewiesen. Staaten wie die Niederlande verfügen bereits über eine öffentliche Plattform, die den Zugriff auf freiwillig von Unternehmen bereitgestellte Daten ermöglicht.
In Spanien fehlt derzeit eine Plattform dieser Art. Quellen aus dem Ministerium für den ökologischen Wandel wollten auf Fragen von EL PAÍS nicht klarstellen, ob die Exekutive die Schaffung eines ähnlichen Portals plant.“
Man merkt hier, daß nur dem Autor von El País hier etwas „fehlt“, das betreffende Ministerium offenbar keinen Handelsbedarf sieht. Spanien ist schon seit längerer Zeit in den Wettlauf „Umweltverschmutzung/Belastung für Investitionen“ eingestiegen, der lange eine Domäne der ehemals sozialistischen Staaten war.
„Jensen fügt einen weiteren Punkt hinzu, um die Einschränkungen dieser Regelung zu erläutern. Sofern verfügbar, wird die europäische Datenbank zusammenfassende Daten auf Länderebene veröffentlichen, jedoch keine Einzelheiten zum Ressourcenverbrauch in einer bestimmten Region. Dadurch werde ihrer Ansicht nach verhindert, dass diese Informationen »zur Ausarbeitung und Diskussion lokaler oder nationaler politischer Maßnahmen verwendet werden. Wenn beispielsweise der Energieverbrauch aller Zentren (was für Zentren?) in Amsterdam veröffentlicht würde, könnte dies eine öffentliche Debatte zu diesem Thema auslösen.«“
Die Sache ist trotz der komplizierten Ausdrucksweise klar: Alle Daten zu Energieverbrauch sind heute politisch heikel und deswegen werden sie intransparent gehalten.
Garantien für den Ernstfall
Nur zwanzig Minuten vom Zentrum Saragossas entfernt liegt das Industriegebiet El Espartal (El Burgo). Hier befindet sich eines der Amazon-Zentren in Aragon. Heute herrscht auf dem Gelände ein ständiges Treiben an Arbeitern und Maschinen. Hinter den beiden bereits aktiven Gebäuden entsteht ein Neubau mit mehreren angeschlossenen Großtanks.
Im vergangenen Juli bat AWS die Regionalregierung um die Erlaubnis, die »Wassermanagementstrategie« seiner Anlagen zu ändern. Diese Änderungen beinhalten eine Erhöhung der Kapazität der Wassertanks. Von diesen Türmen, die an einen neuen Standort in El Burgo verlegt wurden, gelangt die Wärme in den heißesten Monaten zu den Luftkühleinheiten. Zur Rechtfertigung dieser Änderungen weist AWS darauf hin, dass »der Klimawandel zu zunehmend unterschiedlichen und extremeren Umweltbedingungen« in diesem Gebiet führen wird. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, in Situationen der Knappheit die Abhängigkeit von der öffentlichen Versorgung zu verringern.
Eine der Fragen rund um Amazons Megaprojekt ist, was in Zeiten anhaltender Niederschlagsarmut passieren wird. »Wer, von wem und wo werden in Zeiten der Dürre die Mittel genommen, die zur Versorgung dieser Einrichtungen nötig sind?«, fragte der Regionalabgeordnete von Izquierda Unida, (der »Vereinigten Linken«,) Álvaro Sanz, im vergangenen Juni den Wirtschaftsminister.
Mehrere Monate später erklärte Sanz gegenüber EL PAÍS, er habe noch immer keine Antwort von der Exekutive erhalten und kritisierte das Fehlen »seriöser Schätzungen des Durchsatzes und Versorgungsbedarfs dieser Zentren«. Zudem gebe es keine Vereinbarungen mit dem Unternehmen, die eine jederzeitige Versorgung garantieren würden, fügt er hinzu und stellt fest: »Es wird auch keine ernsthafte Analyse des damit verbundenen Bedarfs an Umweltressourcen durchgeführt«.“
Die Frage bleibt offen, was passiert, wenn AMS Kühlung braucht und die Tanks leer sind?
„Quellen aus der aragonesischen Regierung, die für die Umweltgenehmigungen des Projekts zuständig ist, weisen darauf hin, dass im Fall einer hypothetischen länger anhaltenden Dürre die lokalen Behörden für die Festlegung der entsprechenden Einschränkungen verantwortlich sind. Die Stadtverwaltung von Huesca – die einzige Gemeinde, die auf die Fragen von EL PAÍS geantwortet hat – betont ihrerseits, dass die Wasserversorgung dank der in den letzten Jahren am Netz vorgenommenen Verbesserungen »gesichert« sei.“
Die anderen 2 AMS-Fabriken in Aragon sind in der Nähe von Saragossa und könnten möglicherweise auf Wasser aus dem Ebro, bzw. des Gállego zurückgreifen – allerdings deutet sich hier schon ein Konflikt an, weil Saragossa selbst will ja auch versorgt sein.
„Auf die Frage, ob die Zentren im Falle eines solchen Szenarios ihren Betrieb anpassen oder außergewöhnliche Maßnahmen ergreifen werden, haben AWS-Vertreter in Spanien keine Antwort gegeben. Zudem haben sie seit der Inbetriebnahme keinerlei Daten zur Nachhaltigkeit ihrer Anlagen vorgelegt. (…)“
Werden sie wahrscheinlich auch nicht.
Es ist interessant, daß in diesem und auch anderen Artikeln immer nur von „Quellen“ die Rede ist: Damit werden Menschen bezeichnet, die in Ämtern und Firmen tätig sind und anonym bleiben wollen, weil sie andernfalls um ihren Arbeitsplatz fürchten müßten. Immer mehr und mehr Bereiche des Lebens unterliegen wegen „Datenschutz“, Betriebsgeheimnis“, „qualifizierte Dokumente“ usw. einer Informationssperre und wer sie durchbricht, geht Risiken ein, siehe Assange.
„WARUM IST PLÖTZLICH ÜBERALL VON SELTENEN ERDEN DIE REDE UND WOZU DIENEN SIE?
Akademiemitglied Polevanov: In der Ukraine gibt es keine nennenswerten Vorkommen an Seltenerdelementen
Vitamine des Fortschritts
Seltene Erden sind eines der heißesten Themen der letzten Zeit. Am Montag hielt Präsident Vladimir Putin eine Besprechung zur Gewinnung und Verarbeitung seltener Metalle und seltener Erden ab. Und schon früher hatte Trump sein Interesse an diesen Mineralien erklärt. Auch Zelenskij blieb nicht untätig: Er gab ebenfalls seinen Senf dazu und meinte, die Ukraine habe angeblich genug von diesem Zeug – also komm schon, Trump, sei doch unser Freund.
Um welche Metalle handelt es sich, über die so viel gesprochen wird?
»Seltene Erden«, in Fachkreisen als »Rare Earths« oder kurz »REE« bezeichnet, »sind das Alfa und Omega der modernen Hightech-Industrie«, sagte Vladimir Polevanov, Vizepräsident des Nationalen Fonds »Strategische Ressourcen Russlands«, Doktor der Geologie und Mineralogie sowie Mitglied der Russischen Akademie der Naturwissenschaften, gegenüber der KP. »Der schnelle technologische Fortschritt bei der Herstellung von Computerausrüstung und Gadgets, der vor 15 bis 20 Jahren begann, ist vollständig mit Seltenerdmetallen verbunden. Dazu gehört eine Gruppe von 17 Namen.«
KP: Warum wurden sie so genannt?
VP: Als sie im 18. und 19. Jahrhundert entdeckt wurden, glaubte man, sie seien selten. Später stellte sich jedoch heraus, dass sie gar nicht so selten waren – Blei und Gold gab es beispielsweise zehnmal weniger. Doch der Name blieb, lediglich in Fachkreisen begann man ihn dahingehend zu interpretieren, dass solche Metalle kaum irgendwo Verwendung finden können.
In letzter Zeit hat sich die Situation geändert – sie werden aktiv und in den fortschrittlichsten Branchen eingesetzt. Aber auch heute noch ist die Bezeichnung durchaus zutreffend, denn sie werden in geringen Mengen, oft als Legierungselemente, eingesetzt, die bereits bei geringer Zugabe die Eigenschaften des Grundwerkstoffs deutlich verbessern. Für eine Million Mobilgeräte werden beispielsweise nur wenige Dutzend Kilogramm dieser Metalle benötigt.
Vom Körperschutz zur Onkologie
KP: Wo genau werden sie eingesetzt?
VP: In einem sehr breiten Spektrum. Ohne sie gibt es keine modernen Computer und Mobilgeräte, keine Waffen, keine ressourcenschonenden Technologien, keine fortschrittliche Medizin.
Warum hat die Apple Corporation mit ihrem iPhone die Führung übernommen? Weil sie die ersten waren, die Seltenerdmetalle in ihren Geräten verwendeten – bis zu 10 verschiedene. Dadurch wurde es möglich, leichte, zuverlässige und hochtechnologische Telefone herzustellen. Seltene Erden werden vor allem bei der Herstellung von Touchscreens, Flüssigkristallanzeigen und Mikrofonen verwendet. Sie werden auch zur Energieeinsparung eingesetzt – bei der Herstellung von Wärmespeicherglas. Auch in der Luft- und Raumfahrtindustrie sowie bei der Produktion von Atomwaffen spielen sie eine große Rolle.
Sie bilden leicht Legierungen mit Stahl und absorbieren (d. h. sammeln) Abfallverunreinigungen. Sie erhöhen die Hitzebeständigkeit und Korrosionsbeständigkeit der Materialien. Sie werden zum Legieren von Titan und Aluminium verwendet.
Sie werden als Katalysatoren bei der Ölraffination zur Herstellung von hochoktanigem Kraftstoff verwendet. Darüber hinaus kann die Qualität, die diese Katalysatoren bieten, durch nichts anderes erreicht werden.
In der Nuklearindustrie werden Samarium (bei der Herstellung von Supermagneten) und Europium (ein Neutronenabsorber in Kernreaktoren) verwendet. Solarmodule sind ohne die Elemente der seltenen Erden nicht möglich – hier kommen Scandium, Lanthan und Cer zum Einsatz, die bei der Energiespeicherung helfen.
Sie werden in der Medizin aktiv eingesetzt – sowohl bei der Herstellung medizinischer Geräte als auch bei der Durchführung komplexer Behandlungen. Thulium wird beispielsweise bei der Herstellung von Röntgengeräten und Tomographen verwendet. Und Gadolinium wird in der Neutronen-Einfangtherapie zur Krebsbehandlung eingesetzt.
Ich nenne zwar die Metalle selbst, in der Regel kommen aber verschiedene darauf basierende Verbindungen zum Einsatz.
KP: Und in der Rüstungsindustrie?
VP: Zweifellos! Neodym, Samarium – bei der Herstellung von Elektromotoren und Navigationsgeräten in Drohnen, intelligenten Bomben und Marschflugkörpern.
Europium und Lutetium – bei der Herstellung von Signalverstärkern für Radare und Sonaren. Yttrium – bei der Herstellung von Schutzelementen in Körperschutzwesten und Panzern ist dies sozusagen das brennende Thema unserer Zeit. Ohne sie ist eine moderne Kriegsführung nicht möglich.
Die Ukraine blufft
KP: Und das alles gibt es in der Ukraine?
VP: Das ist der springende Punkt, Seltenerdmetalle gibt es dort praktisch nicht! Es gibt Beryllium und einige andere Vorkommen als Begleiter, aber keine nennenswerten Vorkommen an reinen Seltenen Erden.
Dass Seltene Erden ein notwendiger Bestandteil der Hightech-Produktion sind, ist bekannt. Und die Ukraine hofft mit ihrer Erklärung, über solche Metalle zu verfügen, offenbar einerseits, das Interesse der USA an einer Kooperation zu wecken, und andererseits, dass niemand das kontrollieren wird.
Amerika hat einen großen Bedarf an Seltenen Erden, auch wenn es über eigene Vorkommen verfügt. Doch Trump stuft seiner Rede zufolge alles, was nicht Eisen ist, als seltene Erden ein. Seine Regierung bezeichnete Lithium und Titan als für die industrielle Produktion notwendige Metalle, Seltene Erden jedoch noch immer nicht.
Aufgrund solcher ausweichender Informationen seitens der Ukraine und Missverständnissen seitens der USA vor dem Hintergrund des weltweit wachsenden Interesses an Seltenen Erden entstand ein solches Interesse an dem Thema.
KP: Und wie sieht es bei uns, d.h. in Rußland, mit den Seltenen Erden aus?
VP: Die Reserven sind nicht schlecht. Aber wir produzieren wenig. Obwohl wir genug haben, um unseren eigenen Bedarf zu decken. Es ist zwar so, daß Seltene Erden in Hightech-Produkten verwendet werden. Wir produzieren auch solche Produkte, aber nicht in so großen Mengen, dass wir von einer aktiven Erschließung vorhandener Reserven sprechen könnten. Wenn wir zig Millionen Computer, Laptops und Mobiltelefone produzieren würden, dann könnten wir tatsächlich über die aktive Nutzung seltener Erden sprechen. Bisher gehören wir unter den Industrieländern nicht zu den führenden Anwendern von Seltenerdmetallen.
Wir verfügen über 19 gute Lagerstätten mit Reserven von über 1 Million Tonnen. Die vielleicht größte liegt in Jakutien, jenseits des Polarkreises (die Lagerstätte Tomtorskoje, eine der größten der Welt hinsichtlich der Reserven an Seltenerdoxiden – 1,7 Millionen Tonnen – Anm. d. Red.). Sie ist allerdings schwer zu entwickeln. Vorkommen gibt es auch auf der Kola-Halbinsel, wo es Minen gibt, in denen schon zu Sowjetzeiten Seltene Erden abgebaut wurden. Es gibt nun Pläne, die Produktion wieder aufzunehmen, aber das ist ein ziemlich schwieriger Prozess.
KP: Wer auf der Welt verfügt über die größten Reserven an Seltenen Erden?
VP: China. Sie verfügen über 70–75 Prozent der weltweiten Reserven. Dort befindet sich die weltgrößte Lagerstätte Bayan-Obo mit einzigartigen Reserven. Aus diesem Grund werden in China so große Mengen an Geräten produziert. Ich glaube auch, trotz aller Meinungsverschiedenheiten exportiert China Seltene Erden nach Taiwan, wo auch viele dieser Geräte produziert werden. Mit solchen Lieferungen binden sie Taiwan an sich. Auch die USA verfügen über gute Reserven an Seltenen Erden.
Generell ist die aktuelle Situation so, dass jeder, der nicht über Seltene Erden verfügt, in einem modernen Krieg sozusagen verloren hat. China, Russland und die USA verfügen über genügend Seltenerdmetalle für militärische Zwecke. Und in Europa und der Ukraine gibt es nichts.“
Eine Koalition der Verlierer, wie immer man es auch dreht und wendet …
Die 5 wichtigsten Seltenerdmetalle
Yttrium (Y) Es erhöht die elektrische Leitfähigkeit von Aluminium und die Hitzebeständigkeit von Nickel und Chrom. Erhöht die Verschleißfestigkeit von Motorteilen. Es reagiert praktisch nicht mit Uran und Plutonium und wird daher bei der Herstellung von Rohrleitungen für flüssigen Kernbrennstoff verwendet. Ein weiterer Bereich sind Laser: in der Medizin zur Tätowierungs- und Haarentfernung, im Militärbereich – zur präzisen Entfernungsmessung.
Lanthan (La) Ein Schlüsselmetall bei der Herstellung von Batterien sowie als Katalysator bei der Ölraffination. Gläser mit La-Verbindungen sind transparenter und werden in der Elektronenmikroskopie, bei Lasern und Nachtsichtgeräten verwendet.
Europium (Eu) Durch die Verwendung in Straßenlaternen lässt sich die weißeste natürliche Farbe erzielen. Wird zur Hintergrundbeleuchtung von LCD-TV-Displays verwendet. Es wird auch in der Kernenergie und Elektronik verwendet. Auch die Euro-Banknoten verfügen über leuchtende Bereiche, die unter ultraviolettem Licht sichtbar sind.
Gadolinium (Gd) Kontrastmittel für die Magnetresonanztomographie. In der Metallurgie erhöht es die Beständigkeit von Metallen gegenüber hohen Temperaturen und Oxidation. Es wird in magnetischen Systemen von Tokamaks https://de.wikipedia.org/wiki/Tokamak (= Kernfusionsreaktoren russischer Bauart) und Beschleunigern sowie in Reaktoren verwendet. Kann auch zur Lagerung von Atommüll verwendet werden.
Terbium (Tb) Einer der seltensten und teuersten Seltenen Erden. Einige seiner Verbindungen haben die Eigenschaft, bei Zerstörung zu leuchten und werden deshalb als Zerstörungssensoren eingesetzt. Es wird außerdem in Laserdioden und Fotodioden, in Unterwasser-Akustiksystemen und Sonaren verwendet und ermöglicht die Erzeugung vibrierender Säulen.“
Bei letzteren handelt es sich um Geräte, mit denen man lärmenden Nachbarn ihren Lärm sozusagen verstärkt zurückschicken kann, eine russische Erfindung für „gutnachbarschaftliche“ Beziehungen …
„Klare Worte
Vladimir Putin bei einem Treffen zur Entwicklung der Seltenerdmetallindustrie, 24. Februar 2025:
»Diese Richtung (Entwicklung der heimischen Industrie für seltene und seltene Erdenmetalle – Anm. d. Red.) ist die wichtigste Ressourcenbasis der modernen Wirtschaft. Seltene Metalle sind in der Mikroelektronik, im Energiesektor, beim Aufbau der Infrastruktur der digitalen Wirtschaft sowie in vielen Sektoren des Zivil- und Verteidigungssektors gefragt. Im Wesentlichen geht es hier um nahezu alle Sektoren der neuen technologischen Ordnung, die die Dynamik des globalen Fortschritts bestimmt. Natürlich ist es notwendig, dieser Dynamik gerecht zu werden, um auf den globalen Märkten erfolgreich zu konkurrieren und eine solide Grundlage für eine langfristige, zuversichtliche Entwicklung der russischen Wirtschaft zu schaffen. Um das Potenzial der heimischen Industrie im Bereich neuer Materialien zu steigern, wurde in diesem Jahr ein nationales Technologieführerschaftsprojekt gestartet. Es heißt ,Neue Materialien und Chemie’. Insbesondere ist es im Rahmen des nationalen Projekts erforderlich, die gesamte Linie, den vollständigen Zyklus der Industrie für seltene Metalle und Seltene Erden aufzubauen, um deren Gewinnung und Verarbeitung bis hin zur Produktion fertiger Hightech-Waren mit hoher Wertschöpfung sicherzustellen. Das Produktionsvolumen solcher Produkte dürfte als Ergebnis des nationalen Projekts exponentiell steigen.«“
Rußland will sich in dieser Frage offenbar nicht von China abhängig machen und deshalb die Erschließung seiner Reserven in Angriff nehmen.
Beryllium ist ein Alkalimetall. Scandium und Yttriumgehören zu den Übergangsmetallen, von den anderen mit den höheren Ordnungszahlen, den eigentlichen „Seltenen Erden“ kann man nur sagen, daß es keine Metalle sind, und sogar das nicht mit völliger Sicherheit. Ihre Einordnung ins Periodensystem sprengt die ursprüngliche Konzeption desselben. Uran mit der Ordnungszahl 92 gehört übrigens auch zu diesen seltenen Erden.
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