Geldpolitik – ein sehr überschätztes Vehikel zur Steuerung der Marktwirtschaft

LEITZINSEN – EINE ENTZAUBERTE WUNDERWAFFE
Die Leitzinsen sind derzeit wieder einmal in aller Munde. Bei der EZB hat die neue Chefin schon angekündigt, weiterzumachen wie bisher, und in den USA weiß niemand, ob rauf, runter oder gleichbleibender Zins jetzt die richtige Antwort auf eine stagnierende Wirtschaft sei.
Die Niedrig-, Null- und Negativzinsen bei den meisten wichtigen Nationalbanken bzw. der EZB werden in Wirtschaftsteilen der Medien als „ultralockere Geldpolitik“ bezeichnet, was etwas irreführend ist. Es wird da der Eindruck verbreitet, als wäre ein niedriger Zins so etwas wie ein Lockerlassen der Zügel, hohe Zinsen hingegen würden die Geldpolitik „straffen“ und stellten eine strenge Steuerung der Wirtschaft dar.
Das Bild von der Marktwirtschaft als einem Pferd und den Notenbankchefs als Reiter ist, gelinde gesagt, etwas dümmlich. Es fußt auf der Sehnsucht, den Erfolg des nationalen Kapitals durch „richtige“ Steuerung hervorrufen zu können.
Leitzinsen
„Leitzins ist der von einer Zentralbank im Rahmen ihrer Geldpolitik einseitig festgelegte Zinssatz, zu dem sie mit den ihr angeschlossenen Kreditinstituten Geschäfte abschließt. … Der Leitzins ist das zentrale Instrument zur Steuerung der Geldpolitik, weil er als Preis die Geldaufnahme und die Geldanlage der Geschäftsbanken bei der Zentralbank unmittelbar beeinflusst.“ (Wikipedia, Leitzins)
Man muß bei obigem Zitat zwischen tatsächlicher Tätigkeit der Notenbank und deren ideologischer Überhöhung unterscheiden. Wenn die Nationalbank Zinsen anhebt oder senkt, so hat das zweifelsohne Folgen. Der Leitzins bestimmt das Zinsniveau eines Landes. Verhängt die Notenbank einen hohen Leitzins, dann verlangen die Geschäftsbanken einen noch höheren, weil sie wollen ja das Geld, das sie sich von der Notenbank – oder von anderen Banken, aber das wird von einem anderen Zinssatz beeinflußt – ausborgen, mit Gewinn weiterverborgen.
Um sich diesbezüglich abzusichern, vergeben die Banken z.B. Hypothekar-, aber auch andere Kredite mit variablem Zinssatz, d.h., sie behalten sich die Freiheit vor, auf Leitzinserhöhungen oder -senkungen durch parallele Bewegungen bei den Privatkunden zu reagieren, sie abzufedern – oder sogar ihre Gewinnspanne zu erhöhen.
Auf diese Weise sind z.B. die Subprime-Kredite in den USA und die spanischen Immobilienkredite zustandegekommen und später gekracht. Es handelt sich aber um eine allgemein übliche Praxis, durch variabel gehaltene Zinsen eigene Risiken den Kunden aufzuhalsen und sich dabei auch noch die Möglichkeit eines Zusatzgewinnes zu verschaffen.
In Ungarn, einem Weichwährungsland, dessen Währung nur durch die Bindung an den Euro kompatibel ist, war der Leitzins erstens recht hoch und zweitens sehr beweglich in beide Richtungen, weil die ungarische Nationalbank damit immer der Abwertungsgefahr entgegenzusteuern versuchte.
Deshalb wurden, um ein florierendes Kreditwesen zustande kommen zu lassen, 2004 die Fremdwährungskredite zugelassen. Euro, Yen und vor allem der Franken galten als stabile Niedrigzins-Währungen. Das hierbei mitgeschleppte Wechselkursrisiko erklärten alle Analysten für vernachlässigenswert.
Auch diese Angelegenheit ging nicht gut aus, wie wir uns erinnern. Und zwar genau deshalb, weil der hohe und bewegliche Leitzins die Abwertung des Forint doch nicht verhindern konnte.
Man merkt an diesen Beispielen, daß die Leitzinsfestlegung zwar einiges bewirkt, aber eben nicht das, was die Nationalbankchefs gerne hätten. Vor allem die Vorstellung, sie hätten es in der Hand, die Wirtschaft zu steuern, hat sich in der jüngeren Vergangenheit dermaßen blamiert, daß die Notenbankchefs inzwischen ziemlich die Hose voll haben und lieber gar nichts machen würden, um nicht schon wieder einen Fehltritt zu begehen.

Die EZB und die Nullzinsen
Die Europäische Zentralbank betreibt ihre Niedrigzinspolitik nicht aus Jux und Tollerei, und auch nicht aus den Gründen, die ihre Sprachrohre angeben. Es ist weder wegen der Inflation noch zur Förderung des Geschäftskredites. Diese Dinge hätten Draghi & Co. natürlich gerne gehabt, aber nicht deshalb wurde der Zinssatz bis auf Null gesenkt.
Die Nullzinsen sind die Folge des Anleihen-Aufkaufprogramms der EZB, mit dem diejenigen Staaten der Eurozone gestützt werden, die ansonsten zahlungsunfähig wären. Also kauft die EZB den Banken die Anleihen ab, die diese ihren Staaten abkaufen. Damit verschafft die EZB den Geschäftsbanken auch Gewinne in trüben Zeiten, weil die kaufen die Anleihen und verkaufen sie mit Aufschlag an die EZB. Und damit ist es gelungen, die Anleihenzinsen sehr niedrig zu halten. Damit werden natürlich gewaltige Geldsummen in die Welt gesetzt, Billionen von Euros zirkulieren hier zwischen Italien, Griechenland, Spanien, Portugal, der EZB und wahrscheinlich auch noch anderen Staaten der Eurozone.
Man kann vereinfacht sagen, die EU hat genau so viel Kredit, als die EZB ihr verschafft.
Gäbe Draghis Nachfolgerin das Programm auf, so wären sofort wieder Pleiten, Rettungspakete, Stützungen nötig und der Kredit der Eurozone wäre beim Teufel. Damit ist übrigens schon vorgegeben, daß die Zinsen weiter auf Null bleiben werden und man sich eigentlich fragen muß, wofür braucht die EZB bei dieser automatisierten Vorgangsweise überhaupt eine Leitung?
Das könnte wirklich auch Lenins Köchin zusammenbringen.
Widersprüche des Kreditsystems
Eine der Absurditäten der derzeitigen Lage ist, daß einerseits das Trio EZB–Finanzkapital–Eurostaaten Unsummen Geldes generiert und andererseits überall Sparpolitik betrieben wird. Die EU, die ihr Geld aufbläht wie nur was, rert auf der anderen Seite, daß kein Geld da sei! – für Pensionen, Kindergärten, Sozialfälle usw. (Bei ganz wichtigen Sachen, wie Militär oder Politikergehältern findet sich dann schon noch etwas.)
Auch die ohnehin verkehrte Kritik des Neoliberalismus ist ziemlich verstummt. Deren Vertreter meinten stets, die Neoliberalen folgten einer falschen und inhumanen Logik, indem sie darauf verzichten, das nötige Geld zu schaffen, um alle Leute glücklich zu machen. Während die wackeren Keynesianer doch wissen, daß man es nur drucken und unter die Leute bringen muß!

Pressespiegel El País, 26.8. Hongkong und China

HONGKONG IST NOCH WICHTIG

Die ehemalige Kolonie ist ein wichtiges Finanzzentrum für das chinesische Modell, obwohl sie einen immer kleineren Teil seiner Wirtschaft ausmacht.

Margaret Thatcher hat in ihren Memoiren geschrieben, wie Deng Xiaoping zu Beginn der Verhandlungen über die Souveränitätsübertragung von Hongkong danach strebte, das Territorium wieder China als eine weitere Provinz zuzuordnen, und sogar drohte, „die Insel innerhalb eines Tages einzukassieren.“ Nach der vielleicht apokryphen Überlieferung des Gesprächs wies die Eiserne Dame auf die brandneue HSBC-Bankzentrale hin, die 1985 vom Architekten Norman Foster erbaut wurde. „Sehen Sie das Gebäude dort?“ fragte sie den chinesischen Führer. „Es ist zerlegbar: Innerhalb eines Tages kann ich es Stein für Stein nach London zurückbringen.“
Im Spannungsfeld zwischen Souveränität und Wohlstand setzte sich der zweite durch: Hongkong wurde schließlich von und für Geld geschaffen.
Heute, zwei Jahrzehnte später, wirft der Stand des chinesischen Wachstums dunkle Schatten über Hongkong. Während 1993 die ehemalige Kolonie 27% des kontinentalen BIP ausmachte, ist diese Zahl in diesem Jahr auf weniger als 3% gesunken. Trotz des rückläufigen Prozentsatzes bleibt es eine fundamentale finanzielle Enklave: Hier trifft sich Chinas Wirtschaft mit dem Ausland. Zwischen 2010 und 2018 verliefen 64% der Direktinvestitionen, die das Land erhielt, und 65% dessen, was die Grenzen Chinas überschritt, über die Insel. Ebenfalls in Hongkong werden 60% der chinesischen Staatsanleihen zum Verkauf angeboten.
Die Bedeutung von Hongkong spiegelt sich in seiner Börse wider, der viertwichtigsten der Welt, nach New York, Tokio und London. Ihre Hauptaufgabe ist es, chinesischen Unternehmen den Zugang zu Kapital zu erleichtern: 70% des in Hongkong erwirtschafteten Geldes fließen auf ihre Konten. In den letzten neun Jahren fanden 73% der Börsengänge kontinental-chinesischer Unternehmen in Hongkong statt. Dies gilt nicht nur für große öffentliche Unternehmen, wie früher, sondern auch für private Großunternehmen, die sich in den meisten Fällen nicht am nationalen Finanzierungssystem beteiligen, weil sie es für zu unausgereift halten.
Das letzte dieser multinationalen Unternehmen wäre Alibaba gewesen, das nach dem Börsengang in New York einen zweiten Börsengang plante, um sich angesichts des drohenden Handelskrieges zwischen China und den Vereinigten Staaten Liquidität zu verschaffen, um sich abzusichern. Angesichts der massiven Mobilisierungen, die die Stadt seit fast drei Monaten erschüttern, hat das Unternehmen beschlossen, die Operation im Wert von mehr als 13 Milliarden Euro zu verschieben.
Dieses System baut auf dem Vertrauen auf, das das gesicherte institutionelle und rechtliche Gerüst in Hongkong erzeugt. Aus diesem Grund äußerten sich viele internationale Unternehmen besorgt über das Auslieferungsgesetz, das die Proteste auslöste. Der Entwurf schlug vor, das von den Briten geerbte und in Übereinstimmung mit der Rechtsstaatlichkeit (gemeint ist offenbar: Unabhängigkeit der Justiz, Gewaltenteilung) errichtete Rechtssystem der Insel mit dem des chinesischen Festlandes zu verbinden, in dem nichts über dem Willen der Partei steht. „Dank Hongkong konnte China alle Vorteile eines geschlossenen Systems nutzen, ohne an den Folgen zu leiden“, erklärt Alicia García Herrero, Chefökonomin für den asiatisch-pazifischen Raum bei Natixis.
Dieses Schema verweist auf ein auffälliges Paradox: Je geschlossener das chinesische Wirtschaftssystem bleibt, desto notwendiger wird die Rolle Hongkongs. Mit anderen Worten: Was das Überleben von Rechten und Freiheiten auf der Insel bedroht, ist der chinesische Autoritarismus, der es gewährleistet. Aber ob Hongkong seine heutige Rolle beibehält, hängt weitgehend von der Anerkennung der internationalen Gemeinschaft ab, eines großen Gegengewichts, das Peking bisher zu vorsichtigem Handeln veranlasst hat. Der Verlust der Position Hongkongs würde China zwingen, sich selbst vollständig zu reformieren, was eine Katastrophe unbekannten Ausmaßes darstellen würde.
Die chinesische Regierung hat Pläne für ihr autonomes Gebiet. Mit dem Makroprojekt „Große Bucht“ oder auch „Delta des Perlflusses“ sollen sich Hongkong und Macao mit 7 anderen Städten der Nachbarprovinz Guandong – darunter Kanton, Shenzhen und Dongguan – zu einer einzigen Megastadt zusammenschließen.
Diese metropolitane Region wäre eine der dynamischsten Produktionsgebiete der Welt mit einem BIP, das mit dem von Brasilien, der weltweit neuntgrößten Wirtschaft, vergleichbar wäre. Und Hongkong würde ihr Finanzzentrum sein, in einer Rolle, die derjenigen vergleichbar wäre, die San Francisco für Silicon Valley spielt.
Dieses ehrgeizige Projekt wurde zum ersten Mal in dem von der Partei ausgearbeiteten 13. Fünfjahresplan erwähnt. Mit dem Bau der Hongkong-Zhuhai-Macao-Brücke, der mit 55 Kilometern längsten der Welt, wurde der erste Schritt für die entsprechende Infrastruktur gesetzt. Durch diese neue Brücke reduziert sich die Verbindung zu Land zwischen den beiden Sonderverwaltungsgebieten von drei Stunden auf nur noch 30 Minuten.
Hinzu kommt die Neuzusammensetzung des sozialen Gefüges Hongkongs durch die Zunahme der Zuwanderung aus dem kontinentalen China, die etwaigen Unmut der Bevölkerung angesichts der ersten Schritte abschwächen wird, bis zur vollständigen Vereinigung im Jahr 2047 oder früher. Wenn diese Zeit gekommen ist, wird Deng Xiaopings Linie gewonnen haben. Das Spannungsfeld zwischen Souveränität und Wohlstand wird verschwinden. Hongkong wird eine weitere Provinz Chinas sein. Und der Hauptsitz der HSBC-Bank mit allen ihren Steinen bleibt bestehen.
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(KASTEN)
Kommt eine Rezession?
Die einstige Kolonie hat während der Jahre der schwindelerregenden chinesischen Entwicklung als ein Art Ventil für Luftzufuhr gewirkt, das an den Kontinent angeschlossen ist, und dem verdankt auch China seine guten Wachstums-Kennziffern. Die Entwicklung Hongkongs entsprach ebenfalls dieser Funktion: Nur in zwei Jahren der letzten vierzig (1998 und 2009) ist er nicht gewachsen, in den meisten anderen mehr als 2%. Aber jetzt startet es in eine neue Rezession, getrieben von regierungsfeindlichen Protesten und dem Handelskrieg (zwischen den USA und China). „Hong Kong wird eine große Krise erleiden“ prognostiziert Garcia Herrero.
Die Demonstrationen finden seit Juni statt, sodass die Daten für das dritte Quartal des Jahres, für das die Investmentbank Natixis einen Rückgang von 0,6% prognostiziert, Auswirkungen haben werden. Hongkongs Wechselkurs ist durch die Federal Reserve an den Dollar gebunden. Dies bedeutet, dass die lokale Exekutive wenig Spielraum für Anpassungen hat, da sie den Preis ihrer Währung oder ihre Geldpolitik nicht ändern kann.
Die chinesische Regierung hat bereits begonnen, Maßnahmen im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu ergreifen: In der vergangenen Woche wurde ein Konjunkturprogramm für Hongkong im Wert von mehr als zwei Milliarden Euro angekündigt. Natixis Prognosen gehen davon aus, dass diese Maßnahmen gegen Ende des Jahres greifen werden, wodurch Hongkong eine Rezession vermeiden kann. Sie rechnen mit einem bescheidenen Wachstum von 0,5 %.
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Pressespiegel El País, 6.8.: Dollar, Euro und Yuan

„DIE USA BESCHULDIGEN CHINA OFFIZIELL, IHRE WÄHRUNG MANIPULIERT ZU HABEN, UND SCHÜREN DEN WÄHRUNGSKRIEG
von Sandro Pozzi
Das US-Finanzministerium fordert den IWF auf, diese angebliche wettbewerbswidrige Praxis des asiatischen Landes mit dem Yuan zu beseitigen
Der Handelsstreit zwischen den Vereinigten Staaten und China verlagert sich auf eine höhere Ebene und nähert sich der offiziellen Erklärung eines Währungskrieges. Nach einem Tag voller Spannungen an den Märkten als Folge dessen, daß Peking seine Währung auf ein 11-Jahres-Minimum gesenkt hatte, gaben die USA bekannt, China auf die US-Liste der Länder aufzunehmen, die ihre Währung mit dem Ziel des Wettbewerbsvorteils manipulieren.“
Diese Liste hat es in sich.
Erstens muß sich das ein Land einmal leisten können, seine Währung zu „manipulieren“. Die meisten Staaten der Welt sind damit beschäftigt, einen halbwegs verträglichen Wechselkurs zu halten. Argentinien z.B. wäre heilfroh, könnte es seine Währung, also seinen Wechselkurs nach eigenem Gutdünken gestalten.
D.h, diese Liste ist erstens einmal gegen potente Rivalen gerichtet, deren Regierungen es durch Stützungskäufe in der Hand haben, ihren Wechselkurs zu ihren Gunsten auszurichten, oder die genug Reserven in fremden Währungen bei sich aufgestapelt haben, um durch Verkäufe ihre Währung abwerten zu können.
Als weitere Kandidaten für diese Liste kommen also eigentlich nur die EU, Japan, Rußland, Kanada, Indien, Australien in Frage, eventuell auch Südafrika oder Brasilien. Was eine Aufnahme in diese Liste dann für US-Maßnahmen zur Folge hätte, wissen wahrscheinlich der Präsident oder der Chef der Notenbank selber nicht, aber sie wird einmal angelegt.

„China wehrte sich (mit dieser Maßnahme) gegen die Einführung von Zöllen durch die USA auf seine Produkte in Höhe von mehr als 300 Millionen in der Vorwoche.“
Das ist nur die halbe Wahrheit. Die chinesische Führung reagierte damit auch auf den Fall der Aktien auf den Börsen von Shenzen, Shanghai und Hongkong, die nur teilweise Folge der angekündigten Zölle auf chinesische Importe in die USA sind. Außerdem tragen dazu auch die anhaltenden Unruhen in Hongkong bei, die von den USA geschürt werden, und der dadurch verursachte Wertverlust des Hongkong-Dollars.
Gerne hat übrigens die chinesische Führung ihre Währung nicht abgewertet, weil das heißt ja auch, daß damit ihre ganze Volkswirtschaft im weltweiten Vergleich auf einen Schlag um einiges weniger wert ist.

„Der Präsident der Weltmacht Nr. 1, Donald Trump, hatte diese Möglichkeit (der Aufnahme in diese ominöse Liste) bereits in seinen zahlreichen öffentlichen Erklärungen vorgeschlagen, in denen er Peking direkt beschuldigte, den Yuan künstlich abgewertet zu haben. Jetzt geht er noch einen Schritt weiter und detailliert seine Anschuldigungen. Der Finanzminister Steven Mnuchin erklärte in einer Erklärung, dass er nun den Internationalen Währungsfonds (IWF) auffordern werde, »den unfairen Wettbewerbsvorteil zu beseitigen, der durch die jüngsten Aktionen Chinas entstanden ist«.
Das Manöver Washingtons gegen Peking könnte somit eine noch größere Krise zwischen den beiden Ländern auslösen, schwerwiegende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben und die lateinamerikanischen Währungen stark erschüttern, die eng mit der Entwicklung des Greenback verbunden sind.“
Auch den Euro und andere Währungen wären auch von diesen Maßnahmen betroffen.
Es ist noch gar nicht klar, was der IWF da machen sollte, weil eine solche Situation bisher noch nicht da war. Bisher mußte der IWF immer Währungen daran hindern, durch Entwertung das Geschäftsleben in und mit dem betreffenden Land zu verunmöglichen.
Der Präsident der USA spricht damit sehr offen aus, daß der IWF und das gesamte Weltwährungssystem den Interessen der USA zu dienen habe. Es wird sich herausstellen, ob der IWF dafür eigentlich noch geeignet ist. Immerhin sind fast alle Staaten der Welt dort Mitglieder, auch die großen Rivalen der USA, und der Yuan Renminbi wurde in den Währungskorb und die Sonderziehungsrechte aufgenommen.

„Die chinesischen Behörden antworteten kurz darauf und kündigten »Gegenmaßnahmen« an, die sie nicht ausführlich darlegten. Der japanische Yen, der Euro und das Gold, Vermögenswerte, die während Turbulenzen als Zuflucht angesehen werden, wurden nach der Ankündigung des US-Finanzministeriums teurer. Die asiatischen Börsen beendeten die Sitzung am Dienstag mit schweren Verlusten, die zu den am Montag in den führenden Börsen der Welt verzeichneten hinzukommen.
Das Weiße Haus setzte seine Drohungen am Montagabend in Kraft, weniger als eine Woche nachdem es beschlossen hatte, einen weiteren Schritt in der Eskalation zu unternehmen, indem es bekannt gab, Zölle auf alle vom asiatischen Riesen importierten Waren einheben zu wollen. Es ist das erste Mal seit einem Vierteljahrhundert – genau seit 1994 –, dass die USA China zum währungsmanipulierenden Land erklären.“
Damals folgten allerdings auf diese Beschuldigung keine Schritte, weil das Interesse an einer Marktöffnung Chinas auch in den USA groß war.
„Von der Zollschlacht zum Währungskrieg
Schon Stunden vor Bekanntwerden der US-Regierungsbewegung hatte die Befürchtung, der Zollkampf würde einen Währungskrieg auslösen, den schlimmsten Tag des Jahres an der Wall Street ausgelöst. Die beiden Hauptindizes der New York Stock Exchange, der Dow Jones und der S & P 500, schlossen beide mit Verlusten nahe 3% ab, bereits auf einem 2-Monaten-Minimum. Der Nasdaq, der die Entwicklung der technologischen Werte widerspiegelt – viele davon mit einem Fuß in den USA und einem in China –, verlor 3,5%.
Die roten Zahlen nahmen weiter zu, nachdem bekannt wurde, dass chinesische Unternehmen als Reaktion auf die in der vergangenen Woche angekündigten neuen Zölle keine Agrarprodukte mehr aus den USA beziehen würden, da sie der Ansicht waren, dass die Bedingungen des beim letzten G20-Gipfel abgeschlossenen Pakts zwischen Trump und Xi Jinping verletzt wurden.
Dass die Währungen als Waffe eingesetzt werden, würde die Konfrontation nur verlängern.“
Das ist eine leichte Untertreibung. Da war der Autor selbst schon weiter, als er am Anfang des Artikels von einer „höheren Ebene“ redete.
„Dazu kommt, daß diesmal kein Treffen zwischen den beiden Führern in Sicht ist, das dazu beitragen kann, die Spannung zu verringern, wie es im vergangenen Mai geschehen ist, als die New Yorker Börse das letzte Mal in eine ähnliche Negativspirale geraten ist. Es ist daher zu befürchten, dass die Situation diesmal nicht beruhigt werden kann. Trump hat auch wiederholt die Europäische Zentralbank (EZB) angegriffen, aber auf seine Worte keine Taten folgen lassen, zum Unterschied von der Behandlung Chinas.
Angesichts dieser Unsicherheit lag der Zinssatz für 10-jährige Staatsanleihen unter 1,75%, als Ergebnis der Annahme, daß Trumps konfrontative Rhetorik die Federal Reserve zwingen wird, die Zinssätze des US-Dollars im September und voraussichtlich wieder im Dezember weiter zu senken. Die Aktion der Zentralbank könnte gleichzeitig helfen, den Wert des Greenback zu senken.“
Das sind ja schöne Perspektiven: Ein Spirale der Währungsabwertung wird da angekündigt. Wenn der $ abgewertet wird, was macht dann die EZB? Schließt sie sich auch mit Versuchen zur Abwertung des Euro an? Wenn ja, so könnte die Eurokrise wieder akut werden. Wenn nein, verliert die EU Märkte.
„Ein schwacher Yuan, billigere Exporte
Ein schwächerer Yuan verteuert amerikanische Produkte auf dem chinesischen Markt. Dies betraf insbesondere multinationale Unternehmen wie Apple, dessen Aktien um mehr als 5% nachgaben, und Industrieunternehmen, da sie gegenüber lokalen Konkurrenten weniger wettbewerbsfähig sind. Der Handelskrieg ist in jedem Fall ein Katalysator. Der Streit findet zu einem Zeitpunkt statt, an dem das globale Wachstum nachlässt.
Das Finanzministerium ist der Hüter des US-Dollars, nicht die Zentralbank – die Federal Reserve. Die Trump-Administration kann verschiedene Instrumente einsetzen, um bei Bedarf in den Devisenmarkt einzugreifen. In diesem Fall kann die Fed Ihnen helfen, Dollar zu verkaufen und Währungen zu kaufen. Das wäre auf jeden Fall ein extremer Schritt und die USA könnten sich in der Situation befinden, alleine zu handeln.“
Allein, also unbeschadet wird die USA-Notenbank nicht handeln können – die Maßnahmen, die andere potente Nationen ergreifen, werden gegen den Dollar und seine Dominanz gerichtet sein.
Außerdem werden hier – entgegen der Zwischenüberschrift – nur Wirkungen auf die Importe nach China besprochen.
Von den Exporten, die China jetzt von den USA auf andere Märkte umlenken wird, ist keine Rede. Aber Südostasien, Europa, Lateinamerika kommen in Frage …

„»China hat den Kurs seiner Währung auf ein Rekordtief gesenkt. Man spricht von Währungsmanipulation. Hören Sie das, Federal Reserve?“, twitterte Präsident Donald Trump am Montagmorgen. Und wie seit seinem Wahlkampf üblich, warf er dem asiatischen Land vor, die USA, ihre Unternehmen und ihre Angestellten zu berauben. »Nie wieder«, sagte er, bevor das Finanzministerium den letzten Schritt (der Zoll-Einhebung) unternahm, der von den Investoren befürchtet worden war – dies könnte der Auslöser für einen globalen Währungskrieg sein.“
… und nicht nur Währungs-Krieg.
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Chinas Fortschritte auf dem Weg zur Geldmacht und Weltmacht
und diesen Vortrag:
Krise – Krisenkonkurrenz – Gewaltkonkurrenz – Krieg