Pressespiegel El País, 25.9.: Artilleriefeuer

„DIE UKRAINE ERÖFFNET EINE NEUE FRONT AUF DER KRIM

Die ukrainischen Streitkräfte nutzen die neu in ihr Arsenal aufgenommenen Langstreckenwaffen, um den Eindringling auf der Schwarzmeerhalbinsel regelmäßig zu bestrafen“

Die Wortwahl dieses Artikels ist etwas eigenartig. Irgendwie soll suggeriert werden, neben der ins Stocken geratenen Offensive, die de facto gescheitert ist, gibt es anderswo Erfolge, die das Blatt noch zugunsten der Ukraine wenden könnten.
Der ganze Artikel hat dabei 2 Ebenen: Einerseits kommen Erfolgsmeldungen, andererseits wirkt das ganze etwas künstlich und man kann zwischen den Zeilen lesen, daß das mehr Showeffekte sind, die an der tatsächlichen Lage nicht viel ändern.

„Die Ukraine hat auf der Krim eine neue Kriegsfront eröffnet.“

Also bitte.
Nach 2 spektakulären Angriffen auf die Krim-Brücke und anderen Luftschlägen gegen militärische Objekte auf der Krim kann man diese Front wirklich nicht als „neu“ bezeichnen.

„In dieser Offensive gibt es keine Infanterie- oder Panzerangriffe.“

No na.
Dafür hätte ja erst einmal der ursprünglich geplante Durchbruch zum Azowschen Meer stattfinden müssen.

„Die ukrainische Offensive auf der 2014 von Russland illegal annektierten Schwarzmeerhalbinsel erfolgt zu Wasser und in der Luft.“

Man fragt sich, warum diese gebetsmühlartig wiederholten Bemerkungen, daß die Russen illegal auf der Krim sind?

Soll damit die Rechtmäßigkeit dieser Angriffe unterstrichen werden, auch wenn sie strategisch zweifelhaft sind und vielleicht bald mit Streumunition oder abgereichertem Uran erfolgen?

„Die Ergebnisse, die Kiew erzielt, sind möglich, weil seine Verbündeten in der NATO grünes Licht für den Einsatz der von ihnen gelieferten Waffen gegeben haben.
Die Zustimmung des Westens stellt eine bedeutende Drehbuchänderung dar, denn bis vor wenigen Monaten galt die Krim in Washington, Berlin oder Paris als rote Linie, die den Konflikt noch weiter eskalieren lassen könnte. Für den Kreml und für die meisten Russen ist die Krim ein unveräußerlicher Teil ihrer nationalen Identität.“

Aha.
Alles klar.
Offenbar nehmen die USA und ihre Verbündeten eine Eskalation in Richtung Atomkrieg in Kauf, Hauptsache, der Krieg kann weitergehen.

„Die russische Militärinfrastruktur auf der Krim wird fast täglich angegriffen. Die letzten zwei Wochen waren für die ukrainische Luftwaffe besonders erfolgreich. Am 13. September wurde das Trockendock für Militärschiffreparaturen in Sewastopol bombardiert, wobei ein U-Boot und ein Landungsschiff beschädigt wurden. Am 20. wurde das zweite Kommandohauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte teilweise zerstört.
Am 21. September wurde der Luftwaffenstützpunkt Saki, Russlands wichtigster Luftwaffenstützpunkt auf ukrainischem Territorium, erneut angegriffen. Drei Raketen trafen am 22. dieses Monats während eines Treffens hochrangiger Offiziere der russischen Marine und des südlichen Militärbezirks, der die Invasionstruppen in der Provinz Cherson und an der Saporischschja-Front leitet, das Hauptquartier der russischen Flotte in Sewastopol. Einen Tag später, am vergangenen Samstag, zerstörte eine ukrainische Rakete ein Treibstofflager der russischen Flotte auf der Krim.

Der Protagonist dieses neuen Kriegsszenarios ist der Storm Shadow–SCALP-EG, ein britisch-französischer Marschflugkörper, die das UK an die Ukraine liefert.
Es ist die erste Langstreckenwaffe (550 Kilometer), die die Alliierten in die Ukraine schicken. Seit dem Frühjahr wurde es zunächst dazu eingesetzt, russische Kommandostützpunkte an der Donbass- und Saporischschja-Front zu überlisten. Im Jahr 2022 stellten die USA Himars-Raketen mit einer Reichweite von 80 Kilometern zur Verfügung. Sie waren maßgeblich an der Zerstörung des Kommandohauptquartiers und der Arsenale der Eindringlinge in den Gegenoffensiven beteiligt, die die Provinz Charkow und die Hälfte der Provinz Cherson befreiten. Die russische Reaktion bestand darin, diese Kasernen und Waffenverteilungszentren über 80 Kilometer hinaus zu verlegen. Mit dem »Sturmschatten« ist kein sicherer Abstand mehr möglich.“

Der Storm Shadow wurde bisher im Irak und in Syrien eingesetzt. Der Irakkrieg 2003 war sozusagen die Feuertaufe.
Das waren allerdings inferiore Gegner, die diesen Sprengkörpern nichts entgegensetzen konnten.
Jetzt wird man sehen, ob das in Rußland anders ist. Bisher haben die Russen offenbar noch kein Gegenmittel gefunden.

„Neu ist, dass die Storm Shadow nun die Speerspitze der Offensive auf der Krim sind. Die Bombenanschläge der letzten zwei Wochen in Sewastopol erfolgten mit diesen Raketen. Aber es wird nicht die einzige NATO-Langstreckenwaffe im Dienste der Ukraine sein, denn nach mehr als einem Jahr zäher Verhandlungen und amerikanischen Zweifeln an der Zweckmäßigkeit eines Angriffs auf die Krim hat Präsident Joe Biden angeblich zugestimmt, die Präzisionsraketen zu liefern und Langstrecken-ATACMS, wie mehrere amerikanische Medien berichten.
Generalleutnant Kirilo Budanov, Chef der Geheimdienste des Verteidigungsministeriums der Ukraine, versicherte diesen Samstag in einem Interview in den amerikanischen digitalen Medien The War Zone, dass das ATACMS nicht gegen russisches Territorium eingesetzt werde, wie Kiews Partner fordern. aber er betonte, dass die Krim zur Ukraine gehöre. Eine weitere Mittelstreckenrakete, die die Ukraine auf der Krim einsetzt, ist die Neptun, eine Waffe, die ursprünglich für Seeziele entwickelt wurde, aber für den Angriff auf Landziele angepasst wurde. Das Problem besteht laut Budanov darin, dass die Ukraine nicht über die Kapazitäten verfügt, um eine große Anzahl von Neptun zu produzieren.

Eine Offensive und drei Ziele

Nach Angaben des ukrainischen Oberkommandos verfolgt die in diesem Sommer begonnene Offensive auf der Krim drei Ziele. Das grundlegendste ist, wie Budanov in »The War Zone«, aber auch sein Sprecher Andrij Jusov am 20. September in den Staatsnachrichten feststellte, die Annullierung der Logistikkette der russischen Armee auf der Krim.

Ressourcen für die Truppen an der Südfront gelangen über die Halbinsel hinein und hinaus. Infanterieeinheiten der russischen Flotte beteiligen sich an der Verteidigung der besetzten Gebiete in Cherson und Saporischschja. Deshalb liegt der Schwerpunkt auf der Zerstörung von Treibstoffdepots und Stützpunkten, aber auch auf den Angriffen auf die Tschongar-Brücke, die die Halbinsel mit der Provinz Cherson verbindet, und insbesondere auf die Kertsch-Brücke, die einzige Straßenverbindung zwischen der Krim und Russland Gebiet.

Ein weiteres Ziel der Offensive ist die Zermürbung der russischen Flugabwehr. Die ukrainische Taktik auf der Krim folgt der gleichen Logik wie die russische bei ihren Bombenangriffen auf Städte im Hinterland: Zuerst werden Drohnenwellen geschickt, um die Munition aus den Batterien zu verbrauchen, und dann betreten die Marschflugkörper den Tatort. »Luftverteidigungsausrüstung ist sehr teuer und die Herstellung dauert lange, und die Russen haben alle ihre Einheiten im Einsatz, sogar in Moskau«, bemerkt Budanow. Dies ist einer der von der ukrainischen Luftwaffe angegebenen Gründe, regelmäßig Drohnenbomben auf russisches Territorium abzufeuern, um die russischen Flugabwehrbatterien von der Front fernzuhalten. »Wir greifen auch deshalb die Krim an, denn wenn sie neue Ausrüstung dorthin überstellen, so müssen sie diese von woanders abziehen.«

Die Krim wird durch eines der besten Flugabwehrbatterienetze der Welt geschützt. Sein Rückgrat sind die S-400-Batterien. Laut Satellitenbildern westlicher Geheimdienste hat die Ukraine diesen Sommer bereits zwei von sechs auf der Halbinsel zerstört – eines davon mit einer Neptun.

Eine weitere ukrainische Offensivkarte hat eine bemerkenswerte Rolle bei der Verwundbarkeit der russischen Luftkontrolle gespielt: die Angriffe der Spezialeinheiten auf der Krim. Teams von einem Dutzend Soldaten ist es gelungen, mit Schnellbooten an die Küste der Krim zu gelangen. Die Infiltrationsoperationen dauern zwar nur kurze Zeit, dienten aber nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums der Informationsbeschaffung und, im Falle des Angriffs auf Kap Tarchankhut am 24. August, der Zerstörung eines Radarsystems.“

Allerdings wurden nach russischen Angaben einige dieser Teams versenkt, sodaß dergleichen Aktionen in letzter Zeit zurückgefahren wurden.
Die ersten „Ausflüge“ dieser Art gelangen nur dank des Überraschungseffekts.

„Der dritte Zweck der Offensive auf der Krim besteht darin, wie der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates der Ukraine, Oleksii Danilov, definiert hat, »die russische Schwarzmeerflotte in Scheiben zu schneiden«. Russische Militärschiffe transportieren Material für ihre Truppen an der Saporischschja-Front durch das Asowsche Meer und haben zudem das Schwarze Meer für die Schifffahrt zwischen der Ukraine und dem Ausland gesperrt.

Die Ukraine zwingt Moskau zu vorsichtigerem Manövrieren im Schwarzen Meer, da ihre Schiffe durch die Neptun und ihre Seebombendrohnen anfällig sind. Diese Drohnen haben Kriegsschiffe auf der Krim, in russischen Häfen in der Provinz Krasnodar und sogar auf hoher See Hunderte Kilometer von der ukrainischen Küste entfernt angegriffen, wie im vergangenen Juli, als sie das russische Patrouillenboot »Sergei Kotov« außer Gefecht setzten.

Begleitet werden die Drohneneinsätze von amphibischen Einsätzen von Spezialkräften, die im Schwarzen Meer Inselchen und auch Kohlenwasserstoff-Förderplattformen zurückerobert haben, die sich seit der Besetzung der Krim im Jahr 2014 in russischer Hand befanden. Die Intensivierung der Operationen zur Sicherung des Schwarzen Meeres fielen mit der Eröffnung einer neuen Route für den Export von ukrainischem Getreide zusammen, einer alternativen Route zur Aufkündigung des Abkommens mit der Türkei und der UNO durch den Kreml im vergangenen Juli, das den Transport von Handelsschiffen mit Getreide aus dem überfallenen Land erlaubte.

Vadim Skibitski, Vertreter der Geheimdienste des ukrainischen Verteidigungsministeriums, machte am 9. September in staatlichen Nachrichten deutlich, dass seine Streitkräfte handeln, um die russische Kontrolle im Schwarzen Meer zu »neutralisieren«: »Die Krim ist für Russland von zentraler Bedeutung für seine Kontrolle des Schwarzen Meeres und seinen Zugang zum Mittelmeer. Ihre Position stellt auch eine Bedrohung für den zivilen Seehandel dar. Das muss ein Ende haben.«“

Die Ukraine versucht also jetzt auf dem Meer weiterzumachen, nachdem sie am Land kaum vorankommt.
Das dürfte auch als Strategie von den Verbündeten entwickelt worden sein, die ihre Marschflugkörper ausprobieren wollen.

Pressespiegel El País, 19.9.: Elon Musk, die ukrainische Armee und der Pentagon

STARLINK

Die Ukraine verläßt sich auf das Weiße Haus, um Elon Musk davon abzuhalten, die Verbindung seiner Satelliten zur ukrainischen Armee zu kappen

Die Kiewer Streitkräfte haben kaum Alternativen zum Kommunikationssystem SpaceX, einem Unternehmen, das einige Militäraktionen gegen Russland nicht zugelassen hat

Die Existenz der Ukraine hängt weitgehend von Elon Musk ab. Die von seiner Firma SpaceX bereitgestellte Satellitenverbindung sei »das Rückgrat der Kommunikation der ukrainischen Armee«. Diese Worte äußerte Musk selbst (…) diesen September auf einer Konferenz in Paris. Tausende Antennen seines satellitengestützten Datenübertragungsdienstes Starlink befinden sich in jeder ukrainischen Einheit an der Kriegsfront. Wenn diese nicht mehr funktionieren würden, würde die ukrainische Verteidigung zusammenbrechen.“

So ließe sich in der Tat dem Spuk geschwind ein Ende bereiten.

„Die Sicherheit“ (???) „des Landes hängt von Musks eigenen Plänen ab.  Er hat sich bereits öfter versöhnlich gegenüber Russland gezeigt. Er besitzt auch die Macht, die Internetverbindung von Starlink mit der Front einseitig zu kappen.
Kiew sucht nach Alternativen für seine militärische Kommunikation und hat bewiesen, dass sie über diese verfügen, erkennt aber an, dass es unmöglich ist, sich von Musk zu trennen.“

Also was jetzt? Haben sie andere Möglichkeiten oder brauchen sie Starlink?
Was ist eigentlich mit dem Pentagon? Hat er keine Satelliten oder will er die Ukraine nicht reinlassen?

„Ihre größte Hoffnung besteht darin, dass die Regierung der USA garantiert, dass SpaceX sie nicht im Stich lässt.“

Wie eigentlich?
Es ist schon eigenartig, daß die Weltmacht Nr. 1 ihren Verbündeten für derart grundlegende Funktionen von einem privaten Unternehmer betreuen läßt.

„In der Ukraine gibt es etwa 42.000 Starlink-Datenübertragungsterminals. Vor neun Monaten waren es 23.000, wie Michajlo Fedorov, Minister für digitale Transformation der Ukraine, bezifferte. Die meisten davon werden von der Armee eingesetzt.
»Starlink ist das Lebenselixier unserer militärischen Kommunikation«, sagte Fedorov im Juli gegenüber der New York Times. Die Terminals werden überwiegend von privaten Spendern erworben, aber auch von mit Kiew verbündeten Regierungen. Es gibt Foren in sozialen Netzwerken, die auf Tutorials zu ihrer Verwendung und auf die Länder spezialisiert sind, in denen man sie zum besten Preis kaufen kann. Wurde das Terminal beispielsweise in Spanien erworben, kann der Besitzer die Adresse in die Ukraine übertragen.“

Wenn Starlink auf einmal die Übertragung in die Ukraine abschaltet, so stehen diese ganzen Terminals ungenutzt herum, 42.000 Stück.
[Info: Das Starlink-Terminal ist eine kleine Flachantenne, die auf Dächern oder anderen Orten installiert wird. – Der größte Nachteil von Starlink sind die Kosten. Der Service ist nicht billig, da die aktuellen Kosten für ein Starlink-Terminal – einen Router und eine Antenne – auf etwa 500 US-Dollar zuzüglich einer monatlichen Gebühr von 99 US-Dollar geschätzt werden.]

„Starlink-Antennen werden an der Kriegsfront auf vielfältige Weise eingesetzt: Ein Abteilung kann sie zur Kommunikation mit der Familie nutzen, sich mit mobilen Anwendungen ablenken, – vor allem aber werden sie für Kriegszwecke eingesetzt.
Die Verbindung ermöglicht die gemeinsame Nutzung von Befehlen und der Position der feindlichen Koordinaten in den von der Armee genutzten Anwendungen; Die Antennen werden auch in Angriffstruppenfahrzeugen eingebaut, um mit dem Kommando zu kommunizieren, und vor allem werden die Empfänger in Angriffsdrohnen eingebaut, um die Verbindung mit dem Flugzeug über große Entfernungen aufrechtzuerhalten.

»Starlink war ein phänomenaler Gewinn für die Ukraine. Es ist leicht zu transportieren, im Rucksack, Fahrzeuge mit großen Antennen sind nicht mehr nötig«, erklärte der britische Luftmarschall John Stringer am 31. August in einem Dokument des RUSI – dem Referenzzentrum für Verteidigungsstudien des UK.
»Die Ukraine hat gezeigt, dass das, was bis vor ein paar Jahren nur für wenige [Länder] erreichbar war, jetzt für alle zugänglich sein kann, wenn es um militärische Ressourcen aus dem Weltraum geht, von Bildern bis hin zur Kommunikation«, bemerkte der hohe Offizier der britischen Luftwaffe.

Eine Studie des European Council on Foreign Relations (ECFR) vom September dieses Jahres betonte dasselbe: »Der schnelle Einsatz von Starlink-Terminals in der Ukraine zeigt die Vorteile kommerzieller Systeme im Vergleich zu militärischen. Sie sind im Vergleich zu Militär- und Regierungssatelliten günstig und lassen sich schneller herstellen und installieren.«
Der Preis für den Service beträgt beispielsweise in Spanien 65 Euro pro Monat, plus 450 Euro als Einmalzahlung für den Erwerb der Ausrüstung. In der Ukraine betragen die Kosten für die Ausrüstung 560 Euro, zusätzlich zu 70 Euro pro Monat.

Unterbrechung des Signals

Im letzten Jahr wurden jedoch Bedenken hinsichtlich der Gefahr geäußert, die Musk als »das Rückgrat« der Kommunikation der ukrainischen Armee darstellt.
Seit der Offensive im November 2022, die die halbe Provinz Cherson befreite, gab es Warnungen hochrangiger Beamter, dass die Starlink-Satellitenverbindung bei Offensivoperationen plötzlich ausfallen und das Leben von Soldaten gefährden würde.

SpaceX-Präsidentin Gwynne Shotwell bestätigte im vergangenen Februar, dass das Unternehmen über Mechanismen verfügt, um das Starlink-Signal zu unterbrechen.“
Shotwell betonte, dass Starlink »nie dafür gedacht war, als Waffe eingesetzt zu werden«:
»Es gibt Dinge, die wir tun können, um diesen Einsatz einzuschränken (…) und die wir getan haben.« Shotwell kritisierte insbesondere den Einsatz des Produkts zur Steuerung von Angriffsdrohnen.

Bei Kirilo Budanov, Generalkommandant des ukrainischen Geheimdienstes, traf dieser Hinweis am 9. September auf einer Konferenz in Kiew auf taube Ohren: »Starlink hat eine wesentliche Rolle gespielt und wird diese auch weiterhin spielen, insbesondere bei der Drohnenkommunikation.« Budanov sagte, er bezweifle, dass nur Musk die Entscheidung treffe, »einen Knopf zu drücken« und Starlink zu trennen.
Aber der Milliardär selbst bestätigte am 8. September auf X (ehemals Twitter), dem sozialen Netzwerk, dessen Eigentümer er ist, dass er mindestens einmal direkt eingegriffen habe.
Die ukrainische Regierung forderte Musk im September 2022 auf, die Verbindung ihrer Satelliten über der Krim zu aktivieren, um einen Drohnenangriff gegen die russische Flotte durchzuführen. Musk lehnte ab: »Wenn ich die Anfrage angenommen hätte, wäre SpaceX an einer großen Kriegshandlung und einer Eskalation des Konflikts beteiligt gewesen.«

SpaceX begann 2021 mit der Vermarktung des Starlink-Internetdienstes und erweiterte schrittweise die Länder, in denen er genutzt werden könnte. Im Februar 2022, als die Invasion der Ukraine begann, wendete Russland die Strategie an, die Telefonie in den besetzten Gebieten und an der Front abzuschneiden. Damals forderte Kiew Musk auf, den Starlink-Dienst in der Ukraine zu aktivieren, was er akzeptierte.
Musk und Shotwell haben bekräftigt, dass Starlink diesen Dienst für zivile Zwecke aktiviert hat, obwohl sie im Laufe der Zeit, wie sie öffentlich zugegeben haben, davon ausgegangen sind, dass er auch für militärische Kommunikation, jedoch nicht für Angriffsaktionen, genutzt werden könnte.“

Hmmm. Sie sind davon ausgegangen … er könnte genutzt werden … aber bitte doch nicht für Angriffe!
Man merkt, ganz angenehm ist Musk & Co. dieses Hineingezogenwerden in den Konflikt nicht.
Sie sind dadurch Parteigänger einer Seite und können von der anderen sowohl strafrechtlich belangt als auch Embargos unterworfen werden.

„Die Grenze zwischen dem, was erlaubt ist und was nicht, ist unklar. In der Starlink-Facebook-Gruppe gibt es mehrere Beispiele für die Ukraine. Dies ist eine der größten Communities in diesem sozialen Netzwerk, die sich der Beantwortung von Fragen und dem Erhalten von Terminals widmet.
In einem kürzlich erschienenen Kommentar erklärte ein Soldat eines Bataillons der Territorialverteidigungskräfte, dass er ein Terminal in Spanien erworben habe, bei der Übermittlung der neuen Adresse in die Ukraine jedoch angegeben habe, dass es sich um ein Terminal für um eine Militäreinheit handele. Daraufhin habe der Anbieter ihm mitgeteilt habe, dass die Lieferung storniert worden sei – mit der Begründung, daß im Vertrag mit Starlink festgelegt sei, dass die Nutzung nur zivilrechtlich erfolgen dürfe.
Andere Forumsmitglieder kritisierten den Soldaten dafür, zu viel Information preisgegeben zu haben.

»Nichts zu machen«

Musks Bestätigung, dass er einen Anschlag auf der Krim verhindert habe, löste eine heftige Debatte in der Facebook-Gruppe Starlink für die Ukraine aus.
»Es ist unmöglich, diesen Krieg mit den Waffen anderer Leute zu gewinnen«, sagte pessimistisch ein Offizier, der in den Streitkräften dient.“

Wenn man diese Aussage ernst nimmt, so hätte die Ukraine den Krieg nie beginnen dürfen.

„Dieser Soldat, der die Initialen S.D. hat, lieferte auch Informationen über den Betrieb einer der Ressourcen, die SpaceX zur Deaktivierung des Dienstes benötigt, Geofencing.
Das besteht darin, die Nutzung von Terminals in einem bestimmten Gebiet zu deaktivieren. »Dagegen kann man nichts machen«, erklärt S. D., »jedes Terminal hat seine IP-Adresse und ist mit seinem Standort verknüpft. Überschreitet das Gerät die Grenze des Gebietes, so wird es vom Netzwerk getrennt.«

Alternativen zu Starlink sind rar, aber es gibt sie, wie der Hauptmann der ukrainischen Streitkräfte Viktor Tregubov gegenüber EL PAÍS behauptet. Der Beweis dafür ist, dass es regelmäßig ukrainische Drohnenbombenangriffe auf russisches Territorium und auf der Krim gibt, Gebiete, in denen SpaceX nicht operiert.
Welche Technologie nutzt Kiew in diesen Fällen? Es ist ein Staatsgeheimnis. »Natürlich gibt es Alternativen, es gibt Projekte in den USA und der Ukraine, Regierungen verbündeter Länder könnten uns helfen«, sagt Tregubov, »aber ohne Starlink wäre alles viel schwieriger.«“

Mit einem Wort, der Pentagon und andere NATO-Militäreinrichtungen und deren Satelliten und Technologie können die Starlink-Übertragung nur ergänzen, aber nicht ersetzen.

„Es gibt zehn große kommerzielle Unternehmen“ (offensichtlich weltweit nur 10), „die Satelliteninternet anbieten, aber keines kann mit der Servicequalität, dem Preis und der massiven Nutzung von SpaceX mithalten.
Das schwedische Unternehmen Satcube hat dieses Jahr 100 Terminals seines Dienstes gespendet, auch für den Transport und die einfache Inbetriebnahme, aber die Größe des Unternehmens, das viel kleiner als SpaceX ist, macht es unrentabel, Starlink zu ersetzen.
Die größte Hoffnung besteht darin, daß die US-Regierung die Durchsetzung von Musks Vorstellungen zugunsten einer Beendigung des Krieges durch die Überlassung eines Teils der Ukraine an Russland verhindert.“

Auch interessant, wie ein privater Unternehmer über Krieg und Frieden entscheiden will – und vielleicht auch kann?
Man sieht hier, wie sich im Westen das private Kapital und die Staatsgewalten vom Standpunkt der Entscheidungen immer mehr annähern bzw. überschneiden.
Das ist das Ergebnis des Überlassens der Infrastruktur an das private Kapital, das die Staaten der westlichen Hemisphäre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs in die Wege geleitet haben.

„Der Gründer von SpaceX selbst hat zugegeben, unter der Last zu leiden, Kriegsakteur sein zu müssen.
Aus diesem Grund wurde Ende 2022 ein neuer Dienst namens Starshield geschaffen, der den Streitkräften der USA – und theoretisch auch denen anderer Regierungen – die Kontrolle über bestimmte Starlink-Satelliten und bestimmte Terminals ermöglicht.
Im Anschluss an diese Initiative hat das Pentagon laut der New York Times in diesem Jahr 500 Starlink-Terminals bereitgestellt, in die SpaceX nicht eingreifen kann.

Aber sowohl Tregubov als auch andere für diesen Artikel interviewte Soldaten haben Zweifel daran, das das klappt. Tregubov und ein hochrangiger Offizier einer Artilleriebrigade an der Front in der Provinz Donezk behaupten, dass mehrere Starlink-Terminals an der Front letzten Mittwoch in der Nacht für zwei Stunden den Betrieb eingestellt hätten, genau zu dem Zeitpunkt, als die ukrainischen Luftstreitkräfte einen Angriff auf die russische Flotte auf der Krim durchführten.
Sowohl die Pressestelle des ukrainischen Generalstabs als auch das Oberkommando der Südfront haben dieser Zeitung gegenüber bestritten, dass sie ein Problem festgestellt hätten, ukrainische Medien wie die Prawda veröffentlichten jedoch, dass es sich bei der Verbindung um einen weitreichenden Fehler handelte, einen Irrtum. Laut SpaceX wurde versichert, daß es sich um einen internationalen Ausfall auf mehreren Märkten gehandelt habe.

Alexander Rose ist Mitglied der Spezialeinheit Tora und dient an der Zaporozhje-Front. Starlink ist für Tora ein grundlegendes Werkzeug, das sie zur Steuerung ihrer Drohnen und sogar bei Angriffsoperationen auf russische Stellungen nutzen. »Ich bin davon überzeugt, dass die Regierung der USA Argumente hat, um Elon [Musk] zu überzeugen«, sagte Rose am vergangenen Donnerstag dieser Zeitung, wenige Tage nachdem US-Außenminister Antony Blinken in einem Interview im CNN betont hatte, dass seine Regierung »will und erwartet, dass diese Technologie für die Ukrainer weiterhin voll funktionsfähig bleibt.«
Rose weist darauf hin, dass sie immer über rudimentärere, aber sicherere Kommunikationssysteme verfügen werden, etwa Funksender oder Mobiltelefone, die ohne Dateninternet funktionieren – intelligente Mobiltelefone sind für den Feind leicht zu orten. »Wir haben acht Jahre lang ohne Starlink“ (im Donbass) „gegen Russland gekämpft«, fügt Tregubov hinzu, »und wir können es wieder tun.«“

Da setzte allerdings Rußland auch nicht sein Arsenal ein, sondern überließ es den Milizen der Donbass-Republiken, sich mit den ebenfalls eher milizartig organisierten ukrainischen Einheiten auseinanderzusetzen.

Neue Pinnwand: Ukraine – Kriegshandlungen und die festgefahrene Offensive

ABNUTZUNGSKRIEG? IM OSTEN WENIG NEUES …

Hier ist genug Platz für die Meldungen von der steckengebliebenen Offensive der Ukrainischen Streitkräfte, Siegesmeldungen aus westlichen Medien, Waffenlieferungen, die zugesagt werden, usw.

Oder aber, Bedenken von Thinktanks und YouTubern, halbherzige Rufer in der Wüste, Forderungen nach mehr und besseren Waffen von ukrainischer Seite, usw.