Pressespiegel El País, 7.9.: Rumänien und der Ukraine-Krieg

„RUMÄNIEN, DER STILLE VERBÜNDETE, DER NICHT IN DEN KRIEG IN DER UKRAINE HINEINGEZOGEN WERDEN WILL

Bukarest untersucht Überreste einer mutmaßlichen russischen Drohne, die auf seinem Territorium abgestürzt ist, versucht jedoch, nach den Angriffen nahe seiner Grenze einen vorsichtigen Ton gegenüber Moskau beizubehalten

Der Lärm von Flugabwehrsirenen, ein Nachthimmel voller Explosionen und riesige Feuerbälle, die plötzlich auf der ukrainischen Seite der Donau auftauchen, tun kund, daß nur wenige Meter von Rumänien entfernt eine tödliche Schlacht tobt.

Seit dem Scheitern des Abkommens im Juli, das der Ukraine erlaubte, ihr Getreide über das Schwarze Meer zu exportieren, hat die russische Armee die Bombardierung von Getreidesilos in den ukrainischen Häfen Ismail und Reni, die zur letzten Möglichkeit für den Transport übers Meer von Millionen Tonnen Getreide geworden sind, verstärkt. Diese Orte sind auch zu einem potenziell gefährlichen Szenario geworden, da sie direkt an der Grenze zu Rumänien, einem NATO-Mitgliedsland, liegen und daher unter dem Schutz des Bündnisses für die kollektive Sicherheit stehen.

Der jüngste Vorfall ereignete sich am frühen Montagmorgen. Ein Sprecher des ukrainischen Außenministeriums berichtete, dass ihnen ein Bild vorliegt, das die Explosion einer im Iran hergestellten Shahed-Drohne auf rumänischem Boden zeigt.“

Beachtlich, welche genaue Überwachung rumänischen Bodens der Ukraine zugänglich ist. Die Ukraine ist nicht in der NATO, und sie hat vermutlich keine eigenen Satelliten, die solche detaillierten Aufnahmen ermöglichen.
Die andere Möglichkeit ist, daß die Drohne von der Ukraine selbst dorthin geschossen und dabei aufgenommen wurde.

„Das rumänische Verteidigungsministerium gab schnell eine eigene Erklärung ab, in der es die Informationen kategorisch dementierte. Es war das zweite Mal in diesem Jahr, dass Bukarest eine Aussage dieses Kalibers gegenüber Kiew dementierte.

Das Beharren der Ukraine auf ihrer Aussage sorgte bei den rumänischen Politikern für Verärgerung: Sie wollen verhindern, daß ihr Land in den Propagandakrieg hineingezogen wird.“

Nicht nur in den Propaganda-, sondern vor allem in den tatsächlichen Krieg.

„»Es wurden Angriffe registriert, die nachweislich 800 Meter von unserer Grenze entfernt stattgefunden haben; mit anderen Worten: sehr nahe«, erklärte der rumänische Präsident Klaus Iohannis am Dienstag bei einem Besuch auf dem Militärstützpunkt Cincu im Zentrum des Landes. »Es gab keine Teile, keine Drohnen oder Komponenten eines anderen Geräts, die in Rumänien heruntergefallen sind. Wir haben die vollständige Kontrolle über unseren Luftraum«, sagte Iohannis, der besorgt war, dass die Bombenanschläge »so nah an der rumänischen Grenze« stattfanden.

Am Mittwoch schlug der rumänische Präsident jedoch andere Töne an. Er tat dies, nachdem Verteidigungsminister Angel Tilva dem rumänischen Sender Antena 3 bestätigt hatte, dass nach dem russischen Angriff »Stücke gefunden wurden, die Elemente einer Drohne sein könnten«.“

Vorher wurde die Verteidigungsministerin vorgeschickt, um alle Behauptungen der ukrainischen Seite kategorisch zu dementieren.

„Ein großes Gebiet wurde abgesperrt, die wenigen dort lebenden Bewohner jedoch nicht evakuiert, da man davon ausging, dass die gefundenen Überreste keine Bedrohung darstellten.

Tilva bemerkte außerdem, dass die gefundenen Stücke analysiert werden, um ihre Herkunft zu bestätigen.

Angesichts der Enthüllungen des Ministers forderte Iohannis noch am selben Nachmittag »eine dringende Untersuchung … Wenn bestätigt wird, dass diese Elemente von einer russischen Drohne stammen, wäre das völlig unzulässig, eine schwere Verletzung der Souveränität und territorialen Integrität Rumäniens, eines NATO-Verbündeten«, fügte der Präsident hinzu, der bekräftigte, dass das Land in höchster Alarmbereitschaft sei und die Überwachung seit Wochen verstärkt wird.“

Man merkt, in der rumänischen Führung gibt es unterschiedliche Sichtweisen, wie dieser Vorfall handzuhaben sei.

„Der Experte für den postsovjetischen Raum Armand Gosu hält es für möglich, dass eine Drohne den rumänischen Luftraum überquert hat oder in Zukunft durchqueren wird. Ein möglicher Einmarsch birgt das Risiko einer Aktivierung des Atlantischen Bündnisses. »Die Gefahr«, sagt dieser ehemalige BBC-Korrespondent in Moskau, »besteht darin, dass Russland die Grenzen des Erlaubten austesten kann.«“

Aus all den Dementis und sonstigen Aussagen geht nicht hervor, wie die Drohne nach Plauru gekommen ist: Wurde sie direkt dorthin geschossen? Wurde sie von einem ukrainischen oder rumänischen Abwehrsystem zu Fall gebracht und schlug deshalb in Rumänien ein?
Es gibt in Rumänien auch keine Einigkeit darüber, ob diese Drohne Sprengstoff transportiert habe oder lediglich eine Aufklärungsdrohne gewesen sei.

„Der NATO-Artikel 4

Sollte ein Angriff auf rumänischem Boden stattfinden, so wisse die Armee des Landes, was zu tun ist, sagen Quellen aus dem Verteidigungsministerium. Bukarest ist imstande, mit der Situation umzugehen, falls eine russische Drohne oder Rakete versehentlich abstürzt. Wäre dies der Fall und gäbe es keine verheerenden Auswirkungen, hätte Rumänien kein Interesse an einer Eskalation der Spannungen.

Bukarest kann jedoch die Anwendung von Artikel 4 des NATO-Vertrags beantragen, wonach die Mitgliedstaaten des Bündnisses »gemeinsame Konsultationen abhalten, wann immer einer von ihnen der Ansicht ist, dass seine territoriale Integrität, Unabhängigkeit, Politik oder Sicherheit beeinträchtigt sind«.“

Die rumänische Führung behält sich sehr nachdrücklich die Entscheidung über weiteres Vorgehen vor, das haben verschiedene Politiker klargestellt. Daß die NATO entscheidet, wann in Rumänien Krieg ist, das will wirklich niemand in Rumänien.

„Rumänien ist zu einem wichtigen Verbündeten der Ukraine an der Ostflanke geworden.“

Es handelt sich um die Südflanke.

„Diese ist zu einem echten Flaschenhals für den Export unter anderem von ukrainischem Mais, Raps und Hirse geworden. Aber auch für den Transport von Waffen und Kriegsmaterial.“

Und nicht nur für den Transport, sondern auch den Einsatz derselben.
Vor allem deshalb hat Rußland das Getreideabkommen aufgekündigt. Die Wasserdrohnen gegen die Krim-Brücke wurden von Schiffen aus dem Getreidekorridor abgeschickt. Vom Festland her wäre die Strecke zu weit gewesen.

„Der rumänische Premierminister Marcel Ciolacu erklärte im August nach einem Treffen mit seinem ukrainischen Amtskollegen Denis Shmyhal, dass er wolle, daß 60 % des Getreidetransports des Nachbarlandes über Rumänien laufen würden. Ciolacu kündigte an, daß dafür die Kapazität des Hafens von Constanța am Schwarzen Meer und anderen Routen verdoppelt werde, um vier Millionen Tonnen pro Monat verschiffen zu können. »Wir investieren in den Sulina-Kanal«, sagte der rumänische Premierminister und bezog sich dabei auf Rumäniens wichtigste Wasserstraße, die durch das Donaudelta verläuft.“

Das ist nicht richtig. Die „Wasserstraße“, auf die sich der Autor des Artikels bezieht, ist der Sulina-Arm, der mittlere der drei Arme des Donaudeltas.
Ciolacu bezog sich aber vermutlich auf den Kanal Meile 35, der den Kilia- und den Sulina-Arm (genaugenommen über den 3., den St. Georgs-Arm) verbindet und kurz hinter Ismail flußabwärts in den Kilia-Arm mündet. Dieser Kanal wird derzeit vermutlich erweitert und vertieft, um größere Schiffe aufnehmen zu können, da er bisher nicht so intensiv genutzt wurde.
Bis dahin und nach Constanța muß das Getreide jedoch zuerst einmal kommen, und deswegen staut es sich in den ukrainischen Donauhäfen, die von Rußland bombardiert werden.
Es mag sein, daß der Getreideexport dabei behindert werden soll.
Aber es ist auch nicht von der Hand zu weisen, daß diese Häfen eben in der umgekehrten Richtung für Waffenimporte genutzt werden.
Die Getreidelaster kommen mit Getreide in Reni und Ismail an – fahren sie leer zurück?

„»Bukarest hat enorme Anstrengungen unternommen, um den Export von Getreide aus der Ukraine zu erleichtern«, erklärt Mihai Isac, Experte für internationale Beziehungen, »einschließlich der Modernisierung einiger Eisenbahnlinien in ursprünglich sowjetischer Breitspur, wie der Strecke zwischen Reni (Ukraine), Giurgiulesti (Moldawien) und Galați (Rumänien)«.“

Vor dem Krieg war dort nämlich tote Hose, die Strecke wurde kaum genutzt.

„»Auch die Umsetzung von Sanierungsprojekten des Sulina-Kanals wird beschleunigt, wodurch ab Oktober auch die Nachtschifffahrt möglich ist. Und Kiew kann den Bystre-Kanal ausbaggern, der im Schutzgebiet des Donaudeltas liegt«, fügte der Experte hinzu.“

Dagegen hatte sich Rumänien lange gesträubt und ökologische Gründe vorgeschoben, um sich das Monopol des Zugangs der Donau zum Schwarzen Meer zu erhalten.
Die Ukraine hat jedoch angeblich bereits gehandelt und den Kanal ausgebaggert, nach eigenen Angaben von 3,90 m auf 6,50 m Tiefe. (Wikipedia, Bystre Kanal)

„Wenn größere Schiffe die Donau befahren könnte, so würde das bedeuten, daß die Ukraine die Getreidespeicher weniger in Anspruch nehmen müßte, was die Wahrscheinlichkeit verringern würde, dass sie das Ziel russischer Angriffe wären.“

Das natürlich nur unter der Voraussetzung, daß sich sonst nichts dort befindet, wie z.B. Waffen und Munition

„Der Getreidetransit aus der Ukraine hat jedoch das Misstrauen der rumänischen Landwirte geweckt,“

– eine komische Art, auszudrücken, daß die ukrainische Importkonkurrenz die rumänischen Landwirte zu Widerstand angeregt hat.
Es war eben teilweise kein Transit, sondern das Getreide blieb dort liegen, in rumänischen Getreidespeichern –

„die die Bukarester Behörden gezwungen haben, finanzielle Unterstützung von der EU zu beantragen, um sie zu entschädigen.
Trotz der Spannungen zwischen den beiden Ländern und der Lage der rumänischen ethnischen Minderheit in der Ukraine“

– die – wie alle anderen Minderheiten auch – ebenfalls im Visier der ukrainischen Nations-Schöpfer bzw. Banderisten sind, weil sie eben keine Ukrainer sind –

„trug Bukarest seit Beginn der russischen Invasion massiv zur Unterstützung Kiews bei. Mehr als eine Million ukrainische Flüchtlinge sind durch Rumänien gereist. Hunderttausende sind geblieben. »Neben der ständigen politischen Unterstützung hat Rumänien die Ukraine auch mit Waffen und Artillerie sowjetischer Produktion und Munition für leichte Waffen beliefert«, erklärt Isac.

Die rumänische Regierung hat nicht öffentlich über die Militärhilfe für Kiew gesprochen. Ciolacu brachte jedoch zum Ausdruck, dass seine Partner wüssten, daß Bukarest weit mehr als humanitäre Hilfe und logistische Unterstützung biete.

Das Land wird sich auch an der Ausbildung ukrainischer Piloten für das Kampfflugzeug F-16 beteiligen und wartet auf die erforderlichen Dokumente, um den Beginn der Ausbildung zu genehmigen. »Ich hoffe, in den kommenden Tagen die erforderlichen Dokumente (für die Pilotenausbildung) unterzeichnen zu können. Es ist das letzte Hindernis, das noch zu überwinden ist«, erklärte der Premierminister.

Weiters gelangte ein Teil des von Bulgarien, der Türkei und anderen Staaten an die Ukraine gelieferten Militärmaterials über rumänisches Territorium.“

Es ist also eher Rumänien, das ausreizt, an welche Grenzen es gehen kann, ohne von Rußland als direkter Kriegsgegner wahrgenommen zu werden.

„»Nächstes Jahr sind in Rumänien eine Reihe von Wahlen (Präsidentschaftswahlen, Europawahlen, Kommunalwahlen und Parlamentswahlen) angesagt, die die Beziehungen zwischen Rumänien und der Ukraine prägen werden«, betont der Experte für internationale Beziehungen. »Die ultranationalistische Kraft Alianza para la Unión de los Rumanos (AUR, was auf Rumänisch Gold bedeutet) nutzt die schwierige Wirtschaftslage bei Wahlen aus und fordert die Einschränkung der Unterstützung für die Ukraine, während die sozialen Netzwerke von extremistischen Medien genutzt werden, um ihr eigenes Image zu stärken und mit Fake News und anderen konspirativen Theorien überschwemmt werden. “, fügte er hinzu. »Rumänien«, so Isac abschließend, »steht an der Front des hybriden Krieges, den die Russische Föderation gegen die EU und die NATO begonnen hat.«“

Das alles weist darauf hin, daß die Unterstützung der Ukraine und die Gegnerschaft zu Rußland in Rumänien gar nicht populär sind, sodaß dieses rumänische Pedant der AfD gute Chancen hat.

„Nebenbei sind verschiedene Konflikte zwischen Bukarest und Kiew zu lösen, einschließlich der Anerkennung der Existenz der moldauischen Sprache durch die Ukraine (…), obwohl Moldawien ohne Vorbehalte die territorialen Integrität und Souveränität des Nachbarlandes unterstützt.“

Mit der Anerkennung von Moldawisch als eigener Sprache würde nämlich noch eine neue offizielle Minderheit in der Ukraine geschaffen. Bisher wurden die ukrainischen Bürger mit moldawischer Muttersprache entweder der rumänischen Minderheit zugeschlagen oder als Ukrainer definiert.

„(Rumänien) hilft auch indirekt der Ukraine durch die wirtschaftliche und politische Unterstützung, die Moldawien gewährt wird“, sagte Isac, »mit dem Ziel, zu verhindern, daß pro-russische Politiker an die Macht kommen.«“

Rumänien stützt also die Regierung von Maia Sandu, obwohl auch in Moldawien die Bevölkerung eher gegen die NATO und deren Politik eingestellt ist und viele zur rußlandfreundlichen Partei Schor oder dem Vorgänger Sandus, Dodon, neigen.

Pressespiegel Komsomolskaja Pravda, 1.9.: Währung und Weltmarkt

„LAWROW: RUSSLAND VERSUCHT NICHT, DEN DOLLAR ZU RUINIEREN, DAS TUN DIE USA SELBST

Der Chef des russischen Außenministeriums sagte, dass die USA die Rolle ihrer Währung als Landeswährung nicht mehr unterstützen“

Damit ist gesagt, daß die USA mit dem Dollar sozusagen Grenzen überschritten hätten, der ihre Währung auch für den inländischen Gebrauch fragwürdig macht.
Nicht nur im Ausland verursacht der Dollar Probleme aller Art, sondern als Maß der Werte für die eigenen Bürger entfernt er sich immer mehr von seinen Grundlagen – das ist die Diagnose Rußlands.

„Russland wolle den Dollar nicht »begraben«, die USA sorgen völlig selbstständig dafür, daß der Dollar nicht mehr die bisher für alle anerkannte Rolle einnimmt.
Diese Erklärung gab der Leiter des Außenministeriums der Russischen Föderation, Sergej Lawrow, während eines Treffens mit Studenten und Lehrern der MGIMO (Staatliches Moskauer Institut für Internationale Beziehungen) ab.“

Lawrow sieht also die Rolle der Währungspolitik darin, daß die nationale Währung als erstes der eigenen Nationalökonomie zu dienen habe, um den Warenaustausch im Inland zu vermitteln.
Für den Außenhandel gäbe es andere Mechanismen, so seine Sichtweise. Rußland hatte in der Tat nie die Absicht, seine Währung zu einer Leitwährung für andere Staaten zu machen.
Nach der Logik Lawrows – die inzwischen common sense zwischen den russischen Wirtschaftswissenschaftlern zu sein scheint, er gibt sie nur wieder – war es schon ein Fehler, den Rubel konvertibel zu machen.

„»Wir entwickeln unsere Geldpolitik nicht nach dem Gesichtspunkt: Gegen die USA! oder Gegen den Westen! Wir wollen den Dollar nicht ruinieren. Die USA hören auf, den Dollar in derjenigen Rolle aufrechtzuerhalten, die für alle akzeptabel war. Das ist das Problem«, betonte Lawrow.“

Erstens ist das keine Propaganda. Rußland trägt seinen Gegensatz mit dem Westen nicht auf der Ebene des Währungsvergleiches aus. Alle Maßnahmen, die Rußland seit dem Beginn des Ukrainekrieges gesetzt hat, dientem dem Schutz der Funktionsfähigkeit der eigenen Währung.
Man fragt sich hier weiters, akzeptabel für wen? Welche ökonomischen Subjekte werden hier angesprochen?
Die Finanzwelt, die Unternehmer, der Mann von der Straße?
Man merkt, daß in Rußland die Währung etwas anderes darstellt als in der heutigen westlichen Welt: Es wird als eine Dienstleistung des Souveräns gegenüber seinen Untertanen besprochen, mit der jedem gedient sein soll: Den Arbeitnehmern ein stabiles Zahlungsmittel, den Unternehmen eine sichere Kalkulationsgrundlage und dem Staat ein verläßliches Steuerungsmittel.
Dergleichen findet sich möglicherweise auch in westlichen Ökonomielehrbüchern, aber es scheint schon etwas länger her zu sein.

Sowohl der Dollar als auch der Euro sollen heute in erster Linie ihren Staatsgewalten die Verschuldungsfähigkeit garantieren, alles andere ist nachgeordnet. Dafür ist es wichtig, daß dieses Geld weltweit nachgefragt wird.
Und damit, so die Ansicht der russischen Elite, untergraben sie die Grundfunktionen ihrer Währungen für den Gebrauch durch ihre Bürger.

„Der Außenminister wies auch darauf hin, dass Russland beabsichtige, auf der Grundlage der Gleichberechtigung und der Suche nach einem ehrlichen Interessenausgleich Beziehungen zu denjenigen aufzubauen, die zur Zusammenarbeit bereit seien. Nach diesen Grundsätzen arbeiten die OVKS, die GUS, die SOZ, die BRICS und die Eurasische Wirtschaftsunion.
Zuvor hatte Sergej Lawrow erklärt, dass die russische Sonderoperation in der Ukraine der Verwirklichung der Grundsätze der Multipolarität und der Gerechtigkeit auf der ganzen Welt Impulse gegeben habe.“

Im Grunde wird damit die ganze Konfrontation Rußlands mit dem Westen als eine Art Befreiung von schlechtem Geldmanagement und schlechter Wirtschaftspolitik besprochen.

Pressespiegel El País, 23.8.: Details zu den Attacken auf die Krim-Brücke

ZU LEISTUNGEN AUFGEBLASENE ERSATZ-AKTIONEN?

Der Umstand, daß die ukrainische Führung sich jetzt zu ihren Attentaten auf die Krim-Brücke bekennt, und auch der Umstand, daß F-16 geliefert werden dürfen, könnte so verstanden werden, daß die westlichen Allierten ihnen immer mehr gestatten, meint der Autor des Artikels.
(Diese Großzügigkeit kann auch als Ersatz für Unterstützung verstanden werden, die nicht mehr stattfindet.)

Der derzeitige SBU-Chef Maliuk beschrieb das ganze genau in CNN.
Vorher war beides deswegen ein Tabu, weil die NATO nicht zu offen selbst in die Konfrontation eintreten wollte.
(Inzwischen will sie das aus anderen Gründen auch nicht mehr, – weil sich herausgestellt hat, daß den Russen ohne WK III nicht beizukommen ist.)

Allerdings behaupten die Ukrainer, sie hätten das alles selbst gemacht, was natürlich ganz unglaubwürdig ist. (So wird auch mehr oder weniger publik gemacht, wie sich der Westen den Krieg weiter vorstellt – Ausprobieren ihrer Waffen mit Hilfe ihres ukrainischen Personals.)
Eine der vom Westen vorgestellten Entwicklungen scheint zu sein, daß die eingeschlafene Offensive von einem Seekrieg abgelöst wird – mit den so erfolgreichen Drohnen namens „Meerbaby“.
(Der Name!)

Die neue „Wunderwaffe“?

Der 1. Anschlag wird genau beschrieben und sich gebrüstet damit, wie russische Transportfirmen in das ganze eingebunden wurden, die keine Ahnung hatten, was sie da transportieren.
(Inzwischen wird das natürlich sicherlich besser kontrolliert, das ging nur einmal.)

Ebenso wird darauf hingewiesen, daß der SBU die Überwachungskameras „geknackt“ habe:

„In dem Video des Marineangriffs auf die Krimbrücke, das die SBU CNN zur Verfügung gestellt hat, gibt es ein Detail, das auf ein hohes Maß an ukrainischer Infiltration auf der von Russland besetzten Halbinsel hinweist: Neben der im Bombenboot eingebauten Kamera enthält das Video Bilder einer auf der Brücke installierten Kamera. In einem anschließenden Interview mit dem ukrainischen Sender NV bestätigte Maliuk, dass sie Zugang zu Kameras haben, die auf der Brücke angebracht sind.
Der Chef des Sicherheitsdienstes machte keine näheren Angaben, versicherte aber, dass man mit diesen Kameras den Weg der LKW-Bombe verfolgen könne, die im Oktober 2022 die Brücke schwer beschädigte und zu monatelangen Verzögerungen bei der Versorgung der russischen Truppen an der Südfront geführt habe.“

Damit soll einerseits die Bedeutung dieses Anschlages herausgestrichen werden. Allerdings wurde Kupjansk vorher erobert, nur der Abzug der russischen Truppen aus Cherson fand nach der teilweisen Zerstörung der Brücke statt. Daß die Verzögerungen diesen Abzug, also die Aufgabe von Territorium seitens Rußlands verursacht haben, ist jedoch bei näherer Betrachtung des Kriegsgeschehens unwahrscheinlich. Auch die Eroberung von Kupjansk und anderer von der russischen Armee besetzter Gebiete waren deshalb möglich, weil Rußland zu wenig Soldaten hatte, nicht deshalb, weil der Nachschub gefehlt hätte. Deshalb wurde im September, also vor dem Anschlag (im Oktober) in Rußland die Teilmobilmachung verordnet.
Zweitens wird mit dem Hinweis auf die Bilder der Überwachungskameras so getan, als würde hier eine enorme technische Überlegenheit vorliegen. Dabei ist die Sache relativ simpel: Diese Kameras waren offenbar mit dem Internet verbunden. Dann ist es nicht schwierig, an die Aufnahmen zu gelangen. Inzwischen dürfte das auch von den russischen Behörden geändert worden sein.
Es war eben ein Moment der Modernität dieser Brücke, sie mit internetfähigen Kameras auszustatten.

Zu der Sprengladung und wie sie dort hinkam, wird ebenfalls nicht mit Details gespart:

„Agenten des ukrainischen Geheimdienstes heuerten eine Gruppe »russischer Schmuggler« an, um 21 angebliche Polyethylen-Kunststoff-Rollen auf die Krim zu verladen. Was die Ausführenden nicht wußten, war, dass in jeder Spule eine Tonne Hexan, ein explosiver Kohlenwasserstoff, versteckt war.
Der russische Sicherheitsdienst (FSB) berichtete damals, dass die Fracht, die im August 2022 zunächst die ukrainische Stadt Odessa verlassen hatte, nach Bulgarien umgeladen wurde, von dort weiter nach Armenien, dann nach Georgien und schließlich nach Russland gelangte.“

Die Bemerkungen Maliuks sind für Rußland nichts Neues, also auch für die russische Öffentlichkeit nicht, nur für das westliche Publikum.

„In Russland wurden 22 Personen festgenommen, gegen die wegen angeblicher Mitschuld an dem Anschlag ermittelt wird. Maliuk behauptet, sie hätten nichts von der Operation gewusst.“

Das dürfte stimmen. Auch der Lenker, der bei dem Anschlag starb, hatte keine Ahnung, was er da transportierte.
Es geht übrigens nur so. Jeder zusätzliche Mitwisser hätte das Manöver vereiteln können.
Der ukrainische Geheimdienst kannte die Schwachstellen Rußlands gut, in diesem Falle auch die verschiedenen Zollfreiabkommen mit ehemals sowjetischen bzw. RGW-Staaten, die diese Transportmanöver ermöglichten.
Diese Anschläge hatten vor allem den Effekt, daß dergleichen Sicherheitslücken geschlossen und die Überwachung in Rußland und den annektierten Gebieten verschärft wurde.
Es wird also immer schwieriger, solche Anschläge zu verüben.

„Der SBU versteckte die 21 Tonnen Hexan in den Metallzylindern der Spulen und wählte genau die Dicke des Polyethylens, die es ermöglichte, den Sprengstoff vor den Röntgenscannern zu verbergen, die die auf die Brücke einfahrenden Fahrzeuge überwachen.
Maliuk enthüllte“ (bei einem weiteren Medienauftritt vor dem ukrainischen Medium) „NV außerdem, dass der Lastwagen über ein elektronisches System verfügte, das die GPS-Verbindung mit dem Zünder des Sprengstoffs aufrechterhielt, obwohl an den Zufahrten zur Kertsch-Brücke Satellitensignalstörsender installiert waren.“

Ein interessantes Detail.
Der LKW gehörte dem Fahrer, und enthielt dieses System vermutlich nicht. Also mußte dieses unbemerkt eingebaut worden sein, von einem SBU-Agenten, bevor der Mann zu seiner tödlichen Fahrt startete.

„Der Lastwagen detonierte am Morgen des 8. Oktober um 5:40 Uhr, zeitgleich mit der Durchfahrt eines Zuges, wodurch eine Richtung der Autobahn und ein Abschnitt der Eisenbahnlinie zerstört wurden. Die russischen Behörden meldeten den Tod von fünf Menschen, darunter dem Fahrer des Lastwagens.“

Der Zug hatte Treibstoff geladen, was die Explosionswirkung verstärkte.
Wie gelang es, den LKW gleichzeitig mit dem Zug auf die Brücke zu bringen? Hier handelt es sich um eine ziemliche logistische Leistung. Vermutlich wurde mit dem Fahrer ein genauer Übergabetermin in Kertsch vereinbart.
Der Schaden fiel nur deshalb nicht größer aus, weil es den russischen Einsatzkräften gelang, den größeren Teil der Waggons zu entkopppeln und zurück aufs Festland zu schicken, sodaß das Feuer nicht auf sie übergreifen konnte.

„Zwei Tage später, am 10. Oktober, ordnete der russische Präsident Wladimir Putin einen dreimonatigen Bombenangriff auf das ukrainische Energienetz an. Was der Kreml als Vergeltung für die Sabotage an der Kertsch-Brücke ankündigte, war laut von EL PAÍS befragten Experten in Wirklichkeit ein Monate im Voraus ausgearbeiteter Plan, die Ukraine im Winter im Dunkeln und ohne Heizung zu lassen.“

Was will uns der Autor damit sagen?
Daß der Anschlag auf die Krim-Brücke in Ordnung ging?
Daß der Kreml seinen Krieg plant?
Daß Anschläge gegen russische Infrastruktur strategisch berechnet und gerechtfertigt sind, während Rußland bei seiner Zerstörungstätigkeit gemein und böse die ukrainische Zivilbevölkerung schädigt?

„Die Enthüllungen über die Angriffe auf die Kertsch-Brücke fallen mit den Feierlichkeiten an diesem Mittwoch zum dritten Gipfel der Krim-Plattform zusammen. Hierbei handelt es sich um eine Arbeitsgruppe, die 2021 von Präsident Volodímir Zelenski gegründet wurde, um internationale Unterstützung für die Wiedereingliederung der Krim in den ukrainischen Staatsverband zu koordinieren.“

Man merkt, daß die Ukraine vor dem russischen Einmarsch durchaus Schritte setzte, die als eine Provokation Rußlands gedacht waren und auch so aufgenommen wurden.

„2022 nahmen am Treffen dieser Krim-Plattform-Gruppe per Videokonferenz die wichtigsten europäischen Staats- und Regierungschefs und seitens der USA der Außenminister Anthony Blinken teil.
Der dritte Gipfel wird von einem zunehmenden Druck auf Kiew geprägt sein, zu akzeptieren, dass eine Möglichkeit zur Beendigung des umfassenden Krieges darin besteht, einen Teil der besetzten Gebiete an Russland abzutreten.“

Also Schluß mit lustig.
Die Rückeroberung der Krim wird offenbar von keiner nennenswerten Macht mehr unterstützt.

„An dem Gipfel im Jahr 2022 hatten der französische Präsident Emmanuel Macron, der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz und auch der Präsident der spanischen Regierung, Pedro Sánchez, teilgenommen, um zu unterstreichen, dass die EU weiterhin entschieden von Putin verlangt, die Krim an die Ukraine zurückzugeben.“

Na, und was sagt die EU jetzt?
Das ist die große Frage.

Die Absicht der Ukraine bei diesen ausführlichen Beschreibungen ihres Attentats ist offenbar, zu zeigen, was für schlaue Burschen da am Werk sind und wie man den Russen schaden kann, wenn man es nur schlau anstellt.

Die Attentate auf Darja Dugina und Maxim Fomin/Tatarskij waren zwar auch sehr kompliziert eingefädelt, aber mit denen gibt man vielleicht doch nicht so gerne an.

Die Feier so eines Erfolges aus dem Vorjahr wirkt angesichts der mageren Performance der ukrainischen Streitkräfte in diesem Jahr eigenartig.

Soll damit Eindruck geschunden werden?

Will sich der ukrainische Geheimdienst auf diese Weise für westliche Arbeitgeber weiterempfehlen, auch wenn der Krieg für die Ukraine in die Hose geht?