Pressespiegel Komsomolskaja Pravda, 9.7.: russische Rekordexporte

„DER UMSATZ RUSSISCHER AGRARPRODUKTE IM AUSLAND KÖNNTE 45 MILLIARDEN US-DOLLAR ÜBERSTEIGEN

Die Klimaerwärmung beeinflusst den Erfolg der Landwirtschaft

Wieder einmal bestätigt Russland seine Stellung als Welt-Agrarmacht. Die Analytische Kredit-Ratingagentur AKRA prognostiziert, dass der Export russischer Agrarprodukte erneut ein Rekordhoch erreichen und 45 Milliarden US-Dollar überschreiten könnte.
Solche analytischen Schlussfolgerungen wurden unter Berücksichtigung der Ergebnisse des ersten Halbjahres gezogen, die laut der Daten des Landwirtschaftsministeriums die Zahlen des Vorjahreszeitraums um 16 % übertrafen.

Erinnern wir uns daran, daß sich die russischen Agrarexporte im Jahr 2023 auf 43,5 Milliarden US-Dollar beliefen, 2022 waren es 41,3 Mrd. $.,“

– das russische LW-Ministerium nimmt also nach wie vor den US-$ als Referenzwährung –

„wobei das wichtigste Produkt Getreide ist. »Wir haben unsere Partner im vergangenen Jahr mit 66 Millionen Tonnen Getreide beliefert, darunter 51 Millionen Tonnen Weizen«, sagte Landwirtschaftsministerin Oksana Lut.
Das Potential für Getreidelieferungen an ausländische Märkte wird heuer auf etwa 70 Millionen Tonnen geschätzt.“

Rußland strebt also eine weitere Exportsteigerung an und meint, bis zu 70% wären drin.
In jedem Fall schädigt dieser russische Export sicher andere Getreideexporteure, wie die USA oder die Ukraine, und nimmt ihnen Marktanteile weg.

„Hauptimporteure sind die Länder der Eurasischen Wirtschaftsunion, Nordafrika, der Nahe Osten und Südostasien.

Die Exporte übersteigen die Importe

Natalja Schagaida, Direktorin des Zentrums für Agrarpolitik der Russischen Akademie für Volkswirtschaft (RANEPA), Doktorin der Wirtschaftswissenschaften, sagte, daß Russland seit 2020 zu einem Nettoexporteur von Lebensmitteln geworden sei (d. h. zu einem Land, dessen Exporte entweder im Ganzen oder für einzelne Produktkategorien oder Dienstleistungen die Importe übersteigen).“

Das ist der von Rußland seit 2014 angestrebte Erfolg. Dazu kommt die Diversifizierung der Importe, weg von der EU und hin zu den BRICS.
Der Ukraine-Krieg hat diesen Vorgang vermutlich beschleunigt.

„»Zuvor überstiegen lange Zeit die Lebensmittelimporte die Exporte«, erklärt die Expertin Schagaida. »Die wichtigsten Exportprodukte sind Getreide, Pflanzenöl und Fisch. Diese Produkte werden im Land in großen Überschüssen produziert, sodaß der Export notwendig ist, um die Landwirtschaft des Landes am Laufen zu halten. So wird beispielsweise die Binnennachfrage bei Getreide um mehr als 90 % übertroffen; auch bei Öl und Fisch entstehen im Verhältnis zur Binnennachfrage enorme Überschüsse.«

Was die zukünftige Ernte betrifft, gibt es laut Natalja Schagaida derzeit keine Gefahr von Ausfällen. Daher besteht Potential für ein Exportwachstum in physischer Hinsicht, also in Tonnen. »Aber es gibt Fragen zu den Exportkosten«, gibt sie zu bedenken, »da die Preise auf dem Auslandsmarkt im allgemeinen von ihren Höchstständen im Jahr 2022 zurückgehen.«“

Langsam übersteigt offenbar auf dem Weltmarkt das Angebot die zahlungsfähige Nachfrage.
Dazu ist zu bemerken, daß die tatsächliche Nachfrage sicher höher ist, weil Hunger wird ja in bestimmten Weltgegenden nach wie vor gelitten.
Zweitens ist der Haupt-Aufkäufer von Getreide nach wie vor die UNO. Die Preise, die sie zahlt, sind ausschlaggebend für die Preisentwicklung am Weltmarkt. Kaufen darf sie eigentlich nur mehr in den USA bzw. bei ihren Verbündeten, und dort scheinen die Preise für Getreide gesunken zu sein, u.a., weil China verstärkt in Rußland einkauft.

„Im Jahr 2024 werden die Hauptexportgüter weiterhin Getreide, Pflanzenöl und Fisch sein. Allerdings nehmen die Mengen an Fleisch, Milchprodukten und Süßwaren zu.

Wir exportieren nur die Überschüsse

»Es ist wichtig zu beachten, daß die Exporte nicht deshalb wachsen, weil die Verfügbarkeit auf dem Inlandsmarkt abnehmen würde«, betont Natalja Schagaida.
»Es gibt genug Lebensmittel auf dem heimischen Markt; laut Rosstat ist klar, dass es seit Dezember 2023 einen Anstieg der Einkäufe gibt. Angesichts der aktuellen effektiven Nachfrage besteht ein Überangebot an Nahrungsmitteln.
Im Durchschnitt ist der Fleischkonsum in Russland bereits höher die Norm vorgibt.“

Man fragt sich, um welche Norm es sich handelt?
Anscheinend werden von den russischen Behörden Ernährungs-Tabellen erstellt, wo der angestrebte Konsum der Lebensmittel angeführt wird.

„Gleichzeitig gibt es immer noch Familien, die sich den Kauf von Fleischprodukten nicht einmal im Rahmen einer rationalen Norm leisten können. Aber deren Versorgung ist eine andere Sache. Dabei handelt es sich nicht um Nahrungsmittelknappheit.“

Damit gibt die Expertin zu verstehen, daß es in Rußland eine Klassengesellschaft und Armut gibt, und daß es nicht Aufgabe des Agrarsektors ist, daran etwas zu ändern.

„Nach Angaben des Experten werden russische Produkte praktisch nicht in den Westen verkauft. Sie gehen hauptsächlich in arme Länder. Marmoriertes Rindfleisch zum Beispiel gefällt den Reichen, aber sein Export ist für den durchschnittlichen russischen Bürger ohne Bedeutung: Nur wenige Menschen können sich ein so teures Produkt in ihrer Ernährung leisten.“

Aus diesen leicht kryptischen Bemerkungen geht nicht hervor, ob Rußland diese Ware tatsächlich herstellt und z.B. nach Osten exportiert – nach Japan und China.
Der ganze Passus mutet seltsam an.
Die Agrarexpertin möchte sich offenbar gegen den Vorwurf bzw. Verdacht wehren, daß die Rekordexporte auf Kosten der inländischen Versorgung gehen. Solches war ja aus sowjetischen Zeiten nicht ganz unbekannt.

„Die globale Erwärmung ist von Vorteil“

Sieh da, sieh da.
Alle anderen stöhnen leicht heuchlerisch über die Erderwärmung, der russische Agrarsektor profitiert davon und die Zuständigen können dem durchaus etwas abgewinnen.

„»Eine offensichtliche Tatsache: Die Landwirtschaft, insbesondere der Anbau von Obst und Gemüse, ist stark von den Wetterbedingungen abhängig. Jedes Jahr besteht die Gefahr von Dürre, Frost und Überschwemmungen. Dieser Mai war in einigen Regionen von Nachttemperaturen unter Null geprägt. Aber unser Land ist riesig, die Landwirtschaft ist über ein großes Gebiet verteilt«, erklärt Natalja Schagaida.
»Und das ermöglicht eine echte Diversifizierung der Risiken. In einem Gebiet wird es Verluste an Winterfrüchten geben, andere Gebiete werden das kompensieren. Wenn an einem Ort die Obsternte ausfällt, wird es sie an einem anderen geben; die Importe aus der Eurasischen Wirtschaftsunion – also Ländern, die sich zu diesem Zweck zusammengeschlossen haben, – werden zunehmen, um einen einheitlichen Wirtschaftsraum für den freien Warenverkehr zu schaffen.“

Melonen aus Kasachstan, Äpfel aus Belarus …

„Zweifellos wirkt sich die Klimaerwärmung auf die Landwirtschaft aus – die Zahl der Regionen, in denen Winterfrüchte angebaut werden, nimmt zu.“ (Hier handelt es sich um Wintergetreide, Wintergemüse, überwinternden Raps und Mohn.) „Verschiedene Technologien ermöglichen es, die negativen Auswirkungen des Klimas, sogar der Dürre, zu neutralisieren.
Die Hauptsache ist, die eigene nationale Wissenschaft zu unterstützen, damit sie Technologien der Anpassung an den Klimawandel schafft, – was derzeit geschieht –, aber auch den Zugang zu bestehenden importierten Technologien nicht gewaltsam einzuschränken. Die Landwirtschaft muss alle Errungenschaften der Welt nutzen, um unter modernen Bedingungen sicher zu funktionieren.“

5 Gedanken zu “Pressespiegel Komsomolskaja Pravda, 9.7.: russische Rekordexporte

  1. Weitere Erfolgsmeldungen aus Rußland – der Abzug westlicher Firmen nützt China und Rußland gleichermaßen:

    „VW-Rückzug aus Russland Chinas Automobilindustrie erobert Russland: Chery nutzt verlassene Werke von VW, Mercedes und Nissan

    Nach dem Rückzug westlicher Autobauer aufgrund des Ukraine-Kriegs profitieren chinesische Hersteller wie Chery von den leeren Produktionsstätten von VW, Mercedes und Nissan in Russland. Während die russische Regierung Druck auf ausländische Unternehmen ausübt, dort zu produzieren, baut Chery seine Marktstellung weiter aus. Wie wirkt sich diese Kooperation auf den russischen und globalen Automarkt aus?

    Der chinesische Autobauer Chery nutzt Insidern zufolge ehemalige Produktionsstätten westlicher Hersteller in Russland, um seine Fahrzeuge zu montieren. Diese Werke wurden vor dem russischen Angriff auf die Ukraine von Unternehmen wie Volkswagen, Mercedes-Benz und Nissan betrieben, wie fünf mit dem Vorgang vertraute Quellen der Nachrichtenagentur Reuters mitteilten. Zu den produzierten Modellen gehören das SUV Tiggo sowie Fahrzeuge der Chery-Marke Exeed.

    Chery, der größte chinesische Autoexporteur, strebt Berichten zufolge eine Ausweitung seines Geschäfts in Russland an, um die schwache Nachfrage in China auszugleichen und ungenutzte Kapazitäten in den russischen Werken zu nutzen. Offiziell erklärte Chery, dass man den russischen Markt weiterhin beliefern wolle, jedoch keine Pläne habe, eigene Werke zu errichten oder bestehende zu kaufen. Zum Einsatz ehemaliger westlicher Fabriken äußerte sich das Unternehmen nicht.“

    In Rußland gibt es kein besonderes Interesse an Elektroautos, d.h., es bietet sich an als Markt und Produktionsstandort für herkömmliche Verbrennungsmotoren.

    „Chery nutzt ehemaliges VW-Werk

    Nach dem Rückzug westlicher Autobauer haben chinesische Hersteller inzwischen mehr als die Hälfte des russischen Automarktes übernommen. Die zunehmende Produktionsaktivität unterstreicht den wachsenden chinesischen Einfluss auf die russische Wirtschaft seit Beginn des Krieges. Um ausländische Unternehmen zur Produktion in Russland zu ermutigen, hat die Moskauer Regierung Importzölle eingeführt. Reuters-Dokumente von Februar bis August zeigen, dass Chery bereits die Genehmigung zur Fertigung bestimmter Modelle in Russland erhalten hat.

    Das ehemalige VW-Werk in Kaluga südlich von Moskau wird laut Michail Pogonow, der bei dem Autohändler ASC für Chery-Fahrzeuge zuständig ist, zur Produktion des Tiggo genutzt. Der Absatz sei stark gestiegen, mit einem Umsatzwachstum von über 100 Prozent. Auch das frühere Nissan-Werk in St. Petersburg produziert den Tiggo unter der Marke Xcite X-Cross, wie ein Insider verriet. Diese Marke wurde Ende September als »beste neue Marke« ausgezeichnet. Bereits Ende 2022 brachte JAC, ein chinesischer Hersteller, das legendäre sowjetische Auto Moskwitsch als russische Marke zurück auf den Markt.

    Produktionskapazität von 225.000 Autos pro Jahr

    Volkswagen startete in Kaluga mit großen Ambitionen. Das Werk hatte eine Produktionskapazität von rund 225.000 Fahrzeugen pro Jahr und fertigte sowohl Pkw als auch leichte Nutzfahrzeuge. Zu den wichtigsten Modellen, die in Kaluga produziert wurden, zählten der Volkswagen Tiguan, der Volkswagen Polo sowie der Škoda Rapid. Neben der Fahrzeugmontage wurde auch die Motorenproduktion vor Ort angesiedelt, was die Bedeutung des Werks für den russischen Markt weiter unterstrich. Volkswagen hatte damit eine Schlüsselrolle auf dem damals schnell wachsenden russischen Automarkt.

    Der Rückzug von Volkswagen aus Russland ist direkt auf die geopolitischen Entwicklungen im Zuge des Ukraine-Kriegs zurückzuführen. Bereits kurz nach Beginn des Krieges im Februar 2022 stellte VW die Produktion in Kaluga sowie den Export von Fahrzeugen nach Russland ein.“

    Alles sehr wichtig sich vor Augen zu halten im Zuge der jetzigen Krise von VW und überhaupt der deutschen Autoindustrie. Die Schüsse ins Knie (Stichtwort Sanktionen und Waffenlieferungen in die Ukraine) waren schon sehr effektiv:

    „Die westlichen Sanktionen, die den Handel mit Russland stark einschränkten, sowie die unsichere politische und wirtschaftliche Lage führten letztlich zur Entscheidung, sich aus dem Land zurückzuziehen.

    Nach der Entscheidung, den Betrieb in Kaluga einzustellen, bemühte sich VW, den Standort entweder zu verkaufen oder stillzulegen. Im Mai 2023 gab der Konzern schließlich bekannt, das Werk an den russischen Autohersteller Avilon verkauft zu haben. Damit zog sich Volkswagen endgültig aus dem russischen Markt zurück.

    Chinesische Autos haben einen Marktanteil von 40% in Russland erreicht

    Seit dem Rückzug westlicher Automobilhersteller aus Russland aufgrund der Sanktionen im Zuge des Ukraine-Kriegs haben chinesische Automobilmarken eine zunehmend bedeutende Rolle auf dem russischen Markt eingenommen. Marken wie Chery, Geely und Haval profitieren von der Lücke, die westliche Marken wie Volkswagen, Renault und Toyota hinterlassen haben.“

    Dazu passend die Meldungen im gleichen Medium: „Volkswagen vor Werksschließungen: Wie Überkapazitäten die Auto-Industrie bedrohen“
    Überkapazitäten! Na klar, wenn man den wichtigsten und größten Markt verläßt, so stehen die Dinger dann herum und werden Ladenhüter.

    „Nach Angaben des russischen Automobilverbandes (AEB) haben chinesische Fahrzeuge im Jahr 2023 einen Marktanteil von über 40 % erreicht – eine deutliche Steigerung gegenüber den Vorjahren. Insbesondere seit dem Rückzug westlicher Hersteller aus Russland hat sich der Absatz chinesischer Autos beschleunigt. Während europäische und japanische Marken zunehmend aus dem russischen Straßenbild verschwinden, erweitern chinesische Hersteller ihre Modelle und steigern ihre Präsenz vor Ort.

    Chery, Geely und Haval gehören dabei zu den Spitzenreitern unter den chinesischen Automarken. Chery, das in Russland bereits seit 2005 vertreten ist, bietet ein breites Portfolio von Kleinwagen bis hin zu SUVs an und hat besonders durch günstige Preise und eine vergleichsweise hohe Qualität gepunktet.
    Auch Haval, die SUV-Marke von Great Wall Motors, betreibt in der Region Tula eine eigene Produktionsstätte.“

    Bei manchen dieser Marken ist möglich, daß sie die Produktion von Autos mit Verbrenner-Motoren irgendwann nur mehr in Rußland betreiben und die chinesischen Produktionsstätten nur mehr für E-Autos einrichten.

    „Laut einem Insider streben sowohl Chery als auch die russische Regierung an, die Details der russischen Produktion möglichst unauffällig zu halten. Ein Sprecher von Chery in Frankfurt betonte, dass das Russland-Geschäft nichts mit den Expansionsplänen in Europa zu tun habe. Die russischen Ministerien lehnten eine Stellungnahme ab.

    Parallel dazu beschlossen die EU-Staaten letzte Woche Strafzölle auf chinesische Elektroautos, die ab Ende Oktober greifen sollen. Diese Zölle könnten jedoch durch eine Verhandlungslösung abgewendet werden. Die EU-Kommission wirft China vor, den Preis für Elektrofahrzeuge durch staatliche Subventionen zu senken und damit den Wettbewerb zu verzerren. Um den Strafzöllen zu entgehen, erwägen einige chinesische Hersteller, darunter Chery, eine Produktionsstätte in Europa zu errichten.“

    (Industrie-Magazin, 10.10.)

  2. Stephan Kaufmann:   Sanktionen: Testfall für die regelbasierte Weltordnung
    Die Wirtschaftssanktionen gegen Russland wirken kaum. Das lässt der Westen nicht auf sich sitzen
    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bereist derzeit Europa, um mehr Unterstützung für den Krieg gegen Russland einzuwerben. Bereits zugesagt hat ihm die EU diese Woche weitere 35 Milliarden Euro, finanziert aus den Erträgen der eingefrorenen russischen Devisenreserven. Während die Wirtschaftssanktionen des Westens also der Ukraine neue Gelder einspielen, verfehlen sie ihren eigentlichen Zweck, Moskau zum Einlenken zu bewegen. Trotz Sanktionen expandiert Russlands Wirtschaft. Ein wesentlicher Grund dafür ist die Tatsache, dass viele Länder die Sanktionen nicht mittragen und weiter mit Russland handeln. Für die USA und Europa stellt sich damit ein doppeltes Problem: Erstens bleibt der Schaden ihrer Sanktionen für Russland begrenzt. Zweitens zeigt die Nicht-Befolgung der Sanktionen, dass ihnen die Kontrolle des Weltmarkts entglitten ist. (…). [Forts.:]
    https://www.nd-aktuell.de/artikel/1185931.ukraine-und-russland-sanktionen-testfall-fuer-die-regelbasierte-weltordnung.html
    Ein früherer Artikel aus 6/2024 zum selben Thema: “Die Weltordnung soll in der Zeitenwende rentabel werden. Aufrüstung, Zölle, und Sanktionen kosten den Westen Tausende von Milliarden. Worin liegt der wirtschaftliche Ertrag des neuen Kalten Krieges?” https://www.nd-aktuell.de/artikel/1182432.neuer-kalter-krieg-die-weltordnung-soll-in-der-zeitenwende-rentabel-werden.html

    [Auch im Nahen Osten wollen die Anrainerstaaten Israels sich nicht in die Konfrontationspolitik hineinziehen lassen: https://www.fr.de/politik/arabische-staaten-wollen-aus-schusslinie-zwischen-israel-iran-und-zr-93350533.html ]

  3. Bereits zugesagt hat ihm die EU diese Woche weitere 35 Milliarden Euro, finanziert aus den Erträgen der eingefrorenen russischen Devisenreserven. Während die Wirtschaftssanktionen des Westens also der Ukraine neue Gelder einspielen

    Stimmt doch nicht. Bis jetzt ist das nur der Plan, aber er kommt nicht recht voran.
    Genau deshalb werden doch diese Überbrückungskredite aus dem Ärmel gezaubert, siehe meinen Post weiter oben.

    Die Wirtschaftssanktionen gegen Russland wirken kaum

    Stimmt auch nicht. Sie schaden Europa enorm.

  4. „Unilever zieht sich aus Russland zurück: Verkauf an Arnest Group abgeschlossen

    Nach anhaltender Kritik aus dem Westen und unter den strengen Auflagen der russischen Regierung hat der britische Konsumgüterkonzern Unilever seine Vermögenswerte in Russland endgültig verkauft. Der neue Eigentümer ist die russische Arnest Group, ein Hersteller von Parfum, Kosmetika und Haushaltsprodukten. Der Verkauf, der laut Informationen der Financial Times 520 Millionen Euro umfasst, beinhaltet vier Fabriken sowie die Aktivitäten von Unilever in Belarus.

    Verkauf unter schwierigen Bedingungen

    Der Verkauf erfolgte unter komplexen Bedingungen. Erst im vergangenen Monat erhielt Unilever die Genehmigung der russischen Regierung, die einen Nachlass von mindestens 50 Prozent auf Geschäfte mit Unternehmen aus sogenannten "unfreundlichen" Ländern fordert. Diese Länder, darunter Großbritannien, haben Sanktionen gegen Russland nach dem Einmarsch in der Ukraine verhängt. Zusätzlich wurde eine "Ausstiegssteuer" von mindestens 15 Prozent erhoben.

    Hintergrund und Auswirkungen

    Unilever hatte bereits im März 2022 als erstes großes europäisches Unternehmen die Importe nach und Exporte aus Russland eingestellt. Dennoch blieb der Konzern weiterhin in Russland aktiv, was zunehmend Kritik hervorrief. Konzernchef Hein Schumacher betonte, dass der Verkaufsprozess äußerst komplex war und unter anderem die Trennung von IT-Plattformen und Lieferketten sowie die Umstellung der Marken auf das kyrillische Alphabet beinhaltete.

    "Im vergangenen Jahr haben wir das Geschäft von Unilever Russland sorgfältig auf einen möglichen Verkauf vorbereitet. Diese Arbeit war sehr komplex und umfasste die Trennung von IT-Plattformen und Lieferketten sowie die Umstellung der Marken auf das kyrillische Alphabet", erklärte Hein Schumacher.

    Der neue Eigentümer: Arnest Group

    Die Arnest Group, unter der Führung des russischen Industriellen Alexei Sagal, hat in der Vergangenheit bereits Vermögenswerte westlicher Unternehmen in Russland übernommen. Dazu gehören unter anderem die lokalen Vermögenswerte des US-amerikanischen Dosenherstellers Ball Corp, der niederländischen Brauerei Heineken und des schwedischen Kosmetikkonzerns Oriflame. Diese Geschäfte haben Sagal laut der Financial Times zu einem der Hauptnutznießer der größten Umverteilung von Vermögenswerten in Russland seit dem Fall der UdSSR gemacht.

    Hohe Verluste für westliche Unternehmen

    Die Abwanderung westlicher Firmen aus Russland hat ausländische Unternehmen laut einer Reuters-Analyse vom März mehr als 107 Milliarden Dollar an Abschreibungen und entgangenen Einnahmen gekostet. Auch andere Unternehmen wie Danone haben erhebliche Verluste verzeichnet. Der französische Lebensmittelkonzern teilte Anfang des Jahres mit, dass er die behördliche Genehmigung erhalten habe, seine russischen Vermögenswerte zu veräußern, was einen Verlust von 1,3 Milliarden Dollar bedeutete.

    Diese Entwicklungen zeigen deutlich, dass die Sanktionen und die politischen Spannungen nicht nur wirtschaftliche, sondern auch weitreichende geopolitische Auswirkungen haben. Während westliche Unternehmen hohe Verluste hinnehmen müssen, profitieren russische Akteure wie die Arnest Group erheblich von dieser Umverteilung. (…)“

    (Kettner-Edelmetalle, 11.10.)

  5. Relativ unbegleitet von den hiesigen Medien hat die US-Regierung ein neues Sanktionspaket gegen Rußland erlassen:

    „USA verhängen Sanktionen gegen russische Banken

    Die USA haben gestern eine Serie von Sanktionen gegen Dutzende russische Bankhäuser verhängt. Die Strafmaßnahmen würden »Russlands Kriegsmaschinerie weiter einschränken und schwächen«, hieß es in einer in Washington veröffentlichten Erklärung von Finanzministerin Janet Yellen.“

    Damit wird so getan, als hätten die Sanktionen bisher „Russlands Kriegsmaschinerie“ bisher wesentlich geschwächt.

    Somit werde es für den Kreml schwieriger, »die US-Sanktionen zu umgehen und sein Militär zu finanzieren und auszurüsten«.

    Die Sanktionen richten sich demnach insbesondere gegen die Gasprombank, die zum gleichnamigen russischen Großkonzern gehört, sowie mehr als 50 weitere russische Banken mit internationalen Geschäftsverbindungen. Auch 15 russische Finanzbeamte sind betroffen.

    Das US-Finanzministerium bezeichnete die Gasprombank als ein Werkzeug Russlands, »um militärische Ausrüstung für seinen Krieg gegen die Ukraine zu ewerben«. Auch nutze die russische Regierung diese Bank, um Soldaten ihren Sold oder auch Prämien zu bezahlen. Auch andere Staaten haben die Gasprombank mit Sanktionen belegt, darunter Großbritannien, Kanada, Australien und Neuseeland.

    EU bereitet Maßnahmen gegen russische Importe vor

    Die EU-Kommission arbeitet indes an Maßnahmen gegen die Einfuhr landwirtschaftlicher Erzeugnisse aus Russland. Dieser Vorschlag sei im Einklang mit einem Beschluss der EU-Staats- und -Regierungschefs, sagte EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis in Brüssel. Möglicherweise richteten sich die Maßnahmen auch gegen Dünger, so Dombrovskis, ohne weitere Details zu nennen.“

    Bisher waren die landwirtschaftlichen Erzeugnisse ausgenommen, das soll sich also jetzt auch ändern.
    Daß so viel Dünger aus Rußland – und auch Weißrußland – eingeführt wurde, lag daran, daß er weitaus günstiger war.
    Wenn die Düngerimporte jetzt auch eingestellt werden, so wird das wieder zu einer Verteuerung von Grundnahrungsmitteln führen, das läßt sich jetzt bereits feststellen.

    „Er betonte, die Kommission werde nichts unversucht lassen, weiteren Druck auf Russland auszuüben. »In diesem Zusammenhang begrüße ich auch die Forderung einiger Mitgliedsstaaten, Zölle auf ein möglichst breites Spektrum russischer und belarussischer Importe zu erheben.“ Schweden hatte die Forderung gemeinsam mit anderen EU-Ländern aufgestellt.«“

    (ORF, 21.11.)

    Die russische Seite bemerkt dazu:

    „Als Reaktion auf Russlands Erfolge auf dem Schlachtfeld und in der Diplomatie verabschiedete die scheidende US-Regierung am 21. November ein neues Sanktionspaket gegen unser Land.

    Dies sind die strengsten Maßnahmen seit 2022. Etwa 50 russische Banken und etwa ebenso viele Depotbanken und andere Finanzorganisationen, die Transaktionen mit Dollar und Euro durchführen, sowie 16 Personen aus dem Management dieser Organisationen wurden in die amerikanische Stoppliste einbezogen. (…)“

    Man sieht, daß in die bisherigen US-Sanktionen nicht alle Banken einbezogen waren, weil die USA manche Transaktionen von Rohstoffen 2022 noch ermöglichen wollten, zumindest in die USA.

    „Auch ausländische Strukturen der Gazprombank seien Sanktionen unterworfen – in der Schweiz, Südafrika, Hongkong, Luxemburg und Zypern sowie in der Mongolei, Kasachstan, Indien und China, heißt es in der Pressemitteilung.

    Die Sanktionen treffen auch normale Bürger: »Die UnionPay-Karte der Gazprombank funktionierte früher im Ausland und war für russische Touristen fast die einzige Möglichkeit, bargeldlos mit einer russischen Bankkarte zu bezahlen«, sagte ein Kollege, der kürzlich von einer Auslandsreise zurückgekehrt war.

    Auch andere russische Banken sind betroffen.

    »Zum Beispiel könnten die Banken BBR und BKS für Geldüberweisungen ins Ausland und die Auffüllung eines Kontos bei Interactive Brokers genutzt werden«, schreibt der Ökonom Jevgenij Kogan, Autor des Telegram-Kanals Bitkogan. »Jetzt werden Banken durch Sanktionen von der Zusammenarbeit mit Finanzorganisationen in den USA und anderen Ländern ausgeschlossen. Wir müssen nach neuen Wegen suchen.“

    Man merkt daran, daß bisher auch US-Finanzinstitutionen daran verdienten, als Umgehungs-Stationen der Sanktionen zu dienen.

    „Zur Erklärung: Interactive Brokers ist das größte amerikanische Maklerunternehmen. Dadurch war es beispielsweise möglich, in ein so beliebtes Finanzinstrument wie die S&P 500-Indizes zu investieren, die die Finanzlage der 505 größten US-Unternehmen widerspiegeln. Im vergangenen Jahr sind die Kosten für Indizes um 30 % gestiegen – und zwar in Dollar. Indexinhaber erhielten das gleiche Einkommen. Dieses Tool wurde übrigens auch von russischen Banken genutzt, die den Russen verschiedene Investitionsprogramme anboten. Die Sanktionen treffen auch russische Verwahrstellen und Registrare.“

    Nicht schlecht.
    Trotz Krieg und Sanktionen konnten Russen in den US-Börsenindex inverstieren!

    „»Seit 2022 hat sich die Situation entwickelt, dass die Vermögenswerte ausländischer Bürger und Unternehmen in Russland stecken bleiben und unsere im Ausland«, erklärte Finanzberater Alexej Gerasimov gegenüber KP.RU. »Später wurde eine Einigung über die gegenseitige Erlaubnis zum Aufkauf dieser Vermögenswerte erzielt. Für einen begrenzten Betrag, aber dennoch gab es eine solche Gelegenheit. Diese Währungstransaktionen wurden über Depotbanken und Registrare abgewickelt.«“

    Das geht jetzt offensichtlich auch nicht mehr.
    Man merkt übrigens angesichts dieser neuen Verschärfungen, daß die US-Sanktionen bisher zurückhaltender waren als diejenigen der EU.
    Erstens hörten damit die US-Politiker auf die Stimme ihrer Finanzkapitalisten, zweitens wollten sie sich offenbar auch Türen offenhalten, falls sich die Angelegenheit in ihrem Sinne entwickelt.
    Diese Überlegungen sind jetzt hinfällig, da erstens Trump gewonnen hat und zweitens die Russen auf dem Schlachtfeld und in der internationalen Politik voranmarschieren.
    Jetzt geht es nur mehr darum, es der Nachfolge-Regierung so schwer wie möglich zu machen.

    „Wozu führen diese neuen Sanktionen?

    Das neue Sanktionspaket wird zu einem weiteren Anstieg der Energiepreise führen, die EU wird mit Unterbrechungen der Gaslieferungen konfrontiert sein und Russland wird zusätzliche Probleme bei der Abwicklung und Zahlung bekommen, die letztendlich den Rubel und die Kanäle für den Währungsfluss erheblich beeinträchtigen könnten ins Land, schreibt Kogan.

    Das heißt, es wird schwieriger, Dollars nach Russland zu liefern, und je schwieriger die Warenlieferung, desto teurer ist sie. Der Dollar wuchs übrigens vor dem Hintergrund der Sanktionen und erreichte im Tagesverlauf am Freitag beim Börsenhandel fast 104 Rubel. Bereits am Freitag hat die Gazprombank die Ausgabe von UnionPay-Karten eingestellt. Die Möglichkeit zur Registrierung ist auf der Website verschwunden. Außerdem wird die Bank die »Cashback Abroad«-Aktion ab dem 26. November vorzeitig beenden. (…)“

    Der Ökonom Kogan rät vom Dollarkauf ab und meint, besser sei es, Yuan zu kaufen.
    Der Yuan gilt also in Rußland inzwischen als stabile Devise, mit der man sich gegen einen etwaigen Verfall des Rubel absichern kann.

    „Warum wurden diese Sanktionen erlassen?

    »Der Hauptgrund für das neue Sanktionspaket besteht darin, dass die scheidende US-Regierung keinen Grund zur Zurückhaltung hat«, meint Kogan. »Und soll doch Trump zukünftige Probleme lösen! Seine ,guten Freunde‘ aus der Vorgängerregierung werden jedoch die Welt zunächst an den Punkt bringen, an dem eine Rückkehr problematisch wird. So werden die innenpolitische Situation in den USA und ihre Ambitionen zu einem Faktor, der die Welt in eine große Katastrophe treiben kann.“

    Ob Trump nach seiner Machtübernahme in der Lage sein wird, die Sanktionen aufzuheben, ist fraglich.

    »Trump ist ein Geschäftsmann, und er wird die Frage der Aufhebung von Sanktionen und anderer ähnlicher Fragen höchstwahrscheinlich aus geschäftlicher Sicht angehen – als Bereitstellung einer kostenpflichtigen Dienstleistung«, meint Gerasimov. »Es ist schwer zu sagen, was er für ein solches Service verlangen wird.«

    „Was sagt man im Kreml?

    Der Kreml betrachtet die US-Sanktionen gegen die Gazprombank als einen Versuch, die Lieferung von russischem Gas nach Europa zu verhindern, sagte der Pressesprecher des russischen Präsidenten Peskow.
    Er versicherte, dass Russland andere Zahlungsmöglichkeiten für Gaslieferungen nach Europa finden werde. (…)“

    (KP, 21.11.)

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