Das Weltwährungssystem, Fortsetzung

Rußland und der Euro
Ein Artikel in der „Izvestija“ vom 15.2. befaßt sich mit der Frage: Wie geht es weiter mit dem Euro und was bedeutet das für Rußland?
„Der Kollaps des Euro ist unausweichlich“ – so wird zunächst ein Bericht der französischen Bank „Société Générale“ zitiert.
Was heißt das, erstens für „uns“ und zweitens allgemein? fragt sich die Izvestija.
Sollte man seine Ersparnisse jetzt schnell in $ oder gar in Rubel umwechseln?
Hurra, Reisen nach Europa verbilligen sich?!
Im „think positive“-Denken setzt der Artikel fort: Solange der Euro mäßig fällt, so könnte das die Konkurrenzfähigkeit der Eurozone erhöhen, der EU neue Exportmärkte öffnen und so einen Aufschwung einleiten.
In den letzten Jahren gab es jedoch große Investitionen aus dem Euro-Raum in Rußland. Kommt der Euro unter Druck, so ist zu erwarten, daß sich die Direktinvestitionen erheblich verringern werden und außerdem Kapital aus Rußland abgezogen wird.
Der Rubel wird also nicht unbedingt gegenüber dem Euro zulegen, und Probleme der Eurozone könnten die Wirtschaftsentwicklung Rußlands deutlich beeinträchtigen.
Nicht zu vergessen die ehemaligen sozialistischen Staaten, (also EU-Mitglieder ohne Euro,) mit denen ja Rußland auch mehr oder weniger intensive Wirtschaftsbeziehungen hat – wenn die jetzt auf einmal selbst zu Sanierungsfällen werden, so versetzt das der Ökonomie Rußlands einen weiteren Schlag.
Noch einmal kehrt die Autorin des Artikels zum Bericht der „Société Générale“ zurück: Demzufolge seien alle Maßnahmen, die zur Stützung Griechenlands ergriffen würden, nur ein vergeblicher Klebstoff für ein Kartenhaus, das bald zusammenbrechen werde. Sie stellen nur eine Verzögerung des unausweichlichen Zusammenbruchs des Europäischen Währungssystems dar.
Ganz so schlimm wird es schon nicht sein, meint die Autorin in der Izvestija. Und ergeht sich weiter in Vorstellungen eines möglichen guten Ausganges: Wenn die Spekulanten zu viel Druck auf den Euro machen sollten, so wird die EZB Stützungskäufe machen, d.h. ihre $-Bestände abverkaufen und € einkaufen, und dann wird sich der Euro wieder stabilisieren.
Es kann natürlich sein, daß das alles nichts nützt, und daß die wackeligen Staatshaushalte der Problemländer schließlich auch die Kernstaaten der EU, wie Frankreich, in Schwierigkeiten bringen könnten.
Es gibt, so der Schluß des Artikels, nur zwei Möglichkeiten: Entweder eine Menge Euro wird auf den Markt geworfen, oder die Eurozone wird verkleinert. Beides führt auf jeden Fall zu einer Schwächung des Euro.
Was kann man alles aus diesen Ausführungen folgern?
Erstens, es gibt offenbar auch innerhalb der EU und Eurozone Geldhändler (und vielleicht auch Politiker), die an einer Schwächung und Abwertung des Euro interessiert sind. Was sonst veranlaßt eine große europäische Bank dazu, den Euro gleichsam zu Grabe zu tragen? Sie setzt mit einer solchen „Analyse“ ja bewußt ein Datum, um Mißtrauen in diese Währung auszulösen.
Zweitens, in Rußland werden möglicherweise sowohl die Zentralbank als auch Privatbanken anfangen, Euro gegen $ zu verkaufen und dadurch einen Kursverfall des Euro in die Wege leiten. Es handelt sich bei Rußland ja nicht gerade um eine kleine Ökonomie und da lagert einiges an Geldmengen in den Kellern der Banken.
Drittens, Rußland ist inzwischen so gründlich in den weltweiten Kapitalismus eingebunden, daß bis nach Sibirien Produktion, Gewinn, Arbeitsplätze und Zahlungsfähigkeit wackeln, wenn in der Eurozone jemand hustet. Oder ernsthafter: Die Eckpfeiler der Ökonomie Rußlamnds sind nach wie vor die Weltwährungen $ und Euro, von denen ein guter Teil der eigenen Wirtschaftsleistung abhängt.
Rußland ist inzwischen ein interessanter Markt für europäische Investoren und Spekulanten, die dort Kredite plazieren.
Dadurch ist die Abhängigkeit des Rubel von Euro und $ aber auch wieder nicht ganz einseitig: Euroverkäufe in großer Menge sind in Rußland möglich und werden, sofern sie stattfinden, Wirkung auf den Euro haben.
(Es ist natürlich auch nicht ausgeschlossen, daß russische Banken mit den Euro-Hütern in Verhandlungen eintreten und sich eine eventuelle Stützung des Euro zu bestimmten Bedingungen abkaufen lassen.)
Staaten und Normalverbraucher sehen gleichermaßen, sollte eine Währung ins Gerede geraden, ihren Ausweg nur in einer anderen Währung. Es wird nicht angedacht, Gold zu horten, sondern $ gegen Euro zu tauschen. Das Vertrauen in die Geldausgabe- und Garantiefähigkeit gewisser Staatsgewalten bestimmt die Berechnungen aller „Marktteilnehmer“, von ganz oben bis ganz unten.

4 Gedanken zu “Das Weltwährungssystem, Fortsetzung

  1. Euroverkäufe in großer Menge sind in Rußland möglich und werden, sofern sie stattfinden, Wirkung auf den Euro haben.

    Interessant, wo doch der Wert vom Staat per Gewalt gesetzt wird (Seinen Wert erhält ein Geldschein durch die Macht des Staates, der ihn emittiert), oder? Was für Auswirkungen sollten innerhalb der Eurozone dann schon das bisschen Euroverkäufe haben? Der Staat macht Simsalabim – und der Euro hat seinen staatlichen Wert!
    Wie kann man Geld auf- oder abwerten, wenn doch der Wert vom Staat kommt? Könnte es sein, dass der Staat doch nicht allmächtig ist?
    Kommt dir das nicht wenigstens ein bisschen seltsam vor?

  2. Quatsch du blamierst dich brutal, es geht bei der Erklärung des Geldes nicht um die Höhe des Geldwertes sondern um seine Substanz. Warum hälst du nicht mal ein Paar Jahre das Maul wie die anderen Newbs auch wenn sie hier zum ersten Mal reinstolpern? Man mag nicht immer wieder von vorne beginnen wenn einer nix verstanden hat.

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