Die „wissenschaftliche Herangehensweise“

GEDANKENAUSTAUSCH MIT EINEM PENSIONIERTEN STUDIENRAT
Ich führe seit einigen Tagen einen Briefwechsel mit jemandem, der offenbar aus dem Gegenstandpunkt-Umfeld stammt und mich darüber zu belehren versucht, wie man eigentlich wissenschaftlich vorgehen und publizieren solle.
Ich veröffentliche das jetzt in Auszügen, weil die ganze Vorgangsweise des Briefschreibers recht typisch ist für eine Haltung, mit der man sich und anderen das Leben schwer macht, ohne daß irgendwer etwas davon hat.
Mein Kontrahent bezeichnet seinen Vornamen mit einem Buchstaben + Punkt, sodaß ich nicht weiß, ob es sich um einen Er oder eine Sie handelt.
Nennen wir in in Hinkunft Anonymus, damit ist allen gedient.
Anonymus macht sich wirklich Mühe, seinen Standpunkt zu vertreten – eine Anstrengung, die einer besseren Sache würdig wäre. Man merkt auch, daß Anonymus Angst hat, 14 Euro zu verschleudern für ein Buch, das ihm womöglich nicht zusagt.
Und das ist sicher nicht, weil Anonymus Hartz IV-Bezieher wäre. Ich bin sicher, für Objekte des Konsums, – Wohnkomfort, Mobilität, Nahrungsmittel, Sportgeräte und Urlaubsreisen – hat Anonymus genug Kohle. Aber ein Buch, ein Produkt des menschlichen Geistes – oh, da muß man schon vorsichtig sein und jeden Cent umdrehen, weil sonst kommt womöglich Gift ins Haus!
So beschwert sich Anonymus z.B. über den Klappentext meines Buches:
„Anlass für die Nachfrage zu dem Buch war, dass man aus dem Bewerbungs-/ Werbetext dazu keinerlei Auskünfte zur der Stoßrichtung desselben erhielt.
Dort stand im Wesentlichen, dass es als Zusammenfassung von Blogbeiträgen über ein „anonymes Autorenkollektiv” zustande gekommen sei.“
Allerdings. Und wenn jemand sich dazu näher informieren möchte, so braucht er ja nur auf den Blog gehen und nachlesen, was dort so steht.
Das ist aber die Sache von Anonymus nicht, obwohl das nicht einmal etwas kosten würde. Zumindest kein Geld. Wenn Anonymus mit seiner Zeit auch so knausrig ist, so wäre er besser beraten, doch dort einmal nachzuschauen, anstatt sich in Mutmaßungen darüber zu ergehen, was denn in dem Buch drin stehen könnte; und was drin stehen sollte, aber wahrscheinlich nicht drin steht.
Er fordert jedenfalls eine
„gediegene politökonomische Kennzeichnung der modernen Geld- und Schuldenwirtschaft“.
Dazu habe ich zu sagen, daß „gediegen“ gar nicht in meinem aktiven Sprachschatz vorkommt. Bei dem Wort denke ich an Eichenschreibtische oder andere Elemente der Wohnkultur. Wie soll denn eine Erklärung oder Kommentierung von ökonomischen Ereignissen „gediegen“ sein?
Man merkt, wir beide spielen in verschiedenen Ligen. Mir geht es in erster Linie darum, die Dinge so darzustellen, daß sie für jedermann verständlich sind.
Anonymus hat es nicht so mit den Fakten, Hauptsache, die „Stoßrichtung“ stimmt:
„Am Beispiel des … Stichworts „Schuldenschnitt in Griechenland”:
Es gab … keinen Schuldenschnitt, sondern auf unabsehbar die Verpflichtung des Landes zur Bedienung längst uneinbringlicher Schulden – die Abschreibung von Schuldtiteln wurde von den EU-Oberen explizit untersagt.“
So kann man sich natürlich mit der geschwellten Brust des Besserwissers an die Produktion von Fake-News machen. Der griechische Schuldenschnitt von 2012 hat nämlich die griechischen und zypriotischen Banken versenkt und war also durchaus folgenreich. Aber das paßt nicht ins Bild von Anonymus, der mich dann naseweis darüber belehrt, warum es gar keinen solchen Schuldenschnitt hat geben können.
Anonymus liest anscheinend keine Zeitungen und ist vom Tagesgeschehen relativ unberührt. Er möchte es offenbar durch eine Brille, eine Art Filter betrachten und hat bei meinem Buch – begründeter Weise! – den Verdacht, daß es dieses Bedürfnis nicht befriedigen wird:
„explizierend ergibt sich diese Notwendigkeit daraus, dass e i n e r Verlaufsform kreditfinanzierter Akkumulation die Klärung dessen vorangehen müßte, was das Bestimmende am Kredit ist, das die Konsequenz seiner Überakkumulation in sich trägt.“
Man beachte hier den wissenschaftlichen Widerspruch, oder die eigenartige Definition von Wissenschaft: Der „Verlaufsform“, also dem, was geschieht, müsse seine „Klärung“ vorausgehen: Der Filter muß vorher da sein, um die Ereignisse richtig einreihen zu können. Die geistige Tätigkeit besteht also im Erstellen des richtigen Begriffsapparates, wo dann oben Fakten hneingelehrt werden und unten Wissen herauskommt. Oder aber, wie in seligen DDR-Zeiten, des richtigen Fernrohrs:
Begriffs-Rohr
Weil ansonsten, so Anonymus, droht Furchtbares, man verfällt dem bürgerlichen Moralismus und ist unrettbar verloren:
„Der bürgerliche Standpunkt ist einem zuwider: ob Athen Schuldenerlass oder überhaupt »unseren« Euro verdienen würde.“
Anonymus spart nicht mit wohlgemeinten Ermahnungen, wie man dieser Gefahr entkommen könnte:
„die Thematisierung der F o r m e n von Geld und Kredit mögen zwar für sich irgendwelche Relevanz haben, sie ersetzen nicht das an Geld und Kredit an und für sich Eigentümliche, welches erst wiederum die verschiedenen Sorten von Geld und Kredit er- bzw. begründen würden.“
Geht es nur mir so, oder halten andere Leute dieses Satz auch für blanken Nonsens?
„Thematisierung der F o r m e n“ – ??
„Relevanz“ – auf Deutsch: Bedeutung, Wichtgkeit für etwas anderes, – wie kann etwas „für sich“ relevant sein?!
„an und für sich Eigentümliche“ – was soll denn das sein? Wie soll eine „Form“ etwas „Eigentümliches“ ersetzen? Weil sonst müßte man das ja nicht dementieren.
„verschiedene Sorten von Geld und Kredit“ die durch das Eigentümliche „begründet“ werden? Sorten? Ist Geld und Kredit so etwas wie ein Sortimen in einem Warenhaus?
Hier werden inhaltsleere Begriffe und falsch verwendete Fremdwörter aneinandergereiht, was vielleicht unter Bildungsbürgern gut ausschaut bzw. klingt. Wer dieses Bedürfnis jedoch nicht hat, greift sich an den Kopf.
Irgendetwas, man weiß nicht so genau was, hat Anonymus gegen Geschichte:
„insbesondere die Betonung auf Geschichtliches bei Wirtschaft und Geld hegt den Verdacht, dass das Begriffliche an den verschiedenen Wirtschaftsweisen zumindest überlagert wird durch eine Schilderung von Abfolgen in der Zeit, welche eigentlich Ausgangspunkt für die Klärung der politökonomischen Eigenart der jeweiligen Epoche wären.“
Ich habe – anfangs noch gutwillig – gemeint, daß ich keinen Widerspruch zwischen geschichtlicher Abfolge und Begriff sehe, und mich nur gegen Geschichtsteleologie und ein falsches Verständnis von Entwicklung verwahrt.
Darauf kam von Anonymus:
„”Man kommt also nicht umhin, sich mit dem Vergangenen zu beschäftigen, wenn man über einen Gegenstand etwas herauskriegen will.” Dies stimmt m.E. so nicht: Der Klassiker hat sich das Studium des Kapitalismus am Material der damals fortgeschrittenen bürgerlichen Produktionsweise in England vorgenommen.“
Ich wußte nicht, soll ich lachen oder weinen? Meinereins, der kleine Erdenwurm, darf sich das, was Marx gemacht hat, keineswegs erlauben!
Das Ganze wird immer absurder:
„Um etwas über den heutigen Kapitalismus, sei es in D. oder Österreich, herauszukriegen, muss man sich nicht das ganze empirische Material zum englischen Kapitalismus des 19. Jh. erneut vornehmen.“
???
Anonymus bemüht sich, mich darüber aufzuklären, welche Fehler ich in meiner Unvollkommenheit machen könnte, um dann fest dagegen anzukämpfen, – wobei seine Ausführungen oftmals dunkel bleiben.
Das ist eine recht verbreitete Taktik der heutigen verkommenen Diskussionskultur: Man denkt sich eine verkehrte Position aus, unterstellt die dem Kontrahenten und zieht dann dagegen los. Es ist ein Sich-Drehen um die eigene Achse, eine Spiegelfechterei, wo der andere Mensch zu einer Art Steckplatz gemacht wird, in den man mißliebige Anschauungen hineinsteckt, um ihn dann abzuwatschen und sich dabei als Kämpfer für die Wissenschaft selbst zu genießen.
Ich habe das alles hiermit einmal thematisiert, um alle diejenigen aufzumuntern, denen auch Anonymusse über den Weg laufen, die mit erhobenem Zeigefinger und schwülstigen Phrasen darauf hinweisen, daß du ein ziemlicher Depp bist und noch viel lernen mußt.
Gebt diesen arroganten Bildungsbürgern ordentlich Saures!
Zweitens fällt natürlich an dieser Haltung auch die völlige Sturzzufriedenheit mit dem Status Quo auf. Anonymus und Co haben ihren Filter, ihren Begriffs-Apparat, sie wissen um die Notwendigkeiten und frönen dem Vergnügen, mit Gleichgesinnten liebgewordene Begriffe und Phrasen hin und her zu werfen. Damit bestätigt, anerkennt man einander als Gscheiterl und hat für die anderen da draußen, die im Dunkeln tappen und bürgerlichen Moralismus treiben, nur Verachtung übrig.
Es mutet wie ein Hohn an, wenn Anonymus sich dann auch noch darüber ergeht, was „die Aufgabe praktischer Agitation“ wäre – die er nicht vorhat, aber er wüßte genau, wie sie auszusehen hätte.

35 Gedanken zu “Die „wissenschaftliche Herangehensweise“

  1. Ob die spannende Frage, wie gediegen ist das denn, die Mutter aller Probleme ist, – oder umgekehrt, wer eigentlich möchte genau das denn schon wissen …?
    Wer aber was wissen will über Europa, dem sei dieses Skript empfohlen:
    Die EU in Zeiten von „America first!“:
    Das Konkurrenzprojekt „Europa“ in der Krise
    Marburg, Mai 2018
    http://www.contradictio.de/blog/archives/7743
    Und wer was wissen will über das Finanzkapital, der möge meinetwegen auch gediegen die Inhalte dieses Links studieren …
    http://Neoprene.blogsport.de/2018/10/08/ueber-geld-und-kredit-texte-zur-finanzkrise-und-eurorettung/#comment-124795

  2. Auf meinem Blog hat jemand folgende Kritik/Anmerkungen gepostet:
    “Das Buch behauptet zwar den Anspruch, Korrektes zur polit-ökonomischen Qualität von Geld und Kredit des modernen Weltkapitalismus auszubreiten. Es ist in zentralen Punkten fehlerbehaftet: Zwar wird richtig herausgekehrt, was allerdings keine eigene wissenschaftliche Leistung ist, sondern empirische Gewissheit ist, dass das heutige Münz- und Papiergeld keinerlei ‚Deckung‘ durch die sog. reelle Geldware hat,sondern die Gültigkeit des Geldes wird per staatlichem Dekret erklärt. Die behauptete staatliche Garantie ersetzt allerdings nie und nimmer die ökonomische Tauglichkeit der staatlich ins Leben gerufenen Geldmaterie fürs internationale Geschäftswesen – und das Einlassen auf fremde Währungen, auch sog. Leitwährungen, hängt auch ein bisschen am souveränen Mitmachen anderer Staaten, das Konkurrenzgeld oder die Konkurrenzwährungen als Mittel geschäftlicher Benutzung auf dem Weltmarkt anzuerkennen.
    Das zum politischen Kredit:das Kredit a u c h als Instrument des Hineinregierens in andere Nationen eingesetzt wird, macht das Politische am nämlichen Kredit noch lange nicht zum entscheidenden Bestimmungsgrund am Schuldwesen überhaupt. Dieser hat erst mal was ökonomisch Sinnfälliges an sich, als Vorgriff auf noch gar nicht verdienten Vor- und Überschuss so zu tun, der wäre schon so gut wie realisiert, darüber meinetwegen Beschleunigung des Kapitalumschlags, eben Hebel der Akkumulation und damit Garant der Überakkumulation, Krise, Vernichtung haufenweise Reichtums und v.a. der Existenz der lohnarbeitenden Zuarbeiter des schönen kapitalistischen Geldmists.”
    http://neoprene.blogsport.de/2018/10/08/ueber-geld-und-kredit-texte-zur-finanzkrise-und-eurorettung/#comment-125495

  3. Ja, danke, daß du mir diese Perle der inhaltlichen Kritik zukommen hast lassen.
    Hier steht zwar: „Es ist in zentralen Punkten fehlerbehaftet“, aus dem folgenden Kauderwelsch wird jedoch nicht ganz klar, wo der Fehler eigentlich liegen soll.
    „Die behauptete staatliche Garantie ersetzt allerdings nie und nimmer die ökonomische Tauglichkeit“.
    Das wird von mir auch nicht behaiuptet. Das staatliche Dekret stellt nur die Grundlage für die geschäftsmäßige Benützung her.
    Die Politiker sind allerdings schon der Meinung, daß ihre Geldpolitik und die Schaffung des Geldes den Erfolg desselben auf dem Weltmarkt hervorbringen wird, und dieser Gedanke stand Pate bei der Schaffung des Euro.
    „das Einlassen auf fremde Währungen, auch sog. Leitwährungen, hängt auch ein bisschen am souveränen Mitmachen anderer Staaten, das Konkurrenzgeld oder die Konkurrenzwährungen als Mittel geschäftlicher Benutzung auf dem Weltmarkt anzuerkennen.“
    Das klingt irgendwie so, als wäre der Weltmarkt gestern erfunden worden.
    Auch der „entscheidende Bestimmungsgrund“ ist etwas, was mir fremd ist.
    Aber wie gesagt, ich tue mir schwer, den Ausführungen zu folgen.

  4. Anonymus hat mir noch einmal geschrieben, er ist entrüstet über meine „moraltriefende Gehässigkeit“!
    Er ist jetzt richtig böse.
    „Kongenial dem Konter mit der unterstellten fehlenden Kenntnisnahme von schlau sich gebenden Veröffentlichungen ist das abseitige Vortragen der Skepsis, ob unsereins auch defacto an ‘praktischer Agitation’ gelegen sei: dies ist ein absurder und gehässiger Gegenstandswechsel zugleich: dass man in einem Nebensatz auf den Unterschied der Erklärung der allgemeinen Gesetze des Kapitals und dem Aufzeigen der Widersprüche des Lohnarbeitsverhältnisses, der Gründe daraus resultierender dauerhaft angelegter materieller Schäden, die sich die darin praktisch Befangenen antun, hinaus will, beantworten Sie statt mit der Befassung mit diesem Unterschied damit, ob man überhaupt tatsächliche
    Agitation betreiben wolle.“
    Ich überlasse es dem Leser, sich angesichts dieses Zitats ein Bild von der geistigen Verfassung von Anonymus zu machen.

  5. Von einem Anonymus bei Neoprene:
    “Was soll der theoretische Fortschritt eines Konvoluts
    über Geld und Kredit im Umfang von über 400 Seiten im
    Jahr 2018 bzw. 2019 sein?
    Die Besonderheiten der imperialistischen Weltwirtschaft
    incl. Währungen/Leitwährung sind schon Ende der 70er
    im Buch über den Weltmarkt herausgearbeitet worden – sozusagen in Fortsetzung der „Kapital“-Reihe, die ein
    Marx nicht mehr zu leisten vermochte.
    Aktueller bekannt gewordene „Anwendungsfälle“ des Geld-
    und Kreditschachers wie Griechenland (Stichwort: „Rettungsschirme“), Italien und Spanien (nämlich deren ‚Beitrag‘ zur europaweiten Krise) oder Österreich
    (Stichwort: Pleitebank) sind ebenso bereits
    von kompetenter Seite in Buchform oder als Zeitschriftenartikel auf den Punkt gebracht worden.
    Das Finanzkapital und dessen Eigenheiten sind auch
    schon längst theoretisch auseinander genommen worden
    – wobei nicht, wie ein Schlauer auf neoprene.blogsport.de behauptet, die Fokussierung auf dessen Krise das Erwähnenswerte wäre, sondern: letztere setzt
    die Klärung dessen voraus, w a s da inwiefern in Krise gerät, was das Buch übers Finanzkapital v.a. leistet.
    Schon der Vorspann oder Werbetext zu dem
    Buch lässt in einer Weise aufhorchen, die
    nicht gerade zum Erlesen desselben animiert:
    Erst wird betont, wie vorteilhaft doch der
    direkte Austausch über einen Gegenstand in
    Form von Blogs sei. Dass sich da auch wenig
    überzeugende oder überhaupt nicht überzeugende
    Zeitgenossen melden, dazu wird die Stellung
    des „Aussperrens“ von solchen eingenommen:
    sollte eine theoretisch ernst zu nehmende
    Plattform nicht primär die Haltung zeigen,
    was sich da nicht zusammenreimt,
    zu widerlegen statt zu übergehen oder sogar
    den Übergang zum Debattenverbot zu machen?
    Was soll das „Resümee“, dass sich in dem aus
    Blogbeiträgen Zusammengetragenen der „Geistes
    zustand der Menschheit“ widerspiegele?
    Erstens ist das mit der Menschheit angesichts
    von ein paar Beteiligten übertrieben.
    Zweitens will man sich doch angeblich von den
    falschen und ideologischen Beiträgen der
    „Menschheit“ mit dem Buch absetzen, also gerade
    nicht das Disparateste an Meinungsspektren gelten
    lassen.
    Es ist eine einzige Begriffsklauberei das
    Hin und Her dessen, wann Eigentum an der
    Arbeitskraft vorliege oder nicht, ob
    mit “Intervention” durch den bürgerlichen
    Staat oder schon jenseits von ihm erlassener
    “Eigentumsordnung”, ob ohne Qualifizierung
    oder erst mit derselben; ebenso völlig
    danebenliegend, sachfremd die absurde
    Unterscheidung von Besitz und desselben
    als juristische Kategrie.
    Hier verpassen so gut wie sämtliche Kommentare
    die harte Wahrheit dessen, was Arbeitskraft
    ökonomisch der Sache nach ist bzw. unter-
    stellt, nämlich den gewaltsam hergestellten
    A u s s c h l u s s von sämtlichen materiellen
    Lebensbedingungen. Bloße Arbeitskraft zu sein
    oder zu haben ist jawohl für sich eben die
    praktische Verunmöglichung überhaupt sowas
    wie eine Lebensreproduktion zu besorgen -und
    jetzt kommt die zweite politökonomische Bruta-
    lät: dass macht Massen von Enteigneten (von
    allen Produktions- und Lebensmitteln) zuver-
    lässig e r p r e s s b a r durch diejenigen,
    die das Monopol auf Mittel und Bedingungen
    der Produktion haben – und dass ist die erste
    Leistung des bürgerlichen Staates: seine
    Monopolgewalt nötigt diese Scheidung in ge-
    schäftliche Ausnutzern und eigentumsloser Arbeits-
    kraft mit seinem ganzen Rechtssystem auf, also:
    dass, wer nicht als seine Arbeitskraft sein
    “Eigen” nennt, dem Dienst am fremden Geldreichtum
    verpflichtet ist; altmodisch: Ausbeutung genannt.
    Es wird ebenso verpasst, was die Autoren des
    Sozialstaatsbuchs damit meinen, wie die Betätigung
    der Arbeitskraft als Eigentum überhaupt nur geht,
    bzw. es ist Hinweis neben der grundsätzlichen
    Kennzeichnung der Armseligkeit von bloßer Arbeits-
    kraft, über eine pure Voraussetzung ohne die dafür
    nötigen Mittel zu verfügen, wofür sich kein Arbeiter
    was kaufen kann, eine zweite Trostlosigkeit am
    “Eigentum” Arbeitskraft vorgeführt wird: noch nicht
    mal als diese Summe Äußerungsvermögen sind Lohnar-
    beiter einfach in der Lage, sich ihren Erpressern
    von der Unternehmerfront anzudienen. Nein: der
    als Konkurrenz in die Welt gesetzte Zwang zur
    Lohnarbeit setzt die Aneignung von Elementar-
    bis weiterführenden Fertigkeiten voraus, eben
    um sich überhaupt als Arbeitskraftangebot zu
    bewähren. Und das Bezeichnende daran ist nicht,
    dass eine Arbeitskraft die andere als Eigentum
    ausschließt: die Unternehmer veranstalten einen
    Vergleich hinsichtliche nützlicher Anwendbar-
    keit und der Billigkeit der Arbeiter – d i e
    schließen darüber Etliche von der Zulassung
    zu den Ausbeutungsplätzen der Nation aus.
    Der Arbeiter macht allenfalls den Fehler,
    auf der Grundlage der unternehmerischen Er-
    pressungsgewalt über ihn sich einzubilden,
    irgendwelcher leistungs- und kostenbezogener
    Nutzenerweis im Vergleich zu Seinesgleichen
    wäre materielles Erfolgsmittel für ihn.”

  6. Lustig, wie sich jemand schon angesichts des Klappentextes über ein Buch auslassen kann, von dem er offenbar jedem abraten wil, – um dann seine nicht gerade erhellenden Phrasen an den Mann zu bringen.
    Wer das obige, von Neoprene freundlicherweise hier veröffentlichte Blabla für wissenschaftlich hält, ist natürlich mit meinen Publikationen nicht gut bedient.
    Ich habe auch in meiner Verwandschaft so einen Klappentextleser. Allerdings schwärmt der dann von den jeweiligen Büchern aufgrund des Klappentextes.
    Man muß hier einmal erwähnen, daß man ein Buch unmöglich in einem Klappentext vorstellen kann. Der meinige verweist eben auf den Blog, wo man sich ein Bild machen kann darüber, was in dem Buch so angesprochen wird.
    Für eine etwas inhaltlichere Besprechung habe ich extra eine Bewerbung auf YouTube gestellt:
    https://www.youtube.com/watch?v=qEOz8SpoKbE

  7. Der meinige verweist eben auf den Blog, wo man sich ein Bild machen kann darüber, was in dem Buch so angesprochen wird.

    Mal abgesehen davon, dass ich dir paar Bestseller-Auflagen nebst Übersetzungen in alle verfügbaren Sprachen wünsche (in der stillen Hoffnung, mittels der Tantiemen tätest du dann eine revolutionäre Guerilla … etc. pp.), stell ich mir schon so bissl die Frage, wen du mit dem Buch erreichen zu können glaubst.

  8. Das kann man nie bestimmen.
    Generell läßt sich sagen, daß so Geldthemen nie bestsellerverdächtig sind.
    Ich mach ja auch seit Jahren eine Radiosendung,
    https://o94.at/programm/sendereihen/vekks
    da hat mich auch im Herbst wer gefragt, wen ich damit erreichen will.
    Auch das läßt sich nicht bestimmen.
    Man kann nur so gut es geht irgendwo mitteilen, das gibts, Leute, und hoffen, daß es wer liest.
    Ich hab es – wie meine anderen Bücher – auch in ein paar Bibliotheken getragen, dort werden die Bücher dann auch hin und wieder ausgeborgt und vermutlich bei der Gelegenheit auch gelesen. 😉
    Vielleicht sollte ich auch einmal eine Aussendung an Bibliotheken im deutschsprachigen Raum machen, die müßte ich mir halt zusammensuchen.

  9. Man kann nur so gut es geht irgendwo mitteilen, das gibts, Leute, und hoffen, daß es wer liest.

    Ja eben. Und immerhin verweist der Klappentext darauf, dass man als Autor(in) im Blog auf die Mitteilungen direkte Reaktionen bekommt, also etwas dass mit Büchern bestenfalls bei Lesungen möglich wäre. Was ‘leistet’ quasi das Buch, das vermittels Blog nicht ‘machbar’ sein sollte?
    Btw, für Sammler gibts bei Bestellung in GB schon ‘Liebhaberpreise’ 😉

  10. Witzig.
    Ich habe mir gedacht, als Buch ist das ganze handlicher, übersichtlicher. Manche Leute haben lieber Papier. Vor Weihnachten hatte ich ein Geschenk usw.
    Es ist übrigens nicht das erste Buch, das ich publiziert habe. Nur das erste mit Blogtexten.
    Ich müßte wieder einmal die, die vergriffen sind, neu herausgeben, aber das ist zeitaufwendig.

  11. Ich sage ja nicht prinzipiell gegen das Publizieren von Büchern, nur denke ich, der ‘Teil’ von meinetwegen Öffentlichkeit, also inhaltlichem Interesse an deinen Mitteilungen, den du mit deinem Blog erreichst, ist mittels Buchpublikation kaum zu erweitern.
    Und verschwurbelt vorgetragene Gedankenfürze Kritik von Leuten, die sich einbilden, sie hätten die Weisheit mit Löffeln gefressen, weil sie dem Wissenschaftsbetrieb entsprungen sind, ein Anrecht auf ‘wissenschaftliche Korrektheit’ o.s.ä., tragen zur Klärung von vermeintlichen Ungereimtheiten im Interesse potentieller Leser wenig bei, stehlen dir aber andererseits die Zeit und Nerven, die zur Neuausgabe vergriffener Werke notwendig wäre 😉

  12. Warum kaufte und las ich dieses Buch ?
    a) Regelmäßig Blogberichte lesen ist zeitaufwändig und themenbezogen etwas unübersichtlich.
    b) Interessiert war ich speziell an den Berichten zu Österreich und Balkanländer. (Ein Thema wie Zypern war auch interessant, weil man ja im Lauf der Jahre diese Vorgänge gar nicht mehr erinnert und eine Auffrischung nicht schadet).
    c)Stundenlang am Bildschirm lesen belastet meine Augen. Ein Buch lesen führt im schlimmsten Fall zum frühzeitigen Einschlafen.
    Die Anmerkung der Verfasserin zu “Anonymus”,
    “Der „Verlaufsform“, also dem, was geschieht, müsse seine „Klärung“ vorausgehen: Der Filter muß vorher da sein, um die Ereignisse richtig einreihen zu können.”
    teile ich so nicht. Warum soll eine Erklärung ein “Filter” sein ? Was sich ein Leser dabei denkt ist doch seine Entscheidung.
    Empfehle das Buch zum Lesen. Eine Neuauflage – keine Ahnung welche Zeit und Muse die Verfasserin ha – mit der von “Anonymus” monierten fehlenden Erklärung würde meiner Empfehlung keinen Abbruch tun.

  13. @Karlo
    Ich weiß gar nicht, welche Erklärung Anonymus fehlte, aber ich nehme einmal an, eine andere, als ich habe.
    Er wußte es auch nicht, weil er hat nur den Klappentext gelesen und dann einmal angenommen, daß er in dem Buch das nicht finden würde, was er suchte.
    Und da hat er wahrscheinlich recht.
    Meine Kritik an ihm an diesem Punkt war, daß ihm zufolge die Erklärung der Erfassung der Fakten vorausgehen müsse, und das halte ich für die simple Logik des Vorurteils, wo man die Fakten nur mehr in eine fertige Sichtweise einreiht.

  14. @Samson
    Das Lesen von Blogs ist keine allgemeine Beschäftigung interessierter Leute. Gerade ältere Semester greifen lieber zu einem Buch.

  15. @Nestor
    “Mir geht es in erster Linie darum, die Dinge so darzustellen, daß sie für jedermann verständlich sind.”
    “„die Thematisierung der F o r m e n von Geld und Kredit mögen zwar für sich irgendwelche Relevanz haben, sie ersetzen nicht das an Geld und Kredit an und für sich Eigentümliche, welches erst wiederum die verschiedenen Sorten von Geld und Kredit er- bzw. begründen würden.“ (zitiert von Nestor)
    Geht es nur mir so, oder halten andere Leute dieses Satz auch für blanken Nonsens?
    „Thematisierung der F o r m e n“ – ??”
    Ich verstehe “Anonymus” Einwand so:
    Nur als Beispiel: Die Erscheinungsform des Geldes kann Papiergeld sein, Kedit,Buchgeld etc. An der konkreten Ware (Gebrauchswert) ist der Gebrauch der Maßstab. Am Geld ist der Maßstab grenzenlos. Man tauscht nicht einen Euro gegen einen Euro.
    Eine solche Art der Erklärung läßt sich natürlich nicht in deine Artikel einbauen. Als Vorwort oder Anhang schon. Dein Buchtitel heißt: “Geld und Kredit”. Darunter ließe sich schon mehr unterbringen.
    Anderes Beispiel: In deinem Artikel zur Hypo Alpe Adria ist schön dargestellt wie solche Geschäfte ablaufen.
    Nur wird der normale Mensch wenn er das liest in der Regel die Beurteilung dieser Vorgänge seinem Alltagsverstand (Gier, Verkommenheit von Personen etc.) anbequemen.
    Im Fall Hypo ging es ja wesentlich nicht um persönliche Bereicherung. Es ging um Konkurrenz von Finanzkapital.
    Schade, dass Anonymus (Buchstaben + Punkt) sich hier nicht einbringt.

  16. @Karlo
    Ich möchte doch festhalten, daß sich Geld und Kredit sehr voneinander unterscheiden, das sind nicht einfach verschiedene Erscheinungsformen des Gleichen, auch wenn beim modernen Geld – durch die Form seines Zustandekommens, Ausgabe und Ankauf von verzinslichen Staatsanleihen – der Unterschied ein Stück weit aufgehoben ist.
    Aber um den traditionellen Unterschied festzuhalten: Geld als Zirkulationsmittel vermittelt den Händewechsel der Ware, in seiner Eigenschaft als Maß der Werte gibt es überhaupt einmal den Waren einen Preis, der dann auch auf der Ware draufsteht und sie mit anderen vergleichbar macht.
    Kredit setzt Geld voraus, hat jedoch schon den Anspruch des Mehr-Werdens. Kredit wird bzw. wurde traditionell ja vergeben, damit sich der Gläubiger über dieses Manöver bereichert. Der Schuldner muß die aufgenommene Summe + Zinsen zurückzahlen.
    In diesem traditionellen Verhältnis hat es schon mehrere Verwerfungen gegeben. Erst die Fremdwährungskredite, die durch das Wechselkursrisiko – das dann auch eingetreten ist – das Verhältnis von Schuldsumme und Zinsen ziemlich auf den Kopf gestellt haben.
    Und zweitens durch die Null- und Negativzinsen, die das Verhältnis auf andere Weise verzerren.
    Die neueste Absurdität des Kreditwesens
    Auch Buchgeld und Bargeld sind nicht einfach verschiedene „Formen“ von Geld.
    Hier liegt ein grundlegender Fehler von Verallgemeinerung vor, wo man an verschiedenen Dingen das Gemeinsame festhält, den Unterschied jedoch wegläßt.
    Wie ich schon vermutete, diese Art von „Erklärung“, die Anonymus einfordert, kann und will ich nicht liefern.

  17. @Nestor
    “Ich möchte doch festhalten, daß sich Geld und Kredit sehr voneinander unterscheiden, das sind nicht einfach verschiedene Erscheinungsformen des Gleichen,……..Auch Buchgeld und Bargeld sind nicht einfach verschiedene „Formen“ von Geld.
    Hier liegt ein grundlegender Fehler von Verallgemeinerung vor, wo man an verschiedenen Dingen das Gemeinsame festhält, den Unterschied jedoch wegläßt.”
    Ein Fehler liegt hier nicht vor. Eher meinerseits eine fehlende Ausführung worin die Unterschiede zwischen Gleichem und Verschiedenheit bestehen. Letzteres liegt in der Erscheinungsform. Z.B. beim Buchgeld liegt der Inhalt der Form im Gegensatz zum Papiergeld natürlich nicht in der stofflich unterschiedlichen Form (Papier und elektronisch).
    Inhaltliche Verschiedenheit macht sich praktisch so geltend, dass für Papiergeld die staatliche Garantie gilt (Inland). Für Buchgeld garantiert der Staat bestenfalls im Rahmen des Einlagensicherungsfond.
    Geld selbst ist ja auch nicht nur Zirkulationsmittel sondern wird als Währung selbst zur Ware. Um im internationalen Handel Waren tauschen zu können bedarf es der besonderen Ware Weltgeld. Auch hier wieder die spezifische Form. (Voraussetzung ist der durchgesetzte ökonomische Erfolg und ein entsprechend vorhandener Gewaltapparat ist dabei nicht schädlich).
    Verstehe wirklich nicht die Einwände gegen Begriffe wie Formen (Erscheinungsformen, Verlaufsformen).
    “Wie ich schon vermutete, diese Art von „Erklärung“, die Anonymus einfordert, kann und will ich nicht liefern.”
    Anhand meines Einwands zur Hypo Alpe Adria wo ich schrieb:
    “In deinem Artikel zur Hypo Alpe Adria ist schön dargestellt wie solche Geschäfte ablaufen.
    Nur wird der normale Mensch wenn er das liest in der Regel die Beurteilung dieser Vorgänge seinem Alltagsverstand (Gier, Verkommenheit von Personen etc.) anbequemen. Im Fall Hypo ging es ja wesentlich nicht um persönliche Bereicherung. Es ging um Konkurrenz von Finanzkapital.”
    – wäre eine weitergehende Erklärung kein “Filter” sondern ein Angebot an den Leser. Der soll sich doch selber seine Gedanken dazu machen.
    Wenn man Anonymus “Art der Erklärung” für falsch hält greift man sie natürlich nicht auf. Welche andere “Art von Erklärung” stellst du dir den vor ?

  18. @Karlo
    Mein erster Einwand war ja, daß ich diese Unterschiede nicht als solche der Form bezeicnen würde.
    Aber der Einwand von dir + und vielleicht auch Anonymus, ich bin da nicht so sicher – geht ja weiter: Du meinst – wenn ich das richtig verstehe -, ein Buch, das Geld und Kredit in der Überschrift trägt, müßte erst einmal eine allgemeine Abhandlung enthalten über diese Dinge, und dann dürften erst die konkreten Fallbeispiele folgen.
    Da muß ich sagen, daß ich erstens eigentlich nie so vorgehe, auch bei anderen Themen nicht. Ich finde nicht, daß dem Leswer damit gedient ist, daß man ihm als erstes einmal gleich die harten Sachen vor den Latz knallt. 😉
    Dieses Buch ist eine Art Nachschlagwerk, was damals und dort eigentlich geschehen ist, bzw. wie die Finanzwirtschaft der EU eigentlich ausschaut, und was die Widersprüche des Euro sind.
    Mehr will es nicht sein.
    Was deinen Einwand zu den Hypo Alpe Adria-Artikeln betrifft, so ist es eine Illusion, zu glauben, man hätte es in der Hand, was sich ein Leser zu einem Artikel denkt. Dagegen, daß Leute Erklärungen, die für sie zu sperrig sind, irgendwie umdeuten, damit sie in ihr Weltbild hineinpassen – dagegen ist kein Kraut gewachsen.

  19. @Nestor
    “Dieses Buch ist eine Art Nachschlagwerk, was damals und dort eigentlich geschehen ist, bzw. wie die Finanzwirtschaft der EU eigentlich ausschaut, und was die Widersprüche des Euro sind. Mehr will es nicht sein.”
    Das wäre die Beantwortung von “Anonymus” Frage nach der “Stoßrichtung”. In der Einleitung deines Buches steht als Titel: “Eine Anti-Alzheimer-Artikelsammlung”. Das trifft es ganz gut. (Es muss natürlich nicht gleich Alzheimer sein, damit etwas aus der Vergangenheit nicht immer präsent ist).
    Viele Bücher bringen bei ihrer Bewerbung eine Leseprobe mit. Deine Einleitung im Buch wäre so etwas ähnliches. Ob “Anonymus” damit zufrieden wäre dafür würde ich nicht meine Hand ins Feuer legen. Dass er aber mit seinen Einwänden nur daneben gelegen habe beurteile ich nach wie vor anders.
    @Nestor
    “Was deinen Einwand zu den Hypo Alpe Adria-Artikeln betrifft, so ist es eine Illusion, zu glauben, man hätte es in der Hand, was sich ein Leser zu einem Artikel denkt.” (aus deinem letzten Beitrag)
    In meinem Beitrag davor schrieb ich:
    “- wäre eine weitergehende Erklärung kein „Filter“ sondern ein Angebot an den Leser. Der soll sich doch selber seine Gedanken dazu machen”.
    Ergo: Nix Illusion nur Spatz in der Hand.
    Ich hoffe, dass zumindest dieser Punkt abschließend geklärt ist.
    Wie es aussieht bleibt das ein Zwiegespräch. Für einen blog wird das auf Dauer langweilig.

  20. Im Fall Hypo ging es ja wesentlich nicht um persönliche Bereicherung. Es ging um Konkurrenz von Finanzkapital.

    Das ist nun aber grad keine wissenschaftliche Erklärung, andernfalls wäre kein Kapitalist jemals handelndes Subjekt, sondern immerzu nur die fast schon mystische ‘Charaktermaske’ als Funktionär seines Kapitals.
    Dass der ‘Alltagsverstand’ auf “Gier, Verkommenheit von Personen etc.” abhebt, ist ja nicht vollkommen falsch. Die Logik der Konkurrenz ergibt sich eben erst, wenn man meinetwegen Unzufriedenheit, Neugier, Genußsucht etc. als allgemeine Wesenszüge aller Menschen (und Basis von Privateigentum resp. dessen gesellschaftlicher Akzeptanz) konstatiert und deshalb Gier, Verkommenheit von einzelnen Personen als untaugliche Erklärung der Konkurrenz qualifizieren kann. Anders gesagt, wenn alle gleichermaßen ‘gierig’ und ‘verkommen’ sind (was sich auch dem ‘Alltagsverstand’ bei jeder ‘Schnäppchenjagd’ erschließt), dann taugt der Verweis darauf eben nicht zur Erklärung von etwas, das sich zwar aus diesen Voraussetzungen entwickelt, aber seiner eigenen Logik (und ggf. ‘Dynamik’) folgt.
    Ich knall jetzt mal was hin, das m.E. ansatzweise erklären könnte, weshalb alle Welt meint, die ‘richtige’ Aufklärung über das was bei der letzten größeren Finanzkrise passierte, wäre hilfreich in Bezug auf ‘zukünftiges’ i.d.S. von vergangene Fehler vermeiden o.s.ä. und weshalb das, jedenfalls mit Bezug auf Marx als Erklärung vermutlich zu kurz greift (woran auch der Verweis auf Staaten, deren Geldmonopol, Weltgeld etc. nichts ändert). Der Originaltext ist m.W. nur einmal veröffentlicht worden, in einem dünnen Bändchen aus Anlass von Marx’ 100. Todestag:
    “Wenn die Produktion selbst dem Tauschwert unterworfen wird, ist die kapitalistische Produktionsweise gesetzt. Die ökonomische Formbestimmung eines Gegenstandes, Tauschwert zu sein, die gegenüber ihrem sinnfälligen, qualitativ bestimmten Dasein nur eine gedankliche Fiktion zu sein scheint, gewinnt Realität in dem Maße, wie alle anderen Eigenschaften des Produktes dieser Formbestimmung subsumiert sind. Das Ding mit seinen Eigenschaften, deren Gesamtheit der Gebrauchswert ist, wird ökonomisch nur um des Tauschwertes willen produziert. Dieser aber inhäriert dem Ding unsichtbar und bestimmt es zur Ware, wodurch es den Gesetzen der zweiten Natur ebenso unterworfen wird wie es durch seine physikalischen Eigenschaften der ersten immer schon gehorcht hat. Sein Wesen teilt sich realiter in eine forma physica und in eine forma metaphysica. Letztere ist die ökonomische Formbestimmung, der seine physikalischen Eigenschaften als materia secunda zugrunde liegen.
    (…)
    Das Verhältnis von Grund und Begründetem hat sich gegenüber dem Ausgangpunkt umgekehrt. Was den Frühschriften zufolge der Grund des Kapitals sein sollte, die produktive Arbeit des Einzelnen, ist — das ganze Verhältnis als Totalität betrachtet — das Begründete. Die gesellschaftliche Produktion, die der Kapitalismus in welthistorischem Maßstab ins Werk setzt, erzeugt als notwendigen Schein die selbständige Existenz des Kapitals. Die entmythologisierende Zurückführung dieses Scheins auf seinen Grund, die Arbeit, erweist sich in der Ausführung, die ,,Grundrisse“ und ,,Kapital“ leisten, als die Ableitung eines Begründeten.
    Das Kapital erweist sich als Totalität, die allem Einzelnen vorgeordnet ist. Auf Schein beruht dann umgekehrt die liberalistische These, Kapitalist und Arbeiter seien bloß kontrahierende Einzelsubjekte, das Individuelle habe also Vorrang vor dem Allgemeinen.
    Aus: Mensching – Nominalistische und realistische Momente des Marxschen Arbeitsbegriffes”

  21. @Samson
    Danke, daß du Karlos Zwiegesprächbedenken zerstreust.

    “Im Fall Hypo ging es ja wesentlich nicht um persönliche Bereicherung. Es ging um Konkurrenz von Finanzkapital.”
    Das ist nun aber grad keine wissenschaftliche Erklärung, andernfalls wäre kein Kapitalist jemals handelndes Subjekt

    Diesen Einwand kann ich nicht nachvollziehen. Die persönliche Bereicherung ist ja immer nur die Seite, die bekrittelt wird am Geschäftemachen. Daß ein Unternehmen Gewinn machen soll, ist hingegen völlig selbstverständlich und durchgesetzt.
    Also nur zur “Konkurrenz des Finanzkapitals” – daß die Hypo wachsen und andere überflügeln wollte, war der Ehrgeiz ihrer Akteure, und nicht darum, sich groß die Taschen zu füllen. Kulterer und die anderen wurden wegen allem Möglichen angeklagt, aber die persönliche Bereicherung konnte gerade bei ihm nicht nachgewiesen werden.
    Bei der Hypo AA ging es übrigens um viel mehr. Kärnten wollte sich damit ertsens innerhalb Österreichs positionieren, indem es sich zweitens als eine Art Vorposten zur finanziellen Eroberung des Balkans positionierte. Das war in der Spätphase der Hypo AA. In den 90-ern ging es um die finanzielle Unterstützung Kroatiens, im Krieg und im Frieden.
    Die ganze Hypo AA-Angelegenheit ist also Teil des kleinen österreichischen Imperialismus, der seit der Wende so richtig erwacht ist. Und darin ein schönes Beispiel für die Verflechtung von Finanzkapital und Staatsgewalt.
    @Karlo
    Ich habe mir eben die Leseprobe gespart, weil ich auf den Blog verwiesen habe, ich wollte nämlich, daß die Leute dort hineinlesen.

  22. @Samson
    “wenn alle gleichermaßen ‚gierig‘ und ‚verkommen‘ sind (was sich auch dem ‚Alltagsverstand‘ bei jeder ‚Schnäppchenjagd‘ erschließt), dann taugt der Verweis darauf eben nicht zur Erklärung von etwas, das sich zwar aus diesen Voraussetzungen entwickelt, aber seiner eigenen Logik (und ggf. ‚Dynamik‘) folgt.”
    Mein “Verweis” war nicht als Erklärung gedacht. Solche Vorgänge werden in der Öffentlichkeit regelmäßig nach der moralischen Seite besprochen. Und der Alltagsverstand greift das gerne auf.
    Die Verfasserin hat inzwischen richtig gestellt, dass dies gar nicht das Motiv für ihr Buch war. Ich hatte es mir gekauft aus genau ihrer hier im blog als “Nachschlagewerk” bezeichneten Begründung (ich interessierte mich für die Berichte über Österreich und den Balkan).
    “Anonymus” hält dies soweit ich ihn verstanden habe für einen Fehler. So weit gehe ich nicht. Man kann es für einen Mangel halten aber deshalb wird ein Text noch nicht falsch.
    @Nestor
    “Ich habe mir eben die Leseprobe gespart, weil ich auf den Blog verwiesen habe, ich wollte nämlich, daß die Leute dort hineinlesen.”
    Ich schaute in der Vergangenheit hin-und wieder hier mal rein. Dabei bin ich auf das Buch gestoßen und der Thread hat dazu verleitet mich mal einzumischen.

  23. Von Fritz Kurz (erst jetzt in einem wenig genutzen Account gefunden):
    “Ergänzung zu:
    1.
    „Der Staat setze mit seinen Gewaltmitteln Währung in Wert (S. 15): die Dekretierung einer Geldmaterie als Bereicherungsmittel und die Inwertsetzung, sozusagen das ökonomische Unterpfand, ist erstmal voneinander geschieden. Dass Staaten qua g e s c h ä f t l i c h e r Fundierung ihrer Papierzettel allerlei politisch-militärische Potenzen zuwachsen, die Bedingungen des Zugriffs auf den Reichtum der Welt und dessen Benutzung zu setzen mit für diese und ihre Nationalwirtschaften zuträgliche Kapitalakkumulation in Gegensatzund auf Kosten der anderen nationalen Konkurrenten, daraus wird für die Wirtschaftsgeschichtsexpertin, dass Wert, Währung und Geschäftserfolg alles unisono schlichte staatliche Gewaltfrage sei.“
    Was soll denn das theoretisch und praktisch Relevante sein, dass das Geld schon seit längerem eine Sache staatlicher Inkraftsetzung ist: eine empirische Gewissheit wird von der Lanier als großartige wissenschaftliche Leistung offeriert – und die eigentlich wichtigen Implikationen des schnöden Mammons als staatliches Geschöpft sind offenbar keiner Rede wert: nämlich dass damit eine ganze Produktions-/Wirtschafts- weise der Geldmacherei gestiftet wird, damit die Scheidung in eigentumslose Massen und Geld-/Kapitalbesitzer, die verpflichtende Indienstnahme ersterer für letztere als Bedingung überhaupt eines Existenzrechts im Kapitalismus, der bein- harte Gegensatz von Lohnarbeitsarmut und Kapitalreichtum Grundlage und bleibendes Sorgeobjekt von Staatsmächtigkeit ist. Weiters: die maßlose kapitalis- tische Geldscheffelei enthält die imperialistische Konsequenz des Ausgreifens auf den ganzen Globus, den nämlich zum geschäftlichen Betätigungsfeld der nationalen Kapitale herzurichten, dabei die Schranken beim Abgreifen fremden Reichtums, die in der Verfügung anderer Souveräne über ihr Territorium samt Inventar liegen wegzuräumen – dann: zugleich mit entsprechender Ausstattung mit Gewalt- mitteln nicht nur die adäquaten Erpressungsmittel für den Zugang zu fremden Ländereien zur Hand haben, sondern gewappnet zu sein für immerzu präsente Gegenwehr anderer Nationen mit der fortschreitenden Schädigung ihres nationalökonomischen Besitzstandes. Auch das mit der Leitwährung oder allgemeiner weltwirtschaftsmächtigem Her- machen wie im Falle der Amis ist nicht so trivial wie die große Denkerin es hinstellt: es mag einerseits Zeugnis ablegen für die Wucht dessen, mit der eine Nationalökonomie den Globus für ihre Bereicherungsinteressen in Beschlag nimmt, welche weltweiten Gegensätze damit am Laufen gehalten und angeheizt werden, wie alles Inventar der Welt einschl. Arbeitsleute als Material globaler Verwertungsinteressen taxiert und zugerichtet wird, im Falle rentierlicherer Alternativen wieder abgestoßen wird mit der Folge entsprechend elender Hinterlassenschaften neben zu Milliarden zählender kapitalistisch nichtsnutziger hungernder und flüchtender Überbevölkerung, wie ganze Kontinente zum bloßen Anhängsel der Befütterung der Kapital- produktion in den Metropolen mit dessen Rohstoffen herabgesetzt sind, und wie dann auch noch der Erfolgsmaßstab rastlose Vermehrung von Geld und Kapital seine „Überforderung“ in sich trägt und als weltweite Überakkumulation einiges Zerstörerisches angerichtet wird: Entwertung /Plattmachen von Reichtum und existenzieller Ruin des Arbeitermaterials – was wiederum als internationale Konkurrenz seinen Gang geht, welche Kapitale und Nationen die Krisenabwicklung trifft. Bloß Weltwirtschaftsmacht mit der Befähigung zur „Leitwährung“ ist Garantie für nichts, hat eher was Ambivalentes an sich, was unsere Wirtschaftsgeschichtsexpertin genauso eng interessiert: Ausgangs- Punkt im Falle der Amis war, dass sie mit ihren überlegenen Kapital- produktivitäten -zudem unbeschadet aus einem Weltkrieg hervorgan- gen, im Unterschied zu anderen Weltgegenden, die ihre Kapital- standorte nach den kriegsbedingten Zerstörungen erst wieder neu aufstellen mussten- und Hand in Hand gehend mit dem Erwerb einer Weltmacht kongenialen Machtpotenzen, damit erlesenen Erpressungsmitteln, die weltweiten Märkte besetzen, beherrschen konnten, so dem Dollar das nicht zu umgehende geldliche Zugriffsmittel zuwuchs. Weltmacht und Weltwirtschaftsmacht hieß, allen Nationen, auch den potenteren die Bedingungen der Benutzung des Weltmarkts zu setzen, institutionalisiert u.a. im GATT, WTO usw. – ein IWF und Weltbank für die absehbaren Betreuungsfälle im Falle des welt- konkurrenzlerischen Niedergangs gleich ganzer Staaten. Bloß: amerikanisch dominierte Weltordung und Weltwirtschaftsordung wussten andere Nationen zu nutzen, schlicht darüber, dass sie deren Vorgaben zum Mittel der Geschäftemacherei ihrer Heimatkapitale zu machen verstanden und darüber zu ernsthaften Konkurrenten der Amis geworden sind, was letztere zum Anlass für die Kündigung jahrzehntelang ihrer Weltmächtigkeit zuträglicher globaler Benutzungsbedingungen veranlasste, weil sie Fortbestand/Sicherung ihrer überragenden Stellung in der Welt nicht mehr zuverlässig gewährleistet sehen.
    Auch die Abwägerei von wegen Staatsgeld oder Metallzirkulation ist abwegig: wer von den Weltsubjekten stellt denn sowas an? Es soll sowas sein wie eine handfeste Begründung unhinterfrag- barer Geltung staatlich kreierter Papiergeldzettel und ist nichts als tautologische Manier: dass das auch nur fingierte Aufbringen einer Überlegung in Richtung Wiedereinführung der Metallgeld- zirkulation sich blamieren würde ,kommt mit dem Hinweis daher, dass, weil das staatlich dekretierte Geldzeichen Ausweis des gültigen Geldsystem i s t , sei jeder Versuch der Wiedereinsetzung von Metallgeld Beleg dafür, dass der betreffende Staat nicht gewährleisten könne, was im Ausgangspunkt als pure Faktizität schon enthalten ist: die Geld- geltung als Sache nationaler Gewaltsetzung. Ebenso ignoriert die schlaue Denkerin, dass bei aller einge- bildeter Zuweisung staatlicher Geldzeichen, sie würden* wie die einstigen materiellen Wertträger Gold oder Silber ihr Werk tun, eben als Werk staatlichen „Machtwortes“, dass die bürgerlichen Staaten sehr wohl wissen: ihre für sich wertlosen Geldzettel und -münzen erfordern ihre „Ent- sprechung“ vermittels wirklicher Geldproduktion, von wirklich Werthaltigem in den Betriebsstätten des Kapitals – was man schon daran ersehen kann, dass die Staaten das Monopol auf die Geldzeichenherausgabe beanspruchen, ‘gefälschtes Geld’ nämlich bloß vorgetäuschten Zugriff auf den allgemeinen Reichtum vorstelle, seinen Unterpfand duch die Erwirtschaftung von Wertsubstantiellem schuldig ist.”

  24. Ich habe bereits Kritiker!
    Das ist ja toll!
    Wo waren die Ergüsse dieser Geistesgröße?
    Ich würde gern wissen, auf welchen Text von mir er sich bezieht, wenn er schreibt, „eine empirische Gewissheit“ würde „als großartige wissenschaftliche Leistung offeriert“.

  25. Kommentar von Walgesang hierher gespiegelt:
    Kann leider nicht immer direkt auf dem Blog nachsehen, hatte in weiterem Kommentar noch Ergänzendes eingebracht zum Verhältnis von Staat und Geld:
    Auch die Abwägerei von wegen Staatsgeld oder Metallzirkulation in dem Buch ist abwegig: wer von den Weltsubjekten stellt denn sowas an?Es soll sowas sein wie eine handfeste Begründung unhinterfrag-barer Geltung staatlich kreierter Papiergeldzettel und ist nichts als zirkuläre Manier: dass auch nur fingierte Aufbringeneiner Überlegung in Richtung Wiedereinführung der Metallgeld-zirkulation sich blamieren würde, kommt mit dem Hinweisdaher, dass, weil das staatlich dekretierte GeldzeichenAusweis des gültigen Geldsystem i s t , sei jeder Versuchder Wiedereinsetzung von Metallgeld Beleg dafür, dassder betreffende Staat nicht gewährleisten könne, was imAusgangspunkt als pure Faktizität schon enthalten ist: die Geld-geltung als Sache nationaler Gewaltsetzung. Ebenso ignoriert die schlaue Denkerin, dass bei aller hoheitlichbeanspruchten Zuweisung staatlicher Geldzeichen, sie würdenwie die einstigen materiellen Wertträger Gold oder Silber ihrWerk tun, eben als Werk staatlichen „Machtwortes“, dassdie bürgerlichen Staaten sehr wohl wissen: ihre für sichwertlosen Geldzettel und -münzen erfordern ihre „Ent-sprechung“ vermittels wirklicher Geldproduktion, von wirklichWerthaltigem in den Betriebsstätten des Kapitals – was manschon daran ersehen kann, dass die Staaten das Monopolauf die Geldzeichenherausgabe beanspruchen, ‚gefälschtes Geld‘ nämlich bloß vorgetäuschte Zugriffsmachtbzgl. des allgemeinen Reichtums vorstelle, seinen Unterpfanddurch die Erwirtschaftung von Wertsubstantiellem schuldig ist.Oder allgemeiner: im Papiergeld und Münzen soll der Wertgetrennt von der Warenwelt, exklusiv festgehalten werden, ohne dass,wie vor über 150 Jahren das allgemeine Äquivalent, diese selber Wert haben;es sind eben Geld z e i c h e n; als solche entfalten dieseökonomische, geschäftliche, kapitalistische Potenz notwendigauch nur in dem Maße, wie sie im durchgesetzten Weltkapitalismusals Vorschuss für geldliche Überschussproduktion eingehenund sich so als dieses Geschäftsmittel bewähren.

  26. unwesentliche Korrektur und vielleicht kleine Ergänzung von gegen-politik:

    …ohne dass,wie vor über 150 Jahren das allgemeine Äquivalent, diese selber Wert haben

    Es sind nur 100 Jahre (und weniger!) (bis Ende des ersten Weltkrieges wurden Goldmünzen (z.b. 5, 10, 20 RM) im Deutschen Reich geprägt, die ein Zahnarzt in den 50′ern erfolgreich „nachgeprägt“ hat, es gab die Lateinische Münzunion bis 1926, UK Aufhebung der Goldkonvertibilität 1931 etc..) Dieser Goldstandard, der in immer abgeschwächterer Form bis zur Freigabe der Wechselkurse des Dollar 1973 gegolten hat, ist nicht beendet worden wegen der Verringerung der Zirkulationskosten o.ä., sondern weil der Goldstandard sich als Leistungsbilanzdefizit bemerkbar macht, wenn der Staat nach Maßgabe seiner Bedürfnisse Banknoten herausgibt, die durch Gold gedeckt sein sollen (wenn man mit denen im Ausland einkauft, fließt bei der Zentralbank das Gold ab). Das Ende des Goldstandards hatte seinen Gund also darin, dass er sich als Schranke staatlicher Finanzierung geltend gemacht hat.
    Ohne Goldstandard funktioniert so ein Kreditgeld dann genau so lange, wie es sich als Medium darin Kapital zu akkumulieren bewährt. Das geht mit dem Kongolesischen Franc wahrscheinlich eher schlechter, weil man für den nicht die Zutaten zur Kapitalakkumulation einkaufen kann und nach erfolgter Geldvermehrung nicht sicher sein kann weltweit gültigen Reichtum in den Händen zu halten.
    Umgekehrt heißt das aber: Kommt ein Zweifel an einem Kreditgeld wie dem Dollar auf, dann kollabiert das System und fällt auf einen Goldstandard zurück. Es ist eben keine Frage staatlicher Gewalt worin sich der ökonomische Zweck (Kapitalvermehrung) darstellt, ob ein Goldstandard gilt oder es ein Welt(kredit)geld wie den Dollar gibt. Die Macht staatlicher Gewalt reicht nur so weit, wie sein Zweck sich nach Maßgabe seiner Bedürfnisse auf der Grundlage stattfindender Kapitalakkumulation zu finanzieren letzterer nicht widerspricht. Und aktuell tun das alle maßgeblichen Mächte (USA, China, Japan, EU), sie betreiben Raubbau an ihrer ökonomischen Grundlage und die Qualität der nationalen Kreditgelder steht zunehmend in Zweifel.

  27. Ich weiß eigentlich nicht, worum es hier geht.
    Wie kommt die Metallzirkulation und der Goldstandard ins Spiel?
    Worauf bezieht sich der Satz von gegen-politik „die Abwägerei von wegen Staatsgeld oder Metallzirkulation in dem Buch ist abwegig“? Um welches Buch geht es?

  28. @gegen-politik
    ” Ebenso ignoriert die schlaue Denkerin, dass bei aller hoheitlich beanspruchten Zuweisung staatlicher Geldzeichen, sie würdenwie die einstigen materiellen Wertträger Gold oder Silber ihr Werk tun, eben als Werk staatlichen „Machtwortes“, dass die bürgerlichen Staaten sehr wohl wissen: ihre für sich wertlosen Geldzettel und -münzen erfordern ihre „Entsprechung“ vermittels wirklicher Geldproduktion, von wirklichWerthaltigem in den Betriebsstätten des Kapitals”
    “gegen-politik” argumentiert hier so als ob im Buch (nehme mal an das Buch “Über Geld und Kredit” ist gemeint), dass dort die Werthaltigkeit auf die Gewalt des Staates begrenzt sei ohne jegliche ökonomische Grundlage.
    Habe mir nochmals das Buch zur Hand genommen um etwas ähnliches dort zu finden. Auf Seite 15 (Titel: Das Weltwährungssystem) heißt es ab der 4. Zeile:
    “Seinen Wert erhält ein Geldschein durch die Macht des Staates, der ihn emittiert, und diese beruht wiederum darauf, wieviele erfolgreiche Geschäfte ihre – und auch fremde – Bürger in dieser Währung machen.”
    Es wird also die ökonomische Grundlage und durchgesetzt auf dem Weltmarkt als die Voraussetzung der staatlichen Geldmacht
    konstatiert.
    Ich weiß jetzt leider nicht aus welchem Text des Buches “gegen-blick” seine Argumentation herausgelesen hat. Ich werde auch nicht weiter suchen. Sonst müßte ich u. U. das ganze Buch ein zweites Mal lesen und werde vielleicht gar nicht fündig.
    Vielleicht liefert er die passende Textstelle zu seiner Argumentation nach. Dann kannn man weiter diskutieren.

  29. Ja, mir erscheint das auch, als ob hier gegen Positionen argumentiert wird, die gar niemand vertritt.
    Ich kann mich dunkel erinnern, einmal auf Facebook und vielleicht einmal auf diesem Blog gegen Anhänger einer Deckung durch Edelmetalle argumentiert zu haben.
    Das war jedoch in Posts, ist also in dem Buch nicht enthalten, weil dieses ausschließlich die einzelnen Beiträge selbst enthält, nicht die Diskussion dazu. Die müßte man auf dem Blog selbst nachlesen, sofern jemand Interesse daran hat.
    Es ist eben die Spiegelfechterei, die mir bei bestimmten Leuten auch früher schon aufgefallen ist, eine Art mangelnde Dialogfähigkeit: Man unterstellt dem Kontrahenten Positionen, die dieser gar nicht einnimmt, und macht sich dann drüber wichtig, wie verkehrt diese Position sei.
    Ich ersuche daher alle Leute, die hier etwas posten, erst das entsprechende Zitat zu bringen, gegen das sich eine Stellungnahme richtet.

  30. Das Zitat lautet vollständig:

    „Geld als Maß der Werte hat sich schon lange von irgendeiner realen Wertmaterie wie Gold oder Silber emanzipiert. Seinen Wert erhält ein Geldschein durch die Macht des Staates, der ihn emittiert, und diese beruht wiederum darauf, wieviele erfolgreiche Geschäfte ihre – und auch fremde – Bürger in dieser Währung machen. Der Wert einer Währung schwebt also in dieser ständigen Wechselbeziehung zwischen dem, was ein Staat an Gewaltmitteln besitzt und gegebenenfalls auch einsetzt, und dem, was als ökonomischer Erfolg für seine Kapitalisten und seine Währung dabei herausschaut.“

    http://nestormachno.blogsport.de/2010/01/09/das-weltwaehrungssystem/
    Nestor in http://nestormachno.blogsport.de/2011/06/26/die-weltfinanzbehoerde/ :

    “„Gedeckt“ ist übrigens beim Goldstandard gar nix. Es wird nur behauptet: wir haben irgendwo Gold herumliegen, und beim Gelddrucken schauen wir immer drauf, daß es nicht zu viel wird”

  31. Danke für deine Bemühung.
    Diese beiden Zitate geben allerdings die weiter oben geäußerte Position:
    „Auch die Abwägerei von wegen Staatsgeld oder Metallzirkulation in dem Buch ist abwegig: wer von den Weltsubjekten stellt denn sowas an?“
    nicht her.
    Um die metallische Zirkulation geht es bei Deckung sowieso nicht. Im Gegenteil, gedeckt mußte in den Anfangszeiten ja gerade das Papiergeld sein, damit diese Zettel überhaupt angenommen wurden.
    Über diese Zeit in Österreich hier ein Verweis auf eine andere Publikation von mir:
    http://www.alanier.at/Macht&Geld.html
    Bei beiden Zitaten, die übrigens in sehr unterschiedlichem Zusammenhang stehen (beim zweiten geht es um die Entstehung des IWF, also um das Jahr 1944) soll gegen gewisse Deckungs-Illusionen, die seit der Finanzkrise verschärft herumgeistern, etwas gesagt sein.
    Es bleibt also zu bemerken, daß entweder gegen-politik von einer gewissen Leseschwäche befallen ist – falls er sich wirklich auf dieses von Neoprene gepostete Zitat bezieht.
    Oder aber, was ich schon fast mehr vermute, er gar nicht in das Buch oder den Blog hineingeschaut hat, sondern entweder etwas aus zweiter oder 3. Hand bezieht, oder einfach eine Position erfindet.

  32. Nachdem hier zum Thema mehrmals auf den blog von Neoprene verwiesen wurde habe ich mir das mal angesehen.
    http://neoprene.blogsport.de/2018/10/08/ueber-geld-und-kredit-texte-zur-finanzkrise-und-eurorettung/
    Unter:Neoprene 19. Januar 2019 um 19:55 Uhr
    las ich mir den Beitrag durch. Hier wurden auch Seitenzahlen angegeben.Hier mal mein Kommentar zum Beitrag:
    “es ist ein Konglomerat von überwiegend Erzählungen….. – welche an vielen Stellen einer sachlichen Prüfung eben nicht standhält. Beispiele:
    Der Staat setze mit seinen Gewaltmitteln Währung in Wert (S. 15): die Dekretierung einer Geldmaterie als Bereicherungsmittel und die Inwertsetzung, sozusagen das ökonomische Unterpfand, ist erstmal voneinander geschieden. Dass Staaten qua g e s c h ä f t l i c h e r Fundierung ihrer Papierzettel allerlei politisch-militärische Potenzen zuwachsen, die Bedingungen des Zugriffs auf den Reichtum der Welt und dessen Benutzung zu setzen mit für diese und ihre Nationalwirtschaften zuträgliche Kapitalakkumulation in Gegensatz und auf Kosten der anderen nationalen Konkurrenten, daraus wird für die Wirtschaftsgeschichtsexpertin, dass Wert, Währung und Geschäftserfolg alles unisono schlichte staatliche Gewaltfrage sei.”
    Fritz Kurz (vielleicht alias Anonymus) liest aus dem Text von L. heraus, dass für L. “alles unisono staatliche Gewaltfrage sei”. In meinem letzten Beitrag habe ich aufgezeigt, dass dies der Beispieltext nicht hergibt.
    Gleich anschließend unter Punkt 2. wird von ihm ein weiteres Beispiel aufgeführt:
    “Der „Widerspruch“ der EU nebulös gefasst als Außerkraftsetzung von „Gegensätzen nach innen“ und „Schaffung neuer Gegensätze nach außen“ (S. 31f.): welche inneren Gegensätze werden wie aufgehoben und stattdessen ganz neue nach außen hin ins Leben gerufen? Der Widerspruch verortet sich ganz anders, nämlich als Projekt einer kollektivierten Kapitalwirtschaft, um mehr ökonomische Durchschlagskraft herzumachen, als die Summe vereinzelter Nationalökonomien in Europa hergeben – allerdings als freigesetzte Konkurrenz zwischen ihnen, bei der die Ergebnisse der- selben weiterhin national abgerechnet werden,…”
    Zum kritisierten “nebulös gefasst als Außerkraftsetzung von „Gegensätzen nach innen“ und „Schaffung neuer Gegensätze nach außen“ heißt es bei L. vier Zeilen weiter oben : “Mit diesem Zusammenschluß, und noch mehr durch die Einführung einer gemeinsamen Währung sollten einheitliche Konkurrenz- und Ausbeutungsbedingungen hergestellt werden, nach dem Ideal, das würde den nationalen Nutzen aller beteiligten Staaten befördern.”
    Auch hier kann ich wie im ersten Beispiel nicht erkennen warum “Fritz Kurz” darauf kommt “Der Widerspruch verortet sich ganz anders,…”.
    Die Konkurrenz ist erwähnt, dass es sich um ein (Ideal) dabei handelt. Verstehe nicht wie man so am Text vorbeilesen kann.
    Sein 3. Beispiel. “Der Euro- ein Geldfetisch?(S.291) habe ich mehrmals durchgelesen. Es wurde nicht auf einen konkreten Text verwiesen. Nur mehrere Worte in Anführungszeichen gesetzt. Echt schwierig herauszufinden wo diese Worte im Text von L. zu finden sind.
    Auf Seite 293 (Absatz 2) von L.s Text heißt es unter dem Titel (2. der Euro) : “Man kann sagen,daß diese Euromacher seinerzeit einem Geldfetisch aufgesessen sind: sie dachten, mit dem “richtigen” Geld würde sich der ökonomische Erfolg automatisch einstellen.
    Diese Aussage halte ich für problematisch. Denn die Euromacher (Deutschland und Frankreich) dachten dabei an den Erfolg ihres jeweils nationalen ökonomischen Erfolgs. Und bei Deutschland kann man auch heute nicht von einem Mißerfolg reden. (Der ökonomische Mißerfolg z.B. Griechenlands spricht nicht dagegen. Die Verarmung deren Bevölkerung dient der Haltbarmachung des Euro). Diese Rechnung ist bis heute aufgegangen.

  33. Man kann vermuten, daß Fritz Kurz zumindest irgendwo hineingelesen hat, zum Unterschied von Anonymus, der schon anhand des Klappentextes das Handtuch geworfen hat! 😉
    Viel ist dabei allerdings nicht herausgekommen. Man kann sagen, F.K. nimmt Stichworte auf, um dann sein sehr unklares Zeug loszuwerden. Bei keinem der Sätze kommt eigentlich heraus, worum es geht. Etwas postmodern, das ganze.
    Der Satz mit dem Euro als richtigem Geld steht ja zwischen mehreren anderen Sätzen. Es liegt an den Untertanen, einem jeweiligen Geld Wert zu verleihen. Das gelang ja auch schon mit der DM und dem Franc. Also der wirtschaftliche Erfolg kommt aufgrund der geglückten oder gescheiterten Kapitalakkumulation zustande, und nicht aufgrund des Geldes. Das gilt einmal für alle Euro-Staaten.
    Daß dann mit dem Gemeinschaftsgeld noch mehr gegeneinander konkurriert wurde, liegt in der Natur der Sache. Der Erfolg Deutschlands in der Benützung des Euro hat jedoch den Haken, daß die gestrauchelten Mitglieder ebenso drinhängen und den Erfolg Deutschlands trüben.
    Um was es ging, ist jedoch der Fetisch-Gedanke, und dazu ist eben zu sagen, daß der Erfolg einer Nation nicht daran liegt, was für ein Geld sie sich zulegt, sondern was ihre (potenteren) Untertanen draus machen. Umgekehrt, umgekehrt: Wo die Kapitalakkumulation ausbleibt oder zuschanden wird, nützt das harte Geld nichts, es schadet nur.
    Es ist ja im Nachhinein eher klärungsbedürftig, was die Verliererstaaten bewogen hat, den Euro zu wollen.
    Ich erinnere an die Entscheidung einiger EU-Länder, die den Euro ablehnten. Ich weiß nicht, ob sie das irgendwo begründet haben, aber wenn ja, so wäre das zumindest einmal einer Befassung wert.
    Weiß da wer was?
    GB, Dänemark, Schweden, Tschechien.
    Bei Tschechien waren verschiedene Politiker und EZB-Leute echt sauer auf Klaus, weil sie gerne Tschechien als Musterknaben vorgeführt und damit auch gleich den Euro noch etwas aufpoliert hätten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert