Pressespiegel El País, 14.6.: Krieg und Öl

DER ISRAELISCHE ANGRIFF AUF DEN IRAN LÖST PANIK IN DER ÖLWELT AUS
Die Energieinfrastruktur des drittgrößten OPEC-Produzenten ist intakt, doch eine mögliche Schließung der Straße von Hormus wäre tödlich.

Die relative Ruhe, die bisher in diesem Jahr auf dem Ölmarkt herrschte, ist Geschichte. Der israelische Angriff auf den Iran, Land mit den drittgrößten Rohölreserven der Welt, hat Panik ausgelöst: weniger wegen der Schäden selbst – laut Teheran sind bisher keine Ölquellen und Raffinerien betroffen –, sondern wegen einer möglichen Schließung der Straße von Hormus, durch die fast ein Viertel des weltweiten Ölvolumens transportiert wird.

Zunächst die Fakten. Der Anstieg des Preises für ein Faß Brent, des Referenzpreises in Europa, erreichte am frühen Donnerstagmorgen einen zweistelligen Wert, als das volle Ausmaß der Offensive noch unbekannt war.
Dies ist der höchste Anstieg seit den (für den Ölmarkt) schlimmsten Tagen der russischen Invasion in der Ukraine im Jahr 2022. Es ist klar, dass der Angriff auf den Iran eine Steigerung des Ölpreises verursacht. »Die entscheidende Frage ist nun, ob sich dies auf das Angebot auswirken wird oder nicht«, erklärt Richard Joswick, Analyst bei S&P Global Commodity Insights.

Wie man sieht, ist da noch viel Luft nach oben

Er erinnert allerdings daran, dass der Preis bei den jüngsten Auseinandersetzungen zwischen Israel und dem Iran zunächst in die Höhe geschossen sei, sich dann aber wieder entspannt habe, als der Markt erkannte, dass dies keine Auswirkungen auf die regionalen Rohölexporte haben würde. (…)
Gerade als die Lage ruhiger schien und der Barrelpreis in den letzten Monaten ein Vierjahrestief erreichte, löste die Nachricht in den wichtigsten Entscheidungszentren der fossilen Brennstoffbranche Alarm aus.

»Wir beobachten die Auswirkungen aktiv«, erklärte der Chef der Internationalen Energieagentur (IEA), Fatih Birol, wenige Stunden nach dem Einschlag der ersten israelischen Raketen in Iran. »Die Märkte sind weiterhin gut versorgt, aber wir sind bereit, mit unseren Notfallreserven zu handeln.«

Nachdem der israelische Angriff über Nacht – der größte seit Menschengedenken gegen den Iran – die Ölproduktionskapazität des drittgrößten Produzenten der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC), der täglich zwischen 3,5 und 4 Millionen Barrel Öl auf den Markt bringt, nicht beeinträchtigt hat, stellt sich nun die große Frage, wie Teheran reagieren wird.

Wird seine Reaktion letztlich begrenzt ausfallen oder wird Teheran, in seinem Stolz verletzt durch eine Offensive, die seine Verwundbarkeit offengelegt hat, zu deutlich drastischeren Maßnahmen greifen?

Was Teheran tun wird

Dieses zweite Szenario wäre für die Öl- und Gasimportländer, allen voran Europa und Asien, am problematischsten. Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten: Der Iran könnte andere Energieinfrastrukturen in der Region angreifen, wie er es 2019 in Saudi-Arabien tat;“

Ganz unwahrscheinlich. Schließlich will der Iran ja nicht gegen die ganze Welt Krieg führen. Es ist ein beliebtes Moment der Feindbildpflege, dem Feind irrationales Handeln zu unterstellen.
Und Saudi-Arabien ist hier nicht beteiligt, im Grunde genommen vermutlich auch nicht erfreut über diese Entwicklung.

„oder er könnte noch einen Schritt weitergehen und die Straße von Hormus schließen, den einzigen möglichen Zugang zu Öl und Gas für mehrere Ölmonarchien am Persischen Golf, wie die Vereinigten Arabischen Emirate, Kuwait und Katar.

»Sollte sich der Iran wie in der Vergangenheit für einen maßvollen Angriff entscheiden, würden sich die Energiemärkte beruhigen«, sagt Jorge León, Vizepräsident und Leiter der Ölanalyse beim norwegischen Beratungsunternehmen Rystad Energy, in einem Interview mit EL PAÍS.“

Keine sehr schlaue Einschätzung des Herr León. Schließlich hängt der Fortgang des Krieges vor allem vom Vernichtungswillen Israels ab, nicht von der gemäßigten oder weniger gemäßigten Reaktion des Iran.

Einen Angriff auf die Ölinfrastruktur anderer Länder der Region, wie Saudi-Arabien oder die VAE, hält er für »unwahrscheinlich«. Aus zwei Gründen.
Erstens, so León, weil sich die USA – trotz der Warnung von Präsident Donald Trump am Freitag vor neuen, »noch brutaleren« Angriffen, falls es keine Einigung über ihr Atomprogramm gebe – von den israelischen Bombenangriffen distanziert hätten.
Zweitens, weil die übrigen Golfanrainer – viele von ihnen historisch mit dem Iran im Streit, ihre diplomatischen Beziehungen in den letzten Monaten aber deutlich verbessert haben – die Offensive vorbehaltlos verurteilt hätten.

Der lange Schatten von Hormus

Eine Eskalation, die Teheran zur vollständigen Schließung der Straße von Hormus führen würde, wäre hingegen explosiv für den Ölmarkt. In diesem Szenario hätte nur ein Land der Region – Saudi-Arabien, der weltgrößte Rohölexporteur – die Kapazität, seine Produktion zu verkaufen.
Und das nur teilweise: Es könnte rund fünf Millionen Barrel pro Tag auf den Markt bringen – die maximale Kapazität der Ost-West-Pipeline, die Anfang der 1980er Jahre während des endlosen Krieges zwischen Iran und Irak gebaut wurde.“

Endlos war der Krieg nicht, er dauerte +/- 10 Jahre.
Dieses Öl müßte dann über das Rote Meer auf die Weltmärkte gelangen, also per Schiff durch den Suez-Kanal, was auch die Preise erhöhen dürfte.
Die andere Richtung durch die Bab-Al-Mandab-Straße wird von den Huthis bedroht, um die es inzwischen zwar ruhiger geworden ist, aber das muß nichts heißen.

„Mit anderen Worten: Fast die Hälfte der Produktion des Ölproduzenten schlechthin würde vom Markt genommen, was die Preise in die Höhe treiben würde.
Teheran muss seine nächsten Schritte jedoch sorgfältig abwägen. Eine Schließung von Hormus würde seine jährlichen Öleinnahmen von 67 Milliarden Dollar (58,2 Milliarden Euro) ernsthaft gefährden. Gelinde gesagt, etwa ein Fünftel seines BIP. Seine wichtigste Devisenquelle würde auf einen Schlag verschwinden. Darüber hinaus würde es bedeuten, seine ebenfalls milliardenschweren Erdgasexporte aufzugeben, einen Markt, auf dem das Land relativ gesehen sogar noch größeres Gewicht hat: Es ist der drittgrößte Produzent der Welt. Nur ein Energieriese, Russland, hat mehr nachgewiesene Reserven dieses Brennstoffs als der Iran.“

Eine Schwächung des Iran würde also die Stellung Rußlands als Energie-Exporteur stärken, Sanktionen und Schattenflotte hin oder her.
Allerdings gibt es praktisch nur einen Käufer, den das betrifft:

„China, praktisch Allein-Abnehmer

China ist der größte und praktisch alleinige Abnehmer iranischen Öls. Sollte ein Teil seiner Produktion den Markt verlassen, müsste das zweitbevölkerungsreichste Land der Welt dieses Rohöl (und seine Derivate) aus anderen Golfstaaten beziehen – vorausgesetzt, die Straße von Hormus bleibt offen – oder sogar aus anderen Breitengraden.

Dieser Schritt würde das Ölpuzzle neu zusammenfügen und könnte, wie einige Analysten warnen, den Preis innerhalb von drei Jahren auf rund 100 Dollar pro Barrel treiben. Deutlich über den aktuellen 75 Dollar.“

Es ist nicht ganz nachzuvollziehen, wie der Autor auf die 3 Jahre kommt, aber die Zeit wird weisen, ob die Analysten hier einmal recht hatten – oder doch nicht.

6 Gedanken zu “Pressespiegel El País, 14.6.: Krieg und Öl

  1. Mir fällt auf, daß das oberste Gremium des Iran, der „Wächterrat“, offenbar nicht im Visier israelischer oder US-Bombardements ist, sondern lediglich der oberste Führer Chamenei bedroht wird.

    Offenbar soll schon eine Truppe übrigbleiben, mit der man verhandeln kann. 

    Rußland weist darauf hin, daß der 22. Juni der Tag des Beginns des „Unternehmens Barbarossa“ war, des Angriffs Deutschlands auf die Sowjetunion.

  2. Reinhard Lauterbach in der jw: (…)  "Was Trumps Luftangriff auf Ziele im Iran in der Nacht zum Sonntag bewirkt hat, ist jedenfalls die Bekräftigung des Faustrechts als Ultima ratio der internationalen Beziehungen. Wer sich Diplomatie als Alternative zur direkten Konkurrenz der Waffen vorstellt, findet sich blamiert. Es stellt sich heraus, dass Trumps Winken mit irgendwelchen Moratorien und »Deals« vorgeschoben und nur der Anlass war, mit dem Arsenal der US-Luftwaffe Israels Krieg gegen den Iran beizuspringen. Trump erweist sich als Gewaltherrscher, der keine Argumente kennt als die der überlegenen Waffen, und dessen Angebote irgendwelcher »Deals« nichts sind als verwandelte Ultimaten, lieber gleich zu kapitulieren.
    Es mag Länder geben, die sich das einleuchten lassen müssen und sich mit einer Rolle von Souveränen von US-Gnaden abfinden werden. Aber sie werden es zähneknirschend tun und auf Gelegenheiten zur Revanche sinnen. Und es gibt Länder, denen Trumps Vorgehen gegenüber dem Iran nicht unbedingt als Leitschnur ihres eigenen Handelns einleuchten dürfte, weil auch sie an Gewaltmitteln einiges vorzuweisen haben. Das in Moskau oder Beijing seit Jahren angehäufte Misstrauen gegenüber den USA und der Ehrlichkeit ihrer diplomatischen Angebote wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach als Folge des 22. Juni 2025 zur Gewissheit verdichten: mit denen gibt es nichts zu verhandeln, allenfalls nach deren eigener Melodie: aus einer Position der Stärke.“
    https://www.jungewelt.de/artikel/502500.ära-des-faustrechts.html

    Eine ganz andere Einladung zu einer ganz anderen Diskussion – nämlich über Trumps ökonomisches Konzept – am Donnerstag in Frankfurt endet mit diesen Worten: „Damit aktua­li­siert Trump den ame­ri­ka­ni­schen Stand­punkt, dass die glo­ba­le Kon­kur­renz der Natio­nen um Macht und Geld von Ame­ri­ka für Ame­ri­ka ein­ge­rich­tet ist.“
    https://www.contradictio.de/blog/archives/10382

  3. Ich nehme an, der nordkoreanische Häuptling hat das längst begriffen und ist deshalb gleich eine militärische Allianz mit Rußland eingegangen, was ihn noch besser schützt als die eigenen Atombomben.

    Der Iran ist zwar 2015/2016 eine militärische Kooperation mit Rußland eingegangen, im Zuge derer auch die Shahed/Geranj-Drohnen entwickelt wurden, aber blieb dennoch auf Distanz. Jetzt haben sie den Salat.
    Einer der Gegner einer Allianz mit Rußland war übrigens Achmadineschad.

  4. Alles schon wieder vorbei, der Ölpreis ist auf dem vorherigen Niveau.

    U.a. dank solcher Manöver:

    „Spanien steigert seine Dieselkäufe aus Marokko auf ein Rekordhoch – es ist vermutlich russischer Herkunft

    In nur 2 Monaten wurden 123.000 Tonnen Diesel ins Land eingeführt, mehr als jemals zuvor. Branchenkreise vermuten, dass Europa illegalen Diesel aus Russland erhält, der trotz staatlicher Ermittlungen nach Spanien gelangt.

    Die Dieselimporte aus Marokko sind auf ein völlig außergewöhnliches Niveau gestiegen. Zwischen März und April 2025 erhielten spanische Häfen 123.000 Tonnen Diesel aus dem von Mohammed VI. regierten Land, so offizielle Daten der Gesellschaft für strategische Reserven an Erdölprodukten (CORES), einer Organisation unter der Aufsicht des Ministeriums für ökologischen Wandel.
    Das bedeutet, dass in nur 2 Monaten mehr als die 90.000 Tonnen Diesel (jährlich) der letzten 4 Jahren eingetroffen sind.
    Zuvor hatte Marokko nie Diesel nach Spanien exportiert.

    Branchenkreise vermuten, dass ein Teil des in Spanien ankommenden Diesels russischen Ursprungs ist. Sie erklären jedoch, dass es unmöglich sei, seinen Import zu kontrollieren. Ihren Angaben zufolge hat Marokko gegenüber dem Kreml keine Sanktionen gegen diesen Kohlenwasserstoff verhängt (…).

    Die Daten bestätigen, dass Marokko weiterhin Diesel aus Russland bezieht. Im Jahr 2025 legten bisher Schiffe mit mehr als einer Million Tonnen russischen Diesels in marokkanischen Häfen an, was laut Daten von Vortexa 25 % der Importe entspricht.
    Diese Schiffsverfolgungsplattform, die von großen Handelsunternehmen, Energieunternehmen und Medien weltweit genutzt wird, erfasste Käufe von russischem Diesel.

    9 % der 6,5 Millionen Tonnen Diesel im Jahr 2024 stammten aus dem Land unter der Führung Wladimir Putins. Ein Jahr zuvor, im Jahr 2023, kaufte Marokko 1,62 Millionen Tonnen dieses Erdölprodukts aus Russland.
    In der Branche sehen sie keine wirtschaftliche Logik darin, dass ein Land mit mangelnden Raffineriekapazitäten – seit 2016 gibt es keine betriebsbereiten Raffinerien – für den Reexport kauft, da die Kosten höher wären als die internationalen Marktpreise.“

    Dabei werden anscheinend die Weltmarktpreise als Ein- und Verkaufspreise vorausgesetzt. Aber das ist natürlich falsch, weil Marokko kauft billiger und Spanien zahlt möglicherweise mehr als den üblichen Preis für das Öl, wenn das billiger ist als es z.B. aus den USA oder der Arabischen Halbinsel zu kaufen, aufgrund der geringeren Transportkosten.

    „Daher gehen sie davon aus, dass dieses Produkt einen gewissen Wettbewerbsvorteil bieten muss. Und dort sehen sie die Möglichkeit, russischen Diesel, der zu geringeren Kosten erhältlich ist, in ihre Lagersysteme einzuspeisen, zu vermischen und mit Zertifikat des nordafrikanischen Landes nach Spanien zu reexportieren, ohne dass Spuren davon zurückbleiben, dass ein Teil davon aus Russland stammen könnte.“

    Groß vermischen muß man da nix, es ist dem Öl ja nicht anzusehen, woher es kommt. Vor allem, da es sich nicht um Rohöl zu handeln scheint („seit 2016 … keine betriebsbereiten Raffinerien), sondern bereits um ein raffiniertes Produkt, eben Diesel oder aber ein unmittelbares Vorprodukt desselben.

    „Diese Triangulation zwischen Ländern zur Vermeidung wirtschaftlicher Vergeltungsmaßnahmen ist in diesem und anderen Sektoren üblich. Expertenquellen geben an, dass beispielsweise einige Produkte über Drittländer verkauft wurden, um den Vergeltungsmaßnahmen Algeriens gegenüber Spanien zu entgehen.

    Der Verdacht, dass Diesel aus Marokko und anderen Regionen teilweise russischen Ursprungs ist, wird von den spanischen Behörden seit mindestens 2023 untersucht. Nach der Ankunft der ersten mit Diesel aus Tanger beladenen Schiffe leitete das Ministerium für ökologischen Wandel eine Untersuchung ein, ohne nachweisen zu können, dass der Diesel aus dem Land stammte, das von Brüssel für die ukrainische Invasion bestraft wurde.

    Expertenquellen zufolge ist es aufgrund der weltweit ähnlichen Viskosität von Diesel sehr schwierig, seine Herkunft zu ermitteln, was Experten bei Rohöl leichter fällt.“

    Eben.
    Und gerade beim Diesel war die Verteuerung spürbar, weil Rußland immer bereits raffiniertes Öl geliefert hatte und die europäischen Industrien gar nicht fähig waren, die nötige Menge Diesel aus Rohöl herzustellen. 

    „Im Herbst 2024, vor weniger als einem Jahr, leiteten das Nationale Amt für Betrugsbekämpfung und die Wettbewerbsbehörden eine Untersuchung der sogenannten Dieselmafia in Spanien ein. Laut Cadena Ser ging es um ein System im Wert von 1,9 Milliarden Euro.

    Das Komplott begann mit dem Verkauf von Kraftstoff, vor allem raffiniertem Diesel, der unter falscher Flagge aus Syrien, Russland und dem Iran – allesamt Ländern mit Exportbeschränkungen – importiert wurde.
    In der Türkei und Marokko wurde die Nationalität des Diesels geändert (es wurde vorgetäuscht, der Diesel sei“ als Rohöl! – „geladen, entladen und raffiniert worden), sodass die Flagge, unter der er importiert wurde, nicht mehr sanktionierten Regimen gehörte. Mehrere der Unternehmen, denen vorgeworfen wurde, 2023 aufgrund des Preisvorteils aufgrund der russischen Herkunft Öl aus Marokko importiert zu haben, wurden entweder vom Import ausgeschlossen oder sind derzeit in Betrugsverfahren verwickelt.

    Seit Kriegsbeginn haben die Diesellieferungen nach Spanien aus Ländern, die traditionell keinen Diesel exportierten, deutlich zugenommen.
    Neben dem Anstieg der Verkäufe aus Marokko ist auch das Aufkommen von Importen aus Singapur und der Türkei bemerkenswert. Als Mitte 2023 der erste Verdacht aufkam, dass russischer Diesel über Drittländer nach Spanien gelangte, erklärte der damalige CEO von Exolum, Jorge Lanza, dass die Regierung nicht bestätigen könne, ob der russische Diesel, der über die Türkei transportiert wurde, auch in Spanien gelandet sei.“

    Man merkt, es gibt zwar Untersuchungen, aber niemand will auf Irgendetwas draufkommen.
    Spanien selbst fährt offensichtlich auch gut mit diesem Handel. 

    „Diese Aussage des Chefs des ehemaligen CLH, des spanischen Rohstoffhändlers mit Präsenz in allen Häfen, erfolgte, nachdem einige Spitzenvertreter der Branche diese Situation angeprangert hatten, die einen unfairen Wettbewerb für Spanien darstellt. »Wenn eine indische Raffinerie beginnt, russisches Rohöl zu kaufen, um daraus später Diesel herzustellen, bringt sie es zu vorteilhaften Bedingungen auf den europäischen Markt, die unseren industriellen Wettbewerb beeinträchtigen«, beklagte Repsol-CEO Josu Jon Imaz im Februar 2024.“

    Aha.
    Rußland verkauft Rohöl an Indien, Indien verkauft es an Marokko, und für Spanien ist das immer noch günstiger als anderes?
    D.h., Indien kauft es weit unter dem Weltmarktpreis ein. 
    Ob Rußland dabei auch gut fährt oder nicht, wissen wir nicht. 
    Daß die spanischen Firmen verärgert ist, ist begreiflich:

    Repsol betreibt in Spanien fü5nf Raffinerien mit jeweils rund 1.000 Beschäftigten. Moeve (ehemals Cepsa) betreibt zwei, BP eine.
    Dies stellt eine wichtige Einnahmequelle für Orte wie A Coruña, Bilbao, Puertollano, Tarragona, Cartagena, Huelva, Cádiz und Castellón dar. Darüber hinaus bemühen sich die Unternehmen um die Dekarbonisierung ihrer Betriebe, sodass der Markteintritt von illegalem Diesel ihre Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt.

    Im Mai 2023 sprach Imaz in Brüssel bereits das Thema illegaler russischer Dieselimporte in europäische Länder wie Spanien an. Seit Kriegsausbruch verfolgt die Europäische Kommission das Ziel, die russische Wirtschaft mit Wirtschaftssanktionen zu schwächen und sie so von der Verfolgung ihrer militärischen Ziele abzuhalten, die innerhalb von 3 Jahren zum Tod von Hunderttausenden von Militärangehörigen und Zivilisten geführt haben.“

    Schöner kann man es kaum ausdrücken, daß die Sanktionen der russischen Militärmaschinerie nicht geschadet haben, dafür aber der Wirtschaft der EU.

    Bisher hält sich die russische Wirtschaft jedoch trotz der enormen kriegsbedingten Militärausgaben. Laut IWF wird Russland 2024 um 4,1 % wachsen – mehr als die USA, die Eurozone oder Spanien und über dem Weltdurchschnitt (3,3 %).
    Im April prognostizierte er ein Wachstum von 1,5 % für 2025 und 0,9 % für 2026. Einer BBC-Analyse zufolge »fließen trotz westlicher Beschränkungen für russisches Öl und Gas weiterhin Einnahmen aus dem Kohlenwasserstoffsektor in die Staatskasse. Öltanker nehmen nun Kurs auf Indien und China.«“

    (El País, 30.6.)

    Der Westen und vor allem die EU wiegte sich in dem Größenwahn, den Weltmarkt zu kontrollieren – und sieht sich damit konfrontiert, daß es nicht einmal die eigenen Mitglieder und Staaten in unmittelbarer Umgebung daran hindern kann, mit russischen Öl zu handeln bzw. es zu kaufen.

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