Pressespiegel Izvestija, 8.4.: Von der Geopolitik auf die Probe gestellt

„DIE FINANZMÄRKTE WERDEN DURCH DIE GLOBALEN EREIGNISSE ERSCHÜTTERT

Die Gold- und Ölpreise steigen, während die amerikanischen Aktien fallen.

Die globalen Finanzmärkte wurden diese Woche hart getroffen.
Der Ölpreis stieg auf 91 Dollar pro Barrel (Maximum seit 6 Monaten), Gold auf 2.300 Dollar pro Unze (historisches Maximum), die Börsennotierungen auf der ganzen Welt fielen stark, die Renditen amerikanischer Staatsanleihen stiegen und der sogenannte »Angstindex« stieg, der die Volatilität von Aktien und anderen Vermögenswerten auf dem Markt anzeigt.
All das kommt sehr selten gleichzeitig vor. Während jeder dieser Anstiege und Abstürze seine eigenen Gründe hat, ist ihnen gemeinsam, daß sie vor dem Hintergrund erneuter geopolitischer Spannungen stattfinden. Damit ignorierten die Märkte zum ersten Mal seit langem die schwierige internationale Lage nicht mehr. …

Öl: Kampfeinsätze in der Förderregion

Die Ölpreise stiegen zwei Wochen in Folge. Am Freitag, dem 5. April, stieg der Nordsee-Rohölpreis der Sorte Brent auf 91 USD pro Barrel.
Seit dem 27. März stiegen die Preise um 5 US-Dollar. Beachten Sie, daß die Preise nicht einmal durch die Weigerung der amerikanischen Regierung, ihre strategischen Reserven wieder aufzufüllen, beeinflußt wurden. Aus denen wurden in den vergangenen Jahren etwa 40% ihres Volumens entnommen, wodurch sie auf den niedrigsten Stand seit 1983 sanken. Das geschah in der Erwartung, daß der Leitzins in Amerika noch längere Zeit auf dem bisherigen Niveau bleiben würde, was sich normalerweise negativ auf die Rohstoffe auswirken würde. Aber Öl überwindet selbst solche hemmenden Wirkungen.“

Es wird also angenommen, daß bei hohen Leitzinsen die Rohstoffpreise sinken, weil die Spekulation sich auf die sicheren Einkünfte der Anleihen schmeißt.
Vergessen wird dabei, daß die Nachfrage nach Energie nicht nur aus spekulativen Gründen erfolgt.

„Einer der Faktoren, die sich positiv auf die Preise auswirken, ist eine stabile Nachfrage. In den USA beispielsweise sinken die industriellen Reserven sowohl an Rohöl als auch an Erdölprodukten stetig.“

Die „stabile“ Nachfrage schuldet sich also einer geringen Speichermenge, sodaß die Käufe zunächst aus Absicherungsgründen geschehen, und nicht aus Produktionsbedürfnissen.

„Aber die Konjunktur, vor allem die politische, spielt eine viel größere Rolle. Der Einsatz gegen die Ansarollah (Huthis) hatte zur Überraschung vieler Analysten praktisch keine Auswirkungen auf den Ölmarkt, obwohl sich der Handel im Roten Meer spürbar verschlechterte.“

Dieser letzte Satz gibt viele Rätsel auf.
Was hatte keine Auswirkungen auf den Ölmarkt? Die Kampfhandlungen der Ansarollah, die Bedrohung der Schiffahrt im Roten Meer –  oder der Einsatz gegen sie?
Wenn ersteres, so würde das heißen, daß die Verteuerung der Lieferwege für die meisten Waren keine Auswirkungen auf die Ölpreise hatte – was verwunderlich wäre. Weil immerhin ging 1. viel Öl durch den Suezkanal, und 2. wird für die Umfahrung Afrikas mehr Öl verbraucht.
Also bleibt eher 2. – und das heißt nicht mehr und nicht weniger, als daß die westlichen Mächte es nicht schaffen, einen der wichtigsten Seefahrtswege der Welt zu sichern, ist also ein Ausweis ihrer schwindenden Macht.

„Aber die sich verschlechternden Beziehungen zwischen Iran und Israel, die nach dem Angriff der israelischen Armee auf die iranische Botschaft in Damaskus eintraten, beeindruckten die Märkte viel mehr. Händler rechnen mit einer Ausweitung der Kämpfe in der wichtigsten Ölregion der Erde. Damit zusammenhängende Entwicklungen wie das Ende der diplomatischen Koordinierung zwischen den VAE und Israel gossen ebenfalls Öl ins Feuer.“

Die VAE kündigten ein Ende der Kooperation mit Israel nach dem Tod von den Mitgliedern der Hilfsorganisation an, was nicht wirklich den Weg in die hiesigen Medien geschafft hat.
Das könnte Folgen für die Ölversorgung Israels haben.

„Auch die Reaktion der Ölhändler auf ukrainische Drohnenangriffe auf russische Raffinerien wurde als einer der Gründe für einen möglichen Preisanstieg genannt, diese Schäden werden sich jedoch in keiner Weise auf die russischen Exporte auswirken.“

Damit ist gemeint, daß für Rußlands Budget der Export von Rohöl genauso einträglich ist wie der von raffinierten Produkten, da die Steuern auf die Rohölförderung erhoben werden. Die Gewinne aus der Raffinierung streifen die Ölunternehmen ein.
Wenn die jetzt weniger raffinieren können, werden sie gezwungenermaßen mehr Rohöl exportieren müssen, weil die Pumpe läuft ja weiter.
Das hat vielleicht Preisanstiege bei Diesel und Benzin zur Folge, bei Rohöl aber eher umgekehrt.

„Wichtiger ist, daß Rußland selbst im Einklang mit der OPEC+-Politik die Produktionsmengen reduziert – hier handelt es sich um einen »geplanten« Prozeß.“

Damit will der Autor sagen: Da fährt die Eisenbahn drüber, das ist politisch beschlossene Sache, unabhängig von Konjunkturen.

„Gold: die Investition der letzten Hoffnung

Das Edelmetall verzeichnet seit Jahresbeginn ein sehr solides Wachstum. Aber diese Woche beschleunigte sich der Preis noch einmal und erreichte während der Sitzung am 5. April 2.329 $ pro Feinunze. Das sind 5 % mehr als vor einer Woche.
Seit Ende letzten Jahres ist der Goldpreis um fast 15 % gestiegen. Dieser Anstieg war zum Teil auf die gestiegene Nachfrage der Zentralbanken zurückzuführen, die allein in den ersten beiden Monaten 64 Tonnen vom Markt kauften.“

Man würde gerne wissen, um welche Zentralbanken es hierbei gehandelt hat …

„Gleichzeitig läßt sich der rasante Preisanstieg der letzten Woche nur schwer mit etwas anderem als der Besorgnis der Anleger über die Lage in der Welt erklären.
Gold war schon immer ein Versicherungswert, und sein aktueller Kauf könnte ein weiteres Beispiel für die Verwendung des Edelmetalls als »Investition der letzten Hoffnung« sein.“

Vermutlich soll damit ausgedrückt werden, daß sich der „Investor“ hier nicht mehr Gewinne, sondern nur mehr das Geringhalten von Verlusten erwartet, weil er den restlichen Anlagemöglichkeiten überhaupt nicht mehr traut.

„Es ist auch erwähnenswert, daß der Anstieg des Goldpreises angesichts der Inflation und des Kaufkraftrückgangs des Dollars in den letzten drei Jahren gar nicht verwunderlich ist und eher wie eine Schadens-Minimierung aussieht.

Die Börse ist vorübergehend zu verlassen

Die Anleger begannen, vor allem über den Aktienmarkt, von Anlagen in Wertpapiere aller Art auf Gold umzusteigen. So fiel der amerikanische S&P 500 am 4. April um mehr als 1,2% – der stärkste Rückgang seit zwei Monaten.
Alle Faktoren kamen zusammen: Erstens warnte Neel Kashkari, Vorsitzender der Federal Bank of Minneapolis (eine der Banken, aus denen die Fed besteht), daß der Leitzins die nächsten 6 Monate nicht gesenkt werden würde.“

D.h., jemand aus dem Inneren der Fed widerspricht den ganzen Kaffeesudlesern aus der Wirtschaftswelt, die ein baldiges Sinken der Leitzinsen prophezeien.

„Darüber hinaus entschieden die Anleger, daß der Markt bereits »überkauft« sei (die Rallye der letzten Monate war ziemlich schwerwiegend).“

Bei all dem handelt es sich offenbar vor allem um die New Yorker Börse.
Mit einem Wort, die ganzen Spekulanten meinen, bald geht es bergab, weil die Preise von Wertpapieren überhöht seien.
Sie bewerten also ihre eigene Tätigkeit der letzten Monate als eine Art Schwindel …

„Aktienverkäufe wurden auch durch die allgemeine Nervosität in der Welt beeinflußt. Ähnliche Verkäufe fanden in anderen Märkten auf der ganzen Welt statt.
Das Ungewöhnliche an dieser Situation war, daß auch die Renditen von US-Anleihen stiegen. Typischerweise sinken die Renditen, wenn die Aktienindizes fallen, und umgekehrt.“

Die Renditen steigen, wenn der Wert der Anleihen auf den Anleihenmärkten sinkt. Da sie fix verzinslich sind, wird somit eine 3%-ige Anleihe zu 100 $ auf einmal nur zu 80$ gehandelt. Wenn jemand diese Anleihe um 80$ kauft, aber 4% von 100$, also 4$ pro Jahr erhält, so verzinst sich für ihn dieses Wertpapier für ihn um 5%.
D.h., das Steigen der Renditen ist ein Zeichen des Mißtrauens in den Anleihenmarkt.
Der behauptete Zusammenhang zwischen sinkenden Aktienkursen und steigenden Rendite erschließt sich nicht ganz. Die Idee scheint zu sein, daß Anleger aus Aktien hinaus und in Anleihen hineingehen, was die Anleihenkurse steigen und in Folge dessen die Renditen sinken läßt.
Wenn das nicht geschieht, so heißt das eben, daß die Aktienflüchtigen in andere Vermögenswerte investieren, nicht in Anleihen.

„Nun weigern sich Anleger, in amerikanische Staatsanleihen zu investieren, was die Nachfrage entsprechend verringert hat. Am 5. April rentierten 10-jährige US-Wertpapiere bei 4,39 %, verglichen mit 4,2 % eine Woche zuvor und 3,9 % Anfang Februar. Das ist zwar weit entfernt von den jahrzehntelangen Rekordwerten vom Oktober 2023 (fast 5 %), dennoch beunruhigt ein solcher Ausbruch die Anleger.

Reaktion in der Welt und Deglobalisierung in der Russischen Föderation

In den vergangenen Monaten und Jahren waren die Auswirkungen geopolitischer Faktoren auf die Märkte moderat. Im Februar-März 2022, im Zusammenhang mit dem Ausbruch des Ukraine-Konflikts, waren die Erschütterungen recht erheblich, aber die Lage beruhigte sich schnell.
Daraus entstand die Idee, daß die Finanzmärkte vor solchen Einflüssen seitens der großen internationalen Politik geschützt seien, zum Unterschied zu früher.
Die Ereignisse der letzten Woche, als sich eine Vielzahl von Indikatoren schnell synchron änderten und nicht in die Richtung, in die sie sich im Falle rein finanzieller und wirtschaftlicher Turbulenzen bewegen, zwingen jedoch zu der Annahme, daß eine solche Einschätzung verfrüht war.
Wenn sich die Lage auf der Welt weiter verschlechtert, wird das Ausmaß der Umwälzungen unweigerlich zunehmen: Investoren werden sich dem Einfluß geopolitischer Kämpfe und der militärischen Bedrohung nicht mehr entziehen können. Das ist der aktuelle Trend.

Unabhängig davon ist festzustellen, daß der russische Markt in der vergangenen Woche kaum auf ausländische Ereignisse reagierte: Russische Anleger waren hauptsächlich an der Inflation und den Erwartungen an die künftigen Maßnahmen der Bank von Russland in Bezug auf den Zinssatz interessiert.
Dies stellt einen deutlichen Kontrast zum Bild vor zehn Jahren dar, als das globale Marktumfeld den heimischen Markt viel stärker beeinflußte als fast alle inländischen Ereignisse. So sieht der Prozeß der Deglobalisierung und Entkopplung der Finanzsysteme voneinander aus.“

Die Entglobalisierung gefällt den russischen Analysten offensichtlich und entspricht den Erwartungen der politischen Führung.
Rußland möchte auch im wirtschaftlichen Bereich agieren, und nicht reagieren müssen.

6 Gedanken zu “Pressespiegel Izvestija, 8.4.: Von der Geopolitik auf die Probe gestellt

  1. Theo Wentzke: DER IMPERIALISMUS DER BRD
    Großer Sprung. Die eigene Konkurrenzfähigkeit verbessern. Der aktuelle Imperialismus deutscher Nation als Haushaltsfrage

    Wenn ein bürgerlicher Staat seinen Haushalt macht, dann geht es immer um alles. In ihm kommt nämlich alles vor: Auf der einen Seite steht das Geld, mit dem im Kapitalismus auch die Herrschaft wirtschaftet. Auf der anderen Seite steht alles, was sie mit ihrem steuerlich abgeknöpften und geliehenen Geld anfangen will. (Forts.):

    https://www.jungewelt.de/artikel/472893.der-imperialismus-der-brd-großer-sprung.html

  2. Na ja, bei Rußland und Deutschland geht es um 2 sehr verschiedene Methoden, Staat zu machen.

    Man könnte auch so titeln: Die BRD als absteigende Macht versucht noch einmal große Sprünge.

  3. Entgegen allen Orakeln, die viel Raum in den Medien bekommen, um von einer baldigen Senkung der Zinssätze zu faseln – was alle hören wollen – meldet der Chef der FED, Jerome Powell, regelmäßig – zuletzt bei einer Pressekonferenz –, daß dergleichen derzeit nicht vorgesehen ist.

    Er beruft sich auf die Inflation, die derzeit bei 3,5% in den USA hält, was er als zu hoch bezeichnet.

    So lange die FED die Zinssätze nicht senkt, kann das die EZB auch nicht tun, weil das den Euro wahrscheinlich in den Keller schicken würde.

  4. „Konzerne verdienen Milliarden
    Russische Aktien gehen durch die Decke

    An der Moskauer Börse steigen die Kurse kräftig. Der Aktienmarkt hat sich von dem Absturz nach dem Angriff auf die Ukraine mittlerweile vollständig erholt. Die russische Wirtschaft ist widerstandsfähiger als erwartet.

    Russische Aktien haben den höchsten Stand seit dem Beginn des Angriffskriegs in der Ukraine erreicht. Anfang der Woche kletterte der auf Rubel basierende MOEX-Index an der Moskauer Börse auf 3422 Punkte und hält sich seitdem knapp unter diesem Niveau. Angesichts des Überfalls im Februar 2022 und der vom Westen verhängten Sanktionen waren die russischen Aktien zunächst abgestürzt und hatten im Herbst des Jahres einen Tiefpunkt erreicht. Seitdem ging es aber wieder bergauf.

    Für diese Entwicklung gibt es mehrere Gründe: Russische Anleger haben kaum Alternativen zum heimischen Aktienmarkt. Vor dem Krieg hatten wohlhabende Russen und Oligarchen Vermögen ins Ausland gebracht, vor allem in den Westen. Doch angesichts der Finanzsanktionen ist dieser Weg nun weitgehend versperrt. Hinzu kommt der Druck des Kremls: Russische Geschäftsleute wissen, dass von ihnen mittlerweile erwartet wird, ihr Geld im Land zu lassen.“

    Das wurde auch vorher von ihnen erwartet, ohne die Nachhilfe des Westens waren sie aber dazu nicht bereit, – was Putin beim Wirtschaftsforum in Wladiwostok 2022 zu einigem Hohn veranlaßt hat.

    „Doch nicht nur das Geld von Russen ist dort gefangen. Investoren aus dem Westen, die vor dem Krieg Geld in russische Aktien gesteckt haben, können diese nicht abstoßen. Der Kreml hat Anlegern aus »unfreundlichen Staaten« verboten, ihre Anteile an russischen Unternehmen zu verkaufen.“

    Sehr schlau.
    Damit wird erstens Kapitalflucht vermieden und zweitens notgedrungen ein Interesse am Gedeihen der russischen Wirtschaft erzeugt.

    „Hinzu kommt, dass sich die russische Wirtschaft sehr viel besser entwickelt, als nach dem Einmarsch in die Ukraine erwartet“

    Knirsch, grummel.

    „– selbst wenn die offiziellen Daten nicht das komplette Bild zeigen. Der Kreml hat Wege gefunden, westliche Sanktionen zu umgehen oder zumindest abzufedern. Außerdem wird die Konjunktur durch die auf den Krieg ausgerichtete Wirtschaft angekurbelt. Das russische Forschungsinstitut CAMAC geht davon aus, dass rund zwei Drittel der in den vergangenen zwei Jahren gestiegenen Industrieproduktion auf den Krieg zurückzuführen sind.

    Wirtschaft wächst wieder

    Vor diesem Hintergrund hat sich die von den enormen Ausgaben für den Krieg geprägte russische Wirtschaft im vergangenen Jahr von dem durch die Ukraine-Invasion verzeichneten Konjunktureinbruch erholt. Das Bruttoinlandsprodukt legte nach offizieller Statistik um 3,6 Prozent zu. Im Jahr 2022, als Russland den als »militärische Spezialoperation« bezeichneten Krieg begann, war die Wirtschaft noch um 1,2 Prozent geschrumpft.

    Auch der gestiegene Ölpreis trägt zu der besseren Entwicklung der Wirtschaft und damit des Moskauer Aktienmarkts bei. Zum einen basiert Russlands Staatshaushalt auf den Erlösen aus dem Ölverkauf. Zum anderen haben die Öl-Konzerne großes Gewicht an der Börse.

    Für russische Kleinanleger unterscheidet sich die Lage damit nicht sehr von derjenigen vor dem Krieg: Die Wirtschaft läuft, und einige Konzerne schütten hohe Dividenden aus – darunter die Ölkonzerne Lukoil und Rosneft sowie die Sberbank. Russlands größtes Geldinstitut hatte im vergangenen Jahr einen Rekordgewinn von umgerechnet 15 Milliarden Euro eingefahren, das ist das Fünffache des Vorjahreswerts. Rosneft verdiente unter dem Strich rund 13 Milliarden und Lukoil 12 Milliarden Dollar.“

    (ntv, 12.4.)

  5. „Ein Konjunkturimpuls nach dem anderen: Wie die amerikanische Wirtschaft wächst
    Rekord-Haushaltsdefizite lassen das BIP steigen, doch die Risiken dieser Strategie sind bereits deutlich geworden“

    Die Izvestija weist darauf hin, daß das von Europa neidisch bewunderte US-Wachstum völlig kreditfinanziert ist, mit Hilfe von Hochzins-Staatsanleihen, und meint, irgendwann einmal kommt hier ein dickes Ende.

    Mit den steigenden Zinsen ziehen die USA zwar viel Kapital an Land, aber auch die Kreditkosten für den Staat selbst steigen:
    „Wie bekannt wurde, erreichten die Zinszahlungen der US-Regierung jährlich eine Billion Dollar oder 3,5 % des BIP. Das heißt, allein die Zinsen auf die Schulden übersteigen jetzt das jährliche Haushaltsdefizit.
    Und das ist offenbar erst der Anfang: Ein erheblicher Teil der Schulden stammt aus alten Emissionen, bei denen die Kreditaufnahme zu einem deutlich niedrigeren Zinssatz erfolgte – mittlerweile liegt der Durchschnitt bei 3,5 % des Schuldenvolumens. Mit zunehmendem Anteil höher verzinster Wertpapiere wird in Zukunft auch die Zinsbelastung zunehmen. Dadurch entsteht ein Teufelskreis, bei dem zur Tilgung bestehender Schulden mehr Kredite zu höheren Zinssätzen aufgenommen werden müssen, was wiederum die Anleiherenditen weiter in die Höhe treibt.

    In den letzten Jahren machten sich immer mehr Anleger und Ökonomen Sorgen über das Problem der wachsenden Verschuldung: Besorgnis äußerte beispielsweise der Chef der größten US-Bank JP Morgan, Jamie Dimon, und der ehemalige Finanzminister des Landes, Larry Summers und der Vizepräsident der führenden Investmentgesellschaft BlackRock Philip Hildebrand.
    Kürzlich äußerte sogar der IWF seine Besorgnis und nannte die schnell wachsende Verschuldung ein Problem nicht nur für die amerikanische, sondern auch für die globale Finanzstabilität.

    Allerdings sieht es nicht so aus, als würden US-Beamte etwas gegen das Defizit unternehmen. Eine schnelle Reduzierung ist offensichtlich nicht möglich: Man muss entweder die Ausgaben senken oder die Steuern erhöhen. Beides ist in einem Wahljahr nicht möglich.“

    Man vergesse nicht die Waffenhilfe an die Ukraine und Israel: Auch da ist es schwer „möglich“, zu kürzen …

    „Und es ist unwahrscheinlich, dass die neue Regierung, egal welche Parteifarbe sie trägt, sofort unpopuläre Maßnahmen beschließen wird. Die Ankurbelung der Wirtschaft durch Fremdfinanzierung wird auch in Zukunft mit unvorhersehbaren Folgen fortgesetzt. Die Frage ist nur, wie lange.“

  6. „In einer Welt, in der Ungewissheit herrscht, leuchtet eine Chance heller als alle anderen – Gold

    Gold steht am Rande eines historischen Anstiegs, und es gibt keinen besseren Zeitpunkt, um einzusteigen.

    Goldman Sachs sagt bis zum Jahresende schwindelerregende $2.700 pro Unze voraus, während Citi ehrgeizige $3.000 anpeilt. Was treibt diese beispiellose Dynamik an?

    Kluge Anleger stürzen sich auf Gold – den ultimativen sicheren Hafen. Von der erbitterten Rivalität in Amerika zwischen Republikanern und Demokraten bis hin zu den explosiven Konflikten in Osteuropa und im Nahen Osten ist die Unsicherheit so groß wie nie zuvor, und Gold gedeiht in diesem Chaos. China, Indien und andere BRICS-Staaten kaufen Gold in Hülle und Fülle, um ihr USD-Engagement abzusichern. Sie gehen eindeutig davon aus, dass die Goldpreise in Zukunft deutlich steigen werden.“

    „Um ihr USD-Engagement abzusichern“ – eine rätselhafte Formulierung.
    Es kann zweierlei heißen: Entweder sie wollen möglichst raus aus dem Dollar oder sie rechnen damit, daß er einmal crashen könnte. Oder beides.

    „Und jetzt kommt der Clou: Unabhängig davon, wer das Präsidentschaftsrennen gewinnt, wird Gold noch stärker glänzen. Sowohl Trump als auch Harris haben massive Ausgabenpläne, die die ohnehin schon schwindelerregende Staatsverschuldung von 34 Billionen Dollar noch weiter in die Höhe treiben könnten, was den US-Dollar schwächt und die Anleger zu Gold treibt.

    Aber das ist erst der Anfang. Da sich die Inflation abkühlt und die Federal Reserve die Zinsen senken wird, bildet sich der perfekte Sturm für einen Goldboom. Gold hat bereits Rekorde gebrochen und ist Mitte August 2024 mit einem beeindruckenden Zuwachs von 29 % im Jahresvergleich auf ein Allzeithoch gestiegen. Während Mega-Cap-Technologiewerte im Rampenlicht stehen und das Kurs-Gewinn-Verhältnis des S&P 500 in den Bereich einer Blase getrieben haben, wurden Goldaktien zu Unrecht übersehen.

    Analysten zufolge sind die Bewertungen von Goldminenunternehmen im Vergleich zum Goldpreis so niedrig wie seit fast 40 Jahren nicht mehr, was eine seltene Investitionsmöglichkeit darstellt.“

    (Werbe-Einschaltung von einer Investment-Website, August)

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