„DIE USA BESCHULDIGEN CHINA OFFIZIELL, IHRE WÄHRUNG MANIPULIERT ZU HABEN, UND SCHÜREN DEN WÄHRUNGSKRIEG
von Sandro Pozzi
Das US-Finanzministerium fordert den IWF auf, diese angebliche wettbewerbswidrige Praxis des asiatischen Landes mit dem Yuan zu beseitigen
Der Handelsstreit zwischen den Vereinigten Staaten und China verlagert sich auf eine höhere Ebene und nähert sich der offiziellen Erklärung eines Währungskrieges. Nach einem Tag voller Spannungen an den Märkten als Folge dessen, daß Peking seine Währung auf ein 11-Jahres-Minimum gesenkt hatte, gaben die USA bekannt, China auf die US-Liste der Länder aufzunehmen, die ihre Währung mit dem Ziel des Wettbewerbsvorteils manipulieren.“
Diese Liste hat es in sich.
Erstens muß sich das ein Land einmal leisten können, seine Währung zu „manipulieren“. Die meisten Staaten der Welt sind damit beschäftigt, einen halbwegs verträglichen Wechselkurs zu halten. Argentinien z.B. wäre heilfroh, könnte es seine Währung, also seinen Wechselkurs nach eigenem Gutdünken gestalten.
D.h, diese Liste ist erstens einmal gegen potente Rivalen gerichtet, deren Regierungen es durch Stützungskäufe in der Hand haben, ihren Wechselkurs zu ihren Gunsten auszurichten, oder die genug Reserven in fremden Währungen bei sich aufgestapelt haben, um durch Verkäufe ihre Währung abwerten zu können.
Als weitere Kandidaten für diese Liste kommen also eigentlich nur die EU, Japan, Rußland, Kanada, Indien, Australien in Frage, eventuell auch Südafrika oder Brasilien. Was eine Aufnahme in diese Liste dann für US-Maßnahmen zur Folge hätte, wissen wahrscheinlich der Präsident oder der Chef der Notenbank selber nicht, aber sie wird einmal angelegt.
„China wehrte sich (mit dieser Maßnahme) gegen die Einführung von Zöllen durch die USA auf seine Produkte in Höhe von mehr als 300 Millionen in der Vorwoche.“
Das ist nur die halbe Wahrheit. Die chinesische Führung reagierte damit auch auf den Fall der Aktien auf den Börsen von Shenzen, Shanghai und Hongkong, die nur teilweise Folge der angekündigten Zölle auf chinesische Importe in die USA sind. Außerdem tragen dazu auch die anhaltenden Unruhen in Hongkong bei, die von den USA geschürt werden, und der dadurch verursachte Wertverlust des Hongkong-Dollars.
Gerne hat übrigens die chinesische Führung ihre Währung nicht abgewertet, weil das heißt ja auch, daß damit ihre ganze Volkswirtschaft im weltweiten Vergleich auf einen Schlag um einiges weniger wert ist.
„Der Präsident der Weltmacht Nr. 1, Donald Trump, hatte diese Möglichkeit (der Aufnahme in diese ominöse Liste) bereits in seinen zahlreichen öffentlichen Erklärungen vorgeschlagen, in denen er Peking direkt beschuldigte, den Yuan künstlich abgewertet zu haben. Jetzt geht er noch einen Schritt weiter und detailliert seine Anschuldigungen. Der Finanzminister Steven Mnuchin erklärte in einer Erklärung, dass er nun den Internationalen Währungsfonds (IWF) auffordern werde, »den unfairen Wettbewerbsvorteil zu beseitigen, der durch die jüngsten Aktionen Chinas entstanden ist«.
Das Manöver Washingtons gegen Peking könnte somit eine noch größere Krise zwischen den beiden Ländern auslösen, schwerwiegende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben und die lateinamerikanischen Währungen stark erschüttern, die eng mit der Entwicklung des Greenback verbunden sind.“
Auch den Euro und andere Währungen wären auch von diesen Maßnahmen betroffen.
Es ist noch gar nicht klar, was der IWF da machen sollte, weil eine solche Situation bisher noch nicht da war. Bisher mußte der IWF immer Währungen daran hindern, durch Entwertung das Geschäftsleben in und mit dem betreffenden Land zu verunmöglichen.
Der Präsident der USA spricht damit sehr offen aus, daß der IWF und das gesamte Weltwährungssystem den Interessen der USA zu dienen habe. Es wird sich herausstellen, ob der IWF dafür eigentlich noch geeignet ist. Immerhin sind fast alle Staaten der Welt dort Mitglieder, auch die großen Rivalen der USA, und der Yuan Renminbi wurde in den Währungskorb und die Sonderziehungsrechte aufgenommen.
„Die chinesischen Behörden antworteten kurz darauf und kündigten »Gegenmaßnahmen« an, die sie nicht ausführlich darlegten. Der japanische Yen, der Euro und das Gold, Vermögenswerte, die während Turbulenzen als Zuflucht angesehen werden, wurden nach der Ankündigung des US-Finanzministeriums teurer. Die asiatischen Börsen beendeten die Sitzung am Dienstag mit schweren Verlusten, die zu den am Montag in den führenden Börsen der Welt verzeichneten hinzukommen.
Das Weiße Haus setzte seine Drohungen am Montagabend in Kraft, weniger als eine Woche nachdem es beschlossen hatte, einen weiteren Schritt in der Eskalation zu unternehmen, indem es bekannt gab, Zölle auf alle vom asiatischen Riesen importierten Waren einheben zu wollen. Es ist das erste Mal seit einem Vierteljahrhundert – genau seit 1994 –, dass die USA China zum währungsmanipulierenden Land erklären.“
Damals folgten allerdings auf diese Beschuldigung keine Schritte, weil das Interesse an einer Marktöffnung Chinas auch in den USA groß war.
„Von der Zollschlacht zum Währungskrieg
Schon Stunden vor Bekanntwerden der US-Regierungsbewegung hatte die Befürchtung, der Zollkampf würde einen Währungskrieg auslösen, den schlimmsten Tag des Jahres an der Wall Street ausgelöst. Die beiden Hauptindizes der New York Stock Exchange, der Dow Jones und der S & P 500, schlossen beide mit Verlusten nahe 3% ab, bereits auf einem 2-Monaten-Minimum. Der Nasdaq, der die Entwicklung der technologischen Werte widerspiegelt – viele davon mit einem Fuß in den USA und einem in China –, verlor 3,5%.
Die roten Zahlen nahmen weiter zu, nachdem bekannt wurde, dass chinesische Unternehmen als Reaktion auf die in der vergangenen Woche angekündigten neuen Zölle keine Agrarprodukte mehr aus den USA beziehen würden, da sie der Ansicht waren, dass die Bedingungen des beim letzten G20-Gipfel abgeschlossenen Pakts zwischen Trump und Xi Jinping verletzt wurden.
Dass die Währungen als Waffe eingesetzt werden, würde die Konfrontation nur verlängern.“
Das ist eine leichte Untertreibung. Da war der Autor selbst schon weiter, als er am Anfang des Artikels von einer „höheren Ebene“ redete.
„Dazu kommt, daß diesmal kein Treffen zwischen den beiden Führern in Sicht ist, das dazu beitragen kann, die Spannung zu verringern, wie es im vergangenen Mai geschehen ist, als die New Yorker Börse das letzte Mal in eine ähnliche Negativspirale geraten ist. Es ist daher zu befürchten, dass die Situation diesmal nicht beruhigt werden kann. Trump hat auch wiederholt die Europäische Zentralbank (EZB) angegriffen, aber auf seine Worte keine Taten folgen lassen, zum Unterschied von der Behandlung Chinas.
Angesichts dieser Unsicherheit lag der Zinssatz für 10-jährige Staatsanleihen unter 1,75%, als Ergebnis der Annahme, daß Trumps konfrontative Rhetorik die Federal Reserve zwingen wird, die Zinssätze des US-Dollars im September und voraussichtlich wieder im Dezember weiter zu senken. Die Aktion der Zentralbank könnte gleichzeitig helfen, den Wert des Greenback zu senken.“
Das sind ja schöne Perspektiven: Ein Spirale der Währungsabwertung wird da angekündigt. Wenn der $ abgewertet wird, was macht dann die EZB? Schließt sie sich auch mit Versuchen zur Abwertung des Euro an? Wenn ja, so könnte die Eurokrise wieder akut werden. Wenn nein, verliert die EU Märkte.
„Ein schwacher Yuan, billigere Exporte
Ein schwächerer Yuan verteuert amerikanische Produkte auf dem chinesischen Markt. Dies betraf insbesondere multinationale Unternehmen wie Apple, dessen Aktien um mehr als 5% nachgaben, und Industrieunternehmen, da sie gegenüber lokalen Konkurrenten weniger wettbewerbsfähig sind. Der Handelskrieg ist in jedem Fall ein Katalysator. Der Streit findet zu einem Zeitpunkt statt, an dem das globale Wachstum nachlässt.
Das Finanzministerium ist der Hüter des US-Dollars, nicht die Zentralbank – die Federal Reserve. Die Trump-Administration kann verschiedene Instrumente einsetzen, um bei Bedarf in den Devisenmarkt einzugreifen. In diesem Fall kann die Fed Ihnen helfen, Dollar zu verkaufen und Währungen zu kaufen. Das wäre auf jeden Fall ein extremer Schritt und die USA könnten sich in der Situation befinden, alleine zu handeln.“
Allein, also unbeschadet wird die USA-Notenbank nicht handeln können – die Maßnahmen, die andere potente Nationen ergreifen, werden gegen den Dollar und seine Dominanz gerichtet sein.
Außerdem werden hier – entgegen der Zwischenüberschrift – nur Wirkungen auf die Importe nach China besprochen.
Von den Exporten, die China jetzt von den USA auf andere Märkte umlenken wird, ist keine Rede. Aber Südostasien, Europa, Lateinamerika kommen in Frage …
„»China hat den Kurs seiner Währung auf ein Rekordtief gesenkt. Man spricht von Währungsmanipulation. Hören Sie das, Federal Reserve?“, twitterte Präsident Donald Trump am Montagmorgen. Und wie seit seinem Wahlkampf üblich, warf er dem asiatischen Land vor, die USA, ihre Unternehmen und ihre Angestellten zu berauben. »Nie wieder«, sagte er, bevor das Finanzministerium den letzten Schritt (der Zoll-Einhebung) unternahm, der von den Investoren befürchtet worden war – dies könnte der Auslöser für einen globalen Währungskrieg sein.“
… und nicht nur Währungs-Krieg.
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Ich empfehle als Hintergrund-Information diesen Artikel:
Chinas Fortschritte auf dem Weg zur Geldmacht und Weltmacht
und diesen Vortrag:
Krise – Krisenkonkurrenz – Gewaltkonkurrenz – Krieg
Das riskante Yuan-Manöver
Bislang wurde der Streit zwischen den USA und China mit Zöllen ausgetragen, nun greift China mit der Abwertung seiner Währung zu einer anderen Waffe: Weitet Peking die Kampfzone aus? Und was sind die Folgen?
Handelskrieg auf den Währungsmärkten
Kursmanipulation: Beijing wehrt sich gegen US-Vorwürfe
Im Kampf um Weltmarktanteile werfen die USA China vor, den Kurs seiner Währung zu manipulieren, um sich unfaire Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Beijing weist die Vorwürfe zurück: Die deutliche Abwertung der Währung am Montag sei vom Markt bewirkt worden.
Anfang der Woche war der Kurs des Yuan gegenüber dem US-Dollar auf den tiefsten Stand seit mehr als elf Jahren gefallen. Ein Dollar hatte erstmals seit 2008 wieder mehr als sieben Yuan gekostet. In Reaktion auf den niedrigen Kurs forderte das US-Finanzministerium Beijing am Montag abend auf, alle Währungsgeschäfte künftig mit größerer Transparenz und Fairness durchzuführen. Finanzminister Steven Mnuchin werde in der Sache Gespräche mit dem Internationalen Währungsfonds einleiten, hieß es in Washington weiter.
Am Dienstag legte die chinesische Zentralbank den Mittelkurs der Währung etwas höher fest und kündigte an, dem Markt durch Wertpapierverkäufe Liquidität zu entziehen. Dies dürfte den Yuan ebenfalls stützen. Den Vorwurf der Währungskursmanipulation wies die Notenbank zurück. China habe seine Währung nicht aus wettbewerblichen Gründen abgewertet und werde sie nicht als Instrument im Handelskonflikt mit den USA einsetzen, teilte Zentralbankpräsident Yi Gang mit. Den USA warf er vor, die internationale Finanzordnung zu beschädigen.
Der globale Handelskrieg findet zunehmend auch auf den Währungsmärkten statt. US-Präsident Donald Trump selbst sähe gerne eine kräftige Zinssenkung seitens der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), um so die Exporte zu stärken. Vergangene Woche hat die Fed den Leitzins allerdings nur um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Zugleich wird die Kritik an Trumps versuchter Einflussnahme auf die Geldpolitik lauter. Am Dienstag plädierten vier frühere Fed-Chefs im Wall Street Journal dafür, die Unabhängigkeit der Notenbank zu achten und Drohungen zu unterlassen.
Für die Euro-Zone hat der Rat der Europäischen Zentralbank Mitte Juli beschlossen, den Leitzins mittelfristig auf null Prozent zu belassen und weitere Optionen der »geldpolitischen Lockerung«, wie etwa einen verstärkten Anleihenkauf, zu prüfen. (dpa/jW)
Trump schwächt den Yuan
Währungskrieg USA–China
Von Lucas Zeise
Wahnsinnig erstaunlich ist es nicht, dass die chinesische Währung fällt, wenn die USA gegen Einfuhren aus China Zölle erheben. Es ist ja die Absicht von Donald Trump, dem großen Konkurrenten zu schaden. Wenn China weniger Waren in die USA ausführt, kommt weniger Geld ins Land. Die wichtigste Ursache für die Nachfrage nach der chinesischen Währung wird dementsprechend schwächer. Also sind, nachdem der US-Präsident die neuen Zölle Ende vergangener Woche angekündigt hatte, die Aktienmärkte in China, den USA und anderwärts in die Knie gegangen. Und als der flexible Trump auch am vergangenen Montag die Maßnahme nicht zurückgenommen hatte, fiel die chinesische Währung Yuan gegen den Dollar kräftig – auf ein Niveau, wie es zuletzt auf dem Höhepunkt der Finanzkrise 2008 bestanden hatte.
Das alles entspricht der »Logik« der Märkte. Nicht jedoch der der US-Regierung. Die wirft China Währungsmanipulation vor. Tatsächlich glättet die chinesische Regierung den Verlauf des Wechselkurses. Früher geschah das vor allem, um einen zu schnellen Anstieg der eigenen Währung gegenüber Dollar, Yen, Euro usw. zu vermeiden. Seit einigen Jahren sah sie sich aber auch veranlasst, den Yuan nicht abrutschen zu lassen, um die Kapitalausfuhr aus China nicht zu beschleunigen. Gelegentlich hat die chinesische Zentralbank dabei erhebliche Summen an Fremdwährung verkauft, um den Yuan zu stützen. Das aber unterließ sie vor zwei Tagen und ließ den Marktkräften freien Lauf. Sie schätzt einen Waffenstillstand oder Kompromiss im Handelskrieg mit den USA vermutlich als gering ein.
Es könnte ein bisschen schwierig werden, daraus den »Beweis« einer Währungsmanipulation zu basteln. Die Freunde des freien Marktes müssten eigentlich beglückt sein, wenn die durch Einfuhrzoll verteuerten Produkte dank des billigeren Yuan nun ausgleichend erschwinglich werden. Nur sonderbar, dass Stimmen, die sich üblicherweise als Trump-Kritiker und Marktanbeter geben, in diesem Fall lieber China tadeln. »China nutzt Yuan als Waffe im Handelskrieg«, schreibt die FAZ.
Dass Handelskriege ohne Währungsmanipulation nicht auskommen, ist eine triviale Weisheit. Mit dieser Strategie haben die USA in den 80er Jahren die Konkurrenz aus Westeuropa (speziell Deutschland) und vor allem Japan auf Distanz gehalten. Legendär das Abkommen der Finanzminister 1985 im New Yorker Hotel »Plaza«, das dem dauernden Anstieg des Dollars am Devisenmarkt ein Ende machte. Vor allem der Yen stieg seitdem. Der Exportboom Japans wurde von einem Börsen- und Immobilienboom abgelöst, der 1990 im Crash mündete und diesen Rivalen um die ökonomische Globalherrschaft endgültig aus dem Rennen warf. Einen ähnlichen Deal nun auch mit China in die Wege zu leiten, das schwebt Trump vielleicht vage vor. Ob ihm dies mit seinem ganz speziellen »Freund« Xi Jinping gelingt, muss bezweifelt werden.
“Hongkong geht unter”
Die Proteste in Hongkong legen weite Teile des öffentlichen Lebens lahm. Der Unmut in der Bevölkerung wächst. Gleichzeitig lässt Peking seine Truppen zu einschüchternden Übungen auflaufen.
Die internationale Bühne, auf der bisher Handelsstreitigkeiten ausgetragen wurden, war bisher u.a. auch die WTO.
https://www.euractiv.de/section/eu-aussenpolitik/news/eu-und-kanada-vereinbaren-erste-gegenmassnahme-um-eine-us-blockade-gegen-wto-richter-zu-vermeiden/
G7 – Treffen waren auch immer die Bühne, ein Miteinander bei der globalen Schulden-Verwaltung zu gewährleisten.
Der neue Standpunkt scheint aber zu sein, die Schulden der anderen Weltgeld-Mächte nicht anzuerkennen, sondern sie zur Schädigung des Gegners einsetzen zu wollen.
https://www.deutschlandfunk.de/handelsstreit-zwischen-usa-und-china-waehrung-als-waffe.720.de.html?dram:article_id=455783
Immerhin wurde früher kolportiert, dass der Reichtum Chinas auch in Dollar-Guthaben bestehen würde, dass also China für die Schulden der USA mithafte.
Das kann ja heiter werden …
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Noch mal zu den USA. Ein Großteil der Soja-Ernte der USA soll ja nach China gehen bzw. gegangen sein. China seinerseits hat aber meiner Erinnerung zufolge schon seit Jahren versucht, mittels des Projektes der Neuen Seidenstraße und mittels großflächiger Landkäufe überall in aller Welt, sich davon – auch – stärker – unabhängig machen zu wollen.
Inzwischen wird der Kampf darum, ob die USA ihren Agrar-Überschuss an China loswerden können, eingereiht in die globale Krisenpolitik 2019 – also den Kampf darum, wo die fällige Entwertung des Werts stattfindet.
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Trump spricht von Attacke auf Farmer
Bauern: Wegen der herben Einbußen der US-Farmer durch den Handelsstreit mit China hat US-Präsident Donald Trump ein weiteres Hilfspaket in Milliardenhöhe angekündigt. „Die Farmer sind von China angegriffen worden“, sagte Trump am Donnerstag im Weißen Haus in Washington. Zudem kündigte er an, bei Handelsgesprächen mit Peking auch den von den USA zuletzt massiv in Bedrängnis gebrachten Telekommunikationskonzern Huawei zum Thema zu machen.
Geldspritze: Insgesamt 16 Milliarden Dollar (14,3 Milliarden Euro) an Staatshilfen sollen die US-Bauern bekommen, die unter dem seit mehr als einem Jahr andauernden Zollstreit der beiden größten Volkswirtschaften der Welt leiden. Von der Vergeltungsspirale mit immer neuen gegenseitigen Strafzöllen sind auch etliche Agrarprodukte wie Soja, Milch und Früchte betroffen. Die Ausfuhren von Soja nach China etwa sind 2018 nach US-Regierungsangaben um 75 Prozent im Vorjahresvergleich gefallen. Republikanische Senatoren aus ländlichen US-Bundesstaaten, die bei der vergangenen Wahl mehrheitlich für Trump gestimmt hatten, äußerten sich bereits besorgt. Sie mahnten, die Farmer verlören die Geduld.
Umverteilen: Trump erklärte nun, seine Regierung wolle „unseren Farmen aushelfen und ihnen faire Wettbewerbsbedingungen verschaffen“. Erneut gab er an, dass China für die US-Strafzölle auf Importwaren im Wert von mittlerweile 200 Milliarden Dollar zahle – „etwas von diesem Geld geht an die Bauern, um ihnen in einer Zeit zu helfen, in der sie unter unfairem Handel leiden“. Ökonomen sind sich allerdings einig, dass die Zölle letztlich vor allem von Unternehmen und Verbrauchern in den USA getragen werden. Für die Landwirte hatte Trump bereits im Juli 2018 Subventionen in Höhe von zwölf Milliarden Dollar angekündigt, um deren Schaden durch den Handelskonflikt abzufedern. Die Vereinigung der US-Farmer erklärte, sie begrüße die staatlichen Hilfen. Die „langfristig einzige Lösung für den Agrarsektor“ sei aber eine Verhandlungslösung mit China, Japan und der EU.
(afp, 26.05.19)
https://www.fr.de/wirtschaft/unendlich-viel-rueckenwind-12318095.html
Eigentlich verlangen die USA und die EU von China, weiter als Markt für sie da zu sein.
Der Aufstieg zur Weltmacht wird China sehr übel genommen.
Auch das mit den Staatsschulden der USA ist nicht ohne. Im Grunde finanziert China durch seine Käufe von US-Anleihen die Kriege der USA.
Das ist wahrscheinlich gemeint mit: „Das gesamte, lange Jahre gut eingespielte Weltwährungsgefüge“ des Deutschlandfunks. Das auch schon länger nicht mehr so ganz rund läuft.
Als die Eurokrise losging, machte Rußland massive Stützungskäufe. Nach der Zypernkrise hat es jedoch diese Strategie fallen gelassen.
Der Yen hat nach Fukushima massiv an Wert verloren und spielt heute eine weit geringere Rolle in der Weltwirtschaft als vorher. Er hat mit dem Pfund gleichgezogen, dessen Wert aber aufgrund des Brexit auch in Frage gestellt ist.
Schließlich sind da Dollar und Euro, die vor allem dank der eigenen Notenbanken Fed und EZB ihre Währung halbwegs stabil halten.
Sowas wie China mit der Abwertung des Yuan könnten sie sich wahrscheinlich gar nicht leisten, weil sie ihre Ökonomien weitaus weniger im Griff haben.
„Bei der Volksbank Chinas lagern 3,9 Billionen (3900 Milliarden) Dollar an Reserven. Davon entfallen 1100 Milliarden auf US-Anleihen. Wenn sie auch nur einen Teil darauf auf den Markt wirft, so ruiniert sie die USA (natürlich mit gewissem Risiko für China selbst, mit unentschiedenem Ausgang). Hillary Clinton bemerkte bereits 2009, daß es schwer ist, mit deinem Bankier hart zu verhandeln.“
(El País, 8.8.)
Das war halt auf beiden Seiten die grundlegende Lebenslüge:
Die VR China baut eine solide Exportwirtschaft auf und steigt zur Weltwirtschaftsmacht auf und die USA leben in Saus und Braus (jedenfalls in erster Linie als Staat, z.B. für ihre militärische Weltmachtstellung). Beide Seiten können nicht ungestraft daran rütteln:
Wenn die VR China auch nur einen Teil ihrer Dollaranleihen zu verkaufen versuchen würde, käme zumindest die Finanzwelt weltweit ins Trudeln, mit völlig ungewissem Ausgang. Es könnte paradoxerweise sogar kommen, daß der anfängliche Absturz der amerikanischen Staatsanleihen und dann des Dollars zu einer Gegenbewegung führt, weil der Rest der Welt in solch unsicheren Zeiten den starken Hafen = die USA sucht. Wenn China “Erfolg” hätte, und die USA finanziell und dollarkursmäßig geschwächt aus so einer Kampagne herauskämen, wäre es natürlich vorbei mit den riesigen Exportüberschüssen im Handel mit den USA. Wie die VR China mit der daraus folgenden schweren Wirtschaftskrise umgehen könnte, weiß offensichtlich nicht mal das Politbüro.
Also machen beide Seiten im Wesentlichen weiter wie bisher, auch wenn die Handelskriegsmaßnahmen immer weiter angezogen werden.
Ach ja, den Nachrichten kann man entnehmen, daß die chinesische Luftwaffe schon jetzt einen dem amerikanischen F-35 ungefähr ebenbürtigen Kampfjet in Dienst genommen hat, während die EU-Staaten überhaupt erst noch planen müssen, was sie mit einem FCAS eigentlich alles machen können wollen.
Tolle Ausssichten halt, wie immer.
Die Frage ist, ob es so weitergehen kann wie bisher.
Natürlich kann es auch hier nicht so weitergehen wie bisher. Das jedenfalls ist zumindest die offensichtliche Auffassung der USA. Aber wie bei den Währungsfragen oder der Frage, wie es mit der EU weitergehen kann, kann man genauso gut sagen, natürlich wird es so weitergehen wie bisher. Jedenfalls bis es dann doch crasht.
Vor Jahren habe ich einmal eine Bilanz gezogen, wo das Finanzkapital steht:
DAS SCHWANKEN DER GIGANTEN
Es ist gut, sich anläßlich der aktuellen Währungs-Konkurrenz wieder einmal vor Augen zu halten, was da eigentlich für Schulden angewachsen sind, von denen niemand weiß, wohin damit.
Auch an diesen Blogeintrag erinnere ich hier wieder einmal:
Das Eigenleben des Wertmaßes: STEIGT DER DOLLAR ODER FÄLLT DER EURO?
Angesichts der drohenden Krise weiß der wirtschaftliche Sachverstand nicht so recht: Sind chinesische Investitionen in Europa schädlich, weil sie die Souveränität Europas untergraben? Oder nützlich, weil sie den Auftragseinbruch (wg. Krise) kompensieren sollen? Bleiben diese derzeit nun aus, dann ist die Begeisterung, dass nun alles hübsch europäisch bleibt, auch nicht so recht vorhanden…
https://www.euractiv.de/section/finanzen-und-wirtschaft/news/chinesische-unternehmen-investieren-weniger-in-deutschland-und-in-europa/
Umgekehrt. Umgekehrt.
Vom Standpunkt von Huawei aus.
https://www.euractiv.de/section/eu-aussenpolitik/news/us-sanktionen-huawei-bereitet-sich-auf-das-schlimmste-vor/
2019 gilt zum Kräftevergleich USA – China nach wie vor:
“Washington (ist) militärisch überlegen, sein Rüstungsbudget ist mit 600 Milliarden Dollar pro Jahr drei Mal so groß wie das Pekings. Den größten Vorsprung haben die USA jedoch auf dem Finanzgebiet: Sie sind der Finanzmarkt der Welt, allein ihr Anleihemarkt beträgt das Vierfache des chinesischen. Und während der Renminbi nur lokale Gültigkeit hat, ist der US-Dollar das Geld der Welt, mit dem global investiert, gespart und gekauft werden kann. Das beschert den USA eine permanente Nachfrage nach ihrer Währung und ermöglicht ihnen so eine nahezu grenzenlose Verschuldungsfähigkeit.
Die Geschichte des Aufstiegs und Falls der Weltmächte zeigt jedoch: Das Wachstum der Wirtschaftskraft zieht die Bereiche Finanzen, Technologie und Militär nach sich. Ökonomische Riesen bleiben keine politischen Zwerge. So arbeitet Peking intensiv an der internationalen Stärkung seiner Währung. Zudem verschafft sein Wirtschaftswachstum China die Mittel zur Aufrüstung, die Militär- wie auch die Forschungsausgaben haben sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt.
In einigen digitalen Schlüsseltechnologien ist China bereits dabei, an den USA vorbeizuziehen. Im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) habe die Volksrepublik 2018 zweieinhalb Mal so viele Patente angemeldet wie die Vereinigten Staaten, heißt es in einer Untersuchung des China-Instituts Merics.”
(S. Kaufmann, 9.4.19)
https://www.fr.de/wirtschaft/china-fuehrungsmacht-12149277.html
Wobei das Instrument der starken Währung zwieschlächtig ist: Alle Welt will den Dollar, weil er die diversen Funktionen des Weltgeldes optimal erfüllt. Dazu gehört aber ja auch, dass das Anlegen im Dollar sich lohnt – und nicht das angelegte Kapital weniger würde, würde der Dollar abgewertet werden. Weltgeld als globale Anlagesphäre (und ‘sicherer Hafen’) unterstellt also, dass die Abwertung der Währung deren Geltung darin auch mehr oder minder beschädigen würde.
“Der Dollar hat allerdings etwas zu bieten, womit weder andere kleinere Weltwährungen noch die in den Startlöchern wartenden Nationalzettel der aufstrebenden Mächte punkten können: Die Weltmacht, deren überlegene Gewalt die Geschäfte rund um den Globus erst möglich macht und garantiert. Das Vertrauen in den Dollar ist deshalb eines in die Grundlage aller Profitmacherei von Südostasien bis nach Alaska und zurück.
Im Vergleich dazu hat der Euro eindeutig schlechte Karten.” (Nestor)
http://nestormachno.blogsport.de/2012/06/09/das-eigenleben-des-wertmasses/
Was ist “die Grundlage aller Profitmacherei” – und gilt das so noch überall?
Grundlage der Profitmacherei ist einmal ein gültiges Geld.
Mit anderen Worten, Geldwirtschaft ist Voraussetzung für G-G’.
(Hätten sie z.B. im Realen Sozialismus das Geld abgeschafft, so hätte es 1990 keinen Systemwechsel geben können.)
Zweitens braucht es ein werthaltiges Geld, das als Maß der Werte benützt werden kann. Ein inflationärer argentinischer Peso z.B. taugt dafür nicht.
Drittens braucht es für erfolgreiche Unternehmen, die nicht auf ein nationales Territorium beschränkt bleiben wollen, ein international gültiges, also Weltgeld, mit dem sie auch international einkaufen bzw. als Unternehmen ins Ausland expandieren können.
Das sind alles nur Voraussetzungen, die die nationale Obrigkeit bzw. die Weltmächte schaffen.
Ob das Geschäft dann erfolgreich wird, der Profit rollt – das hängt noch von allen möglichen anderen Faktoren ab.
Will sagen, über Weltgeld zu verfügen ist keine Garantie für Erfolg. Darüber ärgert sich Trump ja auch maßlos.
Aber das war auch schon immer so.
Ich würde sagen, das gilt noch überall, mehr denn je sogar.