Lesenswertes

LINKE PUBLIKATIONEN
Mein Internet-Gedankenaustausch rund um den Blogeintrag zum Sozialstaatsbuch von Dillmann/Schiffer-Nasserie
hat mir gezeigt, daß die Gegnerschaft zu diesem Buch lokal begrenzt ist.
Diese Erkenntnis freut mich sehr.
Das nehme ich zum Anlass, einmal alle Publikationen von Leuten aus dem Dunstkreis des GSP hier aufzulisten, damit alle Interessierten wissen, was es da so gibt.
1. Renate Dillmann / Arian Schiffer-Nasserie
Der soziale Staat
https://www.vsa-verlag.de/nc/detail/artikel/der-soziale-staat/
Das China-Buch von Renate Dillmann soll wieder neu herausgegeben werden. Falls etwas daraus wird, so werden wir das allen Interessierten mitteilen.
2. Hermann Luer
Warum verhungern täglich 100.000 Menschen?
ISBN: 9781 7979 5720 3
Der Grund der Finanzkrise
ISBN-13: 978-3865827982
Kapitalismuskritik und die Frage nach der Alternative
ISBN-10: 398171380X
ISBN-13: 978-3981713800
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3. Suitbert Cechura
Unsere Gesellschaft macht krank
ISBN 978-3-8288-4149-9
Inklusion: Ideal oder realistisches Ziel?
ISBN 978-3-7841-2755-2
Kognitive Hirnforschung (vergriffen)
(vergriffen) ISBN 978-3-89965-305-2
dazu seine Website, wo man auch vergriffene Bücher als PDF herunterladen kann.
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sowie:
5. Ulrich Schulte
Herrschaftszeiten. Geschichten vom Herrn Keiner
ISBN13: 9783981522600
dazu meine Publikationen:
6. Amelie Lanier
Über Geld und Kredit: Texte zur Finanzkrise und Eurorettung
ISBN-13: 978-3200059061

und
Neue Gesichter unter alten Hüten?: Texte einer Konferenz in Budapest
ISBN-13: 9783732245376
https://www.bod.de/buchshop/neue-gesichter-unter-alten-hueteno-9783732245376

12 Gedanken zu “Lesenswertes

  1. Die ist vor allem deshalb länger, weil die erhältlichen Verlagspublikationen mitaufgeführt werden. Und Huisken und Krölls von Nestor auch dazu gezählt und deshalb nicht aufgeführt wurden. Aber ein paar mehr sind es dann doch noch.

  2. Ich sage ja nicht, daß die GSP-Publikationen ganz schlecht sind, aus verschiedenen Gründen bewerbe ich sie allerdings nicht mehr.

  3. Bündnisfähig
    Linke und CDU
    Von Nico Popp
    Es war schon immer ziemlich traurig, die Vertreter der Partei, die den Namen Die Linke trägt, dabei zu beobachten, wie sie alle Welt davon zu überzeugen versuchen, dass der Parteizweck ungeachtet des ganzen kritischen Herumgeredes nicht darin bestehe, den Bestand der bürgerlichen Gesellschaft zu gefährden. Schon das Führungspersonal der PDS hatte sich einst vor allem damit herumgequält.
    Auch nach Bodo Ramelows kleinem Unfall in Erfurt, der eben auch ein Ergebnis der – wie sich gezeigt hat: voreiligen – Annahme war, man sei nach fünf Jahren geräuschloser Staatsverwaltung durch eine »linke« Landesregierung nun endlich auch für CDU und FDP hübsch genug, ja bündnisfähig geworden, wird dieser Ansatz nicht einmal für eine Sekunde hinterfragt. Im Gegenteil: Ramelow findet nichts dabei, an die gleichen CDU-Abgeordneten, die eben noch zusammen mit der AfD einen Ministerpräsidenten ins Amt gebracht haben, den Antrag zu richten, beim nächsten Versuch doch bitte ihn zu wählen. Neu daran ist, dass er gar nicht mehr so tut, als stünde mit ihm irgendein politisches Programm zur Wahl: Ihm geht es erklärtermaßen nur noch um eine »handlungsfähige Landesregierung«.
    Von der Bundesebene der Partei wird diese Karikatur linker Politik nicht etwa kritisiert, sondern abgesichert. Bundestagsfraktionschef Dietmar Bartsch polterte am Dienstag, seine Partei stelle »Bürgermeister, Oberbürgermeister, Landräte, wir sind an Landesregierungen beteiligt«; die CDU solle doch bitte aus den »Schützengräben des Kalten Krieges« herauskommen. Auch Parteichef Bernd Riexinger forderte die CDU auf, ihr Verhältnis zu seiner Partei zu klären.
    An dieser Stelle lohnt sich ein Blick auf alte Auseinandersetzungen in der Arbeiterbewegung. Als zwischen 1920 und 1922 über die Rückkehr des rechten Flügels der USPD unter das Dach der SPD diskutiert wurde, erwies sich als Haupthindernis, dass die SPD seit 1914 »nach Theorie und Praxis für die Bourgeoisie bündnisfähig« geworden war: Die einstige »Umsturzpartei« habe sich »zu einem Verein für soziale Reform entwickelt«, bei dem nur noch »die Phraseologie an die Vergangenheit erinnert«, schrieb Rudolf Hilferding damals. Selbst die USPDler, die 1920 nicht zur KPD gegangen waren, wollten nicht zur SPD zurück, solange diese in Reichs- und Landesregierungen gemeinsam mit bürgerlichen Parteien bürgerliche Politik machte. Wer diese Haltung mit den fast verzweifelten Versuchen der Linkspartei vergleicht, der CDU nach Erfurt doch noch irgendwie um den Hals zu fallen, wird wissen, was von dieser Partei zu halten und noch zu erwarten ist.
    Weder PDS noch Die Linke waren zu irgendeinem Zeitpunkt ihrer Existenz »Umsturzparteien«. Nicht ausgeschlossen, dass das vollständige Umkippen dann auch viel rascher erfolgt als bei der SPD, die bis Godesberg beinahe ein Jahrhundert gebraucht hat. Gut möglich, dass die Partei Die Linke schon bald um den Ruf wird kämpfen müssen, wenigstens noch ein Verein für soziale Reform zu sein.

  4. Stephan Kaufmann: An der Kasse wartet die Guillotine
    Befriedigung von Bedürfnissen?
    Drei Anmerkungen zu der Art und Weise, wie die Geschäftswelt unsere Wünsche bewirtschaftet
    (Neues Deutschland, 13.01.2020)
    Mit einem Vermögen von über 100 Milliarden US-Dollar ist Amazon-Gründer Jeff Bezos – im Wechsel mit Microsoft-Gründer Bill Gates – der reichste Mensch der Welt. Vor fast drei Jahren verriet Bezos der Welt sein Erfolgsgeheimnis: nicht die Lohndrückerei in den Amazon-Lagern, nicht das Verdrängen von Konkurrenten in der digitalen und analogen Welt, sondern: »Obsession with customers«, also das »Besessen-Sein« von dem Wunsch, den Kunden »immer etwas Besseres zu liefern«.
    In Unternehmensberater-Kreisen, wo man Erfolg in der Konkurrenz für ein Ergebnis der richtigen Geschäftsstrategie hält, nimmt man Bezos’ Aussage ernst. Der Rest der Welt durchschaut sofort die Heuchelei: Man weiß, dass kapitalistische Konzerne auf Profit und Umsatz zielen, nicht auf glückliche Kunden.
    Parallel zu diesem Wissen jedoch hält sich der Glaube daran, dass Unternehmen letztlich doch die Befriedigung unserer Bedürfnisse zum Ziel haben. Nicht weil sie wollten, sondern weil sie müssten – der Markt zwinge sie dazu. Um Umsatz und Gewinn zu steigern, müssten Unternehmen den Kunden bessere und billigere Angebote machen, sie blieben damit abhängig von unseren Wünschen. Und diese Abhängigkeit führe dazu, dass letztlich König Kunde mit seinem Einkaufsverhalten die Produktion steuere, also als ideeller Auftraggeber der Wirtschaft fungiere. Doch das bleibt ein Traum.
    Drei Anmerkungen zu der Art und Weise, wie die Geschäftswelt unsere Wünsche bewirtschaftet.
    Könige als Knechte
    »Die menschlichen Bedürfnisse sind praktisch unbegrenzt«, so steht es im Standardlehrbuch der Betriebswirtschaftslehre (BWL) von Günter Wöhe. »Die zur Bedürfnisbefriedigung geeigneten Mittel, also die Güter und Dienstleistungen, stehen dagegen nicht in unbegrenztem Umfang zur Verfügung, sondern sind von Natur aus knapp.« Diese »naturgegebene Knappheit der Ressourcen« zwinge die Menschen zu wirtschaften. Dies tun sie in den Unternehmen, wo die Güter zur Bedürfnisbefriedigung produziert werden.
    Diese Deutung der Dinge ist zwar in ihrer Allgemeinheit irgendwie korrekt, hat aber erkennbar wenig mit der aktuellen Realität zu tun. Das fängt schon damit an, dass Unternehmer nicht Bedürfnisse befriedigen, sondern nur zahlungsfähige Bedürfnisse – wer kein Geld hat, geht leer aus, auch wenn das Bedürfnis noch so groß und das passende Gut vorhanden ist.
    Damit Unternehmen Bedürfnisse überhaupt zur Kenntnis nehmen, braucht der Mensch ein Einkommen. Bevor er also als König Kunde den Markt betreten kann, muss er sich zunächst in den Dienst der Unternehmen stellen, die ihm einen Lohn zahlen. Um dem Unternehmenszweck Profit zu genügen, muss dieser Lohn möglichst niedrig sein.
    Damit ist die Souveränität von König Kunde von vornherein äußerst beschränkt, was ihn zu einer permanenten Gegenüberstellung seiner Wünsche zwingt: Leiste ich mir dies und verzichte auf jenes? Die gefeierte Freiheit des Konsumenten zur Wahl läuft in der Realität auf den Zwang hinaus, sich sein knappes Budget einzuteilen. »Der Kunde mag König sein, aber an der Kasse wartet die Guillotine«, sagte einst der Politologe Johannes Agnoli.
    Zudem hat die relative Armut bei den meisten Menschen Auswirkungen auf ihre Bedürfnisstruktur: Der Wunsch nach einer Yacht ist in Millionärshaushalten meist stärker ausgeprägt als bei Hartz-IV-Empfängern. Auf der anderen Seite produziert der Geldmangel ein Bedürfnis nach billigem Schund. Kein Mensch träumt von Gammelfleisch, Ferien in Bettenburgen, minderwertigen Fahrzeugen und T-Shirts aus Kinderhand.
    Derartige Produkte entstammen nicht tief sitzenden Kundenbedürfnissen, sondern einerseits dem Wunsch der Minderbegüterten nach bestimmten Gebrauchswerten und andererseits der Geschäftsstrategie der Unternehmen: Sie setzen alle noch erlaubten Methoden der Preissenkung ein, um auch die schwächste Kaufkraft an sich zu ziehen. Diese Strategie macht Verbraucherschutz-Zentralen ebenso nötig wie gesetzliche Vorgaben zum Beispiel für die Nahrungsmittelherstellung und -kennzeichnung, um die Nachfrager vor den Angeboten der Firmen zu schützen.
    Die Unternehmen formen unsere Bedürfnisse nicht nur durch den schmalen Lohn, sondern auch durch ihre Leistungsanforderungen an die Arbeitskraft. Viele Menschen brauchen ein Auto, um zum Job zu kommen.
    Um ihn zu erledigen, ist entsprechende Kleidung oft ebenso nötig wie moderne Technologie – Handy, Tablet, Computer. Da die Unternehmen den Großteil unserer wachen Lebenszeit okkupieren, leiden die Beschäftigten unter permanentem Zeitmangel, der über verschiedene Haushaltsgeräte bewältigt wird. Dem Arbeitsstress folgen Krankheiten, an denen die Pharmaindustrie verdient, und er weckt das Bedürfnis nach Erholung, die über Alkohol, Reisen, Yoga oder sportliche Ertüchtigung gesucht wird. Zur Not tut es auch das Freizeitgerät Nummer eins, der Fernseher, denn sein Angebot ist passiv zu erleben und beansprucht weder die begrenzte Zahlungskraft noch die erschöpfte Aufmerksamkeit.
    König Kunde ist also schon ordentlich zurechtgestutzt worden, bevor er den Markt betritt. Dort angelangt kann er seine Wahlentscheidungen fällen. Ihm gegenüber stehen die Anbieter, die um seine Kaufkraft konkurrieren. Diese Konkurrenz jedoch neutralisiert nicht den Profitzweck, sondern gibt ihm lediglich eine Verlaufsform. Am Ende bleibt dem Kunden nichts anderes übrig, als die Bilanz eines Unternehmens zu vergolden. Entscheiden darf er nur, welchem.
    Könige als Kühe
    Die Unternehmen müssen auf die Kundenbedürfnisse eingehen. Denn ihre Befriedigung ist die notwendige Bedingung für die Realisierung des Profits, weswegen für den Unternehmer das Bedürfnis lediglich als zahlungsfähige Nachfrage zählt – als Kuh, die er melken will.
    Dass der Kunde einen eigenen Willen hat und in seiner Wahl frei ist, stellt dabei ein Ärgernis dar und ein Problem, dem sich »die Wirtschaft« mit den Methoden des Marketings stellt entlang der Frage: »Wie kann man Absatzwiderstände überwinden?« (Wöhe). Aus der zu Beginn seines BWL-Lehrbuchs konstatierten »Knappheit der Güter« ist damit eine Situation geworden, in der Verkäufer mit einem tendenziell zu großen Güterangebot um die Gunst der Kunden kämpfen.
    Für den Betrieb ist jedes Angebot eine Form der Spekulation: Wenn die Investition getätigt und die Produktion gestartet wird, ist noch nicht klar, ob die Konsumenten das Produkt wollen – und wenn sie es wollen, ob es nicht ein besseres oder billigeres Konkurrenzprodukt gibt, das das eigene entwertet. Es kommt also darauf an, die Nachfrage zu steuern. Im Unternehmensbereich Marketing sammeln sich die betrieblichen Instrumente und Methoden, mit denen die Nachfrager und ihre Bedürfnisse für das entsprechende Angebot zugerichtet werden. Das fängt mit der Marktforschung an, also mit der »Erkundung der Nachfragerwünsche« (Wöhe).
    Hier reicht es bei Weitem nicht aus, herauszufinden, was die Leute wollen. Sondern vor allem, was sie wollen könnten. »Es geht darum, Kaufmotive zu untersuchen und durch geeignete Maßnahmen Bedürfnisse zu wecken, deren sich die Nachfrager möglicherweise gar nicht bewusst sind«, schreibt Wöhe und macht dabei aus inexistenten Bedürfnissen schlafende, die eigentlich da sind und nur »geweckt« werden müssen.
    Bei der Zurichtung der Bedürfnisse leisten heutzutage Unternehmen wie Google, Facebook und Amazon gute Dienste. Ihre Technologie bietet ihnen früher ungeahnte Möglichkeiten, die Menschen auszuspähen und Informationen über ihre Vorlieben und Zahlungskraft zu sammeln. Das macht umständliche und teure Befragungen, Feldexperimente oder Längsschnittanalysen zum Teil überflüssig – beziehungsweise: sie finden permanent digital statt.
    Daraus entsteht ein Geschäftsmodell, das die Hightech-Konzerne zu den wertvollsten der Welt gemacht hat. Sie verkaufen ihr Wissen über die Bedürfnisse an das produzierende Gewerbe und eröffnen ihm gleichzeitig den Zugang zum Verbraucher über den Verkauf von Werbeplätzen. Die Produkte von Apple, Samsung und Co. erfüllen dabei den Unternehmertraum von jederzeit zugänglichen Kunden. »Es gibt keinen Ort mehr, der nicht potenziell ein Ort der Werbung wäre«, so der Journalist Thomas Steinfeld.
    Das Buhlen um seine Gunst lässt beim Nachfrager den Eindruck entstehen, die Warenwelt sei seine Verfügungsmasse und er das umworbene Subjekt.
    Tatsächlich geht es den Unternehmen aber darum, »potenziellen Abnehmern Botschaften zu übermitteln, die geeignet sind, Absatzwiderstände zu überwinden«, so Wöhe, und zwar durch »gezielte Beeinflussung«. Ziel ist dabei nicht, die Bedürfnisse zu befriedigen, sondern »Bedeutsamkeit zu inszenieren«, so Steinfeld. Da die angebotenen Waren sich materiell zum Großteil gar nicht unterscheiden, müssen ihnen bestimmte Eigenschaften angeheftet werden, die bloß in der Fantasie der Verbraucher existieren.
    Traum jedes Marketing-Experten ist die Etablierung einer »Marke«, also einer Produktpersönlichkeit, die dazu führt, dass ein Produkt nicht mehr wegen seines materiellen Nutzens gekauft wird, sondern weil die Kunden ihm schlicht »Markentreue« geschworen haben.
    Könige als Schuldige
    Tierquälerei, Umweltverschmutzung, Kinderarbeit – all dies sind Mittel der Unternehmen, ihre Produktionskosten zu senken, um die beschränkt zahlungsfähigen Bedürfnisse der Menschen zu bedienen. Zur Last gelegt werden diese Mittel der Kostensenkung aber oft den Konsumenten, die nicht nachhaltig einkaufen würden. Sie trügen die Verantwortung für die schädlichen Wirkungen der Produktion, heißt es.
    Dabei entscheidet der Kunde im Supermarkt nur eins: sich. Er kann zwischen den bereits fix und fertig vorliegenden Gütern wählen und hat mit dem Prozess ihrer Herstellung nichts zu tun. Dieser bleibt Sache der Unternehmen. Mit der Aufgabe der Steuerung der Herstellung sind Konsumenten heillos überfordert: Wie sollen sie dieser Aufgabe nachkommen, wenn sogar die Herren der Produktion, die Unternehmen, ein Lieferkettengesetz mit dem Argument ablehnen, sie hätten keine Übersicht über die Zustände bei ihren Zulieferern?
    Der Konsument bleibt mit seinen Bedürfnissen und den Möglichkeiten ihrer Befriedigung eine abhängige Variable der Wirtschaft: Er kann nur ausgeben, was das Unternehmen ihm zahlt, und er kann nur kaufen, was die Hersteller ins Regal stellen. Seine Freiheit besteht allein darin, seine Wünsche an sein Budget und das Angebot anzupassen. Die Klage über den »unbewussten« Konsumenten beruht auf einer doppelten Unwahrheit: einem Lob des Marktes – im Kapitalismus gehe es eigentlich um die Bedürfnisbefriedigung – und der daraus folgenden Kritik, die falschen Bedürfnisse der Verbraucher seien für Klimawandel, Ausbeutung und Tierleid verantwortlich.

  5. Chinas neues Geschäftsmodell
    Statt Dollar und andere Devisen einzusammeln hält sich Peking inzwischen für stark genug, die eigene Währung weltweit zu etablieren….
    FR-Analyse von Stephan Kaufmann
    (…) Die alte Rede von der Exportmaschine China ist nicht mehr korrekt. Das Land hat sein Geschäftsmodell geändert. Das hat Folgen für die ganze Welt.
    (…) Seit einigen Jahren ist der Strategiewechsel Pekings sichtbar, das Land macht sich unabhängiger vom Weltmarkt. Der Anteil der Industrie an der Wirtschaftsleistung liegt zwar mit über 30 Prozent noch hoch, aber er schrumpft seit 2012. Umgekehrt nimmt der Anteil der Dienstleistungen zu. Sie treiben mittlerweile das Wachstum Chinas an, da sie stärker zulegen als die Industrieproduktion. China wandelt sich zu einer Ökonomie, die sich stärker nach innen, auf den Heimatmarkt konzentriert…
    https://www.fr.de/wirtschaft/chinas-neues-geschaeftsmodell-13544109.html

  6. Während Stephan Kaufmann eher auf die strategische Gesamtausrichtung Chinas abhebt, erläutert der Kommentar bei ‘Kritische Tagespolitik’, dass die sogenannten “Handelsgespräche” mit den USA aus Sicht Chinas ihnen vor Augen geführt haben müssen, wie sehr die USA sie darin habe schädigen können.
    (Teil-)Handelsabkommen USA-China – Jan. 2020
    “…Nach US-Angaben soll China nun deutlich mehr Energie, Industriegüter, Agrarerzeugnisse und Dienstleistungen in den USA einkaufen, um das riesige Handelsdefizit der Vereinigten Staaten zu verringern. Zudem soll der Vertrag Probleme beim Schutz von geistigem Eigentum und den von China erzwungenen Technologietransfers lösen. Auch sollen US-Finanzdienstleister besseren Zugang zum chinesischen Markt bekommen.
    Die bestehenden US-Strafzölle auf chinesische Importe sollen jedoch erst nach Abschluss eines weiteren Handelsabkommens aufgehoben werden. Das machte Trump kurz vor der Unterzeichnung des Teilabkommens mit China deutlich. Die Strafzölle blieben weiterbestehen, damit die USA in den kommenden Verhandlungen mit China zur zweiten Phase eines Handelsabkommens weiterhin Trümpfe hätten, sagte der Präsident im Weißen Haus…”
    Den ersten Hinweisen auf den Inhalt des Abkommens kann man entnehmen, dass die Amis so ziemlich unilateral den Chinesen Leistungen abgerungen haben; von irgendwelchen Gegenleistungen der USA ist so gut wie nicht die Rede. Im Gegenteil: die Strafzölle, die sie eingeführt haben, werden nicht dadurch hinfällig, dass China ein ganzes Stück weit das zurückgenommen hat, was die USA als ‘ungerechtfertigte wirtschaftliche Übervorteilung’ den Chinesen angelastet haben. Die Beibehaltung der Sonderzölle bewährt sich offenbar dafür, dem Kontrahenten noch einiges mehr auf dessen Kosten abzuverlangen.
    Das Statement aus gleicher Quelle:
    “Die chinesische Seite hatte schon zu Wochenbeginn ein Zahlenwerk vorgelegt, das sich wie eine Begründung für den Deal Nummer Eins in dem mutmaßlich noch langen Handelskonflikt liest: Einbruch des Exports in die USA und historisch schwacher Handelszuwachs weltweit; in der Folge ein für chinesische Verhältnisse schwaches Wirtschaftswachstum von etwas mehr als sechs Prozent; …”
    legt Zeugnis davon ab, wie die Chinesen sich abhängig gemacht haben müssen von der Teilhabe an der US-dominierten Weltwirtschaft, dass die Zulassung zum größten Markt der Welt – der der USA – bzw. dessen wachstumdienliche Nutzung es denen Wert zu sein scheint, den USA in Sinne der Übervorteilung in umgekehrter Richtung so weit entgegenzukommen.
    Weshalb wohl entgegen dem faktischen Vertragsinhalt der hauptsächlichen ökonomischen Schädigung der Volkrepublik und der feindseligen Stellung der USA gegenüber derselben folgende beschönigende diplomatische Spruchweisheiten der Asiaten dazugehören:
    “Chinas Präsident Xi Jinping, der nicht persönlich anwesend war, ließ in einem Grußwort erklären: “Der Abschluss ist gut für China, für die Vereinigten Staaten und die ganze Welt.” China sei bereit, seine Zusammenarbeit mit den USA auf der Basis gegenseitigen Respekts weiter zu vertiefen, erklärte er einer Übersetzung zufolge weiter…” (ebenda)
    http://tages-politik.de/Wirtschaftspolitik/Weltwirtschaft_unter_US-Trump-2019-2020..html

    Anstatt daran nur festzuhalten, wer der Stärkere, wer der Schwächere sei oder gewesen ist – wäre es vermutlich produktiver, sich daran die Sichtweise Chinas zu verdeutlichen. Und dass sie das Projekt der Neuen Seidenstraße aufgeben täten, davon hört man ja auch nichts …
    Renate Dillmann über diverse Betrachtungsweisen über China
    https://www.contradictio.de/blog/archives/8377
    https://www.jungewelt.de/artikel/371842.weltmarkt-und-machtkonflikte-feindbild-und-feindschaft.html

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