Pressespiegel El País, 1.11.: Drogen rein, Gewaltmonopol raus?

„BELGIEN: EIN VON DROGENKARTELLEN KONTROLLIERTER STAAT IM HERZEN EUROPAS?

Die Warnung einer Richterin vor der Gefahr, dass das Land in die Hände von Drogenhändlern fällt, hat erneut die Besorgnis über die Macht organisierter Verbrechernetzwerke geschürt

Bedrohung von Politikern, Einschüchterung von Richtern, Schießereien und Explosionen auf den Straßen, Beschlagnahmung tonnenweise Kokain … Die Szenerie spielt weder in einer Folge der Serie »Narcos« noch in einem fernen, von Kartellen beherrschten Land.“

In der Netflix-Serie geht es um Kolumbien.

„Es handelt sich um Belgien, einen Staat im Herzen Europas und Sitz der wichtigsten EU-Institutionen.“

Da ist viel Kaufkraft für Substanzen aller Art vorhanden.

„Ein offener Brief einer Untersuchungsrichterin, die am vergangenen Montag warnte, Belgien laufe Gefahr, zu einem Drogenstaat zu werden, hat eine Debatte neu entfacht, die in den letzten Jahren immer wieder in dem kleinen Land geführt wurde, das geografisch ideale Bedingungen für organisierte Kriminalität bietet: Der Hafen von Antwerpen, ein komplexes Netz von Kanälen“ (es handelt sich um schiffbare Wasserstraßen) „von der Größe von 20.000 Fußballfeldern, ist einer der wichtigsten europäischen Umschlagplätze für Kokain (2023 wurden rekordverdächtige 116 Tonnen beschlagnahmt).

Im übrigen Land, insbesondere entlang der Grenze zu den Niederlanden, einem weiteren vom Drogenhandel geplagten Land, florieren geheime Labore für synthetische Drogen,

– „geplagt“ und „florieren“ stehen hier in einem neckischen Nebeneinander –

„die über viele und durchlässige Grenzen leicht auf dem gesamten Kontinent verteilt werden können.“

Wenn das Zeug einmal in der EU ist, kann es dank des Schengen-Abkommens problemlos über offene Grenzen transportiert werden.
Aber wie man weiß, stellen auch die Außengrenzen der EU kein allzu großes Hindernis dar, das mit entsprechendem Bakschisch leicht überwunden werden kann.

„Zwei Tage nach der Warnung der Richterin ereignete sich in Brüssel eine weitere Schießerei zwischen Drogenbanden, bei der zwei Menschen im Stadtteil Saint-Gilles verletzt wurden. Die Einschusslöcher des verwendeten Kalaschnikow-Gewehrs sind noch immer an einer Gebäudefassade sichtbar. Anfang des Monats hatte eine andere Schießerei ein Projektil in einem Fenster einer benachbarten Schule hinterlassen. Bislang hat die Polizei in diesem Jahr rund 80 solcher Vorfälle in Brüssel mit Drogenhandel in Verbindung gebracht, die 7 Todesopfer und fast 40 Verletzte zur Folge hatten.

Einer der medial bekanntesten Vorfälle ereignete sich im Februar, als zwei junge Männer, ebenfalls mit Kalaschnikows bewaffnet, ruhig die Metrostation Clémenceau im Brüsseler Stadtteil Anderlecht verließen und das Feuer eröffneten, bevor sie in den U-Bahn-Tunneln verschwanden, wo sich ihre Spur verlor.
9 Monate später ist der Platz, auf dem die Schießerei stattfand, bei der wie durch ein Wunder niemand verletzt wurde, weiterhin für die Öffentlichkeit gesperrt, und die Polizei führt weiterhin stichprobenartige Durchsuchungen durch.

Doch (!!!) das Gefühl der Unsicherheit bleibt bestehen,

– das Wort „doch“, das einen Gegensatz ausdrücken soll, ist hier ganz unangebracht –

„sagt Isabel (ein Pseudonym, da sie anonym bleiben möchte), eine Bewohnerin, die ihr ganzes Leben in dem Viertel verbracht und seinen Niedergang im letzten Jahrzehnt miterlebt hat, während die Drogen in ihrer Nachbarschaft und im ganzen Land immer mehr an Boden gewannen. »Es ist nicht so, dass es unbewohnbar wäre, aber wir haben ein Problem, das auf nationaler Ebene angegangen werden müßte, nicht nur lokal«, argumentiert sie und wiederholt damit die wiederholten Forderungen lokaler Bürgermeister.

In Antwerpen fällt die Einschätzung ähnlich aus. Bea (ebenfalls ein Pseudonym) sagt, sie liebe Borgerhout, das vom Time Out Magazin kürzlich auf Platz zwei der coolsten Viertel der Welt gewählt wurde. In ihrer Straße stehen Dutzende Fahrräder von Erwachsenen und Kindern vor den überwiegend aus Einfamilienhäusern bestehenden Häusern. Seit dem Sommer steht eines davon zum Verkauf. »Es gehörte einer Familie mit Kindern, aber sie sind nach der Explosion weggezogen«, sagt Bea, ohne sichtliche Empörung.

Die Explosion, die sich in den frühen Morgenstunden eines Junitages ereignete, zersplitterte das Fenster des Hauses gegenüber dem, in dem die junge Frau wohnt. Die Scheibe ist noch immer mit einem Tuch verhüllt. Bea schreckte durch den Lärm auf, war aber nicht überrascht. Einige Monate zuvor hatte sich ein paar Häuser weiter, neben dem Haus, das die Familie schließlich verließ, eine ähnliche Explosion ereignet. Solche Angriffe, die mit dem mächtigen Drogenhandel im nahegelegenen Hafen in Verbindung stehen, gehören seit Jahren zum Alltag der Bewohner von Vierteln wie Borgerhout und Deurne.
Bea, die ihr ganzes Leben in Antwerpen verbracht hat, stimmt Isabel aus Brüssel zu, dass sich die Situation in den letzten Jahren verschlimmert hat. Und obwohl sie sagt, sie habe nicht die Absicht, wegzuziehen, egal wie sehr ihre Mutter sie seit der letzten Explosion darum gebeten hat, gibt sie schließlich zu: »Ich würde meine Kinder nicht hier großziehen.« Auf die Frage, ob sie glaube, Belgien entwickle sich zu einem Drogenstaat, antwortet sie nach kurzem Zögern: »Es stimmt, dass Antwerpen die Kokainhauptstadt Europas ist. Aber zu behaupten, wir seien ein von Drogenhändlern kontrollierter Staat, ist etwas übertrieben.«“

Die Frau kann allerdings nicht wissen, was in dem Staat die Drogenhändler bereits kontrollieren.

„Letizia Paoli, Professorin für Kriminologie an der Universität Leuwen und Autorin mehrerer Studien zum Verbrechen in Belgien, teilt diese Ansicht.
In einem Telefongespräch erklärt sie, dass es 3 Kriterien für die Einstufung eines Landes als Drogenstaat gebe: weit verbreitete Korruption in hohen Regierungskreisen, die »die Rechtsstaatlichkeit bedroht«; ein hohes Maß an Gewalt, das »die Legitimität der Staatsgewalt und das staatliche Gewaltmonopol gefährdet«; und schließlich die Kontrolle der legalen Wirtschaft durch illegale Organisationen.“

Natürlich werden Belgien und die EU alles unternehmen, um die Einstufung Belgiens als Drogenstaat zu verhindern – es ist aber beachtlich, daß sich die Dinge ausgerechnet in demjenigen Staat so weit entwickeln konnten, in dem sowohl die EU als auch die NATO ihren Sitz haben.

„Es stimmt, wie die Richterin in ihrem Brief ausführte, dass Belgien eine milliardenschwere Schattenwirtschaft hat, dass Korruption die Institutionen durchdringt und dass es Fälle von Einschüchterung der Justiz gibt. Die Richterin erwähnte, vier Monate lang unter Polizeischutz gelebt zu haben, weil sie in Drogenhandelsfällen ermittelte. Ähnliches widerfuhr auch dem ehemaligen Justizminister Vincent van Quickenborne und in jüngerer Zeit dem neuen Generalstaatsanwalt Julien Moinil, der seit dem Sommer mehrere Razzien in der Hauptstadt angeordnet hat.
Trotz alledem betont Paoli, dass die Kriterien nicht erfüllt seien. »Belgien ist kein Drogenstaat und läuft auch nicht Gefahr, in den kommenden Jahren einer zu werden«, bekräftigt sie.“

Ein verräterisches und auch etwas nervös klingendes Dementi …

„Ten Voeten, ein niederländischer Anthropologe und Fotograf, der ein Buch über Drogenhandel in Antwerpen und ein weiteres über drogenbedingte Gewalt in Mexiko geschrieben hat, sieht es etwas nuancierter. »Die Idee eines Drogenstaates ist etwas alarmistisch«, räumt er ein. Er glaubt jedoch, dass man in Belgien von einer Art »abgeschwächtem Drogenstaat« sprechen könne, denn obwohl das Problem dort nicht annähernd so gravierend sei wie im mexikanischen Bundesstaat Tamaulipas, »sind Struktur und Muster im Grunde sehr ähnlich«.“

Im Grunde widerspricht er der Frau Paoli, aber so richtig hinschreiben will das die spanische Journalistin nicht.

„Beide sind sich einig, dass die Warnung der Richterin ein »Aufruf zum Handeln« ist, wie Voeten es ausdrückt. »Ich verstehe die Besorgnis der Menschen. Die Bundespolizei ist unterfinanziert, Richter werden bedroht … so etwas sind wir nicht gewohnt. Es ist ein Zeichen dafür, dass sich das Problem verschärft und wir Hilfe und finanzielle Unterstützung brauchen«, fasst Paoli zusammen.“

Man fragt sich, wer in diesem Fall „Wir“ sind?
Die Klage, es würde zu wenig getan, verschließt offensichtlich die Augen davor, daß der Drogenhandel in der Politik und bei den Behörden angekommen ist.
Zusätzlich haben in ganz Europa Sparprogramme die Sicherheitsorgane ausgedünnt, was nicht nur den Personalstand, sondern auch die technische Ausstattung, Datenverarbeitungskapazitäten usw. betrifft.

„Dass Belgien ein Drogenproblem hat, ist unbestreitbar.
2024, während der EU-Ratspräsidentschaft, erklärte die belgische Regierung den Kampf gegen die organisierte Drogenkriminalität zu einer ihrer Prioritäten und präsentierte unter anderem die »Europäische Hafenallianz« zur Stärkung von Sicherheit und Zusammenarbeit.
Auf nationaler Ebene schlug der damalige Innenminister Bernard Quintin vor, dass Soldaten in Brüssel gemeinsam mit Polizisten patrouillieren sollen. Die derzeit sechs Polizeizonen sollen bis 2027 zu einer einzigen zusammengelegt werden, um die Effizienz zu steigern. Ihre Amtskollegin im Justizministerium, Annelies Verlinden, erklärte diese Woche, dass die Sicherheitsvorkehrungen in den Gerichten verstärkt worden seien und dass die identifizierenden Daten von Beamten und Richtern anonymisiert würden.“

Erst jetzt?!

„Auch auf europäischer Ebene tut sich etwas. Brüssel muss noch vor Jahresende eine neue EU-Drogenstrategie und einen Aktionsplan mit neuen, konkreten Maßnahmen vorlegen. Zudem wird bereits an neuen Gesetzen gearbeitet, die bis Ende 2026 in Kraft treten sollen, um die Bekämpfung der organisierten Kriminalität in der gesamten EU zu verbessern.
Jede Anstrengung sei willkommen, betont Voeten. Denn, warnt er, das Drogenproblem werde nicht verschwinden.“

Das Interessante ist, wie es eigentlich so weit kommen konnte.
Aber da müßte man die ganze EU und ihre Politik genauer untersuchen.

2 Gedanken zu “Pressespiegel El País, 1.11.: Drogen rein, Gewaltmonopol raus?

  1. „Der Drogenhandel stellt den französischen Staat vor Herausforderungen

    Der Justizminister und der Innenminister reisen nach Marseille nach dem Mord an dem Bruder eines Politikers und Anti-Drogen-Aktivisten und stufen die von diesen Organisationen ausgehende Bedrohung als Terrorismus ein

    Marseille, Frankreichs zweitgrößte Stadt und seit Jahren unbestrittene Hauptstadt des Drogenhandels“ (Frankreichs oder der EU?) „und der organisierten Kriminalität, steht diese Woche erneut im Mittelpunkt der Sorgen des Landes. Innenminister Laurent Nuñez und Justizminister Gérald Darmanin reisten am Donnerstag dorthin, eine Woche nach dem Mord an Mehdi Kessaci, dem Bruder eines jungen Politikers und Anti-Drogen-Aktivisten.

    Dieser erschreckende Mord markiert einen Wendepunkt und verdeutlicht die Macht dieser Organisationen, die nun in der Lage sind, den Staat herauszufordern. »Was in Marseille geschehen ist, ist ein Verbrechen, das Angst und Schrecken verbreiten soll, ein Verbrechen, das sich gegen die Republik und den Staat richtet. Deshalb werden wir ab dem 1. Januar eine ähnliche Sicherheitsoperation durchführen wie gegen den Terrorismus«, erklärte Nuñez.

    Frankreich ist sich der Größe dieses Problems seit Langem bewusst. Im April 2025 wurde ein neues Anti-Drogenhandelsgesetz verabschiedet, das am 1. Januar in Kraft tritt. Inspiriert von italienischen Gesetzen aus der Amtszeit von Richter Giovanni Falcone, sieht das Gesetz die Einrichtung einer Sonderstaatsanwaltschaft für diese Verbrechen, Hochsicherheitsgefängnisse zur Isolation dieser Häftlinge und eine deutliche Erhöhung der Strafen vor.

    Innenminister Nuñez beschrieb in einem kleinen, mit Journalisten gefüllten Raum der Polizeipräfektur Bouches-du-Rhône, die er selbst vor Jahren leitete, eine höchst beunruhigende Situation.
    Der Innenminister versprach zudem, die Region einmal im Monat zu besuchen, um die ordnungsgemäße Umsetzung der neuen Maßnahmen sicherzustellen. Premierminister Sébastien Lecornu kündigte darüber hinaus eine Debatte zu diesem Thema in der Nationalversammlung an.

    Drogenhandel ist in Frankreich ein tief verwurzeltes Problem. Städte wie Grenoble, Nîmes, Béziers und Toulouse existieren neben Vororten, die von diesem Phänomen völlig durchdrungen sind.
    In den ersten 6 Monaten des Jahres 2025 beschlagnahmten die Behörden 37,5 Tonnen Kokain, 45 % mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres – ein Rekordwert, ebenso wie die Zahl der Todesopfer; allein im Jahr 2024 wurden 367 Morde oder Mordversuche im Zusammenhang mit diesem Thema registriert.

    Rund 200.000 Menschen in Frankreich verdienen ihren Lebensunterhalt mit Drogenhandel. Laut Daten des französischen Observatoriums für Drogen und Suchttrends (OFDT) aus dem Jahr 2023 erwirtschaften sie damit geschätzte jährliche Einnahmen von 5,5 Milliarden Euro und versorgen 1,1 Millionen Konsumenten mit Kokain.“

    Der Handel mit Kokain hat inzwischen den mit Heroin völlig in den Hintergrund gedrängt. Die ausgemergelten Junkies, die vor einigen Jahrzehnten hin und wieder Thema in den Medien waren und die zum Stadtbild mancher Städte Europas gehörten, sind verschwunden.
    Kokain ist allerdings nicht nur die Spaßdroge der müßigen Oberschicht-Jugend, sondern auch eine Aushaltedroge von LKW-Fahrern, in der Gastronoie tätigen Personen und ähnlichen Berugsgruppen, neben jeder Menge von Amphetaminen.

    „Aus diesem Grund verschärfte Präsident Emmanuel Macron am vergangenen Mittwoch seine Analysen und prangerte die »Bourgeoisie in den Stadtzentren an, die Drogen konsumiert und finanziert«.

    Der Fall von Mehdi Kessaci ist außergewöhnlich, da er nichts mit Drogenhandel zu tun hatte und er auch kein zufälliges Opfer einer Abrechnung war. Der 20-Jährige war der Bruder von Amine Kessaci, einem Umwelt- und Anti-Drogen-Aktivisten, der kürzlich in die Politik gegangen war. Amine, Gründer des Vereins »Conscience«, stand seit August letzten Jahres unter Polizeischutz. Die Polizei erhielt Informationen, dass kriminelle Organisationen, vermutlich die DZ-Mafia, die dominierende Bande, die einen Großteil des Drogenhandels in Südfrankreich kontrolliert, ein Attentat auf ihn planten.
    Da es aufgrund des Polizeischutzes schwierig war, ihn ins Visier zu nehmen, entschieden sie sich stattdessen, seinen Bruder zu töten.

    Die Polizei geht davon aus, dass der Mord dazu diente, Aktivisten zum Schweigen zu bringen und einen Schweigekodex zu erzwingen. Und zum Teil ist ihnen das gelungen. »Sein Tod zeigt das Versagen unseres Staates und Europas beim Schutz seiner Bürger. Amine war nicht nur Aktivist in Basisorganisationen, sondern auch Politiker und eine Person mit hohem Medienprofil. Deshalb wollen viele von uns nicht mehr namentlich genannt werden. Es ist vorbei«, sagt eine Aktivistin, die in ihren Aussagen zum ersten Mal anonym bleiben möchte.

    Die polizeilichen Ermittlungen und die kriminelle Logik Marseilles deuten darauf hin, dass die DZ-Mafia (DZ bezieht sich auf Algerien arabisch und berber »Dzayer«) hinter dem Mord steckt. Diese horizontal organisierte Gruppe entstand nach der Zerschlagung des rivalisierenden Yoda-Clans und kontrolliert nun den Drogenhandel. »Es ist eine breit gestreute Struktur. Viele Drogenhändler operieren unter diesem Namen, ob im Gefängnis, in Frankreich oder im Ausland. Es ist ein PR-Gag, eine Marke, um ihre Aktivitäten zu festigen, teils in Marseille, aber auch in anderen Teilen der Region und in den Nachbarländern. Wir untersuchen derzeit ihre Verbindungen zu ausländischen Organisationen«, erklärte der Leiter der Kriminalpolizei Marseille, Philippe Frizon, vor einigen Monaten gegenüber EL PAÍS.

    Laut Le Parisien konzentrieren sich die Ermittlungen nun auf einen ihrer Anführer, der seit vergangenem Dienstag in einem Hochsicherheitsgefängnis in Villefranche-sur-Saône inhaftiert ist. Amine O. istauch bekannt als Mamine oder Jalisco, eine Anspielung auf mexikanische Drogenkartelle aufgrund seiner extremen Gewaltbereitschaft. Die Polizei geht davon aus, dass er aus dem Gefängnis heraus weiterhin Morde anordnet und im vergangenen Sommer die Ermordung von Amine Kessaci geplant hat (daher die Polizeieskorte).

    Dieser Häftling wird eines dreifachen Mordes beschuldigt, der sich Ende 2020 ereignete. Das Ziel war Amine Kessacis älterer Bruder Brahim, der in den Drogenhandel verwickelt war.“

    What a family!

    „Seine Leiche und die eines Bekannten wiesen zahlreiche Einschusslöcher in einem Fahrzeug auf, das später in der Nähe von Marseille ausgebrannt aufgefunden wurde. Die verstümmelte Leiche eines dritten Opfers wurde im Kofferraum eines weiteren Wagens gefunden.

    Mamine wird 2026 wegen dieser Morde vor Gericht gestellt. Amine Kessaci ist als Zeuge in seinem Prozess geladen. Der Aktivist war in die Ermittlungen involviert, und es wird vermutet, dass die Feindseligkeit auch auf persönlicher Ebene besteht.

    Die Zahl der Verhaftungen ist gestiegen, und die Mordrate ist im Vergleich zu 2023 um mehr als die Hälfte gesunken. Dies liegt zum Teil daran, dass der Machtkampf zwischen der DZ-Mafia und dem rivalisierenden Yoda-Clan mit einem Sieg der DZ-Mafia endete.“

    Man kann diese Entwicklung also nicht wirklich als einen Sieg des Gewaltmonopols, des französischen Staates, ansehen.

    „Der Justizminister feierte am Donnerstag, dass 27 der 30 Anführer der DZ-Mafia im Gefängnis sitzen. Das Problem ist jedoch, dass sie hinter Gittern weiterhin ungehindert agieren und Morde in Auftrag geben, wie es bereits in der Vergangenheit geschehen ist – vor einem Jahr wurde ein 14-jährige Junge lebendig in einem Müllcontainer verbrannte – und wie alles darauf hindeutet, auch im Fall Kessaci.“

    (El País, 20.11.)

  2. „Der Kokainhandel boomt in Europa

    Der europäische Markt setzt jährlich über 11,6 Milliarden Euro um, hat mehr als 6 Millionen Konsumenten, und die Beschlagnahmungen dieser Droge erreichen in der EU Rekordwerte. EL PAÍS verfolgt die Spur einer der lukrativsten illegalen Substanzen der Welt.

    Juan sitzt an seinem Küchentisch, öffnet eine Bierdose und zeigt die neueste Nachricht seines Dealers per WhatsApp: ein nur wenige Sekunden langes Video von dem Kokainpaket, das er gerade erhalten hat. Es kann nur einmal angesehen werden, bevor es automatisch verschwindet. Er verkauft es für 50 Euro pro Gramm. Kauft der Kunde drei Stück, bekommt er einen Sonderpreis von 100 Euro. Er muss dafür nicht einmal das Haus verlassen.

    Wenn er kaufen will, steht der Dealer innerhalb einer Stunde vor seiner Tür, oder sogar noch schneller, wenn er in der Nähe wohnt. »Es ist ganz einfach«, erklärt der 46-jährige Spanier, der seit über zehn Jahren in Brüssel lebt und anonym bleiben möchte.

    Während der Drogenhandel im Kleinen in den Straßen der belgischen Hauptstadt völlig üblich ist, gibt es heute mehr Möglichkeiten denn je, an Drogen zu kommen: von traditionellen Methoden über Darknet-Seiten bis hin zu privaten Chats in Messenger-Apps, die mit »Tagesangeboten« inklusive Hauslieferung und Rabatten für den Kauf von Kokain und anderen Drogen werben. »Aber Kokain hat jeder, es ist die gängigste und beliebteste Droge«, sagt Juan. »Es ist eine Droge, die alle Gesellschaftsschichten kennt. Unterschiede gibt es lediglich in der Art des Konsums. Wohlhabende schnupfen es, und Menschen mit Suchtproblemen oder Geldsorgen steigen auf Spritzen oder Crack um«, fügt Juan hinzu. »Es ist ziemlich normal geworden.«

    Nie zuvor wurde weltweit so viel Kokain produziert und konsumiert wie heute. Laut dem Büro der UNO für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) gibt es mindestens 25 Millionen Konsumenten. Davon leben rund 6 Millionen in Europa – fast doppelt so viele wie vor 20 Jahren.
    Der jüngste Jahresbericht des UNODC, der dieses Jahr veröffentlicht wurde und auf Daten von 2023 basiert, dokumentiert zudem einen beispiellosen Anstieg der Kokainproduktion auf über 3.700 Tonnen – viermal so viel wie vor 10 Jahren.

    Der Kokainmarkt ist laut dieser UN-Organisation derzeit »der am schnellsten wachsende Markt für illegale Drogen«. Seit Beginn des Drogenkriegs in den 1970er-Jahren liegt das globale Epizentrum des Kokainhandels in Amerika. Drei Andenländer – Kolumbien, Bolivien und Peru – konzentrieren den Anbau von Kokablättern, mächtige mexikanische und kolumbianische Kartelle kontrollieren die Schmuggelrouten, und die unstillbare Nachfrage hat die USA zum größten Markt gemacht. Doch dieses Bild ändert sich.

    Im letzten Jahrzehnt haben sich immer mehr Länder – wie Ecuador, Brasilien und Panama – zu wichtigen Drehscheiben des globalen Drogenhandels entwickelt. Immer mehr Gruppen versuchen, auf der zunehmend umkämpften kriminellen Landkarte Fuß zu fassen, und die Ware gelangt über Schmuggelrouten und -methoden, die einst unvorstellbar schienen, in immer weitere Gebiete. »Der Markt hat sich globalisiert wie wohl keine andere Droge zuvor«, sagt Sebastián Cutrona, Mitautor von »Kokain: Die globale Reichweite der lukrativsten Droge der Welt«.

    Die Verschärfung der Kontrollen in Amerika, die Zersplitterung der großen Kartelle und die Sättigung des US-Marktes haben die Drogenhändler gezwungen, sich anzupassen, betont er. »Die Militarisierung des Drogenkriegs in Lateinamerika hatte eine unbeabsichtigte Folge, und Europa zahlt den Preis«, schlussfolgert Cutrona. Er führt den Anstieg auf dem alten Kontinent zum Teil auf eine Nebenwirkung der Entwicklungen jenseits des Atlantiks und auf die wirtschaftliche Attraktivität des Marktes zurück. Während in Kolumbien ein Kilo der Droge etwa 1.400 US-Dollar (1.200 Euro) kostet, liegt der durchschnittliche Großhandelspreis in Mittel- und Westeuropa laut UNODC bei etwa 39.000 US-Dollar.

    Im Zuge der globalen Ausbreitung des Kokainhandels haben die Kokainbeschlagnahmungen in Europa laut EUDA, der EU-Behörde für Drogenbekämpfung, mit 419 Tonnen das siebte Jahr in Folge Rekordwerte erreicht. Die Beschlagnahmungen in der Region übertreffen damit zum fünften Mal in Folge die Nordamerikas, so das UNODC, das mittel- und westeuropäische Länder als das »neue Hauptziel« der Droge betrachtet.

    Antoine Vella, Forscher beim UNODC, erklärt, dass Nordamerika zwar in einigen Indikatoren noch vorne liege, der europäische Markt aber hinsichtlich der absoluten Anzahl der Konsumenten, der Beschlagnahmungen und der Reinheit der Droge mittlerweile gleichauf sei. Während die Substanz Tausende von Kilometern zurücklegt und die Straßen europäischer Städte überschwemmt, generiert Kokain laut Schätzungen der EUDA jährlich mehr als 11,6 Milliarden Euro auf dem Kontinent.

    »Die europäische Kokainhauptstadt« 

    Zwischen 2019 und 2024 beschlagnahmte Belgien über 500 Tonnen Kokain – mehr als jedes andere europäische Land. Fast 90 % davon wurden im Hafen von Antwerpen sichergestellt, dem größten Umschlagplatz für die Droge in Europa, nur 45 Kilometer von Brüssel entfernt. Es gibt zwei Hauptrouten, auf denen die Droge den Atlantik überquert: direkt aus Mittel- und Südamerika oder über Westafrika. Am 30. November wurden beispielsweise 2,8 Tonnen Kokain beschlagnahmt, versteckt in einer Lieferung Maniokmehl aus Ghana.

    Im zweitgrößten Hafenterminal des Kontinents“ (der größte Hafen ist der von Rotterdam) „ist das tiefe Brummen der Schiffe allgegenwärtig, und der Wind, der kräftig durch die Scheldemündung fegt, lässt einen bis ins Mark erschauern.
    Der Hafen ist eine Stadt in der Stadt, ein Koloss aus Kanälen, Brücken, Kränen und endlosen Docks, der sich über fast 150 Quadratkilometer erstreckt und jährlich mehr als 14 Millionen Container umschlägt.

    »In dieser Größenordnung positioniert sich die Herausforderung bei der Bekämpfung des illegalen Handels«, räumt Jacques Vandermeiren, Geschäftsführer des Hafens, ein. »Um alle Container zu kontrollieren, müssten wir acht Container pro Minute, 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr, überprüfen. Das ist unmöglich«, erklärt er.
    Obwohl das UNODC angibt, dass weltweit weniger als 2 % der Container kontrolliert werden, betont Vandermeiren, dass die Kontrollquote in Antwerpen bei Lieferungen aus Südamerika zwischen 10 % und 15 % liegt.
    Schätzungsweise gelangen über 90 % des Kokains, das Europa erreicht, auf dem Seeweg dorthin.

    Schmuggler betrachten den Hafen von Antwerpen aufgrund seiner modernen Infrastruktur, seiner Verbindungen zu über 800 Destinationen und seiner Nähe zu den Niederlanden, Deutschland, Frankreich und Großbritannien als paradiesischen Ort für ihr Geschäft. Die Stadt mit ihren rund einer halben Million Einwohnern, die jahrhundertelang für den Diamantenhandel berühmt war, kämpft seit Jahren unermüdlich gegen das organisierte Verbrechen.
    »Wir sind die Kokainhauptstadt Europas«, sagt ein Barmanager mit einem Anflug von Zynismus. »Es ist überall; es ist einfacher und schneller, an Drogen zu kommen, als eine Pizza zu bestellen«, fügt der Besitzer eines Restaurants in der Nähe des Hauptbahnhofs hinzu, einem der Epizentren des Drogenhandels.
    Beide bitten aus Angst vor Repressalien darum, anonym zu bleiben.

    Eine der wichtigsten Spuren der Droge findet sich mehrere Meter unter der Erde, in der Kanalisation – ein stummer Zeuge des hohen Konsums.
    Antwerpen ist laut der jüngsten Jahresstudie der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht die EU-Stadt mit der höchsten Kokainkonzentration im Abwasser.


    Wie man dieser Graphik entnehmen kann, sind die Märkte Europas noch lange nicht gesättigt …

    Memoiren eines Drogenhändlers

    Obwohl in den Niederlanden geboren, rühmt sich Paul Meyer, den Hafen wie seine Westentasche zu kennen. »Kokain ist eine ganz andere Welt, weil es um so viel Geld geht«, sagt der ehemalige Anführer der 700-Millionen-Gang, die ihren Namen der Summe verdankt, die er durch den illegalen Handel mit Waren aller Art angehäuft hat.

    »Am wichtigsten ist es, das System zu verstehen und logisch vorzugehen«, schreibt der Ex-Drogenhändler, der 15 Jahre lang in Antwerpen aktiv war. »Wenn man beispielsweise große Mengen Kokain in einer Tomatenlieferung verstecken will, muss man die richtigen Informationen darüber haben, wie viel ein Container Tomaten wiegt, wie viele Kisten sich darin befinden, wie viel er kostet, aus welchem ​​Land er stammt, und man muss genauso vorgehen wie jemand, der seit 10 Jahren Tomaten importiert«, erklärt Meyer, der 2007 in Thailand verhaftet wurde und Autor von »Memoiren eines Schmuggel-Experten« ist, einem Buch, das er nach Verbüßung einer siebenjährigen Haftstrafe in Belgien veröffentlichte.

    Meyer nutzte alle möglichen Methoden, um die Drogen zu verstecken – von Spiegeln mit doppeltem Boden und ausgehöhlten Holzstämmen bis hin zu Dachpappenrollen. Vertrauen und Reputation sind Schlüsselbegriffe in kriminellen Organisationen. Ebenso Korruption und Kontakte im Hafen: »Wir hatten Leute beim Zoll oder Arbeiter, denen wir im Austausch für Informationen etwas gaben.« Wenn keine unvorhergesehenen Probleme auftraten, dauerte die Lieferung aus Südamerika »zwischen 21 und 28 Tagen«.

    Leichtes Geld

    Die Palette der Schmuggelmethoden ist nur durch die Fantasie der Kriminellen begrenzt. Drogen gelangen in europäische Häfen, versteckt in allen möglichen Produkten, getarnt in Containern oder Schiffen, und werden mit Schnellbooten, Schlauchbooten oder Halbtauchbooten eingeschmuggelt.

    Doch die Folgen dieser Lieferketten treten immer wieder zutage. »In Antwerpen ist die Gewalt eng mit dem Hafen verknüpft«, erklärt An Berger, Sprecherin der belgischen Bundespolizei. Bombenanschläge und Schießereien sind immer häufiger geworden.
    Anders als in Brüssel, wo ein Kampf um Territorium tobt, konzentrieren sich Kriminelle hier darauf, diejenigen einzuschüchtern, die die Zusammenarbeit verweigern, und diejenigen zu bestrafen, die mit den Behörden sprechen. Sie greifen auch zu Verrat: Sie beschießen die Häuser ihrer Feinde, um der Polizei Hinweise auf Drogenhandel oder illegale Geschäfte zu geben.

    »Sie setzen zunehmend auch Minderjährige für Gewalttaten ein«, betont Berger. Die Rekrutierung junger Menschen hat die belgischen Behörden alarmiert; sie werden als Drogenkuriere oder -sammler im Hafen eingesetzt. »Wir haben 14- oder 15-jährige Jungen, die mit Drogen dealen oder sie aus Containern entladen; das ist besorgniserregend«, sagt die Anwältin Chantal van den Bosch, die bereits Dutzende von ihnen vertreten hat.
    Ihr jüngster Mandant war 13 Jahre alt, als er verhaftet wurde. »Anfangs denken sie, es sei leicht verdientes Geld, aber sie sind sich der Konsequenzen nicht bewusst. Und wenn sie erst einmal drinstecken, ist es sehr schwer, wieder auszusteigen, weil sie bedroht oder ihre Familien eingeschüchtert werden«, erklärt van den Bosch.

    Manchmal wird ihnen eine PlayStation angeboten, manchmal ein Handy, ein Roller oder Geld. Ein Kleindealer kann laut der Anwältin etwa 10 Euro pro Lieferung verdienen. Einige Sammler behaupten jedoch, Tausende von Euro für jeden entladenen Container zu erhalten, so Berger.

    Minderjährige, die vorwiegend in den Niederlanden und Belgien rekrutiert werden, sind für Kriminelle besonders attraktiv, da sie leicht zu ersetzen sind und nach ihrer Festnahme nicht ins Gefängnis, sondern in Jugendstrafanstalten kommen. »Wenn einer verhaftet wird, warten zehn andere schon darauf, es ihm gleichzutun«, beklagt Van den Bosch.

    Im Jahr 2024 wurden im Hafen von Antwerpen 100 Drogenhändler festgenommen, darunter 16 Minderjährige. In diesem Jahr wurden laut Polizei bereits über 200 Personen verhaftet, 40 davon unter 18 Jahren.

    Drogenhandelsnetzwerke

    Laut Europol operieren allein innerhalb der EU mehr als 440 Drogenhandelsorganisationen. Die einflussreichsten Gruppen im Kokainhandel stammen laut der Behörde aus Albanien, Belgien, den Niederlanden, Italien und Spanien.
    Albanische Netzwerke haben in den letzten Jahren an Bekanntheit gewonnen. Sie waren für eine 12-Tonnen-Lieferung verantwortlich, die 2020 in Antwerpen beschlagnahmt wurde – die größte in der Geschichte des Hafens. »Sie haben sich zu den wichtigsten Großhändlern auf dem europäischen Markt entwickelt und beliefern die Mocro Mafia, die (sonstigen) Niederländer, die Russen usw.«, sagt Fatjona Mejdini, Forscherin bei der Globalen Initiative gegen Transnationale Organisierte Kriminalität.

    Trotz der enormen Mengen, die von albanischen Gruppen gehandelt werden, seien selten mehr als 10 Personen an den Schmuggeloperationen beteiligt, betont sie. Die Expertin erklärt, dass diese Netzwerke nicht wie große Kartelle oder mit festen Strukturen agieren. Es handele sich vielmehr um flexible und pragmatische Netzwerke, bestehend aus kleinen, unabhängigen Zellen, die sich auf verschiedene Glieder der Schmuggelkette spezialisiert haben.
    Mejdini fügt hinzu, dass albanische Netzwerke eher auf Zusammenarbeit als auf Konfrontation mit anderen kriminellen Organisationen setzen. »Sie wissen, dass es viel größere Gruppen gibt«, betont er. »Und Blutvergießen und Zurschaustellung erregen die Aufmerksamkeit der Polizei.« Ihre Präsenz ist seit 3 Jahrzehnten in Ländern wie Belgien und Ecuador dokumentiert, die zu Schlüsselakteuren im globalen Drogenhandel geworden sind.
    Der ecuadorianische Präsident Daniel Noboa erklärte im vergangenen März, dass 70 % des weltweiten Kokains durch sein Land exportiert werden.

    Das Katz-und-Maus-Spiel

    Im vergangenen Jahr sanken die Kokainbeschlagnahmungen in Belgien auf 44 Tonnen, 65% weniger als 2023. »Das heißt aber nicht, dass weniger Drogen kommen«, sagt Berger. Sie merkt an, dass der Preis stabil geblieben sei, was darauf hindeute, dass die Versorgung nicht unterbrochen wurde und sich die Schmuggelrouten möglicherweise diversifiziert haben. »Schmuggler werden immer versuchen, neue Wege zu finden, um Drogen nach Belgien und Europa zu importieren; sie könnten versuchen, Flughäfen oder andere Häfen zu nutzen oder sogar nach anderen Wegen suchen, um in den Hafen von Antwerpen zu gelangen.«

    Martin Norell vom schwedischen Zoll betont, dass die verschärften Kontrollen an den wichtigsten Häfen der Drogenhandelsrouten, wie Antwerpen und Rotterdam, Auswirkungen in anderen europäischen Ländern hatten. »Als wir die Sicherheitsvorkehrungen verstärkten, gingen die Schmuggler nach Norwegen, und als dort die Überwachung verstärkt wurde, kehrten sie nach Schweden zurück«, beschwert sich Norell. »Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel.«

    Im vergangenen Jahr beschlagnahmte Schweden eine 1,4 Tonnen schwere Kokainlieferung – die größte in seiner Geschichte und ausreichend, um die gesamte erwachsene Bevölkerung Schwedens mit einer Linie Kokain zu versorgen. Norell räumt ein, dass die Zollbeamten überlastet sind: »Wir haben nur 550 uniformierte Beamte für das ganze Land.«
    Da Kriminalität keine Grenzen kennt, hat die Europäische Kommission diese Woche einen neuen Fünfjahresplan zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität vorgestellt, der die Zusammenarbeit und Koordination zwischen den Mitgliedstaaten betont.

    Das Ausmaß des Drogenhandels hat eine Debatte darüber entfacht, ob Belgien zu einem Drogenstaat geworden ist und ob eine Legalisierung eine Lösung sein könnte – eine Tür, die die Regierung von Bart de Wever nicht öffnen will. »Ich halte es für Wunschdenken, es hier zu legalisieren und zu ignorieren, dass es sich um ein globales Phänomen handelt«, argumentiert die belgische Justizministerin Annelies Verlinden. Berger ist der Ansicht, dass die Gesetze von Angebot und Nachfrage weltweit den Kampf des Landes gegen den Drogenhandel bestimmen.“

    Wie eben in der Marktwirtschaft üblich … 

    „»Wir werden das Problem niemals lösen können, solange nicht alle aufhören, Kokain zu konsumieren«, betont er. »Und das Problem ist, dass es in Europa so viele Menschen konsumieren.«

    Juan hingegen stellt infrage, ob das Verbot und der sogenannte Krieg gegen Drogen überhaupt noch Sinn machen. »Wir hätten all diese Probleme nicht, wenn es nicht illegal wäre«, erklärt er, als die Nacht in Brüssel hereinbricht.“

    (El País, 9.12.)

    Das Problem ist, daß die Legalisierung Belgien noch mehr als Transitland etablieren würde, wenn die anderen EU-Staaten nicht mitziehen. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert