DIE NEUEN HERREN DES HIMMELS
Armen – der sich neben dem Stadion von Stepanakert in einem Haus Yoga machte – konnte nicht identifizieren, ob diese Geräte am Himmel Harop aus israelischer Produktion, sogenannte „Kamikaze“-Drohnen waren, oder Bayraktar TB2 oder Anka 5 aus türkischer Produktion. In den 6 Wochen des Konflikts in dieser gebirgigen Gegend hat Aserbaidschan diese Drohnen reichlich eingesetzt und das war einer der Gründe für dessen Sieg. Mehr als 100 armenische Panzer (ein Fünftel seines militärischen Arsenals), 200 Stück seiner Artillerie und 26 Flugabwehrsysteme wurden von diesen neuen Kriegsherren des Himmels zerstört.
„Bisher wurden Drohnen als Hilfsmittel bei bewaffneten Konflikten eingesetzt, für Aufklärungsflüge oder in präziser Beseitigung von Objekten (!) (gemeint sind Personen), wie es die USA in Jemen, Somalia und Afghanistan praktiziert haben. Aber in Karabach haben wir erstmals einen Krieg gesehen, in dem die Drohnen praktisch die Rolle der Luftwaffe übernommen haben“, meint der Analyst Jesús Triana.
Abgesehen von ihrer Durchschlagskraft auf dem Schlachtfeld haben sie sich als sehr wirksame Propagandawaffe erwiesen, denn sie sind fähig, die Objekte aufzunehmen, die sie zerstören.
„Die Armenier veröffentlichten Graphiken über die Verluste des Gegners, aber das Verteidigungsministerium Aserbaidschans zeigte die Videos der Drohnen, während sie armenische Objekte zerstörten – sehr beeindruckende Bilder, die den Eindruck einer erdrückenden Überlegenheit vermitteln. Und diese Videos werden in sozialen Netzen verbreitet, sie werden zu Memes und es entsteht ein Informationskrieg.“
Die letzten Wochen vor Kriegsbeginn bezog Aserbaidschan militärische Ausrüstung im Wert von 77 Millionen Dollar (ca. 65 Millionen Euro) aus der Türkei. Insgesamt betrugen die Militärimporte Aserbaidschans aus der Türkei 123 Millionen im Jahr 2020. Wahrscheinlich wurden damit vor allem die Drohnen bezahlt, mit denen der Angriff eingeleitet wurde.
Aber der Kaukasus ist nicht die einzige Region, wo sich diese Flugkörper aus türkischer Produktion als entscheidend erwiesen haben: Im Februar dieses Jahres, nach dem Tod von 34 türkischen Soldaten nach Bombardements des syrischen Regimes (waren das nicht vor allem russischen Flugzeuge?) in der syrischen Provinz Idlib, „verursachten die türkischen Drohnen große Schäden an den den motorisierten Einheiten und der Luftabwehr der syrischen Armee, was der Türkei einen strategischen Vorteil verschaffte“, erklärt der Analyst Arda Mevlutoglu. „Genauso haben die bewaffneten Drohnen das Spielbrett in Libyen verändert und große Gebiete des Landes aus der Kontrolle der LNA (das Aufständischenheer des Marschalls Haftar) für die Einheitsregierung in Tripolis zurückerobern geholfen.“
Die Türkei setzt ihre Drohnen auch im Nordirak und für Erkundungsflüge über dem östlichen Mittelmeer ein, eine präzise und günstige Methode der Beobachtung: Eine Drohne wie die TB2 kostet 5 Millionen Dollar während ein Abfangjäger wie der F-35 auf über 80 Millionen kommt.
„Das zeigt die Verletzlichkeit der traditionellen Infanterieeinheiten, ob motorisiert oder gepanzert, gegenüber der modernen Kriegsführung mit Drohnen“, schreibt Can Kasapoglu, der Direktor des Programms für Sicherheit und Verteidigung der türkischen Denkfabrik EDAM.
Noch dazu haben in den weiter oben erwähnten jüngsten Auseinandersetzungen die russischen Flugabwehrsysteme, die zu den bestausgestatteten unter den derzeit erhältlichen zählen, keine gute Figur gemacht. In Libyen haben türkische Drohnen mehr als 20 Panzir S-1 (russische fahrbare Flugabwehr-Raketensysteme) zerstört.
In Syrien und Karabach haben mehr als 14 Osa-AKM („Wespe“, bewegliche Anti-Hubschrauber-Raketen) und auch die Raketensysteme S-300 und S-400 nichts ausgerichtet gegen den Drohneneinsatz, in Kombination mit elektronischen Radar-Ablenkungsmethoden. „Die gegenwärtigen Abwehrsysteme sind für größere Flugobjekte mit höherer Geschwindigkeit als die Drohnen konzipiert“, erklärt Dan Gettinger, Analyst beim Mitchell-Institut für Luftraumstudien. „Rußland hat mit Armenien eine Anti-Drohnen-Strategie namens Repellent entwickelt, aber die hat auch nicht funktioniert. (Noch dazu wurde eines dieser auf einen Lastwagen positionierten Abwehrysteme von einer Drohne zerstört.)
Auch die US-Patriot-Raketen konnten 2019 die Drohnen-Attacke auf 2 saudische Raffinerien nicht verhindern. Jede Patriot-Rakete kostet 3 Millionen Dollar, deswegen ist sie zudem auch noch unrentabel für den Anti-Drohnen-Einsatz.
Militärische Eskalation
Mevlutoglu fügt hinzu, daß „der Einsatz einer hohen Anzahl von Drohnen die Möglichkeit eröffnet, sich aktuelle Informationen über die Bewegungen des Gegners zu verschaffen. Im Anschluß daran können die intelligenten (also ferngesteuerten) Waffensysteme Führer, wichtige Personen und strategische Punkte der PKK vernichten, was ihre Handlungsfähigkeit und die Anzahl ihrer Aktivisten beträchtlich verringert hat.“
Gettinger betont, daß der Umstand, daß die Drohnen unbemannt sind und deswegen das Risiko eigener Veluste umgehen, dazu führen wird, sie „aggressiver einzusetzen“, was zu „schnellen militärischen Eskalationen“ führen könnte. Allerdings meint es auch, daß sie weniger Kollateralschäden hervorrufen als die bisher üblichen Bombardements mit anderen Fluggeräten.
Die Drohnen sind nicht die Zukunft, „sie sind die Gegenwart“, unterstreicht Jesús Triana. Die argentinische Gendarmerie verwendet sie für die Grenzüberwachung, das nigerianische Militär für den Kampf gegen Boko Haram …
Es sind nicht nur Länder mit Ebbe in der Staatskasse, die sich eine konventionelle Luftwaffe nicht leisten können: Ein internes Papier des Kommandanten der US-Marines, des Generals David Berger, empfiehlt, sich von Waffensystemen mit geringer Operationsfreiheit zu trennen und stattdessen auf unbemannte Flugkörper zu setzen. „Wir könnten uns der falschen Annahme hingeben, daß die neuen Technologien sehr komplizierte und teure Waffensysteme hervorbringen werden, aber ich glaube, die Entwicklung geht in Richtung Modelle, die die Verteidigungssysteme des Gegners z.B. mit einem Haufen (verhältnismäßig!) preisgünstiger Drohnen ausschalten könnten. China und die USA experimentieren bereits mit Drohnen, die als eine Art großer Bienenschwarm funktionieren. Es gibt kein Land der Welt mit einer militärischen Minimal-Ausstattung, das nicht den Einsatz von Drohnen bei seinen Streitkräften untersucht“, betont der Analyst.
Die meiste Besorgnis ruft allerseits hervor, daß es bisher kein effizientes Abwehrsystem gegen sie gibt.
_____________
Die Konflikte dienen der Türkei als Schaufenster, um ihre Technologie zu bewerben: Katar, die Ukraine, Pakistan und Serbien haben türkische Drohnen gekauft bzw. Interesse an ihnen bekundet.
„Die Türkei hat die USA, China oder Israel noch nicht als Drohnenproduzent überholt“, schränkt Gettinger ein, „aber sie verwandelt sich in einen expandierenden Markt.“ (Soll wohl heißen: in einen aufsteigenden Produzenten und Verkäufer.)
Die größte Schwäche der türkischen Industrie ist ihre Abhängigkeit von ausländischer Technologie. Aufgrund ihres Drohneneinsatzes in Karabach und Libyen hat Kanada ein Verbot für den Verkauf gewisser unentbehrlicher Bauteile für die TB2 an die Türkei verhängt. „Diese Lieferungen zu ersetzen wird die Türkei zweifelsohne Zeit und Geld kosten“, räumt Mevlutoglu ein. Er weist aber darauf hin, daß mit der Ukraine Abkommen getroffen wurden, um diese Lieferungen zu ersetzen und eine gemeinsame Drohnenproduktion anzuleiern.
Außerdem wird versucht, vor Ort eine Ersatzproduktion aufzuziehen. Hier kämpft die Türkei mit einem Brain Drain, der durch politische Säuberungen und die schlechte Wirtschaftslage hervorgerufen wurde und wird.
Dennoch hat die ganze Drohnenentwicklung durch Sanktionen ihren Anstoß erhalten.
Alles begann in den steilen Schluchten im Südosten der Türkei, an der Grenze zum Irak, in denen sich die Kämpfer der PKK mit Leichtigkeit bewegten und dem türkischen Militär empfindliche Schläge versetzten. In den 90-er Jahren wurden hier erstmals Aufklärungsdrohnen GNAT eingesetzt. Als Ankara jedoch von den USA andere ausgefeiltere Modelle wie den Predator oder den Reaper kaufen wollte – deren Export durch den Kongreß genehmigt werden muß – weigerten sich die USA.
Die Türkei hatte auch Probleme mit den Drohnen der Marke Heron aus israelischer Produktion, deren Lieferung sich über Jahre hinzog.
So wurde beschlossen, in eine eigene Drohnenproduktion zu investieren. Um 2005 herum machte ein junger Ingenieur, der in den USA ausgebildet worden war, die Militärführung darauf aufmerksam, daß die unbemannten Flugkörper die Technologie der Zukunft seien. Heute ist seine Firma der Hauptlieferant von Drohnen für die türkischen Streitkräfte. Die Drohnen Bayraktar haben sich zum Stolz des Landes entwickelt, und er selbst, Selçuk Bayraktar, heiratete 2016 die Tochter des Präsidenten Erdogan.

Eine Bayraktar TB2-Drohne. Bayraktar heißt übrigens „Fahnenträger
__________________________________________
Die Drohnen entwerten also alle möglichen konventionellen Waffen- und Abwehrsysteme in Ost und West.
Außerdem klärt dieser Artikel des Türkei-Korrespondenten nebenbei auch über den Verlauf der inzwischen aus den Medien verschwundenen Konflikte in Syrien und Libyen auf: Die Türkei hat sich den Traum erfüllt, eine Art unbesiegbare Wunderwaffe zu besitzen, mit dieser Macht ist derzeit nicht gut Kirschen essen. Deswegen gibt es dann sehr schnell Vereinbarungen, Waffenstillstände usw.
Außerdem hat sich die Türkei damit einen Exportschlager verschafft, was dazu beitragen wird, die derzeit laufenden Kriegseinsätze dieser neuen Regionalmacht zu finanzieren.
Die USA sollen weswegen n Afghanistan bleiben? Ach ja. Damit die deutschen Soldaten dort (sic…) geschützt werden…
Und warum will sich die Bundeswehr Drohnen zulegen?
Ach ja. Damit ….
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/seit2019-an-seit2019-mit-den-usa
Und übrigens kann man Kriege (bzw. Kriegshandlungen) offensichtlich nicht per Gerichtsbeschluss verbieten lassen:
„In Leipzig unterlagen drei Jemeniten, die 2012 bei einem US-Drohneneinsatz Angehörige verloren hatten. Sie bezogen sich darauf, dass die Steuerung der Flugkörper über eine Relaisstation auf der US-Basis im rheinland-pfälzischen Ramstein erfolgt. Die Bundesregierung sollte sich konsequent dafür einsetzen, dass die Nutzung von Einrichtungen auf deutschem Boden für solche Quasi-Hinrichtungen ohne Verfahren und Urteile unterbleibt.
Das Gericht aber betonte, Berlin habe „eine Zusicherung der USA eingeholt, dass Aktivitäten in US-Militärliegenschaften in Deutschland im Einklang mit geltendem Recht erfolgen“, und das reiche aus.“ (s.o.)
… Denn wann hätte je eine Regierung, nicht nur die der USA, je über sich das Gegenteil *zugesichert*? Im Weiteren erkäutert das Gericht noch obendrein eines seiner Grundsätze, nennt sich vermutlich „Angemessenheit“…
„In der Mitteilung des Leipziger Gerichts findet sich auch noch ein Satz, der weit über das Drohnen-Thema hinausweist. Da geht es um die Frage, ob die Bundesregierung nicht die Vereinbarungen über die Nutzung von Ramstein durch die USA kündigen könnte, um Missbrauch ganz auszuschließen. Eine solche Maßnahme, so die Richterinnen und Richter, „musste die Bundesregierung wegen der massiven nachteilhaften Auswirkungen für die außen-, bündnis- und verteidigungspolitischen Belange der Bundesrepublik Deutschland nicht in Betracht ziehen“.“
Dass das Abschlachten missliebiger Politiker mittels Drohnen Gründe und Anlässe für Antiamerikanismus aus Sicht so betroffener Bewegungen dadurch eher noch verstärkt, – das meint Counterpunch
https://www.counterpunch.org/2020/12/08/gangsterism-as-foreign-policy-assassinations-are-becoming-the-new-norm/
Die Drohnen, wo Israel offenbar der Pionier der Entwicklung war, ändern die imperialistischen Spielregeln, weil sie eine Art von Kriegsführung ermöglichen, die ohne Aufmarsch, Kriegserklärung und sonstige, bisher gebräuchliche feindselige, aber offizielle Akte auskommt.
Man kann hinterrücks und ohne offizielles Bekenntnis in anderer Staaten ihrem Luftraum herumfuhrwerken, und dort lebendige und unbelebte Objekte beseitigen.
Das sind die wahren Gründe im Streit um bewaffnete Drohnen
Bei der Aufrüstung autonomer Flugzeuge geht es nicht um den Schutz von Soldaten. Bericht enthüllt: Es geht um das größte und gefährlichste Rüstungsvorhaben der Europäischen Geschichte
Nach Berg-Karabach-Krieg: Britisches Militär will Drohnen nach türkischem Vorbild
Unbemannte Flugzeuge des Herstellers Baykar Makina sind kleiner und billiger als US-Produkte. Verluste fielen wegen möglicher großer Stückzahl kaum ins Gewicht
Bei der Rüstungsindustrie gibt es anscheinend das Wachstum, was woanders nicht stattfindet.
Gerade die türkische Lira könnte so ihren Abwärtstrend umkehren – das wäre zu beobachten.
Exportorientierung (egal mit was auch immer) ist ja nun wirklich kein neues Konzept, um eine ansonsten nicht sonderlich wachsende Wirtschaft anzukurbeln. Hat in den meisten Staaten nicht wirklich funktioniert, weil sie zumeist von wenigen Branchen ja manchmal soagar nur wenigen Produkten abhängig waren. Ob die Türkei jetzt soviel besser dasteht mit ihren tollen Drohnen usw. wage ich also erst mal zu bezweifeln.
Kampfdrohnen: Der Wettflug der Rüstungsindustrie zur Todesmaschine
Das verheerende Potenzial von Kampfdrohnen zeigte sich zuletzt beim Konflikt in Bergkarabach. Künftig sollen KI-gesteuerte Drohnen Schlachten bestimmen
https://www.derstandard.de/story/2000124570606/kampfdrohnen-der-wettflug-der-ruestungsindustrie-zur-todesmaschine
KRIEG IN DER UKRAINE
Lancet-Drohne – West-Technik macht Putins wirksamsten Panzerkiller so gefährlich
Die Lancet-Drohne macht den ukrainischen Soldaten zu schaffen. Sie zerstört hochpräzise gepanzerte Fahrzeuge, Unterstände und Artillerie. Nun stellt sich raus, im Inneren werkeln Chips und ein kleiner Computer aus den USA.
Die Lancet-Drone ist der effektivste Panzer- und Artillerie-Killer der russischen Streitkräfte. Die Kamikaze-Drohne kann sich hochpräzise auf ihr Ziel stürzen – sie gehört zur "Loitering Munition" zu den "Herumhängenden Waffen". Dabei ist sie klein genug, um der Luftabwehr zu entgehen. Die Zeit der großen Kampfdrohnen wie der türkischen TB-2 ging im Ukraine-Krieg schnell vorüber. Aus den Jägern wurden Gejagte, die relativ langsamen Groß-Drohnen werden heute über dem Schlachtfeld effektiv bekämpft.
Die kleinen Drohnen hingegen können fast überall gestartet werden und sind schon wegen ihrer Größe und den Baumaterialien von der herkömmlichen Luftabwehr schwer zu erfassen.
Ukrainisches Militär wertet Drohnen-Wrack aus
Eine abgestürzte Lancet konnte vom ukrainischen Militär geborgen werden. Dabei zeigte sich, dass Elektronikkomponenten von Firmen aus den USA und Südkorea die Drohne so tödlich machen. Im Inneren fand sich ein Einplatinencomputer von NVIDIA (Jetson TX2) und ein Zynq-Chip von Xilinx. Xilinx galt als größter Entwickler und Hersteller von programmierbaren Logik-ICs. Heute gehört das Unternehmen zu AMD, der Stammsitz von Xilinx ist San José in Kalifornien. Dazu steckte ein Chip der südkoreanischen Firma SK Hynix in der Drohne. Die Bauteile stehen auf den Sanktionslisten des Westens und sind durch einen Grauimport nach Russland gekommen. Der Weg der gefundenen Bauteile müsste sich zumindest teilweise rekonstruieren lassen, dennoch wird man einen Schmuggel der verbreiteten Allerweltchips kaum verhindern können. Den Jetson TX2 oder vergleichbare Einplatinencomputer kann man in verschiedensten Leistungsstufen einfach im Internet bestellen.
Effektive Präzionswaffe
Die Lancet-3 ist heute im Einsatz, sie kann einen Gefechtskopf von drei Kilogramm Gewicht transportieren. Mit ihm kann sie die Oberseite eines jeden gepanzerten Fahrzeugs durchschlagen. Beton wird bis zu 500 Millimeter aufgebrochen, das reicht für die Feldbefestigungen in der Ukraine. Die ganze Drohne wiegt nur 12 Kilogramm. Es handelt sich nicht um einen Quadcopter, die Lancet fliegt mit zwei Paar Stummelflügeln. Vorn und hinten am Rumpf sind zwei X-förmige Tragflächenpaare angebracht. Die Drohne besitzt einen Elektromotor, der den zweiblättrigen Propeller am Heck antreibt. Auf diese Weise kann sie 40 Minuten in der Luft bleiben. Die Reichweite liegt bei 40 Kilometern. Die Lancet erreicht Geschwindigkeiten zwischen 80 km/h und 100 km/h, wenn sie sich auf das Ziel stürzt, erhöht sie ihre Geschwindigkeit auf 300 km/h. Nachteilig ist, dass sie mit einem Katapult gestartet werden muss und nicht wirklich sicher landen kann, wenn sie kein Ziel findet. Daher wird die Lancet meist im Tandem mit einer wiederverwendbaren Beobachtungsdrohne eingesetzt. Erst wenn diese ein Ziel ausgemacht hat, wird die Kamikaze-Waffe gestartet. Videos von den Einsätzen der Lancet stammen daher auch meistens von dem Beobachter.
Hergestellt wird die Drohne von der ZALA Aero Group, die wiederum zum Kalaschnikow-Konzern gehört. Die Lancet wurde 2019 erstmals vorgestellt und wurde von den Russen bereits in Syrien eingesetzt. Die meisten Kampfdrohnen Russlands konnten sich im Kriegseinsatz nicht beweisen und lieferten nur enttäuschende Ergebnisse. Anders die Lancet: Sie ist äußerst effektiv. Vermutlich auch dank der westlichen Steuerungselektronik.
Stärkere Version vorgestellt
Kürzlich wurde eine neue, stärkere Version angekündigt. Die Lancet-5 soll die Nutzlast auf 5 Kilogramm erhöhen. Auch sollen die Flügel modifiziert worden sein. Das neue Modell soll ein neues optisch-elektronisches Leitsystem und ein Steuersystem mit neuer Software erhalten haben. Die Drohne kann verschiedene Sprengsätze transportieren. Berechnet auf 5 Kilogramm dürfte die Wirkung des thermobarischen Gefechtskopfs enorm sein.
Mit herkömmlicher Munition sind die kleinen Drohnen nur schwer zu treffen. Airburst-Geschosse, die einen Splitternebel erzeugen, können nur von wenigen speziellen Flugabwehr-Maschinenkanonen eingesetzt werden. Die neue Version der Lancet soll eine Schutzbeschichtung gegen Laserwaffen besitzen.
Es ist unklar, ob die Lancet weiterhin auf geschmuggelte Westtechnik angewiesen ist. Anfang März hob Peking die bisherigen Restriktionen für Ausfuhr von kommerziellen Drohnen nach Russland auf. Die Drohnen werden dort militarisiert, sie könnten aber auch die Elektronik für russische Kampfdrohnen liefern.
(Stern, 29.3.)
Was so ein Krieg alles leistet! Vor einigen Jahren im Karabach-Krieg, und von der türkischen Armee gegen die Kurden eingesetzt, waren die Bajraktar-Drohnen der letzte Schrei, und 2 Jahre später sind sie schon altes Eisen für die effiziente Kriegsführung …
Von der Welt vergessen
Seit einem Monat wird die Enklave Bergkarabach von Aserbaidschan regelrecht ausgehungert. Es fehlt an allem – an Essen, Benzin, Medikamenten. Über eine nahende Katastrophe
Wie nennt man das, wenn ein Landstrich von der Welt abgeschnitten ist, wenn keine Medikamente mehr durchkommen und Kranke zu Fuß die Kliniken erreichen, weil keine Rettungswagen mehr fahren und kaum noch Autos, ohne das nötige Benzin? Wenn die Regale in den Supermärkten leer sind, wenn sich Menschen frühmorgens stundenlang für Brot anstellen und doch keines kriegen? Wenn die Fehlgeburtenrate in die Höhe schießt, weil Schwangere nicht mehr versorgt werden? Wenn Hunde und Katzen durch die Straßen streunen, weil ihre Besitzer selbst kaum zu essen haben und die Tiere aussetzen? Nina, 23 Jahre alt, Grundschullehrerin aus Bergkarabach, nennt es so: "Wir erleben einen langsamen Genozid."
Das sei es, was die Armenier durchmachten, die in der Enklave Bergkarabach leben, um die seit Jahrzehnten zwischen Aserbaidschan und Armenien gestritten wird. Wer dem armenischen Premier Nikol Paschinjan und seinem Erzgegner, dem aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Alijew, bei einem ihrer seltenen gemeinsamen Auftritte zuhörte, fand aus dem Wust aus historischer Rechthaberei, die Jahrhunderte umspannt, schwerlich wieder heraus. 1991 erklärte sich die Enklave, mittlerweile nahezu vollständig von Armeniern bewohnt, als Republik Arzach für unabhängig – sie wird aber international nicht anerkannt; völkerrechtlich gehört das Territorium zu Aserbaidschan. Gleichzeitig scheinen sich die Ängste der dort lebenden Armenier zu bestätigen: Alle Welt könne nun sehen, was für eine Katastrophe es wäre, wenn sie Aserbaidschan zugeschlagen würden.
Mit wem man dieser Tage in Bergkarabach auch spricht, ob mit der Grundschullehrerin Nina, mit der Dozentin Zaruhi Grigorjan, der Kinderärztin Kristine Aghajanjan oder Gegham Stepanjan, dem Ombudsmann für Menschenrechte in Bergkarabach, stets hört man die Schreckensworte des 20. Jahrhunderts: Genozid, ethnische Säuberung, Völkermord. So beschreiben die Betroffenen nicht nur ihren Hunger, ihre katastrophale Versorgungslage. Sie ordnen ihr Leid ein in die historische Erfahrung von 1915, als das Osmanische Reich mithilfe der Deutschen bis zu anderthalb Millionen Armenier getötet hat.
(…)
(Zeit, 10.8.)
Es sieht so aus, als ob Rußland an dieser Nebenfront nicht mehr allzuviel vorhat und Berg-Karabach zum Abschuß freigegeben wird.
Vermutlich kann man bald von Evakuierungen oder Deportationen der dortigen Bewohner lesen.
Das Ganze ist relativ heikel, weil Armenien der treueste Verbündete Rußlands im Kaukasus ist. Aber das Problem mit der Enklave, das mit dem Zerfall der SU virulent geworden ist, läßt sich offenbar auf anderem Wege nicht bewältigen.
International wurde dieses Territorium immer als Teil Aserbajdschans betrachtet, die Armenier können also auch keinen Rechtstitel ins Feld führen.
„Lawrow wies armenische Aussagen zu Berg-Karabach zurück
Die Aussage Armeniens, dass Russland Berg-Karabach angeblich Aserbaidschan „zugesprochen“ habe, entspreche nicht der Realität.
Dies erklärte der russische Außenminister Sergej Lawrow auf einer Pressekonferenz im Anschluss an den G20-Gipfel in Neu-Delhi. »Irgendeine Persönlichkeit, meiner Meinung nach der Parlamentsvorsitzende“ (in Armenien), „hat sich in dem Sinne geäußert, dass Russland Berg-Karabach Aserbaidschan überlassen hätte. Eine falschere und unehrlichere Aussage kann man sich kaum vorstellen«, sagte Lawrow und betonte, Eriwans Aussagen seien absolut unwahr.
Der russische Außenminister erinnerte daran, dass in dem im November 2020 zwischen der Russischen Föderation, Armenien und Aserbaidschan unterzeichneten dreiseitigen Abkommen der Status Karabachs nicht erwähnt wurde, da diese Frage bei den Verhandlungen erörtert werden sollte.
Später unterzeichneten Ilmach Alijev und Nikol Pashinjan jedoch in Prag ein Papier zur Anerkennung der Erklärung von Alma-Ata (1991), wonach »die seinerzeitige Region Berg-Karabach Teil Aserbaidschans ist«.“
Diese Erklärung von Alma-Ata, das damals noch mit diesem Namen die Hauptstadt Kasachstans war – sie wurde 1993 in Almaty umbenannt, 1998 wurde Astana zur neuen Hauptstat – ist als eine Art Staatsgründungsdokument vieler Nachfolgestaaten der SU zu betrachten. Deswegen wird an ihr nicht gerne gerüttelt. Das gilt sicher für Armenien und Aserbaidschan.
Mit dieser Erklärung begab sich Kasachstan auch in den exklusiven Zirkel der Zerschlager der SU – neben Jelzin, Kravtschuk und Schuschkjewitsch wurde damit auch Nasarbajew zu einem Akteur der Auflösung der SU und drängte damit auch Staaten wie Kirgisien, Tadschikistan, Usbekistan und Turkmenien in die Unabhängigkeit, die von sich aus damit gar nichts am Hut hatten.
Was die Unterschrift in Prag im Oktober betrifft, so kann man hier alles Nähere dazu nachlesen. Armenien, damals bereits enttäuscht von Rußland, warf sich der EU in die Arme und verzichtete dabei de jure auf Berg-Karabach. Paschinjan hoffte offenbar, es dafür de facto als autonome Provinz oder etwas Ähnliches bestätigt zu erhalten.
In einer gewissen politischen Blauäugigkeit meinte der armenische Präsident offenbar, für eine gewisse Distanz zu Rußland würde er vom Westen belohnt.
„Lawrow sagte, daß man Rußland die »Kapitulation« Karabachs im November 2020 nicht verantwortlich machen dürfe. »Vor dem eigenen Volk muß man selbständig Rechenschaft ablegen«, schloss der russische Außenminister.“
Dieser Satz ist mehrdeutig. Er betrifft nämlich alle Parteien des Konfliktes.
Die Armenier, so deutet er hiermit an, müßten sich selbst darüber klar werden, daß sie aus eigener Kraft Berg-Karabach nicht halten können – und nicht erwarten dürften, daß Rußland für sie die Kastanien aus dem Feuer holt.
Zweitens aber meint er auch sich selbst bzw. die russische Führung, die klar sagen muß, daß sie nicht ihr Land in diesen Konflikt auf Seite Armeniens hineinziehen will.
„Zuvor hatte KP.RU geschrieben, dass das russische Außenministerium den armenischen Botschafter Wagharschak Harutjunjan wegen der unfreundlichen Schritte Eriwans gegenüber Moskau einberufen habe.
Rußland hat Armenien bereits um eine Erklärung wegen der Ratifizierung des Römischen Statuts des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) gebeten.“
Armenien ist also dem internationalen Strafgerichtshof beigetreten, der einen Haftbefehl gegen Putin ausgestellt hat. Damit verpflichtet es sich zur Auslieferung des russischen Präsidenten, sollte dieser armenisches Territorium betreten.
(KP, 10.9.)
Armenien positioniert sich also gegen Rußland. Das dürfte für den Status Berg-Karabachs keinerlei Auswirkungen haben, aber ziemliche ökonomische Folgen für das ohnehin verarmte und verelende Armenien.
Es fragt sich, wie diese Schritte in Armenien selbst von der Bevölkerung aufgenommen werden?
„US-Biowaffenprogramme
In Armenien gab es Proteste gegen die Pentagon-Biolabore im Land
Das Pentagon kontrolliert 13 Biolabore im kleinen Armenien, die sich der Kontrolle der armenischen Regierung entziehen. Dagegen wurde am Wochenende in der armenischen Hauptstadt protestiert, weshalb es sich lohnt, einen näheren Blick darauf zu werfen, was über die US-Biowaffenprogramme in Armenien bekannt ist.
Vor der US-Botschaft in Armenien fand eine Protestkundgebung gegen US-Bio-Labore in Armenien statt. Die Demonstranten trugen Plakate mit den Aufschriften »Nein zu den biologischen Militärbasen des Pentagons in Armenien« und »Nein zu tödlichen biologischen US-Militärlabors«.
Sie appellierten an die Trump-Administration, die 13 in Armenien betriebenen Biolaboratorien zu schließen.
Grigor Grigorjan, ehemaliger Leiter der armenischen Behörde für Lebensmittelsicherheit, sagte, dass in Armenien verdächtige Experimente durchgeführt würden und dass das US-Programm zur Verringerung von Biorisiken (DTRA) untersucht werden müsse, da es möglicherweise gegen die Bestimmungen des Biowaffenkonvention verstoße.
Da ich bisher nicht über die US-Biolabore in Armenien berichtet habe, ist dies ein guter Anlass, das nachzuholen, denn das Thema ist tatsächlich sehr interessant.
Bekämpfung von Infektionen oder Biowaffen?
Russischen Medienberichten zufolge ist Armenien nach Georgien und der Ukraine zu ein neuer Hotspot für Biowaffenlabore der USA. Das Netzwerk wird vom US-Verteidigungsministerium über die Threat Reduction Agency (DTRA) finanziert und geleitet. Die Verlegung von Labors nach Armenien ist begründet, denn die logistischen Besonderheiten, die politische Instabilität und die militärischen Konflikte machen dieses Gebiet zu einem geeigneten Testgebiet für intransparente Experimente.
Offiziell werden in den Labors Technologien zur Bekämpfung von Infektionen entwickelt, aber Experten warnen vor dem doppelten Zweck (Dual Use) der Programme, denn unter dem Vorwand, gefährliche Krankheiten zu bekämpfen, werden oft die seit Corona bekannten Gain-of-function-Forschungen durchgeführt, bei denen Krankheitserreger so verändert werden, dass sie auf den Menschen übertragbar werden. So wird die angebliche Bekämpfung und Vorsorge von gefährlichen Infektionskrankheiten zur Tarnung für die Entwicklung gefährlicher Krankheitserreger, also Biowaffen.
Da diese Forschungen in den USA verboten sind, führen die USA diese Forschungen im Ausland durch und es ist US-Bürgern ausdrücklich erlaubt, diese in den USA selbst verbotenen Forschungen mit Finanzierung der US-Regierung im Ausland durchzuführen. Genau das hat die New Yorker NGO EcoHealth Alliance vor 2020 mit Finanzierung der Behörde von Dr. Fauci im chinesischen Wuhan mit Coronaviren von Fledermäusen getan. Obwohl das bekannt ist, bestreiten viele westliche Medien und Politiker immer noch die Laborthese.“
Es ist nicht nur „bekannt“, sondern in den USA als offizielle Version anerkannt.
„De facto haben die vom Pentagon betriebenen Labors extraterritorialen Status und entziehen sich damit der Kontrolle der Länder, in denen sie aktiv sind. Das gilt auch für Armenien, weshalb dort nun mit dem Protest vor der US-Botschaft auf die Gefahren hingewiesen wurde. So entzieht sich das (US-amerikanische) Personal der jeweiligen Gesetzgebung und die Labors selbst arbeiten praktisch ohne Kontrollen.
Planspiele
Die DTRA ist in Armenien sehr aktiv. Bei der Recherche für diesen Artikel habe ich nebenbei, also ohne danach auch nur zu suchen, alleine zwei Pandemie-Planspiele gefunden, die die DTRA 2024 in Armenien veranstaltet hat. Im Zuge der Covid-Pandemie wurden solche Planspiele bekannt, das berühmteste war Event 201 vom Oktober 2019.
Bei einem Planspiel im Mai 2024 hat die DTRA mit Vertretern Armeniens die Reaktion auf ABC-Bedrohungen durchgespielt. Der Sinn solcher Planspiele ist nicht nur, sich auf die durchgespielten Szenarien vorzubereiten, sondern man erfährt bei solchen Planspielen auch, welche Pläne ein Land für solche Situationen hat. Das Pentagon hat also quasi ganz nebenbei einen tiefen Einblick in die armenischen Sicherheitspläne bekommen. Man könnte das durchaus auch als eine Form der Spionage bezeichnen, denn an der Übung haben über 60 Vertreter armenischer Ministerien und der Regierung teilgenommen, die dem Pentagon bereitwillig die armenischen Pläne offengelegt haben.
Eine weitere Übung fand im September 2024 statt, an der neben Elizabeth DuFrane von der DTRA auch zehn armenische Behörden teilgenommen haben. Dieses Mal war es kein Planspiel am runden Tisch, sondern ein Feldtraining für den Fall des Einsatzes von Massenvernichtungswaffen, also ABC-Waffen.
Die US-Biolabore in Armenien
Die biologischen Programme der USA in Armenien werden von US-Bürgern beaufsichtigt. Für das US-Militär ist ein Captain der US-Luftwaffe dabei und von DTRA sind Elizabeth DuFrane, Michael Hunter und Abselia Theobald dafür zuständig. Natürlich sind auch amerikanische Institute und Konzerne im Boot, genannt werden beispielsweise das Battelle Memorial Institute, das Southern Research Institute, Monsanto und Pioneer Hi-Bred International.
All diese Institute und Unternehmen sind im Bereich der Bio- und vor allem den Genforschung aktiv, wobei Monsanto und Pioneer Hi-Bred sich auf landwirtschaftliche Nutzpflanzen spezialisiert haben.
Interessant ist, dass die USA in Armenien auch mit entomopathogenen Krankheitserregern forschen. Laut russischen Medienberichten wurden die entsprechenden Programme in Armenien im Jahr 2024 verlängert.
Entomopathogen bedeutet, dass es sich um Krankheitserreger handelt, die von Insekten übertragen werden, was in Fachkreisen als besonders wirksame potenzielle Biowaffen angesehen wird, wenn beispielsweise Mücken mit einer veränderten Form einer bestehenden Krankheit infiziert und ausgesetzt werden.“
Es handelt sich allerdings auch um Organismen zur Schädlingsbekämpfung, also auch hier „dual use“.
Es besteht daher der Verdacht, dass der Ausbruch des West-Nil-Fiebers in Armenien 2024 im Zusammenhang mit den US-Laboren stehen könnte. Darauf, dass das Pentagon im Ausland am West-Nil-Fieber forscht, hat das russische Verteidigungsministerium im Zuge seiner Veröffentlichungen zu den US-Biowaffenprogrammen in der Ukraine mehrfach hingewiesen.
Unter dem Deckmantel der epidemiologischen Überwachung werden in Armenien geheime Experimente durchgeführt. Vor der Haustür von Russland, dem Iran und der Türkei verändern US-Mediziner Viren und sammeln genetische Daten.
Besorgnis in der Türkei
Kürzlich meldeten türkische Medien, dass Korrespondenz zwischen der Firma ACCU Reference Medical Laboratory und dem US-Militärattaché in Armenien, Oberstleutnant Kevin Steele, ins Internet gestellt wurden.“
Von wem fragt man sich?
Gewöhnliche private Hacker oder doch staatliche Behörden?
„ACCU Reference Medical Laboratory ist ein Netzwerk amerikanischer Forschungslabors, die mit dem US-Verteidigungsministerium zusammenarbeiten. Aus der Korrespondenz geht hervor, dass die Labors in Armenien versucht haben, die Daten eines Erregers mit dem Codenamen „SAT-2“ (Southern African Territories 2) zu verändern.
In der öffentlich gewordenen Korrespondenz wird die Notwendigkeit betont, »biologische Proben aus den an Armenien angrenzenden Regionen der Türkei zu versenden und zu analysieren« und »Tests zur Veränderung des SAT-2-Serotyps durchzuführen«. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, dass alle relevanten Informationen »unter der Kontrolle des US-Verteidigungsministeriums stehen müssen«.
Wie sich zeigte, ging es dabei um die Maul- und Klauenseuche.
Ausbrüche der Maul- und Klauenseuche führen zu einem Rückgang der Milch- und Fleischproduktion, zu erhöhten Kosten und legen den Handel mit Lebensmitteln und Nutztieren in dem betroffenen Gebiet praktisch lahm. Die Krankheit wirkt sich daher im Grunde mehr auf die Wirtschaft als auf die Viehzucht aus, was sie ebenfalls zu einer potenziellen Biowaffe macht, mit der man ein gegnerisches Land wirtschaftlich schwächen kann.
Weil die Maul- und Klauenseuche so gefährlich ist, wird sie seit über hundert Jahren aktiv bekämpft und Ausbrüche sind in den meisten Teilen der Welt eine Ausnahme. Lediglich in Afrika und Teilen von Asien ist die Krankheit heute noch verbreitet.“
Hin und wieder tritt sie jedoch auch in Europa auf … Es ist also nicht gelungen, sie endgültig auszurotten.
„Interessant ist, dass die Krankheit 2023 in der Türkei und im Irak entdeckt wurde. Daher war die öffentlich gewordene Korrespondenz in türkischen Medien ein Thema, denn es ging, wie gesehen, um »biologische Proben« aus den an Armenien angrenzenden Regionen der Türkei.
»Ethnische Waffen«
Die armenische Regierung spielt seit 2008 mit biologischen Bedrohungen. Ein US-Labor wurde in der Stadt Gyumri eröffnet, nicht weit von der damals in Armenien stationierten 102. russischen Militärbasis entfernt. Offenbar gehören diese Einrichtungen nominell Armenien, aber es ist bekannt, dass nur amerikanische Militärärzte Zutritt zu den Labors haben.
Nach der Eröffnung der amerikanischen Biolabors sind in Armenien asiatische Tigermücken aufgetaucht, die das Tropenfieber, das Dengue-Fieber, das Chikungunya-Virus und das Zika-Virus übertragen.
Offiziell sollen die Labors gefährliche Krankheitserreger wie Anthrax aufspüren. Der durchgesickerten Korrespondenz zufolge werden unter dem Deckmantel der »epidemiologischen Überwachung« jedoch geheime Experimente durchgeführt.
Im Jahr 2020 unterzeichnete der damalige armenische Gesundheitsminister Araik Harutjunjan eine Vereinbarung mit USAID, um das Programm »Genetische Gesundheit der Nation« zu starten. Das Hauptziel des Programms sollte darin bestehen, Erbkrankheiten zu verhindern. Aus den durchgesickerten Informationen geht hervor, dass das Programm initiiert wurde, um die Sammlung genetischer Daten und deren Verwendung in der militärischen Forschung sicherzustellen.“
Es wird interessant werden, zu verfolgen, ob diese Experimente mit dem Aufmischen der USAID in den USA auch ins Visier von der DOGE-Behörde geraten, oder mit andern Finanzspritzen weitergeführt werden.
„Die USA sammeln weltweit genetische Daten möglichst aller Ethnien. Es ist bekannt, dass in den USA Forschungen finanziert werden, die die Anfälligkeit bestimmter Ethnien für bestimmte Krankheiten erforschen.
Auch das ist ein Feld der Biowaffenforschung, die das Ziel hat, Krankheitserreger, also Biowaffen, zu entwickeln, die nur für ganz bestimmte Ethnien gefährlich sind. In deutschen Mainstream-Medien wird das heute als Verschwörungstheorie bezeichnet, aber die Forschungen gibt es nun einmal.
Und sie ist keineswegs neu, schon 1999, als die Gentechnik aus heutiger Sicht noch in den Kinderschuhen steckte, haben westliche Forscher vor dieser Entwicklung gewarnt. Heute sind diese Forschungen längst Realität, werden aber in der westlichen Presse kaum erwähnt.
»Ethnische Propaganda« auf Wikipedia
Bei dem Thema das selbsternannte Lexikon Wikipedia interessant, denn der deutsche Wikipedia-Artikel über „Ethnische Waffen“, also auf bestimmte Ethnien zugeschnittene Biowaffen, bezeichnet Ethnische Waffen sinngemäß als Verschwörungstheorie oder russische Propaganda, während man im englischen Wikipedia-Artikel eine ganze Liste von Berichten westlicher Medien bis hin zu Foreign Policy findet, die sich ernsthaft mit dem Thema beschäftigen. Allerdings wirft der englischsprachige Wikipedia-Artikel wenig überraschend China vor, solche Waffen zu entwickeln.
Das zeigt wieder anschaulich, was für ein geschicktes Propaganda-Instrument Wikipedia ist, denn in Deutschland, wo die Erklärungen des russischen Verteidigungsministeriums über die US-Biowaffenlabore vom Anti-Spiegel übersetzt und veröffentlicht und von anderen kritischen Medien übernommen werden, setzt Wikipedia den Schwerpunkt auf »russische Propaganda«, weil es in den russischen Berichten um die Sammlung von Bioproben von Russen und Ukrainern durch die USA zur Entwicklung von »ethnischen Waffen« geht. Deutsche Leser sollen das für Unsinn halten, also bezeichnet das deutsche Wikipedia Ethnische Waffen als »russische Propaganda«.
In englischen Version hingegen ist der Artikel vor allem für die USA bestimmt, wo die Kontroverse über die Herkunft von Covid-19 läuft, bei der sich die Laborthese weitgehend durchgesetzt hat.
Um von der Finanzierung der in Wuhan von US-amerikanischen Wissenschaftlern durchgeführten Forschung an Coronaviren von Fledermäusen durch die US-Regierung abzulenken, sind ethnische Waffen in der englischsprachigen Version des Wikipedia-Artikels keine Verschwörungstheorie oder russische Propaganda, sondern konkrete Forschungen, an denen allerdings angeblich China arbeitet.
Für das amerikanische Publikum sind Ethnische Waffen also etwas Chinesisches.
Auch die russische Version des Wikipedia-Artikels zu dem Thema ist auf das Zielpublikum, in diesem Falle also Russen, zugeschnitten. Dort kann man erfahren, dass ethnische Waffen unrealistisch und dass alle Meldungen der russischen Regierung darüber natürlich nur dumme Propaganda seien. Als Beleg dafür führt Wikipedia auf Russisch Medienberichte der vom Westen und von Chodorkowski finanzierten russischsprachigen Portale Meduza und andere an.
Angesichts dieser auf das jeweilige Publikum zugeschnittenen Wikipedia-Artikel zum Thema »Ethnische Waffen« muss man bei Wikipedia wohl von »ethnischer Propaganda« sprechen.“
Man merkt aber daran, daß es bei der Lektüre von Wikipedia in mehreren Sprachen durchaus möglich ist, Informationen herauszufiltern.
„Aber zurück zum eigentlichen Thema.
Warum Armenien?
Die Frage ist, warum ausgerechnet das kleine Armenien mit seinen nur etwa drei Millionen Einwohnern für die USA so interessant ist. Immerhin betreiben die USA in Armenien ihre weltweit zweitgrößte Botschaft und in wohl keinem Land der Welt geben US-amerikanische NGOs pro Einwohner so viel Geld für die Beeinflussung der öffentlichen Meinung aus. Darüber habe ich hier detailliert berichtet.“
Die US-Botschaft in Jerewan, am Ufer des Jerewan-Sees gelegen und festungsähnlich abgeschirmt, ist auch deshalb so groß, weil es neben dem offiziellen Botschaftsgebäude, einem großen Parkplatz und einigem Gelände für Freizeitaktivitäten auch einen beträchtlichen Stützpunkt von USAID gibt, dessen Zukunft man verfolgen sollte.
„Armenien liegt zwischen der Türkei, Russland und dem Iran, also Ländern, die für die USA aus unterschiedlichen Gründen ganz oben auf ihrer geopolitischen Prioritätenliste stehen. Außerdem ist der Kaukasus mit seiner Vielzahl an Völkern für die Forschung an ethnischen Waffen sehr interessant. Armenier werden daher als eine »Bevölkerung mit einzigartigen genetischen Merkmalen« betrachtet, die für ethnische Waffen interessant ist.
Und im Gegensatz zu anderen Ländern der Region ist Armenien »willig«. Das galt früher auch für das angrenzende Georgien, wo die USA schon lange ein umstrittenes Biolabor unterhalten, aber die georgische Regierung wird den USA gegenüber bekanntlich immer widerspenstiger.
Armeniens Regierung unter Ministerpräsident Paschinjan hingegen ist den USA treu ergeben und will immer neue Finanzhilfen aus dem Westen. Die armenische Regierung stellt keine lästigen Fragen zu den Aktivitäten der US-Biolabore im eigenen Land.
Grigor Grigorjan, ein Experte für biologische Sicherheit, Wissenschaftler und Virologe und ehemaliger Leiter der armenischen Behörde für Lebensmittelsicherheit, gab dem armenischen Portal „Arm Info“ schon 2022 ein Interview, in dem es vor allem um die amerikanischen Biolabors ging. Seine wichtigsten Thesen waren:
Eigentlich interessant, wie Georgien dazu steht.
Wenn man sich zurückerinnert, so wurden die gesamten Proteste gegen die Regierung dort nur von EU-Politikern angefacht und und in den EU-Medien groß besprochen.
Jetzt ist das alles irgendwie Schnee von gestern.
Aber mit den USA gibt und gab es keine Probleme.
Soviel nur zum Umfeld dieses bewußten Labors in Georgien.
„Armenien und die OVKS
Die OVKS sind ein Verteidigungsbündnis, in dem sich diverse ehemalige Sowjetrepubliken zusammengeschlossen haben. Armeniens Ministerpräsident Paschinjan hat sich jedoch der NATO zugewandt und Armeniens Aktivitäten in der OVKS de facto ausgesetzt. So erklärte Paschinjan beispielsweise, dass Armenien die OVKS-Übung »Unbreakable Brotherhood-2023« nicht auf seinem Territorium abhalten wolle.
Offiziell erklärte Paschinjan, dass er die Übungen wegen der anhaltenden Verschlechterung der Beziehungen zu Aserbaidschan und der Position der OVKS in dieser Frage abgelehnt hat. Allerdings gab es einen weiteren wichtigen Grund für diese Absage.
Im Oktober 2022 war Kasachstan Gastgeber der Übung „Interaction-2022“ der kollektiven Streitkräfte der OVKS, bei der eine kombinierte Einheit für den Schutz und die medizinische Unterstützung der OVKS gebildet wurde, die die Aufgabe hatte, einen Ausbruch einer besonders gefährlichen Infektion zu bekämpfen. Das ist eine neue Einheit im kollektiven Sicherheitssystem, die auf biologische Bedrohungen reagieren soll.
Die armenische Führung ist sich darüber im Klaren, dass die Aktivitäten der kombinierten OVKS-Einheit während der OVKS-Übung die Gefahr einer zufälligen Entdeckung von Spuren hochgefährlicher Krankheitserreger darstellen, an denen in diesen Labors gearbeitet wird. Im kleinen Armenien befinden sich 13 Biolabore, die unter der Kontrolle der USA stehen. Daher hätte die Durchführung von »Unbreakable Brotherhood-2023« in Armenien mit spezialisierten ABC-Truppen inklusive Ausrüstung für biologische Aufklärung und Analyse biologischer Proben die Gefahr bedeutet, nicht nur Erreger gefährlicher Viren, sondern vor allem Beweise für die Entwicklung von Elementen biologischer Waffen in Armenien zu finden.“
Das ist natürlich auch der Grund bzw. einer der Gründe, warum die OVKS gerne diese Manöver in Armenien durchgeführt hätten …
„»Wohltäter« USA
Der Umfang der US-Finanzierung für militär-biologische Aktivitäten in Armenien übersteigt die humanitäre Hilfe für die Flüchtlinge aus Bergkarabach, aber die USA versuchen, die Aufmerksamkeit der armenischen Öffentlichkeit von der Finanzierung der Biolabore in Armenien abzulenken, indem sie über ihre NGOs und von ihnen bezahlte Medien und Blogger ausführlich über ihre Hilfe für die Opfer des Bergkarabach-Konflikts berichten.
Seit 2020 haben die USA in Armenien über 50 Millionen Dollar für Biolabore bereitgestellt, darunter beispielsweise über 11 Millionen Dollar für zusätzliche Ausrüstung für die Ausstattung des Labors im Nationalen Zentrum für Seuchenkontrolle und -prävention des Gesundheitsministeriums in Eriwan. Für die Labors des Zentrums für Seuchenkontrolle und -prävention in Gyumri gab es über 4 Millionen Dollar. Für die Opfer des Bergkarabach-Krieges haben die USA 2023 hingegen nur 11,5 Millionen Dollar bereitgestellt. Hinzu kommen 23 Millionen Dollar an sonstiger humanitärer Hilfe für Armenien seit 2020.
(Anti-Spiegel, 24.3.)