Pressespiegel El País, 25.9.: Artilleriefeuer

„DIE UKRAINE ERÖFFNET EINE NEUE FRONT AUF DER KRIM

Die ukrainischen Streitkräfte nutzen die neu in ihr Arsenal aufgenommenen Langstreckenwaffen, um den Eindringling auf der Schwarzmeerhalbinsel regelmäßig zu bestrafen“

Die Wortwahl dieses Artikels ist etwas eigenartig. Irgendwie soll suggeriert werden, neben der ins Stocken geratenen Offensive, die de facto gescheitert ist, gibt es anderswo Erfolge, die das Blatt noch zugunsten der Ukraine wenden könnten.
Der ganze Artikel hat dabei 2 Ebenen: Einerseits kommen Erfolgsmeldungen, andererseits wirkt das ganze etwas künstlich und man kann zwischen den Zeilen lesen, daß das mehr Showeffekte sind, die an der tatsächlichen Lage nicht viel ändern.

„Die Ukraine hat auf der Krim eine neue Kriegsfront eröffnet.“

Also bitte.
Nach 2 spektakulären Angriffen auf die Krim-Brücke und anderen Luftschlägen gegen militärische Objekte auf der Krim kann man diese Front wirklich nicht als „neu“ bezeichnen.

„In dieser Offensive gibt es keine Infanterie- oder Panzerangriffe.“

No na.
Dafür hätte ja erst einmal der ursprünglich geplante Durchbruch zum Azowschen Meer stattfinden müssen.

„Die ukrainische Offensive auf der 2014 von Russland illegal annektierten Schwarzmeerhalbinsel erfolgt zu Wasser und in der Luft.“

Man fragt sich, warum diese gebetsmühlartig wiederholten Bemerkungen, daß die Russen illegal auf der Krim sind?

Soll damit die Rechtmäßigkeit dieser Angriffe unterstrichen werden, auch wenn sie strategisch zweifelhaft sind und vielleicht bald mit Streumunition oder abgereichertem Uran erfolgen?

„Die Ergebnisse, die Kiew erzielt, sind möglich, weil seine Verbündeten in der NATO grünes Licht für den Einsatz der von ihnen gelieferten Waffen gegeben haben.
Die Zustimmung des Westens stellt eine bedeutende Drehbuchänderung dar, denn bis vor wenigen Monaten galt die Krim in Washington, Berlin oder Paris als rote Linie, die den Konflikt noch weiter eskalieren lassen könnte. Für den Kreml und für die meisten Russen ist die Krim ein unveräußerlicher Teil ihrer nationalen Identität.“

Aha.
Alles klar.
Offenbar nehmen die USA und ihre Verbündeten eine Eskalation in Richtung Atomkrieg in Kauf, Hauptsache, der Krieg kann weitergehen.

„Die russische Militärinfrastruktur auf der Krim wird fast täglich angegriffen. Die letzten zwei Wochen waren für die ukrainische Luftwaffe besonders erfolgreich. Am 13. September wurde das Trockendock für Militärschiffreparaturen in Sewastopol bombardiert, wobei ein U-Boot und ein Landungsschiff beschädigt wurden. Am 20. wurde das zweite Kommandohauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte teilweise zerstört.
Am 21. September wurde der Luftwaffenstützpunkt Saki, Russlands wichtigster Luftwaffenstützpunkt auf ukrainischem Territorium, erneut angegriffen. Drei Raketen trafen am 22. dieses Monats während eines Treffens hochrangiger Offiziere der russischen Marine und des südlichen Militärbezirks, der die Invasionstruppen in der Provinz Cherson und an der Saporischschja-Front leitet, das Hauptquartier der russischen Flotte in Sewastopol. Einen Tag später, am vergangenen Samstag, zerstörte eine ukrainische Rakete ein Treibstofflager der russischen Flotte auf der Krim.

Der Protagonist dieses neuen Kriegsszenarios ist der Storm Shadow–SCALP-EG, ein britisch-französischer Marschflugkörper, die das UK an die Ukraine liefert.
Es ist die erste Langstreckenwaffe (550 Kilometer), die die Alliierten in die Ukraine schicken. Seit dem Frühjahr wurde es zunächst dazu eingesetzt, russische Kommandostützpunkte an der Donbass- und Saporischschja-Front zu überlisten. Im Jahr 2022 stellten die USA Himars-Raketen mit einer Reichweite von 80 Kilometern zur Verfügung. Sie waren maßgeblich an der Zerstörung des Kommandohauptquartiers und der Arsenale der Eindringlinge in den Gegenoffensiven beteiligt, die die Provinz Charkow und die Hälfte der Provinz Cherson befreiten. Die russische Reaktion bestand darin, diese Kasernen und Waffenverteilungszentren über 80 Kilometer hinaus zu verlegen. Mit dem »Sturmschatten« ist kein sicherer Abstand mehr möglich.“

Der Storm Shadow wurde bisher im Irak und in Syrien eingesetzt. Der Irakkrieg 2003 war sozusagen die Feuertaufe.
Das waren allerdings inferiore Gegner, die diesen Sprengkörpern nichts entgegensetzen konnten.
Jetzt wird man sehen, ob das in Rußland anders ist. Bisher haben die Russen offenbar noch kein Gegenmittel gefunden.

„Neu ist, dass die Storm Shadow nun die Speerspitze der Offensive auf der Krim sind. Die Bombenanschläge der letzten zwei Wochen in Sewastopol erfolgten mit diesen Raketen. Aber es wird nicht die einzige NATO-Langstreckenwaffe im Dienste der Ukraine sein, denn nach mehr als einem Jahr zäher Verhandlungen und amerikanischen Zweifeln an der Zweckmäßigkeit eines Angriffs auf die Krim hat Präsident Joe Biden angeblich zugestimmt, die Präzisionsraketen zu liefern und Langstrecken-ATACMS, wie mehrere amerikanische Medien berichten.
Generalleutnant Kirilo Budanov, Chef der Geheimdienste des Verteidigungsministeriums der Ukraine, versicherte diesen Samstag in einem Interview in den amerikanischen digitalen Medien The War Zone, dass das ATACMS nicht gegen russisches Territorium eingesetzt werde, wie Kiews Partner fordern. aber er betonte, dass die Krim zur Ukraine gehöre. Eine weitere Mittelstreckenrakete, die die Ukraine auf der Krim einsetzt, ist die Neptun, eine Waffe, die ursprünglich für Seeziele entwickelt wurde, aber für den Angriff auf Landziele angepasst wurde. Das Problem besteht laut Budanov darin, dass die Ukraine nicht über die Kapazitäten verfügt, um eine große Anzahl von Neptun zu produzieren.

Eine Offensive und drei Ziele

Nach Angaben des ukrainischen Oberkommandos verfolgt die in diesem Sommer begonnene Offensive auf der Krim drei Ziele. Das grundlegendste ist, wie Budanov in »The War Zone«, aber auch sein Sprecher Andrij Jusov am 20. September in den Staatsnachrichten feststellte, die Annullierung der Logistikkette der russischen Armee auf der Krim.

Ressourcen für die Truppen an der Südfront gelangen über die Halbinsel hinein und hinaus. Infanterieeinheiten der russischen Flotte beteiligen sich an der Verteidigung der besetzten Gebiete in Cherson und Saporischschja. Deshalb liegt der Schwerpunkt auf der Zerstörung von Treibstoffdepots und Stützpunkten, aber auch auf den Angriffen auf die Tschongar-Brücke, die die Halbinsel mit der Provinz Cherson verbindet, und insbesondere auf die Kertsch-Brücke, die einzige Straßenverbindung zwischen der Krim und Russland Gebiet.

Ein weiteres Ziel der Offensive ist die Zermürbung der russischen Flugabwehr. Die ukrainische Taktik auf der Krim folgt der gleichen Logik wie die russische bei ihren Bombenangriffen auf Städte im Hinterland: Zuerst werden Drohnenwellen geschickt, um die Munition aus den Batterien zu verbrauchen, und dann betreten die Marschflugkörper den Tatort. »Luftverteidigungsausrüstung ist sehr teuer und die Herstellung dauert lange, und die Russen haben alle ihre Einheiten im Einsatz, sogar in Moskau«, bemerkt Budanow. Dies ist einer der von der ukrainischen Luftwaffe angegebenen Gründe, regelmäßig Drohnenbomben auf russisches Territorium abzufeuern, um die russischen Flugabwehrbatterien von der Front fernzuhalten. »Wir greifen auch deshalb die Krim an, denn wenn sie neue Ausrüstung dorthin überstellen, so müssen sie diese von woanders abziehen.«

Die Krim wird durch eines der besten Flugabwehrbatterienetze der Welt geschützt. Sein Rückgrat sind die S-400-Batterien. Laut Satellitenbildern westlicher Geheimdienste hat die Ukraine diesen Sommer bereits zwei von sechs auf der Halbinsel zerstört – eines davon mit einer Neptun.

Eine weitere ukrainische Offensivkarte hat eine bemerkenswerte Rolle bei der Verwundbarkeit der russischen Luftkontrolle gespielt: die Angriffe der Spezialeinheiten auf der Krim. Teams von einem Dutzend Soldaten ist es gelungen, mit Schnellbooten an die Küste der Krim zu gelangen. Die Infiltrationsoperationen dauern zwar nur kurze Zeit, dienten aber nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums der Informationsbeschaffung und, im Falle des Angriffs auf Kap Tarchankhut am 24. August, der Zerstörung eines Radarsystems.“

Allerdings wurden nach russischen Angaben einige dieser Teams versenkt, sodaß dergleichen Aktionen in letzter Zeit zurückgefahren wurden.
Die ersten „Ausflüge“ dieser Art gelangen nur dank des Überraschungseffekts.

„Der dritte Zweck der Offensive auf der Krim besteht darin, wie der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates der Ukraine, Oleksii Danilov, definiert hat, »die russische Schwarzmeerflotte in Scheiben zu schneiden«. Russische Militärschiffe transportieren Material für ihre Truppen an der Saporischschja-Front durch das Asowsche Meer und haben zudem das Schwarze Meer für die Schifffahrt zwischen der Ukraine und dem Ausland gesperrt.

Die Ukraine zwingt Moskau zu vorsichtigerem Manövrieren im Schwarzen Meer, da ihre Schiffe durch die Neptun und ihre Seebombendrohnen anfällig sind. Diese Drohnen haben Kriegsschiffe auf der Krim, in russischen Häfen in der Provinz Krasnodar und sogar auf hoher See Hunderte Kilometer von der ukrainischen Küste entfernt angegriffen, wie im vergangenen Juli, als sie das russische Patrouillenboot »Sergei Kotov« außer Gefecht setzten.

Begleitet werden die Drohneneinsätze von amphibischen Einsätzen von Spezialkräften, die im Schwarzen Meer Inselchen und auch Kohlenwasserstoff-Förderplattformen zurückerobert haben, die sich seit der Besetzung der Krim im Jahr 2014 in russischer Hand befanden. Die Intensivierung der Operationen zur Sicherung des Schwarzen Meeres fielen mit der Eröffnung einer neuen Route für den Export von ukrainischem Getreide zusammen, einer alternativen Route zur Aufkündigung des Abkommens mit der Türkei und der UNO durch den Kreml im vergangenen Juli, das den Transport von Handelsschiffen mit Getreide aus dem überfallenen Land erlaubte.

Vadim Skibitski, Vertreter der Geheimdienste des ukrainischen Verteidigungsministeriums, machte am 9. September in staatlichen Nachrichten deutlich, dass seine Streitkräfte handeln, um die russische Kontrolle im Schwarzen Meer zu »neutralisieren«: »Die Krim ist für Russland von zentraler Bedeutung für seine Kontrolle des Schwarzen Meeres und seinen Zugang zum Mittelmeer. Ihre Position stellt auch eine Bedrohung für den zivilen Seehandel dar. Das muss ein Ende haben.«“

Die Ukraine versucht also jetzt auf dem Meer weiterzumachen, nachdem sie am Land kaum vorankommt.
Das dürfte auch als Strategie von den Verbündeten entwickelt worden sein, die ihre Marschflugkörper ausprobieren wollen.

10 Gedanken zu “Pressespiegel El País, 25.9.: Artilleriefeuer

  1. Die russische Sichtweise zu dieser Entwicklung stellt das Ganze etwas anders dar:

    „Die Ukraine bereitet sich auf eine russische Offensive vor:
    Warum lieferten die USA ATACMS-Langstreckenraketen an die ukrainischen Streitkräfte?

    Der US-Präsident versprach dem ukrainischen Staatschef die Lieferung von 60 ATACMS-Marschflugkörpern an die ukrainischen Streitkräfte. In Kiew wollen sie natürlich noch mehr und hoffen, dass der deutsche TAURUS zu den amerikanischen Lieferungen hinzugefügt wird.

    Wir haben mit dem Herausgeber der Zeitschrift „Arsenal des Vaterlandes“, Alexei Leonkov, darüber gesprochen, ob diese amerikanischen Raketen in der Lage sind, die Situation an der Front zu verändern, welche Bedrohungen sie für unsere Einheiten an der Front und im Hinterland darstellen.

    KP: Warum sind diese amerikanischen Raketen so gefährlich? und wie unterscheiden sie sich von den britischen und französischen, die die ukrainischen Streitkräfte bereits auf den Donbass und die Krim abgefeuert haben?

    AL: In der Ukraine gibt es bereits Abschußrampen für die ATACMS. Diese Rakete gibt es in zwei Typen. Entweder mit mit Sprengköpfen mit großer Durchschlagskraft – wie die HIMARS oder Storm Shadow, oder als zweite Option – mit Steubomben.
    Die ATACMS hat einen etwas kleineren Sprengkopf als Storm Shadow. Die mit Streubomben ausgestatteten Sprengköpfe sind gegen Infanterie und gepanzerte Fahrzeuge konzipiert.

    KP: Werden die Amerikaner die Ukraine jetzt mit diesen Raketen mit Streusprengköpfen versorgen?

    AL: Die Sache ist die: Sie haben sehr viel davon. Die Produktion solcher Raketen wurde in den USA 2007 eingestellt. Damals waren bereits alle ihre Lager übervoll mit dem Zeug.“

    Das deutet darauf hin, daß diese Art von Waffen eine Bestimmung hatten, die zwar nach dem Fall des Eisernen Vorhangs bewährte, aber dann wenig Einsatzmöglichkeiten bot.
    Die Raketen mit Streumunition eignen sich hervorragend zur Zerstörung weiter Landstriche, sind also eine Art Verbrannte-Erde-Werkzeug, das man einsetzen kann zur Bestrafung unbotmäßiger Staaten – Karthago ist zu zerstören! –, haben aber wenig strategischen Wert im Krieg selbst.

    „Während der gesamten Produktion solcher Raketen wurden 482 Stück bei Manövern oder im Krieg eingesetzt, also verbraucht. 32 Raketen im Jahr 1991 – hauptsächlich ATACMS-Streuraketen im Irak, M-39. Und von 2003 bis 2009 wurden 450 dieser Raketen abgeschossen.

    KP: Und der Rest?

    AL: Die liegen weiter in den Lagern herum. Und dort vor allem Streusprengkopf-Raketen. Die USA haben mehr als 2.600 ATACMS und mehr als die Hälfte davon sind mit Streusprengköpfen ausgestattet. 950 davon sind mit Splittermunition, Antipersonenmunition versehen. Und 275 davon sind Mehrfachsprengköpfe – zur Zerstörung gepanzerter Fahrzeuge.

    KP: Wird Kiew beide Versionen erhalten?

    AL: Die Amerikaner haben am meisten mit der Variante der panzerbrechenden Munition gearbeitet. Sie versuchten, Zielsuchraketen zu entwickeln, die gezielt erkannte gepanzerte Fahrzeuge treffen würden. Sie arbeiten jetzt daran, bewegliche Ziele zu treffen. Heute steht das Projekt Precision Fire Systems bzw. Long Range Precision Fires im Mittelpunkt.

    KP: Was für ein Projekt?

    AL: Dies ist die Konstruktion einer neuen Abschußvorrichtung, von der man Raketen mit bis zu 500 km Reichweite abschießen kann.

    KP: Wie sieht es derzeit aus?

    AL: Bisher sind es 300 km. Bei Splitterraketen mit hoher Durchschlagskraft handelt es sich um die M-57 E1-Rakete, die laut Gerätebeschreibung eine Abweichung von 3 bis 10 Metern aufweist.

    KP: Kann sie als hochpräzise Waffe betrachtet werden?

    AL: Dies ist in der Tat eine Präzisionswaffe. Ein solches System kann tief im Hinterland sehr effektiv zuschlagen. Die Abschußvorrichtung selbst kann 100 km von der Front entfernt liegen und die Rakete auf Ziele 200 km hinter der Frontlinie abschießen.

    KP: Sind ATACMS gefährlicher als die britischen und französischen Raketen, die bisher an die ukrainischen Streitkräfte geliefert wurden?

    AL: Es gibt eine größere Anzahl dieser M-39-Raketen, mit deren Produktion die Amerikaner 1991 begonnen haben.“

    Eine interessante Antwort. Der Journalist fragt nach der Qualität, der Militärexperte kontert mit der Quantität.
    Damit soll gesagt werden, die Storm Shadow werden vielleicht bald einmal verschossen sein, die AWACS werden den Krieg noch länger begleiten.

    „KP: Das heißt, die 60 Stück, die Biden Zelenskij versprochen hat, sind nur eine vorläufige Zahl?

    AL: Ja, das ist vorläufig. Die Anzahl der abgeschossenen Raketen ist auch abhängig von den Abschuß-Vorrichtungen. Verschiedene Arten von Salven lassen sich da einstellen und kombinieren.“

    Auch wieder eine eigenartige Antwort.
    Der Jounalist fragt, wie viele Raketen die USA liefern könnten, der Militärexperte erklärt, wie viele Raketen abgeschossen werden können.

    Es kann von einer Salve eines Mehrfachraketenwerfers begleitet sein, um unsere Luftverteidigung abzulenken. So haben sie die HIMARS ursprünglich gestartet: Wir haben die zwecks Ablenkung verschossenen (kleineren) Flugkörper getroffen und die Rakete von Totschka U oder HIMARS flog zu uns. Ich nehme an, bei den ATACMS wird genauso vorgegangen werden.

    KP: Aus welchem Grund erfolgen diese neuen Lieferungen?

    AL: Diese Lieferung von Raketen ist darauf zurückzuführen, dass die Ukraine groß angelegte Offensivoperationen einstellen wird. Sie haben nicht genug Soldaten und es gibt nicht genügend Angriffswaffen von den USA und ihren Verbündeten. Und Streumunition ist eine Verteidigungswaffe. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, die vorrückende feindliche Streitmacht so weit wie möglich zu vernichten.

    KP: Sie bereiten sich also auf unseren Angriff vor?

    AL: Bei unseren gegnern gibt es nüchterne Analysten – und sie stellen fest, dass wir offensives Potenzial angesammelt haben.
    Wenn wir die Professionalität vergleichen, dann gibt es in Russland mehr Fachkräfte und in der Ukraine weniger. In den ukrainischen Streitkräften gibt es nur 1–3 Prozent Soldaten, die seit 2014 kämpfen. Und 4-5 Prozent derjenigen, die seit dem 24. Februar 2022 an Gefechten beteiligt waren.
    Der Rest wurde auf der Straße rekrutiert. Sie sind nur mäßig motiviert. Sie wurden als Kanonenfutter für hoffnungslose Vorstöße eingesetzt und verbraucht.

    KP: Also sollten amerikanische Raketen Kiew keinen Angriffsimpuls geben, sondern der Verteidigung dienen?

    AL: Der Westen hat bereits verstanden, dass die gesamte Front zusammenbrechen wird, wenn Russland eine Offensive startet, die Frontbefestigungen durchbricht und taktische und operative Erfolge erzielt. Und um dies zu vermeiden, werden befestigte Gebiete geschaffen. An denen sie sich mit Zähnen und Klauen festhalten werden. Und ihre Hauptaufgabe besteht darin, unsere Angriffe zu verhindern. Wozu sonst dient diese Streumunition?
    Und um uns psychologisch zu untergraben, greifen sie zivile Ziele an.“

    (KP, 25.9.)

  2. Um das Bild zu vervollständigen, noch die Bemerkungen des österreichischen ORF-Korrespondenten zu dem Volltreffer in Sewastopol:

    Es ist eine Ohrfeige für den russischen Personenschutz, aber Rußland hat einfach genug militärisch ausgebildete Kader.
    Ein Game-Changer ist diese Art von Angriff nicht.

    Auch zu Beginn der Kampfhandlungen gelang es, hohe russische Offiziere zu liquidieren, aber für den Kriegsverlauf selbst hatte das wenig Bedeutung.

    Der Ukraine gefällt diese Berichterstattung von Wehrschütz gar nicht, sie will ihn nicht mehr als Korrespondenten.

  3. Die beste Anwort auf die Storm Shadow-Angriffe wären Angriffe auf die westukrainischen Flughäfen, von wo diese Flugzeuge starten.

    Das wurde möglicherweise auch als Drohung gegenüber der NATO deponiert.

  4. „Die New York Times veröffentlichte einen Brief der in Kiew lebenden Maria Varenikova, die behauptet, dass in den Herzen der Ukrainer Platz für Trauer (zusätzlich zur Trauer um die im Kampf Gefallenen) um den verstorbenen amerikanischen Schauspieler Matthew Perry, Star der Serie »Freunde«, sei:
    „Die Serie hat fast das gleiche Alter wie die Unabhängigkeit der Ukraine. Ich bin mit ihr aufgewachsen, wie viele Ukrainer. Ich bin überaus traurig über diese Nachricht und kann sagen, dass Zehntausende Menschen sie gelesen haben.“

    Eine andere Ukrainerin, Anastasia Nigmatulina, sagte, dass sie sich die Serie immer wieder ansehe und sich dadurch besser fühle: „Ich habe das Gefühl, einen engen Freund verloren zu haben.“
    Varenikova schreibt außerdem, der Erfolg der Serie in der Ukraine sei auf die ukrainische Synchronisation zurückzuführen – und diese habe vielen Ukrainern geholfen, die ukrainische Sprache zu lernen.

    Hier ist also der Hund begraben – und wir dachten, dass die Bewohner der Ukraine diese großartige und alte Sprache seit der Zeit des Alten Testaments mit der Muttermilch aufgenommen hatten.“

    (KP, 4.11.)

  5. „Antirussischer Pakt:
    Großbritannien und die Ukraine haben einen neuen Plan zur Bekämpfung der Russischen Föderation ausgearbeitet

    London und Kiew wollen ein Sicherheitsabkommen unterzeichnen In den kommenden Wochen wird Großbritannien voraussichtlich einen zehnjährigen Sicherheitspakt mit der Ukraine unterzeichnen. Im Rahmen dieser Vereinbarung plant London, seine Marineerfahrungen mit Kiew im Kampf gegen Russland zu teilen. Das UK ist zuversichtlich, dass dies der Ukraine helfen und Signale an ihre Verbündeten senden wird.

    10-Jahres-Plan

    »Großbritannien wird seine Marinekompetenz nutzen, um der Ukraine im Rahmen eines zehnjährigen Sicherheitspakts, der in den kommenden Wochen unterzeichnet werden soll, bei der Kontrolle des Schwarzen Meeres zu helfen.« Das Memorandum of Understanding bindet London an das Versprechen, Kiew im Kampf gegen Russland zu unterstützen, indem es militärische Unterstützung, hauptsächlich Marinekampfeinheiten, sowie finanzielle Unterstützung und den Austausch von Geheimdienstinformationen bereitstellt«, berichtet die britische Zeitung The Telegraph unter Berufung auf hochrangige Quellen.

    Die Gesprächspartner der Zeitung machten keine Angaben darüber, welche Art von Waffen die britischen Behörden im Rahmen dieses Paktes an ihre ukrainischen Kollegen schicken werden. Es wird lediglich darauf hingewiesen, dass es sich dabei sowohl um Bodenwaffen als auch um Luftwaffen handeln wird.

    Das künftige Abkommen wird auf der jüngsten Ankündigung aufbauen, dass Großbritannien und Norwegen eine neue Seekoalition anführen werden, um die Ukraine auf See zu unterstützen. »Die neue Koalition wird der Ukraine langfristige Unterstützung bieten, einschließlich Ausbildung, Ausrüstung und Infrastruktur, um die Sicherheit im Schwarzen Meer zu stärken«, sagte das britische Verteidigungsministerium.“

    Wie das aussehen wird, angesichts der Souveränität der Türkei über die Meerengen, wird man noch sehen.
    Allerdings ist so eine Vereinbarung (»Memorandum of Understanding«) sowieso ohne Rechtskraft.

    „Das Ministerium geht davon aus, dass die Koalition Kiew langfristig dabei helfen wird, »seine Seestreitkräfte kompatibler mit der NATO zu machen«.
    Der britische Verteidigungsminister Grant Shapps ordnete außerdem die Verlegung von zwei Minensuchbooten der Royal Navy, Minenjagdschiffen der Sandown-Klasse (MCMVs), nach Kiew an. Die Koalition plant, mit der Ukraine bei der Ausbildung für einen schnellen Einsatz im Schwarzen Meer zusammenzuarbeiten und so die Kampfbereitschaft des Marine Corps zum Schutz der Küstengebiete zu erhöhen.
    Laut The Telegraph ist geplant, dass der Pakt darauf abzielt, Kiew nach dem Ende des Konflikts Garantien zu geben, »die es ihnen bei Bedarf ermöglichen, einen zweiten Angriff Moskaus abzuwehren, einschließlich einer Erhöhung der Waffenlieferungen und der Wiederaufnahme von Sanktionen.«“

    Man fragt sich, was aus diesen Minensuchbooten wird, sollte die Ukraine den Krieg verlieren? Jedoch: Der Zeitpunkt ihrer Verlegung ist nicht ganz klar – morgen oder in mehreren Monaten?

    Das UK übernimmt den Platz der USA

    Damit ist Großbritannien der erste Staat, der einen Sicherheitsvertrag mit der Ukraine abschließt.“

    Nur ist der nicht abgeschlossen, sondern nur die Absicht wurde kundgetan.
    Diese ist allerdings kllar – London will sich jetzt als 1. Ünterstützermacht Kiews profilieren.

    „Seit sechs Monaten verhandelt Kiew bilaterale Abkommen mit drei Dutzend Ländern. Ursprünglich war geplant, dass die USA als erstes Land ein solches Dokument mit der Ukraine unterzeichnen würden und andere ihrem Beispiel folgen würden.
    Aber die amerikanischen Behörden können sich noch nicht einmal auf eine weitere finanzielle Unterstützung für Kiew im nächsten Jahr einigen. London beschloss, Washingtons Platz einzunehmen. In der Veröffentlichung heißt es, dass London »seine Marineerfahrung nutzen wird«, um Kiew bei der Kontrolle des Schwarzen Meeres zu helfen, da Großbritannien »immer noch eine der mächtigsten Marinen der Welt ist«.“

    Gut gebrüllt, Löwe!

    „»Großbritannien hofft, seine Seemacht und sein Fachwissen nutzen zu können, um die Seemacht der Ukraine weiter auszubauen«, heißt es in dem Artikel.

    Die Royal Navy schult ukrainisches Personal bereits in der Minenräumung mit unbemannten U-Booten, der Entsorgung von Marinebomben, Sprengfallen und Minenfeldern in tiefen Gewässern sowie in amphibischen Operationen. Darüber hinaus hat London bereits damit begonnen, Kiew mit einer Schiffsmodifikation von Brimstone-Raketen zu beliefern.

    Es wird darauf hingewiesen, dass der britische Nationale Sicherheitsberater Tim Barrow kürzlich in Brüssel geheime Verhandlungen mit dem Büroleiter des ukrainischen Präsidenten Wladimir Zelenskij, Andrij Jermak, geführt hat, bei denen der britische Pakt besprochen wurde.

    Seit 2022 hat Großbritannien Kiew bereits zweimal Militärhilfe in Höhe von 2,3 Milliarden Pfund geleistet. Im Jahr 2024 will das Land erneut den gleichen Betrag schicken.“

    Really really?
    Das wirkt im Vergleich zur EU fast bescheiden …

    „Im Rahmen der Vereinbarung ist auch geplant, das Ausbildungsprogramm für das ukrainische Militär auf britischem Territorium, Operation Interflex, fortzusetzen, im Rahmen dessen über 30.000 Ukrainer ausgebildet wurden.

    Pessimistische Prognosen

    Am Vorabend der Unterzeichnung eines Pakts zwischen Kiew und London ist die Stimmung im Westen düster. In den USA können sich Demokraten und Republikaner nicht auf die Zuweisung von 61 Milliarden US-Dollar an Hilfsgeldern für die Ukraine einigen, und die Staats- und Regierungschefs der EU konnten sich nicht schnell auf die Bereitstellung von 50 Milliarden Euro einigen.

    Washington sagte auch, dass das Pentagon nur das letzte, endgültige Hilfspaket verteilen könne und danach nicht mehr in der Lage sein werde, Kiew mit Waffen zu beliefern, es sei denn, der Kongress stimmt plötzlich zu.

    Zudem beurteilt der Westen die Lage in der Ukraine nach dem Scheitern der Gegenoffensive zusehends pessimistischer. Die Medien begannen, über verschiedene Optionen zur Einfrierung des Konflikts und Pläne für weitere Maßnahmen nachzudenken.

    Vor diesem Hintergrund beschloss London, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. »Der Pakt wird unser Engagement zeigen, die Ukraine im Kampf zu halten«, zitiert The Telegraph einen hochrangigen Gesprächspartner.

    Derzeit liegt Großbritannien hinsichtlich der Höhe der für den militärischen Bedarf Kiews bereitgestellten Finanzhilfe an dritter Stelle nach den USA und Deutschland. Vom 24. Februar 2022 bis Ende Oktober 2023 stellte London der Ukraine 6,6 Milliarden Euro zur Verfügung, während Berlin 43,9 Milliarden Euro und Washington 17,1 Milliarden Euro zur Verfügung stellte.“

    Ob das wirklich alles von Deutschland kam? Es erscheint etwas überhöht.
    Man merkt jedenfalls, wie eine Konkurrenz bei der Ukraine-Unterstützung entstanden ist.

    „Darüber hinaus werde London, wie der Chef des britischen Außenministeriums David Cameron versicherte, »die Ukraine so lange wie nötig unterstützen«.“

    Na das beruhigt.

    „Der Kreml reagierte umgehend auf diese Aussage. Laut dem offiziellen Vertreter des russischen Präsidenten Dmitri Peskow wird ein solcher Ansatz letztlich für Großbritannien selbst unrentabel sein. »Diese Position wird zur Erschöpfung der Ressourcen und zur Beteiligung dieser Länder am Ukraine-Konflikt führen. Diese Position kann zudem den Lauf der Dinge nicht ändern«, kommentierte Moskau.“

    Nehmt euch ein Beispiel an London!

    Laut Elena Panina, Direktorin des Instituts für internationale politische und wirtschaftliche Strategien RUSSTRAT, gibt es angesichts der im Paket enthaltenen Versprechen zu Sicherheitsgarantien für die Nachkriegszeit Vermutungen, daß man in Großbritannien »nicht mehr wirklich an den Sieg der Streitkräfte der Ukraine glaubt. Warum sonst antirussische Sanktionen? Gleichzeitig glauben sie jedoch, dass die Ukraine eine Art quasi-staatliche Einheit bleiben wird. Ein weiteres Argument dafür, dass die Wahrung der ukrainischen Staatlichkeit den Interessen Russlands zuwiderläuft«, meint die Expertin.

    Die Politikwissenschaftlerin stellt auch die Frage, »wo die ,Herrin der Meere’ in den letzten Jahrzehnten Erfahrungen gesammelt haben könnte«, um die ukrainischen Streitkräfte in amphibischen Operationen und der Minenräumung von Seewegen auszubilden.

    »Was die Gesamtsituation betrifft, so setzt Großbritannien die Strategie der Erweiterung der Overton-Fenster“ (also folgenloses Blabla) „fort. GB kann Kiew nur sehr begrenzt unterstützen, aber der Präzedenzfall der Unterzeichnung eines »Sicherheitspakts« sollte andere Akteure im globalen Westen, die im Hinblick auf den militärisch-industriellen Komplex, die Finanzen und die militärischen Ressourcen reicher sind, dazu ermutigen, dasselbe zu tun,« prognostiziert die Spezialistin.

    Es gibt einen Plan, aber keine Schiffe dafür

    Der Militärexperte und Oberst im Ruhestand Viktor Litovkin sagte in einem Interview mit der Izvestija, dass Londons Pläne, Marineerfahrungen mit Kiew zu teilen, »Dummheit« seien.

    »Alles sieht komisch aus, denn Großbritannien hat eine Flotte, die Ukraine jedoch nicht. Es ist unklar, wie englische Seeleute ihre Erfahrungen mit der Ukraine teilen werden«, meint der Experte.

    Er fügte hinzu, dass die Briten, nachdem sie dafür Geld erhalten haben, mehrere Briefings und Kurse mit ukrainischen Seeleuten durchführen können. »Aber die Ukraine hat keine Schiffe. Daher ist diese ganze Erfahrung umsonst. Das alles ist ein Versuch, Spannung aufrechtzuerhalten, daß wir Briten, jawohl!
    Aber die Tage von Drake sind bereits vorbei, daher haben die Briten nichts mit der Ukraine zu teilen«, schloss Litovkin.

    Kiew und London haben bereits Vereinbarungen über eine intensive Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen getroffen, darunter auch in Sicherheitsfragen, stellt Natalja Jeremina, Doktorin der Politikwissenschaften und Professorin an der Staatlichen Universität St. Petersburg, in einem Interview mit Izvestija fest.

    »Insbesondere haben sich Großbritannien und die Ukraine bereits auf britische Hilfe bei der Modernisierung der ukrainischen Flotte und einem Stützpunkt in Nikolaev geeinigt. Ich erinnere mich an Boris Johnsons Ideen zur Bildung einer Mini-NATO unter Beteiligung der Ukraine und an die britische Unterstützung der Krim-Plattform«, erklärte die Politikwissenschaftlerin.

    Nach Ansicht des Experten wird dies als Wunsch gewertet, den ukrainischen Fall für sich selbst abzuschließen.

    »Großbritannien ist nicht in der EU und dient nun allen Außenstehenden als Vorbild. Dies ermöglicht es Ihnen auch, Finanzströme auf Ihre Waffen umzuleiten«, schloss die Spezialistin.“

    (Izvestija, 23.12.)

    Viel Schaumschlägerei, um im Gespräch zu bleiben, – so könnte man diesen noch nicht geschlossenen, sondern nur geplanten Pakt zusammenfassen.

  6. „Der ehemalige NATO-Kommandeur in Europa, Breedlove, forderte den Westen auf, der Ukraine beim Angriff auf die Krim zu helfen
    Dem Militär zufolge wird Russland nach den Angriffen der ukrainischen Streitkräfte auf die Krim gezwungen sein, seine Position zu überdenken“

    Eine seltsame Vorstellung.
    Angriffe der Ukraine auf die Krim gab es ja, die Krim-Brücke wurde schwer beschädigt, der Flughafen von Saki und Schiffe und Gebäude in Sewastopol getroffen.
    Am Kriegswillen Rußlands hat das nichts geändert, es wurden nur weitere Abwehrmaßnahmen getroffen.

    „Der ehemalige Oberbefehlshaber der NATO-Streitkräfte in Europa, General Philip Breedlove, forderte die westlichen Verbündeten der Ukraine auf, den ukrainischen Streitkräften beim Angriff auf die Krim zu helfen. »Wenn wir der Ukraine die Möglichkeit geben, auf der Krim anzugreifen, wird Russland gezwungen sein, seine Position dort zu überdenken“, zitierte die Website The Hill den General.

    Auch der ehemalige Kommandeur der US-Armee in Europa, Ben Hodges, hält die Krim für einen entscheidenden Punkt im Konflikt. Die Autoren des Artikels glauben, dass der nächste Schritt des Westens darin bestehen sollte, dem Kiewer Regime beim Angriff auf die Halbinsel zu helfen.
    Es wird darauf hingewiesen,“

    (von wem? von Breedlove, Hodges oder einer anderen Person?)

    „daß nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wladimir Zelenskij die Langstrecken-Marschflugkörper Taurus eine »ideale Waffe« zur Zerstörung der Logistik der russischen Streitkräfte in südlicher Richtung sein werden, da sie von Su-24-Jägern abgefeuert werden können, über die die ukrainischen Streitkräfte verfügen.

    Gleichzeitig lehnte das deutsche Parlament mit Mehrheit den Gesetzesentwurf über die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an Kiew ab, und der britische Analyst Alexander Mercouris glaubt, dass Zelenskij den Mythos eines bevorstehenden Siegeszuges auf die Krim unterstützt, nur um die Macht zu behalten.“

    (KP, 18.1.)

    Aus den USA und GB wird also Deutschland aufgefordert, in die Bresche zu springen und sich zu exponieren.

    Dort hält sich die Begeisterung in Grenzen, Rußland mehr oder weniger inoffiziell den Krieg zu erklären:

    „Entschließungsantrag der Union
    Bundestag lehnt "Taurus"-Lieferung an Kiew ab

    Es bleibt dabei: Deutschland wird keine "Taurus"-Marschflugkörper an die Ukraine liefern. Obwohl diese Haltung auch in der Ampel-Regierung umstritten ist, lehnte eine deutliche Mehrheit im Bundestag einen Antrag der Union ab.

    Seit Monaten verlangen mehrere Politikern aus der Ampelkoalition die Lieferung von "Taurus"-Marschflugkörpern an die Regierung in Kiew – insbesondere aus den Reihen der FDP und den Grünen.“

    Es sind also diejenigen Parteien, hinter denen wenig Wähler stehen, die bereit wären, Deutschland einen III. Weltkrieg entfachen zu lassen.

    „Dennoch hat der Bundestag nun mit großer Mehrheit einen entsprechenden Entschließungsantrag der Unionsfraktion abgelehnt, der die Bundesregierung ausdrücklich aufforderte, »endlich und unverzüglich der Ukraine einsatzbereite Taurus-Marschflugkörper in größtmöglichem Umfang bereitzustellen«.

    178 Abgeordnete stimmten in namentlicher Abstimmung für die Vorlage, 485 dagegen, drei enthielten sich. Damit erhielt die Vorlage weniger Unterstützung, als die Unionsfraktion Sitze hat. Sie verfügt im Parlament über 197 Mandate.“

    Die CDU ist also vorgeprescht und hat feststellen müssen, daß sich auch in den eigenen Reihen die Kriegsbegeisterung nicht restlos durchgesetzt hat.

    „Furcht vor Angriff auf russisches Territorium

    Der Taurus ist einer der modernsten Flugkörper der Luftwaffe und kann Ziele wie eine Bunkeranlage, Waffendepots oder Versorgungslinien auch aus großer Höhe und Entfernung zerstören. Die Ukraine fordert die Waffen schon lange.

    Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte Anfang Oktober entschieden, diese Marschflugkörper vorerst nicht an die Ukraine zu liefern. Dahinter steht die Befürchtung, dass wegen der Reichweite von 500 Kilometern auch russisches Territorium getroffen werden könnte. Bei Grünen und FDP gibt es allerdings erheblichen Widerstand gegen die Haltung des Kanzlers.“

    Daß die Ukraine die Rakete auch für Angriffe auf das unbestritten russische Territorium einsetzen könnte, ist eine reale Befürchtung und die russische Antwort darauf wäre kaum abzusehen.
    Es ist aber nicht der einzige Beweggrund der Ablehnung, wie es scheint:

    „Ablehnung zeichnete sich bereits ab

    Wegen der Differenzen in der Koalition wollte die Union die Ampel-Fraktionen dazu zwingen, im Bundestag Farbe zu bekennen. Sie nutzte die heutige Debatte über den Jahresbericht der Wehrbeauftragten für das Jahr 2022, um den Antrag einzubringen. Bei der namentlichen Abstimmung hofften CDU und CSU offenbar darauf, dass Befürworter der Lieferung in der Ampelkoalition sich dem Antrag anschließen.“

    Wenn man sich die Sitzverteilung im Bundestag ansieht: 207 SPD, 197 CDU/CSU, 118 Grüne, 92 FDP, 78 AfD und 44 fraktionslos – so hätte es sich schon ausgehen können, wenn man die Stimmen von CDU, Grünen und FDP zusammenzählt, so kommt man auf eine Mehrheit.
    Das setzt allerdings voraus, daß diese Parteien geschlossen für die Taurus-Lieferung wären, was ja nicht einmal für die Unionsparteien gilt.
    Die kriegstreiberischen Regierungsparteien sind sich als in dieser Frage auch höchst uneinig, sodaß die Taurus-Frage in naher Zukunft vom Tisch sein dürfte.
    Je mehr sich abzeichnet, daß die Ukraine diese Geschosse nur haben will, um damit ihre Niederlage abzuwenden und durch Angriffe auf russisches Territorium die NATO in den Krieg zu ziehen, um so mehr dürften deutsche Abgeordnete kalte Füße kriegen bei dem Gedanken, zu diesem Szenario auch aktiv beizutragen.

    „Abgeordnete von Grünen und FDP begründeten ihre Ablehnung allerdings genau damit, dass der Antrag der Union mit der Plenardebatte über den Jahresbericht der Wehrbeauftragten verknüpft wurde. So erklärte etwa der FDP-Parlamentarier Nils Gründer: »Natürlich ist die FDP-Fraktion für die Lieferung von Taurus (…), aber ich finde es schon schwach, dass wir diese Debatte auf dem Rücken der Anliegen unserer Soldatinnen und Soldaten heute austragen.«

    Laut dem Spiegel hatten schon im Vorfeld der Abstimmung mehrere Grünen-Abgeordnete und die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die für Taurus-Lieferungen werben, deutlich gemacht, dass sie nicht mit der Union stimmen wollten. Sie sprachen demnach von parteitaktischem Verhalten. (…)“

    (Tagesschau, 17.1.)

    Für blödes Geschwätz und Parteienkonkurrenz taugt die Taurus-Debatte allemal, aber daß aus der Lieferung tatsächlich etwas wird, ist unwahrscheinlich.

  7. „LONDON BIETET BERLIN EIN „KARUSSELL“ AN

    Der britische Außenminister James Cameron sagte in einem Kommentar gegenüber der Süddeutschen Zeitung, Großbritannien habe Deutschland einen »zirkulären Austausch«“ (was ist daran eigentlich zirkulär?) „in Aussicht gestellt.
    Nämlich für die Ukraine bestimmte Taurus-Raketen nach London zu transferieren. In diesem Fall könnte London wiederum mehr seiner Storm Shadow-Raketen nach Kiew schicken.

    Die deutschen luftgestützten Marschflugkörper Taurus haben etwa die doppelte Reichweite der britischen Storm Shadow. Und wenn Deutschland einem solchen „Karussell“ zustimmt, kann Großbritannien sich Waffen mit größerer Reichweite beschaffen.
    Aber in Kiew warten sie auf die Taurus, um sie in die »alten« Gebiete Russlands abfeuern zu können.
    In dieser feinen Gesellschaft sollte man keine Sekunde lang die Wachsamkeit über die eigenen Taschen vernachlässigen.“

    (KP, 10.3.)

  8. Die neue Front ist im Augenblick nicht die Krim, sondern die Region Belgorod:

    „Russland wird wegen des Beschusses aus der Ukraine 9.000 Kinder aus der Region Belgorod evakuieren

    Die Behörden der russischen Region Belgorod … kündigten an diesem Dienstag die Evakuierung von rund 9.000 Minderjährigen in andere Provinzen in den kommenden Tagen an.

    Die ukrainischen Angriffe mit Drohnen und Projektilen haben in diesem Gebiet in den letzten Monaten zugenommen. In der vergangenen Woche wurden mindestens 16 Zivilisten getötet und weitere 98 verletzt. Darüber hinaus kommt es weiterhin zu Razzien kleiner ukrainischer Angriffseinheiten an der Grenze. Diese Scharmützel sind zu einer der Hauptsorgen von Präsident Wladimir Putin seit seiner Wiederwahl geworden. »Wir evakuieren heute die Bevölkerung vieler Dörfer in andere weniger gefährdete. Darüber hinaus planen wir, etwa 9.000 Kinder aus [der Stadt] Belgorod und den Bezirken Belgorod, Schebekino und Graivoron [die letzten beiden nahe der Grenze] abzuziehen«, kündigte der Gouverneur der Region, Wjatscheslaw Gladkow, an diesem Dienstag an. Die Verteilung der Minderjährigen sei bereits organisiert: »1.200 Kinder werden am 22. März in die Regionen Pensa, Tambow und Kaluga reisen. Die nächste Aufnahme-Region wird Stawropol sein«, erklärte der Beamte.

    Als Reaktion auf Wellen russischer Bombenanschläge auf ukrainische Städte haben die ukrainischen Angriffe auf Belgorod und andere Grenzregionen wie Kursk und Brjansk seit Ende Dezember letzten Jahres zugenommen.
    Am 30. Dezember wurden bei einer ukrainischen Offensive mit Drohnen und Raketen mehr als zwei Dutzend Zivilisten getötet. Mitte Februar forderte ein weiterer Bombenanschlag sieben weitere Todesopfer. Belgorod, das von der Invasion der Ukraine praktisch nichts mitbekommen hatte,“

    – das ist unrichtig, grenznahe Ortschaften der Region Belgorod wurde seit geraumer Zeit immer wieder beschossen –

    „obwohl es nur etwa 80 Kilometer von Charkow im Osten des Nachbarlandes entfernt war, hat in den Straßen Schutzräume gegen Drohnen gebaut und ist durch die Flucht eines großen Teils seiner Bevölkerung zu einer Geisterstadt geworden. (…)“

    (El País, 19.3.)

    Hier soll dieser Beschuß von Belgorod als eine Art gerechte Strafe dargestellt werden, obwohl oder eben weil offensichtlich ist, daß sich hier militärisch nichts entscheidet.

  9. Reportage aus der Region Belgorod:

    „Kiews Rechnung war so einfach wie drei Hrywna: Blitzschnell mehrere russische Städte in den Grenzgebieten zu besetzen, Rußland zum Kampf auf seinem eigenen Territorium zu zwingen und zu versuchen, es zu einem politischen Gebietsaustausch zu nötigen.

    Dabei handelt es sich nicht um eine Art Sabotage- und Aufklärungsgruppe von Russen aus verschiedenen »Legionen« und »Korps“. Und über eine vollwertige Militäroperation unter Beteiligung von Einheiten der Streitkräfte der Ukraine, des Sicherheitsdienstes der Ukraine, der Nationalgarde, der Nationalen Verteidigungskräfte, Spezialeinheiten der Hauptdirektion für Nachrichtendienste, Luftfahrt, Artillerie … In denen diese Sabotage- und Aufklärungsgruppen bereits im Einsatz sind.“

    Es scheint sich um den Versuch einer Neuauflage des siegreichen Angriffs in der Region Charkow vom Herbst 2022 zu handeln, diesmal an der russischen Grenze – damit sollen offensichtlich russische Truppen von den umkämpften Frontabschnitten abgezogen werden, umm die dortige Verteidigung zu entlasten.

    „Warum wurde das Etikett der »Sibirischen Bataillone« und des »Russischen Freiwilligenkorps« benötigt? Das ist sehr einfach. Im Wesentlichen handelt es sich hierbei um einen Akt des Staatsterrorismus.“

    Nun ja. „Sonderoperation“, „Staatsterrorismus“ – alles Vokabeln, mit denen das Wort „Krieg“ vermieden wird, um die eigenen Aktionen reinzuwaschen und den Gegner ins Unrecht zu setzen. Entschieden werden diese Aktionen militärisch, nicht ideologisch.

    „Aber im Erfolgsfall würde Kiew die Hände waschen: »Wir haben nichts damit zu tun. Es sind die Russen, die es mit den Russen zu tun haben.«“

    Die Kiewer Politiker legen eben auch viel Wert auf die ideologische Kriegsführung.

    „Doch den »Russen« gelang es nicht, die Grenze zu durchbrechen – weder im Kursker noch im Belgoroder Gebiet. Die dortigen Schutztruppen, bestehend aus Einheiten des Verteidigungsministeriums, der russischen Nationalgarde und des FSB, wehren alle Angriffe heldenhaft ab.“

    Damit soll offenbar betont werden, daß die Verteidigung mit dort stationierten bzw. rekrutierten Einheiten auskommt und von anderen Teilen der Front niemand abgezogen werden muß. (Ob das tatsächlich so ist, ist eine andere Frage.)

    „In anderthalb Wochen verlor der Feind Hunderte getötete und verwundete Menschen sowie Dutzende Ausrüstungsgegenstände, aber das ukrainische Kommando gibt seine Pläne nicht auf und greift weiterhin die Staatsgrenze an.

    Sie schlagen blindlings zu

    Die Hauptkämpfe finden derzeit im Grenzgebiet des Bezirks Grajvoron statt, wo wir entlang der »Datscha«-Straße fahren, die zur Frontlinie geworden ist. Es gibt eine kürzere Route, die jedoch über das »Band« hinausgeht und nur noch wenige Menschen nutzen. Unter Artilleriesalven fahren wir nach Grajvoron hinein. Die Grenze ist nicht mehr als 5 Kilometer entfernt.
    Der Feind gibt seine Versuche nicht auf, im Bereich des Dorfes Kozinka in unser Territorium einzudringen. Er landete sogar Truppen aus einem Hubschrauber auf seinem Territorium in unmittelbarer Nähe. Aber er verlor sowohl Menschen als auch den Hubschrauber.

    »Beschuss!« – schreie ich, bevor Raketen über die Stadt fliegen. Wir rollen in den Keller eines nahegelegenen Gebäudes und hören das Geräusch explodierender Geschosse auf der Straße. Eine Welle, gefolgt von einer zweiten, erschüttert die Decke und lässt den Putz bis zum Kragen niederprasseln … Sie schlagen ziellos zu und beschießen verschiedene Teile der verlassenen Stadt.“

    Nun ja. Das Fahrzeug, in dem der Korrespondent sitzt, war offenbar das Ziel, auch wenn es nicht getroffen wurde.

    „Eine halbe Stunde später verlassen wir unsere Deckung, eingehüllt in den Smog frischer Feuer. Einschläge in der Schule, auf dem Markt, in der Notaufnahme eines örtlichen Krankenhauses … Ein Reste einer Rakete ragen aus der Hauptstraße heraus, jemand hat bereits einen Mülleimer daneben aufgestellt, damit ein Auto nicht versehentlich hineinfährt.“

    Improvisierte Verkehrs-Warnung …

    „Obwohl es hier praktisch keinen Verkehr gibt. Auch kaum Fußgänger. Drei Menschen vernageln die zerbrochenen Fenster ihres geschlossenen Geschäftes.“

    (KP, 21.3.)

  10. Daran, daß die russische Marine einiges abgekriegt hat, ist sicher was dran:

    „Versenkt oder außer Gefecht
    Kiew: Ein Drittel von Russlands Schwarzmeerflotte zerstört

    Die russische Marine ist der ukrainischen klar überlegen.“

    Korrekter ausgedrückt wäre: Rußland hat eine Marine, die Ukraine hat keine.

    „Doch die ukrainischen Streitkräfte setzen dem Gegner mehr und mehr zu: Ein Drittel der russischen Schwarzmeerflotte sei inzwischen versenkt oder außer Gefecht gesetzt worden, teilt die Ukraine mit.
    Die Ukraine hat eigenen Angaben zufolge in gut zwei Jahren Krieg ein Drittel aller russischen Kriegsschiffe im Schwarzen Meer versenkt oder außer Gefecht gesetzt. Das gab Dmytro Pletentschuk bekannt, der Sprecher der ukrainischen Marine. Ihm zufolge wurde bei dem jüngsten Angriff am vergangenen Wochenende das russische Amphibienlandungsschiff Konstantin Olschanskij getroffen, das in Sewastopol auf der von Russland besetzten Krim im Dock gelegen habe. Das Schiff war ukrainisch, bevor es 2014 von Russland gekapert wurde. »Es ist derzeit nicht kampfbereit«, erklärte Pletentschuk.
    Der Marinesprecher gab weiterhin bekannt, dass bei dem Angriff am Samstag zwei weitere Landungsschiffe desselben Typs, Asow und Jamal, sowie das Aufklärungsschiff Iwan Churs beschädigt wurden. Zudem wurden demzufolge Hafenanlagen in Sewastopol und ein Öldepot getroffen.
    Für die Iwan Churs war es bereits der zweite Treffer: Das Aufklärungsschiff wurde erstmals im Mai 2023 bei einem ukrainischen Angriff beschädigt.“

    Interessant wäre, zu erfahren, ob sie seitdem wieder instand gesetzt und auch eingesetzt wurde. Weil ansonsten ist das Gerede von den Treffern unscharf, weil sie keine Auskunft über das Außmaß der Beschädigungen sind, die damit angerichtet wurden.

    „»Unser Endziel ist die vollständige Abwesenheit von Militärschiffen der sogenannten Russischen Föderation in der Asowschen und der Schwarzmeerregion«, sagte Pletentschuk.

    Russischer Rückzug

    Bei der jüngsten Attacke wurden laut Pletentschuk in der Ukraine gebaute Anti-Schiffs-Raketen vom Typ Neptun eingesetzt. Für viele weitere Erfolge ist die Überwasserdrohne Magura V5 verantwortlich, die der ukrainische Militärgeheimdienst HUR eigens für den Kampf im Schwarzen Meer mitentwickelt hatte.
    Mit dieser Motorboot-ähnlichen Drohne konnte Anfang März das Patrouillenboot Sergej Kotow versenkt werden, das modernste Schiff der russischen Marine. Am 14. Februar zerstörte die Ukraine das russische Landungsschiff namens Caesar Kunikow. In der Nacht zum 1. Februar wurde das russische Raketenschiff Iwanowez versenkt.
    Den ersten großen Erfolg im Schwarzen Meer konnte die Ukraine bereits im April 2022 verbuchen: Mithilfe von Neptun-Raketen versenkte sie das damalige Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte, den Kreuzer Moskwa. Nur einen Monat später traf es die Fregatte Admiral Makarow. Weitere erfolgreiche Treffer folgten.

    Infolge der erfolgreichen Attacken hat Russland in den vergangenen Monaten viele Schiffe von Sewastopol auf der Krim nach Noworossijsk an der russischen Schwarzmeerküste verlegt. Auch dort gab es allerdings erfolgreiche Angriffe mit Drohnen des Typs Sea Baby: Unter anderem konnte die Ukraine dort im August 2023 das Landungsschiff Olenegorskij Gornjak außer Gefecht setzen.

    (ntv, 27.3.)

    Zweifelsohne hat die Ukraine mit diesen unbemannten Torpedos eine Waffe entwickelt, die eine gewisse Zukunft in der Kriegsführung hat.
    Allerdings zeigt sich in diesem Krieg auch die Zweitrangigkeit der Flotte, gegenüber den ursprünglichen Plänen ihres Einsatzes.

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