„EINE KOMPANIE SOLDATEN KOMMT AUS FRANKREICH IN DIE UKRAINE: EIN BITTERES SCHICKSAL ERWARTET SIE
Der ehemalige Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums Stephen Bryen berichtete in der Asia Times, dass 100 Soldaten der französischen Fremdenlegion in der Stadt Slawjansk in der Ukraine eingetroffen seien. Bryen schrieb: »Sie werden zur Unterstützung der 54. separaten mechanisierten Brigade der ukrainischen Streitkräfte in Slawjansk eingesetzt. Die Soldaten wurden aus dem 3. französischen Infanterieregiment rekrutiert. Dies ist eine der Haupteinheiten der Fremdenlegion.«
Der ehemaliger Pentagon-Beamte meint, dass es sich bei den Ankömmlingen hauptsächlich um Artilleristen und Geheimdienstoffiziere handelte. Und es bestätigt die Information, dass letztendlich bis zu eineinhalbtausend Soldaten aus Frankreich in die Ukraine geschickt werden.
Bryen stellt eine nicht rhetorische Frage: »Überschreitet dies eine rote Linie im Hinblick auf die NATO-Beteiligung am Konflikt in der Ukraine?« Werden die Russen dies als Beginn eines größeren Krieges außerhalb der Ukraine wahrnehmen?
In diesem Frühjahr gab es bereits Berichte über den Tod der Franzosen in der Ukraine – es handelte sich jedoch um »Söldner«. Wie sehr wird die Übertragung dieser »französischen Hundertschaft« die Situation verändern?
Die KP kontaktierte den pensionierten Hauptmann 1. Ranges, den Militärexperten Wassilij Dandykin, der derzeit die operative Situation auf der Krim beurteilt, einen der Schlüsselpunkte unserer Verteidigung und einer möglichen Offensive.
KP: Wassilij Alexejewitsch, kann der Transfer der ersten hundert Soldaten der französischen Fremdenlegion als Einmarsch der NATO-Truppen in das Territorium der Ukraine angesehen werden?
WD: Formal noch nicht. Die Fremdenlegion hat in Frankreich einen Sonderstatus. Im Großen und Ganzen gehört sie zum französischen Verteidigungsministerium. Die Feinheit besteht darin, dass dort Bürger anderer Länder dienen, von denen viele zum Zeitpunkt ihres Auslandseinsatzes, beispielsweise in die Ukraine, möglicherweise noch nicht über die formelle französische Staatsbürgerschaft verfügen. Und sie erhalten nach einer bestimmten Anzahl von Dienstjahren in dieser Einheit einen Pass der 5. Republik. Dort könnten also Russen und Ukrainer Seite an Seite dienen.
KP: Und deshalb kann man in Paris sagen, dass es keine französischen Soldaten waren, die in die Ukraine einmarschierten?
WD: So ist es. Offiziell scheint es sich hierbei nicht um die französische Armee zu handeln. Aber hier ist ein bedeutender Moment. Der Köder ist geworfen – wie werden wir das wahrnehmen?“
Sehr neckisch von der KP, die Anwesenheit ausländischer Soldaten in der Ukraine als „Köder“ zu bezeichnen. Offenbar soll es als ein besonderes Anliegen der russischen Armee dargestellt werden, diese zu vernichten.
„KP: Und wie?
WD: Ich denke, wir werden es mit »großer russischer Gastfreundschaft« akzeptieren. Worüber ein Nachkomme des Grafen Leo Tolstoi kürzlich sprach.
KP: Tatsächlich sind in der Ukraine bereits französische Söldner gestorben.
WD: Ja, sie haben »Urlaub gemacht« und sind in die Ukraine gefahren. Die Entsendung dieser Soldaten ist eine Art Test. Wir haben gerade Otscheretino befreit. Die Lage der ukrainischen Streitkräfte ist nicht sehr gut. Und jetzt sind diese Hundert gelandet, um Sie zu unterstützen. Angeblich – Artilleristen und Späher – aber eben nur angeblich. Vielleicht handelt es sich auch um Piloten. Unter Berücksichtigung der Aufgaben, die die Fremdenlegion üblicherweise in Afrika wahrnahm.
KP: Das heißt, nicht, um uns mit ihren Caesar-Kanonen zu treffen oder ihre von Delair hergestellten Drohnen, deren Hauptquartier sich in Toulouse befindet, in unsere Richtung zu schießen?
WD: Was die Artilleristen und Aufklärungsoffiziere betrifft, ich wiederhole, ist das, was sie selbst gegenüber den Medien laut gesagt haben. Warum sollten wir das glauben? Drin besteht Aufklärung im Krieg. So prüfen sie uns. Erwarten Sie unsere schnelle Antwort. Ich denke, und ich bin mir fast sicher, dass nicht alle dieser hundert Kämpfer in Slawjansk französische Pässe haben. Aber sicher wurden sie ihnen versprochen – nach diesem Einsatz. Aber viele werden diese französischen Pässe posthum erhalten.
KP: Wie weit ist es von der Front bis zum Standort dieser »französischen Kompanie«?
WD: Die Front bewegt sich ständig. Na ja, 40-50 Kilometer. Das Verteidigungsministerium bestätigt sorgfältig und nach genauer Prüfung die Befreiung weiterer besiedelter Gebiete.
KP: Ist es möglich, den Stützpunkt in Slawjansk sowohl mit Artillerie als auch mit der Luftwaffe zu erreichen?
WD: Das Beste wäre, die Soldaten dieser Kompanie gefangen zu nehmen. Ja, sie werden versuchen, dies auf jede erdenkliche Weise zu vermeiden, aber sie sind in etwas geraten, auf das sie sich nicht einlassen sollten. Und vorerst werden sie mit dem Namen »Fremdenlegion« spielen. Man wird darauf bestehen, dass diese im Grunde keine Franzosen sind. Das werden sie vorschieben. Nichts wie Heuchelei.“
Es handelt sich hier um die ukrainische Fremdenlegion, in der Söldner aus verschiedenen Staaten kämpfen und die auch schon sehr dezimiert wurde. Der sollen diese französischen Fremdenlegionäre sozusagen als Privatpersonen eingegliedert werden. Damit sind dann offiziell immer noch keine französischen Soldaten im Einsatz.
Heuchelei ist möglicherweise nicht ganz der richtige Ausdruck, weil immerhin wäre die offizielle Anerkennung der Truppenentsendung so etwas wie eine Kriegserklärung Frankreichs an Rußland.
Die Eingliederung der französischen Fremdenlegionäre in die ukrainische Fremdenlegion löst auch möglicherweise das Problem, wem diese Soldaten jetzt eigentlich unterstehen? Dem französischen oder dem ukrainischen Oberkommando?
KP: Und diese fünfzehnhundert Franzosen, die vor mehr als einem Monat in Bulgarien gelandet sind und zur rumänisch-ukrainischen Grenze marschierten?
WD: Nun, das alles geschieht im Rahmen groß angelegter NATO-Übungen, die sie von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer durchführen. Die östlichen Bündnispartner haben dort kaum Mitspracherecht, sind aber immer bereit, sich dafür anzudienen.
KP: Können die Franzosen sehr schnell aus dem rumänischen Constanța nach Odessa verlegt werden?
WD: Wahrscheinlich in ein oder zwei Stunden. Ja, sie können. Aber wir dürfen Transnistrien nicht vergessen. Die Situation dort ist kompliziert. Dort sind Zehntausende Menschen mit russischen Pässen.“
– und auch mit russischer militärischer Unterstützung und Bewaffnung. Transnistrien ist wehrfähig.
„Aber ich glaube weiterhin, dass die Staats- und Regierungschefs großer Länder immer noch über einen Rest gesunden Menschenverstands verfügen. Was die Legionäre angeht: Sie erhielten den Befehl – sie nahmen ihre Stellung ein.“
Es ist übrigens bemerkenswert, wie viele ehemalige Mitarbeiter des US-Gewaltapparates (CIA und Pentagon) sich von der US-Politik distanzieren.
Bryen, Ritter, Johnson oder eben Snowden sind nur die Spitze des Eisberges, aber es gibt viele, die in Form von Analysen in US-Think Tanks oder speziellen Veröffentlichungen meinen, daß die derzeige Konfrontation der USA mit Rußland (und der EU!) kein gutes Ende für die USA nehmen wird.
Das ist auch als einer der Gründe für den Erfolg Trumps zu betrachten, daß ein guter Teil des militärisch-geheimdienstlichen Personals meint, die USA befänden sich seit geraumer Zeit auf einem Holzweg.
„Das US-Außenministerium schließt eine Entsendung von US-Truppen in die Ukraine aus
US-Präsident Joe Biden habe klargestellt, dass es nicht zu einer Entsendung von US-Truppen in die Ukraine kommen werde, sagte der Sprecher des Außenministeriums, Matthew Miller, bei einem Briefing am Montag, dem 6. Mai. »Der Präsident hat deutlich gemacht, dass er keine US-Streitkräfte zum Kampf in die Ukraine schicken wird«, sagte der Diplomat während einer Briefing-Übertragung auf YouTube.
Er weigerte sich auch, sich zu dem Vorsitzenden der Demokraten im Repräsentantenhaus, Hakeem Jeffries, zu äußern, der am 5. Mai die Teilnahme der regulären amerikanischen Armee am Ukraine-Konflikt erwogen hatte.“
(Izvestija, 6.5.)
Man merkt hier, daß die USA sich nicht auf eine Unterstützungs-Rivalität innerhalb der NATO einlassen, auch wenn einzelne Politiker das so betreiben wollen.
Die USA entscheiden souverän, wie weit sie sich da betätigen wollen – im Wissen, daß die Europäer ohnehin nichts ausrichten können.
"… seit geraumer Zeit auf dem Holzweg"
Seit welcher Zeit? Seit wann schwellen diese Reihen?
Ich vermute stark, darüber weißt Du mehr als ich. Ich weiß nur allzu global: Das ist seit dem Bosnien-Krieg der Fall, war ein Hauptgrund für 9/11, und blieb ein mächtiger Antrieb für die britische Avantgarde in den Imperiumskriegen.
@TomGard
Keine Ahnung, seit wann.
Es fällt nur auf, wenn man internationale Medien liest und nicht nur den deutschsprachigen Einheitsbrei, daß in den USA viele aus den oberen Etagen gründlich unzufrieden mit der US-Politik sind.
Kissinger selig war auch so ein Fall.
Große Klappen auch in anderen EU-Staaten:
„Tallinn ist bereit, über die Entsendung estnischer Truppen in das Gebiet der Ukraine zu diskutieren. Dies erklärte die Botschafterin Estlands in der Ukraine Anneli Kolk.“
Die Frage wird erörtert werden. Es gibt keine roten Linien für die estnische Führung und man kann nichts ausschließen.
„Zuvor berichtete KP.RU über eine Erklärung des polnischen Außenministers Radoslaw Sikorski, dass sein Land die Entsendung von Truppen in die Ukraine nicht ausschließen sollte. Gleichzeitig machte der Politiker keine Angaben darüber, welche Rolle die polnischen Truppen in dem Konflikt spielen würden.“
Allerdings mit einem Dämpfer von jenseits des Ozeans:
„Die Ständige Vertreterin der USA bei der NATO und Mitglied des Außenministeriums der US-Regierung, Julianne Smith, sagte, dass das Bündnis nicht beabsichtige, NATO-Berater in die Ukraine zu entsenden, und betonte, dass diese Initiative vom NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg nicht unterstützt werde.“
(KP, 19.6.)
Der Witz dabei ist, daß die Ukraine gar nicht um NATO-Truppen gebeten hat und mit denen auch wenig anfangen könnte, während die ausländischen Berater aus verschiedenen NATO-Staaten bereits seit Anfang des Konfliktes in der Ukraine sind – und dort im Grunde möglicherweise bisher eine Niederlage verhindert haben, aber einen Sieg nicht erreichen könnten.
In ihrer Verlegenheit, wie man das Kriegsglück vielleicht doch noch wenden könnte, werden von EU-Politikern dergleichen sinnlose Unterstützungserklärungen abgegeben.
Frankreich sieht offenbar wieder einmal eine Chance, sich als wichtige Kriegspartei einzubringen:
„Chef von Messengerdienst Telegram in Frankreich verhaftet
Der Russe Pavel Durow soll auf dem Flughafen festgenommen worden sein. Frankreich wirft dem Unternehmer fehlendes Eingreifen und unzureichende Kooperation vor
Der Gründer des Messengerdienstes Telegram, Pawel Durow, ist in Frankreich festgenommen worden. Der in Frankreich gesuchte Mann wurde am Samstagabend nach seiner Ankunft aus Aserbaidschan am Flughafen Le Bourget in Polizeigewahrsam genommen, wie die Sender TF1 und BFMTV sowie andere Medien unter Berufung auf Ermittlerkreise berichteten. Die russische Botschaft in Frankreich habe sich des Falls bereits angenommen, hieß es in einer Stellungnahme des Außenministeriums in Moskau.
Russische Botschaft will "Situation klären"
Nach französischen Medienberichten wurde Durow in Frankreich gesucht, weil die Behörden Vorermittlungen gegen ihn eingeleitet hätten wegen des Verdachts, er habe sich durch fehlendes Eingreifen bei Telegram und unzureichende Kooperation mit den Ordnungskräften des Drogenhandels, Betrugs und Vergehen im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch mitschuldig gemacht. Laut TF1 könnte noch am Sonntag ein Ermittlungsverfahren gegen Durow eingeleitet werden.
Mit Blick auf die Informationen zu Durows Festnahme habe die russische Botschaft in Frankreich sofort Schritte unternommen, die in einer solchen Situation notwendig seien, hieß es in der von Tass verbreiteten Stellungnahme des Außenministeriums. Man sei bemüht, die Situation zu klären, »obwohl die Vertreter des Geschäftsmanns keinen Antrag gestellt haben«.
Wichtiges Netzwerk im Ukraine-Krieg
Durow hatte Telegram mit seinem Bruder Nikolai gegründet, nachdem beide bereits das Netzwerk Vkontakte ins Leben gerufen hatten, eine Art russisches Facebook. Telegram ist in Russland eines der wichtigsten Online-Netzwerke, das auch von vielen Behörden und Politikern zur Kommunikation genutzt wird. Gleichzeitig ist es aber auch in westlichen Ländern äußerst beliebt. Besonders pikant ist, dass sich Telegram in der Ukraine großer Beliebtheit erfreut, womit es im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine von beiden Seiten für Mitteilungen genutzt wird.
Durow hatte in der Vergangenheit immer wieder betont, nichts mit dem russischen Staat zu tun zu haben. Tatsächlich hatte er sich in der Vergangenheit offen mit dem Kreml angelegt. So forderten die Behörden einst die Sperre der VKontakte-Seite des russischen Regierungskritikers Alexej Nawalny, was Durow verweigerte. Infolge kam es zur Beschlagnahme mehrerer Server, was Durow und seinen Bruder bereits im Jahr 2014 dazu veranlasste, Russland in Richtung Dubai zu verlassen.
Ein schwieriges Verhältnis
Zuletzt hatte es wieder frische Kritik aus Russland an Telegram gegeben. So nannte Präsidialamtssprecher Dmitri Peskow die Plattform wörtlich ein »Werkzeug für Terroristen«. Zu einer Sperre konnte sich der russische Staat aufgrund der großen Popularität des Services bisher aber nicht durchringen. Dazu kommt, dass man wohl auch weiß, dass solche Sperren technisch nur schwer effektiv umzusetzen und meist einfach zu umgehen sind.
Eine der großen Fragen rund um Telegram bleibt bis heute die der Finanzierung. Durow selbst betont dabei, dass der Betrieb des Messengerdiensts ausschließlich mit seinem Privatvermögen finanziert werde, das er mit früheren Projekten aufgebaut hat. Zudem sei die Zahl der Entwicklerinnen und Entwickler im Vergleich zu anderen solchen Diensten sehr gering – und somit auch die Kosten. Entsprechend müsse auch keine Werbung geschaltet werden und man sei nicht von den Interessen Dritter abhängig.“
Die Abwesenheit von Werbung ist eine wichtige Vorausbedingung für die Verschlüsselung. Würde er Werbung zulassen, so wäre die Verschlüsselung geknackt, weil er dann externen Privatpersonen Zugangsmöglichkeiten schaffen müßte.
Was die dennoch offene Frage der Finanzierung betrifft, so wäre denkbar, daß Spendengelder von Leuten aus der Kryptobranche oder sogar tatsächlich der Unterwelt Telegram finanzieren, weil sie es brauchen. Ebenso ist denkbar, daß Spenden von solchen Leuten kommen, die sich der Zensur des Internets entgegenstellen und ausreichende Mittel für Spenden haben, wie z.B. Elon Musk …
„Nach eigenen Angaben hat Telegram weltweit mehr als 900 Millionen monatlich aktive Nutzerinnen und Nutzer.
Schutz für User?
Die Durow-Brüder versprechen, die Daten der Nutzerinnen und Nutzer von Telegram zu schützen. Auf der anderen Seite wird den Telegram-Machern vorgeworfen, nicht konsequent genug gegen Hassrede und Gewaltaufrufe vorzugehen. Bei islamistischer Terrorpropaganda soll es westlichen und russischen Behörden mittlerweile aber gelungen sein, Telegram zu Löschaktionen zu bewegen. In früheren Jahren gab es immer wieder Kritik daran, dass Telegram für die Behörden kaum greifbar sei, und auf entsprechende Anfragen praktisch nie reagiere.
Im Zentrum der Kritik steht dabei jenes Feature von Telegram, mit dem man sich von anderen Messengern abhebt, Über die sogenannten Kanäle können Nachrichten an hunderttausende NutzerInnen und Nutzer gleichzeitig verbreitet werden. Dass dies Telegram eigentlich nicht mehr zu einem privaten Messenger sondern einer Plattform zur Verbreitung von Inhalten macht, und damit andere Maßstäbe angelegt werden müssten, wurde in der Vergangenheit bereits oft kritisch angemerkt.
Bei Telegram sieht man sich diesbezüglich aber nicht – oder eben nur in Ausnahmefällen – in der Verantwortung, und geht nur sehr schleichend gegen auch rechtlich problematische Inhalte vor. Das hat dazu geführt, dass der Messenger – neben vielen harmlosen und vollständig unproblematischen Dingen – auch gerne von Rechtsextremen und Islamisten verwendet wird.“
Unter den „Rechtsextremen“ finden sich auch Mitglieder der im Westen gar nicht so unbeliebten Bandera-Fans in der Ukraine.
Außerdem ist Telegram eine beliebte Plattform für Leute, die Unruhen anzetteln und anreizen wollen, wie im Iran, in Kasachstan usw.
„Zudem erfreut sich die Plattform auch in verschwörungstheoretischen Kreisen großer Beliebtheit. Gerade rund um die Proteste gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie wurden via Telegram viele Falschinformationen verbreitet.
Eine wichtige Anmerkung
Mit der Debatte über Messenger-Überwachung und Staatstrojaner hat das Ganze übrigens nichts zu tun. So kennt Telegram zwar eine Verschlüsselung, diese ist aber optional, auf Einzelchats beschränkt und ohnehin von zweifelhafter Qualität, wie Sicherheitsexperten immer wieder betonen. Gruppenchats aber vor allem auch die erwähnten Kanäle sind hingegen für den Anbieter problemlos einsehbar. In diesem Fall ist die einzige Hürde also schlicht der Unwillen von Telegram auf Behördenanfragen zu reagieren.
Rechtlich gesehen ist Telegram übrigens auf den britischen Jungferninseln in der Karibik angesiedelt. Ein Konstrukt, das wohl nicht zuletzt dazu gedacht ist, für Behörden schwer erreichbar zu sein.
Erst vor einigen Monaten wurde Telegram in Spanien vorübergehend gesperrt. In diesem Fall ging es aber um ein anderes Thema: Die Verbreitung urheberrechtlich geschützter Inhalte. Die Blockade wurde zwar wegen ihrer Unverhältnismäßigkeit rasch wieder aufgehoben, auch damals wurde aber die Nicht-Erreichbarkeit der Betreiber kritisiert.“
(Standard, 25.8.)
Durow sieht sich selbst als „digitalen Nomaden“, was eine gewisse Exterritorialität einschließt. Er besitzt neben der russischen auch die französische und möglicherweise auch andere Staatsbürgerschaften.
Die Verhaftung dient vermutlich dem Ziel, Durow zur Zusammenarbeit mit westlichen Geheimdiensten zu verpflichten.
Das dürfte auch der Hauptgrund sein, warum Rußland sich sofort zur Schutzmacht des immerhin (auch) russischen Staatsbürgers erklärt.
Schlechte Zeiten für digitale Nomaden.
„Alarm in der Ukraine wegen zunehmender Desertionen
Mindestens 80.000 Soldaten haben im bisherigen Kriegsverlauf ihre Einheiten verlassen, mehr als die Hälfte davon in den ersten acht Monaten dieses Jahres (…)
Die ukrainischen Behörden unterscheiden zwischen (…) freiwilliger Demobilisierung und Desertion: Der erste Fall macht mit 66 % die Mehrheit aus. Dabei handelt es sich um diejenigen, die eine Erlaubnis ausnutzen, nicht zu ihrem Regiment zurückzukehren, und sich unter Berufung auf persönliche Verpflichtungen, Fahrlässigkeit in ihrer Einheit oder angebliche Ungenauigkeiten in ihren Einberufungsunterlagen für eine gewisse Zeit weigern, wieder in den Dienst zu treten.
Deserteure sind diejenigen, die dauerhaft und ohne Angabe von Gründen verschwinden. In beiden Fällen handelt es sich um ein Verbrechen, das mit Gefängnisstrafen zwischen fünf und zehn Jahren geahndet wird. Doch das Problem ist so groß, dass das Parlament am 20. August ein neues Gesetz verabschiedete, das es SZCHs erlaubt, nach einem ersten Verweis straffrei zur Armee zurückzukehren. »Die Situation ist sehr schwierig, wir können nicht so tun, als ob es nicht passiert. Deshalb diskutieren wir es schon lange in unseren Treffen mit dem Generalstab und dem Verteidigungsministerium«, gab der Abgeordnete Fedir Venislavskij an diesem Sonntag im NV-Radio zu. (…)
Warum gibt es unter diesen Deserteuren so wenige Festnahmen? Andrij Pisarenko, Anwalt und Kommandeur einer Mörsereinheit im Da Vinci-Bataillon, erklärte, der Hauptgrund sei, dass die SSU nicht über genügend materielle Ressourcen verfüge, um so viele Fälle zu bearbeiten. Pisarenko geht davon aus, dass es viel mehr Flüchtlinge gibt, als die offiziellen Zahlen vermuten lassen. Es gibt auch Kommandeure, die es lieber nicht melden – um Problemen aus dem Weg zu gehen, oder aus Kameradschaft.“
Das heißt aber auch, daß sich bei den Truppen an der Front weniger Leute befinden als offiziell gemeldet.
„Diana Makarova, seit 2014 eine bekannte Freiwillige bei den ukrainischen Streitkräften, kommentierte am 23. September auf Facebook, dass es bereits so viele Flüchtlinge gebe, dass es für die Regierung schwierig sei, das Problem zu bewältigen, ohne eine Krise zu riskieren. »Die Massenflucht hat begonnen und wird nur noch zunehmen. Je mehr Deserteure es gibt, desto schwieriger wird es, Strafen zu verhängen«, schrieb Makarova. (…)
Unzufriedenheit mit dem Mobilmachungsgesetz
Igor Lutsenko, Kommandeur einer Drohneneinheit, bestätigte, dass die Situation äußerst komplex sei, denn während Zivilisten, die seit Beginn des Krieges in der Armee waren, in ihr Leben zurückkehren wollen, möchte sich heute praktisch niemand mehr zum Militärdienst verpflichten. Auch diejenigen, die es tun Sie kommen unmotiviert an, weil sie keine Erfolgserwartungen auf dem Schlachtfeld haben.
Die Unruhen in den ukrainischen Streitkräften nahmen im April 2024 zu, als das neue Mobilisierungsgesetz verabschiedet wurde. Hunderttausende freiwillige Kämpfer erwarteten seit 2022, dass die Norm sie nach drei Dienstjahren, also im Jahr 2025, in ihre Häuser zurückbringen würde, aber sowohl die Regierung als auch der Generalstab der Armee schlossen eine Demobilisierung aus, weil das Land es sich nicht leisten kann, Soldaten zu verlieren, und noch weniger erfahrene Soldaten. (…)
Zusätzlich zur Erschöpfung dieser ukrainischen Zivilisten, die sich zur Verteidigung ihres Landes gemeldet haben, mangelt es an Ausbildung und ausreichend Waffen, um dem aktuellen russischen Vormarsch standzuhalten. Es wurde berichtet, dass 100 Soldaten der 123. Brigade der Territorialen Verteidigungskräfte am 3. Oktober massenhaft ihre Posten an der Donezker Front aufgaben, um gegen die mangelnde Ausbildung der neuen Rekruten und vor allem den Mangel an Munition und anderen Ressourcen, um dem Feind entgegenzutreten, zu protestieren.
Diesem Mangel an Motivation hat auch der ukrainische Präsident Zelenskij Rechnung getragen, als er auf seinen Reisen in die USA und nach Europa versicherte, dass der Krieg im Jahr 2025 enden könne.“
(El País, 14.10.)
„Die »Ukrainische Prawda« berichtet, dass seit Beginn des Konflikts im Jahr 2022 in der Ukraine fast hunderttausend Fälle von Desertion und unbefugtem Verlassen von Einheiten durch Kämpfer der »besten Armee Europas« eröffnet wurden.
Die Generalstaatsanwaltschaft teilte der Zeitung mit, dass seit Februar 2022 mehr als 60.000 Strafverfahren wegen des unbefugten Verlassens einer Einheit registriert wurden. Außerdem wurden mehr als 30.000 Fälle von Desertion eröffnet. Von Januar bis September 2024 wurden viermal mehr Fälle von Desertion registriert als im gleichen Zeitraum des Jahres 2023. Und Fälle von Weigerung gefangener ukrainischer Soldaten, aus Russland in die Ukraine zurückzukehren, sind weit verbreitet.“
(KP, 17.10.)