DIE DECKELUNG DES ÖLPREISES
„Die EU hat am Freitag eine Maßnahme von großer Bedeutung vereinbart, um den Sanktionsdruck auf Russland zu erhöhen und die Einnahmen einzudämmen, mit denen der Kreml den Krieg in der Ukraine finanziert.
Die 27 Mitgliedsstaaten haben sich auf eine Obergrenze von 60 Dollar pro Barrel russischen Öls geeinigt, das Moskau auf dem Seeweg verkauft (ungefähr zwei Drittel der Gesamtmenge, die es nach Europa exportiert). Die Maßnahme betrifft das Öl, das durch Pipelines transportiert wird, nicht .
Sie ist Ergebnis der Politik, die von den G-7, der Gruppe der reichsten Länder der Welt, beschlossen wurde und ist Teil eines der Sanktionspakete gegen Moskau. Damit wurde auch ein Mechanismus zur regelmäßigen Überprüfung dieser Obergrenze, im Prinzip alle zwei Monate, vereinbart. Das Ziel ist, daß der solchermaßen vereinbarte Preis laut europäischen Quellen „mindestens“ unter 5% des Marktpreises bleibt.“ (El País, 2.12.)
Hier wird also ein Probeballon losgelassen, um zu sehen, wie der Ölmarkt auf diese Beschränkung reagiert.
Es wird kein Geheimnis daraus gemacht, daß diese Preisdeckelung dem augenblicklichen Marktpreis mehr oder weniger entspricht:
„Der vereinbarte Preis übersteigt jedoch das Niveau, auf dem Russland den größten Teil seines Rohöls verkauft, in dem Versuch, den Ölfluss auf den Weltmärkten aufrechtzuerhalten und den Kreml die Auswirkungen spüren zu lassen, damit sie aber nicht den Hahn für Käufer in Europa zudrehen.“ (ebd.)
Die Preisdeckelung liegt also über dem derzeitigen Weltmarktpreis. Wie soll damit Rußland geschädigt werden?
Man erfährt aus den Medien, daß ursprünglich eine Deckelung von 70 Dollar vorgesehen war, und daß Polen eine Deckelung unterhalb von 60 Dollar gefordert hatte.
Der Ölpreis für die Referenzmarke Brent liegt allerdings über 60%:
Daraus kann man schließen, daß die EU-Staaten bereits heute für europäisches Öl mehr bezahlen als für russisches.
Ursprünglich war vorgesehen, daß die EU-Staaten ab dem 5. Dezember 2022 kein per Tanker transportiertes Öl aus Rußland mehr kaufen sollten. (Die Ausdehnung dieser Maßnahme für Pipeline-Öl scheiterte am Veto Ungarns.)
Der groß angekündigte Beschluß, ein Beispiel für die Einigkeit der EU, ist also eine Maßnahme zur Umgehung des seinerzeit auch mit großem Getöse verkündeten Importstops.
Allerdings bleibt von den alten Sanktionen diejenige Maßnahme bestehen, daß Tanker, die russisches Rohöl transportieren, sich nicht mehr bei westlichen Versicherungsgesellschaften versichern lassen dürfen.
Infolgedessen bildet sich derzeit im Schwarzen Meer vor dem Bosporus ein Stau von Tankern, die von der Türkei nicht durch die Meerengen gelassen werden, weil die Versicherungslage unklar ist und Tanker zu Unfällen und dem Verschütten von Öl neigen.
Das meiste Öl, das durch das Schwarze Meer kommt, stammt aus Kasachstan, von wo auch Österreich einen Teil seiner Ölimporte bezieht.
Kasachstan kann sein Öl nur exportieren, indem es durch eine russische Pipeline nach Novorossisk gelangt und von dort per Tankschiff an seinen Zielort gebracht wird.
Diese kasachischen Ölexporte werden jetzt durch die EU-Maßnahme behindert, weil man dem Öl ja nicht ansieht, wo es herkommt. Es könnte also auch locker russisches Öl zu kasachischem erklärt werden – für welches die Ölpreisbeschränkung nicht gilt – und alles wäre wie vorher.
Kontrollieren kann/darf das die EU nicht, die Türkei will es nicht.
Das demokratische Sprachrohr aus Spanien kriegt sich kaum ein über die erfreulichen Wirkungen der Ölpreisbeschränkung:
„Durch die Obergrenze kann Öl weiterhin zu Käufern beispielsweise in Indien, China oder der Türkei fließen“
– was es ja vorher auch konnte. Die EU hat gar kein Mittel, die Ölkauf-Politik dieser Staaten zu beeinflussen. Die Versicherungsfrage wurde durch Versicherer in Asien bewältigt. Sie wird nur schlagend für Öl-Lieferungen in die EU.
Man glaubt es gar nicht, wo dieser Schritt zur Preisbeschränkung für russisches Öl Stirnrunzeln hervorgerufen hat:
„Die Vereinigten Staaten und andere Stimmen hatten ihre Besorgnis über die Möglichkeit geäußert, dass der Kreml den Verkauf (in die EU) einstellen, die Produktion drosseln und die globalen Ölpreise durch Verknappung des Angebots in die Höhe treiben könnte.“ (ebd.)
Die EU-Politiker ärgert Folgendes:
„Russland hat nach Angaben des Instituts CREA (Centre for Research on Energy and Clean Air) vom November mehr als 108.000 Millionen Euro aus Energieverkäufen eingenommen“ (ebd.)
was sich auch fortsetzen dürfte.
Die Besorgnis der USA (und anderer Stimmen) ist nicht ganz unbegründet. Es könnte auch sein, daß Rußland sein Öl verstärkt nach Südostasien verkauft und die EU sich vermehrt in den Golfstaaten eindecken muß.
Es bietet sich das seltsame Bild, daß diverse EU-Politiker und vor allem Medien volles Rohr auf den bösen Putin und seine menschenrechtsverletzende Politik hetzen, während sie auf Knien zu den Golfstaaten um Energie rutschen und sich hüten werden, die Namen Kashoggi, Badawi oder Prinzessin Latifa in den Mund zu nehmen.
Daß der Ölpreis durch dergleichen Manöver wieder in die Höhe schnellt, ist auch möglich.
Das Allerwahrscheinlichste ist jedoch, daß Staaten Südostasiens in Zukunft ihr Öl billiger beziehen als die EU.
Passend dazu veröffentlicht El País einen umfangreichen Artikel mit dem Titel „Die neuen Herren der Welt“ über die souveränen nationalen Fonds, vor allem aus den Golfstaaten und China, die Stück für Stück westliche Firmen aufkaufen …
OMV: Gashandelstochter OGMT ganz verstaatlichen?
Alfred Stern bietet die OMV-Gashandelstochter OGMT zur Verstaatlichung an. Was würde das für die Versorgung und Unsicherheiten im Gastransport bedeuten?
Der Chef des teilstaatlichen Energiekonzerns OMV, Alfred Stern, schlägt vor, die OMV-Gashandelstochter OGMT (OMV Gas Marketing & Trading) ganz zu verstaatlichen. "Die OMV kann nicht ganz Österreich abdecken und hat keinen Versorgungsauftrag. Dafür braucht es eine nationale Gashandelsfirma, die alle Marktaktivitäten bündelt", argumentiert Stern im "Kurier" und ähnlich in der "Presse". Indes bereitet sich der Konzern auch schon auf den Winter 2023/24 vor, betont der Manager.
Stern gab sich zuversichtlich, dass die OMV wie vor dem aktuellen Winter 2022/23 auch in einem Jahr wieder auf ein Volumen von 80 TWh Gas zugreifen kann – die aus der eigenen OMV-Produktion in Norwegen kommen, aus zusätzlichen Gaslieferverträgen mit Norwegen und Italien sowie über das LNG-Terminal in Rotterdam, an dem die OMV beteiligt ist.
"Wir bereiten uns bereits auf den nächsten Winter vor. Es bedarf vieler verschiedener Aktivitäten, um über den Winter zu kommen", sagte Stern der Tageszeitung. "Die große Unsicherheit sind aber die Transportkapazitäten nach Österreich, diese müssen sichergestellt werden." Auktionen für die Pipelinekapazitäten für den Winter 2023/24 finden im Sommer 2023 statt. "Unsere Vorbereitungen für die nächsten Auktionen laufen schon", so der OMV-Chef.
Die OMV tue enorm viel für die Versorgung. Die OMV habe aber nur 45 Prozent Marktanteil und könne aus wettbewerbs- bzw. aktienrechtlichen Gründen als teilstaatliches Unternehmen auch nicht darüber hinaus gehen, so Stern im "Kurier". "Die OMV kann nicht ganz Österreich abdecken und hat keinen Versorgungsauftrag. Dafür braucht es eine nationale Gashandelsfirma, die alle Marktaktivitäten bündelt." Und dafür wäre die OGMT mit ihrer Expertise und Kompetenz eine gute Basis. Das Unternehmen vermarktet das OMV-eigene Gas aus Norwegen und Österreich und beliefert die Kunden des Konzerns.
Stern wolle die OMV Gas Marketing & Trading aus dem Konzern herauslösen und an den Staat abtreten, sagte der Manager der "Presse". Auf diese Weise sei die Versorgungssicherheit 100 Prozent in österreichischen Händen.
Die OGMT verkaufte im Vorjahr 156 TWh Gas und machte laut Zeitung einen geringen Gewinn. Reuters schrieb am Montagabend von einem operativen Verlust in der Höhe von 223 Mio. Euro, den das mit dem Namen Gas Marketing Westeuropa geführte Bereich vor Sondereffekten in den ersten neun Monaten heuer verzeichnet habe.
Über die OGMT laufen laut "Kurier" auch die langfristigen Verträge mit der russischen Gazprom. Ob die Republik diese übernehmen solle ist laut Stern eine Frage der Ausgestaltung. Die Gazprom-Verträge seien "ein besonderes Thema". Schenken könne man der Republik die OGMT nicht, "das muss ordentlich abgearbeitet werden".
Der Vorstoß des OMV-Chefs kommt laut "Presse" nicht zufällig gerade jetzt. Dieser Tage soll die Staatsholding ÖBAG, die die Anteile der Republik an der OMV von gut 31 Prozent hält, die Ergebnisse einer gemeinsamen Studie mit McKinsey auf den Tisch legen, die das Finanzministerium vor Monaten beauftragt hat. Die ÖBAG sollte prüfen, wie die Republik ihre Beteiligungsunternehmen besser einsetzen könnte, um die Versorgung des Landes mit Erdgas künftig zu sichern. Hierbei gibt es womöglich Varianten, die beteiligten Unternehmen weniger passen könnten, wie das Abstoßen des Gashandels in staatliche Hände.
https://industriemagazin.at/news/omv-gashandelstochter-ogmt-ganz-verstaatlichen
Der Artikel befaßt sich nur mit den Reaktionen innerhalb Österreichs. Interessanter wären jedoch diejenigen in der Rest-EU …
Das Entscheidende an der ganzen Preisdeckelei von russischen Energierohstoffen, um Putin zu schaden ist, das Sanktionen nur funktionieren, wenn die ganze Welt mitmacht. Tut sie aber nicht.
Die Saudis kaufen billiges russisches Öl für ihre eigene Energieversorgung und verkaufen ihr Öl nach Europa. Die Europäer schaden sich nur selbst bzw. sie schaden sich selbst sehr viel mehr als Putin. Die Sanktionspolitik ist gescheitert. Aber statt das zur Kenntnis zu nehmen, wird das tote Pferd weiter geritten.
https://gesundheitskurse-rhein-main.de/50-wege-ein-totes-pferd-zu-reiten/
Die Frage ist hier, was „funktionieren“ heißt.
Der vorgeschobene Grund, man möchte den Russen ihre Einkünfte schmälern, hat sich ja bereits an der bisherigen Entwicklung blamiert.
Aber für den Zweck, die Welt in Freunde und Feinde zu teilen und die EU von den russischen Energieträgern zu anderen (USA, Golfstaaten) hin zu bringen, taugen die Sanktionen doch. Und das scheint mir inzwischen der wirkliche Grund zu sein, warum sie erlassen werden.
Damit wird auch die Einigkeit des westlichen Bündnisses demonstriert, das ja schon ziemliche Brüche zeigt, wie das unter imperialistischen Konkurrenten nicht überraschend ist. Auch dieser Gesichtspunkt sollte nicht unterschätzt werden.
Der anwachsende Stau von Öltankern im Schwarzen Meer wegen der speziellen Versicherungs-Anforderungen von Seiten der Türkei zeigt die Absurdität der Sanktionspolitik deutlich auf.
Die Türkei verlangt zusätzliche Versicherungsgarantien, daß von den Tankern verursachte Umweltschäden im Bosporus und den Dardanellen restlos abgedeckt werden.
Die russischen Versicherungen geben diese Garantien auch und unterschreiben alles, sodaß die russischen Tanker durch die Meerengen fahren dürfen.
Aber das kasachische Öl, das mangels eigener Pipeline über eine russische nach Novorossijsk gelangt und von dort nach Europa verschifft wird, und auf Tankern, die von westlichen Firmen besessen oder geleast werden, nach Europa gelangen soll – das sitzt fest, weil die westlichen Versicherer, die in P&I-Clubs organisiert sind, sich weigern, diese Art von Polizzen für diese Art von Transport auszustellen.
Es könnte ja sein, daß dort nicht nur kasachisches, sondern russisches Öl ist, und dann machen sie sich der Sanktionsverletzung schuldig!
(El País, 8.12. – „Stau vorm Bosporus“)
Na weil, wie gesagt nicht alle mitmachen.
Zum Teil. Denn die EU mag bei den Golfstaaten kaufen. Die Golfstaaten spuken dem Westen aber ins Gesicht. Als Biden die Erhöhung der Ölförderung verlangte, wurde sie demonstrativ gedrosselt. Die haben sich also praktisch an die Seite Russlands gestellt. Also selbst die Polarisierung funktioniert nicht überall im Sinne des Westens.
Ja gegen die EU funktionieren die Sanktionen wie schon nach dem Anschluss der Krim prächtig. Umso verrückter ist es, wie die EU in die amerikanische Sanktionsfalle tappt und scheinbar nicht genug von Sanktionen bekommen kann.
Sanktionen sind bloß eine Demonstration der Einigkeit, wenn man sie dazu macht. Einigkeit könnte man auch anders demonstrieren.
@Kehrer
Es war eben auch eine sehr unbescheidene Hoffnung, man könnte die ganze Welt auf sein Feinbild verpflichten. Das war einerseits ein Zeichen der Maßlosigkeit der imperialistischen Ansprüche der westlichen Staaten, aber auch ihres Größenwahns, ihrer Selbstüberschätzung.
Was die Golfstaaten angeht, so haben sich hier eben auch alle verrechnet. Sie spucken aber niemandem ins Gesicht, sondern bleiben genüßlich im lukrativen Geschäft und genießen ihr gesteigertes Gewicht in der Welt.
Die Zeit, als sie den USA aus der Hand gefressen haben, sind längst vorbei. Sie haben sich bewaffnet, sitzen in den Ökonomien des Freien Westens als Investoren und führen sogar Kriege nach Gutdünken. In Sachen Bündnis sind sie so frei, wie Katar, es sogar mit den USA und dem Iran zu halten.
Das würde voraussetzen, daß es eine solche gibt. Sie ist aber so brüchig, daß es für mehr als solche Demonstrationsakte nicht reicht.
Vor 30 Jahren als Russland am Boden war und China unbedeutend, hätten die USA solch eine globale Allianz vielleicht hinbekommen, – heute ist es tatsächlich maßlose Selbstüberschätzung.
Das "ins Gesicht spucken" war natürlich vom Standpunkt der USA aus formuliert, deren Begehren sozusagen demonstrativ nicht entsprochen wird. Der mächtigste Mann der Welt lässt sich herab und reist nach Saudi Arabien und ein paar Tage später wird gegenteilig entschieden. Die Aussage ist: Ihr dürft uns zwar hofieren – wir machen aber trotzdem was wir wollen.
Nein. Für's "Einigkeit demonstrieren" braucht es keine Einigkeit. Und wie man diese nicht vorhandene bis bröckelnde Einigkeit dann nach außen darstellt ist beliebig. Das geht auch ohne Sanktionen.
Eben.
Demonstrieren muß man sie, wenn sie nicht da ist.
Frankreich, Spanien und Portugal planen eine Wasserstoff-Pipeline von Barcelona nach Marseille, obwohl weder klar ist, wie der Wasserstoff erzeugt werden soll, noch, wofür er verwendet werden soll.
Verrückt.
Wie Russland die Öl-Sanktionen umgeht
Mit einer Flotte aus schrottreifen Tankschiffen versucht Russland offenbar, sein Öl nach Asien zu verschiffen. Ein neuer Schattenmarkt entsteht, von dem auch Neulinge profitieren wollen.
Experten hatten in den vergangenen Monaten immer wieder davor gewarnt: Russland könnte versuchen, die neuen Sanktionen gegen seine Ölindustrie zu umgehen, indem es eine Schattenflotte von Tankern aufbaut. Nun scheint das Szenario Wirklichkeit zu werden. Die Indizien: Alte eigentliche ausgediente Tankschiffe sind gerade so nachgefragt wie lange nicht mehr, gleichzeitig haben ungewöhnlich viele Tanker den Besitzer gewechselt.
Schifffahrtsunternehmen haben in den vergangenen Monaten zu Rekordpreisen gebrauchte Öltanker aufgekauft, die Öl aus den russischen Häfen vor allem gen Osten nach Asien verschiffen können. Im Januar lag der Preis für ein 20 Jahre altes Aframax – ein Tanker mit Standardgröße für Ladungen aus den baltischen Häfen – noch bei 11,8 Millionen Dollar, jetzt kosten die Tanker rund 22 Millionen Dollar, so das Schifffahrtsanalysehaus VesselsValue . Ein Anstieg von knapp 90 Prozent. Und das, obwohl Ölkonzerne normalerweise die Tanker nicht länger als 15 Jahre nutzen, danach werden viele verschrottet. Nach Analysen vom Schiffsbroker Clarkson wurden allein in den ersten elf Monaten dieses Jahres mehr Schiffe verkauft als jemals zuvor im gesamten Jahr.
Der Verdacht: Mit den alten Schiffen könnte Kremlchef Wladimir Putin (70) versuchen, sein Öl doch noch an den Mann zu bringen, nachdem Europa, sein bis vor Kurzem noch wichtigster Abnehmer, weggefallen ist. Seit vergangenem Montag gilt für Mitgliedstaaten der EU ein Importverbot für russisches Rohöl über Seetransport. Auch in Drittstaaten dürfen westliche Reedereien, Versicherer und Broker das russische Öl nicht mehr transportieren, außer wenn es unter dem Preisdeckel von 60 US-Dollar pro Barrel gekauft wurde.
So schützen Sie Ihr Unternehmen vor CyberattaMoskau war bei den Schiffsdienstleistungen bislang stark abhängig vom Westen. Da sich der Kreml aber auf keinen Preisdeckel einlassen will, sieht es nun so als, als baue Russland eine eigene sogenannte "Schattenflotte" auf, um das Öl vermehrt nach Indien und China zu verschiffen. Mit ähnlichen Praktiken hatten auch schon der Iran und Venezuela Sanktionen umgangen.
Neulinge steigen ins russische Ölgeschäft ein
Verkauft werden die in die Jahre gekommenen Tanker häufig von griechischen und norwegischen Reedern an bisher wenig bekannte Unternehmen oder Neulinge in der Branche mit Verbindungen zu China, Russland, Indien und dem Nahen Osten. Laut einer Analyse von VesselsValue waren die Käufer bei 267 Geschäften zwischen dem 24. Februar und dem 22. November unbekannt, bei weiteren 126 waren sie neu im Sektor. Dies könnte laut Experten ein Anzeichen dafür sein, dass neu erworbene Schiffe in den Handel mit sanktioniertem russischem Öl einsteigen.
Größe und Art der Schattenflotte sind entscheidend dafür, ob es Russland gelingt, sein Exportgeschäft in gleichem Maße aufrechtzuerhalten wie vor den Sanktionen. Daran hängen nicht nur die Einnahmen des Landes, schließlich ist der Wirtschaftszweig Öl nach wie vor die Haupteinnahmequelle Russlands. Auch das Ölangebot auf dem Weltmarkt hängt von den Exporten ab und folglich auch der Ölpreis.
Künftig zwei parallele Märkte
Durch die zahlreichen Eigentümerwechsel könnte sich der Tankermarkt künftig teilen, erwarten einige Fachleute: Ein Teil arbeitet mit westlichen Ölgesellschaften, Banken und Versicherern zusammen. Ein anderer macht mit der Schattenflotte Geschäfte mit dem Iran, Venezuela und zunehmend auch Russland, dem weltweit größten Exporteur von Rohöl und raffinierten Kraftstoffen. "Es entsteht eine neue Art von Schifffahrtsmarkt, parallel zu dem normalen, konformen Markt, in dem die meisten von uns tätig sind", sagte Lars Barstad (50), Vorstandsvorsitzender des Tankereigners Frontline dem Wall Street Journal.
(…)
https://www.manager-magazin.de/unternehmen/energie/oel-aus-russland-wie-russland-die-oel-sanktionen-umgeht-und-ein-neuer-schattenmarkt-entsteht-a-4dcae14f-9d7c-4c04-937a-85f128c8fbb1
Die Begrifflichkeit ist sehr eigenartig. „Putins Öl“ – als ob alles in Rußland Putin gehören würde.
Besonders interessant sind aber die Ausdrücke „Schattenmarkt“ bzw. „Schattenflotte“. Damit ist nicht mehr und nicht weniger ausgesagt, als daß der Freie Westen bisher über seine Reedereien und Versicherer den Schiffahrts-Markt kontrollierte und daß ihm diese Kontrolle – aufgrund der Sanktionen! – jetzt abhanden kommt.
Die eigenen Schiffe, Versicherungsgesellschaften und Schiffahrtsunternehmen sind jetzt die Sonnenkinder, die anderen gehören ins Schattenreich – natürlich nur aus europäischer bzw. US-Perspektive.
Eine Freundin hat mich gefragt, warum jetzt in den Medien so gegen Katar und Saudi-Arabien gehetzt wird – obwohl die EU jetzt von ihnen abhängiger ist denn je?
Ich vermute, das ist für den internen Konsum gedacht – zur Beschwichtigung der Gemüter, die immer noch am Wertewesten hängen.
Für die wird dann gewettert gegen diese menschenrechtsverstoßenden Regierungen (bis zum Vokabel „Regime“ wollen sich die Medien nicht versteigen, das ist für auszuwechselnde Regierungen reserviert).
Nach dem Motto: „Wer schimpft, der kauft“.
In der Tat – verrückt. Warum ausgerechnet von Barcelona nach Marseille? Zwei Städte am Mittelmeer. Damit die Wasserstofftanker nicht nach Marseille weiter fahren müssen. Falls irgendwann mal Wasserstoff in nennenswertem Umfang produziert und konsumiert wird. Warum keine Ladesäulen in der Wüste bauen. Oder ein McDonalds in der Antarktis?
Elf Monate sind ja fast ein gesamtes Jahr. Warum schreibt er nicht: es wurden dieses Jahr mehr Schiffe verkauf als jemals zuvor.
Ja – gute Beobachtung.
Es wird ja nicht mehr Öl und Gas konsumiert, wenn man hetzt. Insofern verstehe ich nicht, wie die Hetze den Konsum befördern soll. Ich denke eher die Medien haben ein Gerechtigkeitsproblem. Ihnen leuchtet das Argument ein, dass man sich die Staaten, von denen man Öl und Gas kauft nicht aussuchen kann, weil dann die Energieversorgung zusammenbricht.
Und wenn gegen den bösen Putin gehetzt und sanktioniert wird, muss man eben auch gegen die Saudis und Katarer hetzen. Das ist man sich von seinem hohen Wertethron herunter einfach schuldig. Irgendwie eine Selbstvergewisserung der eigenen wertemäßigen Überlegenheit. Die Fortsetzung westlicher Aufgeblasenheit und Arroganz. Schließlich bröckeln sonst die Rechtfertigungen des Wirtschaftskriegs gegen Russland, der Europa gerade in die Rezession treibt. Da muss die Ideologiefront eben stehen wie eine Eins.
Mit „interner Konsum“ meinte ich die ideelle Aufrüstung im Lande.
Nach innen soll weiter auf Werte gemacht werden, als Mittel der Außenpolitik hat sich das in den Golfstaaten aufgehört.
Was man so über den sogenannten Gaspreis-Deckel erfährt, ist er keiner.
Die Begrenzung dessen, wann er angewendet wird, ist mit so vielen Wenns und Abers versehen worden, daß die Sache über eineen frommen Wunsch nicht hinauskommt.
Du meinst jetzt den EU Deckel beim Gaseinkauf. Nicht die Energiepreisbremse.
Dass es mehr als ein frommer Wunsch ist merkt man daran, dass die TTF damit droht ins Eu-Ausland abzuwandern.
Aufgeweicht wurde der Deckel allerdings recht stark unter anderem durch den Einfluss des dummen Habeck und seiner Einflüsterer aus der Energiewirtschaft.
Also einfach den Deckel so weit oben ansetzen, dass er gar nichts deckelt, sondern dass er wie ein Heiligenschein über dem tatsächlichen Börsenpreis schwebt. Scholz formuliert das programmatisch so:
Obwohl ich eigentlich ständig darauf hinweise, kann man auch hier sehen, wie die Ampel denkt. In den Markt eingreifen? – Um Gottes Willen – Teufelszeug – macht drei Kreuze. Alles nur das nicht. In Jungfrauenblut baden? – zwar nicht ok, aber immer noch besser als in den Markt eingreifen – das ist ein Sakrileg. Chancellor's Creed sozusagen – Kanzlers Glaubensbekenntnis. Wenn's dann aber doch nicht anders geht, dann ein Eingriff, der so sehr aufgeweicht wird, dass er praktisch bloß theoretisch auf dem Papier existiert und nie zum realen Eingriff wird.
Jetzt wurde sich offenbar auf 180 € geeinigt. Die Bedingungen sind folgende:
1. Wer also Gas über der Preisgrenze kaufen will, darf das Gas bloß nicht an der Börse kaufen.
2. Ab einem Weltmarktpreis von 145 €, liegt der Preisdeckel bei 35€ + Weltmarktpreis. d.h. die EU zahlt immer 35 € mehr als der Weltmarktpreis, aber nicht mehr.
3. Steigt der Gasverbrauch in der EU oder sinken die Importe gibt es keinen Deckel
Das heißt der Deckel wirkt gegen spekulative Ausschläge des Preises. Aber wenn der Markt nunmal so ist, sei es weil der Weltmarktpreis hoch ist, oder weil es den Bedarf gibt, wird nichts gedeckelt.
Na ja, Deutschland will weiter mit der vollen Brieftasche einkaufen, und andere Staaten stört das. Also mußte irgendeine Formel gefunden werden, nach der alles beim Alten bleibt, aber so getan wird, als hätte man sich geeinigt.
Zur Ergänzung nur einmal den Anstieg und die neueren Schwankungen des Gaspreises:
Er scheint in nächster Zeit um den Wert von 6 zu schwanken, das ist ca. das Dreifache wie in der 1. Hälfte 2019, und wird vermutlich nicht mehr wesentlich sinken.
Die arbeiten sich an dem Widerspruch ihrer eigenen Marktkonstruktion ab. Gas soll einerseits an der Börse gehandelt werden. Wenn die Börse aber unfunktional wird, weil der Gaspreis explodiert, wenn der wichtigste Gaslieferant komplett ausfällt, muss in den Markt eingegriffen werden. Einerseits soll der Gaspreis im Rahmen bleiben, weil Energie ein Grundstoff ist und alle Preise in die Höhe treibt, andererseits soll aber die Versorgungssicherheit gewährleistet bleiben. Nun ist der explodierende Gaspreis das Resultat dessen, wenn auf einem gemessen am Bedarf unterversorgten Markt, Versorgungssicherheit hergestellt werden soll. Man will also 1. den Markt, man will 2. Versorgungssicherheit, aber das Resultat dessen, nämlich explodierende Preise, will man nicht.
Und dieser Widerspruch hat dann vorliegende Verlaufsform, eines gedeckelten Preises, der aber die Ursache der Preisexplosion, nämlich die Herstellung von Versorgungssicherheit nicht antasten soll.
Noch als Ergänzung: Diese ganze Nebelgranaten-Politik rund um den Gaspreis hat natürlich auch damit zu tun, daß die EU Subventionen nicht gerne genehmigt, das soll also möglichst intransparent bleiben.
Denn:
„Staatshilfe unterliegt europäischen Regeln. Die EU-Kommission als Hüterin eines fairen Wettbewerbs prüft, ob diese diskriminierend in den Markt eingreift. Wenn Deutschland beispielsweise ein bestimmtes Unternehmen so stark bezuschussen würde, dass es einen Konkurrenten aus einem anderen Land aus dem Markt drängen könnte, wäre dies nicht mit EU-Wettbewerbsrecht vereinbar. Durch die Wettbewerbsregeln soll auch sichergestellt werden, dass keine Monopole entstehen, die willkürlich Preise erhöhen könnten.“
(Standard, 20.12.)
Zufall?
Unfall?
Russland meldet Explosion an Gaspipeline in Tschuwaschien: Drei Tote
An der Gaspipeline Urengoi-Pomary-Uschhorod in Russland hat es am Dienstag eine Explosion gegeben. Drei Arbeiter, die an der für den Export von sibirischem Gas in europäische Länder bestimmten Pipeline gearbeitet hatten, seien bei einer „heftigen Entzündung von Gas“ während Arbeiten an der Leitung ums Leben gekommen, erklärte der Präsident der russischen Teilrepublik Tschuwaschien, Oleg Nikolajew, im russischen Fernsehsender Rossia 24. Ein Mensch wurde Ermittlern zufolge verletzt.
Auf Fotos und Videos war ein riesiger Feuerschwall zu sehen. An der Leitung in Tschuwaschien, das rund 600 Kilometer östlich von Moskau liegt, hatte es zuvor nicht näher erläuterte Arbeiten gegeben.
Trotz der Explosion strömt das Erdgas nach russischen Angaben weiter. Der „Gastransport zu den Verbrauchern“ sei „über parallele Rohre vollständig gewährleistet“, erklärte die für den Betrieb der Pipeline zuständige Tochtergesellschaft des russischen Gaskonzerns Gazprom.
Die Gasflamme an der Unfallstelle sei gelöscht, erklärte das tschuwaschische Ministerium für Katastrophenschutz im Onlinedienst Telegram. Das in Russland für schwere Verbrechen zuständige Ermittlungskomitee eröffnete nach eigenen Angaben eine Untersuchung wegen „Verstößen gegen Sicherheitsvorschriften in der Industrie“.
Die noch zu sowjetischen Zeiten eröffnete Leitung ist auch unter dem Namen Bruderschaft-Pipeline bekannt. Sie hat eine zentrale Bedeutung für die Ausfuhr russischen Erdgases nach Europa. Die Urengoi-Pomary-Uschhorod-Pipeline verbindet nordrussische Gasfelder mit der Stadt Uschhorod in der Westukraine. (…)
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/welt/russland-meldet-explosion-an-gas-pipeline-bei-kasan-offenbar-drei-tote/ar-AA15uqgb?li=BBqg6Q9
Gaslieferant Katar lässt nach Korruptionsskandal Muskeln spielen
Seit bekannt wurde, dass Katar Einfluss auf EU-Parlamentarier nehmen wollte, wird die Rolle des Golfstaats bei der Gasversorgung Europas abgeklopft
Ein hochrangiger Diplomat aus Katar hat gemeint, der Umgang Brüssels mit dem Korruptionsskandal könne die Sicherheitskooperation und Diskussionen über die globale Energiesicherheit zwischen der EU und dem gasreichen Golfstaat "negativ beeinflussen". Das Emirat habe jedoch nicht vor, Lieferungen von verflüssigtem Erdgas (LNG; Liquified Natural Gas) zu kürzen oder Gasexporte zu politisieren, berichtete die Financial Times am Sonntag unter Hinweis auf besagten Diplomaten. In Europa macht sich dennoch Verunsicherung breit, weil die Suche nach Ersatz für russisches Erdgas nicht einfacher wird.
Frage: Welche Rolle hat Katar bisher als Gaslieferant für Europa gespielt?
Antwort: Eine eher untergeordnete. Das meiste Gas, das die Katarer erzeugten, ging bisher per Schiff nach Asien. Zu den Hauptabnehmern zählten Japan, Südkorea und Indien, in zunehmendem Maße auch China. In Zentral- und Osteuropa hingegen kam LNG aus Katar, aber auch aus anderen Weltgegenden gegenüber Pipelinegas aus Russland kaum an. Es kostete schlicht zu viel. (…)
Frage: Welche Stellung hat Katar als Gasexportland?
Antwort: Katar ist nach Australien der weltweit zweitgrößte Exporteur von LNG und auf dem besten Weg zur Nummer eins. Ausschlaggebend ist ein riesiges Gasfeld vor der Küste des Landes, das 1971 entdeckt wurde, das übrigens das weltweit größte zusammenhängende ist – North Field und South Field. Es ist Teil des South-Pars-Gasfelds, das auf iranischem Territorium liegt.
Frage: Wie hoch ist mittlerweile der Anteil Katars an den gesamten LNG-Importen Europas?
Antwort: Der dürfte bei rund 15 Prozent liegen. Die USA sind bei LNG wichtig für Europa. Inklusive Pipelinegas beträgt der Anteil Katars an den gesamten Gasimporten der EU-27 rund fünf Prozent. Für den britischen Markt liegt der Anteil von LNG-Importen aus Katar mit rund 30 Prozent deutlich höher als auf dem Kontinent.
Frage: Gibt es Unterschiede, was die Abhängigkeit Europas von LNG-Lieferungen aus Katar betrifft?
Antwort: Große. Während Belgien (rund 52 Prozent und Italien (etwa 48 Prozent) relativ hohe Anteile von LNG aus Katar an den Gesamtimporten verflüssigten Erdgases aufweisen, sind die Anteile in Frankreich (sechs Prozent) und Spanien (fünf Prozent) eher gering.
Frage: Bezieht auch Österreich LNG aus dem Golfstaat?
Antwort: Die OMV hat 2017 einen Vertrag mit Qatargas über LNG-Lieferungen abgeschlossen. Die Vereinbarung sieht vor, dass die staatliche Gasgesellschaft Katars zwischen 2019 und 2023 jährlich bis zu 1,1 Millionen Tonnen LNG an die OMV liefert. Das Gas gelangt per Schiff nach Rotterdam und von dort nach dem Regasifizierungsprozess in das Pipelinesystem. Zum Auftragswert wurde weder damals Angaben gemacht, noch werden sie heute spezifiziert.
Frage: Wollte Österreich nicht weitere Gaslieferungen aus Katar vereinbaren?
Antwort: Tatsächlich ist eine Regierungsdelegation mit Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) an der Spitze Anfang März in Doha vorstellig geworden, um, wie es damals hieß, Österreich einen guten Platz auf der Liste der Gaskunden zu sichern. Katar sei nicht nur ein großer Gasproduzent, sondern auch "ein ganz wichtiger politischer Player in diesem Raum, und zwar weit über seine Landesgrenzen hinaus", sagte Nehammer zwecks Begründung der Reisediplomatie. Konkreteres als eine Absichtserklärung gibt es bis heute nicht.
Frage: Warum nicht?
Antwort: Katar ist an langfristigen Lieferbeziehungen mit potenziellen Gaskunden interessiert, zumal das Land Milliardeninvestitionen tätigen will, um die Produktionskapazitäten in den kommenden Jahren zu verdoppeln. So lange will sich Österreich und wollen sich auch andere Länder nicht binden, weil man über kurz oder lang ganz vom Gas wegkommen will. Deutschland hingegen hat nicht zuletzt auf Druck der stark von Gas abhängigen Industrie erst Ende November einen Vertrag fixiert. Die LNG-Lieferungen werden 2026 beginnen und mindestens 15 Jahre laufen. Jährlich sollen bis zu zwei Millionen Tonnen LNG nach Deutschland gehen, wobei man sich eines US-amerikanischen Zwischenhändlers – Conoco Philipps – bedient.
Frage: Wie hoch ist nun die Wahrscheinlichkeit, dass Katar trotz diplomatischer Verstimmungen wegen des Korruptionsskandals, in den neben dem Golfstaat auch Marokko involviert ist, zu seinen Lieferverträgen steht?
Antwort: Beobachter gehen davon aus, dass es sich beim jüngsten Muskelspiel mehr um Theaterdonner handelt und dass sich das Emirat letztlich vertragsgemäß verhalten wird. Dies nicht zuletzt deshalb, weil eine erkleckliche Zahl westlicher Unternehmen wie Total Enegies, Shell, Eni, Exxon Mobile und Conoco Philipps in das Projekt rund um die Entwicklung der Gasfelder North Field und South Field involviert sind. Deshalb, so die Überlegung, sei davon auszugehen, dass Katar auch in Zukunft Interesse habe, LNG nach Europa zu exportieren.
Frage: War nicht auch die OMV einmal im Gespräch, bei diesem riesigen Gasfeld eine Rolle zu spielen?
Antwort: In der Tat war das so, nicht aufseiten der Katarer, sondern bei South Pars im Iran. Im Frühjahr 2007 unterzeichnete OMV mit der National Iranian Oil Company (Nioc) eine Absichtserklärung betreffend möglicher Beteiligungen des Unternehmens an der Entwicklung von Teilen des South Pars Gasfelds im Persischen Golf. Die Absichtserklärung umfasste auch den Bau einer Verflüssigungsanlage für LNG sowie Bezugsverträge von Erdgas, das auf minus 162 Grad Celsius verflüssigt wird und auf Schiffe verladen werden kann. Die anschließenden Sanktionen ließen das Projekt nie abheben.
https://www.derstandard.at/story/2000141978138/gaslieferant-katar-laesst-nach-korruptionsskandal-muskeln-spielen
Die Erdgaslücke
Die EU steht 2023 vor einer dramatischen Lücke in ihrer Gasversorgung. Da sie wohl den Weltmarkt leerkaufen wird, droht dem globalen Süden noch gravierenderer Flüssiggasmangel als 2022.
Deutschland und die EU stehen unabhängig vom neuen EU-Gaspreisdeckel in diesem Jahr vor einer massiven Versorgungslücke beim Erdgas. Dies geht aus Prognosen der Internationalen Energieagentur (IEA) hervor. Demnach ist unklar, woher gut 30 bis 60 Milliarden Kubikmeter Gas kommen sollen, die benötigt werden, um das Jahr 2023 und den folgenden Winter zu überstehen. Der Preisdeckel soll verhindern, dass die Kosten für Erdgas im Sommer so exzessiv in die Höhe schnellen wie in diesem Jahr. Allerdings drohen von Berlin durchgesetzte Ausnahmeregeln dafür zu sorgen, dass er, wenn es auf ihn ankommt, außer Kraft gesetzt wird. Den Ausstieg aus russischem Pipelinegas, dem die Versorgungslücke geschuldet ist, hat die EU mutwillig beschlossen. Während sie selbstverschuldet von Mangel bedroht ist, gilt dies nicht für Länder des globalen Südens, die schon in diesem Sommer zeitweise überhaupt kein Flüssiggas mehr erhielten, weil die EU-Staaten es ihnen dank ihrer Finanzkraft vor der Nase wegkauften. Ihnen droht, weil weltweit viel weniger Flüssiggas zur Verfügung steht, als benötigt wird, noch krasserer Mangel als dieses Jahr.
(…)
https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9120
Ist das oben der Weltmarktpreis? Und die erwähnt 6 hat welche Einheit? 6 Us Cent pro Kilowattstunde. Hier mal der TTF – Erdgaspreis pro Megawattstunde, weil man hier die Zahlen des jetzigen EU-Deckels von 180 € pro MWh besser einordnen kann. Am 19.12.2022 lag der Schlusskurs bei 106,53 € pro Megawattstunde.
Wenn man sich diese Kurve mal anschaut, fällt zunächst auf, dass bei Kriegsbeginn der Kurs nach oben schnellt und sich dann wieder normalisiert. Erst ab Mitte Juni erklimmt der Gaspreis schwindelnde Höhen und bleibt auch hoch. Das erste ist ein Spekulationspeak. Der zweite Anstieg hängt wohl damit zusammen, dass die Nationen langsam realisieren, dass russisches Gas ausbleiben wird und die Gasversorger mit staatlichem Geld wie blöd Gas einkaufen.
Ich bin der Sache nachgegangen:
„Der Erdgas-Verbrauch wird manchmal in MMBtu angegeben (million British thermal units; MM kommt von tausend tausend). 1 MMBtu entspricht 26,4 Kubikmeter Gas, basierend auf einem Energieinhalt von 40 MJ/m³ (11 kWh/m³). “
https://de.wikipedia.org/wiki/British_thermal_unit
Als Reaktion auf die Gaspreisobergrenzen-Regelung der EU hat Putin ein Dekret erlassen, das es Gazprom untersagt, Zahlungen an Unternehmen aus „unfreundlichen Staaten“ zu leisten.
Das betrifft vor allem Wintershall DEA(D) und OMV (Ö), die in Nordwestsibierien jeweils ein Joint Venture zur Erdgasföderung mit Gazprom betreiben. Im Vergleich zur sonstigen Erdgasförderung in Rußland sind diese Unternehmen jedoch vernachlässigenswert.
(KP, 23.12.)
Goldman Sachs: Europa dürfte den Gaskrieg gewonnen haben
Der Preis für Gas könnte sich diesen Winter halbieren, schätzt die US-Bank in einer neuen Analyse. Denn die Versorgungsprobleme Europas seien „erfolgreich gelöst“ worden. Fällt der Gaspreis am Ende des ersten Quartals 2023 unter die magische 100 Euro Marke?
Mit einer überaus optimistischen Einschätzung für den Gasmarkt lässt die US-amerikanische Bank Goldman Sachs aufhorchen: Europa dürfte die russischen Gaskürzungen in diesem Winter verkraften, da die Versorgungsprobleme "erfolgreich gelöst" wurden. Im Basisszenario für den kommenden Winter würden die Großhandelspreise für Erdgas bis zum Ende des ersten Quartals des nächsten Jahres von etwa 215 Euro pro Megawattstunde auf unter 100 Euro pro MWh sinken.
Europa gelinge es, trotz Abschaltung der Pipeline Northstream 1, weiterhin erfolgreich, die Gasspeicherstände zu erhöhen. Man geht davon aus, dass die Speicher aufgrund erfolgreicher Lieferanten-Diversifikation bereits bis Ende Oktober im Durchschnitt zu 90 Prozent gefüllt sein werden – zur Erinnerung: das EU-weite Ziel lautete 80 Prozent bis zum 1. November. Der aktuelle Füllstand der österreichischen Gasläger beträgt 71,9 Prozent, ein Plus von 0,34 Prozent zum Vortag, und rund 65 Prozent des gesamten Österreichischen Jahresgasverbrauchs. Alle Europäischen Füllstände können Sie tagesaktuell hier nachlesen.
Schon ein Nachlassen der Hamsterkäufe der vergangenen Monate (zur Auffüllung der Speicher) dürfte den deutlich nachlassenden Preisdruck der letzten Wochen erklären. "Die unbefristete Reduzierung der NS1-Exporte auf Null ließ Nordwesteuropa ohne russisches Gas dastehen. Während wir oft die Frage hören, was dies für die Speicher bedeutet, glauben wir, dass ein besserer Ansatz darin besteht, zu fragen, was dies für die Preise bedeutet, so dass die Speicher weiterhin nach Bedarf aufgebaut werden können." so Samantha Dart, Analystin von Goldman Sachs.
"Diese Herausforderung hat Europa gemeistert" so die Dart. "Mit einer Kombination aus Verbrauchsdämpfung und dem Aufbau neuer Flüssiggas-Lieferketten aus anderen Teilen der Welt." Im Basis-Szenario geht Goldman Sachs überdies von einer weiteren Erholung der Gaspreise nach dem ersten Quartal 2023 aus.
https://industriemagazin.at/energie/goldman-sachs-europa-duerfte-den-gaskrieg-gewonnen-haben/
„Abschaltung“ ist eine liebliche Art, die Sprengung zu umschreiben …
Tanner warnt vor Blackouts in Teilen der EU in "naher Zukunft"
Verteidigungsministerin Tanner rechnet schon bald mit großflächigen Stromausfällen in der Europäischen Union, wie sie in einem Interview mit der deutschen Tageszeitung "Welt" sagte. "Die Frage ist nicht, ob er kommt, sondern wann er kommt", so Tanner. Das Risiko für einen flächendeckenden Stromausfall habe sich durch den Ukraine-Krieg noch einmal deutlich erhöht, betonte sie.
"Für Putin sind Hackerangriffe auf die westliche Stromversorgung ein Mittel der hybriden Kriegsführung. Wir sollten nicht so tun, als ob das nur Theorie wäre. Wir müssen uns in Österreich und in Europa auf Blackouts vorbereiten", so Tanner.
Diese Einschätzung wird nicht von allen geteilt. Alfons Haber, der mit Wolfgang Urbantschitsch die Doppelspitze der E-Control bildet, sagte im Gespräch mit dem STANDARD kürzlich in Bezug auf Österreich: "Die Versorgung mit Strom und Gas ist sichergestellt, auch wenn wir uns nach wie vor in einer angespannten Situation befinden. Wir beobachten die Märkte sehr genau und können derzeit kein signifikant erhöhtes Risiko für einen länger andauernden, großflächigen Stromausfall erkennen."
https://www.derstandard.at/jetzt/livebericht/2000142104751/1000292390/russischer-aussenminister-lawrow-bekraeftigt-forderungen-nach-entmilitarisierung-der-ukraine
Alles halb so wild, meint ein Artikel in der gleichen Zeitung:
Risiko eines flächendeckenden Stromausfalls geschrumpft
Die Befürchtung war groß, im Winter könnte es zu einem Blackout kommen. Diese Gefahr wird nun als gering eingeschätzt, auch wegen der milden Temperaturen
Es ist wohl eine der ungemütlichsten Vorstellungen abseits von Krieg und anderen Katastrophen: stundenlang, womöglich tagelang ohne elektrische Energie auskommen zu müssen, weil das Stromnetz wegen Überlastung zusammengebrochen ist. Warnungen, dass gerade die Wintermonate ein erhöhtes Blackout-Risiko bergen, gibt es nicht erst seit dem Einmarsch von Putins Truppen in die Ukraine, seither aber besonders eindringlich.
Zumindest für diesen Winter gibt es nun aber Entwarnung, und das von kompetenter Stelle. Es ist die Regulierungsbehörde E-Control, die diese Einschätzung trifft.
"Die Versorgung mit Strom und Gas ist sichergestellt, auch wenn wir uns nach wie vor in einer angespannten Situation befinden. Wir beobachten die Märkte sehr genau und können derzeit kein signifikant erhöhtes Risiko für einen länger andauernden, großflächigen Stromausfall erkennen", sagt Alfons Haber im Gespräch mit dem STANDARD. Der gebürtige Kärntner bildet mit Wolfgang Urbantschitsch die Doppelspitze der E-Control.
Dabei waren die Vorzeichen alles andere als gut. Ein Großteil der französischen Atomkraftwerke (AKWs) lieferte monatelang keinen Strom, weil sie wegen dringend notwendiger Revisionsarbeiten vom Netz mussten. Das hatte zur Folge, dass das traditionelle Stromexportland Frankreich zum Importeur wurde.
Weil die Stromnetze in Europa eng miteinander verwoben sind, war Frankreichs "Schubumkehr" auch andernorts zu spüren – in Form höherer Strompreise, die Knappheit signalisieren. Mittlerweile hat sich die Situation gebessert; zwei Drittel der 56 französischen AKWs sind in Betrieb, Frankreich exportiert wieder Strom, einiges an Leistung kommt laut Haber in absehbarer Zeit noch dazu.
Milde Temperaturen helfen
Schlecht war über den Sommer auch die Wasserführung. Das hat abgesehen von der verringerten Stromproduktion in Laufkraftwerken auch zu Problemen beim Transport von Brennstoffen geführt. So konnte etwa Kohle aufgrund des Niedrigwassers am Rhein wochenlang nicht zu den Kraftwerken gebracht werden. Auch wenn die Wasserführung über die Wintermonate unter der von Normaljahren bleiben sollte – Probleme in der Stromversorgung oder gar Abschaltungen seien deshalb nicht zu erwarten.
Was aber wäre, wenn viele Leute an kalten Tagen statt mit Gas mit Strom heizen würden? Schließlich wird der Strompreis in Österreich seit Anfang Dezember bis zu einem gewissen Ausmaß gestützt, der Gaspreis aber nicht.
Run auf Heizstrahler
"In Deutschland haben sich rund 600.000 Haushalte Heizstrahler oder so etwas Ähnliches angeschafft. Wenn man das leistungsmäßig auf Österreich umlegen würde, ginge sich das mit dem Netz aus", sagt Haber. "Es würde die Situation an kalten Tagen aber verschärfen."
Wichtig wäre jedenfalls, Spitzen beim Stromverbrauch zu vermeiden, das heißt einen Modus finden, dass nicht alle zur selben Zeit Strom ziehen, sondern schön verteilt über den Tag. Auch sei zu bedenken, dass Heizstrahler nicht unbedingt den besten Wirkungsgrad haben.
Ein so starker Run auf Stromheizungen wie diesen Herbst in Deutschland und in abgeschwächter Form in Österreich sei zuletzt 2009 und 2013 in Ungarn und Rumänien zu sehen gewesen. Damals kam in beiden Ländern ausgerechnet im kältesten Monat Jänner beinahe 14 Tage lang kein Gas aus Russland an.
Gasspeicher gut gefüllt
Für Entspannung sorgt heuer die Tatsache, dass die Gasspeicher gut gefüllt sind: kurz nach Weihnachten EU-weit durchschnittlich noch zu 83 Prozent, in Österreich zu fast 86 Prozent. Wegen der vergleichsweise milden Temperaturen begann die Heizsaison später als üblich; aufgrund des Weihnachtstauwetters konnte in den vergangenen Tagen europaweit unterm Strich sogar mehr Gas eingespeichert werden, als den Speichern entnommen wurde.
https://www.derstandard.at/story/2000142101568/risiko-eines-flaecheneckenden-stromausfalls-geschrumpft
Eigenartig, alle diese Beruhigungsartikel nach der Panikstimmung im Sommer.
Ab dem 1. Januar 2023 erhöht Kiew die Tarife für das Pumpen von Öl durch die Druschba-Ölpipeline durch das Gebiet der Ukraine um 18,3%.
Die Website von Transneft berichtet, dass der Tarif für das Pumpen in Richtung Slowakei und Ungarn um 2 Euro erhöht wird – bis zu 13,6 Euro pro Tonne.
Zuvor hatte Bloomberg unter Berufung auf einen Brief von Ukrtransnafta berichtet, dass die Ukraine plant, die Gebühren für den Transit von russischem Öl über Druschba nach Osteuropa im Jahr 2023 zu erhöhen.
Grund sei „die anhaltende Zerstörung der ukrainischen Energieinfrastruktur“, die „zu einer erheblichen Stromknappheit, einem Anstieg der Stromkosten, einem Mangel an Treibstoff und Ersatzteilen“ geführt habe.
Nun, der Grund ist natürlich gewichtig. Aber es wird bald an Relevanz verlieren.
(KP, 27.12.)
Der letzte Satz ist kryptisch. Man sieht jedenfalls, wie die EU für den Krieg in der Ukraine an jeder Front zur Kasse gebeten wird.
Ebenfalls läßt sich erkennen, daß die Ukraine auf das Transitgeschäft nicht verzichten will. Abgesehen davon, daß die eigene Energieversorgung auch von den russischen Lieferungen abhängig ist.
OMV-Probebohrungen im Weinviertel
Die OMV führt im Weinviertel Probebohrungen an einem Gasfeld durch. Noch kann das dort geförderte Gas nicht verwendet werden. Könnten die Pläne der geplanten Energiewende schaden? Und wie sehen Experten die mögliche Förderung von Gas in Niederösterreich?
(…)
Laut der Geologischen Bundesanstalt in Wien geht die Gasproduktion in Österreich zurück. Derzeit werden acht Prozent des Bedarfs durch inländische Produktion abgedeckt, Ende der 1970er Jahre wurde noch das vierfache der Gasmenge aus der Erde geholt.
Nach wie vor fördert die OMV beträchtliche Gasmengen in Russland, wo sie mit knapp 25 Prozent am westsibirischen Gasfeld Juschno Russkoje beteiligt ist. Im März 2022 hatte die OMV als Konsequenz des Ukraine-Krieges eine Prüfung aller Optionen für ihr Russland-Geschäft angekündigt, inklusive eines Verkaufs. Während der deutsche Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea – die Deutschen halten 35 Prozent an Juschno Russkoje – erklärt hat, dass eine Fortführung der Geschäfte in Russland nicht mehr haltbar sei, hat die OMV noch keine endgültige Entscheidung darüber getroffen. Das sagte ein Unternehmenssprecher am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters.
https://industriemagazin.at/news/omv-probebohrungen-im-weinviertel/
Polen bezieht über keine der beiden Pipelines mehr Öl, weder über die Druschba noch über die Transneft.
Es fragt sich, woher es jetzt Öl erhält? Und woher die deutsche Raffinerie in Schwedt jetzt ihr Öl erhalten soll, die es angeblich über Stettin beziehen wollte?
Kasachstan ist seit geraumer Zeit EU-Öl-Lieferant, aber eben durch russische Pipelines und über den russischen Öl-Verschiffungshafen in Novorossisk.
Ich vermute, daß da natürlich auch jede Menge russisches Öl über diese Ecke verschifft wird, was sowohl der EU als auch Kasachstan recht ist. Man redet einfach nicht mehr darüber, und das Öl kommt.
Kasachstan hat allerdings keinen Öl-Deckel und kann zum Weltmarkpreis oder sogar darüber verkaufen, da der Hunger nach Öl in der EU groß ist.
Saudi-Arabien, Nigeria und jetzt offenbar auch Nordafrika nutzen jedenfalls die von der EU gegen Rußland verhängte Ölpreis-Obergrenze, um Öl billig von Rußland einzukaufen und mit ordentlichem Aufschlag an verschiedene EU-Staaten weiterzuverkaufen, wo die hohen Energiepreise die Inflation anheizen.
Der Transithandel mit russischem Öl – oder Gas – wird jedenfalls in der Zukunft ein bedeutender Geschäftszweig vieler Staaten werden, die sich den Sanktionen ncht angeschlossen haben.
Was Russland selber betrifft, so geht die Entwicklung dahin, erst einmal eigene Regionen ans Gasnetz – und vielleicht auch an das Eisenbahnnetz – anzuschließen, um einmal im Inland ein gewisses Versorgungsniveau zu erreichen.
In Österreich, wie überall in der EU, drücken sich die Politiker um das Eingeständnis, daß die Energiewende nicht geht:
Gasversorgung OMV:
Posse um Kenntnis über Gazprom-Vertragsinhalte
Die Regierungsspitze kennt nach eigenen Aussagen die Inhalte des Gasliefervertrages von OMV und der russischen Gazprom nicht. Der staatlichen OMV-Anteilseignerin ÖBAG liegen diese Verträge nicht vor, wie die ÖBAG heute bekanntgab. Dabei wäre Kenntnis über den Vertrag über mehrere Milliarden Euro und eine Laufzeit über mehr als zehn Jahren essentiell, will Österreich wirklich, wie geplant, bis 2027 aus russischem Gas aussteigen.
Russische Gaslieferungen nach Österreich sorgen derzeit für Diskussionen: Während die österreichische Regierung bis 2027 zur Gänze auf Gaslieferungen aus Russland verzichten will, verweist die OMV auf langfristige Verträge. Diese sehen eine Abnahme des russischen Gases bis 2040 vor. Zuletzt ist die Abhängigkeit Österreichs vom russischen Gas wieder gestiegen: Im Dezember kamen 70 Prozent des Gases – und damit annähernd so viel wie vor dem Krieg – aus Russland.
Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) verweist laut dem Nachrichtensender Puls24 darauf, den Vertrag der OMV mit der russischen Gazprom nicht zu kennen. Für Ex-OMV-Chef Gerhard Roiss ist dies hingegen schwer nachvollziehbar, wird er im Ö1 Morgenjournal zitiert. Schließlich halte die Republik über die Beteiligungsgesellschaft ÖBAG mehr als 30 Prozent an der OMV und sei im OMV-Aufsichtsrat vertreten. Ein Vertrag über mehrere Milliarden Euro und eine Laufzeit über mehr als zehn Jahre müsse dem Aufsichtsrat bekannt sein, sagte Roiss. "Die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Aufsichtsrat damit nicht beschäftigt hat, geht gegen Null", sagte ein mit Situation Vertrauter gegenüber der APA. Der ÖBAG liegen die Verträge nicht vor, wird im Morgenjournal auf eine Stellungnahme der ÖBAG verwiesen.
Der aktuelle Gasliefervertrag zwischen OMV und Gazprom war 2018 verlängert worden. Unterschrieben haben Ex-OMV-Chef Rainer Seele und Gazprom-Chef Alexey Miller im Beisein von Ex-Kanzler und -ÖVP-Chef Sebastian Kurz und Russlands Präsidenten Wladimir Putin bei deren Treffen im Rahmen von Putins Staatsbesuch in Österreich. Der Aufsichtsrat wurde mit dem Vertrag nicht befasst, sagte Wolfgang C. Berndt vorigen September als Auskunftsperson im ÖVP-U-Ausschuss. Die OMV habe dies zuletzt aber geändert: Nunmehr würde auch das Gremium mit Gaslieferverträgen befasst, sagte der Ex-Aufsichtsratsvorsitzende damals.
Roiss hingegen erwarte, "dass bei derartigen Verträgen und bei derartigen Risikodimensionen der Aufsichtsrat nachfragt und sich den Vertrag vorlegen lässt." Ohne Transparenz sei es jedoch unklar, ob ein vorzeitiger Ausstieg rechtlich nicht möglich sei, oder am politischen Willen scheitere, sagte Roiss. Die SPÖ fordert, die Verträge zu veröffentlichen. "Dann ist es an der Regierung zu prüfen, wie man herauskommt", meinte Vize-Klubobmann Jörg Leichtfried am Rande einer Pressekonferenz am Dienstag.
Die OMV hingegen denke nicht daran, auf das russische Gas zu verzichten. Die Verträge würden Abnahmeverpflichtungen vorsehen. Daher sei es sinnvoll, dieses Gas zu verwenden, verwies das Ö1 Morgenjournal auf eine schriftliche Stellungnahme der OMV. Roiss sehe die Regierung in der Pflicht: "Man muss dem Problem in die Augen schauen". Es gebe Gas aus Norwegen, LNG-Möglichkeiten über Rotterdam und Italien sowie Eigengas. Die Regierung müsse aber beginnen, dem Problem in die Augen zu schauen und nach Lösungen zu suchen. Aber dies dürfte wesentlich mehr Geld kosten, als zu behaupten, man kenne die Verträge nicht, so Roiss.
Ex-Aufsichtsratschef Berndt hatte im U-Ausschuss weiters zu Protokoll gegeben: Die Abhängigkeit von Russland beim Gas sei gestiegen, das liege aber "nicht daran, dass irgendeiner eine Entscheidung getroffen hat, das hat sich so ergeben". Der Gasverbrauch in Österreich sei von 2014 bis 2021 um ein Fünftel gestiegen, die einheimische Fördermengen hätten sich halbiert, Bezüge aus Deutschland und den Niederlanden seien dramatisch zurückgegangen – aus den Niederlanden etwa, weil das dortige größte Gasfeld Groningen geschlossen wird. "Also wurden zusätzliche Mengen gebraucht, um das auszugleichen", argumentierte Berndt.
https://industriemagazin.at/chemie-pharma-biotech/omv-posse-um-kenntnis-ueber-gazprom-vertragsinhalte/
Exklusiv: Schlupfloch Schweiz
Wie Russland die Öl-Sanktionen umgeht
Im internationalen Öl-Embargo klaffen Lücken: Über die Schweiz fließt weiter russisches Öl Richtung Weltmarkt. ntv.de liegen exklusive Informationen vor, die zeigen, wie Öl-Schleuser unter den Augen der Eidgenossen die Sanktionen aushebeln.
In der Schweiz brach mit dem 24. Februar 2022 ein Geschäft zusammen – ein sehr lukratives, bis dato üppig sprudelndes Geschäft: Das Geschäft mit dem schwarzen Gold aus Russland. Allerdings zog sich der Zusammenbruch etwas hin. Mit dem Überfall auf die Ukraine war klar, dass die russische Militäroffensive und damit der Bruch des Völkerrechts auch erhebliche wirtschaftliche Folgen nach sich ziehen würde. Sofort beschlossen die Europäische Union und die US-Regierung zwar erste Wirtschaftssanktionen gegen Russland. Auch der milliardenschwere Handel mit russischem Öl geriet ins Fadenkreuz.
Nur dauerte es, bis rechtliche Schritte wirksam wurden. Erst neun Monate nach Kriegsbeginn trat schließlich das Ölembargo in Kraft. Seitdem sprudeln in der Schweiz die Öl-Milliarden nicht mehr so üppig – zumindest nicht sichtbar. Denn eine Studie der Züricher Nichtregierungsorganisation Public Eye, die ntv.de exklusiv vorliegt, zeigt nun, wie in der Alpenrepublik offenbar weiterhin im großen Stil Geld mit russischem Öl verdient wird.
"Die Schweiz drückt sich um die Umsetzung des Ölembargos", sagt Oliver Classen von Public Eye gegenüber ntv.de, "die Regierung vertraut stattdessen auf die Händler." Und das offenbar mit fatalen Folgen. Nach den Recherchen der Organisation ist der Sektor inzwischen "deutlich intransparenter geworden". Experten von Public Eye haben mit zahlreichen Rohstoffhändlern gesprochen, den meisten in Genf, wo bis zu ein Drittel des weltweiten Öls gehandelt wird.
Unter den Augen der Schweizer Behörden
Während sich die großen Spieler wie Vitol oder Glencore weitgehend an die rechtlichen Folgen hielten, sei in wenigen Monaten ein Geflecht von sogenannten Pop-Up-Tradern entstanden, das so gut wie kaum überprüft werde, ergeben die Recherchen.
So will Public Eye für die Firma Paramount Energy & Commodities nachgewiesen haben, dass allein dieses Unternehmen in den Monaten seit Kriegsbeginn mindestens 72 Millionen Barrel (zehn Millionen Tonnen) russisches Rohöl aus dem sibirische Hafen Kozmino, 100 Kilometer südöstlich von Wladiwostok gelegen, exportiert hat. Das entspräche acht Öltankern pro Monat. Nach Public-Eye-Informationen sei durch das Unternehmen russisches Öl auch nach Eintreten des Embargos im Dezember 2022 gekauft worden.
"Bei der Überwachung des Öl-Embargos machen unsere Behörden Dienst nach Vorschrift", sagt Classen zu ntv.de, "das kennen wir schon aus der Zeit, als es um das Aufspüren der Oligarchen-Gelder ging." ntv.de liegt exklusiv der Schriftverkehr der Nichtregierungsorganisation mit dem Schweizer Wirtschaftsministerium vor. Daraus geht hervor, dass die Alpenrepublik offenbar einen Sonderweg eingeschlagen hat bei der Umsetzung der Sanktionen.
Schweizer Sonderweg
Zwar will das Land nicht allein dastehen und hat sich dementsprechend festgelegt, die Wirtschaftssanktionen umzusetzen, auch den Ölpreisdeckel ("price cap"). Allerdings sieht man sich nicht als treibender Teil der Koalition. Auch will die Schweizer Regierung – so geht aus dem Mail-Verkehr hervor – "keine Over-Compliance". Zu viel Kontrolle ist anscheinend unerwünscht. Offenbar fürchten die Eidgenossen zu große Schäden für den Wirtschaftsstandort Schweiz.
"Die Unternehmen sollen die Dienstleistungen für russisches Erdöl weiter anbieten können", bestätigt das Wirtschaftsministerium in einer Mail, "die Einnahmen für Russland aber sollen durch den price cap verringert werden." Für Public Eye steht nach den monatelangen Recherchen fest, dass die Schweizer Politik nur ein mäßiges Interesse daran hat, die Sanktionen effizient umzusetzen. "Man hat offiziell die Sanktion zwar übernommen", so Classen weiter, "aber offenbar die Umsetzung übersehen".
Überweisungen an Briefkastenfirmen
Die laxen Kontrollen in der Schweiz scheinen inzwischen auch in Russland bekannt zu sein. Nach Public Eye-Recherchen gerät die Eidgenössische Republik nun sogar in den Fokus der sanktionierten Unternehmen. So soll ein Trader aus Genf den Rechercheuren von Public Eye von einem besonders pikanten Fall berichtet haben. Demnach sei er im Oktober 2022 von einer Tochterfirma des russischen Staatskonzerns Rosneft kontaktiert worden.
Das Unternehmen habe ihm zu einem sehr billigen Preis 100.000 Tonnen russischen Diesel angeboten. Der Preis sollte aber über ein Konto in Oman, das auf eine britische Briefkastenfirma laufe, abgewickelt werden. "Solche Konstruktionen sind offenbar gängig", sagt Classen. "Da werden direkte Geldflüsse an russische Unternehmen vermieden, indem ein kompliziertes internationales Finanzgeflecht geschaffen wird, das den eigentlichen Adressaten verschleiern soll."
Vor dem Ukrainekrieg gingen mehr als die Hälfte des gesamten russischen Ölexporte nach Europa. Auch Deutschland deckte ein Drittel seines Bedarfs über Importe aus Russland. Zwischen 50 und 60 Prozent des internationalen Handels sind nach Public-Eye-Schätzungen damals über die Schweiz abgewickelt worden. Ein Milliarden-Geschäft, auf das die Eidgenossen offenbar trotz Sanktionen weiterhin nicht verzichten wollen. "Unsere Recherchen zeigen, dass die Schweiz ein Schlupfloch für die Umgehung des Öl-Embargos ist", sagt Classen.
(ntv, 20.3.)
OMV-Chef Stern: Öl- und Gasausstieg kurzfristig unmöglich
Zwar sieht OMV-Chef Alfred Stern Öl und Gas in Europa nicht als Wachstumsmarkt – Benzin und Diesel werde man aber auch künftig bei der OMV tanken können. Wo die OMV weiterhin auf Öl und Gas setzt, warum sich das Unternehmen nur schwer vom russischen Markt trennen kann und weshalb Stern E-Fuels für den Straßenverkehr als nicht sinnvoll erachtet.
OMV-Chef Alfred Stern sieht Öl und Gas in Europa nicht als Wachstumsmarkt – Benzin und Diesel werde man aber auch künftig bei der OMV tanken können, Erdgas werde gebraucht. "Man kann natürlich von der OMV fordern, aus Öl und Gas heute auszusteigen. Ich kann morgen meine Raffinerie schließen, ich kann alle Bohrlöcher verschließen – dann ist die OMV auch weg", so Stern. Dabei erwirtschaftet die OMV 1,6 Prozent des österreichischen Bruttosozialprodukts.
Wo sich die OMV allerdings bald zurückziehen will, ist bei der Exploration und Produktion von Öl und Gas (E&P) in Malaysia und Neuseeland. Hier sei man derzeit dabei, das Interesse von potenziellen Käufern zu sondieren, sagte der OMV-Chef am Montag im Gespräch mit der APA. Die OMV produziert in der Region Asien-Pazifik 59.000 boe (Barrel Öläquivalent) pro Tag, das sind rund 15 Prozent der OMV-Gesamtproduktion von 392.000 boe pro Tag. Man habe festgestellt, "dass wir keine Möglichkeit sehen, das Gas von dort irgendwie in unsere Kernmärkte in Europa zu bringen". Die Strategie der OMV ist nicht nur die Förderung und der Verkauf von Öl und Gas, sondern auch die Weiterverarbeitung.
Ausstieg aus Russland nur schwierig möglich
Auch von der Beteiligung am russischen Gasfeld Juschno Russkoje, die man schon fast vollständig abgeschrieben hat, würde sich Stern gerne trennen. "Aber um etwas verkaufen zu können, müssen Sie einmal jemanden finden, der das auch kaufen will und es auch kaufen darf." Um das zu tun, brauche man in Russland auch die entsprechenden Genehmigungen. "Das ist zur Zeit aufgrund der Rechtslage extrem schwierig." Für Alfred Stern zeugen die Forderungen nach einem sofortigen Rückzug aus Russland von einem "sehr vereinfachten Rechtsverständnis. Ich könnte als OMV-Chef beispielsweise diese Verträge zerreißen hier in Wien, das ändert aber nichts an der Tatsache, dass wir nach wie vor dort beteiligt sind."
Dass die OMV aufgrund der bestehenden Lieferverträge weiterhin Erdgas aus Russland beziehe, sei "sanktions- und rechtskonform", betonte Stern. "Tatsache ist, dass Gas bisher nicht von Sanktionen betroffen ist. Wir haben nicht den Luxus, Gas aus legitimen Bezugsquellen abzulehnen – zumal wir Verträge haben, die uns zur Abnahme verpflichten." Anders sieht es beim Öl aus: Man habe bereits vor Inkrafttreten der Sanktionen russisches Öl aus den OMV-Raffinerien entfernt und importiere auch keine russischen Ölprodukte wie Diesel.
Bald neues Gas aus Rumänien?
Die wiederholte Forderung, die Lieferverträge mit dem russischen Gazprom-Konzern offenzulegen, kann der OMV-Chef nicht nachvollziehen. "Bei den Gasverträgen handelt es sich um privatrechtliche Verträge, die – wie bei solchen Verträgen auch üblich – eine Vertraulichkeitsklausel enthalten. Das heißt, wenn wir als OMV einseitig solche Verträge offenlegen, dann werden wir vertragsbrüchig." Der Aufsichtsrat der OMV sei über den Inhalt der Verträge informiert. Er sei aber ebenso wie der Vorstand zur Verschwiegenheit verpflichtet. Der österreichische Staat halte zwar 31,5 Prozent an der OMV, laut Aktiengesetz müsse man aber alle Eigentümer gleich behandeln und könne daher keine Ausnahme machen und nur einen Teil der Eigentümer über den Inhalt der Verträge informieren.
Zusätzliches Gas könnte künftig aus dem Schwarzen Meer kommen. Dort soll, wie berichtet, bis zum Sommer die Investitionsentscheidung für das Projekt "Neptun" fallen. "So, wie es zur Zeit aussieht, ist dieses Neptun-Gasfeld groß genug, dass Rumänien zusätzlich mit den anderen Förderquellen möglicherweise einen Überschuss an Gas hat und es auch exportieren könnte." Dieses Gas könnte zum Beispiel über die Slowakei nach Österreich transportiert werden. Das Gesamtinvestitionsvolumen wird auf rund 4 Milliarden Euro geschätzt, die OMV ist über ihre Tochter OMV Petrom mit 50 Prozent an dem Projekt beteiligt.
Längerfristig setzt die OMV aber auf erneuerbare Energien, da dieser Bereich besonders stark am Wachsen ist. "Wir wollen uns in Richtung nachhaltige Kraftstoffe, Chemie und Materialien entwickeln. Wir werden aber als integriertes Unternehmen weiterhin in drei Bereichen tätig sein: Energie, Fuels & Feedstock und Chemicals & Materials". Mit Wien Energie gebe es ein Geothermie-Joint-Venture für die Fernwärme in Wien. In Rumänien habe man im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem staatlichen Stromversorger Oltenia ein Photovoltaik-Großprojekt mit 450 Megawatt angekündigt.
E-Fuels ja, aber da, wo sie Sinn machen
Grundsätzlich sei er "ein großer Freund von Technologie-Offenheit", sagte Stern. "Wir müssen alles einsetzen, was wir können." Die OMV selbst setzt allerdings auf den schwer zu elektrifizierenden Bereich. "Ich glaube, es würde keinen Sinn machen, wenn sich alle Bauern einen elektrischen Traktor anschaffen würden." Dort könne man mit nachhaltigen Kraftstoffen wie E-Fuels arbeiten. Auch das Interesse von Fluglinien wie der AUA sei in diesem Bereich groß. Im Privatverkehr spreche aber die Effizienz sehr für Elektrofahrzeuge.
Das Niveau der Gaspreise werde dauerhaft hoch bleiben, so der OMV-Chef, da die Kosten für LNG höher seien als für Pipelinegas. Die Nachfrage aus Asien sei im vergangenen Jahr relativ gering gewesen, weil China auf Sparflamme geheizt habe, "aber wenn diese Nachfrage zurückkommt, wird das natürlich dazu führen, dass die Marktpreise im globalen Wettbewerb nach oben gehen werden". Zuletzt seien die Gaspreise zwar wieder gesunken, "aber mit 40 Euro pro Megawattstunde sind wir noch immer auf dem doppelten Niveau wie vor dem Ukraine-Krieg".
https://industriemagazin.at/news/omv-chef-stern-oel-und-gasausstieg-kurzfristig-unmoeglich/
Man fragt sich, wo der Diesel bzw. die Vorprodukte dafür denn sonst herkommen. Vermutlich über die Slowakei und Ungarn, die nach wie vor Öl aus Rußland importieren.
„Das US-Zeitalter im Nahen Osten ist vorbei
Die Saudis treiben den Ölpreis in die Höhe – und zeigen damit, dass sie für ihre Sicherheit nicht mehr auf Washington setzen
Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman braucht Geld, viel Geld: Sein Radikalumbau des bisher konservativen Königreichs – und damit das persönliche und politische Schicksal des 37-Jährigen als Alphatier an der Spitze der Familie Saud – hängt am wirtschaftlichen Erfolg seiner "Vision 2030" für Saudi-Arabien. Ein sinkender Ölpreis gefährdet seine Projekte und damit seine Zukunft.
MbS, wie er genannt wird, steuert sie abgekoppelt vom jahrzehntelangen engsten Verbündeten, den USA, an. Bereits im Oktober setzte er sich über US-Warnungen hinweg, dass eine Reduktion der Ölproduktion auch einen politischen Seitenwechsel bedeuten würde: mehr Einkommen für die russische Kriegsmaschinerie. Seitdem hat Saudi-Arabien die Versöhnung mit dem Iran und die Normalisierung des Verhältnisses zu Syrien eingeleitet und stellt sich für eine Mitgliedschaft bei der China-geführten Shanghai Cooperation Organisation an.
MbS’ Vorpreschen für eine neuerliche Förderkürzung bei der Opec+ kam dennoch unerwartet: Drei Tage zuvor hatte Bloomberg noch gemeldet, dass keine Veränderungen zu erwarten seien. Die Saudis waren verärgert, dass die USA nicht wie zugesagt durch Zukäufe ihre Rohölreserven auffüllten, um so den Preis stabil zu halten. Aber das ist nur ein Anlass. Die Ursachen sitzen tiefer: Es ist das Ende des US-Zeitalters im Nahen Osten. Saudi-Arabien hat kein Vertrauen mehr, dass die Allianz mit den USA seine Sicherheit garantiert, und schaut sich anderswo um.“ (Gudrun Harrer, 4.4.2023)
Anläßlich des vermutlich unmittelbaren Bevorstehens von Carter wird die Geiselaffäre im Iran wieder erwähnt, die ihn seinerzeit den Wahlsieg kostete und Reagan an die Macht brachte.
Erst damals bzw. nachher begann der Aufstieg Saudi-Arabiens als neuer Haupt-Verbündeter der USA in der Region und der Gegensatz zum Iran.
Es könnte sein, daß das jetzt bald Geschichte ist.
Außerdem machen die Saudis viel Geld und bald noch mehr aus dem Weiterverkauf russischen Öls an die EU.
Ein trügerischer Abschied?
Die Schweiz und der Handel mit russischem Öl
Seit Anfang Februar darf in rund 40 westliche Länder, darunter auch die Schweiz, auf dem Seeweg kein russisches Rohöl oder Raffinerieprodukte mehr eingeführt werden.
Zudem gilt ein Preisdeckel für den Handel. Dieses historische Embargo beendete eine lange Liaison zwischen Genf und dem schwarzen Gold Russlands. Die grössten Händler, einst wichtige Partner des Putin-Regimes, mussten ihre Verbindungen zu Russland kappen. An ihre Stelle traten kleine Firmen mit unbekanntem Profil, die schnell in den Verdacht gerieten, in einem immer undurchsichtigeren Markt als Strohfirmen für die grossen Akteure zu fungieren. Public Eye hat diesen gewaltigen Umbruch recherchiert.
Auf dem Bildschirm erscheint eine lange Liste von Schiffen. Der Blick fällt auf jene, die in roten Buchstaben mit «kritischer Status» gekennzeichnet sind. Es ist Februar 2023, wir befinden uns im Handelsraum eines Genfer Rohstoffhändlers. Wie andere Marktteilnehmer ist er seit kurzem verpflichtet, die «bösen Schiffe», wie sie hier genannt werden, ausfindig zu machen. Meist handelt es sich dabei um Öltanker, die ihre Flagge gewechselt haben, um ihre russische Herkunft zu verschleiern, oder die in den letzten Monaten in russischen Häfen beladen wurden und möglicherweise mit russischen Personen oder Unternehmen in Verbindung stehen, gegen die Sanktionen verhängt wurden. So wie die Minerva Nounou, die unter maltesischer Flagge fährt. Seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine am 24. Februar 2022 hat der 17 Jahre alte Tanker rund ein Dutzend Mal in russischen Häfen angelegt, darunter Ust-Luga und Primorsk.
(…)
(Public Eye, 5.4.)
Der Artikel ist mühsam zu lesen, weil er besonders anschaulich ausmalen will, wie undurchsichtig die ganze Angelegenheit ist.
Man kann aber sehen, wie die Schweiz und daher auch ihre Banken durch die ganzen Sanktionen in Schwierigkeiten geraten. Außerdem läßt sich erkennen, daß Rußland sein Öl weiter los wird.
Als Auf- und Weiterverkäufer werden die VAR und andere Staaten erwähnt, aber nicht Saudi-Arabien. Ich nehme aber an, daß das der ganz große Zwischenhändler ist oder werden wird.
Ölfeldausrüstung
Schoeller-Bleckmann: Satte Gewinne und volle Auftragsbücher
Der österreichische Ölfeldausrüster Schoeller-Bleckmann Oilfield ist gut ins neue Jahr gestartet: Die Auftragsbücher sind voll, die Gewinne beachtlich. Wie der baldige Ex-CEO Gerald Grohmann das Kerngeschäft von SBO verteidigt und der Energiewende noch eine lange Umsetzungsdauer attestiert.
So gut wie das vergangene Geschäftsjahr endete, begann auch das neue für den österreichischen Ölfeldausrüster Schoeller-Bleckmann Oilfield (SBO): Mehr Aufträge als abgearbeitet, das Betriebsergebnis (EBIT) stieg um 72 Prozent auf 26,7 Millionen Euro, der Nettogewinn verdoppelte sich fast auf 21,3 Millionen Euro. "Wir sind nach einem sehr guten und starken Jahr 2022 nahtlos in ein extrem starkes erstes Quartal hineingestartet", so SBO-Geschäftsführer Gerald Grohmann.
Der Auftragseingang stieg im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um über ein Fünftel auf 157,6 Millionen Euro, der Umsatz um 47 Prozent auf 147,3 Millionen Euro.
Robuster Investitionszyklus
Grohmann geht davon aus, dass die Öl- und Gasproduzenten weiterhin kräftig investieren müssen. Grund dafür sei die weltweit steigende Energienachfrage und die Tatsache, dass in den vergangenen Jahren zu wenig in die Exploration und Produktion neuer Öl- und Gasvorkommen investiert wurde.
Dieser Investitionszyklus wird länger anhalten und robuster sein als die Zyklen in der Vergangenheit. Vor allem der Nahe Osten, Südamerika und Afrika werden als Wachstumstreiber gesehen. In Nordamerika wird das Wachstum aufgrund der moderaten Entwicklung der Gaspreise flach sein, während es in China auf dem Weg der Besserung ist.
Durch den Krieg in der Ukraine, so Grohmann am Mittwoch zur APA, sei das Thema Energiesicherheit plötzlich wieder in den Vordergrund gerückt. "Man hat erkannt, dass bei allen Bemühungen in den letzten Jahren und Jahrzehnten, regenerative Energieformen zu forcieren, diese einfach noch nicht ausreichen, um Energiesicherheit zu gewährleisten, um die Haushalte mit Wärme und Strom zu versorgen und um die Industrie am Laufen zu halten."
Nachfrage steigt
Die Annahme, die hohen Energiepreise seien Folge der Abhängigkeit von russischem Gas, "stimmt nur zum Teil", so Grohmann. "Das war vielleicht ein Brandbeschleuniger, aber die Verknappung wäre sowieso passiert, weil in den letzten Jahren aus verschiedensten Gründen viel zu wenig in die Exploration und Produktion von Öl und Gas investiert wurde. Jetzt, nach Covid, ist die Nachfrage wieder anhaltend groß – wir sehen zum Beispiel über 100 Mio. Barrel pro Tag Ölnachfrage."
Beim Gas werde versucht, Europa durch LNG-Terminals unabhängiger von russischem Gas zu machen. "All das beflügelt die Investitionen in die Öl- und Gasindustrie."
Der Chef der SBO geht davon aus, dass der aktuelle Investitionszyklus länger dauern wird als die Zyklen in der Vergangenheit. Ein Grund dafür sei der Nachholeffekt. Hinzu komme, dass die Fördermengen der bestehenden Ölfelder jährlich um 6 bis 8 Prozent zurückgingen. Diese Menge müsse jedes Jahr neu gefunden und gefördert werden. Auch die Tatsache, dass wieder verstärkt in Offshore-Projekte investiert werde, die eine lange Vorlaufzeit und dann auch relativ lange Laufzeiten hätten, sei ein Zeichen für einen längerfristigen Zyklus. (…)
(Industrie-Magazin, 24.5.)
Die EU dürfte durch die angestrebte Energiewende, den hier eingerichteten Energiemarkt und die Sanktionen dauerhaft ins Hintertreffen in der internationalen Konkurrenz geraten, weil sie für Energie höhere Preise zahlen wird als andere Staaten, deren Energiegewinnung und -importe nicht durch solche Schnapsideen verteuert werden.
Ende 2024 kommt kein Gas mehr aus Russland, warnt Ex-OMV-Chef Roiss
Kiew wolle den Vertrag zur Durchleitung nicht verlängern, sagt der ehemalige Spitzenmanager unter Berufung auf ukrainische Kreise
Die Lieferung von russischem Gas nach Österreich über die Ukraine dürfte 2024 enden, warnt Ex-OMV-Chef Gerhard Roiss. "Darauf haben wir uns in Österreich vorzubereiten", sagte er am Mittwoch in der "ZiB 2". Der stellvertretende ukrainische Energieminister habe ihm diese Woche gesagt, dass die Ukraine den Vertrag mit Russland über den Gastransit nicht über das Jahresende 2024 hinaus verlängern werde.
(…)
(Standard, 1.6.)
Wird Lithium aus Österreich zukünftig in Saudi Arabien verarbeitet?
Die Vorbereitungen für einen Lithiumabbau auf der Koralm werden von der australischen Firma European Lithium vorangetrieben. Die Verarbeitung des Spodumen soll aber wahrscheinlich nicht in Österreich stattfinden – aufgrund der hohen Energiepreise.
Die Vorbereitungen für einen Lithiumabbau auf der Koralm werden von der australischen Firma European Lithium vorangetrieben. Noch im Juni sollen die Abbaurechte in ein an der US-Technologiebörse NASDAQ notiertes Unternehmen eingebracht werden. Die Marktkapitalisierung des Unternehmens liegt bei rund einer Milliarde Dollar. Es zeichne sich aber ab, dass die Weiterverarbeitung des Erzes zu batteriefähigem Lithium nicht in Wolfsberg, sondern in Saudi-Arabien stattfinden werde, sagte CEO Dietrich Wanke im Gespräch mit der APA.
Denn European Lithium hat mit der saudi-arabischen Firma Obeikan eine verbindliche Vereinbarung über die Produktion von batteriefähigem Lithium abgeschlossen. Das teilte das Unternehmen am Freitag in einer Aussendung mit. Laut Wanke hätten vor allem die "ausufernden Energiekosten" gegen die Verarbeitung des Erzes zu hochwertigem Lithium in Kärnten gesprochen.
Die Gewinnung von reinem Lithium aus dem Erz sei energieintensiv. Dazu werde Gas benötigt. "Eine dreiviertel Milliarde Dollar Mehrkosten" hätten die jüngsten Preisexplosionen bedeutet. "Da muss man knallhart sagen, dass Europa für diese Industrien zur Absicherung der Energiewende nicht wettbewerbsfähig ist."
(…)
(Industrie-Magazin, 2.6.)
Der Post von
@Leser
gehört hierher:
„(…) In Italien träumt man davon, bald Drehscheibe und Verteilzentrum für Gaslieferungen nach ganz Europa zu sein. Premier Giorgia Meloni ist am Wochenende nach Tripolis gereist, um dort mit dem libyschen Regierungschef Abdul Hamid Dbaiba ein großes Investitionspaket zu unterzeichnen. Mit einem Volumen von 7,4 Milliarden Euro ist es für das nordafrikanische Land sogar das größte seit 25 Jahren. Und natürlich geht es dabei um Erdgas, die Hauptressource Libyens. Italiens Energiekonzern Eni und der staatliche libysche Ölkonzern NOC haben vereinbart, bis 2026 zwei Lagerstätten vor der Küste bei Tripolis und in Ostlibyen zu erschließen, von denen man annimmt, dass sie beiden Ländern bald viel Gas bescheren werden.“
(…)
https://www.sueddeutsche.de/politik/italien-libyen-deal-migration-1.5741436
Da muß ja inzwischen eine gewisse Stabilität in Libyen eingekehrt sein, wenn solche Deals abgeschlossen werden.
Ich nehme einmal an, Tripolis (Regierungs-Theater) und die Cyrenaika (Hiftar) haben sich die Einflußsphären aufgeteilt.
„Spanien und Belgien größte Abnehmer
EU importiert mehr LNG aus Russland
Dem Krieg in der Ukraine und vielfältigen Sanktionen gegenüber Russland zum Trotz: In den ersten Monaten des Jahres wurde mehr russisches LNG in die EU eingeführt als 2021.“
Surprise, surprise. Damals kam ja mehr durch Pipelines.
Weiterhin gelangt russisches Gas in die Europäische Union. Allerdings nicht“ (nur) „über Pipelines in gasförmigem Zustand, sondern als verflüssigtes LNG, das in der Regel über spezielle Tankschiffe transportiert wird.
Nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Global Witness ist die Menge an LNG, das von EU-Staaten importiert wird, in den ersten sieben Monaten des Jahres sogar angestiegen. Danach haben EU-Staaten von Januar bis Juli 22 Millionen Kubikmeter LNG aus Russland eingeführt, ein Anstieg um 40 Prozent gegenüber dem Jahr 2021 vor dem russischen Einmarsch in die Ukraine (15 Millionen Kubikmeter).
Aufs Jahr gerechnet Gas für gut fünf Milliarden
EU-Länder werden nach den Projektionen von Gobal Witness damit im laufenden Jahr rund 5,3 Milliarden Euro in russisches LNG investieren. Die Angaben basieren auf Preisinformationen des finnischen Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA).
Rund 52 Prozent des russischen LNG Exports wurden in den ersten sieben Monaten in die EU eingeführt, im Vergleich zu 49 Prozent der Exporte im vergangenen Jahr und 39 Prozent im Jahr 2021.
Wirkungsloser Appell der EU-Kommission
Der Import von LNG fällt nicht unter die EU-Sanktionen, die nach Beginn des Krieges Russlands gegen die Ukraine verhängt und mehrfach erweitert wurden. Zwar setzt sich die EU-Kommission zwar für einen Stopp der Käufe ein; so hatte EU-Energiekommissarin Kadri Simson bereits im März die Mitgliedsstaaten zu einem Stop der Importe aus Russland aufgefordert. Doch an den Importen ändert dies bislang nichts.
»Es ist schockierend zu sehen, dass sich viele EU-Länder von russischem Gas via Pipelines unabhängig gemacht haben, nur um es dann durch LNG per Tankschiff zu ersetzen«, zitiert die Financial Times den Global-Witness Experten Jonathan Noronah-Gant. Weiterhin würden damit europäische Unternehmen Milliarden an Wladimir Putins Kriegskasse überwiesen.“
Die Vorstellung, plötzlich auf Gas verzichten zu können, ist eben sehr unrealistisch, Appelle der (estnischen) Kommissarin hin oder her.
(Estland behauptet, kein Gas mehr aus Rußland zu kaufen, was nicht ganz überprüfbar ist. Allerdings handelt es sich um eine kleine und ziemlich desindustrialisierte Ökonomie, es ist möglich, daß sie bisher mit Speichergas und US-Flüssiggas auskommen.)
Die EU-Staaten haben sich eben nicht „unabhängig“ gemacht, weil es nicht geht, sondern sind auf Flüssiggas umgestiegen, was natürlich den Preis für das Gas erhöht.
„Aus für russisches Gas frühestens 2027
Die EU-Kommssion hat sich zum Ziel gesetzt, dass die Gemeinschaft bis 2027 gar kein russisches Gas mehr bezieht, weder per LNG-Tanker, noch per Pipeline. Derzeit ist Russland mit 16 Prozent Anteil allerdings noch zweitgrößter Lieferant des verflüssigten Erdgases in die Gemeinschaft, nach den USA und vor Katar, Nigeria und Algerien. Viele Länder wie auch Österreich sind bis dahin auch vertraglich an russische Gas-Lieferungen gebunden.“
Nicht nur vertraglich, auch stofflich. Ohne diese Importe stünde hierzulande alles still. Die Verträge ließen sich schon aufkündigen, aber dann könnte die österreichische Volkswirtschaft eben zusperren.
(tagesschau, 30.8.)
Ein Artikel in El País beklagt sich darüber, daß die spanischen Energieversorger auch nicht auf das russische Flüssiggas verzichten:
„Das spanische Unternehmen Naturgy hat einen 20-Jahres-Vertrag zum Kauf von LNG aus Jamal in der Arktis, der 2038 ausläuft. Im Gegensatz zu dem Gas, das per Rohr nach Europa gelangte und vollständig von Gazprom vermarktet wurde, wo der Kreml die Kontrolle hat, kommt das LNG nach Europa hauptsächlich von Yamal LNG, einem Konsortium unter Führung des privaten russischen Unternehmens Novatek, zu dessen Aktionären europäisches und chinesisches Kapital gehören.“
D.h., an dem Verkauf profitieren auch europäische Eigentümer, wie neckisch.
Seit Kriegsbeginn war Spanien – neben Frankreich und Belgien – das wichtigste Tor für den Transport von russischem Gas per Schiff zu europäischen Häfen.
Im Jahr 2022 haben sich die spanischen Importe dieses Brennstoffs aus Russland fast verdoppelt und übersteigen 56.000 Gigawattstunden (GWh). Teilweise als Ersatz für die Schließung einer der beiden Gaspipelines aus Algerien.
Dies liegt zum Teil an der enormen Aufnahme- und Regasifizierungskapazität Spaniens, um den Kraftstoff dann in den Rest Europas zu liefern.“
Spanien etabliert sich als über Flüssiggas als Gas-Verteiler, eine Rolle, die eigentlich Deutschland mit den Nordstream-Pipelines übernehmen wollte oder teilweise bereits hatte.
„Spanien ist in diesem Jahr bisher auch der größte europäische Abnehmer von russischem Flüssiggas.
Die russischen“ (Pipeline-) „Gasströme in die EU sind seit Beginn der Invasion auf ein Rekordtief gesunken. Um das Defizit auszugleichen, sind die LNG-Lieferungen aus aller Welt in die Höhe geschossen.
Einschließlich derjenigen aus Russland, gegen die es keine Sanktionen gibt: Wenn sie dagegen ein Veto eingelegt hätten, fürchteten die 27 um ihre Versorgung. Die baltischen Länder – und außerhalb Europas das Vereinigte Königreich – haben den Kauf von russischem LNG vollständig eingestellt.“
Sagen sie.
GB hat selber Gas, dort ist es glaubwürdiger …
Rußland hat ein Ausfuhrverbot für Diesel und Benzin erlassen, weil diese Güter im Inland knapp geworden sind und sich dadurch auch verteuert haben.
Wie kam es dazu?
Die KP lenkt den Blick auf 2 Umstände: Den Fall des Rubel und das Energiedefizit in der EU.
Das macht den Export für private Unternehmen profitabel.
Alles Gerede oder Geschreibe in den Medien – über die Notwendigkeit für Rußland, Energie zu exportieren, um den Krieg zu finanzieren, als Ursache dieser Energieknappheit – ist dummes Geschwätz. Die Energieexporte, aus denen die Staatskasse ihre Einnahmen bezieht, laufen über Rosneft, Gazprom und andere staatliche Firmen, die kleinen privaten fallen da kaum ins Gewicht.
Eher könnte der erhöhte Bedarf an Diesel für die Armee zu Versorgungsmängeln geführt haben.
Bei der derzeitigen Knappheit geht es aber um etwas anderes.
Der Fall des Rubel macht es extrem profitabel für Unternehmen aus der Inlands-Verteilerkette – Tankstellen und deren Lieferanten, möglicherweise auch Raffinerien – Diesel und Benzin ins Ausland zu verkaufen, womöglich noch durch kleines Bakschisch an entsprechende Stellen an der Steuer vorbei.
Deshalb werden diese Exporte auch als „graue“ Exporte bezeichnet.
Die für uns interessante Frage ist jedoch: Wohin gehen diese Exporte? Georgien hat keinen solchen Bedarf bzw. ist ohnehin versorgt, Kasachstan hat selber genug davon.
Für größere Transporte übers Meer rechnet sich das alles nicht, dafür haben diese Unternehmen gar nicht die nötige Logistik. Es geht also nur um per Tankwagen zu beliefernde Kunden.
Es bleiben daher nur die EU-Nachbarn Rußlands als Markt, wo man wirklich viel Geld machen kann. Benzin-Import im Tankwagen aus Rußland ist ja nicht verboten.
Die Hauptverdächtigen sind also Finnland, das Baltikum und Polen, wenn man annimmt, daß womöglich in den letzten Monaten ein sprunghafter Transit-Handel losgegangen ist. Auch ukrainische und weißrussische Zwischenhändler dürften an dem Geschäft mitgeschnitten haben.
Es bleibt zu beobachten, wie sich die Situation hüben und drüben entwickelt.
„Russland beginnt mit Gaslieferungen nach Usbekistan
Russland hat am Samstag mit der Lieferung von Erdgas an Usbekistan über Kasachstan begonnen. Zu diesem Anlass fanden in Moskau Zeremonien statt, an denen die Präsidenten der drei Länder teilnahmen und die im staatlichen Fernsehen übertragen wurden.
Es ist das erste Mal, dass Usbekistan, das selbst Produzent und Exporteur ist, Gas aus Russland importiert. Im Rahmen eines Zweijahresvertrags mit der russischen Gazprom wird Usbekistan 9 Millionen Kubikmeter russisches Erdgas pro Tag importieren.
Russlands Energieeinnahmen wurden durch westliche Sanktionen wie Preisobergrenzen und ein Embargo für Ölexporte auf dem Seeweg nach der Invasion in der Ukraine sowie durch die Schließung der Nord-Stream-Gaspipelines nach Europa, die im September 2022 gesprengt wurden, geschmälert.“
(Standard, 7.10.)
Es ist anzunehmen, daß Usbekistan zunächst als Transit-Land für den Export von Erdgas funktionieren wird.
Usbekistan hatte lange ein Energie-Defizit und importierte aus anderen mittelasiatischen Staaten.
Seit aber mit Hilfe chinesischer Investitionen im Fergana-Tal Gas gefunden wurde, hat sich das Blatt gewendet. Hauptabnehmer ist China, als Abzahlung der ursprünglichen Investitionen.
Das Treffen jetzt, bei dem russische Exporte vereinbart werden, war ein Treffen zu dritt: Zusammen mit Kasachstan und Uzbekistan will Rußland eine weitreichende Energie-Kooperation mit den anderen 2 Staaten anleiern, die erstens eine Umgehung der Sanktionen ermöglicht und zweitens die Stellung Rußlands und auch der anderen beiden Staaten als Energiequelle stärkt.
An denen kann dann kaum wer mehr vorbei.
„Trotz Sanktionen betreibt Europa weiterhin aktiv Handel mit Rußland
Die russischen LNG-Exporte nach Europa waren im November 2023 mit 1,75 Millionen Tonnen die höchsten in der Geschichte. Im letzten Herbstmonat lag der Wert mit 2,914 Millionen Tonnen auf einem hohen Niveau und damit nur geringfügig unter dem Jahreshöchstwert. Darüber hinaus kehrte Russland zu den fünf Spitzenreitern bei den Getreideexporten in die EU zurück. Dies zeigt, dass der Westen trotz zahlreicher antirussischer Sanktionen und harter Äußerungen gegen Moskau weiterhin aktiv mit Moskau interagiert. … Von Januar bis Juli kauften EU-Länder 52 % aller russischen Flüssiggasexporte.
Basierend auf den Ergebnissen der ersten sieben Monate des Jahres 2023 stiegen die Importe von russischem LNG im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2021 um 40 % (von 15 Millionen auf 22 Millionen Kubikmeter). Dadurch wurde die RF nach den USA zum zweitgrößten Kraftstofflieferanten der EU, und die europäischen Länder gaben in dieser Zeit“ (also Jänner bis August 2023) „ca. 5,3 Milliarden Euro für den Kauf von russischem LNG aus.
Das meiste Gas ging nach Frankreich (dieses Land steigerte die Importe um 44 % im Vergleich zu 2021) und Belgien (ein Anstieg um das 2,3-fache); auch Spanien importierte einen erheblichen Teil (+44 %). (…)
Ende des Jahres veröffentlichte Bloomberg einen Artikel, in dem es hieß, dass »Russland mit Ölexporten mehr verdient als vor dem CBO.« Im Oktober 2023 beliefen sich die Nettoeinnahmen der RF aus Ölverkäufen auf 11,3 Milliarden US-Dollar, was 31 % der gesamten Haushaltseinnahmen des Landes für diesen Monat entspricht.
Dies war der höchste Wert seit Mai 2022 und übertraf die Werte aller Monate vor Beginn des CBO. Die Agentur stellte fest, dass in den ersten neun Monaten des Jahres 2023 russische und Schattenflottenbesitzer über 70 % der russischen Ölfracht transportierten, was »der Russischen Föderation ermöglichte, die Kontrolle über die Exporte zu behalten und die Preise schrittweise zu erhöhen«.“
Auch die Getreide-Exporte Rußlands in die EU sollen bereits wieder das Vorkriegsniveau erreicht haben.
Bei den Flüssiggas-Exporten gingen die Hälfte in die EU, die andere Hälfte nach Südostasien.
Aber auch Pipeline-Gas fließt nach Europa, sowohl durch die Ukraine als auch über South Stream.
(Izvestija, 3.1.)
Die AKWs sind offenbar auch nicht das Gelbe vom Ei, um in der Energiefrage weiterzukommen …
„Frankreichs nukleares Milliardenloch
Neubau von Europäischem Druckwasserreaktor in Flamanville verzögert – und verteuert sich
Die Fertigstellung des französischen Atomkraftwerks (AKW) Flamanville verzögert sich abermals. Seit 2007 wird an ihm gebaut, und die Fertigstellung wurde bereits mehrmals hinausgeschoben. Ursprünglich war geplant, das AKW 2012 in Betrieb zu nehmen. Die Baukosten waren 2004 mit drei Milliarden Euro angegeben worden, beliefen sich aber bis Ende 2002 bereits auf 13,2 Milliarden Euro. Die französische Atomaufsichtsbehörde kündigte zu Beginn der Woche an, eine abschließende öffentliche Anhörung zu initiieren. Bauherr und künftiger Betreiber EDF gab nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters außerdem an, dass er 43 Betrugsfällen nachgehen wolle, die im Zusammenhang mit der Ausrüstung des Reaktors 2023 auffielen. Dabei handele es sich unter anderem um Unregelmäßigkeiten bei Zulieferern. Inwiefern diese für Sicherheitsfragen der Anlage von Belang sind, wurde nicht erwähnt.
Das AKW Flamanville ist das einzige derzeit in Frankreich im Bau befindliche Atomkraftwerk. Bei ihm handelt es sich um einen sogenannten Europäischen Druckwasserreaktor (EPR, European Pressurized Reactor), der in den 1990ern in Westeuropa noch als die große Zukunft der Nuklearindustrie angepriesen wurde. Knapp drei Jahrzehnte später wurden erst zwei Anlagen fertiggestellt: die AKW Taishan in China und Olkiluoto in Finnland. Letzteres ging 2021 mit 13 Jahren Verspätung ans Netz, zunächst noch im Testbetrieb. Erst 2023 wurde der Regelbetrieb aufgenommen. Die Kosten hatten sich bis dahin nahezu vervierfacht. Allerdings waren die finnischen Auftraggeber schlau und hatten seinerzeit mit den ausführenden Unternehmen Areva und Siemens einen Festpreis ausgemacht. Diese stritten sich daher anschließend ausgiebig, wie die Verluste aufzuteilen wären. Siemens ist zwischenzeitlich aus dem AKW-Bau ausgestiegen und Areva – heute als Framatome mehrheitlich im Besitz des staatlichen Stromkonzerns EDF – musste mit 4,5 Milliarden Euro aus dem Staatssäckel saniert werden.
Zwei weitere EPR sind derzeit im Südwesten Englands in Bau. Ein Konsortium aus China Nuclear Power Group und EDF hat dort bis vor kurzen am AKW Hinkleypoint C-1 und C-2 gebaut. Die britische Regierung hatte ihnen dafür für die ersten 35 Jahre umgerechnet rund elf Cent pro erzeugter Kilowattstunde angeboten, ein Garantiepreis, der zudem noch an die Inflation angepasst werden soll. Zum Vergleich: Zukünftige Betreiber von Windenergieanlagen in Deutschland, die in der letzten Ausschreibungsrunde Anfang des Jahres einen Zuschlag bekamen, werden durchschnittlich 7,34 Cent pro Kilowattstunde bekommen und das nur 20 Jahre lang und ohne Inflationsausgleich. Verglichen damit erscheinen die Konditionen für Atomstrom in Großbritannien traumhaft. Allerdings sind die Baukosten zwischenzeitlich auch dort derart explodiert, dass der chinesische Partner im vergangenen Dezember ausstieg. 2017 war noch von gut 20 Milliarden Euro die Rede gewesen, inzwischen werden die Baukosten hingegen auf 37,9 Milliarden Euro geschätzt, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg seinerzeit berichtete.
Von billiger Atomkraft kann also nicht die Rede sein. Außerdem sieht es angesichts der enormen Probleme auf den wenigen AKW-Baustellen in Europa und Nordamerika nicht danach aus, dass die alten AKW rechtzeitig durch neue ersetzt werden könnten, wie es unlängst auf einem sogenannten Atomgipfel in Brüssel diverse Regierungen versprachen. Laut Statistik der Internationalen Atomenergieagentur sind 165 der 415 weltweit noch im Betrieb befindlichen Reaktoren 40 Jahre oder älter. 38 laufen sogar schon 50 Jahre oder länger. Ausgelegt sind die Reaktoren in der Regel für 40 Jahre Betriebszeit. Eines ihrer Alterungsprobleme ist der Stahl der Reaktordruckbehälter, in denen sich das hoch radioaktive Material befindet. Dieser versprödet mit der Zeit durch den Neutronenbeschuss der Kettenreaktion. Er wird also anfälliger für Risse und Brüche. Man muss sich also angesichts all der Methusalemreaktoren fragen, wann es denn wohl zur nächsten großen Reaktorkatastrophe kommt.“
(Junge Welt, 30.3.)
Energiewende ade …
„Eiszeit für Wärmepumpen: Holprige Energiewende in der europäischen Inverter-Industrie
In den ersten drei Monaten dieses Jahres ist der Absatz von Wärmepumpen in Deutschland um 52 Prozent eingebrochen. Der europäischen Inverter-Industrie drohen weiterhin wirtschaftlich eisige Zeiten. Gleichzeitig hat das Geschäft mit Öl-Heizungen um 33 Prozent zugelegt. Zehntausende Wärmetauscher liegen derzeit bei Installateuren und Großhändlern auf Lager. Zugleich steigen die Anschaffungskosten deutlich an. Zwischen 40 und 50 Prozent teurer ist der Einbau von Wärmepumpen heuer als noch vor zwei Jahren, so errechnen Experten.
Die Lohnkostensteigerungen und der Personalmangel verteuern den Einbau von Invertern deutlich stärker als bei anderen Heizungsarten, wie Pellet oder Gas. Der Rückgang der Nachfrage nach Wärmetauschern macht sich mittlerweile auch in den Werkshallen bemerkbar: Daikin, Vaillant, Stiebel Eltron – viele große Hersteller haben in den letzten Monaten Kurzarbeit anmelden müssen. Ist die einst vielgepriesene Zukunft der Inverter-Technologie schon wieder Geschichte?
(Industrie-Magazin, 24.7.)