Die europäische Variante der Schuldenbegrenzung

NULLZINSEN UND SPARMASSNAHMEN

In Europa gibt es das Theater um Schuldenobergrenzen nicht. Da läuft das anders. Die EZB leert zwar in großen Mengen Geld in den Kreislauf, oftmals zu Null- und Negativzinsen, und oftmals, ohne daß das an die große Glocke gehängt wird. Welche Betriebe z.B. im Anleihen-Aufkauf-Programm der EZB sind, weiß niemand, aber man kann getrost annehmen, daß diverse große Player wie die Deutsche Bank oder andere nationale Flaggschiffe regelmäßig mit Geldspritzen bedacht werden, wenn es bei ihnen nicht so rund läuft.

Geht es jedoch um Staaten, die mit Schulden-Refinanzierung kämpften, so tritt die gestrenge Oberaufsicht in Brüssel auf den Plan. Da muß man dann jeden Cent umdrehen und schauen, ob damit nicht womöglich „Sozialzuckerl“ ausgeteilt werden oder „marode“ „Zombie“-Betriebe mit Kreditspritzen am Leben gehalten werden. Die Zombies gibt es nämlich nur auswärts, bei uns zuhause – sprich: Deutschland, Niederlande, Österreich, Skandinavien u.a. – wird nämlich solid gewirtschaftet!

Es hat sich also eine gewisse Kultur der verdeckten Subventionen neben einem „Was Jupiter erlaubt ist, darf der Ochse nicht“-Prinzip eingebürgert. Was sich die einen Staaten als selbstverständlich herausnehmen, wird bei den anderen als Unzulässigkeit gebrandmarkt.

Das alles neben der inzwischen mehr oder weniger eingebürgerten Nullzinspolitik, von der die EZB trotz steigender Inflation in den Eurostaaten und Händeringen ebendort nicht abgehen will.
Sie weiß schon, warum.
Zinserhöhungen für Anleihen aller Art würden unabsehbare Effekte für die Schuldenlast der Eurozone zur Folge haben. Es könnte sich herausstellen, daß viel mehr Staaten ihre Schuldenlast nicht mehr stemmen können, als bisher angenommen.

Diese Sparaufrufe gegenüber den Staaten Südeuropas erfolgen, obwohl sich vom Standpunkt der Schuldenlast durchaus positive Effekte der Nullzinspolitik zeigen. Die gleiche Zeitung, die leicht geschockt über die Fast-Bruchlandung des US-Haushalts berichtet, vermeldet nämlich:

„Spanien senkt Zinszahlungen trotz steigender Schulden
Das Budget für 2022 sieht eine Senkung der Finanzierungskosten um 1.500 Millionen vor. (…)
Wie sind solche Einsparungen möglich? Nun, dank der von der EZB getätigten Ankäufe von Staatsanleihen, die die Zinsen auf historisch niedrige Zinsen sinken lassen, sogar ins Negative. Unter diesen Marktbedingungen ist das spanische Finanzministerium in der Lage, seine Schulden zu deutlich geringeren Kosten zu refinanzieren und Einsparungen zu erzielen, selbst wenn die Schulden in einer Höhe gestiegen sind, die nur mit derjenigen der letzten Finanzkrise vergleichbar ist.“ (El País, 9.10.)

Aber die von Brüssel verordneten Sparprogramme haben einen durchaus beabsichtigten Effekt. Sie wirken ähnlich wie die IWF-Vorschriften für Lateinamerika und ähnliche IWF-geschädigte Weltgegenden: Sie helfen Produktion zu vernichten und damit einen Markt für diejenigen Betriebe und Standorte zu schaffen, wo der Schornstein noch raucht. Sie sind also ein Moment der inneren EU-Konkurrenz, wo man sich an gestrauchelten Partnerstaaten schadlos hält, um gescheiterte Exportprojekte zu kompensieren (Iran, Nordafrika, Naher Osten).

Wie ist der Ausblick für die nahe Zukunft?
Weiter wie bisher.

89 Gedanken zu “Die europäische Variante der Schuldenbegrenzung

  1. “Wie ist der Ausblick für die nahe Zukunft? – Weiter wie bisher.” (s.o.)

    Der CDU-Kandidat lobt das Konsenspapier https://www.dw.com/de/spd-grüne-und-fdp-für-koalitionsgespräche/a-59513366. der neuen zukünftigen deutschen Koalition:  Große Teile würden auch von ihm unterschrieben werden  können. Das Papier sei ein bloßes ‘Weiter so’ – das bemängelt der "Freitag" – und meint dies aus einer eher sozialdemokratischen angeblich besseren Sichtweise heraus:

    https://www.freitag.de/autoren/konstantin-nowotny/12-seiten-weiter-gehts-sondierungen-fdp-spd

  2. Wobei man bemerken muß, daß "Veränderung!" als Programm genauso dumm ist. Man erinnere sich an Obama, der mit "Change" die ersten Wahlen gewann. Nachher hörte man dann weniger davon. Aber verändern kann sich viel auch zum Schlechteren … Scherzbolde meinten, es sei nur ein Verständnismangel gewesen: Change bedeutet auch Kleingeld.

  3. Also daß Polen austreten will, ist wirklich nur ein Gerücht. Es ist ebenso wie mit Ungarn: Diese eigentlich als subaltern eingestuften oder für diese Rolle vorgesehenen Staaten maßen sich nicht weniger an, als die EU nach ihrem Willen umzugestalten, gegen angemaßte — und teilweise auch anerkannte — Führungsnationen wie Deutschland oder Frankreich. In Polen wird offenbar eine Sanacja 2.0 angestrebt.

    Ja, die Pandemie hat viele vorherige Gepflogenheiten über den Haufen geworfen. Erinnert sich noch wer an das von der 5-Sterne-Bewegung angestrebte Grundeinkommen für Italien, oder überhaupt an die 5 Sterne?
    Dann hieß es, nur für Zukunftsindustrien dürfe die Verschuldung strapaziert werden … Und was gilt schon als Zukunftsindustrie?

    Kürzlich habe ich einen Artikel gelesen, der behauptete, die Pandemie sei gerade recht gekommen, um einen Börsenkrach zu verhindern, und irgendwas ist da auch dran. Mit dem Ausruf: "Pandemiebekämpfung!", "Neu durchstarten!" lassen sich Verschuldungsschritte durchziehen, die vorher Mißtrauen erregt hätten.

  4. Bei aller medialer Kritik am EZB-Kurs, für den Weidmann bekannt war, hat der die von ihm kritisierte Geldpolitik immer mitgetragen. Hindernisse sehen anders aus.

  5. Ja, der Herr hat tatsächlich gute Gründe, den Hut zu nehmen. Dem ist das alles nicht mehr ganz geheuer, was da läuft.
    Der Österreicher Novotny, der sozusagen sein Sancho Pansa war, ist schon seit einiger Zeit im Ruhestand und hat eine Art Memoiren verfaßt, die ich zwar auf dem Büchergestell habe, aber noch nicht hineingeschaut habe.

    Es ist eine Art Generationswechsel von Finanz-Fuzis, die meinen, die Schulden müßten sich doch auf irgendetwas gründen, zu anpassungswilligeren Personen wie Lagarde oder Draghi, die von einer Art unbegrenzter Verschuldungsfähigkeit auszugehen scheinen, die vom Staat bzw. der EZB geschützt werden muß.

  6. Stephan Kaufmann: Die Macht des Geldes – Inflation
    Die Preise steigen steil an, die Gründe dafür sind vielfältig. Bezahlen muss aber vor allem eine Gruppe: die Beschäftigten
    Wer im Kapitalismus etwas braucht, muss es kaufen. Vor Genuss oder Verbrauch hat der Markt die Zahlung gesetzt. Denn all die schönen Dinge werden zwar – wie in jedem System – arbeitsteilig und daher gesellschaftlich produziert. Als Waren jedoch sind sie das Eigentum von Personen oder Institutionen, die mit ihnen einen Profit machen wollen und sie daher nur gegen Bezahlung an jene abgeben, die sie brauchen. Auf diese Weise ist im Kapitalismus für Geld alles zu haben, aber alles eben nur für Geld, was zu dem charakteristischen Nebeneinander von Überfluss und Mangel führt.
    Wer konsumieren will, muss zahlen: Die Preise trennen also die Bedürfnisse von den Mitteln ihrer Befriedigung. Das gilt als normal. Zwar wird im privaten Rahmen stets darüber geklagt, dass alles so teuer ist. Üblicherweise aber gilt nicht der Preis als zu hoch, sondern das eigene Einkommen als zu niedrig, was zwar das gleiche Verhältnis ausdrückt, die Verantwortung dafür aber der Käuferseite zuweist. Wer sich etwas nicht leisten kann, muss halt mehr verdienen. Nur selten werden die Preise zum politischen Thema – wenn sie schneller steigen als gewöhnlich. Dann besteht „Inflationsgefahr“, so wie derzeit, und es wird debattiert…. [- und das wird anschließend im Text mit Beispielen versehen – und endet so bei der Sorge…]

    “…eine dauerhaft höhere Inflationsrate könnte zu einem höheren Zinsniveau führen. Steigende Zinsen wiederum könnten zunächst dem Aktien- und Immobilienmarktboom ein Ende bereiten und zu drastischen Wertverlusten führen. Das ist das eine. Das andere: In den vergangenen Jahren hat die Weltwirtschaft ihre verschiedenen Krisen stets ohne größere Schäden überlebt, weil Regierungen ihre Verschuldung und Zentralbanken ihre Ankaufprogramme drastisch gesteigert haben. Das „befremdliche Gleichgewicht der Weltwirtschaft“ besteht in einem eher kränklichen Wirtschaftswachstum und einem fragilen Börsen- und Finanzmarktboom, die durch zusätzliche Verschuldung aufrechterhalten worden sind. Basis dieses Arrangements war die niedrige Inflation, die das Zinstief rechtfertigte.

    Wenn nun aber die Inflation ansteigt, dann ist dieses Arrangement gefährdet, und zwar zu einem sehr sensiblen Zeitpunkt. Denn viele Industrienationen legen derzeit Schuldenprogramme auf, um die grüne und die digitale Revolution der kommenden Jahre zu finanzieren. Die vierte Gruppe der Inflationsbetroffenen sind damit die Staaten. Angesichts steigender Inflationsraten sorgen sie sich um das Vertrauen der Anleger in ihre Währungen, das sie brauchen, um im nächsten Level der Weltmarktkonkurrenz mitzuspielen.

    Grund zur Sorge, darin sind sich derzeit alle Wirtschaftsexperten einig, besteht aber nur, wenn die Geldentwertung dauerhaft hoch bleibt. Das ist aber unwahrscheinlich, solange die Löhne nicht stark steigen, es also keine „Lohn-Preis-Spirale“ gibt. Dass die abhängig Beschäftigten den Kaufkraftverlust durch entsprechende Lohnerhöhungen kompensieren könnten – das scheint derzeit die größte Gefahr für das Weltfinanzsystem und „unser Geld“ zu sein.”

    https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/die-macht-des-geldes

    —-

    Vgl. zur aktuellen Thematisierung der Inflation auch dieser leicht spöttische Hinweis des GSP darüber, was schon alles geschluckt ist, wenn Inflation hierzulande mal zum öffentlichen Thema wird …

    https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/inflation

    (Dass mir die Beispiele bei S. Kaufmann leider erst den Spott des GSP so richtig verständlich gemacht haben, – das sei nicht verschwiegen…)

  7. Ich habe mich ja auch schon etwas mit der Inflation beschäftigt, hier einmal ein Rückblick:

    Inflation droht! DIE ANGST VOR DER GELDENTWERTUNG — 7.3. 2012

    Der Schrei nach Inflation. GELDVERMEHRUNG ALS WACHSTUMSHEBEL? — 21.11. 2015

    Serie Daten und Statistiken, Teil 4: DIE INFLATION — 6.6. 2021

    Bei der derzeitigen Debatte fällt die Geistlosigkeit auf, mit der die Inflation besprochen wird — als ein völlig vom menschlichen Handeln befreites Naturphänomen, dem alle hilflos gegenüberstehen und das die Erholung nach der Pandemie und das Zurück zur "Normalität" gefährdet.

    Und zwar bis in die obersten Etagen von Politik und Finanzkapital. Huch! Hach! Was machen wir nur?!

  8. Letztere Bemerkung müsstest du näher erläutern. Welcher Spott wir mit welchem Bespiel verständlicher?

    "Dass die abhängig Beschäftigten den Kaufkraftverlust durch entsprechende Lohnerhöhungen kompensieren könnten – das scheint derzeit die größte Gefahr für das Weltfinanzsystem und „unser Geld“ zu sein.”"

    Auf der anderen Seite ist es auch eine Gefahr, wenn der Kaufkraftverlust durch Lohnerhöhungen nicht kompensiert wird, weil das der klassische Marxsche Grund der Krise ist. Akkumulierende Ansprüche auf Mehrwert treffen auf die beschränkte Zahlungsfähigkeit der Massen. Einige Warenproduzenten werden die erhöhten Preise, die sie verlangen nicht erzielen und werden Gewinneinbußen hinnehmen müssen, was im Endeffekt auch zu Insolvenzen führt.

    @nestor: Warum kreuze ich eigentlich immer an, dass meine emailadresse und meine Webseite im Browser gespeichert werden soll, wenn ich alles das nächste Mal doch wieder ausfüllen muss.

    Ist das Absicht, dass das Cookie nicht funktioniert? Ein Captcha brauchst du auch noch, sonst ist klar, dass dein Blog zugespammt wird.

  9. Eine Variation des gleichen Artikels zur Inflation bringt das 'Neue Deutschland'

    Ergänzt worden ist der Artikel u.a. um abschließende Anmerkungen zur Moral:
    “Dem breiten Publikum wird die Inflationsgefahr derzeit vor allem mit steigenden Preisen beim Einkauf versinnbildlicht. Dass Konsumentinnen und Lohnabhängige sich weniger Obst, Gemüse oder Strom leisten können, ist aber nicht die zentrale Sorge von Politik, Unternehmen und Finanzmärkten. Diesen Verzicht hält das System gut aus, es braucht ihn sogar auf Dauer: Als langfristig große Gefahr für die Stabilität des Gesamtsystems sehen Ökonominnen derzeit eine wachsende Macht der Arbeitnehmerseite: Wenn mit der Alterung der Gesellschaft – »demografischer Wandel« – das Arbeitskräfteangebot schrumpft und die Nutzung ausländischer Billiglohnkräfte – die »Globalisierung« – eingeschränkt wird, verliehe dies den Gewerkschaften hierzulande mehr Macht. Und das darf nicht sein: »Demografie und De-Globalisierung sind langfristige Inflationsrisiken«, mahnt die DZ Bank und stellt damit klar: Schuld an der Inflation ist der Lohn, nicht das Kapital, das ihn per Preiserhöhung abschöpft.”

    https://www.nd-aktuell.de/artikel/1157906.inflation-wen-stoert-die-inflation.html

    Der o.g. Artikel im ‘Freitag’ ist übrigens dort mit reichlich vielen Kommentaren versehen worden;  bei flüchtiger gestriger Drübersicht hab ich aber keinen sonderlich erhellenden darunter bemerkt ….

  10.  "Huch! Hach! Was machen wir nur?!" 

    Auf keinen Fall weniger Schulden machen, weniger Kredit in die Welt blasen. Denn was muss das muss. Das Klima braucht Kredit, die Energiewende, die Entkarbonisierung braucht Kredit und Corona braucht erst recht Kredit.

    War das eigentlich hier wo Libelle die These vertreten hat, man könnte der Inflation entgehen, indem man einfach die günstigen Sachen kauft und so verhindert, dass die Unternehmer ihre erhöhten Preise durchsetzen können? Und ich wieder mal der Einzige war, der dieser These widersprochen hat. 

  11. @Kehrer

    Falls es so eine Debatte hier gab, so wurde diese Position von niemandem unterstützt, und es ist daher auch nicht wert, sie aufzuwärmen.

    Libelle gehört jedenfalls nicht zu den Leuten, die ich gesperrt habe. Der war nur irgendwann einmal beleidigt.

    Wohin ist eigentlich NN verschwunden? Ich vermisse seine Beiträge.

    Das mit dem Captcha wäre ja dann so, daß das jeder Kommentator ausfüllen müßte, also auch du und ich. Mir geht das wahnsinnig auf den Geist, ich habe nicht vor, dergleichen hier einzuführen.

    Um das andere muß ich mich kümmern, wenn ich wieder zu Hause bin, derzeit hab ich dafür keinen Geist.

    @Leser

    Der Arbeitskräftemangel ist in verschiedenen Branchen spürbar: Pflege, LKW-Fahrer, Handwerk. Und zwar sind das alles Jobs, für die man nicht ohne Weiteres Leute von irgendwo einfliegen kann — dafür braucht es eine gewisse Ausbildung.
    In Großbritannien wird das bereits durchgespielt: Denn Abeitskräften mehr zahlen, oder die Ware bleibt liegen, was mehr Verluste verursacht.

    Ich bin neugierig, wie das ausgeht.
    Die Gewerkschaften sind da eigentlich die Verbündeten der Unternehmerseite, die wollen ja auch moderat sein, um das Wirtschaftswachstum nicht zu gefährden, und als Ansprechpartner weiter im Spiel zu bleiben.

  12. Spanien versucht, sein Schuldenchaos irgendwie in den Griff zu bekommen.

    Um was es geht: Im Einklang mit der EU-Gesetzgebung, die den einzelnen Unter-Einheiten des Staates — Provinzen, Gemeinden — mehr Verschuldungsmöglichkeiten einräumte, wurde in Spanien den einzelnen Provinzen die Ausgabe von Anleihen gestattet.
    Unter Aznar betone Spanien immer, was für ein Musterschüler es sei, geringer Schuldenstand, hurra! Marca España!
    Die Provinz-Schulden wurden nicht mitgezählt, und die Provinzen verschuldeten sich munter, vor allem Katalonien. Es hatte hohe Bonität, als einer der wirtschaftlichen Motoren Spaniens, und zahlte auch geringe Zinsen.

    Mit der Finanzkrise 2008 krachte dieses System, und die spanische Nationalbank und ein eigens dafür eingerichteter Fonds mußten diese Schulden garantieren und auch bedienen, um nicht die ganze spanische Staatsschuld fraglich werden zu lassen (die wäre dann auf Ramsch-Status abgestürzt, siehe Griechenland …)

    Seither schleppt Spanien diese akkumulierten Schulden mit sich herum. Sie wurden mit den Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens wieder aktuell, und in ihrer Unsolidität sichtbar.

    Was tun?
    Guter Rat ist teuer.
    Sie alle in staatliche Schuld umwandeln und den Provinzen die Anleihenberechtigung zu entziehen, wäre vermutlich das Vernünftigste, aber politisch nicht machbar.
    Erstens wegen des Inlands: Es käme einer Rücknahme des Föderalismus' gleich und würde alle Regionalregierungen auf den Plan rufen, und die Zentrifugalkräfte stärken.
    Zweitens, weil es einen Präzedenzfall für die ganze EU setzen würde, wo die Sache ja letztlich ähnlich aussieht: Bis über die Ohren verschuldete Kommunen allerorten, und keine Lösung in Sicht.

    Wobei in Spanien die Schulden der Gemeinden noch einmal ein eigenes Kapitel darstellen, wo schon einmal unter der Regierung Rajoy eine gewisse staatliche Zwangsverwaltung mancher Gemeinden eingeführt wurde, um das Funktionieren von Müllabfuhr, Feuerwehr und Abwasserverwaltung sicherzustellen.

  13. @Nestor – Nein, ich bin nicht beleidigt weil jemand im Internet was auch immer behauptet.

    Was Krim mir unterstellt habe ich auch nie behauptet, das liest er aus seiner Agenda und nicht aus den Dingen, die ich geschrieben habe. Jetzt bin ich schon mehrere Monate völlig still und Krim bekommt es nicht hin mich einfach ableben zu lassen. Scheinbar  habe ich mächtig Eindruck gemacht. Nur den allerschlechtesten, versteht sich.

     

  14. Die maßgeblichen kapitalistischen Staaten garantieren sich wechselseitig die Gültigkeit der Werthaltigkeit ihrer Gelder, und die USA verbürgt obendrein mit ihrer Militärmacht, dass diese Gültigkeit keine bloßer Einbildung ist. Daran glauben die unterschiedlichen Sorten Finanzkapitalisten, weil sie sich in ihrem Glauben wechselseitig bestätigen: so glauben sie an die Werthaltigkeit des Kredits, benutzen den zu immer weiteren Verkaufserlösen von Börsenpapieren, Bitcoins usw., nehmen Anzeichen von Wachstum als Garantien für es, worauf sie Erwartungen auf weiteres Wachstum auftürmen, und dann darauf wieder spekulieren. Und so fort…. So erschaffen sie einen Börsenhöhepunkt nach dem anderen, der dann wieder den nächsten gebiert.

    In die Krise gerät solch monströses Kreditgetue, wenn sich verallgemeinert, dass nix dran sei mit den Erwartungen auf mehr Geld, und stattdessen Misstrauen einreißt, und jeder daher schnell noch seine angeblichen Wachstumsversprechen und sonstige Zettel gegen (angebliches) "hartes Geld" eintauschen will.  Diesem Misstrauen begegnen die Währungshüter aber derzeit immerzu vorab, indem sie a) die Märkte mit immer mehr Geld fluten, Geldmangel in größerem Umfang reißt also gar nicht erst ein,  b) einig verkünden, dass sie sich darin einig seien,  jeden der G-6-Staaten aus Finanzklemmen rauskaufen zu wollen.  Darin seien sie sich aber sowas von einig, ganz und gar.

    [Wenn es also zukünftig trotzdem irgendwann dann mal kracht, dann hat wohl das Vertrauen gelitten, weil längst vorher allgemeines Misstrauen  in all diese Wachstumsversprechen von Gelder und Zetteln eingekehrt war,  – was die Akteure aktuell zukünftig dann also gar nicht wirklich überrascht…].  Das war wohl auch bei der Finanzkrise 2008  den maßgeblich Beteiligten klar, dass kein Wachstum auf der ganzen Welt diese irrsinnigen Wachstumsversprechungen würde  wirklich einlösen können….

  15. Donald Trump löst eine Kursrallye an den Börsen aus. Der ehemalige US-Präsident will ein eigenes soziales Netzwerk gründen. Prompt spielt die Börse verrückt.

    https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/boerse-news-ticker-aktuelles-zum-dax-und-aktien-kw-42,SkrdDED

    Die bei sozialen Netzwerken anfallenden kostenlosen Nutzerdaten gelten inzwischen ja nahezu als wahre (statt bare) Münze, mit der sich diverses zukünftiges Wachstum herbeimanövrieren lassen würde. So lange, wie die daran Gläubigen (also nahezu alle) daran glauben – und sich auch dementsprechend praktisch in ihrem User-Verhalten … so verhalten.
    Und dass daraus dann sogar zusätzlich sogar noch mal mehr Geldwachstum erwachsen würde, diesen Glauben beglaubigt der Glaube an den angeblich besseren Machtdarsteller Trump. – Sorry: Die ganz reale reale Weltmacht. Nr. 1. (Wie heißt dieser Blog hier noch mal – und wie ist es denn nun wirklich mit dem Wert, dem Springpunkt kapitalistischen Reichtums?)

  16. Falls es so eine Debatte hier gab, so wurde diese Position von niemandem unterstützt, und es ist daher auch nicht wert, sie aufzuwärmen. 

    Der Punkt ist, dass erstens diese Position von niemandem kritisiert wurde außer von mir und das sie z.B. von dir und Neoprene durchaus unterstützt wurde. Das war übrigens im Juli dieses Jahres. https://nestormachno.alanier.at/serie-daten-und-statistiken-teil-4/#comments

    "und es ist daher auch nicht wert, sie aufzuwärmen."

    Doch das finde ich schon. Um mal zu zeigen, was hier alles so durchgeht. Und zu welchen "Argumenten" ihr so das Maul haltet ohne dran Anstoß zu nehmen. Meinst du mir passt das, wenn ihr überall wo es schwierig wird mir die Drecksarbeit überlasst. Meinst du Libelle liest mit? Der hat einen Robot der auf das Stichwort Libelle eingestellt ist. Und wenn sein Name fällt. Husch taucht er aus der Versenkung auf.

    “Durchgesetzt wird Inflation in der Konkurrenz zwischen Verkäufer und Käufer.” (Libelle)

    Eine Preiserhöhung wird durchgesetzt in der Konkurrenz zwischen Käufer und Verkäufer und nicht zu vergessen in der Konkurrenz zwischen den Verkäufern. Inflation ist aber keine einfache Preiserhöhung einer Ware, sondern eine allgemeine Preiserhöhung und gegen die kann sich der Käufer nicht wehren, indem er auf andere Produkte ausweicht. 
    Da musste ich dann ewig rumstreiten, um zu zeigen, dass Inflation eine a l l g e m e i n e Preiserhöhung ist. Da wurde mir dann entgegengehalten, dass es ja für die verschiedenen Geldbeutel ja hochpreisige und niedrigpreisige Produkte gibt. So nachdem Motto: Wenn der Kuchen zu teuer ist, esst halt Brot. Beispiel: “Egal was du nimmst, von Klamotten über Schuhe bis zu Handys, von Obst bis Dauerwurst, von je her ist das Angebot aufgefächert von ganz billig bis sauteuer.”

    Daraufhin kam von Nestor:

    "Bitte brems dich ein blßl ein, sonst sperre ich dich wieder."

    Also nochmal: Wird Inflation jetzt in der Konkurrenz zwischen Käufer und Verkäufer durchgesetzt oder nicht? Können sich Lohnempfänger dagegen wehren, indem sie die Preiserhöhung einfach nicht akzeptieren. Zu einer wirklichen Konkurrenz gehört ja auch ein Konkurrenzmittel, ohne Konkurrenzmittel keine Konkurrenz. Libelle meinte dazu: "Die Alternative als Käufer ist dabei immer auf den Kauf angesichts des mitgeteilten Preises zu verzichten." Dazu Neoprene: "Vor allem können Kunden fast immer schauen, was das gewünschte Zeugs bei der Konkurrenz kostet. Vor allem, wenn es mehrere Anbieter dafür gibt."

    Dass Nestor das nicht mehr aufwärmen, kann ich nachvollziehen – einem Kommunisten sollte das durchaus peinlich sein. Um Libelle geht es übrigens nicht – sondern um die anderen, die ihm auf den Leim gehen.

    "Das mit dem Captcha wäre ja dann so, daß das jeder Kommentator ausfüllen müßte, also auch du und ich."

    Ja genau. Bei neoprene mit dem Mathecaptcha ist das gut gelöst. Das muss man nämlich nur dann ausfüllen, wenn das cookie angelegt wird. Aber bei dir funktiert ja auch das cookie nicht. Wenn also dein cookie funktionieren würde, dann wäre auch ein Captcha kein Problem. So muss ich bei j e d e m Beitrag Name, email, webseite neu ausfüllen. D a s  nervt.

    "Mir geht das wahnsinnig auf den Geist, ich habe nicht vor, dergleichen hier einzuführen."

    Na klar, aber dann öffentlich rumheulen, weil du so viel Spam entfernen musst. So ein Regenschirm nervt einfach, den muss man mitnehmen und darf ihn nirgends vergessen. Auf der anderen Seite ist es richtig fies von diesem Regen, dass man nass wird, wenn man sich nicht schützt.

  17. "und wie ist es denn nun wirklich mit dem Wert, dem Springpunkt kapitalistischen Reichtums?"

    Der Wert ist immer noch vergegenständlichte abstrakte menschliche Arbeit auch wenn die "wahnsinnige" Spekulation einen anderen Anschein erweckt. Deshalb urteilt Wissenschaft nicht entlang der Phänomene. Dass solche Verwechslungen stattfinden zwischen Daten als wahrem Wert oder Münze und Wert oder zwischen Kursgewinnen und Wert spricht nur für eins, nämlich dafür dass deren Grundlage, die Ausbeutung der Arbeitskraft, sowas von überhaupt nicht praktisch in Frage gestellt wird, im Gegenteil sogar prächtig flutscht. (wenn auch nicht genug, um all die aufgehäuften Verwertungsansprüche zu bedienen)

  18. "Da musste ich dann ewig rumstreiten, um zu zeigen, dass Inflation eine a l l g e m e i n e Preiserhöhung ist."

    Nein, ist es nicht. Denn es gibt nicht den "einen" Preis, sondern sehr viele. Inflation ist die Situation, wo relativ viele, relativ wichtige Preise steigen. Und eben steigen können.

    Vorher konnten die Anbieter das nicht, das "geht" in der Inflation. Was ist also dann anders als vorher, daß auf einmal die Käufer nicht mehr mit konstanten Preisen davon kommen und auf einmal der Wunschtraum(?) der Verkäufer aufgeht, einfach nur immer höhere Preise zu nehmen? Was haben die Konsumentenpreise eigentlich zu tun mit den Preisen, die der Handel selber beim Einkauf zahlen muß? Bedeutet Inflation, daß durch die höheren Preise alle Warenverkäufer höhere Gewinne einfahren?

  19. Siehst du nestor. Neoprene behauptet Inflation sei keine allgemeine Preiserhöhung. 

    Wer hat denn behauptet, es gäbe den "einen" Preis. Der Witz ist, dass alle Preise über kurz oder lang steigen. Die müssen sogar steigen, weil die erhöhten Preise ja in c eingehen und so müssen auch die Preise steigen, die vorher gleich geblieben waren. Wer dann nicht erhöht macht Verlust. Das macht sich als Entwertung des Geldes selbst bemerkbar. d.h. der gleiche Wert drückt sich in einem höheren Preis aus. Das ist Inflation. Wer da nicht mitmacht, macht Verlust.

     "Bedeutet Inflation, daß durch die höheren Preise alle Warenverkäufer höhere Gewinne einfahren?"

    Aus obigen Gründen, nein das bedeutet nicht, daß durch die höheren Preise alle Warenverkäufer höhere Gewinne einfahren. Manche aber wohl schon.

  20. Also halten wir mal fest, dass ich n i c h t behauptet hatte:

    War das eigentlich hier wo Libelle die These vertreten hat, man könnte der Inflation entgehen, indem man einfach die günstigen Sachen kauft und so verhindert, dass die Unternehmer ihre erhöhten Preise durchsetzen

    Nein, war er nicht und selbstverständlich setzen sich Preise in der Konkurrenz zwischen Verkäufer und Käufer durch. Darüber hinaus halte ich es für Zeitverschwendung sich mit Krim auseinanderzusetzen. Eher lohnt es sich da die Frage zu stellen was das bringen soll. Inhaltlich schon mal nichts, wie man an der aktuellen Diskussion sieht. Eher fühl man sich gelegentlich bemüßigt andere vor diesem Freund stalinistischer Verdrehungen zu warnen.
    edit: Man überlege sich, ob es einen Automatismus der Preiserhöhungen gibt, oder ob man als Unternehmer schon immer schauen muss Preise durchsetzen zu können, die z.B. die Inflation bei den Einkaufspreisen kompensieren. Wovon hängt wohl ab, ob man das kann?

  21. "Nein, war er nicht und selbstverständlich setzen sich Preise in der Konkurrenz zwischen Verkäufer und Käufer durch."

    Es ging aber nicht darum wie sich Preise durchsetzen, sondern es ging um Inflation. Und wenn man Inflation für ungefähr dasselbe hält, wie eine normale Preiserhöhung, dann ist das einfach höflich ausgedrückt Mumpitz. Wenn ich darauf dann aufmerksam mache und trotzdem wird Inflation und Preiserhöhung gleichgesetzt, dann handelt es sich um arglistige Täuschung, bzw. um postmoderne Begriffsverdreherei, die Vorgaukeln will, dass es ja an den dummen Käufern liegt, wenn sie sich Preiserhöhungen gefallen lassen. Man muss das auch gar nicht explizit sagen. Schon dadurch, dass man Inflation mit Preiserhöhung gleichsetzt, und damit behauptet, dass "Inflation in der Konkurrenz zwischen Verkäufer und Käufer" durchgesetzt wird, schiebt man den schwarzen Peter den Lohnabhängigen zu. Sie kaufen, machen also bei der Konkurrenz zwischen Käufer und Verkäufer mit, tragen also für die Inflation eine Mitverantwortung. Das ist die ideologische Leistung der Behauptung, Inflation sei eigentlich nichts anderes als eine normale Preiserhöhung.

     Man überlege sich, ob es einen Automatismus der Preiserhöhungen gibt, oder ob man als Unternehmer schon immer schauen muss Preise durchsetzen zu können, die z.B. die Inflation bei den Einkaufspreisen kompensieren.

    Na klar. Unterstellen wir die Inflation einfach. Denn wenn die Unternehmer die Inflation "schon immer" zu kompensieren versuchen, dann braucht man das ja nicht mehr zu erklären. Denn was "schon immer" so war ist ja ein Naturgesetz und Naturgesetze nimmt man hin und erklärt sie nicht. Oder was? 

    Wovon hängt wohl ab, ob man das kann?

    Als Unternehmer macht man das einfach und wenn der Konkurrent der das gleiche Produkt verkauft den Preis ebenfalls erhöht, weil er die Inflation kompensieren will. Dann bleibt dem K ä u f e r nichts anderes übrig als den höheren Preis zu bezahlen oder zu verzichten. Bloß geht das Verzichten eben nicht immer und wenn es geht heißt das der Lohnabhängige ist ärmer geworden. Von wegen Konkurrenz zwischen Käufer und Verkäufer. Inflation so darzustellen als läge es in der Macht der Lohnabhängigen dem Preisdruck nach oben nicht nachzugeben ist reine Ideologie.

    Also halten wir mal fest, dass ich n i c h t behauptet hatte: War das eigentlich hier wo Libelle die These vertreten hat, man könnte der Inflation entgehen, indem man einfach die günstigen Sachen kauft und so verhindert, dass die Unternehmer ihre erhöhten Preise durchsetzen

    Nein, das halten wir nicht fest. Zitat gefällig:

    Nochmal zu den Nudeln: Nur bei einem Kartell ist es so, dass man eine Ware zu einem angegebenen Preis kaufen muss (weil es die betreffende Ware wg. Kartell nicht billiger gibt). Sonst hat der Käufer immer die Möglichkeit auf sein Beburfnis nach Nudeln zu verzichten, wenn sie ihm zu teuer erscheinen und sich nach Alternativen umzuschauen. Er verhungert als Lohnarbeiter durch diesen Verzicht auch nicht, weil er durch den Markt als das – Lohnarbeiter – versorgt wird, wie der Markt umgekehrt den Kapitalen ihren Mehrwert versibert. (Libelle)

    Na klar. Die Lohnabhängigen müssen ja nichts kaufen und die verhungern auch nicht, weil sie vom Markt versorgt werden. So wie der Markt auch den Kapitalen den Mehrwert versilbert. Zynischer und weltfremder geht es ja wohl nicht. Schönes kapitalistisches Paradies, wo Milch und Honig aus den Titten des Marktes fließt. An der einen Titte saugt das Kapital den Honig und an der anderen die Arbeiter die Milch.

    Wie kann es sein, dass so eine apologetische Scheiße hier unwidersprochen durchgeht?

  22. Nichts als linke Moral. Es ist so, dass der Kapitalismus die Lohnarbeiter als Lohnarbeiter reproduziert. Ihre gesellschaftliche Bestimmung ist also nicht zu verhungern oder dergleichen, sondern auf ihre Funktion als Lieferanten abstrakter Arbeit reduziert zu werden.

    Und selbstverständlich eröffnet ihnen die Konkurrenz die Möglichkeit nicht jeden Preis einer Ware zahlen zu müssen. Auch sie konkurrieren als Käufer und Verkäufer…nur eben mit einer anderen Position als Angehörige anderer Klassen. Es ist eine stalinistische Lüge, also eine Ausgeburt linker Moral den Lohnarbeitern Alternativlosigkeit anzudichten und so zu tun, als wären sie keine Konkurrenten. Die Details sind in dem Thread den Krim verlinkt hat erklärt und wer dort nachliest, was ich geschrieben habe, der lernt ganz nebenbei was über Krim. Dieser Mensch ist keine ernshafte Auseinandersetzung wert.

  23. Debatte „ohne Tabus“ über die künftigen Schuldenregeln der Europäischen Union gefordert.

    Der Weg dürfe nicht „zurück zur Austerität“ führen, also zu strengen Sparauflagen, mahnte der italienische Kommissar am Dienstag zum Auftakt einer öffentlichen Konsultation über die Reform des Stabilitäts- und Wachstumspakts in Straßburg.  Gentiloni sagte weiter, der Abbau der in der Corona-Pandemie aufgehäuften Milliardenschulden durch die Mitgliedsländer müsse „sowohl realistisch sein als auch vereinbar mit einer nachhaltigen Wachstumsstrategie“.

    Vize-Kommissionspräsident Valdis Dombrovskis betonte, die EU brauche „einfachere Regeln“.   Die Gesamtschulden der Euro-Länder waren in der Pandemie im Schnitt auf fast hundert Prozent der Wirtschaftsleistung angewachsen. Der Stabilitätspakt erlaubt den Mitgliedstaaten höchstens 60 Prozent und eine jährliche Neuverschuldung von maximal drei Prozent.  In der Corona-Krise hatte die EU die Regeln ausgesetzt, um milliardenschwere Hilfen für die Wirtschaft zu ermöglichen. Die reformierten Regeln sollen ab 2023 greifen.

    Unter den Mitgliedsländern ist das Vorgehen umstritten: Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) hatte den Stabilitätspakt zuletzt verteidigt und seine „Flexibilität“ in der Corona-Krise gelobt.  Wie sich die künftige Bundesregierung positioniert, dürfte maßgeblich davon abhängen, ob das Finanzministerium an die FDP oder die Grünen geht.

    Frankreich hält den Stabilitätspakt dagegen für „obsolet“ und fordert Ausnahmeregeln für milliardenschwere Investitionen in den Klimaschutz. Auch Italien und andere Südländer dringen auf eine Lockerung.

    Dagegen stemmt sich eine Gruppe „sparsamer“ Staaten um Österreich, die Niederlande und Schweden. Sie fürchten, für die deutlich höheren Schulden der Südländer zur Kasse gebeten zu werden.

    https://www.euractiv.de/section/finanzen-und-wirtschaft/news/eu-kommission-fordert-debatte-ohne-tabus-ueber-schuldenregeln/

  24. "In den vergangenen Jahren ist die älteste italienische Bank Monte dei Paschi hauptsächlich mit faulen Krediten in den Schlagzeilen. Für die Regierung ist klar: Das chronisch unrentable Geldhaus muss mit einem starken Partner fusionieren. Doch die Gespräche mit UniCredit scheitern.
    Das Aus erschwert die Bemühungen von Ministerpräsident Mario Draghi, die 2017 mit Steuer-Milliarden vor der Pleite geretteten Monte Paschi wie mit der EU vereinbart bis Mitte 2022 wieder zu verkaufen.
    …hätten die Forderungen der Unicredit das Ziel der Regierung durchkreuzt, die MPS nicht unter Wert zu verkaufen. "
    https://www.n-tv.de/wirtschaft/Verkauf-von-Monte-dei-Paschi-ist-gescheitert-article22885046.html
    Ein besonders guter Witz dabei, daß die MPS "nicht unter Wert" verkauft werden soll. Was an deren Aktiva ist denn überhaupt noch oder wieder was wert??
    “Die Regierung werde dazu wahrscheinlich das Management bei Monte Paschi umbauen und die faulen Kredite der MPS an die staatliche Auffanggesellschaft AMCO übertragen. ”
    “Übertragen” ist ein schöner Euphemismus dafür, daß der Staat gutes Geld ausgeben will, um wertlose Kreditforderungen zu kaufen.

  25. Na, hier ist ja einiges los.

    Nicht schlecht, so ein Robot. Krim/Kehrer erwähnt libelle, und schon ist er wieder da.

    Also einmal zu der Leerformel von Käufer und Verkäufer. Diese beiden dienen in ihrer Abstraktheit bei Marx im 1. Abschnitt von K I doch nur dazu, zu erklären, wie der Markt funktioniert und daß der nix Gemütliches ist.

    Aber zur Erklärung der Inflation sind sie ungeeignet, weil es verschiedene Arten von Käufern und Verkäufern gibt. Der Unternehmer kauft ja auch seine Materialien, Arbeitskräfte und Energie für die Produktion, und hat da eine andere Kaufkraft als klein v.

    Wenn ein Unternehmer seine Komponenten am Markt nur um den doppelten Preis kriegt, so kann er den weitergeben mit dem Risiko, daß sie keiner kauft, oder er macht Verlust, und unterbietet damit seine Konkurrenten. Es ist einsichtig, daß dieses Verfahren endenwollend ist.

    Aber der heutige Konsum, oder vielleicht klassischer ausgedrückt, der salto mortale der Ware scheitert derzeit an ganz anderen Sachen als am Preis: Ich lese, daß inzwischen eine simple Waschmaschine ihre Teile aus bis zu 10 verschiedenen Ländern kriegt, und wenn einer fehlt, so steht eben die ganze Geschichte. Angeblich wartet man für diverse Elektrogeräte so um die 7 Monate.
    In verschiedenen Häfen stauen sich die Containerschiffe, weil es nicht genug Leute gibt, um die abgeladenen Waren wegzutransportieren.

    Wie war das doch mit einfacher und komplizierter Arbeit? In letztere wird mehr investiert, und deswegen ist sie teurer, um das kurz zusammenzufassen.
    Aber der Trend ging dahin, auch die komplizierte Arbeit als einfache zu definieren und zu entlohnen, und das hat zur Folge, daß der Kreislauf von Produktion und Verkauf, der Umschlag der Ware, nicht mehr hinhaut.

    Krim meinte vor Jahren so locker vom Hocker, daß eben die Staaten ihrer Lieferketten verändern und nationalisieren müßten, damit das ganze Werkl wieder läuft. Aber wie man sieht, ist das nicht geschehen und jetzt haben die G-G'-Macher den Salat.

  26. Zu der Forderung „Debatte ohne Tabus“ über die Schulden muß ich anmerken: Das geht gar nicht.
    Wenn diese ganzen Schießbudenfiguren in Brüssel einmal die Karten auf den Tisch legen wollten und darüber reden, was Schulden eigentlich sind und wodurch die heutigen Schulden gestützt werden und wofür sie aufgenommen werden, so käme das einer völligen Entblößung des Zustandes der EU gleich, den keiner will und der unabsehbare Folgen hätte.
    Das ganze Aufrechterhalten des Euros als Zahlungsmittel und Weltgeld lebt davon, daß er als gelungene Verkörperung des abstrakten Reichtums gelobt und benutzt wird, während hinter den Kulissen die EZB, die Nationalbanken und die Geschäftsbanken alles machen, um diese Illusion am Leben zu erhalten.

    Kurz zusammengefaßt: Der Euro beruht auf einem Haufen Lügen und verträgt eine genaue Untersuchung nicht.

  27. Was die Monte di Paschi-Problematik angeht: Hier wird verlangt, daß der Staat neue Schulden aufnimmt, um die alten Schulden einer Bank zu beglaubigen — zu welchem Zweck? Damit dieses Institut nicht kracht, und Kredit großflächig entwertet wird.
    Diese Stützung hätte nichts Zukunftsträchtiges an sich. Die Monte di Paschi hat keine Klienten, die auf Kredit warten, um einen neuen gewinnträchtigen Zyklus der Produktion starten zu können. Diese Art von Unternehmen gibt es in Italien nicht mehr.

    Und täuschen wir uns nicht: Das ist keine italienische Spezialität. Die Deutsche Bank, die Commerzbank, die spanische BBVA, andere große europäische Geldhäuser stehen genauso da.
    Verweigert also die EZB oder eine andere Behörde der EU der Monte di Paschi den Rettungsanker, so gäbe es eine Kettenreaktion.
    Wird sie jedoch gestützt, so heißt das: Die ganzen anderen faulen Banken brauchen auch eine Stützung.

    Es gelingt nicht mehr wie 2008 ff., einzelne Sorgenkinder als Ausnahmefälle zu behandeln.

  28. Es ist so, dass der Kapitalismus die Lohnarbeiter als Lohnarbeiter reproduziert. Ihre gesellschaftliche Bestimmung ist also nicht zu verhungern oder dergleichen, sondern auf ihre Funktion als Lieferanten abstrakter Arbeit reduziert zu werden.

    Der Kapitalismus oder der Markt reproduziert nicht die Lohnarbeiter, weil er nämlich nicht arbeitet. Reproduzieren tun sich die Arbeiter mit ihrer Lohnarbeit selbst, wenn das Kapital sie sie lässt und wenn nicht fristen sie ihr Leben als Überflüssige, die das was den Wert der Arbeitskraft weiter drücken oder sie verrecken tatsächlich und das umso mehr als die Inflation sie weiter verarmt. Ihr gesellschaftliche Bestimmung ist keinesfalls zu überleben, sondern nur in dem Umfang wie das Kapital ihre Arbeitskraft braucht zur Verfügung zu stehen. Und das heißt, dass Arbeiter in dem Maße überflüssig werden wie das Kapital sie nicht mehr braucht und das heißt notwendig immer weniger. Und in gleichem Maße ist es auch ihre Bestimmung zu verhungern oder ein elendes Leben zu führen, das nicht besser ist als zu verhungern. Und das ist der normale Gang des Geschäfts. Was glaubst du passiert in der Krise, wenn Lohnarbeiter gar nicht mehr gebraucht werden. Oder wenn die Inflation zunimmt die Löhne aber nicht steigen, weil höhere Löhne nicht durchgesetzt werden. Du tust so als sei es ein Automatismus, dass mit der Inflation die Löhne steigen. So einen Automatismus gibt es aber nicht. Was glaubst du heißt es, wenn es genug überflüssige gibt. Das heißt dass die Löhne fallen können, bis die Leute tatsächlich verhungern oder an Corona sterben, weil ihre gesundheitliche Verfassung derart schlecht ist, dass sie an jeder Infektionskrankheit draufgehen. 
    Einen Scheiß reproduziert der Kapitalismus.

    Und selbstverständlich eröffnet ihnen die Konkurrenz die Möglichkeit nicht jeden Preis einer Ware zahlen zu müssen.

    Nein, das tut sie eben nicht, weil bei einer Inflation j e d e r die Preise erhöht. Da kann man keine Konkurrenz ausnutzen. Schau dir doch die Gaspreise an. Was nützt dir ein Vergleichsportal, wenn sogar der günstigste Anbieter den Gaspreis fast verdoppelt. 

    Es ist eine stalinistische Lüge, also eine Ausgeburt linker Moral den Lohnarbeitern Alternativlosigkeit anzudichten und so zu tun, als wären sie keine Konkurrenten.

    Zum Glück habe ich ja nicht von Alternativlosigkeit gesprochen. Alternativen haben sie schon, bloß taugen die alle nichts. Sie haben z.B. die Alternative 30% oder 50% mehr zu zahlen als vorher, aber mehr zahlen müssen sie in jedem Fall. Die Alternative nicht mehr zu zahlen haben sie nicht. Die Konkurrenz der Anbieter als Mittel gegen die Inflation den Lohnabhängigen anzubieten, ist wirklich an Dummheit kaum zu übertreffen. Und dass die Lohnabhängigen eine Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt ausfechten, hat mit Inflation dreimal nichts zu tun.

    Dieser Mensch ist keine ernshafte Auseinandersetzung wert.

    Du wiederholst dich und ich ersehne den Tag an dem du deinem eigenen Urteil endlich Taten folgen lässt und dich tatsächlich nicht mehr mit mir auseinandersetzt. Geht aber halt nicht als Antikommunist. Da wird man halt notwendig zum Stalker.

  29. Nein, das tut sie eben nicht, weil bei einer Inflation j e d e r die Preise erhöht.

    Das ist Unsinn. Inflation ist eine relativ zur Produktion stattfindende Ausweitung der zahlungsfähigen Nachfrage. Und wo diese Nachfrage wirksam wird, hängt am Bedürfnis, das diese Nachfrage erzeugt. Das können Produktionsausfälle sein, die auf das gleiche zahlungsfähige Bedürfnis treffen oder eben eine Ausweitung der Zahlungsfähigkeit z.B. durch Staatsverschuldung. Im letzten Fall wird aber zunächst einmal nur der Staat mit seinen Bedürfnissen in den Sphären nachfragewirksam, in denen er sie befriedigt. Das verallgemeinert sich dann durch die Konkurrenz. Es erhöht nicht einfach jeder die Preise, sondern es wird wie immer versucht den besten Preis in der Konkurrenz zw. Verkäufer und Käufer durchzusetzen. Es sind auch jetzt nicht alle Preise gestiegen.

  30. Die EU sei auf Lügen gegründet,  das würde ich etwas  umformulieren:
    A: Das Bündnis diverser Klein- und Mittelmächte, die nur zusammen als Großmacht würden auftreten können, ist auf den nationalen Beschlusslagen, gemeinschaftlich für sich stärker werden zu wollen, dieser konkurrierenden kapitalistischen Nationalismen gegründet. Dass man diese Form des [der Weltlage wegen] auch mal gemeinsamen Konkurrierens gegen China, Russland, USA wegen gemeinschaftlicher europäischer Werte betreibe, das ist Lüge.
    B: Allerdings haben die Staaten sich zu gemeinsamen Verfahrensregeln verpflichtet (z.B. Einstimmigkeitsprinzipi/Rechtsstaatprinzip/Schuldenbegrenzung) , bei denen in Krisenzeiten allemal durchsichtig wird, wie auch darin einzig nationale Konkurrenzpositionen zur Geltung gebracht werden. Und keine europäischen Werte oder Tugenden o.ä.
    C: Obendrein ist offensichtlich, dass z.B. ökonomische Krisen in diesem Wirtschaftsraum öfters dazu führen, dass bestimmte Staaten sogar innerhalb der EU noch ihre Märkte ausweiten konnten, und diverse Krisenphänomene vermehrt dann eher in den Süd- bzw. Randstaaten aufgetreten sind [Krisenabwälzung].). Aus Sicht solcher Krisengewinnler (z.B. D.) steht der Ausbau der EU-Zentrale an, also eine stärkere politische Union. Das zeigt sich aktuell an dem Streit mit Polen und Ungarn. Des Einstimmigkeitsprinzips wegen müssten auch die Staaten, die untergeordnet werden sollen, ihre eigene Unterordnung begrüßen. Davon kann ersichtlich die Rede nicht sein.

    —-

    Der deutsche zukünftige Regierungs-Standpunkt wird hier [mit dieser merkwürdigen URL von angeblich 2017] verdeutlicht
    https://www.euractiv.de/section/bundestagswahl-2017/news/ampel-parteien-wollen-europaeische-souveraenitaet-und-ende-des-verbrennungsmotors/

  31. @ libelle

    “Inflation ist eine relativ zur Produktion stattfindende Ausweitung der zahlungsfähigen Nachfrage.”

    Nein andersrum. Die "relativ zur Produktion stattfindende Ausweitung der zahlungsfähigen Nachfrage" bewirkt Inflation.

    Maßgeblich die Ausweitung der Kredite an die Einzelkapitale die diese Kosten (Kreditzinsen) – soweit es die Konkurrenz zuließ – einpreisten. Inflation gab es immer mal mehr mal weniger.

    2008 bewirkte die kumulierte Ausweitung der Kredite die Schranke dieser zahlungsfähigen Nachfrage unmittelbar am Kreditsektor selbst.

  32. @Karlo- ich verstehe nicht ganz, wo du in meinem Gedanken der Richtungvektor ausmachst, habe aber keine Einwände gegen deine Richtigstellung.

     

  33. "Inflation ist eine relativ zur Produktion stattfindende Ausweitung der zahlungsfähigen Nachfrage."

    Apologetischer Quatsch. Weder werden mehr Produkte nachgefragt, noch werden mehr Produkte produziert, noch ist mehr Wert in der Welt. Das Geld verliert lediglich an Wert und das drückt sich in höheren Preisen aus. 

    "Und wo diese Nachfrage wirksam wird, hängt am Bedürfnis, das diese Nachfrage erzeugt."

    Ein Bedürfnis erzeugt im Kapitalismus keine Nachfrage. Nur ein Bettler verwandelt sein Bedürfnis in Nachfrage und zwar nach Geld.

    "Das verallgemeinert sich dann durch die Konkurrenz. –  Es sind auch jetzt nicht alle Preise gestiegen."

    Was denn jetzt? Es verallgemeinert sich, aber ohne dass allgemein die Preise steigen.

    "sondern es wird wie immer versucht den besten Preis in der Konkurrenz zw. Verkäufer und Käufer durchzusetzen."

    Ach echt? Diese Binse ist der Witz an der Inflation, dass jeder immer versucht den für ihn besten Preis durchzusetzen? Der beste Preis ist für den Käufer niedrig und für den Käufer hoch. 

    @nestor:

    "Aber der Trend ging dahin, auch die komplizierte Arbeit als einfache zu definieren und zu entlohnen,"

    Stichwort: Digitalisierung und künstliche Intelligenz. Das ist nichts anderes als komplizierte Arbeit in die intelligente Maschinerie zu verlagern.

    "Krim meinte vor Jahren so locker vom Hocker, daß eben die Staaten ihrer Lieferketten verändern und nationalisieren müßten, damit das ganze Werkl wieder läuft. "

    Ich glaube das hast du eher "locker vom Hocker" zitiert. Es ging ja vor nem Jahr um Corona und dass die Staaten anlässlich der Pandemie darauf gestoßen wurden, dass es Branchen gibt über die eine Nation national verfügen muss. Energie, Stahl, Pharmakonzerne die Impfstoffe herstellen oder die Betriebe die Masken produzieren und natürlich eine Rüstungsindustrie. Das wurde strategische Souveränität genannt. Da ging es aber nicht drum das "Werkl" wieder zum laufen zu bringen, sprich die Wirtschaft zum Wachsen zu bringen, sondern darum, dass die Nation in der Krise handlungsfähig bleiben soll, indem sie über wichtige Branchen im Inland verfügt. Das ist also eine Betrachtungsweise vom Standpunkt der Nation, die Politiker anstellen. G-G'-Macher denken da anders. Die wollen eine konkurrenzfähige Ware. 

    "Aber wie man sieht, ist das nicht geschehen und jetzt haben die G-G'-Macher den Salat."

    Die können eben versuchen ein Gerät mit teuren einheimischen Teilen auf den Markt zu bringen (wenn es diese einheimischen Zulieferer überhaupt noch gibt), das dann niemand kauft, weil es gegen ein günstiges auswärtiges konkurrieren muss oder ob sie weitermachen wie bisher und keine Gerät verkaufen können, weil ein paar Teile fehlen. 
     

  34. "Das Geld verliert lediglich an Wert und das drückt sich in höheren Preisen aus."

    Was ist den der Grund für den Wertverlust, wenn das nicht nur eine Tautologie sein sollte?

  35. Inflation: Notwendiger Kollateralschaden des kreditfinanzierten Wachstums
    (…) Nicht zuletzt im Blick auf ihre Kreditkosten finden die Warenproduzenten und -verkäufer sich geradezu genötigt, bei ihrer Preisgestaltung stets jeden Spielraum nach oben auszunutzen; dank ihrer Ausstattung mit geliehener Zahlungsfähigkeit sind sie auch solchen Konkurrenzlagen gewachsen, die die Preise für benötigte Waren verteuern. Zu Einbrüchen bei ihren Gewinnen und ihrem Wachstum muss das nicht führen, wenn die kommerzielle Kundschaft gleichfalls über Kredit für die Bezahlung höherer Preise und die Macht zu deren Weitergabe an ihre Abnehmer verfügt, weil die Menge des Kredits, den die Banken dafür in die Welt setzen, nicht durch die – fiktive, aber wirksame – Rückbindung an einen Schatz aus echter Geldware limitiert ist. Im Endeffekt steigen auch bei scharfer Preiskonkurrenz reihum die Preise, die die Unternehmer mit vermehrten Schulden bezahlen. In der Summe finanziert dann der Kredit ein Kapitalwachstum, das in Teilen aus purer Teuerung besteht, die wirkliche Kommandogewalt über die Warenwelt also gar nicht vergrößert – die über die zu bezahlende Arbeit allerdings schon, solange da kein Ausgleich durch gesteigerte Löhne erfolgt, was eine ganz andere Sache ist als der Konkurrenzkampf kapitalistischer Kaufleute um Absatz und Preise. Statistiker registrieren eine Aufblähung des Preisniveaus, flächendeckend oder in großen Segmenten des Marktes, nachgemessen am Vergleich der Preise für bestimmte „Warenkörbe“ im Zeitverlauf: eine Inflation, die sich, wenn allgemein wirksam, am Geld, das so reichlich verliehen und benutzt wird, als Wertverlust in Prozenten: als Geldentwertung ausdrücken lässt.

    Ein Schaden ist das für das Geld und für diejenigen, die für ihre Arbeit ein festgelegtes Entgelt beziehen; für die Kapitalisten nicht wirklich – sie machen die steigenden Preise und vermehren ihr Kapital begleitet von der Entwertung des Geldes. Klar ist freilich, dass die Sache nicht abgeht ohne berechnende Zulassung durch den Staat, der sich ja der Aufgabe verschrieben hat, aufs Eigentum und dessen kapitalistische Vermehrung aufzupassen.  (…)

    Staatliche Kreditzeichen mit Geldqualität als Quelle staatlicher Verschuldungsfähigkeit; Inflation (2)
    Bei dieser ersten Inflationsursache, dem kreditfinanzierten Wachstumsprozess, bleibt es nicht. Die Macht des Bankgewerbes, mit Schulden das Wachstum der kapitalistischen Unternehmen zu finanzieren, und den Umstand, dass er selbst diese Macht mit der Bereitstellung der nötigen Liquidität beglaubigt, nutzt der Staat für sich selbst, nämlich zur Finanzierung seines Haushalts. Für seine Ausgaben, soweit sie als erforderlich anerkannt sind, sein zur Schonung „der Wirtschaft“ stets knapp bemessenes Steueraufkommen aber übersteigen, macht er Schulden – wie die Kapitalisten für ihr Wachstum – und zahlt er Zinsen – so als würde er wie diese damit Geld verdienen. Rück- und Zinszahlung – die frühere Herrschaften mit härterer Besteuerung finanziert oder die sie in den Ruin bzw. zu gewaltsamen Übergriffen auf ihre Gläubiger getrieben haben – bewältigt der bürgerliche Rechtsstaat mit Geld, das er sich mit neuen Schulden verschafft. Die erste und letzte Garantie dafür, dass seine Schulden keine haltlosen Zahlungsversprechen, sondern so gut wie Geld sind, ist die Tatsache, dass er mit seiner Notenbank über eine Institution verfügt, die selber gültiges Geld produziert, also in jedem Umfang schöpfen kann, und damit er selbst in letzter Instanz für die Geldgleichheit seiner Schulden einsteht. Zahlungsunfähig kann ein moderner Staat mit seiner Geldhoheit einfach nicht werden.

    Dass den staatlichen Haushaltsschulden, die für kein Geschäft, sondern für Herrschaftsbedürfnisse gemacht werden, die ökonomische Rechtfertigung fehlt, wie die Kapitalisten sie für ihre Kredite durch erfolgreiches Wachstum erbringen müssen, bleibt natürlich nicht ohne Folgen; jedoch nicht für die Zahlungsfähigkeit des Staates, sondern für das Geld, mit dem er zahlt. Anders als der Kredit an Industrielle und Kaufleute stiften die Kredite an den Fiskus eine zuschüssige Zahlungsfähigkeit, die weder auf ein absehbares Wachstum bezogen und insoweit beschränkt noch durch Zahlungsunfähigkeit bei ausbleibenden Wachstumserfolgen gefährdet ist. Dementsprechend erweitern sie den Umfang, in dem Schulden ein Wachstum der Geschäfte finanzieren, das gar keine wirkliche Zunahme an kapitalistischer Kauf- und Kommandomacht darstellt, sondern nur die Zahlenwerte vergrößert, die den gesamtgesellschaftlichen Kapitalumschlag beziffern. Die Kredite, mit denen der Staat seine Herrschaft bezahlt, die durch nichts als seine Hoheit über das Geld „gedeckt“ sind und die trotzdem als zusätzliche Kaufkraft zirkulieren, leisten ihren prominenten Beitrag zur Entwertung des nationalen Geldes.

    Als Hüter des Eigentums und der Privatmacht des Geldes registriert der Staat diesen Effekt, macht sich selbst dafür haftbar und reagiert, einerseits, restriktiv. Er ermahnt sich im Allgemeinen zu mehr Sparsamkeit; im Besonderen unterscheidet er schlechte, weil nur „konsumtive“ Posten in seinem Haushalt von solchen, die „investiv“ heißen, weil sie zukünftige Ausgaben überflüssig machen können und folglich wie Ertrag bringende Investitionen wirken oder aussehen, und von noch besseren, die über ihre unmittelbar wohltuende Wirkung auf seine kapitalistischen Lieferanten hinaus das Wachstum des nationalen Kapitals insgesamt voranbringen können, also wenigstens das Verhältnis zwischen Kapitalwachstum und Staatsverschuldung nicht verschlechtern, insofern ökonomisch als gerechtfertigt gelten können und die Geldentwertung im besten Fall kaum ansteigen lassen. Überhaupt werten die zuständigen Politiker die Staatsschuld und die ihr zugeschriebenen negativen Folgen, die sie im Wesentlichen an der Rate des Geldwertverfalls festmachen, als ziemlich unabweisbare Notwendigkeit, mit ihrem Haushalt umso mehr für ein wirkliches Wirtschaftswachstum im Lande zu tun.

    Mit einem tatsächlich wirksamen Sachzwang, inflationstreibende Schuldenvermehrung zu unterlassen, ist der Staat im Innern jedoch nicht konfrontiert. Seine Kapitalisten sind – im Unterschied zu Arbeitern, deren Reallohn bei gleichbleibendem, selbst steigendem Nominallohn sinkt – nicht wirklich Opfer, sondern vor allem die offensiv kalkulierenden Urheber aller Preissteigerungen und in der Lage, damit wachstumswirksam fertig zu werden, solange die Banken ihnen das dafür Nötige leihen. Die Geldkapitalisten ihrerseits wissen ihre Zinsforderungen, am besten vorauseilend, der schwindenden Potenz ihres Geschäftsartikels anzupassen, und finanzieren, was sich lohnt. Zu einem wirklichen Problem im Innern wird die Entwertung des Geldes erst dann, wenn das nachgezählte „nominelle“ Wachstum „inflationsbereinigt“ gar kein „reales“ mehr enthält, womöglich ein Schrumpfen des kapitalistischen Reichtums der Nation bloß kaschiert; wenn also eine allgemeine „Überschuldung“ die Tauglichkeit des nationalen Kreditgeldes als Kapital ruiniert – was dann freilich nicht an den Schulden liegt, sondern daran, dass den Unternehmern kein Wachstum mehr gelingt. Für den Staat bleiben bis zu diesem Extremfall und dann erst recht von seiner Notenbank in Geld verwandelte Schulden das Mittel, die kapitalistisch formgerechte Finanzierung seiner Bedürfnisse sicherzustellen.

    Die ständig präsente wirkliche Schranke dieser großen Freiheit des bürgerlichen Staates zur Selbstfinanzierung liegt im Vergleich der nationalen Kreditgelder, den der internationale Geldhandel schon im Zuge der Abwicklung des grenzüberschreitenden Kaufens und Verkaufens beständig vornimmt und für die Nationen praktisch fühlbar macht.   (…)

    https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/konkurrenz-kapitalisten-ii#section34

  36. @Karlo – ich habe mir deinen Einwand nochmal überlegt und stimme dir jetzt doch nicht zu. Die Inflation (Aufblähung) ist die (fiktive) Ausweitung der zahlungsfähigen Nachfrage relativ zur Produktion und diese bewirkt in ihrem Wirksam-Werden einen Anstieg der Preise. Zahlungsfähige Nachfrage heißt doch schon: Ein Akteur mit einem Bedürfnis wird mit fiktiv geschöpfter Zahlungsfähigkeit ausgestattet und befriedigt es sich über den Markt. Nicht der Preisanstieg ist also die Inflation, sondern ihr Resultat und sie selbst ist die fiktive Schöpfung von Zahlungsfähigkeit.

    edit: In dem Maß, in dem dieser fiktiv geschöpfen Zahlungsfähigkeit dann ein reales Kapitalwachstum entspricht, bzw. durch sie angestoßen wird, wird die Inflation dann eben nicht (preissteigernd) wirksam. Das Gleiche gilt für Überakkumulation. Auch dann wird die Inflation nicht preissteigernd wirksam, sondern schmälert den Profit der Kapitale (die die Preissteigerungen, die ihren Einkauf betreffen dann nicht weitergeben können).

  37. @libelle

    "Zahlungsfähige Nachfrage heißt doch schon: Ein Akteur mit einem Bedürfnis wird mit fiktiv geschöpfter Zahlungsfähigkeit ausgestattet und befriedigt es sich über den Markt."

    Mit einem Kredit erweitert oder erneuert ein Kapital z.B. seinen Maschinenpark und setzt reale Produktion mittels Anwendung menschlicher Arbeitskraft in Gang. Das ist  nicht fiktiv. Die Kosten des Kredits preist er ein.

    "edit: In dem Maß, in dem dieser fiktiv geschöpfen Zahlungsfähigkeit dann ein reales Kapitalwachstum entspricht, bzw. durch sie angestoßen wird, wird die Inflation dann eben nicht (preissteigernd) wirksam."

    Doch!

    Ich denke dein Problem ist die "fiktiv geschöpfte Zahlungsfähigkeit". Eine Bank darf Geld schöpfen braucht aber einen Käufer um reale Zahlungsfähigkeit herzustellen. Die muss sich natürlich am Ende auch auf dem Markt realisieren. Aber bis dahin hat der Käufer (Einzelkapital) erst mal die Kreditkosten. Von der Bank bekommt er nichts geschenkt.

    Mal real von der unternehmerischen Seite: Ein Kapital produziert nicht einfach ohne Kostenkalkulation drauf los. Die legen auch einen Preis fest. Und nochmals die Kreditkosten gehen in die Preiskalkulation mit ein noch vor der Produktion. Unternehmer sind zwar keine Planwirtschaftler, aber in ihrem Laden planen sie schon. Den Kostpreis als auch den Verkaufspreis.

    Nochmal anders: Inflation ist eine durchgesetzte allgemeine Preissteigerung. Mein obiges Einzelbeispiel hinkt nur insofern wenn es noch nicht allgemein angewandt wird.

  38. Neoprene: Es ging erstmal lediglich darum, Inflation als Phänomen richtig zu fassen. Und nicht darum den Grund anzugeben. Eine Ausweitung der "zahlungsfähigen Nachfrage" ist weder als Grund noch als Beschreibung von Inflation richtig. Zahlungsfähige Nachfrage kann alles sein. Wer hat denn mehr Geld in der Tasche und woher kommt dieses Geld? Die Lohnabhängigen haben jedenfalls nicht schon deshalb mehr Geld in der Tasche, weil die Preise allgemein steigen.

    Eine Ausweitung der zahlungsfähigen Nachfrage ist übrigens etwas anderes als das in die Welt setzen von fiktiver Zahlungsfähigkeit durch Staat und Banken. Gestiegene "Zahlungsfähige Nachfrage" als Erklärung unterstellt schon gestiegene Preise und schließt dann zurück, dass dann ja wohl bei gleicher Produktion mehr zahlungsfähige Nachfrage da sein muss, weil die Preise gestiegen sind. Das ist also tautologisch. Eine vermehrte zahlungsfähige Nachfrage  relativ zu einer konstanten Produktion, bewirkt nur eine normale Preissteigerung bei dem jeweiligen Produkt, aber keine Inflation. Das führt nicht zur Geldentwertung, sondern dazu, dass sich mehr Kapital in der jeweiligen Branche engagiert, weil der Profit über dem Durchschnittsprofit liegt.

    "Und nochmals die Kreditkosten gehen in die Preiskalkulation mit ein noch vor der Produktion."

    Nach Marx ist das aber nicht so. Da teilt sich der Profit in Zins und Unternehmergewinn. Der Zins ist also kein Teil des Kostpreises und er kann auch nicht auf den Kostpreis aufgeschlagen werden. Das hieße dann nämlich, dass ein Unternehmen mit viel Eigenkapital diesen Preisaufschlag nicht machen müsste. Ich denke daher nicht, dass der Zins in die Preiskalkulation eingeht. Der Kapitalist macht Durchschnittsprofit und davon zahlt er einen Teil als Zins an die Bank weg.

     

     

  39. @Karlo: Dein Begriff von Inflation ist widersprüchlich.

    Nimm mal die Kreditkosten: Ja, die hat ein Unternehmer, aber es ist eben eine Frage, wer sie zahlt. Können die Kreditkosten durch  Preiserhöhungen weitergegeben werden, zahlt sie die Allgemeinheit durch Geldentwertung. Kann der Unternehmer die Kreditkosten nicht weitergeben, zahlt er sie als Abzug von seinem Profit. Oder, was auch oft genug passiert ist, dass die Kosten an die Lohnarbeiter durch Lohnsenkungen weitergegeben werden oder die Lieferanten erpresst werden etc.. Die Kreditkosten sind also überhaupt kein Garant für allgemeine Preissteigerungen, sondern die Preise anzuheben ist ein Weg, wie ein Kapital versuchen kann die Kreditkosten hereinzuholen.

    Was immer stattfindet ist fiktive Akkumulation. Die Banken und der Staat stiften nach Maßgabe ihrer Bedürfnisse Zahlungsfähigkeit. Bei den Banken geht es darum alle Gelegenheiten zu erschließen einen Zins zu verdienen und beim Staat sich hinsichtlich der Mittel von den Schranken zu emanzipieren, die ihm seine nationale Akkumulation bzgl Steueraufkommen ist.

    Was ist nun konkret die Widersprüchlichkeit an deinem Kreditkostenargument:

    1. Die Kreditkosten machst du als (eine) Ursache der Preissteigerungen vorstellig und gleichzeitig müssen sie es wie oben gezeigt überhaupt nicht sein, sondern es ist eben die Frage, ob und in welchem Umfang sie preissteigernd wirksam werden. Preissteigerung ist also eine (mögliche) Wirkung fiktiver Akkumulation.

    2. Aber eben nicht in jedem Fall, sondern nur dann, wenn das fiktiv vermehrte Geld auch irgendwo nachfragewirksam wird. Wenn die Banken z.B. das Geld vom Staat nur bunkern findet keine Preissteigerung statt. Genauso wenig findet sie statt, wenn Unternehmen mit Krediten eigene Aktien zurückkaufen. Das Einzige was dann stattfindet ist, dass der Preis der Aktien steigt.

    Ein Kapital produziert nicht einfach ohne Kostenkalkulation drauf los. Die legen auch einen Preis fest. Und nochmals die Kreditkosten gehen in die Preiskalkulation mit ein noch vor der Produktion. Unternehmer sind zwar keine Planwirtschaftler, aber in ihrem Laden planen sie schon. Den Kostpreis als auch den Verkaufspreis.

    Der Planungsprozess, den du da beschreibst ist aber nur die halbe Wahrheit der Planung der Unternehmen. Man kann sich ja vorstellen die Kreditkosten einfach umzulegen, nur muss die Konkurrenz das zulassen, sodass alle Planung sich bzgl. des Preises darauf zusammenkürzt so viel wie möglich zu verlangen. Der Preis hat lediglich eine Untergrenze und das sind die eigenen Kosten.  Die andere Hälfte ist eben wie oben erläutert Kosten und erzielbaren Preis so abzustimmen, dass der Kredit gerechtfertigt wird. Und da hat man wieder die anderen Möglichkeiten die Kreditkosten zu "erwirtschaften".

    Nochmal anders: Inflation ist eine durchgesetzte allgemeine Preissteigerung.

    Vielleicht kann man sich darauf verständigen, dass Inflation das Durchschlagen der fiktiven Akkumulation auf die Preise ist. Aufgebläht wird der Kredit usw.. und wenn diese Aufblähung durchschlägt, nicht zu beschleunigter Akkumulation etc führt, dann ist Inflation.

  40. Nachtrag: Die Fassung von Inflation im letzten Beitrag würde auch mit der Inflation wg. gestörter Lieferketten zusammenpassen, da der Kredit von Kapitalen, deren Lieferketten zusammengebrochen sind sich als fiktiv erweist. Er ist mit dem Anspruch in die Welt gesetzt worden, Hebel der Einsaugung von Mehrwert zu sein und soll und kann das Angesichts des ausgebrochenen Mangels darüber leisten dass weniger Wert sich nominell in der gleichen Summe ausdrückt.

  41. "Oder, was auch oft genug passiert ist, dass die Kosten an die Lohnarbeiter durch Lohnsenkungen weitergegeben werden oder die Lieferanten erpresst werden etc.."

    Das macht das Kapital sowieso immer, wenn es das kann. Kommt aber nicht erst durch den Zins drauf die Lohnarbeiter zu schröpfen.

    "1. Die Kreditkosten machst du als (eine) Ursache der Preissteigerungen vorstellig und gleichzeitig müssen sie es wie oben gezeigt überhaupt nicht sein, sondern es ist eben die Frage, ob und in welchem Umfang sie preissteigernd wirksam werden. Preissteigerung ist also eine (mögliche) Wirkung fiktiver Akkumulation."

    Das sagt Karlo ja bzw. der GSP Artikel. Jedenfalls habe ich das so verstanden. Ob es zu Preissteigerung kommt ist demnach davon abhängig, ob mit dem Kredit Wachstum initiiert wird. Alle nehmen Kredit und konkurrieren damit gegeneinander, weiten die Produktion aus auf der Basis einer beschränkten Zahlungsfähigkeit der Massen. Zunächst ist durch den Kredit mehr Zahlungsfähigkeit in der Welt, sodass das Wachstum eine Weile anhalten kann und eine Weile unabhängig von der beschränkten Zahlungsfähigkeit der Massen akkumuliert werden kann. Irgendwann macht sich aber die beschränkte Zahlungsfähigkeit der Massen als Flaschenhals der gesellschaftlichen Reproduktion bemerkbar und die durch den Kredit in die Welt gesetzten Ansprüche auf Gewinn können nicht mehr bedient werden. Das Wachstum kommt ins Stocken. In dem Moment steht mehr kreditgenerierte Zahlungsfähigkeit gleichbleibendem oder weniger neu produziertem Wert gegenüber. Und das bedeutet dass der Wert des Geldes schwindet – Inflation.
     

  42. Suitbert Cechura spießt die öffentliche Debatte (‘Mainstream-Medien’) auf:

    "Die Preise steigen …"

    https://www.heise.de/tp/features/Die-Preise-steigen-6229444.html?seite=all
    https://krass-und-konkret.de/politik-wirtschaft/die-preise-steigen/

    Der Artikel endet so:

    (…) Bei den einen beeinflussen die gestiegenen Preise ihre Gewinnkalkulation, für die anderen geht es um die Qualität ihres Lebensunterhalts. Da sind natürlich noch einige gedankliche Kunststücke zur Beruhigung des Publikums verlangt, und so will denn auch kaum ein Kommentator dieser Lage die negativen Wirkungen einfach so stehen lassen:

    “SPD, Grüne und FDP sind gut beraten, die explodierenden Spritpreise gleich auf die Tagesordnung ihrer Koalitionsverhandlungen zu setzen. Der Staat verdient bei jedem Volltanken kräftig mit… Solange es nur wenig bezahlbare Elektroautos und nicht genügend Strom-Zapfsäulen gibt, darf der Staat nicht tatenlos zusehen, wie Autofahren zum Luxus wird.” (Frank Meßing, WAZ, 19.10.21)

    Es bedarf schon eines gehörigen Maßes an Ignoranz, die Hoffnung gerade auf die zu setzen, die in ihrem Programm weitere Preissteigerungen für Energie vorsehen. Die Wirkung der erhöhten Preise ist ja gewollt und soll nicht aufgehoben werden.

    Sicherlich wird es das eine oder andere Trostpflästerchen für besonders Betroffene geben. Da kann man sich dann auf unglaublich ausgetüftelte soziale Maßnahmen wie etwa die Drei-Euro-Erhöhung für Hartz IV-Empfänger freuen – als Ausgleich für vier Jahre gelaufene Inflation. Natürlich alles in Maßen, soweit es refinanzierbar ist. Aber in einem Punkt wird sicher kein Mangel auftreten: bei dummen Erklärungen für diesen Irrsinn der kapitalistischen Ökonomie!

    ——

    Cechura im September zur amtlich berechneten “Inflationsrate” bzw. zum “Warenkorb-Index”
    https://www.heise.de/tp/features/Fuer-wen-Inflation-ein-Problem-ist-6183428.html?seite=2

  43. "Es bedarf schon eines gehörigen Maßes an Ignoranz, die Hoffnung gerade auf die zu setzen, die in ihrem Programm weitere Preissteigerungen für Energie vorsehen. Die Wirkung der erhöhten Preise ist ja gewollt und soll nicht aufgehoben werden."

    Genau. Und mit der Ampel, wird das eher schlimmer. Grüne Klimascharfmacher, gelbe Unternehmerfreunde,  eine rote "Wir haben Scholz" – Partei. Kein Wunder, dass die sich prächtig verstehen.

    Sicherlich wird es das eine oder andere Trostpflästerchen für besonders Betroffene geben.

    Besonders ekelhaft ist mal wieder, wie die Presse versucht abzuwiegeln.

     – Nicht alles wird teurer

    Mehr Kaufkraft – Das gilt vor allem dann, wenn man die Kaufkraft der Bundesbürger zugrunde legt, die in den zurück liegenden Jahren beinahe alljährlich gestiegen ist. Eine Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, dass sich die Kaufkraft bezogen auf den Stundenlohn in verschiedenen Bereichen des täglichen Konsums sehr unterschiedlich entwickelt hat.

    LOL. Die Kapitalisten bezahlen tatsächlich Menschen dafür, dass sie beweisen, dass Lohnarbeiter heute mehr haben und nicht weniger. Welche Einkommensgruppen wurden denn untersucht? Leute mit 150 000€ aufwärts oder was?

    Aldi will die Preistreiber stoppen

    Aldi – der Held der kleinen Leute. Aldi will natürlich nicht günstigere Preise als die Konkurrenz aushandeln, sondern der Inflation entgegenwirken.

    Die gallischen Dörfer der Inflation

    Wird jetzt also alles teurer?

    Nicht zwangsläufig, denn es gibt auch Ausnahmen. Einige Güter und Dienstleistungen erwehren sich derzeit dem Trend zum steigenden Preisniveau. Das zeigt ein Blick auf die Zahlen des Statistischen Bundesamts. Gurken beispielsweise sind demnach heute knapp sieben Prozent günstiger als vor einem Jahr. 

    LOL. Gurken – na das reißt es raus. Einfach mehr Gurken essen, dann ist die Inflation nur noch halb so schlimm. Denn sauer macht ja bekanntlich lustig. Wenn Gurken das erste ist, was ihnen einfällt, dann mussten sie lang suchen um etwas zu finden.  

  44. @libelle

    "Karlo: Dein Begriff von Inflation ist widersprüchlich.

    Nimm mal die Kreditkosten: Ja, die hat ein Unternehmer, aber es ist eben eine Frage, wer sie zahlt….Kann der Unternehmer die Kreditkosten nicht weitergeben, zahlt er sie als Abzug von seinem Profit…etc.. Die Kreditkosten sind also überhaupt kein Garant für allgemeine Preissteigerungen, sondern die Preise anzuheben ist ein Weg, wie ein Kapital versuchen kann die Kreditkosten hereinzuholen."

    Natürlich gibt es Kapitale welche die Kreditkosten (Zinszahlungen) nicht weitergeben. Aber alle? Mit Produktivitätssteigerungen z.B. kann man ja andere Kosten kompensieren. Deine Einwände stellen nur fest, dass irgendwer die Preissteigerungen bezahlen muss.

    "Was immer stattfindet ist fiktive Akkumulation"

    Nimmt ein Einzelkapital einen Kredit auf und kauft Maschinen an denen er Arbeiter einsetzt ist die Akkumulation real. Ob er auf dem Markt das realisieren kann stellt sich erst hinterher raus. Kosten hat er aber bei dem Geschäft allemal. Die Banken zahlen die an sie geleisteten Zinszahlungen nicht zurück und haben Anspruch auf die vollständige Erfüllung ihrer Leistungen.

     

    @kehrer

    "…Irgendwann macht sich aber die beschränkte Zahlungsfähigkeit der Massen als Flaschenhals der gesellschaftlichen Reproduktion bemerkbar und die durch den Kredit in die Welt gesetzten Ansprüche auf Gewinn können nicht mehr bedient werden. Das Wachstum kommt ins Stocken. In dem Moment steht mehr kreditgenerierte Zahlungsfähigkeit gleichbleibendem oder weniger neu produziertem Wert gegenüber. Und das bedeutet dass der Wert des Geldes schwindet – Inflation."

    Nein dann ist Krise.

    Inflation schiebt die Krise hinaus. Seit 1950 gab es nur zwei Jahre keine Inflation

    siehe: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/4917/umfrage/inflationsrate-in-deutschland-seit-1948/

     

    "Und nochmals die Kreditkosten gehen in die Preiskalkulation mit ein noch vor der Produktion."

    Nach Marx ist das aber nicht so. Da teilt sich der Profit in Zins und Unternehmergewinn. Der Zins ist also kein Teil des Kostpreises und er kann auch nicht auf den Kostpreis aufgeschlagen werden."

    Marx sagt damit nur, dass der Zins ein Abschlag vom Profit ist. Den Zins zahlt das industrielle Kapital schon bevor ein Profit realisiert ist. Bei seinen Preiskalkulationen ist das Kapital frei. Bei der Realisierung nicht.

  45. der link zu Statista (Inflationsraten) läßt sich nur mit Bezahlung lesen.

    Gibt man aber unter google:

    Inflationsraten nach 1948
    ein und klickt gleich das erste Angebot an

    ist die Statistik komplett lesbar.

  46. Hilft doch bei der Erklärung nicht, ob zwei Jahre keine Inflation war. Vielleicht ist ja erst Inflation, und dann Krise. Kritisier mal meine Herleitung. Die Aussage ist: Es ist mehr fiktive Zahlungsfähigkeit vorhanden, als durch sie an neuem gewachsenem Wert in die Welt kommt. Das ist auch in Zeiten so in denen keine Krise ist, aber erst recht in Krisenzeiten, wenn der neu geschaffene Wert nicht mehr wächst oder sogar schrumpft.

    "Bei seinen Preiskalkulationen ist das Kapital frei. Bei der Realisierung nicht." Deshalb kalkuliert das Kapital schon so, dass die Preiskalkulationen realistisch sind. Die kalkulieren doch keinen Preis, von dem sie wissen, dass er eh nicht zu realisieren ist.

  47. @kehrer

    "Hilft doch bei der Erklärung nicht, ob zwei Jahre keine Inflation war."

    Das war doch nicht als Erklärung gedacht. Es ist aber schon auffällig, dass in einem Zeitraum von 70 Jahren so gut wie immer Inflation herrschte.

    "Kritisier mal meine Herleitung. Die Aussage ist: Es ist mehr fiktive Zahlungsfähigkeit vorhanden, als durch sie an neuem gewachsenem Wert in die Welt kommt."

    Das mit der "fiktiven Zahlungsfähigkeit" bestreite ich. Meine Begründung schon bei libelle hieß:

    Wenn ein Einzelkapital einen Bankkredit aufnimmt und damit neue Maschinen kauft zur Ersetzung älterer Maschinen oder zur zusätzlichen Erweiterung dann ist das nicht fiktiv sondern er generiert Wachstum.

    Ich weiß nicht wie ihr das fiktiv begründet.

    Fiktiv wäre eine Zahlungsfähigkeit wenn z.B. die Banken Staatsanleihen kaufen und sie nur in ihr Portfolio legen um ihr  Geld sicher anzulegen. Es war ja einige Zeit die Absicht des Staats den Banken das anzudrehen mit der Hoffnung diese würden wieder mehr Kredite für industrielle Investitionen vergeben.

  48. Es ist aber schon auffällig, dass in einem Zeitraum von 70 Jahren so gut wie immer Inflation herrschte.

    Die Staaten haben ja auch immer Schulden gemacht.

    "Das mit der "fiktiven Zahlungsfähigkeit" bestreite ich."

    Na wenn du das bestreitest, was frag ich dann überhaupt. Vielleicht hast du auch ein Gegenargument und nicht nur eine alternative Erklärung.

    Wenn ein Einzelkapital einen Bankkredit aufnimmt und damit neue Maschinen kauft zur Ersetzung älterer Maschinen oder zur zusätzlichen Erweiterung dann ist das nicht fiktiv sondern er generiert Wachstum.

    1. Nein. – Das würde den Kapitalisten sicher gefallen, wenn sie schon durch den Kauf neuer Maschinen und Produktionsanlagen Wachstum generieren würden.  Wachstum wird aus dem Kredit erst, wenn sie das mit den neuen Maschinen erzeugte mehrwerteschwängerte Produkt losgeschlagen haben. 

    2. Sagst du doch implizit, wenn das Kapital mit einem Bankkredit Wachstum generiert ist es nicht fiktiv. Also lautet der Umkehrschluss, wenn es k e i n Wachstum generiert, dann ist es fiktiv. So begründe ich "fiktiv". Erstmal ist aus dem nichts ein Geld in der Welt das zwar Zahlungskraft besitzt, aber keinen Wert. Das ist ja keine  in Geld verwandelte mehrwertgeschwängerte Ware. Den Wert soll das Geld erst noch produzieren. Und wenn das mit dieser Zahlungskraft angeleierte Geschäft, dann einen erfolgreichen Kapitalkreislauf hinlegt, die Ware verkauft wird und das Kapital zurückfließt, erst dann ist es nicht mehr fiktiv.

  49. @kehrer

    "Nein. – Das würde den Kapitalisten sicher gefallen, wenn sie schon durch den Kauf neuer Maschinen und Produktionsanlagen Wachstum generieren würden.  Wachstum wird aus dem Kredit erst, wenn sie das mit den neuen Maschinen erzeugte mehrwerteschwängerte Produkt losgeschlagen haben."

    Schon am 26.10 antwortete ich libelle: Mit einem Kredit erweitert oder erneuert ein Kapital z.B. seinen Maschinenpark und setzt reale Produktion mittels Anwendung menschlicher Arbeitskraft in Gang.

    War schon klar, dass nicht allein der Kauf neues Wachstum schafft sondern die Anwendung in der Produktion. Hätte ich nochmals genauer anmerken müssen. Hoffe, dass dieses Mißverständnis ausgeräumt ist.

    "Und wenn das mit dieser Zahlungskraft angeleierte Geschäft, dann einen erfolgreichen Kapitalkreislauf hinlegt, die Ware verkauft wird und das Kapital zurückfließt, erst dann ist es nicht mehr fiktiv."

    Bei der Anwendung menschlicher Arbeitskraft wird ein Produkt (Ware) hergestellt ganz real und nicht fiktiv. Das Wachstum hat dann stattgefunden. Am Ende des Kapitalkreislaufs, auf dem Markt, stellt sich dann heraus ob eine Ware zum Durchschnittsprofit erlöst wird oder darunter oder darüber.

  50.  "Hoffe, dass dieses Mißverständnis ausgeräumt ist." Nein, gar nicht. Denn auch die Anwendung der Arbeitskraft generiert nicht automatisch Wachstum. Der Grund ist, wie ich schon am 27.10 schrieb, die Konkurrenz der Kapitalisten um die beschränkte Zahlungsfähigkeit der Massen.

    "Bei der Anwendung menschlicher Arbeitskraft wird ein Produkt (Ware) hergestellt ganz real und nicht fiktiv. Das Wachstum hat dann stattgefunden." Nein hat es nicht notwendig. Denn die Prüfung, ob die verausgabte Arbeitskraft gesellschaftlich notwendig war, findet auf dem Markt statt. Und wenn der Krempel nicht verkauft wird, weil ein Konkurrent billiger anbietet, dann war sie nicht notwendig. Dann wird das Produkt auch mal vernichtet. 

    Selbst wenn es unter Durchschnittsprofit verkauft wird hat kein Wachstum stattgefunden, weil dann das Kapital seinen Kredit nicht bedienen kann. Bankrott geht und all die schönen Maschinen und Anlagen, die vorher mit Kredit gekauft wurden, werden entwertet.

  51. @kehrer

    "Denn auch die Anwendung der Arbeitskraft generiert nicht automatisch Wachstum"

    Stimmt. Eine nicht verkaufbare Ware zählt nicht als Wachstum. War mein Fehler.

    Allerdings deine Aussage:

    "Selbst wenn es unter Durchschnittsprofit verkauft wird hat kein Wachstum stattgefunden, weil dann das Kapital seinen Kredit nicht bedienen kann. Bankrott geht und all die schönen Maschinen und Anlagen, die vorher mit Kredit gekauft wurden, werden entwertet."

    teile ich nicht. Der Verkauf hat stattgefunden und damit auch reales Wachstum. Halt geringer aber eben doch. Ob er seinen Kredit nicht bedienen kann oder gar bankrott geht ist doch gar nicht ausgemacht.

    Ich denke wir beenden diesen Disput. Das ursprüngliche Thema heißt ja europäische Schuldenbegrenzung und in diesem Rahmen war auch die Inflation Thema.

  52. Auch wenn du nicht mehr disputieren willst, noch ein Argument zu deiner Entgegnung.

     "Ob er seinen Kredit nicht bedienen kann oder gar bankrott geht ist doch gar nicht ausgemacht."

    Aus der Sicht des einzelnen Kapitalisten stimmt das. Der muss nicht gleich bankrott gehen, weil er mal keinen Durchschnittsprofit macht. (kann aber, besonders wenn der Zustand, dass er seine Ware unter Durchschnittprofit verkaufen muss, längere Zeit anhält)  Es geht aber um eine gesellschaftliche Gesamtbetrachtung und da ist es notwendig, dass die Rechnung nicht aufgehen kann, weil alle unbeschränkt Akkumulieren auf Grundlage der beschränkten Zahlungsfähigkeit der Massen. Irgendwo muss also Entwertung stattfinden und wenn sie beim einen nicht stattfindet, findet sie notwendig bei einem Konkurrenten statt.

  53. Das würde den Kapitalisten sicher gefallen, wenn sie schon durch den Kauf neuer Maschinen und Produktionsanlagen Wachstum generieren würden.

    Sie generieren aber Wachstum damit.
    Was sie nicht generieren, ist individuellen Gewinn. Aber diejenigen Unternehmen, denen sie das Zeug abkaufen, können einen Gewinn verbuchen, und der geht in die Wachstumsberechnung ein. Genauso, wie eine Bank ein Wertpapier schafft und verkauft – auch dieser Verkaufsakt bereichert das Wachstum.

  54.  Dann verstehe ich aber nicht wo das Problem liegen soll. Denn dann wird ja mit jedem Kredit Wachstum generiert. Erstmal wird Wachstum angestoßen, das ist ja der Sinn des Kredits. Alle haben Zahlungsfähigkeit durch Kredit und versilbern sich gegenseitig ihren Mehrwert. Das geht bloß nicht lange gut. Erstens weil sie das in Konkurrenz zueinander tun und zweitens auf der Grundlage der beschrankten Zahlungsfähigkeit der Massen.

  55. Wenn Firmen in der zurückliegenden Zeitperiode expandiert haben, also zusätzliche Maschinen und Rohstoffe gekauft haben, und manchmal sogar zusätzliche Menschen zur erweiterten Produktion eingestellt haben (und nicht etwa einige rausgeworfen haben, weil die neuen Maschinen kostengünstiger und produktiver sind), dann wurde das in dieser Periode natürlich als Wachstum verbucht. Wenn dann aber die Blütenträume der erweiterten Produktion sich am Markt nicht erfüllen, dann ist es mit dem Wachstum eben vorbei. Eventuell geht das Unternehmen/die Branche/die gesamte Wirtschaft eines Staates dann in eine Krise. Bekanntlich geht das in der Tat nicht ewig gut, mit noch mehr Kredit noch mehr Gewinn einzufahren. Jedenfalls nicht für alle Unternehmen.

  56. @Kehrer

    Denn dann wird ja mit jedem Kredit Wachstum generiert.

    Genauso ist es. Deswegen haben sich ja bis zum Crash 2008 ff. und seither auch wieder alle in die eigene Tasche gelogen und jede Menge Luftburgen als Wirtschaftswachstum gefeiert.

  57. Wenn die Kreditausweitungen tatsächlich "nachhaltiges" Wachstum bewirkt haben, warum sinkt dann in den großen kapitalistischen Staaten die Investitionsquote seit Jahrzehnten immer weiter?
    Sind all die Ökonomen und Politiker, die wegen der permanenten Ausweitung der Kreditvolumina ("Bank of America estimates that central banks have bought $23tn of financial securities" Wohl FT) kritisch und besorgt sind, ewig Gestrige, die einfach den Zauberstab nicht sehen wollen?

  58. @Neoprene

    Wenn die Kreditausweitungen tatsächlich "nachhaltiges" Wachstum bewirkt haben

    Das behauptet ja keiner, und das ist auch das Problem der Banken, Wirtschafts„wissenschaftler“ und Politiker.
    Sie wollen Wachstum um jeden Preis, und da kommen eben viele Luftburgen und Zombie-Firmen heraus, wo die ersteren zusammenbrechen und die letzteren weiter kreditiert werden müssen, um nicht zusammenzubrechen.

    Wie ich schon öfter hingewiesen habe, ist der Umstand, daß jedes Geschäft und jeder Verkaufsakt ungeachtet seiner Qualität als „Wachstum“ verbucht wird, nicht geeignet, ein wahrheitsgetreues Bild dessen zu liefern, wie es denn jetzt wirklich um das nationale G-G’ steht.
    So treten dann oft lange Gesichter ein, wenn sich herausstellt, daß diese schönen Zahlen lauter sehr un-nachhaltige Transaktionen beinhaltet haben.

    Dazu kommen noch die Medien, die sich seit der Krise 2008 ff. der Gesundbeterei und Unternehmenswerbung verschrieben haben – Stichwort Inserate und Sponsoring – und eine Jubelmeldung nach der anderen hinausschicken, wie sehr es denn inzwischen aufwärts ginge.

  59. Stephan Kaufmann über Zinspolitik: "Auf Kosten der Armen"  

    In den USA und Europa nähert sich langsam das Ende der ultralockeren Geldpolitik. In den Schwellenländern dagegen haben die Notenbanken die Zinsen längst erhöht.

    Stark steigende Nachfrage und Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten lassen derzeit die Inflationsraten klettern. Die großen Zentralbanken reagieren: In Nordamerika und Westeuropa läuten sie das Ende der ultralockeren Geldpolitik ein. Dabei gehen sie jedoch behutsam vor, um ihre Wirtschaften nicht zu belasten. Diese Freiheit haben viele Entwicklungs- und Schwellenländer nicht. Um die Abwertung ihrer Währungen zu verhindern, steigen hier die Zinsen schon lange, kommendes Jahr stehen zudem Sparhaushalte auf dem Programm. Das kostet die ärmeren Länder Wachstum – obwohl die Pandemie noch gar nicht ausgestanden ist….    (Forts.):

    https://www.fr.de/wirtschaft/auf-kosten-der-armen-91089745.html

    —-

    Massenproteste in El Salvador gegen den Präsidenten und dessen Bitcoin-Projekt:

    https://www.fr.de/politik/zunehmend-autokratisch-90985253.html

    https://amerika21.de/2021/09/253720/lateinamerika-gebrauch-kryptowaehrungen

  60. „Das Ende der ultralockeren Geldpolitik einläuten“ – eine etwas schwammige Formulierung. Ob die EZB die Zinsfüße erhöhen wird, bezweifle ich. Angesichts der vielen neu in die Welt gesetzten Schulden kann sie sich das gar nicht leisten.
    Außerdem ist die nationalökonomische Sichtweise, die Inflation und Zinsfuß in Verbindung bringt, sowieso verkehrt.

  61. Ob die Beschäftigung mit dem Phantom Nakamoto und seinen Vorstellungen viel Licht auf das Bitcoin wirft, bezweifle ich einmal.
    Das Interessante der Kryptowährungen ist doch, wie sie weltweit aufgenommen werden: Sie sind das ideale Zahlungsmittel für alle möglichen krummen Geschäfte, deren immer mehr werden.
    Diese Bitcoin-Benützer sind zwar wahrscheinlich „freie Bürger“, aber gehen in dieser Bestimmung nicht auf.

  62. Eine kleine Fußnote zu Privatschulden:
    Während alle gebannt auf den immer noch speienden Vulkan auf La Palma schauen, kommen die Banken und wollen die nächsten Ratenzahlungen auf die Kredite, mit denen diejenigen Häuser gebaut wurden, die jetzt unter der Lava verschwunden sind (ca. 1 Quadratkilometer von Lava bedeckte Fläche, mehr als 2000 Personen haben ihre Häuser verloren).

    Sofern die Häuser versichert sind, sind Naturkatastrophen ausgenommen. Falls Schäden doch von der Versicherung gedeckt sind, gehen die Zahlungen im Falle von Hypokrediten direkt an die Bank, die als die Hauptgeschädigte gilt.

    Ich bin neugierig, wie das mit dem Wiederaufbau weitergeht, weil während jede Menge Spenden für die Betroffenen kommen, wird die Bankschulden wohl kaum wer übernehmen wollen.

  63. Die Bankschulden bestehen doch darin, dass die Häuslebesitzer, deren Häuser nun zerstört sind,  zum Bauen sich Gelder geliehen haben, die sie nicht zurückzahlen können. Aus Sicht der Bank existieren diese Schuldverhältnisse m.E. doch prinzipiell erst einmal  unabhängig davon, ob solche Häuser einen florierenden Tourismus beherbergen, oder ob sie zusammenfallen oder ob sie vom Lava-Geröll komplett zerstört  worden sind.  Oder ist das anders?   Gibt es dann  demnächst  nun eine staatliche Privat-Insolvenz des kleinen Häuslebauers, dann werden vermutlich dessen Schulden bei der Bank getilgt, d.h., die Bank hat einen größeren Schuldenberg an uneinbringlichen Kleinen-Häuser-Krediten, die sie in ihren Bilanzen vermutlich abschreiben wird. Da die ausgegebenen Kredite für die Bank als ihr Vermögen gegolten haben,  steht die Bank nun schlechter da.  Wie die Politik mit maroden Banken umgeht, entscheidet sie nach ihren z.T. länderspezifischen nationalen Kriterien, das europäische Bankenrecht ist derzeit ja mitten in Corona noch sehr  im Fluss. Vermutlich kann die span. Regierung Extra-Gelder aus den Corona-Fonds beantragen,  Wiederaufbauhilfen für Banken etc.pp…
    (Falls die Häuslebauer ihre Buden haben versichern können, wird das Versicherungswesen Spaniens damit befasst werden, und ihre Prämien für 2022 erhöhen – übrigens auch hierzulande dürften etliche Versicherungsprämien ab 2022 im Gefolge der Ahr-Überschwemmung erhöht werden.). Und das ist nicht kapitalistisches ‘Business as usual’?

  64. Kapitalistisches Business as usual – meint:  Es entstehen Notlagen,  und damit für die Beteiligten Geldmangel.  Und mit diesem Geldmangel machen dann die diesen Geldmangel bewirtschaftenden  kapitalistischen Instanzen (hier: Banken, Versicherungen) nicht nur ihre normalen Alltagsgeschäfte. Sondern zusätzliche Geschäfte.  Naturkatastrophen sind also eine prima Sache  für die diversesten begriffslosen Rechenweisen von "Wachstum"…

  65. Ich bezweifele, daß eine Naturkatastrophe wie jetzt auf La Palma oder im Ahrtal zusätzliche Geschäfte gneriert. Im Fall Spaniens fallen erst mal reihenweise Kredite aus, weil die Sicherheiten, die Häuser weg sind. (Und die Bewohner sie sicherlich nur ansatzweise zurückzahlen können.) Ob es im Ausmaß der fallierten Kredite zukünftig neue Kredite für neue Häuser an die ehemaligen Hausbesitzer kommt, halte ich für ausgeschlossen. Und die Versicherungen sind nur begrenzt betroffen, weil sich viele der dortigen Hausbesitzer gar keine "risikoadjustierte" als sauteure Vulkanversicherung leisten konnten und deshalb auch nicht abgeschlossen haben.

  66. In Spanien ist es so, daß es einen Privatkonkurs nicht gibt. D.h., auch wenn das Haus weg ist, ist die Schuld noch da.

    Einem Nackerten kann man allerdings nichts ausziehen, deswegen sind die Banken mit dieser Lösung auch nicht glücklich, weil es ihnen viele uneinbringliche Kredite beschert, die ihre Bilanzen schlecht ausschauen lassen.

    Ich vermute auch, daß aus dem Corona-Fonds eine zumindest teilweise Tilgung vorgesehen sein wird, und eine subventionierte Neuverschuldung der alten/neuen Hausbesitzer angedacht wird. Aber auf jeden Fall muß der spanische Staat Geld in die Hand nehmen, um das Vulkan-Fiasko irgendwie zu bewältigen.

    Also möglicherweise ein Geschäft für Banken, auf jeden Fall zu Lasten des Staatssäckels. Das ist allerdings weder neu noch verwunderlich.

  67. @Neoprene

    Zumindest in den USA hat das Aufräumen nach Katastrophen eine neue Art von Firmen generiert, die mit schlechtbezahlten Migranten Müll und Schutt wegräumen lassen und da eine echte Lücke der Profitmaschinerie entdeckt haben.

  68. Aus Frankfurt nichts Neues:

    EZB bleibt bei Nullzins, aber die erste Erhöhung rückt näher

    Wegen der hohen Inflation hält EZB-Chefin Lagarde eine Zinserhöhung im Jahr 2022 nicht mehr für "sehr unwahrscheinlich". Erst müssen die Anleihenkäufe auslaufen

    Der neuerliche Inflationsschub zu Jahresbeginn setzt die Europäische Zentralbank (EZB) enorm unter Druck. In der Eurozone stieg die Teuerung im Jänner auf 5,1 Prozent und liegt damit meilenweit über der Zielmarke von zwei Prozent. Zudem erholt sich die Wirtschaft in der Währungsunion dynamisch von der Corona-Krise und wuchs im Schlussquartal des Vorjahrs um 4,6 Prozent auf Jahressicht. Dennoch tut sich die Notenbank trotz des hohen Inflationsdrucks schwer, sich von ihrer enorm expansiven Geldpolitik zu lösen.

    Wie erwartet hat die EZB am Donnerstag ihren Leitzins bei null Prozent belassen, wo er seit nunmehr März 2016 verharrt. Ebenso unangetastet blieb der für Banken schmerzhafte Einlagensatz bei minus 0,5 Prozent, zu dem Geldhäuser überschüssige Liquidität bei der Notenbank parken können.

    Flankiert wird diese Zinspolitik von zwei Wertpapierkaufprogrammen: Das Corona-Notprogramm Pepp, mit dem die EZB seit März 2020 bisher Staatsanleihen im Gesamtwert von 1,63 Billionen Euro erwarb, wird im März auslaufen. Dazu kommt das normale Kaufprogramm App, mit dem bis März monatlich Wertpapiere in Höhe von 20 Milliarden Euro gekauft werden und danach womöglich wieder mehr, um das Auslaufen von Pepp abzufedern. Installiert wurde das Programm, in dessen Rahmen bisher 3,15 Billionen Euro in Anleihen und andere Wertpapiere gepumpt wurden, vom damaligen EZB-Chef Mario Draghi Anfang 2015. Nun wird seine Nachfolgerin Christine Lagarde wohl im Jahresverlauf die Wertpapierkäufe einstellen, um den Weg für allfällige Zinserhöhungen freizuräumen.

    Mehr Flexibilität

    Bisher stand die Französin auf der Bremse, was Zinserhöhungen im Jahr 2022 betrifft. Im Dezember hatte Lagarde einen Zinsschritt im laufenden Jahr noch als "sehr unwahrscheinlich" bezeichnet, diese Aussage wollte sie auf Nachfrage nicht wiederholen. Die hohe Teuerung im Dezember und Jänner habe Sorge im EZB-Rat ausgelöst. "Die Inflation wird länger als erwartet hoch bleiben, wird sich aber im Jahresverlauf abschwächen", sagte Lagarde am Donnerstag. In dieser Situation sei mehr Flexibilität in der Geldpolitik gefragt. Man sei bereit, alle Maßnahmen anzupassen, damit sich die Inflation mittelfristig beim Zielwert von zwei Prozent stabilisiert.

    Worin besteht Lagarde zufolge der Unterschied zu Großbritannien, wo die Bank of England am Donnerstag bereits zum zweiten Mal nach der Corona-Krise die Zinsen erhöht hat? Den wichtigsten Grund sieht die EZB-Chefin im britischen Arbeitsmarkt, wo es seit dem Brexit zu Verknappungen gekommen sei, was zu hohen Lohnzuwächsen führe. Sprich, in Großbritannien sieht Lagarde im Gegensatz zur Eurozone die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale, welche die Inflation weiter anfachen würde.

    Aus der Zeit gefallen

    Kritik erntete die EZB für ihre abwartende Haltung vom deutschen ZEW-Ökonom Friedrich Heinemann. "Die Zinspolitik und Wertpapierkäufe der EZB wirken inzwischen wie aus der Zeit gefallen", sagte er in einer ersten Reaktion. Die Zentralbank betreibe im Grunde immer noch eine Politik der Deflationsbekämpfung, obwohl Europa den stärksten Inflationsschub seit Einführung des Euro erlebe. "Der EZB-Rat riskiert inzwischen, die Reputation dieser Institution ernsthaft zu beschädigen", ergänzte Heinemann. Bei ihm wachse der Verdacht, "dass eine Mehrheit im EZB-Rat inzwischen von ganz anderen Zielen wie etwa der leichten Finanzierbarkeit hoher Staatsdefizite getrieben wird."

    Tatsächlich dürfte den Währungshütern auch das Einstellen der Anleihenkäufe Sorgen bereiten. Diese haben bisher entscheidend dazu beigetragen, die Renditen der hoch verschuldeten Eurostaaten unter Kontrolle zu halten. Italien ist mit 156 Prozent der Wirtschaftsleistung höher verschuldet als während der Eurokrise des vergangenen Jahrzehnts, ebenso Griechenland, das mit 206 Prozent der Wirtschaftsleistung in der Kreide steht. Sollte die künstliche Nachfrage der EZB nach deren Staatspapieren wegfallen, ist ein Anstieg der Renditen zu erwarten. Um diesen Effekt abzumildern, wird die EZB ausgelaufene Papiere aus dem Pepp-Programm bis Ende 2024 reinvestieren. Sobald eine Anleihe getilgt wird, kauft die Notenbank eine andere nach, um dem Markt keine Liquidität zu entziehen.

    Nebenwirkungen der Geldpolitik

    Auf der anderen Seite hat die Geldschwemme der Währungshüter in Kombination mit Null- und Negativzinsen bereits an etlichen Märkten für Verwerfungen gesorgt. Die Preise am Aktienmarkt sind ebenso durch die Decke gegangen wie bei Immobilien, was sukzessive auf die Wohnkosten durchschlägt.

    Primär ist die EZB der Währungsstabilität verpflichtet und damit dem Inflationsziel. Ein weiteres Zögern bei der geldpolitischen Wende könnte den Euro gegenüber dem US-Dollar schwächen, da die US-Notenbank Fed bereits einen klaren Fahrplan zu Zinserhöhungen ab März vorgelegt hat. Eine schwache Gemeinschaftswährung birgt die Gefahr, weitere Inflation zu importieren, besonders bei Energieträgern wie Rohöl, die üblicherweise in Dollar abgerechnet werden. (Alexander Hahn, 3.2.2022)

    https://www.derstandard.at/story/2000133070876/ezb-bleibt-bei-nullzins-wann-kommt-die-erste-erhoehung-in

    Ja ja, die EU wäre ökonomisch gut beraten, sich mit Rußland gutzustellen und den Gaspreis sinken zu lassen.
    Aber wie man sieht, gibt es hier ein Primat der Politik über die Ökonomie.

    Was das Aufkaufsprogramm für Euro-Anleihen betrifft, so verhindert das (derzeit noch) Schuldenkrisen und sorgt dafür, daß der Euro wenigstens seine derzeitige Position halten kann. Es wäre nicht ratsam, daran zu rühren und das weiß Frau Lagarde auch.

  69. "Primär ist die EZB der Währungsstabilität verpflichtet und damit dem Inflationsziel."

    Nein, offensichtlich nicht. Die Finanzierbarkeit der EU-Staatshaushalte ist wichtiger.

  70. Wie du sagst.
    Die Schwierigkeit liegt nur darin, daß bis vor kurzem die Inflation niedrig war, zu niedrig sogar für die verwöhnten Ansprüche der Finanzpolitiker, sie aber inzwischen ordentlich angezogen hat und deshalb nicht mehr ganz beiseite gelassen werden kann.

    Allerdings ist auch fraglich, ob das angestrebte Ziel, die Senkung der Inflation, durch Anheben der Zinssätze erreicht werden kann. Es gehört zu den Märchen der Volkswirtschaft, daß sich das so bewerkstelligen ließe, und führt derzeit in der Türkei zu ziemlichen Kontroversen.
    Bzw., die Inflation ließe sich eventuell schon drücken, aber eine Pleitewelle wäre die Folge.

  71. Eben, natürlich führt die Anhebung der Zinsen, erst für Banken, letztlich für Firmen und Konsumenten zu einem Absinken der jeweiligen (kreditfinanzierten) Nachfrage. Das drückt auf die Preise, weil sich die Anbieter unterbieten, um von der geringeren Nachfrage was abzubekommen. Tendenziell senkt das natürlich die Wirtschaftstätigkeit überhaupt. Das Wachstum geht zurück oder die Wirtschaft stagniert, oder sie schrumpft sogar.
    In der Türkei will Erdogan partout eine Crash-Landung der Wirtschaft verhindern. Also darf es keine Zinserhöhungen geben, die die Wirtschaft abwürgen könnten. Denn damit hast du recht, "eine Pleitewelle wäre die Folge."

    Und natürlich nicht nur in der Türkei. Um einen Wirtschaftsrückgang im EU-Raum zu verhindern, hält die EZB die Zinsen EU-weit auf Null. Mal sehen wie lange sie das noch durchhält.

  72. " … this puts central banks in a dilemma.  Do they hike their policy interest rates to try and control inflation but risk a financial market crash and a recession; or do they hope that inflation rates will subside during this year and they can avoid provoking a crisis?  The answer is that they do not know.  But with inflation rates still rising, the leading central banks are grudgingly reversing their easy money policies of the last ten years.  The Fed is ‘tapering off’ its bond purchases and preparing to hike interest rates several times this year.  The Bank of England has already raised its policy rate twice while forecasting inflation to reach well over 7%.  And even the ECB is talking about ‘tightening’ policy later this year.

    The reality is that central banks have no real control over inflation anyway. But even so, they are trying. As a result, already market interest rates are rising. …

    According to the IMF, about half of Low Income Economies (LIEs) are now in danger of debt default. Global debt has now reached $300trn, or 355% of world GDP.  It is estimated that a 1% point rise interest rates increases global interest payments from $10trn a year to $16trn, or 15% of world GDP.  And with a 2% pt rise, interest costs of $20trn or 20% of GDP.  Then not only will several poor countries being forced to default, so will many weaker companies in the advanced economies – causing a ricochet effect through the corporate sector. "
    The sugar runs out – Michael Roberts Blog (wordpress.com)

  73. hält die EZB die Zinsen EU-weit auf Null. Mal sehen wie lange sie das noch durchhält.

    Die EZB kann das ewig durchhalten. Die Frage ist, ob die EU-Wirtschaft das durchhält.
    Die Fed hat ja eine andere Position, ist die Zentralbank eines Staates.

    Ich erinnere an den alten Beitrag von mir:

    Ein großes Pyramidenspiel?
    ARGENTINISCHE BANKIERS ZUR EURO-SCHULDENKRISE

    Wie man an den jetzigen Rüstungskäufen Griechenlands sieht, betreibt die EU das Pyramidenspiel weiter: Die zahlungsunfähigen Staaten werden durch Käufe ihrer Anleihen zahlungsfähig gemacht und bewähren sich als Markt für die Produktion anderer EU-Staaten.
     

  74. Schuldenbegrenzung anderswo:

    "Sri Lanka owes $15bn in bonds, mostly dollar-denominated, of a total $45bn long-term debt, according to the World Bank. It needs to pay about $7bn this year in interest and debt repayments but its foreign reserves have dwindled to less than $3bn. The government’s next big challenge is a $1bn bond repayment due in July. If it fails to pay, it would join countries including Suriname, Belize, Zambia, and Ecuador in defaulting on its debt following the pandemic."

    Sri Lanka on brink of sovereign bond default, warn investors | Financial Times (ft.com)

  75. „bn“ ist Milliarde. Nur zur Vermeidung von Mißverständnissen.

    Man fragt sich, wie die restlichen 30 Mrd. an Schuld zustandegekommen sind, wenn sie nicht in Form von ausgegebenen Anleihen aufgenommen wurden? Liegen die bei privaten Banken als faule Kredite? Weil dann würde eine Zahlungsunfähigkeit Sri Lankas dieselben ins Wackeln bringen.

    Der IFW wird da beschäftigt sein.

  76. Wieder einmal etwas Neues vom Bitcoin: Aus China sind die Bitcoin-Erzeuger weitergezogen, nicht nur nach Kasachstan, sondern auch nach Texas, das Strom günstig hergibt:

    Why Texas’s Power Grid Still Hasn’t Been Fixed

    (…) Last year’s disaster stemmed from a confluence of extreme weather and systemic weaknesses. (…) In the end, nearly five million Texans lost power, many for several days. The state reported that two hundred and forty-six people died as a result of the storm. (Other sources say that this is drastically underreported.) Some died of hypothermia, and others died trying to keep warm—from running a gasoline-powered generator indoors; from setting a fire that seems to have escaped the fireplace and burned the house down. (…)

    After China banned the mining of cryptocurrency, last June, a number of crypto-mining companies established or expanded their presence in Texas. The state’s deregulated electricity market means that Texans pay some of the lowest prices for electricity in the country (at least, when extreme weather doesn’t distort the market), making the state a natural choice for cryptocurrency mining, which essentially converts electricity to money. Crypto-mining facilities in Texas already consume enough electricity to power several cities.

    Texans have good reason for internalizing the idea that state officials aren’t going to look out for our interests. The wait for a home generator is months long. A recent ad for the Ford F-150 Lightning, the electric version of the best-selling pickup, showed a house’s lights ominously flickering during a storm. But the menace doesn’t last long: a family uses the truck as a kind of battery on wheels, plugging it in to re-illuminate the house. The commercial struck me as an invocation of a distinctively Texan dream, or nightmare: a public utility that can’t be trusted; a gleaming forty-thousand-dollar pickup that can. Unfortunately, there’s a multiyear waiting list for those trucks. In the meantime, Texans can hope that the worst of the winter is over. If not, we can always huddle next to the crypto facilities, seeking whatever warmth can be spared.

    https://www.newyorker.com/news/letter-from-the-southwest/why-texass-power-grid-still-hasnt-been-fixed?

  77. Der Ausstieg aus den alten EU-Schuldenregeln solle darin gefunden werden, dass für jedes Euro-Land länderspezifische eigene Grenzen der Verschuldung sollen erarbeitet werden ….

    https://www.euractiv.de/section/finanzen-und-wirtschaft/news/eu-schuldenregeln-mitgliedsstaaten-naehern-sich-einigung-an/

    (…. liest sich ein wenig wie ein Entgegenkommen gegenüber Italien, das immerzu behauptet hatte, sie würden eigentlich klasse "solide haushalten", hätten aber ewig dem leider entgegenstehende uralte Schulden in den Bilanzen als Forderungen, die aber eigentlich  kein realistisches Wachstum und keine ‘Sparpolitik’ würde je loswerden können….).

    Vermutlich werden Sanktionen bzw. die Drohung damit (die von Italien als Signale an die Finanzmärkte gefürchtet waren…) erschwert. Und der Zweck scheint zu sein, angesichts der div. Krisen den EU-Staaten mehr ‘defizit spending’ erlauben zu wollen, damit die Akkumulation innerhalb der EU zumindestens funktionieren kann – woran nicht zuletzt die Export-Industrie der BRD interessiert sein dürfte, dass ihr zumindestens ihr Markt in Europa erhalten bleibt. Rechtfertigen wird man das vermutlich damit, dass a) die Amis ähnliches defizit spending betreiben, und b) nur so Europa als von der EU-Zentrale vorgestelltes Marktzentrum von Grüntechnologien ausgebaut werden könne.

    Der “schöpferische” deutsche Umgang mit den Schuldenregeln im Euro-Regime wird hier ab S. 3 unten besprochen: https://de.gegenstandpunkt.com/sites/default/files/jf-protokolle/jf230213-Leo-Panzer%20-%20Folgen%20des%20Wirtschaftskriegs%20EU.pdf

    Der Unterschied zu den Corona-bzw. EU-Recovery-Bonds vor 2 Jahren liegt anscheinend darin, dass die BRD dieses Mal wohl davon nicht abweichen will, dass. die neuen Schulden den einzelnen Staaten sollen zugerechnet werden – und nicht der EU insgesamt.

  78. Mit der Erhöhung der Zinsen durch die EZB ging der Beschluß einher, weiterhin (praktisch unbegrenzt) Staats- (und andere?) Anleihen aufzukaufen, um neue Eurokrisen zu vermeiden.

    Die Schulden haben dann zwar ein Mascherl, aber werden nicht mehr öffentlich diskutiert und die EZB fungiert weiter als lender of last resort.

    Auf das bezogen, was

    @Leser

    gepostet hat, so kann man schließen, daß Zustimmung zu Sanktionen mit Verschuldungsfähigkeit des betreffenden Staates erkauft wird.
    Das Füllhorn des Kredits soll Bedenken bezüglich rückläufiger Wirtschaftsleistung durch Sanktionen wegwischen.
    Die EU verwandelt sich langsam in einen einzigen großen Subventionsempfänger der EZB, die Kriegführung, Sozialprogramme und ganze Staatsapparate über den Eurokredit finanziert.

  79. Dass Norditalien zur Anlagesphäre chinesischer Unternehmen gehöre, ging letztens durch die Presse.

    https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/chinesische-textilunternehmen-die-unheimliche-toskana-fraktion-seite-2/2863318-2.html

    Insofern ist die Stützung der Schuldenlasttragfähigkeit Italiens mittels eines Beschlusses der EU, Schulden neu bewerten zu wollen,  darin ja auch eine Stützung chinesischer Geschäfte in der EU – und man sieht, wieso Europa sich mit der Unterstützung des geplanten US-Kampfes  gegen China aktuell eher schwer tut …. (Wie stellt sich eigentlich Italiens neue rechte Regierung zu mittelfristig geplanten Wirtschaftsmaßnahmen gegen China auf?).

    https://www.telepolis.de/features/Schreckgespenst-Handelskrieg-zwischen-den-USA-und-der-EU-7337449.html

    https://www.spiegel.de/wirtschaft/trotz-ukraine-konflikt-china-umgarnt-europa-als-strategischen-partner-a-f8708003-4465-4c25-a228-d6fef3ba2de3

  80. Diese Sweatshops in Prato, die es ja nicht erst seit heute oder gestern gibt – der Artikel ist von 2007! – haben sehr wenig mit chinesischen Unternehmen zu tun.
    Das sind Chinesen, die sich mit Hilfe einer Dachorganisation, die ihre Produkte an die Geschäfte verscheppert, als Nähen-auf-Bedarf-Fraktion in eine Art Halb-Sklaverei begeben, um dann mit diesem nach ein paar Jahren Fronarbeit aufgehäuftem Gehalt selber ein Business zu eröffnen, seis ein Restaurant hier oder eine Werkstätte zu Hause in China.

    Regelmäßig werden diese Prato-Chinesen als der Weisheit letzter Schluß und als Warnung vor der Unterwanderung durch Chinesen gehandelt – obwohl sich seit geraumer Zeit an diesem Status der Näher(innen) und der Vertreibernetze nichts geändert hat.

    Mit der Verschuldungsfähigkeit Italiens haben die jedenfalls nix zu tun.

  81. Dieser Artikel über China in Italien ist vom November 2022. https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/italien-china-uebernahme-hafen-welthandel-1.5695492

    Ähnliche Debatten gab es übrigens ja auch anlässlich einer Beteiligung Chinas an einem Teilbereich des Hamburger Hafens – auch da gab es innerhalb der Eliten einen Streit darüber,  ob China zu viel Einfluss in Europa besitze. Die Grünen wollten es verbieten, Scholz und die SPD als Business as usual unter Kapitalistennationen behandeln (schließlich besitze China viel größere Mitspracherecht bei anderen europäischen Häfen).

    Aber es stimmt, mit der Verschuldungsfähigkeit des italienischen Staates hat das nix zu tun.

  82. Ja, Italien ist ökonomisch ziemlich am Sand und braucht deshalb in einem fort Zuschüsse.

    Ich nehme auch an, daß es sie kriegt, weil eine Pleite Italiens hielte die EU nicht durch.

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