Ein neuer Akteur im Ukraine-Krieg / 3. Weltkrieg

DER IRAN – BOMBENLIEFERANT, UND ÜBERHAUPT, STÖRENFRIED PER SE

Ganz so neu ist der Iran natürlich nicht in diesem ganzen Szenario. Immerhin kooperiert der Gottesstaat seit Rußlands Eingreifen in den Krieg in Syrien mit Moskau, und die Zusammenarbeit erstreckt sich auch auf militärische Kooperation und Rüstungsindustrie.

Durch die Feindschaft des Wertewestens werden seit geraumer Zeit die verschiedensten Staats- und Gesellschaftssysteme einander förmlich in die Arme getrieben. Für die westliche Meinungsmacherei sind das natürlich alles „Autokraten“, die sich gegen die Demokratie zusammentun, um ihre miesen Spiele weitertreiben zu können. Aber wenn man sich diesem einfachen und dümmlichem Freund-Feind-Schema nicht verschreibt, so ist unschwer festzustellen, daß in Rußland, im Iran, Nordkorea, Venezuela, Kuba, China oder Syrien sehr unterschiedliche Prinzipien von Herrschaft und überhaupt dem Verhältnis von Oben und Unten herrschen.

Der Iran und Rußland – lange Zeit eine unfriedliche Geschichte

Das Verhältnis des Iran zu Moskau war lange sehr schlecht. Zu Zeiten der Sowjetunion sahen die Mullahs da ein atheistisches System am Werk, das genauso abzulehnen sei wie das des großen Teufels USA.
Aber auch nach dem Zerfall der SU wurde man lange nicht warm miteinander. Dazu mögen historische Ressentiments ihren Teil beigetragen haben.

Immerhin war ein guter Teil des Transkaukasus persisches Staatsgebiet, bevor es der damaligen Safawiden-Dynastie von Rußland abgeknöpft worden war. Mit Berufung auf Hilfegesuche der christlichen Kaukasus-Völker wurden so unter Peter dem Großen und seinen Nachfolgern Georgien, Aserbaidschan und Armenien Teil Rußlands. Eine Zeitlang besetzten russische Truppen sogar die ganze kaspische Küste des damaligen persischen Reiches. Der einzige Grund, sich dann hin und wieder doch zu einigen, war der gemeinsame Feind Türkei – Persien war als Verbündeter gegen das Osmanische Reich gefragt.

Im Zuge des „Great Game“ zwischen dem British Empire und dem Zarenreich um den Einfluß in Mittelasien wurde Persien zu einem Pufferstaat, von dem beide Seiten auch gerne Stücke abbissen. Während des I. Weltkriegs nutzten diese beiden Mächte die Gunst der Stunde, um Persien zu besetzen – offiziell natürlich nur mit den besten Absichten, um es nicht dem Feind in die Hände fallen zu lassen. Ähnlich trieben es die beiden Mächte (bzw. statt des Zarenreiches eben die SU) im 2. Weltkrieg, und zogen erst nach dessen Ende wieder ab. Um die SU zum Abzug zu bewegen, schalteten sich die USA unter Truman ein, angeblich sogar mit einer Atombombendrohung. (Damals besaß die SU diese Waffe noch nicht.)

Damit begann der Einfluß der USA auf den Iran, die SU war ausgemischt. Um nicht ganz im Abseits zu landen, arrangierte sie sich im Laufe der Jahre mit dem Schah und ließ ihre persischen Anhänger der Tudeh-Partei mehr oder weniger im Stich. Die Unterstützung des Schah war einer der Gründe, warum die Islamische Republik mit der SU von Anfang an kein gutes Verhältnis hatte.

Der Zerfall der SU änderte zunächst an dem Verhältnis zwischen Moskau und Teheran wenig. Aber verschiedene Veränderungen in Rußland leiteten ein Tauwetter ein.

Man kommt einander näher

Unter Jelzin wurde 1997 ein Religionsgesetz erlassen, das den Islam als autochthone Religion Rußlands anerkannte (– zum Ärger des Wertewestens wurden Katholizismus und Protestantismus nicht als solche eingestuft, sondern als Importware betrachtet).

Als nächstes wurde der islamische Terrorismus zu einem Problem, das beide Seiten betraf. Immerhin war der sunnitische Fanatismus lange von den USA als Waffe gegen ihre Gegner eingesetzt worden, was Rußland im Kaukasus und der Iran an seinen Grenzen zu spüren bekam.

Schließlich brachten Krieg und Bürgerkrieg in Syrien die beiden Staaten näher zusammen. Die ersten, die Assad unterstützten, waren der Iran und die Hisbollah. Erst auf das ausdrückliche Hilfeersuchen Assads griff Rußland in Syrien ein. Das war weiten Kreisen der syrischen Bevölkerung sehr recht, weil damit eine säkuläre Macht dem iranischen Gottesstaat ein Gegengewicht entgegensetzte. Aber die Kooperation zwischen Rußland und dem Iran hat darunter nicht gelitten, man einigte sich auf gedeihliche Arbeitsteilung.

Ein sanktionsresistenter Staat

Was man vom Iran wirklich lernen kann, ist der Umgang mit Sanktionen. Die iranische Führung sieht sich seit Jahrzehnten der Feindschaft des Westens gegenüber und hat das alles ausgesessen.

In zwei Nachbarstaaten war US-Besatzung, auch das schwächte die Mullahs nicht. Im Gegenteil, der Einfluß des Iran im Irak und auch in Syrien ist gewachsen. Man wird sehen, wie sich das Verhältnis zu den Taliban entwickelt, da ist noch Luft nach oben.

Israel führt Terrorakte auf iranischem Gebiet aus, mit Stuxnet wurde ein sehr effizienter Computervirus auf die iranische Atomwaffenproduktion losgelassen. Auch das hat der Iran bewältigt, vermutlich auch mit Hilfe Chinas und Rußlands.

Der sanktionsbedingte Boykott der iranischen Energieträger hat dazu geführt, daß der Iran Methoden gefunden hat, ihn zu umgehen.

Jetzt schreien alle Zeter Mordio, weil der Iran Waffen an Rußland verkauft. Die EU erwägt neue Sanktionen.

Aber man fragt sich, womit kann der Westen diesem Land eigentlich noch drohen?

Regime-Change-Versuche durch unschuldige Opfer

Die Proteste wegen der angeblich in Polizeigewahrsam gestorbenen jungen Frau kurdischer Herkunft flauen allmählich ab, obwohl viele Akteure im Ausland versuchen, sie mit Telegram und anderen Diensten weiter anzufeuern.

Man muß hier daran erinnern, daß es nicht der erste Versuch war, im Iran einen Regime-Change durch Straßenproteste zu erreichen. Bereits 2009 gab es ähnliche Versuche nach dem Tod einer Demonstrantin, die unter dem Namen Neda zu einem Symbol für die angeblich nach Freiheit lechzende iranische weibliche Bevölkerung wurde.

Das Drehbuch ist gleich geblieben, die technische Ausführung der Anstachelung der Proteste hat Fortschritte gemacht.

18 Gedanken zu “Ein neuer Akteur im Ukraine-Krieg / 3. Weltkrieg

  1. Angesichts der Freude der Medien über Demonstrationen und die Gewalt, die gegen sie eingesetzt wird – und die „Brutalität“ des „Regimes“ vor Augen führen –, gehen die Versuche der iranischen Führung, durch Reformen wieder Frieden zu schaffen, ziemlich unter:

    Abzug der iranischen Sittenpolizei: Ein Versuch zu spalten

    Ein bedeutungsloser Schachzug oder ein Zeichen für Nervosität im Regime? Was immer von beidem zutrifft: Die Meldung, dass "die Sittenpolizei aufgelöst" wurde, wird die Iraner und Iranerinnen, die seit 80 Tagen auf die Straße gehen oder sich durch Streiks und zivilen Ungehorsam gegen das Regime stellen, wohl wenig beeindrucken.

    Die Brutalität der Gasht-e Ershad, die Mahsa Amini das Leben kostete, stand am Beginn der Protestwelle. Damit, dass man sie von den Straßen abzieht – der Begriff "Auflösung" ist zu hoch gegriffen –, ist wenig gewonnen. Es sind noch genug andere da, der ganze Sicherheitsapparat und das Freiwilligenheer, aus dem sich die Moralwächter rekrutieren. Und vor allem bleibt das Prinzip bestehen, das zu den Grundpfeilern des Systems gehört: die Durchsetzung der "islamischen Moral". Bereits früh gab es einzelne offizielle Stimmen, die durchblicken ließen, dass sich über die Art der Anwendung gewisser Regeln diskutieren ließe. Konsens besteht darüber aber nicht.

    Man kann davon ausgehen, dass der aktuelle Schritt nicht allen im Regime recht sein wird. Ein Konkurrenzverhältnis zwischen Justiz und anderen Instanzen, die für die Moral der Bevölkerung zuständig sein wollen, gibt es auch. Den jungen Menschen vermeintlich etwas entgegenkommen zu wollen, ist auch ein Versuch, einen Keil zwischen sie und die Gruppen zu treiben, die sich aus anderen Gründen den Demonstrationen angeschlossen haben. Es wird nicht gelingen. (Gudrun Harrer, 5.12.2022)

    https://www.derstandard.at/story/2000141492058/abzug-der-iranischen-sittenpolizeiein-versuch-zu-spalten

  2. Protokoll zum Jour fixe vom 05.12.2022

    1. Nachtrag zum Protokoll vom Jour fixe am 21.11.22. 

    Im letzten Protokoll ist eine Stelle, an der es um die Bestimmung der Kriegsziele des Westens geht, zu korrigieren: Im 6. Absatz nach dem vorletzten Sternchen, siehe Zeile 307, heißt es „Russland muss nicht nur aus den neu eroberten Gebieten zurückgedrängt werden, sondern zur Rückgabe der Krim und der Volksrepubliken gezwungen werden.“ Das bestimmt das Kriegsziel der Ukraine und ist gerade nicht identisch mit dem, was USA und NATO als Kriegsziel definieren (…)

    2. Zehn Monate Krieg in der Ukraine (GS 4-22). (…).  Wie reagiert Russland angesichts dieser Lage (Punkt 5, S. 18)? Auch das ergibt sich nicht aus der „Logik der Waffen“, wie das manche Militärfachleute behaupten, sondern Russland reagiert gemäß seinen Kalkulationen.  (…)

    3. Der Protest im Iran und die hiesige Öffentlichkeit dazu (…). [S. 7 – 11]

    https://de.gegenstandpunkt.com/sites/default/files/jf-protokolle/jf221205-Zehn%20Monate%20Ukrainekrieg%20-%20Iran.pdf

    https://de.gegenstandpunkt.com/jfp/jf-protokolle

    https://de.gegenstandpunkt.com/publikationen/zeitschrift/gegenstandpunkt-4-22

     

     

  3. Israels Schattenkrieg im Iran

    Ein Angriff auf eine Militäranlage in Isfahan wird dem Mossad zugeschrieben: ein Warnsignal an Teheran, dass Israel bereit ist, Irans Atomprogramm nötigenfalls militärisch zu stoppen

    Auf der Landkarte des seit Jahren laufenden Schattenkriegs im Nahen Osten ist ein weiterer Schauplatz zu verzeichnen: In der Nacht zum Sonntag wurde in der iranischen Stadt Isfahan eine Militäranlage angegriffen. Größere Einigkeit als darüber, was genau und mit welchen Schäden getroffen wurde, besteht bezüglich des Angreifers: Das "Wall Street Journal" – auf das sich seitdem vor allem die israelischen Medien beziehen, die auf die Militärzensur aufpassen müssen – hatte als Erstes Israel genannt und sich auf eigene Recherchen bezogen.

    Auch wenn das nicht der Fall wäre, würde der mit Drohnen ausgeführte Luftschlag in einer Serie gesehen werden, die von Analysten immer schon dem Mossad zugeschrieben wird. Es hat Tötungskommandos gegeben, wie jenes, das im November 2020 dem Atomphysiker Mohsen Fakhrizadeh, der als Hirn hinter dem iranischen Nuklearprogramms galt, einen Hinterhalt stellte, oder spektakuläre Sabotageakte, wie im April 2021 in der Nuklearanlage in Natanz. Manche dieser Vorfälle sind als Angriffe gesichert, andere waren laut iranischen Behörden "Unfälle". Dazu gehört vielleicht auch der Brand in einer Raffinerie in Täbriz im Nordwesten des Landes, ebenfalls in der Samstagnacht.

    Isfahan wäre die erste derartige Aktion der neuen rechtsreligiösen Regierung von Benjamin Netanjahu, die gleichzeitig in eine Eskalation mit den Palästinensern hineinzutreiben scheint. Eher neu ist auch, dass so offen ein militärisches Ziel angegriffen wird. Laut "Haaretz" hatte Mossad-Chef David Barnea bereits vorigen September Isfahan als möglichen Operationsort genannt.

    "Mindere Schäden"

    Teheran bestätigte den Angriff, spielte ihn jedoch herunter: Zwei von drei Drohnen seien über einer Munitionsfabrik in Isfahan abgeschossen worden, eine sei in der Luft explodiert und hätte mindere Schäden am Dach verursacht. Das "Wall Street Journal" meldet, dass sich der Ort in unmittelbarer Nähe zum Iranischen Zentrum für Weltraumforschung befindet, das unter US-Sanktionen steht, weil es am ballistischen Raketenprogramm der Islamischen Republik beteiligt ist. Isfahan ist auch eine Zentrale für Irans Atombrennstoffindustrie.

    Am Montag traf US-Außenminister Antony Blinken in Israel ein: Beide Länder haben soeben ihr bisher größtes gemeinsames Militärmanöver mit der Beteiligung von mehr als 7500 Soldaten absolviert. Die USA haben zwar wiederholt zurückgewiesen, dass sie an den Angriffen im Iran beteiligt sind, aber schließen ihrerseits "keine Option" – damit ist stets die militärische gemeint – aus. Auf dem israelisch-amerikanischen Übungsplan standen auch Szenarien, die zu einer Militäroperation gegen den Iran passen würden, stellten Beobachter fest.

    Zwar wird angesichts der brutalen Repression gegen die Teilnehmer und Teilnehmerinnen an der Protestwelle, die Mitte September im Iran ausgebrochen ist, wenig darüber geredet: Aber die Sorge davor, dass der Iran sein für zivile Zwecke bereits völlig überzogenes Urananreicherungsprogramm weiter ausweitet, ist groß. Der Chef der in Wien ansässigen Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, hat vor kurzem davor gewarnt, dass Teheran nunmehr so viel angereichertes Uran besitzt, dass durch eine weitere Anreicherung genügend Material gleich für mehrere Bomben hergestellt werden könnte.

    Atomdeal unrealistisch

    Genau das zu verhindern – und die Distanz Irans zum Atomwaffenbau konstant zu halten – war der Zweck des 2018 von US-Präsident Donald Trump verlassenen Atomdeals, der ohne US-Beteiligung nicht funktioniert. Die Versuche seit 2021, das Atomabkommen wieder herzustellen, sind gescheitert – und inzwischen politisch unrealistisch.

    Der Westen könnte bei der aktuellen Lage im Iran nicht vertreten, dass er einem Deal zustimmt, der signifikante finanzielle Erleichterungen für das Regime bringen würde. Ein Rezept, wie man das iranische Atomprogramm wieder eindämmen könnte, haben aber auch dessen Gegner, zu denen die israelische Politik gehört, nicht.

    Die Operation in Isfahan hat mehrere Nebenstränge. Da ist die Frage, woher die israelischen Drohnen physisch kamen: Es wird Aserbaidschan genannt, das eine enge militärische Zusammenarbeit mit Israel pflegt. Ein Angriff auf die aserbaidschanische Botschaft in der iranischen Hauptstadt hat die Spannungen zwischen Baku und Teheran zuletzt massiv erhöht.

    Ein Thema ist auch, ob die von Israel angegriffene Militäranlage in Isfahan etwas mit der Produktion von Drohnen und militärischem Material zu tun hat, das der Iran Russland für den Krieg gegen die Ukraine liefert. Israel ist bisher stets bemüht, Moskau nicht zu verärgern: Die regelmäßigen israelischen Militärschläge gegen den Iran oder dessen Stellvertreter – vor allem die libanesische Hisbollah – in Syrien könnten ohne russisches Stillhalten nicht stattfinden. Die USA blitzen in Jerusalem auch stets ab, wenn sie sich um israelische Militärhilfe für die Ukraine bemühen.

    https://www.derstandard.at/story/2000143067250/israels-schattenkrieg-im-iran

  4. Iran und Saudi-Arabien wollen Beziehungen normalisieren

    Der Iran und Saudi-Arabien wollen nach jahrelangem Konflikt ihre diplomatischen Beziehungen wiederherstellen.

    In einem ersten Schritt wollen sich die Außenminister der rivalisierenden Länder treffen, wie die iranische Nachrichtenagentur IRNA und die saudische Staatsagentur SPA heute berichteten. Gelingt diese Annäherung, würde das die geopolitische Lage im Nahen Osten grundlegend verändern.

    Das gemeinsame Statement wurde zusammen mit China veröffentlicht, das offenbar den Deal eingefädelt hat.

    (ORF, 10.3.)

    Gegen Saudi-Arabien kann die EU schlecht Sanktionen erlassen, weil dann kommt kein Öl mehr.

    Man muß sich vergegenwärtigen, was das heißt, wenn dieses Bündnis zustandekommt und Bestand hat: Die Rivalität zwischen Iran und Saudi-Arabien hat seit der Machtergreifung Khomeinis die islamische Welt gespalten, Saudi-Arabien zum Kampf gegen den Einfluß des Iran alles mögliche unternehmen lassen, wie den Krieg im Jemen anzuzetteln und sich als wichtigster Bündnispartner der USA in der arabischen Welt zu konstituieren.

    Wenn die dort jetzt auf einmal sagen: Iran hui! – USA pfui! – dann ändert sich einiges in dieser Weltgegend, und Israel kann zittern.

  5. Ein Verteidigungsabkommen zwischen Bolivien und dem Iran sorgt in Argentinien und Chile für Aufsehen

    Buenos Aires bittet um Erläuterungen zum Umfang des Abkommens zwischen La Paz und Teheran, das den Zorn der bolivianischen Opposition über die internationalen Beziehungen der Regierung von Luis Arce hervorgerufen hat

    Der bolivianische Verteidigungsminister, Edmundo Novillo, hat die Unterzeichnung eines Abkommens mit dem Iran verteidigt, nachdem in der bolivianischen Opposition Kritik laut geworden war. Auch aus Argentinien und Chile kam Kritik.

    „Es stellt für niemanden eine Bedrohung dar“, sagte er am Dienstag auf einer Pressekonferenz. „Unser Ziel war es nicht, Raketen oder Waffen zu bekommen. „Ich schließe völlig, kategorisch und absolut aus, dass wir Kriegshilfe beantragt haben“, sagte er.

    Letzte Woche war Novillo nach Teheran gereist und unterzeichnete ein Abkommen über Verteidigungs- und Sicherheitskooperation. Diese Woche verteidigte Novillo nach Kritik der Opposition und einer Mitteilung des argentinischen Außenministeriums, in der er um weitere Informationen zu dieser Angelegenheit bat, dass das Abkommen keine Bedrohung für die Nachbarländer darstellt.

    Novillos Reise nach Teheran hatte bei den radikalsten Teilen der bolivianischen Opposition die Alarmglocken schrillen lassen, die davon ausgingen, dass Verpflichtungen eingegangen seien, Bolivien mit ballistischen Raketen und internen Spionagetechnologien auszustatten.

    Unter Berufung auf anonyme Quellen erklärte die Zeitung El Deber, dass das Abkommen mit dem Iran „Lithium, Raketen, Waffen und Geheimdienste im Cyberspace umfasst“.

    Es gab auch Beschwerden von argentinischen Parlamentariern, die den Pakt als „Vergehen“ betrachteten, weil er mit demjenigen Land geschlossen wurde, das Argentinien für den Terroranschlag gegen die argentinische jüdische Vereinigung AMIA verantwortlich macht, der 1994 85 Todesopfer forderte. Auf einer Pressekonferenz bezeichnete Novillo diese Versionen als „durch politische Interessen verursachte Fantasien und sensationsgeile Täuschungsmanöver“.
    Die argentinische Kritik bezeichnete er als „übertrieben“ und typisch für das Vorwahlumfeld in diesem Land, das im Oktober einen neuen Präsidenten wählen wird. Das Abkommen zwischen Bolivien und Iran sei „für niemanden eine Bedrohung“, sagte er.

    Aus Chile, einem Land, das seit langem mit Bolivien über dessen Forderungen nach einem Zugang zum Meer im Clinch liegt, sagte Außenminister Alberto van Klaveren, dass man immer noch auf die offizielle Bestätigung aus La Paz warte. „Wir haben noch keinen vollständigen Bericht darüber. Wir haben Informationen erhalten, aber im Wesentlichen durch die Medien. „Wir versuchen es zu bestätigen und werden bei Bedarf weitere Informationen anfordern, so wie Argentinien es getan hat“, sagte der chilenische Minister.

    Die Absichtserklärung zwischen Bolivien und dem Iran trägt die Unterschrift von Novillo und dem iranischen Verteidigungsminister Mohamed Reza Qarai Ashtiani.

    Gegenüber der Presse seines Landes beschrieb er es als eine Vereinbarung, „Bolivien mit der notwendigen Ausrüstung zur Bekämpfung des Drogenhandels zu versorgen und seine Grenzsicherheit zu wahren“. Dazu gehört auch die akademische Zusammenarbeit für die bolivianischen Streitkräfte. Ashtiani lobte diese Erklärung als „ein Vorbild für andere lateinamerikanische Länder“.

    Novillo seinerseits erklärte, dass Bolivien daran interessiert sei, seine Militärflugzeuge zu reparieren und Drohnen zu beschaffen, um die riesigen Grenzgebiete des Landes zu überfliegen. Der Iran ist auf die Herstellung kleiner Drohnen namens Shahed-186 spezialisiert, die etwa 20.000 US-Dollar pro Einheit kosten und bewaffnet sein können oder auch nicht. Sie sind bereits in 22 Ländern tätig. Der bolivianische Verteidigungsminister bestätigte nicht, ob sein Land diese Geräte kaufen würde oder nicht. Er schloss aus, dass er Technologie für militärische Zwecke erwerben würde.

    „Der Iran ist stigmatisiert, aber wir sind souverän: „Jedes Land sucht nach dem besten Weg, seine Entwicklung zu erreichen“, verteidigte er sich.

    Die schärfsten Gegner innerhalb der bolivianischen Opposition hatten versichert, dass Bolivien mit dem Iran den Ersatz von 37 chinesischen ballistischen Raketen anstrebt, über die das Land bis 2005 verfügte, als diese Geräte von den USA mit Hilfe des bolivianischen Militärkommandos und angeblich ohne die Genehmigung des damaligen Präsidenten Eduardo Rodríguez Veltzé zerstört wurden. Der Vorfall wurde damals von der in der Opposition befindlichen MAS als schwere Verletzung der nationalen Souveränität angeprangert.
    Jahre später wollten die MAS-Regierungen diese militärische Kapazität wiedererlangen, stießen jedoch auf den Widerstand der USA, die es als Gefahr für ihre Sicherheit betrachten, dass Länder, die sie als „wenig institutionalisiert“ bezeichnen, über Raketen verfügen, die in die Hände von „irregulären Verbänden“ gelangen könnten.

    Seit Jahren lehnt die bolivianische Opposition die Aufnahme Boliviens in den von Russland und China angeführten Staatenblock im Konflikt mit den USA ab.
    Jüngstes Beispiel für den innerbolivianischen Konflikt: Im Februar verzichtete Bolivien in einer außerordentlichen Generalversammlung der Vereinten Nationen darauf, die russische Invasion in der Ukraine zusammen mit China und dem Iran zu verurteilen. Die Gegner von Präsident Luis Arce werfen dem bolivianischen Außenministerium vor, blind der internationalen Linie Venezuelas zu folgen und nicht an die Interessen des Landes zu denken.

    Da kürzlich ein russisches und zwei chinesische Unternehmen ausgewählt wurden, um gemeinsam mit dem Staat bolivianisches Lithium zu fördern, gehen diese Oppositionsgruppen davon aus, dass sich auch Iran an diesem Geschäft mit erheblichen geopolitischen Implikationen beteiligen wird.
    Um dies zu beweisen, haben sie sich an die diesbezüglichen Aussagen des ehemaligen Präsidenten Evo Morales erinnert, als er Präsident des Landes war. Kein iranisches Unternehmen steht auf der Liste der Unternehmen, denen es gelungen ist, ihre Fähigkeit unter Beweis zu stellen, die direkte Lithiumextraktionstechnologie umzusetzen, an deren Entwicklung Bolivien heute interessiert ist.

    (El País, 26.7.)

    Recht interessant, wie ein eigentlich rein bilateraler Akt sofort Reaktionen von Drittstaaten hervorruft. Hier schweigen auch irgendwelche gemeinsamen Absichten in Bezug auf Anti-USA-Politik.

    Bolivien soll, wenn es nach Chile und Argentinien geht, möglichst wehrlos sein. Chile hat Besorgnis, daß die seinerzeit im Zuge des Salpeterkrieges einkassierten Gebiete von letzterem wieder beansprucht werden könnten, oder Bolivien zumindest einen Zugang zum Meer fordern würde.
    Auch Argentinien ist unerfreut, wenn der arme Nachbar, mit dem vor allem deshalb keine Probleme hatte, weil Bolivien über ein sehr schwaches Militär verfügt, auf einmal aufrüstet. Da kann ja ein jeder kommen!
    Es ist auch ziemlich dreist, wenn Argentinien meint, ein bis heute nicht restlos geklärtes Attentat gäbe ihm das recht, über die Außen- und Militärpolitik seines Nachbarn zu bestimmen.

    Für die USA und ihre Verbündeten ist natürlich der Umstand, daß der Iran hier neben Venezuela einen weiteren Verbündeten sucht, unerhört und ausgesprochen unerfreulich.

  6. US-iranischer Deal: Geld gegen Menschen

    Fünf US-iranische Doppelstaatsbürger sollen aus iranischer Haft freikommen, der Iran bekommt dafür in Südkorea eingefrorenes Geld

    (…)

    (Standard, 18.8.)

  7. Nach Angaben des iranischen Verteidigungsministeriums interessieren sich mehrere europäische Länder beim Militärministerium der Republik für den Erwerb iranischer Luft-Abwehr-Systeme.

    Die „russische Werbung“ wirkt!

    (KP, 28.8.)

    Welche europäischen Staaten das wohl sein mögen?
    Vermutlich Ungarn und Balkanstaaten.

  8. Ein Artikel, der zeigt, was für ein kompliziertes Interessengeflecht sich im irakisch-iranischen Grenzgebiet darbietet:

    Wo wir sind, ist oben

    Nach der gewaltsamen Niederschlagung der Proteste suchen immer mehr kurdische-iranische Aktivisten Zuflucht im Nachbarland. Doch auch hier sind sie vor dem Regime nicht sicher. Einige nehmen ihr Schicksal in die eigene Hand. (…)

    Besonders heftig waren die Proteste (…) im kurdischen Nordwesten des Irans, und besonders brutal griffen die Sicherheitskräfte dort ein. Die Flucht in den Nordirak ist für die kurdischen Aktivisten oft die einzige Chance, aus dem Land zu kommen. Doch auch im Nachbarstaat bedrohen Agenten sie, während ihre Familien daheim eingeschüchtert werden. Manche Geflüchtete schließen sich kurdischen Exil-Parteien im Nordirak an – ihre Stellungen bombardiert Teheran mit Drohnen und Raketen. (…)

    Die PAK ist eine von mehreren iranisch-kurdischen Exil-Parteien, die sich gegen das Regime in Teheran stellen. Ihre Ziele ähneln sich: Einige streben ein unabhängiges Iranisch-Kurdistan an, andere möchten, dass sich die kurdischen Regionen innerhalb des iranischen Staates selbst verwalten. Die Büros der Parteien stehen seit Jahrzehnten im Nordirak. In den Hügeln im Umland bilden sie ihre Kämpfer aus – die Parteien unterhalten eigene Milizen. Insgesamt sollen sie mehrere Tausend unter Waffen halten. Und seit dem Beginn der Proteste schließen sich neue Mitglieder an.“

    Man fragt sich, wer diese Milizen unterstützt? Die Regierung des irakischen Kurdistan? Die USA? Iranische Exilorganisationen? Irakische Behörden?
    Irgendwoher muß das Geld kommen.
    Man merkt auch, daß das irakische Kurdistan nicht nur vom türkischen, sondern auch von iranischen Militär bombardiert wird. Und zwar durchaus weitreichend: Das in dem Artikel erwähnte, immer wieder bombardierte Koja (Koi Sanjaq) liegt immerhin in Luftlinie mehr als 20 km von der iranischen Grenze entfernt.

    „Früher gingen PAK-Kämpfer manchmal über die Grenze nach Iran, um Propagandamaterial zu verteilen und in Selbstjustiz Angehörige des Regimes umzubringen. Doch daran hindert sie nun der Irak, der mittlerweile seine Grenzen deutlich besser kontrolliert. Die kurdische Regionalregierung im Nordirak versucht, den mächtigen Nachbarn nicht zu sehr zu verärgern, ohne dafür die Solidarität mit den Kurden zu opfern.“

    Das ist unklar formuliert. „Der irak“ oder „die kurdische Regionalregierung“? Die beiden sind ja nicht deckungsgleich. Beide haben aber – aus unterschiedlichen Gründen – eine ambivalente Haltung zu diesen Exil-Terroristen.

    „Hoch oben auf einem Hügel neben dem Trainingsgelände steht ein kleiner Friedhof der PAK. In weißen Steingräbern liegen Kämpfe, die getötet wurden im Krieg gegen die Terrormiliz »Islamischer Staat« (IS), als die PAK an der Seite der irakischen Peschmerga mithalf, den IS zu besiegen.“

    Ist der IS endgültig endgültig besiegt? Angeblich sollen viele IS-Kämpfer – leicht umlackiert – im irakischen Kurdistan herumlungern und für Aktionen gegen Syrien oder den Iran bereitstehen oder sogar eingesetzt werden.

    „Die Iraner hatten schon in der Vergangenheit immer wieder Raketen auf die kurdischen Exil-Parteien im Nordirak geschossen. Doch so intensiv wie im Herbst und Frühwinter waren die Angriffe noch nie. Ein weiterer Stützpunkt der PAK wurde im November getroffen, und auch andere iranisch-kurdische Parteien waren Ziel der Drohnen und Raketen. Dutzende ihrer Mitglieder starben, darunter eine schwangere Frau.

    Die Regierung in Teheran stuft die Parteien und ihre Milizen als Terrororganisationen ein und beschuldigt sie, Proteste zu organisieren und Waffen nach Iran zu schmuggeln.“

    Scheint nicht ganz aus der Luft gegriffen zu sein, diese „Beschuldigung“.

    „Die irakische Regierung, die sich im März wieder dem Regime in Teheran angenähert hat, möchte die Milizen entwaffnen. Doch Premierminister Muhammad Schia Al-Sudani erklärte im November, dass die kurdische Regionalregierung im Nordirak diesen Schritt abgelehnt hätte.“

    Darin spiegelt sich nicht nur das Verhältnis dieser Regierung zum Iran, sondern auch zum Irak wider. Wenn sie zustimmen würden, so würden sie sich damit wieder ein Stück weit der Hoheit Bagdads unterstellen.

    Die Angriffe, die bisher hauptsächlich auf die Stützpunkte der iranischen Exil-Parteien abzielten, verängstigen Teile der Bevölkerung im Nordirak. In den Hügeln rund um die Stadt Koya sind gleich mehrere der Milizen stationiert.

    Im Gesundheitsamt von Koya sitzt Sherwan Jalal hinter einem klobigen Schreibtisch. Jalal, freundliche Augen, buschige Brauen und ein ergrauter Bart, war am 28. September bei einer Besprechung im Krankenhaus, als die Wände zitterten wie bei einem Erdbeben. Er rannte hoch aufs Flachdach und sah Rauch über den Hügeln. »Wir schickten Rettungsteams los, doch ich hatte Angst, dass die Drohnen auch uns angreifen würden, wenn wir die Kämpfer versorgen«, sagt er.

    Seit dem Angriff im Herbst sieht er regelmäßig iranische Überwachungsdrohnen über Koya fliegen. «Die Leute fürchten sich vor den Angriffen. Einmal schlug eine Rakete mitten in der Nacht ein. Es war so laut, dass ich zuerst dachte, sie hätten unser Viertel bombardiert«, erzählt Jalal.

    Das Gesundheitsamt begann, in die Schulen zu gehen, um den Kindern zu vermitteln, wie sie sich bei Angriffen verhalten sollen. Die Regeln sind einfach: nicht lange auf der Straße bleiben und direkt nach Hause gehen. Jalal hörte von Kindern, die seit den Angriffen schlecht schlafen. Als er mit seinem 7-jährigen Sohn abends draußen war, zeigte dieser in den Sternenhimmel und sagte: »Papa, da fliegen Drohnen.«“

    (zenith, 20.9.)

  9. „Kuba und Iran vertiefen Wirtschaftsbeziehungen

    Kubas Präsident Miguel Díaz-Canel ist am Donnerstag von einer Reise in den Nahen Osten zurückgekehrt, die ihn unter anderem in den Iran geführt hat. Bei einem Treffen mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi vereinbarten beide Länder eine Vertiefung ihrer Wirtschaftsbeziehungen.

    Kuba und Iran unterzeichneten sechs neue Kooperationsverträge in den Bereichen Landwirtschaft, Viehzucht, Fischerei, Bergbau, Energie und Biotechnologie.

    Im Rahmen der Biotech-Kooperation wurde ein Vertrag über Wissenstransfer zur Entwicklung neuer Impfstoffe zwischen dem Pasteur-Institut in Teheran und dem kubanischen Finlay-Institut vereinbart. Ersterem stattete Díaz-Canel zuvor einen Besuch ab. Mit dem Abkommen soll die pharmazeutische Kooperation nach der gemeinsamen Erprobung des kubanischen Coronaimpfstoffs Soberana 02 im Jahr 2021 fortgesetzt werden.

    Wie die Zeitung Granma berichtet, wurden bei dem Treffen mit Raisi, neben internationaler Politik, auch Themen wie der jeweilige Umgang mit US-Sanktionen besprochen. Kuba interessiert mit Blick auf den Iran insbesondere die Frage, wie sich trotz der Sanktionen Wirtschaftswachstum generieren lässt.

    Im Rahmen des Arbeitstreffens leitete Díaz-Canel zusammen mit Mitgliedern seines Kabinetts einen Workshop, bei dem 200 iranische Unternehmer zu Gast waren. Kubas Energieminister Vicente de la O Levy und Landwirtschaftsminister Ydael Pérez Brito stellten Ausschreibungen ihrer Sektoren vor. Dabei ging es unter anderem um Investitionen in diverse Landwirtschaftsprojekte, Erdöl, Nickel, Biotechnologie und erneuerbare Energien. Kubas Botschafter im Iran, Alberto González, betonte die iranische Expertise im Groß- und Einzelhandel. "Wir wünschen uns, dass der Iran ein wichtiger wirtschaftlicher Akteur im kubanischen Entwicklungsmodell wird", sagte Díaz-Canel. Kuba sei dabei "offen für sämtliche Vorschläge". Der iranische Präsident Raisi stattete Kuba zuletzt im Juni einen Besuch ab, bei dem beide Seiten den "exzellenten Stand" der bilateralen Beziehungen bekräftigten.

    (amerika21, 9.12.)

  10. Iran schwört Israel Rache nach der Tötung einer seiner hochrangigen Generäle: Droht ein grosser regionaler Krieg?

    Der getötete General gehörte zum engsten Zirkel der iranischen Führung. Für Iran ist die Tötung ein schwerer Schlag.

    Hunderte von Trauernden haben am vergangenen Donnerstag einen mit iranischen Flaggen bedeckten Sarg in Teheran begleitet. Darin lag Sayyed Razi Mousavi, ein hochrangiger General der Revolutionswächter. Iran beschuldigt Israel, Mousavi am 25. Dezember nahe Damaskus durch einen Luftangriff getötet zu haben.

    Bei der Beerdigung schwor der Chef der iranischen Revolutionswächter Rache für den «Märtyrertod» Mousavis. Nur die «Beseitigung Israels» könne seinen Tod rächen. Die Menge skandierte: «Kein Kompromiss! Keine Kapitulation! Kampf mit Amerika!»

    Iran ruft gelegentlich zur Zerstörung seines Erzfeindes Israel auf. Auch israelische Luftangriffe auf Syrien, unter anderem auf proiranische Ziele dort, sind nicht ungewöhnlich: Solche führte Israel in den letzten Jahren immer wieder durch.

    Doch Mousavi ist nicht irgendwer – er war Irans einflussreichster Militärkommandant in Syrien und gehörte zum engsten Zirkel der iranischen Führung. Unter seiner Leitung lieferte Iran Raketen via Syrien zur libanesischen Schiitenmiliz Hizbullah, Irans wichtigstem und schlagkräftigstem Verbündeten. Darunter sollen sich auch die ballistischen Boden-Boden-Raketen der iranischen Fateh-Klasse befunden haben. (…)

    (NZZ, 2.1.)

  11. Das Attentat in Kerman mit mehr als 100 Toten überdeckt die Tötung Mousavis im Dezember.

    Bisher sind keine Spuren gefunden worden. Während die internationale Lage auf Israel als Urheber hindeutet, weisen verschiedene Analysten darauf hin, daß dergleichen Massaker eher die Handschrift des IS tragen, während Israel gezielt einzelne Personen ins Visier nimmt.

    „Zwei Explosionen ereigneten sich in der Nähe eines Friedhofs in der Stadt Kerman, 820 Kilometer südöstlich von Teheran. … Zeugenaussagen zufolge ereigneten sich beide Explosionen im Abstand von 10 Minuten. Der erste ereignete sich laut der Nachrichtenagentur IRNA 700 Meter von Soleimanis Grab entfernt, der zweite einen Kilometer entfernt.
    Die iranischen Behörden haben angegeben, dass diese durch zwei ferngezündete Bomben verursacht wurden.“

    (El País, 4.1.)

    Allerdings fragt sich, ob der IS die Kapazitäten hat, im Iran ein solches Attentat durchzuführen.
    Auf jeden Fall weist die Durchführung des Attentates auf Kollaborateure innerhalb des Iran hin, was eher so Gruppen wie den Mudjaheddin-Khalq zuzutrauen wäre. Ebenso kämen die Separatisten aus Belutschistan in Frage.
    Alle diese Gruppierungen sind jedoch für sich selbst zu schwach, um ein Attentat dieses Ausmaßes hinzukriegen.

  12. „Die EU hat den Opfern ihr Beileid ausgesprochen und ihre Hoffnung zum Ausdruck gebracht, daß die Verantwortlichen für diesen »Terroranschlag« zur Rechenschaft gezogen werden. Der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, erklärte in einer Pressekonferenz, die USA seien in keiner Weise beteiligt und Iran habe keinen Grund zu der Annahme, dass Israel daran beteiligt sei. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, äußerte sich ähnlich.“

    (El País, 4.1.)

    Woher die USA das so genau wissen, daß Israel nix damit zu tun hat?

  13. Es wird keinen III. Weltkrieg geben. Noch
    Kriegskorrespondent Kots: Es ist wahrscheinlicher, daß der III. Weltkrieg im Nahen Osten beginnt als in der Ukraine

    Was am Abend wie der Beginn eines neuen globalen Krieges schien, löste sich am Morgen wie eine Narbe nach einer Seance mit Kaschpirowski auf.“ (Ein russischer Wunderheiler, Scharlatan und Polit-Clown, der versucht, über Fernsehen alle möglichen Gebrechen zu heilen.)

    „Alarmierende Berichte über Raketenangriffe auf US-Militärstützpunkte und Konsulate im Irak wichen den Zusicherungen Washingtons, dass keine US-Truppen oder US-Einrichtungen beschädigt wurden. Und das Korps der Islamischen Revolutionsgarde berichtete schließlich, daß es Spionagehauptquartiere und feindliche Hauptquartiere von Anti-Iran-Terroristengruppen in Teilen der Region des Nahen Ostens angegriffen habe. Angeblich waren diese am Terroranschlag in Kerman beteiligt gewesen.

    Vor vier Jahren war alles noch viel ernster. Nach der Tötung Soleimanis in Bagdad griff Teheran tatsächlich zwei amerikanische Militärstützpunkte an. Die USA gaben dann auch zunächst an, dass es keine Verletzten gegeben habe, und dann stieg die Zahl der durch Granatensplitter verletzten Menschen innerhalb weniger Tage auf über 100.
    Wie reagierte Washington dann? Nun ja, Sanktionen – im Bau-, Textil- und Bergbaubereich. Und einige andere persönliche Einschränkungen gegenüber führenden iranischen Politikern. Kurz gesagt, nicht der III. Weltkrieg.
    Eher wie ein Gentleman's Agreement – ​​ok, wir haben Ihren General getötet, Sie haben geantwortet, wir haben mit Sanktionen geantwortet. Einige Unkosten, mehr nicht.

    Von einer solchen Fortsetzung ist derzeit nicht einmal die Rede. Teheran erklärte klugerweise, dass das Ziel nicht die Stars and Stripes-Imperialisten seien, sondern abstrakte Terroristen, natürlich unter dem »Dach« des Mossad.
    Die Amerikaner kamen mit einem leichten Schrecken davon und tadelten den Iran für seine Rücksichtslosigkeit und Ungenauigkeit.

    Kompromisslose iranische Stellvertreter aus dem Jemen haben versprochen, weiterhin amerikanische Schiffe, auch zivile, anzugreifen. Wie die Ereignisse der letzten Tage gezeigt haben, haben Angriffe der US-Koalition auf Ziele der Houthi ihren Kampfgeist nicht wesentlich geschwächt.

    Aber wenn wir immer noch davon ausgehen, wo der III. Weltkrieg wirklich beginnen könnte, würde ich lieber auf den Nahen Osten tippen als beispielsweise auf die Ukraine.

    Egal, was sie im Ausland sagen und welche Übungen in der Nähe unserer Grenzen stattfinden, auf lange Sicht ist Russland für sie ein berechenbarerer und rationalerer Akteur. Der keine offene militärische Konfrontation mit dem Westen außerhalb der Zone seiner vitalen Interessen anstrebt.“

    Kots deutet damit an, daß der ganze heiße Wind, der um den angeblichen Appetit Rußlands auf andere europäische Staaten gemacht wird, rein für das Medienpublikum produziert wird.
    Die Militärs und die tatsächlichen Entscheidungsträger wissen, was für einen „verläßlichen Feind“ sie an Rußland haben.

    „Aber der Nahe Osten, der heute im Roten Meer und im Golf von Aden brodelt, ist ein Faktor, den der kollektive Westen berücksichtigen muß. Einschließlich der Wahl der Prioritäten bei der Verteilung der militärischen Ressourcen. Und das ist eine weitere nicht sehr gute Nachricht für die Ukraine.“

    – bzw. für die, die dort jetzt die Führung stellen.

    (KP, 16.1.)

  14. Enthüllungen 13 Jahre danach: STUXNET

    „Wie ein Ingenieur das iranische Atomprogramm sabotiert haben soll

    Der niederländische Geheimdienst soll bei der Sabotage des iranischen Atomprogramms eine bedeutende Rolle gespielt haben. Ein Agent starb bei einem Unfall.​

    Im Jahr 2010 wurde weltweit bekannt, dass das iranische Atomprogramm durch eine Schadsoftware sabotiert wurde. "Stuxnet" sorgte für die Zerstörung von Zentrifugen in der unterirdischen Atomanlage in Natanz. Jetzt wurde die Identität des Mannes aufgedeckt, der bereits im Jahr 2007 eine Version dieses Computerwurms direkt in die unterirdische Anlage vor Ort im Iran eingeschleust haben soll. Es handelt sich um den Ingenieur Erik Jacob van Sabben, der zu dieser Zeit in den Vereinigten Arabischen Emiraten ein angesehener Ingenieur war. Van Sabben sollte eigentlich Wasserpumpen installieren und konnte diese Legende zur Infiltration der Anlage nutzen. Er starb 2009 bei einem Motorradunfall in Dubai.

    Niederländischer Geheimdienst als Helfer bei Sabotage-Mission

    In einem Bericht über die Sabotage im Iran enthüllte die niederländische Zeitung Volkskrant nun erstmals den Namen des Ingenieurs. Bereits 2019 berichtete Volksrankt über die Schlüsselrolle des niederländischen Geheimdienstes bei der Operation der CIA und des Mossad im Iran.

    Die unterirdische Anlage in Natanz war streng gesichert und von der Außenwelt abgeschottet. Unbefugte Eindringlinge sollten abgehalten werden. Die Computersysteme waren nicht mit dem Internet verbunden und durch ein AirGap geschützt. Daher musste die Schadsoftware vor Ort über ein Gerät eingeschleust werden. Es wird vermutet, dass dies über einen USB-Stick oder ein anderes infiziertes Gerät geschah, das von einem (unachtsamen) Mitarbeiter oder einer Zuliefererfirma in die Anlage gebracht und mit dem System verbunden wurde.

    Tatsächlich soll der niederländische Geheimdienst für den Zugang zur Anlage, die Informationssammlung und die erste Infiltration der Systeme mit Stuxnet vor Ort gesorgt haben. Bereits Ende 2004 hätten der CIA und der Mossad in der Zentrale des niederländischen Algemene Inlichtingen- en Veiligheidsdienst (AIVD) angefragt: Sie bräuchten Unterstützung vor Ort im Iran.

    Der AIVD arbeitet eng mit dem Militaire Inlichtingen- en Veiligheidsdienst (MIVD) – dem militärischen Nachrichtendienst der Niederlande – zusammen. Die Niederlande sind Mitglied der Nuclear Suppliers Groud (NSG), die eine Verbreitung von Atomwaffen durch Exportbeschränkungen verhindern will. Volkskrant berichtet, dass die Niederlande sich in der Vergangenheit bereits für diese Art der Urananreicherung bei Atomprogrammen anderer Länder interessiert hätten und mit anderen Geheimdiensten Informationen dazu ausgetauscht hätten. Die Niederlande würden auch über zwei Unternehmen und Mitarbeiter im Iran verfügen, die sie als Legende für eine Mission nutzen könnte.

    Niederländischen Brückenbauer aus Dubai wurde zum Agenten im Iran

    Der ursprünglich aus den Niederlanden stammende Ingenieur Erik van Sabben sei 2005 vom AIVD angeworben worden. Van Sabben hatte einen technischen Hintergrund, lebte damals bereits seit Jahren im Nahen Osten, reiste auch wegen seiner Arbeit in einem internationalen Transportunternehmen in verschiedene Länder und war mit einer iranischen Frau verheiratet, deren Familie im Iran lebte.

    Van Sabben habe es als Ingenieur im Jahr 2007 erstmals geschafft, die Anlage zu infiltrieren. Er habe Informationen über das iranische Computersystem, die genutzten ICS und Zentrifugen für die Anpassung des Computerwurms besorgt. Schließlich habe er die erste Version der Schadsoftware in die Anlage einschleusen können. Ende 2008 besuchte Van Sabben zusammen mit seiner Familie zuletzt den Iran. Dort habe aber nach kurzer Zeit – für ihn völlig untypisch – überstürzt wieder abreisen wollen, wie Familienmitglieder berichteten.

    Am 16. Januar 2009 kam Van Sabben kurz vor seinem 37. Geburtstag bei einem Motorradunfall in Dubai in der Nähe seiner Wohnung ums Leben. Er hatte zu dieser 12 Jahre in den Vereinigten Arabischen Emiraten gelebt und war dort als Ingenieur bekannt. Über den Tod des "Vorreiters der rasanten Entwicklung im Golf", der beim Bau der Al Maqta Bridge half, wurde im The National UAE berichtet. Es ist unklar, ob Van Sabben seine geheime Sabotage-Mission im Iran vor seinem Tod beendet hatte. Bekannt ist, dass es zur Entwicklung von weiteren Versionen von Stuxnet kam, die über andere Wege in die Anlage in Natanz gelangt sein sollen.

    Eine Malware als Cyberwaffe für den digitalen Erstschlag

    Stuxnet war nur der Anfang von Malware, die als Cyberwaffe zur Sabotage eingesetzt wird, um ein physisches Ziel zu zerstören. Industriesteuerungen (Industrial Control Systems, ICS) sind nicht nur in iranischen Atomanlagen, sondern weltweit im Einsatz und gefährliche Lücken bedrohen die Sicherheit von kritischen Infrastrukturen.

    Im Fall der iranischen Anlage griff Stuxnet auf das Siemens Simatic S7 System zu, das zur Überwachung und Steuerung der Zentrifugen verwendet wurde. Konkret sorgte Stuxnet für Unregelmäßigkeiten im Betrieb der Zentrifugen und verschleierte diese Fehlfunktionen in den Überwachungssystemen der Anlage. Die Zentrifugen, die zur Anreicherung von Uran gebraucht werden, wurden zerstört. Das Atomprogramm des Iran wurde um mehrere Jahre zurückgeworfen.

    ICS sind in der Industrie weit verbreitet und Stuxnet – beziehungsweise verschiedenen Versionen dieser Schadsoftware – tauchen in anderen Computersystemen und Steuerungsanlagen in verschiedenen Ländern, wie zum Beispiel Deutschland auf. Auch mehr als ein Jahrzehnt nach dem ersten öffentlichen Auftreten von Stuxnet kann das Siemens Simatic S7 System unter bestimmten Umständen immer noch zu einem Einfallstor für Cyberangreifer werden, wie auf der letzten Black Hat Europe Konferenz gezeigt wurde.“

    (Heise, 14.1.)

    1. Man soll sich nicht wundern, wenn im Iran harmlose oder vermeintlich harmlose Ausländer bei Verwandtenbesuchen verhaftet werden. Das hat Gründe, wie man sieht.

    2. Schlechte Nachrichten für Siemens. Wenn seine Systeme so angreifbar sind, so schrumpft sein Markt sehr.

    3. Überhaupt wird sich der gegnerische Block inzwischen davor hüten, westliche Technologie in wichtige Infrastruktur einzubauen.

    4. Diese Computerwürmer könnten innerhalb des westlichen Bündnisses zum Einsatz kommen, wenn die Einigkeit zu wünschen läßt.

  15. „Die Washingtoner Behörden unterhielten vor dem beispiellosen Angriff auf Israel mit mehr als 300 Raketen indirekte Kontakte mit dem Iran über die Türkei, berichtete ein hochrangiger Beamter des Weißen Hauses am Sonntag. Diese Kontakte wurden auch über die Schweizer Botschaft in Teheran hergestellt, die amerikanische Interessen auf iranischem Boden vertritt.“

    (El País, 14.4.)

    Interessant, wo heutzutage der Textbaustein „beisiellos in die Schlacht geworfen wird – immer wenn der Gegner irgendetwas macht.

    Der Angriff Israels auf die iranische Botschaft in Damaskus wird nicht als „beispiellos“ bezeichnet – ganz im Gegenteil, es heißt: „der Angriff, der vom Iran Israel zugeschrieben wird“ – O-Ton ORF.

    Den USA ist es offenbar nicht recht, wie die israelische Führung sie in einen Krieg gegen den Iran hineinziehen will.
    Auch so soll die Abwehr des iranischen Angriffs über eine Milliarde $ gekostet haben – man fragt sich, mit welchem Geld?
    Spendieren das die USA aus der Kaffeekasse?
    Laufen dafür in Israel Schulden auf?

  16. „Irans Rüstung Shahed 136:
    Warum diese Drohnen dazu gemacht sind, zu scheitern

    Der Iran hat 170 Drohnen gegen Israel gestartet – alle wurden abgefangen. Das ist kein Grund zum Jubeln. Denn: Die Drohnen namens "Shahed 136" werden gebaut, um abgeschossen zu werden.

    Über die Shahed-Drohnen wird gern gelacht. Weil sie ein Geräusch wie ein Moped machen und weil sie vergleichsweise einfach abzufangen sind. Auch bei der Attacke des Irans wurden alle Shahed-Drohnen abgefangen. Dennoch bauen die Russen das iranische Modell in Massen nach, und auch das High-Tech-Land-China stellt eine Peking-Kopie her.

    Einfach und billig 

    Die Besonderheit der Shahed-Drohne ist die einfache Konstruktion. Das fängt beim Antrieb an. Die Drohne besitzt einen Schubpropeller mit einem kleinen 4-Zylinder-2-Takt-Boxermotor. 50 PS reichen für die Konstruktion aus. Sie transportiert einen kleinen Gefechtskopf von 40 bis 60 Kilogramm und erreicht eine Geschwindigkeit von 185 km/h, andere Angaben sprechen von 240 km/h. Der Iran gibt die Reichweite mit bis zu 2200 Kilometern an, westliche Experten haben das bezweifelt. Beim Schlag gegen Israel mussten die Drohnen allerdings über 1000 Kilometer zurücklegen. Der bessere Moped-Motor erzeugt nur eine geringe Abwärme, dazu hat die Drohne eine geringe Radarsignatur, daher können Abwehrraketen und Manpads sie nur schwer bekämpfen. Am effektivsten hat sich in der Ukraine der Einsatz von Flakpanzern wie dem Gepard gezeigt. Die Ukrainer fangen die Drohnen auch mit Pick-ups ab, auf denen ein Mehrfach-MG aufgebaut wird.

    Die Grundkonstruktion kann variiert werden. Die Drohne kann mit einem einfachen Düsentriebwerk für höhere Geschwindigkeiten ausgestattet oder mit einer Stealth-Beschichtung versehen werden. In der Ukraine wäre es sinnvoll, eine kürzere Reichweite in Kauf zu nehmen und dafür den Gefechtskopf zu vergrößern. Auch wäre es denkbar, eine leistungsfähigere Elektronik zu verbauen. Über den Preis der Drohne gibt es verschiedene Angaben. Russland soll für iranische Drohnen fast 200.000 Dollar bezahlt haben. Doch es werden auch Preise von nur 20.000 Dollar genannt. Angesichts des einfachen Aufbaus dürften 20.000 bis 30.000 Dollar Herstellungskosten realistisch sein.

    Die Menge an Drohnen macht es 

    Dieser Spottpreis ist der eigentliche Trumpf der Shahed-Drohnen. Im Vergleich zu anderen Waffen kosten sie fast nichts und können daher in großen Mengen hergestellt und eingesetzt werden. In der Ukraine werden fast alle Drohnen dieser Art abgeschossen, doch genau das ist ihr Zweck. Sie binden die Flugabwehr. Und ihre Zahl macht die Abwehr schwer. Luftabwehrsysteme mittlerer und größerer Reichweite dürfen die Billigdrohnen nicht bekämpfen, weil man so die wertvollen und begrenzten Abwehrraketen verliert. Wenn man zwei Abwehrraketen zum Preis von einer Million Dollar startet, um einen Brummer für 20.000 Dollar abzuschießen, kann das auf Dauer nicht gut gehen.“

    Man merkt hier, um was für Summen es hier geht und wie kalkuliert wird.
    20.000 Dollar – nach heutigem Kurs 18.800 € – das ist eine „billige“ Waffe.
    Natürlich – wenn man bedenkt, daß eine Rakete des Patriot-Abwehr-Systems ca. 4 Millionen $ kostet – (3,76 Mill. €) und das das einzige sein soll, was gegen russische Raketen wirklich hilft … so sind solche Verwirr-Drohnen wirklich „billig“.

    „Unabhängig vom Preis dienen diese Drohnen der Übersättigung: Es werden so viele losgeschickt, bis die Luftabwehr ihre Abwehrraketen verschossen hat. Das angegriffene Land muss einen Weg finden, die Drohnen abzuwehren, ohne sich zu verausgaben. Beim Angriff auf Israel haben Kampfjets diese Aufgabe übernommen. Der Großteil der Drohnen wurde weit vor dem israelischen Gebiet von israelischen Flugzeugen und denen der Verbündeten attackiert. In dieser speziellen Situation war das eine richtige Entscheidung. In einem anderen Szenario vermutlich nicht. Die Kampfjets konnten dieses Mal ungestört auf Drohnenjagd gehen. Doch dazu müssen sie sich exponieren. Sollte der Gegner seinerseits die Jets mit eigenen Kampfflugzeugen oder weitreichenden Abwehrraketen angreifen, dürfte die Drohnenjagd weit schwerer fallen.

    Der Drohnen-Schwarm schützt die gefährlichen Waffen 

    In einer ernstgemeinten Attacke greifen unter dem Schutz der Billigdrohnen weit gefährlichere Fernwaffen an, die dann die eigentlichen Präzisionsschläge ausführen. Mit Hilfe der Verbündeten konnte Israel den Probe-Angriff des Irans abwehren. Im Ernstfall wären zehn Mal so viele Flugkörper in der Luft, zusätzlich würden die Kampfjets attackiert werden. China arbeitet unter dem Namen Sunflower 200 an einem Klon der iranischen Billigdrohne. Angesichts des chinesischen Produktions-Know-hows dürfte die Peking-Kopie nicht in einem besseren Manufakturbetrieb, sondern weitgehend automatisiert hergestellt werden. Die Sunflower dürfte dann in noch weit größeren Dimensionen produziert werden. Sollte Peking bei einem Angriff 10.000 Sunflower starten, würde derzeit jede Verteidigung versagen. 

    (Stern, 15.4.)

    Andere Artikel im Stern befassen sich mit der Bewaffnung des Iran, die auch unterhalb der Atomschwelle beachtlich ist – Drohnen, Marschflugkörper und Hyperschall-Raketen, alles inzwischen auch ziemlich präzise.
    Man darf auch nie vergessen, daß der Iran seit 2015 mit Rußland bei der Entwicklung von Waffensystemen kooperiert.

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