Die ukrainische Kriegsführung und die politisch-strategischen Ziele der ukrainischen Führung

KALKULIERTER GRÖSSENWAHN

Angesichts der Tatsache, daß angeblich auch schon in Washington leichter Unmut aufkommt über die immer weiteren Forderungen nach mehr Unterstützung und Wunderwaffen, ist es angebracht, eine eigene Seite zu den Ambitionen und politischen Zielsetzungen der ukrainischen Seite zu erstellen.

Die Führung in Kiew weiß, daß sich der Westen eine Niederlage der Ukraine nicht leisten kann bzw. will, weil das einem Offenbarungseid gleichkäme. Also wird mit diesen Forderungen auch immer an diesen Umstand erinnert: Fallen wir, so fallt ihr!

64 Gedanken zu “Die ukrainische Kriegsführung und die politisch-strategischen Ziele der ukrainischen Führung

  1. Zu dem tatsächlichen Stand der bewaffneten Auseinandersetzung in der Ukraine werde ich aus den von mir konsumierten Medien nicht schlau, weil beide Seiten schreien: Wir sind auf dem Vormarsch!

    Die russischen Medien behaupten, die Ukraine hätte hohe Verluste, die Angriffe der ukrainischen Streitkräfte hätten wenig Effekt, in ca. einem Monat seien auf russischer Seite die Verstärkungen da, und vor dem Winter gibts vielleicht noch einen Durchbruch, sicher aber nachher …

    Die anderen meinen, Rußland versagt im Luftkrieg, die Drohnen und Raketen würden abgefangen, über die Ukraine ergießt sich ein “Goldregen” von westlichen Waffenlieferungen, usw. usf.

    Der einzige Konsens zwischen den beiden Seiten ist, daß der Krieg auf jeden Fall im Frühjahr weitergeht.

  2. "Zu dem tatsächlichen Stand der bewaffneten Auseinandersetzung in der Ukraine werde ich aus den von mir konsumierten Medien nicht schlau, weil beide Seiten schreien: Wir sind auf dem Vormarsch!"

    Nein, das tun beide nicht: Für die Ukraine gibt z.B. es eine täglich aktualisierte Karte der Front https://liveuamap.com/. Da tut sich schon eine Weile nichts mehr an auch nur behaupteten weiteren ukrainischen Geländegewinnen. Die Regierung gibt sogar zu, daß die ukrainischen Truppen schon eine Weile bei Bachmut, der zentralen Festung der Ukraine im Donbass-Gebiet unter Druck der russischen Truppen stehen. Zudem "Vormarsch" nicht gleichzusetzen ist mit dem Gewinn einer Schlacht (oder gar ein Zeichen des nahen Sieges im gesamten Kriegs wäre). Denn offensichtlich gibt die russische Generalität eher den Befehl zum Rückzug als den Befehl Positionen um jeden Preis zu halten, um Kräfte zu sparen für die noch bevorstehenden entscheidenden Auseinandersetzungen, während die Ukraine für diese Offensiven sher viel Truppen und Gerät einsetzen/verlieren/verpulvern.

    Wenn dann endlich die von allen erwartete dritte Offensive der Ukraine kommt, sei es, um das Gebiet links des Dnjepr um Cherson zurück zu erobern, sei es auf  Berdjansk vor zu rücken, um die russischen Truppen in zwei Teile auseinander zu drängen, dann erst wird sich zeigen, wer in diesem Herbst die Oberhand gewinnen wird.

    Nicht nur die russischen Medien "behaupten, die Ukraine hätte hohe Verluste, die Angriffe der ukrainischen Streitkräfte hätten wenig Effekt". Das tun Analysten wie Brian Beletic und Alexander Mercouris auch. Und die zitieren da immer wieder auch Washington Post und New York Times-Artikel. Wenn z.B. die Verletzten der Cherson-Offensive zumeist keine Schußwunden haben, sondern Splitterverletzungen von Artilleriebeschuß, dann ist das ein Indiz, daß die Angriffe zumindest dort nicht wirklich rangekommen sind an die russischen Stellungen und mit Sicherheit dort keine schweren Verluste erzielen konnten, jedenfalls nicht so viele wie bei den ukrainischen Verbänden.

    Ja, es wird schon stimmen, daß die ukrainische Luftabwehr (bzw. das wenige was nach dem Krieg bisher davon übrig geblieben ist) auch einige Raketen, Cruise Missiles und Loitering Drones abschießt. Aber eben  nicht alle, das gibt ja selbst Selenskyj zu, und sseit einigen Tagen hat Rußland den Beschuß merklich erhöht. Und seit Anfang des Krieges behaupten die NATO-Medien, das die Russen bald keine Raketen mehr haben werden. Warum dann jetzt das panische Geschrei nach weiteren Luftabwehrsystemen, die ganz schnell ganz viele nötig wären? Nur gibt es die eben nicht, jedenfalls nicht bei den NATO-Staaten. Deshalb gibt es ja auch keinen "Goldregen" an schweren Waffen und Abwehrsystemen mehr, sondern statt dessen 500.000 Winterjacken aus Kanada! Der Westen kündigt doch jetzt noch nicht mal mehr an, irgendwelche System von Belang und in großer Zahl zu liefern. Eine effektive Luftabwehr aufzubauen, würde in der Ukraine (wie in ganz Europa) Jahre dauern und nicht bis der Winter kommt schon erledigt sein. Dafür hat kein NATO-Staat auch nur die Produktionskapazitäten. Die IRIS-T-Einheit, die die BRD geliefert hat, wurde offensichtlich ohne irgendwelche Ersatzraketen hingeschickt, sonst hätte es darüber sicher ein Riesentratra gegeben.

    Von daher bin ich mir nicht sicher, ob wirklich beide Seiten meinen, daß der Krieg noch locker im nächsten Jahr weitergeführt werden kann. Von der russischen Seite her sicherlich, die haben ja gerade erst angefangen, wirklich ernsthaft Krieg zu führen. Aber ob die Ukraine wirklich solange durchhält, überhaupt durchhalten kann??

  3. Die andere Seite: Was will eigentlich Rußland in diesem Krieg erreichen?
    Alexander Mercouris berichtet über eine Pressekonferenz der letzten Tage, wo Putin gefragt wurde, ob die Ukraine nach Kriegsende noch als eigenständiger Staat bestehen würde. Zumindest gemäß der englische Kreml-Übersetzung formulierte Putin seine Antwort vage: "Wir haben uns (damals? anfangs?) nicht das Ziel gesetzt, die Ukraine zu zerstören." Könnte sein, daß er das jetzt anders sieht, zumindest denkt er mittlerweile wohl immer mehr, daß Rußland der Sieg nicht mehr zu nehmen sein wird und daß die gescheiterten Verhandlungen vom März auch nicht mehr neu aufgenommen werden könnten/müßten/sollten.
    https://rokfin.com/post/103481/MSM-Confirms-Ukraine-Crisis-in-Bakhmut–Ukraine-Kherson-Defeat-Putin-Makes-Hint-of-End-of-Ukraine So ab 45 Min.

  4. Das Kriegsziel Rußlands ist wirklich nicht klar.

    Die Ukraine zu zerstören war wirklich nie das Ziel in dem Sinne, daß dort verbrannte Erde entstehen sollte.
    Die Ukraine als Staat allerdings steht meines Erachtens auf der Abschußliste der russischen Führung.

  5. "Die Ukraine zu zerstören war wirklich nie das Ziel in dem Sinne, daß dort verbrannte Erde entstehen sollte."

    Ja, das war offensichtlich. Von rein militärischen Standpunkt war die Zurückhaltung ja auch kontraproduktiv. Daß z.B. den ganzen Krieg über die Nachschubzüge bis an die Front fahren durften, hat sicherlich vielen russischen Soldaten das Leben gekostet.

  6. "In the face of Western reports that Russia is on its heels and retreating, the facts on the ground tell a different story. For starters, Russian allies with embassies still operating in Kiev are shutting down and ordering their personnel to leave Ukraine. This includes China, Tajikistan, Krygyzstan, Uzbekistan, Turkenistan,Serbia, Belarus, India and Egypt. Note that these embassies have remained open during the last seven months of the war with Russia. The decisions to cutback or cease operations is one indicator that these countries expect a major escalation in the war on the part of Russia in the near future.
    Another piece of evidence that implies Russia is beefing up for a new offensive comes via Belarus. Russia is moving a large number of trucks, armored personnel carriers and tanks to Belarus."
    https://sonar21.com/what-is-russia-planning-to-do-next/

  7. Während die westlichen Zeitungen von Erfolgen der ukrainischen Streitkräfte an der Front berichten, vor allem in Cherson, weist das russische Oberkommando darauf hin, wie diese zustandekommen:

    Erstens werden die Territorialverteidigungskräfte (kurz Terbat, territorialnyje bataljony) massenhaft in die Schlacht(en) geworfen.

    Rückerinnerung: Diese Terbats wurden aus Freiwilligen gebildet, die Schnellsiedekurse in Waffengebrauch erhielten und vor allem bei der Verteidigung Kiews eingesetzt wurden.
    Die Meldung zum Terbat schützte die Leute vor der Einberufung in die Armee und sie konnten auch zu Hause übernachten, wurden also nur in ihrer unmittelbaren Umgebung eingesetzt.
    Nicht nur aus Patriotismus meldeten sich daher viele Leute zu diesen Terbats, um Schlimmerem zu entkommen.

    Bereits im Sommer hat Selenskij jedoch Dekrete erlassen, denen zufolge die Terbats ganz normal in die Armee eingegliedert werden können. Es gibt also kein Entkommen, die Leute sind ja registriert und erfaßt und können daher auch noch schwerer untertauchen oder flüchten als andere.
    Sehr viel mehr Ausbildung bekommen sie auch nicht, die Schnellsiedekurse vor Kriegsbeginn gelten bereits als Ausbildung.
    Diese Leute werden jetzt also massenhaft verheizt, jeder Geländegewinn ist mit sehr vielen Toten erkauft, was aber sowohl der Kiewer Führung als auch ihren Unterstützern und vor allem den das alles begleitenden westlichen Medien ganz wurscht ist.

    Die angeordnete Evakuierung vieler Bewohner des Gebietes Cherson hängt damit zusammen, daß durch das Bombardement der Antonov-Brücke in Cherson und des Staudamms und E-Werks in Nova Kachowka die Versorgung der Zivilbevölkerung in Gefahr ist, sowohl was Strom als auch, was Lebensmittel angeht.

  8. Die Evakuierung Chersons ist vor allem dem Umstand geschuldet, daß die ukrainische Armee anscheinend die Zerstörung des Staudamms in Nowa Kachowka vorbereitet, was die Überflutung der Stadt Cherson zur Folge hätte.

    Selenskij hat bereits angekündigt, daß Rußland dergleichen vorhat, würde es also der russischen Seite in die Schuhe schieben wollen, ähnlich wie das Dauerbombardement des AKWs Zaporoschje. Er rechnet dabei mit völliger Unterstützung der westlichen Medien.

    Es ist natürlich auch möglich, daß die westlichen Verbündeten die ukrainische Führung davon abhalten, weil sie selber kalte Füße kriegen angesichts dieses Wahnsinns.

  9. Es ist wirklich kaum zu glauben:

    "Selenskij warnt vor Katastrophe großen Ausmaßes
    Dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskij zufolge plant das russische Militär einen Angriff auf einen Damm und die Anlagen des Kachowkaer Wasserkraftwerks unterhalb der Stadt Saporischschja im Süden des Landes. "Wir haben Informationen, dass russische Terroristen den Damm und die Anlagen des Kachowkaer Wasserkraftwerks vermint haben", sagt Selenskij in einem Video, das auf einem zweitägigen Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union gezeigt wurde. 
    Die Kreml-Kräfte hätten den Damm am Wasserkraftwerk, mehr als 40 Meilen flussaufwärts der von Russland besetzten Stadt Cherson am Fluss Dnipro, mit Sprengstoff gefüllt. "Wenn russische Terroristen diesen Damm beschädigen, würden mehr als 80 Siedlungen, darunter auch Cherson, überflutet werden", erklärt Selenskij. Hunderttausende Menschen könnten davon betroffen sein, so Selenskij. Es drohe eine Katastrophe großen Ausmaßes. …
    Eine Dammsprengung könnte auch Folgen für Russland haben, da der Kanal, der die besetzte Krim mit Wasser versorgt, zerstört werden könnte, so der ukrainische Präsident."
    https://www.sueddeutsche.de/politik/ukraine-krieg-newsblog-russland-staudamm-1.5678279

    Wieder mal soll Rußland also Selbstmord betreiben, um die Ukraine zu besiegen??
     

  10. Kriegen die USA kalte Füße oder ist das nur ein Trick, um Verbündete zu beruhigen?

    U.S. privately asks Ukraine to show it’s open to negotiate with Russia

    The encouragement is aimed not at pushing Ukraine to the negotiating table, but ensuring it maintains a moral high ground in the eyes of its international backers

    https://www.washingtonpost.com/national-security/2022/11/05/ukraine-russia-peace-negotiations/

    Interessant vor allem, wenn man sich zurückerinnert, daß es die USA waren, die die Ukraine nach den letzten Verhandlungen in Istanbul vom Verhandlungstisch weggerufen haben …

  11. Die ukrainische Armee bereitet einen humanitären Korridor vor, um Cherson angesichts der russischen Bedrohung zu helfen

    Mikolajiw wird das Hilfszentrum sein, um Nothilfe zu schicken und Flüchtlinge aufzunehmen, falls die gerade befreite Stadt vom Kreml angegriffen wird.

    Die Frage, die sich Militär und Zivilisten heute in der Südukraine stellen, ist, wann Russland mit der Bombardierung von Cherson beginnen wird. Sie haben wenig Zweifel daran, obwohl die Stadt am Dnjepr zwei Tage nach ihrer Befreiung noch nicht … beschossen wurde. Russische Truppen haben ihre Stellungen am Ostufer befestigt, nur einen Kilometer vom Stadtkern entfernt.

    Vom benachbarten Mikolajiw aus wird gegen die Uhr ein humanitärer Korridor vorbereitet, um Cherson zu helfen, jetzt, da dies die Nulllinie des Krieges auf diesem Teil der Front sein wird, wo die Artillerie beider Seiten unablässig zuschlagen wird.

    "Wir wissen nicht, was die russische Armee tun wird, aber höchstwahrscheinlich werden wir und Odessa eine dritte Flüchtlingswelle aus Cherson erhalten", sagt Dmitro Falko, Sekretär des Mikolajiw-Gemeinderats. (…)

    (El Pais, 13.11.)

    Der Tenor des ganzen Artikels ist, daß die Russen Cherson plattmachen werden – ohne irgendeine Begründung.
    Der einzige Grund, es zu beschießen wäre, wenn die Ukraine dort massenhaft Artillerie konzentriert.

    Außerdem behaupten westliche Medien, die russische Armee würde Nowa Kachowka räumen – was sehr eigenartig wäre.
    Erstens liegt die Stadt am östlichen Ufer des Dnjepr, das sich als neue Verteidigungslinie der russischen Armee im Süden herauskristallisiert.
    Zweitens wird von dort der Kühlkreislauf und anderes vom AKW Zaporoschje versorgt.

  12. Heute hörte ich in den Abendnachrichten, daß angeblich ein Drittel des ukrainischen Territoriums vermint ist.

    Welches Territoriums? Mit oder ohne Krim?

    Wenn die Ukraine nur die Gebiete meint, die derzeit unter der Hoheit Kiews stehen, so erkennt es damit die bisherigen Gebietsgewinne Rußlands an.
    Wenn es aber die besetzten/befreien Gebiete miteinbezieht, reden die offiziellen Verlautbarer wie der Blinde von der Farbe, weil was z.B. in Mariupol oder Lugansk alles vermint ist, können sie nicht wissen.
    D.h., sofern sich die Aussage (auch) auf russisch besetztes Gebiet bezieht, ist sie reine Propaganda.

    Geht es aber um das gesamte in ukrainischer Hand befindliche Territorium, woher kommen dann die Minen? Das bißchen, was sie in den letzten Monaten zurückerobert haben, macht nicht ein Drittel weder des derzeit von Kiew kontrollierten Territoriums noch der Ukraine vor dem 24. 2 aus.

    Das heißt, es handelt sich um vom ukrainischen Militär selbst gelegte Minen, mit denen sie einen offenbar ursprünglich erwarteten russischen Vorstoß stoppen oder zumindest behindern wollten, und die jetzt im Weg sind – und womöglich bald unter einer Schneedecke verschwinden werden, was sie noch gefährlicher macht.

    Eigentor!

  13. Der ukrainische Präsident Selenskyj hat nach dem Vorschlag des US-Generalstabschefs Miley die Idee einer "kurzen Waffenruhe" mit Russland zurückgewiesen.

    Kiew weist Forderungen nach Verhandlungen zurück

    Die Ukraine hat Forderungen nach Verhandlungen mit Russland zurückgewiesen. “Wenn man auf dem Schlachtfeld die Initiative ergreift, ist es etwas bizarr, Vorschläge zu erhalten wie: ‘Ihr werdet sowieso nicht alles mit militärischen Mitteln erreichen, ihr müsst verhandeln'”, sagte der ukrainische Präsidentenberater Mychailo Podoljak im AFP-Interview in Kiew. Dies würde bedeuten, dass das Land, “das seine Gebiete zurückgewinnt, vor dem Land kapitulieren muss, das verliert”.

    US-Medien hatten kürzlich berichtet, hochrangige US-Vertreter würden die Ukraine zunehmend dazu drängen, Verhandlungen mit Russland in Erwägung zu ziehen.

    Podoljak zufolge hat Moskau Kiew bisher “keinen direkten Vorschlag” für Friedensgespräche unterbreitet. Stattdessen ziehe Russland es vor, diese über Vermittler zu überbringen und einen Waffenstillstand ins Gespräch zu bringen.
    Kiew betrachtet solche Gespräche als Manöver Moskaus, um Zeit zu gewinnen und eine neue Offensive vorzubereiten. “Russland will keine Verhandlungen. Russland führt eine als ‘Verhandlungen’ bezeichnete Kommunikationskampagne”, sagte Podoljak.

    (Standard, 20.11.)

  14. Im Deutschlandfunk kommt wenigsten ab und zu der Hinweis, dass die Angaben und Meldungen nicht unabhängig überprüft werden können.

    Kiew Eine Fläche doppelt so groß wie Österreich ist ohne Gefahr für Leib und Leben in der Ukraine nicht begehbar: Rund 30 Prozent des Territoriums des angegriffenen Landes sind infolge der russischen Invasion nach Kiewer Angaben vermint. Das entspreche etwa der doppelten Größe Österreichs, teilte der Staatliche Notfalldienst am Freitag auf seiner Homepage mit. Die Fläche und die Zahl der Minen auf ukrainischem Territorium habe sich im Vergleich zur Zeit vor dem Krieg verzehnfacht.

    Der staatlich (ukrainische) Notfalldienst auf seiner Homepage. Klar ist das Propaganda.

     Podoljak setzt Verhandlungen mit Kapitulation gleich. Mal sehe wie lange die Ukraine noch Gebiete zurückgewinnt, wenn die westlichen Waffen ausbleiben.

  15. Das ist ähnlich wie beim Syrien-Krieg – da wurde diese Phrase „kann nicht unabhängig überprüft werden“ stets nach den Meldungen der „syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte“ angefügt, die irgendein von MI6 geschaffenes Büro in Birmingham oder dessen Nähe war.

  16. Die Türkei hat TLRG-230-Mehrfachraketenwerfer an die Ukraine übergeben, meldet die (ukrainische) Nachrichtenagentur UNIAN.

    (KP, 23.11.)

    Man fragt sich wieder einmal, wer diese Lieferung bezahlt? Ähnlich wie bei den Bajraktar-Drohnen ist es unwahrscheinlich, daß die Türkei auf das Geld verzichtet oder sie auf Kredit „übergibt“.
    Daher ist anzunehmen, daß jemand anderes, vermutlich die USA, die Rechnungen in der Türkei bezahlt, vermutlich aus dem 40 Milliarden-Ukraine-Hilfspaket.

  17. Inzwischen bläst die Führung in Kiew gegen die orthodoxe Kirche der Ukraine, die dem Moskauer Patriarchat unterstellt ist.

    Der Streit schwelt seit langem. 2018 wurde die orthodoxe Kirche der Ukraine, die sich einen Patriarchen in Kiew erwählt hatte, vom Patriarchen Bartholomeos I in Konstantinopel als eigenständige Landeskirche anerkannt.
    (Dieser Istanbuler Patriarch ist so etwas wie eine höhere Autorität der Orthodoxie, obwohl er lange nicht in dem Maße das Sagen hat wie der Papst in der katholischen Kirche, da die orthodoxen Kirchen alle in erster Linie ihrer eigenen weltlichen Herrschaft verpflichtet sind.) Diese Anerkennung durch den Kirchenfürsten in Istanbul wurde nur von wenigen orthodoxen Kirchen nachvollzogen.

    Es geht um einen Haufen teilweise sehr prestigeträchtiger Immobilien, u.a. das Kiewer Höhlenkloster oder die Sophienkathedrale.
    Nach der Unabhängigkeit bekannte sich lange Zeit eine knappe Mehrheit der ukrainischen Bevölkerung zu dieser Kirche.

    Am 27. Mai dieses Jahres sagte die Orthodoxe Kirche der Ukraine/Moskauer Patriarchat sich vom Moskau los, weil sie die Unterstützung dieses Krieges durch den Patriarchen von Moskau Kyrill ablehnt.
    Das hilft ihr aber nichts, jetzt soll das Kriegsrecht eingesetzt werden, um diese Kirche endgültig auszumerzen und ihre Immobilien in verläßliche ukrainische Hände zu legen.
    Es kommt bereits zu Verhaftungen, die Würdenträger dieser Kirche werden zu Agenten Moskaus erklärt, deren Eigentum einem vor ca. 2 Monaten erlassenen Dekret nach jederzeit konfisziert werden kann.

    Die Rhetorik rund um diesen Kirchenstreit ist der Thematik angemessen: Jede der beiden Seiten bezeichnet die andere als Ausgeburt des Satans.

  18. Interessante Entwicklung:

    Ukrainisches Unternehmen übernimmt insolventen Folienhersteller Alufix

    (…)

    Das ukrainische Unternehmen Biosphere übernimmt die Markenrechte des niederösterreichischen Folienherstellers Alufix, der im März zugesperrt hatte. Die Jobs in Österreich bleiben aber verloren. Die Übernahme umfasse die geistigen Eigentumsrechte für die Marke Alufix, eine Produktionsstätte in Rumänien sowie vier Handelsniederlassungen in Europa, heißt es in einer Aussendung des Unternehmens.

    Die Biosphere Corporation ist ein ukrainisches Unternehmen und nach eigener Angabe "einer der Marktführer in der Herstellung und im Vertrieb von Haushalts- und Hygieneprodukten in Ost-, Zentral- und Nordeuropa, den baltischen Staaten und Zentralasien". Sie produziert in Rumänien, Estland und der Ukraine.

    https://industriemagazin.at/news/ukrainisches-unternehmen-uebernimmt-insolventen-folienhersteller-alufix/

    Ukrainische Firmen mit Sitz in einem Kriegsgebiet und Produktionsstätten in der EU – ein Zukunftsmodell für Steuerhinterziehung?

  19. Hier einmal eine ausführliche Reportage über die ausländischen Freiwilligen in der ukrainischen Armee, die nur teilweise mit dem Wort „Söldner“ richtig charakterisiert sind. Viele sind Überzeugungstäter, die sich einbilden, für eine gerechte Sache zu kämpfen.

    Trapped in the Trenches in Ukraine

    Along the country’s seven-hundred-mile front line, constant artillery fire and drone surveillance have made it excruciatingly difficult to maneuver. (…)

    That Sunday, Volodymyr Zelensky, the President of Ukraine, announced the creation of an International Legion and issued an “appeal to foreign citizens” to join. Volunteers would be defending not only Ukraine, Zelensky insisted: “This is the beginning of a war against Europe, against European structures, against democracy, against basic human rights, against a global order of law, rules, and peaceful coexistence.” (…)

    In April, Russian forces retreated from northern Ukraine in order to concentrate on the Donbas, in the east. The G.U.R. sent Doc and his comrades to a region there called Donetsk. The fighting intensified. Over the spring and summer, two members of Doc’s unit were killed and several injured. Others went home. When we met in Kyiv, his team had dwindled to five men, and the contraction reflected a broader trend. In March, Ukraine’s Foreign Minister had stated that twenty thousand people, from fifty-two countries, had expressed interest in signing up for the International Legion. That month in Kyiv, I’d met numerous Americans and Europeans eager to join the war effort, and a room in the train station had been dedicated to welcoming such new arrivals. The Legion refuses to disclose how many members it now counts, but it is nowhere near twenty thousand.

    Many foreigners, no matter how seasoned or élite, were unprepared for the reality of combat in Ukraine: the front line, which extends for roughly seven hundred miles, features relentless, industrial-scale violence of a type unknown in Europe since the Second World War. The ordeal of weathering modern artillery for extended durations is distinct from anything that Western soldiers faced in Iraq or Afghanistan (where they enjoyed a monopoly on such firepower). “Once you’ve been dropped on heavy—ninety per cent of people can’t handle that, even if they’re combat-experienced,” Doc told me. (…)

    It was a ten-hour drive to the town where Doc’s team was based, not far from Pavlivka, a frontline village about fifty miles north of Mariupol. Most civilians had fled the area, and the landscape was now battered and pocked with craters. In May, the building where the foreigners had been living was struck by cluster munitions; a Portuguese fighter was gravely wounded, and shrapnel was lodged in Doc’s right buttock. Their current quarters, in a quaint brick house on the bank of a stream overgrown with reeds, resembled less a military billet than a communal squat. A salvaged barbecue grill stood in the yard; socks and underwear dried on a line. Logs split by a hatchet fuelled a wood-burning stove. (…)

    Turtle was the team’s leader. He’d enlisted in the New Zealand Army in 2002, when he was seventeen, done a tour in Afghanistan, and gone on to work in multiple countries as a private security contractor. An ethnic Maori, he had a forceful, gregarious personality that balanced sober professionalism with bombastic humor. His room had been the homeowner’s study, and later I found him sitting at a desk before a wall of books, writing on a notepad. He was planning the team’s next mission. In 2014, Vladimir Putin had backed a separatist rebellion in the Donbas. After Russia launched a full-scale invasion, in February, its control of the region expanded to Pavlivka; the Ukrainians retook the village in June, and since then a stalemate had prevailed. Because of the rural terrain—open farmland interspersed with occasional towns—a breakthrough from either direction would require troops to traverse sprawling fields exposed to enemy fire. Both Russia and Ukraine had focussed their resources on more strategically vital theatres, so neither was equipped to mount such an offensive.

    (…)

    https://www.newyorker.com/magazine/2023/01/02/trapped-in-the-trenches-in-ukraine

  20. Alexander Mercouris hat in seiner Weihnachtsansprache auf einen Artikel eines Militärexperten hingewiesen, der wirklich lesenswert ist:

    Alex Vershinin: What’s Ahead in the War in Ukraine

    Conclusion

    Wars of attrition are won through careful husbandry of one’s own resources while destroying the enemy’s. Russia entered the war with vast materiel superiority and a greater industrial base to sustain and replace losses. They have carefully preserved their resources, withdrawing every time the tactical situation turned against them. Ukraine started the war with a smaller resource pool and relied on the Western coalition to sustain its war effort. This dependency pressured Ukraine into a series of tactically successful offensives, which consumed strategic resources that Ukraine will struggle to replace in full, in my view. The real question isn’t whether Ukraine can regain all its territory, but whether it can inflict sufficient losses on Russian mobilized reservists to undermine Russia’s domestic unity, forcing it to the negotiation table on Ukrainian terms, or will Russian’ attrition strategy work to annex an even larger portion of Ukraine.

  21. Sehnsucht nach der Krim: Gelingt 2023 die Rückeroberung?

    Jüngste Erfolge lassen viele Ukrainer von einer Rückeroberung der Krim noch 2023 träumen. Doch Militärexperten sind gespalten, inwiefern die Ukraine ihre Ressourcen dafür einsetzen soll

    Es wäre die ultimative Blamage für Wladimir Putin, womöglich gar der Anfang seines Endes als russischer Präsident: die Rückeroberung der von Russland 2014 illegal annektierten Krim durch die Ukraine. Und nicht nur die dazugehörige Spotify-Playlist namens Crimea Beach Party 2023 existiert längst.

    Hört man ukrainischen Offiziellen, vor allem Präsident Wolodymyr Selenskyj, zu, wird klar: Für die Ukraine wird dieser Krieg erst dann beendet sein, wenn die territoriale Integrität des Staates wiederhergestellt ist, die international anerkannten Grenzen von vor 2014 tatsächlich wieder respektiert werden. Übersetzt hieße das: Der gesamte Donbass und die Krim sind wieder unter ukrainischer Kontrolle, kein russischer Soldat hat seine Stiefel mehr auf blau-gelbem Boden.

    (…)

    Das Absurde aus russischer Sicht: Vor der großangelegten Invasion im Februar 2022 hatten nur die überzeugtesten, vielleicht auch nur die größenwahnsinnigsten ukrainischen Patrioten eine militärische Rückeroberung der Krim als ernsthafte Option in Betracht gezogen. Dank der erfolgreichen Gegenoffensive und der augenscheinlichen Mängel in der russischen Kriegsführung, vielleicht auch seit dem symbolisch so wirksamen Treffer auf der Kertsch-Brücke, wagten es zuletzt aber immer mehr Politikerinnen und Diplomaten, die Rückeroberung der Krim als Teil eines erfolgreichen Kriegsendes mitzudenken. Waren westliche Militärs lange skeptisch, so erachten einige das Ziel mittlerweile als realistisch.

    (…)

    Erst kürzlich aber berichteten US-Medien, dass ein Mitglied der Biden-Administration den US-Kongress darüber informiert haben soll, dass die Ukraine schon jetzt über die militärischen Fähigkeiten zur vollständigen Rückeroberung der Krim verfüge. Könnte es also doch klappen?

    Der panische Rückzug Russlands aus Cherson, die Lieferung der Patriot-Abwehrraketen und die seit Monaten ausbleibenden strategischen Erfolge der russischen Armee gaben Kiews Kommandanten Aufwind. Auch deshalb glaubt Mick Ryan – ein australischer Ex-Generalmajor mit Kampferfahrung in Afghanistan und im Irak, der auch die United States Joint Chiefs of Staff als Stratege beriet –, eine mögliche Formel, ein Grundgerüst gefunden zu haben, um eine Rückeroberung überhaupt in den Bereich des Möglichen zu rücken.

    (…)

    https://www.derstandard.at/story/2000142191769/sehnsucht-nach-der-krim

    Aus den USA kommen in letzter Zeit sehr unterschiedliche Signale. Es scheint dort einen Kampf zwischen Hardlinern, die aufs Ganze gehen wollen, und Realpolitikern, die einen sich dahinziehenden Konflikt mit Bauchweh betrachten, zu geben.

    Für die ukrainische Führung ist die Sache eindeutig: Sie fordern alles und mehr und warnen ihre Protektoren in EU und USA: Fallen wir, so fallt ihr auch!

    Daß dabei Land und Leute gehörig zu Schaden kommen, stört keine der betroffenen Parteien.

  22. Was kann das Patriot-System?

    Die Ukraine soll das Patriot-System bekommen. Was kann das US-amerikanische Flugabwehrsystem – und könnte es Russlands Krieg gegen die Ukraine verändern? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

    Es geht um den Schutz der Zivilbevölkerung und um den Schutz der Infrastruktur: Die Ukraine brauche dringend Flugabwehrsysteme gegen die intensive Bombardierung ihrer Städte durch die russische Armee. Diese Forderung wird von ukrainischen Politikern immer wieder und in den vergangenen Wochen mit zunehmender Intensität erhoben. Ihr Blick richtet sich dabei vor allem auf das US-amerikanische Patriot-System.

    Die NATO stand einem solchen Schritt lange zögerlich gegenüber, auch sorgte das ukrainische Ansinnen für Streit zwischen einzelnen Mitgliedern der Allianz. Dies dürfte vor allem an der Präzision und Reichweite des Systems liegen, die die Verteidigungsfähigkeit der Ukraine deutlich erhöhen würden. (…)

    Was zeichnet das Patriot-System aus?

    Es dient zur Abwehr von Flugzeugen, Marschflugkörpern und Raketen kürzerer Reichweite. Hergestellt wird es von den US-Rüstungskonzernen Raytheon und Lockheed. Erstmals eingesetzt wurde es in den 1990er-Jahren im Ersten Irakkrieg und dann ab 2003 beim Zweiten Irakkrieg.

    Das System besteht aus mehreren mobilen Komponenten. Ein Bodenradar erkennt feindliche Flugobjekte in großer Entfernung. Ein Leitstand, der den gesamten jeweiligen Flugraum überwacht, berechnet die Flugbahn der feindlichen Flugobjekte, programmiert die eigenen Raketen und koordiniert deren Abschuss. Der Raketenwerfer selbst ist auf schweren Transportfahrzeugen montiert und verfügt über bis zu acht Raketenwerfer. Der erforderliche Strom kommt von einem weiteren Fahrzeug mit Generatoren.

    Die Verteilung der einzelnen Komponenten auf mehrere Fahrzeuge hat den Vorteil, dass das System nicht mit einem Schlag ausgeschaltet werden kann. Sein Aufbau ist dadurch aber auch komplizierter als der eines kompakteren Systems.

    Bislang haben 18 Nationen das Patriot-System erworben oder erwägen, dies demnächst zu tun. Auch die Bundeswehr besitzt Patriot-Abwehrraketen.

    Was würde eine Lieferung für die Ukraine bedeuten?

    Die Ukraine erhofft sich von den Patriot-Abwehrraketen eine deutliche Steigerung ihrer Luftverteidigung. Die russische Armee hatte in den vergangenen Wochen ihre Angriffe auf die zivile Infrastruktur des Landes massiv ausgeweitet, so dass weite Teile des Landes unter Stromausfall leiden.

    US-Militärexperten bezweifeln allerdings, dass der Einsatz der Patriot-Systeme ein "Game-Changer" wäre und das Kriegsgeschehen entscheidend verändern würde. Die Nachrichtenagentur AP zitiert nicht namentlich genannte Militärexperten, die die Ansicht vertreten, dass die Patriot-Raketen zwar eine große Reichweite hätten, aber nur ein kleines Gebiet abdecken könnten. Eine Stadt wie Kiew könnte deshalb so nicht vollständig abgeschirmt werden.

    Ein weiterer Faktor kommt hinzu: die Kosten. Das CSIS beziffert die Kosten für eine Batterie auf bis zu 1,1 Milliarde US-Dollar – rund 400 Millionen US-Dollar für das System und rund 690 Millionen US-Dollar für die Raketen. Das mache die Patriot-Systeme zum bislang teuersten Waffensystem, das die USA der Ukraine zur Verfügung gestellt haben.

    Diese hohen Kosten begrenzen wahrscheinlich auch den Einsatz der Patriot-Systeme. Eine Rakete, die Millionen kostet, gegen vergleichsweise billig produzierte Drohnen einzusetzen, würde wohl wenig Sinn ergeben. Wahrscheinlicher dürfte deshalb sein, dass die Patriot-Raketen vor allem sensible Einrichtungen in der Ukraine schützen würden.

    Was sagt Russland dazu?

    Russland bezeichnete eine Patriot-Lieferung als einen weiteren provokativen Schritt der USA, der Konsequenzen nach sich ziehen werde. Patriot-Systeme seien dann ein legitimes Ziel von russischen Raketenschlägen.

    Wie argumentieren die USA?

    Die USA weisen diese Deutung zurück und betonen den defensiven Charakter der Abwehrsysteme. Washington hatte allerdings lange gezögert, der ukrainischen Forderung nachzukommen. Das dürfte mehrere Gründe haben. Sollte eine Patriot-Rakete – gezielt oder fehlgeleitet – russisches Gebiet treffen, könnte dies von Russland als Eskalation des Krieges dargestellt werden – mit nicht absehbaren Folgen. Es ist aus jüngerer Zeit aber kein Beispiel dafür bekannt, dass Patriot-Raketen ihre vorgesehenen Ziele deutlich verfehlt hätten.

    Das US-Militär dürfte aber auch auf die Folgen für die eigene Flugabwehr geschaut haben. Die USA und die NATO insgesamt haben ihre Flugabwehr-Kapazitäten in den Jahrzehnten nach dem Ende des Kalten Krieges reduziert, da sie keinen besonderen Bedarf mehr erkannten. Die Hilfe für die Ukraine hat den Bestand an Flugabwehrraketen bereits deutlich reduziert. Deshalb berücksichtigen die NATO-Staaten bei ihren Debatten immer auch die eigene Verteidigungsfähigkeit. Die USA haben derzeit 15 Patriot-Systeme. Das CSIS wertet deshalb die Bereitstellung eines Systems vor allem als symbolische Geste, die die Bereitschaft der USA unterstreichen soll, der Ukraine weiterhin massiv zu helfen.

    https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/patriot-system-faehigkeiten-101.html

  23. Ein NATO-Experte für Flugabwehr hat Alexander Mercouris geschrieben, daß Patriot schon aus grundsätzlichen Gründen keine optimale Flugabwehr darstellt:

    Entwickelt wurde das System als eierlegende Wollmilch-Sau, d.h. es gibt nur einen einzigen Raketentyp gegen alle möglichen angreifenden Flugobjekte. Gegen Flugzeuge und große Cruise Missiles ist das System recht effektiv. Aber heutzutage kommen halt auch viele kleine Drohnen zum Einsatz. Und da ist das System recht schlecht. Das mußte Saudi-Arabien erfahren, die sich mit Patriot-Systemen gegen Huthie-Luftangriffe mit Drohnen verteidigen wollten und die nicht abwehren konnten. 
    Rußland hat eine komplett andere Philosophie: Da gibt es einen Launcher und reihenweise unterschiedliche Raketen, groß und klein, jeweils optimiert für bestimmte Angreiferobjekte. Aber das nützt der Ukraine jetzt auch nichts mehr, denn alle weltweit bei NATO-Staaten oder befreundeten Staaten noch vorhandenen S-300 Raketen sind schon von der Ukraine verballert worden. Und so wird das wohl auch mit dem Patriot-System passieren.
    Das hat ja noch einen weiteren Nachteil: Weil es so groß ist, mit fast hundert Mann Bedienung in mehreren Fahrzeugen ist die Batterie recht unbeweglich. Und damit natürlich russischem Artilleriegegenbeschuß viel mehr ausgesetzt als es z.B. eine HIMARS-Einheit ist. 

    Ein sorgenvoller Artikel im Guardian zur Patriot-Lieferung:

    https://www.theguardian.com/commentisfree/2022/dec/20/us-patriot-missiles-war-ukraine-nato-defence-system

  24. Die Patriot-Systeme erscheinen als ein recht teures Trostpflaster für Selenskij & Co., um sie der Unterstützung zu versichern.

    In den USA meinen manche Kritiker der Biden-Regierung, die Ukraine erhalte zu wenig Waffen – vor allem aus Militärkreisen, – während aus manchen Ecken des republikanischen Lagers ertönt, sie erhalte zu viele und die USA stünden bald nackert da.

  25. Der ukrainische Sicherheitsdienst hat die russische Nationalbankdirektorin Nabiullina angeklagt, sich an der Finanzierung der Streitkräfte des Aggressors beteiligt zu haben.

    Konkret geht es um die Einverleibung der russisch besetzten Gebiete der Ukraine in die Rubelzone. Jetzt wird noch versucht, diese Klage zu internationalisieren und sie in die Fahndungsliste der Interpol aufzunehmen.

    Bereits im Vorjahr hatte die britische Regierung sie auf die Sanktionsliste aufgenommen und etwaige Vermögenswerte von ihr auf britischem Boden für verfallen erklärt.

    (KP, 2.1.)

    Dergleichen Anklageerhebungen sind sehr maximalistisch, weil sie unterstellen eine Niederlage Rußlands im Krieg. Anders werden die Interpol oder der SBU wohl kaum an die Dame herankommen.

    Daß sie Vermögenswerte im UK hätte, ist eher unwahrscheinlich.
    Sie war allerdings die Hauptverantwortliche dafür, daß die russischen Vermögenswerte in London und New York blieben und dort enteignet werden konnten.
    Gegen Zweifler meinte sie seinerzeit, dort seien sie sicher.

  26. Ukraine must get long-term support, warns Nato chief

    Western countries must be prepared to provide long-term support to Ukraine as Russia shows no signs of relenting, Nato's secretary general has said.

    Jens Stoltenberg told the BBC that military support would ensure the survival of Ukraine as a sovereign country and force Russia to sit down and negotiate an end to the war.

    Russia's leader accuses the West of using Ukraine to destroy his country.

    Russian missiles and drones have hit Ukraine on New Year's Eve and Day.

    Russia's partial mobilisation programme, ordered in September, showed Moscow had no desire to end the war at present, Mr Stoltenberg told Radio 4's World at One programme.

    "The Ukrainian forces had the momentum for several months, but we also know that Russia has mobilised many more forces, many of them are now training," he said.

    "All that indicates that they are prepared to continue the war and also try to potentially launch a new offensive."

    Earlier, Russian President Vladimir Putin gave a New Year's speech, in which he tried to rally people behind his troops fighting in Ukraine, saying that the country's future was at stake.

    (…)

    https://www.bbc.com/news/world-europe-64140403

  27. Mercouris hat darauf hingewiesen, daß dieser Appell von Stoltenberg erstaunlich defensiv klingt:

    Schon die Betonung, faß die Unterstützung der Ukraine langfristig sein müsse, ist ja das implizite Eingeständnis, daß von einer Ukraine auf der unaufhaltbaren Siegerstraße nichts mehr zu sehen ist, nicht mal für solch einen in der Wolle gefärbten NATO-Kämpen wie Stoltenberg.

    Auch seine Hoffnung, Rußland doch noch an den Verhandlungstisch zu bekommen, zeigt, daß er keine Hoffnung mehr hat, daß die Ukraine demnächst siegen könnte, denn dann bräuchte sie ja keine Verhandlungen.

    Erstaunlich war dann das Statement, "Russia's leader accuses the West of using Ukraine to destroy his country." Denn das macht Putin ja wirklich und das hat die NATO ja wirklich vor. Warum dieses Eingeständnis?

    Entgegen der ukrainischen Behauptung, daß man mittlerweile so gut geworden sei, "Alles" abschießen zu können, verweist Stoltenberg korrekterweise auf die Schäden, die die russischen Angriffe bewirken. Und das, wo "man" doch "weiß", daß den Russen schon seit Anfang März die Raketen ausgehen!

    Und wo es schon alle Spatzen vom Dach pfeifen, gibt auch Stoltenberg zu, daß alles danach aussieht, als wenn die nächste Offensive nicht von der Ukraine ausgehen wird, sondern von Rußland, wenn die ganzen Reservisten in die Truppen in der Ukraine integriert worden sein werden.

  28. Man kann sagen, das einzige, was derzeit wirklich kaputt geht, ist die Ukraine.

    Aber das scheint allen, vor allem der ukrainischen Führung, gleichgültig zu sein.

  29. „70 Abgeordnete der ukrainischen Rada weigerten sich, einen Appell an den Sprecher zu unterzeichnen, mit dem Vorschlag, Abgeordneten der pro-russischen Parteien zu entziehen, die inzwischen verboten sind, ihre Mandate zu entziehen.
    Die öffentliche Bewegung »Tschestno« (= in Wahrheit) berichtet, dass bisher 96 von 150 notwendigen Unterschriften gesammelt wurden, um dieses Thema auf die Tagesordnung der Parlamentssitzung zu setzen.
    Mitglieder der »Batkivshchyna«-Fraktion von Julia Timoschenko, die seinerzeit »Katzaps«“ (= abwertend für Russen) „mit Atomwaffen „überschütten“ wollte, weigerten sich fast vollständig, zu unterschreiben.
    Hat Julia Wladimirowna beim Springen ihre Schuhe gewechselt? Kaum … Es ist nur so, dass viele Abgeordnete einen ausgeprägten Selbsterhaltungstrieb haben. Sie verstehen, dass jetzt pro-russische Abgeordnete aus dem Parlament geworfen werden sollen, und morgen wird eine Formulierung für sie selbst gefunden werden.“

    (KP, 5.1.)

  30. Sind die Ankündigungen von Frankreich, Deutschland und den USA nun doch Panzer an die ukrainische NATO-Front zu schicken (wenn auch nur "leichte" und wenige und eh nicht "gleich"), nur ein symbolischer Akt, um nicht gleich zu sagen, das wars, seht zu wie ihr da raus kommt, denn militärisch sind solche Lieferungen ja nur ein Tropfen auf den heißen Stein (gemessen an Zaluschnyjs Wunschliste im Economist), oder wollen die NATO-Staaten damit nur einen ersten Schritt zu einer "richtigen" Wiederaufrüstung der ausgebluteten ukrainischen Armee machen? Und warum dann nicht gleich die Sachen mit Wumms, um Scholz zu zitieren, also Leopard und Abrams Panzer? Und von zusätzlichen Artilleriegeschützen war auch keine Rede, obwohl die Ukraine die besonders dringend bräuchte (Vielleicht, weil die NATO eh keine Munition mehr dafür mitschicken könnte?).
    Eine einzige weitere Patriot-Batterie wird den Himmel über der Ukraine auch nicht sonderlich beherrschen können.

  31. Reinhard Lauterbach:  Der nächste Schritt
    Westliche Panzerlieferungen.

    Die Nachrichten darüber, dass die NATO nun die ersten Panzer aus Eigenbeständen an die Ukraine liefern will, werden wieder einmal als ein »Dammbruch« beklagt werden. Dabei sind diese Lieferungen genau das nicht. Sie sind ein logischer Schritt in einer Strategie, die das westliche Kriegsbündnis seit dem russischen Einmarsch verfolgt: praktisch auszutesten, was sich Russland bieten lässt, ohne seinerseits die Herausforderung seitens der gesamten NATO anzunehmen.    (…)

    Auf eine immanente Grenze dieser Lieferungen hat am Mittwoch die Washington Post hingewiesen: Was die Biden-Regierung als »Bestreben, eine Eskalation zu vermeiden«, darstelle, sei in Wahrheit ein echtes technisch-logistisches Problem: Die »Abrams«-Panzer, die die Ukraine gern aus den Vereinigten Staaten hätte, sind erstens mit 52 Tonnen so schwer, dass keine ukrainische Brücke sie aushält; erst recht übrigens der von Kiew erbetene »Leopard« mit seinen 62 Tonnen. Da ist der französische »AMX-10« mit 20 Tonnen Kampfgewicht das Mittel der Wahl. Die »Abrams« seien zweitens störanfällig, so dass man nicht umhinkäme, eigenes Personal für die Instandhaltung in die Ukraine zu schicken. Und drittens haben sie einen Spritverbrauch, der die Möglichkeiten des Landes – wo infolge des militärischen Bedarfs und der Zerstörung der meisten Raffinerien Treibstoff sowieso knapp ist – klar übersteige. Das heißt, die »Abrams«-Lieferung zu verweigern, ist kein Zeichen der Zurückhaltung, sondern die Dinger würden in der Ukraine im Moment zu kaum etwas taugen.(…)

    Russland wollte die Eskalation nicht riskieren.  Es bekommt sie trotzdem. Es sei denn, es kapituliert vor dem Anspruch der NATO, auch ganz Osteuropa militärisch zu kontrollieren, und verzichtet auf den Rest seines eigenen Großmachtanspruchs. Michail Gorbatschow hat das versucht; es ist Russland nicht gut bekommen. Wenn Wladimir Putin eine Lehre aus den 1990er Jahren verinnerlicht hat, dann diese.

    https://www.jungewelt.de/artikel/442236.der-nächste-schritt.html

  32. Deutschland liefert 40 Marder-Panzer – „noch im ersten Quartal“

    Deutschland und seine Panzer für die Ukraine – Erst der Marder, dann der Leopard

    Ob die Leos nützlich sind, spielt m.E. nicht die entscheidende Rolle. Wichtiger als ihre Einsetzbarkeit, militärische Brauchbarkeit ist die politische Botschaft, dass man sich von Russlands atomarem Potential nicht von des Eskalation des Krieges bzw. der Waffensystemen abschrecken lässt. Das entwertet das atomare Drohpotential. d.h. der Krieg wird durchgefochten als gäbe es russische Atomwaffen gar nicht.

  33. “Wichtiger als ihre Einsetzbarkeit, militärische Brauchbarkeit ist die politische Botschaft, dass man sich von Russlands atomarem Potential nicht von des Eskalation des Krieges bzw. der Waffensystemen abschrecken lässt.”

    Ja nun, das hat Rußland ja auch schon gemerkt. Nur was folgt denn im Westen aus dem immer entschlosseneneren Auftreten, Rußland die Stirn bieten zu wollen. Bisher doch nichts (weil der Schiß eben tief sitzt und wohlbegründet ist). Denn 40 Marder, vielleicht 50 Leopard und nochmal 50 Bradley (aus einem Depot von rund 3000(!)) werden der Ukraine nicht zum Sieg verhelfen und eventuell auch die Niederlage nicht groß beeinflussen können. Auch wenn Deutschland jetzt sogar doch noch eine Patriot-Batterie draufpackt. (Um die wirklich belastbar einsetzen zu können braucht es übrigens Schulungen von rund einem Jahr.)

    Auffällig ist an den neuerlichen Zusagen, daß weder Kampfflugzeuge noch Langstreckenwaffen noch Artilleriegeschütze oder Raketenwerfer überhaupt angekündigt wurden, und eben auch keine “richtigen” Panzer, noch nicht mal Leopard-1 die nicht wedentlich kampfstärker sein dürften wie die französischen AMX-10.
    Sind wirklich schon alle sovietischen Panzer, die es im Westen und vor allem bei NATO-Staaten gab, schon von der Ukraine im Krieg verbraucht worden, daß die USA da gar nichts mehr nachschieben (können)?

  34. "Denn 40 Marder, vielleicht 50 Leopard und nochmal 50 Bradley (aus einem Depot von rund 3000(!)) werden der Ukraine nicht zum Sieg verhelfen"

    Meine Auskunft war aber doch gerade, dass die Lieferung dieser schweren Waffen gar nicht auf ihren militärischen Zweck berechnet sind. Darauf sagst du sie würden der Ukraine nicht zum Sieg verhelfen. – Hab ich das nicht gerade gesagt? Klar verhelfen sie der Ukraine nicht zum Sieg, weil das gar nicht ihr Zweck ist. Die sollen bloß die Niederlage verhindern und den Kriegszustand aufrecht erhalten und sie sollen zeigen, dass der Westen nicht davor zurückschreckt die Ukraine weiter auch mit Natowaffen zu versorgen.

    Sind wirklich schon alle sovietischen Panzer, die es im Westen und vor allem bei NATO-Staaten gab, schon von der Ukraine im Krieg verbraucht worden, daß die USA da gar nichts mehr nachschieben (können)?

    Die USA hatte eh nie Bestände von sowjetischen Panzern und wie es aussieht, sind die Restbestände in den ehemaligen Staaten des Warschauer Pakts über Ringtauschaktionen in die Ukraine gewandert. Was für einen Grund soll es geben das alte Zeug zurückzuhalten, wenn man neue Waffen dafür bekommt?

    Kampfflugzeuge sind wieder ein anderes Kaliber. Viel teuerer, viel Ausbildungsintensiver, ohne Infrastruktur im Hintergrund nicht einzusetzen. Das ginge wahrscheinlich gar nicht ohne echten Kriegseintritt der Nato.

  35.  Klar verhelfen sie der Ukraine nicht zum Sieg, weil das gar nicht ihr Zweck ist. Die sollen bloß die Niederlage verhindern und den Kriegszustand aufrecht erhalten und sie sollen zeigen, dass der Westen nicht davor zurückschreckt die Ukraine weiter auch mit Natowaffen zu versorgen.

    Mit den paar gepanzerten Mannschaftstransportfahrzeugen wird auch eine Niederlage nicht verhindert, und wenn die Ukraine nicht verliert ist der Krieg erst mal vorbei. 

    Aber was soll denn mit so symbolischen Erschreckungen der NATO erreicht werden? Ja, sie machen klar, daß sie grundsätzlich weiter Waffen liefern. Aber ebe nur grundsätzlich. Praktisch eben nicht (mehr). 

    Was für einen Grund soll es geben das alte Zeug zurückzuhalten, wenn man neue Waffen dafür bekommt?

    Darüber gab es ja regelmäßig Streit, weil Deutschland den osteuropäischen Staaten ihre alten Panzer eben nicht eins-zu-eins ersetzen wollte, sondern dachte, da kommt man doch billiger raus.

    Wenn wirklich alle effektiv und schnell einsetzbaren T-62 bis T-72 schon an der Front verheizt wurden von der Ukraine, dann würde es natürlich mau aussehen, denn der mögliche Ersatz wären ja nur die Leopard- Panzer (und da eigentlich nur der neuere wirklich sinnvoll) und noch schlechter der große M1 Abrams. Und die in die Armee einzubauen, schnell einzubauen, wäre eine Herkules-Aufgabe. Und wenn es darum geht zu zeigen, daß die NATO weiter Waffen liefern wird, warum liefert sie dann nicht jetzt schon weitere Waffen, so sonderlich viel Zeit bleibt der ukrainischen Armee ja sicher nicht mehr, sich auf die großen ja von den meisten erwarteten russischen Angriffe vorzubereiten?

    Was soll mit solcher Symbolpolitik erreicht werden? Jedenfalls beim russischen Generalstab und nicht bei den Bundestagsfraktionen der Grünen und der FDP.

    “die politische Botschaft, dass man sich von Russlands atomarem Potential nicht von des Eskalation des Krieges bzw. der Waffensystemen abschrecken lässt. Das entwertet das atomare Drohpotential”
    Bis einschließlich zu diesem Eskalationsschrittchen kann man aber nicht erkennen, daß die USA bei den Waffensystemen merklich zulegen wollen. Keine Flugzeuge, keine Raketen, keine Panzer, keine Artilleriegeschütze. Ich sehe nicht, daß durch die NATO-Lieferpolitik das russische atomare Drohpotential entwertet worden ist.

  36. "und wenn die Ukraine nicht verliert ist der Krieg erst mal vorbei." Ein "nicht" zuviel? Denn wenn die Ukraine den Krieg nicht verliert ist er eben nicht vorbei. Geliefert wurde ja nicht nur Mannschaftstransportfahrzeuge, sondern Schützenpanzer.

    "Aber was soll denn mit so symbolischen Erschreckungen der NATO erreicht werden?" Wenn der Krieg weitergeht und am Laufen gehalten wird, ist das doch keine Symbolik.

    "Und wenn es darum geht zu zeigen, daß die NATO weiter Waffen liefern wird, warum liefert sie dann nicht jetzt schon weitere Waffen…" Hast du das nicht selbst schon beantwortet? Weil die Waffen allein nichts nützen, wenn niemand sie bedienen kann. Deshalb werden Ukrainer jetzt erstmal in Deutschland an diesen Waffen ausgebildet.

    "Was soll mit solcher Symbolpolitik erreicht werden?" Das ist keine Symbolpolitik. Es soll den Russen praktisch vorgeführt werden, dass sie gegen den Westen keine Chance haben und sie sich alle imperialistischen Ambitionen abzuschminken haben, dass sie gegen den Westen nichts erreichen und das an der Unterordnung unter die USA kein Weg vorbei führt.

    ", keine Raketen, keine Panzer, keine Artilleriegeschütze" Seltsam. Da reist der Selenskji nach Washington und bekommt Patriot Abwehrraketen. Da liefert Frankreich Panzer und daraufhin auch die USA und Deutschland – Leopardpanzer sind nach Meinung des Handelsblatts nur noch eine Frage der Zeit, die Deutschen und Amerikaner liefern Haubitzen (inkl. Munition) und du sagst das sei nicht so. Zuerst haben die Deutschen Helme geliefert, jetzt liefern sie Panzer und du kannst keine Entwertung des russischen atomaren Drohpotentials erkennen. Wirklich?

    Die Ukraine hatte schon seit Monaten um westliche Schützen- und Kampfpanzer gebeten. Nach SPIEGEL-Informationen hatten Deutschland, Frankreich und die USA seit kurz vor Weihnachten ausgelotet, wie man die Ukraine wirksamer ausstatten kann. Dabei war nach Angaben aus Sicherheitskreisen schnell klar, dass alle drei Nationen Panzer liefern würden. In Berlin wurde betont, dass keiner der Partner gedrängt wurde, stattdessen habe es schnell Einigkeit gegeben, dass man bei den Waffenlieferungen einen weiteren Schritt gehen müsse.

    »Ein Panzerkanzler ist Olaf Scholz sicher nicht«, heißt es in der »Passauer Neuen Presse« . »Wenn schon militärisch, dann wohl eher Schützengraben-Regierungschef. Trotz aller durchaus umfangreichen Waffenhilfe für die Ukraine hat die Bundesregierung immer größten Wert daraufgelegt, in Deckung zu bleiben.«

    Die »FAZ« sieht in den Waffenlieferungen hingegen ein Signal, »dass es der Westen ernst meint mit der Eindämmung der russischen Expansionspolitik.« Weiter heißt es: »Die Steigerung des Kampfwerts ist spürbar, aber sie geschieht graduell. Da es auch immer noch darum geht, ein Übergreifen des Krieges auf die Nato zu vermeiden, hat sich das bewährt. Es ist richtig, dass die Bundesregierung ebenfalls einen ›qualitativ neuen Schritt‹ ankündigt. Sie sollte ihn im Einklang mit den Verbündeten machen.«

    Hört sich verdammt nach Eskalation an, oder? Eine Eskalation, die sich Scholz nur gemeinsam mit den Verbündeten traut.

  37. Wenn der Krieg weitergeht und am Laufen gehalten wird, ist das doch keine Symbolik

    Ja, wenn. Aber ich sage doch die ganze Zeit, daß nur mit symbolischen Waffenlieferungen der Krieg gerade nicht am Laufen gehalten werden kann, so wie es jetzt läuft, geht die Ukraine einer Niederlage entgegen und nicht einem immerhin nicht ganz so schlimmen Patt an den Fronten.

     Es soll den Russen praktisch vorgeführt werden, dass sie gegen den Westen keine Chance haben

    dazu müßten die Waffenlieferungen aber geeignet sein, diesen Eindruck zu machen. Bisher, mit den bisherigen Waffen hat eben die Ukraine nicht wirklich Chancen gehabt, gegen die russische Armee ankämpfen zu können. Bisher haben sie nur eine größere Schlacht wirklich im Kampf gewonnen, die Schlacht vor Charkow. Mit einer Überlegenheit an Truppen und Material von vielleicht 8:1. Und auch dabei haben sie viel Federn lassen müssen, also Gerät verloren.

    Da reist der Selenskji nach Washington und bekommt Patriot Abwehrraketen.

    Ja, genau eine einzige Batterie, die in genau einem Jahr voll einsatzbereit sein wird. Und weil Scholz ganz auf Augenhöhe mit Biden ist, von Deutschland nochmal eine Batterie oben drauf. Das reicht doch buchstäblich vorn und hinten nicht.

    Da liefert Frankreich Panzer und daraufhin auch die USA und Deutschland

    Ja, und wieviele? 120? Zalushnyj hat jedenfalls ein Vielfaches für nötig befunden für eine eventuelle Gegenoffensive.

    die Deutschen und Amerikaner liefern Haubitzen (inkl. Munition)

    Die Deutschen haben einmalig ein paar Panzerhaubitzen 2000 geliefert, ich glaube es waren 15 Stück. So ungefähr alle 60 Km eine. Und die USA haben vielleicht etwas mehr als 100 M777 geliefert und 20 HIMARS (bei denen nun wirklich der Verbrauch für die USA zu hoch ist). Was sonst? 

    Zuerst haben die Deutschen Helme geliefert, jetzt liefern sie Panzer und du kannst keine Entwertung des russischen atomaren Drohpotentials erkennen?

    Nein erkenne ich noch nicht. Ja, die Lieferung von Helmen war eine Verarschung, das hat ja die Melnyk-Fraktion gleich empört festgestellt. Aber von einer Neu-Ausrüstung der ukrainischen Armee, so wie sie Zalushnyj für nötig gehalten hat, 300 Leopard-2 oder M1 Abrams, 500-700 Schützenpanzer und gepanzerte Manschaftstransporter, weiteren 500 Geschützen, ist von den NATO-Staaten weder was versprochen worden, noch geliefert. Die russische Drohung steht noch.

    Es ist ja gar nicht strittig, daß diese Panzerlieferungen eine Eskalation sind. Aber zu behaupten, daß damit schon erreicht worden sei oder auch nur werden könne,

    dass sie gegen den Westen keine Chance haben und sie sich alle imperialistischen Ambitionen abzuschminken haben, dass sie gegen den Westen nichts erreichen und das an der Unterordnung unter die USA kein Weg vorbei führt.

    das sehe ich nun wirklich nicht. Und das wird auch nur mit erheblich mehr Eskalation zu einer glaubwürdigen Drohung.

  38.  "…so wie es jetzt läuft, geht die Ukraine einer Niederlage entgegen und nicht einem immerhin nicht ganz so schlimmen Patt an den Fronten." Das prophezeist du seit Monaten und es passiert einfach nicht. Im November waren es die Russen, die sich aus Cherson zurückgezogen haben.

    "Das reicht doch buchstäblich vorn und hinten nicht." Wofür reicht es nicht? Du misst das immer daran, dass die Waffenlieferungen die Ukrainer in die Lage versetzen müssten die Russen aus dem Land zu werfen. Statt festzuhalten, dass wenn das mit den zur Verfügung gestellten Mittel nicht geht, dass das dann wohl auch nicht der Zweck ist.

    "Die Deutschen haben einmalig ein paar Panzerhaubitzen 2000 geliefert, ich glaube es waren 15 Stück."

    • 18 Radhaubitzen RCH 155*, 
    • 7 Flakpanzer GEPARD*
    • 42 Minenräumpanzer*
    • 1.100 Schuss Artilleriemunition 155 mm*
    • 156.000 Schuss Munition 40mm Granatwerfer*
    • 5 Pionierpanzer Dachs
    • 3 schwere und mittlere Brückensysteme*
    • 16 Panzerhaubitzen Zuzana 2*
    • 3 Luftverteidigungssysteme IRIS-T SLM*
    • 13 Brückenlegepanzer BIBER*
    • 20 Raketenwerfer 70mm auf Pick-up trucks mit Raketen*
    • 15 Bergepanzer 2* (zuvor: 13)
    • 60.000 Schuss Munition 40mm Granatwerfer*
    • 18.500 Schuss 155 mm Artilleriemunition
    • 3 Brückenlegepanzer BIBER*
    • 30 MG3 für Bergepanzer
    • 17 schwere und mittlere Brückensysteme*
    • 14 Panzerhaubitzen 2000
    • 30 Flakpanzer GEPARD inklusive circa 6.000 Schuss Flakpanzermunition*
    • 53.000 Schuss Flakpanzermunition
    • 3.000 Patronen „Panzerfaust 3“ zuzüglich 900 Griffstücke
    • 14.900 Panzerabwehrminen
    • 500 Fliegerabwehrraketen STINGER
    • 2.700 Fliegerfäuste STRELA 
    • 22 Millionen Schuss Handwaffenmunition
    • 50 Bunkerfäuste
    • 100.000 Handgranaten
    • 7.944 Panzerabwehrhandwaffen RGW 90 Matador*
    • usw.

    Und das sind nur die von Deutschland gelieferten Waffen im Wert von 2,2 Milliarden Euro.

    "Zalushnyj hat jedenfalls ein Vielfaches für nötig befunden für eine eventuelle Gegenoffensive." Und das wundert dich. Ist doch klar, dass der nie genug kriegen kann. 

    "Was sonst?" Munition z.B. in Milliardenhöhe. 

    "Ja, die Lieferung von Helmen war eine Verarschung, " Helme sind Helme und keine Verarschung.

    "Aber von einer Neu-Ausrüstung der ukrainischen Armee, so wie sie Zalushnyj für nötig gehalten hat," Meine Güte! Natürlich will der oberste Militär der Ukraine soviel wie er kriegen kann. Wundert dich das! Je mehr Gerät, desto geringer die Opfer auf der eigenen Seite und desto mehr Aussicht auf Erfolg. Vielleicht sind die westlichen Alliierten ja nicht der Ansicht, dass es auf die Vermeidung von Opfern ankommt.

    Nicht die Waffenlieferungen stellen praktisch her "dass sie gegen den Westen keine Chance haben und sie sich alle imperialistischen Ambitionen abzuschminken haben,…" sondern die Aufrechterhaltung des Kriegszustandes macht das und dafür sollen die Waffenlieferungen taugen. Scholz hat als Kriegsziel ausgegeben: Russland darf den Krieg nicht gewinnen. Russland wird ein permanenter Kriegszustand aufgehalst. Dem Westen zwar gleichzeitig auch, aber der Westen ist der Ansicht, dass er das aushält und Russland nicht. 

    Du musst auch in Betracht ziehen, dass die deutsche Armee längst nicht mehr den Umfang hat und in der Verfassung ist, wie im kalten Krieg. ob es wirklich so ratsam ist, komplett die Hosen runter zu lassen, nur um Russland aus der Ukraine raus zu schmeißen, bloß weil der ukrainische Heerführer meint, dass der Westen ihn zu wenig unterstützt.

  39. Du musst auch in Betracht ziehen, dass die deutsche Armee längst nicht mehr den Umfang hat und in der Verfassung ist, wie im kalten Krieg

    Ich weiß. Als ich noch Soldat war, hatte die Bundeswehr rund 3000 Panzer. Jetzt keine 300.

    Deine Liste ist sicherlich weitgehend vollständig. Jedenfalls was die offiziellen Lieferungen angeht. Denn da könnte ja auch bewußt untertrieben worden sein. Mir ging es um schwere Artillerie. Und da weist auch deine Liste eben nur die 14 Haubitzen aus (eine weitere kam glaube ich aus den Niederlanden dazu). Und ist dir auch aufgefallen, daß da herzlich wenig Munition dabei war? Keine 20.000 Granaten 155 mm! Die Ukraine verschießt so zwischen 2 und 4 Tausend pro Tag. Und von den erstmal nur versprochenen IRIS-T Einheiten ist genau eine bisher geliefert worden, und wieviele Raketen da zum Ausrüstungssatz gehören, habe ich nirgends gefunden. War wohl nicht zum Prahlen geeignet. Die Pleite mit dem Gepard hast du sicher auch nicht vergessen: Da hat die Schweiz, die die Hand auf der Munition hat, die Lieferung in die Ukraine verboten.

    Wir werden eh sehen, ob die Waffenlieferungen die Ukraine im Spiel halten können oder ob die NATO so billig nicht davon kommen wird.

  40. Nein. Die vollständige Liste habe ich schon im vorletzten Beitrag verlinkt. Ich habe nicht alles hierher kopiert, weil die Liste einfach zu lang ist. Unter anderem auch ein Haufen LKW. 

    https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/krieg-in-der-ukraine/lieferungen-ukraine-2054514

    Sie stammt vom 4. Januar 2023. Außerdem sind da nicht nur 14 Haubitzen aufgeführt, sondern außerdem noch 16 Panzerhaubitzen Zuzana 2*, 18 Radhaubitzen RCH 155*. 60.000 Schuss Munition 40mm Granatwerfer*, 156.000 Schuss Munition 40mm Granatwerfer* 22 Million Schuss Handwaffenmunition, 100.000 Handgranaten, 7.944 Panzerabwehrhandwaffen RGW 90 Matador*, 14.900 Panzerabwehrminen

    Also bitte, das ist durchaus eine Ausrüstung für eine Armee und Deutschland ist wie gesagt nicht das einzige Land das liefert. Frankreich, GB, Polen, Tschechien, USA usw. Aus der USA kommt massiv Munition. Ich glaube nicht, dass du dir Sorgen machen musst, dass in der Ukraine zu wenig Waffen ankommen.

    Das kommt zwar immer in den Medien, die so kriegsverhetzt sind, dass ihnen Scholz immer als Bremser gilt. Egal was diskutiert wird, die CDU als Opposition legt immer noch eins drauf. Im Geschrei nach Waffen für die Ukraine überholt die Öffentlichkeit immer die Regierung, die natürlich wie immer die größten Versager sind. Mit der Realität hat das aber nichts zu tun. So geht eben die Rechtfertigung des Natokrieges, der immer noch nicht radikal genug durchgezogen wird gegen den verrückten Putin, den man nur mit Gewalt zur Raison bringen kann.

  41. Ich verstehe ehrlich nicht ganz die Debatte darum, daß diese ganzen Waffenlieferungen „der Ukraine nicht zum Sieg verhelfen“ können.
    Das haben doch kürzlich die Ober-Amis selbst gesagt, daß das in nächster Zeit nicht drinnen ist.

    Für die USA läuft doch alles – zimindest in Europa – nach Plan. Sie haben die NATO-Verbündeten auf Linie gebracht und Rußland in einen Abnützungskrieg verwickelt. Die Ukraine ist in diesem Konflikt Mittel zum Zweck und Waffen-Ausprobier-Gelände.

    Bleiben also die europäischen Verbündeten, die sich darüber zu profilieren zu versuchen, was sie an Waffen aus Alt-Beständen oder aus ihrem derzeitigen Militär hinüberschicken wollen und können.
    Daß das irgendeinen Durchbruch für die Ukraine bringen soll, erwartet doch niemand.
    Daß die Russen die Ukraine plattmachen, will natürlich auch niemand.

    Außerdem gibt es sicherlich intern in allen Regierungen und Generalstäben Debatten darüber, was das eigene Militär eigentlich leisten soll. Auslandseinsätze wie in Afghanistan und Mali sind ja eher blamabel zu Ende gegangen.
    Für den Balkan reicht es aber allemal, falls Serbien sterbien oder dort irgendeine andere Front begradigt soll. Darüber kann man natürlich auch fest streiten …

    Für einen Marsch nach Osten hingegen kann ich derzeit keine Bereitschaft entdecken.

    Was die Abrams-Panzer angeht, so erinnere ich mich an einen Artikel vom Vorjahr in einer russischen Zeitung, daß Polen dafür, daß es seine alten sowjetischen Panzer hinübergeschickt hat, Abrams als Ersatz angeboten bekommen hat.
    Wenn also Abrams nach Europa kommen, dann doch eher nach Polen, wo übrigens seit ca. einem Jahrzehnt oder länger (ich glaube, die Fußball-EM 2012 wurde da als Vorwand genommen,) ein Straßenbauprogramm zur Verstärkung der entsprechenden Brücken läuft.

  42. Militärische Mobilität: EU fördert Projekte mit 425 Mio. Euro

    Militärische Mobilität

    Im Rahmen der Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen für militärische Mobilität, die für denselben Zeitraum offen war, werden 22 Projekte mit 339 Mio. Euro unterstützt und sichergestellt, dass die Infrastruktur angepasst wird, um die zivile und militärische Mobilität innerhalb der EU gemeinsam zu verbessern, sodass sie für Güter mit doppeltem Verwendungszweck kompatibel ist. Beispiele für Projekte sind die Modernisierung der Eisenbahninfrastruktur, um den Verkehr größerer und schwererer Züge zu ermöglichen, die Erhöhung der Kapazität von Häfen und Flughäfen und den Ausbau von Straßenbrücken. Die nächste Aufforderung zur Einreichung von Vorschlägen zur militärischen Mobilität wird im Mai 2022 veröffentlicht.

    Hintergrund

    Der finanzielle Beitrag der EU erfolgt in Form von Finanzhilfen mit unterschiedlichen Kofinanzierungssätzen oder Finanzierungsbeiträgen, je nachdem, ob sich das Projekt in einem Land befindet, das für eine Unterstützung aus dem Kohäsionsfonds in Frage kommt oder nicht.

    Im Rahmen des CEF-Verkehrsprogramms wurden 25,8 Mrd. Euro für Finanzhilfen aus dem EU-Haushalt 2021-2027 zur Kofinanzierung von TEN-T-Projekten in den EU-Mitgliedstaaten zur Verfügung gestellt. Seit 2014 (im Rahmen des Haushalts 2014-2020) hat die Fazilität „Connecting Europe“ im Verkehrssektor über 1000 Projekte unterstützt.

     Im Übrigen bin ich ganz deiner Ansicht nestor.

  43. Biden-Berater: Ukraine-Hilfen für 2023 "felsenfest" gesichert

    Die US-Regierung hält die finanzielle Unterstützung für die Ukraine trotz veränderter Mehrheitsverhältnisse im Kongress für gesichert. Mit dem neuen Haushalt seien die finanziellen Hilfen für Kiew "felsenfest" sicher, fast für das gesamte Jahr 2023, sagte Bidens Nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan am Rande eines Besuches in Mexiko. Im neuen Haushalt seien 45 Milliarden US-Dollar, das sind umgerechnet etwa 42 Milliarden Euro, für Ukraine-Hilfen vorgesehen, obwohl die Regierung lediglich 37 Milliarden beantragt habe.

    Biden hatte das neue Haushaltsgesetz, das die milliardenschweren Hilfen für die Ukraine vorsieht, Ende Dezember unterzeichnet und so in Kraft gesetzt. Der neue Haushalt finanziert die Regierungsgeschäfte bis September 2023. Die Entscheidung kam kurz vor dem Wechsel der Mehrheitsverhältnisse im Kongress: Vergangene Woche übernahmen die Republikaner die Kontrolle im Repräsentantenhaus.

    Die Milliarden werden wahrscheinlich nicht vollständig als Geld, sondern in Form von Waffen und sonstiger Unterstützung in die Ukraine fließen. Aber 42  Milliarden Euro bis Sept 2023  ist schon ein ordentlicher Brocken. Kommt noch die Unterstützung aus Europa dazu. Diese Geldsummen sind durchaus dafür vorgesehen Putin den Krieg nicht gewinnen zu lassen. Wie es am Ende kommt, weiß niemand. Aber als halbherzig oder so, würde ich das nicht bezeichnen.

  44. Einerseits hat die KP schon seinerzeit analysiert, daß ein guter Teil der Ukraine-Hilfe Subventionen an die US-Rüstungsindustrie oder andere Gelder sind, die ins US-Verteidigungsbudget einfließen oder zur Aufrüstung treuer Verbündeter verwendet werden können.

    Zusätzlich wies sie auch kürzlich wieder einmal darauf hin, daß sich diese Hilfspakete auch sehr gut für Geldwäsche eignen …

  45. „Sie stahlen Milliarden, Köpfe flogen: Was bedeuten die Massenentlassungen in Selenskijs Gefolge wirklich?

    Anstatt sich mit ukrainischen korrupten Beamten um zu umgeben, ließ Selenskij sie in Frieden und mit Millionen in der Tasche ziehen

    Diese Woche begann nicht einfach für Selenskijs Mannschaft. Eine ganze Reihe von Rücktritten, eher wie eine Epidemie eines tödlichen Virus, verminderte den Kreis seiner Mitarbeiter um gleich mehrere prominente Persönlichkeiten. An erster Stelle stand Kyrylo Timoschenko, der Stellvertreter des Leiters des Büros des ukrainischen Präsidenten Andrij Jermak.

    Diese Person musste geopfert werden, um die Reihen des Teams von »Korruptionsverdacht« zu befreien. Es klingt natürlich lächerlich in Bezug auf denjenigen, der das große Bauprogramm beaufsichtigte, das in der Ukraine treffend als »der große Diebstahl« bezeichnet wurde, der (natürlich nicht allein) mindestens 50 Milliarden Griwna (läppische 1,25 Mrd. Euro) im Straßenbau- und -reparaturprogramm gestohlen hatte. Er griff auch in die Kasse der humanitären Hilfe des sich im Krieg befindlichen Landes und füllte von dort mehrere zehn Millionen Dollar in seine Tasche.

    Und nach all dem, wie in der Ukraine allen bekannt ist, suchte er von sich aus um seinen Rücktritt an und unterschrieb: »Bei meiner Ehre!« Obwohl er am Tag zuvor noch verkündete, »kämpfen« zu wollen.

    Auch zahlreiche Skandale mit der Veruntreuung humanitärer Hilfe und deren Weiterverkauf über kommerzielle Geschäfte durch neu formierte organisierte kriminelle Gruppen, die unter Beteiligung von Timoschenko nahestehenden Personen entstanden sind, die seit Monaten bekannt waren, spielten eindeutig eine Rolle in dieser Geschichte.
    Aber die gleichen »Umleitungen« wurden ebenso zugunsten von Jermak vorgenommen. Dies waren zwei Teams unter dem Kommando von Jermak und Timoshenko, die im Kampf um Finanzströme antraten. Gleichzeitig waren beide Selenskijs Vertraute, sie stahlen jedoch unabhängig voneinander, ohne großzügige Beiträge an den Chef zu vergessen.

    Auch Wjacheslaw Schapowalow, stellvertretender Verteidigungsminister der Ukraine, wurde Opfer des Korruptionsskandals.
    Nach dem Skandal um die Lieferung von Lebensmitteln an die Streitkräfte der Ukraine zu doppelt oder dreifach überhöhten Preisen schwankte der Stuhl unter Verteidigungsminister Alexei Reznikov selbst deutlich, aber wie informierte Quellen sagen, wurde er von demselben allmächtigen Jermak gerettet, Selenskijs rechter Hand. Obwohl es immer öfter den Anschein hat, dass diese im Hintergrund tätige Figur auch der Kopf des ukrainischen Präsidenten ist, sozusagen  die graue Eminenz des ukrainischen Throns. Oder des Hetmanats, wenn wir historischen Traditionen folgen. (Tatsächlich war auch der berühmte ukrainische Verräter des russischen Zaren, Iwan Masepa, die meiste Zeit seines Lebens als Schreiber des Hetmans tätig.)

    Wer mußte noch seinen vertrauten und warmen Sessel verlassen? Iwan Lukerja, der Stellvertretender Minister für Gemeinden, Gebiete und Infrastrukturentwicklung der Ukraine, sein Kollege im selben Ministerium, ein weiterer stellvertretender Minister Wjatscheslaw Negoda, und der Stellvertreter des Ministers für Sozialpolitik Witalij Musytschenko.
    Man könnte hier natürlich leise und sarkastisch in einer Ecke kichern und sagen, warum das Land stellvertretende Minister braucht für etwas, was das Land nicht hat, da alle Sozialpolitik auf die Verteilung von Geldern aus dem Westen reduziert und die gesamte Infrastruktur in Trümmer gelegt wird – nicht ohne die Beteiligung unserer russischen Truppen. Aber in diesem Fall wäre es logischer, die Minister sofort zu entlassen und sich nicht auf ihre Stellvertreter zu beschränken.

    Hätte der Westen übrigens darauf bestanden, bei den überweisen finanziellen Mitteln einen Posten mit »Sozialpolitik« zu markieren, so würden die Ukrainer vermutlich mehr bekommen, weil  dieses Geld schwieriger zu plündern wäre.

    Das Wesen der massenhaften Rücktritte hochrangiger Staatsbediensteter besteht darin, dass sie vor die Wahl gestellt wurden: Entweder Rücktritt oder die Sache wird der Justiz und dem SBU übergeben und wird Haftstrafen zur Folge haben. Jermak braucht keine persönlichen Treueschwüre von ihnen, er hat bereits neue Leute für diese Posten vorbereitet. »Beweise« gegen sie sind mehr als genug vorhanden, nicht nur für eine, sondern für mehrere Prozesse auf einmal. Aber sie einfach zu verhaften wäre auch schwierig – sie hatten zu hohe Posten, sie wissen zu viel, es ist besser, sie ruhig wohin auch immer gehen zu lassen …

    Ebenso sind auch 5 aktuelle Führer der Regionen ihrer Posten verlustig gegangen, von Dnepropetrowsk, Kiew, Sumi sowie diejenigen, die in den unter ukrainischer Hoheit verbliebenen der Regionen Saporoschje und Cherson am Ruder waren. Und von diesen fünf kann nur der Ex-Chef der Kiewer Regionalen Militärverwaltung Oleksij Kuleba (– nicht der Leiter des Außenministeriums, sondern ein anderer Kuleba) seinen jetzigen Rücktritt in einen Erfolg umwandeln, denn Gerüchten zufolge soll er den Platz der entlassenen Timoschenko in der Position des Stellvertreters Jermaks einnehmen.

    Die Auswahl dieser, hmmm, Gouverneure, deutet auch darauf hin, dass Jermak gemeinsam mit Selenskij die »Feld« für seine eigenen Interessen räumt.
    Mit Ausnahme von Kuleba zeigten diese Gouverneure nämlich eine gewisse Unzufriedenheit mit der Arbeit von Kiew, erlaubten sich einen leichten Widerstand, angeführt vom Bürgermeister von Kiew, Witalij »Slatoust« (= Goldmund) Klitschko, unter anderem in Bezug auf die Finanzierung von »Aufwärm- und Aufladezentren« für die Zeiten, wo die Stromversorgung unterbrochen ist. Vor allem waren sie jedoch sehr wichtige Glieder in Timoschenkos »Bereicherungs-Maschinerie«.

    Jetzt gilt es, den Bürgermeister von Dnepropetrowsk, Boris Filatow, zu ersetzen, der sich unvorsichtigerweise mit der ukrainischstämmigen republikanischen US-Kongressabgeordneten Victoria Spartz gegen Jermak verbündet hat.
    Das einzige, was Boris »Wir werden Sie später einmal aufhängen« (1) Filatow noch retten kann, ist die Schwierigkeit, ihn durch eine ihm gleichwertige Figur zu ersetzen.

    Selenskij hat keinen der korrupten Beamten aus seinem Gefolge vor Gericht stellen lassen, obwohl er versprochen hat, solche einzusperren, als er zum Präsidenten gewählt wurde (aber was hat er damals nicht alles versprochen), er hat einfach die exponiertesten und verhaßtestesten Figuren mitsamt mit den Millionen und Milliarden, die sie gestohlen haben, entlassen.
    Außerdem hat er, nachdem er zuvor die Informationsmaschinerie von allen Widerständlern befreit hatte, jetzt alle Finanzströme in einer Hand konzentriert. Und hierbei handelt es sich um seine, haha, rechte Hand – Andrij Jermak.
    Außer vielleicht den des illegalen Waffenhandels durch die diesem Verantwortungsbereich zugeordneten Funktionäre der Streitkräfte der Ukraine. Aber das ist die Domäne des Oberbefehlshabers der Streitkräfte der Ukraine Saluschnij. Zumindest bisher. Oder bis er durch einen in Selenskijs Augen vertrauenswürdigeren General ersetzt wird.

    Dies ist die Essenz von Rücktritten und Karriereknicks im erweiterten Kreis des Selenskij-Teams, wo die Schwächeren ohne Reue von den Stärkeren gefressen werden.
    Nebenbei konnte Selenskyj auch nach Washington melden, wie er kompromisslos und ohne sich selbst zu schonen gegen die Korruption vorgeht.“

    (I) Damit bedrohte er angeblich einmal einen ukrainischen prorussischen Journalisten bei einer Veranstaltung.

    (KP, 24.1.)

    Dem ist nicht viel hinzuzufügen.

    In den USA verlangten sie ein Vorgehen gegen Korruption, weil es im Kongreß Forderungen gab, diese abzustellen – aufgeworfen wurde das Thema von der erwähnten Abgeordneten Spartz.
    Es handelt sich also nicht um einen Nebeneffekt, sondern um die wichtige Weißwäsche gegenüber den USA.

    Es geht also bloß um eine Personalrochade, um weiterzumachen wie bisher. Vermutlich tauchen die entsprechenden Figuren bald an anderer Stelle wieder auf.

    Die schon öfter kolportierten Reibungen zwischen Selenskij und Saluschnij scheinen sich vor allem ums Geld zu drehen.

  46. Polish PM denounces ‘shameful allegations’ by ex-Foreign Minister about plans to divide Ukraine

    Radosław Sikorski, the former Foreign Minister of Poland, claimed today, Monday, January 23, that the ruling Law and Justice party in Poland was thinking about the possibility of dividing Ukraine in the early days of the Russian invasion of Ukraine.

    Speaking with Zet radio, when asked whether Warsaw thought about dividing Ukraine in late February or early March 2022, he revealed: “I think in the first 10 days of the war there was a moment of hesitation when we all did not know how it would go. Ukraine could fall”.

    Sikorsky headed the Polish Foreign Ministry from 2007 to 2014. He is currently a member of the opposition Civic Platform but was previously a member of the Law and Justice party.

    aus: https://euroweeklynews.com/2023/01/24/polish-pm-denounces-shameful-allegations-by-ex-foreign-minister-about-plans-to-divide-ukraine/

  47. Ukrainische Medien bestätigten den Tod eines der Führer der UNA-UNSO »Paltschik« (= Fingerlein) in der Nähe von Artjomovsk (= Bachmut)

    Valery Paltschik wurde in der Nähe von Soledar in Richtung Artjomovsk eliminiert. Der Kriegskorrespondent Jevgenij Poddubnij schrieb darüber in seinem Telegram-Kanal.

    Paltschik trat 30 Jahre lang gegen Russland in verschiedenen Konflikten auf. Er nahm an den Feindseligkeiten in Transnistrien teil, kämpfte auf Seiten Tschetscheniens und Georgiens.

    In Deutschland verstarb (im November des Vorjahres in München) im Alter von 89 Jahren Jurij Schuchewitsch – der Sohn von Roman Schuchewitsch, dem Leiter der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN) und letztem Oberbefehlshaber der Ukrainischen Aufständischen Armee (UPA).
    (Jurij Schuchewitsch war Gründer der Nachfolgeorganisation UNA-UNSO, der Paltschik angehörte.)

    Was Roman Schuchewitsch betrifft, so leitete er nach 1943 die UPA. Er gilt als an den Massakern an Polen und Juden während der Aktivitäten der UPA in der Westukraine beteiligt.

    (KP, 30.1.)

  48. Wieder einmal ein Artikel über die ausländischen – in diesem Fall vor allem USA- – Söldner, die in der Ukraine kämpfen. Ihre Organisation hört auf den neckischen Namen „Mozart“:

    „Hard Drinking and Murky Finances: How an American Veterans Group Imploded in Ukraine

    The Mozart Group was training Ukrainian soldiers and evacuating frontline residents until the money ran out. Its collapse sheds light on the stresses faced by such groups.

    KYIV, Ukraine — Andrew Milburn, a former American Marine colonel and leader of the Mozart Group, stood in a chilly meeting room on the second floor of an apartment building in Kyiv about to deliver some bad news. In front of him sat half a dozen men who had traveled to Ukraine on their own dime to work for him.

    “Guys, I’m gutted,” he said. “The Mozart Group is dead.”

    The men stared back at him with blank faces.

    One asked as he walked toward the door, “What should I do with my helmet?”

    The Mozart Group, one of the most prominent, private American military organizations in Ukraine, has collapsed under a cloud of accusations ranging from financial improprieties to alcohol-addled misjudgments. Its struggles provide a revealing window into the world of foreign volunteer groups that have flocked to Ukraine with noble intentions only to be tripped up by the stresses of managing a complicated enterprise in a war zone.

    “I’ve seen this happen many times,” said one of Mozart’s veteran trainers, who, like many others, spoke only anonymously out of concerns that the Russians might target him. “You got to run these groups like a business. We didn’t do that.”

    Hundreds if not thousands of foreign veterans and volunteers have passed through Ukraine. Many of them, like Mr. Milburn and his group, are hard-living men who have spent their adult lives steeped in violence, solo fliers trying to work together in a very dangerous environment without a lot of structure or rules.

    The Mozart Group thrived at first, training Ukrainian troops, rescuing civilians from the front lines and raising more than a million dollars in donations to finance it all. But then the money began to run out.

    After months struggling to hold itself together, Mozart was plagued by defections, infighting, a break-in at its office headquarters and a lawsuit filed by the company’s chief financial officer, Andrew Bain, seeking the ouster of Mr. Milburn.

    The lawsuit, filed in Wyoming, where Mozart is registered as a limited liability company, is a litany of petty and serious allegations, accusing Mr. Milburn among other things of making derogatory comments about Ukraine’s leadership while “significantly intoxicated,” letting his dog urinate in a borrowed apartment and “diverting company funds” and other financial malfeasance.

    (…)

    (NYT, 1.2.)

    Das geht natürlich gar nicht: Erst sich der gerechten Sache anschließen, für gutes Geld natürlich, und dann die Führung dieses Landes schlechtmachen …

  49. Die Ukraine müsse erst mal wieder in eine Verhandlungsposition erst noch gebracht werden – so fassen sich diverse westliche Meinungen zum aktuellen Kriegsstand zusammen. Das enthält diverse Botschaften:  a) es sieht aktuell schlecht aus mit den Positionen der Ukraine.  b) bedingungslos kapitulieren solle die Ukraine  aber nicht, sondern trotzdem tapfer immer weiterkämpfen, selbst wenn sie sich dadurch nur immer stärker in diverse Schlamassel hineinmanövriert,  c) dadurch schädigt sie nämlich nicht nur sich, sondern vor allem Russland – und das ist dabei der Hauptzweck! – d) aber sich selber nämlich auch, denn eigentlich ist sie um einiges zu groß, um in bestehende Machtkonstellationen des Westens irgendwann zukünftig folgenlos für diesen einfach als benutzbar – und nicht als Konkurrenten – eingebunden werden zu können (da wurde von dem Grünen Hofreiter heute auf das seiner Ansicht nach auch abschreckende Beispiel Ungarn verwiesen – gern benutztes Stichwort dafür “Korruption” – ausgerechnet von der EU…. 🙂 ),  e) und daher kriegt die Ukraine für ihren Durchhaltewillen dafür, den Krieg des Westens zu führen, heute eine riesige Masse von warmen Worten durch die versammelte EU spendiert (plus ein paar weitere komplett unverbindliche Brösel und Zukunftslitaneien….). Schauriges Spektakel.

    Diverse Linke und Linksliberale wundern sich über ihre Zeitgenossen, die sich aktuell mehrheitlich in Kriegspropagandisten verwandelt haben. Die realen Macht-Kalkulationen des Westens dabei kommen aber eher so zur Sprache, dort werde die Vorgeschichte zu wenig beachtet….. https://www.nachdenkseiten.de/?p=93356

  50. Mit einer Freundin habe ich letztens anhand eines Konkret-Artikels versucht, Bewertungen von Linksradikalen zu verstehen und zu kritisieren,  dass im Ukraine-Krieg – eigentlich…. – Zusammenbruchstendenzen gewichtiger Kapitalfraktionn bzw. Nationen kumulieren würden.  Leider sind wir nicht weit gekommen über das Allgemeine hinaus, dass Imperialismus nicht von der Fäulnis des Kapitalismus künde, sondern von dessen leider viel zu gutem Funktionieren.  Und dass der damals besprochene Autor mit falschen Abstraktionen permanent nur so um sich schmeiße. Der Beitrag hatte eine KONKRET-Bezahlschranke, aber derselbe – oder ein ähnlicher –  Beitrag ist wohl dieser von Tomasz Konicz hier. Vielleicht mag den mal jemand auseinander nehmen? Zumindestens seine Hauptgedanken über den Imperialismus?

    https://www.untergrund-blättle.ch/politik/europa/ukraine-kiews-verpasste-chance-7491.html

    Hinweis: 1997 gab es von Peter Decker eine Kritik an Rosa Luxemburgs Imperialismus-Theorie:
    https://www.contradictio.de/blog/archives/7910

    und noch ausführlicher: https://archive.org/details/Httpwww.argudiss.denode110
    https://www.youtube.com/watch?v=JlHNeGyXM5E

    Darüber, ob moderne Staaten eigentlich viel friedfertiger seien etc…. – wurde hier auch schon mal debattiert. … https://nestormachno.alanier.at/imperialismus-heute-fortsetzung-juni-2022/#comment-49833. und fff!

  51. Ihre Organisation hört auf den neckischen Namen „Mozart“

    Hat bei mir ein bisschen gedauert, aber der neckische Name "Mozart" spielt wohl auf den Namen der russischen Gruppe Wagner an. Mozart gegen Wagner sozusagen. Wenn das zur Gewohnheit wird kämpfen wohl bald die "Beatles" gegen die "Rolling Stones", oder die "Princes" gegen die "Jacksons".

  52. In dem Artikel von Thomas Konicz gibt es eigentlich nur einen Absatz am Schluss, der zu dem Thema Imperialismus als Konsequenz des Kapitalismus passt:

    Die sozioökologische Krise des Kapitals, das ineinandergreifen der inneren und äusseren Schranke des Kapitals, der durch Schuldenmacherei prolongierten Überproduktionskrise wie der Klima- und Ressourcenkrise, facht diese geopolitische, imperialistische Konfrontationsbereitschaft der Staatsmonster immer weiter an. Die Ressourcen, die fruchtbaren Schwarzerdeböden der Ukraine werden mit zunehmender Intensität der ökologischen Krise immer wichtiger werden. Der Kreml kämpft zudem buchstäblich um die Existenz seines erodierenden, von sozialen Spannungen zerrütteten Imperiums,26 während die überschuldeten USA den Dollar als Weltleitwährung und ihre Stellung als Hegemon gegen behaupten müssen. Dieser am Fahrt gewinnende Krieg zwischen Ozeanien (Dem atlantischen und pazifischen Bündnissystem Washingtons) und Eurasien (China samt Russland) tobt derzeit nur in Osteuropa, doch künftig kann auch in Südostasien, in Taiwan, eine zweite Front entstehen.

    Das ist alles Unsinn, was ich da lese. Was soll denn die "sozioökologische Krise des Kapitals" sein? Dass die Natur und die Arbeiter ausgebeutet werden, ist doch erstmal deren Problem und keine Krise des Kapitals. Dann hat das Kapital "innere und äußere Schranken" – welche sind das denn genau? Im Prinzip steht da bloß, "die Krise" (worunter alles mögliche fällt) – "facht diese geopolitische, imperialistische Konfrontationsbereitschaft der Staatsmonster immer weiter an."

    Eine reine Behauptung: Krise facht die Konfrontationsbereitschaft der Staaten an. – Ah ja- und warum? Weiß man nicht genau – irgendwie wegen Schwarzerdeböden, und weil das russische Imperium korrodiert, wegen Oligarchie und Korruption, während sich das andere Imperium als Hegemon behaupten will und das bedeutet, das Eurasien gegen Ozeanien kämpft. Zuerst in der Ukraine dann in Taiwan. 

    Entschuldigung, aber das ist intellektuell linkes Geplapper, das so tut als seien Schlagwörter Argumente. Begründungen und die Erklärung von Zusammenhängen sehe ich aber nicht, insofern finde ich dass es sich nicht groß lohnt den Artikel auseinanderzunehmen. Oder habe ich was übersehen.

  53. House Armed Services Chair Mike Rogers (R-Ala.) said in an interview Wednesday that the war “needs to end this summer,” placing urgency on the U.S. to rapidly supply Ukraine for a coming offensive and on Kyiv to forge a clearer outline of how the conflict ends.

    “There’s a school of thought … that Crimea’s got to be a part of it. Russia is never going to quit and give up Crimea,” said Rogers, who did not address the contents of the classified briefing his committee received last week. Vladimir “Putin has got to decide what he can leave with and claim victory.”

    “What is doable? And I don’t think that that’s agreed upon yet. So I think that there’s going to have to be some pressure from our government and NATO leaders with [Ukrainian President Volodymyr] Zelenskyy about what does victory look like,” Rogers added. “And I think that’s going to help us more than anything be able to drive Putin and Zelenskyy to the table to end this thing this summer.”

    https://www.politico.com/news/2023/02/01/ukraine-crimea-russia-pentagon-00080799

    Hervorhebung von mir.

  54. Man wer hat denn das geschrieben:  Vladimir “Putin has got to decide what he can leave with and claim victory.” das soll doch garantiert "live" und nicht "leave" heißen.

    Wladimir "Putin muss entscheiden, womit er leben kann und den Sieg für sich beanspruchen."

    Wer soll jetzt siegen? Putin oder der Westen. Das Problem ist, dass man zwar wollen kann dass der Krieg diesen Sommer endet. Abhängen tut das aber davon, was beiden Seiten meinen dem Feind abtrotzen zu können.

  55. Ukraine’s casualty figures are also difficult to ascertain, given Kyiv’s reluctance to disclose its own wartime losses. But in Bakhmut, hundreds of Ukrainian troops have been wounded and killed daily at times as well, officials said. Better trained infantry formations are kept in reserve to safeguard them, while lesser prepared troops, such as those in the territorial defense units, are kept on the front line and bear the brunt of shelling.

    https://www.nytimes.com/2023/02/02/us/politics/ukraine-russia-casualties.html

  56. Also

    @Leser

    zu deinem obigen Anliegen bezüglich Zusammenbruchstendenzen kann ich den von dir angeführten Links nichts diesbezügliches entnehmen. Im Artikel von Konicz geht es doch um ganz was anderes.
    Wie auch

    @Kehrer

    bemerkt, paßt nur der letzte Absatz in diese Thematik.
    Der wirkt aber, wenn man den Artikel durchliest, sozusagen aufgesetzt, als eine Art Sammelsurium aller möglichen Versatzstücke von marxistisch-leninistischer Weltanschauung. Es hat keinen Bezug zum Vorigen und soll offenbar eine Art Bekenntnis darstellen, wo er selbst steht und daß er ein gestandener Linker ist.

    In Peter Deckers alter Kritik an der luxemburgschen Imperialismus-Theorie geht es gar nicht um Zusammenbruchstheorien. Sondern darum, daß bei ihr die Rolle des Staates als politischer Gewalt nicht begriffen ist.

    Dann gibt es noch den alten MSZ-Artikel zur Imperialismustheorie Lenins.

    Mehr kann ich dazu auch nicht bieten.

    Im Grunde sind diese Theorien, daß der Kapitalismus an seinen eigenen Widersprüchen zugrunde gehen muß, Ausdruck des Prinzips Hoffnung, daß man doch irgendwann einmal aus der ganzen Scheiße herauskommen muß.

    Ich glaube auch, daß das ganze kein gutes Ende nehmen wird, aber wann und ob das die Menschheit überlebt, ist eine andere Frage.
    Es bringt jedenfalls nichts, an der Ecke herumzudenken, vor allem deshalb, weil Prophezeiungen zwar populär, aber unwissenschaftlich sind.

  57. Der israelische Geheimdienst Mossad schätzt die Verluste der Streitkräfte der Ukraine seit Beginn der russischen Spezialoperation auf 157.000 Tote. Diese Daten wurden unter Bezugnahme auf Quellen beim Mossad von einer Reihe türkischer Publikationen veröffentlicht.

    (KP, 6.2.)

    Vorher wurde angeblich dem US-Verteidigungsminister Austin vom ukrainischen Verteidigungsminister Saluschnij unter psst! streng geheim! mitgeteilt, daß sich die Verluste der ukrainischen Streitkräfte auf 257.000 Mann belaufen — Tote, Verschollene und Gefangene. (D.h., über die Verletzten redete er gar nicht.)

    (KP, 6.2.)

  58. Ukraine setzt Unilever auf Liste der "Kriegssponsoren"

    Die Ukraine hat den britischen Konsumgüterkonzern Unilever auf ihre Liste der "internationalen Kriegssponsoren" gesetzt und dies mit dessen anhaltender Tätigkeit in Russland begründet. Grund der Entscheidung der Nationalen Agentur für Korruptionsbekämpfung seien die Präsenz des Unternehmens in der Russischen Föderation und seine "hohen Steuerzahlungen" an den russischen Staat. (…)

    (Standard, 3.7.)

  59. „Wie eine neue Phase der Mobilisierung in der Ukraine abläuft

    In der Ukraine hat eine neue Phase der Mobilisierung begonnen. Selenskij erweiterte die Liste der Wehrpflichtigen, und nun überfallen die Militärkommissare nicht nur Männer auf der Straße, sondern brechen auch in Wohnungen und Privathäuser ein. Insiderberichten zufolge wollen sie im nächsten Monat etwa 70.000 bis 90.000 Menschen für die Streitkräfte der Ukraine rekrutieren.

    Bisher erhielten alle Männer, deren Ehefrau oder Eltern eine Behinderung der ersten oder zweiten Gruppe haben, einen Aufschub. Wehrpflichtige werden nun … nur dann nicht einberufen, wenn es keine andere Person gibt, die sich um die behinderte Person kümmert.

    Dabei kam es während der Diskussion der Initiative in der Werchowna Rada zu heftigen Auseinandersetzungen. Der Abgeordnete Alexander Bakumov sagte, dass es keinen Mechanismus zur Identifizierung der Angehörigen dieser oder jener behinderten Person gebe. »Behinderte können so ohne Aufsicht und Hilfe bleiben … Das ist ein Fehler, lasst uns einen Norm-Algorithmus entwickeln«, sagte er.“

    Wie so ein Algorithmus wohl aussehen mag?

    „Als Reaktion darauf sagte Marjana Bezuglaja, eine der Verfasserinnen des Gesetzentwurfs, dass die Änderungen darauf abzielen, das weit verbreitete System der Wehrdienstumgehung zu bekämpfen. »Die Methode, für eine Person mit Behinderung 10 Personen zur Aufsicht anzumelden, um eine Mobilisierung zu vermeiden, soll beseitigt werden«, erklärte sie.“

    Früher eine Belastung für die Familie, sind alle Behinderten oder chronisch Kranken in der Ukraine offenbar inzwischen zu einer Art Lottogewinn geworden …

    In verschiedenen Regionen werden weitere Beschränkungen eingeführt.“

    Eine „Beschränkung“ ist das natürlich nur für die Bevölkerung. Der Militärpolizei geben solche Erlässe freie Hand für jede beliebige Willkür.

    „So hat das Militärregistrierungs- und Einberufungsamt der Region Iwano-Frankiwsk einen sogenannten Einberufungsbefehl für die gesamte Region erlassen.
    Dem Dokument zufolge müssen alle Wehrpflichtigen in der Region zu den Wehrmelde- und Einberufungsämtern kommen, ohne auf die Zustellung individueller Bescheide zu warten. Darüber hinaus ist es Männern ohne Erlaubnis des Militärkommissars untersagt, ihren Wohnort zu wechseln.
    Später wurden ähnliche Dokumente in den Regionen Tschernigow und Tschernowitz ausgestellt, wobei die Behörden erklärten, dass sie bei jeder Verlängerung des Kriegsrechts einen neuen Erlaß dieser Art ausstellen würden.

    Vor dem Hintergrund schwerer Verluste der ukrainischen Streitkräfte wurde eine neue Mobilisierungswelle in der Ukraine angekündigt.
    Das russische Verteidigungsministerium gibt an, dass sich die Verluste der ukrainischen Armee im April auf 15.000 Militärangehörige beliefen, im Mai auf 16.000.
    Im Juni begann die Gegenoffensive der Streitkräfte der Ukraine, die Intensität der Feindseligkeiten nahm zu. Innerhalb von nur 10 Tagen wurden bei den Streitkräften der Ukraine 7.500 Menschen getötet bzw. verwundet, berichtete die Militärabteilung.
    Die ukrainische Führung gibt natürlich keine genauen Zahlen bekannt, aber Indizien weisen darauf hin, dass die Lage äußerst schwierig ist. So ergab eine Umfrage des Internationalen Instituts für Soziologie in Kiew, dass 78 % der Ukrainer Verwandte oder Freunde haben, die verletzt wurden oder starben.
    Im Durchschnitt gab es unter den Befragten unter nahestehenden Personen fünf Verletzte und drei Tote. Darüber hinaus gibt es auf ukrainischen Friedhöfen nicht genügend Plätze. Am 30. Juni fand in Kiew eine Kundgebung statt, bei der gefordert wurde, mehr Grabstätten einzurichten.

    Angesichts dieser Lage gibt es nur wenige Menschen, die an die Front wollen. Es ist bekannt,“

    – woher eigentlich? –

    „daß nur ein Fünftel der Rekruten freiwillig zu den ukrainischen Militärkommissariaten kommt, der Rest muss im Rahmen von Suchaktionen gefasst werden. Gleichzeitig sollen Insiderinformationen zufolge nun 70.000 bis 90.000 Menschen für die Streitkräfte der Ukraine rekrutiert werden.
    Unter solchen Bedingungen werden Razzien immer gewalttätiger. Eine aktuelle Neuerung ist die Erstürmung privater Häuser und Wohnungen.
    So brachen in der Stadt Derazhnja in der Region Chmelnyzki Mitarbeiter des Militärregistrierungs- und Einberufungsamtes in das Haus ein, ohne auf die Einwände des Eigentümers zu achten. Der Mann versuchte, sich in einem der Räume einzuschließen, als Reaktion darauf drohten die Militärpolizisten, ihm »versehentlich« Beine und Kopf zu brechen. Hier bricht das Video ab.
    In der Region Odessa wurden Sicherheitskräfte gefilmt, die mit einem Generalschlüssel die Tür eines Privathauses öffneten.

    Eine weitere Neuerung ist die Zustellung von Vorladungen durch Kinder. In Rowno zum Beispiel wollten Beamte der Militärpolizei einen erwachsenen Mann abholen, trafen ihn jedoch nicht zu Hause an und drückten deshalb den Einberufungsbefehl einem achtjährigen Kind in die Hand. Schließlich stellte sich heraus, dass der Mann bereits seit anderthalb Jahren in den Streitkräften der Ukraine dient.“

    D.h., er wurde bereits vor dem russischen Einmarsch einberufen.

    „Die dritte Möglichkeit besteht darin, eine »ärztliche Untersuchung« direkt am Ort der Zustellung durchzuführen. Männer werden sofort als tauglich anerkannt und erhalten anschließend eine Weisung zum Militärdienst.

    Eine vierte Variante ist, dass Männern nicht nur Vorladungen ausgehändigt werden, sondern sie sofort zum Militärregistrierungs- und Einberufungsamt gebracht werden, von wo aus sie zur Armee geschickt werden. In der Tat, hier handelt es sich um Entführungen. Solche Episoden wurden insbesondere in den Bezirken Malinowski und Suworowski von Odessa aufgezeichnet.

    Es ist klar, dass bei dieser Vorgehensweise die Korruption floriert – Männer zahlen Bestechungsgelder, um nicht an die Front geschickt zu werden. Einer Reihe von Zeugenaussagen zufolge kostet ein »weißer Schein« in der Ukraine 4.000 bis 12.000 US-Dollar, und eine sechsmonatiger Aufschub kostet 2.000 US-Dollar. So kaufte der Militärkommissar der Region Odessa, Jewgenij Borissow, Immobilien im spanischen Marbella für 4 Millionen Dollar sowie mehrere Luxusautos. Nach Veröffentlichungen in den Medien kam es zu einem Skandal und Selenskij entließ Borissow.“ (…)

    (Izvestija, 5.7.)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert