Pressespiegel El País, 17.4.: Russische Invasion in der Ukraine

DER GENERAL DVORNIKOV SOLL DAS KOMMANDO ÜBER DIE RUSSISCHEN TRUPPEN IN EINER HAND VEREINIGEN, UM SICH DES OSTENS DER UKRAINE ZU BEMÄCHTIGEN

Der Westen hat ihn den „Schlächter von Syrien“ genannt, aber der General, der das Kommando über die russischen Streitkräfte in der Ukraine übernommen hat, gleicht eher einem Trainer, der mitten in der Saison zu einer kaputten Mannschaft kommt, in der jeder auf seine eigene Faust kämpft.
Alexander Vladimirovich Dvornikov (Ussurijsk, 60 Jahre alt) wurde Anfang April zum Befehlshaber aller Truppen auf dem Kriegsschauplatz ernannt, um ein bisher auf drei nicht verbundene Fronten aufgeteiltes Kommando zu vereinen. Eine gescheiterte strategische Planung, die nicht nur die vom Kreml erwarteten blitzschnelle „Sonderoperation“ nach bald 2 Monaten an allen Fronten zum Stillstand kommen ließ, sondern auch Kritik am Generalstabschef Valerij Gerasimov hervorgerufen hat.

Die Ernennung von Dvornikov erscheint logisch, insbesondere nachdem das Verteidigungsministerium seine Ziele auf die östliche Donbass-Region konzentrierte und begann, sich aus dem Kiewer Gebiet zurückzuziehen. Das Terrain ist dem Soldaten bereits vertraut, da es sein Revier war: Er ist seit 2016 Kommandeur des russischen Militärbezirks Süd, wo er die direkte Kontrolle über die 8. Armee der vereinten Waffengattungen und die Streitkräfte des selbsternannten prorussichen Separatisten der Republiken Donezk und Luhansk ausübte. Zudem hat sein Bezirk im Gegensatz zu anderen Fronten in der Offensive gegen die Ukraine einige Erfolge verbuchen können.

Darüber hinaus ist Dvornikov der ranghöchste Wehrkreiskommandant. Der russische Präsident Wladimir Putin beförderte ihn 2020 in den Rang eines Armeegenerals, dem zweithöchsten Rang innerhalb der russischen Streitkräfte. Um das richtig einzuordnen: Er steht er auf dem gleichen Rang wie Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Valeri Gerasimov, der seit Wochen dezent in der Versenkung verschwunden ist.

»Wenn Putin einen anderen Offizier ausgewählt hätte, um die gesamten Kriegshandlungen zu leiten, hätte er wahrscheinlich Dvornikov ablösen müssen. Daher gibt es keinen Grund anzunehmen, dass Dvornikov speziell aufgrund einer bestimmten Fähigkeit oder Erfahrung ausgewählt wurde, über die er möglicherweise verfügt«, hebt eine Analyse des »American Institute for the Study of the War« hervor, die von den Experten Karolina Hird, Mason Clark und George Barros unterzeichnet wurde.

Dvornikovs Militärkarriere unterscheidet sich nicht sehr von derjenigen anderer russischer Offiziere. Als Absolvent der Ussuri-Suworow-Militärschule stieg er allmählich auf und diente bis 2003 als Kommandant eines Schützenregiments im Nordkaukasus. Wahrscheinlich nahm er am zweiten Tschetschenienkrieg teil. Später wurde er zum stellvertretenden Kommandeur des Militärbezirks Ost ernannt und wechselte wie viele andere Kollegen von einem Bezirk zum anderen.

Dank dieser Rotation hatte er die Möglichkeit, im September 2015 als erster Kommandant ausgewählt zu werden, der von Moskau in den Nahen Osten entsandt wurde, um das Regime von Bashar al-Assad zu verteidigen. Ihm den Spitznamen „Der Schlächter von Syrien“ zu geben, bedeutet nach Ansicht von Experten, einem der russischen Generäle, die in diesem Land einen brutalen Krieg zur Unterstützung der Macht von Damaskus geführt haben, zu viel Bedeutung beizumessen. Immerhin hat der Krieg mehr als 350.000 Menschen das Leben gekostet und Millionen von Menschen zur Flucht gezwungen.“

… was natürlich nur auf die Beteiligung Rußlands zurückzuführen ist, der Westen und die Golfstaaten haben damit gaaar nichts zu tun.

„»Dvornikov hat weniger Erfahrung in Syrien als viele seiner Kollegen. Er diente als Kommandant für 10 Monate. Im Vergleich dazu haben die Leiter der westlichen Militärbezirke, Alexander Zhuravlyov, und der östlichen Militärbezirke, Alexander Chaiko, dort 24 bzw. 20 Monate gedient«, betonen die Autoren der Studie, die daran erinnert, dass die russischen Streitkräfte »während ihrer ganzen Zeit ihrer Intervention Zivilisten angegriffen haben« und dass aufgrund der kontinuierlichen Rotation der Offiziere »alle derzeitigen Bezirkskommandeure und viele andere Militärführer an diesen Verbrechen« gegen die syrische Bevölkerung mitschuldig waren.“

Also alle russischen Offiziere in Syrien waren Schlächter, und den NATO-Armeen würde es nie einfallen, Zivilisten anzugreifen.

„Der neue Kommandant in der Ukraine nahm einige Monate an der erbitterten Schlacht um Aleppo teil und erhielt den Titel eines Helden der Russischen Föderation, war aber bereits zum Leiter des Südbezirks ernannt worden, als diese blutige fünfjährige Belagerung im Dezember 2016 endete. Seine Erfahrung im Einrichten der grundlegenden Kommandostruktur im syrischen Szenario hat sicherlich seine Wahl durch Putin mitbestimmt. Dort musste er eine Vielzahl von Milizen und Überresten der syrischen Armee in die russischen Streitkräfte integrieren.

Dvornikov selbst hat sich in der Vergangenheit in verschiedenen Artikeln, die im Laufe der Jahre veröffentlicht wurden, seiner Rolle in diesem Konflikt gerühmt. In einem Interview, das er 2016 der Regierunszeitung Rossískaya Gazeta gewährte, malte der Militärmann ein apokalyptisches Szenario für El Assad bis zum Eintreffen russischer Unterstützung: »Die Regierungstruppen waren nach vier Jahren der Feindseligkeiten erschöpft und hatten mit großer Mühe die Terroroffensive eingedämmt [Moskau und Damaskus bezeichnen die Rebellen und Gegner Assads als »Terroristen«], aber die russischen Aktionen haben die Situation im Laufe von fünfeinhalb Monaten radikal verändert.“

Laut dem General brachte „die koordinierte Arbeit der russischen Luftfahrt mit den Regierungseinheiten [von El Assad] und den patriotischen Milizen vor Ort“ die Entscheidung, sowie »die Schaffung eines Beratersystems in sehr kurzer Zeit, das erfolgreich die Ausbildung von Regierungstruppen, kurdischen Streitkräften und anderen nationalen Verbänden vorangebracht hat.«

Ein weiterer Artikel, der 2018 von ihm selbst verfasst wurde, wiederholte diese Botschaft: Die Schaffung eines einzigen Kommandos unter seiner Führung brachte den Umschwung, »indem es nicht nur die Kontinuität und Effizienz des Oberkommandos garantierte, sondern auch alle Elemente von Aufklärung und Angriff in einem einzigen Informations-Stab vereinte«.
Das heißt, die gleiche Arbeit, die der Kreml jetzt von ihm verlangt, um seine bisherigen Truppen im Süden mit den angeschlagenen Kräften der westlichen und östlichen Bezirke zu koordinieren, die von Fronten wie der in Kiew abgezogen wurden, um die im Donbass zu verstärken. Dazu kommen die anderen Einheiten wie die tschetschenischen Truppen Ramsan Kadyrows und die Donezk- und Lugansk-Milizen.

Experten bezweifeln jedoch, dass diese »verspätete Ernennung« von Dvornikov die Probleme der Führung, Logistik und Moral, mit denen die russische Armee in der Ukraine konfrontiert ist, auf einen Schlag lösen wird.
Zunächst wegen der bisher erlittenen schweren Kommandantenverluste. Tatsächlich wurde am selben Samstag Vladimir Frolov, ein General, der Dvornikov unterstellt war, in Sankt Petersburg begraben.
Weiters »aufgrund der Anzeichen, dass die russischen Truppen nicht in der Lage waren, gleichzeitige Offensivoperationen in Cherson, dem Donbass und in Izjum durchzuführen«.
Und schließlich aufgrund der bisherigen Leistungen von Dvornikov.

Der Südbezirk war aufgrund seiner besonders intensiven Vorbereitungen vor dem Krieg am effektivsten, im Gegensatz zum Rest, dessen Einheiten eingesetzt wurden, ohne vorher genug Zeit zu haben, ihre Strukturen zu vereinen.
Allerdings war die Südgruppe auch nicht ganz erfolgreich: Mariupol hält noch fast zwei Monate nach Kriegsbeginn durch. »Dvornikov hat die Operationen in der Stadt befehligt. Er hat vielleicht versucht, viele der in Syrien gelernten Lektionen anzuwenden, aber seine Führung des Häuserkampfes in Mariupol war weder bemerkenswert in Bezug auf seinen Erfolg, noch auf seine Geschwindigkeit oder seine menschlichen Kosten«, sagen Experten.“

Das hat aber auch damit zu tun, daß dieser Teil der Ukraine als befreundetes bzw. eigenes Gebiet eingestuft ist, wo man Zerstörungen wie in Aleppo tunlichst vermeiden wollte – was nur in begrenztem Ausmaß gelungen ist.

„Darüber hinaus meinen die Experten, dass er, wenn seine Erfahrung in Aleppo ein entscheidender Faktor gewesen wäre, früher an die Kiewer Front berufen worden wäre: »Die Taktiken und Vorgehensweisen der russischen Streitkräfte sowohl in Syrien als auch in der Ukraine sind keine Besonderheit von Dvornikov oder einem anderen bestimmten Kommandanten«.“

Damit ist erstens ausgesprochen, daß die heutige Kriegsführung generell, also auch bei der NATO und ihren Verbündeten, keinen Unterschied mehr zwischen Zivilisten und regulären Truppen macht. Es ist also keine Besonderheit der russischen Strategie.
Zweitens: Daß Kiew irgendwann wie Aleppo aussieht, wollte die russische Führung auf keinen Fall.

„In einem Interview mit der Zeitung »Roter Stern« [die Zeitung des russischen Militärs] im letzten Dezember machte Dvornikov – inmitten hektischer diplomatischer Verhandlungen zwischen Moskau, Washington und der Europäischen Union, um einen Krieg zu vermeiden, während Russland seine Stationierung in Grenznähe zur Ukraine verstärkte –, einige Hinweise auf den zukünftigen Krieg. »Im April 2021 war es das erste Mal, dass die Truppen des südlichen Militärbezirks eine so umfassende Übung im Winter durchgeführt haben«, sagte der General. Dvornikov rühmte sich in Bezug auf diese Manöver, dass seine Streitkräfte mehr als 1.500 Stück »modernster« militärischer Ausrüstung erhalten hätten und dass er über 160 »Stoß«-Bataillone verfüge. »Angesichts der schwierigen politisch-militärischen Lage in unserem Gebiet hat uns die Führung bei der Aufrüstung der Truppen Vorrang eingeräumt. Im Moment haben wir eine Modernisierung von 71 % unseres Arsenals erreicht«, fügte er damals hinzu.

»Wir denken, dass [die Russen] in den nächsten zwei Wochen konkrete, physische Ziele im Donbass erreichen wollen, aber wie weit sie gehen werden, wissen wir nicht so genau«, sagte das Pentagon diese Woche. Das wird die große Herausforderung für Dvornikov, der laut Experten ein starker Kandidat für die Nachfolge seines direkten Chefs als Generalstabschef ist. Valeri Gerasimov bleibt aus der Öffentlichkeit verschwunden – nach dem Scheitern der „Spezialoperation“, die vorsah, die Regierung von Wolodymyr Selenskij in einem schnellen Vormarsch auf Kiew zu stürzen. Zweiundfünfzig Tage später sind noch nicht einmal die Gebiete Donezk und Lugansk vollständig von den bereits von den pro-russischen Sezessionisten kontrollierten Gebieten eingenommen worden.“

Der Pentagon scheint also mit der Einnahme der Ostukraine zu rechnen – früher oder später.

17 Gedanken zu “Pressespiegel El País, 17.4.: Russische Invasion in der Ukraine

  1. Die Soldaten in der Azowstahl-Fabrik in Mariupol sollen mit Hilfe von Bomben und Brandgeschossen vernichtet werden, das ist der derzeitige Stand der Dinge, nachdem ihnen von Kiew verboten wurde, sich zu ergeben.

    Wenn die wirklich ausgeräuchert werden – so eine Art ukrainisches Tora Bora – so wird das auch Verwicklungen geben, weil dort angeblich mehrere Hunderte ausländischer Soldaten sind.

  2. Russische Truppen ziehen sich laut Ukraine aus Charkiw zurück

    Schwere Kämpfe und russische Verluste in Ostukraine – Teil 2

    Die russischen Truppen hätten schwere Verluste erlitten, nachdem die ukrainischen Streitkräfte ihren Versuch der Überquerung des Flusses zurückgeschlagen hätten, teilte auch das britische Verteidigungsministerium mit. "Flussüberquerungen in einem umkämpften Gebiet sind ein höchst riskantes Manöver und sprechen für den Druck, unter dem die russischen Befehlshaber stehen, ihre Operationen in der Ostukraine voranzubringen", hieß es. Das Ministerium fügte hinzu, dass die russischen Streitkräfte "trotz der Konzentration ihrer Kräfte in diesem Gebiet keine nennenswerten Fortschritte gemacht haben".

    (Standard, 14.5.)

    Laut El País ist dieser Rückzug mit einem Vormarsch im Donbass kombiniert, also ein Versuch, an dieser Front Erfolge zu erzielen.

    Die Aufgabe von Charkow deutet schon eine gewisse Einsicht in die Schwäche der eigenen Armee an. Charkow ist wie Odessa eine mehrheitlich russische Stadt und von großer strategischer Bedeutung für die Sicherheit Rußlands.

  3. Interview mit Österreichs Top-Militärstrategen
    Warum Putin den Krieg noch gewinnen kann – „auch wenn das keiner hören will“

    Das verbreitete Narrativ, wonach Russland und Wladimir Putin den Krieg in der Ukraine bereits verloren hätten, hält Österreichs Top-Militärstratege Markus Reisner für wenig objektiv. Im Interview erklärt er, was für welche Kriegspartei aus seiner Sicht spricht und warum der Ausgang des Kriegs nach wie vor offen ist.

    FOCUS: Herr Reisner, ist der Krieg schon entschieden? Steht Putin bereits als Verlierer fest, so wie es immer wieder gerne einmal heißt?

    Markus Reisner: Beide Kriegsparteien versuchen alles, um das Narrativ dieses Krieges zu ihren Gunsten zu prägen. Dass Russland völkerrechtlich der Aggressor ist, steht außer Frage, aber bei der Bewertung des Kriegsverlaufs wird die westliche Sichtweise sehr von den Bildern und Berichten der Ukraine bestimmt. Insofern besteht die Schwierigkeit darin, eine objektive Lagebewertung zu bekommen. Die brauchen wir aber, um beispielsweise eine mögliche Eskalation frühzeitig zu erkennen. Und um auf ihre Frage zurückzukommen: Nein, dieser Krieg ist noch lange nicht entschieden und Putin hat ihn noch nicht verloren – auch wenn das keiner hören will.

    FOCUS: Fakt ist aber doch, dass die russische Armee mit massiven Problemen zu kämpfen hat und Putins Invasion im Osten der Ukraine wie zuvor in Kiew zunehmend ins Stocken gerät.

    Reisner: Das ist richtig. Die Verteidigung Kiews war für die Ukraine ein klarer Sieg, was auch mit ihrer Position als Verteidiger zusammenhing. Auch die jetzige Invasion läuft für Putin nicht, wie geplant. Ich bin mir relativ sicher, der Plan Putin war es, bis zum 9. Mai möglichst weite Teile der Ostukraine einzunehmen. Das ist ihm nicht gelungen, aber deswegen ist der Krieg nicht entschieden. Viel mehr hat er sich zuletzt nochmals gewandelt.

    FOCUS: Wo stehen wir aktuell in diesem Krieg? Wie fällt Ihre objektive Einschätzung aus?

    Reisner: Indem Russland auch im Osten der Ukraine keine schnelle Entscheidung herbeiführen kann, handelt es sich nun um einen Abnutzungskrieg mit offenem Ausgang.  Bei einem Abnutzungskrieg schlagen beide Seiten so lange aufeinander ein, bis eine nachgibt. Genau das erleben wir jetzt im Donbass, wo sich die Fronten nur noch langsam verschieben. Darunter leidet insbesondere die Zivilbevölkerung, die weder in die eine noch in die andere Richtung fliehen kann. Es stellt sich also die Frage, wer den längeren Atem hat. Dabei gibt es jeweils Punkte, die für die eine und die andere Seite sprechen.

    Für russische Armee spricht die sogenannte Luftüberlegenheit. Sie kann ihre Lufteinsätze zwar nicht gefahrlos fliegen, aber doch überall dort, wo sie es für strategisch wichtig hält. Die Ukraine wiederum besitzt nicht die Mittel zur Luftabwehr, die sie eigentlich bräuchte. Bis heute hat Russland schätzungsweise 68 Kampfjets und Hubschrauber verloren: durchschnittlich also etwas weniger als ein Luftfahrzeug pro Tag, was angesichts der Größe dieser Operation unterhalb der Norm liegt. Es handelt sich demnach um keine schweren Verluste.

    Sollte Russland seine Angriffe weiterfliegen, wird die Ukraine sukzessive aus der Luft abgenutzt. Gut zu beobachten ist das derzeit in Odessa, wo russische Jets versuchen, die letzten Überreste der ukrainischen Luftwaffe zu zerstören. Selbst in den offiziellen Pressebriefings des US-Militärs wird von über 300 Einsätzen der russischen Luftwaffe gesprochen, Tendenz steigend. Dieses schmerzhafte Detail wird oft übersehen.

    Problematisch ist auch die immer knapper werdende Treibstoffversorgung auf ukrainischer Seite. In den vergangenen zwei Woche gab es bereits lange Schlangen vor den Tankstellen. Im Fall von Odessa hat Russland die zentrale Zugverbindung gekappt, was dazu führt, dass aus dem Westen kaum noch Treibstoff in den Süden nachgeliefert werden kann.

    FOCUS: Und was spricht für die Ukraine?

    Reisner: Vor allem die massiven Waffenlieferungen, auch von schwerem Kriegsgerät, aus dem Westen. Für einen Abnutzungskrieg braucht es – das lässt schon am Namen erahnen – jede Menge Material und es ist kein Zufall, dass die Ukraine genau in dem Moment begonnen hat, schwere Waffen zu fordern, als Russland sich auf die Ostukraine fokussierte.

    Für die Ukraine spricht auch der Erhalt von westlichen Geheimdienstinformationen über die russischen Stellungen und Pläne. Denken sie nur an die hohe Anzahl an getöteten russischen Offizieren oder an den versenkten russischen Lenkwaffenkreuzer „Moskwa“. Beides war der Ukraine vor allem durch die Nutzung von US-Aufklärungsdaten möglich. Zudem scheinen die ukrainischen Truppen den russischen in der taktischen Einsatzführung immer wieder überlegen zu sein.

    FOCUS: Welche Punkte wiegen aus Ihrer Sicht nun schwerer?

    Reisner: Das ist die Gretchenfrage und sie lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht seriös beantworten. Es gibt schlicht zu viele Unwägbarkeiten, denn gekämpft wird ja nicht nur auf dem Schlachtfeld. Wie hoch ist das Mobilisierungspotenzial Russlands wirklich – also wie viele Truppen kann Putin nachschieben? Inwieweit ist die EU geschlossen dazu bereit, ein Energieembargo zu verhängen? Wie schnell können weitere Waffensysteme an die Ukraine geliefert werden? All diese offenen Fragen haben Einfluss auf den Ausgang des Kriegs.

    FOCUS: Es wird oft über Sieg oder Niederlage gesprochen. Auch in diesem Interview. Aber lässt sich überhaupt noch sagen, wie ein Sieg für die jeweilige Seite aussehen würde?

    Reisner: Die Gebietsverluste im Süd-Osten sind für die Ukraine massiv. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass die russische Offensive nun stockt. Für die wirtschaftliche Überlebensfähigkeit der Ukraine sind die Häfen, die Öl-Produktion oder auch die Getreide-Produktion essenziell. Vieles davon ist nun in russischer Hand oder zumindest umkämpft. Es ist also nur logisch, dass die Ukraine die gesamte Rückeroberung der besetzten Gebiete als Kriegsziel ausgegeben hat. Realistisch ist das jedoch nur mit massiven und andauernden Waffenlieferungen aus dem Westen.

    Aus russischer Perspektive geht es darum, der Ukraine möglichst große Gebiete zu entreißen und abzutrennen. Vor allem die beiden Oblaste Luhansk und Donezk stehen dabei im Fokus. Gerade in Donezk fehlt da noch einiges aus russischer Sicht. Russland hat in den vergangenen 20 Jahren das Narrativ aufgebaut, man sei wieder eine globale Weltmacht mit starken und modernen Streitkräften. Das steht nun auf der Kippe. Putin kann nicht zurück und genau deswegen müssen wir uns sehr wahrscheinlich auf einen längeren und verlustreichen Krieg einstellen.

    FOCUS: Von welchem Zeitraum sprechen wir hier?

    Reisner: Sollte das russische Militär oder gar der russische Staat nicht von heute auf morgen kollabieren und die Soldaten fluchtartig die Ukraine verlassen, dann dauert dieser Konflikt mindestens bis Ende dieses oder Mitte nächsten Jahres. Ich betone dabei das Wort „mindestens“, schließlich sind auch diese Zeitangaben nicht mehr als Vermutungen. Wenn eine Seite zu Beginn eines solchen Konflikts nicht schnell zusammenbricht, wird daraus oft ein langer und zäher Krieg. Schauen sie sich das Beispiel Syrien an. Dort stand Machthaber Baschar al-Assad bereits kurz vor der Flucht, als Russland intervenierte. Und heute haben wir einen nicht enden-wollenden Krieg.

    FOCUS: Bei seiner Rede am 9. Mai vermied Putin eine weitere Eskalation. Wie blicken Sie auf den Auftritt?

    Reisner: Ich glaube, die russische Seite verfolgt die westliche Berichterstattung sehr genau und unternimmt oftmals das Gegenteil von dem, was erwartet wird. Einfach, um dem Westen nicht Recht zu geben. Aber natürlich laufen im Hintergrund Gespräche und Überlegungen, wie es nun weitergeht. Von daher lässt sich eine Generalmobilmachung oder die Ausrufung des Kriegszustandes nicht ausschließen.
    ————
    Markus Reisner ist Oberstleutnant im Österreichischen Bundesheer und Leiter der Entwicklungsabteilung an der Militärakademie Wiener Neustadt.

    https://www.focus.de/politik/ausland/ukraine-krise/interview-mit-oesterreichs-top-militaerstratege-putin-hat-den-krieg-noch-nicht-verloren-auch-wenn-das-keiner-hoeren-will_id_97797771.html

  4. Alle Verteidiger des Azovstahlwerkes haben sich ergeben:

    „In der ukrainischen Hafenstadt Mariupol haben sich nach russischen Angaben nun alle Kämpfer in dem belagerten Stahlwerk Asowstal ergeben. Die Industriezone und die Stadt seien damit vollständig unter russischer Kontrolle, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Es seien insgesamt 2439 ukrainische Soldaten seit dem 16. Mai in russische Gefangenschaft gekommen. Das Werk war das letzte Stück der strategisch wichtigen Stadt im Südosten der Ukraine, das noch nicht komplett unter russische Kontrolle gewesen war.

    Verteidigungsminister Sergej Schoigu habe Präsident Wladimir Putin die "vollständige Befreiung des Werks und der Stadt Mariupol" gemeldet. Nach Angaben des Ministeriums kam die letzte Gruppe von 531 Kämpfern in Gefangenschaft. Die Industriezone war seit dem 21. April von russischen Truppen blockiert gewesen.“

    https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ukraine-russland-asow-101.html

    Sehr viel Lärm gibt es um diese Aufgabe in den westlichen Medien nicht …
    Aber auch in den russischen liest man nichts über die angeblichen ausländischen Kämpfer, sogar Ausbildner, britische usw.

    Gab es die gar nicht, waren sie eine Erfindung, wurden sie laufen gelassen, stecken sie in irgendwelchen geheimen Orten als Verhandlungsmasse?

  5. Die psychologische Kriegsführung Rußlands konzentriert sich derzeit offenbar auf die ausländischen Soldaten in der ukrainischen Armee: Der in der VRD zu Tode verurteilte Brite Sean Pinner und andere wenden sich über soziale Netzwerke an ihre Genossen und werfen der ukrainischen Armee vor:

    Die ausländischen Soldaten würden nicht hinreichend ausgebildet und zu früh an die Front geschickt.
    Sie könnten sich schlecht verständigen und dadurch mit den Waffensystemen, mit denen sie kämpfen müssen, schlecht umgehen.
    Sie würden in schwierigen Situationen gerne von der Führung ihres Truppenteils im Stich gelassen, weil sie offenbar weniger wichtig seien als ukrainische Soldaten.

    Er rät allen jungen Leuten, die sich für Militär und Abenteuer interessieren, erste Erfahrungen nicht an einer wirklich heißen Front zu sammeln, sondern mit UNO-Truppen auf friedensstiftenden Missionen.

    Ähnliche Empfehlungen gibt der US-Gefangene Andy Huin von sich, der in die Ukraine reiste, weil er es nach der westlichen Berichterstattung über die Kriegsverbrechen der russischen Truppen als seine Pflicht ansah, der Ukraine beizustehen.

  6. Bei der Einnahme von Lisitschansk soll eine Panzerhaubitze PzH 2000 erbeutet worden sein – das ging ja recht schnell, weil so lange ist die Lieferung meines Wissens nicht her – und sie wird jetzt eifrig untersucht.

    Angeblich sollen Pläne gefunden worden sein, denen zufolge die NATO den Flughafen von Severodonetsk zu einer Basis ausbauen wollte.

  7. Diesem Video habe ich entnommen, daß es offenbar eine Ablöse an der Spitze der russischen Truppen gegeben hat:

    «Schlächter von Syrien»: Putin soll obersten Befehlshaber in der Ukraine gefeuert haben

    Am Samstag hat die russische Armee nach langem Kampf die «vollständige Einnahme» von Sjewjerodonezk vermeldet. Dennoch scheint Präsident Wladimir Putin mit der Lage in der Ukraine nicht vollständig zufrieden zu sein. Gemäss einem Bericht des britischen Verteidigungsministeriums hat der Kreml-Chef «höchstwahrscheinlich» Alexander Dwornikow entlassen. Dieser war zuvor der höchste russische Befehlshaber in der Ukraine gewesen.

    Gemäss der britischen Zeitung «The Telegraph» soll Putin aus mehreren Gründen mit Dwornikow unzufrieden gewesen sein. Zum einen war der militärische Fortschritt nicht so, wie er sich diesen erhofft hatte. Laut dem Bericht soll Putin Dwornikow bis zum 10. Juni Zeit gegeben haben, um Sjewjerodonezk zu erobern. Dafür brauchte Dwornikow allerdings gut zwei Wochen länger.

    Wie es im Bericht weiter heisst, soll sich Putin zudem am Alkoholkonsum des Generals gestört haben. Dwornikow soll übermässig viel getrunken haben, was dazu führte, dass das Vertrauen in ihn immer kleiner wurde. Wie das britische Verteidigungsministerium schreibt, dürfte nun Sergei Surowikin die Verantwortung bei der russischen Offensive im Donbass übernehmen.

    Dwornikow genoss vor seinem Einsatz in der Ukraine bei Putin einen äusserst guten Ruf. Er koordinierte einst den Einsatz der russischen Truppen im Syrienkrieg – unter seinem Kommando flogen die Kämpfer des Kremls zwischen September 2015 und Juni 2016 mehr als 9000 Angriffe auf Ziele in und um Aleppo herum.

    Dabei liess er auch Spitäler und Schulen bombardieren und nahm keinerlei Rücksicht auf zivile Opfer. Dies brachte ihm im Ausland den Übernamen «Schlächter von Syrien» ein. 2016 erhielt er von Putin die höchste russische Auszeichnung überhaupt und darf sich seither «Held der Russischen Föderation» nennen. (dab)

    https://www.watson.ch/international/russland/495836059-ukraine-oberster-befehlshaber-alexander-dwornikow-von-putin-entlassen

  8. Waffendepots leichte Beute
    Russlands Invasionstruppen hängen an der Schiene

    Der Nachschub ist die Achillesferse der russischen Invasionstruppen. Er erfolgt hauptsächlich per Zug und die Versorgung muss nahe von Schienen passieren. So sind Waffendepots leichte Beute für ukrainische Einheiten, vor allem wenn sie weitreichendere Geschütze einsetzen können.

    Fast täglich gibt es Berichte über Explosionen von russischen Waffen- und Munitionsdepots entlang der ukrainischen Frontlinie. Fast ebenso oft sind Meldungen über Partisanenangriffe in den besetzten Gebieten oder im verbündeten Belarus auf Eisenbahntrassen. Diese Angriffe könnten mit kriegsentscheidend sein, denn sie stören den russischen Nachschub empfindlich, der Experten zufolge hauptsächlich per Zug erfolgt.

    Depots immer in der Nähe von Schienen

    Die Abhängigkeit der russischen Armee von der Schiene sei so groß, dass 28.500 Mann alleine dafür da seien, Bahnlinien zu reparieren und zu bauen, schreibt der Militärexperte Thomas C. Theiner. Russische Depots befänden sich immer in der Nähe von Eisenbahnen. Dies liege daran, dass es den Truppen an Logistikeinheiten, speziell an Transporteinheiten mangele. Hinzu komme, dass das russische Militär technologisch rückständig sei und für das Verladen von Material weder über Kräne noch Gabelstapler verfüge.

    Trent Telenko, ein ehemaliger Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums, fügt hinzu, dass Putins Invasionstruppen auch keine Paletten oder ISO-Container hätten, die ein einfaches und schnelles Verladen, Befördern, Lagern und Entladen von Gütern ermöglichen. Stattdessen setzt das russische Militär seine Soldaten ein.

    Hände statt Gabelstapler

    Die beiden Militärexperten sind mit ihren Erkenntnissen nicht alleine, die rückständige russische Logistik wird auch von anderen Fachleuten seit Beginn thematisiert. So sieht man auch immer wieder Bilder von großen Haufen aus zum Teil verrotteten Munitionskisten.

    Russischer Nachschub und Munition werden laut Theiner "von Hand auf Züge verladen, zur Front transportiert, dort von Hand entladen, von Hand auf Lastwagen verladen und dann zu den Einheiten an der Front gefahren, wo sie wieder von Hand entladen werden".

    Transport per Zug entscheidend für russischen Erfolg

    Um die Truppen im Donbass zu versorgen, sei bisher ein Zug mit 3- bis 4.000 Tonnen Munition aus Russland in die Ukraine gefahren, schreibt Theiner. Dort habe er dann an verschiedenen Stellen 30 bis 40 Kilometer hinter der Frontlinie gehalten, wo die Fracht dann entladen und gelagert worden sei. Drohnenvideos der ukrainischen Armee zeigen, dass Putins Armee unter anderem Panzer direkt an der Bahnlinie aufmunitionieren und betanken oder schwere Artillerie direkt von dort schießen ließ.

    Die Möglichkeit, den Nachschub per Zug an die Front zu transportieren, erklärt für den Experten den bisherigen Erfolg der Russen im Osten der Ukraine. "Dies ermöglicht es Russland, die 10.000 Tonnen Artilleriemunition, die es jede Woche verbraucht, nach vorne zu bringen und die Ersatzpanzer, Haubitzen usw. zu schicken, die benötigt werden, um die immensen materiellen Verluste Russlands zu ersetzen." Auch der benötigte Treibstoff komme so an die Front.

    Lastwagen kommen nicht weit

    Bei Kiew sei ihnen dies nicht gelungen, da die Ukraine die durch die Oblaste Tschernihiw und Sumy verlaufenden Eisenbahnlinien, verteidigen konnte. So hätten die Invasoren den Nachschub über 300 bis 350 Kilometer aus Russland mit Lastwagen bewältigen müssen, "was spektakulär gescheitert ist", so Theiner.

    Wie er geht Telenko nach Gesprächen mit ukrainischen Soldaten davon aus, dass ein russischer Lastwagen vom Bahndepot aus nur einen Aktionsradius von 90 bis 100 Kilometer hat. Das liege daran, dass bei dieser Distanz alleine schon die Fahrt hin und zurück etwa vier Stunden dauere, das Be- und Entladen per Hand benötige jeweils rund drei Stunden. Hinzukommen Pausen, um zu essen oder zu schlafen, Fahrzeugwartung et cetera.

    Westliche Artillerie wendet das Blatt

    Bisher war es schwer für die ukrainische Armee, diese Lager zu zerstören, da sie außer Reichweite ihrer Artillerie lagen. Dies habe sich aber durch die Lieferung westlicher Mehrfach-Raketenwerfer (HIMARS) mit präzisionsgelenkten Boden-Boden-Raketen (GMLRS) oder selbstfahrenden Panzerhaubitzen grundlegend geändert, sind sich beide Experten einig.

    Laut Theiner schießen die Panzerhaubitzen bis zu 40 Kilometer weit und sind durch ein GPS- und Radar-gestütztes Leitsystem sehr treffsicher. Die Raketenwerfer finden laut US-Militär auf 85 Kilometer Entfernung mit einer Genauigkeit von drei bis sieben Metern ihr Ziel.

    Erst die Depots, dann die Züge

    Das bedeutet zunächst, dass sich die von den Russen angelegten Depots entlang der Bahnlinien im Donbass jetzt in Reichweite der ukrainischen Artillerie befinden. Dank Zehntausender Patrioten in den besetzten Gebieten, kenne die ukrainische Armee die Positionen aller dort angelegten russischen Waffenlager, so Theiner.

    Der frühere Ukraine-Korrespondent Tom Warner hat bis 6. Juli bis zu 30 HIMARS-Einschläge im russisch besetzten Gebiet gezählt, OSINT-Ermittler Benjamin Pittet sammelt Bilder und Videos von vermutlichen Angriffen auf russische Waffenlager hinter der Frontlinie.

    Wenn die ukrainische Armee die wichtigsten Depots zerstört habe, werde sie ihre neu gewonnenen Fähigkeiten einsetzen, um russische Versorgungszüge auszuschalten, schreibt Telenko. Sie seien viel leichter zu finden und zu treffen als Lastwagen und nach einem erfolgreichen Angriff müssten die Schienen erst geräumt werden, bevor sie wieder befahrbar seien. "GMLRS bedeutet, dass die russische Logistik am Ende ist."

    "Profis reden über Logistik"

    Theiner teilt diese Meinung. Russland verliere durch die Angriffe auf die Depots Tausende Tonnen Munition, die es nicht ersetzen könne, schon jetzt müsse es alte Sowjet-Munition aus Belarus in die Ukraine transportieren. Außerdem müssten die Züge jetzt 90 bis 100 Kilometer entfernt von der Front stoppen und die Munition dort auf Lastwagen umgeladen werden. Davon habe die Armee aber schon sehr viele verloren und bei einem Transport pro Tag und Fahrzeug käme an der Front wahrscheinlich nicht genug Munition an und/oder werde ineffizient verteilt.

    "Während NLAW, Javelin und Stinger der Ukraine geholfen haben, die Schlacht um Kiew zu gewinnen, werden nun CAESAR, AHS Krab, PzH 2000 und vor allem GMLRS der Ukraine helfen, die Schlacht um den Donbass und die Schlacht um Cherson zu gewinnen", schreibt Theiner. "Denn Amateure reden über Strategie. Profis reden über Logistik."

    https://www.n-tv.de/politik/Russlands-Invasionstruppen-haengen-an-der-Schiene-article23450843.html

  9. Russia buys 1,000 drones from Iran and expands the level of strategic cooperation

    Iran and Russia had expanded the level of their strategic cooperation in various fields, most recently in space when a Russian rocket launched an Iranian satellite into orbit from the Russian launch facility in Kazakhstan. Iran will undoubtedly benefit from renewing its bank of objectives and identifying more targets related to its enemies based in the Middle East, mainly the US military bases and Israel. Moreover, Russia has signed a contract with Iran to buy 1,000 drones after Iran delivered a few planes and a simulator on which Russian officers trained: they successfully used the first drones in Ukraine. This move is considered unprecedented for a superpower to buy its drones from Iran.  Tehran considers this to be recognition of its advanced and effective military industry, achieved despite 43 years of US sanctions on the “Islamic Republic”. 

    Russia has not dedicated much attention or adequate investment to the drone industry in the past decade. Instead, Moscow has focused on developing hypersonic missiles, which succeeded in attaining an operational level of this technology ahead of the US. Russia’s interest in military development has concentrated on nuclear warhead strategic missiles- whereas in fact drones have become necessary for every army. Iran also developed its long-range and precision missiles to reach a distance of 2000 km and they were successfully used in Iraq and Syria against different targets. However, as we can see, Tehran also focused on developing its drone industry intensively.  Tehran used it in Syria and handed it over to its allies in Lebanon, Syria, Iraq and Yemen, also transferring experiences to the Palestinians in Gaza.

    According to well-informed sources in Iran, “the purchase of drones by a superpower like Russia is an important indication confirming the quality and development of Iranian industry, which has succeeded in producing the most advanced drones such as the Shahid 129 which can fly for a period exceeding 24 hours. This is what attracted Russia, especially for use in its war in Ukraine.”

    https://ejmagnier.com/2022/08/13/russia-buys-1000-drones-from-iran-and-expands-the-level-of-strategic-cooperation/?fbclid=IwAR2HY9aXOQx3OSGkcdT2S0KDkeKLft9bDDxcq3EHI6DK2nKkDC5QcEuwOSo

    Waffen sind „in“, Getreide ist „out“ …

  10. Die Ukraine wird diesen Krieg verlieren, wenn sie ihre wirtschaftliche Lage nicht verbessern kann, warnen Forschende. Daher schlagen sie zahlreiche Reformen vor, die den Zusammenbruch verhindern sollen.

    Der ukrainischen Wirtschaft droht der Kollaps. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie aus Großbritannien von renommierten Ökonomen. Das „Centre for Economic Policy Research“ in London warnt in seiner Untersuchung, dass das Land dringend eine „Neukalibrierung der makroökonomischen Strategie“ vornehmen müsse.

    Die Ukraine wäre durch den seit knapp sieben Monaten andauernden Krieg derart geschwächt, dass sie die Mittel für ihre Landesverteidigung wahrscheinlich bald nicht mehr aufbringen könne. …

    Wenn das Land so weiterwirtschaftet wie bisher, „kommt es zu einer großen Krise, die die Fähigkeit der Ukraine zur Aufrechterhaltung ihrer Kriegsanstrengungen über einen längeren Zeitraum vernichtet“. Mit anderen Worten: Die Ukraine wird diesen Krieg verlieren, wenn sie ihre wirtschaftliche Lage nicht verbessern kann.

    So haben die weitgehende Zerstörung der einst starken Stahlproduktion und der großen Ölraffinerien im Land durch russische Raketen, ebenso wie die Blockaden der ukrainischen Häfen zu einem drastischen Rückgang der Wirtschaftsleistung geführt. Vor allem die exportierenden Sektoren seien betroffen. Zudem sind viele industrielle Bauprojekte eingefroren worden, was die Ökonomie im Land weiter belastet.

    Der Arbeitsmarkt steht unterdessen unter enormem Druck. Nach Schätzungen der Nationalbank der Ukraine (NBU) wurden mehr als eine Million Arbeitnehmer entlassen, und mehr als die Hälfte der Unternehmen haben seit Kriegsbeginn die Löhne gesenkt, teils um bis zu 50 Prozent. Die Arbeitslosenquote lag nach Schätzungen im Juni 2022 bei 35 Prozent. Lichtblick ist derzeit der IT-Sektor, der nach wie vor stark ist.

    Ukrainische Wirtschaft vor dem Kollaps – 4 Maßnahmen sollen sie retten – FOCUS online

    im Orginal: Rapid Response Economics 2: Macroeconomic Policies for Wartime Ukraine (cepr.org)

    Die “Lösungs”vorschläge sind atemberaubend in ihrer Schlichtheit und Idiotie:

    1. Drastische Steuererhöhungen
    2. Ausgaben deutlich reduzieren, z.B. die regelmäßige Instandhaltung von Straßen, Brücken und anderer Infrastruktur aufzuschieben, bis der Krieg vorbei ist
    3. Weniger Geld drucken und Markt liberalisieren
    4. Verwalter für russische Vermögenswerte im Land einsetzen

  11. Es ist auch eine glatte Lüge, daß die wirtschaftliche Lage der Ukraine durch den Krieg so arg gekippt sei.
    Generell wird einem in den Medien das Bild vermittelt, es handle sich hier um ein prosperierendes Land, das durch den russischen „Überfall“ ruiniert würde.

    Schon vor der russischen Invasion lebten 5 Millionen Ukrainer als Gastarbeiter im Ausland – 3 in der EU, 2 in Rußland – und Hunderttausende Kinder wuchsen ohne ihre Eltern auf. (Nicht nur in der Ukraine, übrigens. In Bulgarien, Rumänien, Ungarn oder der Slowakei sieht es ähnlich aus.)

    Die Ukraine wurde und wird systematisch ausgeplündert, von Oligarchen und Politikern, die sich die Agrarproduktion des Landes aneignen und dann an die meistbietenden Ausländer übergeben. Auch die Stahlproduktion, die Kohle, das Getreide – alles das gehört jemandem, und kommt der Bevölkerung großflächig nicht zugute.
    Es landet aber auch nicht im Budget, weswegen die Ukraine seit Jahrzehnten ein Zuschußposten von EZB und IWF ist, selten allzu öffentlich.

    Aber klar, bis zum Winter wird geregelt sein müssen, wo die Ukraine ihre Lebensmittel herkriegt, woher ihre Energie, und wer dafür zahlt. Auch das Einfrieren der russischen Vermögenswerte füllt die Kasse nicht, weil wer kauft die einem Staat ab, der sein Territorium nicht kontrolliert und daher auch dieses konfiszierte Eigentum morgen verlieren kann.

  12. bis zum Winter wird geregelt sein müssen, wo die Ukraine ihre Lebensmittel herkriegt, woher ihre Energie, und wer dafür zahlt

    Wer das alles zahlen wird/muß steht doch schon lange fest: die NATO-Freunde der Ukraine, die EU. Sonst interessiert das Schicksal der Ukraine und der Ukrainer ja sicher nicht sonderlich viele "Partner".

  13. Es ist ganz interessant, was Wikipedia über dieses AKW in Saporoschje schreibt:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Saporischschja

    Das Kraftwerk ist eigentlich veraltet, manche seiner Blöcke sollten längst abgeschaltet und eingemottet werden.

    „Stand August 2022 lagern auf dem Werksgelände 40 Tonnen angereichertes Uran und 30 Tonnen Plutonium.“ – als Quelle dafür wurde ein Spiegel-Artikel angegeben, der allerdings hinter einer Bezahlschranke steckt.

    Zu diesen Zahlen sagt der ein ehemaliger UNO-Beamter, Nikulin, der KP, es handle sich um 40 Tonnen Uran und 40 Kilogramm Plutonium. Er meint, dergleichen bringe ein normaler Reaktorbetrieb nicht hervor. Dafür müßten die vernutzten Brennelemente in Wiederaufbereitungsanlagen gebracht worden sein, deren es in der Ukraine keine gibt.

    D.h., bereits seit geraumer Zeit werden diese Brennelemente vermutlich nach Frankreich gebracht, dort in immerhin atombombenfähiges Plutonium verwandelt und dann wieder zurückgeliefert.

    Nach Angaben der KP wird es dann sehr unsachgemäß und gegen viele Sicherheitsmaßnahmen verstoßend dort gelagert.
    1. Die Ukraine hat kein Geld, es geht schlampig zu.
    2. Es ist aber durchaus möglich, daß ein Staat, der selbst keine Atomwaffen hat, sich mit Hilfe der Ukraine welche beschaffen will, z.B. Deutschland.

    Auf jeden Fall spielt sich jetzt ein seltsamer Eiertanz rund um die UNO und ihre UNterorganisation IAEA ab, die dort hin soll, aber nicht will. Das Beschießen eines AKW scheint dem derzeitigen Chef, Grossi, kein Grund für Bedenken zu sein. Zunächst forderte er Zutritt zum AKW – als die Russen sagten: Bitte sehr! – zog er seine Aussage zurück und meinte: nicht nötig.
    Als nächstes fordert Guterres die Räumung des AKW durch die russische Armee.
    Gut gebellt, Löwe! Glaubt er wirklich, daß diese Forderung irgendeine Wirkung haben wird? Oder betet er brav nach, was ihm irgendwer auf einem Zettel vorgibt?

    Zudem wurde das E-Werk in Nowa Kachowka flußabwärts beschossen und beschädigt, das den Kühlkreislauf des AKW in Saporoschje steuert. Der Ex-UNO-Mitarbeiter erinnert daran, daß sowohl in Tschernobyl als auch in Fukushima die Katastrophe durch Versagen des Kühlsystems eingetreten ist.
    Er weist auch darauf hin, daß die Kuppeln der Reaktoren zwar schon einiges aushalten, aber Dauerbeschuß eben vor allem die Steuer- und Kühlsysteme beschädigen wird und das kann auch zur Katastrophe führen.

    Das Ende vom Lied wird vermutlich sein, daß die russische Armee und das dort nach wie vor tätige ukrainische Personal die noch in Betrieb befindichen Reaktoren herunterfahren, was den Druck verringert und das Risiko verringert, weil bei etwaigen Rissen und Sprüngen dann weniger radioaktives Material entweicht.
    Dann sitzt allerdings das ganze Zentrum der Ukraine ohne Strom da, und solche heruntergefahrenen Reaktoren, wo die Kettenreaktion sozusagen in Schlummerzustand gebracht wurde, wieder in Betrieb zu nehmen, ist langwierig, kostspielig und riskant.

  14. Den sofortigen Abzug russischer Truppen aus dem besetzten Atomkraftwerk Saporischschja in der Ukraine haben 42 Staaten und die EU in einer Erklärung in Wien gefordert. "Die Stationierung von russischen Militärs und Waffen in der Atomanlage ist inakzeptabel", hieß es in der Erklärung. Russland verletze die Sicherheitsprinzipien, auf die sich alle Mitgliedsländer der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA) verpflichtet hätten.

    Die Kontrolle über das AKW, das am Sonntag erneut unter Beschuss geraten war, müsse den befugten ukrainischen Behörden übergeben werden. Dann könnten Experten der IAEA ihre Aufsichtspflicht über die Arbeit der Ukrainer wahrnehmen.

    Ukraine-Krieg im Live-Ticker: AKW Saporischschja erneut beschossen – 42 Staaten fordern Abzug russischer Truppen | WEB.DE

    „Der Grund, warum wir dorthin gehen müssen, ist, dass es dort mehr als 30.000 Kilogramm Plutonium gibt, und 40.000 Kilogramm angereichertes Uran“, berichtet der IAEO-Generaldirektor. „Wir sind diejenigen, die überprüfen müssen, ob dieses Material dort vorhanden ist und nicht an andere Nutzer weitergegeben wurde.“

    https://exxpress.at/alarm-ukrainer-horten-in-reaktor-in-frontnaehe-30-000-kilo-plutonium/

  15. Ein sehr explosiver Cocktail.

    Die Ukraine hat also den Freibrief, das AKW weiter zu bombardieren.

  16. Auf jeden Fall spielt sich jetzt ein seltsamer Eiertanz rund um die UNO und ihre UNterorganisation IAEA ab, die dort hin soll, aber nicht will.

    Ich habe gelesen, daß die Ukraine der IAEA den Zugang des AKWs verboten hat. Denn das würde ja die russische Kontrolle über das Kraftwerk anerkennen. Außer einer Übergabe an die Ukraine kennen die nichts.

  17. Das dürfte der Hintergrund dieses Eiertanzes sein. Die Ukraine will die IAEA überhaupt nicht in ihren AKWs sehen, weil dann alles mögliche über Schlamperei und mögliche Kooperationen mit westlichen Mächten herauskommen könnte, was den ukrainischen Behörden gar nicht recht ist.

    Ich hatte ja schon jahrelang ein mulmiges Gefühl, weil dieser Failed State, wo alles zu Geld gemacht wird, was nur geht, über einige AKWs verfügt.

    Dazu kommt, daß in diesem AKW über 10.000 Personen arbeiten – der größte Teil der Bevölkerung von Energodar –, die natürlich ukrainische Staatsbürger sind und von der ukrainischen Regierung als Verräter betrachtet werden, weil sie „für die Russen arbeiten“.

    Man muß nur hier festhalten, daß sowohl die UNO als auch die EU dezidiert die Bombardements des AKWs als Akt der legitimen Verteidigung der Ukraine betrachten und damit ein zweites Tschernobyl sozusagen begrüßen würden.

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