Pressespiegel El País, 22.5.: Portugals Schuldenverwaltung

PORTUGAL GIBT ALS ERSTES LAND DER EUROZONE SCHULDTITEL IN CHINESISCHER WÄHRUNG AUS

Das Ziel ist, in einen Markt mit großer Liquidität einzusteigen
Portugal wird das erste Land der Eurozone, das Schuldtitel in chinesischer Währung ausgibt, nachdem China dafür grünes Licht gegeben hat. Das bestätigte der Staatssekretär für Finanzen, Ricardo Mourinho.
Portugal – das sich auch in Euro und Dollar verschuldet – wird eine Anleihe auf 3 Jahre in der Höhe von 2 Milliarden Renminbi ausgeben, was 260 Millionen Euro entspricht. Die Ausgabe wird nächste Woche beginnen. Es ist noch nicht ganz klar, zu welchen Kosten, aber es wird angenommen, etwas über dem Euro-Anleihen (mit einem Zinsfuß von -0,222%).“
!!!
Portugal, noch vor einigen Jahren unter der Fuchtel der Troika, Ende 2018 mit einer Staatsverschuldung von 121,5 % des BIP, an 3. Stelle (bei relativer Verschuldung) hinter Griechenland und Italien
zahlt Negativzinsen bei Verschuldung in Euro!
EZB sei Dank!

„Obwohl das Volumen der Anleihe klein ist, erlaubt die nunmehr erteilte Genehmigung in Zukunft auch Anleihen größeren Umfangs. »Unser Ziel ist, in diesen groß dimensionierten Markt mit seiner umfassenden Liquidität hineinzukommen und damit unsere Investorenbasis zu erweitern,« sagte Mourinho der Zeitung Eco.
China ist bereits der größte Investor von außerhalb der EU in Portugal, mit Schlüsselbeteiligungen in den Sektoren Elektrizität, Wasser, Banken, Versicherungen und Gesundheit. Kürzlich mißlang die 100 %-Übernahme des größten Elektrizitätsversorgers Portugals, der EDP, wo sie bereits 25 % besitzen“ (– obwohl die chinesischen Investoren dafür mehr als 9 Mrd. Euro locker gemacht hätten.)
„Beim letzten Besuch des chinesischen Präsidenten letzten Dezember in Portugal unterschrieb er mit dem portugiesischen Ministerpräsidenten António Costa ein Abkommen über die Teilnahme an der »Neuen Seidenstraße« unter Einbeziehung des Hafens von Sines.“
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Diese neuen Anleihen werden ganz lieblich Panda Bonds genannt.
Was heißt das für China? Es bereitet sich weiter vor, erstens den Renminbi zu einer Weltwährung zu machen und zweitens den Euro dabei zu stützen.
Was heißt es für Portugal?
Es versucht, sich vom Euro-Kredit und der EZB ein Stück weit frei zu machen.
Was heißt es für die EU?
Der Euro wird durch China gestützt. Es wird immer schwieriger, sich der Abhängigkeit von China zu entziehen, während der Big Brother aus den USA genau das immer stärker fordert.

4 Gedanken zu “Pressespiegel El País, 22.5.: Portugals Schuldenverwaltung

  1. Auch Italiens Regierung, konkret Salvini, macht China schöne Augen.
    Für die südeuropäischen Pleitestaaten ist China eine zusätzliche Einnahme-Möglichkeit, die sie unbedingt anzapfen wollen.
    Inwieweit die Emissionen von Staatsschuld als Panda Bonds mit EZB usw. abgesprochen sind, entzieht sich meiner Kenntnis.
    Aber fragen wir doch andersherum: Was für Möglichkeiten und Gründe hätte die EZB, sich dagegen auszusprechen?
    An und für sich muß sie doch froh sein, wenn die Last, den Kredit Portugals durch Käufe von Staatsanleihen zu stützen, ein Stück weit von China mitgetragen wird.
    Und selbst wenn ihr das nicht gelingen würde, wie sollte sie einem Publikum – durchaus auch der Bankenwelt – erklären, daß sie auf Kreditstützungs-Hilfe verzichtet, obwohl der kleine Mann und auch die meisten Repräsentanten des Finanzkapitals unter denen daraus resultierenden Null- und Niedrigzinsen stöhnen?

  2. Zumindestens in der Selbstdarstellung als ‘linke Regierung’ weicht Portugal vom vorgeschriebenen Weg ab.
    https://www.dw.com/de/das-geheimnis-von-portugals-erholung/a-42755534
    Im Pressegespräch hielt man dort vor einem Jahr also noch ehemalige Ideale der Sozialdemokratie hoch, – während hierzulande der dt. SPD-Finanzminister seine Partei längst auf den Schäuble-Kurs der Schwarzen Null festgelegt hat.
    Auch das zwischenzeitliche Gemurmel über die Möglichkeit von Euro-Bonds hat die SPD hierzulande daher eingestellt…

  3. Was den Erfolgsweg Portugals betrifft, so leistet sich der Wirtschaftsminister in seinem Interview einen kleinen – scheinbaren – Widerspruch, den es aufzulösen gilt:
    “Wir haben die Austeritätspolitik beendet, die das Wachstum blockierte. Gleichzeitig haben wir weiterhin an der Haushaltskonsolidierung und am Schuldenabbau festgehalten.”
    Entweder man baut Schulden ab, oder man nimmt neue auf. Ein Drittes gibt es nicht.
    Erstens leert die EZB seit Jahren große Mengen an Geld in den Aufkauf von Staatsanleihen, auch Portugals.
    Dadurch ist der Zins, wie man dem obigen Artikel entnehmen kann, den Portugal für seine Anleihen zahlen muß, inzwischen negativ.
    Das heißt, wenn Portugal Schulden aufnimmt, so erhält es etwas dafür. Die Käufer der Staatsanleihen zahlen etwas dafür, sie sind genaugenommen gar nicht Käufer, sondern eine Art Treuhänder.
    Durch Entwicklungen dieser Art erübrigt sich die Sache mit den Eurobonds.
    Ich weiß nicht, welche Staaten außer Portugal auch Negativzinsen zahlen. Mich hat es bei Portugal sehr überrascht, als ich es gelesen habe.

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