Pressespiegel El País, 26.1.: Ukraine, Kriegshandlungen

„DIE UKRAINE PLANT BEREITS IHRE BISHER GRÖSSTE GEGENOFFENSIVE MIT NATO-PANZERFAHRZEUGEN

Die beiden Armeen bereiten große Militäroperationen für das Frühjahr vor, und Analysten sagen, dass die beste Option für Kiew darin besteht, die Russen von Saporoschje in Richtung des Asowschen Meeres und der Krim anzugreifen.

Die Ukraine und Russland befinden sich in einem Wettlauf gegen die Zeit, um ihre Frühjahrsoffensiven vorzubereiten. Es geht um einige Monate, die beide Armeen als entscheidend für die Zukunft des Krieges betrachten. Wer zuerst loslegt, hat den Vorteil, die Pläne des Rivalen über den haufen zu werfen.

Der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Valerij Saluschnij, entwirft eine Gegenoffensive, die nach eigenen Worten dazu dienen soll, das gesamte seit Beginn der Invasion im vergangenen Februar verlorene Territorium zurückzugewinnen. Die ukrainischen Pläne planen die NATO-Panzer ein, die geliefert werden sollen.

Es besteht ein grundlegender Unterschied zu den erfolgreichen ukrainischen Sommer- und Herbstoffensiven an der Charkow-Front im Osten des Landes und der Cherson-Front im Süden: Seither sind die russischen Verteidigungslinien in einer Weise befestigt worden, wie sie in Europa seit dem II. Weltkrieg nicht mehr in die Wege geleitet wurden.
Mehrere hundert Kilometer lange Linien mit Betonstrukturen, Gruben für Verteidigungsstellungen von Panzern, Barrieren gegen Panzerung, Maschinengewehrnestern und Gräben mit Unterständen, die sorgfältig gebaut wurden, um jeglicher Artillerie zu widerstehen. Wenn die Ukraine mit ihrer Infanterie vorrücken will, braucht sie eine gepanzerte Stoßtruppe, die sie jetzt nicht hat.“

Man merkt daran, daß Rußland erstens seine derzeitigen Positionen halten will, und zweitens nicht damit rechnet, in absehbarer Zeit die gesamte Ukraine einzunehmen.
Also von wegen „Denazifizierung“ und „Spezialoperation“.
Rußland weiß, daß es einen Krieg gegen die NATO führt, daß dieser lange dauern wird, und daß es sich in seinen jetzigen Positionen bestmöglich eingraben muß.

„Die NATO-Verbündeten stehen bereit, um der Ukraine alle im Bereiche des Möglichen stehenden Ressourcen zu garantieren.“

Im Grunde ist das eine Lüge.
Die NATO hätte natürlich mehr Ressourcen, ist aber derzeit nicht bereit, diese zur Verfügung zu stellen. Erstens würde das bedeuten, die eigenen Armeen waffenmäßig zu entkleiden, und es würde auch die eigenen Armeen vor die Gretchenfrage stellen, ob sie sich mit ihren Soldaten an dem Krieg beteiligen wollen.
Polen, GB und die USA sind diesbezüglich schon weiter gegangen, bilden ukrainische Soldaten aus und habe aus ihren eigenen Reihen – über private Söldner-Firmen – Soldaten in die Ukraine geschickt.

„Seit Dezember gibt es Ankündigungen, die Lieferung von leichten gepanzerten Angriffsfahrzeugen und Infanterietransportern zu vervielfachen, insbesondere von den USA – mit Bradleys, Humvees und Strykers –, Deutschland – mit Mardern – und Frankreich – mit AMX-10.
Saluschnij hat berechnet, dass er weitere 700 dieser Fahrzeuge benötigt, und nach Zählungen dieser Zeitung könnten in den kommenden Wochen vorerst 600 Einheiten eintreffen.“

Da merkt man auch wieder einmal, wie verlogen und roßtäuscherisch die ganze Debatte um die Leopard- und Abrams-Panzer ist.
Leichte Panzerfahrzeuge, die für die Kriegsführung weitaus besser geeignet sind, weil sie über alle Brücken drüber kommen und nicht so leicht im Schlamm stecken bleiben, werden ohnehin und ohne Debatten geliefert, während die Medien und die Öffentlichkeit mit der Debatte um die »Panzerlieferungen« in Atem gehalten werden.

„Dergleichen gepanzerte Fahrzeuge spielten eine Schlüsselrolle bei der Offensive, die die Russen im September aus der Provinz Charkow vertrieben hatte. Aber Moskaus Stellungen waren zu diesem Zeitpunkt schwächer, und schnelle Züge von 12 Soldaten, die von diesen leicht gepanzerten Fahrzeugen abgeschirmt und von Artillerie unterstützt wurden, reichten aus, um die taktischen Angriffe zu starten, die die feindlichen Linien durchbrachen. Die Situation ist jetzt komplexer und der ukrainische Vormarsch wird schwere Panzer erfordern.
Saluschnij schätzte im Dezember den Bedarf auf 300 schwere Panzer aus dem Westen, die optimal wären, um das seit Februar verlorene Territorium zurückzugewinnen. Die Ukraine hätte jetzt etwa 600 Panzer, laut Schätzungen für 2022, die auf Daten des britischen Verteidigungs-Thinktanks RUSI (für sein englisches Akronym) und der Oryx-Analysegruppe basieren, verglichen mit 1.200 im März.
Diese Kampfpanzer sind sowjetische Modelle, insbesondere der T-72 und der T-64, von denen die meisten aufgrund der Härte des aktuellen Konflikts und weil sie seit dem 2014 begonnenen Krieg im Donbass im Einsatz sind, in schlechtem Zustand sind.

Die Ukraine hat auch etwa 450 Panzer von den Russen erbeutet. Aber von diesen sind – laut Mitte des Monats von dieser Zeitung an der Lugansker Front konsultierten Militärs – nur ungefähr ein Drittel – weniger als 150 – für den Kampf einsetzbar; der Rest wird als Ersatzteillager für Reparaturen verwendet. Russland hingegen hätte etwa 1.500 Panzer im Einsatz. Einige von denen, wie der T-90, der T-80 BVM und der T-64 BV, sind auf dem Niveau der westlichen Panzer.
Oberst Alkut, Kommandeur der 3. separat-mechanisierten Brigade, einer der Soldaten mit der größten Kampferfahrung in der Ukraine, sagte EL PAÍS am 15. September, dass ein westlicher schwerer Panzer zwei oder drei sowjetischen Panzern entspricht, die von seinen Kompanien eingesetzt werden – insbesondere dem T -72, die alte und gängige Modelle in diesem Krieg sind.
Oleksiy Melnik, Co-Direktor des Verteidigungs-Thinktanks Razumkov in Kiew, glaubt, dass das Verhältnis eher bei drei als bei zwei liegt.“

Das bezieht sich auf die alten sowjetischen Panzer.
Rußland erzeugt aber inzwischen neue Panzer, die von allen Experten als mehr oder weniger gleichwertig, wenn nicht sogar überlegen gegenüber den westlichen eingestuft werden.
Die russische Waffenproduktion läuft auf Hochtouren. Man wird sehen, was diese modernen Panzerschlachten, die von beiden Seiten sozusagen ersehnt werden, bieten werden.
Beide Seiten sind offensichtlich interessiert daran, diese Geräte auszuprobieren.

„Oleksej Melnik warnt davor, dass Panzer nicht die ultimative Lösung für die Ukraine sind, und ist der Meinung, dass jedes Mal, wenn Kiews Verbündete bei der Spende irgendeiner Art von Waffen nachgeben, dieselben diplomatischen Konflikte und auch dieselben großen Hoffnungen entfesselt werden: »Das geschah mit den Patriots (US-Luftabwehr), wo sie uns zunächst sagten, dass es undenkbar sei, sie zu erhalten, und dennoch haben wir sie bereits. Jetzt ist es genauso bei den Panzern und morgen bei den Flugzeugen«.“

Die Vorstellung, daß die NATO irgendwann auch eine Luftwaffe zur Verfügung stellen wird, ist gewagt, aber nicht absurd.
Es hängt davon ab, welche Erfolge Rußland auf dem Boden erzielen wird.

„Die Ukraine verfügt im Vergleich zu Russland über eine winzige Luftwaffe, aber die Invasoren können diese Überlegenheit nicht ausnutzen, da sich die mobilen Luftverteidigungssysteme der Ukraine als äußerst effektiv erwiesen haben.

Der Vormarsch auf Saporoschje

Nach den Informationen, die Melnik von Militärs und hohen Verwaltungsbeamten erhält, konzentrieren sich gepanzerte NATO-Fahrzeuge auf eine Gegenoffensive in einem bestimmten Frontabschnitt, vermutlich in der Provinz Saporoschje.
Die nordamerikanische Kette CNN veröffentlichte am Dienstag eine Information, in der mehrere Stimmen der NATO forderten, dass die Ukraine bei ihrer numantinischen Verteidigung von Bachmut in der Provinz Donezk nachgibt. Der Kampf um Bakhmut blutet beide Seiten aus“

oder auch nicht. Nach allem, was man dem Internet entnehmen kann, sind die Verluste der ukrainischen Seite höher. Dazu kommt noch, daß die von Rußland eingesetzten Wagner-Truppen ohnehin nicht als Verluste zählen …

„und die von CNN zitierten Quellen empfahlen Saluschnij, sich auf eine Gegenoffensive in Saporoschje zu konzentrieren, da dies der Weg sei, die Verbindung zwischen der russischen Grenze, den besetzten Gebieten im Asowschen Meer und in Cherson zu unterbrechen. Damit stünde er vor den Toren der Krim.
»Ein großer ukrainischer Vormarsch in Saporoschje würde die Lebensfähigkeit der Landbrücke zwischen dem russischen Gebiet Rostow und der Krim ernsthaft gefährden«, schätzte der Nachrichtendienst des britischen Verteidigungsministeriums ebenfalls am 8. Jänner.“

Nach allem, was man so von der russischen Seite mitkriegt, sehen die das auch so und verstärken genau diesen Frontabschnitt, bzw. versuchen genau dort eine Offensive zu starten, um diese Front zu stabilisieren.

„Melnik schließt nicht aus, dass die Vorbereitungen für einen Angriff in Saporoschje auch als Ablenkungsmanöver dienen könnten, um überraschend an einer anderen Front voranzukommen, wie es im September geschah, als die ukrainischen Streitkräfte sich auf eine Offensive in Cherson konzentrierten– und dann kam es zu der erfolgreichen Offensive in der Provinz Charkow.

Die Südfront zwischen den Provinzen Cherson und Dnipropetrowsk steht still, weil die beiden Armeen durch einen der mächtigsten Flüsse Europas, den Dnjepr, getrennt sind. Eine Landung würde eine riesige Anzahl von Truppen, Artillerie und Amphibienfahrzeugen für die Ukraine erfordern.
Die Alternative für Kiew ist Saporoschje,

– liegt genau an der Südfront, ist also keine „Alternative“ für gar nichts –

eine Provinz, die ebenfalls den Dnjepr überquert und in der sie noch einen Teil des Ostufers kontrolliert. Laut Thibault Fouillet, einem französischen Militärexperten und Analysten bei der Stiftung für strategische Forschung, ist das Gelände in Saporoschje, flach und ohne große städtische Konzentrationen, ideal für den Vormarsch gepanzerter Fahrzeuge.
Fouillet glaubt auch, dass die Ukraine darauf setzen wird, die 100 Panzer, die sie von der NATO in einer großen Gegenoffensive erhalten kann, an einem bestimmten Punkt an der Front zu konzentrieren: »Wir müssen die ukrainische Art der Kriegsführung von Beginn des Konflikts an berücksichtigen. Jede Offensive basierte auf einer massiven Konzentration von konzentriertem Artillerie-Feuer, dem Vormarsch von mechanisierter Infanterie und Panzern.«
Fouillet glaubt, dass sowohl die Front zwischen Charkow und Lugansk als auch die Saporoschje-Front geografisch optimal für diese Offensive sind, obwohl er auch zu dem Schluss kommt, dass die Option Saporoschje für die Zukunft des Krieges entscheidender wäre.“

Man muß sich angesichts des TamTam um die Panzerlieferungen die bescheidenen Quantitäten dieser Panzer vor Augen halten: 100 Stück, zwischen Adams und Leopard, und nach allgemeiner Meinung von Militärexperten etwas zu schwer für das ukrainische Kriegsszenario.
Die gesamten Manöver der ukrainischen Militäroperation müssen sich an dieser matten Ausstattung orientieren.

„100 Panzer im Frühling

Fouillet schätzt, dass die Ukraine im Frühjahr genau 100 Panzer von ihren Verbündeten bekommen kann, insbesondere verschiedene Modelle des Leopard 2, des amerikanischen Abrams und des britischen Challenger 2. Der französische Präsident Emmanuel Macron hat sich außerdem bereit gezeigt, den französischen Leclerc zur Vefügung zu stellen.
Rund 300 Panzer sind laut Fouillet noch ein weit entferntes Ziel, seiner Meinung nach aber durchaus genug für neue, vielleicht entscheidende Gegenoffensiven. Melnik hingegen vermutet, dass Saluschnij für die Gegenoffensive 300 Panzer haben wollte.“

Eine seltsame Aussage. Man sieht daran, daß 100 zuwenig, aber 300 genug wären. Das heißt auf gut deutsch, daß die 100 Panzer, die bisher zugesagt wurden, für gar nichts reichen.

„Jacek Tarocinski, Verteidigungsexperte am Centre for Eastern Studies (Warschau), ist skeptisch, ob die NATO jemals 300 Panzer schicken könnte: »Um ehrlich zu sein, sind in Westeuropa nicht viele schwere Panzer verfügbar. Die Ukraine hat in diesem Krieg bereits mehr Panzer verloren und gewonnen als viele europäische Länder, und sie braucht immer noch mehr.«
Die für diesen Artikel konsultierten Experten stimmen darin überein, dass die verschiedenen Panzer, die die Ukraine erhält, in einigen wenigen Regimentern konzentriert werden sollten, um die Lieferketten von Komponenten, Treibstoff und Munition aus Polen zu rationalisieren. Außerdem sollten diese Versorgungsleitungen auch auf denselben geografischen Bereich gerichtet werden.

Für die lang erwartete Frühjahrs-Gegenoffensive – dieses Ziel wurde vom Pentagon selbst gesetzt, aber auch vom Kommandanten der ukrainischen Verteidigungsnachrichtendienste, Kirilo Budanov, in diesem Januar veröffentlicht –, wird die Ukraine auch über hundert Anti-Minen-Raupenfahrzeuge aus Deutschland und den USA verfügen, abgesehen von 70 neuen modernen selbstfahrenden Artilleriegeschützen amerikanischer, britischer, schwedischer und französischer Artillerie. Diese würden zu den fast 240 Kanonen hinzukommen, die 2022 bereits eingegangen sind, so die Zählung des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel (Deutschland).“

Irgendwie wirkt das so, als wären diese vieldiskutierten Panzer ein Furz im Wald, die wirklich wirkungsvollen Waffen sind sowieso schon längst Richtung Ukraine unterwegs.
Oder aber, so kann man ebenfalls folgern, waren die bisherigen Waffen zwar wirkungsvoll darin, den Widerstand der Ukraine zu ermöglichen, haben sich aber sich nicht als kriegsentscheidend erwiesen.

„Daß Saporoschje der neue Brennpunkt des Krieges sein könnte, würde die Tatsache zeigen, dass Russland in diesem Januar eine Reihe kleinerer Offensiven in der Provinz startete, die es ermöglichten, einige Kilometer vorzurücken. Wenn die Ukraine in diesem Frontabschnitt Fortschritte machen würde, wären die russischen Versorgungslinien an der Asowschen und der Schwarzmeerküste noch näher an der Raketenreichweite von HIMARS, der stärksten Artillerie in diesem Krieg, mit einem Aktionsradius von 80 Kilometern.
Die ukrainische Diplomatie fordert Washington auf, Langstreckenraketen zu liefern, aber das Weiße Haus hat dies bisher vermieden, wegen der Befürchtung, dass sie verwendet werden könnten, um russischen Boden und die Krim zu treffen, eine rote Linie für Moskau

Der Ukraine, die das Winterfenster zum Angriff bereits verpasst hat, läuft die Zeit davon. Die kältesten Monate mit gefrorenem Boden wären die besten für Panzer-Offensiven. Im Frühjahr hingegen ist das Gelände sumpfig und die Raupenketten kommen langsamer von.
Ein weiteres Problem ist, wie lange es dauern kann, bis NATO-Panzer in der Ukraine einsatzbereit sind. Die Vereinigten Staaten haben angekündigt, 31 ihrer Abrams-Panzer zu transferieren, obwohl sie bis letzte Woche offiziell argumentierten, daß es sich um eine ungeeignete Waffe handele, weil sie technisch komplexer sei im Vergleich zu den deutschen Leopard, viel Kraftstoff verbrauche und das Fahren schwieriger zu erlernen sei. Die New York Times berichtete am Mittwoch, dass die Abrams Monate brauchen könnten, um kampfbereit zu sein.
Sollte Russland seine Gegenoffensive früher starten – die ukrainischen Geheimdienste rechnen in Donezk damit – und Saluschnij zwingen, seine Pläne zu ändern, seien diese Panzer auch optimal für Verteidigungsaufgaben, betont Tarocinski.

Fest steht, dass General Robert B. Abrams – dessen Vater diesen amerikanischen Panzerfahrzeugen ihren Namen gab – gegenüber der New York Times »sicher ist, dass diese Panzer die meisten sowjetischen Modelle zerstören werden«: »Sie werden ein Loch in alles reißen, was sie wollen«.“

38 Gedanken zu “Pressespiegel El País, 26.1.: Ukraine, Kriegshandlungen

  1. Die Verwüstung ganzer Regionen im Osten
    Kiews verpasste Chance?

    Im Krieg um die Ukraine droht ein abermaliger Wendepunkt – und eine weitere Eskalation mit unkalkulierbaren Folgen.

    Rückblickend dürfte die Rückeroberung der südukrainischen Stadt Cherson durch die ukrainische Armee im November 2022 als der unwiederbringlich verlorene Zeitpunkt identifiziert werden, an dem optimale Bedingungen für ernsthafte Friedensgespräche herrschten. Die Moral der Invasionstruppen lag nach der demütigenden Niederlage am Boden, während die entsprechenden Signale des Kremls in einem offiziellen Verhandlungsangebot Putins im Dezember gipfelten. Kiew schlug damals einen potenziellen Deal mit dem Kreml aus. Inzwischen verbietet ein Gesetz es dem ukrainischen Präsidenten, an Verhandlungen mit Moskau teilzunehmen, solange Putin im Amt ist.

    Dem Triumph von Cherson ging die erfolgreiche Blitzoffensive im Oblast Charkow voran, wo die russischen Truppen regelrecht kollabierten und riesige Gebiete binnen weniger Tage von den ukrainischen Truppen zurückerobert werden konnten. Der ukrainische Sieg im Oblast Charkow markierte einen Wendepunkt des Kriegsgeschehens, an dem die strategische Initiative an die Ukraine überging, Kiew also das Kriegsgeschehen bestimmte, während Russland sich militärisch in der Defensive befand, nur reagieren konnte. Doch schon die Rückeroberung Chersons war mühsam, langwierig und mit sehr hohen Verlusten an Mensch und Material für die ukrainische Armee erkauft – und sie war nur möglich angesichts der Kappung der russischen Versorgungslinien, indem die Brücken über den Dnjepr mit Artillerie zerstört wurden.

    Nun, gut zwei Monate nach dem russischen Rückzug aus Cherson, ist es die ukrainische Armee, die sich unter hohen Verlusten aus der Bergbausiedlung Soledar, nördlich der seit Monaten umkämpften Stadt Bachmut, zurückziehen musste. Die Söldner-Truppen des Kreml-Oligarchen Jewgeni Prigoschin konnten bei der Einnahme der Kleinstadt ukrainische Truppenteile einkesseln, die nach der verweigerten Kapitulation vollständig aufgerieben worden sind. Russische Telegram-Kanäle sind voll von Videos Hunderter in Soledar gefallener ukrainischer Soldaten. Beide Seiten haben Tausende von Soldaten und grosse Mengen Material bei der Schlacht verloren. Der Krieg ist längst zu einem Abnutzungskrieg geworden, wobei der Kreml davon ausgeht, dass „der Ukraine die Ressourcen zuerst ausgehen werden“, wie ein Insider gegenüber der Financial Times erklärte.

    (…)

    https://www.untergrund-blättle.ch/politik/europa/ukraine-kiews-verpasste-chance-7491.html

    Der Artikel von Konicz enthält wichtige Informationen und ist durchaus lesenswert. Aber schon der Titel ist irreführend.

    Die Ukraine will keine „Chancen“ auf Frieden, darin sind sich sowohl Selenskij als auch Saluschnij einig. Sie wollen den Endsieg.

    Damit treiben sie auch die NATO vor sich her, die sich derzeit nicht gegen ihre Verbündeten im Zurückdrängen und Kleinmachen Rußlands stellen will.

  2. Söldner und Freiwillige
    Serben und Kroaten im Krieg in der Ukraine

    Rekrutiert die russische Söldnertruppe Wagner in Serbien neue Kämpfer für den Krieg in der Ukraine? Fest steht, dass serbische und kroatische Freiwillige teilnehmen – auf russischer wie auf ukrainischer Seite.

    Ein roter Totenkopf auf schwarzem Hintergrund: Das ist das Emblem der berüchtigten russischen Söldnergruppe „Wagner“. Seit Jahren greift diese Privatarmee in vielen Ländern der Welt in Konflikte ein und verbreitet Angst und Schrecken. Auch in der Ukraine kämpft sie an der Seite der regulären russischen Armee.

    Bereits nach dem russischen Angriff am 24.02.2022 tauchten Wandgemälde in Serbiens Hauptstadt Belgrad auf, mit denen die Gruppe gefeiert wurde. Rekrutiert Wagner serbische Freiwillige für den Krieg in der Ukraine? Videos, die in den sozialen Medien verbreitet werden, scheinen dies zu belegen.

    Sie zeigen serbische Kämpfer in russischen Einheiten in der Ukraine. Meist sprechen sie auf Serbisch über ihre Ausbildung und ihre Motive für die Teilnahme am Krieg.

    Die serbischen Behörden haben sich bis heute nicht zu diesen Auftritten geäußert – nach Ansicht von Kritikern aus Rücksicht gegenüber der traditionell starken pro-russischen Stimmung in Serbien. Die gilt auch als Grund dafür, dass das EU-Kandidatenland bis heute keine Sanktionen gegen Russland verhängt hat.

    Dienst in fremden Armeen: Für Serben illegal

    Am Konflikt in der Ukraine beteiligen sich Staatsbürger Serbiens aktiv bereits seit der Besetzung und Annexion der Halbinsel Krim 2014. Dabei ist es Serbinnen und Serben per Gesetz verboten, in ausländischen Armeen zu dienen. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums und der Sicherheitsbehörden in Belgrad werden alle Informationen über in der Ukraine kämpfende Landsleute sorgfältig gesammelt.

    Wie viele Personen von den serbischen Behörden erfasst wurden, wurde nicht veröffentlicht. Die Botschaft der Ukraine in Serbien schätzte 2019, dass sich etwa 300 Personen aus Serbien am Krieg in der Ukraine beteiligen – allesamt auf Seiten Russlands. Laut Sicherheitsbehörden sind bisher über 30 Urteile wegen Beteiligung am Ukraine-Krieg ergangen. Das hindert rechtsextreme Organisationen nicht daran, in sozialen Netzwerken für die Gruppe Wagner zu werben.

    Wagner-Chef dementiert Rekrutierung

    Dass Wagner selbst Kämpfer in Serbien rekrutiere, wurde mittlerweile vom Gründer der Söldnertruppe, Jewgeni Prigoschin, dementiert. Und Serbiens Präsident Aleksandar Vucic verurteilte öffentlich eine Wagner-Rekrutierungsreklame auf den Webseiten des serbischen Dienstes des staatlichen russischen Medienproviders Russia Today (RT), die mittlerweile gelöscht wurde.

    Auch eines der Wagner-Embleme in Belgrad wurde inzwischen übermalt. Bereits zuvor hatten Aktivistinnen und Aktivisten der Gruppe „Russen, Ukrainer, Belarussen und Serben gemeinsam gegen den Krieg“ gegen die Grafitti protestiert. In dieser Gruppe haben sich Bürgerinnen und Bürger der Russischen Föderation, Belarus und der Ukraine zusammengeschlossen, die vor dem Regime von Präsident Wladimir Putin nach Serbien geflohen sind.

    Serbische Antikriegsaktivisten haben zudem Strafanzeigen gegen eine Reihe von serbischen Staatsbeamten gestellt: Sie werfen ihnen vor, die Rekrutierung von Freiwilligen für den Krieg in der Ukraine nicht verhindert zu haben. Die Aktivisten wenden sich auch gegen diverse rechtsgerichtete Organisationen in Serbien, die sie beschuldigen, das Image der Wagner-Gruppe in der Öffentlichkeit zu fördern. Dies stelle ein Versuch der Mobilisierung serbischer Staatsbürger für einen Krieg im Ausland dar und sei somit illegal.

    Kroatien unterstützt die Ukraine

    Das benachbarte EU- und NATO-Mitgliedsland Kroatien trägt die Russland-Politik der Europäischen Union vollständig mit. Sowohl die Regierung in der Hauptstadt Zagreb als auch die überwiegende Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger haben sich seit dem russischen Angriff auf die Ukraine vor fast einem Jahr für nach Kroatien geflohene ukrainische Staatsbürger eingesetzt. Auf dem Arbeitsmarkt wurden die Flüchtlinge sogar kroatischen Staatsbürgern gleichgestellt.

    In der Ukraine kämpfen auch Kroatinnen und Kroaten – meist auf der Seite der angegriffenen Ukrainer. In der ersten Hälfte des Jahres 2022 strahlten private TV-Sender Interviews mit mehreren Dutzend Personen aus, die sich den ukrainischen Streitkräften angeschlossen hatten oder auf dem Weg in die Ukraine waren, um das zu tun. Inoffiziell war von 70 bis 80 ukrainischen Kämpfern mit kroatischer Staatsbürgerschaft die Rede.

    Freiwillige seit 2014

    Die Interviews und andere Medienberichte legen nahe, dass es sich um dieselben Menschen handelt, die sich schon zu Beginn der Ukraine-Krise im Jahr 2014 in gleicher Weise engagiert hatten. Offizielle und vor allem genaue Angaben dazu, wie viele kroatische Freiwillige dorthin gereist sind, gab es allerdings nie.

    Laut russischen Quellen sind seit Ende Februar 2022 etwa 200 Kroaten in die Ukraine gegangen. Die meisten hätten sich dem Regiment Asow angeschlossen. Dem widersprach allerdings Denis Seler, der rechtsextreme Ex-Chef der Hooligans des Fußballclubs Dinamo Zagreb, der nach 2014 jahrelang auf der Seite der Ukrainer gekämpft hatte und von Moskau als „Organisator der kroatischen Söldner“ bezeichnet wird.

    Regierung warnt vor Kriegsteilnahme

    Kroatiens Behörden haben die Teilnahme von Kroatinnen und Kroaten am Krieg in der Ukraine in keiner Weise ermutigt. Im Gegenteil wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass es sich dabei um ein extrem riskantes Unterfangen auf eigene Gefahr handelt. Dem entsprechend diskret wurden die Verhandlungen über die Rückkehr des Kroaten Vjekoslav Prebeg nach Kroatien geführt, der als ukrainischer Kämpfer in der Nähe von Mariupol gefangen genommen und vor ein russisches Gericht gestellt worden war. Im September 2022 durfte er nach einem Gefangenenaustausch nach Kroatien zurückkehren.

    Einige wenige kroatische Staatsbürger haben sich den russischen Streitkräften angeschlossen. In die Öffentlichkeit schaffte es einzig Mirela Jakupanec, die sich als Sanitäterin auf Seiten Russlands engagiert. Einige Quellen bezeichnen sie als Krankenschwester, andere als Ärztin. Ihre pro-russischen Aussagen wurden hauptsächlich von Portalen verbreitet, die für Fake News und Kreml-Propaganda bekannt sind.

    Trotz aller Solidarität mit Kiew sind ukrainische Soldaten in Kroatien nicht willkommen. Das Parlament in Zagreb lehnte einen Antrag der Regierung ab, Ukrainer im Rahmen der europäischen Mission EUMAM auf kroatischem Territorium ausbilden zu lassen. Meinungsumfragen hatten zuvor ergeben, dass fast 60 Prozent der befragten Kroatinnen und Kroaten das Vorhaben ablehnten.

    Im Gegensatz zur Zagreber Regierung vertritt Kroatiens Präsident Zoran Milanovic öffentlich die These, dass es sich beim Krieg in der Ukraine um einen Stellvertreterkrieg Washingtons gegen Moskau handele. Dafür wurde er unter anderem von Russlands Außenminister Sergej Lawrow gelobt.

    https://www.focus.de/politik/ausland/freiwillige-kaempfer-aus-serbien-und-kroatien-beeinflussen-krieg-in-ukraine_id_184187444.html

  3. Stephan Kaufmann:  Neue Stufe im Wirtschaftskrieg
    Die EU erlässt weitere Wirtschaftssanktionen gegen russische Ölprodukte.
    Was hat das Erdöl-Embargo bislang gebracht?

    Im Wirtschaftskrieg zwischen Russland und dem Westen nutzt Moskau seine Rohstoffvorkommen als Waffe, die EU und die USA setzen ihr Geld beziehungsweise ihre Nachfrage ein. Bislang haben beide nur mäßigen Erfolg: In Europa sind Rezession und Rohstoffkrise ausgeblieben. In Russland sinkt die Wirtschaftsleistung zwar, aber längst nicht so stark wie erwartet. Nun startet die EU eine neue Offensive. Auf das Embargo für russisches Rohöl folgt ein Embargo auf Ölprodukte wie Benzin und Diesel. Es ist ein weiterer Test, wie weit die Macht des Westens über den globalen Rohstoffhandel reicht.   Das EU-Embargo auf Ölprodukte tritt am Sonntag in Kraft und folgt der Logik des europäischen Ölembargos….. (Forts.):
    https://www.nd-aktuell.de/artikel/1170700.ukraine-neue-stufe-im-wirtschaftskrieg.html

  4. Protokoll zum. Jour fixe vom 30.01.2023   –   Einwände zum Artikel „10 Monate Krieg in der Ukraine“ 

    1. Nachtrag zu dem Artikel „Deutschland will den Krieg“ (GS 4-22).   (…)

    2. Einwand zum Artikel „10 Monate Krieg in der Ukraine“ (GS 4-22).   (…)

    * (…) Es sollte nochmal überlegt und vorgetragen werden, welche inhaltlichen Urteile im Artikel und in der Debatte heute für falsch befunden werden und warum, und was offengeblieben ist – dann wird das noch einmal diskutiert. Schwierig bis nicht aufklärbar werden die Differenzen, wenn nicht über den Inhalt der Sache selber gestritten wird, sondern weg von der Sache methodisch argumentiert wird (z.B. Trennung, Widerspruch sei falsch; etwas sei seltsam formuliert).

    Der nächste Termin findet am 13. Februar 2023 statt, das Thema wird auf der Website des GegenStandpunkt-Verlags bekannt gegeben.

    https://de.gegenstandpunkt.com/sites/default/files/jf-protokolle/jf230130-Einwände%20zum%20Ukrainekrieg-Artikel.pdf

    https://de.gegenstandpunkt.com/jfp/jf-protokolle

    Die Fragen waren: https://de.gegenstandpunkt.com/sites/default/files/jf-anhang/Frage%20zu%20_Deutschland%20will%20den%20Krieg_%20_%20jf%20-%20Protokoll.pdf

    https://de.gegenstandpunkt.com/publikationen/zeitschrift/gegenstandpunkt-4-22

  5. @Leser

    Im Wirtschaftskrieg zwischen Russland und dem Westen nutzt Moskau seine Rohstoffvorkommen als Waffe

    Den Satz finde ich seltsam. Es ist doch nicht Rußland, das seine Rohstoffe nicht an Europa bzw. die USA verkaufen will, sondern umgekehrt der Westen, der diese Rohstoffe nicht mehr kaufen will. Auch der folgende Satz, daß Rußland damit „„mäßigen Erfolg“ hätte, ist angeichts der Sachlage absurd.

    Sonst ist der Artikel schon ok, aber ich frage mich, warum SK so eine kontrafaktische Aussage an den Anfang stellt.
    Ist dergleichen heutzutage notwendig, um überhaupt einen Artikel dieser Art unterbringen zu können?

  6. Die Ukraine und die NATO versuchen, eine weitere Front in Transnistrien zu eröffnen und dabei gleich einmal die Wiedervereinigung Moldawiens zu betreiben.

    Ein riskantes Unterfangen, weil es in Moldawien dafür keine Mehrheit gibt, die Leute in Transnistrien bewaffnet sind und das ohne eine Intervention von Seiten der Ukraine oder Rumäniens nicht gelingen würde – was endgültig die Bevölkerung Moldawiens auf den Plan rufen und eine Art Besatzungsregime notwendig machen würde, mit unabsehbaren Folgen für die besetzenden Truppen.

    Es ist anzunehmen, daß entsprechende Verhandlungen mit Rumänien bereits geführt wurden und Rumänien sich weigert.

  7. Die Sabotageaktion in einigen Dörfern in der Region Brjansk wurde vermutlich von einer paramilitärischen, aus russischen Staatsbürgern bestehenden Einheit in Zusammenarbeit mit den ukrainischen Geheimdiensten ausgeführt.

    Als angeblicher Anführer der Aktion wurde ein Petersburger Fußball-Hooligan genannt, der von Anfang des Krieges an in die Ukraine ist und sich dort als Freiwilliger betätigt.

    Es ist offenbar den russischen Behörden oder dem Militär nicht gelungen, die Saboteure oder auch nur einen von ihnen zu ergreifen. Sie handelten anscheinend mit einer gewissen Kenntnis der Lokalität, und legten auch vor dem Verlassen der Gegend Minen aus.

    Es sollen auch NATO-Waffen dabei eingesetzt worden zu sein.
    Vermutlich haben die USA mit solchen terroristischen Aktionen keine besondere Freude und wurden von ukrainischer Seite nicht darüber informiert.

  8. Inzwischen wurde von den russischen Behörden ein ehemaliger FSB-Offizier, der 2014 zum ukrainischen Geheimdienst überwechselte, als Teilnehmer oder Planer dieser Aktion zur Fahndung ausgeschrieben.

    Wieder einmal ein Beispiel dafür, wie in diesem Krieg die Verflechtungen zwischen den Kriegsparteien bis in die Geheimdienst-Sphäre gehen, also wirklich ins Eingemachte des Gewaltapparates.

  9. Welche Lichtgestalten hier tätig waren, aus einer sicher unverdächtigen Quelle:

    Kreml-Gegner in Brjansk
    Sorgte ein deutsch-russischer Neonazi bei Putin für Alarmstimmung?

    Russische Medien und der Kreml berichten, dass eine Gruppe bewaffneter Männer von der Ukraine aus die russische Grenze überquert. Beteiligt war wohl ein bekannter Rechtsradikaler.

    Der Vorfall versetzte den Kreml in Alarmbereitschaft: Mehrere schwer bewaffnete Männer sollen über die ukrainische Grenze nach Russland vorgedrungen sein, hieß es in russischen Medien am Donnerstag. In zwei Dörfern, die nur wenige Meter von der Grenze entfernt liegen, sollen sie Geiseln genommen und auf Menschen geschossen haben. (…)

    Ein Video, das am Donnerstag im sozialen Netzwerk Telegram veröffentlicht wurde, zeigt zwei Männer vor einer Sanitätsstation in der Ortschaft Liubechane. Im Hintergrund sind Schüsse zu hören. Ein zweites Video wurde im etwa 15 Kilometer entfernten Sushany aufgenommen. Die Männer identifizieren sich als Teil des „Russischen Freiwilligenkorps“, auf dessen Telegram-Kanal die Videos auftauchten.

    Wladimir Putin spricht von einem „Terrorakt“

    Unter einem Beitrag bei Telegram von den angeblich Beteiligten heißt es: „Niemals hätte ich gedacht, dass die Grenze der russischen Föderation, auch im Krieg, so durchlässig ist.“

    In dem Video auf Telegram sagt einer der Männer: „Wir sind in die Region Brjansk gekommen, um unseren Landsleuten zu zeigen, dass es Hoffnung gibt, dass das freie russische Volk mit Waffen in der Hand das Regime bekämpfen kann.“

    Wladimir Putin reagierte umgehend auf die Meldungen. In einem Vortrag vor Lehrern sprach er von einem „Terrorakt“. Auch Kinder seien Opfer geworden. Der Vorfall zeige erneut, wie wichtig es sei, dass Russland die Menschen in der Ostukraine schütze. „Maßnahmen wurden ergriffen, um die Terroristen zu vernichten“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Donnerstag in Moskau.

    Für Freitag kündigte Putin ein Treffen des nationalen Sicherheitsrates an.

    Wie genau die Männer die Grenze überquerten, ist unklar; ebenso, was vor und nach der Aufnahme der Videos passierte. Am Donnerstagabend behaupteten die russischen Behörden, die Eindringlinge seien in die Ukraine zurückgedrängt worden.

    Das exilrussische Investigativ-Portal „iStories“ konnte mit einem der angeblich Beteiligten sprechen. Er sagte den Journalisten: „Ich bin gerade von dort (Brjansk, Anm. d. Red.) zurückgekommen. Diesmal waren wir 45 Leute. Wir gingen hinein, machten unsere Videos und griffen zwei Schützenpanzer an. Ich habe keine verletzten Kinder gesehen, aber ein Grenzsoldat wurde verletzt. Niemand hat eine Geisel genommen.“

    Ist der Kopf der Aktion ein Neonazi, der lange in Deutschland lebte?

    Klarer sind aber inzwischen die Hinweise, wer hinter der Aktion steckt. Vor allem einer der Teilnehmer sorgte auch in Deutschland für Aufsehen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei ihm um Denis Kapustin, in manchen Berichten wird sein Name auch als Denis Nikitin angegeben; letzterer ist wohl ein Tarnname.

    Kapustin ist demnach in Moskau geboren, wuchs aber in Köln auf. „Denis Nikitin, russischer Staatsbürger mit deutschem Aufenthaltstitel, 1,88 Meter groß, 106 Kilogramm schwer, eine Kampfmaschine“, beschreibt ihn der „Spiegel“ in einem Artikel 2019.

    Kapustin beziehungsweise Nikitin war einer der führenden Köpfe und Organisatoren der neonazistischen Hooligan- und Kampfsportszene in Deutschland. Unter dem Namen „White Rex“ – auch der Name des Telegram-Kanals, auf dem die Aktion in Brjansk öffentlich gemacht wurde – gründete er 2008 ein rechtes Modelabel.

    Immer wieder soll er sich auch in der Ukraine aufgehalten und dort im August 2022 das sogenannte Russische Freiwilligenkorps (RDK) gegründet haben, das aber nicht offiziell in das ukrainische Militär eingebunden ist.

    Gegen Putin, für ein ethnisch reines Russland

    Die Behörden sowohl Russlands als auch der USA und der Ukraine sollen ihn wegen verschiedener Straftaten suchen. In der EU soll es ein Einreiseverbot gegen ihn geben. Kapustin spricht fließend Deutsch, Englisch und Russisch.

    Laut „Spiegel“ hielten es deutsche Sicherheitsexperten auch für möglich, dass Kapustin für den russischen Geheimdienst arbeitet. Ob er in diesem Fall bei seinen zahlreichen Aufenthalten in der Ukraine unenttarnt geblieben wäre, ist zumindest zweifelhaft.

    In mindestens einem Fall wurde er in der Ukraine auch verhaftet. Der Grund: Verdacht auf Drogenhandel. Kapustin soll zudem enge Kontakte in die ukrainische Neonazi-Szene gehabt haben, die wiederum auch Vertreter im ukrainischen Asowstal-Regiment hatte.

    Nicht ins Bild passt, dass Kapustin viele Male nach Moskau reiste und auch dort Teil der Hooliganszene bei ZSKA Moskau war. Weitere deutsche Hooligans aus Köln begleiteten ihn bei seinen Russlandreisen. Er war unter anderem Teil der russischen Hooligangruppen, die 2016 für schwere Ausschreitungen bei der Fußball-EM in Frankreich sorgten und eigentlich Putin nahestehen.

    Über den Krieg, der nach 2014 im ukrainischen Donbass losbrach, sagte er: „Ich liebe die russische Welt, aber man muss diese Welt erst im eigenen Land aufbauen. Speziell störte er sich daran, dass auch Tschetschenen und Tadschiken in Russland lebten. Es sei eine Schande, dass so viele „gute Jungs“ aus Russland in der Ukraine in den Konflikt hineingezogen würden.

    Auf Telegram hatte das Korps bisher rund 16.000 Follower. Mit der Aktion am Donnerstag verdoppelte sich die Anzahl, wie der Russlandexperte von der Investigativplattform Bellingcat, Michael Colborne, erklärt.

    Kapustin strebt laut Einträgen bei Telegram eine Rückkehr zu einem christlich-orthodoxen, zaristisch geprägten Russland an. Kapustins Getreue werfen Putin eine ethnische Durchmischung Russlands vor. Aus seinem rechtsradikalen Gedankengut machte Kapustin auch in seiner Zeit in Deutschland nie einen Hehl.

    Die Regierung in Kiew äußerte sich nur kurz zu dem Vorfall und ließ mitteilen, dass es sich bei den Kämpfern um in Russland tätige Partisanen und „antifaschistische Milizen“ handele. Mit Blick auf Kapustins Biografie ist zumindest letztere Aussage zweifelhaft.

    (Tagesspiegel, 2.3.)

  10. Aus den Ausführungen des russischen Korrespondenten von der Bachmut-Front geht hervor, daß auf beiden Seiten des Konflikts auch afrikanische Söldner unterwegs sind.

    Konkret erwähnt er bei den russischen Wagner-Truppen einen aus der zentralafrikanischen Republik und jemanden aus Libyen.
    Die russischen Truppen finden aber angeblich auch hin und wieder tote Afrikaner in eroberten ukrainischen Stellungen.

    „Kampfbereite Einheiten der ukrainischen Streitkräfte werden abgezogen, um die zweite Verteidigungslinie entlang der Linie Konstantinowka-Kramatorsk-Slawjansk zu besetzen. In Bachmut bleiben Einheiten der Territorialverteidigung und – nach unseren Informationen – die „Georgische Legion“. Die Gesamtzahl beträgt bis zu 12.000 Menschen.

    (KP, 6.3.)

  11. Diese Typen waren seit den Tschetschenienkriegen Verbündete der OUN, kämpften seit den Kriegen dort, auch in den Georgienkriegen, Seite an Seite mit OUN-Söldnern. Bemerkt hatte ich das schon 2013 anhand ukrainischer Blogs. Die diversen Organisationsnamen, die sie damals hatten, habe ich vergessen, aber die "russischen" Ukrainer sahen Alexander Dugin als "geistigen Vater" dieser Strömung an, und ältere Texte von Dugin machen das plausibel. Am Euromaidan spalteten sich diese Russen, die Prominenten nahmen Abstand, ein Teil des Fußvolkes nahm an der Seite des "Rechten Sektors" und radikaler Vertreter der überwiegend galizischen "Svoboda" – die auf eine Teilung der Ukraine entlang der alten litauisch/polnisch – russischen Grenze, "Rechtsufrige Ukraine", aus waren – teil.

  12. @TomGard

    Mit „diesen Typen“ meinst du die „Georgische Legion“?

    Mir ist nicht klar, warum sich die unbedingt in Bachmut verheizen lassen wollen? Süß und ehrenvoll ists fürs Vaterland zu sterben, auch wenn es gar nicht das Vaterland ist?

  13. Noch was zu der oben erwähnten Figur Kapustin/Nikitin:

    Russland will Anschlag auf Oligarchen vereitelt haben

    Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hat nach eigenen Angaben ein Attentat ukrainischer Kräfte auf einen regierungsnahen Oligarchen vereitelt. Die Mordpläne hätten sich gegen Konstantin Malofejew gerichtet, teilte der Geheimdienst am Montag mit. Dem 48-Jährigen gehört ein Fernsehsender, in dem der Krieg gegen die Ukraine unterstützt wird. Attentäter hätten versucht, eine ferngesteuerte selbstgebaute Bombe am Fahrzeug des prominenten Nationalisten zu platzieren.

    Im TV-Sender Swesda wurde ein Video veröffentlicht, in dem sich ein Mann unter die Karosserie eines geparkten Autos greift. In einem zweiten Video ist ein Roboter zu sehen, der offenbar ein Objekt unter dem Fahrzeug entfernt. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Der FSB erklärte, ukrainische Sicherheitskräfte seien für den Mordversuch verantwortlich. Sie hätten dafür den russischen rechtsextremen Aktivisten Denis Kapustin engagiert, der in der Ukraine lebt. Gegen Kapustin sei ein Strafverfahren eröffnet worden.

    Kapustin, auch bekannt als Denis Nikitin, leitete eine Anfrage von Reuters für eine Stellungnahme weiter an seine Vorgesetzten im Russischen Freiwilligen Chorps, das aufseiten der Ukraine kämpft.
    Kapustins Kommandant erklärte, er habe zunächst nichts zu den aktuellen Vorwürfen zu sagen. Auch ukrainische Sicherheitsstellen nahmen zunächst nicht Stellung. Malofejew erklärte über Telegram, es gehe ihm gut, an seinen "patriotischen Positionen" werde er festhalten.

    (Standard, 6.3.)

  14. K.A. Nestor, ich bin damals nicht tiefer in diese Szenerie eingestiegen, Du solltest darüber mehr wissen können, als ich. Wollte nur darauf hinweisen, wie alt diese Traditionen und Konflikte sind, weil ich das für wichtig in Bezug zur "heim ins Reich"-Bewegung halte, der sich der Kreml mit der "russischen Welt" teils angeschlossen hat, teils sich ihrer bedient. Könnte eine Menge potentiellen Ärger in den Regionen und in Weißrussland machen, weil offenkundig militant strittig ist, was "Volk", "Nation", Reich, "Geschichte" bis hin zu Rasse in der "russischen Welt" sein soll.

  15. Bezüglich nationaler Identität herrscht eine gewisse Verwirrung hüben wie drüben.

    Diese ganzen Potentaten, die sich seit der Wende irgendwie an die Macht geturnt haben und dort halten, haben allesamt das Problem, wie sie ihren Laden zusammenhalten sollen. Also wie sie ihren werten Mitbürgern gute Gründe geben, in Krieg und Frieden bei ihrem Programm mitzumachen.
    Die alte sozialistische Welt, wo man das wegen Völkerfreundschaft, internationaler Solidarität, Sicherung des Weltfriedens usw. gemacht hat, ist 1990-91 untergegangen.

    Seither wird im Sack der Ideologien herumgesucht und es kommt halt der alte Mist von jeher heraus: Die Nation, der liebe Gott/Allah und ein fester Führerkult. Mehr ist in diesem Sack nicht mehr drin.

    In lauter Vielvölkerstaaten eine Nation zu konstruieren führt dann eben zu allen möglichen Konfusionen darüber, was jetzt dazugehört und was nicht, und züchtet eine ganz eigenartige Art von Dissidenten, Separatisten und weiteren Narren.

    Die EU ersetzt – oder möchte das eben – die Nation durch einen Europa-Imperialismus, bei dem jeder dabeisein muß, um nicht als „Nationalist“ zu gelten.
    Alle Opposition gegen die Autokraten ist genauso vom Gedanken an eine Obrigkeit besessen wie die Anhänger dieser „Autokraten“. Sie wollen nur eine gute Herrschaft, mit der sie sich identifizieren können.

  16. Heute in El País ein Interview mit einem tschechischen Söldner der ukrainischen Armee, der eine Art „Strategie“ der ukrainischen Militärführung in Bachmut erwähnt: Möglichst viele Russen in Bachmut zu töten, damit sie nicht von woanders angreifen können.

    Das scheint die Devise zu sein, die ausgegeben wurde, um zu erklären, warum in dieser Stadt weiter Haus um Haus gekämpft wird und von der ukrainischen Führung so eine Art Stalingrad hier ausgerufen wurde.

    Beide Seiten behaupten, daß die Verluste des Gegners „enorm“ seien, wobei auf ukrainischer Seite eingeräumt wird, daß die eigenen ebenfalls ziemlich hoch sind. Der ständige Hinweis auf die „enormen“ Verluste der russischen Seite wirkt in diesem Zusammenhang etwas aufgesetzt.

    Möglicherweise haben die ukrainischen Truppen nicht mehr viel in der Hinterhand und wollen deshalb nicht zurückweichen, weil das eine Kettenreaktion auslösen könnte.

    Die andere Möglichkeit ist, daß die Ukraine mitsamt der NATO tatsächlich die seit geraumer Zeit angekündigte Offensive auf Melitopol vorbereitet und dafür noch Zeit braucht.

  17. Im Standard ein Interview mit David Peträus (Oberkommandierender bei der Irak-Invasion 2003), wo er zwar gegen Rußland scharfmacht, aber doch einige interessante Infos von sich gibt:

    „Die Russen“ haben sich „als noch ungeschickter erwiesen als vielfach erwartet, und zwar buchstäblich auf der ganzen Linie. In strategischer Hinsicht, bei der Planung ihrer Militärkampagne, bei der operativen Führung, bei der tatsächlichen Umsetzung ihrer Militäraktionen, bei der Logistik und bei ihrem schockierenden Mangel an taktischem Fachwissen und Training. Zudem haben die Russen ihre Waffen und Kommunikationssysteme nicht auf einen modernen Stand gebracht. Darüber hinaus haben sie die Fähigkeiten des ukrainischen Militärs, die Entschlossenheit des angegriffenen Volkes und die Unterstützung Kiews durch die USA, andere Nato-Länder und westliche Partner völlig unterschätzt. (…)

    Abgesehen von diesen Defiziten aber verfügt Russland nach wie vor über eine beachtliche Menge an Soldaten, Artillerie, Raketen, Drohnen und anderen Waffensystemen. Und natürlich besitzen die Russen viele Rohstoffe, die es ihnen ermöglichen, Sanktionen und Ausfuhrkontrollen zu umgehen.

    Die Mängel“ sind „so erheblich, dass sie wesentliche Änderungen in der Art und Weise erfordern, wie Russland seine Streitkräfte ausbildet, trainiert, ausrüstet, organisiert, strukturiert, einsetzt und führt. Einiges von dem, was erforderlich ist, ist in der Tat ein echter "kultureller" Wandel, so zum Beispiel die Aufstellung eines professionellen Unteroffizierskorps oder die Förderung der Eigeninitiative auf den unteren Ebenen. Das ist eine Aufgabe, die Jahre in Anspruch nehmen wird und nicht kurzfristig zu bewerkstelligen ist.

    STANDARD: Wie sehen die wahrscheinlichsten Szenarien für das Ende dieses Krieges aus?

    Petraeus: Ich denke, dass der Krieg schließlich in einer Verhandlungslösung enden wird. Das wird kommen, wenn Russlands Führung erkennt, dass der Krieg weder auf dem Schlachtfeld noch an der Heimatfront durchzuhalten ist. Leider kann ich nicht vorhersagen, wann diese Bedingungen gegeben sein werden.“

    Das Interessante an dieser Aussage ist, daß er nicht von einer Niederlage Rußlands, sondern von einer freien Entscheidung der russischen Führung ausgeht.

  18. Belarus: Lukaschenko bestätigt Sabotage an Flugzeug

    Minsk bezeichnete die Mutmaßungen um Anschlag zunächst als Falschinformationen. Nun räumt der belarussische Machthaber einen Sabotageakt ein – und Festnahmen in dem Zusammenhang.

    In der Ex-Sowjetrepublik Belarus hat Machthaber Alexander Lukaschenko nun doch einen Sabotageakt gegen ein russisches Aufklärungsflugzeug auf einem Flughafen nahe der Hauptstadt Minsk eingeräumt. Der Drahtzieher und mehr als 20 Helfer seien festgenommen worden, sagte Lukaschenko am Dienstag in Minsk der staatlichen Nachrichtenagentur Belta zufolge.

    Ende Februar hatten Anti-Kriegs-Aktivisten aus Belarus selbst über einen Anschlag auf das russische Flugzeug berichtet. Sie hätten von zwei Drohnen Sprengsätze auf die Maschine abgeworfen, hieß es. Die Führung in Minsk bezeichnete dies als Falschinformation. Der Kreml hatte den Fall nicht kommentiert.

    Nun bestätigte Lukaschenko, dass die Maschine A-50 auf dem Militärflugplatz Matschulischtschi durch eine in gewöhnlichen Geschäften verkaufte kleine Drohne chinesischer Produktion leicht beschädigt worden sei. Das Flugzeug sei weiter funktionstüchtig.

    „Trotzdem haben wir die Russen gebeten, dass sie dieses Flugzeug für die technische Durchsicht zurücknehmen und uns ein anderes schicken“, sagte Lukaschenko. Anfang März gab es in den sozialen Netzwerken Aufnahmen des Flugzeugs, das nach Russland geflogen sein soll.

    Neben den mehr als 20 Festgenommenen gebe es weitere Beteiligte, die sich im Ausland versteckten, sagte der Machthaber, ohne Beweise vorzulegen. Unter den Verdächtigen in Gewahrsam sei auch ein Mann mit IT-Kenntnissen und mit russischem sowie ukrainischem Pass. Er soll auf der von Russland 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim gelebt haben und vom Geheimdienst in Kiew für Sabotageakte angeworben worden sein.

    Lukaschenko warf der Ukraine vor, den Anschlag seit langem geplant zu haben. Die Ukraine sieht Belarus als Kriegspartei, weil Lukaschenko den russischen Streitkräften etwa die Militärbasen für Angriffe auf das Nachbarland überlässt.

    (Handelsblatt, 7.3.)

    Die weißrussische Führung hat seinerzeit nicht den Sabotageakt „geleugnet“, sondern der behaupteten Beschädigung des Flugzeugs widersprochen.
    Von den Akteuren wurden nämlich auch etwas unscharfe Bilder ins Netz gestellt, die ein kaputtes Flugzeug zeigen sollten.

  19. „Um Artemovsk werden vier Militärgruppen gebildet

    Laut Jevgenij Prigozhin, dem Gründer der Sondertruppen „Wagner“, bilden die SKU-Kämpfer vier Gruppen um Artemovsk (Bachmut).

    Seine Aussage: Die Wagner-Truppen haben Bachmut eingeschlossen. Um Bachmut zu entsetzen, ist es für die Ukrainer nötig, Wagner zu einzuschließen.
    Zu diesem Zweck haben die Streitkräfte der Ukraine eine Reihe von Heeresgruppen gebildet. Eine in Slawjansk, die 67. Brigade. Die zweite in Sewersk, die 81. und 66. Brigade.
    Eine weitere Gruppierung befindet sich in Tschasov Jar und eine in Konstantinovka. Die Zielpunkte für die nächsten Schritte sind klar.“

    (KP, 8.3.)

    Diese Erklärung Prigozhins steht in gewissem Widerspruch zu den Meldungen in westlichen Medien, daß er der russischen Armeeführung mit Abzug gedroht hat, sollte er nicht mehr Munition erhalten.

  20. Ein angebliches Komplott zur Ermordung des transnistrischen Präsidenten Krasnoselskij wurde aufgedeckt. Die mutmaßlichen Attentäter sollen geständig sein. Ihr Anführer ist ein Bürger Tiraspols, der 2014 in die Ukraine emigrierte und voruges Jahr zurückkam, angeblich im Dienst des ukrainischen Geheimdienstes.

    Die Ukraine würde gerne, so die Vermutung der KP, eine 2. Front eröffnen – da sie an der ersten derzeit nicht allzu glücklich agiert.

    Vor allem könnte sie es auf das Munitionsdepot in Cobasna abgesehen haben.

    (KP, 9.3.)

  21. „Der Westen beginnt die Niederlage der Ukraine anzuerkennen: Die Streitkräfte der Ukraine sind blutleer und stehen am Rande einer Katastrophe

    Der Militärexperte Viktor Litovkin, Oberst im Ruhestand, besprach mit dem Radio KP die Veröffentlichungen westlicher Medien über die personelle Katastrophe in den Streitkräften der Ukraine

    KP: Ist die personalle Reserve in den Streitkräften der Ukraine wirklich erschöpft?

    VL: Das Problem in der ukrainischen Armee ist komplex. Es fehlte nicht nur an Soldaten, sondern auch an ausgebildetem Personal. Aber das ist nur ein Teil des großen Problems. Innerhalb eines Jahres von Kriegshandlungen wurden die ausgebildeten Soldaten und Unteroffiziere der Streitkräfte der Ukraine im Grunde genommen außer Gefecht gesetzt.

    KP: Aber es gab doch Mobilisierungswellen, nicht wahr?

    VL: Allerdings. Aber Kiew kann nirgendwo ausgebildete Soldaten ausheben.

    KP: Was ist mit den Trainingslagern und Kursen im Ausland?

    VL: Berichte der Art, dass 10.000 in Großbritannien ausgebildet wurden, 30.000 in EU-Staaten, zwei Piloten in den USA und 10 werden folgen – das sind alles Informationen zur Einseifung der Bevölkerung.

    KP: Und wie sieht es wirklich aus?

    VL: Nun, wir wissen nicht, wie viele Ukrainer tatsächlich in Polen, Deutschland, England ausgebildet werden. Die Aufgabe“ (vermutlich die der Medien) „besteht darin, zu berichten, daß sie das für diese Aufgabe bereitgestellte Geld bis auf das letzte Pfund und den letzten Euro ausgegeben haben. Wie sie dann diese Leute ausgebildet haben, und ob sie sie überhaupt ausgebildet haben, ist unbekannt.

    KP: Was ist dazu bekannt?

    VL: Wir wissen soviel, daß Gefangene, die in Großbritannien ausgebildet wurden, sagen, dass ihnen wenig beigebracht wurde, außer wie man aus einer Bauchlage schießt und in Formation geht.

    KP: Weshalb werden in einem fort solche Leute an die Front geschickt?

    VL: Wir haben solche Szenen schon oft gesehen: Mitarbeiter des Militärregistrierungs- und Rekrutierungsbüros halten Krankenwagen an, schnappen Leute auf der Straße und setzen sie in diese Autos, bringen sie zu Sammelstellen und von dort ohne Vorbereitung an die Front.

    KP: Solche Leute wissen nicht nur nicht wie, sondern wollen auch nicht kämpfen?

    VL: Nein. Darüber hinaus haben viele Menschen in der Ukraine trotz dreißig Jahren Gehirnwäsche das wachsende Gefühl, dass sie nicht für die heimische Ukraine, sondern für Amerika und die NATO kämpfen.
    Sogar der Verteidigungsminister der Ukraine selbst sagte, dass »wir hier für die NATO die Drecksarbeit leisten«. Es ist klar, dass dies nichts mit den Interessen der Ukraine zu tun hat.

    KP: Wollen die Menschen nur ihr Leben retten?

    VL: Ja, weil der Konflikt morgen enden kann, aber du willst jeden einzelnen Tag leben.

    KP: Aber vielleicht wollen die Veröffentlichungen in den westlichen Medien über den Personalmangel in den Streitkräften der Ukraine nur ablenken? Und in Wirklichkeit ist dort alles in Ordnung?

    VL: Ich denke, dort ist nicht alles in Ordnung. Die russische Armee rückt in verschiedene Richtungen vor. Und die Gefangenen sprechen von Dutzenden von Leichen, die in den Schützengräben liegen, die niemand holt und über Menschen, die ohne richtige Ausbildung wie Kanonenfutter an die Front geworfen werden.
    Die Artikel, die im Westen veröffentlicht werden, sind nicht wichtig. Es geht um die Wirklichkeit auf dem Boden. Ich denke, vieles von dem, was sie schreiben, ist begründet. Um so mehr, als sie inzwischen immer weniger Grund haben, die Ukraine zu unterstützen. Sie sehen, dass alle Hilfe verschwendet ist.

    KP: Es reicht hinten und vorne nicht?

    VL: Nein. Und es wird Zeit, die Bevölkerung Europas und der USA darauf vorzubereiten, dass die Ukraine verlieren wird. Dies muss Schritt für Schritt erfolgen.

    KP: Warum genau?

    VL: Weil alle müde sind, ihr Geld und ihre Waffen nach Kiew zu liefern, die dort gleichsam in ein schwarzes Loch fallen.
    Es ist klar, dass die Ukraine Rußland, eine Atomwaffenmacht, nicht besiegen kann. Und das muß langsam durchsickern. Um zu zeigen, dass der Westen sein Bestes getan hat, um der Ukraine zu helfen. Aber es reichte nicht.“

    (KP, 15.3.)

    Ob das so funktionieren wird, wird sich erst weisen. In Rußland regiert jedenfalls Zuversicht.

  22. Die Washington Post berichtet, dass sich das ukrainische Militär immer häufiger über die große Zahl unerfahrener Kämpfer in den Streitkräften der Ukraine beschwert.
    Die amerikanische Zeitung zitiert den Bataillonskommandanten der 46. Fallschirm-Brigade mit dem Spitznamen „Kupol“ ( = Kuppel). „Sehr wenige Soldaten hatten Kampferfahrung. Und die sind entweder verletzt oder tot. Mir wurden hundert neue Soldaten geschickt. Aber niemand gab mir Zeit, sie vorzubereiten. Ich erhielt nur den Befehl: »An die Front mit ihnen.« Und diese Soldaten lassen einfach alles liegen und stehen und laufen davon.“
    So zuletzt aus Ugledar. Und so werden sie bis zur Donau und zum Bug laufen. (…)

    Vladimir Rogov, ein Mitglied des (prorussischen) Rates der Saporoschje-Regierung, sagte, dass das Kiewer Regime sowjetische Kampfflugzeuge und Hubschrauber in die Region entsendet. Sie wurden von den Ländern des ehemaligen Warschauer Pakts an Kiew übergeben. Darunter Bulgarien, Polen, Rumänien, Tschechien, die Slowakei und sogar Albanien. Es sind darunter sogar noch in der UdSSR hergestellte Hubschrauber, die die Amerikaner während ihres Rückzugs aus Afghanistan mitgenommen haben.

    (KP, 15.3.)

  23. Hier der WP-Artikel von Google übersetzt:

    Die Qualität der ukrainischen Streitkräfte, die einst als erheblicher Vorteil gegenüber Russland galt, wurde durch ein Jahr der Verluste beeinträchtigt, das viele der erfahrensten Kämpfer vom Schlachtfeld genommen hat, was einige ukrainische Beamte dazu veranlasste, Kiews Bereitschaft dazu in Frage zu stellen eine mit Spannung erwartete Frühjahrsoffensive starten.

    US- und europäische Beamte haben geschätzt, dass seit Beginn der russischen Invasion Anfang letzten Jahres bis zu 120.000 ukrainische Soldaten getötet oder verwundet wurden, verglichen mit etwa 200.000 auf russischer Seite, die über ein viel größeres Militär verfügt und ungefähr die dreifache Bevölkerung hat Wehrpflichtige zu ziehen. Die Ukraine hält ihre laufenden Opferzahlen geheim, selbst vor ihren treuesten westlichen Unterstützern.

    Abgesehen von der Statistik hat ein Zustrom unerfahrener Wehrpflichtiger, die eingesetzt wurden, um die Verluste auszugleichen, das Profil der ukrainischen Streitkräfte verändert, die laut Militärpersonal vor Ort auch unter grundlegendem Munitionsmangel, einschließlich Artilleriegeschossen und Mörserbomben, leidet.

    „Das Wertvollste im Krieg ist die Kampferfahrung“, sagte ein Bataillonskommandeur der 46. Luftangriffsbrigade, der gemäß dem ukrainischen Militärprotokoll nur durch sein Rufzeichen Kupol identifiziert wird. „Ein Soldat, der sechs Monate Kampf überlebt hat, und ein Soldat, der von einem Schießstand kam, sind zwei verschiedene Soldaten. Es ist Himmel und Erde.“

    „Und es gibt nur wenige Soldaten mit Kampferfahrung“, fügte Kupol hinzu. „Leider sind sie alle schon tot oder verwundet.“

    Solche düsteren Einschätzungen haben einen greifbaren, wenn auch größtenteils unausgesprochenen Pessimismus von der Front bis in die Korridore der Macht in der Hauptstadt Kiew verbreitet. Eine Unfähigkeit der Ukraine, eine viel gepriesene Gegenoffensive durchzuführen, würde neue Kritik schüren, dass die Vereinigten Staaten und ihre europäischen Verbündeten zu lange gewartet haben, bis die Streitkräfte bereits zerfallen waren, um Trainingsprogramme zu vertiefen und gepanzerte Kampffahrzeuge, einschließlich Bradleys und Leopard Kampfpanzer, bereitzustellen .

    Die Situation auf dem Schlachtfeld spiegelt derzeit möglicherweise kein vollständiges Bild der ukrainischen Streitkräfte wider, da Kiew Truppen für die kommende Gegenoffensive separat ausbildet und sie absichtlich von aktuellen Kämpfen zurückhält, einschließlich der Verteidigung von Bachmut, sagte ein US-Beamter, der zu der Bedingung sprach der Anonymität, um offen zu sein.

    Andriy Yermak, Leiter des ukrainischen Präsidialamts, sagte, der Zustand der ukrainischen Streitkräfte schmälere seinen Optimismus hinsichtlich einer bevorstehenden Gegenoffensive nicht. „Ich glaube nicht, dass wir unser Potenzial ausgeschöpft haben“, sagte Yermak. „Ich denke, dass es in jedem Krieg eine Zeit gibt, in der man neues Personal vorbereiten muss, was gerade passiert.“

    Und die Situation für Russland könnte noch schlimmer sein. Während eines NATO-Treffens im letzten Monat sagte der britische Verteidigungsminister Ben Wallace, dass 97 Prozent der russischen Armee bereits in der Ukraine stationiert seien und dass Moskau unter „der Zermürbung des Ersten Weltkriegs“ leide.

    Kupol sagte, er erhoffe sich von Washington eine bessere Ausbildung der ukrainischen Streitkräfte und hoffe, dass ukrainische Truppen, die für eine kommende Gegenoffensive zurückgehalten werden, mehr Erfolg haben werden als die unerfahrenen Soldaten, die jetzt die Front unter seinem Kommando besetzen.

    „Man glaubt immer an ein Wunder“, sagte er. „Entweder Massaker und Leichen oder professionelle Gegenoffensive. Es gibt zwei Möglichkeiten. Es wird so oder so eine Gegenoffensive geben.“

    Wie stark die verstärkte westliche Militärhilfe und -ausbildung bei einer solchen Frühjahrsoffensive den Ausschlag geben wird, bleibt ungewiss, wenn man die Verschleißerscheinungen bedenkt, die sich allmählich zeigen.

    Ein hochrangiger ukrainischer Regierungsbeamter, der unter der Bedingung der Anonymität sprach, um offen zu sein, bezeichnete die vom Westen versprochene Anzahl von Panzern als „symbolischen“ Betrag. Andere äußerten privat Pessimismus, der versprach, dass die Vorräte sogar rechtzeitig das Schlachtfeld erreichen würden.

    „Wenn Sie mehr Ressourcen haben, greifen Sie aktiver an“, sagte der hochrangige Beamte. „Wer weniger Ressourcen hat, verteidigt mehr. Wir werden uns verteidigen. Deshalb glaube ich, wenn Sie mich persönlich fragen, nicht an eine große Gegenoffensive für uns. Ich würde gerne daran glauben, aber ich schaue mir die Ressourcen an und frage: "Womit?" Vielleicht haben wir einige lokalisierte Durchbrüche.“

    „Wir haben weder die Leute noch die Waffen“, fügte der hochrangige Beamte hinzu. „Und Sie kennen das Verhältnis: Wenn Sie in der Offensive sind, verlieren Sie doppelt oder dreimal so viele Leute. Wir können es uns nicht leisten, so viele Menschen zu verlieren.“

    Eine solche Analyse ist weitaus weniger optimistisch als die öffentlichen Äußerungen der politischen und militärischen Führung der Ukraine.

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat das Jahr 2023 als „das Jahr des Sieges“ für die Ukraine bezeichnet. Sein Chef des Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanov , wies auf die Möglichkeit hin, dass Ukrainer diesen Sommer auf der Krim Urlaub machen könnten, der Halbinsel, die Russland vor neun Jahren illegal von der Ukraine annektierte.

    „Unser Präsident inspiriert uns zum Sieg“, sagte Generaloberst Oleksandr Syrsky, Kommandant der ukrainischen Bodentruppen, in einem Interview mit der Washington Post. „Grundsätzlich denken wir alle gleich und verstehen, dass es für uns natürlich notwendig ist, bis Ende des Jahres zu gewinnen. Und es ist echt. Es ist real, wenn wir all die Hilfe erhalten, die uns von unseren Partnern versprochen wurde.“

    An der Front ist die Stimmung jedoch düster.

    Kupol, der zugestimmt hatte, fotografiert zu werden, und sagte, er verstehe, dass er mit einem persönlichen Rückschlag rechnen könne, wenn er eine offene Einschätzung gebe, beschrieb, wie er mit neu eingezogenen Soldaten in den Kampf zog, die noch nie eine Granate geworfen hatten, die ihre Positionen unter Beschuss bereitwillig aufgaben und denen es an Selbstvertrauen mangelte im Umgang mit Schusswaffen.

    Seine Einheit zog sich im Winter aus Soledar in der Ostukraine zurück, nachdem sie von russischen Streitkräften umzingelt worden war, die später die Stadt eroberten. Kupol erinnerte sich, wie Hunderte von ukrainischen Soldaten in Einheiten, die an der Seite seines Bataillons kämpften, einfach ihre Positionen aufgaben, selbst als Kämpfer der russischen Wagner-Söldnergruppe vorpreschten.

    Nach einem Jahr Krieg sagte Oberstleutnant Kupol, sein Bataillon sei nicht wiederzuerkennen. Von etwa 500 Soldaten wurden etwa 100 getötet und weitere 400 verwundet, was zu einem vollständigen Umsatz führte. Kupol sagte, er sei der einzige Militärprofi im Bataillon, und er beschrieb den Kampf, eine Einheit zu führen, die ausschließlich aus unerfahrenen Truppen besteht.

    „Ich bekomme 100 neue Soldaten“, sagte Kupol. „Sie geben mir keine Zeit, sie vorzubereiten. Sie sagen: ‚Nimm sie mit in die Schlacht.' Sie lassen einfach alles stehen und laufen. Das ist es. Verstehst du warum? Weil der Soldat nicht schießt. Ich frage ihn warum, und er sagt: ‚Ich habe Angst vor dem Geräusch des Schusses.' Und aus irgendeinem Grund hat er noch nie eine Granate geworfen. … Wir brauchen NATO-Ausbilder in allen unseren Ausbildungszentren, und unsere Ausbilder müssen da drüben in die Schützengräben geschickt werden. Weil sie an ihrer Aufgabe gescheitert sind.“

    Er beschrieb schwerwiegende Munitionsengpässe, einschließlich eines Mangels an einfachen Mörserbomben und Granaten für in den USA hergestellte MK 19.

    Die Ukraine ist auch mit einem akuten Mangel an Artilleriegeschossen konfrontiert, den Washington und seine Verbündeten zu beheben versucht haben, wobei Diskussionen darüber, wie die ukrainischen Bestände gestützt werden können, die täglichen Sitzungen zum Krieg im Nationalen Sicherheitsrat des Weißen Hauses dominierten. Washingtons Bemühungen haben die Ukraine im Kampf gehalten, aber die Nutzungsraten sind sehr hoch und die Knappheit hält an.

    »Sie stehen an vorderster Front«, sagte Kupol. „Sie kommen auf dich zu und es gibt nichts, womit du schießen könntest.“

    Kupol sagte, Kiew müsse sich darauf konzentrieren, neue Truppen systematisch besser vorzubereiten. „Es ist, als ob wir nur Interviews geben und den Leuten sagen, dass wir bereits gewonnen haben, nur ein bisschen weiter weg, zwei Wochen, und wir werden gewinnen“, sagte er.

    Dmytro, ein ukrainischer Soldat, den The Post aus Sicherheitsgründen nur mit Vornamen identifiziert, beschrieb viele der gleichen Bedingungen. Einige der weniger erfahrenen Truppen, die auf seiner Position bei der 36. Marinebrigade in der Region Donezk dienen, „haben Angst, die Schützengräben zu verlassen“, sagte er. Der Beschuss sei manchmal so intensiv, sagte er, dass ein Soldat eine Panikattacke bekomme, „die anderen erwischt es“.

    Als er seine Kameraden zum ersten Mal sehr erschüttert sah, sagte Dmytro, habe er versucht, ihnen die Realität der Risiken zu erklären. Das nächste Mal, sagte er, seien sie „einfach von der Position weggelaufen“.

    „Ich mache ihnen keinen Vorwurf“, sagte er. „Sie waren so verwirrt.“

    Die Herausforderungen ergeben sich aus hohen Verlusten. General Valery Zaluzhny, Oberbefehlshaber der Ukraine, sagte im August, dass fast 9.000 seiner Soldaten gestorben seien. Im Dezember sagte Mykhailo Podolyak, ein Berater von Selenskyj, dass die Zahl bis zu 13.000 gestiegen sei. Aber westliche Beamte haben höhere Schätzungen abgegeben, und in jedem Fall haben die ukrainischen Zahlen die weitaus größere Zahl von Verwundeten ausgeschlossen, die nicht mehr kämpfen können.

    Ein deutscher Beamter sagte unter der Bedingung der Anonymität, um ehrlich zu sein, dass Berlin die Zahl der ukrainischen Opfer, darunter Tote und Verwundete, auf bis zu 120.000 schätze. „Sie teilen die Informationen nicht mit uns, weil sie uns nicht vertrauen“, sagte der Beamte.

    Unterdessen baut sich laut Syrsky seit Anfang Januar eine russische Offensive auf. Budanov, Chef des Militärgeheimdienstes der Ukraine, sagte der Post im vergangenen Monat, Russland habe mehr als 325.000 Soldaten in der Ukraine, und weitere 150.000 mobilisierte Truppen könnten sich bald dem Kampf anschließen. Ukrainische Soldaten berichten, dass sie zahlenmäßig unterlegen sind und weniger Munition haben.

    Für die Ukraine steht in den kommenden Monaten besonders viel auf dem Spiel, da westliche Länder, die Kiew unterstützen, prüfen, ob die ukrainischen Streitkräfte erneut die Initiative ergreifen und mehr Territorium von der russischen Kontrolle zurückerobern können.

    Auch Russland steht vor Munitions-, Personal- und Motivationsproblemen – und hat in den letzten Monaten trotz des angespannten Zustands der ukrainischen Streitkräfte nur schrittweise Fortschritte erzielt. So schlimm die Verluste der Ukraine auch seien, die Russlands seien schlimmer, sagte der US-Beamte.

    „Die Frage ist, ob der relative Vorteil der Ukraine ausreicht, um ihre Ziele zu erreichen, und ob diese Vorteile aufrechterhalten werden können“, sagte Michael Kofman, Militäranalyst bei CNA mit Sitz in Virginia. „Das hängt nicht nur von ihnen ab, sondern auch vom Westen.“

    Trotz Berichten über ungeschulte mobilisierte russische Kämpfer, die in die Schlacht geworfen werden, sagte Syrsky, dass die jetzt Ankommenden gut vorbereitet seien. „Wir müssen in diesen Realitäten leben und kämpfen“, sagte er. „Das ist natürlich problematisch für uns. … Es zwingt uns, präziser in unserem Feuern zu sein, detaillierter in unserer Aufklärung, sorgfältiger bei der Auswahl unserer Positionen und detaillierter bei der Organisation der Interaktion zwischen den Einheiten. Es geht nicht anders."

    Russlands jüngste Errungenschaften – insbesondere um Bakhmut – haben das Schlachtfeld nicht wesentlich gekippt, und US-Militärbeamte haben gesagt, dass selbst eine Einnahme von Bakhmut durch Russland von geringer strategischer Bedeutung wäre. Aber angesichts der schweren Verluste, die die Ukraine dort erleidet, haben Beamte in Washington die Weigerung Kiews, sich zurückzuziehen, in Frage gestellt. Die Vereinigten Staaten raten der Ukraine seit mindestens Januar, sich aus der Stadt zurückzuziehen, sagte der US-Beamte.

    Ein ukrainischer Beamter, der unter der Bedingung der Anonymität sprach, weil er nicht berechtigt war, öffentlich zu sprechen, sagte, der Kampf um Bakhmut habe dort die russischen Streitkräfte erschöpft – hauptsächlich Wagner-Kämpfer, die in letzter Zeit die effektivsten Moskaus waren – und dass ukrainische Einheiten die Stadt verteidigen sollten ohnehin nicht in anstehenden Offensivoperationen eingesetzt werden.

    Die Ukraine habe viele ihrer Nachwuchsoffiziere verloren, die in den letzten neun Jahren eine US-Ausbildung erhalten hätten, wodurch ein Korps von Führern untergraben worden sei, die zu Beginn der Invasion dazu beigetragen hätten, die Ukrainer von ihren russischen Feinden zu unterscheiden, sagte der ukrainische Beamte. Jetzt, sagte der Beamte, müssen diese Kräfte ersetzt werden. „Viele von ihnen werden getötet“, sagte der Beamte.

    Zu Beginn der Invasion beeilten sich die Ukrainer, sich freiwillig zum Militärdienst zu melden, aber jetzt haben Männer im ganzen Land, die sich nicht gemeldet haben, begonnen zu befürchten, auf der Straße Einberufungszettel ausgehändigt zu bekommen. Der interne Sicherheitsdienst der Ukraine hat kürzlich Telegram-Konten geschlossen, die den Ukrainern dabei halfen, Orte zu meiden, an denen Behörden Vorladungen verteilten.

    Anfangs konzentrierten die Vereinigten Staaten ihre Ausbildung auf neue Waffensysteme, die Washington Kyiv zur Verfügung gestellt hatte, wie M777-Artilleriegeschütze und HIMARS-Raketenwerfer. Im Januar, nach fast einem Jahr totalen Krieges, begannen die Vereinigten Staaten mit der Ausbildung ukrainischer Streitkräfte in kombinierter Kriegsführung. Nur ein Bataillon von etwa 650 Personen hat bisher die Ausbildung in Deutschland absolviert.

    Weitere ukrainische Bataillone werden die Ausbildung bis Ende März abschließen, und das Programm wird an die sich entwickelnden Bedürfnisse der Ukraine angepasst, sagte Oberstleutnant Garron Garn, ein Pentagon-Sprecher.

    Verteidigungsminister Lloyd Austin „konzentriert sich weiterhin darauf, sicherzustellen, dass die Ukraine die Ausbildung erhält, die sie für den aktuellen Kampf benötigt“, sagte Garn. Die Vereinigten Staaten „arbeiten rund um die Uhr“, um die Sicherheitsbedürfnisse der Ukraine zu erfüllen, und investieren Milliarden von Dollar in die Produktion und Beschaffung von Artilleriemunition, sagte er.

    „Unter dem Strich bekommen wir die Ukrainer, was sie brauchen, wenn sie es brauchen“, sagte Garn. „Und wie Präsident Biden und Außenminister Austin wiederholt betont haben, werden wir die Ukraine so lange unterstützen, wie es nötig ist.“

    Selbst mit neuer Ausrüstung und Ausbildung halten US-Militärbeamte die Streitkräfte der Ukraine für unzureichend, um entlang der riesigen Front anzugreifen, an der Russland erhebliche Verteidigungsanlagen errichtet hat. Daher werden Truppen darauf trainiert, nach Schwachstellen zu suchen, die es ihnen ermöglichen, mit Panzern und gepanzerten Fahrzeugen durchzubrechen .

    Großbritannien bildet auch ukrainische Rekruten aus, darunter rund 10.000 im vergangenen Jahr, weitere 20.000 werden in diesem Jahr erwartet. Die Europäische Union hat angekündigt, im Jahr 2023 30.000 Ukrainer auszubilden.

    Die Ukraine hält Soldaten für eine Frühjahrsoffensive zurück und bildet sie als Teil neu zusammengestellter Angriffsbrigaden aus. Kiew organisiert auch Bataillone rund um die neuen Kampffahrzeuge und Panzer, die die westlichen Nationen bereitstellen.

    Syrski sagte, er konzentriere sich darauf, die Linie gegen russische Angriffe zu halten, während seine Stellvertreter die Soldaten auf die nächste Offensive vorbereiten.

    „Wir müssen Zeit gewinnen, um Reserven vorzubereiten“, sagte Syrsky und bezog sich dabei auf die ukrainischen Soldaten, die im Ausland mit westlichen Waffen trainierten. „Wir wissen, dass wir diesem Angriff standhalten müssen, um die Reservisten, die an zukünftigen Aktionen teilnehmen werden, richtig vorzubereiten. … Manche verteidigen, andere bereiten sich vor.“

    US-Beamte sagten, sie erwarten, dass die Offensive der Ukraine Ende April oder Anfang Mai beginnen wird, und sie sind sich der Dringlichkeit bewusst, Kiew zu beliefern, da ein langwieriger Krieg Russland begünstigen könnte, das über mehr Menschen, Geld und Waffenproduktion verfügt.

    Auf die Frage bei einer kürzlichen Kongressanhörung, wie viel mehr US-Hilfe erforderlich sein könnte, sagte Colin Kahl, der politische Chef des Pentagon, dem Gesetzgeber im Repräsentantenhaus, er wisse es nicht. „Wir kennen den Verlauf oder Verlauf des Konflikts nicht“, sagte Kahl. „Es könnte in sechs Monaten enden, es könnte in zwei Jahren enden, in drei Jahren.“

    Sonne und DeYoung berichteten aus Washington. Zu diesem Bericht haben Souad Mekhennet in München, David L. Stern in Kiew und Siobhán O'Grady in Charkiw, Ukraine, beigetragen

  24. Ja, warum tust du denn dann nicht das Original her? Sondern diese Übersetzung?
    Google-Übersetzer hat ja jeder.

  25. Ich hatte das Gefühl, daß der Original-Artikel hier gar nicht gelesen wurde. Dein Posting des KP-Zitats jedenfalls hat mich das auch vermuten lassen. Das ist ja schon häufiger so gewesen.
    Es liest ja nicht jeder gerne englische Artikel.

  26. @Neoprene

    Das ist richtig. Ich habe den KP-Artikel ja deshalb genommen, weil er das Wesentliche enthalten hat. Ich hätte auch noch auf den WP-Artikel einen Link legen können.
    Mir sind solche Artikel eigentlich zu lang für Posts. Ich glaub nicht, daß den hier viele lesen werden.

    „Moskau will Zugang zum Inhalt des MQ-9 Reaper-Flugzeugs, das ins Schwarze Meer gefallen ist, und seine Streitkräfte suchen die Überreste. »Ich weiß nicht, ob wir in der Lage sein werden, sie zu finden oder nicht, aber suchen müssen wir sie, und das werden wir sicher tun«, bestätigte Patrushev im Programm »Moskau, Kreml, Putin« auf dem Kanal »Rossija 1«.

    Angesichts der Tiefe des Meeresbodens, auf den die Drohne (2,5 Tonnen) fiel, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, am Mittwoch gegenüber CNN, es sei nicht klar, ob die Überreste überhaupt geborgen werden könnten.“

    Anscheinend Prinzip Hoffnung.

    „US-Quellen haben gegenüber CNN bestätigt, dass Washington es geschafft hat, sensible Software aus der Ferne von der Drohne zu löschen, um zu verhindern, dass Russland geheime Informationen erhält. Die USA teilen im Schwarzen Meer gesammelte Geheimdienstdaten mit der Ukraine.“

    (El País, 15.3.)

  27. Die Ausssichten sind düster, wie immer in letzter Zeit, hier in der britischen Daily Mail (15. März2023):

    'I know I'm being sent to my death': Ukrainian soldiers admit 'we are just getting killed' as they defend Bakhmut…and say Russia can already 'taste victory'

    Poltico schreibt:
    “Russia has spent months pummeling the country with missiles, seeking not only to cause destruction but also deplete Ukraine’s air defense stocks. Ukrainian soldiers have described acute shortages of basic ammunition, including mortar rounds and artillery shells. And upwards of 100,000 Ukrainian forces have died in the year-long war, U.S. officials estimate, including the most experienced soldiers.”
    https://www.politico.com/news/2023/03/15/dod-ukraine-war-supplies-00087291

  28. Die Financial Times am 19.3.23 unter der Überschrift: "Explosives shortage threatens EU drive to arm Ukraine"

    Europe’s push to make arms for Ukraine has been hobbled by a shortage of explosives, which industry insiders fear will delay efforts to boost shell production by as much as three years.

    Scarce supplies of gunpowder, plastic explosives and TNT have left industry unable to rapidly meet expected EU orders for Ukraine, regardless of how much money is thrown at the problem, according to officials and producers.

    The supply chain constraints underline how Russia’s invasion of Ukraine has badly exposed Europe’s inadequate arms stocks and weak domestic production capacity, run down by decades of under-investment.

    “The fundamental problem is that the European defence industry is not in good shape for large-scale war production,” said one German official.

  29. Erstens braucht Rüstung viel Energie und woher nehmen? Zweitens muß den ganzen Schrott ja einmal wer zahlen, und da scheint es sich ordentlich zu spießen.

    Ja ja, die westliche Unternehmenskultur.
    In Rußland kommen die Raketen aus der Fabrik und schwupp an die Front – ohne Geschäftsinteresse und Zahlungsprobleme.
    Man merkt, Rußland ist doch keine richtige Marktwirtschaft.

  30. Der Sprecher der ukrainischen Luftstreitkräfte, Jurij Ihnat, soll BBC gegenüber bemerkt haben, daß die Flugzeuge, die Polen und die Slowakei liefern, eigentlich Altmetall sind, wo man nach jedem Flug froh sein muß, wenn sie heil zurückkommen und nicht in der Luft auseinanderfallen.

    Ich finde allerdings die originale Quelle nicht, deshalb mit Vorbehalt.

  31. New York Times, 16.3.23:

    Ukraine Burns Through Ammunition in Bakhmut, Putting Future Fights at Risk

    The military is using thousands of artillery shells a day as it tries to hold the eastern city, which could jeopardize a planned springtime campaign.

    The Ukrainian military is firing thousands of artillery shells a day as it tries to hold the eastern city of Bakhmut, a pace that American and European officials say is unsustainable and could jeopardize a planned springtime campaign that they hope will prove decisive.

    The bombardment has been so intense that the Pentagon raised concerns with Kyiv recently after several days of nonstop artillery firing, two U.S. officials said, highlighting the tension between Ukraine’s decision to defend Bakhmut at all costs and its hopes for retaking territory in the spring. One of those officials said the Americans warned Ukraine against wasting ammunition at a key time.

    With so much riding on a Ukrainian counteroffensive, the United States and Britain are preparing to ship thousands of NATO and Soviet-type artillery rounds and rockets to help shore up supplies for a coming Ukrainian offensive.

    But a senior American defense official described that as a “last-ditch effort” because Ukraine’s allies do not have enough ammunition to keep up with Ukraine’s pace and their stocks are critically low. Western manufacturers are ramping up production, but it will take many months for new supplies to begin meeting demand.

    This has put Kyiv in an increasingly perilous position: Its troops are likely to have one meaningful opportunity this year to go on the offensive, push back Russian forces and retake land that was occupied after the invasion began last year. And they will probably have do it while contending with persistent ammunition shortages.

    Adding to the uncertainty, Ukrainian casualties have been so severe that commanders will have to decide whether to send units to defend Bakhmut or use them in a spring offensive, several of the officials said. Many of the officials spoke on the condition of anonymity because they were not authorized to discuss the matter publicly.

    More than 200,000 Russians are estimated to have been wounded or killed since the start of the war. The Ukrainian figure is more than 100,000. Russia can conscript forces from its population, which is around three times the size of Ukraine’s, but both sides are contending with ammunition shortages. Russia’s formations are firing more ammunition than Ukraine’s.

  32. Die russische Seite setzt inzwischen an allen Fronten auch psychologische Kriegsführung ein: Erstens Lautsprecher, die mit beachtlicher Lautstärke auf Russisch, Ukrainisch und Englisch auffordern, sich zu ergeben, um die eigene Haut zu retten.

    Zweitens wird auch hin und wieder eine Art Granate über die feindlichen Linien geschossen, die sich in 100 m Höhe öffnet und Zetteln ausschüttet, auf denen genaue Instuktionen für die Desertion gegeben werden, inklusive einer Telefonnummer, wo man anrufen kann.

    (Izvestija, 20.3.)

    Wie effektiv diese Propaganda ist, bleibt ein Geheimnis. Die russische Seite meint: Sehr! – die ukrainische schweigt darüber.

  33. „100.000 Soldaten, gepanzerte Fahrzeuge und Artillerie bereiten sich darauf vor, unsere Truppen anzugreifen: 3 reale Szenarien für den Gegenangriff der Ukraine

    (…)

    »Schließlich können sie tatsächlich unbegrenzt mobilisieren, sie können es sich leisten. Wo wir eine Kompanie zerstören, entsteht deshalb sofort eine neue«, sagt mein Gesprächspartner“ (= ein Kommandant einer russischen Gruppierung). „Im Hinterland werden sie ausgebildet, an der Front gibt es eine ständige Rotation, selten ist eine Einheit unter 90% besetzt. Auch technisch. Es sind oft alte gepanzerte Personentransporter, BMP-1 und T-64 und sogar Pickups für die Evakuierung, aber es gibt alles, was an Ausrüstung nötig ist.
    Bisher ist der Großteil der westlichen Technologie nicht angekommen. In Erwartung derselben bildet die Ukraine übrigens bis zu 3 neue Korps für den Angriff (dazu später mehr). Und mit denen soll die Offensive über die Bühne gehen.

    In den letzten Wochen haben die westlichen Medien, die dazu dienen können, die Stimmung bei den Politikern eines potenziellen Feindes zu beurteilen, eine ungewohnte Widersprüchlichkeit an den Tag gelegt. Die Washington Post beispielsweise »verschob« die ukrainische Offensive und berichtete unter Berufung auf einen Offizier der Streitkräfte und einen Beamten der Ukraine, daß Kiew keine Offensive hinkriegen wird.
    Riesige Verluste, mangelnde Erfahrung bei den Nachwuchskommandanten, ein heruntergekommenes Offizierskorps … Die amerikanische Zeitung beschrieb die angeblichen Probleme der Ukraine so, dass klar wurde: Die Offensive ist nur eine Frage der Zeit.

    Und dann stellt Politico fest: »Die Vereinigten Staaten drängen Kiew, die Frühjahrsoffensive vorzubereiten.« Auf gut Deutsch: Verluste hin, Verluste her (sie werden in Washington auf »mehr als 100.000 Menschen« geschätzt), – spätestens Mitte Mai muß der Angriff stattfinden.
    Die Streitkräfte der Ukraine sollten nämlich bis zur zweiten Aprilhälfte mehr als 1.000 gepanzerte Fahrzeuge erhalten, darunter etwa hundert Panzer, über 300 gepanzerte Personentransporter, 250 Schützenpanzer und unter 400 gepanzerte Fahrzeuge. Die sollen gefälligst auch eingesetzt werden. Und das ist erst der Anfang.

    Der Rest, einschließlich 155-mm-NATO-Munition, wird nach den Möglichkeiten der Verbündeten der Ukraine geliefert werden. Um die 800 Panzer wurden versprochen, davon 250 im Westen hergestellte und der Rest T-72 in verschiedenen Modifikationen. Und da Kiew die Produktion sowjetischer 82-, 120-, 122- und 152-mm-Munition „in einem der NATO-Staaten“ „lokalisiert“ hat, ist es an der Zeit, Alarm zu schlagen.

    Anders als im Vorjahr, als die feindliche Offensive in der Region Charkow sogar für einige hohe“ (offenbar russische) „Militärs eine Überraschung war, ist sich heute jeder der Bedrohung bewußt, die von Kiew ausgeht. Und die gefährlichsten Richtungen sind bereits klar.

    Schauen wir sie uns an.

    Szenario 1: Blitzkrieg in Zaporoschje

    Unser Geheimdienst stellt fest, dass die Ukraine im letzten Monat Reserven in den Gebieten Mykolajiw, Cherson, Dnepropetrowsk und Saporoschje angehäuft hat. Einheiten der Territorialverteidigung sowie neu gebildete Brigaden werden hierher verlegt.
    Das wahrscheinlichste Ziel der bevorstehenden Gegenoffensive ist Melitopol. Denken Sie daran, dass der Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Ukraine, Saluschnij, Anfang des Jahres in seinem Elaborat „Über die Aussichten des Feldzugs 2023“ die Eroberung der Krim als Hauptziel für diesen Zeitraum bezeichnet hat.
    Die Aufgabe ist, gelinde gesagt, ehrgeizig. Russische Truppen werden ihm natürlich nicht einmal erlauben, sich der Halbinsel zu nähern. Aber Saluschnij würde sehr gerne zumindest Fernkampfeinsätze (keine Bodenangriffe, sondern Luftangriffe und Artillerieangriffe mit großer Reichweite) Richtung Krim unternehmen.
    Zuallererst, um den »unsinkbaren Flugzeugträger« als unsere wichtigste Basis im Hinterland der Südfront für Nachschub zu versperren. Bisher können die Streitkräfte der Ukraine mit Hilfe von Luft- und Unterwasserdrohnen nur geringfügigen Schaden an Objekten auf der Krim anrichten. Und der Schaden ist eher informativ als militärisch.

    Kiew würde jedoch gerne unsere Hauptquartiere, Lager und Kasernen auf dem Territorium der Halbinsel beschießen können. Langstrecken-Hochpräzisionsraketen werden bisher der Ukraine nur zugesagt. Und um die vorhandenen Waffentypen der Streitkräfte der Ukraine einsetzen zu können, müßten die ukrainischen Streitkräfte der Krim, den Landengen, näher kommen.

    So kommt Melitopol ins Spiel. Die Stadt liegt an einer strategischen Straßenkreuzung. Von hier aus könnte man nach Berdjansk, nach Mariupol und nach Genitschesk – von wo die Straße zur Krim führt – weiterziehen, sowie den Brückenkopf in Richtung Cherson erweitern und unsere Truppen am linken Ufer des Dnjepr vom Rest der Armee abschneiden.

    Es ist kein Zufall, dass die Streitkräfte der Ukraine in der vergangenen Woche zwei Aufklärungabteilungen in Richtung der Siedlung Pologi losgeschickt haben, von wo aus die Route nach Tokmak und weiter nach Melitopol, der vorübergehenden Hauptstadt“ (des russischen besetzten Teils) „von Zaporoschje führt.
    Wenn der Feind in Melitopol Erfolg hat, müssen sich unsere Truppen am linken Ufer der Region Cherson nach Perekop zurückziehen, um nicht vom Korridor zur Krim abgeschnitten zu werden. Außerdem kann diese Straße des Lebens schnell unter die Feuerkontrolle des Feindes geraten. Das bedeutet, dass unsere Truppen von einer Einkreisung bedroht wären. Während man jetzt skeptisch gegenüber einem Versuch der Ukraine sein kann, eine Offensive über den Dnjepr zu starten, dann wird diese Bedrohung im Falle des Verlustes von Melitopol ziemlich offensichtlich.

    In der Theorie schaut das jedoch alles einfacher aus. Die Versuche der Ukraine, Aufklärungstruppen in Richtung Zaporoschje einzuschleusen, endeten mit einer vollständigen Fiasko. Dutzende Tote, ausgebrannte Geräte, im Schlamm versunkene Glorie. (…) Und siegestrunkene Videos unserer Soldaten am Internet.

    Außerdem müßten die Ukrainer in südlicher Richtung durch die Steppe vorrücken, also über offenes Gelände. Da unsere Truppen bereits zwei Vorstöße in Kompaniestärke bewältigt haben, werden größere Formationen für Artillerie umso mehr zu einem leichten Ziel. Weiters habe ich selbst sehr massive Verteidigungsstrukturen besichtigt – von Betonkegelbarrieren und Anti-Panzer-Schützengräben bis hin zu einem Netz von Schützengräben mit Unterständen und zementierten Artillerie-Nestern. An ihnen vorbeizukommen ist nicht dasselbe wie kampflos eine verlassene Stadt zu betreten.“ (Hier wird offenbar an Cherson gedacht.)

    Das Szenario Nr. 2 besteht aus einem Angriff aus Kupjansk über den Oskol auf die Region Lugansk, die aber als weniger wahrscheinlich gilt.

    Die 3. Variante wäre ein Angriff über Ugledar und Wolnowacha nach Mariupol, der vor allem propagandistisch wünschenswert wäre– wir machen die wohlbekannte Ruinenstadt endgültig platt! –, aber militärisch kaum durchführbar.

    „Insgesamt hat Kiew heute etwa 600.000 Menschen unter Waffen. Die Ukraine kann es sich leisten, eine ernsthafte Reserve im Rücken zu behalten, was bedeutet, dass die Möglichkeit einer Offensive in zwei Richtungen gleichzeitig besteht – im Süden und im Osten. Abhängig vom Erfolg eines von ihnen wird das Kommando der Streitkräfte der Ukraine höchstwahrscheinlich genau dorthin Verstärkungen verlegen und versuchen, einen Sieg zu erringen.“

    (KP, 20.3.)

    Der Offizier, mit dem der Verfasser des Artikels gesprochen hat, ist zuversichtlich, diese Offensive abwehren zu können.

    Das sind allerdings andere Töne als das, was in letzter Zeit aus westlichen Medien kam.

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