Pressespiegel El País, 26.1.: Ukraine, Kriegshandlungen

„DIE UKRAINE PLANT BEREITS IHRE BISHER GRÖSSTE GEGENOFFENSIVE MIT NATO-PANZERFAHRZEUGEN

Die beiden Armeen bereiten große Militäroperationen für das Frühjahr vor, und Analysten sagen, dass die beste Option für Kiew darin besteht, die Russen von Saporoschje in Richtung des Asowschen Meeres und der Krim anzugreifen.

Die Ukraine und Russland befinden sich in einem Wettlauf gegen die Zeit, um ihre Frühjahrsoffensiven vorzubereiten. Es geht um einige Monate, die beide Armeen als entscheidend für die Zukunft des Krieges betrachten. Wer zuerst loslegt, hat den Vorteil, die Pläne des Rivalen über den haufen zu werfen.

Der Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, Valerij Saluschnij, entwirft eine Gegenoffensive, die nach eigenen Worten dazu dienen soll, das gesamte seit Beginn der Invasion im vergangenen Februar verlorene Territorium zurückzugewinnen. Die ukrainischen Pläne planen die NATO-Panzer ein, die geliefert werden sollen.

Es besteht ein grundlegender Unterschied zu den erfolgreichen ukrainischen Sommer- und Herbstoffensiven an der Charkow-Front im Osten des Landes und der Cherson-Front im Süden: Seither sind die russischen Verteidigungslinien in einer Weise befestigt worden, wie sie in Europa seit dem II. Weltkrieg nicht mehr in die Wege geleitet wurden.
Mehrere hundert Kilometer lange Linien mit Betonstrukturen, Gruben für Verteidigungsstellungen von Panzern, Barrieren gegen Panzerung, Maschinengewehrnestern und Gräben mit Unterständen, die sorgfältig gebaut wurden, um jeglicher Artillerie zu widerstehen. Wenn die Ukraine mit ihrer Infanterie vorrücken will, braucht sie eine gepanzerte Stoßtruppe, die sie jetzt nicht hat.“

Man merkt daran, daß Rußland erstens seine derzeitigen Positionen halten will, und zweitens nicht damit rechnet, in absehbarer Zeit die gesamte Ukraine einzunehmen.
Also von wegen „Denazifizierung“ und „Spezialoperation“.
Rußland weiß, daß es einen Krieg gegen die NATO führt, daß dieser lange dauern wird, und daß es sich in seinen jetzigen Positionen bestmöglich eingraben muß.

„Die NATO-Verbündeten stehen bereit, um der Ukraine alle im Bereiche des Möglichen stehenden Ressourcen zu garantieren.“

Im Grunde ist das eine Lüge.
Die NATO hätte natürlich mehr Ressourcen, ist aber derzeit nicht bereit, diese zur Verfügung zu stellen. Erstens würde das bedeuten, die eigenen Armeen waffenmäßig zu entkleiden, und es würde auch die eigenen Armeen vor die Gretchenfrage stellen, ob sie sich mit ihren Soldaten an dem Krieg beteiligen wollen.
Polen, GB und die USA sind diesbezüglich schon weiter gegangen, bilden ukrainische Soldaten aus und habe aus ihren eigenen Reihen – über private Söldner-Firmen – Soldaten in die Ukraine geschickt.

„Seit Dezember gibt es Ankündigungen, die Lieferung von leichten gepanzerten Angriffsfahrzeugen und Infanterietransportern zu vervielfachen, insbesondere von den USA – mit Bradleys, Humvees und Strykers –, Deutschland – mit Mardern – und Frankreich – mit AMX-10.
Saluschnij hat berechnet, dass er weitere 700 dieser Fahrzeuge benötigt, und nach Zählungen dieser Zeitung könnten in den kommenden Wochen vorerst 600 Einheiten eintreffen.“

Da merkt man auch wieder einmal, wie verlogen und roßtäuscherisch die ganze Debatte um die Leopard- und Abrams-Panzer ist.
Leichte Panzerfahrzeuge, die für die Kriegsführung weitaus besser geeignet sind, weil sie über alle Brücken drüber kommen und nicht so leicht im Schlamm stecken bleiben, werden ohnehin und ohne Debatten geliefert, während die Medien und die Öffentlichkeit mit der Debatte um die »Panzerlieferungen« in Atem gehalten werden.

„Dergleichen gepanzerte Fahrzeuge spielten eine Schlüsselrolle bei der Offensive, die die Russen im September aus der Provinz Charkow vertrieben hatte. Aber Moskaus Stellungen waren zu diesem Zeitpunkt schwächer, und schnelle Züge von 12 Soldaten, die von diesen leicht gepanzerten Fahrzeugen abgeschirmt und von Artillerie unterstützt wurden, reichten aus, um die taktischen Angriffe zu starten, die die feindlichen Linien durchbrachen. Die Situation ist jetzt komplexer und der ukrainische Vormarsch wird schwere Panzer erfordern.
Saluschnij schätzte im Dezember den Bedarf auf 300 schwere Panzer aus dem Westen, die optimal wären, um das seit Februar verlorene Territorium zurückzugewinnen. Die Ukraine hätte jetzt etwa 600 Panzer, laut Schätzungen für 2022, die auf Daten des britischen Verteidigungs-Thinktanks RUSI (für sein englisches Akronym) und der Oryx-Analysegruppe basieren, verglichen mit 1.200 im März.
Diese Kampfpanzer sind sowjetische Modelle, insbesondere der T-72 und der T-64, von denen die meisten aufgrund der Härte des aktuellen Konflikts und weil sie seit dem 2014 begonnenen Krieg im Donbass im Einsatz sind, in schlechtem Zustand sind.

Die Ukraine hat auch etwa 450 Panzer von den Russen erbeutet. Aber von diesen sind – laut Mitte des Monats von dieser Zeitung an der Lugansker Front konsultierten Militärs – nur ungefähr ein Drittel – weniger als 150 – für den Kampf einsetzbar; der Rest wird als Ersatzteillager für Reparaturen verwendet. Russland hingegen hätte etwa 1.500 Panzer im Einsatz. Einige von denen, wie der T-90, der T-80 BVM und der T-64 BV, sind auf dem Niveau der westlichen Panzer.
Oberst Alkut, Kommandeur der 3. separat-mechanisierten Brigade, einer der Soldaten mit der größten Kampferfahrung in der Ukraine, sagte EL PAÍS am 15. September, dass ein westlicher schwerer Panzer zwei oder drei sowjetischen Panzern entspricht, die von seinen Kompanien eingesetzt werden – insbesondere dem T -72, die alte und gängige Modelle in diesem Krieg sind.
Oleksiy Melnik, Co-Direktor des Verteidigungs-Thinktanks Razumkov in Kiew, glaubt, dass das Verhältnis eher bei drei als bei zwei liegt.“

Das bezieht sich auf die alten sowjetischen Panzer.
Rußland erzeugt aber inzwischen neue Panzer, die von allen Experten als mehr oder weniger gleichwertig, wenn nicht sogar überlegen gegenüber den westlichen eingestuft werden.
Die russische Waffenproduktion läuft auf Hochtouren. Man wird sehen, was diese modernen Panzerschlachten, die von beiden Seiten sozusagen ersehnt werden, bieten werden.
Beide Seiten sind offensichtlich interessiert daran, diese Geräte auszuprobieren.

„Oleksej Melnik warnt davor, dass Panzer nicht die ultimative Lösung für die Ukraine sind, und ist der Meinung, dass jedes Mal, wenn Kiews Verbündete bei der Spende irgendeiner Art von Waffen nachgeben, dieselben diplomatischen Konflikte und auch dieselben großen Hoffnungen entfesselt werden: »Das geschah mit den Patriots (US-Luftabwehr), wo sie uns zunächst sagten, dass es undenkbar sei, sie zu erhalten, und dennoch haben wir sie bereits. Jetzt ist es genauso bei den Panzern und morgen bei den Flugzeugen«.“

Die Vorstellung, daß die NATO irgendwann auch eine Luftwaffe zur Verfügung stellen wird, ist gewagt, aber nicht absurd.
Es hängt davon ab, welche Erfolge Rußland auf dem Boden erzielen wird.

„Die Ukraine verfügt im Vergleich zu Russland über eine winzige Luftwaffe, aber die Invasoren können diese Überlegenheit nicht ausnutzen, da sich die mobilen Luftverteidigungssysteme der Ukraine als äußerst effektiv erwiesen haben.

Der Vormarsch auf Saporoschje

Nach den Informationen, die Melnik von Militärs und hohen Verwaltungsbeamten erhält, konzentrieren sich gepanzerte NATO-Fahrzeuge auf eine Gegenoffensive in einem bestimmten Frontabschnitt, vermutlich in der Provinz Saporoschje.
Die nordamerikanische Kette CNN veröffentlichte am Dienstag eine Information, in der mehrere Stimmen der NATO forderten, dass die Ukraine bei ihrer numantinischen Verteidigung von Bachmut in der Provinz Donezk nachgibt. Der Kampf um Bakhmut blutet beide Seiten aus“

oder auch nicht. Nach allem, was man dem Internet entnehmen kann, sind die Verluste der ukrainischen Seite höher. Dazu kommt noch, daß die von Rußland eingesetzten Wagner-Truppen ohnehin nicht als Verluste zählen …

„und die von CNN zitierten Quellen empfahlen Saluschnij, sich auf eine Gegenoffensive in Saporoschje zu konzentrieren, da dies der Weg sei, die Verbindung zwischen der russischen Grenze, den besetzten Gebieten im Asowschen Meer und in Cherson zu unterbrechen. Damit stünde er vor den Toren der Krim.
»Ein großer ukrainischer Vormarsch in Saporoschje würde die Lebensfähigkeit der Landbrücke zwischen dem russischen Gebiet Rostow und der Krim ernsthaft gefährden«, schätzte der Nachrichtendienst des britischen Verteidigungsministeriums ebenfalls am 8. Jänner.“

Nach allem, was man so von der russischen Seite mitkriegt, sehen die das auch so und verstärken genau diesen Frontabschnitt, bzw. versuchen genau dort eine Offensive zu starten, um diese Front zu stabilisieren.

„Melnik schließt nicht aus, dass die Vorbereitungen für einen Angriff in Saporoschje auch als Ablenkungsmanöver dienen könnten, um überraschend an einer anderen Front voranzukommen, wie es im September geschah, als die ukrainischen Streitkräfte sich auf eine Offensive in Cherson konzentrierten– und dann kam es zu der erfolgreichen Offensive in der Provinz Charkow.

Die Südfront zwischen den Provinzen Cherson und Dnipropetrowsk steht still, weil die beiden Armeen durch einen der mächtigsten Flüsse Europas, den Dnjepr, getrennt sind. Eine Landung würde eine riesige Anzahl von Truppen, Artillerie und Amphibienfahrzeugen für die Ukraine erfordern.
Die Alternative für Kiew ist Saporoschje,

– liegt genau an der Südfront, ist also keine „Alternative“ für gar nichts –

eine Provinz, die ebenfalls den Dnjepr überquert und in der sie noch einen Teil des Ostufers kontrolliert. Laut Thibault Fouillet, einem französischen Militärexperten und Analysten bei der Stiftung für strategische Forschung, ist das Gelände in Saporoschje, flach und ohne große städtische Konzentrationen, ideal für den Vormarsch gepanzerter Fahrzeuge.
Fouillet glaubt auch, dass die Ukraine darauf setzen wird, die 100 Panzer, die sie von der NATO in einer großen Gegenoffensive erhalten kann, an einem bestimmten Punkt an der Front zu konzentrieren: »Wir müssen die ukrainische Art der Kriegsführung von Beginn des Konflikts an berücksichtigen. Jede Offensive basierte auf einer massiven Konzentration von konzentriertem Artillerie-Feuer, dem Vormarsch von mechanisierter Infanterie und Panzern.«
Fouillet glaubt, dass sowohl die Front zwischen Charkow und Lugansk als auch die Saporoschje-Front geografisch optimal für diese Offensive sind, obwohl er auch zu dem Schluss kommt, dass die Option Saporoschje für die Zukunft des Krieges entscheidender wäre.“

Man muß sich angesichts des TamTam um die Panzerlieferungen die bescheidenen Quantitäten dieser Panzer vor Augen halten: 100 Stück, zwischen Adams und Leopard, und nach allgemeiner Meinung von Militärexperten etwas zu schwer für das ukrainische Kriegsszenario.
Die gesamten Manöver der ukrainischen Militäroperation müssen sich an dieser matten Ausstattung orientieren.

„100 Panzer im Frühling

Fouillet schätzt, dass die Ukraine im Frühjahr genau 100 Panzer von ihren Verbündeten bekommen kann, insbesondere verschiedene Modelle des Leopard 2, des amerikanischen Abrams und des britischen Challenger 2. Der französische Präsident Emmanuel Macron hat sich außerdem bereit gezeigt, den französischen Leclerc zur Vefügung zu stellen.
Rund 300 Panzer sind laut Fouillet noch ein weit entferntes Ziel, seiner Meinung nach aber durchaus genug für neue, vielleicht entscheidende Gegenoffensiven. Melnik hingegen vermutet, dass Saluschnij für die Gegenoffensive 300 Panzer haben wollte.“

Eine seltsame Aussage. Man sieht daran, daß 100 zuwenig, aber 300 genug wären. Das heißt auf gut deutsch, daß die 100 Panzer, die bisher zugesagt wurden, für gar nichts reichen.

„Jacek Tarocinski, Verteidigungsexperte am Centre for Eastern Studies (Warschau), ist skeptisch, ob die NATO jemals 300 Panzer schicken könnte: »Um ehrlich zu sein, sind in Westeuropa nicht viele schwere Panzer verfügbar. Die Ukraine hat in diesem Krieg bereits mehr Panzer verloren und gewonnen als viele europäische Länder, und sie braucht immer noch mehr.«
Die für diesen Artikel konsultierten Experten stimmen darin überein, dass die verschiedenen Panzer, die die Ukraine erhält, in einigen wenigen Regimentern konzentriert werden sollten, um die Lieferketten von Komponenten, Treibstoff und Munition aus Polen zu rationalisieren. Außerdem sollten diese Versorgungsleitungen auch auf denselben geografischen Bereich gerichtet werden.

Für die lang erwartete Frühjahrs-Gegenoffensive – dieses Ziel wurde vom Pentagon selbst gesetzt, aber auch vom Kommandanten der ukrainischen Verteidigungsnachrichtendienste, Kirilo Budanov, in diesem Januar veröffentlicht –, wird die Ukraine auch über hundert Anti-Minen-Raupenfahrzeuge aus Deutschland und den USA verfügen, abgesehen von 70 neuen modernen selbstfahrenden Artilleriegeschützen amerikanischer, britischer, schwedischer und französischer Artillerie. Diese würden zu den fast 240 Kanonen hinzukommen, die 2022 bereits eingegangen sind, so die Zählung des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel (Deutschland).“

Irgendwie wirkt das so, als wären diese vieldiskutierten Panzer ein Furz im Wald, die wirklich wirkungsvollen Waffen sind sowieso schon längst Richtung Ukraine unterwegs.
Oder aber, so kann man ebenfalls folgern, waren die bisherigen Waffen zwar wirkungsvoll darin, den Widerstand der Ukraine zu ermöglichen, haben sich aber sich nicht als kriegsentscheidend erwiesen.

„Daß Saporoschje der neue Brennpunkt des Krieges sein könnte, würde die Tatsache zeigen, dass Russland in diesem Januar eine Reihe kleinerer Offensiven in der Provinz startete, die es ermöglichten, einige Kilometer vorzurücken. Wenn die Ukraine in diesem Frontabschnitt Fortschritte machen würde, wären die russischen Versorgungslinien an der Asowschen und der Schwarzmeerküste noch näher an der Raketenreichweite von HIMARS, der stärksten Artillerie in diesem Krieg, mit einem Aktionsradius von 80 Kilometern.
Die ukrainische Diplomatie fordert Washington auf, Langstreckenraketen zu liefern, aber das Weiße Haus hat dies bisher vermieden, wegen der Befürchtung, dass sie verwendet werden könnten, um russischen Boden und die Krim zu treffen, eine rote Linie für Moskau

Der Ukraine, die das Winterfenster zum Angriff bereits verpasst hat, läuft die Zeit davon. Die kältesten Monate mit gefrorenem Boden wären die besten für Panzer-Offensiven. Im Frühjahr hingegen ist das Gelände sumpfig und die Raupenketten kommen langsamer von.
Ein weiteres Problem ist, wie lange es dauern kann, bis NATO-Panzer in der Ukraine einsatzbereit sind. Die Vereinigten Staaten haben angekündigt, 31 ihrer Abrams-Panzer zu transferieren, obwohl sie bis letzte Woche offiziell argumentierten, daß es sich um eine ungeeignete Waffe handele, weil sie technisch komplexer sei im Vergleich zu den deutschen Leopard, viel Kraftstoff verbrauche und das Fahren schwieriger zu erlernen sei. Die New York Times berichtete am Mittwoch, dass die Abrams Monate brauchen könnten, um kampfbereit zu sein.
Sollte Russland seine Gegenoffensive früher starten – die ukrainischen Geheimdienste rechnen in Donezk damit – und Saluschnij zwingen, seine Pläne zu ändern, seien diese Panzer auch optimal für Verteidigungsaufgaben, betont Tarocinski.

Fest steht, dass General Robert B. Abrams – dessen Vater diesen amerikanischen Panzerfahrzeugen ihren Namen gab – gegenüber der New York Times »sicher ist, dass diese Panzer die meisten sowjetischen Modelle zerstören werden«: »Sie werden ein Loch in alles reißen, was sie wollen«.“

203 Gedanken zu “Pressespiegel El País, 26.1.: Ukraine, Kriegshandlungen

  1. Die Verwüstung ganzer Regionen im Osten
    Kiews verpasste Chance?

    Im Krieg um die Ukraine droht ein abermaliger Wendepunkt – und eine weitere Eskalation mit unkalkulierbaren Folgen.

    Rückblickend dürfte die Rückeroberung der südukrainischen Stadt Cherson durch die ukrainische Armee im November 2022 als der unwiederbringlich verlorene Zeitpunkt identifiziert werden, an dem optimale Bedingungen für ernsthafte Friedensgespräche herrschten. Die Moral der Invasionstruppen lag nach der demütigenden Niederlage am Boden, während die entsprechenden Signale des Kremls in einem offiziellen Verhandlungsangebot Putins im Dezember gipfelten. Kiew schlug damals einen potenziellen Deal mit dem Kreml aus. Inzwischen verbietet ein Gesetz es dem ukrainischen Präsidenten, an Verhandlungen mit Moskau teilzunehmen, solange Putin im Amt ist.

    Dem Triumph von Cherson ging die erfolgreiche Blitzoffensive im Oblast Charkow voran, wo die russischen Truppen regelrecht kollabierten und riesige Gebiete binnen weniger Tage von den ukrainischen Truppen zurückerobert werden konnten. Der ukrainische Sieg im Oblast Charkow markierte einen Wendepunkt des Kriegsgeschehens, an dem die strategische Initiative an die Ukraine überging, Kiew also das Kriegsgeschehen bestimmte, während Russland sich militärisch in der Defensive befand, nur reagieren konnte. Doch schon die Rückeroberung Chersons war mühsam, langwierig und mit sehr hohen Verlusten an Mensch und Material für die ukrainische Armee erkauft – und sie war nur möglich angesichts der Kappung der russischen Versorgungslinien, indem die Brücken über den Dnjepr mit Artillerie zerstört wurden.

    Nun, gut zwei Monate nach dem russischen Rückzug aus Cherson, ist es die ukrainische Armee, die sich unter hohen Verlusten aus der Bergbausiedlung Soledar, nördlich der seit Monaten umkämpften Stadt Bachmut, zurückziehen musste. Die Söldner-Truppen des Kreml-Oligarchen Jewgeni Prigoschin konnten bei der Einnahme der Kleinstadt ukrainische Truppenteile einkesseln, die nach der verweigerten Kapitulation vollständig aufgerieben worden sind. Russische Telegram-Kanäle sind voll von Videos Hunderter in Soledar gefallener ukrainischer Soldaten. Beide Seiten haben Tausende von Soldaten und grosse Mengen Material bei der Schlacht verloren. Der Krieg ist längst zu einem Abnutzungskrieg geworden, wobei der Kreml davon ausgeht, dass „der Ukraine die Ressourcen zuerst ausgehen werden“, wie ein Insider gegenüber der Financial Times erklärte.

    (…)

    https://www.untergrund-blättle.ch/politik/europa/ukraine-kiews-verpasste-chance-7491.html

    Der Artikel von Konicz enthält wichtige Informationen und ist durchaus lesenswert. Aber schon der Titel ist irreführend.

    Die Ukraine will keine „Chancen“ auf Frieden, darin sind sich sowohl Selenskij als auch Saluschnij einig. Sie wollen den Endsieg.

    Damit treiben sie auch die NATO vor sich her, die sich derzeit nicht gegen ihre Verbündeten im Zurückdrängen und Kleinmachen Rußlands stellen will.

  2. Söldner und Freiwillige
    Serben und Kroaten im Krieg in der Ukraine

    Rekrutiert die russische Söldnertruppe Wagner in Serbien neue Kämpfer für den Krieg in der Ukraine? Fest steht, dass serbische und kroatische Freiwillige teilnehmen – auf russischer wie auf ukrainischer Seite.

    Ein roter Totenkopf auf schwarzem Hintergrund: Das ist das Emblem der berüchtigten russischen Söldnergruppe „Wagner“. Seit Jahren greift diese Privatarmee in vielen Ländern der Welt in Konflikte ein und verbreitet Angst und Schrecken. Auch in der Ukraine kämpft sie an der Seite der regulären russischen Armee.

    Bereits nach dem russischen Angriff am 24.02.2022 tauchten Wandgemälde in Serbiens Hauptstadt Belgrad auf, mit denen die Gruppe gefeiert wurde. Rekrutiert Wagner serbische Freiwillige für den Krieg in der Ukraine? Videos, die in den sozialen Medien verbreitet werden, scheinen dies zu belegen.

    Sie zeigen serbische Kämpfer in russischen Einheiten in der Ukraine. Meist sprechen sie auf Serbisch über ihre Ausbildung und ihre Motive für die Teilnahme am Krieg.

    Die serbischen Behörden haben sich bis heute nicht zu diesen Auftritten geäußert – nach Ansicht von Kritikern aus Rücksicht gegenüber der traditionell starken pro-russischen Stimmung in Serbien. Die gilt auch als Grund dafür, dass das EU-Kandidatenland bis heute keine Sanktionen gegen Russland verhängt hat.

    Dienst in fremden Armeen: Für Serben illegal

    Am Konflikt in der Ukraine beteiligen sich Staatsbürger Serbiens aktiv bereits seit der Besetzung und Annexion der Halbinsel Krim 2014. Dabei ist es Serbinnen und Serben per Gesetz verboten, in ausländischen Armeen zu dienen. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums und der Sicherheitsbehörden in Belgrad werden alle Informationen über in der Ukraine kämpfende Landsleute sorgfältig gesammelt.

    Wie viele Personen von den serbischen Behörden erfasst wurden, wurde nicht veröffentlicht. Die Botschaft der Ukraine in Serbien schätzte 2019, dass sich etwa 300 Personen aus Serbien am Krieg in der Ukraine beteiligen – allesamt auf Seiten Russlands. Laut Sicherheitsbehörden sind bisher über 30 Urteile wegen Beteiligung am Ukraine-Krieg ergangen. Das hindert rechtsextreme Organisationen nicht daran, in sozialen Netzwerken für die Gruppe Wagner zu werben.

    Wagner-Chef dementiert Rekrutierung

    Dass Wagner selbst Kämpfer in Serbien rekrutiere, wurde mittlerweile vom Gründer der Söldnertruppe, Jewgeni Prigoschin, dementiert. Und Serbiens Präsident Aleksandar Vucic verurteilte öffentlich eine Wagner-Rekrutierungsreklame auf den Webseiten des serbischen Dienstes des staatlichen russischen Medienproviders Russia Today (RT), die mittlerweile gelöscht wurde.

    Auch eines der Wagner-Embleme in Belgrad wurde inzwischen übermalt. Bereits zuvor hatten Aktivistinnen und Aktivisten der Gruppe „Russen, Ukrainer, Belarussen und Serben gemeinsam gegen den Krieg“ gegen die Grafitti protestiert. In dieser Gruppe haben sich Bürgerinnen und Bürger der Russischen Föderation, Belarus und der Ukraine zusammengeschlossen, die vor dem Regime von Präsident Wladimir Putin nach Serbien geflohen sind.

    Serbische Antikriegsaktivisten haben zudem Strafanzeigen gegen eine Reihe von serbischen Staatsbeamten gestellt: Sie werfen ihnen vor, die Rekrutierung von Freiwilligen für den Krieg in der Ukraine nicht verhindert zu haben. Die Aktivisten wenden sich auch gegen diverse rechtsgerichtete Organisationen in Serbien, die sie beschuldigen, das Image der Wagner-Gruppe in der Öffentlichkeit zu fördern. Dies stelle ein Versuch der Mobilisierung serbischer Staatsbürger für einen Krieg im Ausland dar und sei somit illegal.

    Kroatien unterstützt die Ukraine

    Das benachbarte EU- und NATO-Mitgliedsland Kroatien trägt die Russland-Politik der Europäischen Union vollständig mit. Sowohl die Regierung in der Hauptstadt Zagreb als auch die überwiegende Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger haben sich seit dem russischen Angriff auf die Ukraine vor fast einem Jahr für nach Kroatien geflohene ukrainische Staatsbürger eingesetzt. Auf dem Arbeitsmarkt wurden die Flüchtlinge sogar kroatischen Staatsbürgern gleichgestellt.

    In der Ukraine kämpfen auch Kroatinnen und Kroaten – meist auf der Seite der angegriffenen Ukrainer. In der ersten Hälfte des Jahres 2022 strahlten private TV-Sender Interviews mit mehreren Dutzend Personen aus, die sich den ukrainischen Streitkräften angeschlossen hatten oder auf dem Weg in die Ukraine waren, um das zu tun. Inoffiziell war von 70 bis 80 ukrainischen Kämpfern mit kroatischer Staatsbürgerschaft die Rede.

    Freiwillige seit 2014

    Die Interviews und andere Medienberichte legen nahe, dass es sich um dieselben Menschen handelt, die sich schon zu Beginn der Ukraine-Krise im Jahr 2014 in gleicher Weise engagiert hatten. Offizielle und vor allem genaue Angaben dazu, wie viele kroatische Freiwillige dorthin gereist sind, gab es allerdings nie.

    Laut russischen Quellen sind seit Ende Februar 2022 etwa 200 Kroaten in die Ukraine gegangen. Die meisten hätten sich dem Regiment Asow angeschlossen. Dem widersprach allerdings Denis Seler, der rechtsextreme Ex-Chef der Hooligans des Fußballclubs Dinamo Zagreb, der nach 2014 jahrelang auf der Seite der Ukrainer gekämpft hatte und von Moskau als „Organisator der kroatischen Söldner“ bezeichnet wird.

    Regierung warnt vor Kriegsteilnahme

    Kroatiens Behörden haben die Teilnahme von Kroatinnen und Kroaten am Krieg in der Ukraine in keiner Weise ermutigt. Im Gegenteil wurde immer wieder darauf hingewiesen, dass es sich dabei um ein extrem riskantes Unterfangen auf eigene Gefahr handelt. Dem entsprechend diskret wurden die Verhandlungen über die Rückkehr des Kroaten Vjekoslav Prebeg nach Kroatien geführt, der als ukrainischer Kämpfer in der Nähe von Mariupol gefangen genommen und vor ein russisches Gericht gestellt worden war. Im September 2022 durfte er nach einem Gefangenenaustausch nach Kroatien zurückkehren.

    Einige wenige kroatische Staatsbürger haben sich den russischen Streitkräften angeschlossen. In die Öffentlichkeit schaffte es einzig Mirela Jakupanec, die sich als Sanitäterin auf Seiten Russlands engagiert. Einige Quellen bezeichnen sie als Krankenschwester, andere als Ärztin. Ihre pro-russischen Aussagen wurden hauptsächlich von Portalen verbreitet, die für Fake News und Kreml-Propaganda bekannt sind.

    Trotz aller Solidarität mit Kiew sind ukrainische Soldaten in Kroatien nicht willkommen. Das Parlament in Zagreb lehnte einen Antrag der Regierung ab, Ukrainer im Rahmen der europäischen Mission EUMAM auf kroatischem Territorium ausbilden zu lassen. Meinungsumfragen hatten zuvor ergeben, dass fast 60 Prozent der befragten Kroatinnen und Kroaten das Vorhaben ablehnten.

    Im Gegensatz zur Zagreber Regierung vertritt Kroatiens Präsident Zoran Milanovic öffentlich die These, dass es sich beim Krieg in der Ukraine um einen Stellvertreterkrieg Washingtons gegen Moskau handele. Dafür wurde er unter anderem von Russlands Außenminister Sergej Lawrow gelobt.

    https://www.focus.de/politik/ausland/freiwillige-kaempfer-aus-serbien-und-kroatien-beeinflussen-krieg-in-ukraine_id_184187444.html

  3. Stephan Kaufmann:  Neue Stufe im Wirtschaftskrieg
    Die EU erlässt weitere Wirtschaftssanktionen gegen russische Ölprodukte.
    Was hat das Erdöl-Embargo bislang gebracht?

    Im Wirtschaftskrieg zwischen Russland und dem Westen nutzt Moskau seine Rohstoffvorkommen als Waffe, die EU und die USA setzen ihr Geld beziehungsweise ihre Nachfrage ein. Bislang haben beide nur mäßigen Erfolg: In Europa sind Rezession und Rohstoffkrise ausgeblieben. In Russland sinkt die Wirtschaftsleistung zwar, aber längst nicht so stark wie erwartet. Nun startet die EU eine neue Offensive. Auf das Embargo für russisches Rohöl folgt ein Embargo auf Ölprodukte wie Benzin und Diesel. Es ist ein weiterer Test, wie weit die Macht des Westens über den globalen Rohstoffhandel reicht.   Das EU-Embargo auf Ölprodukte tritt am Sonntag in Kraft und folgt der Logik des europäischen Ölembargos….. (Forts.):
    https://www.nd-aktuell.de/artikel/1170700.ukraine-neue-stufe-im-wirtschaftskrieg.html

  4. Protokoll zum. Jour fixe vom 30.01.2023   –   Einwände zum Artikel „10 Monate Krieg in der Ukraine“ 

    1. Nachtrag zu dem Artikel „Deutschland will den Krieg“ (GS 4-22).   (…)

    2. Einwand zum Artikel „10 Monate Krieg in der Ukraine“ (GS 4-22).   (…)

    * (…) Es sollte nochmal überlegt und vorgetragen werden, welche inhaltlichen Urteile im Artikel und in der Debatte heute für falsch befunden werden und warum, und was offengeblieben ist – dann wird das noch einmal diskutiert. Schwierig bis nicht aufklärbar werden die Differenzen, wenn nicht über den Inhalt der Sache selber gestritten wird, sondern weg von der Sache methodisch argumentiert wird (z.B. Trennung, Widerspruch sei falsch; etwas sei seltsam formuliert).

    Der nächste Termin findet am 13. Februar 2023 statt, das Thema wird auf der Website des GegenStandpunkt-Verlags bekannt gegeben.

    https://de.gegenstandpunkt.com/sites/default/files/jf-protokolle/jf230130-Einwände%20zum%20Ukrainekrieg-Artikel.pdf

    https://de.gegenstandpunkt.com/jfp/jf-protokolle

    Die Fragen waren: https://de.gegenstandpunkt.com/sites/default/files/jf-anhang/Frage%20zu%20_Deutschland%20will%20den%20Krieg_%20_%20jf%20-%20Protokoll.pdf

    https://de.gegenstandpunkt.com/publikationen/zeitschrift/gegenstandpunkt-4-22

  5. @Leser

    Im Wirtschaftskrieg zwischen Russland und dem Westen nutzt Moskau seine Rohstoffvorkommen als Waffe

    Den Satz finde ich seltsam. Es ist doch nicht Rußland, das seine Rohstoffe nicht an Europa bzw. die USA verkaufen will, sondern umgekehrt der Westen, der diese Rohstoffe nicht mehr kaufen will. Auch der folgende Satz, daß Rußland damit „„mäßigen Erfolg“ hätte, ist angeichts der Sachlage absurd.

    Sonst ist der Artikel schon ok, aber ich frage mich, warum SK so eine kontrafaktische Aussage an den Anfang stellt.
    Ist dergleichen heutzutage notwendig, um überhaupt einen Artikel dieser Art unterbringen zu können?

  6. Die Ukraine und die NATO versuchen, eine weitere Front in Transnistrien zu eröffnen und dabei gleich einmal die Wiedervereinigung Moldawiens zu betreiben.

    Ein riskantes Unterfangen, weil es in Moldawien dafür keine Mehrheit gibt, die Leute in Transnistrien bewaffnet sind und das ohne eine Intervention von Seiten der Ukraine oder Rumäniens nicht gelingen würde – was endgültig die Bevölkerung Moldawiens auf den Plan rufen und eine Art Besatzungsregime notwendig machen würde, mit unabsehbaren Folgen für die besetzenden Truppen.

    Es ist anzunehmen, daß entsprechende Verhandlungen mit Rumänien bereits geführt wurden und Rumänien sich weigert.

  7. Die Sabotageaktion in einigen Dörfern in der Region Brjansk wurde vermutlich von einer paramilitärischen, aus russischen Staatsbürgern bestehenden Einheit in Zusammenarbeit mit den ukrainischen Geheimdiensten ausgeführt.

    Als angeblicher Anführer der Aktion wurde ein Petersburger Fußball-Hooligan genannt, der von Anfang des Krieges an in die Ukraine ist und sich dort als Freiwilliger betätigt.

    Es ist offenbar den russischen Behörden oder dem Militär nicht gelungen, die Saboteure oder auch nur einen von ihnen zu ergreifen. Sie handelten anscheinend mit einer gewissen Kenntnis der Lokalität, und legten auch vor dem Verlassen der Gegend Minen aus.

    Es sollen auch NATO-Waffen dabei eingesetzt worden zu sein.
    Vermutlich haben die USA mit solchen terroristischen Aktionen keine besondere Freude und wurden von ukrainischer Seite nicht darüber informiert.

  8. Inzwischen wurde von den russischen Behörden ein ehemaliger FSB-Offizier, der 2014 zum ukrainischen Geheimdienst überwechselte, als Teilnehmer oder Planer dieser Aktion zur Fahndung ausgeschrieben.

    Wieder einmal ein Beispiel dafür, wie in diesem Krieg die Verflechtungen zwischen den Kriegsparteien bis in die Geheimdienst-Sphäre gehen, also wirklich ins Eingemachte des Gewaltapparates.

  9. Welche Lichtgestalten hier tätig waren, aus einer sicher unverdächtigen Quelle:

    Kreml-Gegner in Brjansk
    Sorgte ein deutsch-russischer Neonazi bei Putin für Alarmstimmung?

    Russische Medien und der Kreml berichten, dass eine Gruppe bewaffneter Männer von der Ukraine aus die russische Grenze überquert. Beteiligt war wohl ein bekannter Rechtsradikaler.

    Der Vorfall versetzte den Kreml in Alarmbereitschaft: Mehrere schwer bewaffnete Männer sollen über die ukrainische Grenze nach Russland vorgedrungen sein, hieß es in russischen Medien am Donnerstag. In zwei Dörfern, die nur wenige Meter von der Grenze entfernt liegen, sollen sie Geiseln genommen und auf Menschen geschossen haben. (…)

    Ein Video, das am Donnerstag im sozialen Netzwerk Telegram veröffentlicht wurde, zeigt zwei Männer vor einer Sanitätsstation in der Ortschaft Liubechane. Im Hintergrund sind Schüsse zu hören. Ein zweites Video wurde im etwa 15 Kilometer entfernten Sushany aufgenommen. Die Männer identifizieren sich als Teil des „Russischen Freiwilligenkorps“, auf dessen Telegram-Kanal die Videos auftauchten.

    Wladimir Putin spricht von einem „Terrorakt“

    Unter einem Beitrag bei Telegram von den angeblich Beteiligten heißt es: „Niemals hätte ich gedacht, dass die Grenze der russischen Föderation, auch im Krieg, so durchlässig ist.“

    In dem Video auf Telegram sagt einer der Männer: „Wir sind in die Region Brjansk gekommen, um unseren Landsleuten zu zeigen, dass es Hoffnung gibt, dass das freie russische Volk mit Waffen in der Hand das Regime bekämpfen kann.“

    Wladimir Putin reagierte umgehend auf die Meldungen. In einem Vortrag vor Lehrern sprach er von einem „Terrorakt“. Auch Kinder seien Opfer geworden. Der Vorfall zeige erneut, wie wichtig es sei, dass Russland die Menschen in der Ostukraine schütze. „Maßnahmen wurden ergriffen, um die Terroristen zu vernichten“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Donnerstag in Moskau.

    Für Freitag kündigte Putin ein Treffen des nationalen Sicherheitsrates an.

    Wie genau die Männer die Grenze überquerten, ist unklar; ebenso, was vor und nach der Aufnahme der Videos passierte. Am Donnerstagabend behaupteten die russischen Behörden, die Eindringlinge seien in die Ukraine zurückgedrängt worden.

    Das exilrussische Investigativ-Portal „iStories“ konnte mit einem der angeblich Beteiligten sprechen. Er sagte den Journalisten: „Ich bin gerade von dort (Brjansk, Anm. d. Red.) zurückgekommen. Diesmal waren wir 45 Leute. Wir gingen hinein, machten unsere Videos und griffen zwei Schützenpanzer an. Ich habe keine verletzten Kinder gesehen, aber ein Grenzsoldat wurde verletzt. Niemand hat eine Geisel genommen.“

    Ist der Kopf der Aktion ein Neonazi, der lange in Deutschland lebte?

    Klarer sind aber inzwischen die Hinweise, wer hinter der Aktion steckt. Vor allem einer der Teilnehmer sorgte auch in Deutschland für Aufsehen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei ihm um Denis Kapustin, in manchen Berichten wird sein Name auch als Denis Nikitin angegeben; letzterer ist wohl ein Tarnname.

    Kapustin ist demnach in Moskau geboren, wuchs aber in Köln auf. „Denis Nikitin, russischer Staatsbürger mit deutschem Aufenthaltstitel, 1,88 Meter groß, 106 Kilogramm schwer, eine Kampfmaschine“, beschreibt ihn der „Spiegel“ in einem Artikel 2019.

    Kapustin beziehungsweise Nikitin war einer der führenden Köpfe und Organisatoren der neonazistischen Hooligan- und Kampfsportszene in Deutschland. Unter dem Namen „White Rex“ – auch der Name des Telegram-Kanals, auf dem die Aktion in Brjansk öffentlich gemacht wurde – gründete er 2008 ein rechtes Modelabel.

    Immer wieder soll er sich auch in der Ukraine aufgehalten und dort im August 2022 das sogenannte Russische Freiwilligenkorps (RDK) gegründet haben, das aber nicht offiziell in das ukrainische Militär eingebunden ist.

    Gegen Putin, für ein ethnisch reines Russland

    Die Behörden sowohl Russlands als auch der USA und der Ukraine sollen ihn wegen verschiedener Straftaten suchen. In der EU soll es ein Einreiseverbot gegen ihn geben. Kapustin spricht fließend Deutsch, Englisch und Russisch.

    Laut „Spiegel“ hielten es deutsche Sicherheitsexperten auch für möglich, dass Kapustin für den russischen Geheimdienst arbeitet. Ob er in diesem Fall bei seinen zahlreichen Aufenthalten in der Ukraine unenttarnt geblieben wäre, ist zumindest zweifelhaft.

    In mindestens einem Fall wurde er in der Ukraine auch verhaftet. Der Grund: Verdacht auf Drogenhandel. Kapustin soll zudem enge Kontakte in die ukrainische Neonazi-Szene gehabt haben, die wiederum auch Vertreter im ukrainischen Asowstal-Regiment hatte.

    Nicht ins Bild passt, dass Kapustin viele Male nach Moskau reiste und auch dort Teil der Hooliganszene bei ZSKA Moskau war. Weitere deutsche Hooligans aus Köln begleiteten ihn bei seinen Russlandreisen. Er war unter anderem Teil der russischen Hooligangruppen, die 2016 für schwere Ausschreitungen bei der Fußball-EM in Frankreich sorgten und eigentlich Putin nahestehen.

    Über den Krieg, der nach 2014 im ukrainischen Donbass losbrach, sagte er: „Ich liebe die russische Welt, aber man muss diese Welt erst im eigenen Land aufbauen. Speziell störte er sich daran, dass auch Tschetschenen und Tadschiken in Russland lebten. Es sei eine Schande, dass so viele „gute Jungs“ aus Russland in der Ukraine in den Konflikt hineingezogen würden.

    Auf Telegram hatte das Korps bisher rund 16.000 Follower. Mit der Aktion am Donnerstag verdoppelte sich die Anzahl, wie der Russlandexperte von der Investigativplattform Bellingcat, Michael Colborne, erklärt.

    Kapustin strebt laut Einträgen bei Telegram eine Rückkehr zu einem christlich-orthodoxen, zaristisch geprägten Russland an. Kapustins Getreue werfen Putin eine ethnische Durchmischung Russlands vor. Aus seinem rechtsradikalen Gedankengut machte Kapustin auch in seiner Zeit in Deutschland nie einen Hehl.

    Die Regierung in Kiew äußerte sich nur kurz zu dem Vorfall und ließ mitteilen, dass es sich bei den Kämpfern um in Russland tätige Partisanen und „antifaschistische Milizen“ handele. Mit Blick auf Kapustins Biografie ist zumindest letztere Aussage zweifelhaft.

    (Tagesspiegel, 2.3.)

  10. Aus den Ausführungen des russischen Korrespondenten von der Bachmut-Front geht hervor, daß auf beiden Seiten des Konflikts auch afrikanische Söldner unterwegs sind.

    Konkret erwähnt er bei den russischen Wagner-Truppen einen aus der zentralafrikanischen Republik und jemanden aus Libyen.
    Die russischen Truppen finden aber angeblich auch hin und wieder tote Afrikaner in eroberten ukrainischen Stellungen.

    „Kampfbereite Einheiten der ukrainischen Streitkräfte werden abgezogen, um die zweite Verteidigungslinie entlang der Linie Konstantinowka-Kramatorsk-Slawjansk zu besetzen. In Bachmut bleiben Einheiten der Territorialverteidigung und – nach unseren Informationen – die „Georgische Legion“. Die Gesamtzahl beträgt bis zu 12.000 Menschen.

    (KP, 6.3.)

  11. Diese Typen waren seit den Tschetschenienkriegen Verbündete der OUN, kämpften seit den Kriegen dort, auch in den Georgienkriegen, Seite an Seite mit OUN-Söldnern. Bemerkt hatte ich das schon 2013 anhand ukrainischer Blogs. Die diversen Organisationsnamen, die sie damals hatten, habe ich vergessen, aber die "russischen" Ukrainer sahen Alexander Dugin als "geistigen Vater" dieser Strömung an, und ältere Texte von Dugin machen das plausibel. Am Euromaidan spalteten sich diese Russen, die Prominenten nahmen Abstand, ein Teil des Fußvolkes nahm an der Seite des "Rechten Sektors" und radikaler Vertreter der überwiegend galizischen "Svoboda" – die auf eine Teilung der Ukraine entlang der alten litauisch/polnisch – russischen Grenze, "Rechtsufrige Ukraine", aus waren – teil.

  12. @TomGard

    Mit „diesen Typen“ meinst du die „Georgische Legion“?

    Mir ist nicht klar, warum sich die unbedingt in Bachmut verheizen lassen wollen? Süß und ehrenvoll ists fürs Vaterland zu sterben, auch wenn es gar nicht das Vaterland ist?

  13. Noch was zu der oben erwähnten Figur Kapustin/Nikitin:

    Russland will Anschlag auf Oligarchen vereitelt haben

    Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hat nach eigenen Angaben ein Attentat ukrainischer Kräfte auf einen regierungsnahen Oligarchen vereitelt. Die Mordpläne hätten sich gegen Konstantin Malofejew gerichtet, teilte der Geheimdienst am Montag mit. Dem 48-Jährigen gehört ein Fernsehsender, in dem der Krieg gegen die Ukraine unterstützt wird. Attentäter hätten versucht, eine ferngesteuerte selbstgebaute Bombe am Fahrzeug des prominenten Nationalisten zu platzieren.

    Im TV-Sender Swesda wurde ein Video veröffentlicht, in dem sich ein Mann unter die Karosserie eines geparkten Autos greift. In einem zweiten Video ist ein Roboter zu sehen, der offenbar ein Objekt unter dem Fahrzeug entfernt. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. Der FSB erklärte, ukrainische Sicherheitskräfte seien für den Mordversuch verantwortlich. Sie hätten dafür den russischen rechtsextremen Aktivisten Denis Kapustin engagiert, der in der Ukraine lebt. Gegen Kapustin sei ein Strafverfahren eröffnet worden.

    Kapustin, auch bekannt als Denis Nikitin, leitete eine Anfrage von Reuters für eine Stellungnahme weiter an seine Vorgesetzten im Russischen Freiwilligen Chorps, das aufseiten der Ukraine kämpft.
    Kapustins Kommandant erklärte, er habe zunächst nichts zu den aktuellen Vorwürfen zu sagen. Auch ukrainische Sicherheitsstellen nahmen zunächst nicht Stellung. Malofejew erklärte über Telegram, es gehe ihm gut, an seinen "patriotischen Positionen" werde er festhalten.

    (Standard, 6.3.)

  14. K.A. Nestor, ich bin damals nicht tiefer in diese Szenerie eingestiegen, Du solltest darüber mehr wissen können, als ich. Wollte nur darauf hinweisen, wie alt diese Traditionen und Konflikte sind, weil ich das für wichtig in Bezug zur "heim ins Reich"-Bewegung halte, der sich der Kreml mit der "russischen Welt" teils angeschlossen hat, teils sich ihrer bedient. Könnte eine Menge potentiellen Ärger in den Regionen und in Weißrussland machen, weil offenkundig militant strittig ist, was "Volk", "Nation", Reich, "Geschichte" bis hin zu Rasse in der "russischen Welt" sein soll.

  15. Bezüglich nationaler Identität herrscht eine gewisse Verwirrung hüben wie drüben.

    Diese ganzen Potentaten, die sich seit der Wende irgendwie an die Macht geturnt haben und dort halten, haben allesamt das Problem, wie sie ihren Laden zusammenhalten sollen. Also wie sie ihren werten Mitbürgern gute Gründe geben, in Krieg und Frieden bei ihrem Programm mitzumachen.
    Die alte sozialistische Welt, wo man das wegen Völkerfreundschaft, internationaler Solidarität, Sicherung des Weltfriedens usw. gemacht hat, ist 1990-91 untergegangen.

    Seither wird im Sack der Ideologien herumgesucht und es kommt halt der alte Mist von jeher heraus: Die Nation, der liebe Gott/Allah und ein fester Führerkult. Mehr ist in diesem Sack nicht mehr drin.

    In lauter Vielvölkerstaaten eine Nation zu konstruieren führt dann eben zu allen möglichen Konfusionen darüber, was jetzt dazugehört und was nicht, und züchtet eine ganz eigenartige Art von Dissidenten, Separatisten und weiteren Narren.

    Die EU ersetzt – oder möchte das eben – die Nation durch einen Europa-Imperialismus, bei dem jeder dabeisein muß, um nicht als „Nationalist“ zu gelten.
    Alle Opposition gegen die Autokraten ist genauso vom Gedanken an eine Obrigkeit besessen wie die Anhänger dieser „Autokraten“. Sie wollen nur eine gute Herrschaft, mit der sie sich identifizieren können.

  16. Heute in El País ein Interview mit einem tschechischen Söldner der ukrainischen Armee, der eine Art „Strategie“ der ukrainischen Militärführung in Bachmut erwähnt: Möglichst viele Russen in Bachmut zu töten, damit sie nicht von woanders angreifen können.

    Das scheint die Devise zu sein, die ausgegeben wurde, um zu erklären, warum in dieser Stadt weiter Haus um Haus gekämpft wird und von der ukrainischen Führung so eine Art Stalingrad hier ausgerufen wurde.

    Beide Seiten behaupten, daß die Verluste des Gegners „enorm“ seien, wobei auf ukrainischer Seite eingeräumt wird, daß die eigenen ebenfalls ziemlich hoch sind. Der ständige Hinweis auf die „enormen“ Verluste der russischen Seite wirkt in diesem Zusammenhang etwas aufgesetzt.

    Möglicherweise haben die ukrainischen Truppen nicht mehr viel in der Hinterhand und wollen deshalb nicht zurückweichen, weil das eine Kettenreaktion auslösen könnte.

    Die andere Möglichkeit ist, daß die Ukraine mitsamt der NATO tatsächlich die seit geraumer Zeit angekündigte Offensive auf Melitopol vorbereitet und dafür noch Zeit braucht.

  17. Im Standard ein Interview mit David Peträus (Oberkommandierender bei der Irak-Invasion 2003), wo er zwar gegen Rußland scharfmacht, aber doch einige interessante Infos von sich gibt:

    „Die Russen“ haben sich „als noch ungeschickter erwiesen als vielfach erwartet, und zwar buchstäblich auf der ganzen Linie. In strategischer Hinsicht, bei der Planung ihrer Militärkampagne, bei der operativen Führung, bei der tatsächlichen Umsetzung ihrer Militäraktionen, bei der Logistik und bei ihrem schockierenden Mangel an taktischem Fachwissen und Training. Zudem haben die Russen ihre Waffen und Kommunikationssysteme nicht auf einen modernen Stand gebracht. Darüber hinaus haben sie die Fähigkeiten des ukrainischen Militärs, die Entschlossenheit des angegriffenen Volkes und die Unterstützung Kiews durch die USA, andere Nato-Länder und westliche Partner völlig unterschätzt. (…)

    Abgesehen von diesen Defiziten aber verfügt Russland nach wie vor über eine beachtliche Menge an Soldaten, Artillerie, Raketen, Drohnen und anderen Waffensystemen. Und natürlich besitzen die Russen viele Rohstoffe, die es ihnen ermöglichen, Sanktionen und Ausfuhrkontrollen zu umgehen.

    Die Mängel“ sind „so erheblich, dass sie wesentliche Änderungen in der Art und Weise erfordern, wie Russland seine Streitkräfte ausbildet, trainiert, ausrüstet, organisiert, strukturiert, einsetzt und führt. Einiges von dem, was erforderlich ist, ist in der Tat ein echter "kultureller" Wandel, so zum Beispiel die Aufstellung eines professionellen Unteroffizierskorps oder die Förderung der Eigeninitiative auf den unteren Ebenen. Das ist eine Aufgabe, die Jahre in Anspruch nehmen wird und nicht kurzfristig zu bewerkstelligen ist.

    STANDARD: Wie sehen die wahrscheinlichsten Szenarien für das Ende dieses Krieges aus?

    Petraeus: Ich denke, dass der Krieg schließlich in einer Verhandlungslösung enden wird. Das wird kommen, wenn Russlands Führung erkennt, dass der Krieg weder auf dem Schlachtfeld noch an der Heimatfront durchzuhalten ist. Leider kann ich nicht vorhersagen, wann diese Bedingungen gegeben sein werden.“

    Das Interessante an dieser Aussage ist, daß er nicht von einer Niederlage Rußlands, sondern von einer freien Entscheidung der russischen Führung ausgeht.

  18. Belarus: Lukaschenko bestätigt Sabotage an Flugzeug

    Minsk bezeichnete die Mutmaßungen um Anschlag zunächst als Falschinformationen. Nun räumt der belarussische Machthaber einen Sabotageakt ein – und Festnahmen in dem Zusammenhang.

    In der Ex-Sowjetrepublik Belarus hat Machthaber Alexander Lukaschenko nun doch einen Sabotageakt gegen ein russisches Aufklärungsflugzeug auf einem Flughafen nahe der Hauptstadt Minsk eingeräumt. Der Drahtzieher und mehr als 20 Helfer seien festgenommen worden, sagte Lukaschenko am Dienstag in Minsk der staatlichen Nachrichtenagentur Belta zufolge.

    Ende Februar hatten Anti-Kriegs-Aktivisten aus Belarus selbst über einen Anschlag auf das russische Flugzeug berichtet. Sie hätten von zwei Drohnen Sprengsätze auf die Maschine abgeworfen, hieß es. Die Führung in Minsk bezeichnete dies als Falschinformation. Der Kreml hatte den Fall nicht kommentiert.

    Nun bestätigte Lukaschenko, dass die Maschine A-50 auf dem Militärflugplatz Matschulischtschi durch eine in gewöhnlichen Geschäften verkaufte kleine Drohne chinesischer Produktion leicht beschädigt worden sei. Das Flugzeug sei weiter funktionstüchtig.

    „Trotzdem haben wir die Russen gebeten, dass sie dieses Flugzeug für die technische Durchsicht zurücknehmen und uns ein anderes schicken“, sagte Lukaschenko. Anfang März gab es in den sozialen Netzwerken Aufnahmen des Flugzeugs, das nach Russland geflogen sein soll.

    Neben den mehr als 20 Festgenommenen gebe es weitere Beteiligte, die sich im Ausland versteckten, sagte der Machthaber, ohne Beweise vorzulegen. Unter den Verdächtigen in Gewahrsam sei auch ein Mann mit IT-Kenntnissen und mit russischem sowie ukrainischem Pass. Er soll auf der von Russland 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim gelebt haben und vom Geheimdienst in Kiew für Sabotageakte angeworben worden sein.

    Lukaschenko warf der Ukraine vor, den Anschlag seit langem geplant zu haben. Die Ukraine sieht Belarus als Kriegspartei, weil Lukaschenko den russischen Streitkräften etwa die Militärbasen für Angriffe auf das Nachbarland überlässt.

    (Handelsblatt, 7.3.)

    Die weißrussische Führung hat seinerzeit nicht den Sabotageakt „geleugnet“, sondern der behaupteten Beschädigung des Flugzeugs widersprochen.
    Von den Akteuren wurden nämlich auch etwas unscharfe Bilder ins Netz gestellt, die ein kaputtes Flugzeug zeigen sollten.

  19. „Um Artemovsk werden vier Militärgruppen gebildet

    Laut Jevgenij Prigozhin, dem Gründer der Sondertruppen „Wagner“, bilden die SKU-Kämpfer vier Gruppen um Artemovsk (Bachmut).

    Seine Aussage: Die Wagner-Truppen haben Bachmut eingeschlossen. Um Bachmut zu entsetzen, ist es für die Ukrainer nötig, Wagner zu einzuschließen.
    Zu diesem Zweck haben die Streitkräfte der Ukraine eine Reihe von Heeresgruppen gebildet. Eine in Slawjansk, die 67. Brigade. Die zweite in Sewersk, die 81. und 66. Brigade.
    Eine weitere Gruppierung befindet sich in Tschasov Jar und eine in Konstantinovka. Die Zielpunkte für die nächsten Schritte sind klar.“

    (KP, 8.3.)

    Diese Erklärung Prigozhins steht in gewissem Widerspruch zu den Meldungen in westlichen Medien, daß er der russischen Armeeführung mit Abzug gedroht hat, sollte er nicht mehr Munition erhalten.

  20. Ein angebliches Komplott zur Ermordung des transnistrischen Präsidenten Krasnoselskij wurde aufgedeckt. Die mutmaßlichen Attentäter sollen geständig sein. Ihr Anführer ist ein Bürger Tiraspols, der 2014 in die Ukraine emigrierte und voruges Jahr zurückkam, angeblich im Dienst des ukrainischen Geheimdienstes.

    Die Ukraine würde gerne, so die Vermutung der KP, eine 2. Front eröffnen – da sie an der ersten derzeit nicht allzu glücklich agiert.

    Vor allem könnte sie es auf das Munitionsdepot in Cobasna abgesehen haben.

    (KP, 9.3.)

  21. „Der Westen beginnt die Niederlage der Ukraine anzuerkennen: Die Streitkräfte der Ukraine sind blutleer und stehen am Rande einer Katastrophe

    Der Militärexperte Viktor Litovkin, Oberst im Ruhestand, besprach mit dem Radio KP die Veröffentlichungen westlicher Medien über die personelle Katastrophe in den Streitkräften der Ukraine

    KP: Ist die personalle Reserve in den Streitkräften der Ukraine wirklich erschöpft?

    VL: Das Problem in der ukrainischen Armee ist komplex. Es fehlte nicht nur an Soldaten, sondern auch an ausgebildetem Personal. Aber das ist nur ein Teil des großen Problems. Innerhalb eines Jahres von Kriegshandlungen wurden die ausgebildeten Soldaten und Unteroffiziere der Streitkräfte der Ukraine im Grunde genommen außer Gefecht gesetzt.

    KP: Aber es gab doch Mobilisierungswellen, nicht wahr?

    VL: Allerdings. Aber Kiew kann nirgendwo ausgebildete Soldaten ausheben.

    KP: Was ist mit den Trainingslagern und Kursen im Ausland?

    VL: Berichte der Art, dass 10.000 in Großbritannien ausgebildet wurden, 30.000 in EU-Staaten, zwei Piloten in den USA und 10 werden folgen – das sind alles Informationen zur Einseifung der Bevölkerung.

    KP: Und wie sieht es wirklich aus?

    VL: Nun, wir wissen nicht, wie viele Ukrainer tatsächlich in Polen, Deutschland, England ausgebildet werden. Die Aufgabe“ (vermutlich die der Medien) „besteht darin, zu berichten, daß sie das für diese Aufgabe bereitgestellte Geld bis auf das letzte Pfund und den letzten Euro ausgegeben haben. Wie sie dann diese Leute ausgebildet haben, und ob sie sie überhaupt ausgebildet haben, ist unbekannt.

    KP: Was ist dazu bekannt?

    VL: Wir wissen soviel, daß Gefangene, die in Großbritannien ausgebildet wurden, sagen, dass ihnen wenig beigebracht wurde, außer wie man aus einer Bauchlage schießt und in Formation geht.

    KP: Weshalb werden in einem fort solche Leute an die Front geschickt?

    VL: Wir haben solche Szenen schon oft gesehen: Mitarbeiter des Militärregistrierungs- und Rekrutierungsbüros halten Krankenwagen an, schnappen Leute auf der Straße und setzen sie in diese Autos, bringen sie zu Sammelstellen und von dort ohne Vorbereitung an die Front.

    KP: Solche Leute wissen nicht nur nicht wie, sondern wollen auch nicht kämpfen?

    VL: Nein. Darüber hinaus haben viele Menschen in der Ukraine trotz dreißig Jahren Gehirnwäsche das wachsende Gefühl, dass sie nicht für die heimische Ukraine, sondern für Amerika und die NATO kämpfen.
    Sogar der Verteidigungsminister der Ukraine selbst sagte, dass »wir hier für die NATO die Drecksarbeit leisten«. Es ist klar, dass dies nichts mit den Interessen der Ukraine zu tun hat.

    KP: Wollen die Menschen nur ihr Leben retten?

    VL: Ja, weil der Konflikt morgen enden kann, aber du willst jeden einzelnen Tag leben.

    KP: Aber vielleicht wollen die Veröffentlichungen in den westlichen Medien über den Personalmangel in den Streitkräften der Ukraine nur ablenken? Und in Wirklichkeit ist dort alles in Ordnung?

    VL: Ich denke, dort ist nicht alles in Ordnung. Die russische Armee rückt in verschiedene Richtungen vor. Und die Gefangenen sprechen von Dutzenden von Leichen, die in den Schützengräben liegen, die niemand holt und über Menschen, die ohne richtige Ausbildung wie Kanonenfutter an die Front geworfen werden.
    Die Artikel, die im Westen veröffentlicht werden, sind nicht wichtig. Es geht um die Wirklichkeit auf dem Boden. Ich denke, vieles von dem, was sie schreiben, ist begründet. Um so mehr, als sie inzwischen immer weniger Grund haben, die Ukraine zu unterstützen. Sie sehen, dass alle Hilfe verschwendet ist.

    KP: Es reicht hinten und vorne nicht?

    VL: Nein. Und es wird Zeit, die Bevölkerung Europas und der USA darauf vorzubereiten, dass die Ukraine verlieren wird. Dies muss Schritt für Schritt erfolgen.

    KP: Warum genau?

    VL: Weil alle müde sind, ihr Geld und ihre Waffen nach Kiew zu liefern, die dort gleichsam in ein schwarzes Loch fallen.
    Es ist klar, dass die Ukraine Rußland, eine Atomwaffenmacht, nicht besiegen kann. Und das muß langsam durchsickern. Um zu zeigen, dass der Westen sein Bestes getan hat, um der Ukraine zu helfen. Aber es reichte nicht.“

    (KP, 15.3.)

    Ob das so funktionieren wird, wird sich erst weisen. In Rußland regiert jedenfalls Zuversicht.

  22. Die Washington Post berichtet, dass sich das ukrainische Militär immer häufiger über die große Zahl unerfahrener Kämpfer in den Streitkräften der Ukraine beschwert.
    Die amerikanische Zeitung zitiert den Bataillonskommandanten der 46. Fallschirm-Brigade mit dem Spitznamen „Kupol“ ( = Kuppel). „Sehr wenige Soldaten hatten Kampferfahrung. Und die sind entweder verletzt oder tot. Mir wurden hundert neue Soldaten geschickt. Aber niemand gab mir Zeit, sie vorzubereiten. Ich erhielt nur den Befehl: »An die Front mit ihnen.« Und diese Soldaten lassen einfach alles liegen und stehen und laufen davon.“
    So zuletzt aus Ugledar. Und so werden sie bis zur Donau und zum Bug laufen. (…)

    Vladimir Rogov, ein Mitglied des (prorussischen) Rates der Saporoschje-Regierung, sagte, dass das Kiewer Regime sowjetische Kampfflugzeuge und Hubschrauber in die Region entsendet. Sie wurden von den Ländern des ehemaligen Warschauer Pakts an Kiew übergeben. Darunter Bulgarien, Polen, Rumänien, Tschechien, die Slowakei und sogar Albanien. Es sind darunter sogar noch in der UdSSR hergestellte Hubschrauber, die die Amerikaner während ihres Rückzugs aus Afghanistan mitgenommen haben.

    (KP, 15.3.)

  23. Hier der WP-Artikel von Google übersetzt:

    Die Qualität der ukrainischen Streitkräfte, die einst als erheblicher Vorteil gegenüber Russland galt, wurde durch ein Jahr der Verluste beeinträchtigt, das viele der erfahrensten Kämpfer vom Schlachtfeld genommen hat, was einige ukrainische Beamte dazu veranlasste, Kiews Bereitschaft dazu in Frage zu stellen eine mit Spannung erwartete Frühjahrsoffensive starten.

    US- und europäische Beamte haben geschätzt, dass seit Beginn der russischen Invasion Anfang letzten Jahres bis zu 120.000 ukrainische Soldaten getötet oder verwundet wurden, verglichen mit etwa 200.000 auf russischer Seite, die über ein viel größeres Militär verfügt und ungefähr die dreifache Bevölkerung hat Wehrpflichtige zu ziehen. Die Ukraine hält ihre laufenden Opferzahlen geheim, selbst vor ihren treuesten westlichen Unterstützern.

    Abgesehen von der Statistik hat ein Zustrom unerfahrener Wehrpflichtiger, die eingesetzt wurden, um die Verluste auszugleichen, das Profil der ukrainischen Streitkräfte verändert, die laut Militärpersonal vor Ort auch unter grundlegendem Munitionsmangel, einschließlich Artilleriegeschossen und Mörserbomben, leidet.

    „Das Wertvollste im Krieg ist die Kampferfahrung“, sagte ein Bataillonskommandeur der 46. Luftangriffsbrigade, der gemäß dem ukrainischen Militärprotokoll nur durch sein Rufzeichen Kupol identifiziert wird. „Ein Soldat, der sechs Monate Kampf überlebt hat, und ein Soldat, der von einem Schießstand kam, sind zwei verschiedene Soldaten. Es ist Himmel und Erde.“

    „Und es gibt nur wenige Soldaten mit Kampferfahrung“, fügte Kupol hinzu. „Leider sind sie alle schon tot oder verwundet.“

    Solche düsteren Einschätzungen haben einen greifbaren, wenn auch größtenteils unausgesprochenen Pessimismus von der Front bis in die Korridore der Macht in der Hauptstadt Kiew verbreitet. Eine Unfähigkeit der Ukraine, eine viel gepriesene Gegenoffensive durchzuführen, würde neue Kritik schüren, dass die Vereinigten Staaten und ihre europäischen Verbündeten zu lange gewartet haben, bis die Streitkräfte bereits zerfallen waren, um Trainingsprogramme zu vertiefen und gepanzerte Kampffahrzeuge, einschließlich Bradleys und Leopard Kampfpanzer, bereitzustellen .

    Die Situation auf dem Schlachtfeld spiegelt derzeit möglicherweise kein vollständiges Bild der ukrainischen Streitkräfte wider, da Kiew Truppen für die kommende Gegenoffensive separat ausbildet und sie absichtlich von aktuellen Kämpfen zurückhält, einschließlich der Verteidigung von Bachmut, sagte ein US-Beamter, der zu der Bedingung sprach der Anonymität, um offen zu sein.

    Andriy Yermak, Leiter des ukrainischen Präsidialamts, sagte, der Zustand der ukrainischen Streitkräfte schmälere seinen Optimismus hinsichtlich einer bevorstehenden Gegenoffensive nicht. „Ich glaube nicht, dass wir unser Potenzial ausgeschöpft haben“, sagte Yermak. „Ich denke, dass es in jedem Krieg eine Zeit gibt, in der man neues Personal vorbereiten muss, was gerade passiert.“

    Und die Situation für Russland könnte noch schlimmer sein. Während eines NATO-Treffens im letzten Monat sagte der britische Verteidigungsminister Ben Wallace, dass 97 Prozent der russischen Armee bereits in der Ukraine stationiert seien und dass Moskau unter „der Zermürbung des Ersten Weltkriegs“ leide.

    Kupol sagte, er erhoffe sich von Washington eine bessere Ausbildung der ukrainischen Streitkräfte und hoffe, dass ukrainische Truppen, die für eine kommende Gegenoffensive zurückgehalten werden, mehr Erfolg haben werden als die unerfahrenen Soldaten, die jetzt die Front unter seinem Kommando besetzen.

    „Man glaubt immer an ein Wunder“, sagte er. „Entweder Massaker und Leichen oder professionelle Gegenoffensive. Es gibt zwei Möglichkeiten. Es wird so oder so eine Gegenoffensive geben.“

    Wie stark die verstärkte westliche Militärhilfe und -ausbildung bei einer solchen Frühjahrsoffensive den Ausschlag geben wird, bleibt ungewiss, wenn man die Verschleißerscheinungen bedenkt, die sich allmählich zeigen.

    Ein hochrangiger ukrainischer Regierungsbeamter, der unter der Bedingung der Anonymität sprach, um offen zu sein, bezeichnete die vom Westen versprochene Anzahl von Panzern als „symbolischen“ Betrag. Andere äußerten privat Pessimismus, der versprach, dass die Vorräte sogar rechtzeitig das Schlachtfeld erreichen würden.

    „Wenn Sie mehr Ressourcen haben, greifen Sie aktiver an“, sagte der hochrangige Beamte. „Wer weniger Ressourcen hat, verteidigt mehr. Wir werden uns verteidigen. Deshalb glaube ich, wenn Sie mich persönlich fragen, nicht an eine große Gegenoffensive für uns. Ich würde gerne daran glauben, aber ich schaue mir die Ressourcen an und frage: "Womit?" Vielleicht haben wir einige lokalisierte Durchbrüche.“

    „Wir haben weder die Leute noch die Waffen“, fügte der hochrangige Beamte hinzu. „Und Sie kennen das Verhältnis: Wenn Sie in der Offensive sind, verlieren Sie doppelt oder dreimal so viele Leute. Wir können es uns nicht leisten, so viele Menschen zu verlieren.“

    Eine solche Analyse ist weitaus weniger optimistisch als die öffentlichen Äußerungen der politischen und militärischen Führung der Ukraine.

    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat das Jahr 2023 als „das Jahr des Sieges“ für die Ukraine bezeichnet. Sein Chef des Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanov , wies auf die Möglichkeit hin, dass Ukrainer diesen Sommer auf der Krim Urlaub machen könnten, der Halbinsel, die Russland vor neun Jahren illegal von der Ukraine annektierte.

    „Unser Präsident inspiriert uns zum Sieg“, sagte Generaloberst Oleksandr Syrsky, Kommandant der ukrainischen Bodentruppen, in einem Interview mit der Washington Post. „Grundsätzlich denken wir alle gleich und verstehen, dass es für uns natürlich notwendig ist, bis Ende des Jahres zu gewinnen. Und es ist echt. Es ist real, wenn wir all die Hilfe erhalten, die uns von unseren Partnern versprochen wurde.“

    An der Front ist die Stimmung jedoch düster.

    Kupol, der zugestimmt hatte, fotografiert zu werden, und sagte, er verstehe, dass er mit einem persönlichen Rückschlag rechnen könne, wenn er eine offene Einschätzung gebe, beschrieb, wie er mit neu eingezogenen Soldaten in den Kampf zog, die noch nie eine Granate geworfen hatten, die ihre Positionen unter Beschuss bereitwillig aufgaben und denen es an Selbstvertrauen mangelte im Umgang mit Schusswaffen.

    Seine Einheit zog sich im Winter aus Soledar in der Ostukraine zurück, nachdem sie von russischen Streitkräften umzingelt worden war, die später die Stadt eroberten. Kupol erinnerte sich, wie Hunderte von ukrainischen Soldaten in Einheiten, die an der Seite seines Bataillons kämpften, einfach ihre Positionen aufgaben, selbst als Kämpfer der russischen Wagner-Söldnergruppe vorpreschten.

    Nach einem Jahr Krieg sagte Oberstleutnant Kupol, sein Bataillon sei nicht wiederzuerkennen. Von etwa 500 Soldaten wurden etwa 100 getötet und weitere 400 verwundet, was zu einem vollständigen Umsatz führte. Kupol sagte, er sei der einzige Militärprofi im Bataillon, und er beschrieb den Kampf, eine Einheit zu führen, die ausschließlich aus unerfahrenen Truppen besteht.

    „Ich bekomme 100 neue Soldaten“, sagte Kupol. „Sie geben mir keine Zeit, sie vorzubereiten. Sie sagen: ‚Nimm sie mit in die Schlacht.' Sie lassen einfach alles stehen und laufen. Das ist es. Verstehst du warum? Weil der Soldat nicht schießt. Ich frage ihn warum, und er sagt: ‚Ich habe Angst vor dem Geräusch des Schusses.' Und aus irgendeinem Grund hat er noch nie eine Granate geworfen. … Wir brauchen NATO-Ausbilder in allen unseren Ausbildungszentren, und unsere Ausbilder müssen da drüben in die Schützengräben geschickt werden. Weil sie an ihrer Aufgabe gescheitert sind.“

    Er beschrieb schwerwiegende Munitionsengpässe, einschließlich eines Mangels an einfachen Mörserbomben und Granaten für in den USA hergestellte MK 19.

    Die Ukraine ist auch mit einem akuten Mangel an Artilleriegeschossen konfrontiert, den Washington und seine Verbündeten zu beheben versucht haben, wobei Diskussionen darüber, wie die ukrainischen Bestände gestützt werden können, die täglichen Sitzungen zum Krieg im Nationalen Sicherheitsrat des Weißen Hauses dominierten. Washingtons Bemühungen haben die Ukraine im Kampf gehalten, aber die Nutzungsraten sind sehr hoch und die Knappheit hält an.

    »Sie stehen an vorderster Front«, sagte Kupol. „Sie kommen auf dich zu und es gibt nichts, womit du schießen könntest.“

    Kupol sagte, Kiew müsse sich darauf konzentrieren, neue Truppen systematisch besser vorzubereiten. „Es ist, als ob wir nur Interviews geben und den Leuten sagen, dass wir bereits gewonnen haben, nur ein bisschen weiter weg, zwei Wochen, und wir werden gewinnen“, sagte er.

    Dmytro, ein ukrainischer Soldat, den The Post aus Sicherheitsgründen nur mit Vornamen identifiziert, beschrieb viele der gleichen Bedingungen. Einige der weniger erfahrenen Truppen, die auf seiner Position bei der 36. Marinebrigade in der Region Donezk dienen, „haben Angst, die Schützengräben zu verlassen“, sagte er. Der Beschuss sei manchmal so intensiv, sagte er, dass ein Soldat eine Panikattacke bekomme, „die anderen erwischt es“.

    Als er seine Kameraden zum ersten Mal sehr erschüttert sah, sagte Dmytro, habe er versucht, ihnen die Realität der Risiken zu erklären. Das nächste Mal, sagte er, seien sie „einfach von der Position weggelaufen“.

    „Ich mache ihnen keinen Vorwurf“, sagte er. „Sie waren so verwirrt.“

    Die Herausforderungen ergeben sich aus hohen Verlusten. General Valery Zaluzhny, Oberbefehlshaber der Ukraine, sagte im August, dass fast 9.000 seiner Soldaten gestorben seien. Im Dezember sagte Mykhailo Podolyak, ein Berater von Selenskyj, dass die Zahl bis zu 13.000 gestiegen sei. Aber westliche Beamte haben höhere Schätzungen abgegeben, und in jedem Fall haben die ukrainischen Zahlen die weitaus größere Zahl von Verwundeten ausgeschlossen, die nicht mehr kämpfen können.

    Ein deutscher Beamter sagte unter der Bedingung der Anonymität, um ehrlich zu sein, dass Berlin die Zahl der ukrainischen Opfer, darunter Tote und Verwundete, auf bis zu 120.000 schätze. „Sie teilen die Informationen nicht mit uns, weil sie uns nicht vertrauen“, sagte der Beamte.

    Unterdessen baut sich laut Syrsky seit Anfang Januar eine russische Offensive auf. Budanov, Chef des Militärgeheimdienstes der Ukraine, sagte der Post im vergangenen Monat, Russland habe mehr als 325.000 Soldaten in der Ukraine, und weitere 150.000 mobilisierte Truppen könnten sich bald dem Kampf anschließen. Ukrainische Soldaten berichten, dass sie zahlenmäßig unterlegen sind und weniger Munition haben.

    Für die Ukraine steht in den kommenden Monaten besonders viel auf dem Spiel, da westliche Länder, die Kiew unterstützen, prüfen, ob die ukrainischen Streitkräfte erneut die Initiative ergreifen und mehr Territorium von der russischen Kontrolle zurückerobern können.

    Auch Russland steht vor Munitions-, Personal- und Motivationsproblemen – und hat in den letzten Monaten trotz des angespannten Zustands der ukrainischen Streitkräfte nur schrittweise Fortschritte erzielt. So schlimm die Verluste der Ukraine auch seien, die Russlands seien schlimmer, sagte der US-Beamte.

    „Die Frage ist, ob der relative Vorteil der Ukraine ausreicht, um ihre Ziele zu erreichen, und ob diese Vorteile aufrechterhalten werden können“, sagte Michael Kofman, Militäranalyst bei CNA mit Sitz in Virginia. „Das hängt nicht nur von ihnen ab, sondern auch vom Westen.“

    Trotz Berichten über ungeschulte mobilisierte russische Kämpfer, die in die Schlacht geworfen werden, sagte Syrsky, dass die jetzt Ankommenden gut vorbereitet seien. „Wir müssen in diesen Realitäten leben und kämpfen“, sagte er. „Das ist natürlich problematisch für uns. … Es zwingt uns, präziser in unserem Feuern zu sein, detaillierter in unserer Aufklärung, sorgfältiger bei der Auswahl unserer Positionen und detaillierter bei der Organisation der Interaktion zwischen den Einheiten. Es geht nicht anders."

    Russlands jüngste Errungenschaften – insbesondere um Bakhmut – haben das Schlachtfeld nicht wesentlich gekippt, und US-Militärbeamte haben gesagt, dass selbst eine Einnahme von Bakhmut durch Russland von geringer strategischer Bedeutung wäre. Aber angesichts der schweren Verluste, die die Ukraine dort erleidet, haben Beamte in Washington die Weigerung Kiews, sich zurückzuziehen, in Frage gestellt. Die Vereinigten Staaten raten der Ukraine seit mindestens Januar, sich aus der Stadt zurückzuziehen, sagte der US-Beamte.

    Ein ukrainischer Beamter, der unter der Bedingung der Anonymität sprach, weil er nicht berechtigt war, öffentlich zu sprechen, sagte, der Kampf um Bakhmut habe dort die russischen Streitkräfte erschöpft – hauptsächlich Wagner-Kämpfer, die in letzter Zeit die effektivsten Moskaus waren – und dass ukrainische Einheiten die Stadt verteidigen sollten ohnehin nicht in anstehenden Offensivoperationen eingesetzt werden.

    Die Ukraine habe viele ihrer Nachwuchsoffiziere verloren, die in den letzten neun Jahren eine US-Ausbildung erhalten hätten, wodurch ein Korps von Führern untergraben worden sei, die zu Beginn der Invasion dazu beigetragen hätten, die Ukrainer von ihren russischen Feinden zu unterscheiden, sagte der ukrainische Beamte. Jetzt, sagte der Beamte, müssen diese Kräfte ersetzt werden. „Viele von ihnen werden getötet“, sagte der Beamte.

    Zu Beginn der Invasion beeilten sich die Ukrainer, sich freiwillig zum Militärdienst zu melden, aber jetzt haben Männer im ganzen Land, die sich nicht gemeldet haben, begonnen zu befürchten, auf der Straße Einberufungszettel ausgehändigt zu bekommen. Der interne Sicherheitsdienst der Ukraine hat kürzlich Telegram-Konten geschlossen, die den Ukrainern dabei halfen, Orte zu meiden, an denen Behörden Vorladungen verteilten.

    Anfangs konzentrierten die Vereinigten Staaten ihre Ausbildung auf neue Waffensysteme, die Washington Kyiv zur Verfügung gestellt hatte, wie M777-Artilleriegeschütze und HIMARS-Raketenwerfer. Im Januar, nach fast einem Jahr totalen Krieges, begannen die Vereinigten Staaten mit der Ausbildung ukrainischer Streitkräfte in kombinierter Kriegsführung. Nur ein Bataillon von etwa 650 Personen hat bisher die Ausbildung in Deutschland absolviert.

    Weitere ukrainische Bataillone werden die Ausbildung bis Ende März abschließen, und das Programm wird an die sich entwickelnden Bedürfnisse der Ukraine angepasst, sagte Oberstleutnant Garron Garn, ein Pentagon-Sprecher.

    Verteidigungsminister Lloyd Austin „konzentriert sich weiterhin darauf, sicherzustellen, dass die Ukraine die Ausbildung erhält, die sie für den aktuellen Kampf benötigt“, sagte Garn. Die Vereinigten Staaten „arbeiten rund um die Uhr“, um die Sicherheitsbedürfnisse der Ukraine zu erfüllen, und investieren Milliarden von Dollar in die Produktion und Beschaffung von Artilleriemunition, sagte er.

    „Unter dem Strich bekommen wir die Ukrainer, was sie brauchen, wenn sie es brauchen“, sagte Garn. „Und wie Präsident Biden und Außenminister Austin wiederholt betont haben, werden wir die Ukraine so lange unterstützen, wie es nötig ist.“

    Selbst mit neuer Ausrüstung und Ausbildung halten US-Militärbeamte die Streitkräfte der Ukraine für unzureichend, um entlang der riesigen Front anzugreifen, an der Russland erhebliche Verteidigungsanlagen errichtet hat. Daher werden Truppen darauf trainiert, nach Schwachstellen zu suchen, die es ihnen ermöglichen, mit Panzern und gepanzerten Fahrzeugen durchzubrechen .

    Großbritannien bildet auch ukrainische Rekruten aus, darunter rund 10.000 im vergangenen Jahr, weitere 20.000 werden in diesem Jahr erwartet. Die Europäische Union hat angekündigt, im Jahr 2023 30.000 Ukrainer auszubilden.

    Die Ukraine hält Soldaten für eine Frühjahrsoffensive zurück und bildet sie als Teil neu zusammengestellter Angriffsbrigaden aus. Kiew organisiert auch Bataillone rund um die neuen Kampffahrzeuge und Panzer, die die westlichen Nationen bereitstellen.

    Syrski sagte, er konzentriere sich darauf, die Linie gegen russische Angriffe zu halten, während seine Stellvertreter die Soldaten auf die nächste Offensive vorbereiten.

    „Wir müssen Zeit gewinnen, um Reserven vorzubereiten“, sagte Syrsky und bezog sich dabei auf die ukrainischen Soldaten, die im Ausland mit westlichen Waffen trainierten. „Wir wissen, dass wir diesem Angriff standhalten müssen, um die Reservisten, die an zukünftigen Aktionen teilnehmen werden, richtig vorzubereiten. … Manche verteidigen, andere bereiten sich vor.“

    US-Beamte sagten, sie erwarten, dass die Offensive der Ukraine Ende April oder Anfang Mai beginnen wird, und sie sind sich der Dringlichkeit bewusst, Kiew zu beliefern, da ein langwieriger Krieg Russland begünstigen könnte, das über mehr Menschen, Geld und Waffenproduktion verfügt.

    Auf die Frage bei einer kürzlichen Kongressanhörung, wie viel mehr US-Hilfe erforderlich sein könnte, sagte Colin Kahl, der politische Chef des Pentagon, dem Gesetzgeber im Repräsentantenhaus, er wisse es nicht. „Wir kennen den Verlauf oder Verlauf des Konflikts nicht“, sagte Kahl. „Es könnte in sechs Monaten enden, es könnte in zwei Jahren enden, in drei Jahren.“

    Sonne und DeYoung berichteten aus Washington. Zu diesem Bericht haben Souad Mekhennet in München, David L. Stern in Kiew und Siobhán O'Grady in Charkiw, Ukraine, beigetragen

  24. Ja, warum tust du denn dann nicht das Original her? Sondern diese Übersetzung?
    Google-Übersetzer hat ja jeder.

  25. Ich hatte das Gefühl, daß der Original-Artikel hier gar nicht gelesen wurde. Dein Posting des KP-Zitats jedenfalls hat mich das auch vermuten lassen. Das ist ja schon häufiger so gewesen.
    Es liest ja nicht jeder gerne englische Artikel.

  26. @Neoprene

    Das ist richtig. Ich habe den KP-Artikel ja deshalb genommen, weil er das Wesentliche enthalten hat. Ich hätte auch noch auf den WP-Artikel einen Link legen können.
    Mir sind solche Artikel eigentlich zu lang für Posts. Ich glaub nicht, daß den hier viele lesen werden.

    „Moskau will Zugang zum Inhalt des MQ-9 Reaper-Flugzeugs, das ins Schwarze Meer gefallen ist, und seine Streitkräfte suchen die Überreste. »Ich weiß nicht, ob wir in der Lage sein werden, sie zu finden oder nicht, aber suchen müssen wir sie, und das werden wir sicher tun«, bestätigte Patrushev im Programm »Moskau, Kreml, Putin« auf dem Kanal »Rossija 1«.

    Angesichts der Tiefe des Meeresbodens, auf den die Drohne (2,5 Tonnen) fiel, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby, am Mittwoch gegenüber CNN, es sei nicht klar, ob die Überreste überhaupt geborgen werden könnten.“

    Anscheinend Prinzip Hoffnung.

    „US-Quellen haben gegenüber CNN bestätigt, dass Washington es geschafft hat, sensible Software aus der Ferne von der Drohne zu löschen, um zu verhindern, dass Russland geheime Informationen erhält. Die USA teilen im Schwarzen Meer gesammelte Geheimdienstdaten mit der Ukraine.“

    (El País, 15.3.)

  27. Die Ausssichten sind düster, wie immer in letzter Zeit, hier in der britischen Daily Mail (15. März2023):

    'I know I'm being sent to my death': Ukrainian soldiers admit 'we are just getting killed' as they defend Bakhmut…and say Russia can already 'taste victory'

    Poltico schreibt:
    “Russia has spent months pummeling the country with missiles, seeking not only to cause destruction but also deplete Ukraine’s air defense stocks. Ukrainian soldiers have described acute shortages of basic ammunition, including mortar rounds and artillery shells. And upwards of 100,000 Ukrainian forces have died in the year-long war, U.S. officials estimate, including the most experienced soldiers.”
    https://www.politico.com/news/2023/03/15/dod-ukraine-war-supplies-00087291

  28. Die Financial Times am 19.3.23 unter der Überschrift: "Explosives shortage threatens EU drive to arm Ukraine"

    Europe’s push to make arms for Ukraine has been hobbled by a shortage of explosives, which industry insiders fear will delay efforts to boost shell production by as much as three years.

    Scarce supplies of gunpowder, plastic explosives and TNT have left industry unable to rapidly meet expected EU orders for Ukraine, regardless of how much money is thrown at the problem, according to officials and producers.

    The supply chain constraints underline how Russia’s invasion of Ukraine has badly exposed Europe’s inadequate arms stocks and weak domestic production capacity, run down by decades of under-investment.

    “The fundamental problem is that the European defence industry is not in good shape for large-scale war production,” said one German official.

  29. Erstens braucht Rüstung viel Energie und woher nehmen? Zweitens muß den ganzen Schrott ja einmal wer zahlen, und da scheint es sich ordentlich zu spießen.

    Ja ja, die westliche Unternehmenskultur.
    In Rußland kommen die Raketen aus der Fabrik und schwupp an die Front – ohne Geschäftsinteresse und Zahlungsprobleme.
    Man merkt, Rußland ist doch keine richtige Marktwirtschaft.

  30. Der Sprecher der ukrainischen Luftstreitkräfte, Jurij Ihnat, soll BBC gegenüber bemerkt haben, daß die Flugzeuge, die Polen und die Slowakei liefern, eigentlich Altmetall sind, wo man nach jedem Flug froh sein muß, wenn sie heil zurückkommen und nicht in der Luft auseinanderfallen.

    Ich finde allerdings die originale Quelle nicht, deshalb mit Vorbehalt.

  31. New York Times, 16.3.23:

    Ukraine Burns Through Ammunition in Bakhmut, Putting Future Fights at Risk

    The military is using thousands of artillery shells a day as it tries to hold the eastern city, which could jeopardize a planned springtime campaign.

    The Ukrainian military is firing thousands of artillery shells a day as it tries to hold the eastern city of Bakhmut, a pace that American and European officials say is unsustainable and could jeopardize a planned springtime campaign that they hope will prove decisive.

    The bombardment has been so intense that the Pentagon raised concerns with Kyiv recently after several days of nonstop artillery firing, two U.S. officials said, highlighting the tension between Ukraine’s decision to defend Bakhmut at all costs and its hopes for retaking territory in the spring. One of those officials said the Americans warned Ukraine against wasting ammunition at a key time.

    With so much riding on a Ukrainian counteroffensive, the United States and Britain are preparing to ship thousands of NATO and Soviet-type artillery rounds and rockets to help shore up supplies for a coming Ukrainian offensive.

    But a senior American defense official described that as a “last-ditch effort” because Ukraine’s allies do not have enough ammunition to keep up with Ukraine’s pace and their stocks are critically low. Western manufacturers are ramping up production, but it will take many months for new supplies to begin meeting demand.

    This has put Kyiv in an increasingly perilous position: Its troops are likely to have one meaningful opportunity this year to go on the offensive, push back Russian forces and retake land that was occupied after the invasion began last year. And they will probably have do it while contending with persistent ammunition shortages.

    Adding to the uncertainty, Ukrainian casualties have been so severe that commanders will have to decide whether to send units to defend Bakhmut or use them in a spring offensive, several of the officials said. Many of the officials spoke on the condition of anonymity because they were not authorized to discuss the matter publicly.

    More than 200,000 Russians are estimated to have been wounded or killed since the start of the war. The Ukrainian figure is more than 100,000. Russia can conscript forces from its population, which is around three times the size of Ukraine’s, but both sides are contending with ammunition shortages. Russia’s formations are firing more ammunition than Ukraine’s.

  32. Die russische Seite setzt inzwischen an allen Fronten auch psychologische Kriegsführung ein: Erstens Lautsprecher, die mit beachtlicher Lautstärke auf Russisch, Ukrainisch und Englisch auffordern, sich zu ergeben, um die eigene Haut zu retten.

    Zweitens wird auch hin und wieder eine Art Granate über die feindlichen Linien geschossen, die sich in 100 m Höhe öffnet und Zetteln ausschüttet, auf denen genaue Instuktionen für die Desertion gegeben werden, inklusive einer Telefonnummer, wo man anrufen kann.

    (Izvestija, 20.3.)

    Wie effektiv diese Propaganda ist, bleibt ein Geheimnis. Die russische Seite meint: Sehr! – die ukrainische schweigt darüber.

  33. „100.000 Soldaten, gepanzerte Fahrzeuge und Artillerie bereiten sich darauf vor, unsere Truppen anzugreifen: 3 reale Szenarien für den Gegenangriff der Ukraine

    (…)

    »Schließlich können sie tatsächlich unbegrenzt mobilisieren, sie können es sich leisten. Wo wir eine Kompanie zerstören, entsteht deshalb sofort eine neue«, sagt mein Gesprächspartner“ (= ein Kommandant einer russischen Gruppierung). „Im Hinterland werden sie ausgebildet, an der Front gibt es eine ständige Rotation, selten ist eine Einheit unter 90% besetzt. Auch technisch. Es sind oft alte gepanzerte Personentransporter, BMP-1 und T-64 und sogar Pickups für die Evakuierung, aber es gibt alles, was an Ausrüstung nötig ist.
    Bisher ist der Großteil der westlichen Technologie nicht angekommen. In Erwartung derselben bildet die Ukraine übrigens bis zu 3 neue Korps für den Angriff (dazu später mehr). Und mit denen soll die Offensive über die Bühne gehen.

    In den letzten Wochen haben die westlichen Medien, die dazu dienen können, die Stimmung bei den Politikern eines potenziellen Feindes zu beurteilen, eine ungewohnte Widersprüchlichkeit an den Tag gelegt. Die Washington Post beispielsweise »verschob« die ukrainische Offensive und berichtete unter Berufung auf einen Offizier der Streitkräfte und einen Beamten der Ukraine, daß Kiew keine Offensive hinkriegen wird.
    Riesige Verluste, mangelnde Erfahrung bei den Nachwuchskommandanten, ein heruntergekommenes Offizierskorps … Die amerikanische Zeitung beschrieb die angeblichen Probleme der Ukraine so, dass klar wurde: Die Offensive ist nur eine Frage der Zeit.

    Und dann stellt Politico fest: »Die Vereinigten Staaten drängen Kiew, die Frühjahrsoffensive vorzubereiten.« Auf gut Deutsch: Verluste hin, Verluste her (sie werden in Washington auf »mehr als 100.000 Menschen« geschätzt), – spätestens Mitte Mai muß der Angriff stattfinden.
    Die Streitkräfte der Ukraine sollten nämlich bis zur zweiten Aprilhälfte mehr als 1.000 gepanzerte Fahrzeuge erhalten, darunter etwa hundert Panzer, über 300 gepanzerte Personentransporter, 250 Schützenpanzer und unter 400 gepanzerte Fahrzeuge. Die sollen gefälligst auch eingesetzt werden. Und das ist erst der Anfang.

    Der Rest, einschließlich 155-mm-NATO-Munition, wird nach den Möglichkeiten der Verbündeten der Ukraine geliefert werden. Um die 800 Panzer wurden versprochen, davon 250 im Westen hergestellte und der Rest T-72 in verschiedenen Modifikationen. Und da Kiew die Produktion sowjetischer 82-, 120-, 122- und 152-mm-Munition „in einem der NATO-Staaten“ „lokalisiert“ hat, ist es an der Zeit, Alarm zu schlagen.

    Anders als im Vorjahr, als die feindliche Offensive in der Region Charkow sogar für einige hohe“ (offenbar russische) „Militärs eine Überraschung war, ist sich heute jeder der Bedrohung bewußt, die von Kiew ausgeht. Und die gefährlichsten Richtungen sind bereits klar.

    Schauen wir sie uns an.

    Szenario 1: Blitzkrieg in Zaporoschje

    Unser Geheimdienst stellt fest, dass die Ukraine im letzten Monat Reserven in den Gebieten Mykolajiw, Cherson, Dnepropetrowsk und Saporoschje angehäuft hat. Einheiten der Territorialverteidigung sowie neu gebildete Brigaden werden hierher verlegt.
    Das wahrscheinlichste Ziel der bevorstehenden Gegenoffensive ist Melitopol. Denken Sie daran, dass der Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Ukraine, Saluschnij, Anfang des Jahres in seinem Elaborat „Über die Aussichten des Feldzugs 2023“ die Eroberung der Krim als Hauptziel für diesen Zeitraum bezeichnet hat.
    Die Aufgabe ist, gelinde gesagt, ehrgeizig. Russische Truppen werden ihm natürlich nicht einmal erlauben, sich der Halbinsel zu nähern. Aber Saluschnij würde sehr gerne zumindest Fernkampfeinsätze (keine Bodenangriffe, sondern Luftangriffe und Artillerieangriffe mit großer Reichweite) Richtung Krim unternehmen.
    Zuallererst, um den »unsinkbaren Flugzeugträger« als unsere wichtigste Basis im Hinterland der Südfront für Nachschub zu versperren. Bisher können die Streitkräfte der Ukraine mit Hilfe von Luft- und Unterwasserdrohnen nur geringfügigen Schaden an Objekten auf der Krim anrichten. Und der Schaden ist eher informativ als militärisch.

    Kiew würde jedoch gerne unsere Hauptquartiere, Lager und Kasernen auf dem Territorium der Halbinsel beschießen können. Langstrecken-Hochpräzisionsraketen werden bisher der Ukraine nur zugesagt. Und um die vorhandenen Waffentypen der Streitkräfte der Ukraine einsetzen zu können, müßten die ukrainischen Streitkräfte der Krim, den Landengen, näher kommen.

    So kommt Melitopol ins Spiel. Die Stadt liegt an einer strategischen Straßenkreuzung. Von hier aus könnte man nach Berdjansk, nach Mariupol und nach Genitschesk – von wo die Straße zur Krim führt – weiterziehen, sowie den Brückenkopf in Richtung Cherson erweitern und unsere Truppen am linken Ufer des Dnjepr vom Rest der Armee abschneiden.

    Es ist kein Zufall, dass die Streitkräfte der Ukraine in der vergangenen Woche zwei Aufklärungabteilungen in Richtung der Siedlung Pologi losgeschickt haben, von wo aus die Route nach Tokmak und weiter nach Melitopol, der vorübergehenden Hauptstadt“ (des russischen besetzten Teils) „von Zaporoschje führt.
    Wenn der Feind in Melitopol Erfolg hat, müssen sich unsere Truppen am linken Ufer der Region Cherson nach Perekop zurückziehen, um nicht vom Korridor zur Krim abgeschnitten zu werden. Außerdem kann diese Straße des Lebens schnell unter die Feuerkontrolle des Feindes geraten. Das bedeutet, dass unsere Truppen von einer Einkreisung bedroht wären. Während man jetzt skeptisch gegenüber einem Versuch der Ukraine sein kann, eine Offensive über den Dnjepr zu starten, dann wird diese Bedrohung im Falle des Verlustes von Melitopol ziemlich offensichtlich.

    In der Theorie schaut das jedoch alles einfacher aus. Die Versuche der Ukraine, Aufklärungstruppen in Richtung Zaporoschje einzuschleusen, endeten mit einer vollständigen Fiasko. Dutzende Tote, ausgebrannte Geräte, im Schlamm versunkene Glorie. (…) Und siegestrunkene Videos unserer Soldaten am Internet.

    Außerdem müßten die Ukrainer in südlicher Richtung durch die Steppe vorrücken, also über offenes Gelände. Da unsere Truppen bereits zwei Vorstöße in Kompaniestärke bewältigt haben, werden größere Formationen für Artillerie umso mehr zu einem leichten Ziel. Weiters habe ich selbst sehr massive Verteidigungsstrukturen besichtigt – von Betonkegelbarrieren und Anti-Panzer-Schützengräben bis hin zu einem Netz von Schützengräben mit Unterständen und zementierten Artillerie-Nestern. An ihnen vorbeizukommen ist nicht dasselbe wie kampflos eine verlassene Stadt zu betreten.“ (Hier wird offenbar an Cherson gedacht.)

    Das Szenario Nr. 2 besteht aus einem Angriff aus Kupjansk über den Oskol auf die Region Lugansk, die aber als weniger wahrscheinlich gilt.

    Die 3. Variante wäre ein Angriff über Ugledar und Wolnowacha nach Mariupol, der vor allem propagandistisch wünschenswert wäre– wir machen die wohlbekannte Ruinenstadt endgültig platt! –, aber militärisch kaum durchführbar.

    „Insgesamt hat Kiew heute etwa 600.000 Menschen unter Waffen. Die Ukraine kann es sich leisten, eine ernsthafte Reserve im Rücken zu behalten, was bedeutet, dass die Möglichkeit einer Offensive in zwei Richtungen gleichzeitig besteht – im Süden und im Osten. Abhängig vom Erfolg eines von ihnen wird das Kommando der Streitkräfte der Ukraine höchstwahrscheinlich genau dorthin Verstärkungen verlegen und versuchen, einen Sieg zu erringen.“

    (KP, 20.3.)

    Der Offizier, mit dem der Verfasser des Artikels gesprochen hat, ist zuversichtlich, diese Offensive abwehren zu können.

    Das sind allerdings andere Töne als das, was in letzter Zeit aus westlichen Medien kam.

  34. Kein Kommentar: Ukraine aktuell: Eskalieren, um Durchzuhalten?!.
    Die Ruhe vor dem Sturm – oder eher: Eskalieren, um durchzuhalten?!

    Der aktuelle Stand des Krieges in der Ukraine ist der Stellungskrieg, der nicht wenige Beobachter an einschlägige Szenarien aus dem Ersten Weltkrieg erinnert, speziell mit dem Andenken an den damaligen ungeheuren Verschleiß von Kriegs- und Menschenmaterial – ohne dass sich derzeit für eine der beteiligten Seiten auf Basis dieser Lage demnächst bedeutende Geländegewinne, militärische Erfolge oder eine Wende abzeichnen würden.

    Das ist einerseits sehr erfreulich für die westlichen Sponsoren und Lieferanten der Ukraine, gerade wegen des gewaltigen russischen Verschleißes an Mensch und Material, den so ein Stellungskrieg erfordert, also wegen der Dezimierung der russischen konventionellen Streitkräfte. Andererseits wird diese Abnützung des Feindes durch die Abnützung der ukrainischen Streitkräfte erzielt, da stellt sich also die Frage nach den ukrainischen Reserven an Mensch und Material, und die sind weder durch den im Westen schön langsam langweiligen Personenkult um den ukrainischen Präsidenten, noch durch die ebenso im Westen gehypte ukrainische Kampfmoral aufzufüllen.

    Kommt dazu die russische Angriffswelle auf die Infrastruktur der Ukraine seit den letzten Monaten des Jahres 2022, die das Land und seine Ökonomie als Hinterland einer Front im Stellungskrieg zunehmend unbrauchbar macht, und für die verbliebenen Bewohner zunehmend unbewohnbar. Die Wirkungen auf die Moral der leidenden Bevölkerung werden zwar im Westen nicht hochgespielt, sind natürlich gegeben. Der ORF-Korrespondent hat die vom Westen für die Kriegsfähigkeit der Ukraine erbrachten Leistungen sinngemäß mit „zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig“ umschrieben – also zum Durchhalten gerade noch ausreichend, was wie erwähnt einerseits erfreulich ist, inzwischen aber sehr die Frage aufwirft, wieweit der ukrainische Stellvertreter seinen Verschließ überhaupt noch durchhält, und was er zum weiteren Durchhalten braucht.

    Die Kriegsparteien sind also gefordert, Entscheidungen stehen an

    – Die Ukraine

    – Der Westen

    – Der Faktor Material

    – Kommt dazu der Faktor Mensch

    – Über all dem: Die Politik

    Vor allem in den USA gibt es, wie sich das in einer Demokratie gehört, oppositionelle Bedenken gegen die eigene Regierung, und darüber deuten sich dann mögliche Konsequenzen in Richtung Ukraine an. Denn die ständige Beteuerung der Biden-Regierung, es ginge um die höheren Werte, die evoziert unter Nationalisten zwangsläufig die Frage nach den nationalen Interessen, die womöglich durch zu viel selbstlosen amerikanischen Einsatz auf der Strecke bleiben könnten. Amerika führt bekanntlich seine Kriege zur Begünstigung fremder Völker – wie etwa damals im Irak, dieser Krieg begeht bekanntlich gerade seinen zwanzigsten Jahrestag. Die Völker im Nahen Osten kriegen sich kaum ein vor Begeisterung über die US-Hilfskriege, während in den USA das durchwachsene Kriegsergebnis auch als Folge von zu viel amerikanischer Nächstenliebe für Länder diskutiert wird, die das womöglich nicht verdienen.
    Komplementär zum Werte-Gedöns erwächst also zumindest in Donald Trump der Verdacht, Amerika laufe Gefahr, von europäischen zahlungsunwilligen Verbündeten und von der notorisch korrupten Ukraine ausgenutzt und in einen Krieg verwickelt zu werden, der sich womöglich für Amerika gar nicht lohnt, weil die wahren Prioritäten – Mauer nach Mexico, China! – woanders liegen. Und teuer ist das alles auch! So gibt es unter den Republikanern Bedenken über zu viel Engagement bis zur Ablehnung weiterer Unterstützung.

    Demgegenüber legt Biden viel Wert auf die Klarstellung, dass Amerika hier einen Krieg führen lässt, indem sie ihn „from behind“ lenkt, wie das im Jargon heißt. Das bringt Differenzen mit sich, die ab und an gezielt an die Öffentlichkeit gespielt werden, um alle Beteiligten daheim und außerhalb daran zu erinnern, wer der Chef im Ring ist.
    https://cba.fro.at/613718
    —–

    Jürgen Hübschen:   Wie stoppt die Eskalationsspirale?
    https://overton-magazin.de/hintergrund/politik/wie-stoppt-die-eskalationsspirale/
    —-

    Wolfgang Pomrehn:  Ukraine-Krieg: China wirbt für Verhandlungen
    https://www.telepolis.de/features/Ukraine-Krieg-China-wirbt-fuer-Verhandlungen-8095506.html

  35. Vortrag mit Diskussion:  
    Deutsch­land will den Krieg – war­um eigentlich?

    In Frankfurt/Main. Zeit: Dienstag | 28. März 2023 | 19 Uhr
    Ort: DGB Gewerkschaftshaus (nähe HBF, Zugang über den Hof) | Wilhelm-Leuschner-Straße 69 | 60329 Frankfurt – Veranstalter: farbeROT

    Die BRD will den Krieg. Oder wie soll man das sonst ver­ste­hen,
    – wenn täg­lich von regie­ren­den Poli­ti­kern der Krieg in der Ukrai­ne zu unse­rer, also Deutsch­lands Sache erklärt wird?
    – Wenn zu jeder Gele­gen­heit die Ent­sen­dung von mehr und schwe­re­ren Waf­fen aus Deutsch­land in die Ukrai­ne gefor­dert wird und das auch in stei­gen­dem Umfang statt­fin­det?
    – Wenn es regie­rungs­amt­li­che Linie ist, die Ukrai­ne in ihrer Kriegs­füh­rung dau­er­haft zu unter­stüt­zen, solan­ge sie das braucht?

    Reprä­sen­tiert denn die deut­sche Außen­mi­nis­te­rin etwas ande­res als ent­schlos­se­nen deut­schen Kriegs­wil­len, wenn sie vor ​„Kriegs­mü­dig­keit“ in Deutsch­land warnt?

    Natür­lich steht das alles unter dem Mot­to, es gin­ge dar­um, den Ukrai­nern zu hel­fen. Wobei denn?
    Natür­lich heißt der Zweck: den Krieg been­den. Aber wel­cher Staat führt denn Krieg, damit er nie auf­hört? Für alle gilt die selbst­ver­ständ­li­che Rand­be­din­gung, und die gilt erklär­ter­ma­ßen für Deutsch­lands Bei­hil­fe auch: Ein Ende gibt es nur zu unse­ren Bedin­gun­gen. Genau die Absicht, mög­lichst schnell ans Ende zu kom­men, macht Krie­ge scharf und zieht sie in die Länge.

    Natür­lich will nie­mand expli­zit die anfal­len­den Opfer. Aber die auf der feind­li­chen Sei­te schon, sogar mög­lichst vie­le davon; wofür sonst wären die gelie­fer­ten Waf­fen gut? Und die Opfer auf der eige­nen Sei­te, der ukrai­ni­schen in dem Fall, hei­ßen Hel­den, ster­ben den Hel­den­tod – ist das etwas ande­res als ein Ja dazu?
    Aber was gibt es da über­haupt zu bewei­sen? Deutsch­land nennt klar und deut­lich sein Kriegs­ziel: Russ­land darf nicht gewin­nen. Es soll der­ma­ßen ver­lie­ren, dass es zu einer Kriegs­füh­rung der jet­zi­gen Art nicht mehr in der Lage ist. Dazu will Deutsch­land bei­tra­gen, was dazu nötig ist und was es leis­ten kann. Und wenn das sogar Jah­re dauert.

    Das aller­dings bleibt schon noch zu klä­ren:
    – War­um will Deutsch­land, dass die­ser Krieg geführt wird?
    – Wozu?
    – Wel­chen natio­na­len Zweck, wel­che Staats­rä­son ver­folgt Deutsch­land mit dem Krieg, den es will?
    https://www.farberot.de/termin/491/Deutschland-will-den-Krieg–warum-eigentlich.html

  36. @Neoprene

    Das sind keine besonderen Lichter, die da zusammengekommen sind:

    „One prominent analyst proposed the formation of a “foreign legion” of fighters from other countries to supplement Ukraine’s shrinking pool of trained manpower.“

    Die gibts doch schon längst.

    Auch dieses blöde Gebrabbel, daß die Chinesen Rußland nicht mögen und man die doch nur ein bißl mehr unter Druck setzen müßte, ist eher ein Eingeständnis von Ratlosigkeit als irgendeine ernstzunehmende Aussage.

    Die Schätzung der russischen Verluste ist vermutlich ein Mittelding zwischen dem Versuch, die ukrainischen Verluste schönzureden und dann noch eine Art Handgelenk mal Pi.

  37. Daß kein einziger Teilnehmer dieser Konferenz auch nur mal erwähnt hat, daß Rußland eine Atommacht ist und deshalb dieses Hoppla-wir kommen-jetzt! auch ins Auge gehen könnte, zeigt wie absurd weit diese handeverlesenen  "Experten" mittlerweile weg sind von den Realitäten dieses Kriegs.

  38. Man kann so gut wie jede Zeiting hinter einer Pay-Wall im Internet Archive lesen: https://archive.ph/

    One of Europe’s largest manufacturers of ammunition is facing a roadblock to the planned expansion of its largest factory because a new data centre for TikTok is using up all the spare electricity in the area.

    Nammo, which is co-owned by the Norwegian government and a Finnish state-controlled defence company, has been told there is no surplus energy for its Raufoss plant in central Norway as a data centre that counts the social media platform as its main customer is using up the electricity in the region.

    “We are concerned because we see our future growth is challenged by the storage of cat videos,” Morten Brandtzæg, Nammo chief executive, told the Financial Times.

    Demand for ammunition has surged thanks to the war in Ukraine, which is using about 6,000 rounds per day — equivalent to the annual orders from a small European country — and would like to fire 65,000 if it could, according to Nammo.

    Brandtzæg said demand for artillery rounds was more than 15 times higher than normal. The European ammunition industry needs to invest €2bn in new factories just to keep up with the demand from Ukraine, let alone other European countries, according to the Nammo chief executive. “We see an extraordinary demand for our products which we have never seen before in our history,” he said.

    TikTok is building three data centres this year with the option of adding two more by 2025 in Hamar, 25km to the east of Raufoss, Norwegian data centre provider Green Mountain said(opens a new window) this month.

    Asked whether it was coincidence that a Chinese-owned company was stopping a defence company’s expansion, Brandtzæg replied: “I will not rule out that it’s not by pure coincidence that this activity is close to a defence company. I can’t rule it out.”

    TikTok declined to comment. Elvia, the local energy company, confirmed that the electricity network had no spare capacity after promising it to the data centre as it allocates it on a first come, first served basis.

    “If Nammo orders capacity, depending on how much it needs, it will take time before there is available capacity as the transmission network needs to be strengthened,” Elvia said.

    Experts say fights over which companies and which type of industry get priority access to electricity grids are likely to increase across Europe. Data centres have flourished in the Nordic countries because of once-plentiful and cheap electricity, as well as a colder climate that keeps cooling costs down.

    But the clean energy transition is also prompting companies in the battery sector and steel industry to flock to the Nordics, causing competition over access to electricity.

    “It will be a big fight,” said one industrialist in northern Sweden where such a conflict is brewing. “Do we want green steel or data centres for Facebook?”

    Brandtzæg said governments needed to set priorities over which industries could receive special access to energy. “For Europe, this is a major concern for industry: critical industry must have access to energy,” he warned. “I don’t think it’s one-off, I think it’s a trend for the future.”

    Per-Gunnar Sveen, head of the committee for business development at the county council of Innlandet where Nammo is based, said: “In this special matter, we will work to secure the supply Nammo needs to go forward with their plans and be able to expand its factory. It is in the national interest to secure their possibility for development.”

  39. Interessant, was diverser Internet-Scheiß an Strom braucht. Von Bitcoin oder anderen Krypto-Mining-Firmen war das bekannt, aber mit der Pandemie sind diverse Internet-Dienste noch weiter populär geworden, die offenbar Stromfresser sind.

    Die Rüstungsindustrie braucht überhaupt viel Energie, einmal sehen, wo die herkommen soll.

  40. Verdächtige Erfolgsmeldungen:

    „Britischer Geheimdienst sieht Russlands Luftkrieg gescheitert

    Der britische Geheimdienst konstatiert in seinem täglichen Ukraine-Update, dass es Russland nicht gelungen sei, das einheitliche Energiesystem der Ukraine im Herbst und Winter zum Einsturz zu bringen. "Russlands Kampagne, das einheitliche Energiesystem der Ukraine im Winter ernsthaft zu schädigen, ist wahrscheinlich gescheitert. Russland führt seit Oktober 2022 Angriffe mit großer Reichweite durch, aber groß angelegte Angriffe sind seit Anfang März 2023 seltener geworden. Kleinere Angriffe (weniger als 25 Raketen) werden weiterhin durchgeführt, haben aber wahrscheinlich eine viel geringere Auswirkung auf das Stromnetz."“

    (Standard, 8.4.)

    Dabei hatte Rußland doch gar nicht das Ziel, die Stromversorgung der Ukraine auf Dauer auszuschalten. Das ginge vermutlich gar nicht.

    „"Wir haben dies mit dem titanischen Einsatz unserer Ingenieure und mit Hilfe unserer internationalen Partner erreicht", fügte der (ukrainische Energie-)Minister hinzu. Die EU stellte sich buchstäblich auf den Kopf bei der Bereitstellung von Ausrüstung und Finanzmitteln für den Wiederaufbau der bombardierten Kraftwerke.“

    Das war wohl eher der Zweck der Übung: die westlichen Verbündeten auch hier kräftig zur Kasse zu bitten. Es gab auch noch ein weiteres Ziel:

    „Das Ergebnis war, dass die Europäische Union einen weiteren Anstieg von Flüchtlingen erlebte, die das Land verließen, insbesondere gefährdete Gruppen wie Kinder und ältere Menschen.“

    Die Wiederherstellung des Netzes durch EU-Mithilfe war nämlich notwendig, um für die Ukraine Einnahmen zu generieren:

    „Der Export von Energie ist unerlässlich, weil die ukrainischen Staatskassen ihre Einnahmen dringend erhöhen müssen. Das BIP des Landes ging 2022, dem ersten Jahr der groß angelegten Invasion, um etwa 30 % zurück. Die Regierung hat im April dieses Jahres angekündigt, dass sie auch die Kontrolle der Steuererhebung nach einer Phase der Nachlässigkeit aufgrund von kriegsbedingten Ursachen verstärken wird. Die Zeitung »Prawda« berichtete an diesem Samstag, dass die ukrainische Exekutive sogar die Kontrollen verstärken will, um die als Spenden für die Streitkräfte erlassenen Steuern zu kassieren.“

    Zeichnet Kriegsanleihen! Die sind in der Ukraine heute sogar in Form von Steuern Zwang, der konnte aber bisher offenbar nicht durchgesetzt werden.

    Sehr verärgert ist die ukrainische Führung nach wie vor über den Verlust des AKW Zaporoschje:

    „Die Times versicherte an diesem Samstag, dass es im Oktober einen erfolglosen Versuch der ukrainischen Streitkräfte gegeben habe, Energodar, die Gemeinde, in der sich das Zaporoschje-AKW befindet, zu befreien. Die Operation umfasste laut The Times 600 Soldaten, die versuchten, in 30 Schnellbooten über den Dnjepr zu gelangen.“

    Über das weitere Schicksal dieser Leute erfährt man nichts. Was heißt „erfolglos“? Wurden sie gefangengenommen oder im Dnjepr versenkt?

    (El País, 8.4.)

    Da es auf militärischen Gebiet offenbar wenig Erfreuliches zu berichten gibt, wird man inzwischen mit solchen Nachrichten versorgt …

  41. US-Militäroperation aufgeflogen?
    Russischer T-90-Panzer in den USA aufgetaucht

    (…)

    Wo kommt der russische Panzer her?

    Wie andere Nationen auch haben die USA in der Vergangenheit immer wieder russisch-sowjetisches Militärgerät beschafft, um es auszuwerten. Für einen relativ modernen Panzer wie den T-90A ist das bislang nicht bekannt; er wird erst seit 1992 an die russischen Streitkräfte ausgeliefert. Es dürfte der erste T-90 auf US-Boden sein.

    Online lassen sich auch Hinweise auf die Herkunft des Panzers vor seiner Reise in die USA finden. Laut dem Oryx-Projekt, das seit Kriegsbeginn russische Verluste anhand von Bildern dokumentiert und verifiziert, hat die Ukraine bislang 12 Panzer vom Typ T-90A erbeuten können. An der Seite des Panzers ist eine weiße Markierung "H-2200" zu sehen, die einen Transport durch die russische Eisenbahn anzeigt. Bei der Ukraine-Invasion trugen zahlreiche russische Panzer diese Markierung.

    Der Twitter-Nutzer "Naalsio", der am Oryx-Projekt mitwirkt, konnte den konkreten Panzer bestimmen, der nun in den USA aufgetaucht ist. Er sei im September 2022 von ukrainischen Truppen in der Provinz Charkiw erbeutet worden, nachdem er sich in einem Straßengraben festgefahren hatte. (…)

    Was passiert jetzt mit dem Panzer?

    Laut der Militär-Fachpublikation Janes sind viele Details zum T-90, etwa die Dicke bestimmter Panzerungen und Fähigkeiten anderer Schutzsysteme westlichen Streitkräften bislang nur in Grundzügen bekannt. Das Fahrzeug ohne Zeitdruck bis auf die letzte Schraube testen zu können, ist eine seltene Gelegenheit für das US-Militär und kann auch bei der Weiterentwicklung von Waffensystemen langfristig helfen.

    Militärhistoriker Sönke Neitzel von der Universität Potsdam schätzt, dass die USA den Panzer genau unter die Lupe nehmen: "Bei dem T-90A ist jetzt natürlich die Besonderheit, dass es sich um ein Fahrzeug handelt, das es in den 'Beutebeständen' aus ehemaligen Warschauer-Pakt-Staaten noch nicht gegeben hat", sagt Neitzel ZDFheute.

    Sicherlich werden die Amerikaner sich jetzt mal anschauen, was das Auto so kann. Sie haben dann aber nicht den Einblick in die neueste Technologiestufe, sondern wahrscheinlich den Stand der 00er-Jahre.

    Militärhistoriker Sönke Neitzel, Universität Potsdam

    Auf den Reddit-Fotos ist deutlich zu erkennen, dass viele der einzelnen Elemente der Panzerung englische Beschriftungen erhalten haben. Das könnte bedeuten, dass diese Teile abmontiert werden sollen, oder bereits untersucht wurden. Das ist insbesondere der Fall bei der am Turm angebrachten russischen Reaktivpanzerung vom Typ Kontakt-5. Sie zu studieren, könnte ein Ziel der USA sein.

    Umgekehrt ist eine Sorge Neitzels jedoch, dass Russland aus eventuell erbeuteten westlichen Panzern deutlich mehr lernen könnte, als die USA mit einem T-90. "Man kann durchaus die Frage stellen, was die westlichen Waffenlieferungen für unseren technologischen Vorsprung bedeuteten, ob dadurch nicht auch Russland frei Haus mit Erkenntnissen über westliche Hochtechnologie versorgt wird."

    Ergänzung, 15. April: Das US-Fachportal "The Warzone" hat weitere Fotos des Panzers veröffentlicht, worauf ein am Rohr angebracher Versandzettel zu erkennen ist. Dem zufolge soll der T-90A an das Aberdeen Test Center der US-Armee im Bundesstaat Maryland geliefert werden. Verschifft wurde es den Versandinformationen zufolge von der polnischen Hafenstadt Gdynia aus nach Beaumont in Texas. Von dort bis zur Tankstelle in Roanoke sind es lediglich rund 120 Kilometer.

    (ZDF, 13.4.)

  42. „224 Tage lang drehte sich der Artjomowsk-Fleischwolf und erledigte dabei mehrere Aufgaben gleichzeitig.

    Unsere Streitkräfte durchbrachen die Verteidigungsanlagen des (nach Mariupol) am schwierigsten befestigten Gebiets des Feindes“
    (die Aufgabe war deshalb so schwierig, weil sich so viele unterirdische Gänge unter der Stadt befanden, ähnlich wie im Azovstahlwerk und dem Donjezker Flughafen)
    „und vernichteten gleichzeitig die kampfbereitesten Einheiten der Streitkräfte der Ukraine. Verschiedenen Schätzungen zufolge hat Kiew hier allein an Toten bis zu 50.000 Menschen verloren. Und an Verwundeten und dauerhaft Verkrüppelten – noch viel mehr.
    Die ukrainische Propaganda befindet sich immer noch in der Phase der Leugnung und bestreitet den Verlust dieser Stadt.

    Das alles habe ich bereits in Sewerodonezk, in Lisichansk und in Soledar gesehen.

    In der Phase der »Verhandlungen« werden die Vertreter der Ukraine natürlich sagen, dass diese Stadt keine strategische Bedeutung habe. Die Einheiten der Streitkräfte der Ukraine hätten unsere Streitkräfte in diesem Gebiet einfach »gebunden«, nachdem sie ihre militärische Pflicht bis zum Ende erfüllt hatten.
    Das hörten wir während der Operation »Abzug aus Mariupol«, an deren Befreiungstag der Fall Bachmuts, aus dem wieder Artemowsk wurde, verkündet wurde.

    Aber heute wäre es unfair, davon zu sprechen, einen Punkt auf der Karte zu erobern. Schließlich wurde in diesen 224 Tagen der Feind aus dem riesigen Gebiet östlich, südlich und nördlich der Stadt vertrieben. Ich bin sowohl »von oben«, als auch »von unten« und »von der Seite« hineingefahren. Und jedes Mal ging es zig Kilometer durch die zerstörten Städte und Dörfer, die in schweren blutigen Schlachten eingenommen werden mussten. Zusammen mit Bachmut wurde ein Teil des Territoriums der LVR und der DVR befreit.
    Und es wurde eine Voraussetzung für eine weitere Offensive gegen das stärkste befestigte Gebiet des Feindes geschaffen.

    Mit dem Fall von Artemowsk wird die Front natürlich nicht zusammenbrechen.
    Die Streitkräfte der Ukraine werden sich nicht über den Dnjepr zurückziehen und Städte und Dörfer verlassen. Selenskyj wird keine Verhandlungen fordern, geschweige denn eine Kapitulation unterzeichnen.
    Vor uns liegen die gut befestigten Orte Awdejewka, Druschkowka, Konstantinowka, Kramatorsk, Slawjansk … Die Hauptverteidigungslinie Kiews im Donbass verläuft entlang dieser Achse. Darüber hinaus besteht weiterhin die Gefahr von Gegenoffensiven mit einer Umgehung der eroberten Stadt entlang der Flanken.
    Aber wenn es gelingt, Bachmut zu halten, den „Seversker Felsvorsprung“ über Bachmut abzuschneiden, die Frontlinien zu ebnen, die Reserven vorzubereiten und die Frontlinie mit den notwendigen Kräften und Mitteln zu versorgen, dann droht in absehbarer Zeit eine allgemeine Schlacht um den Donbass.“

    (KP, 21.5.)

  43. „Die »Festung Bachmut« ist gefallen. Ist damit auch das Rückgrat der Streitkräfte der Ukraine gebrochen?

    Bachmut bereitete dem Kiewer Regime viele Enttäuschungen und öffnete ihm die Augen für viele Dinge. Kiew hat beispielsweise gelernt, dass die Überlegenheit bei Kräften und Mobilisierungsressourcen nicht der entscheidende Faktor ist.“
    (Gemeint ist offenbar, daß Kiew Kriegsrecht und Generalmobilisierung verhängt hat, Rußland nur eine Teilmobilisierung. Weil nach Bevölkerung hat Rußland natürlich mehr potentielle Soldaten zur Verfügung.)
    „Die westliche Ausrüstung, auf die die ukrainische Armee in Bachmut so sehr angewiesen war, brannte auf der Straße in Tschasow Jar, dem hinter Bachmut gelegenen Stützpunkt der Streitkräfte der Ukraine, nieder und konnte keinen Wendepunkt herbeiführen.
    Westliche Berater, die den Streitkräften der Ukraine kostenlos und umgehend Informationen und Unterstützung bieten, sind in Straßenschlachten auf kurze Distanz nutzlos. Und die HIMARS verloren plötzlich ihre gepriesene Genauigkeit, diese Information wurde von Dutzenden westlicher Militärexperten in den angesehensten Publikationen bestätigt.
    Wie mir die Kämpfer in Artemowsk inoffiziell erklärten: »Wir haben die gesamte elektronische Kriegsausrüstung in der Nähe von Bachmut gestohlen, sowohl ukrainische als auch westliche Systeme erbeutet und alles blockiert.«
    Eine weitere unangenehme Entdeckung ist die um die Rolle westlicher Söldner. Zwei Kategorien westlicher Bürger »kämpfen gegen die Russen«: Idioten und Profis. Idioten an der Front nützen nichts, und Profis sind bereit zu kämpfen, aber nicht zu sterben. Es gibt einen großen Unterschied zwischen diesen Wörtern.

    Ich gehe davon aus, dass es der »Kampf um Bachmut« war, der den von Kiew lange und schmerzlich angekündigten »Gegenangriff«, hinauszögerte, wen er ihn nicht sogar ganz vereitelt. Bisher ist es unmöglich zu zählen, wie viele ukrainische Soldaten in Bachmut zwischen Toten, Verwundeten und Vermissten verloren wurden. Es gibt hier jedenfalls einen dunklen Wald mit unangenehmen Überraschungen für Kiew und den Westen.
    Aber die zerstörte Rüstung kann genau berechnet werden. Und so haben wir etwa 300 Einheiten gepanzerter Fahrzeuge ausgeschaltet, von denen 95 von der NATO hergestellt wurden.

    Was weiter? Viel hängt davon ab, wie die ukrainische Gesellschaft den Verlust der unzerstörbaren Festung Bachmut überstehen wird, an der die moskowitischen Horden sich aufreiben sollten. Zerbrechen und zurückweichen bis an die Tore Moskaus.
    Aber es stellte sich heraus, dass das Gegenteil der Fall war.

    Und vor uns liegt der Ballungsraum Slawiansk-Kramatorsk: ein hundert Kilometer langer Streifen aus Einfamilienhäusern, Hochhäusern, Industriegebieten und Fabriken. Werden die Ukrainer diese Zone genauso vehement verteidigen wie Bachmut oder »gibt es bereits keine Hardcore-Leute mehr?«
    Niemand weiß es, wir werden sehen.
    In der Zwischenzeit, am Tag der Befreiung Mariupols, wurde Bachmut wieder zu Artjomowsk.“

    (KP, 20.5.)

  44. Einige EU-Staaten erklären sich bereit, Piloten für die F 16-Flugzeuge auszubilden. Damit zeigen sie, daß sie etwas tun.

    Die Ukraine kann die Offensive weiter auf die lange Bank schieben und sagen, ohne Luftunterstützung geht gar nix.

  45. Aus einem Reportage von der ukrainischen Front — Gespräche mit einem ukrainischen Oberstleutnant und einem frischgefangenen Zwangsrekrutierten:

    "Pavlo estimated that, owing to the casualties his unit had sustained, eighty per cent of his men were new draftees. “They’re civilians with no experience,” he said. “If they give me ten, I’m lucky when three of them can fight.” (…)
    “A lot of the new guys don’t have the stamina to be out here,” Pavlo said. “They get scared and they panic.” (…) Even for him, a career officer of twenty-three years, this phase of the war had been harrowing. (…)
    A draftee I’ll call Artem was there, peering through a periscope. (…) Artem shared my unease. “I shouldn’t be here,” he said. “I’m not a soldier.”

    He was a forty-two-year-old father of three who managed a grain elevator in a small farming community in central Ukraine. Men who have three children are legally exempt from conscription but, in December, Artem was still in the process of adopting one of his daughters when he was summoned by his local draft board. A physician, citing a skull fracture that Artem had once suffered during an ice-skating accident, deemed him medically unfit to serve; the board dispatched him to a military training center anyway. His training lasted a month and consisted of tutorials and marching drills—“theoretical stuff, nothing practical.” He shot a total of thirty rounds during two trips to a firing range. From the training center, Artem was assigned to the 28th Brigade, and a day after joining Pavlo’s infantry battalion he was on the Zero Line.”

  46. Der Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Ukraine, Zaluzhny, wird nach seiner Verletzung seinen Dienst nicht mehr wahrnehmen können

    Der Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Ukraine (AFU), Valeriy Zaluzhny, erlitt Anfang Mai bei einem Raketenangriff der Streitkräfte der Russischen Föderation (AF RF) auf den Kommandoposten des ukrainischen Militärs eine Kopfverletzung und Schrapnellverletzungen. Das berichtet RIA Novosti unter Berufung auf die Daten einer Quelle der russischen Strafverfolgungsbehörden.

    Es ist bekannt, dass Zaluzhny eine geschlossene Schädel-Hirn-Verletzung und mehrere Splitterwunden erlitt, als er Anfang Mai von einem Kommandoposten in der Nähe des Dorfes Posad-Pokrowskoje in der Region Cherson getroffen wurde.“

    Das ist ziemlich im Hinterland, auf der ukrainisch gehaltenen Seite des Dnjepr. Hmmm. Gut gezielt, oder ein Unfall?

    „Im Kiewer Militärkrankenhaus wurde der Oberbefehlshaber der ukrainischen Truppen einer Kraniotomie unterzogen.
    Der Zustand von Zaluzhnyj wird durch das Vorliegen einer Begleiterkrankung – Diabetes mellitus Typ 2 – erschwert. Die Quelle berichtet auch über die Prognose der Ärzte: Der General wird leben, aber seinen Pflichten nicht nachkommen können.

    Seit Anfang Mai trat Zaluzhny nicht mehr in der Öffentlichkeit auf. Am 10. Mai weigerte er sich, an einer Sitzung der NATO-Stabschefs des Militärausschusses teilzunehmen. Laut offizieller Version – wegen der schwierigen Lage der ukrainischen Armee an der Front.

    Zuvor hatte der russische Militärkorrespondent Andrei Rudenko unter Berufung auf eine Quelle in der Führung der Streitkräfte der Ukraine über den kritischen Zustand von Zaluzhny gesprochen.

    (RIA Novosti, 24.5.)
    ——————
    Aus einem Interview der KP mit Vasilij Dandykin, Offizier und Militärexperte:

    VD: Man muss zugeben, dass er nicht der schlechteste Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Ukraine war.

    KP: Was meinen Sie damit?

    VD: Er war ein reines NATO-Produkt. Im Gegensatz zu General Syrskij hatte er nicht an unseren sowjetischen Militärinstitutionen studiert. Große Hoffnungen wurden auf ihn gesetzt, vor allem natürlich von den Betreuern von jenseits des Ozeans. Er spürte das und sah sich bereits in der Rolle »Napoleons« oder eines »Retters des Vaterlandes« …

    KP: Hatte er Konflikte mit Selenskyj wegen Bachmut, heute (wieder) Artjomowsk?

    VD: Solche Informationen gab es. Die Tatsache, dass es ihn irgendwo in der Nähe von Cherson erwischte, ist kaum ein Zufall.

    KP: wie geht es weiter?

    VD: Grundsätzlich gibt es Ersatz. Ich glaube nicht, dass es unter den ukrainischen Generälen viele Verluste gab. Einer der Kandidaten könnte Syrskij sein.

    KP: Andere Kandidaten?

    VD: Vielleicht eine andere ehrgeizige Person. Das ist General Budanov, der Geheimdienstchef der Ukraine, eigentlich ein Bestrafer und Sadist. Ein Liebling des Westens.
    Er ist jung genug und wird nicht zögern, jemanden zu entfernen, wenn er nicht gehorcht oder sich falsch verhält. Das sind zwei durchaus perspektivreiche Kandidaten. Falls diese Version (über Zaluzhnyjs Knockout) bestätigt wird.“

  47. Angriff in Belgorod:
    Wie Anti-Putin-Russen für die Ukraine kämpfen

    In die russische Region Belgorod nahe der Ukraine sind Russen eingefallen, die sich gegen den Kreml stellen. Um welche Gruppen es sich handelt und was das Ziel der Aktion ist.

    Bewaffnete Gruppen sind am 22. Mai aus der Ukraine in die Region Belgorod in russisches Gebiet eingedrungen und besetzten vorübergehend einige kleine Dörfer und die Kleinstadt Grayvoron. Es gelang ihnen offenbar, die russischen Grenzsoldaten zu überraschen und zu überrennen und einige von ihnen gefangen zu nehmen. Während des Einmarsches benutzten sie von der Ukraine eingesetzte Militärfahrzeuge, von denen einige vom Westen geliefert wurden.

    Die Operation, die in Wirklichkeit kaum mehr als ein kleines Grenzgefecht ist, fand in den Medien sowohl in der Ukraine als auch in Russland und in anderen Teilen der Welt große Beachtung. Die Ukraine nutzte die sozialen Medien geschickt, um die Bedeutung des Angriffs hervorzuheben und sich über die angeblich inkompetenten russischen Streitkräfte lustig zu machen.

    Mit diesem Angriff gelang es Kiew auch, die öffentliche Aufmerksamkeit – sowohl im In- als auch im Ausland – von der Tatsache abzulenken, dass Bachmut laut Kreml nach fast zehnmonatiger Verteidigung gefallen ist.

    Belgorod: Eingedrungene Russen kämpfen für die Ukraine

    Die ukrainische Regierung behauptet, dass es sich bei den Kämpfern, die nach Russland eindrangen, ausschließlich um Russen handelte, sodass dies eine russische Operation gegen das Putin-Regime sei. Kiew hatte wiederholt erklärt, dass die kremlfeindlichen Russen auf eigene Faust gehandelt haben.

    Das ist nicht komplett falsch. Unter den Angreifern, die nach Russland einmarschiert sind, gibt es zwei Formationen, die sich aus ethnischen Russen zusammensetzen, aber auf der Seite der Ukraine kämpfen. Bei der einen handelt es sich um die "Legion der Freiheit Russlands", bei der anderen um das "Russische Freiwilligenkorps". Ihre Gesamtzahl liegt wahrscheinlich bei mehreren Hundert, aber die Gruppe, die nach Russland übergesetzt ist, war offensichtlich kleiner.

    Operation wohl nicht ohne Zustimmung Kiews

    Es scheint sich also um eine von der Ukraine genehmigte Operation zu handeln. Der Grund dafür ist, dass beide beteiligten russischen Verbände integraler Bestandteil der ukrainischen Streitkräfte sind und dem ukrainischen Kommando unterstehen.

    Die "Legion der Freiheit Russlands" ist Teil der "Internationalen Legion des Territorialen Verteidigungskommandos der Ukraine", und ihre Mitglieder sind offiziell Vertragssoldaten. Das "Russische Freiwilligenkorps" untersteht Berichten zufolge der 108. Brigade der ukrainischen Streitkräfte und wäre somit eine reguläre Militäreinheit.

    Es ist äußerst schwer vorstellbar, dass zwei Einheiten der ukrainischen Streitkräfte unabhängig voneinander und willkürlich beschließen könnten, Russland anzugreifen und Teile seines Territoriums zu übernehmen, ohne dass ihre Befehlshaber eine eindeutige Ermächtigung erteilt hätten.

    Die ukrainische Leugnung hat wahrscheinlich auch etwas von Trolling. In der Tat ähnelt die Art und Weise, wie die Ukraine über diese Operation kommuniziert, stark dem Vorgehen, wie Russland acht Jahre lang offiziell seine Beteiligung an den Aufständen im Donbass geleugnet hat.

    Moskau spielt den Vorfall herunter

    Der Einmarsch hat bisher kein sichtbares Eskalationspotenzial. Russland beabsichtigt offenbar, ihn herunterzuspielen, anstatt zu eskalieren. Hätte Russland eine Eskalation gewollt, hätte Moskau das Militärbündnis "Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit" sowie die militärische Komponente des Unionsstaates mit Belarus mobilisieren oder einen Teil seiner Nuklearstreitkräfte zur Abschreckung demonstrativ verlegen können. Außerdem hätte der Überfall sogar als Vorwand für eine weitere Mobilisierungswelle dienen können. Doch nichts von alledem ist geschehen.

    Stattdessen behandelt Russland den Fall als einen Akt des Terrorismus, ähnlich wie die Aktionen der tschetschenischen Rebellen während der Tschetschenienkriege. Durch die Verwendung des Begriffs "Terrorismus" kann der Kreml vermeiden, zuzugeben, dass ukrainische Streitkräfte erfolgreich russisches Hoheitsgebiet angegriffen haben. Moskau hat Einheiten der Nationalgarde (Rosgwardija) eingesetzt, um gegen die Angreifer vorzugehen.

    In Anbetracht der großen Reserven der Rosgwardija ist es sehr wahrscheinlich, dass der Überfall bald beendet sein wird. Dennoch war dies ein schwerer Schlag für die Glaubwürdigkeit der russischen Streitkräfte im Allgemeinen und des Grenzschutzes im Besonderen.
    __________

    HINTERGRUNDINFO: Milizen mit rechtsextremem Hintergrund

    1. Russisches Freiwilligenkorps

    Das "Russische Freiwilligenkorps" trat im März mit der Behauptung in Erscheinung, in der Grenzregion Brjansk erstmals nach Russland eingedrungen zu sein. Angeführt wird es von Denis Nikitin (eigentlich Kapustin), einer bekannten Figur in der Hooligan- und rechtsextremen Szene. Der gebürtige Russe Kapustin hatte seinen Wohnsitz nach Angaben des Landesverfassungsschutzes fast 20 Jahre lang in Nordrhein-Westfalen, seine Aufenthaltserlaubnis erlosch aber 2019. Demnach lebt er seit 2019 in der Ukraine. Russland stuft ihn als "Terroristen" ein. Zu Kriegsbeginn habe Kapustin auf seinem Kanal im Onlinedienst Telegram auf Deutsch und Englisch dazu aufgefordert, in die Ukraine zu kommen, um an der Seite Kiews zu kämpfen, heißt es im Verfassungschutzbericht 2022.
    Der Gründer der rechtsextremistischen Kampfsportmarke "White Rex" tauchte schon in den Jahren zuvor in den Berichten der Behörde mit seinem Label als Organisator von Kampfsport-Veranstaltungen auf: Mit "White Rex" sei er "europaweit aktiv" und habe "maßgeblich dazu beigetragen, "die rechtsextremistische Kampfsportszene zu professionalisieren", schreibt die nordrhein-westfälische Behörde etwa im Jahr 2019. Kapustin habe auch Kampfsporttrainings in Deutschland und anderen europäischen Ländern angeleitet.

    2. Freiheit Rußlands

    Auch die zweite am Angriff in Belgorod beteiligte Miliz, die Anfang 2022 gegründete Truppe "Freiheit Russlands", wird von Moskau als "terroristisch" eingeordnet. Ihr politischer Anführer ist der ehemalige russische Parlamentsabgeordnete Ilja Ponomarjow, der 2014 als einziger gegen die Annexion der Krim gestimmt hatte und anschließend in die Ukraine auswanderte.
    In der Berichterstattung der ukrainischen Medien über den jüngsten Angriff in Belgorod stand ein Vertreter der Miliz mit Decknamen "Caesar" im Vordergrund. Die Nachrichtenagentur AFP hatte ihn im Dezember an der Ostfront der Ukraine interviewt. Er kämpfe "gegen das Regime von Wladimir Putin", sagte er damals und bezeichnete sich als russischen Patrioten und "rechten Nationalisten". Er stamme aus St. Petersburg und sei Physiotherapeut. Das russische Investigativ-Portal Agentstvo rechnet ihn der rechtsextremen nationalistischen Szene zu.

    Beide Gruppen geben an, über hunderte Kämpfer zu verfügen.

    (ZDF, 24.5.)

  48. Zur Kriegsberichterstattung bzw. Kriegshetze deutscher Medien sind  aktuell erschienen

    Renate Dillmann:   Staatswohl  vor. Aufklärung:  

    Seit Beginn des russischen Kriegs in der Ukraine arbeiten die deutschen Mainstream-Medien unermüdlich daran, die nötige moralische Unterstützung für die Regierungs-Linie zu erzeugen – mit Erfolg.
    https://www.untergrund-blättle.ch/gesellschaft/medien/staatswohl-vor-aufklaerung-7714.html

    vgl. auch die diversen Beiträge von Renate Dillmann zur Medienkritik:
    https://wissenundkritik.de/aktuelles/
    https://www.contradictio.de/blog/archives/9311
    …..

    Norbert Wohlfahrt und Johannes Schillo:  Im Schützengraben

    Formierung der Kriegsmoral. Was sich aus dem Krieg Russlands gegen die Ukraine und der westlichen Verteidigung lernen lässt
    https://www.jungewelt.de/artikel/451393.ukraine-krieg-im-schützengraben.html
    https://www.contradictio.de/blog/archives/9299

  49. Das „Staatswohl“ in Dillmanns Artikel ist einen Zitat entnommen. Es ist aber ein absurder Begriff, weil nicht abzusehen ist, inwiefern die Vernebelung der Sabotage an den Pipelines zum Wohlergegen des Staates beitragen sollte.
    Man merkt auch die Verwirrung im Staatsapparat, wenn etwas, was aus verschiedenen Gründen geboten, aber nichtsdestoweniger schädlich ist, als „Wohl“ hinzustellen.

  50. Es ist aber ein absurder Begriff, weil nicht abzusehen ist, inwiefern die Vernebelung der Sabotage an den Pipelines zum Wohlergehen des Staates beitragen sollte.

    Offensichtlich hat die deutsche Regierung die Einschätzung, daß es für Deutschland nicht zuträglich wäre, wenn man die wirklichen Untersuchungsergebnisse bekanntgeben würde. Sie meinen wohl, daß sie sich die dann ergebende Feindschaft der USA einfach nicht leisten können. Also dient es dem Wohl Deutschlands, die Geschichte unter den Teppich zu kehren. Das war doch offensichtlich schon die Position von Bundeskanzler Scholz als US-Präsident Biden öffentlich die Sprengung so gut wie angekündigt hat.

  51. Natürlich.

    Ich würde es auch einsehen, wenn es heißen würde „staatliche Interessen“ oder „höheres Interesse“ – aber daß es dem Wohl Deutschlands oder der EU dienen würde, ist schlicht eine Lüge. So wie die ganzen Sanktionen der EU schaden.

    Der Umstand, daß sich die ganze EU mit der Feindschaft zu Rußland in eine Zwickmühle manövriert und den Abstieg angetreten hat, wird mit solchen Begriffen zugemüllt.

  52. Es gibt Leute, die immer weiter machen wollen, koste es, was es wolle:

    “American Senator Lindsey Graham met in Kiev with Zelenskiy and on that occasion called the killing of Russians the best use of money in the framework of American aid to Ukraine. Zelensky pointed out in the conversation with the American senator that the question was freedom or death, and that Ukrainians are now free." And the Russians are dying… It's the best money ever ," answered Graham Zelensky.“

    https://twitter.com/Spriter99880/status/1662794759298068480

    Was dabei nicht explizit ausgesprochen wird, aber dennoch evident ist: der Umstand, daß das Umbringen und Sterben von Ukrainern selbstverständlich auch in Ordnung ist, wenn es um Freiheit und die Interessen der USA geht.

  53. Es ist schon bezeichnend, daß hier in diesem Thread, wo es ursprünglich um die Kriegshandlungen der Ukraine gehen sollte, inzwischen nur mehr Kommentare zur Betrachtungsweise dieses Krieges gepostet werden.

    Die Berichterstattung über die weitere Verlaufsform – endloser Stellungskrieg oder Niederlage der Ukraine – rückt also in den Hintergrund gegenüber den Sichtweisen, die zu dieser Entwicklung vorgeschrieben werden.

  54. ….  gegenüber der Kritik der Sichtweisen (bzw. der parteilichen Urteile) der hiesigen Kriegsbefürworter…..

  55. Zu den jüngsten Drohnenangriffen auf Kiew:

    „Der Korrespondent von EL PAÍS konnte mindestens vier Drohnen beobachten, die einige hundert Meter entfernt abgeschossen wurden, einige davon von deutschen Gepard-Maschinenkanonen; andere mit Raketen. Diese könnten von sowjetischen S-300-Batterien, amerikanischen Patriot- oder deutschen Iris-T-Batterien stammen.
    Die ukrainische Luftwaffe bemüht sich, Drohnen eher mit Kanonen oder sogar großkalibrigen Maschinenpistolen abzufangen, die auf Transportern montiert sind, um den Einsatz einer so teuren Waffe wie der Patriot oder Iris-T zum Abschießen von Drohnen zu vermeiden. Während die Produktionskosten einer (iranischen) Shahed-Drohne 30.000 US-Dollar nicht übersteigen, kann eine Patriot-Batterierakete 4 Millionen US-Dollar kosten.

    Jurij Ignat, Sprecher der Luftwaffe, bestätigte an diesem Sonntag, dass es ideal sei, den Einsatz dieser Raketen zum Abschuss von Drohnen zu vermeiden, dass sie jedoch bei Nachtangriffen unerlässlich seien, da sie über Leitsysteme verfügten, die nicht von der Sichtbarkeit der Drohnen abhängig seien, die diejenigen Militärs benötigen, die mit Kanonen arbeiten.“

    Die ukrainische Armee bemüht sich also, bei der Abwehr von Flugkörpern zu sparen. Das sagt bereits einiges aus über den Zustand dieser Armee.
    Wie aus anderen Reportagen hervorgeht, gibt es auch Städte, wo gar keine Flugabwehr existiert.

    „Die Flugabwehrsysteme zum Schutz der ukrainischen Hauptstadt haben ein sehr hohes Maß an Wirksamkeit erreicht.
    Von den 59 Drohnen, die landesweit auf städtische Ziele abgefeuert wurden, gab die ukrainische Luftwaffe an, 58 abgeschossen zu haben.“

    Das kann man glauben oder auch nicht.

    „Liegt die Abfangrate der Drohnen bei nahezu 100 %, so liegt die Zahl bei Marschflugkörpern bei über 70 %, nach Angaben der ukrainischen Armee.“

    Es folgt die Behauptung über die abgeschossene Kinzhal-Rakete. Sogar mehrere sollen es inzwischen gewesen sein.

    „Wenn ukrainische Radargeräte und ihre Positionen an der Front oder an der Grenze sich nähernde Schaheds erkennen, werden auf ihrem Weg mehrere mit Maschinengewehren oder Flugabwehrgeschützen bewaffnete Einheiten stationiert.“

    Ist die Flugbahn so genau vorhersehbar?

    „Darüber hinaus werden große Flutlichtscheinwerfer eingesetzt, um bei einem Nachtangriff den Himmel zu beleuchten. Dadurch konnten die ukrainischen Grenzdienste in der Provinz Tschernigov im Norden eines dieser Flugzeuge im Morgengrauen des Sonntags mit Sturmgewehren abschießen oder ein Patrouillenboot vom Kiewer Stausee nördlich der Hauptstadt eine weitere Schahed-Drohne abschießen.
    Die Bomberdrohnen wurden in Wellen abgefeuert, wodurch der Feind die Flugabwehrsysteme stärker fordert. EL PAÍS konnte das charakteristische Geräusch einer dieser Drohnen beim Eindringen in die Innenstadt und ihrer anschließenden Explosion über dem Stadtteil Golosejev filmen.
    In diesem Bezirk wurde ein Mann getötet und eine Frau verletzt.
    Die schlimmsten Folgen des Angriffs am frühen Morgen erlitt die Stadt Zhitomir im Zentrum des Landes. Nach Angaben der Gemeindeverwaltung wurden 26 Häuser, ein Krankenhaus und eine Schule beschädigt.

    Es vergeht kein Tag, an dem Vertreter des Militärs und der ukrainischen Regierung nicht ihre internationalen Partnern mit der Forderung nach mehr Flugabwehrwaffen bedrängen. Diese Verteidigungsanlagen ermöglichen es der Ukraine, abseits der Frontlinien so normal wie möglich zu funktionieren.
    Die ukrainische Regierung ist der Ansicht, dass das israelische Luftverteidigungssystem das Vorbild sein sollte. Aus diesem Grund üben sowohl sein Präsident Wolodimir Selenski als auch das Weiße Haus Druck auf Israel aus, die Lieferung seiner Verteidigungsbatterien aus dem Iron Dome-Programm zu genehmigen, das für viele Analysten das beste der Welt ist.“

    Das wird wohl auch einiges kosten, und wer bezahlt es?
    Abgesehen davon, daß Israel dieses System möglicherweise gar nicht für den Export vorgesehen hat. Würde es nämlich in der Ukraine eingesetzt, so hätten russische – und natürlich auch iranische – Militärexperten die Möglichkeit, seine Funktionsweise zu studieren.

    „Die ukrainische Luftwaffe hat bekräftigt, dass Russlands Einsatz der Shahed in erster Linie dem Zweck dient, die ukrainischen Flugabwehrkapazitäten zu schwächen und die Position von Flugabwehrbatterien zu ermitteln.
    Doch ein Anschlag wie gestern Morgen soll auch die Zivilbevölkerung in Angst und Schrecken versetzen. Der Kiewer Stadtrat gibt an, dass in Kiew in den 15 Monaten des Krieges 200 Personen durch Beschuss getötet wurden. Die Hauptstadt sei auch zu einem Zufluchtsort für rund 300.000 Menschen geworden, die aus den östlichen und südlichen Provinzen geflohen seien, die am stärksten von den Kämpfen betroffen seien, berichtete Bürgermeister Vitali Klitschko im vergangenen Dezember.“

    (El País, 28.5.)

  56. Es ist schon bezeichnend, daß hier in diesem Thread, wo es ursprünglich um die Kriegshandlungen der Ukraine gehen sollte, inzwischen nur mehr Kommentare zur Betrachtungsweise dieses Krieges gepostet werden.

    Ja, bezeichnend dafür, daß es uns als Außenstehenden kaum möglich ist, heraus zu finden, was die Ukraine in diesem Krieg tatsächlich tut. Denn was sie darüber selber verlautbaren läßt, ist ja nicht die Bohne wert.

  57. Auch in den Medien selbst gibt es immer mehr nur Sichtweisen, weil es peinlich ist, über die tatsächliche Situation zu berichten, die für die Sache des Westens nichts Positives bereit hält.

  58. Das scheint mir bei US-Medien, selbst großen renommierten regierungsnahen Medien, ab und zu (vielleicht sogar zunehmend mehr?) merklich anders zu sein. Jedenfalls komme ich bei links "immer" nur zu Artikeln aus der Washington Post, der New York Times oder dem New Yorker. Was sicherlich auch daran liegt, daß die Analysten, die ich so lese, bzw. deren Videos ich mir anschaue, ganz selten auf deutschsprachige Berichte verweisen.

  59. Washington distanziert sich von Angriff auf Russland

    Kurz nachdem die russischen Behörden den Alarmzustand in Belgorod beenden, wird ein neuer Drohnenangriff gemeldet. Die „New York Times“ will Militärfahrzeuge aus amerikanischer Produktion identifiziert haben.

    Washington hat sich von dem Angriff auf Russland distanziert, der nach Angaben Moskaus mit der Niederlage bewaffneter Angreifer endete. Laut Moskau sollen sie aus der Ukraine eingedrungen sein. Teile der Grenzregion Belgorod wurden am Montag angegriffen. Später veröffentlichte Russland Bilder von verlassenen oder beschädigten westlichen Militärfahrzeugen, darunter auch Humvees aus amerikanischer Produktion.

    Die Amerikaner heben hervor, dass sie zu Angriffen innerhalb Russlands weder ermutigt noch diese ermöglicht hätten. Ein Sprecher des Außenministeriums bestätigte Berichte, die in den sozialen Medien und anderswo kursierten, wonach von den Vereinigten Staaten gelieferte Waffen eingesetzt worden seien, erklärte aber, sein Land sei „zu diesem Zeitpunkt skeptisch, was den Wahrheitsgehalt dieser Berichte angeht“. Die Vereinigten Staaten hätten zu Angriffen innerhalb Russlands weder ermutigt noch diese ermöglicht. Das habe man auch deutlich gemacht, sagte Miller. „Aber wie wir auch gesagt haben, liegt es an der Ukraine zu entscheiden, wie sie diesen Krieg führen will.“

    Ukraine hat mehrere Hundert Humvees

    Bei dem Angriff auf Belgorod sollen der „New York Times“ zufolge anscheinend mindestens drei gepanzerte amerikanische Militärfahrzeuge verwendet worden sein. Zwei dieser als „MRAP“ (Mine-Resistant Ambush Protected) bekannten Fahrzeuge seien augenscheinlich von russischer Seite beschlagnahmt worden, berichtete die Zeitung nach Auswertung von unter anderem auf Telegram veröffentlichten Fotos und Videos am Dienstag. Die Zeitung will die Fahrzeuge anhand ihrer Markierungen, als sie sich in der Ukraine befanden und abermals, nachdem sie in die Hände der russischen Streitkräfte gefallen waren, erkannt haben. Unklar sei, wie die Angreifer in den Besitz dieser Fahrzeuge gekommen und wie diese dann nach dem Angriff in russische Hände geraten seien, hieß es.

    Die Vereinigten Staaten hatten laut der Zeitung mehrere Hundert dieser Vehikel dem ukrainischen Militär zur Verfügung gestellt. Diese seien gemäß Videoaufnahmen bislang an verschiedenen Frontabschnitten in der Ukraine eingesetzt worden. Ursprünglich wurden die Fahrzeuge für amerikanische Einsätze im Irak und in Afghanistan gebaut.

    (FAZ, 24.5.)

    Die Vereinigten Staaten unterstützen keine Angriffe gegen Russland auf dem Territorium dieses Landes, sagten Sprecher der US-Regierung am Dienstag, nachdem nach Angaben des Kremls eine Welle ukrainischer Drohnen Gebäude in Moskau getroffen hatte. Washington, der Hauptlieferant von Militärhilfe für Kiew, besteht darauf, dass sein Ziel darin bestehe, der Ukraine bei der Rückeroberung ihres Territoriums zu helfen.

    (El País, 30.5.)

    Die USA scheinen nicht besonders happy über die Manöver der Kiewer Verbündeten zu sein.

  60. „Wie ukrainische Drohnen nach Moskau fliegen konnten und ob Satelliten sie sehen: Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Drohnenangriff

    Der pensionierte Oberst und KP-Militärbeobachter Viktor Baranets beantwortet direkte Fragen zum Moskauer Drohnenangriff

    KP: Wie haben ukrainische Drohnen es geschafft, nach Moskau zu fliegen – das liegt 600 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt?

    VB: Nach den Informationen zu urteilen, die mir nach Gesprächen mit unseren Luftverteidigungsspezialisten vorliegen, wurden beim Angriff auf Moskau verschiedene Angriffsdrohnen eingesetzt. Aber anhand der Teile abgeschossener Drohnen, die in verschiedenen Teilen Moskaus und der Region Moskau gesammelt wurden, ist es nicht so einfach, den »Stammbaum« der ukrainischen Drohnen zu ermitteln. Wir werden es später nach den Schlussfolgerungen der Experten herausfinden. Bisher ist nur klar, dass es sich bei diesen Drohnen um recht große Flugzeugtypen mit einer guten Flügelspannweite handelte. Dies ist kein Kinderspielzeug mehr. Solche Drohnen können bis zu 500-1000 Kilometer weit fliegen.

    KP: Warum wurden sie nicht an der Grenze abgeschossen?

    VB: Die Ukrainer haben diesen Drohnenschwarm nicht gleichzeitig gestartet. Es war der erste Angriff dieser Größenordnung seit Beginn der Spezialoperation. Die Belastung unserer Mittel zur Erkennung und Zerstörung von Drohnen war sehr schwierig und grundlegend. Es dauerte einige Zeit, die Reihenfolge der Zerstörung der Ziele und die Richtung ihres Angriffs zu bestimmen. Es war eine große Leistung unserer Luftverteidigung, diese Drohnen abzuwehren. Nur eine kleiner Teil der abgeschossenen Drohnen gelangte bis Moskau, und selbst dann gelang es den Spezialisten für elektronische Kriegsführung, diesen Drohnen »das Gehirn herauszunehmen«. Infolgedessen funktionierten die Munitionsdetonationssysteme der Drohnen nicht.“

    Hier wird also gesagt, daß mehr Drohnen die russische Grenze überflogen, als die 8 bis 10, die bis Moskau gelangten.
    Man erinnere sich an die einzelnen ukrainischen Drohnen, die seinerzeit auf der Kuban und über dem Kreml abgeschossen wurden. Das waren offenbar Probe-Angriffe, um die russische Abwehr auszutesten.
    Die jetzigen Drohnen besaßen offenbar Sprengladungen bzw. Bomben, die rechtzeitig entschärft wurden.

    KP: Die Drohnen wurden speziell nachts gestartet, damit die Bewohner der überflogenen Regionen sie während des gesamten Fluges nicht bemerken und signalisieren konnten?

    VB: Ja, wie einer der Luftverteidigungsoffiziere sagte, haben die Ukrainer wie die Nazis absichtlich in der verschlafensten Zeit einen Angriff auf Russland gestartet.“

    Auch die russischen Angriffe in der Ukraine werden nachts gestartet, um die Flugabwehr zu erschweren. Man muß nicht erst bis auf die Wehrmacht zurückgreifen.

    „Obwohl sich die »Schwänze« der Schwärme feindlicher Drohnen bereits im Licht dem Ziel näherten. So wurden sie von Bewohnern jener Gebiete gesehen, über die Drohnen flogen. Die Hauptsache ist, dass ihr Flug (in den meisten Fällen) von unseren Radargeräten gesehen wurde.

    KP: Haben unsere Satelliten und andere Geräte ihren Weg beobachtet?

    VB: Es war unsere Satellitenaufklärung, die als Erste den Alarm auslöste. Und die größte Schwierigkeit bei der Verfolgung des Drohnenflugs bestand darin, dass sie in Höhe und Kurs manövrierten, sich gegen Flussbetten und Tiefland drückten und sich hinter den Hügeln »versteckten«. “

    Diese Drohnen scheinen eine Art von Marschflugkörpern zu sein. Oder eine Art Mischung von beiden Arten von Flugkörpern.

    „Und für einige Zeit verschwanden sie von den Radarschirmen.

    KP: Welche Schlussfolgerungen sollten unsere Militärs und einfachen Bürger ziehen?

    VB: Das Luftverteidigungs- und elektronische Kriegsführungssystem des Landes zu verdichten. Vor allem in die ukrainische Richtung.
    Tatsächlich sagte Wladimir Putin auch Folgendes: »Wir verstehen, was getan werden muss, um unsere Luftverteidigung zu verdichten.« Die Sonderoperation zeigt, dass es möglicherweise an der Zeit ist, von der objektbasierten Luftverteidigung (die einzelne Städte und Einrichtungen abdeckt) zu einer kontinuierlichen regionalen Luftverteidigung überzugehen. Wir müssen auch nach neuen effektiven Wegen suchen, um mit massiven Drohnenangriffen umzugehen. Und die Bürger dürfen vor allem nicht im Sinne des Feindes in Panik geraten und keine falschen Gerüchte verbreiten.

    KP: Ist es nicht an der Zeit, unsere Bürger aufzufordern, keine Videos von Luftverteidigungseinsätzen mit feindlichen Drohnen mehr ins Internet hochzuladen?

    VB: Allein der Aufruf zur Sensibilisierung der Bürger dürfte kaum helfen. Wir brauchen eine durchsetzungsfähige und tägliche Propaganda dafür, dass wir in einer besonderen Zeit leben und dass es nicht gut ist, Dinge ins Internet zu stellen, was dem Feind in die Hände spielt. Der Staat sollte seinen Bürgern sagen, wo die Informationsgrenzen liegen, über die man nicht hinausgehen kann. Tatsächlich verrät eine Person oft durch die Weitergabe »sensationeller« Informationen den Standort unserer Luftverteidigung oder sät Panik. Es ist notwendig, den Menschen die Spielregeln zu erklären und diejenigen, die gegen diese Regeln verstoßen, zur Verantwortung zu ziehen.“

    (KP, 30.5.)

    Die Drohnen kamen also tatsächlich aus der Ukraine. Im Grunde handelt es sich um eine Art Marschflugkörper, die sich dem Gelände anpassen.
    Man sieht, wie der Krieg die Waffensysteme weiterentwickelt. Ob diese Drohnen in der Ukraine selbst hergestellt wurden oder von woanders geliefert wurden, wird sich erst herausstellen.

  61. Die USA scheinen nicht besonders happy über die Manöver der Kiewer Verbündeten zu sein.

    Wirklich? Schließlich kommen außer diesen paar Sprüchen keinerlei Aktionen, daß die USA dagegen vorgehen. Das sind doch offensichtlich nur Schaufensterreden, denn tatsächlich ermutigen und ermöglichen ja erst die USA solche Angriffe.

  62. Wie sollen sie denn dagegen vorgehen?

    Es ist eine verkehrte Vorstellung, daß die USA nur auf einen Knopf drücken und die Ukrainer springen. So funktioniert das nicht.

    Was natürlich möglich ist, ist, daß diese Waffen alle ausprobiert werden sollen und daß die USA da dafür sind.

    Aber man muß diese angeblichen Fensterreden nach ihrem Inhalt ernst nehmen. Immerhin tragen die Angriffe das Risiko der Ausweitung des Konfliktes mit sich. Und zweitens sind solche Aktionen eben auch Ausweis des Umstandes, daß mit der Offensive der ukrainischen Streitkräfte nichts weitergeht und sich an der eigentlichen Front keine Fortschritte einstellen.

    Sozusagen Ersatzbefriedigungen.

  63. Nein, man muß NATO-Fensterreden nun wirklich nicht ernst nehmen. Was für Grenzen hat es z.B. für Scholz nicht schon alles gegeben, die nie und nimmer überschritten werden dürfen. Und natrürlich hat die NATO sich jedesmal nicht daran gehalten.

    Es ist eine verkehrte Vorstellung, daß die USA nur auf einen Knopf drücken und die Ukrainer springen. So funktioniert das nicht.

    Es ist eine verkehrte Vorstellung, daß ausgerechnet moderne Cruise Missiles eigenständig von der Ukraine entwickelt und gebaut werden können ohne daß die USA da ganz zentral mitmischt.

    man muß diese angeblichen Fensterreden nach ihrem Inhalt ernst nehmen. Immerhin tragen die Angriffe das Risiko der Ausweitung des Konfliktes mit sich. 

    Und dieses Risiko sind halt fast allen Verantwortlichen offensichtlich bereit einzugehen. Die Medienfuzzies sowieso. Simon Tisdall vom Guardian z.B. ganz offen:

    https://www.theguardian.com/commentisfree/2022/may/01/what-is-to-be-done-lenin-west-wont-win-in-ukraine-without-taking-risks

     

  64. Na gut. Seis drum.

    Für wirklich kriegsentscheidend halte ich die Dinger allerdings nicht. Beschreibung folgt bald.

  65. Nein, für kriegsentscheidend halte ich die neuen Cruise Missiles auch nicht, weder wird die Ukraine die in großer Zahl haben oder gar produzieren können und gegen die russische Luftabwehr werden sie es auch zunehmend schwerer haben, irgendwo durch zu kommen.
    Es fällt ja überhaupt auf, daß die Ukraine, wo sie an der Front den Krieg nicht mehr gewinnen kann, mittlerweile zu Aktionen greift, die nur noch moralstärkend auf der eigenen Seite wirken sollen und irgendwie Panik verbreiten sollen auf der russischen Seite. Denn wenn dort keine Panik ausbricht, hat die Ukraine den Krieg bald verloren.

  66. Leichte Drohnen, die von der Grenze nach Moskau fliegen, die neue Waffe im Ukraine-Krieg

    Die bei dem Angriff auf die Hauptstadt, den Russland Kiew zuschreibt, eingesetzten Fluggeräte ermöglichen eine größere Sprengladung als die bei früheren Offensiven identifizierten Geräte“

    Schon sehr lustig. Hier wird die Drohne abgebildet und stolz als neue Entwicklung vorgeführt und El País schreibt dennoch „Angriff, … den Russland Kiew zuschreibt“, als ob es eine Erfindung der Russen sei, daß die Drohnen von den ukrainischen Streitkräften auf den Weg geschickt worden seien.

    „Im gegen die Ukraine entfesselten Krieg ist eine neue Waffe aufgetaucht. Bei dem Angriff am Dienstag im Südwesten Moskaus, ganz in der Nähe der offiziellen Residenz des russischen Präsidenten Wladimir Putin in Nowo-Ogarjowo, hat ein Drohnenmodell mit Stabilisatoren an der Vorderseite des Geräts für Aufmerksamkeit gesorgt.
    Experten zufolge konnte die Welle unbemannter Flugzeuge in der Ukraine starten, da es sich um Modelle mit einer Reichweite zwischen 800 und 1.000 Kilometern handelt, die dank ihrer Fähigkeit, in sehr geringer Höhe zu fliegen, Flugabwehrsysteme überwinden können. Die kürzeste Luftlinie zwischen dem ukrainischen Territorium und der russischen Hauptstadt beträgt etwa 560 Kilometer.
    Obwohl bei der Aktion nur zwei Gebäude leicht beschädigt wurden, ergänzt dieser Vorfall den Angriff auf den Kreml am 3. Mai und löste Unruhe unter den Moskauern aus.“

    Das ist offenbar das Ziel, aber ob es auch erreicht wurde, kann der Schreiber des Artikels nicht wissen.

    „Die Drohnen flogen am hellichten Tag und in geringer Höhe, kaum mehrere Dutzend Meter über dem Boden, über die Region Moskau. In einem der von Zeugen des Angriffs veröffentlichten Videos ist zu sehen, wie ein getarntes Flugabwehrsystem neben einer Autobahn eine Rakete auf die Geräte abfeuerte, während zur Hauptverkehrszeit Autos vorbeifuhren.“

    Das sind offenbar die Videos, von denen im KP-Interview geschrieben wurde, daß die lieber unterlassen werden sollten.
    Verbieten kann man sie schwer.

    „Die Nervosität erreichte einen solchen Punkt, dass eine weitere Aufnahme viral ging, in der ein kleines Flugzeug mit einer der in der Ukraine am häufigsten verwendeten Drohnen, der in diesem Land hergestellten UJ-22 Airborne, verwechselt wurde.
    Zwei Tage vor dem Moskauer Angriff fragte sich das Kremlfernsehen,“

    Wortwahl! Gemeint ist das russische staatliche Fernsehen, das nicht vom Kreml sendet und auch nicht nur im Kreml empfangen wird.

    „wie diese Drohnen die Luftverteidigung umgehen konnten?
    Generalleutnant und Abgeordneter der Staatsduma Andrei Guruliov erklärte in einer der beliebtesten Sendungen des russischen Staatsfernsehens »Die Nacht mit Wladimir Solowjow«, dass die russischen Flugabwehrsysteme gegen ballistische Raketen und andere Waffen konzipiert seien, die große Sprengladungen tragen könnten.“


    Die in diesem Artikel erwähnten Drohnentypen 1: Airborne

    Es bedarf also eines gewissen Volumens, damit das Gerät von den Abwehrsystemen erkannt wird.

    „»Diese Drohnen haben eine Masse und andere Eigenschaften, die sich von den Geräten unterscheiden, die wir in der Russischen Föderation haben«, sagte Guruliov live und forderte russische Ölkonzerne und andere strategische Unternehmen auf, ihre Anlagen mit leistungsfähigen Mitteln der elektronischen Kriegsführung auszurüsten, um die Drohnen unschädlich zu machen. »Unsere Streitkräfte können nicht jede kritische Infrastruktur schützen«, betonte er.


    Die in diesem Artikel erwähnten Drohnentypen 2: Harop

    Spekulationen über den Drohnentyp

    Nach dem Angriff begannen Spekulationen. Bisher wurden die meisten Angriffe dieser Art, darunter auch der Angriff auf den Senatspalast im Kreml, der UJ-22 Airborne zugeschrieben, deren Stabilisatoren am Heck des Flugzeugs angebracht sind. Russische Militärkorrespondenten stellten jedoch bald fest, dass in den Videos eine Drohne vom »Typ Ente« auftauchte.
    »Sie ähnelt den israelischen Kamikaze-Drohnen IAI Harop, die eine Flugreichweite von bis zu 1.000 Kilometern haben«, schrieb einer der einflussreichsten russischen Militärblogger, Alexander Kots.“ (Kots ist Korrespondent der KP.) „Seine Version wurde von Alexei Rogosin, Leiter des Russischen Zentrums für die Entwicklung von Transporttechnologien und Luftfahrtexperte, unterstützt, der in einem Interview in Ria Novosti betonte, dass die Struktur des Geräts dazu beiträgt, seine Frachtkapazität zu erhöhen.“

    Israel beteiligt sich also vermutlich in Form von Entwicklung auch an diesem Krieg, was nicht weiter verwunderlich ist, um so mehr, als ja der Hauptfeind Iran offen Rußland unterstützt.

    „Nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Shot“ (ein Telegram-Kanal) „fanden die Behörden unter den Überresten dieser Drohnenart KZ-6-Hohlladungen. Diese etwa drei Kilo schweren Sprengkörper können einen halben Meter Beton durchdringen und laut dem Sender „Ukraine Weapons Tracker“ verwendet Russland sie auch in seinen eigenen Geräten.“

    Hier wird die Behauptung des von der KP interviewten Militärs Baranets unterstützt, der meinte, daß die Sprengladungen bereits vor dem Abschuß entschärft worden waren, sodaß die Flugkörper nur geringen Schaden – durch herabfallende Teile) verursachten.

    „Die andere in Betracht gezogene Möglichkeit ist, dass es sich bei diesem Gerät um einen ukrainischen A-2 Sinitsa handelte – den Meisenvogel, dessen blau-gelbes Gefieder an die ukrainische Flagge erinnert. Aufgrund der geringen Abmessungen dieses Drohnentyps und seiner begrenzten Flugreichweite von einer Stunde hätte der Start jedoch auf russischem Territorium, ganz in der Nähe von Moskau, erfolgen müssen.


    Die in diesem Artikel erwähnten Drohnentypen 3: Meise

    Ein Unternehmen mit Sitz in Kiew

    Nach Angaben der russischen Presse wurde in der Drohnenwelle auch ein UJ-22 Airborne identifiziert.“

    Nur eine „Airborne“? D.h., es wurden Drohnen verschiedenen Typs abgefeuert. Gemeinsam ist ihnen offenbar die lange Flugzeit und die Marschflugkörper-Eigenschaft, in niedriger Höhe und ans Gelände angepaßt zu fliegen.
    Wenn es sich um verschiedene Flugkörper handelt, so ist auch die Abwehr schwieriger.

    „Dieses unbemannte Luftgerät wurde von den ukrainischen Streitkräften häufig bei ihren Angriffen innerhalb Russlands eingesetzt. »Die UJ-22 Airborne ist ein unbemanntes Mehrzweckflugzeug, das zu jeder Tages- und Jahreszeit bei widrigen Sicht- und Wetterbedingungen zwischen elektronischen Gegenmaßnahmen fliegen kann«, beschreibt sie ihr Hersteller, das ukrainische Unternehmen Ukrjet mit Sitz in Kiew.
    Die UJ-22 Airborne ist in der Lage, beim Flug in einer Höhe von 50 Metern die Mindesthöhe für Radar zu unterfliegen. Sie kann bis zu 20 Kilogramm Sprengstoff transportieren. Das Gerät erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 160 Kilometern pro Stunde und verfügt über einen autonomen Aktionsradius von 800 Kilometern, obwohl seine Mannschaft vom Boden es nur bis zu einer Entfernung von 100 Kilometern steuern kann.

    Der Besitzer der Wagner-Söldnerkompanie, Jewgeni Prigozhin, nutzte den Anschlag in der Hauptstadt, um erneut gegen das russische Verteidigungsministerium vorzugehen: „Stinkende Bastarde!“ Was machen Sie? Tölpel! Verlassen Sie die Büros, in denen Sie untergebracht wurden, um dieses Land zu verteidigen“, erklärte der Anführer der Paramilitärs.

    (El País, 31.5.)


    Drohnentypus „Ente“

    Flughäfen, Raffinerien und andere kritische Infrastruktur-Unternehmen in Rußland haben jetzt das Problem, sozusagen ein eigenes Luftabwehrsystem aufbauen zu müssen.

    Wieviel dieser Drohnen die Ukraine noch hat oder herstellen kann, und ob die auch von woanders geliefert werden, wird sich erst herausstellen.

    Es ist möglich, daß die ukrainischen Streitkräfte – die auf ihre geplante Großoffensive still und ohne großes Tamtam verzichtet haben – jetzt mit solchen Nadelstichen die Russen dazu provozieren wollen, selbst eine Offensive zu starten.

    Rückerinnerung an den ersten massiven Drohneneinsatz vor zweieinhalb Jahren.

  67. „Kiew hofft auf Seoul zum Schutz des Himmels

    Der 6 Präsident des Ukraine sagte, Kiew erwarte die Lieferung von Luftverteidigungssystemen aus Seoul.“

    „Erwartet“? Er hätte es wohl gerne, aber wer wird das zahlen?
    Außerdem ist Südkorea selbst Frontstaat und wird wohl kaum seine eigenen Systeme hergeben und sich dadurch entblößen.

    „In einem Interview mit Chosun Ilbo sagte Selenskyj: »Das Luftverteidigungssystem ist keine Waffe, sondern ausschließlich Verteidigungsausrüstung. Für die Wiederherstellung der Ukraine brauche es einen "himmlischen Schutzschild". Ich hoffe aufrichtig, dass die Republik Korea uns in diesem Bereich helfen wird.«

    Nachdem der amerikanische Patriot anfing zu brennen wie Streichhölzer, versucht der ukrainische Führer bereits, irgendwo Schutz zu suchen.“

    (KP, 31.5.)

  68. Die KP führte ein Interview mit dem Politologen Baschirow:

    Angeblich wurde nicht nur Zaluzhnyj durch einen Treffer verletzt, sondern auch einige NATO-Offiziere, die sich in seiner Gesellschaft befanden. Das sei so um den 5. Mai passiert, seither sieht man von ihm nichts mehr.

    Seither erschien nur einmal ein Video von ihm, wo er den Zusehern freundlich zuwinkt. Abgesehen davon, daß das Video irgendwann aufgenommen sein kann, macht so ein freundliches Winkewinke am Vorabend einer Großoffensive einen komischen Eindruck.

    Am 29. Mai soll das Gebäude des Ukrainischen Militärgeheimdienstes am Dnjepr-Ufer in Kiew und dort dessen Chef Budanow getroffen worden sein. Budanow wurde seither nach Berlin ausgeflogen und wird dort behandelt, in einem Heeresspital.

    Budanow – und sein Team – waren die Verantwortlichen für die Terroranschläge in Rußland und auf die Krim-Brücke.

  69. Wenn es wirklich so ist, daß sich irgendwer auf den „Stern“ berufen hat, so ist wahrscheinlich, daß dieser „Propagandist“ seine Quelle nicht preisgeben wollte und daher dieses Blattl vorgeschoben hat.
    Es heißt jedenfalls nicht, daß die Nachricht falsch ist.

  70. Ja nun, kann sein, muß nicht. Auf jeden Fall ist dieser Typ seit Wochen nicht mehr in den Medien gewesen. Vorher praktisch jeden Tag, zumindest gefühlt.

  71. From Ukrainian press:
    ZELENSKY GATHERED THE STAVKA AGAIN: MAXIMUM FOCUS ON TWO TOPICS – THE FRONT AND OFFENSIVE BRIGADES

    «President of Ukraine Volodymyr Zelenskyy convened a regular meeting of the Supreme Commander-in-Chief's Headquarters today for discussion Situations in the combat zone. On your Tg channel He said that today there were two important topics – the front and the offensive brigades.
    Commander of the Ground Forces of the Armed Forces of Ukraine Oleksandr Syrskyi, Commander of the Operational-Strategic Group of Forces "Tavria" Oleksandr Tarnavskyi, Commander-in-Chief of the Armed Forces of Ukraine Valerii Zaluzhnyi and Head of the Defence Intelligence Kyrylo Budanov reported during the meeting.

    Von Moon of Alabama, ohne Quellenangabe

  72. Michail Uljanow, ständiger Vertreter Russlands bei den internationalen Organisationen in Wien, sagte kürzlich in einem Interview mit dem russischen Fernsehsender „Rossia 24“, daß man den Leopard-Panzer bald auf die rote Liste der gefährdeten Arten aufnehmen wird können. laugh

  73. Ukrainischer Militärchef meldet Schwierigkeiten beim Vormarsch

    Das ukrainische Militär hat von einem planmäßigen Verlauf der eigenen Gegenoffensive gesprochen – zugleich aber eine "schwere Lage" an der Front eingeräumt. Im Süden des Landes sei man auf "erbitterten Widerstand" der russischen Besatzer gestoßen, schrieb der ukrainische Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj bei Telegram. Der Vormarsch der Ukrainer werde durch Befestigungen, dichte Minenfelder und eine "große Zahl an Reserven" behindert. "Die Operation wird nach Plan fortgesetzt", versicherte Saluschnyj aber.
    ————–

    Selenskyj: Keine Geländeverluste bei laufender Gegenoffensive

    Die ukrainische Armee hat bei ihrer laufenden Gegenoffensive Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj zufolge bisher keine Geländeverluste hinnehmen müssen. "In einigen Gebieten bewegen sich unsere Kämpfer vorwärts, in einigen Gebieten verteidigen sie ihre Positionen und halten den Angriffen und intensiven Attacken der Besatzer stand", sagte Selenskij in seiner abendlichen Videoansprache am Montag. "Wir haben keine Positionen verloren, nur befreit." (…)

    Die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar berichtete unterdessen von einer "schweren Lage" und heftigen Kämpfen auch in der Ostukraine. Die Ukraine müsse sich auf ein hartes Duell vorbereiten. Dies geschehe derzeit. Die ukrainischen Truppen schritten wie geplant voran. Der "größte Schlag" komme erst noch.

    (Standard, 20.6.)

    Eiegenartiges Dementi, daß man bei einer Offensive „keine Positionen verloren“ hat.

    Man kann daraus schließen, daß nicht nur die ukrainische Offensive gescheitert ist, sondern die russische Armee an einigen Stellen vorrückt, also ihrerseits in die Offensive übergegangen ist.

    Auch die Meldungen Zaluzhnijs auf Telegram haben eher den Charakter eines Existenzbeweises als die Töne, die man von einem Oberbefehlshaber der Streitkräfte erwarten würde.

  74. Michail Uljanow, ständiger Vertreter Russlands bei den internationalen Organisationen in Wien, sagte kürzlich in einem Interview mit dem russischen Fernsehsender „Rossia 24“, daß man den Leopard-Panzer bald auf die rote Liste der gefährdeten Arten aufnehmen wird können.

    Das gilt doch für alle Panzer. Panzer haben Sinn gemacht als "combined warfare" das strategische Denken bestimmt hat. Aber mittlerweile gibt es eben Waffensysteme die diese großen Kisten aus weiter Entfernung, gar aus der Luft erfolgreich angreifen können (Die Lancet-Drohne ist da besonders erfolgreich). Wenn man dann, wie die Ukraine jetzt, ohne richtige Artillerieunterstützung, ohne Luftunterstützung durch die eigene Luftwaffe, ohne SHORAD ("Short range air defense (SHORAD) is a group of anti-aircraft weapons and tactics that have to do with defense against low-altitude air threats, primarily helicopters and low-flying aircraft such as the A-10 or Sukhoi Su-25.") ohne Minenräumung über großflächig vermintes Gebiet angreifen läßt, dann fallen die eben aus wie die sprichwörtlichen Fliegen.

    Noch irrer ist es nur, dann die "Lehre" daraud zu ziehen, eben ohne Panzerunterstützung anzugreifen, praktisch nur mit Infantrie, in der Hoffnung, das es wenigstens die durch die Minenfelder schaffen könnten. Tun sie aber nicht. Die Somme-Schlacht läßt grüßen.

  75. Heute ist wieder der ORF-Korrespondent in den Abendnachrichten aufgekreuzt und war äußerst vorsichtig. Man wisse gar nichts, weder über Gebietsgewinne noch über Verluste, und man müsse die nächsten Wochen abwarten.

    Mit ihm dürfte es eine oder mehrere ernste Gespräche gegeben haben.

    Er wies darauf hin, daß es irgendeine NATO-Konferenz Mitte Juli gibt und dort wird die ukrainische Seite wohl irgendwelche Erfolge präsentieren.

    Und wenn nicht?

  76. @Neoprene

    Zu dem Moon-of-Alabama-Zitat: Die Quelle ist der Telegram-Kanal Selenskijs, das steht auch im Zitat.
    Es scheint, daß das mit Hilfe eines Übersetzungsprogramms 1:1 übernommen wurde, deshalb auch die eigenartige Wortstellung.

    Laut KP wurden diesmal der Meldung keine Fotos der Sitzung beigefügt.

    Bei der Meldung vom vorherigen Treffen waren Fotos dabei, allerdings waren Zaluzhnyj und Budanow nicht drauf.

  77. ntv heute morgen:

    Kiews Piloten berichten von dramatischen Verlusten +++
    Luftunterstützung spielt eine wichtige Rolle in der Gegenoffensive der Ukraine. Doch die Kampfpiloten stehen sich einem ungleichen Gegner gegenüber. Es fehlt an moderner Ausrüstung. Viele junge Piloten überleben ihre ersten Einsätze nicht, erzählt Oleksiy von den ukrainischen Luftstreitkräften.

    Und noch eine eigenartige Zahl von Selenskyj aus einem BBC-Interview, von ntv zitiert:
    https://www.youtube.com/watch?v=7zPbzLU80X8

    Der militärische Vorstoß sei nicht einfach, da 200.000 Quadratkilometer ukrainisches Territorium von den russischen Streitkräften vermint worden seien.

    Bei einer Frontlänge von rund 1000 km müßte das Mienenfeld also 200 km breit sein. Selbst wenn die russischrn Streitkräfte den ganzen Osten unter ihrer Herrschaft vermint hätten wären das kein 100.000 Quadratkilometer. 200.000 Quadratmeter macht aber erst recht keinen Sinn. Vielleicht ist auch nur eine Null zuviel.

  78. Ich nehme an, er wollte einfach eine beeindruckende Zahl nennen und hat sich darauf verlassen, daß niemand nachschaut und nachrechnet.
    Außerdem klingt es doch gut, wenn man hört, daß die Russen einfach alles kaputtmachen, und/oder verminen.

  79. Das ist wieder so ein Beispiel, wo jeder Journalist der es bis zur Prozentrechnung gebracht hat, eigentlich hätte einhaken müssen. Aber, wenn es so jemand wie Selenskyj sagt, dann geht das eben ohne auch nur ein Räuspern des Interviewers durch, wie all seine sonstigen Bekundungen und Schauergeschichten ja auch, wo man auch nur gesunden politischen Menschenverstand bräuchte.

  80. Ronald Reagan war ja auch so ein Fall, wo es ein Schauspieler ins Präsidentenamt geschafft und dann auch noch die letzte Seite im Buch des Kommunismus geschrieben hat – oder so ähnlich gab er einmal sein Ziel an.

    Selenskij scheint ihn zum Vorbild zu haben … frown Das entsprechende Publikum hat er jedenfalls.

  81. Rabersg’schichten:

    „Ukrainischer Militärnachrichtendienst: Russland hat Kühlbecken des AKW Saporischschja vermint

    „Das Kühlbecken für die Reaktoren des Kernkraftwerks Saporischschja ist nach Angaben des ukrainischen Militärnachrichtendienstes (GUR) von Russland vermint worden, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Der Sechs-Reaktoren-Komplex, Europas größtes Kernkraftwerk, ist seit kurz nach dem Einmarsch Russlands im Februar vergangenen Jahres besetzt.

    »Das Erschreckendste ist, dass das Kernkraftwerk Saporischschja in dieser Zeit zusätzlich vermint wurde – und zwar das Kühlbecken«, sagt GUR-Chef Kyrylo Budanow, ohne Beweise vorzulegen. Das russische Verteidigungsministerium reagierte nicht sofort auf eine Anfrage von Reuters zur Stellungnahme.“

    (Standard, 21.6.)

    Nachdem das GUR ohne seinen Kopf etwas kopflos ist, müssen möglicherweise solche absurden Neuigkeiten als Existenzbeweis herhalten.

    Interessant auch, daß Reuters das ganze erstens sofort veröffentlicht und zweitens „anfragt“, also damit diese Neuigkeit sozusagen bekräftigt. … Die gut geschmierte westliche Propagandamaschinerie …

  82. ”Exclusive: The CIA's Blind Spot about the Ukraine War

    (…)

    "There is a clandestine war, with clandestine rules, underlying all of what is going on in Ukraine," says a Biden administration senior intelligence official who also spoke with Newsweek. The official, who is directly involved in Ukraine policy planning, requested anonymity to discuss highly classified matters. The official (and numerous other national security officials who spoke to Newsweek) say that Washington and Moscow have decades of experience crafting these clandestine rules, necessitating that the CIA play an outsize role: as primary spy, as negotiator, as supplier of intelligence, as logistician, as wrangler of a network of sensitive NATO relations and perhaps most important of all, as the agency trying to ensure the war does not further spin out of control.

    "Don't underestimate the Biden administration's priority to keep Americans out of harm's way and reassure Russia that it doesn't need to escalate," the senior intelligence officer says. "Is the CIA on the ground inside Ukraine?" he asks rhetorically. "Yes, but it's also not nefarious."

    Newsweek has examined in depth the scale and scope of the CIA's activities in Ukraine, especially in light of growing Congressional questions about the extent of U.S. aid and whether President Biden is keeping his pledge not to have "boots on the ground." Neither the CIA nor the White House would give specific responses for confirmation, but they asked that Newsweek not reveal the specific locations of CIA operations inside Ukraine or Poland, that it not name other countries involved in the clandestine CIA efforts and that it not name the air service that is supporting the clandestine U.S. logistics effort. After repeated requests for an on-the-record comment, the CIA declined. Neither the Ukrainian nor Russian governments responded to requests for comment.

    Over the course of its three-month investigation, Newsweek spoke to over a dozen intelligence experts and officials. Newsweek also sought out contrary views. All of the credible experts and officials Newsweek spoke to agreed that the CIA has been successful in discreetly playing its part in dealing with Kyiv and Moscow, in moving mountains of information and materiel and in dealing with a diverse set of other countries, some of whom are quietly helping while also trying to stay out of Russia's crosshairs. And they didn't dispute that on the CIA's main task—knowing what's going on in the minds of the leaders of Russia and Ukraine—the Agency has had to struggle.

    Intelligence experts say this war is unique in that the United States is aligned with Ukraine, yet the two countries are not allies. And though the United States is helping Ukraine against Russia, it is not formally at war with that country. Thus, much of what Washington does to aid Ukraine is kept secret–and much of what is normally in the realm of the U.S. military is being carried out by the Agency. Everything that is done, including work inside Ukraine itself, must comply with limits established by Biden.

    "It's a tricky balancing act—the CIA being very active in the war while not contradicting the Biden administration's central pledge, which is that there are no American boots on the ground," says a second senior intelligence official who was granted anonymity to speak with Newsweek.

    For the CIA, its major role in the war in Ukraine has provided a boost in morale after the sour relationship between former President Donald Trump and his spy chiefs.“

    Deswegen ist der CIA so happy über diesen Krieg – er erhöht die Bedeutung des Geheimdienstes innerhalb des US-Gewaltapparates.

    ”The second official says that while some in the Agency want to speak more openly about its renewed significance, that is not likely to happen. "The corporate CIA worries that too much bravado about its role could provoke Putin," the intelligence official says.

    That is partly why the CIA is also keen to distance itself from anything that suggests a direct attack on Russia and any role in actual combat—something Kyiv has repeatedly done, from the sabotage of the Nord Stream pipeline and the Kerch Strait bridge to drone and special operations attacks across the border. These attacks seem contrary to pledges by Zelensky that Ukraine would not take actions that might expand the scope of the war.“

    Hier soll suggeriert werden, die Nord Stream-Attacken seien tatsächlich von der Ukraine ausgeführt worden, und der CIA hätte nichts von dem Anschlag auf die Kertsch-Brücke gewußt – obwohl die Explosion über einen US-Satelliten koordiniert wurde.
    Was die Nord Stream-Attacke betrifft, so weisen russische Quellen wiederholt darauf hin, daß die Ukraine nicht die nötige Ausrüstung für so etwas hat. Diese Versuche, eine ukrainische Spur zu legen, sollen offenbar vom wirklichen Täter ablenken, und Newsweek beteiligt sich aus vollem Herzen daran.

    ”"The view advanced by many that the CIA is central to the fighting—say, for instance, in killing Russian generals on the battlefield or in important strikes outside Ukraine, such as the sinking of the Moskva flagship – doesn't play well in Kyiv," says one retired senior military intelligence official granted anonymity to speak with Newsweek. "If we want Kyiv to listen to us, we need to remind ourselves that the Ukrainians are winning the war, not us."“

    Oder keiner von beiden …

    “Washington has quietly expressed its displeasure to the Zelensky government with regard to the Nord Stream attack last September,“

    – wers glaubt, wird selig –

    “but that act of sabotage was followed by other strikes, including the recent drone attack on the Kremlin itself. Those have raised questions over one of the CIA's main intelligence responsibilities – knowing enough of what the Ukrainians are planning to both influence them and to adhere to their secret agreement with Moscow.

    Trouble Shooting

    The CIA was central to the war even before it started. At the beginning of his administration, Biden tapped director William Burns as his global trouble shooter – a clandestine operator able to communicate with foreign leaders outside normal channels, someone who could occupy important geopolitical space between overt and covert, and an official who could organize work in the arena that exists between what is strictly military and what is strictly civilian.

    As former Ambassador to Russia, Burns has been particularly influential with regard to Ukraine. The CIA had been monitoring Russia's buildup and in November 2021, three months before the invasion, Biden dispatched Burns to Moscow to warn the Kremlin of the consequences of any attack. Though the Russian president snubbed Biden's emissary by staying at his retreat in Sochi on the Black Sea, 800 miles away, he did agree to speak with Burns via a Kremlin secure phone.“

    Schon etwas dreist, zu glauben, wenn ein US-Gesandter kommt, so muß der russische Präsident sofort auf der Matte stehen, um ihn zu empfangen.

    “"In some ironic ways though, the meeting was highly successful," says the second senior intelligence official, who was briefed on it. Even though Russia invaded, the two countries were able to accept tried and true rules of the road. The United States would not fight directly nor seek regime change, the Biden administration pledged. Russia would limit its assault to Ukraine and act in accordance with unstated but well-understood guidelines for secret operations.

    "There are clandestine rules of the road," says the senior defense intelligence official, "even if they are not codified on paper, particularly when one isn't engaged in a war of annihilation." This includes staying within day-to-day boundaries of spying, not crossing certain borders and not attacking each other's leadership or diplomats. "Generally the Russians have respected these global red lines, even if those lines are invisible," the official says.

    Once Russian forces poured into Ukraine, the United States had to quickly shift gears.“

    D.h., damit wurde von Anfang an gerechnet.

    “The CIA, like the rest of the U.S. intelligence community, had misread Russia's military capacity and Ukraine's resilience as Russia failed to take Kyiv and withdrew from the north.

    By last July, both sides settled in for a long war. As the war shifted, Washington's focus changed from very public and symbolic troop deployments to Europe to "deter" further Russian moves, to providing weapons to sustain Ukraine's ability to fight. In the face of Zelensky's masterful public lobbying,“

    – das wird sogar vom CIA anerkannt: Der Mann könnte in Hollywood Karriere machen! –

    “the United States slowly and reluctantly agreed to supply better and longer-range weapons, weapons that in theory could threaten Russian territory and thus flirt with the feared escalation.

    "Zelensky has certainly outdone everyone else in getting what he wants, but Kyiv has had to agree to obey certain invisible lines as well," says the senior defense intelligence official.“

    Davon merkt man wenig.

    “In secret diplomacy largely led by the CIA, Kyiv pledged not to use the weapons to attack Russia itself.“

    Hat es aber doch gemacht, eben mit diesen russischen „Legionären“ als Feigenblatt.

    “Zelensky has said openly that Ukraine will not attack Russia.

    Behind the scenes, dozens of countries also had to be persuaded to accept the Biden administration's limits. Some of these countries, including Britain and Poland, are willing to take more risk than the White House is comfortable with. Others – including some of Ukraine's neighbors – do not entirely share American and Ukrainian zeal for the conflict, do not enjoy unanimous public support in their anti-Russian efforts and do not want to antagonize Putin.“

    Da geht es offenbar um Rumänien und die Slowakei. Ungarn sowieso.

    “It fell to the CIA to manage this underworld, working through its foreign intelligence counterparts and secret police rather than public politicians and diplomats. The Agency established its own operating bases and staging areas. The CIA sought help from Ukraine's neighbors in better understanding Putin as well as Zelensky and his administration. Agency personnel went into and out of Ukraine on secret missions, to assist with the operations of new weapons and systems, some of which were not publicly divulged. But the CIA operations were always conducted with an eye to avoid direct confrontation with Russian troops.“

    (…)

    (Newsweek, 5.7.)

  83. Das Bombardement von Lemberg galt der in der Nähe desjenigen Gebäudes, das in den Nachrichten gezeigt wird, befindlichen Militärakademie Petro Sagajdatschnyj, deren Gebäude noch teilweise aus der öu. Monarchie stammen. Dort waren viele ausländische Legionäre und inländische Rekruten kaserniert, die dort eine Schnellsiede-Ausbildung unterliefen.

    Von denen und deren Ausbildnern hat es einige erwischt.
    Auf dem daneben befindlichen Gelände sollen neben anderen Fahrzeugen auch einige Challenger-Panzer vernichtet worden sein.

    (KP, 6.7.)

  84. seit Beginn des russischen Angriffskrieges sind die ukrainischen Soldaten an der Front auch auf Spenden und Hilfsorganisationen angewiesen, um ihre Truppen mit dem Nötigen zu versorgen. Der Vorteil: Es geht unbürokratischer und schneller als über den Staat. Doch je länger der Krieg andauert, desto geringer wird das Interesse an Spenden, wie die „New York Times“ schreibt. Daher lasse sich so mancher Soldat etwas Ungewöhnliches einfallen, um Geld zu sammeln (Quelle hier).

    Die Zeitung hat zum Beispiel Pavlo Vyshebaba getroffen, einen 37-jährigen Zugführer der 68. Brigade. Wenn er nicht an der Front kämpft, dann liest er den Ukrainern seine eigenen Gedichte vor – und hofft so, Spenden sammeln zu können. Kürzlich hat er sich zwei Wochen Urlaub genommen, um durchs ganze Land zu reisen für solche Auftritte. So schaffte er es, genug Geld für seine Brigade zusammenzubekommen und für sie Funkgeräte oder auch Drohnen zu kaufen.

    Andere Soldaten verkaufen Gemälde oder Erinnerungsstücke von der Front, wie etwa abgeschossene Drohnen, heißt es in dem Bericht weiter. Wieder andere bieten an, Artilleriegranaten gegen eine Spende mit persönlichen Botschaften zu versehen. Die „New York Times“ traf zudem einen Feldwebel, auf dessen Auto Raketenwerfer, ein Panzerabwehrraketenwerfer und Munitionskisten zu finden waren. Die Waffen funktionierten nicht mehr, die Kisten waren leer – ihr Bestimmungsort: die Salvador-Dali-Akademie für zeitgenössische Kunst in Kiew. Dort sollten die Stücke ausgestellt und versteigert werden, ein anderer Weg, Geld für die Front zu sammeln.

    Und es gibt den 21-Jährigen, der gefilmt hatte, wie er ein gepanzertes russisches Fahrzeug mit einem Raketenwerfer aufhielt. Das Video dazu ging viral, er bekam Tausende Follower auf Instagram und Telegram und machte den Film somit zu Geld. Etwas, das er als notwendig für seine Einheit ansieht: „Wir reparieren Autos, wir reparieren Ausrüstung, wir reparieren Waffen (…) Es geht alles kaputt“, sagte er der „New York Times“. „Wir bekommen das Zeug nicht geschenkt. Wir kaufen das alles mit unserem eigenen Geld.“

    Tagesspiegel aktuell vom 7.7.23

  85. Wofür spricht das eigentlich?

    Daß die ukrainische Armee knapp bei Kasse ist? Das wäre ja nichts Neues. Erstens verschlingt so ein Krieg viel Geld und zweitens landet ja auch einiges von den hinübergeschobenen Geldern in privaten Taschen.

  86. Oder die endlose Fortsetzung desselben, vielleicht als Stellungskrieg?

    Man kann doch diese beherzten Verteidiger nicht im Stich lassen!

  87. Nein, darauf hat die RAND Corporation ja schon in einer Studie vom Anfang des Jahres hingewiesen: Die USA können einen langandauernden Krieg nicht durchhalten, wenn der nicht "schnell" gewonnen werden kann, gewinnt Rußland.

    Und natürlich kann "man", also die USA, "diese beherzten Verteidiger" im Stich lassen: Die "Realisten" unter den Neokons und Pentagon-Top-Generälen weisen doch schon seit geraumer Zeit darauf hin, daß sich die USA einen Zweifrontenkrieg nun überhaupt nicht leisten könnten, es wird für sie schon schwierig genug sein, einen Krieg gegen China zu gewinnen.

    Zudem haben die USA ja die Ukraine schon "im Stich gelassen": Schon bei der Januar-Sitzung der Ukraine-Support-Group hat Austin bekannt gegeben, daß die Ukraine für ihre Offensive keinen einzigen US-Panzer bekommt, keiner Luftunterstützung durch F-16 (haben die nicht noch rund 1000 Stück davon?) und sonst auch nicht mehr viel. Und da die anderen NATO-Staaten eh nichts mehr haben, GB soll zur Zeit z.B. noch 40 Challenger aus der Garage kriegen, muß die Ukraine eben mit dem auskommen, was sie hat. Oder doch zu Kreuze kriechen und Verhandlungen mit Rußland über die Beendigung des Krieges anfangen.

  88. Biden: USA liefern Kiew Streumunition, weil andere Munition ausgeht

    Die Lieferung der umstrittenen Munition solle nur eine "Übergangslösung" sein, so Biden. Kiew bedankte sich, Moskau sieht eine "Geste der Verzweiflung"

    Die US-Regierung will der Ukraine umstrittene Streumunition liefern und verteidigt sich gegen Kritik an diesem Schritt. "Dies ist ein Krieg, der mit Munition zu tun hat. Und die Munition geht ihnen aus, und wir haben nur noch wenig davon", sagte US-Präsident Joe Biden in einem CNN-Interview, das am Freitag in Teilen veröffentlicht wurde. Deshalb habe er schließlich eine Empfehlung des Verteidigungsministeriums angenommen. Moskau sprach von einer weiteren Eskalation.

    Streumunition werde "nicht dauerhaft, sondern für eine Übergangszeit" geliefert, bis die USA wieder in der Lage seien, mehr von der benötigten Artillerie zu produzieren, so Biden. "Es ist eine schwierige Entscheidung. Es ist eine Entscheidung, die wir aufgeschoben haben. Es ist eine Entscheidung, die einen wirklich harten Blick auf den potenziellen Schaden für die Zivilbevölkerung erforderte", hatte bereits zuvor der nationale Sicherheitsberater von Biden, Jake Sullivan, im Weißen Haus gesagt.

    Russland sieht "Geste der Verzweiflung"

    Russland bezeichnete die von den USA angekündigte Lieferung von Streumunition an die Ukraine als weitere Eskalation im Krieg. "Washington erhöht seinen Einsatz in dem Konflikt weiter", sagte der russische Botschafter in den USA, Anatoli Antonow. Die USA seien so besessen von der Idee, Russland eine Niederlage zuzufügen, dass sie die Schwere ihrer Handlungen nicht berücksichtigten, sagte Antonow. Die Lieferung von Streumunition sei eine "Geste der Verzweiflung", mit der die USA und ihre Verbündeten ihre Impotenz an den Tag legten. 

    Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj dankte hingegen für die neue Militärhilfe. "Ein rechtzeitiges, umfassendes und dringend benötigtes Verteidigungshilfspaket der Vereinigten Staaten", teilte Selenskyj am Freitagabend bei Twitter mit. Er hielt sich in Istanbul zu Gesprächen mit seinem türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdogan auf. 

    (…)

    (Standard, 8.7.)

  89. "Ein rechtzeitiges, umfassendes und dringend benötigtes Verteidigungshilfspaket der Vereinigten Staaten", teilte Selenskyj am Freitagabend bei Twitter mit.

    Das ist natürlich komplett gelogen: Selenskyj fordert doch schon seit Jahr und Tag immer mehr "Verteidigungshilfen" (so vor allem F-16 und Panzer), und natürlich auch erheblich mehr als nur weitere Artilleriemunition. Und da alles erst kommen wird, wenn die aktuelle Offensive mit einer Niederlage ausgegangen sein wird, ist "rechtzeitig" ein Hohn.

  90. Ich jetzt nicht mehr: Da Erdogan dem Typen seine Nazis zurückgegeben hat, wird er jetzt bei Putin nicht mehr so sonderlich gut dastehen. Er wird Zelenskyj wahrscheinlich gesagt haben, daß der sich daraufhin das Getreideabkommen jetzt nun wirklich knicken kann, worauf Zelenskyi ihm wahrscheinlich gesagt hat, Scheiß drauf! Wen aber Erdogan wirklich die Seiten wechseln will und Zelenskyj mit seinem Betteln bei Erdogan Erfolg hatte, dann wird es sicher harte Zeiten geben für die Türkei. Sowas würde Rußland sicher nicht einfach hinnehmen.

  91. Ich nehme nicht an, daß Erdogan dergleichen vorhat. Ich nehme eher an, daß die paar zurückgeschickten Azow-Leute ein Trostpflaster sind dafür, daß weitere Unterstützung der Ukraine nicht drin ist.
    Die Türkei ist ja auch froh, diese Typen loszuwerden. Möglicherweise hat der Sultan das vorher sogar mit Rußland ausgeschnapst, pardon, ausgescherbetet. laugh
    Und beim derzeitigen Stand der Dinge werden die vermutlich kein langes Leben haben, wenn man sie an der Front einsetzt.

  92. But if it were up to Zaluzhny alone, this is not how he would get the job done. He would fight with air superiority. He would fire back at least as many shells as the Russians are firing at his troops. And he would have cruise missiles that could match Moscow’s. Instead, modern fighter jets, such as the U.S.-made F-16, are not expected on the battlefield until next year. Ukraine’s ammunition supply is constrained, with the Russians often shooting three times as much in a day.

    https://www.washingtonpost.com/world/2023/07/14/ukraine-military-valery-zaluzhny-russia/

    Die WP muß das ganz schön runterkochen, was der Mann so sagt: Keine Silbe zur niederlage im Krieg um die Produktion von 155mm-Granaten. Sie trauen sich noch nicht mal, Zalushnyj zu zitieren, der noch im letzten WP-Artikel gejammert hatte, daß die russischen Artillerie an manchen Tagen an manchen Orten sogar 10:1 überlegen ist.

    Und seit wann sind 40 Jahre alte, ausgemusterte F-16 kurz vor der Verschrottung denn "moderne Kampfflugzeuge? Da sind ja selbst die MiG-29, die Rußland noch hat, moderner!

  93. Ukraine braucht bis zu 300 Panzer und 80 F-16-Jets
    Die Ukraine braucht nach eigenen Angaben für ihre Gegenoffensive zur Rückeroberung russisch besetzter Gebiete hunderte zusätzliche Panzerfahrzeuge und bis zu 80 F-16-Kampfjets. Sein Land brauche "insbesondere 200 bis 300 gepanzerte Fahrzeuge" sowie "60 bis 80 F-16-Kampfjets, um den Luftraum gut abzuriegeln", sagte der ukrainische Präsidentenberater Michailo Podoljak der Nachrichtenagentur AFP in einem Interview.

    https://www.n-tv.de/politik/Ukraine-braucht-bis-zu-300-Panzer-und-80-F-16-Jets-article24273030.html

    Ich will mal nicht kleinlich sein, aber Panzer und gepanzerte Fahrzeuge sind nun wirklich nicht das Gleiche. Und schon in seinem Economist-Interview letztes Jahr hat Saluschnyj ja davon gesprochen. daß er 300 Panzer und 500-700 gepanzerte Fahrzeuge braucht. Hat er aber nicht bekommen und wird er wohl auch jetzt nicht kriegen.

    Interessanterweise hat Saluschnyj im letzten Dezember noch keinen Piep vorgebracht in Bezug auf F-16. Aber selbst die USA sagen ja, daß die eh nicht die neue Wunderwaffe seien:

    The battlefield conditions in Ukraine are currently "not ideal" for the employment of F-16 fighter jets, said Lieutenant General Douglas Sims, the director of operations of the Joint Staff, on July 13.

    "The conditions right now for the employment of the F-16s are probably not – they're probably not ideal," the general said at a press briefing.

    "I mean, the Russians still possess some air defense capability.  They have air capability.  And the number of F-16s that would be provided may not be perfect for what's going on right now," he clarified.

    https://kyivindependent.com/pentagon-ukraine-battlefield-conditions-for-f-16-employment-not-ideal/

    General Milley hat gestern dazu bei der Pressekonferenz von ihm und Austin zum 14th meeting of the Ukraine Defense Contact Group gesagt:

    Now, having said that, just do a quick math drill here. Ten F-16s are $2 billion, so the Russians have hundreds of fourth- and fifth-generation airframes. So if they're going to try to match the Russians one for one, or even, you know, two-to-one, you're talking about a large number of aircraft. That's going to take years to train the pilots, years to do the maintenance and sustainment, years to generate that degree of financial support to do that. You're talking way more billions of dollars than has already been generated.

    So the key thing is to focus on air defense, focus on the blocking-and-tackling sort of offensive combined arms maneuver, which is artillery, as both long-range and short-range artillery, and then get in your engineers and your mine-breaching equipment. That's the kind of stuff they need. That's what they want. That's what they're asking for. When I talk to Zaluzhny, that's what he's asking for

    https://www.defense.gov/News/Transcripts/Transcript/Article/3462659/secretary-of-defense-lloyd-j-austin-iii-and-joint-chiefs-of-staff-chairman-gene/

  94. Laut russischen Medien geht die ukrainische Luftabwehr inzwischen auf dem Zahnfleisch. Die Patriots wurden offenbar entweder geknackt oder sie haben keine Munition mehr. Die restlichen scheinen auch schon ziemlich sparen zu müssen mit den Geschoßen.

    Was die Panzer und gepanzerten Fahrzeuge betrifft, so behauptet die russische Seite, ungefähr ein Drittel zerstört zu haben.

    Man hört interessanterweise zwar immer wieder von russischen Bombardements – auf Kiew, auf Lemberg, auf Nikolajew, auf andere Ortschaften – und dann wird behauptet, der größte Teil sei abgefangen worden. Natürlich wurden nur zivile Gebäude getroffen.
    Was aber wirklich Ziel war und auch getroffen wurde, sind Kasernen (Lemberg), Waffen- und Munitionslager, Treibstofftanks usw.

  95. Beim jetzigen Großangriff auf Odessa ist mir aufgefallen, daß die Ukraine nicht mehr wie sonst behauptet hat "alles" abgeschossen zu haben, jetzt haben sie nur noch 37 von 63 gesagt. Und das in der Stadt, die nach Kiew die bester Luftabwehr haben soll.

    Die ukrainische Luftabwehr wird sicherlich wieder einen Boost bekommen, wenn die USA anfangen, NASAMS zu liefern. Und dafür gibt massenhaft Munition.

    Was die Verluste an Panzern und anderen gepanzerten Fahrzeugen angeht hat auch die Washington Post geschrieben, daß die AFU in den ersten Angriffen 20% verloren habe und dann mit den "vorsichtigeren" Angriffen immer noch 10%.

  96. Die NASAMS sind angeblich schon seit einiger Zeit in der Ukraine:

    „Ukraine zeigt erstmals Raketenabwehrsystem NASAMS im Einsatz

    Ukrainische Streitkräfte behaupten, mit NASAMS bereits über 100 Raketen und Drohnen abgefangen zu haben.

    Die ukrainischen Streitkräfte sind seit November 2022 im Besitz von NASAMS. Dabei handelt es sich um Boden-Luft-Raketenabwehrsysteme, die die USA der Ukraine zur Unterstützung im Krieg gegen Russland zur Verfügung gestellt haben.

    In einem jetzt veröffentlichten Video zeigt die ukrainische Armee erstmals offiziell ein NASAMS im Einsatz. Zu sehen ist in den Aufnahmen unter anderem, wie ein russischer Marschflugkörper des Typs Kh-101 abgeschossen wird (ab Minute 4:10).

    (…)

    (FutureZone, 11.4.)

    Daß die der erwartete Game-Changer wären, ist mir bisher entgangen. Sie scheinen eher eine Art Lücke zu füllen, weil sonst nicht mehr viel da ist.

  97. Laut ukrainischen Verlautbarungen wurden in Odessa vor allem Getreidespeicher und Hafenanlagen zur Verladung von lw. Schüttgut getroffen.

    Das kann aber nicht die ganze Wahrheit sein. Im Schatten des Getreidedeals wurden in Odessa – und ebenso in Otschakow – militärische Einrichtungen für die Kriegsführung im Schwarzen Meer ausgebaut. Beide Attacken auf die Krim-Brücke gingen von Odessa aus.

    Man kann annehmen, daß die Gegend weiter Ziel von Bombardements werden wird.

  98. @Neoprene

    Wenn ich über deinen Post und den FutureZone-Artikel nachdenke, so ist auffällig, daß ihr beide meint, da wäre „massenhaft“ bzw. in „hohen Stückzahlen“ Munition da.

    Der Artikel ist vom April und die „hohen Stückzahlen“ sind schon etwas bescheidener als dein „massenhaft“.

    Ich vermute, das ist eher die euphorische Formulierung davon, daß da noch etwas da ist, zum Unterschied von den anderen Artilleriesystemen, wo die Munition fast am Ausgehen ist.

  99. Ich kopiere T.G. Zusammenfassung der Kriegsgründe aus 'overtone'

    „Die Wahrheit ist, weder „der Westen“, noch die Russische Föderation können den Imperiumskrieg „gewinnen“ ODER „verlieren“, der aus westlicher Sicht ein Russlandkrieg, aus russischer Sicht ein NATO-Krieg ist. Weil das so ist, ist er überhaupt begonnen worden!
    (…) Im vorliegenden Fall hat das postsowjetische Staatswesen von allem Anfang an den Anspruch gehabt und verfolgt, Teil des Imperiums zu werden und im Ansatz bereits zu sein. Und zwar in klarer Zurückweisung einer Alternative, die hätte lauten können, sich von Europa Richtung Asien „abzuwenden“.
    „Der Westen“, und zwar von Beginn an alle drei Haupt-Bestandteile, USA, EU (i.W. Deutschland und Frankreich) und NATO haben diesen Anspruch mit einem:  „Joah, aber strikt zu unseren Bedingungen“  beantwortet.  Wobei diese „Bedingungen“ ihrerseits kriegsträchtige (zwischen den westlichen Mächten kriegsträchtig) Gegensätze aufwiesen.
    Die USA stellten andere, als die EU (die Gegensätze zwischen D. und F. vernachlässige ich) und das UK hatte eine Sonderrolle, die Gegensätze zu beiden aufwies, und umständehalber das Königreich zu einer politischen Hauptstütze der NATO gemacht hat.(…)". ]20.7.,  6.35 Uhr]
    https://overton-magazin.de/kolumnen/kohlhaas-unchained/wann-ist-man-eine-kriegspartei/#comment-49954

    —-

    mein Zusatz: Wobei die innenwestlichen Kriegsgründe historisch maßgeblich durch die USA nach dem 2. Weltkrieg (mittels Gründung von NATO, Marschallplan, EWG) als auszufechtende verboten worden sind, um einen gemeinsamen Westblock gegen den Ostblock zu errichten. [Dass die Emanzipation Europas seit 1945 bis heute ihrerseits kriegsträchtige Gründe gegen die USA hervorgebracht hat bzw. erst durch diese vollzogen worden ist, spielt aktuell deswegen fast keine Rolle, weil die EU als Weltmacht aktuell nahezu komplett im Windschatten der USA segelt.]

    —–

    Zusätzlich weise ich auf das neue Jourfixe-Protokoll hin, welches sich vor allem an den russischen Kriegsgründen und aktuellen -strategiestreitigkeiten abarbeitet:

    https://de.gegenstandpunkt.com/sites/default/files/jf-protokolle/jf230710-Prigoschins%20Aufstand.pdf

  100. Na ja.

    „Im vorliegenden Fall hat das postsowjetische Staatswesen von allem Anfang an den Anspruch gehabt und verfolgt, Teil des Imperiums zu werden und im Ansatz bereits zu sein.“

    Unter Jelzin war das so, aber unter Putin ist es davon abgekommen.

    Inzwischen ist, wie auch immer wieder von russischer Seite erwähnt wird, eine multipolare Welt das Ziel, wo „das Imperium“, wie TG es nennt, auf ein eine normale Mitgliedschaft zurechtgestutzt wird.

  101. Auszug aus dem GSP-Artikel:  "Die drei Gründe des Ukraine-Krieges"

    (…) Sicherheit reklamiert Russland  für sich als Weltmacht, die ganz anders als alle anderen Staaten autonom, wirklich nur nach eigenem pflichtschuldigen Ermessen, über die Reichweite ihrer Ambitionen und die Sicherheit ihrer Macht entscheidet; die „auf Augenhöhe“ mit der Supermacht USA, also auf von keinem anderen Staat erreichtem Niveau, die Gewaltverhältnisse zwischen und in den souveränen Nationen der Welt maßgeblich mitbestimmt; und die das auch durchzusetzen vermag. Dieser Status beruht auf der Fähigkeit zu einer militärischen Abschreckung, die dem Land den letztlich bedingungslosen Respekt des großen Gegners sichert und damit dessen Monopolanspruch auf Gewalt über die globalen Gewaltverhältnisse wirksam bricht. Ebendieser Status ist – nicht erst, aber definitiv – durch das Vorrücken der NATO und ihrer Führungsmacht in die Ukraine angegriffen. Die russische Regierung nimmt daran die schrittweise in die Tat umgesetzte Absicht wahr, den Anspruch und das Recht ihrer Nation auf Sicherheitsgarantien gleichen Ranges wie die, die der Westen für sich in Europa beansprucht und sich zu verschaffen weiß, also auf Sicherheit für ihren Bestand als Weltmacht offensiv zu bestreiten. In diesem Sinn führt sie schon lange, seit dem Wiederaufbau eines soliden staatlichen Gewaltmonopols nach der Jelzin-Ära, diplomatisch Beschwerde über den Bruch aller Zusagen der NATO, sich nicht oder nur eingeschränkt, geographisch und kräftemäßig begrenzt, nach Osten auszudehnen, die im Zuge der Liquidierung des sowjetischen Machtblocks abgegeben worden sind. Gemäß der Warnung, die mit diesen Beschwerden übermittelt worden ist, erklärt sie die fortdauernden politischen Angriffe und militärischen Übergriffe auf ihren Besitzstand im Osten und Süden der Ukraine zum strategischen Ernstfall. Für sie entscheidet sich hier, wie weit, am Ende: ob überhaupt noch die USA und ihre Verbündeten bereit sind, Russland als autonome Macht zu respektieren, die ihren Sicherheitsbedarf selbst und gleichgewichtig zu dem der anderen Seite definiert und auch durchzusetzen vermag. (…)
    https://de.gegenstandpunkt.com/artikel/drei-gruende-ukraine-kriegs

    Dass Russland den Anspruch, von den USA als Weltmacht Nr. 2 behandelt und respektiert werden zu wollen, inzwischen mit der Floskel einer multipolaren Weltordnung bemäntelt, täuscht über diese Grundlage russischer Weltsicht, und darin reklamieren sie, von den USA respektiert zu werden, nicht hinweg. (Dass der Westen es daran an Respekt fehlen lasse, ist einerseits logisch: der Westen will sie je als Weltmachtansprüche beseitigen. Dass Russland das nicht mit sich machen lassen will, zeigt sich daran, dass es immer wieder seinen autonomen Machtanspruch auch zeigt – z.B. aktuell bei den sogenannten Getreideverhandlungen, sowie z.B. daran, dass es ukrainische Offensiven etc. ins Leere laufen lassen will. Und immer wieder mal andeutet, dass russisches Militär auch zu noch gröberen Mitteln greifen könnte, also, wie der Westen, auch seinerseits diverseste Abschreckungspotentiale zusätzlich bereit hält – um den diplomatischen Standpunkt, von den USA als gleichrangige Weltmacht respektiert werden zu wollen, durchsetzen zu können.). Zur näheren Darstellung, welche Probleme Putin mit solchem Kriegsgrund mit Teilen seiner eigenen Militärs sich einhandelt, vgl. das Jourfixe-Protokoll. (Immerhin hat Russland für die Geltung dieses Standpunkts auch weltweit andernorts Militärs aufmarschieren lassen, und will davon kein Jota zurücknehmen, brüskiert dafür in Syrien evtl. sogar die Türkei, und auch die Verlegung von Machtpotentialen nach Belarus unterstreicht russische Weltordnungs-Ansprüche.)
    Dass der Wesen derzeit die Ukraine den Krieg gegen solcherlei russische Ansprüche ausfechten lässt, und dass es aktuell um das Thema Taiwan sich nicht hochschaukelt, sei nicht als Beruhigungspille gemeint: Ausgang ungewiss.
    Ein deutscher think-tank befürchtet, dass unter einem republikanischen Präsidenten die Lage “ganz schlimm” würde, aus deutscher Sicht: “Ohne Anspruch auf eine globale Führungsrolle oder die Durchsetzung von Menschenrechten könnte sich ein solcher Präsi­dent mit einer Art nationalistisch-protektionisti­schem Minimalkonsens arrangieren. Die Folgen für Amerika und die Welt wären unabsehbar….”
    https://www.swp-berlin.org/publikation/usa-und-china-auf-kollisionskurs#hd-d33174e2335

  102. (…)  Die Russen nämlich, seit dreißig Jahren zum Kapitalismus bekehrt, sind selber Teil der Wirtschaftsordnung und haben an ihr gar nichts Wesentliches auszusetzen gehabt, jedenfalls bis zum Krieg hin. Sie machen, was alle kapitalistischen Staaten machen: Sie setzen auf die Verlässlichkeit von Verträgen, sie benutzen fremdes Geld, und sie geben eigenes Geld in fremde Hände, sie respektieren fremdes Eigentum. Bis lange in den Krieg hinein waren sie noch vertragstreu, was ihre Lieferverträge für Energie und Rohstoffe betrifft.

    Nur eins wollen sie nicht: eine Unterordnung unter Amerika. Das kommt für Russland nicht. infrage. Unterordnung unter die Regeln der Weltwirtschaft: Damit haben sie gar kein Problem. Aber eine Unterordnung unter die Macht, die die Regeln in der Weltwirtschaft setzt und durchsetzt, für deren Gültigkeit sorgt, eine Unterordnung unter diese Macht kommt für das große Russland nicht infrage. Da gibt’s dann Stellungnahmen der Art: Russland kann nur auf gleichberechtigter Basis mit anderen verkehren und kann nicht Vasall der Angelsachsen werden. So reden die da. Was ist also die Stellung? Die Stellung heißt eigentlich: Die Unterordnung unter die Weltwirtschaftsregeln, unter die Prinzipien des kapitalistischen Weltmarkts, ist den Russen kein Problem. Die Unterordnung unter die Vormacht der USA kommt aber nicht infrage. Das sagt der Russe nicht gleich wörtlich so, aber dem Gedanken nach sagt er: Das muss sich doch trennen lassen: Den Regeln des Weltmarkts gehorchen wir gern, aber der Vormacht USA beugen wir uns nicht. Das ist eine eigentümliche Stellung. Was heißt eigentümlich? Jedenfalls eine Stellung, die man erst einmal festhalten muss: Der Weltwirtschaft und ihren Prinzipien beugt man sich, letzten Endes aus eigenem Interesse. Der Macht, die das alles sicherstellt, beugt man sich nicht. 

    Dem steht jetzt der Westen gegenüber und sagt vor allen Dingen eines: Die Russen haben die Friedensordnung gebrochen und sind dadurch nicht nur eine Bedrohung, sondern eigentlich die Aufhebung dessen, was unsere regelbasierte Weltordnung ist und braucht. Und von der leben wir doch. Die westlichen Staaten haben im Grunde genau den entgegengesetzten Standpunkt wie die Russen. Sie sagen: Die Weltwirtschaft und die Unterordnung unter unser Gewaltverbot lassen sich doch überhaupt nicht trennen. Die Russen kämpfen um die Trennung, und der Westen besteht darauf, dass sich das nicht trennen lässt, dass das in eins fällt: Friedensordnung und Unterordnung unter unsere Weltwirtschaft ist dasselbe. (…)"  
    (Auszug aus einem Transkript eines Interviews mit Peter Decker)
    https://wissenundkritik.de/wp-content/uploads/2023/07/Transkript-Peter-Decker-Friedensordnung-13.12.22.pdf

  103. Dass Russland den Anspruch, von den USA als Weltmacht Nr. 2 behandelt und respektiert werden zu wollen, inzwischen mit der Floskel einer multipolaren Weltordnung bemäntelt, täuscht über diese Grundlage russischer Weltsicht … nicht hinweg.

    Das ist eine falsche Vorstellung von den russischen Ambitionen.

    Dergleichen „Analysen“ leben von einem inzwischen etwas überholten Imperialismusbegriff, nach dem „imperialistisch“ nur die kapitalistischen Nationen sein können.

    Imperialistisch, also sich über die eigenen Landesgrenzen hinaus Respekt verschaffen wollend, sind alle Staaten.
    Die nach dem II. Weltkrieg von den USA durchgesetzte Ordnung setzt(e) Spielregeln, wie sich die Staatenwelt der westlichen Hemisphäre im Rahmen dieser Weltordnung zu betätigen hätte – nach Maßgabe der USA, die damit die Welt sozusagen aufsperrte für das US- – und in seinem Schlepptau – europäische Kapital.

    Diese Weltordnung dehnte sie nach dem Fall des Eisernen Vorhangs auch auf die Staaten des ehemaligen sozialistischen Blocks aus.

    Inzwischen ist aber diese Vorherrschaft der US-Weltordnung an ihr Ende gekommen, weil innerhalb des von ihr etablierten Systems Staaten groß geworden sind, die aus verschiedenen Gründen erstens mit der US-Vormachtstellung unzufrieden sind und sich es zweitens auch leisten können, dagegenzuhalten.

    Die „multipolare Weltordnung“, auf die Rußland beharrt, ist nicht der Versuch – wie der oben gepostete Artikel annimmt – als Weltmacht neben den USA die Welt zu beherrschen.
    Rußland will eine Weltordnung, in der es keine Weltmächte gibt, die anderen ihre Bedingungen diktieren.

    Ob Rußland, China, Iran, Nordkorea, Brasilen oder Venezuela – sie alle sollen ihre nationalen Ambitionen entfalten können, unter dem Schutzschirm von Rußland und China, die ihnen ihre Souveränität garantieren.

    Das ist also ein Angebot sowohl an diejenigen Staaten, die unter Sanktionen der Weltmacht und ihrer Satelliten stehen, als auch an diejenigen Staaten, die – wie Argentinien, aber auch viele afrikanische Staaten – mit der bisherigen Weltordnung schlecht gefahren sind.
    Gleichzeitig setzt Rußland auch Nationen wie der Türkei Grenzen ihrer imperialen Ansprüche, was in der arabischen Welt wohlwollend aufgenommen wird.

    Ich habe so meine Zweifel, ob dieses multipolare System funktionieren kann – aber man muß einmal zur Kenntnis nehmen, daß das das ist, was Rußland anstrebt. Es will Schutzmacht einer Welt souveräner Staaten sein, denen niemand in ihre inneren Angelegenheiten hineinregiert.
    Im Grunde ist es das sowjetische Ideal der Völkerfreundschaft, das hier unter neuen Bedingungen verkündet und angestrebt wird.

    Das Gerede davon, daß Rußland seine „eigentlichen“ Weltmachtambitionen mit der Vorstellung der multipolaren Weltordnung „bemäntelt“ und das das eine „Floskel“ sei, übernimmt das Feindbild des Westens, demzufolge Rußland eine böse imperiale Macht ist, die sich die Welt untertan machen will.

  104. Im Klima-Thread hast du richtig hervorgehoben, dass alle kapitalistische Nationen per se imperialistische Ambitionen haben, andere als kapitalistische Staaten gibt es ja auch (fast) gar nicht mehr. Und dass man bei der Außenpolitik der Russen nur an deren schönfärberische eigene Vorstellungen denken soll, und nicht an Realitäten ihrer tatsächlichen Außenpolitik, leuchtet mir irgendwie als denkerischer Fortschritt nicht ein. Schönfärberische Begriffe für seine Außenpolitik benutzt schließlich heutzutage noch jeder bürgerliche Staat, bzw. hier geht es ja nicht um jeden Staat, sondern um die Konkurrenz derjenigen Staaten gegeneinander, die als Weltmächte "Regelungsbedarfe" auf dem kompletten Globus nicht nur entdecken, sondern machtmäßig durchzusetzen suchen, und das auch tun. Die einen setzen ihre Gewaltmittel dafür ein,  z.B.  in Mali endlich eine multipolare Weltordnung durchsetzen zu wollen, die anderen setzen in Mali ihre regelbasierte Ordnung durch.   Das Resultat soll dann Frieden heißen, stabile Staatlichkeit,  oder multipolare Ordnung.  Jede dieser Bezeichnungen ist Ideologie dafür, dass die eigene Vorstellungen von dem eigenen Staatsinteresse nützlicher Außenpolitik mit dem Rest der Welt mit entsprechend passenden Gewaltmitteln und Gewalteinsätzen durchgesetzt und/oder als Regelwerk abgesichert worden sind. (Das mag sich dann Bekämpfung des Islamismus nennen, oder Schutz von Bergwerken, oder Ausbildung staatlicher Eliten – je nachdem…)

  105. Worauf ich eigentlich hinauswill, ist, daß die multipolare Weltordnung nicht schönfärberisch ist. Sie ist ernst gemeint. Rußland will eine andere Weltordnung durchsetzen, nicht nur sich in der bestehenden weiter nach vorne katapultieren.

    Und zwar ergeht das Angebot an alle Staaten der Welt, dort mitmachen zu können, ohne daß ihnen wer was in ihre Innenpolitik hineinredet, Farbrevolutionen veranstaltet, Sanktionen erläßt usw.

    Alle Gegensätze sollen, wenn schon, dann eben kriegerisch ausgetragen werden.

    Aber darüber, ob es dort demokratisch zugeht oder nicht, oder wie weit die Marktwirtschaft gilt oder nicht – dazu soll es in dieser neuen Weltordnung keinerlei Vorschriften geben.

    In einem gewissen Sinne knüpft die russische hier an die sowjetische Außenpolitik an. Dort war man ja auch nicht heikel in der Wahl der Partner, wenn man an bestimmte Verbündete in der arabischen Welt denkt oder an das Verhältnis zu Indien.
    Im Grunde war man das auch im Westen nicht, wenn man sich an diverse Gorilla-Regimes in Lateinamerika erinnert, oder an afrikanische Diktatoren. Erst nach der Wende 1990/91 kam dieser Anspruch auf, daß es überall demokratisch zuzugehen habe.

  106. Ja, Russland will eine andere Weltordnung durchsetzen. Nämlich eine, in der es als Weltmacht Nr. 2 mit seinen Weltordnungsschritten und -bedürfnissen respektiert wird.  Und damit sind zuvörderst die USA adressiert, denn beide Staaten können mit entsprechenden Abschreckungsmitteln und Eskalationsmöglichkeiten sich wechselseitig darin bedrohen, die absolute Geltung dieser Ansprüche auch gegeneinander durchsetzen zu können.  Die Nachgiebigkeit bzw. Unversöhnlichkeit der je anderen Seite wird aktuell immer mal wieder mörderisch ausgetestet und dann geschaut, wie weit man mit den je eigenen Ansprüchen gekommen ist.  Oder ob man ein weiteres Stück beim Zerstören eskalieren muss, damit die andere Seite eher einzulenken bereit werden soll….

    Vom tatsächlichen oder anzudrohenden Einsatz solcher Abschreckungsszenarios  ist der Rest der Welt zumeist meilenweit entfernt….   (Und was zukünftig mit 'multipolar' gemeint sein könnte. …  mhm…..)

  107. Na ja, bei dieser, hmmm, etwas verkürzten Betrachtungsweise wird – auch ähnlich wie in der westlichen Propaganda – durchgestrichen, daß Rußland und China Verbündete sind.

    Diese oben skizzierte neue Weltordnung ist beiden ein Anliegen – und dagegen schaut die alte Welt langsam alt aus, auch wenn sie sich bemüht, die Sache anders darzustellen.

  108. Selbst wenn diverse “Vermittler” sich jetzt wieder für Verhandlungen für ein neues Getreideabkommen stark machen – so soll auch das dann nicht als Stärkung der russischen Position gedeutet werden können. Russland solle sich ausländische Wünsche zu eigen machen, und denen dann nachkommen. Daher wird im Vorfeld jetzt darüber berichtet, dass es die Ukraine sei, die sich dafür stark gemacht habe, und um deren Getreideexporte ginge es.   (Wo doch traditionell eigentlich unter "Verhandlungen"  etwas bilaterales zu verstehen ist,  und russische Interessen ja auch eigentlich Teil der Verhandlungslösung, so es sie denn gibt, sein würden….):
    “Die ukrainischen Getreidelieferungen müssten rasch wieder möglich gemacht werden, forderte der stellvertretende UNO-Botschafter Pekings, Geng, in New York. Zugleich verwies er auf die Erklärung des Generalsekretärs der Vereinten Nationen, Guterres, alles zu tun, um sicherzustellen, dass sowohl ukrainisches Getreide als auch russische Lebensmittel und Düngemittel auf die Weltmärkte gelangten. Der chinesische Gesandte äußerte die Hoffnung, dass Moskau und die UNO zusammenarbeiteten, um die Exporte aus beiden Ländern zu einem frühen Zeitpunkt wieder aufzunehmen. Auch westliche Staaten sowie Entwicklungsländer verlangten von Russland ein neues Getreideabkommen.”
    https://www.deutschlandfunk.de/china-draengt-russland-zu-neuem-getreideabkommen-100.html
    [… und das ist immerhin der gemäßigste aufzufindende Kommentar…]

  109. Es ist schon erstaunlich wie realistisch/pessimistisch die westlichen pro-Ukraine Medien innerhalb der letzten Wochen geworden sind:

    Ukraine and the West are facing a devastating defeat

    https://www.telegraph.co.uk/news/2023/07/18/ukraine-and-the-west-are-facing-a-devastating-defeat/

    oder heute der Spiegel:

    Die Schuld des Westens an der Abnutzungsschlacht

    https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-krieg-warum-die-ukrainer-nun-fuer-die-versaeumnisse-des-westens-buessen-muessen-a-a421db48-1b8b-4005-b80a-6d26a8753b74

    Der Mangel an Sowjetmunition war der Grund, warum die USA inzwischen mehr als 150 moderne Geschütze geliefert haben. Molfar ist voll des Lobes für die M777. Sie sei vergleichsweise leicht, lasse sich einfach bedienen und schieße genau. Aber nun stehen die ukrainischen Truppen vor einem Problem, das sie schon zu Anfang des Krieges hatten: Ihnen gehen die Granaten aus. …

    Der Nachschub stockt, weil es der Westen versäumt hat, rechtzeitig die Produktion hochzufahren. Noch zur Jahreswende fertigten die USA ganze 14.000 155-Millimeter-Granaten pro Monat – so viel, wie die Ukraine in zwei bis vier Tagen verbraucht. Die westliche Welt war auf eine Neuauflage der Kriegsführung wie im Ersten Weltkrieg nicht eingestellt. …

    Wenn es gut läuft, werden die USA Ende des Jahres 24.000 Granaten pro Monat herstellen – was nicht einmal ein Fünftel des derzeitigen Bedarfs decken würde.

    Der Mangel an Munition ist Symptom eines tiefer liegenden Problems. Mit der Gegenoffensive der Ukraine war die Hoffnung verbunden, dem Krieg eine entscheidende Wende zu geben. In Kiew und den Hauptstädten des Westens träumte man davon, dass die Ukraine bis zum Asowschen Meer vorrücken könnte, um so den Russen den Landweg zur Krim abzuschneiden. Die Möglichkeit, die illegal annektierte Halbinsel im Schwarzen Meer zurückzuerobern, sollte die Bedingungen für belastbare Friedensverhandlungen schaffen. …

    Als die Offensive Anfang Juni begann, fuhren die Ukrainer mit ihrem modernen westlichen Gerät auf Minen, die die Russen über Monate verlegt hatten. Und sie wurden von Hubschraubern und Kampfflugzeugen unter Feuer genommen, gegen die sie sich kaum wehren konnten, weil moderne Flugabwehr fehlt. Westliche Berater hatten den Ukrainern empfohlen, massiv und schnell vorzustoßen und dabei die Waffengattungen gleichzeitig zu nutzen: Infanterie, Panzer, Artillerie.

    Aber weil dies zu hohen Verlusten bei Mensch und Material führte, legte die ukrainische Armee eine Pause ein und verfolgt nun eine andere Taktik: Sie verfeuert große Mengen Granaten und rückt zu Fuß in kleinen Infanteriegruppen vor. Die Verluste sind nun nicht mehr so massiv wie zu Beginn, doch größere Geländegewinne gibt es auch nicht.

  110. @Neoprene

    gegen die sie sich kaum wehren konnten, weil moderne Flugabwehr fehlt
     

    Nun ja. Die ganze ukrainische Luftabwehr ist inzwischen schwach beinander und die russische Seite behauptet, seit Beginn der Operation über 400 ukrainische Flugzeuge und Hubschrauber abgeschossen zu haben.

    Was immer da mit „modern“ gemeint sein soll: Mit ein paar F16 im nächsten Jahr wird sich da auch nicht viel ändern. 

    Dem Pessimismus der von dir zitierten Blätter steht übrigens ein Heer von Propagandisten gegenüber, die Rußland aus dem letzten Loch pfeifen hören, Putin stünde kurz vor dem Sturz, die russische Armee ist ein einziges Chaos, die Ukraine muß nur noch kurz durchhalten und der Sieg ist ihrer.

  111. Dem Pessimismus der von dir zitierten Blätter steht übrigens ein Heer von Propagandisten gegenüber, die Rußland aus dem letzten Loch pfeifen hören

    Ja das stimmt. Aber bis vor sagen wir mal drei Wochen hat die gesamte NATO-Presse solche nun wirklich nicht schwer zu erkennenden Rahmenbedingungen nicht sehen wollen. Und The Daily Telegraph und Der Spiegel waren nun wirklich von Anfang an der vordersten Propagandfront

  112. Every 100m Cost 4-5 Men’: Ukraine’s Frontline Fighters Report Bloody Battles, Battered Morale

    Ukraine’s grinding offensive is slowly gaining ground at the price of a continuous flow of dead and wounded. Soldiers say they will fight on but morale is suffering with no quick end in sight.

    https://www.kyivpost.com/post/19707

    Ukraine’s counter-offensive is failing, with no easy fixes
    Kyiv complains that it doesn’t have air power, but that is not the real source of its recent struggles
    https://www.telegraph.co.uk/news/2023/07/21/ukraines-counter-offensive-is-failing-with-no-easy-fixes/
    “The question to be asked is: are the Ukrainians prepared – militarily, politically, financially – to carry out months and potentially years of these attacks to penetrate 1914-18 style defensive belts of tank traps, barbed wire, minefields, bunkers and trench lines? … Ukraine is already outnumbered in every military capability. Its dire shortage of armoured vehicles means that Kyiv is approaching this counter-offensive with immense caution. Many Nato-supplied tanks and infantry fighting vehicles were knocked out during early probing attacks.”

    Das kommt von einem der strammesten pro-Ukraine-Medientypen.

  113. Behind Washington’s Decision to Supply Cluster Bombs to Ukraine

    On July 12th, in Vilnius, Lithuania, Biden invoked the Cold War with Russia, which began in the nineteen-forties, lasted until the Gorbachevian interregnum, and seems to be re-starting, after thirty years. He said »we will not waver« no matter how long the Ukraine war lasts, that »Putin still wrongly believes that he can outlast Ukraine,« and that Putin, if he »still doubts our staying power,« is »making a bad bet.«“

    Davon, daß dieser Krieg zu gewinnen ist, ist keine Rede mehr, und für die Ukraine sind das keine guten Nachrichten.

    „What happens next is a continuing dilemma for the United States, Ukraine, and NATO: it’s understood, and widely agreed, that Russia cannot be permitted to “win” the war in Ukraine. But it’s also understood that Putin, as long as he remains in power, will not permit Russia to “lose” and suffer a national humiliation.“

    Das ist nett ausgedrückt. Es liegt also nur an der Person Putins und hat gar nichts mit der Stärke der russischen Armee zu tun.

    (…)

    (New Yorker, 23.7.)

    Die weiteren Überlegungen des Artikels, daß auch dieser Krieg einmal zu Ende gehen wird, dienen der Beruhigung des Publikums, stehen aber in Widerspruch zu den vorherigen Ausführungen.

  114. Es wurde ja öfter schon mehr Sparsamkeit im Umgang mit den gelieferten Geschoßen angemahnt, bei Patriot-Raketen und anderen.

    Das ist schon eine Krise einer Kriegspartei, wenn sie mit Munition sparen muß …

  115. Informationen aus erster Hand:

    „Blinken: Ukraine hat 50 Prozent des besetzten Landes zurückerobert

    US-Außenminister Antony Blinken machte in einem Interview mit dem Fernsehsender CNN genauere Angaben zum Fortschritt der ukrainischen Gegenoffensive. Die Ukraine hätte rund 50 Prozent des Landes, das von Russland seit Beginn der Invasion im Februar 2022 eingenommen wurde, wieder zurückerobert, sagte er am Sonntag. Zudem sagte er, dass die Gegenoffensive der Ukraine noch jung sei und es sei »tough“. Fortschritte aus ukrainischer Perspektive werde es seiner Einschätzung nach erst in ein paar Monaten geben.“

    (Standard, 24.7.)

    Bei den 50% sind natürlich die Gegend um Kiew und die Gebiete um Charkow sowie der Norden der Provinz Chersón gemeint – also Blinken bezieht sich auf Erfolge aus dem Jahr 2022.

    D.h., er gibt zu, daß derzeit keine besonderen Erfolge zu melden sind.

  116. Ein Highlight aus einem aktuellen Artikel im Wall Street Journal:

    When Ukraine launched its big counteroffensive this spring, Western military officials knew Kyiv didn’t have all the training or weapons—from shells to warplanes—that it needed to dislodge Russian forces. But they hoped Ukrainian courage and resourcefulness would carry the day.
    They haven’t. Deep and deadly minefields, extensive fortifications and Russian air power have combined to largely block significant advances by Ukrainian troops. Instead, the campaign risks descending into a stalemate with the potential to burn through lives and equipment without a major shift in momentum. …

    Conducting synchronized large-scale attacks is difficult for any armed force—even Western ones with more and better equipment than Ukraine has—because integrating vast numbers of land and air troops in the fast, violent ballet of a frontal assault is enormously difficult.

    No Western military would also try to breach established defenses without controlling the skies.

    “America would never attempt to defeat a prepared defense without air superiority, but they [Ukrainians] don’t have air superiority,” said John Nagl, a retired U.S. Army lieutenant colonel who is now an associate professor of warfighting studies at the U.S. Army War College. “It’s impossible to overstate how important air superiority is for fighting a ground fight at a reasonable cost in casualties.”

    Zelensky acknowledged in an interview with The Wall Street Journal in May that Russia has air superiority at the front and that a lack of protection for Ukrainian troops means “a large number of soldiers will die” in the fight.

    "Ukraine’s Lack of Weaponry and Training Risks Stalemate in Fight With Russia"

  117. Deutschland will bis 2031 Munition für 20 Milliarden Euro kaufen

    Deutschlands Verteidigungsminister Boris Pistorius will bis 2031 über 20 Milliarden Euro für Munition ausgeben. "Ohne Munition nutzen die modernsten Waffensysteme nichts, auch wenn sie einsatzbereit auf dem Hof stehen", sagte der SPD-Politiker laut einem "Spiegel"-Bericht vom Montag. Dabei geht es laut "Spiegel" auch um Artilleriemunition für die Panzerhaubitze 2000, die auch in der Ukraine zum Einsatz kommt.

    Die für die Panzerhaubitze 2000 benötigten 155-Millimeter-Geschosse sind in den Bundeswehr-Beständen kaum mehr vorhanden. Der deutsche Bundestag hatte kürzlich mehrere milliardenschwere Rahmenverträge für Artillerie- und Panzermunition beschlossen, mit denen sowohl die Bundeswehr als auch die ukrainischen Streitkräfte versorgt werden sollen. Erste Pakete von jeweils 20.000 Geschossen sind laut Pistorius für dieses und kommendes Jahr geplant.

    Die Bundeswehr hatte unter anderem beim Rüstungskonzern Rheinmetall mehrere hunderttausend Artilleriegeschosse sowie im großen Umfang Munition für den Kampfpanzer Leopard 2 bestellt, der von der ukrainischen Armee genutzt wird. Der Düsseldorfer Konzern plant nach eigenen Angaben eine große Investitionsoffensive, um die leeren Lager bei der Bundeswehr und der ukrainischen Armee zu füllen.

    (Standard, 25.7.)

    Ob die Ukraine 2031 diese Munition noch brauchen wird?

  118. Ob die Ukraine 2031 diese Munition noch brauchen wird?

    Ich denke nicht. Jedenfalls wenn der von den Toten wiederauferstandene hochrangige General Mordwitschew recht behalten sollte, der gerade im russischen TV ein Interview hatte, wo er seine Einschätzung vorgetragen hat (und die wird wohl die gesamte russische Militärführung teilen und Putin auch), daß die ukrainische Offensive im August ergebnislos austrudeln wird und dann der Krieg auch relativ "schnell", nämlich bis Frühjahr nächstes Jahre beendet werden kann. Natürlich mit einem russischen sieg, was sonst.

    Erste Pakete von jeweils 20.000 Geschossen sind laut Pistorius für dieses und kommendes Jahr geplant.

    Die Ukraine wird das in der jetzigen Offensive in zwei oder drei Tagen verballern. Das sind also ungeheure Mengen!

  119. Ich habe jetzt nachgeschaut, der Mordwitschew ist Kommandant der Gruppe „Zentr“ der Russischen Streitkräfte.
    Wieso „von den Toten wiederauferstanden“?

  120. Ah ja.
    Das war der Flughafen bei Cherson, wo angeblich so viele wichtige Leute getötet worden sein sollen.

    Mordwitschew wurde vor einigen Monaten zum Kommandanten der Gruppe „Zentr“ ernannt.
    Es ist möglich, daß er bei Tschornobajewka verletzt wurde und deshalb erst einige Zeit brauchte, bis er wieder am Teppich steht.

  121. Die Bild-Zeitung hat einen geheimen Bericht der Bundeswehr gebracht, in dem massive Kritik an der Taktik der ukrainischen Armee bei ihrer Offensive vorgebracht werden:

    "Bundeswehr kritisiert erstmals die Ukraine-Armee"

    (leider hinter der Bild-Plus-Bezahlschranke) Aber der Daily Telegraph hat daraus zitiert:

    Ukraine counter-offensive too slow because they’re not doing it properly, Germans claim
    Senior British military officials dismiss claims in leaked report by Bundeswehr because they just don't ‘ring true’

    Offensichtlich fängt jetzt auch die Bundeswehr an, einen Schuldigen für die Niederlage der Ukraine in ihrer Offensive zu suchen: Wir haben ja alles getan um denen beizubringen, wie sie mit unserer Doktin gewinnen können, aber die haben es einfach vergeigt und sich nicht getraut. Selber schuld!

  122. attacking in units composed of too few soldiers (Telegraph)

    Dazu ist zu sagen, daß die Ukrainischen Streitkräfte ursprünglich mit einer gewissen Masse angegriffen haben und an einigen Punkten, keineswegs auf der ganzen Frontlinie.
    Dann sind sie in Minenfelder gefahren, die Nachtangriffe waren ein Flop, sie haben viele Soldaten und viel Material verloren und deswegen sind sie jetzt zu einer Art Guerillataktik übergegangen, teilweise mit Unterstützung durch Kassettenbomben.

    Das scheint auch nicht gerade den Durchbruch zu bringen. Außerdem kommt es schon hin und wieder vor, daß so ein Grüppchen im Ganzen zu den Russen überläuft.

    they are let down by commanders who have not been through the boot camps

    Ja, weil diejenigen, die eben in den Feuergewittern gestählt waren, wie sie die deutsche Seite gerne hätte, bereits liquidiert worden sind.

    It states that the Ukrainian military favours promoting soldiers with combat experience over those who have received NATO-standard instruction.  

    Nach den Berichten der ukrainischen Soldaten in russischer Gefangenschaft ist diese NATO-Standard-Ausbildung eben sehr dürftig, was unter anderem am Zeitmangel liegt.

  123. Das klingt schon irgendwie wie ein Faschingsscherz:

    Deutscher General: Russlands Minenfelder außergewöhnlich groß

    Bei der Bundeswehr gilt der Grundsatz »Auftreffen auf Minensperre, ausweichen, umgehen«, erklärt Brigadegeneral Christian Freuding, der Leiter des Planungsstabes im Verteidigungsministerium, im dpa-Gespräch: »Bei dem Ausmaß der Minensperren, die in neun Monaten da angelegt wurden, ist dieser Grundsatz gar nicht zu befolgen«.

    Da die Räumung von Minenfeldern unter feindlichem Beschuss »das Schwierigste, das Blutigste, das Dramatischste, was man sich überhaupt vorstellen kann« sei, habe sich Deutschland kurzfristig entschlossen, der Ukraine 14.000 Nebelgranaten im Kaliber 155 Millimeter zur Verfügung zu stellen, damit die Minenräumer ihre Arbeit unter Sichtschutz verrichten können.“

    (Standard, 26.7.)

    Nebelgranaten zum Räumen von Minenfeldern unter feindlichem Beschuß??!

  124. On July 17 Ukraine attacked for a second time one of Russian President Vladimir’s proudest achievements: the 11.25-mile Kerch Bridge linking Crimea to Russia. The 3.7 billion dollar bridge, with separate spans for auto and train traffic, was opened for auto traffic in May of 2018 and for trucks five months later, with Putin himself driving the first one to make the crossing. 

    Ukrainian President Volodymyr Zelensky made it clear before the Russian invasion early last year that he considered the bridge a legitimate military target. Ukraine initially attacked the bridge last October, using a submersible drone, but it was fully repaired within seven months. The most recent attack, by a pair of submersible drones, killed a couple who were driving across when the explosion occurred and injured their child. Damage to one of the auto spans was severe.

    The Biden administration’s role in both attacks was vital. “Of course it was our technology,” one American official told me. “The drone was remotely guided and half submerged—like a torpedo.” I asked if there was any thought before the bridge attack about the possibility of retaliation. “What will Putin do? We don’t think that far,” the official said. “Our national strategy is that Zelensky can do whatever he wants to do. There’s no adult supervision.” 

    Putin responded to the second attack on the bridge by ending an agreement that enabled Ukrainian wheat and other vital food crops, stymied by the ongoing war, to be shipped from blocked ports on the Black Sea. (Before the war Ukraine exported more grain than the entire European Union and nearly half of the world’s sunflower seeds.) And Russia began steadily intensifying missile and rocket attacks in Odessa, whose initial target list has expanded from port areas to inner city sites.

    The official said there was a lot more than grain and sunflower seeds flowing into Europe from Odessa and other Black Sea ports: “Odessa’s exports included illegal stuff like drugs and the oil that Ukraine was getting from Russia.”

    At this point, with the Ukraine counteroffensive against Russia thwarted, the official said, “Zelensky has no plan, except to hang on. It’s as if he’s an orphan—a poor waif in his underwear—and we have no real idea of what Zelensky and his crowd are thinking. Ukraine is the most corrupt and dumbest government in the world, outside of Nigeria, and Biden’s support of Zelensky can only come from Zelensky’s knowledge of Biden, and not just because he was taking care of Biden’s son.” 

    There are some in the American intelligence community, the official said, who worry about Putin’s response to the recent Ukrainian drone attacks in central Moscow. “Will Kiev be next?”…

    (Seymour Hersh, Opera Buffa in Ukraine)

    Natürlich gibt es vor allem politische und nicht nur persönliche Gründe, warum Zelenskij und seine Mannschaft von der US-Regierung unterstützt werden.

    Man merkt aber an so leaks, wie Zelenskijs Person in der US-Führungsmannschaft immer mehr fragwürdig wird.

  125. „Die Ukraine holt zum Hauptschlag ihrer Offensive aus: Der Pentagon zwang Kiew, die Hauptreserven in die Schlacht zu schicken

    Westliche Medien bezeichneten die Verschärfung im Saporoschje-Sektor einhellig als Hauptstadium der ukrainischen Offensive

    Gleichzeitig bezeichneten amerikanische Journalisten unter Berufung auf ihre Quellen im Pentagon die Eskalation im Saporoschje-Frontabschnitt praktisch als »General-Phase der ukrainischen Gegenoffensive«.
    Die New York Times schreibt, dass die meisten der verbleibenden Reserven der Streitkräfte der Ukraine endlich aktiviert wurden – Tausende von Soldaten, von denen viele im Westen ausgebildet werden.
    Politico wiederholt, dass »Kiew beginnt, gut ausgebildete Verstärkungen, die es zuvor in Reserve gehalten hatte, an die Front zu verlegen.«
    Es gebe Anzeichen dafür, dass die Ukraine ihre Hauptstreitkräfte für den Kampf in diesem Gebiet eingesetzt habe, schreibt die Washington Post.

    »Sie (die ukrainischen Truppen) haben noch einige Optionen, und wir können damit rechnen, dass sie weiterhin Druck ausüben werden«, ist Austin, der Chef des Pentagons, vorsichtig. »Die Ukraine bewahrt ihr Personal und ihre Ausrüstung, auch wenn sie Minenfelder und andere Hindernisse durchquert.«

    Nun ja, wie sie sich ihren Weg durch die Minenfelder bahnt, sehen wir alle in den von Drohnen aufgenommenen Aufnahmen. Dutzende Einheiten verbrannter Ausrüstung in Richtung Zaporozhje – in der Nähe von Rabotino und Pjatichatki.
    Gleichzeitig werden die Barrieren in den Feldern durch die per Flug neu verlegten Minen ständig »erfrischt«. Daher ist es unwahrscheinlich, dass die hier verlorenen ukrainischen Panzer und Infanterie-Kampffahrzeuge als Wegbereiter für einen sicheren Weg bezeichnet werden können. Aber die Tatsache, dass unser Feind seine Bemühungen in dieser Richtung verstärkt hat, ist offensichtlich.
    Ist das der Hauptschlag der ukrainischen »Gegenoffensive«?

    Nachdem das Pentagon dies in den Zeitungen bekannt gegeben hat, hat Kiew einfach keine andere Wahl. Die Streitkräfte der Ukraine verfügen immer noch über eine bedeutende menschliche Mobilisierungsressource und ein vom Westen bereitgestelltes technisches Potenzial. Aber das alles wird täglich aufgebraucht.

    Selbst als die NATO über die Waffenlieferungen an die Ukraine entschied, habe ich angedeutet, dass das Hauptproblem für Kiew in deren zeitlicher Verlängerung bestehen würde. Und so geschah es. Die benötigten Panzer und Schützenpanzer, um die russische Verteidigung zu durchbrechen, kommen in Portionen. Und sie werden auch in Teilen von unserer Artillerie, Lancet-Kamikaze-Drohnen und Alligator-Raketen – Ka-52-Kampfhubschraubern – vernichtet.“

    Die Unterstützer-Staaten der Ukraine haben weder mit den Vernichtungskapazitäten der russischen Artillerie gerechnet noch mit der Dauer des Krieges. Sie haben das Zeug schlicht nicht, das die Ukraine brauchen würde.

    „Hat der Feind jetzt die Möglichkeit, unsere Linien in Zaporozhje zu durchbrechen? Nehmen wir an, dass dies der Fall ist, wenn sie alle Ressourcen des »Gegenangriffs« auf einen Punkt konzentrieren. Und das bedeutet, andere Gebiete zu schwächen – also die Frontabschnitte bei Ugledar, Avdejevka, Artemovsk-Bachmut, (Krasnyj) Liman, Kupjansk …

    Aber was dann? Es reicht nicht aus, einen Durchbruch zu machen, es ist notwendig, irgendwie Erfolg zu entwickeln, das Standbein auszubauen, Positionen zu festigen und zu halten. Und bei diesen Verlustraten und deren“ (mangelhafter) „Wiederauffüllung, insbesondere bei gepanzerten Fahrzeugen, scheint diese Aufgabe nahezu unmöglich.

    Wahrscheinlich sehen wir jetzt gerade den Vabanque-Einsatz, den Kiew unter dem Druck des Westens macht.
    Für einen zweiten Versuch reichen die Ressourcen möglicherweise nicht aus. Und wenn die aktuelle Phase des »allgemeinen Kampfes« scheitert, könnte es einen weiteren Winter dauern, bis sich die Streitkräfte der Ukraine erholt haben. Was wir bereits nutzen können.“

    (KP, 28.8.)

    Laut El País gibt es ukrainische Fortschritte an der Front an der Grenze zwischen den Provinzen Donjetsk und Zaporozhje, ebenso südlich von Orjechow.

  126. Die Ukraine mobilisiert im Zuge der Gegenoffensive nun offenbar den Großteil ihrer Reserven

    Der ukrainische Präsident hält sich nach wie vor bedeckt. Die Hauptstoßrichtung soll laut Pentagon-Beamten aber im Süden bei Orichiw liegen

    Erst am Sonntag hatte der russische Präsident Wladimir Putin behauptet, die ukrainische Gegenoffensive sei gescheitert. Wenige Sekunden zuvor hatte der belarussische Diktator Alexander Lukaschenko bei einem Treffen der beiden in Sankt Petersburg gar behauptet, es gebe überhaupt keine Gegenoffensive. Nun hätten die beiden Machthaber auch in der Vergangenheit schon den einen oder anderen Lügendetektor zum Glühen gebracht, aber auch diesmal dürfte sie die Realität schneller einholen als ihnen lieb ist. Glaubt man den Aussagen zweier Pentagon-Beamten in der "New York Times", legt die Ukraine nämlich in diesen Tagen und Stunden gerade erst so richtig los.

    Kiew habe damit begonnen, den Großteil der westlichen Panzer und gepanzerten Fahrzeuge und die im Westen ausgebildeten Truppen in die Schlacht zu werfen, heißt es dort. Mit emsiger Besuchsdiplomatie haben der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, Außenminister Dmytro Kuleba und Verteidigungsminister Oleksij Resnikow in den vergangenen Monaten mehr als hundert moderne und noch viel mehr ältere westliche Kampf- und Schützenpanzer in die Ukraine gelotst, wenngleich die Lieferung der vielfach gewünschten F-16-Kampfjets bisher noch ausblieb. Der Bulk an Waffen sei nun aber im Einsatz, glauben die US-Spezialisten.

    (…)

    (Standard, 27.7.)

    Dem Artikel ist eine gewisse Reserviertheit anzumerken. Man möchte ja glauben, daß es jetzt wirklich zum Durchbruch kommt.
    Allerdings ist auch klar, daß das die letzte Chance ist, weil die Reserven eben auch sozusagen aufgebraucht werden.

  127. In einem Artikel in El País wird der russische Kampfhubschrauber K-52 Alligator vorgestellt, der ein integrales Element der Lufthoheit Rußlands in jedem Kriegsgebiet ist. Entwickelt wurde er auf Grundlage der Erfahrungen im Syrienkrieg.

    Fliegt niedrig, kann verschiedenste Raketen mit bis zu 15 km Reichweite mitführen, funktioniert Tag und Nacht und bei jedem Wetter – wegen seiner unzähligen Sensoren.

    Die Produktionsstätte im Fernen Osten weist darauf hin, daß seit 2010, also dem Eingriff Rußlands in den Syrienkrieg, sehr viel Rüstungsindustrie in Sibirien und dem Fernen Osten aufgebaut wurde, um diese Landesteile aus ihrem ökonomischen Dornröschenschlaf zu wecken und gleichzeitig die Rüstung relativ sicher in den asiatischen Weiten des Landes zu plazieren.

  128. Wegen seiner im Vergleich zur ukrainischen Luftabwehr höheren Reichweite konnte der Ka-52 bisher schon reihenweise ukrainische Panzer und andere Kampffahrzeuge ausschalten. Neben den Lancet-Drohnen wohl zur Zeit die effektivste Waffe gegen die ukrainische Offensive.

  129. Ein erstaunlich nüchterner Artikel im Time Magazine:

    Ukraine's Counteroffensive Needs a Plan B

    "Some six weeks into the Ukrainian counteroffensive, things are not going as planned. Although damage estimates vary, Ukraine has lost significant numbers of men and weapons, while making negligible progress against formidable Russian defenses. …

    what are Kyiv’s choices? One option would be to maintain its current course, betting that recent squabbling might cause the Russian military—and ultimately the Putin regime—to crumble from within. However, the risks of such a gamble would be significant. If Ukraine continues its under-manned and under-supported assaults on entrenched Russian defenses, it could exhaust its resources and leave itself dangerously vulnerable to a Russian counterattack. …

    In fact, Ukraine has a better option. By shifting their focus from offense to defense while shortening and reinforcing their defensive lines, the Ukrainians could force the Russian military to leave the security of its defensive network. With less territory for Ukraine to defend, it could mass troops at critical points across the battlespace, enabling its commanders to maximize the effect of its armor and artillery while preserving critical supplies of ammunition. …

    Admittedly, a Ukrainian shift to defense would not, by itself, drive Russia to the bargaining table. But, if coupled with a diplomatic approach that incentivizes Russia to end the fighting rather than prolong it to keep Ukraine out of NATO, it could well prompt Russia to aim to secure its still quite limited gains through a negotiated end to the war. It is time to try.

    Ich befürchte nur, daß die Zeit für Verhandlungen schon lange vorbei ist. Und ein Abbruch der Offensive ist politsch eh ausgeschlossen.

  130. Ich erinnere daran:
    Die offizielle Devise der Ukraine und ihrer Verbündeten ist, daß die Grundlage aller Verhandlungen der Rückzug der russischen Truppen aus der Ukraine ist.

    Das verträgt sich schlecht mit einer Defensive …

  131. In der Tat. Ein Abbruch der Offensive, ein Übergang zu einer defensiven Strategie in Verbindung mit einem Angebot an Rußland, man wäre bereit zu Verhandlungen, wäre ein kompletter Bruch mit der bisherigen Politik der Ukraine und natürlich ein kompletter Bruch mit der Politik von Biden, Blinken, Austin, Sullivan und Nuland (Sunak und Scholz nicht zu vergessen). Das würden weder Zelensky noch Biden politisch überstehen. Zelenksky wahrscheinlich auch nicht persönlich.

  132. In den hiesigen Medien überwiegt der Tenor, Rußland pfeife aus dem letzten Loch und muß nach Nordkorea betteln gehen um Waffen und Munition, um überhaupt weitermachen zu können.

    Die Ukraine hingegen verzeichne Geländegewinne und sei auf dem Weg nach Mariupol.

    Angesichts eines solchermaßen aufgebauten Potemkinschen Dorfes wäre es wirklich schwierig, einen Schwenk irgendeiner Art an das p.t. Publikum zu verkaufen.

    Das wird noch lustig …

  133. Nach russischen Angaben haben die Ukrainer allein im Juli 20.000 Mann verloren, wobei nicht ganz klar ist, ob nur Tote oder auch Verletzte.

    Inzwischen steigt die Ukraine angeblich groß in den Organhandel ein, um ihre Verluste auf dem Schlachtfeld in bare Münze umzusetzen.
    Zelenskij soll ein Gesetz unterzeichnet haben, demzufolge die Organentnahme ohne Zustimmung von Angehörigen erfolgen kann.

  134. Die 20.000 oder sogar mehr Soldaten, die bisher schon ausgefallen sein sollen auf ukrainischer Seite, sind sicherlich sowohl Gefallene und Verwundete zusammen. Das paßt jedenfalls ungefähr zu der eingesetzten Zahl von rund 63.000 Soldaten in 12 Sturm-Brigaden (gemäß General Milley) und zu den Berichten der NYT, wonach die Ukraine rund 20% ihres Materials in den ersten Angriffen Anfang Juni verloren hat und danach weiter 10%. Also in beiden Fällen, Soldaten und Kampffahrzeuge, jeweil rund ein Drittel.

    https://www.nytimes.com/2023/07/15/us/politics/ukraine-leopards-bradleys-counteroffensive.html

  135. Der US-Politologe Mearsheimer hat ein Interview bei „The Grayzone“ gegeben,
    https://www.youtube.com/watch?v=t2451jFeZp0

    dessen Aussagen kurz wiedergegeben so lauten:

    Der Westen treibt die Ukraine immer weiter, weil er erstens keine Niederlage erleiden will, aber zweitens auch befürchtet, daß die Unterstützung in der Bevölkerung und weltweit abnehmen wird, wenn es auf Dauer keine Erfolge gibt.

    Deshalb werden immer neue Waffensysteme versprochen und geliefert, mit der Ermutigung, das seien jetzt die Wunderwaffen, obwohl die alle keine Wunder wirken können.

    Einen Ausweg gibt es nicht, weil eine Niederlage will sich keiner eingestehen.

  136. Ja, der Westen, allen voran die USA, treiben die Ukraine immer weiter. Aber vor allem die USA haben doch schon lange, so gegen Ende letzen Jahres entschieden, daß ihnen ein Sieg gegen Rußland einerseits den Aufwand dafür nicht wert ist (vor allem wegen des Krieges mit China) und im Übrigen bei einer wirklich drastischen Aufrüstung der Ukraine die Gefahr doch zu groß ist, daß der Krieg unkontrollierbar eskaliert. Also wurde schon beim Januar Meeting der Ukraine Support Group von Austin bekanntgegeben, daß es keinen einzigen US-Panzer für die da ja noch in Planung befindliche große Offensive geben werde, kein einziger F-16 Kampfjet, keine einzige Langstreckenrakete. Und der Rest der NATO hat auch nur symbolische Mengen an entscheidenden Waffenssystemen versprochen und dann letztlich auch geliefert.

    Stattdessen kam als Entgegnung auf Zaluschnyis Wunschliste aus seinem Economist-Interview im dezember letzten Jahres

    “I know that I can beat this enemy. But I need resources. I need 300 tanks, 600-700 IFVs, 500 Howitzers. Then, I think it is completely realistic to get to the lines of February 23rd.”

    die rotzfreche Lüge, daß die Ukraine doch schon Alles bekommen habe "what it needs". Aber, wie wieder mal Saluschnyj verbittert festgestellt hat; wie solle denn die Ukraine "combined arms warfare" hinkriegen, wenn sie weder ausreichend Panzer, noch Artillerie und vor allem überhaupt keine Luftwaffe dafür hat?

    Es sind deshalb auch gar nicht "immer neue Waffensysteme" gekommen, jedenfalls nichts von der Liste Saluschnyjs. Und jetzt könnte sogar die Entscheidung schon gefallen sein, auch keine Lieferung von F-16 mehr zu erlauben und auch keine Raketen des ATACMS raus zu rücken.

    Im Time-Magazin haben GEORGE BEEBE AND JAMES WEBB einen erstaunlichen Artikel geschrieben:

    Ukraine's Counteroffensive Needs a Plan B

    der so aufhört:

    Ukraine has a better option. By shifting their focus from offense to defense while shortening and reinforcing their defensive lines, the Ukrainians could force the Russian military to leave the security of its defensive network. With less territory for Ukraine to defend, it could mass troops at critical points across the battlespace, enabling its commanders to maximize the effect of its armor and artillery while preserving critical supplies of ammunition. Making this shift now could enable Ukraine to hold onto areas of the Donbass region that Russia has officially annexed but has yet to seize, putting Kyiv in a stronger bargaining position than its failing counteroffensive is likely to produce. 

    Playing defense is inherently easier than mounting a large offensive, and Ukraine’s odds of military success in such a shift would be high. Today’s Russian army is not the Red Army of 1943, and it is far from clear that the Russians have the logistical and organizational capacity to reach Kyiv. The Ukrainian military has shown for nearly a year and a half that it is capable of stymying Russia’s offensive operations, particularly with continued Western support and encouragement.  

    Admittedly, a Ukrainian shift to defense would not, by itself, drive Russia to the bargaining table. But, if coupled with a diplomatic approach that incentivizes Russia to end the fighting rather than prolong it to keep Ukraine out of NATO, it could well prompt Russia to aim to secure its still quite limited gains through a negotiated end to the war. It is time to try.

    Nur hat sowas, was vor Monaten, vor Vilnius, vielleicht noch hätte versucht werden können, jetzt meiner Meinung nach nicht mehr die geringste Chance.

  137. Ja, das hatten wir ja schon, mit der Defensive, weiter oben.

    Inzwischen weiß ich nicht mehr so recht, was stimmt.
    Wollen sie nicht oder können sie nicht, die USA?

    Vor einiger Zeit hast du die These vertreten, daß der Westen gar nicht so viel liefern kann, wie die Ukrainer verballern.
    Jetzt meinst du, die USA wollen gar nicht liefern.

    Dagegen halte ich doch an deiner früheren Position und auch den Aussagen Mearsheimers fest, daß der Westen gar nicht die Mittel hat, um der Ukraine zum Sieg zu verhelfen.

    Die Ukraine hat sich das offensichtlich leichter vorgestellt. Sie dachten, mit westlichen Waffen und westlicher Unterstützung sind sie Rußland überlegen.
    Als sie merkten, daß das nicht geht, wollten sie die NATO zum Eingreifen bewegen. Und das war dann doch allen zu heiß, auch angesichts dessen, was sich inzwischen über die russische Armee und Rußland überhaupt herausgestellt hat.

    Die USA dachten nämlich m.E. erst, Rußland würde klein beigeben. Sie sind noch immer trunken vom Erfolg gegen die SU, die ja von sich aus zurückgesteckt hat.
    Außerdem scheint mir eine absichtsvolle Fehleinschätzung vorzuliegen, was die Ressourcen Rußlands betrifft.
    Diese ganze Propaganda, daß Rußland sowieso auf dem Zahnfleisch geht, ihm die Raketen ausgehen, es bei allem vom Westen und dessen Verbündeten abhängig ist, nur mehr ein paar alte Panzer hat und unter den Sanktionen eingehen wird wie ein Kartenhaus – das haben offenbar wichtige Leute im Pentagon und beim CIA auch geglaubt.

    Ich sehe also eine gewisse Ratlosigkeit im Westen, vor allem bei den USA. Es werden ja jetzt Abrams-Panzer geliefert, nachdem die Bradleys schon zu einem guten Teil platt gemacht worden sind. Natürlich auch nur in kleinen Dosen, um irgendetwas hinzuschicken.
    Oder ist das auch nur eine Ankündigung?

    Ich könnte mir vorstellen, daß die USA die ganze Sache irgendwann auslaufen lassen werden, vielleicht bei einem Wahlsieg der Republikaner, und die EU mit der Sache allein lassen werden.

  138. Es ging in diesem Krieg um eine ganze Reihe von Waffen und Munition. Bei der schweren Artillerie war von Anfang an klar, daß die NATO nicht mit Rußland würde mithalten können. Sie hatte weder die Vorräte und schon lange auch nicht mehr die Produktionsmöglichkeiten.

    Aber Panzer, Bradleys und Stryker haben die USA zu Tausenden. Genauso wie F-16. Da ist also nichts gekommen, weil die USA das einfach nicht wollten. Mal abgesehen davon, daß keine Armee der Welt für solche komplexen Waffensysteme in einem halben Jahr kampfkräftige Einheiten ausbilden könnte. Sowas braucht immer Jahre. Jahre, die die Ukraine einfach nicht hatte und jetzt sowieso nicht mehr.

    Trotzdem die Ukraine in den Kampf zu schicken, beruhte auf der blöden Idee, daß Rußland sich als Papiertiger erweisen würde. Weil die den Krieg nicht in drei Tagen gewonnen haben, werden die doch beim kleinsten Gegenangriff vor Panik davonlaufen und zuhause gleich eine orangene Revolution anfangen, die als erste Maßnahme die Truppen zurückzieht. 

    Wenn das nicht passiert,’ ist nämlich die Ukraine verloren. Wie der Westen damit umgehen wird, ist aber nich lange nicht entschieden. Jetzt heißt das Motto des Tages, "Double down". Gerade, wenn man verliert, muß man den Einsatz erhöhen, um doch noch gewinnen zu können. Also doch mit polnischen Bodentruppen einmarschieren lassen? Oder mit den eigenen Luftwaffen die ukrainischen Angriffe unterstützen? 

    Gerade für Deutschland und überhaupt für die EU steht ja viel auf dem Spiel: Wenn der Krieg nicht mit einem Sieg über Rußland ausgeht, können sich Deutschland und Co. billige Energie für immer abschminken. Und damit auch Vieles an Industrie. Da muß also auch für Scholz und Habeck unbedingt ein Sieg her. Aber wie?

  139. When Ukraine launched its big counteroffensive this spring, Western military officials knew Kyiv didn’t have all the training or weapons—from shells to warplanes—that it needed to dislodge Russian forces. But they hoped Ukrainian courage and resourcefulness would carry the day.

    They haven’t. …

    Wall Street Journal vom 23. Juli 2023

    Mit dieser zynischen Geisteshaltung hat die NATO mehrere 100.000 Menschen in den Tod getrieben.
    Oder wie es Bernhard geschrieben hat:

    Largely untrained draftees with mediocre equipment and without sufficient artillery and air-support were willfully pushed into a fight they had no chance to win or even survive.

    https://www.moonofalabama.org/2023/07/ukrainian-soldiers-tell-of-high-losses-and-few-wins.html#more

  140. Nicht nur Scholz und Habeck. Noch weiter lehnt sich das UK aus dem Fenster. Und das trotz oder gerade wegen schwächelnder Währung und matten ökonomischen Perspektiven.

    Gerade war in den Abendnachrichten eine Reportage über die Ausbildung ukrainischer Soldaten in GB. 3 Wochen, um irgendwelche Haubitzen bedienen zu können. Es klag auch an, daß die meisten „keine Kampferfahrung“ haben.
    Haben sie überhaupt irgendeine Ausbildung durchlaufen?
    Und dann 3 Wochen für die Artillerie-Bedienung.

    Man fragt sich, warum dieser Beitrag überhaupt kommt?

    Um zu zeigen, die EU macht zuwenig, aber wenigstens die Briten – jawohl! Sie bilden Ukrainer zuhauf aus.
    An solchen Beiträgen merkt man, daß es sehr schlecht um die Sache steht.

    Frankreich hat die Hände voll zu tun, um seinen Einfluß in Afrika nicht ganz zu verlieren, und die Spanier haben vermutlich schon alles hergegeben, was sie hatten.

    Was die USA angeht:

    Aber Panzer, Bradleys und Stryker haben die USA zu Tausenden. Genauso wie F-16. Da ist also nichts gekommen, weil die USA das einfach nicht wollten.

    Kein Wunder. So Zeug in die Ukraine zu liefern, wäre doch unter den derzeitigen Umständen das Gleiche, wie es unmittelbar ins Meer zu kippen.

  141. Erfolgsmeldungen, die auf den trostlosen Zustand der ukrainischen Streitkräfte hinweisen:

    Gegenoffensive in Saporischschja: Ukrainische Truppen schicken wohl unbemannten Panzer über ein Minenfeld

    Videos im Netz zeigen, wie ein Kampffahrzeug über ein mutmaßlich vermintes Feld fährt – offenbar ohne Besatzung. Zwar kommt es nicht weit, könnte aber dennoch wichtige Erkenntnisse liefern.

    In der Region Saporischschja, auf der Angriffsachse zwischen Mala Tokmatschka und Robotyne, startete die Ukraine offenbar den bemerkenswerten Versuch, ein mutmaßliches Minenfeld nahe dem russisch besetzten Werbowe zu inspizieren. Das berichtet das US-amerikanische Wirtschaftsmagazin Forbes.

    Auf Videos, die wohl russische Soldaten am Donnerstag in sozialen Medien verbreitet haben, ist ein altes ukrainisches Kampffahrzeug vom Typ BMP-1 zu sehen. Es rollt von einer Baumgrenze aus über ein offenes Feld – und scheint unbemannt zu sein.

    Die Aufnahmen zeigen eine Person, die von dem Schützenpanzer wegläuft. Laut Forbes ist zu vermuten, dass sie zuvor das Gaspedal blockiert hat und aus dem Fahrzeug gesprungen ist.

    Das Fahrzeug kommt nicht weit. Es rollt über das Feld, ohne Minen auszulösen. Dann landet es in einem Panzergraben, wird eingeklemmt und später von russischen Streitkräften begutachtet.

    Was verraten die Aufnahmen über den Stand der Gegenoffensive?

    Dennoch, so Forbes, ist die Aktion aufschlussreich: Sie sind ein weiterer Hinweis darauf, dass ukrainische Einheiten um Robotyne herum vorrücken und damit einem wichtigen russischen Stützpunkt auf der Straße zum besetzten Melitopol näherkommen.

    Dass der Panzer das Feld überhaupt überqueren konnte – ohne die Explosion einer Mine, ohne Beschuss durch russische Truppen bei seiner Einfahrt in den Graben –, zeige dem Bericht zufolge, wie schwach Russland an einigen wichtigen Frontabschnitten sei.

    Der kuriose Vorstoß des unbemannten BMP-1 könnte eines der ersten Male gewesen sein, dass ukrainische Bodentruppen direkt bis zur nördlichsten Frontlinie vorgedrungen sind.

    Allerdings gilt als sicher, dass sich nahe Robotyne und Werbowe Minen befinden, auch wenn das Kampffahrzeug ohne Besatzung keine ausgelöst haben mag. Hinter dem Panzergraben liegen zudem Panzersperren aus Beton, wie Forbes schreibt. Diese könnten der Ukraine weitere Vorstöße erschweren.

    (Tagesspiegel, 31.7.)

  142. Ich weiß nicht, worauf sich das „fürchterlich“ bezieht – auf die Qualität des Artikels? Oder auf die Lage an der Front?

    Staromajorskoe wurde jedenfalls von den Russen zurückerobert.

  143. Auf die Lage an der Front. Z.B. die Geschichte eines Soldaten, der erzählt hat, daß nach all den endlosen Tagen der erfolglosen Angriffe auf die russischen Stellungen von seinem Batallion noch gerde mal 10 Mann unverwundet übrig geblieben sind. Solche Geschichten kenn ich nur aus dem Zweiten Weltkrieg (übrigens sowohl auf sowjetischer als auch auf deutscher Seite. Mein Schwiegervater war z.B. mal einer von drei Mann seines Regiments, der eine Schlacht überlebt hat.)

  144. Verstehe.

    Der Artikel ist eine solche Mischung von Jubel und Panik-Meldungen, daß mir die Essenz desselben entgangen ist.

  145. Das ist ja das Perverse an all den Artikeln der letzten Zeit vor allem in US-Medien, daß sie bei Beibehaltung des pro-Ukraine-Narrativs "wir" werden" siegen, "wir" tun das auch schon die ganze Zeit, dann immer mal wieder Nachrichten einstreuen, die dem diametral entgegengesetzt sind. Es fällt mir sowieso auf, daß US-Medien viel "näher dran" sind, im buchstäblichen Sinne mit Reportern vor Ort in Frontnähe, mit Interviews mit Soldaten, als meinetwegen der Spiegel oder die FAZ.

  146. Elon Musk 'refuses to turn on Starlink' for Crimea drone attack

    SpaceX chief executive deals blow to Ukraine's battle plan by insisting his firm can not be used to conduct long-range offensive strikes

    Elon Musk forced Ukraine to drop a planned naval drone strike in the Black Sea by refusing access to the Starlink satellite network, according to a US report.

    The Ukrainian military was not able to remotely pilot a drone laden with explosives into a Russian ship in occupied Crimea following the decision of the SpaceX chief executive.

    Mr Musk, the 52-year-old South African-born billionaire, has previously said he does not want Starlink used to conduct long-range offensive strikes.

    But General Valeriy Zaluzhnyi, the leader of Ukraine’s armed forces, was concerned enough about the refusal to raise Musk’s power with his American counterpart, General Mark Milley, chairman of the Joint Chiefs of Staff, according to the New York Times.

    Kyiv’s top general told him his forces had had their access to Starlink restricted on a number of occasions, the paper reported.

    Ukraine has received about 20,000 Starlink terminals since the start of the war

    Satellite terminals donated by Mr Musk have become vital to Ukrainian military communications.

    Mykhailo Podolyak, a Ukrainian presidential adviser, told The Telegraph: “The issue is that at critical stage of the war, we desperately need absolute operational and technical independence.

    “That is, the dependence of decision-making and its implementation must be 100 per cent. The risks for our military are too great when the course of offensive operations depends on external circumstances or third parties.”

    Kenneth Roth, a former executive director of Human Rights Watch, said Kyiv’s military operations were “in effect being second guessed and sometimes rejected by Elon Musk, with his uncertain political loyalties and quirky personality”.

    Ulrike Franke, a senior fellow at the European Council on Foreign Relations, said “it doesn’t matter how you feel about Musk – no individual should have this power.”

    The “constellation” of satellites, operated by Mr Musk’s SpaceX firm, are used to coordinate drone and artillery strikes, stream live video from the battlefield and gather intelligence.

    But the technology entrepreneur has long-held reservations over his system being used for offensive capabilities.

    He has restricted access to Starlink on multiple occasions throughout the war, according to a report by the New York Times, citing people familiar with the situation.

    Decisions to shut down internet access, such as the one taken to block the strikes on Russia’s Black Sea Fleet, can be made alone by Mr Musk.

    In February, he wrote on Twitter: “We are not allowing Starlink to be used for long-range drone strikes.”

    Ukraine has used a fleet of sea drones to strike Russian targets, most recently using two of the crafts to destroy a stretch of the Kerch bridge connecting Crimea to mainland Russia.

    It is Mr Musk’s unilateral control over the Starlink system that sparks fear in Ukraine’s government, given his public spats with officials in Kyiv.

    On the system’s importance, Mr Podolyak said: “It is vital. At the very least, to balance Russian capabilities and to have effective command of large military groups.

    “Starlink is about defence, advancement, and survival,” he added.

    Last year, Mr Musk published a “peace plan” for Ukraine, suggesting it should mirror sovereignty referendums organised by Russia in regions it occupied.

    The Kremlin welcomed the billionaire’s suggestion as a “positive” step, while Kyiv accused him of presenting proposals aligned to Russian interests.

    General Zaluzhnyi told General Milley Ukraine’s military success was dependent on continued access to Starlink in their call in March, which was held over a secure line.

    American officials who were also dialed into the call refused to offer Kyiv an assessment of Mr Musk, and his business and political interests.

    Mr Musk last year asked the Pentagon to fund his internet service in Ukraine because Starlink could not continue to offer it for free.

    The firm estimated the cost at nearly $400 million (£310 million) for a 12-month period, according to a report by CNN.

    Some 1,300 Starlink terminals purchased by a British supplier ceased working after the Ukrainian government couldn’t meet the $2,500 monthly fee for each.

    To allay fears, the Pentagon last month brokered a deal to buy up to 500 Starlink terminals that can be used to carry out “key capabilities and certain missions”, two sources told the New York Times.

    The Telegraph approached SpaceX for comment.

    (Telegraph, 31.7.)

  147. Die Meldungen zur Ukraine-Offensive werden immer absurder. Jetzt wird höhere Gewalt verantwortlich gemacht: Auch die Natur hält es mit den Russen!

    „London identifiziert ungewöhnlichen Schuldigen für langsame Gegenoffensive: Unkraut.

    Das britische Verteidigungsministerium berichtet in seinem täglichen Geheimdienstupdate heute von einem unerwarteten Problem: »Das Wiederaufwachsen des Unterholzes auf den Schlachtfeldern der Südukraine ist wahrscheinlich einer der Faktoren, die zum allgemein langsamen Fortschreiten der Kämpfe in diesem Gebiet beitragen.«

    Die überwiegend landwirtschaftlich genutzten Flächen in der Kampfzone lägen nun schon seit 18 Monaten brach, und die Rückkehr von Unkraut und Sträuchern habe sich unter den warmen, feuchten Sommerbedingungen beschleunigt.

    »Die zusätzliche Deckung trägt zur Tarnung der russischen Verteidigungsstellungen bei und erschwert die Räumung der Minenfelder", heißt es im Text. "Obwohl das Gestrüpp auch Deckung für kleine, verdeckte Infanterieangriffe bieten kann, ist es für beide Seiten schwieriger geworden, vorzurücken.«“

    (Standard, 3.8.)

    Man fragt sich, ob mit dergleichen Artikeln der Einsatz von Napalm, Agent Orange oder Ähnlichem vorbereitet werden soll? – nachdem schon mit den Streubomben der Anfang gemacht wurde …

  148. „Mit 450 kg TNT beladen: Neue Details zum Angriff der ukrainischen Armee auf einen Tanker in der Straße von Kertsch

    Schwimmende Drohnen griffen den zivilen russischen Tanker SIG in der Straße von Kertsch an, mehrere Besatzungsmitglieder seien verletzt worden, sagte Wladimir Rogow, Vorsitzender der Bewegung »Wir gemeinsam mit Russland«. (…)
    Welchen Schaden hat das Schiff erlitten? Was geschah in der Nacht des 5. August in der Straße von Kertsch?

    In der Nacht des 5. August berichteten mehrere Medien über Explosionen in der Nähe der Krimbrücke. Wladimir Rogow sagte, es gebe einen massiven Angriff der Streitkräfte der Ukraine. Ihm zufolge wurden in der Straße von Kertsch drei Überwasserdrohnen zerstört. (…)

    Oleg Krjuchkov, ein Berater der Krim-Regierung, schrieb in seinem Telegram-Kanal, dass er die Daten zu Explosionen im Bereich der Krimbrücke nicht bestätigen könne.
    Er rief dazu auf, nicht in Panik zu geraten. Ihm zufolge wird das »Alarm«-Signal im Bereich der Brücke über die Straße von Kertsch manchmal zwei- bis dreimal am Tag betätigt. (…)

    Wenig später erklärten TASS-Journalisten unter Berufung auf das Seerettungs-Korrdinationszentrum, daß ein Tanker in der Straße von Kertsch bei einem Drohnenangriff beschädigt worden sei. Nach Angaben der Quelle ist die Besatzung in Sicherheit, zwei Abschlepp-Schiffe sind am Unfallort eingetroffen.
    Laut Vladimir Rogov war die Detonation aufgrund der Explosion auf dem Schiff von der Halbinsel aus sichtbar. Die Anwohner dachten, es sei zu einer Explosion im Gebiet des Dorfes Jakowenkowo nahe der Krimbrücke gekommen, sagte er. (…)

    Am Morgen des 5. August äußerte sich SBU-Chef Wassili Maljuk zum Drohnenangriff auf den Tanker in der Straße von Kertsch und deutete eine Beteiligung der Ukraine an dem Vorfall an. »Jeder ,Knall‘, die den Schiffen der RF oder der Krimbrücke widerfährt, ist ein absolut logischer und wirksamer Schritt gegen den Feind.
    Außerdem werden solche Sondereinsätze in den Hoheitsgewässern der Ukraine durchgeführt und sind völlig legal«, sagte er.

    Wie viel Sprengstoff wurden von der Drohne der ukrainischen Streitkräfte befördert? Laut einer SBU-Quelle des ukrainischen Dienstes von BBC“

    – sieh da, sieh da – die BBC hat eine eigene Abteilung für die Ukraine und Quellen im ukrainischen Geheimdienst –

    war der Drohnenangriff auf den russischen SIG-Tanker eine gemeinsame Operation des ukrainischen Geheimdienstes und der ukrainischen Marine. Er sagte, dass die Drohne 450 kg TNT transportiert habe.

    Welchen Schaden erlitt der SIG-Tanker nach dem Angriff?
    Das Bundesamt für See- und Binnenschifffahrt meldete, dass das Schiff ein Loch erlitten habe. Es waren 11 Personen an Bord. Es gab keine Verletzten und es kam auch zu keinem Kraftstoffaustritt. Nach Angaben der Behörde erschien die Meldung über ein ungewöhnliches Ereignis gegen 00:28 Uhr.
    Das Loch entstand im Bereich des Maschinenraums an der Wasserlinie auf der Steuerbordseite. Das Schiff fuhr gerade von Südwesten in die Straße von Kertsch ein.

    Wie kann Russland auf diesen Angriff reagieren und seine Schiffe schützen?

    Gestern Abend, am 4. August, wurde Noworossijsk zum ersten Mal seit Beginn der militärischen Sonderoperation in der Ukraine von Drohnen angegriffen. Es wurde berichtet, dass zwei unbemannte feindliche Seeboote das große Anlandungsschiff (BDK) „Olenegorskij Gornjak“ und das Anti-Sabotage-Boot „Suworowjez“ angegriffen hätten. Russische Seeleute zerstörten eine feindliche Wasser-Drohne.

    Der ehemalige Kommandeur der Schwarzmeerflotte, Admiral Wladimir Komojedow, glaubt, dass Patrouillenlinien von speziellen Sonarbojen aus unbemannte Boote der Streitkräfte der Ukraine aufspüren könnten. »Um sie direkt auf dem Wasser zu erkennen, kann man akustische Bojen verwenden. Sie werden bisher gegen U-Boote eingesetzt. Sie werden das Boot und die Drohne hören. Sie können als ganze Wach-Felder oder -Linien eingerichtet werden«, schlug er vor.“

    Diese unbemannten Schnellboote sind der letzte Hit dieses Krieges, und werden jetzt in einer Art Alibi-Handlung eingesetzt, da die Offensive selbst nicht so recht vorankommt.
    Natürlich wird von den westlichen Freunden der Ukraine beobachtet, wieviel Schaden sie anrichten, wie schnell und zielgerichtet sie unterwegs sind und mit wieviel Spengladungen sie beladen werden können. 
    Es ist anzunehmen, daß die russische Seite bald einen Weg finden wird, um diese unbemannten Objekte unschädlich zu machen. Bisher hatten sie das Überraschungsmoment auf ihrer Seite.

    „Der Admiral wies darauf hin, daß es nicht zielführend sei, in russischen Militärstützpunkte auf ukrainische Drohnen zu warten, sondern die russischen Streitkräfte sollten vorher deren Montageorte auf dem feindlichem Territorium angreifen. »Wir müssen die Orte auskundschaften, an denen diese Angriffsdrohnen-Boote hergestellt und gestartet werden, und sie dann sofort angreifen oder abfangen, solange sie noch auf dem Weg zu ihrem Ziel sind«, fügte Komojedow hinzu.“

    (News.ru, 5.8.)

    Wahrscheinlich handelt es sich hier um eine neue Seite von ITAR-TASS oder „Russia Today“, die gestartet wurde, um die bisherige Zensur zu umgehen.

  149. Die ukrainische Offensive ist wohl schon erledigt. Jedenfalls will einer der wichtigsten ukrainischen Leute aus der Militär- und Sicherheitsführung, Oleksiy Danilov, Secretary of Ukraine’s National Security and Defense Council, das Wort noch nicht mal mehr in den Mund nehmen:

    “No one can set deadlines for us but ourselves. Secondly, there is no schedule….I have never used the phrase ‘counteroffensive’. There are military operations. They are complex, difficult, and depend on many factors.”

    Danilov echoed what other Ukrainian officials have said recently.

    “The main task for us is to save the lives of our people at the front. We have to understand that the enemy has prepared for these events very well, with a huge number of territories mined,” he said.

    He described the density of the Russian mining as “insane.” 

    “On average, there are 3-4-5 mines per square meter. Imagine how difficult the work is to remove them to allow our military to move afterwards.  And if earlier there were hopes that this could be done with the help of equipment provided by our partners, today our units are doing a very difficult job on foot in many parts of the frontline at night.”

    The Institute for the Study of War says the Ukrainians switched to “slower and more careful operations while disrupting Russian rear areas with long-range precision strikes,” after the first stage of the offensive failed to achieve a breakthrough.

    “Ukrainian forces are fighting now to break through the first line of long-prepared Russian defenses. Several lines lie behind it, stretching for many miles,” ISW said, in a commentary for Time magazine.

    “The odds are high that fighting will remain hard, casualties high.” it said.

    Ukraine says density of Russian mines is ‘insane’ as it plays down counteroffensive expectations

  150. Bisher hieß es immer, daß die USA ihre Granatenproduktion seit vor dem Krieg schon verdoppelt hätten. Die Financial Times hat das jetzt korrigiert:

    The US is now also working to ramp up supply of the shells, with a target of producing up to 90,000 a month by fiscal year 2025, according to the US Army, compared with 24,000 now and 14,000 per month before Russia’s full-scale invasion of Ukraine.

    US faces hurdles in ramping up munitions supplies for Ukraine war effort

    Rußland produziert wahrscheinlich jetzt schon rund 250.000 Granaten pro Monat und will das wohl bald auf 500.000 hochziehen.

  151. Es hieß doch vor nicht allzu langer Zeit, die Ukraine hätte jetzt ihre Reserven, best ausgebildeten Leute usw. eingesetzt?

    Eine Woche später – lange Gesichter, und bitte Geduld!

  152. Der Standardkommentar dazu in mehreren Webseiten kam vom WSJ:

    When Ukraine launched its big counteroffensive this spring, Western military officials knew Kyiv didn’t have all the training or weapons—from shells to warplanes—that it needed to dislodge Russian forces. But they hoped Ukrainian courage and resourcefulness would carry the day.

    They haven’t. …

  153. Universität in Donezk laut Russland von Streumunition getroffen

    Die Universität von Donezk ist russischen Angaben zufolge bei einem ukrainischen Angriff mit Streumunition getroffen worden. Ein Gebäude sei dabei in Brand geraten, schrieb der von Russland eingesetzte Bürgermeister der Stadt, Alexej Kulemsin, am Sonntag auf Telegram.

    Da das Dach aus Holz bestehe, weite sich das Feuer schnell aus, erklärt der ebenfalls von Russland eingesetzte Krisenminister für die Region, Alexej Kostrubizkij. Von der Ukraine lag zunächst keine Stellungnahme vor. Beide Seiten dementieren, Zivilisten und zivile Infrastruktur anzugreifen.

    (Standard, 6.8.)

    Für einen Sieg reichts nicht, aber kaputtmachen kann man immer noch was.

    Ich denke auch, daß diese Streumunition jetzt noch einmal flächendeckend ausprobiert werden soll und die Verseuchung für den Tag danach sichergestellt werden soll.

    Obwohl, wie man vom Jugoslawienkrieg weiß, ihre wahre segensreiche Wirkung entfaltet sie auf Feldern und in Wäldern, weil sie dort von der Vegetation zugedeckt wird.

  154. Selenskyj berichtet von russischem Bombenangriff auf Blutspendezentrum

    Ein russischer Bombenangriff auf ein Zentrum, in dem Bluttransfusionen vorgenommen werden, habe Tote und Verwundete nach sich gezogen. Das berichtete der ukrainische Präsident Wolodymr Selenskyj Samstagabend auf Twitter. Das Zentrum befände sich in Kupjansk in der Region Charkiw.

    "Dieses Kriegsverbrechen sagt alles über die russische Aggression aus. Bestien, die alles zerstören, was Leben ermöglicht. Die Terroristen zu besiegen ist eine Frage der Ehre für alle, die das Leben achten."

    Auch sprach Selenskyj von einem Raketenangriff auf ein Werk von Motor Sitsch in Saporischschja. Motor Sitsch gilt als bedeutendster Hersteller von Flugzeug- und Hubschraubertriebwerken sowie Gasturbinen in der Ukraine. Nach Darstellung Selenskyjs wurde auch die Region Chmelnyzkyj getroffen. Details dazu nannte er nicht.

    (Standard, 6.8.)

    Dazu muß man bemerken, daß Kupjansk inzwischen von der Zivilbevölkerung größtenteils „befreit“ wurde.
    Durch Einquartierungen und Evakuierungen unter Druck ist das inzwischen eine Frontstadt, die auch im Zuge der doch an einigen Stellen fortschreitenden Gegenoffensive der russischen Armee heftig umkämpft ist. Um die Vororte östlich des Oskol toben die Kämpfe.

    Das erwähnte Bombardement ist in diesem Kontext zu sehen. Es handelte sich vermutlich um eine Art Lazarett.

  155. Da kann ich mich wirklich nur an den Kopf fassen:

    "Da bleiben nur Lenkwaffen wie Taurus-Marschflugkörper, mit denen die ukrainische Armee die von den Russen angelegten Minenfelder überwinden und Territorium zurückerobern könnte."

    SPD-Haushaltspolitiker Andreas Schwarz bei ntv

    Was hat den ein Marschflugkörper, der 500 km weit fliegen kann, mit Minenfeldern zu tun, die ein paar hundert Meter tief sind?

  156. „Die Ukraine attackiert erstmals einen Tanker – er transportiert «spezielle Ladungen» für Russlands Militär

    Seit dem Ende des Getreideabkommens nehmen die Angriffe im Schwarzen Meer stark zu. Dabei setzen die Ukrainer zum wiederholten Mal Marinedrohnen ein.“

    Wie mans nimmt. Die Russen wiederum sagen, daß manche der Angriffe im Schwarzen Meer durch den Getreidekorridor begünstigt bzw. von dort aus lanciert worden sind.
    Das Getreideabkommen und der Seekrieg stehen also in einem gewissen Wechselverhältnis zueinander.

    „Russische Schiffe im Schwarzen Meer geraten zunehmend ins Visier der Ukrainer. Am Freitag wurden zwei von ihnen innert Stunden schwer beschädigt: Nach dem Angriff auf die Schwarzmeerflotte im Hafen von Noworossisk attackierten ukrainische Drohnen ein zweites Schiff. Am späten Abend sei der Öltanker «Sig» nahe der Krim-Brücke getroffen worden, bestätigte Russlands Nachrichtenagentur TASS. Der Verkehr auf der wichtigsten Verbindung zwischen der annektierten Halbinsel und dem russischen Festland war während mehrerer Stunden eingestellt. Am frühen Samstagmorgen öffneten die Behörden die Brücke wieder.

    Laut der staatlichen Agentur für Meeres- und Flussschifffahrt in Moskau erfolgte der Angriff in der Strasse von Kertsch, wo die «Sig» vor Anker lag.“

    Laut meinen – ebenfalls russischen – Quellen lag der Tanker nicht vor Anker, sondern war in Ufernähe auf dem Weg in die Straße von Kertsch und ins Azowsche Meer.

    „Die Explosion habe Schäden im Maschinenraum verursacht und den Frachter zeitweise manövrierunfähig gemacht. Zwei Rettungsschiffe aus der Hafenstadt Noworossisk hätten in der Nacht das eingedrungene Wasser aber abgepumpt. Unter der elfköpfigen Besatzung gebe es keine Todesopfer, allerdings ist von Verletzten die Rede.“

    Es gab nur leichte Verletzungen, die meisten sind wieder aus dem Krankenhaus draußen.

    „Marinedrohne mit einer halben Tonne Sprengstoff

    Auf einem Video ist ein auf den Tanker zurasendes Gefährt zu sehen, mutmasslich eine Marinedrohne. Weitere Gruppen auf dem sozialen Netzwerk Telegram beschreiben Attacken von Drohnen aus der Luft und dem Wasser, von denen mindestens eine zerstört worden sei.“

    Für die Abwehr der Wasserdrohnen hat die russische Armee offenbar noch kein Mittel gefunden.
    Laut einem Interview mit einem Militärexperten könnte man sie mit speziellen Bojen orten. Die müßten aber erst einmal ausgelegt werden.
    Er meinte, es sei zielführender, die Produktionsstätten und Abschußvorrichtungen zu orten und dann die gezielt zu zerstören. Daran wird derzeit gearbeitet.

    „Offiziell hat sich Kiew nicht zum ersten Angriff auf einen Tanker im Schwarzen Meer bekannt. Quellen aus dem Geheimdienst SBU erklärten gegenüber ukrainischen Medien aber, man habe diesen zusammen mit der Marine durchgeführt. Zum Einsatz gekommen sei eine mit 450 Kilogramm Sprengstoff beladene Marinedrohne. Die beiden Organisationen hatten auch die Verantwortung für den Schlag gegen die Krim-Brücke Mitte Juli übernommen. Damals waren ebenfalls Marinedrohnen verwendet worden.

    Die Ukraine betrachtet Tanker wie die «Sig» als legitime Kriegsziele: Nach Russlands Rückzug aus dem Getreideabkommen liess das Verteidigungsministerium verlauten, dass ab dem 21. Juli alle Schiffe, die Häfen auf von Russland besetztem ukrainischem Gebiet anliefen, als potenzielle Träger militärischer Fracht betrachtet würden. Die «Sig» sei zudem in ukrainischen Hoheitsgewässern vor Anker gelegen, die Russland völkerrechtswidrig kontrolliere.

    Seit Wladimir Putin einseitig das Abkommen aufkündigte, das zuvor den Transport von Getreide durch das Schwarze Meer ermöglicht hatte, hat sich die Lage im Schwarzen Meer zugespitzt. Russland beschoss mehrfach ukrainische Häfen mit Raketen und Drohnen.“

    Aus Jux und Tollerei geschieht das sicher nicht, wie uns die Medienberichte nahezulegen versuchen.
    Vermutlich ist dieser ganze Seekrieg von Odessa aus gesteuert. Von den Schwarzmeerhäfen käme sonst nur Otschakow in Frage, dort gibt es eine Marinebasis. Da aber die russische Armee direkt davor, auf der Kinburn-Spitze sitzt, so eignet sich diese Basis weniger als Drohnenkatapult.
    Odessa hatte vor der Unabhängigkeit der Ukraine eine bedeutende Schwer- und Leichtindustrie, die fast durchgehend zugesperrt wurde. Aber die Gebäude und Anschlüsse sind alle noch da …

    „Dabei wurde unter anderem die zum Unesco-Weltkulturerbe gehörende Altstadt von Odessa schwer getroffen.

    Zwischen Syrien und der Krim

    Die Ukrainer beschädigten neben der Krim-Brücke auch ein grosses Landungsschiff der russischen Marine. Am Samstag drohten sie mit weiteren Angriffen. Damit wollen sie Putin den Preis seiner Politik vor Augen führen, die darauf abzielt, die Ukraine durch die Blockade der Schwarzmeer-Häfen von ihren Exportmärkten abzuschnüren. Daneben versucht Kiew, die russische Logistik für den Angriffskrieg empfindlich zu stören: Die Schwarzmeerflotte spielt dabei sowohl für die Versorgung der Truppen als auch beim Beschuss mit Marschflugkörpern eine bedeutende Rolle.

    Der Tanker war denn auch kein zivil genutztes Schiff, wie dies in Moskau manche behaupten, die nun von «ukrainischem Terror» sprechen. So gibt der russische Telegram-Kanal «WTschK-OGPU» an, die «Sig» habe seit Jahren unter anderem Flugbenzin von der Krim zu den in Syrien stationierten russischen Truppen transportiert, weshalb sie 2019 von den USA auf eine Sanktionsliste gesetzt worden sei.“

    Den dauernd vor sich hinköchelnden Kleinkrieg in Syrien gibt es ja auch noch.
    Mit Angriffen dieser Art wird offenbar versucht, die logistische Unterstützung der syrischen Armee zu stören.

    „Der Analyst «OSINTTechnical» wies alleine für die letzten 12 Monaten 9 Fahrten zur Levante nach. «Das Schiff wurde oft für spezielle Ladungen eingesetzt», schreibt «WTschK-OGPU», auch für den Transport von Sprengstoff aus dem Marinestützpunkt in Feodosija.

    Das kremlnahe Portal «Rybar» berichtet, die Ukrainer hätten die «Sig» bereits vor wenigen Tagen versucht anzugreifen, als sie von zwei russischen Kriegsschiffen eskortiert aus dem Mittelmeer ins Schwarze Meer zurückkehrte, offenbar ebenfalls aus Syrien. Am Freitagabend war sie laut den vorliegenden Informationen unbeladen, was auch bedeutet, dass der ukrainische Angriff mutmasslich keine grösseren ökologischen Schäden verursachte, etwa durch auslaufendes Öl oder Benzin.“

    (NZZ, 6.8.)

    Diese Angriffe sind nicht sehr bedeutend für den Verlauf des Krieges. Man merkt aber, wie hier neues Kriegsgerät entworfen und getestet wird. Mit US- und wahrscheinlich auch britischer Hilfe wird an diesen Drohnen herumgebastelt, nach Ladung, Zielgenauigkeit, Geschwindigkeit und Reichweite.

    Das könnte auch ein Grund sein, warum die westlichen Unterstützer den Krieg möglichst lang am Laufen halten wollen, zumindest die Verteidigungsministerien – so ein Testgelände findet man nicht so schnell wieder.

    Was die russische Seite angeht, so herrscht eine gewisse Gelassenheit gegenüber diesen Angriffen, die zwar einerseits spektakulär sind, andererseits aber sehr begrenzte Beschädigungsfolgen haben.

  157. Business as usual:

    Sorge um stockende Gegenoffensive der Ukraine

    Die ukrainische Armee gewinnt nach mehr als einem Monat Gegenoffensive kaum noch Gelände. Die Offensive scheint momentan zu stocken. Dies geht auch aus den Berichten von vier westlichen Offiziellen hervor, die mit dem US-Sender CNN gesprochen haben.

    "Die Lageberichte sind ernüchternd", zitiert CNN den demokratischen Abgeordneten Mike Quigley, der sich zuletzt bei einer Europareise von US-Ausbildern für die ukrainischen Einheiten hatte briefen lassen. "Dies ist die schwierigste Phase des Krieges", so Quigley zu CNN.

    Ein namentlich nicht genannter, hochrangiger westlicher Diplomat wird bei CNN so zitiert: "Die Russen haben mehrere Verteidigungslinien, und die Ukrainer haben noch nicht einmal die erste Linie durchbrochen."
    ——————————-

    Großbritannien sieht Verwundbarkeit russischer Versorgungsrouten auf See

    Seedrohnen spielen in der Kriegsführung eine immer bedeutsamere Rolle. Das schreibt das britische Verteidigungsministerium in seinem Update. Der Angriff auf den russischen Tanker SIG am vergangenen Freitag habe gezeigt, dass solche Drohnen eingesetzt werden könnten, um die verwundbarsten Versorgungsrouten Russlands auf See zu treffen.

    Der Chemikalientanker sei zwar unter ziviler Flagge gefahren, aber seit Langem als Versorgungsschiff für Kraftstoffe und Militärgüter zwischen Russland und Syrien im Einsatz, heißt es in der britischen Einschätzung.

    Weil russische Kriegsschiffe seit Ende Februar 2022 nicht mehr den Bosporus durchfahren könnten, sei das russische Militär in Syrien und anderswo im Mittelmeerraum stark von unter ziviler Flagge fahrenden Schiffen wie SIG abhängig.

    (Standard, 9.8.)

    Es geht, nota bene, nicht um die Versogung des russischen Militärs in der Ukraine, sondern um Syrien.

  158. Allmählich dreht sich der Wind selbst in den westlichen MSM wie CNN:

    “Russians have a number of defensive lines and they [Ukrainian forces] haven’t really gone through the first line,” said a senior Western diplomat. “Even if they would keep on fighting for the next several weeks, if they haven’t been able to make more breakthroughs throughout these last seven, eight weeks, what is the likelihood that they will suddenly, with more depleted forces, make them? Because the conditions are so hard.” …

    Some officials fear the widening gap between expectations and results will spark a “blame game” among Ukrainian officials and their western supporters, which may create divisions within the alliance which has remained largely intact nearly two years into the war.

    “The problem, of course, here is the prospect of the blame game that the Ukrainians would then blame it on us,” said a senior western diplomat.

    Western allies receive increasingly ‘sobering’ updates on Ukraine’s counteroffensive: ‘This is the most difficult time of the war’

  159. @Neoprene

    Nein, die Quelle ist angegeben, der Standard. Und der zitiert CNN, in Übersetzung.

    Aber wurscht. Die Welt wird darauf eingestimmt – zumindest versuchen das die Medien –, daß inzwischen nicht mehr viel weitergeht an der Front, aber daß man eben die Ukraine weiter unterstützen muß.
    „Drehen“ tut sich da nicht viel.

    Es ist allerdings ein ständiges Thema der US-Parteienkonkurrenz. Es ist ein offenes Geheimnis, daß ein Wahlsieg der Republikaner den Ukraine-Krieg sehr schnell beenden könnte. Mit Trump sowieso, aber auch mit jedem anderen.
    —————

    Der amtierende Leiter der Bezirksverwaltung Kupjansk der Region Charkow, Andrej Kanaschewitsch, rief die Bewohner zur Evakuierung auf, berichteten ukrainische Medien.

    Nach Angaben der Ausgabe „Strana.ua“ empfahl der Leiter des Bezirks Kupjansk den Bewohnern, eine „verantwortungsvolle und ausgewogene Entscheidung“ zu treffen und sich in sichere Gebiete zu begeben. Der Leiter der regionalen Militärverwaltung Charkow, Oleg Sinegubov, sagte wiederum auf seinem Telegram-Kanal, dass die Evakuierung der Bevölkerung 11.000 Menschen, darunter 600 Kinder, betreffen werde.

    (KP, 10.8.)

    Man kann daraus schließen, daß die ukrainischen Behörden damit rechnen, das Gebiet an die russische Armee zu verlieren.

  160. die Quelle ist angegeben, der Standard. Und der zitiert CNN, in Übersetzung

    Sowas mag ich nicht. In diesem Krieg wurde schon viel "zitiert", was einfach nur erfunden war.

  161. Der CNN-Artikel war vorher in der Komsomolskaja Pravda zitiert und ich habe dann einen deutschsprachigen Artikel gefunden, der sich auch darauf bezieht. Es steht jedenfalls genau das übersetzt, was du auch gepostet hast.

    Ich denke jedoch, daß das Problem woanders liegt. Der Krieg in der Ukraine kann sich noch eine Zeitlang dahinziehen. Alle Seiten haben ein Interesse daran.
    Und du meinst, irgendwann muß es einen Crash geben.

    Ja – irgendwann vielleicht.

  162. Das Kanonenfutter wird weiter angeliefert:

    In Großbritannien ausgebildete Soldaten kehren in Ukraine zurück

    Großbritannien hat in den vergangenen Monaten etwa 900 Marinesoldaten aus der Ukraine ausgebildet. Nach einem sechsmonatigen Training kehrten die Soldaten nun bald zurück, meldet die britische Nachrichtenagentur PA.

    Dem britischen Verteidigungsministerium zufolge waren darunter auch Freiwillige ohne militärische Erfahrung. Seit Kriegsbeginn im Februar 2022 wurden nach Angaben von PA in Großbritannien mehr als 20.000 ukrainische Rekruten trainiert.“

    —————–

    Die finanziellen Mittel anscheinend auch:

    Biden beantragt mehr Militärhilfe

    Die US-Regierung will die von Russland angegriffene Ukraine weiterhin mit vielen Milliarden unterstützen. Hochrangige Regierungsbeamte kündigten am Donnerstag in Washington an, Präsident Joe Biden werde den Kongress um die Bewilligung von insgesamt rund 13 Milliarden US-Dollar (11,8 Milliarden Euro) Militärhilfe bitten. Mit dem Geld sollen auch die Bestände des US-Verteidigungsministeriums wieder aufgefüllt werden, aus denen ein Teil der an Kiew gelieferten Ausrüstung stammt.

    Offen war, ob von dem Geld auch ein Teil in die Unterstützung anderer Länder fließen soll. Hinzu kommen 7,3 Milliarden US-Dollar (6,6 Milliarden Euro) für wirtschaftliche und humanitäre Unterstützung für die Ukraine und weitere von dem Krieg betroffene Länder. Zusätzliche Milliardensummen sollen etwa über die Weltbank bereitgestellt werden. Die Vereinigten Staaten gelten als wichtigster Verbündeter der Ukraine im Abwehrkampf gegen die russische Invasion. Die USA haben seit Kriegsbeginn Ende Februar 2022 nach eigenen Angaben allein militärische Hilfe im Umfang von mehr als 43 Milliarden US-Dollar für Kiew bereitgestellt oder zugesagt.“

    (Standard, 10.8.)

    Während laut russischen Quellen (die sich teilweise auf pensionierte US-Militärs und -Geheimdienstler berufen,) schon fieberhaft nach einer Ablöse für Zelenskij gesucht wird, geht zumindest im Vordergrund die Unterstützung der ukrainischen Streitkräfte weiter.

    PS: Wenn man den russischen Quellen über Gefallene auf der ukrainischen Seite trauen darf, werden diese 900 Mann Verstärkung vermutlich in den nächsten Tagen plattgemacht.
    Man darf nicht vergessen, daß die russische Armee Flugzeuge und Hubschrauber ohne Ende hat und ausreichend Munition für Dauerfeuer auf die ukrainischen Einheiten, während auf der ukrainischen Seite schon die Luftabwehr schwere Mängel aufweist — gerade wurden wieder 2 Patriot-Systeme aus Deutschland hinübergeschoben, man weiß gar nicht, in welchem Maße die einsatzfähig sind.

    Ich vermute, in einigen Tagen werden russische Siegesmeldungen aus den Regionen von Charkow und Donjezk folgen.

  163. Zelenskij entläßt die Chefs aller regionalen Rekrutierungsbehörden, wegen Korruption.
    Das wird als mutiger Schritt gegen die Korruption dargestellt.

    Offensichtlich war es überall möglich, sich durch entsprechende Zahlungen — der Preis stieg ständig — von der Einberufung freizukaufen.
    Das war allerdings auch niemandem ein Geheimnis. Die Tarife für diese "Befreiung" kursierten im Internet.

    Ende Juni, Anfang Juli, wurde der Leiter der Rekrutierungbehörde in Odessa, Jewgenij Borisov, seines Amtes enthoben und ein Verfahren gegen ihn eingeleitet, nachdem die Ukrainskaja Pravda enthüllt hatte, daß er eine Immobilie und einige Autos in Marbella (Spanien) erworben hatte.

    Daß aber jetzt alle entlassen und 112 (!) Prozesse gegen diese Rekrutierungs-Fuzis eingeleitet wurden, hat sicher nichts mit den über einen Monat zurückliegenden Veröffentlichungen der UP zu tun, sondern eher mit groben Personalproblemen bei der ukrainischen Armee.
    In Zukunft sollen diese Zwangsrekrutierungen von Kriegsinvaliden beaufsicht werden. Man vermutet, daß die unbestechlich sind.

    (El País, 11.8.)

    Vermutlich eine grobe Täuschung, aber nach Westen kann man zeigen: Wir tun was!

  164. Die Rekrutierung in der Provinz Charkow wird ab jetzt von Militärpolizisten aus der Westukraine durchgeführt. Die ukrainische Führung traut den Behörden von Charkow nicht.

    (KP, 13.8.)

    Es steht offenbar eine neue Mobilisierungswelle an, weil bei der Offensive alle Reserven eingesetzt und teilweise aufgerieben wurden.

  165. Financial Times: Junge Ukrainer zahlen bis zu 10.000 US-Dollar Bestechungsgelder, um dem Wehrdienst zu entgehen

    (…)

    Die Berichte illustrieren die Schwierigkeiten der ukrainischen Armee, die hohen Verluste an Soldaten auszugleichen. Dafür spricht auch ein Gesetzentwurf, der derzeit von der Rada, dem Parlament in Kiew, diskutiert wird. Er sieht vor, dass Jugendliche zwischen 16 und 18 Jahren das Land nicht mehr verlassen dürfen.

    Allgemein wird das als Vorstufe zu einer Wehrpflicht für Minderjährige für eine Art von «Volkssturm» betrachtet. Bislang untersagt das Kriegsrecht Männern zwischen 18 und 60 Jahren die Ausreise ohne Genehmigung.

    (Weltwoche, 14.8.)

    … und dazu noch eine Illustrierung dessen, wie die Mobilisierung vor sich geht:

    Mobilization in Ukraine: Zelensky government on a manhunt

    This article describes the systematic violations of human and democratic rights that occur in the NATO-backed drive of the Ukrainian government to forcibly draft ever more men into the army. Hundreds of thousands of Ukrainians are estimated to have already died in the war, with many more wounded. The author, Maxim Goldarb, is the head of the “Union of Left Forces of Ukraine – For New Socialism” party in Ukraine which opposes the NATO war against Russia and has been banned and persecuted by the Zelensky government.

    (…)

    (WSWS, 6.7.)

  166. „Russlands Verteidigungsminister behauptet, militärische Ressourcen der Ukraine seien "fast erschöpft"“

    Man muß es dem Standard zugutehalten, daß er davon überhaupt berichtet, wenngleich es ja nur eine „Behauptung“ ist.

    „Die Ressourcen der ukrainischen Armee im Konflikt mit Russland sind nach russischer Überzeugung "fast erschöpft". Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu sagte bei einer Sicherheitskonferenz in Moskau vor wenigen Stunden, dass Kiew keine Erfolge erziele trotz der "totalen Unterstützung" durch den Westen.

    Schoigu räumte ein, dass die russische Militäroffensive in der Ukraine sich zu einer "ernsthaften Prüfung" für die russische Armee entwickelt habe. Russland sei es aber gelungen, die Produktion gepanzerter Fahrzeuge "stark" zu erhöhen, sagte der Minister weiter.

    Mit Blick auf die westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine sagte Schoigu, dass diese Waffen "nichts Einzigartiges oder Unbesiegbares" darstellten. Vor einer Runde internationale Militärvertreter sagte er zudem, Moskau sei bereit, seine Erkenntnisse zu den Schwachpunkten westlicher Waffen zu teilen.

    Schoigu dankte auch den russischen Soldaten für ihren Einsatz, die auf dem Schlachtfeld gegen den "Neonazismus" kämpfen würden. Er nahm damit eine Formulierung wieder auf, die der Kreml als Grund für die russische Militärintervention in dem Nachbarland angegeben hatte.

    (Standard, 15.8.)

  167. „Hungern ist für die Ukrainischen Streitkräfte gut

    In der Nähe von Kupjansk blieb eine ganze Brigade der Streitkräfte der Ukraine ohne Lebensmittelversorgung zurück.
    Lebensmittel, Medikamente und Munition erhalten sie schon lange nicht mehr vom Verteidigungsministerium – Staatsangestellte von Lutzk und anderen Städten der Westukraine versorgen sie mit Paketen.“

    Über die Gründe dafür kann man nur raten.
    Entweder das Verteidigungsministerium erhält nicht genug Lebensmittel für seine Soldaten.
    Oder aber, die Kiewer Angestellten des Ministeriums machen damit Geschäfte, anstatt die Rationen an die Front zu schicken.
    Oder eine Kombination von beidem: Der Mangel wird profitabel genutzt.

    „Neulich wurde wieder, wie gewohnt, ein Paket aus Lutzk an eine Brigade in der Nähe von Kupjansk geliefert: hausgemachte Konserven, Speck, geräucherte Hühner. Aber alle gesendeten Leckerbissen wurden von den Offizieren der Nachhut beschlagnahmt. Sie zwangen die Soldaten, Konserven zum Testen abzugeben, die das Vorhandensein von Mikroben in den Lebensmitteln nachwiesen – den Erregern von Botulismus.“

    Interessant, was für komplizierte Testgeräte die dort hinter der Front haben und wie sehr sie um die Gesundheit ihrer Soldaten besorgt sind.

    „Die hungrigen Soldaten sind jedoch sicher, daß die Forschungsergebnisse gefälscht sind, und daß dieselben Offiziere hinter der Front die Konserven zu guten Preisen an die örtliche Verwaltung von Kupjansk verkauften, die den Vertrag über die Versorgung der zur Evakuierung vorgesehenen Bewohner mit Lebensmitteln irgendwie erfüllen muß.“

    Die Kupjansker Behörden haben also auch kein Geld oder erhalten keine Lebensmittel, was auch ein düsteres Bild über die Lage der Zivilbevölkerung der Region Charkow zeichnet.

    (KP, 16.8.)

  168. Nachdem die NATO einen Vorschlag gemacht hatte (und dazu den Generalstabschef von Stoltenberg vorgeschickt hat) hat nun ein Artikel in der Financial Times das gleich aufgegriffen:

    The Kremlin is increasingly coming to terms with the fact that Ukraine will neither be “de-Nazified” (there will be no pro-Russian “puppet” government in Kyiv) nor “demilitarised”, nor will it remain neutral. It is now clear to Moscow that Ukraine will probably become part of the EU and anchored to Euro-Atlantic security structures. For Russia, accepting these new realities is a significant concession. Moscow’s priorities appear to be safeguarding itself against Ukrainian and Nato forces, retaining some of the land it currently occupies in Ukraine (especially Crimea and possibly in the Donbas) and ensuring Putin saves face after a compromise is found.

    Wieder mal macht sich NATO Gedanken, wie das ganze Schlamassel für die NATO doch irgendwie glimpflich ausgehen könnte, ohne daß auch nur ein Hauch von Beleg kommt, daß solch ein Vorschlag vom Kreml überhaupt in Erwägung gezogen wird. Es ist pures Wunschdenken, sonst nichts.

  169. Ja ja, „coming to terms with the fact“ ist ja auch die richtige Ausdrucksweise für aus der Luft gegriffene Spekulationen.
     

  170. Das Kriegsrecht in der Ukraine wurde weitere 90 Tage verlängert.

    Laut russischen Medien soll es Erschießungen ukrainischer Soldaten gegeben haben, die sich weigerten, sich an die Front beordern zu lassen.

    Der Dnjepr verwandelt sich auch in eine Art Massengrab, da bald nach dem Dammbruch des Kachowka-Stausees die Versuche der ukrainischen Armee zunahmen, mit Schnellbooten über den Dnjepr zu gelangen und am anderen Ufer einen Stützpunkt zu errichten. Vor allem in der Nähe der Stadt Cherson und der zerstörten Antonov-Brücke. (Nur soviel zur Frage, wessen Interessen die Zerstörung des Dammes diente.)
    Sie haben keine Chance, weil auf der anderen Seite wartet die geballte russische Artillerie auf sie.
    Laut russischen Berichten gegen die Verluste dort in die Hunderte, abgesehen von den zerstörten Booten.
    Eine Art Himmelfahrtskommando, so wie es aussieht.
    Man fragt sich, was die Leute bewegt, die sich da immer wieder von neuem aufmachen, nachdem sie gesehen haben, in welchem Zustand die vorherige Abteilung zurückkommt, – wenn überhaupt.

  171. Drohnen aus Pappendeckel, der neueste Hit?

    Ukraine griff russisches Kursk offenbar mit neuem Drohnentyp an

    Die Ukraine hat Medienberichten zufolge vor einigen Tagen den militärischen Teil eines Flughafens im russischen Grenzgebiet Kursk mit einem neuen Drohnentyp angegriffen. Insgesamt 16 aus Karton gefertigte Flugkörper, die für Flugabwehr-Radare schwer zu orten sein sollen, seien in der Nacht zum vergangenen Sonntag zum Einsatz gekommen, berichteten ukrainische Medien unter Berufung auf Quellen beim Geheimdienst SBU.

    Dabei sollen in Kursk fünf russische Kampfflugzeuge und mehrere Flugabwehrsysteme beschädigt worden sein. Unabhängig überprüft werden konnte das zunächst nicht.

    (Standard, 1.9.)

    Ausprobieren kann man ja alles, und das Material ist sicher günstig, aber einen wirklichen militärischen Durchbruch kann so ein Gerät sicher nicht schaffen.

    Die Ortung von Drohnen ist generell schwer, weil sie zu klein für Radar-Erfassungs-Systeme sind. Aber das Material dürfte eher wegen des Gewichts und der Kosten gewählt worden sein – je weniger Gewicht, um so länger können sie fliegen.
    ____________________

    Die Zahl der Gefallenen der Ukrainischen Armee soll jetzt auch von ukrainischer Seite durchgesickert sein:

    „Der ukrainische Mobilfunkbetreiber „Kyivstar“ hat versehentlich die tatsächliche Zahl der toten »Verteidiger des Vaterlandes« verraten. Der Betreiber startete eine Wohltätigkeitsveranstaltung – senden Sie eine Nachricht mit dem Wort »Danke« an die Nummer eines gefallenen Soldaten. Aber in einer Promo gaben die Signalgeber durch ein Versehen zu, dass »400.000 Helden … niemals auf den Anruf antworten werden«. Das heißt, die Zahl der Todesfälle beträgt eben diese 400.000.“

    (KP, 30.8.)

    Man fragt sich, ob diese Aussage wirklich so „versehentlich“ war …

  172. „Russland hat nach Angaben des Verteidigungsministeriums im Schwarzen Meer mehrere ukrainische Marineboote und Drohnen mit Zielrichtung Halbinsel Krim zerstört.

    Flugzeuge der Schwarzmeerflotte hätten nord-östlich der Schlangeninsel drei militärische Schnellboote vom US-Typ Willard Sea Force mit Besatzung vernichtet, teilte das Ministerium am Sonntag in Moskau mit. Die Boote seien in Richtung Halbinsel Krim unterwegs gewesen.

    Zuvor hatte das Ministerium mitgeteilt, dass die Flugabwehr in der Nacht auch Angriffe mit acht Drohnen nahe der Krim-Küste abgewehrt habe.“

    (ZdF, 10.9.)

    Sie scheinen also aus der Nähe von Primorske in der Nähe des Donaudeltas gestartet zu sein. Oder aber, aus einem der Donauhäfen.
    Die Mannschaft soll nach russischen Angaben aus 36 Personen bestanden haben.

    Man fragt sich, ob wirklich irgendjemand annimmt, mit solchen Gummibooten durchzukommen und auf der Krim ernsthafte Schäden verursachen zu können?

  173. Ich entnehme dem Artikel, daß die russische Armee offenbar deshalb diesen „Durchbruch“ zugelassen hat, um dort in Rabotino möglichst viele Menschen und Geräte zu zerstören, weil die dort wie auf dem Präsentierteller in diese Bresche immer neue Wellen von Truppen hineinschicken, die von der russischen Artillerie, die auf den umliegenden Hügeln stationiert ist, plattgemacht wird.

    Die „Times“ ist ebenso wie „Fox News“ und „WSJ“ Teil der Murdoch-Presse, die langsam Position gegen die Fortführung des Krieges zu beziehen scheint.

    Die Einschätzung unseres österreichischen Analysten:

    "Der Ukraine bleiben nur noch wenige Wochen Zeit"

  174. Das ist ja nun wirklich nichts Neues, daß es den russischen Streitkräften nicht um das Gewinne nvon Gebieten geht, sondern um die Zerschlagung der ukrainischen Streitkräfte. Das war schon der Ansatz der Schlacht um Bakhmut, der letztlich dann, sozusagen "ungewollt" zur Eroberung führte. 

    Für mich überraschend sind für mich die Zahlen über ukrainische Verluste, die das russische Verteidigungsmunisterium in den letzten Tagen veröffentlicht hat: Danach haben die AFU-Einheiten immer noch die höchsten Verluste in der Region um Bakhmut, wo Syrskyi immer noch verzweifelt versucht, die Russen zurückzutreiben und die Ruinen von Bakhmut zurück zu erobern. Der Kampf und Robotyne ist daran gemessen ein Nebenkriegsschauplatz.

    Ja, vor allem in US-Medien hat jetzt eine Absetzbewegung vom bisherigen Kriegsoptimismus begonnen. Allenthalben kann man lesen, daß da viele Top-Leute in der Verwaltung oder auch nur in den Medien hoffen, es doch irgendwie hinzukriegen, daß der Krieg wenigstens bis zur Wahl im nächsten Jahr weitergehen kann, ohne daß die Ukraine kapitulieren muß, irgendwie doch noch soviel internationalen Druck auf Rußland aufbauen zu können, daß die sich zähneknirschend auf einen Korea-Deal einlassen. Und dazu gehört eben auch der Realismus, bekannt zu geben, daß die Ukraine ihre tolle Sommeroffensive vergeigt hat. Milley hat gerade auch verklausuliert sowas zugegeben und hingewiesen, daß der Ukraine dieses Jahr wohl nur noch vielleicht vier oder sechs Wochen Zeit bleiben, überhaupt irgendwas zu erreichen, denn dann ist ja nun wirklich Herbst. Aber dann bleibt ja immer noch nächstes Jahr, da kann das Alles ja noch klappen.

  175. Wofür soll es eigentlich in der US-Parteienkonkurrenz taugen, daß der Krieg bis zu den Wahlen weitergeht?
    Um das Eingeständnis der Niederlage dann der nächsten Regierung zu überlassen?

    Bachmut, übrigens.
    Ich nehme an, an diesem Abschnitt wird von Syrskij versucht, den Vormarsch der russischen Armee im Osten zu verhindern, indem man versucht, ihre Streitkräfte dort in Bachmut zu binden.
    Eine andere Möglichkeit ist, daß er versucht, sich Lorbeeren zu verdienen, um aufzurücken – entweder als Ersatz für den offenbar noch immer verletzten Zaluzhnyj (vielleicht ist der dauerhaft gehandicapt) oder doch auf den Posten des Verteidigungsministers, wenn der Krimtartare sich in dem Amt abgenützt hat.

  176. Biden will partout wiedergewählt werden. Und kann deshalb eine Niederlage seines außenpolitischen Lieblingsprojektes nicht erlauben. Jedenfalls nicht vor November 2024. Ansonsten ist den Falken um ihn herum die Ukraine ja scheißegal, die sind doch mental schon voll auf Chinakurs.

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