WARUM ITALIEN? – TEIL 5
Hier wird die Serie der Erklärungen fortgesetzt:
1. Der Mailänder Flughafen ist der wichtigste europäische Flughafen für Ostasienflüge
2. Die italienische Mode wird seit geraumer Zeit von Chinesen in Sweatshops in Norditalien hergestellt
3. Der Karneval in Venedig + die Kreuzfahrten nach Venedig haben als Verteiler gewirkt
4. Es gibt halt so viele alte Leute dort
5. Die Einrichtungs-Messe Homi in Mailand im Jänner wurde vor allem von chinesischen Arbeitern aufgebaut
6. Das Gesundheitswesen in Italien war auch vor der Epidemie schlecht beinander
Ob es wirklich eine Messe in Mailand war, die sich ähnlich dem Tiermarkt in Wuhan als besonderer Springbrunnen für Infektionen erwiesen hat, soll hier näher untersucht werden.
1. Was ist eigentlich eine Messe?
Das Abhalten von Messen hat sich mit der Einrichtung der EU seit den 90-er Jahren sehr weit verbreitet. Abgesehen von den traditionellen Messestädten versuchen viele Städte, sich neu als Messestädte zu positionieren – mit wechselndem Erfolg. Die bereits etablierten Messestädte wiederum versuchen ihr Spektrum auszuweiten, um ihren bereits vorhandenen Grundstock als Messezentrum auszubauen.
Seit ungefähr 2 Jahrzehnten ist eine richtige Messe-Konkurrenz losgegangen, innerhalb derer sich die Veranstalter und Aussteller gegenseitig in Preis- und Lohndumping unterbieten.
Die Messen reihen sich damit in die Reihe der Großveranstaltungen ein, ähnlich wie kulturelle Spektakel, Wanderausstellungen und MEGA-Konzerte, Freilichtbühnen, Sport-Events usw., wo versucht wird, über die möglichst große Zahl der anreisenden Besucher die Gastronomie und die Geschäfte für Souvenirs, Kleidung, und lokale Produzenten mit zusätzlichen Einnahmen zu versorgen. Nach diesen Großveranstaltungen aller Art werden regelmäßig entweder Besucherrekorde gemeldet, oder mit bangen Mienen nach Faktoren gesucht, warum der Rekord des Vorjahres oder der vorigen Fußball-WM nicht erreicht wurde.
Solche Events sind natürlich geeignet, genauso wie der Karneval in Venedig, eine Art Drehscheibe für Ansteckungen zu werden.
Ursprünglich entstanden die Messen aus Märkten, die sich auf bestimmte Produkte spezialisierten. Damit sollte die regionale Produktion angekurbelt werden, indem Kaufleute von woanders angezogen wurden, die diese speziellen Waren dann quer durch die Lande vertrieben. Messen waren also immer schon eine Art großes Schaufenster, in dem regionale Spezialitäten für internationale Kundschaft dargeboten wurden. (So geht z.B. die Frankfurter Buchmesse auf die Erfindung des Buchdrucks im nahegelegenen Mainz zurück, die Frankfurt mitsamt seinen Märkten zu einem Zentrum für Druckereiprodukte werden ließ.)
Weil der Markt möglichst viele Leute anziehen sollte, wurde er mit einem religiösen Festtag verbunden, einem Schutzheiligen unterstellt und somit Gott und der Mammon vereint – daher stammt auch der Name „Messe“, der dem Schacher den Segen Gottes verlieh.
Eine weitere Attraktivität der Messe war, daß die Landesfürsten sich zu ihren Schutzherren machten und die anreisenden Kaufleute für diesen Anlaß von den Abgaben und Zöllen befreiten, die ansonsten bei Marktplätzen gebräuchlich waren. Die örtliche Kaufmannschaft erstattete ihnen diesen Verdienstentgang nach Ablauf der Messe überreichlich zurück und war deshalb zusätzlich interessiert, möglichst viel Publikum anzuziehen, um bei dieser Gelegenheit die eigene Schatulle kräftig zu füllen und sich auch noch beim Landesfürsten Liebkind zu machen.
2. Messestadt Mailand
Die Hauptstadt der Lombardei und das wirtschaftliche Herz Italiens verdankt seine Entwicklung seiner Lage als Knotenpunkt der Handelsstraßen – von Nord nach Süd, und auch von Ost nach West. Nach der Einigung Italiens bildete sie den Gegenpol zu Rom, was auch von der damaligen Staatsführung gefördert wurde. Wirtschaftlich hat Mailand Rom schon lange überholt – nach Wirtschaftsleistung, und nach Einwohnerzahl des Großraums. Nur an Besuchern liegt es noch hinter Rom:
„In der Rangliste der meistbesuchten Städte der Welt im Jahr 2018 belegt Mailand den fünften Platz in Europa für die Anzahl der internationalen Touristen. Laut Mastercards Global Destination Cities-Ranking in Bezug auf die Anwesenheit von Touristen und Arbeitern liegt Mailand mit rund 9,1 Millionen als 16. meistbesuchte Stadt der Welt, 5. in Europa und 2. in Italien nach Rom.“ (Wikipedia, Milano)
Mailand ist Sitz der italienischen Börse und konzentriert verschiedene Industriezweige: Neben Mode aller Art ist es auch das italienische Zentrum der Medien und des Verlagswesens.
Als Messestadt präsentiert sie die gesamte Wirtschaft Italiens:
„Die Mailänder Messe organisiert, veranstaltet und verwaltet seit 1920 internationale Veranstaltungen in ihren Pavillons und weltweit.“ (Fiera Milano – Die Geschäfts-Plattform des „Made in Italy“)
In den 90-er Jahren etablierte sie sich als Messe für Branchen und erweiterte sowohl ihr Spektrum als auch ihr Gelände. Seit 2002 notiert sie an der Mailänder Börse. 2005 bezog sie ein neues Gelände nordwestlich des Zentrums, im Vorort Rho. (Heute wurde dort, wie in anderen Messehallen in Europa, ein Lazarett für Coronyvirus-Patienten eingerichtet.)
2008 schloß sie ein Kooperationsabkommen mit der Hannoveraner Messe, um sich gemeinsam mit Hannover im Ausland betätigen und ihre jeweiligen nationalen Wirtschaftszweige präsentieren zu können, und 2015 organisierte sie die Weltausstellung „Expo 2015“ zum Thema Ernährung, eine 6 Monate dauernde Veranstaltung, die mehr als 22 Millionen Besucher anzog.
Diese fieberhafte Aktivität ist ein Ergebnis der EU-Gründung. Seither gibt es einen Wettlauf der Mitgliedsstaaten, ihre Wirtschaft zu präsentieren und international gut zu plazieren. Viele Hauptstädte oder Metropolen bauten Messegelände aus und versuchen sich als Messezentren zu etablieren. Hier gibt es auch eine Rivalität zwischen alten und neuen Messestädten.
Mailand versucht dabei, die Nase vorne zu behalten und sowohl nach Umfang als auch nach Frequenz andere Messezentren hinter sich zu lassen.
3. Die Einrichtungs-Messe
„Die HOMI Milano ist eine internationale Fachmesse für Inneneinrichtung und gehobene Wohnkultur, die halbjährlich in der Messe von Mailand in Rho stattfindet. Sie richtet sich ausschließlich an Fachbesucher.“
Sie findet 2x jährlich, im Januar und im September statt und dauert jeweils 4 Tage. Im Januar 2017 wurden 85.000 Besucher gezählt, davon 20 % aus dem Ausland. In diesem Jahr fand sie vom 22. bis 25. 1. statt.
Wenn man bedenkt, daß ein Sektentreffen mit 2500 Mitgliedern im Elsass oder Schiorte in Tirol sich inzwischen als Zentren der Verbreitung des Virus herausgestellt haben, so kann eine solche Messe natürlich auch dazu beigetragen haben.
Allerdings fand sie bereits im Jänner statt, während die ersten Coronavirus-Todesfälle einen Monat später registriert wurden. Und die fanden nicht in Mailand statt, sondern in anderen Teilen der Lombardei, im Veneto und in der Emilia-Romagna.
Es finden sich auch im Internet keine Hinweise darauf, daß die Messestände mit Hilfe von chinesischen Arbeitern aufgebaut wurden. Möglich ist es natürlich – die Kooperation der Mailänder Messe mit Hannover erstreckt sich auch auf gemeinsame Projekte in China.
Und schließlich ist die Messe-Logistik eine sehr spezialisierte und relativ junge und dynamische ökonomische Aktivität, deren Akteure sich ungern in die Karten schauen lassen.
Die Mailänder Messe könnte also ein ein Faktor für die Verbreitung des Virus gewesen sein, Beweise dafür gibt es keine.
Fortsetzung folgt: Italiens Gesundheitswesen