Pressespiegel El País, 29.9.: Nachruf

„HASSAN NASRALLAH, DER GEISTLICHE, DER DIE HISBOLLAH AUF DIE POLITISCHE BÜHNE GEBRACHT HAT

Der Anführer der libanesischen Parteimiliz verhalf der Organisation zu einem wichtigen Machtanteil in den Institutionen und scheute sich nicht, mit Waffen zu drohen, um mögliche Entscheidungen, die ihren Interessen zuwiderlaufen, zu blockieren.

Der schwarze Turban, der für die Schiiten auf die Abstammung eines Geistlichen von Mohammend hinweist, schmückte das Haupt von Hassan Nasrallah, dem Generalsekretär der libanesischen schiitischen Milizpartei Hisbollah, der diesen Freitag von der israelischen Armee mit einem Bombardement auf einen Außenbezirk von Beirut ermordet wurde.“

Der wichtigste Unterschied zwischen den beiden Hauptströmungen des Islam, Sunniten und Schiiten, ist das Problem der religiösen Legitimation als Sprachrohr Allahs, die die Sunniten über Lehre und Inspiration ableiten, die Schiiten über die Abstammung.
Die Schiiten verfügen daher über einen (erblichen) Klerus, die Sunniten nicht.

„Unter seinen Anhängern galt er als Sayyid (= Nachfahre Mohammeds), der Ehrentitel, mit der viele Schiiten ihn bezeichneten.“

Es bleibt offen, ob er sich diese Abstammung nur zuschrieb oder ob da wirklich etwas dran war. Es klang jedenfalls gut.
Wahrscheinlich ist eher ersteres, weil sein Vater war kein Geistlicher. Er selbst hatte deshalb also eigentlich keine Berechtigung, die geistliche Laufbahn zu beschreiten.
Man sieht, hier wurde auch von den gestrengen Mullahs im Iran ein Auge zugedrückt, um diesen wichtigen Verbündeten mit der nötigen Aura auszustatten.

„Bei den Bestattungen der Märtyrer war sein Gesicht ebenso präsent wie die gelben Fahnen der Hisbollah. Der berühmte Spruch »Wir werden deinem Ruf folgen, O Hussein!« (der im schiitischen Islam verehrte Enkel Mohammeds) wurde zu „Wir werden deinem Ruf folgen, oh Nasrallah!“
Sein Gesicht war im Westen ein Synonym für Terrorismus und für die Libanesen ein Ausdruck der Schande, weil sie ihn beschuldigten, den Staat übernommen zu haben.“

Das war auch so, lag aber nicht nur an der Hisbollah, sondern auch an der Verfaßtheit des libanesischen Staates. Siehe dazu den Beitrag zum Libanon.

„Nasrallahs Person repräsentierte allerdings auch die Würde jener Sunniten in der arabischen Welt, die den Iran verabscheuen, aber der Miliz Beifall spenden, die Israel während des Bombardements von Gaza die Stirn bot.
Seine frühen Jahre verbrachte er an zwei vergessenen Orten. Der erste ist der »Elendsgürtel« im Osten Beiruts: das Elendsviertel Scharschabuk in der Nähe des Vororts Karantine, wo er vor 64 Jahren geboren wurde und »alle« arm waren, wie er sich im Mai erinnerte.“

Karantina grenzt unmittelbar östlich an den vor einigen Jahren explodierten Hafen von Beirut an und war das Viertel, wo in der Spätzeit des Osmanischen Reiches eine Quarantänestation für die ankommenden Schiffe eingerichtet wurde.
Auch heute sind dort alle ziemlich arm.
Das seinerzeitige Baracken- und Zeltviertel Scharschabuk ist heute anscheinend ein Depot für Altmetall und Schrottautos.

„Er war das älteste von neun Kindern, sein Vater betrieb einen Obstladen und dieses „jeder“ bezog sich auch auf sie. Arme und Schiiten, die marginalisierte Minderheit des Islam.
1975, als der Bürgerkrieg ausbrach, der 15 Jahre andauern sollte, kehrte die Familie des libanesischen Geistlichen in ihren Heimatort Bazouriye im Süden des Landes zurück. Es ist eine dieser Städte mit schiitischer Mehrheit nahe der Grenze zu Israel, die als Hochburg der Hisbollah gelten und aus der in den letzten Tagen Tausende von Menschen (auf Befehl oder aus Angst) an geflohen sind, – aus dieser Grenzregion, die regelmäßig zur Kriegsfront wird.“

Bazouriye liegt östlich von Tyros, zur israelischen Grenze sind es ca. 20 km.

„Das Elend, die Ausgrenzung der Schiiten und der palästinensischen Flüchtlinge, die in seinem Geburtsviertel leben – allesamt »unterdrückt«, ein zentrales Konzept in seiner Rede und in der Staatsideologie seines Hauptverbündeten Iran – prägten die Biografie Nasrallahs.
Der gläubige Teenager hielt schon sehr früh an seiner schiitischen Identität fest – und an einer anderen Idee, die schließlich einer der Gründe für die Existenz seiner Organisation wurde: dem Widerstand gegen die israelische Besetzung des Libanon.
Im Alter von 15 Jahren schloss er sich der libanesischen Widerstandsbewegung (Amal) an, die vom iranischen Geistlichen Musa as-Sadr gegründet wurde und deren Anhänger sich selbst »die Enteigneten« nennen. Als Al Sadr 1978 verschwand,“

– er kehrte von einen Libyen-Reise nicht zurück. Bis heute wird Gaddafi für seine Ermordung verantwortlich gemacht –

„strebte er nach einer Modernisierung des Schiitentums und war eine Schlüsselfigur in dessen Entwicklung hin zu einer politischen Partei.“

Das Verschwinden as-Sadrs ereignete sich, man rufe es sich in Erinnerung, im Jahr vor der iranischen Revolution, mit der die Schia sich erstmals als Staatsmacht etablierte. Seither sieht sich der Iran als Schutzmacht aller unterdrückten Schiiten der Welt, so wie Israel als Schutzmacht der verfolgten Juden.
Aber im Jahr 1978 waren die Schiiten tatsächlich überall Underdogs der islamischen Welt.

„1976 reiste Nasrallah zu einem der spirituellen Zentren des Schiismus: dem Seminar in Nadschaf im Irak. Ihr Direktor war Mohammed Baqir as-Sadr, ein enger Vertrauter des späteren iranischen Führers Ayatollah Khomeini, den der Student damals kennenlernte.
Zwei Jahre später wurde er vom Regime Saddam Husseins aus dem Irak vertrieben,“

– nicht nur Nasrallah, sondern die ganze schiitische Partie von Khomeini bis zu anderen Exilanten, wurde 1978 aus dem Irak ausgewiesen.
Erstens, weil sie gegen den säkulären Gedanken der Baath-Partei wetterten und damit das auf der sunnitischen Minderheit beruhende System Saddam Husseins gefährdeten, und zweitens, weil der Irak damals eine Annäherung an den Schah suchte, um die ewigen Grenzstreitigkeiten mit dem Iran auf friedlichem Wege zu lösen und deshalb die Anti-Schah-Opposition nicht mehr brauchen konnte –

„aber zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits die Aufmerksamkeit seines späteren Mentors und Vorgängers als Anführer der Hisbollah, Abbas Al-Musawi, auf sich gezogen, der 1992 von Israel ermordet wurde.

Diese Begegnungen prägten sein Denken. Ein Ereignis war entscheidend für seine Hingabe an Ayatollah Khomeini: die Gründung der Islamischen Republik Iran im Jahr 1979.
Das Regime, dessen erster oberster Führer Khomeini war, begründete die Doktrin des Welāyat-e Faqih, der Theokratie, die dem islamischen Recht verpflichtet ist und den Klerus an die Spitze der politischen und staatlichen Macht stellen.
Zwischen dem in Nadschaf gelehrten schiitischen Quietismus, der die Trennung von Politik und Religion verteidigte, und dem Welāyat-e Faqih von Khomeini und dem iranischen Seminar von Ghom – wo Nasrallah in den 1980er Jahren auch studierte – entschied sich der Libanese für Letzteres.“

Das ist nachvollziehbar, denn der Stillhalte-Modus der irakisch-schiitischen Kleriker von Nadschaf – der ihnen im Irak der Baath-Partei-Regierungen überhaupt die Aufrechterhaltung ihres Lehrbetriebs in Nadschaf ermöglicht hatte – hätte eben weiter den Status der Schiiten als Underdogs des Libanon festgeschrieben.

„1982 verließ er Amal und schloss sich der Hisbollah, der Partei Gottes, an, einer Miliz, die mit iranischer Unterstützung und Ausbildung gegründet worden war.
Zehn Jahre später, als Nasrallah zum Generalsekretär ernannt wurde, registrierte sich die Organisation als politische Partei, eine Entscheidung, die ihrem neuen, damals 32-jährigen Führer zugeschrieben wurde.
Bei den Kommunalwahlen 1992 kandidierte diese Partei in zwölf Bezirken und gewann alle. Seit 2005 ist die Hisbollah an den Regierungen des Landes beteiligt und hat 2006 ein Minderheits-Veto als Preis für die Koalition mit der Regierung der Nationalen Einheit eingeführt, die nach dem Krieg mit Israel in diesem Sommer gebildet wurde. Zum ersten Mal erhielt die Hisbollah zwei Ministerämter.

Israel

Nasrallahs Führung in der Hisbollah war schon lange vorher etabliert.

Der Rückzug Israels aus dem Südlibanon im Jahr 2000, der teilweise auf die militärischen Aktionen der Organisation zurückgeführt wurde, und der Rückzug nach dem kurzen Krieg von 2006 umgaben den Anführer der Parteimiliz mit der Aura eines Befreiers.
Viele seiner Glaubensbrüder sahen in ihm »den einzigen Muslim, der Israel auf dem Schlachtfeld besiegt hat«, wie ihn die arabische Website Al Bawaba vor Jahren beschrieb.

Sein Porträt ziert Häuser und Geschäfte in den schiitischen Vierteln von Beirut, der Bekaa-Ebene und im Süden des Landes, wo ihn viele als Helden verehren.
Sein erstgeborener Sohn Hadi wurde 1997 im Alter von 18 Jahren von Israel ermordet und israelische Medien gehen davon aus, daß seine Tochter am Freitag bei dem Bombenanschlag ums Leben kam. Die USA und Israel betrachteten ihn aufgrund der von der Hisbollah begangenen Selbstmordattentate und Entführungen als Anführer einer Terroristengruppe.“

Lies: Der israelische Terrorismus ist gerechtfertigt und daher keiner, sondern legitime Selbstverteidigung.

„Der Geistliche lebte jahrelang im Verborgenen und wandte sich von einem unbekannten Ort aus, meist live, an seine Anhänger.
Am 8. Oktober 2023, einen Tag nach dem Hamas-Angriff und als israelische Flugzeuge als Vergeltung die ersten Bomben auf Gaza abwarfen, setzte er einen Schritt, der ihn laut Israel am Ende das Leben kostete: Die Hisbollah feuerte Raketen auf die Schebaa-Farmen ab, ein Gebiet, das sie beansprucht und über dessen Status die USA in derselben Resolution verhandeln, mit der der Krieg von 2006 endete.“

Mit „Schebaa-Farmen“ wird ein unbewohntes Gebiet im Grenzgebiet zwischen Syrien, dem Libanon und Israel bezeichnet, das seit 1967 von Israel besetzt wird, das dort Militärstützpunkte errichtet hat.
Die Frage der Schebaa-Farmen ist deshalb heikel, weil sie nicht nur Israels Besetzung libanesischer Gebiete berührt, sondern auch die israelische Besetzung – und Beanspruchung! – der Golan-Höhen.

„Das Kreuzfeuer (fünfmal heftiger von Israel als von der Hisbollah) verursachte Hunderte von Toten, bis die Regierung von Benjamin Netanjahu mit einem massiven Bombenangriff (550 Tote, der tödlichste Tag in der Geschichte des Libanon und so viele wie in den letzten 11 Monaten davor) antwortete. Seither nutzt Israel seine strategische Überlegenheit, um Hisbollah-Führer bis hin zum obersten zu ermorden.

Als charismatischer und guter Redner war Nasralá vor allem ein Pragmatiker, ein Spezialist darin, gegensätzliche Positionen zu beziehen und die Interessen der Hisbollah über ihre Ideale zu stellen.
Im Libanon zögerte er nicht, die … Macht zu nutzen, die ihm Waffen und sein Status als Staat im Staat verleihen, um zu verhindern, daß Institutionen Entscheidungen trafen, die der Hisbollah geschadet hätten.
Sei es, indem sie wie 2008 ihre Milizionäre auf die Straße bringen; oder durch Blockierung der Untersuchung der Hafenexplosion in Beirut, da der Richter politisch motiviert war; oder indem der nächste Präsident per Veto zum Fall gebracht wurde.

Seine Rede zur Verteidigung der Unterdrückten hinderte ihn beispielsweise nicht daran, seinen syrischen Verbündeten Baschar al-Assad offen und militärisch zu unterstützen, (…)“

Zuvor hatte die Hisbollah die Aufstände des Arabischen Frühlings gegen Diktatoren in anderen Ländern der Region gelobt. Bis sie ihren Verbündeten Assad berührten, den Führer, der Wochen zuvor damit prahlte, daß diese Aufstände Syrien niemals erreichen würden.
Die palästinensische HAMAS-Bewegung war tatsächlich mit der Vertreibung ihrer Führung aus Damaskus konfrontiert, gerade weil sich die HAMAS nicht dem Schulterschluss mit Assad anschloß.“

Anfang 2012 verließ Chalid Maschal im Verlauf des syrischen Bürgerkrieges, in dem sich die Hamas gegen Präsident Baschar al-Assad stellte, sein Exil in Damaskus und übersiedelte nach Katar. (Wikipedia, Chalid Maschal)
Ismail Haniyya hingegen hielt sich damals in der Türkei auf.

Eine interessante Rückerinnerung der Autoren des Artikels über die damalige Spaltung in der Anti-Israel-Koalition. Immerhin ist die HAMAS eine sunnitische, die Hisbollah eine schiitische Organisation und beide begreifen sich als religiöse Organisationen, halten also damit an dieser Unterscheidung fest.

„Diese Widersprüchlichkeit Nasrallahs trübte sein Image.
11 Monate Raketenbeschuss gegen Israel und die Weigerung, seine Offensive zu stoppen, während weiterhin Bomben auf Gaza fallen – obwohl seine Kommandeure einer nach dem anderen fielen und der Mossad es mit der tödlichen Ferndetonation von Tausenden von Pagern und Funkgeräten demütigte und schwächte – stellten es wieder her.

Für den Westen ist ein Terrorist gestorben, der zu lange mit dem Schicksal gespielt hatte. Für viele im Nahen Osten hat Nasrallah den Preis dafür bezahlt, daß sie sich für die Palästinenser eingesetzt haben, während es sonst fast niemand tat.“

3 Gedanken zu “Pressespiegel El País, 29.9.: Nachruf

  1. Der Moskovskij Komsomoljets erinnert sich daran, daß zwar weder die SU noch Rußland je die Hisbollah als Terrororganisation anerkannt haben, aber dennoch auch einmal zum Handkuß gekommen sind:

    „Wir haben eine gewisse unbezahlte Rechnung mit der Hisbollah.

    Im September 1985 nahmen Hisbollah-Kämpfer in Beirut vier Sowjetbürger als Geiseln: zwei Mitarbeiter der sowjetischen diplomatischen Vertretung (Konsularsekretär Arkadij Katkov und Botschaftsarzt Nikolai Svirskij) und zwei Beamte der KGB-Station im Libanon (Oleg Spirin und Valerij Myrikov). Einer der Geiseln, Arkadij Katkov, wurde getötet.

    Die Operation wurde von dem bekannten Imad Mugnija mit dem Spitznamen Hyäne geleitet, einem der Gründerväter der Hisbollah, dem Geheimdienstchef der Organisation und tatsächlich der zweiten Person in dieser Zeit. Nach vorliegenden Informationen gab Hyäne nicht nur den Befehl, Katkov zu erschießen, sondern erschoss ihn auch persönlich.

    Die restlichen Geiseln wurden gerettet. Aber nicht als Ergebnis einer Sonderoperation: Die sowjetische Führung kam den Forderungen der Terroristen nach – Druck auf Syrien auszuüben und seinen Präsidenten (damals Hafez al-Assad) zu zwingen, die Operation gegen die Palästinenser und Hisbollisten im Nordlibanon einzustellen.“

    Es handelte sich hier allerdings um eine Art Vorläufer-Version der Hisbollah, die andere Positionen vertrat.

    „Dennoch gab es aus Moskau damals keine öffentliche Kritik an der Hisbollah. In offiziellen Dokumenten finden sich jedoch immer noch einige Anzeichen von Unzufriedenheit. »Im Libanon griffen Mitglieder der Hisbollah unter Missachtung der Blauen Linie Israel von libanesischem Territorium aus an, töteten und nahmen israelische Militärangehörige gefangen und negierten damit die positiven Trends, die sich nach dem Abzug der syrischen Truppen abzeichneten«, heißt es in der Abschlusserklärung der Teilnehmer der G8-Gipfel in St. Petersburg (Juli 2006), der auch von Russland unterzeichnet wurde. »Diese extremistischen Elemente und diejenigen, die sie unterstützen, dürfen nicht zulassen, dass sie den Nahen Osten ins Chaos stürzen und größere Konflikte provozieren. Die Extremisten müssen ihre Angriffe sofort stoppen.«“

    Damals nahm eben Rußland eben eine andere Position gegenüber dem islamischen Fundamentalismus und dem von den USA ausgerufenen »War on terror« ein, hoffend, daß eine Zusammenarbeit mit dem Westen, vor allen den USA, möglich wäre.

    „Es ist klar, dass Israel auch nicht gerade mit weißen Handschuhen kämpft. Es ist durchaus möglich, der Aussage des russischen Außenministeriums im Zusammenhang mit dem Tod von Nasrallah zuzustimmen, wo sein Tod als »ein weiterer politischer Mord« Israels bezeichnet wurde. Auch die in der Erklärung enthaltene Prognose ist durchaus berechtigt: »Dieses gewaltsame Vorgehen ist mit noch dramatischeren Folgen für den Libanon und den gesamten Nahen Osten verbunden«, dies »wird fast zwangsläufig zu einer neuen Welle der Gewalt führen.«

    Allerdings geht diese Runde des »ewigen Krieges«, was auch immer man sagen mag, immer noch an Israel und nicht an die Hisbollah.

    Nasrallah scheiterte sowohl als Politiker als auch als Militärführer: Er erreichte weder Frieden noch Sieg. Laut seinen Anhängern hat er zwar den Himmel erreicht. Aber auch in dieser Frage herrscht kein Konsens.“

  2. „Nachdem sie Informationen erhalten hatten, dass sich die Spitze der Hisbollah, darunter ihr Generalsekretär Hassan Nasrullah, in einem unterirdischen Hauptquartier in einem der Bezirke Beiruts versammelt hatte, warfen israelische F-15-Flugzeuge dort 83 Bomben mit einem Gewicht von jeweils einer Tonne ab.“

    Die Hisbollah scheint völlig von den israelischen Geheimdiensten unterwandert zu sein, daß sie sofort über die Anwesenheit der Führungsspitze in dem bewußten Bunker informiert wurden.

    „Fast alle im Bunker starben; nur eine Person überlebte.

    Dabei wurden mehrere nahegelegene Wohnhochhäuser zerstört. Der »Kollateralschaden«, über den niemand in Tel Aviv auch nur denkt, ihn zu beklagen, belief sich auf 6 getötete und 91 verwundete Zivilisten.“

    Das ist angesichts der Bilder höchst unglaubwürdig.
    Waren alle diese Hochhäuser leer?

    „»Die israelischen Streitkräfte haben Hassan Nasrallah … sowie den Kommandeur der Südfront der Hisbollah, Ali Kartschi, und andere Kommandeure eliminiert«, sagte der Pressedienst der israelischen Luftwaffe.
    Später erklärte ein TSACHAL-Vertreter, dass dies aufgrund der Tatsache geschah, dass die Anführer der Gruppe riesige Waffenreserven – 200.000 Raketen und Drohnen – vorbereiteten, um Krieg mit Israel zu führen. (…)

    Jetzt sind die Mitglieder der Organisation demoralisiert, nachdem ihre gesamte Führung, … bei einem Luftangriff getötet wurde.
    Tel Aviv wird dies sicherlich nutzen, um schnell eine Bodenoperation zu starten und im Rahmen eines Blitzkriegs endlich die Strukturen der Hisbollah im Libanon zu zerschlagen.

    Dazu tragen mehrere Faktoren bei. Erstens wird Teheran, egal was die iranische Propaganda sagt, nicht eingreifen und die vom Iran kontrollierte Gruppe nicht mit Gewalt schützen.“

    Ob die Hisbollah vom Iran „kontrolliert“ wird, ist zu bezweifeln.

    „Die derzeitige Führung des Landes hat die Weichen für eine Normalisierung der Beziehungen zu den USA gestellt, die bekanntlich in einem engen Bündnis mit Israel stehen. Der Oberste Herrscher des Iran, Ayatollah Khameneni, stimmt dem zu.“

    Eine interessante Beobachtung.
    Der Iran macht damit unter dem Eindruck der ungezügelten Gewalt Israels einen Rückzieher und versucht damit, einem Angriff Israels zu entkommen.
    Die Hisbollah wird somit fallen gelassen.

    „Zweitens ist im Libanon selbst die Haltung gegenüber der Hisbollah unklar. Dort gibt es einflussreiche politische Kräfte, die unter den gegenwärtigen Umständen eine Einschränkung ihrer Aktivitäten harsch fordern könnten, und das spielt auch den Israelis in die Hände.

    An der Unterstützung des Westens kann Tel Aviv keinen Zweifel haben; schließlich erhielt es von den USA spezielle Anti-Bunker-Bomben, um Nasrallahs Zufluchtsort zu zerstören. Ich denke, Israel wird nicht zögern und in naher Zukunft in den Südlibanon einmarschieren.“

    (KP, 29.9.)

  3. „Zur Ermordung des Hisbollah-Führers Nasrallah wurde ein überraschendes Detail bekannt: Er war mit einer chemischen Substanz besprüht worden
    Israel verfügt über ein ganzes System zur Verfolgung von Mitgliedern der libanesischen Bewegung

    Laut saudi-arabischen Medien gelang es Israel, den Hisbollah-Anführer zu töten, nachdem Hassan Nasrallah »mit einer chemischen Substanz beschmiert« worden war. Vermutlich ermöglichte diese es Spionen, seine Bewegungen zu verfolgen.

    Der Nachrichtenagentur Al Hadath zufolge könnte es sich bei dem Agenten um einen Iraner handeln, der Beirut besuchte, wo Nasrallah am Freitag bei einem Luftangriff getötet wurde. Einem saudischen Nachrichtensender zufolge schüttelte Hassan Nasrallah einem israelischen Agenten die Hand, der ihm eine unbekannte Substanz verabreichte.“

    Sehr beunruhigende Nachrichten für den Iran, der offenbar auch ziemlich unterwandert ist.

    „Sicherheitsexperten vermuteten, dass die Substanz durch einen Sensor oder eine Kamera am Körper einer tief fliegenden Drohne identifiziert worden sein könnte.
    Wie die Daily Mail feststellt, überwachen israelische »Mikrodrohnen« ständig die libanesische Hauptstadt und sind klein genug, um selbst beim Überfliegen von Gebäuden unsichtbar zu bleiben.
    Auch hierbei könnte ein unsichtbares chemisches Markierungsmittel auf Nasrallah oder einen seiner Mitarbeiter gesprüht worden sein.

    Falls die Version mit der chemischen Substanz falsch ist, dann ist das Wahrscheinlichste, wie Israel es geschafft hat, Nasrallah zu töten, daß irgendeine Quelle Informationen über seinen Aufenthaltsort geliefert hat.

    Nasrallahs Leiche wurde unversehrt aus den Ruinen des Gebäudes geborgen. Insgesamt wurden mehr als 20 Hisbollah-Mitglieder von der israelischen Luftwaffe getötet.

    Es sei bekannt, dass Israel an der Spitze der Forschung zu den Problemen der modernen städtischen Kriegsführung stehe, an der auch die USA und Großbritannien beteiligt seien, stellt die Daily Mail fest.

    Es wird angenommen, dass Beirut auch über ein Netzwerk versteckter Kameras und Biosensoren verfügt, die wichtige Standorte und die lokale Bevölkerung überwachen. Eine solche Technologie heißt »Bionet« und wird von einem Sicherheitserperten als »ein einsetzbares Netzwerk aus sich schnell vermehrenden biologischen und biomimetischen“ (von *bio –, griech. mimētikos = nachahmend, auf der Nachahmung biologischer Strukturen, Formen, Baupläne oder Prozesse beruhend) „Knotenpunkten, die in eine Stadt eindringen können, um Daten zu erkennen und zu übertragen«, beschrieben.
    Die Israelis nutzen außerdem künstliche Intelligenz, um große Datenmengen im Zusammenhang mit den menschlichen Zielen der Hisbollah zu sortieren und die Informationen in der relevantesten Form darzustellen.

    Es wird erwartet, dass dieses System den Agenten Hunderte von Stunden erspart, die sie mit der Analyse von Signalen und Nachrichten verbringen, die durch Abhörvorgänge gesammelt werden. Eine weitere neue Technologie, die Israel offenbar nutzt, um die Hisbollah zu infiltrieren, heißt EMS Persona. Hierbei handelt es sich um eine Gruppe realistischer, vielfältiger »virtueller Menschen« mit überprüfbaren digitalen Geschichten, die zur Online-Kommunikation mit Sympathisanten genutzt werden.“

    Israel bewährt sich als auch hier (wie auch schon bei Demos) als Pionier und Tester der neuesten Technologie der Kriegsführung, auf die die NATO-Staaten und ihre Verbündeten sicher scharf sind.

    (MK, 1.10.)

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