Pressespiegel El País, 1.2.: Zollkrieg

„TRUMP DROHT EINE ÄRA DER HANDELSKRIEGE UND ALLGEMEINER ZÖLLE AUSZULÖSEN

Die USA werden ab diesem Samstag Produkte aus Mexiko, Kanada und China mit Zöllen belegen. Ihr Präsident denkt jedoch darüber hinaus an Zölle auf bestimmte Sektoren, auch gegenüber der EU.

Am Freitag kündigte US-Präsident Donald Trump Pläne zur Einführung von Zöllen auf mehrere seiner wichtigsten Handelspartner an. Dieser Schritt droht eine Welle weiterer Maßnahmen auszulösen und eine Ära globaler Handelskriege einzuleiten. An diesem Samstag werden Zölle von 10 Prozent auf chinesische Waren und von 25 Prozent auf Produkte aus Mexiko und Kanada erhoben.“

Das ist insofern bemerkenswert, weil das seit 1994 bestehende Freihandelsabkommen NAFTA gerade unter Trumps 1. Amtszeit verlängert wurde.
Trump war damals schon unzufrieden damit, kündigte es aber nicht auf.
Die jetzigen Zollsätze kommen aber einem abrupten und einseitig verkündeten Ende dieser Freihandelszone gleich. Spontan, undiplomatisch, eben trumpmäßig.

„Die beiden Länder haben bereits angekündigt, mit ähnlichen Maßnahmen auf die Krise zu reagieren.“

Man wird sehen, wie sich das auf den Handel der beiden Staaten auswirkt. Sicher ist auf jeden Fall, daß die USA in beide Staaten ein Handelsbilanzdefizit aufweisen.

„Geplant sind aber auch sektorspezifische Abgaben auf Produkte wie Kupfer und Stahl sowie Zölle auf Produkte aus der EU.
Trump räumte zwar ein, dass seine Pläne zu »kurzfristigen Störungen« der Märkte führen würden, spielte die Folgen jedoch herunter. Die amerikanischen Bürger würden dafür Verständnis haben, sagte er in einer Erklärung aus dem Oval Office, anlässlich der Unterzeichnung der Ernennung des neuen Innenministers Doug Burgum.
Zölle, argumentierte er, würden den USA helfen, ihre Handelsdefizite zu reduzieren und »uns sehr reich und sehr stark machen.«
Als erste betroffen wären China, der große Rivale der USA, sowie Mexiko und Kanada, Washingtons Partner im US-Handelsabkommen T-MEC.“

Hier handelt es sich um NAFTA-2, bzw. die Fortsetzung des vorherigen Freihandelsabkommens.

„Auf die Frage, ob die beiden Nachbarländer und China durch Last-Minute-Maßnahmen die Einführung von Zöllen vermeiden könnten, antwortete der Republikaner mit einem klaren »Nein«.

Der neue Bewohner des Weißen Hauses“

– schon etwas frech von El País, den neuen PotUS als Bewohner des Weißen Hauses zu bezeichnen, als ob er dort gar nicht hingehören würde …

„rechtfertigt die Maßnahme damit, dass die drei bestraften Länder zur Fentanyl-Überflutung auf US-Gebiet beitragen, wo jährlich mehr als 100.000 Menschen an der Einnahme dieses Opioids sterben.
Er ist außerdem der Ansicht, dass Mexiko und Kanada keine ausreichenden Maßnahmen zur Kontrolle des illegalen Grenzübertritts von Migranten ergreifen und ungleiche Handelsbeziehungen mit ihrem Partner und Nachbarn aufrechterhalten.

Die Zollsätze, sagte er, »sind kein Verhandlungsinstrument.« Das ist reine Ökonomie. Mit allen 3 Ländern haben wir große Defizite. In einem Fall (China) versenden sie riesige Mengen Fentanyl, an denen jedes Jahr Hunderttausende Menschen sterben. In den anderen beiden Fällen (Mexiko und Kanada) ermöglichen sie die Einfuhr des Giftes in die USA, indem sie seiner Meinung nach keine ausreichenden Maßnahmen ergreifen, um das Gift an ihren jeweiligen Grenzen zu beschlagnahmen.“

Daß das Fentanyl über Mexiko in die USA kommt, ist bekannt, aber über Kanada?
Überhaupt wirkt die Gleichsetzung Mexikos und Kanadas seltsam.
Der Rücktritt Trudeaus scheint auch damit zu tun zu haben.
Aber natürlich, diese Freihandelsabkommen haben die Grenzkontrollen erschwert.

„Die 25-prozentigen Zölle gegen Kanada beinhalten eine mögliche Ausnahme: Auf Öl aus diesem Land könnte lediglich ein Zollsatz von 10 Prozent erhoben werden. Kanada ist der wichtigste ausländische Lieferant dieses Produkts, insbesondere in den Staaten des Mittleren Westens, und deckt 60 % der US-Rohölimporte ab.“

Hier fragt sich, ob Trump die Ölimporte von anderen Staaten beziehen möchte, was sie aus Transportgründen gegenüber den Nachbarstaaten auf jeden Fall verteuern wird. Außer, es gelingt, beim möglicherweise anvisierten Partner die Preise extrem zu drücken.
Venezuela?

„Trump hat zudem erklärt, er sei bereit, Zölle gegenüber den Ländern der EU, Washingtons wichtigsten Handelspartner, einzuheben, weil die Union die USA seiner Meinung nach schlecht behandelt habe. »Sie akzeptieren unsere Autos nicht, sie akzeptieren unsere landwirtschaftlichen Produkte nicht, sie akzeptieren fast nichts«, beschwerte er sich am Freitag. »Wir leiden unter einem riesigen Defizit gegenüber der EU. Deshalb werden wir gegenüber der EU etwas sehr Substanzielles in Angriff nehmen.“

Noch ist unklar, wann er mit der Einhebung von Zöllen auf europäische Produkte beginnen will.
Kurz zuvor hatte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, bei ihrer regulären Pressekonferenz erklärt, der Präsident habe hierfür noch keinen Zeitplan. Leavitt wollte sich außerdem nicht dazu äußern, ob der US-Präsident allgemeine Abgaben für die gesamte EU in Erwägung zieht oder ob er dies von Land zu Land tun werde.“

Vielleicht nimmt er einzelne Staaten davon aus, z.B. Ungarn?
In jedem Fall hat er sicher eine „Teile und Herrsche!“-Zollpolitik vor.

„Der republikanische Präsident hat allerdings eine Frist im Auge: den 18. Februar, bis zu der er sektorale Zölle auf Öl und Gas einführen will. Für Stahl und Aluminium: »diesen oder nächsten Monat.« Gegen Kupfer »wird es länger dauern.« Auch Halbleiter und pharmazeutische Produkte sollen mit Einfuhrzöllen belegt werden.“

Das ist beachtlich, weil das sind Rohstoffe und Vorprodukte, die die US-Industrie braucht.
Damit soll offenbar ein Anreiz gesetzt werden, sie selbst herzustellen und nicht einfach von irgendwoher zu importieren.

„Trumps Warnungen, Zölle auf Waren aus Nachbarländern und Handelspartnern des T-MEC-Abkommens zu erheben, hatten amerikanische Unternehmen und Verbraucher vor der Möglichkeit eines drastischen Preisanstiegs für Produkte aller Art, von Avocados bis hin zu Benzin, Holz oder Fahrzeugkomponenten, gewarnt.
Durch die Verteuerung der Importe steigt letztlich der Endpreis für den Bürger.

Dies könnte eine Rückkehr der Inflation auslösen, jenem größten Problem, das den amerikanischen Verbrauchern während Joe Bidens Amtszeit zusetzte und das, obwohl es schließlich unter Kontrolle gebracht wurde, eine wesentliche Rolle bei der Wahlniederlage der Demokraten im vergangenen November spielte.“

Die durch den Ukraine-Krieg und die Sanktionen hervorgerufenen Preissteigerungen werden hier besprochen wie eine Art Ungetüm, das auftaucht und wieder verschwindet.
Weise Präsidenten können es mit Abrakadabra verscheuchen, ungeschickte wie Trump stehen ihm hilflos gegenüber …

„Trump hatte im Wahlkampf bereits am ersten Tag seiner Amtszeit preissenkende Maßnahmen versprochen.
Mexiko und Kanada haben angedeutet, dass sie, sollte Trump seine Drohungen wahr machen, eigene Initiativen zur Verzollung der Einfuhr amerikanischer Produkte ergreifen werden. »Wir haben eine Antwort vorbereitet. Eine feste, energische, aber vernünftige und sofortige Antwort. Das ist nicht, was wir wollen, aber wenn er weitermacht, werden wir auch handeln«, sagte der kanadische Premierminister Justin Trudeau am Freitag. »Ich werde nicht um den heißen Brei herumreden. Unserem Land stehen in den kommenden Tagen und Wochen schwierige Zeiten bevor«, fügte er im kanadischen Fernsehen hinzu.“

Das wird auch Preiserhöhungen zur Folge haben. Nur ist der kanadische Dollar dafür weniger gut vorbereitet als die Weltwährung.

„Ein Handelskrieg zwischen nordamerikanischen Ländern hätte nicht nur Konsequenzen für ihre jeweiligen Märkte, sondern auch für den Rest des Kontinents und der Welt. Der Handel zwischen den USA und Mexiko belief sich in den ersten elf Monaten des Jahres 2024 auf rund 776 Milliarden US-Dollar. Zwischen den USA und Kanada sind es 700 Milliarden. Ein Bericht des Peterson Institute for International Economics (PIIE) schätzt, dass 25-prozentige Zölle gegen Mexiko und Kanada das Wirtschaftswachstum verlangsamen und die Inflation in allen drei Ländern erhöhen werden. »Am Ende von Trumps zweiter Amtszeit würde das reale US-BIP um etwa 200 Milliarden Dollar niedriger ausfallen, als es ohne die Zölle gewesen wäre«, heißt es in der Studie.“

Wie völlig unhaltbare Prophezeiungen mit Zahlen und Graphiken untermauert werden und als wissenschaftliche Studie daherkommen – das sieht man an diesem Beispiel.

„Der US-Präsident hatte bereits im Wahlkampf mit der Drohung von Zöllen gegen seine Partner gedroht und auch schon vor seiner Amtseinführung derartige Abgaben versprochen. Angesichts der Bedrohung durch überteuerte Produkte hatten US-Unternehmen Notfallpläne entwickelt: Im Dezember nahmen die Produktimporte nach Angaben des Handelsministeriums dramatisch zu, offenbar in einem Versuch, Vorräte anzuhäufen, bevor die Zoll-Dekrete in Kraft treten.

Auch die Verbraucher versuchten, den steigenden Preisen zuvorzukommen. Offizielle Daten zeigen, dass es in jüngster Zeit zu einem deutlichen Anstieg der Käufe von Produkten wie Fernsehbildschirmen gekommen ist, bei denen Mexiko ein großer Exporteur ist.“

Fernseher sind eine Sache, aber wie sieht es mit wirklich unabdingbaren Gütern wie Lebensmitteln aus?
Wirklich haarig wird es, wenn die Fast-Food-Ketten ihre günstigen Zulieferer verlieren.

„Trump hatte im vergangenen November nach seinem Sieg bei den Präsidentschaftswahlen erstmals vorgeschlagen, Produkte aus Mexiko und Kanada mit Zöllen zu belegen. Er betonte dann, dass er sie an seinem ersten Tag im Amt genehmigen werde.
Angesichts dieser Bedrohung telefonierte die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum mit Trump. Der kanadische Premierminister Justin Trudeau reiste nach Mar-a-Lago, um ihn zu treffen, ein Schritt, der ihm im eigenen Land scharfe Kritik einbrachte.“

Daran sieht man, daß Mexiko nicht so sehr in Panik ist wie Kanada.

„Trotz der guten Worte über diese Gespräche hielt Trump auch nach seinem Amtsantritt als Präsident am 20. Januar an seiner Drohung fest. Er verschob die Maßnahme lediglich auf den 1. Februar.

Die Unsicherheit darüber, was am Samstag passieren würde, hielt die ganze Woche über an.
Am Mittwoch deutete Trumps Kandidat für das Amt des Handelsministers, Howard Lutnick, während seiner Anhörung an, dass Mexiko und Kanada bereits am Samstag Zölle auf ihre Produkte vermeiden könnten, wenn sie Maßnahmen gegen den Drogenhandel ergriffen.
Der Banker fügte allerdings hinzu, dass über weitere Zollrunden Ende März oder April entschieden werde.“

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Man sieht an diesen Maßnahmen, daß Trump den Freihandel und die offenen Grenzen als eine der Haupt-Ursachen des von ihm diagnostizierten Abstiegs Amerikas ansieht.
Man merkt hier die Zeitenwende: Was jahrzehntelang der Erfolgsweg der USA zu sein schien, wird jetzt als ihr Verderben betrachtet. Auf wirtschaftlichem Gebiet strebt Trump eine gewisse „splendid Isolation“ an.
Und man täusche sich nicht: Er steht mit seinen Ansichten nicht alleine.

64 Gedanken zu “Pressespiegel El País, 1.2.: Zollkrieg

  1. „Kanada und Mexiko waren zunächst einfach sprachlos – niemand hatte einen solchen Verrat von ihrem Oberherrn erwartet. Doch dann erholten sich die Behörden etwas, erlaubten sich, ihre Ablehnung von Trumps Demarche auszudrücken und verkündeten sogar den Beginn eines nordamerikanischen Handelskriegs.

    Die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum hat den Wirtschaftsminister beauftragt, einen »Plan B« umzusetzen, der »tarifäre und nichttarifäre Maßnahmen zum Schutz der mexikanischen Interessen« umfasst. »Tun Sie nichts mit Gewalt – tun Sie alles mit Vernunft und Gesetz«, antwortete sie Trump emotional.
    Sheinbaum ist jedoch weiterhin entschlossen, eine Einigung zu erzielen und Migrationsfragen zu erörtern.

    Bei Drogenkartellen ist es komplizierter. Sie sind in Mexiko viel besser bewaffnet und ausgerüstet als die Strafverfolgungsbehörden. Übrigens hat der Gründer der Blackwater-PMC, Erik Prince, Trump bereits vorgeschlagen, solchen amerikanischen Unternehmen wie dem seinigen »Kaperbriefe« zu erteilen, damit sie den Drogen- und Menschenhandel direkt auf mexikanischem Territorium bekämpfen könnten.

    Und der kanadische Premierminister Justin Trudeau (von dem Trump gar nichts hält und der übrigens sein Amt in einigen Monaten aufgeben wird) beschloss, zum Abschluß wie das Kalb mit einer Eiche zusammenzustoßen.

    Mit dem Aufschrei: »Ich werde mich bei der WTO beschweren!« kündigte er als Vergeltung Zölle in Höhe von 25 % auf amerikanische Waren im Wert von 155 Milliarden kanadischen Dollar an. Als erstes waren Früchte und der berühmte Bourbon-Whiskey betroffen. Und – wer hätte das gedacht! – Trudeau forderte seine Landsleute auf, sich auf kanadische Art für die Importsubstitution einzusetzen. »Achten Sie auf die Etiketten im Supermarkt und entscheiden Sie sich für unseren Hersteller. Ändern Sie Ihre Urlaubspläne. Bleiben Sie in Kanada und erkunden Sie unsere Nationalparks und historischen Stätten«, sagte der Premierminister.“

    (KP, 3.2.)

  2. Die Geschäftswelt scheint schon entschieden zu haben, wer hier als Sieger hervorgehen wird:

    „Der Dollar steigt und die Aktienmärkte fallen nach Beginn des Zollkriegs stark

    Die US-Währung nähert sich der Parität mit dem Euro und erreicht Rekordhöhen gegenüber dem kanadischen Dollar und dem chinesischen Yuan. Exportunternehmen fallen an der Börse und Ölpreise steigen. (…)“

    (El País, 3.2.)

  3. China hat offenbar damit gerechnet:

    „China kündigt Importzölle auf Produkte aus den USA an

    Zuvor setzte die US-Regierung Zölle gegen Mexiko und Kanada für einen Monat aus.

    China hat in Reaktion auf neue US-Zölle angekündigt, Importzölle auf bestimmte Güter aus den USA zu erheben, insbesondere auf fossile Energieträger. Sie sollen nächsten Montag in Kraft treten. Das Handelsministerium in Peking kündigte am Dienstag wenige Minuten nach Inkrafttreten der von Trump angekündigten Zölle 15 Prozent Importzölle auf Kohle und Flüssiggas sowie 10 Prozent auf Rohöl und einige Industrieprodukte aus den USA an.

    US-Präsident Donald Trump hatte zuvor am Samstag ein Dekret über die Zollaufschläge für chinesische Produkte unterzeichnet. Es sieht einen zusätzlichen Satz von zehn Prozent auf die bereits bestehenden Zölle vor. In dem Dekret waren ferner Zölle von bis zu 25 Prozent auf Produkte aus Kanada und Mexiko vorgesehen. (…)“

    D.h., die Zölle auf chinesische Produkte fallen deshalb „moderater“ aus, weil sie auf bereits bestehende Zollsätze draufgesetzt werden.
    Bei Kanada & Mexiko hingegen setzen die Zölle aufgrund des NAFTA-Abkommens bei 0 an.

    Nach Angaben von Kanadas Ministerpräsident (…) werden die USA die geplanten Zölle für mindestens 30 Tage aussetzen. (…)
    Kanada werde »neue Verpflichtungen« eingehen, darunter die Ernennung eines Regierungsbeauftragten für den Kampf gegen Fentanyl-Schmuggel, schrieb Trudeau. Zudem werde Kanada die mexikanischen Drogenkartelle auf seine Terrorliste setzen und mit den USA eine »gemeinsame Spezialeinheit gegen das organisierte Verbrechen, den Handel mit Fentanyl und Geldwäsche ins Leben rufen«. (…)“

    Warum nicht gleich? – fragt man sich und wird zum Trump-Versteher.

    „Die Androhung von Strafzöllen nutzt er (= Trump) auch, um ein härteres Vorgehen Mexikos gegen die Migration und die Drogenkartelle zu erreichen. (…)“

    (Standard, 4.2.)

  4. „Trotz der Feiertage zum chinesischen Neujahrsfest (…) reagierte man in Peking umgehend mit einer Reihe von Maßnahmen in verschiedenen Bereichen auf die von Donald Trump verordneten zusätzlichen 10%-igen Zölle auf chinesische Importe.“

    Die chinesische Regierung war offensichtlich – zum Unterschied von der der beiden anderen betroffenen Staaten – vorbereitet.

    „Ab 10. Februar erhebt China zusätzliche Zölle von 15% auf Kohle und Flüssigerdgas aus den USA sowie von 10% auf Rohöl, landwirtschaftliche Maschinen, Großraumwagen und Pickups. Die chinesischen Behörden haben außerdem eine kartellrechtliche Untersuchung gegen Google sowie die Einführung von Exportkontrollen für mehrere Produkte angekündigt, die mit kritischen Ressourcen wie Wolfram und Tellur in Zusammenhang stehen, die in den Technologiesektoren sowie bei der Herstellung von Chips und Batterien eine zentrale Rolle spielen.

    Die chinesische Regierung hat außerdem vor dem Schiedsgericht der WTO Beschwerde gegen die US-Maßnahmen eingereicht und beschlossen, zwei amerikanische Unternehmen, PVH Corp. (Inhaber von Marken wie Tommy Hilfiger und Calvin Klein) und Illumina Inc. (Biotechnologie), auf die Liste der nicht vertrauenswürdigen Unternehmen des Landes zu setzen und damit den Weg für Strafmaßnahmen zu bereiten.

    Die zusätzlichen US-Zölle, erklärte ein Sprecher des chinesischen Handelsministeriums am Dienstag, »untergraben das regelbasierte multilaterale Handelssystem, untergraben die Grundlagen der chinesisch-amerikanischen Wirtschafts- und Handelskooperation und stören die Stabilität der globalen Industrie- und Lieferketten.«“

    Genau das sollen sie auch.

    „China hat angekündigt, dass es den Export von Produkten, die mit Wolfram, Tellur, Wismut, Molybdän und Indium in Zusammenhang stehen und mit der technologischen Produktion in Verbindung stehen, kontrollieren werde.“

    Sprich: Hahn zu gegenüber „unfreundlichen Staaten“.

    „Sowohl Wolfram als auch Wismut stehen auf der Liste kritischer Materialien der EU, die wichtige Ressourcen für die industrielle Entwicklung, moderne Technologien und grüne Technologien enthält.
    Die restlichen drei werden in einem Bericht der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien und des Norwegischen Instituts für Internationale Angelegenheiten aus dem Jahr 2024 als kritische Materialien für die Energiewende aufgeführt.“

    (El País, 4.2.)

  5. Jetzt versteht man so richtig, warum in der EU russische Publikationen zensuriert werden …

    „Der Herr des Weißen Hauses, der mit einem Paukenschlag in die Weltpolitik eingestiegen ist, überrascht und verstört immer wieder mit seinen plötzlichen Entscheidungen, die oft überhaupt nicht zum Bild des »alten demokratischen Amerika« passen.
    Am Montag schockierte Donald Trump die politische Elite der Welt, indem er in seinen sozialen Netzwerken Aussagen … des russischen Präsidenten veröffentlichte!

    Niemand zweifelt daran, dass der amerikanische Präsident Wladimir Putin aufmerksam zuhört. Doch die Aufmerksamkeit des gesamten westlichen Publikums auf die Äußerungen des russischen Präsidenten zu lenken, den der Westen seit drei Jahren in Folge mit aller Kraft »vom Rest der Welt abzuschotten« versucht – das sprengt den bisherigen Rahmen!

    Was hat Trump also getan? Er hat lediglich einen Link zu einem Artikel der beliebten amerikanischen Publikation NBC gepostet, in dem der russische Präsident zitiert wurde. Trump enthielt sich jeglichen Kommentars – Putins Worte sprächen ebenso für sich wie Trumps Geste. »Ich versichere Ihnen«, wird der russische Präsident zitiert, »Trump wird entsprechend seinem Charakter und seiner Beharrlichkeit dort (in Europa, Anm. d. Red.) ziemlich schnell für Ordnung sorgen. Und Sie werden alle sehen, es wird schnell geschehen, bald – sie alle werden dem Herrchen bei Fuß stehen. Und sie werden sanft mit dem Schwanz wedeln. Alles wird seinen Platz finden.«“

    (KP, 10.2.)

    laugh wink devil

  6. Die Zölle von 25% auf Stahl und Aluminium betreffen jetzt wen genau?

    Wie man sieht, wieder in erster Linie Kanada und Mexiko. Nach der ersten paukenschlag-artigen Verkündung hält sich Trump die Möglichkeit offen, für einzelne Staaten Ausnahmen zu machen und keine oder verringerte Sätze anzuwenden. Für Verbündete wie Taiwan und Südkorea, zum Beispiel. Oder für die NAFTA-Partner im Austausch gegen andere Gefallen …

    „Die Preise für Stahl, Aluminium und Kupfer – ein weiteres Metall, das durch Trumps Zolldrohungen belastet ist – stiegen am Montag steil an, wodurch sich der Abstand zu den europäischen Pendants vergrößerte.“

    Welche „Pendants?“ fragt man sich. (Wortwörtlich steht im Original „pares“, ihresgleichen.)
    Die Preise für diese Rohstoffe steigen auf internationalen Börsen. Es ist unwahrscheinlich, daß das ohne Auswirkung auf Europa bleibt.

    „Die USA importieren eine von 5 Tonnen Stahl und 4 von 5 Tonnen Aluminium. In beiden Fällen ist Kanada aufgrund seines enormen Angebots an billiger Wasserkraft der wichtigste Ursprungsort. Im Falle von Aluminium ist die Marktdominanz enorm (es deckt fast 60 % des US-Bedarfs), während es im Falle von Stahl einen viel geringeren Vorsprung hat: Es deckt 23 % der US-Importe, gefolgt von Brasilien und Mexiko.

    Die von Trump eingeführten Zölle sind daher ein neuer Schlag für den nördlichen Nachbarn: Obwohl weit entfernt von den Öl und Gas, den beiden Produkten, die Ottawas Auslandsabsatz dominieren, müssen seine Stahl- und Aluminiumhersteller bei ihren Lieferungen in die USA mit starken Steigerungen des Verkaufspreises rechnen.“

    Man muß sich vergegenwärtigen, daß die Zölle ab einem gewissen Zeitpunkt schlagend werden und die Abnehmer sie zahlen müssen, auch wenn im Liefervertrag ein ganz anderer Preis festgelegt worden ist.

    „Die Präsidentin der kanadischen Stahlindustrie-Vereinigung, Catherine Cobden, war es, die dieser Befürchtung Ausdruck verlieh: »Wir sind zutiefst besorgt«, sagte sie am Montag. Sie forderte die Regierung von Justin Trudeau auf, Maßnahmen zu ergreifen.“

    Nachdem Trudeau kaum Möglichkeiten hat, Trumps Entscheidungen zu beeinflussen, so müßte er den kanadischen Export subventionieren, um die Exportpreise zu senken, was das kanadische Budget belasten würde.

    „Trotz der Marktmacht Chinas, des weltgrößten Produzenten beider Metalle mit Marktanteilen von über 50 Prozent weltweit, verkauft der asiatische Riese kaum in die USA.
    Peking ist der zehntgrößte Stahllieferant und der drittgrößte Aluminiumlieferant, weit hinter den Hauptlieferanten. Ein Rückgang, die in hohem Maße auf die Zölle zurückzuführen ist, die Trump selbst im Jahr 2018, während seiner ersten Amtszeit, festgelegt hat.“

    Aha.
    Damals sprangen die anderen derzeitigen Hauptlieferanten in die Bresche.
    Das störte Trump damals nicht, hat sich aber inzwischen als ärgerlich herausgestellt. Der Zweck solcher Zölle ist nämlich, entweder die Preise der Hersteller zu senken oder einheimische Produktion anzukurbeln. Am besten beides.
    Aber nicht bloß, daß ein Handelspartner den anderen ersetzt.

    „Eine Warnung für Europa

    Bisher hatte Trump bei seinen Zöllen nach Norden (Kanada), Süden (Mexiko) und Westen (China) geblickt, nicht jedoch nach Osten (EU). Doch dies beginnt sich nun zu ändern: Deutschland, die größte Volkswirtschaft Europas, ist zugleich der siebtgrößte Stahllieferant der USA und wird den Zeitenwechsel in Washington nun am eigenen Leib zu spüren bekommen.
    Und das ist erst der Anfang: »Werde ich Zölle Richtung EU einheben? Wollen Sie, dass ich Ihnen sage, was ich denke, oder soll ich Ihnen eine politische Antwort geben?«, fragte der Republikaner vergangene Woche rhetorisch in einem Gespräch mit Journalisten. »Auf jeden Fall. Die EU hat uns sehr schlecht behandelt«, – diese Bilanz zog Trump damals.

    Neben Stahl und Aluminium haben die Republikaner auch andere für die europäische Wirtschaft wichtige Sektoren im Visier, etwa die Automobil-, Pharma- und Nahrungsmittelindustrie. In diesem Bewusstsein hat Brüssel, das Trumps Atem bereits im Nacken spürt, angekündigt, dass es auf jegliche »ungerechtfertigten Maßnahmen« der führenden Weltmacht reagieren werde. Der gefürchtete Handelskrieg ist einen Schritt näher.“

    Wobei die EU schlechtere Karten hat, wegen eines starken Handelsbilanz-Überschusses gegenüber den USA.

    „Eine Zuckerl für seine Stammwählerschaft, ein Schlag für Industrie und Verbraucher.

    Seinen ersten überraschenden Wahlsieg im Jahr 2016 sicherte sich Trump dank des Rust Belt, einer Reihe von Industriestaaten, in denen mehrere große Stahlproduzenten ansässig sind, darunter auch Indiana.
    Im vergangenen November errangen die Republikaner dort erneut einen Erdrutschsieg. Ein Sieg, der ihm den Weg zurück zur 1600 Pennsylvania Avenue ebnete und für den er sich nun offenbar mit diesem Zoll bedankt.

    Allerdings handelt es sich dabei um ein vergiftetes Geschenk: Es wird auch mehrere Sektoren der US-Wirtschaft in Gefahr bringen (angeführt vom Baugewerbe, dem Automobilbau – einem von Trumps Favoriten –, dem Maschinenbau und der Produktion von Energiekomponenten), die Aluminium als grundlegenden Rohstoff in ihren Produktionsprozessen verwenden und die mit zusätzlichen Kosten konfrontiert werden, unabhängig davon, ob sie weiterhin ausländischen Stahl und Aluminium kaufen oder es durch einheimische Produkte ersetzen, die bereits teurer sind. Das Paradoxe dabei ist, dass viele dieser stahl- und aluminiumintensiven Branchen den Großteil ihrer Aktivität im Rust Belt selbst haben.“

    Hier ließe sich mit Überbrückungs-Subventionen gegensteuern, wenn Not am Mann ist. Wer das Weltgeld druckt, hat in solchen Fragen mehr Spielraum.
    Oder aber, es lassen sich, wie in Trumps erster Amtszeit, Reduktionen und Aufhebungen von Zöllen vornehmen, die nicht mehr mit solcher medialer Wirksamkeit stattfinden …

    „Die Lehre aus den ersten Zöllen“

    – die sicher auch Trump gezogen hat und nicht nur El País –.

    „Während seiner ersten Amtszeit hatte Trump bereits eine Steuer von 25 Prozent auf Stahl und von 10 Prozent auf Aluminium eingeführt.
    Die Beschwerden zahlreicher amerikanischer Industrieller, die mit steigenden Produktionspreisen konfrontiert waren, sowie vieler traditioneller Handelspartner führten den Republikaner jedoch letztlich zu einem diskreten, stufenweisen Rückzug aus der Regierung. Ein Jahr nach der Ankündigung wurden ihre beiden nordamerikanischen Partner: Kanada und Mexiko, von den Zöllen befreit.
    Ebenso über Australien, GB, Japan und die EU. Im Falle Chinas blieben die Zollsätze jedoch bestehen.

    Aus der Zollrunde 2018 lassen sich mehrere Lehren ziehen. Die erste und offensichtlichste ist, dass durch die Grenzbarrieren die Stahl- und Aluminiumimporte in die USA sinken, die Inlandsproduktion steigt und auch die von der US-Industrie gezahlten Preise (für diese Rohstoffe) steigen: Bei dieser Gelegenheit betrug der Preisanstieg laut Zahlen der International Trade Commission 2,4% bzw. 1,6%.“

    Trotz einer anfänglichen Erholung ist die US-Stahl- und Aluminiumproduktion zuletzt wieder zurückgegangen: Im Jahr 2024 werden die USA 1 % weniger Stahl als 2017 und 10 % weniger Aluminium produzieren, wie aus von Bloomberg zusammengestellten Zahlen hervorgeht.
    Grund hierfür sind vor allem die steigenden Arbeits- und Energiekosten, die den Wettbewerbsnachteil der US-Hersteller gegenüber ihren Konkurrenten in anderen Breitengraden vergrößert haben.

    Die zweite Lehre besteht darin, dass trotz der Eindämmung des Blutverlusts in der Branche die negativen Nettoauswirkungen auf die Gesamtbeschäftigung in den USA erheblich sind: Nach Berechnungen der Ökonominnen Lydia Cox und Katheryn Russ führte die Maßnahme im Jahr 2018 zum Verlust von etwa 75.000 Arbeitsplätzen. (…)

    Der dritte Grund sind die hohen Kosten, die den amerikanischen Verbrauchern jeder in der Metallindustrie geschaffene (oder erhaltene) Arbeitsplatz kostet: rund 650.000 Dollar (630.000 Euro), schätzt das Peterson Institute for International Economics.

    Der vierte Grund ist, dass trotz Trumps üblicher Lautstärke Spielraum für Verhandlungen besteht: Zwar haben praktisch alle amerikanischen Stahl- und Aluminiumlieferanten schnell angekündigt, dass sie reagieren werden – nach dem Motto »Zahn um Zahn!«
    Doch die jüngsten Erfahrungen mit Mexiko und Kanada legen nahe, dass es sich bei der Herausforderung vor allem um ein Verhandlungsinstrument handelt. Zuckerbrot und Peitsche; im reinsten Trump-Stil.“

    (El País, 11.2.)

  7. Die EU wird weiter vorgeführt:

    „Vance betonte, dass »die USA bei der künstlichen Intelligenz führen“ und dass sowohl Trump als auch er wollen, dass dies »so bleibt«.“

    Nicht nur bei KI sind sie führend – auch bei anderen Internet-Anwendungen wie Suchmaschinen, social media, Browsern und Mail-Clients wie auch Smartphones.
    Zumindest der EU gegenüber, die von dem alledem nichts hat.

    „Der Vizepräsident warnte zudem, dass eine »übermäßige Regulierung« des Sektors »eine Branche im Keim ersticken könnte«, und sagte, die USA setzten auf »alles, was dem Wachstum von KI« diene.
    Das heißt, das Land wird sich nicht an den von der EU vorgeschlagenen Regulierungs- und Governance-Plänen beteiligen.

    Die USA werden die Richtung vorgeben. Dies sei die einzige Möglichkeit, mit seinem land zusammenzuarbeiten, erklärte Vance, während von der Leyen und Macron das Lächeln im Gesicht gefror. Eine Zusammenarbeit mit anderen Ländern schloss er nicht aus.
    Er stellte jedoch klar, dass eine solche Zusammenarbeit darauf basieren würde, dass die technischen Standards der USA »der Weltstandard« seien, dass übermäßige Regulierung abgelehnt und die Arbeitsplätze amerikanischer Arbeitnehmer geschützt würden.

    »Wir brauchen internationale Regulierungssysteme, die die Entwicklung von KI-Technologien fördern, statt sie zu ersticken. Und wir brauchen insbesondere von unseren europäischen Freunden einen optimistischen Blick auf dieses neue Gebiet, statt auf Furcht.«“

    Wohl bekomms!

    Laut El País war das von Seiten der EU nur ein Gipfel, auf dem großspurig große Fördersummen sehr nebulor vorgestellt wurden, um mögliche Investoren anzuziehen.
    Wenn aber schon die Zeitung merkt, daß da nix dahinter ist, so merken das die anvisierten Investoren um so mehr.

    (El País, 11.2.)

  8. „US-Zölle auf Stahl und Aluminium: Voestalpine und AMAG mit einer Milliarde betroffen  

    Die geplanten US-Zölle auf Stahl und Aluminium betreffen vom Gesamtvolumen vor allem die Nachbarn Kanada und Mexiko, sowie Brasilien.

    Deutschland ist mit unter einer Million Tonnen Stahl und Österreich mit rund einer viertel Million Tonnen Stahl exponiert. Die Tatsache, dass China über 1 Milliarde Tonnen Stahl produziert ist das größte Problem für die europäische Stahlindustrie: Weil die USA schon vor Jahren Chinastahl von ihrem Markt fast ausgesperrt haben, drücken die Chinesen jetzt ihre Überproduktion in die relativ offenen Märkte, darunter auch Europa.

    Auch wenn in den absoluten Exportzahlen in die USA Stahl- und Aluminium nur eine Randotiz sind, für die einzelnen Unternehmen summieren sich die Schäden. So sind etwa alleine der Aluminiumkonzern AMAG sowie der Stahlkonzern Voestalpine mit Waren im Wert von fast einer Milliarde Euro von den Strafzahlungen betroffen.“

    (Industrie-Magazin, 19.2.– Video)

    Die Maßnahme betrifft auch andere europäische Stahlproduzenten, weil China eben die ganzen EU-Märkte beliefert.

  9. „Trumps Autozölle lassen auch US-Hersteller zittern

    Donald Trumps Plan, Autoimporte mit 25 % Zoll zu belegen, sorgt nicht nur international für Aufruhr – auch US-Autobauer geraten unter Druck. Denn betroffen sind nicht nur Fahrzeuge, sondern auch importierte Teile. Experten warnen: Die Preise steigen, die Produktion wird komplizierter – und am Ende zahlen amerikanische Verbraucher die Zeche.

    Mit einem politischen Paukenschlag hat Ex-Präsident Donald Trump die globale Autobranche aufgeschreckt: Ab Donnerstag kommender Woche sollen auf alle importierten Fahrzeuge 25 Prozent Zoll erhoben werden – auch auf einzelne Bauteile. Trump will damit die US-Staatsfinanzen stärken und die heimische Produktion ankurbeln. Doch Fachleute warnen: Die Maßnahme dürfte nicht nur ausländische Hersteller treffen, sondern auch die amerikanische Automobilindustrie empfindlich belasten – und vor allem die Verbraucher zur Kasse bitten.

    Die neue Zollregelung stellt eine massive Erhöhung dar: Gegenüber der EU liegt der neue Satz zehnmal höher als bisher. Analysten der Investmentbank Bernstein rechnen mit jährlichen Mehrkosten von bis zu 100 Milliarden Dollar, das entspricht rund 14 Prozent des gesamten Branchenumsatzes. Auf ein einzelnes Fahrzeug heruntergerechnet bedeutet das durchschnittliche Zusatzkosten von 6.700 Dollar – die letztlich bei den Kunden landen dürften.

    Besonders hart trifft es Hersteller, die keine eigene Produktion in den USA betreiben – darunter etwa Mitsubishi. Vergleichsweise geringe Auswirkungen erwarten Experten für Unternehmen wie General Motors, Ford, Stellantis, Rivian und Tesla, die in den USA fertigen. Deutsche Autobauer mit US-Werken liegen irgendwo dazwischen. Fakt ist: Noch immer ist fast jedes zweite Auto, das in den USA verkauft wird, ein Import.

    US-Autobauer: Produktion oft in Mexiko

    Ein Großteil der US-Automobilproduktion ist in den letzten Jahren nach Mexiko ausgelagert worden – dank günstigerer Produktionsbedingungen und des Freihandelsabkommens USMCA (Nachfolger von NAFTA). Während renditestarke Modelle wie Pick-up-Trucks oder große SUVs weiterhin in den USA vom Band laufen, kommen viele preiswertere Fahrzeuge aus dem Süden.

    Laut dem internationalen Herstellerverband OICA wurden im Jahr 2023 rund 10,6 Millionen Autos in den USA produziert – fast zwei Millionen mehr als im Corona-Jahr 2020, aber noch deutlich unter dem Niveau von 2016, als über zwölf Millionen Fahrzeuge gefertigt wurden.

    Analysten der UBS weisen darauf hin, dass es vorerst Ausnahmen für Bauteile geben soll, die im Einklang mit dem USMCA-Abkommen gefertigt wurden. Doch die Berechnung, welche Teile darunterfallen, sei extrem komplex – was die praktische Umsetzung erschwert. Sollten diese Teile doch unter die Zölle fallen, dürfte das Fahrzeugpreise spürbar nach oben treiben und die Nachfrage empfindlich belasten.

    Die mächtige Autogewerkschaft UAW begrüßt Trumps Zollpläne ausdrücklich. Sie hofft auf eine Rückverlagerung von Arbeitsplätzen und verweist auf leerstehende oder ausbaufähige Fabriken. Doch trotz aller Symbolik zeigen die Daten des US-Verkehrsministeriums: Die USA waren fast immer Nettoimporteur von Fahrzeugen – nur selten konnten sie ihre eigene Nachfrage vollständig decken.“

    Das soll sich eben ändern, wenn es nach Trump geht.

    „Zölle gelten auch für Einzelteile – mit weitreichenden Folgen

    Besonders brisant: Die Zölle betreffen nicht nur fertige Fahrzeuge, sondern auch importierte Teile. Zwar ist hier eine Übergangsfrist von bis zu einem Monat vorgesehen – langfristig aber sollen auch diese Bauteile verzollt werden. Analyst Daniel Röska von Bernstein betont, dass dadurch selbst Hersteller mit US-Endmontage stark betroffen seien.

    Beispiel Ford: Zwar werden 82 Prozent der in den USA verkauften Fahrzeuge auch dort gebaut, aber nur 30 Prozent der Teile stammen tatsächlich aus den USA. Der Rest kommt meist aus Mexiko, wo sich zahlreiche Zulieferbetriebe angesiedelt haben. Oft wechseln die Teile mehrfach die Grenze, bevor sie im fertigen Auto landen – und fallen damit mehrfach unter die neue Zollregelung. Laut Röska sind die Konzerne damit stärker betroffen, als es der bloße Produktionsort vermuten lässt.

    Ford-CEO Jim Farley warnte bereits Anfang Februar vor den geplanten 25 %-Strafzöllen der Trump-Regierung auf Autoimporte aus Mexiko und Kanada. Diese Zölle könnten der US-Autoindustrie Milliardenschäden zufügen und zahlreiche Arbeitsplätze gefährden. Betroffen wären insbesondere US-Hersteller wie Ford und General Motors, die auf grenzüberschreitende Lieferketten angewiesen sind. Farley sieht durch die Zölle eine Schwächung der Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Herstellern wie Toyota oder Hyundai, die teils lokal produzieren.

    Preise erhöhen oder Produktion verlagern?

    Noch äußern sich die Autobauer zurückhaltend über konkrete Preisanpassungen. In der Branche heißt es, viele Unternehmen wollten zunächst abwarten, wie sich die Konkurrenz verhalte. Analyst Daniel Schwarz von Stifel erklärt, dass Preissteigerungen modellabhängig durchsetzbar seien. Fahrzeuge mit Alleinstellungsmerkmalen, wie der Porsche 911, hätten bessere Chancen, Preiserhöhungen durchzusetzen. Schwieriger werde es hingegen bei Modellen, die Konkurrenz aus US-Produktion haben – wie der Porsche Cayenne, der mit dem BMW X5 und Mercedes GLE konkurriert, die beide in den USA gebaut werden.

    Eine Alternative zur Preiserhöhung wäre die Verlagerung der Produktion in die USA. Audi-Chef Gernot Döllner kündigte kürzlich an, dass sein Unternehmen noch in diesem Jahr darüber entscheiden wolle. Aktuell laufen Audis Fahrzeuge in Mexiko vom Band. Denkbar wäre ein Ausbau des bestehenden VW-Werks in Chattanooga oder die Nutzung des neuen Standorts in South Carolina, wo Volkswagen aktuell eine Produktionsstätte für die neue Marke Scout errichtet.

    Doch die Rückverlagerung ist einfacher gesagt als getan. Viele Werke sind nicht für neue Modelle ausgelegt, betont UBS-Analyst Patrick Hummel. Selbst bei vorhandener Kapazität seien Zusatzinvestitionen nötig, und das koste nicht nur Geld, sondern vor allem Zeit. Brancheninsider betonen immer wieder, dass eine Produktionsverlagerung meist nur bei einem Modellwechsel wirtschaftlich sinnvoll sei – was wiederum mehrere Jahre in Anspruch nehme.

    Die Zeche zahlen Industrie und Kunden

    In der Zwischenzeit droht eine Kostenexplosion – sowohl für die Autobauer als auch für die Endkunden. Stefan Hecht von der Unternehmensberatung Advyce bringt es auf den Punkt: »Die Zollkasse wird sich füllen – aber bezahlen werden das am Ende die amerikanischen Unternehmen und die Verbraucher.« Ob Trumps protektionistischer Kurs die US-Autobranche tatsächlich stärkt, bleibt mehr als fraglich.“

    (Industrie-Magazin, 28.3.)

    Die ganze Auto-Branche wird hier möglicherweise umgekrempelt, das System der Zulieferbetriebe und der Lieferketten steht auf dem Spiel.

  10. „Die Zölle Donald Trumps könnten sich zu einer Gefahr für amerikanische Unternehmen und Verbraucher entwickeln

    Amerikanist Tscherkaschin: Trumps Zölle wurden spontan berechnet (wortwörtlich: übers Knie gebrochen)

    Gestern verkündete Donald Trump die »Befreiung« der US-Wirtschaft durch die Verhängung drakonischer Zölle gegen Dutzende Länder. Hat Trump für seinen Schritt ausschließlich wirtschaftliche Gründe, hat er sich vielleicht verkalkuliert?
    Schließlich werden die Zölle die Preise für importierte Waren für die Amerikaner sicherlich erhöhen. KP.RU sprach zu diesem Thema mit Maxim Tscherkaschin, einem Mitarbeiter des Zentrums für Nordamerikastudien am IMEMO RAS: 

    »Viele Experten – und ich stimme ihnen zu – glauben, dass diese Entscheidung Trumps wirtschaftlich keinen besonderen Sinn hat«, erklärt Maxim Tscherkaschin. »Neue Zölle und Abgaben bringen an sich keinen wirtschaftlichen Nutzen.“

    Man fragt sich, was der russische Experte unter „wirtschaftlichem Nutzen“ versteht? Immerhin sind Zölle nicht darauf berechnet, am nächsten Tag Früchte zu tragen, sondern eine neue Ausrichtung der Wirtschaftspolitik einzuleiten. Mehr Augenmerk auf eigene Ressourcen, eine Entlastung der Handelsbilanz.
    Letztlich hat Rußland Ähnliches gemacht, um seinen eigenen Markt wiederzuerobern, als nach der Annexion der Krim Gegensanktionen im LW-Bereich gegen die EU verhängt wurden. Damals wurden allerdings nicht Zölle verhängt, sondern gleich Einfuhrverbote.

    „Doch wenn Zölle eingeführt werden, geht man in der Regel davon aus, dass diese auch in Zukunft bestehen bleiben.
    Angesichts der Erfahrungen der aktuellen Regierung, die erst etwas ankündigt und am nächsten Tag alles ändern kann, können wir jedoch von Gefahren für die Geschäftswelt sprechen. Für die Geschäftsleute wäre es besser, wenn die Zölle eingeführt und beibehalten würden. Denn Unternehmen müssen auf Unternehmensebene wirtschaftliche Entscheidungen über Preiserhöhungen planen und treffen.“

    Also stört hier nicht die Einführung von Zöllen überhaupt, sondern die Unsicherheit ihrer Beibehaltung.

    „Der thailändische Premierminister hat beispielsweise bereits in Washington angerufen und Verhandlungen angeboten: Wir müssen uns diese Zölle einfach vom Hals schaffen. Offenbar wurden sie ursprünglich aus diesem Grund eingeführt – damit jeder zu den Amerikanern rennt und sie auffordert, die Zölle im Austausch gegen etwas aufzuheben.
    Dies ist Trump kürzlich mit Mexiko und Kanada gelungen.

    Und noch ein wichtiger Punkt: Die verbleibenden Abgaben werden definitiv auf die Preise für den Verbraucher umgelegt. Interessant ist hierbei, dass 50 Prozent des amerikanischen Konsums von den einkommensstärksten 10 Prozent der Bevölkerung stammen. Und dabei handelt es sich, wie wir wissen, überwiegend um Menschen, die in den letzten Wahlperioden für die Demokraten gestimmt haben.
    Das heißt, die Bedeutung ist hier nicht so sehr wirtschaftlicher als vielmehr politischer Natur. Im Wesentlichen trifft dieser Schritt den Konsum der Trump-feindlichen Wählerschaft. Ich denke, das ist einer der Hauptgründe für die Einführung neuer Zölle.“

    Die einkommensstärksten 10% können sich allerdings höhere Preise leichter leisten als die armen Schlucker, die sich von Trump ein besseres Leben erwarten.
    Es bleibt abzuwarten, wie die Sache an dieser Front weitergeht.

    „KP: Es ist kein Zufall, dass ein Arbeiter aus einem amerikanischen Autowerk neben Trump stand, als er seine Entscheidung verkündete.

    MTsch: Die Arbeiter im Autowerk haben Wichtigeres zu tun, als den Aktienindex zu beobachten, aber sie werden sicherlich froh sein, dass es den Leuten schadet, die sie nicht mögen. Natürlich werden sie diese Schritte Trumps unterstützen, obwohl das nicht bedeutet, dass sie die Preiserhöhungen nicht spüren werden. 

    KP: Trump sagt, die USA erheben Zölle, die genau halb so hoch sind wie die Zölle, die andere Länder auf amerikanische Waren erheben. Ist das so? 

    MTsch: Es sieht so aus, als wären die Zölle spontan berechnet worden. Im Großen und Ganzen hat die Regierung keine eingehende Analyse der Zölle und anderer nichttarifärer Beschränkungen durchgeführt. Und wenn es um rein wirtschaftliche Belange ginge, dann wären sie sicherlich sorgfältiger berechnet worden, unter Berücksichtigung verschiedener nichttarifärer Handelshemmnisse, regulatorischer Besonderheiten jedes Landes und der Mehrwertsteuer, ob diese erhoben wird oder nicht.
    Da dies jedoch nicht geschah, besteht das Gefühl, dass es sich eher um eine politische als um eine wirtschaftliche Geste handelt und dass damit etwas andere Ziele verfolgt werden als die erklärten.“

    Was hier mit „wirtschaftlich“ und „politisch“ getrennt wird, ist in der Gedankenwelt von Trump und seinen Anhängern eins: Amerika muß stärker werden, auf allen Gebieten.

    KP: Bloomberg zitiert folgende Expertenschätzungen: 33 Billionen US-Dollar des Welthandels sind gefährdet, Länder von Brasilien bis China werden mit einem Rückgang der Exporte in die USA um 4 bis 90 Prozent konfrontiert sein.“

    Da ist doch ein konkreter Nutzen schon da: Die Rivalen werden schwächer.

    „Die Importabhängigkeit der USA ist dreimal höher als während der Wende zum Protektionismus in den 1930er Jahren. Im Extremfall würden die durchschnittlichen Zölle in den USA um 28 Prozent steigen, was 4 Prozent des US-BIP schädigen und die Preise über zwei bis drei Jahre um 2,5 Prozent erhöhen würde. Wurden diese (Experten-)Berechnungen weniger spontan durchgeführt?“

    Gut gegeben. Alle diese Prophezeiungen der Bloomberg-„Experten“ beruhen ebenso auf Handgelenk mal Pi wie die Zölle von trump & Co.

    MTsch: Alle Berechnungen basieren auf dem Prinzip »unter sonst gleichen Bedingungen«, das heißt, wenn sich nichts ändert. Und hier wird sich höchstwahrscheinlich viel ändern. Es ist noch zu früh, um zu sagen, was tatsächlich passieren wird.“

    Eben.

    „KP: Welche Auswirkungen könnten diese Schritte Trumps auf die Beziehungen der USA zu ihren europäischen Verbündeten haben?

    MTsch: Diese Beziehungen war bereits angespannt und werden nicht besser werden. Doch angesichts der mangelnden Bereitschaft des europäischen Establishments, irgendetwas zu ändern, bin ich davon überzeugt, dass es bereit ist, einen ziemlich hohen Preis zu zahlen, um alles wieder in den Status Quo zu versetzen, wie es sich aus seiner Sicht darstellt. 

    KP: Werden die Europäer trotz aller harschen Äußerungen von der Leyens über eine harte Reaktion auf die USA die Gunst ihres wichtigsten Verbündeten suchen?

    MTsch: Sie haben es nie geschafft, das Problem kollektiven Handelns in fast allen Fragen zu überwinden.
    Die Europäer brauchten viele Jahre, um die Schuldenkrise der ersten Hälfte der 2010er Jahre zu überwinden.“

    Die Frage erhebt sich, ob das überhaupt gelungen ist?

    „Und damals war die Aufgabe einfacher als heute. Auch jetzt werden sie nicht zusammenkommen, sondern lautstarke Erklärungen abgeben und warten, bis sich alles beruhigt hat. 

    KP: Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk hat sich bereits mit einer Videobotschaft an die amerikanische Führung gewandt, deren Bedeutung lautet: Warum wir – Ihre treuesten Freunde?

    MTsch: Was Zölle angeht, ist die EU ein Binnenmarkt, eine Zollunion. Deshalb kann es weder gegenüber Polen noch gegenüber Ungarn, dem Liebling der Trump-Regierung, Zugeständnisse geben.“

    Warum nicht?
    Bei Trump kann man nie sagen: niemals!

    KP: In den letzten Tagen wurde aktiv über die Möglichkeit diskutiert, Sanktionen gegen Russland zu verhängen, falls das Weiße Haus entscheidet, dass Moskau nicht über einen Waffenstillstand verhandeln möchte.
    Trump drohte damit, Sekundärsanktionen gegen russisches Öl zu verhängen, und dann hätten die Länder, die es kaufen, keinen Zugang mehr zum amerikanischen Markt. Dabei handelt es sich aber in erster Linie um China und Indien, mit denen der US-Handelsumsatz im vergangenen Jahr fast eine Billion Dollar betrug. Wenn Sie keine chinesischen Waren auf Ihren Markt lassen, wird Trump sich erneut selbst ein Bein stellen. 

    MTsch: Hier müssen wir zwischen der Bedrohung und der Aussicht auf ihre Umsetzung unterscheiden. Die überwiegende Mehrheit der russischen Exporte unterliegt bereits Beschränkungen irgendeiner Art. Und dass die Amerikaner zunächst nachweisen können, dass es sich um einen russischen Export handelt, dies gegenüber ihren Partnern überzeugend begründen und auf dieser Grundlage prohibitive Zölle gegen sie erheben – und im Senat ist meiner Meinung nach bereits von rund 500% die Rede – ist kaum zu erwarten.

    KP: Das heißt, dies ist wieder ganz im Sinne von Trump: Er brüllte, alle zitterten und krochen, um mit ihm zu verhandeln … 

    MTsch: Ja, er sagte Anfang der Woche, er sei mit den Verhandlungen zur Lösung der Ukraine-Krise auf beiden Seiten unzufrieden, und gestern erklärte er bereits, er sei damit zufrieden.
    Wissen Sie, wenn man jede Aussage der gegenwärtigen US-Regierung unter die Lupe nimmt, bleibt für nichts anderes mehr Zeit.“

    (KP, 3.4.)

  11. Stephans Kaufmanns FR-Kommentar/-Prognose vom Mittwoch Vorabend ….

    „(…) Banken, Ökonomen und Ökonominnen erhöhen ihre Inflationsprognosen für die USA, die Wachstumsprognosen werden gesenkt. Vereinzelt wird vor einer Rezession gewarnt, das Wort „Trumpcession“ macht die Runde. Tatsächlich dürfte diese Rezession eine der wenigen in der Geschichte sein, die vielfach erhofft wird. 
    Sie würde belegen, dass Trumps Konfrontationskurs für die USA nicht aufgeht. Floriert dagegen die US-Wirtschaft weiter, könnte dies zeigen, dass der Weltmarkt keine friedliche internationale Arbeitsteilung zur Wohlstandssteigerung darstellt, sondern vielmehr ein strukturell kriegerischer Ort ist, auf dem der Stärkere sich durchsetzt. Darauf wird sich vorbereitet: China, Japan und Südkorea vereinbarten am Montag eine engere Wirtschaftskooperation.“
    https://www.fr.de/politik/trumpcession-trump-und-die-zoelle-droht-nach-dem-liberation-day-die-93661901.html

    [Anmerkung: Wenn dies eintritt, – dann wäre das ein Beleg für xyz …. – das ist ein sehr merkwürdiges Aperçu… – Und ob das Trump-Lager (oder Europa oder China?) eine US-Rezession „vielfach erhofft“?]

  12. Gemeint ist wohl, dass die Europäer wünschen, dass Trumps Zoll-Politik sich quasi als Bumerang gegen die USA auswirken möge, damit Trump anschließend diese Zoll-Politik in Zukunft  unterlassen würde. (Angesichts der allerhöchsten Priorität, die die Zollpolitik in den Augen von Trump ausmacht: "Liberation Day", und seine doofe  Tafel gehöre ins US-Geschichts-Museum….  –  scheint mir das aber doch sehr unwahrscheinlich ….)

  13. „Politik überlegt – Notenbanken greifen ein

    Seit der Zollankündigung sind Politiker weltweit damit beschäftigt, die Folgen abzuschätzen bzw. mit Gegenmaßnahmen oder Verhandlungen in die Abwehr zu gehen. Auch Investoren und Notenbanken werden aktiv. Ein Überblick:

    CHINA: Der chinesische Staatsfonds Central Huijin Investment will seine Anteile an chinesischen Aktien erhöhen und damit die Marktstabilität verteidigen.

    INDONESIEN: Die indonesische Zentralbank wird bei der Wiedereröffnung der inländischen Devisenmärkte am Dienstag aggressiv eingreifen, um den Rupiah-Kurs zu stabilisieren und das Vertrauen in die Märkte zu erhalten. Die Bank Indonesia kündigte die Interventionen an den Spot- und Non-Deliverable-Forward-Märkten sowie an den Sekundärmärkten für Anleihen an und fügte hinzu, sie habe bereits Offshore-Interventionen in Asien, Europa und New York durchgeführt.

    TAIWAN: Die Finanzaufsichtsbehörde kündigte an, diese Woche vorübergehende Beschränkungen für Leerverkäufe von Aktien zu verhängen, um Marktturbulenzen durch die Zölle entgegenzuwirken. Bei Bedarf soll es im Verlauf der Woche weitere Stabilisierungsmaßnahmen geben, um die Volatilität zu bewältigen.

    SÜDKOREA: Die Finanzaufsichtsbehörde forderte Unternehmen und staatliche Institutionen auf, sich auf die Bereitstellung von Liquiditätshilfen für von Zöllen betroffene Exportunternehmen und deren Auftragnehmer vorzubereiten. Zudem kündigte sie die Vorbereitung eines Marktstabilisierungsprogramms im Wert von 100 Billionen Won (68,08 Mrd. Dollar) an.“

    (Standard, 7.4.)

  14. Das verlinkte Video der Weltwoche strapaziert ein wenig den Gedanken, dass es im Kapitalismus auch "schaffendes" Kapital brauchen täte,  um mal – in von mir – ‚übertreibender‘ Weise den Nazi-Jargon über den Kapitalismus zu gebrauchen. Dass ausgerechnet die komplette Welt ausgerechnet die USA ausgebeutet hätte, erinnert mich übrigens eher an Deutungen sonstiger alter Männer  aus meinem weiteren Bekanntenumkreis ('Die CIA habe es ausgerechnet auf sie als Privatperson abgesehen', 'Wer nur fest genug daran glaubt, der kann garantiert über den See Geneserath wandeln' etc.). Na vielleicht erklärt "Die Anstalt" heute Abend im zdf, satirisch, wie der Wahnsinn funktioniert. 

    Erklärungen, z.B. von Stephan Kaufmann, über den aktuellen 2025 Zustand des kapitalistischen Systems, mögen ja als Hintergrund für mich als Leser sehr nützlich sein. Ob aber  dadurch die Inhalte der Trump'schen fixen Ideen erklärt werden? (Angeblich soll Trump seine Ideen über das schlimme und Ausgebeutet-Werden-Handelsbilanzdefizit der USA schon seit 30 Jahren immer wieder geäußert haben…)  –  Vielleicht gibt es bei der Heritage Foundation Aufschlüsse?  https://de.wikipedia.org/wiki/Project_2025.  
    (Dass das Ganze „den Kapitalismus entfesseln“ können solle – das mag ja durchaus der Wunsch der Akteure gewesen sein, – von wegen ‚fixe Idee‘ ….)

  15. „Die Zollbombe vernichtet 9,2 Billionen Euro an Börsenwert, die Hälfte des gesamten BIP der EU

    Die größten Verluste bei der Marktkapitalisierung verzeichnen die großen Technologieunternehmen. Die fünf Giganten aus dem Silicon Valley, die bei Trumps Amtseinführung dabei waren, verloren 1,26 Billionen Dollar.
    In Spanien erleiden die Banken einen Wertverlust von fast 100 Milliarden Euro.“

    Der ganze Artikel ist voll des Hohnes, daß die Technologie-Giganten, die alle vor Trump vor und bei seiner Amtseinführung Männchen gemacht haben, am meisten verloren haben.
    Die ganzen Multis haben im Verhältnis zu ihrer Gesamtgröße, d.h. ihrem bisherigen Börsenwert verloren, weshalb die größten die höchsten Verluste hatten. Nach US-Firmen und Saudi-Aramco kommen die europäischen, weil sie von Haus aus kleiner sind.

    (El País, 8.4.)

    Die Kapitalvernichtung ist gewaltig, so viel kann man sagen.
    Es wird interessant, wie Trump damit umgeht, daß zunächst einmal die USA stark betroffen sind.

  16. @Leser

    Dem Weltwoche-Video kann ich den Hinweis auf schaffendes Kapital nicht entnehmen. Auch die Ausbeutung der USA kommt darin nicht vor.
    Als ob wir beide ein anderes Video gesehen hätten.

    Es wird nur ausgeführt, wie Trump auf diese Zollsätze kommt und was er damit erreichen will. Ob das funktioniert, weiß man heute nicht.

    Auf die „Anstalt“ würde ich nicht hoffen, – die ist nicht, was sie einmal war.

    Was die vom El País beklagte Kapitalvernichtung betrifft, so sollte man nur bedenken, daß „Wert“ heutzutage auf der Börse gemacht und zerstört wird.
    Man kann also einen solchen Börsensturz als Bereinigung begreifen … Zum Auffangen von Folgen kann sich die US-Regierung ja auch etwas überlegen. Immerhin hat sie das unangefochtene Weltgeld in ihrer Hand.

    Ich verstehe nicht, wie das mit dem „Kapitalismus entfesseln“ hier ins Spiel kommt und welche „Akteure“ du im Visier hast.
    Bitte sich an die Tatsachen halten und nicht mit eigenen Phantasieprodukten hausieren gehen.

  17. Erste Erfolge für Trump:

    „Audi stoppt Fahrzeuglieferungen in die USA

    Wegen drastisch erhöhter Importzölle unter Präsident Donald Trump stellt Audi die Lieferung neuer Fahrzeuge in die USA vorerst ein. Betroffen sind alle Autos, die nach dem 2. April 2025 eingeführt wurden. Händler sollen bestehende Lagerbestände verkaufen. Auch Volkswagen reagiert mit Lieferstopps – die deutsche Autoindustrie steht vor neuen Herausforderungen. (…)

    (Industrie-Magazin, 8.4.)

  18. Der Beschluß, die meisten dieser Zölle für die nächsten 90 Tage auszusetzen, beflügelt die Börsen.

    In den meisten Medien wird das als „Rückzieher“ Trumps gefeiert. Die Bemerkung Trumps selbst, daß Vertreter vieler Staaten sich bei ihm gemeldet hätten, um ihm den Arsch zu küssen, sollte aber ernst genommen werden.
    Er hat einmal die Drohung in den Raum gestellt und ist jetzt zu Verhandlungen bereit.
    Der Herr „Dealmaker“.

    Mit China, das offenbar seinen Hintern nicht geküßt hat, wird anders verfahren – aber auch da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.
    Solange aber Chinas Waren in den USA mit hohen Zöllen belegt werden, wird es die Suche nach anderen Märkten intensivieren.

    Auch andere Folgen sollte man nicht aus den Augen verlieren:

    „Trump hat durch Zölle auf China bereits 4,8 Milliarden Dollar und durch Zölle auf Mexiko 2 Milliarden Dollar eingenommen.
    Der Zoll sagt, dass er durch die ersten Einfuhrzölle täglich etwa 200 Millionen Dollar zusätzlich einnimmt.“

    (El País, 10.4.)

  19. Arnold Schölzel: Zoll- und Handelskrieg
    (…) International wurde darauf verwiesen, dass die überraschende 90-Tage-Pause andere Gründe habe als Trump angab: Finanzspekulanten, aber auch Gläubigerstaaten der USA wie Japan, China und Großbritannien verkauften seit Montag in großem Maß US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit – ein Signal, dass die Papiere nicht mehr als uneingeschränkt sicher galten. Deren sogenannte Rendite stieg in kurzer Zeit von weniger als vier Prozent auf bis zu 4,51 Prozent, d. h. die Zinszahlungen der USA auf ihre Schulden wuchsen enorm. Einen derart kräftigen Anstieg hatte es zuletzt 1981 gegeben. Die aktuelle Verschuldung der USA wird mit 36,2 Billionen US-Dollar angegeben (EU: 13,3 Billionen Euro), das entspricht 123 Prozent des US-Bruttoinlandsprodukts – die größte Verschuldung eines Staates weltweit. Der US-Ökonom Paul Krugman warnte auf seinem Blog am Donnerstag angesichts eines »dummen, erratischen und schwachen Trump« vor dem »Risiko einer großen Finanzkrise«. Die Unsicherheit über die zukünftige Politik habe zugenommen.
    https://www.jungewelt.de/artikel/497880.zoll-und-handelskrieg-china-hält-dagegen.html

    [China – Schölzels Artikel thematisiert im ausgelassenen Teil vor allem China.
    Zusätze: Link auf Renate Dillmanns Artikel in der jw: Feindbild und Feindschaft (von 2020):
    https://www.jungewelt.de/artikel/371842.weltmarkt-und-machtkonflikte-feindbild-und-feindschaft.html – Nachzulesen zusätzlich auch auf ihrer Homepage: https://www.renatedillmann.de/china/ ]
    https://www.telepolis.de/features/Der-Feind-in-Asien-6052304.html?seite=all [23.5.21]
    https://overton-magazin.de/dialog/wirtschafts-und-militaermacht-china/ [9.5.22]
    https://wissenundkritik.de/wp-content/uploads/2023/11/Dillmann-Schillo-Imperialismus-revisited.pdf

  20. @Leser / Schölzel

    Ich will hoffen, Schölzel hat sich nicht hinter seinen Bericht gestellt, worauf "international verwiesen" worden sei. Es wäre eine schwerwiegende kognitive Dissonanz, wenn dieselben Leute, welche beständig auf die Unverzichtbarkeit der Dollar-Schulden verweisen (und den USA deshalb eine "hegemoniale" Position in der Staatenwelt zuschreiben), nun jubelten, wie Angela Göpfert für die "Tagesschau", die privaten und institutionellen Anleger hätten "Angst" bekommen.
    Nö, sie haben sich vorsorglich Liquidität geschaffen, um auf die unkalkulierbaren Turbulenzen reagieren zu können. Schon die Timeline zeigt das – die Renditen der Staatsanleihen waren nach der Verkündung des Zollregimes zunächst erwartungsgemäß gefallen – allerdings deutlich weniger, als mancher befürchtet haben mag. Der Anstieg war zumindest bei einem beträchtlichen Teil der Akteure die Reaktion auf die Erwartung, daß auf den "Crash" der Aktienmärkte vom Montag eine rasche "Erholung" fällig werde, so daß dort doppelt und dreifach zu verdienen war.

    Auf ihrem Geschäftsfeld sind die Leutz doch bitte nicht doof

  21. Thomas Spang erläutert den Masterplan – oder die "Strategie hinter dem Chaos"
    https://www.pressreader.com/germany/rheinische-post/20250411/281809994727820?srsltid=AfmBOopsgLScmaqVSHigA5lMvOY_-scYSKTB4GoMixg3TFExq2tutV6E
    – heute auch offline in der Print-Ausgabe vom Weserkurier, Bremen,  S. 4
    abgetippt daraus: Stephen Miran, Trumps Chefökonom, habe die (…) „Kernthese, dass die USA der Welt zwei wesentliche öffentliche Güter bereitstellen: die militär. Sicherheit und den Dollar als globale Reservewährung. „Dieser Akt amerikanischer Großzügigkeit hat die USA systematisch benachteiligt und gleichzeitig unseren Handelspartnern massiven Wohlstand beschert.“ (…) [Umgekehrt in USA, z.B. Arbeitsplätze, Fertigungserzeugnisse.] (…) Der Dollar werde durch seine Funktion als globale Reservewährung künstlich aufgewertet, was US-Exporteure benachteilige und gleichzeitig Importe verbillige.“ (…) Die USA unterhielten mit ihrem Militär eine globale Sicherheitsarchitektur, die den Welthandel überhaupt erst ermögliche.“ (…). „Wenn andere Nationen vom geopolitischen und finanziellen Schutzschirm der USA profitieren wollen, müssen sie ihren Teil beitragen und ihren gerechten Anteil zahlen“ (Miran, laut Weserkurier vom 11.4.2025, Print-Ausgabe)
    https://www.20min.ch/story/stephen-miran-trumps-strafzoelle-steckt-dahinter-ein-plan-seines-beraters-103316752
    https://www.hudsonbaycapital.com/documents/FG/hudsonbay/research/638199_A_Users_Guide_to_Restructuring_the_Global_Trading_System.pdf?trk=public_post_comment-text

  22. Was stimmt jetzt nicht an der Lagedarstellung Stephen Mirans? Und was daran ist keine Binse seit Ende der Golddeckung des Dollar 1973? Und warum "vergessen" alle Beteiligten, daß es bis zur Erschaffung der Euronen massiver Stützungskäufe der D-Mark, des Yen, des britischen Pfundes, des Renmimbi bedurft hat, damit das Weltwährungssystem nicht im Strudel des Dollaresverfalls ins Klo stürzte, Petro hin wie her?

    Nun, die Putschisten von 9/11 hatten es nicht vergessen, als sie 1995 in die Planungsphase gingen.

    Aber, hoi, 9/11, was'n das? Gib's doch jarnich', isne TV-Reality-Show jewesen.

  23. Innerhalb der Trumpisten gibt es die andere Fraktion, in Person von Elon Musk, der nicht Zölle, sondern Freihandel vertritt (und darüber anscheinend mit einem Kollegen Mirans, Peter Navarro, streitet.).
    Thomas Spang beendet den Weserkurier-Artikel wie folgt: "Unter Ökonomen bleiben Mirans Ansichten die Ideen eines Außenseiters. (…) Man spricht von "Sane-Washing", also dem Versuch, Rationalität in Entscheidungen hineinzuinterpretieren, die tatsächlich irrational sind.“ – [„Irrational“ – das ist aber nicht die korrekte Auflösung.]:

    Die Voraussetzungen Mirans, dass der kapitalistische Welthandel von der militärischen Macht der USA und vom Dollar als Weltgeld (als zwei kostenlose Güter, "großzügig" von den USA bereit gestellt…) gelebt habe,  mögen ja inhaltlich zutreffen.  Großzügig war das nicht, sondern ihr eigenes Mittel, um Geschäft und Gewalt für die USA zu gewinnen bzw. abzusichern.  (Dass damit also eine Schädigung der USA verbunden gewesen sei,  da wär ich mir so sicher nicht. Im Gegenteil: So haben die USA nach WKII ihre Position errungen und ausgebaut. Und so viel Reichtum muss man erst einmal ansammeln können, um damit Kapitalexport in die ganze Welt betreiben zu können.) Die Materiatur dieses Reichtums war der US-Dollar, den die US-Notenbank sehr großzügig für die Macht der USA drucken konnte, und damit die diversesten weltweiten Vorhaben der USA hat finanzieren können, was an den Folgen des Vietnamkriegs dann auch mal weltweit fragil wurde.  So funktionierte eben der Imperialismus. (bzw. auch, so  sieht dieser sich in Frage gestellt, durch Mitkonkurrenten, die die USA erst zu ihrem eigenen Vorteil groß gemacht haben.)

    Aufgrund der US-Rolle als derartiger westlicher "Oberimperialist" (und das ist aktuell ein fragiler Anspruch…) werden aktuell nun  "Tributzahlungen" der kompletten Welt eingefordert.  Indem diese Forderungen als Zölle geltend gemacht werden sollen und über verquere Haushaltsdefizit-Summen ausgerechnet werden (auch die Pinguine auf  irgendwelchen unbewohnten Inseln seien demnach Schuldner, weil angeblich dort Kosten für die USA angefallen seien….).  Dass also die Staaten der ganzen Welt prinzipiell von Trump quasi mathematisch als Schuldnerstaaten mit genau bezifferten Summen  verkündet und mit Strafzöllen belegt werden  (die jeweiligen Summen ließen sich aus der Handelsbilanz heraus „ausrechnen“),  – das ist aber – … "unterkomplex"… Oder im Detail: Eine „Marotte“, eine „fixe Idee“, von Trump höchstpersönlich, die der angeblich schon seit 30 Jahren immer mal wieder so thematisiert hat. Und dass es um solche Prozent-Rechnereien gar nicht geht, das zeigt bereits das Auf und Ab der je aktuellen Tagespolitik von Trump – erst recht im Verhältnis zu China.

  24. Dass damit also eine Schädigung der USA verbunden gewesen sei,  da wär ich mir so sicher nicht. Im Gegenteil: So haben die USA nach WKII ihre Position errungen und ausgebaut.

    … und so will auch ein "Leser" so wenig wie Trump zwischen "Beschädigung der Nation" und "Beschädigung des Kapital-Standortes", bzw. dessen Binnen-Ressourcen, unterscheiden.

    Pikanterweise zeigt sich allerdings den Militaristen in den USA, daß auch der Rüstungs- und Technologie-Standort unterdessen in wachsendem Umfang hohl geworden war. Die wissen zu unterscheiden, wo es ihnen 'drauf ankommt …

  25. Stephan Kaufmann:     Ökonomie des sterbenden Imperiums

    Viele halten Donald Trump für verrückt. Dabei zeigt seine widersprüchliche Politik nur die Widersprüche seines Projekts: Make America Great Again!

    „(…) Um »Amerika« wieder groß zu machen, setzt Trump an der materiellen Basis nationaler Größe an: der Wirtschaft. Er erhebt Zölle, um sämtliche ökonomischen und außenpolitischen Ziele zu erzwingen, von der Migrationsbegrenzung über den Fentanylschmuggel bis zur Schwächung Russlands und Chinas. Die Willkür, mit der er dabei vorgeht, ist Programm: eine Demonstration der Macht – die zugleich eine dreifache Demonstration der Ohnmacht ist.

    Denn erstens sind die USA zwar stark genug, einen Welthandelskrieg vom Zaun zu brechen. Andererseits aber zeigt dieser Krieg, dass der Weltmarkt dem Land nicht mehr die erwünschten Erträge einspielt, die die globale Dominanz der USA absichern könnten. Sie sind nicht mehr konkurrenzlos. Zweitens belegt Trump durch seine Willkür bei der Zollerhebung, dass sich offensichtlich nicht einmal mehr Washington eine globale Handelsordnung vorstellen kann. Im Sinne einer Ordnung mit gleichen Regeln und Rechten für alle, die den ökonomischen Erfolg der USA garantieren würde. Freihandelsabkommen lehnt Trump bislang ab. Er will den Erfolg der USA per Notstandsverordnung dekretieren.
    Doch Kapitalismus ist keine Planwirtschaft. Daher stößt Trump drittens auch bei der willkürlichen Festlegung von Maßnahmen an die Grenzen, die Ökonom*innen ihm vorbuchstabieren: Mit dem Zollkrieg schaden die USA zwar anderen Ländern, aber eben auch sich selbst. Denn sie brauchen den Rest der Welt und damit seine Kooperation. Denn dieser Rest ist Investitionsstandort und Absatzmarkt für die USA, er fungiert als Quelle billiger Vorprodukte und Arbeitskraft für die heimischen Unternehmen. »Ein Handelskrieg macht keinen Sinn – wir brauchen China mehr als China uns«, schreibt der Finanzdienst »Bloomberg«.

    Auch die Finanzmärkte haben diese Woche demonstriert, dass die USA nicht autonom agieren können: Inmitten der Krise stürzten US-Staatsanleihen und der US-Dollar ab, die normalerweise in Turbulenzen als sichere Häfen gelten, denen aber offenbar nicht mehr getraut wird. Dieser Vertrauensentzug der Finanzanleger verweist Washington darauf, dass die Vereinigten Staaten beim Rest der Welt mit netto 24 Billionen Dollar in der Kreide stehen und die USA den Rest der Welt als Kreditgeber brauchen. Diese Kreditvergabe aber »hängt ab vom Vertrauen der Investoren«, so das Bankeninstitut IIF, »und wenn dieses Vertrauen erschüttert wird, bricht die Nachfrage nach US-Anlagen ein«.

    Mit dem Absturz der Börsenkurse diese Woche wird die US-Regierung auf den Ausgangspunkt ihrer Klage zurückgeworfen: Die USA sind zu schwach, weil abhängig. Das kann Trump so nicht stehen lassen. Am Donnerstag begann daher die Phase der Deals: Die »reziproken« Zölle gegen 56 Länder und die EU werden für 90 Tage auf zehn Prozent gesenkt, um die Zeit für Verhandlungen zu nutzen. Dies sei eine »Kapitulation« Trumps, schreibt die FAZ.

    Doch ist es bestenfalls eine vorläufige Feuerpause. Denn für die US-Regierung bleibt der Widerspruch bestehen, dass sie eine Welt wieder beherrschen will, von der sie abhängig sind. Wie alle rechten Politiker schreitet Trump daher zu dem Versuch, den Widerspruch mit Gewalt aufzulösen. In Kraft bleiben die beschlossenen Zölle auf Stahl, Aluminium und Autos sowie der Basiszoll von zehn Prozent für sämtliche Einfuhren aus allen Ländern. Auch die Zölle auf kanadische und mexikanische Waren bleiben unverändert.

    Verschärft wird der Kurs gegen China, die Zölle sind auf 145 Prozent nach oben gesetzt worden. Zugleich stellen die USA anderen Ländern wie Japan, Südkorea oder der EU Zollsenkungen in Aussicht, sollten sie auf Gegenzölle verzichten und sich in die US-Front gegen China einreihen. »Wir können uns mit unseren Verbündeten einigen und dann als Gruppe China zuwenden«, sagte Finanzminister Scott Bessent und stellte klar, dass es sich hier nicht um eine Bitte handelt: Mit einer Hinwendung zur Volksrepublik würde sich jedes Land »die eigene Kehle durchschneiden«.

    In Europa macht sich daraufhin Erleichterung, breit: Der Handelskrieg geht nicht gegen die ganze Welt, sondern nur gegen China. Die EU zeigt sich verhandlungsbereit: Nachdem Europas Staaten bereits Trumps Forderungen nach Aufrüstung gegen Russland nachkommen, dienen sie sich jetzt Washington als Unterstützer für einen Handelskrieg gegen China an: »Ich stimme mit Trump überein, dass andere die derzeitigen Regeln auf unfaire Weise ausnutzen«, sagte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und zeigte damit, dass sie wie Trump die Gleichsetzung von Chinas Erfolg auf dem Weltmarkt mit dem Missbrauch dieses Weltmarktes beherrscht.

    Doch damit ist die Sache nicht ausgestanden. Denn die Europäer brauchen profitable Handelsbeziehungen zu China. Für die US-Regierung hingegen geht es um eine Funktionalisierung der EU zwecks Niederringung des großen Rivalen – mit unabsehbaren Folgen. »Im Grunde zeigt die US-Regierung, dass sie bereit ist, den Handel mit China zu stoppen«, so Arthur Kroeber von Gavekal Dragonomics. Das würde das Ende des Handels zwischen den zwei weltgrößten Wirtschaftsmächten mit einer addierten Wirtschaftsleistung von 46 Billionen Dollar bedeuten. 700 Milliarden Dollar jährliches Warenhandelsvolumen und 1,4 Billionen Dollar chinesische Investitionen in den USA stehen damit auf der Kippe. »Ich bin mir nicht sicher, ob den Finanzmärkten klar ist, was geschieht, wenn der Handel zwischen den beiden größten Ökonomien des Globus plötzlich endet«, kommentierte ein Börsenhändler am Donnerstag.

    Die ökonomische Konfrontation kann die US-Regierung kaum endgültig für sich entscheiden. Aufgeben kommt aber ebenfalls nicht in Frage. Trump bereitet seine Bevölkerung daher auf schwierige Zeiten vor. Schließlich geht es im Handelskrieg, wie in allen Kriegen, nicht um Wohlstand, sondern zunächst darum, eigene Verluste in Kauf zu nehmen, um dem Gegner Schäden zuzufügen, die groß genug sein müssen. Um die USA von diesen Schäden zu isolieren, wird jetzt die ökonomische Entkopplung von China vorangetrieben.

    »Was wir derzeit sehen, ist die Ökonomie eines sterbenden Imperiums«, erklärt der US-Ökonom Richard D. Wolff. Man wird sehen. Letztlich läuft der Gegensatz zwischen den USA und China – und damit der Widerspruch von Trumps Politik – auf eine Machtfrage und damit auf eine Gewaltfrage hinaus. »Das einzige, was noch dümmer als ein Handelskrieg wäre, wäre ein echter Krieg«, kommentierte am Freitag die US-Finanzagentur Bloomberg. »Denn die Kosten einer eskalierenden Konfrontation mit China gingen weit über Inflation oder sinkende Aktienkurse hinaus.« »Echter« Krieg ist in dieser Logik lediglich eine »weitere Eskalation« des Handelskrieges. Die Übergänge sind fließend. Für solche Übergänge wäre Trump wahrscheinlich verrückt genug. Und auf seine Nachfolger dürfte das ebenfalls zutreffen. Denn eines werden sie mit Trump teilen: sein Ziel, Amerika wieder groß zu machen.
    https://www.nd-aktuell.de/artikel/1190520.handelskrieg-oekonomie-des-sterbenden-imperiums.html

  26. Oh, hier gibt es ja Material in Hülle und Fülle! wink

    Ich möchte mich einmal bei dem Schölzel-Artikel aufhalten.

    Finanzspekulanten, aber auch Gläubigerstaaten der USA wie Japan, China und Großbritannien verkauften seit Montag in großem Maß US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit – ein Signal, dass die Papiere nicht mehr als uneingeschränkt sicher galten.

    Was heißt bei einem Wertpapier schon „sicher“?
    Ich nehme an, hiermit ist gemeint, daß die USA ihre Schulden auf einmal nicht mehr bezahlen würden? Also so wie Argentinien erst einen Zahlungsstop und dann eine Schuldenstreichung vornehmen würden?

    In Zeiten wie diesen ist natürlich nichts unmöglich, aber dieses Szenario ist höchst unwahrscheinlich.
    Vor allem deshalb, da die USA ja jederzeit Schulden aufnahmen können – wenn sie es nicht mehr können, dann ist wirklich die finanzpolitische Kernschmelze da, weil dann kann es auch niemand anderer mehr – kein Staat und kein Unternehmen.

    Warum Japan und andere Gläubiger Anleihen verkauft und dadurch entwertet haben, kann mannigfaltige Gründe haben. Ich bin nicht sicher, daß Schölzel hier richtig liegt, weiß aber deren Gründe natürlich nicht.
    Die japanische NB befürchtete möglicherweise, daß ein sinkender $ und ein Handelkrieg US-China den Yen in Mitleidenschaft ziehen könnte und wollten lieber Wertpapiere bei sich versammeln, die mit diesem Konflikt nichts zu tun haben.

    Deren sogenannte Rendite stieg in kurzer Zeit von weniger als vier Prozent auf bis zu 4,51 Prozent, d. h. die Zinszahlungen der USA auf ihre Schulden wuchsen enorm. Einen derart kräftigen Anstieg hatte es zuletzt 1981 gegeben.

    Na und? frage ich einmal.

    Die aktuelle Verschuldung der USA wird mit 36,2 Billionen US-Dollar angegeben (EU: 13,3 Billionen Euro), das entspricht 123 Prozent des US-Bruttoinlandsprodukts – die größte Verschuldung eines Staates weltweit.

    Ja fix noch einmal, wer kann, der kann eben. Dieses tantige die Hände-Zusammenschlagen: „Soooo viel Geld!“ ist weder marxistisch, noch gescheit, noch aufklärerisch.

    Der US-Ökonom Paul Krugman warnte auf seinem Blog am Donnerstag angesichts eines »dummen, erratischen und schwachen Trump« vor dem »Risiko einer großen Finanzkrise«. Die Unsicherheit über die zukünftige Politik habe zugenommen.

    Das Risiko bzw. eigentlich die Finanzkrise selbst gibt es doch seit spätestens 2008, als die DB und viele andere Banken vorm Krachen waren und es mit dem Lehman Brothers-Konkurs eine kleinere Kernschmelze im Finanzsektor gab.
    Und aus dieser Bredouille ist die Welt nie herausgekommen.
    Krugman, das ist so ein Augur, der immer vor Risiken und Krisen warnt, ein selbsternannter Rufer in der Wüste.

    Der Kapitalismus ist eben voller Risiken, vielleicht einmal über Kommunismus nachdenken?

  27. Was diese Sichtweise von Trump und Miran angeht, daß der $ als Reservewährung einen Konkurrenznachteil für die USA hervorbringt, so sehen sie eben nur die Hälfte der Medaille: Er garantiert auch die unbegrenzte Verschuldungsfähigkeit der USA.

    Zweitens legen Trump & Co. ja sehr viel Wert darauf, daß der Dollar Handelswährung bleibt.

    Es fragt sich, ob man die eine Funktion erhalten, die andere zurückstutzen kann?

  28. @Nestors Frage

    Deshalb habe ich an die Vor-Euronen-Ära erinnert. Damals sind exorbitante Dollar-Anlagevermögen geschaffen worden, um die Dollares als Umlaufwährung funktional zu halten.

    Jetzt redet alle Welt von den Dollar-Schulden, als wäre das bestenfalls ein "Nichts", ein "Vakuum", wenn nicht ein Kapitalschaden (pun intended). Es sind aber Vermögen! Wenn sie auch bloß Eigentumstitel sind, so repräsentieren sie doch Eigentum – den "Stoff", um den es im Kapitalismus einzig zu tun ist.

    Eine Entwertung solcher Vermögen anhand ihrer Titel, in diesem Fall der Denomination, hätte notwendig die Form, ihre Denomination zu ändern – und eben das "geht nicht" im Sinne von: Das will niemand – nicht ein einziges Kapitalistenschwänzchen.

    Deshalb erinnere ich (wie in der Vergangenheit oft, vielleicht auch hier) an Putins "Sozialplan für die USA", den er 2008/9 ernsthaft so genannt hat, als die Dollares anhand der sog. "Finanzkrise" erstmals in der Fachwelt zum "recht eigentlichen" Kapitalschaden des Weltmarktes erklärt werden durften – rein theoretisch, versteht sich.
    Damals schlug er den Ersatz der Dollares durch Sonderziehungsrechte vor, und das ist ein paar Wochen auch in Teilen der westlichen "Fachwelt" ernsthaft diskutiert worden – als ein möglicher "Notausstieg", versteht sich, als was der Vorschlag nicht gemeint war.
    Für "verrückt" erklärt hat der Westen Putin jedenfalls darob nicht – das wird, schätze ich, das chinesische Politbüro getan haben … hinter verschlossenen Türen …

  29. @TomGard

    Die Entwertung von Vermögen hat niemand gerne – ob es sich jetzt um sinkende Aktienkurse, sinkende Staatsanleihen-Werte in Staats- und Bankschätzen oder einfach Entwertung durch veränderte Währungsverhältnisse geht.

    Es gibt aber in der Finanz- und Unternehmenswelt auch das Bewußtsein, daß durch die Aufgabe der Bindung an Edelmetalle diese ganzen Werte auf Sand gegründet sind und deshalb geht das Zittern und Zagen los, wenn die Leit- und Grundwährung wackelt, weil ein in die Jahre gekommener Halbstarker mit aller Kraft daran rüttelt.

    Was Rußland betrifft, so gab es in dieser Zeit ja auch noch ganz andere Pläne, z.B. eine Agrar- und Rohstoffbörse zu errichten, die der Londoner Börse, der Chikagoer Weizenbörse und dem Rotterdamer Spotmarkt Konkurrenz macht.
    Das war in der Zeit, als Rußlands Führung dachte, man könnte doch einfach als normale Macht mit den Konkurrenten an einem Tisch sitzen und sich den Kuchen teilen.
    Damit hatten aber die anderen keine Freude …

  30. Zu Stephans Artikel "Ökonomie des sterbenden Imperiums" biete ich einen Kurzkommentar an:

    Die Darstellung hat vergleichsweise (und gemessen an der Kürze) große Stärken. Umso schwerwiegender wird seine größte Schwäche:


    »Echter« Krieg ist in dieser Logik lediglich eine »weitere Eskalation« des Handelskrieges. Die Übergänge sind fließend. Für solche Übergänge wäre Trump wahrscheinlich verrückt genug. Und auf seine Nachfolger dürfte das ebenfalls zutreffen. Denn eines werden sie mit Trump teilen: sein Ziel, Amerika wieder groß zu machen.

    Die Anknüpfung an die Kriegsangst der unterworfenen Bevölkerung, welche die Darlegung, der gut zu entnehmen ist, daß die imperialistische Konkurrenz ein Kriegszustand ist, derart relativiert, daß von einer Rücknahme zu reden ist. Auch der Handelskrieg ist kinetischer Natur, beruht auf den kinetischen Mitteln des Zollregimes, sodaß zwischen dem sogenannten "Echten Krieg" und dem Zustand, den der Artikel zu einer Art "Vorform" desselben erklärt, lediglich der Unterschied der eingesetzten Mittel steht.
    Die Plausibilisierung dieser Ansicht erfolgt stets gemäß dem Maßstab territorialer Souveränität des bzw. der Herrscher. Der Handelskrieg ist ein mittelbarer Übergriff auf "fremdes" Territorium, im Unterschied zu direkten Übergriffen, wie Einmarsch, Beschuss, oder Kaperung von Gütern und Transportmitteln.

    Nun liegt es im Auge des Betrachters, und im vorliegenden Fall eines nationalen Entscheidungsträgers, Übergriffe auf die territoriale Ökonomie für "direkt" oder "mittelbar" zu erklären, je nachdem, welche Kriterien er in den Vordergrund stellt, die der Wirkung, oder die der Verfahren und der damit verbundenen Absichten.
    Mit der besonderen Form des Handelskrieges, den Trump "dem Rest der Welt" erklärt hat – formell identisch mit dem "War On Terra" seines Vorgängers Bush jun.! – dessen Besonderheit Stephan ziemlich gut heraus gearbeitet hat (er folgt keinen ökonomischen Kriterien, diese liefern nur Anlässe!) zeigt Trump immerhin vor, daß er den "heißen" Krieg zu umgehen, ihm gleichsam zuvor zu kommen trachtet. Deshalb ist die Aussage, "für Übergänge (zu "echtem" Krieg) wäre Trump wahrscheinlich verrückt genug", grob daneben!

    Oder, dasselbe in eine andere Formulierung zusammen geschnurrt:
    Ob Trump ein "Vorkriegspräsident" sein wird, oder nicht, das liegt aktuell an ihm am Wenigsten!
    Solche Übergänge liegen in der Art und Weise, wie Herrscher sich den Kriterien, Bedingungen und der Dynamik der Herrschaftsverhältnisse, die sie vorfinden, akkomodieren.
    Trump zeigt in seiner Russlandpolitik vor, daß er sich komplementär entgegengesetzt zur russischen Föderationsregierung akkomodiert, die "echten" Krieg gegen die NATO in der Ukraine führt:Appeasement.
    Man darf ihm durchaus den Verstand zutrauen, eine mögliche Kooptierung der russischen Föderationsmacht für einen Krieg gegen China nicht zum Zweck des Appeasements zu nehmen, allenfalls nimmt er es für eine alternative Form der Konkurrenz mit der EU, deren geostrategische Trennung von Russland ein Hauptmotiv des angelsächsischen Krieges gegen Russland in der Ukraine seit 2004 gewesen ist.
    Daß "man" in China umgekehrt nicht davon entzückt sein dürfte, wie eilfertig der Kreml seine Bereitschaft zu einer neuen wirtschafts- und geopolitischen Kooperation mit den USA bekundet hat, ist Chinas Angelegenheit – nicht die von Trump.

  31. @TomGard

    Ich finde es bemerkenswert, wie sich von allen Seiten bemüht wird, Trump als blutrünstig und kriegsgeil hinzustellen – eine Betrachtungsweise, die es bei Clinton, Obama oder Biden nie gab – da wurde immer nur mit humanistischen Werten gespickt vorwärtsverteidigt.

    Kaum kommt einmal wer und läßt den ganzen Rechtfertigungs-Schmarrn links liegen – schon ist er ein Gewaltbefürworter.
    Und das jetzt ganz abgesehen davon, was der Typ wirklich macht und will.

  32. Stephan Kaufmann:  Trumps Zollkrieg als Sollbruchstelle  –  Nicht Rezession, sondern Finanzcrash ist die Gefahr

    Der Handelskrieg zwischen den USA und China eskaliert. Im Kampf beider Staaten um ihren Weltmachtstatus geht es nicht mehr um die Verteilung der Erträge des Weltmarktes, sondern nur noch um die Verteilung der Schäden, die ihr Zollkrieg anrichtet. Ökonomen warnen, dass die Folgen nicht nur China und andere Länder treffen, sondern auch die USA selbst. Ergebnis könnte eine globale Rezession sein.  Doch bevor es mit der Konjunktur wirklich abwärts geht, dürften die Finanzmärkte reagieren. Denn sie nehmen erwartete Krisen vorweg – und machen sie damit zur Realität. Dass es in der aktuellen Situation – wie in vergangenen Finanzkrisen – zu einer Kooperation der Weltwirtschaftsmächte zur Rettung der Märkte kommen würde, ist eher unwahrscheinlich.

    Die von Trump initiierte Handelsschlacht dürfte auf die USA zurückfallen: Allianz Research rechnet jetzt fest mit einer Rezession in den USA. Verschiedentlich wird auch eine globale Rezession für möglich gehalten. Das Problem einer Rezession allerdings dürfte nicht nur in einer schrumpfenden Leistung der Realwirtschaft liegen. Sondern auch darin, dass Unternehmen und Staaten mehrfach „gehebelt“ sind: Sie haben enorme Summen an Schulden an den Finanzmärkten aufgenommen. Diese Schulden repräsentieren – ebenso wie die Aktienkurse – die Erwartungen der Finanzanleger, die das erhoffte Wachstum vorfinanziert haben. Tritt es nicht ein, entwerten sich die Investments, und eine Finanzkrise steht an, lange bevor noch das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wirklich schrumpft.
    Zum einen sind es die Regierungen gerade der reicheren Länder, die Milliardenkredite an den Märkten aufgenommen haben und ihnen daher jetzt das versprochene Wachstum schulden. So gibt Washington dieses Jahr etwa zwei Billionen Dollar mehr aus als es einnimmt. Laut offiziellen Schätzungen dürften die US-Staatsschulden dieses Jahr auf 100 Prozent des BIP steigen, bis 2035 auf 118 Prozent und in 30 Jahren könnte die Schuldenquote bei 200 Prozent des BIP liegen.    (…).  
    Während die Schulden der Staaten häufig im Fokus stehen, wird ein anderer Sektor eher selten betrachtet: die Unternehmen. „Der Schuldenstand der Unternehmen weltweit wächst“, stellt der Industrieländerclub OECD fest. Mittlerweile stünden an den Finanzmärkten Unternehmensanleihen über 35 Billionen Dollar aus.
    Wie haltbar dieser Schuldenberg ist, hängt vom Geschäftserfolg der Unternehmen ab. Zunächst muss die Verschuldung kein Problem sein, so die OECD, wenn sie für produktive Investitionen verwendet wird, die das Wachstum und damit die Rückzahlungsfähigkeit erhöhen. Das Problem allerdings ist, dass laut OECD die ausstehenden Schulden zum Großteil nicht in reale Investitionen geflossen sind, sondern für die Rückzahlung alter Schulden verwendet wurden. Das bedeute auch, dass „sich die ausstehenden Schulden wahrscheinlich nicht durch Erträge aus produktiven Investitionen selbst abzahlen“. (…) [Forts.:]
    https://www.fr.de/wirtschaft/trumps-zollkrieg-als-sollbruchstelle-nicht-rezession-sondern-finanzcrash-ist-die-gefahr-93682239.html

  33. @Leser

    Dass es in der aktuellen Situation – wie in vergangenen Finanzkrisen – zu einer Kooperation der Weltwirtschaftsmächte zur Rettung der Märkte kommen würde, ist eher unwahrscheinlich.

    War ja 1929 ff. auch nicht so.

    Die von Trump initiierte Handelsschlacht dürfte auf die USA zurückfallen: Allianz Research rechnet jetzt fest mit einer Rezession in den USA.

    Surprise, surprise.
    Mir fehlen solche Studien zur Verhängung der Sanktionen gegen Rußland. Die „fielen“ noch viel mehr auf die sanktionierende EU „zurück“.

    Das Problem einer Rezession allerdings dürfte nicht nur in einer schrumpfenden Leistung der Realwirtschaft liegen. Sondern auch darin, dass Unternehmen und Staaten mehrfach „gehebelt“ sind: Sie haben enorme Summen an Schulden an den Finanzmärkten aufgenommen. Diese Schulden repräsentieren – ebenso wie die Aktienkurse – die Erwartungen der Finanzanleger, die das erhoffte Wachstum vorfinanziert haben. Tritt es nicht ein, entwerten sich die Investments, und eine Finanzkrise steht an, lange bevor noch das Bruttoinlandsprodukt (BIP) wirklich schrumpft.

    Diese Problemlage gibt es auch vor und ohne Trump.
    Es ist allen Akteuren bewußt, daß sie auf dünnem Eis gehen und daß der Elefant Trump es zum Einbrechen bringen könnte – obwohl auch ein Schmetterling ähnliches bewirken könnte.
    Denn die Weltwährungen sind nur auf Schulden gegründet. Die eigenen Schuldenberge sollen das Vertrauen in die Währung absichern.
    Daß das irgendwann schiefgeht, ist offensichtlich. Die Frage ist nur, ob alle Währungen den Bach hinuntergehen – eine Art weltweites Argentinien – oder aber eine Währung alles übersteht und dann die anderen aufkaufen kann?

  34. Na ja – die Kooperation der wichtigsten Währungen gegenüber der Spekulation – war zumindestens vor Trump ein gemeinsamer Beschluss, also zumindestens  v o r   Trump.  (Als Lehre aus den 2000 – 2015 – Krisen.).  Dass das für die beteiligten Staaten was Gutes gewesen sei, oder gar für Otto-Normalbürger, sei explizit nicht behauptet. Aber das Gegeneinander der Währungen ist ergänzt worden um Maßnahmen gemeinsamer Politiken im Währungsbereich.  Dergleichen dürfte unter Trump von vornherein gar nicht vorkommen.
    Dass das Misstrauen in die Güte des Kreditüberbaus so ganz prinzipiell abgesichert werden könnte, will ich auch nicht behaupten. Schließlich ist das ja eine Art von Selbstkritik des Geldes gegen sich selbst, und da, wenn das einreißt, nutzt nur, dass das Misstrauen sich auflösen würde. Wie denn? – Aber schon, dass das Gegeneinander der kapitalistischen Staaten und ihrer Währungen sich – anscheinend – unter Trump dahingehend verändert hat, dass a) eine MAGA-Politik betrieben wird, welche b) dem Anschein nach komplett spontaneistisch verfährt, das verheißt zusätzlich mehr von dem Üblen.

  35. @Leser

    Es ist eine Neigung der Medien und überhaupt des öffentlichen Diskurses, die Vergangenheit auf die letzten 20-30 Jahre zusammenzukürzen. Das wird aus diesen Bemerkungen, daß „vor Trump“ ja alles anders war, deutlich.
    Man hat irgendwie den Eindruck, das 20. Jahrhundert mit seiner Weltwirtschaftskrise und seinen 2 Weltkriegen ist den Meinungsmachern irgendwie peinlich.
    Man würde es gerne wegretuschieren, wie im Sozialismus seinerzeit die in Ungnade gefallenen Genossen von den offiziellen Fotografien.

    Dabei ist diese Kooperation, wie sie in der Finanzkrise 2008 ff. zutage getreten ist, historisch ziemlich einmalig.
    Die Weltwirtschaft hat sich inzwischen so entwickelt, daß die Währungen einander brauchen, weil sie nicht mehr auf irgendwelche Goldstandards oder andere vertrauensbildende Maßnahmen zur Stützung ihrer eigenen Währung zurückgreifen können. Sie stützen sich also alle aufeinander und können sich die Ruinierung des Rivalen eigentlich gar nicht leisten.

    Ich habe mich dazu einmal geäußert, auch schon länger her.

    Trump denkt sich, er hat ja immerhin die Leitwährung, einmal sehen …

    Ich erinnere bei dieser Gelegenheit an Japan und den Yen, der durch die Schäden, die der Fukushima-Unfall verursacht hat, in den darauffolgenden Jahren ca. 30% seines Wertes verloren hat und im Konzert der Weltgelder eigentlich praktisch nicht mehr mitsingt.

  36. @Leser, @Nestor

    Ihr solltet euch vielleicht die Geschichte des "Schwarzen Mittwoch" zu Gemüte führen. Da wird stets der Name des "Teufels" in den Vordergrund geschoben, George Soros, aber es ist leicht zu erkennen, daß Soros nur ein mitlaufender Vorreiter institutioneller und semi-institutioneller Player gewesen ist.
    Was war das Resultat?

    Mit dem "Schwarzen Mittwoch" hat der (gebremste) militärische Amoklauf des UK auf dem Kontinent begonnen!
    Zugleich hat er die Reihen der Leute geschwellt, die später unter dem Label "Neocons" liefen.
    Das "Project for a New American Century" (PNAC) war eine gewaltige Mißtrauenserklärung gegen den Dollar! – von Leuten, die von PolÖk – sorry – nicht mehr Ahnung hatten, als ihr Beiden. Sie meinten, den Planeten mit subnuklearen Feuer überziehen zu müssen, um klar zu stellen, daß die Föderation der Vereinigten Staaten – und mit ihr der Dollar – "too big to fail" sei. Tragischerweise haben sich die regierenden Zionisten und ihre amerikanischen Freunde diesem Wahn angeschlossen, der durchaus nicht wahnhaften Vorstellung folgend, das Regime der zionistischen Militäraristokratie in Palästina sei nicht dauerhaft haltbar.

    Dabei hätten die zeitgleich konkret auf den Weg gebrachten Pläne für die "Euronen", die Währungsreform der EU, die Neocons über ihren Wahn belehren können. Obgleich es zunächst in erster Linie innereuropäische Angelegenheiten bedienen sollte – und ich meine mich zu erinnern, @Leser stellt die Rolle von Mitterand und später Chirac, welcher die erste nationale Führungsfigur gewesen ist, die was von "multipolarer Weltordnung" gemumbelt hat, nicht falsch dar – war es natürlich ein Konkurrenzprojekt zum Dollarregime, wie anders.
    Aber ökonomische Konkurrenz ist halt nicht Krieg!

    Was nichts weiter heißt und heißen soll, die ökonomische Konkurrenz imperialistischer Nationen zielt halt nicht auf eine Vernichtung – oder substanzielle Beschädigung – der dabei angegriffenen nationalen Souveränitäten.
    Deshalb kann das Resultat selbst massiver Angriffe auf der Ebene ökonomischer Konkurrenz am End nichts weiter sein, als die wechselseitige Abhängigkeit der Souveräne und ihrer Kreditgelder voneinander zu verbreitern und zu vertiefen – also denjenigen Zug und Zustand des Weltmarktes, der überhaupt Grundlage des Imperialismus gewordenen Kapitalismus ist, wie in "Imperialismus 1" der MG / Roten Zellen dargelegt – wechselseitige Anerkennung mit dem Ziel, nationale Interessen an den Weltmarktbedingungen zu relativieren, um sie auf sie zuzuschneiden. Mit Nötigung und Erpressung, natürlich, weil sowas wie ein "gemeinsames" Interesse auf dieser Ebene nur als Resultat von Zwangsmitteln zu haben ist.

    Deshalb haben die Dollares heute (nach der Akzeptanz der "Draghi-Billionen", des Quantitative Easing der EZB ab 2014) eine erwachsene Schwester in den Euronen. Nestor weiß vermutlich selbst nicht, warum er die Euronen stets verächtlich "klein" zu schreiben beliebt, obwohl er dies Familienverhältnis registriert hat. Die Familie ist "too big to fail" – und just deshalb geht China nach wie vor leisetreterisch mit dem Renmimbi um.

    Donald Trump aber ist just MIT "MAGA" der Leithammel amerikanischer Führungsfiguren, welche die "multipolare Weltordnung" Chiracs endlich akzeptiert haben und anzunehmen im Begriffe sind. Sie agieren auf dem ökonomischen Feld unilateral, wie jedes andere imperialistische Regime auch, sie haben die Ideologien amerikanischer Multilateralität auf diesem Felde, die zuletzt Obama bered' gegen die Neocons verteidigt hat – und mit TTIP und TPP institutionell zu befestigen getrachtet hat – aufgesteckt. Sie sind entschlossen, die USA – die ökonomische Macht – am Weltmarkt zu relativieren, obgleich solch ein Tun – siehe das Argument oben – immer die Form und den Anschein des Umgekehrten haben muß, eine Relativierung der Interessen und Machtmittel der anderen imperialistischen Mächte an der Föderation der USA.

  37. @Nestor

    Ich hab den maritim-juristischen Link zur "Eventin"-Affäre verloren, den ich neulich in einem Kommentar angetragen hatte, kannst Du mir bitte sagen, unter welchem Artikel ich den finden kann?

  38. Stephan Kaufmann schließt im aktuellen FR-Artikel wie folgt
    "… (…) Besorgnis erregend ist, dass erste Spannungen auf dem wichtigsten Anleihemarkt der Welt auftreten: dem 28 Billionen Dollar schweren Markt für US-Staatsanleihen. Normalerweise gelten in Krisenzeiten US-Treasuries und der US-Dollar als sichere Häfen, in die sich das globale Kapital rettet. Dieser Tage jedoch geht es mit beiden bergab, da der Zollkrieg der US-Regierung das Vertrauen in die Berechenbarkeit der USA erschüttert.
    „Der Dollar nähert sich einer Vertrauenskrise“, so die Bank ING. Tritt sie ein, gäbe es keinen sicheren Hafen und kein Halten mehr. Denn in den vergangenen Krisen war es stets die US-Zentralbank, die mit ihren Dollar-Kreditlinien an Länder in aller Welt den Absturz aufgefangen hat.
    Die US-Regierung demontiert mit ihrer aggressiven Politik also nicht nur das Welthandelssystem. Sie entzieht den globalen Finanzmärkten auch schrittweise das Sicherheitsnetz. Dieses Netz bestand nach der großen Finanzkrise ab 2008 in der Kooperation der Weltfinanzmächte, die mit ihren Kreditzusagen die Märkte beruhigten. Dieses Mal jedoch tritt die Krise nicht einfach ein – sie ist politisch hergestellt. Statt Kooperation herrscht Konfrontation. „Wenn es ein Komitee zur Rettung der Welt gibt, dann agiert es im Verborgenen“, schreibt der Finanzdienst „Bloomberg“. „Sollte eine Schwäche der Finanzmärkte in einen Crash umschlagen und eine tiefe wirtschaftliche Katastrophe auslösen, ist es schwer zu sagen, wer die Rettung anführen wird.“
    https://www.fr.de/wirtschaft/trumps-zollkrieg-als-sollbruchstelle-nicht-rezession-sondern-finanzcrash-ist-die-gefahr-93682239.html

    „Rettung“ – bzw. ‚Sicherheitsnetz‘ (???) – kann ja nur darin bestehen, dass der Kreditüberbau wieder Vertrauen [in sich selber!!!] zurück kriegt, nachdem er ja gerade Vertrauen nicht mehr hat (’nicht mehr verdient’…) . [Trump selber scheint Bitcoin u. Co. gelegentlich fast mehr zu vertrauen als der eigenen FED…]
    Nestors Auskunft dazu war – das gab es immerzu, man solle den Blickwinkel nicht so verengen,  auch z.B. Japan konnte einen Crash verdauen  –  sorry für die Kurzfassung.  
    TG habe ich so verstanden, gleichfalls sorry für die Kurzfassung, dass Konkurrenz auf dem Weltkreditmarkt beinhalte, dass man den Konkurrenten nicht zu zerstören gewillt sei, sondern ihn auch weiter zum eigenen Vorteil benutzen wolle.  Und das wissen auch alle Akteure – immerzu?  (Die historischen  Anmerkungen zu Soros und zum UK und zum EURO lasse ich weg, vermute, dass darin wichtige Argumente stecken, hab aber leider grad keine Zeit.)
    – Mhm?   (Bin nämlich für 1 Tag grad mal weg….)

  39. Liebe Freunde, da muß ich mich jetzt wirklich anstrengen.

    @Tom-Gard

    1. Zu Eventin gibt es diese 2 Kommentare:
    https://nestormachno.alanier.at/aufruestung-in-europa/#comment-94977
    https://nestormachno.alanier.at/aufruestung-in-europa/#comment-94994

    Was die dankenswerte Rückerinnerung an den „Schwarzen Mittwoch“ bzw. die Spekulation von Soros (und wer immer noch beteiligt war …) gegen Lira und Pfund betrifft, so ist es halt ein weiteres Beispiel dafür, daß nicht alle „vor Trump“ währungspolitisch zusammengehalten haben.

    Und der Euro, dessen Gedanke (spätestens!) damals geboren wurde, war natürlich als Antwort auf solche Währungsspekulation gedacht, aber umgekehrt auch ein Angebot an solche: Spekuliert doch auf den Euro gegen den Dollar!
    Und bis zur Finanzkrise lief die entsprechende Propaganda ja auch in der Eurozone: Wann überholen wir denn endlich den Dollar?
    Ich erinnere mich noch an eine Öko-Sendung im österreichischen Fernsehen von 2008 oder 2009, also eigentlich schon Richtung Euro-Krise, wo der Dollar ziemlich abgesungen wurde.

    Aber das war ja auch noch im vorigen Jahrhundert, was bedeutet das schon! devil

    Was den „militärischen Amoklauf des UK« betrifft, so weiß ich nicht genau, was du meinst.
    Die hohen Rüstungsausgaben des UK wurden noch in den 80-ern unter Thatcher in die Wege geleitet, als Reaktion auf den Falkland-Krieg. Damals wurde das Inselreich am falschen Fuß erwischt, weil es sich auf einen Weltkrieg gegen die SU vorbereitet hatte und durch diesen Krieg, auf sich allein gestellt gegen einen Gegner wie Argentinien, total umstellen mußte. Seither lautete die Militärdoktrin: Allein muß man auch was zusammenbringen!
    Mit dem Soros-Attentat auf das Pfund von 1992 haben sie wenig zu tun.
    Und gut, Amoklauf ist vielleicht etwas übertrieben, weil untergegangen ist das UK ja noch nicht, weder an seinen Rüstungsausgaben noch am Brexit.

    Was nichts weiter heißt und heißen soll, die ökonomische Konkurrenz imperialistischer Nationen zielt halt nicht auf eine Vernichtung – oder substanzielle Beschädigung – der dabei angegriffenen nationalen Souveränitäten.

    Oder genau auf das.
    Soweit ich die heutige Lage verstehe, gibt es einen Kampf sowohl um Produktionsstätten als um Märkte. Die wichtigen Nationen, wo Kapitalakkumulation stattgefunden hat, wollen Produktion an sich ziehen und andere als Märkte gebrauchen, d.h. ihre Produkte den anderen aufs Aug drücken. (Eine Zeitlang ist das vor allem Deutschland innerhalb der EU gelungen.)
    Dafür brauchen sie genau ihre Konkurrenten, weil diese über weltmarktfähiges Geld verfügen. Als Markt sind also genau diese Konkurrenten im Visier. Dafür muß man ihre Produktion vernichten, sonst kaufen sie ja nicht beim Rivalen ein.

    Wenn so ein Spiel nicht mehr gelingt, so steht eben Krieg an.

  40. @Leser

    Nestors Auskunft dazu war – das gab es immerzu, man solle den Blickwinkel nicht so verengen,  auch z.B. Japan konnte einen Crash verdauen

    In diesem Zitat ist aber meine Stellung nicht zu finden. Ganz im Gegenteil. 

    Japan hat den Absturz schlecht verdaut und ist ziemlich abgeschifft. Es konnte sich nur überhaupt halten, weil die USA Japans Kredit durch den Aufkauf von Staatsanleihen stützten, damit Japan sich nicht China in die Arme werfen muß.

    Ansonsten war meine Auskunft, daß die Kooperation der kapitalistischen Mächte, oder vielleicht präziser, der in der NATO versammelten alten Weltmächte in Währungsfragen eine neuere Erscheinung und keineswegs in Stein gemeißelt ist.

    Zu dem Zitat Kaufmanns:

    Die US-Regierung demontiert mit ihrer aggressiven Politik also nicht nur das Welthandelssystem. Sie entzieht den globalen Finanzmärkten auch schrittweise das Sicherheitsnetz. Dieses Netz bestand nach der großen Finanzkrise ab 2008 in der Kooperation der Weltfinanzmächte, die mit ihren Kreditzusagen die Märkte beruhigten.

    Vielleicht einmal eine Erinnerung, warum es ein solches Sicherheitsnetz überhaupt brauchte und wie es zustandekam:

    Während des Kalten Krieges fand keine Währungsspekulation gegeneinander statt. Mit dem Dollar wurde nicht nur die Dominanz der USA und des US-Kapitals eingerichtet und abgesichert, sondern auch die Währungen der Konkurrenten gestützt, gegen den gemeinsamen Feind SU.

    Das fand nach der Wende sein Ende, deswegen auch der von TomGard erwähnte Überfall auf Pfund und Lira und die Schaffung des Euro als vermeintlich sichere Bastion gegen solche Angriffe.
    Damit war es dann Sache der Zentralbanken, in Konkurrenz miteinander – und gegeneinander – Währungsspekulationen in einem gegebenen Rahmen zu halten.

    In der Finanzkrise waren sie dann aufgerufen, den Crash des gesamten, auf Schulden beruhenden Systems zu verhindern. Das kann man als Sicherheitsnetz betrachten, aber das ist trügerisch, weil es war eben damals die einhellige Meinung, daß man eine Kernschmelze verhindern mußte. Das Sicherheitsnetz ist nur so lange eines, als seine Akteure es betreiben.

    Und da gibt es inzwischen einen Akteur, der damit aufräumen will, weil in dem Netz seine Konkurrenten auch Platz haben.
    Zu einem möglichen Zusammenbruch des Weltwährungssystems weise ich nur darauf hin, daß es Staaten gibt, die bedeutende Volkswirtschaften und eigene Währungen haben und nicht in das Weltwährungssystem eingebunden sind.

  41. Zum "militärischen Amoklauf des UK auf dem Kontinent"

    1. Es gibt haufenweise Dokumente und Zeugnisse dafür, daß die USA – zumindest White House – sich lange strikt geweigert haben, in Jugoslawien zu intervenieren. Briten und Kanadier haben in Kroatien das Eskalationsgeschäft von den Deutschen übernommen und in Slowenien und Bosnien voran getrieben, allerdings unter dem Beifall ihrer "speziellen Kumpels" namentlich beim CIA.

    2. Noch vor 9/11 betrieben die Briten das Geschäft der Entstaatlichung Libyens zu Lasten der Italiener, Deutschen und Franzosen. Den von den Briten gepamperten Aufstand der LIFG – deren Söldner den Briten schon in Bosnien nützlich waren – hat Gaddafi 1998/9 niedergeschlagen.

    3. Auch in der Ukraine sind die Briten schon vor 9/11 subversiv tätig geworden und haben nach 9/11 Pentagon und CIA dort die Wege geöffnet. Über zwei Schienen: Die erste war personnell, namentlich über die Bandera-Exilanten, deren größtes Nest in Canada hockte. Die zweite war:

    4. Das Projekt "New Europe", eine militärpolitische Einvernahme Dänemarks, Polens und des Baltikums, bedingt auch Norwegens. Die CIA hat sich in der Ukraine kaum ausgekannt  – die Briten, Polen und Balten halfen aus. Erinnert sei

    5. an "7/7", die vom MI6 inszenierten "London Bombings". Ein Teil der britischen Eliten war geneigt, sich der gegen Bush jun. gepolten deutsch-französischen Achse hinzu zu gesellen und vielleicht mittelfristig der Währungsunion beizutreten. Dem hat Blair ein Ende gesetzt.

    6. Die endliche Entstaatlichung Libyens, minutiös von den Briten mit Hilfe des ihnen verpflichteten Personals der LIFG vorbereitet (Belhadj! unter vielen anderen), gegen die MENA-Pläne Obamas, aber gleichsam "lizensiert" von der Geisteskranken im US-Außenamt – weshalb Frankreich unter Sarkozy nicht außen vor stehen wollte.

    (Allgemeine Zusatzbemerkung: Das außenpolitische Konstrukt des Imperialismus amerikanischer Prägung im kalten Krieg war leicht theoretisch zu fassen. Nach 1990 mutierte dieser „amerikanische Imperialismus“ zusehens zu einem Imperium, dh zu etwas, in dem zusehens nur die Anwendung militärischer Gewalt, bzw. glaubhafte Androhung gezählt hat. Ein Imperium ist eine rein geschichtliche Entität, es ist nicht theoretisch fassbar. Es bleibt natürlich in der Pol Ök des Kapitalismus befangen und arbeitet sich an solcher Befangenheit ab. Zerstörerisch.

  42. Bemerkung zu Japan

    Nicht daß ich mich sonderlich auskennen täte, aber die Rolle des Yen vor 1990 wird halt notorisch überbewertet. Japan ist ein statisches 100 Mio. – Land (Markt), das sich für seine Export-Offensive im letzten Jhd. systematisch pazifischer Emporkömmlinge bedient hat, bevor diese Emporkömmlinge dann unter dem Titel "Kleine Tiger" selbst offensiv geworden sind und Mutter Tiger teils ausgezehrt, teils auf seine Insel eingehegt haben.

    Die gewaltigen Schäden und Lasten durch den Tsunami von 2011, von denen "Fukushima" ja nur ein Teil ist, und vielleich nicht einmal der Größte, haben das dann weiter gepusht, sodaß auch Thailand und Vietnam "Luft" bekamen.

    Kurzum, ich glaube, das ist ein überwiegend regionalpolitisches Phänomen.

  43. Aha. Ja, das stimmt alles, was du sagst zu Japan.
    Ich wollte nur darauf hinweisen, – das ist vielleicht nicht so ganz klar geworden, auch @Leser nicht –, daß es bisher auch schon ups und downs im Weltwährungs-System gegeben hat, die manche Player alt ausschauen haben lassen.
    In Österreich war es seit Begonn der 90-er Jahre üblich – ich weiß nicht, wie weit diese Praxis heute noch verbreitet ist –, Hypothekarkredite in Fremdwährungen zu vergeben. Das ganze kam von Vorarlberg und da wurde der Schweizer Franken dazu herangezogen. In dem Maße, in dem sich dieses Praxis von Westen (die Hypothekarkredite waren vor 1990 unüblich) nach Osten ausbreitete, kamen auch andere Währungen dazu. Nach dem Franken war auch der Yen beliebt – beide, weil sie einen deutlich niedrigeren Zinsfuß hatten als der Schilling.

    Eigentlich nur aus dergleichen Anzeichen erinnere ich mich, daß der Yen eine größere Rolle im Weltgeschehen spielte und als Reservewährung beliebter war als später. Nach seinem Absacken wollte die Währung niemand mehr.

    Zu Jugoslawien: Bis zum Ende des Jahres 1991 waren vor allem Deutschland und Österreich (Alois Mock!) die Scharfmacher. Und nicht nur Scharfmacher: Sie leisteten beachtliche militärische und auch finanzielle Unterstützung an Kroatien, über eine österreichische Bank.
    Deutschland setzte dann Anerkennung Kroatiens und Sloweniens in Maastricht gegen den Widerstand Frankreichs durch.
    Meines Wissens waren da die anderen EG/EU-Staaten ziemlich unentschlossen. Aber sie ließen sich diesen Schritt Deutschlands aufs Aug drücken, weil es allen gefiel, als EU als Großmacht auftreten und staatliche Geschöpfe in die Welt setzen zu können. Außerdem hatte niemand eine bessere Idee, wie man dort unten Ordnung schaffen könnte.

    Eine entscheidende Wende brachte George Bush (Vater). Er schickte seinen jugoslawischen Botschafter Warren Zimmermann im März 1992 nach Sarajevo, wo Izetbegovic vorher – genauso Karadzic und Boban – dem Lissaboner Abkommen zugestimmt hatten. Damit, so kann man sagen, traten die USA den Bosnienkrieg los.

    Zur segensreichen Rolle der USA ist weiters noch zu erwähnen die US-PR-Agentur Hill & Knowlton, die der Welt erst die Brutkastenlüge präsentierte und dann den Bosnien-Krieg aus der Sicht von Izetbegovic & Co.; sowie der Vermittler Richard Holbrooke, dessen Erbe der failed state Bosnien ist.
    Von den Kanadiern weiß ich nichts. Der eine UNO-Kommandant in Bosnien, LewisMcKenzie, war Kanadier und die Izetbegovic-Partie war nicht zufrieden mit ihm.

    Die Briten als treibende Kraft der Jugoslawienkriege zu betreiben, halte ich für eine völlig irrige Meinung. Es bezieht sich auch niemand in dem ORF-BBC-Doku darauf, daß von dort besondere Impulse ausgegangen wären.
    Wenn schon, so sind sie auf Züge aufgesprungen, die andere in Bewegung gesetzt hatten, nach dem Motto: Wir dürfen hier nicht fehlen!

    Zu den anderen Punkten äußere ich mich ein anderes Mal.

  44. Nun, die "Arbeit" der Briten und Canadier fand abseits der politischen Bühnen statt – bei der Ermutigung und Vorbereitung all der Überfälle, Pogrome, Massenmorde, die politischen Pläne obsolet machten, bevor noch die Tinte trocken war.

    Aber anhand von Quellen "zeigen" kann und will ich das nicht (mehr), dazu ist mir meine Zeit zu kostbar geworden.

    Und die Administration Bush sen. war eine andere Nummer, als die Clintons, in deren Zeit die zerstörerischsten Feindseligkeiten fielen. Dazu hat Michael von Schulenburg erst neulich auf Telepolis was veröffentlicht, wenn ich mich recht erinnere.

  45. Das mag ja sein, daß da im Hintergrund intrigiert wurde – aber eben, nachdem im Vordergrund von anderen Fakten gesetzt worden waren.

    Clinton hat, was den Jugoslawien-Krieg betrifft, eben das geerntet, was Bush sen. gesät hat. Aber er hat darin die Chance gesehen und genützt, die USA wieder zum Haupt-Player der Weltpolitik zu machen, nachdem es Anfang der 90-er Jahre so ausgesehen hatte, als ob das wiedervereinigte Deutschland und die dahinter versammelte EU jetzt die tonangebenden Mächte würden.
    In diesem Traum lebt die Barbie-Puppe in Brüssel und die hinter ihr versammelten Gartenzwerge noch immer.

    In Großbritannien träumen sie immer noch vom Empire. Dabei kann die Londoner Regierung weder eine Trident-U-Boot-Rakete, noch eine Storm Shadow-Rakete in der Ukraine abschießen, ohne von den USA die Erlaubnis und die nötigen Daten zu haben.

    Was Kanada angeht, so versuchen sich die dort gerade neu zu erfinden, um nicht als 51. Bundesstaat der USA zu enden. Oder als 52., hinter Grönland. laugh

  46. Freihandel: Neoliberaler Untoter
    Stephan Kaufmann über den Freihandel als Friedensstifter

    (…)  Um die Geltung eines neoliberalen Klassikers wird derzeit gerungen, nämlich um »Freihandel sichert den Frieden«. Vor wenigen Jahren konnte die FDP-Jugendorganisation noch behaupten: »Menschen, die miteinander durch Handel vernetzt sind, führen keine Kriege untereinander, respektieren das internationale Recht.« Im Klartext: Kapitalismus und globale Standortkonkurrenz wirken dem Krieg entgegen.
    Der Satz wirkt heute äußerst albern angesichts einer US-Regierung, die äußerst unzufrieden mit dem befreiten Weltmarkt ist und daher den Handel zum Mittel und Schauplatz von Kriegen macht, die stufenlos in echte Kriege übergehen dürften. Nichtsdestotrotz lebt die Behauptung weiter, Kapitalismus hätte nichts mit Krieg zu tun, und zwar in Form der Aussage »Handelskriege kennen nur Verlierer«, seien also gänzlich unökonomisch. Doch auch diese Aussage wird nicht haltbar sein. Zwar schaffen Handelskriege – wie alle Kriege – allseits Verluste. Aber nicht alle werden Verlierer sein.
    https://www.nd-aktuell.de/artikel/1190669.kapitalismus-freihandel-neoliberaler-untoter.htm

  47. Man merkt ja gerade, wie Krieg + Schulden die Wirtschaft beflügelt – oder zumindest beflügeln soll …

  48. Zu den ökonomischen Theorien von Miran, einem Trump-Unterstützer, die hier schon mal Thema waren  https://nestormachno.alanier.at/pressespiegel-el-pais-1-2-zollkrieg/#comment-96266 gibt es einen längeren Beitrag von Jens Berger auf den NachdenkSeiten https://www.nachdenkseiten.de/?p=131962
    Jens Berger: (…) „Die hier genannten Punkte sind ausnahmslos Rechnungen, die die USA ohne den Wirt gemacht haben….“

    Auch im ‚Standard‘ gab es einen Beitrag: https://www.derstandard.de/story/3000000266228/stephen-miran-ist-trumps-leiser-aber-einflussreicher-zollfluesterer

    Demungeachtet aber: „Nach der Kehrtwende Trumps in Sachen China und Fed verstärkt sich für Anleger und Marktbeobachter der Eindruck, dass der US-Präsident sehr wohl die Börsenreaktionen auf seine Einlassungen beobachtet – und offenbar bereit ist, von seiner einst strikten Haltung abzuweichen nach dem Motto: Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?“
    https://www.tagesschau.de/wirtschaft/finanzen/marktberichte/marktbericht-boersen-trump-powell-fed-dax-kursgewinne-oel-gold-100.html

  49. Man kann die Wirtschaftspolitik Trumps ja ruhig kritisieren, aber dieser Artikel von Berger heißt nix.

    Ein Plan voller Widersprüche, gekennzeichnet von Größenwahn.

    Genau das könnte man von der EU oder dem Euro-Projekt auch sagen. So sind sie halt, die Entwürfe von Staatenlenkern, denen die eigene Nation stets zu klein und schwach ist.

    1973 brach das Bretton-Woods-System zusammen

    Aber nix da. Es wurde von der Nixon-Regierung aufgekündigt, weil die Geld brauchte für den Vietnam-Krieg und die Goldbindung des Dollar schränkte die Geldschöpfung ein.

    Die Währungsreserven anderer Staaten stellen schließlich eine zusätzliche Nachfrage dar, die nicht durch reale Handelsströme gedeckt ist.

    Oh no!
    Alle alten Klamotten der klassischen Nationalökonomie werden aus der Mottenkiste geholt und kommen jetzt als Sachverstand gegenüber den Ami-Pfuschern daher.

  50. "Die alten Klamotten …" – so einfach sollte man es sich damit nicht machen, denke ich.

    Zunächst ein Verweis auf "A User’s Guide to Restructuring the Global Trading System", von Stephen Miran, der meinen Kommentar vom 15 April unterfüttert.

    Vorgestellt ist dort in sehr allgemeinen Worten ein Kurs der US-Bundesregierung mit dem Ziel einer Renovierung des Weltfinanzsystems. Daß es eine Renovierung sein soll, kein Abriss, ist schon im Schlussabschnitt ausgedrückt, der die Erwartung ausspricht, eine Internationalisierung des Renmimbi oder die Schaffung einer "Brics-Währung" zwecks Lösung der einschlägigen Interessenten von der Dollar-Ökonomie werde "wahrscheinlich scheitern".

    Doch diese Erwartung, wie auch schon das konkrete Renovierungsbedürfnis:

    The root of the economic imbalances lies in persistent dollar overvaluation that prevents the balancing of international trade, and this overvaluation is driven by inelastic demand for reserve assets.

    künden von einem Auszug der Autoren und ihrer Gefolgschaft aus dem Konstrukt des Weltwährungssystems, und weil dies in allen seinen Bestandteilen eine Realabstraktion darstellt, also etwas, das durch ein Gewebe komplementärer Gewaltmaßnahmen der beteiligten nationalen Player auf die Welt gekommen und aufrecht erhalten worden ist, ist das bereits ein Einstieg in einen Abriss. Denn niemand ist imstande, einer US-Administration, die entschlossen ist, einem solchen Renovierungsbedürfnis zu folgen, in den Arm zu fallen. Nicht einmal die Bundesstaaten Amerikas oder deren Bevölkerungen können das tun, mit allem, was sie gegen eine solche Bundesregierung in Anschlag zu bringen haben, können sie den Prozess nur beschleunigen.

    Also gilt hier "alea iacta sunt", weil nicht zu verleugnen ist, daß es ein wirksames nationales Interesse der USA an einem Ausstieg aus dem Weltfinanzsystem in dessen gegenwärtigen Gestalt gibt.
    Nicht umsonst habe ich weiter oben an 9/11 erinnert. Dem Putsch der Neocons und dem "War on Terra" lag ein Desinteresse am Weltfinanzsystem zugrunde, das ein Einstieg in diesen Ausstieg gewesen ist. Die Chaos-Gleiter der Lib-Dems haben ab 2008, in ihrem Widerstand gegen den Gegenputsch der Wall-Street mit Hilfe Obamas, diesem Desinteresse einen positiven Gehalt gegeben: Falls und Wenn das Weltfinanzsystem auf dem Prüfstand nationaler Interessen der US-Föderation stünde, dann werde diese Föderation es im Zweifelsfall rücksichtslos gegen Folgen und Begleiterscheinungen abreißen, niemand sonst. In China hat man diese Botschaft offenbar verstanden und baut die Volksrepublik und ihre wichtigsten Verkehrsverbindungen zügig zur Festung aus, um für diesen Fall vorbereitet zu sein.

    Auf der Ebene der Politischen Ökonomie heißt das nichts Geringeres, als daß der Imperialismus gewordene Kapitalismus der vergangenen drei Jahrzehnte bereits Geschichte ist. Mirans genuin merkantilistische Rezepte reflektieren einen Rückgriff auf ständisch-absolutistische Vorstellungen von Markt und Geld, der mit der amerikanischen Zollpolitik bereits wirksam ist und und auch unabhängig von deren Geschick oder der Gestalt weiterer Implementierungen auf dem Miran-Kurs vermittels bevorratender Aktionen und Reaktionen der anderen Mächte voran schreiten muß.
    Und folglich taugen Zurückweisungen ideologischer wie technokratischer Begriffe von diesem Prozess auf der Basis der "Kritik der politischen Ökonomie des Kapitalismus" nicht länger.

    Was ich oben von Miran zitiert habe, ist eine Kritik des Geldfetischs zugunsten des Warenfetischs.
    Marx hat sowas notorisch für "abgeschmackt" erklärt, weil zu seiner Zeit auch ein gewisser Adam Smith sowas besser bewußt hat. Doch der Maßstab für dies "besser" war halt der Auf- und Ausstieg des Bürgertums aus der feodalen Klassengesellschaft und dessen Folgen und Begleiterscheinungen. Was jetzt vorliegt, will ich im Kontrast einen Ausstieg imperialer Kriegsherren aus der bürgerlichen Klassenherrschaft nennen, für welchen sie eine corporative transnationale Standesgesellschaft mehr oder minder zwangsrekrutieren.

    In diesem "mehr oder minder" liegt der ganze "Witz" des Geschehens. Was ich auf dieser Plattform zum allgemeinen Hohngelächter einst "Entkopplung von Geschäft und Gewalt" genannt habe, liegt in Mirans Papier konkret vor, in Gestalt eines Aktionsplans. Im Maße, wie die ihm zugrunde liegende historische Bewegung greifen wird, wird erst Weltgeld und infolgedessen Geld ganz allgemein etwas anderes sein und werden, als es 200 Jahre lang gewesen ist.

    Das wird seine Zeit dauern, gewiß, aber es hat vor 25 Jahren begonnen und ist nun auf eine neue Stufe gebracht.

  51. @TomGard

    "Die alten Klamotten …" bezog sich auf die Kritik an Miran bzw. Trump, die ich eben für nicht erhellend halte.
    Generell weiß ich nicht, ob eine wissenschaftliche Kritik an einem solchen nationalen Wiedergeburtsprogramm überhaupt angemessen ist (unabhängig davon, ob sie jetzt überhaupt argumentativ etwas taugt), weil es handelt sich hier um 2 verschiedene Ebenen. Wenn man so will, eine des Geistes und eine der Macht.

    Man könnte es auch als eine Quadratur des Kreises betrachten, mit staatlichen-gewaltmäßigen Maßnahmen grundlegende Änderungen in der nationalen Kapitalakkumulation zu bewerkstelligen.
    Aber es hat eben bisher noch niemand so etwas versucht.

    Die Grundlage dessen ist ein technischer Fortschritt, der einen guten Teil der Menschheit überflüssig macht – überflüssig für die Akkumulation des Kapitals.
    Jetzt geht es den US-Häuptlingen darum, die eigene Bevölkerung in verstärktem Maße für dieses Ziel einzuspannen, was den Kapitalbesitzern einiges abverlangt: Sie sollen ihrem Geschäft ein nationales Fähnchen umhängen und nicht überall auf dem Globus nach den günstigsten Bedingungen suchen.
    Bzw. Trump und seine Berater wollen dem ausländischen bzw. dem vaterlandslosen inländischen Kapital solche Bedingungen schaffen, daß sie sozusagen genötigt werden sollen, ihre Ausbeutung in die USA zu verlegen.

    der die Erwartung ausspricht, eine Internationalisierung des Renmimbi oder die Schaffung einer "Brics-Währung" zwecks Lösung der einschlägigen Interessenten von der Dollar-Ökonomie werde "wahrscheinlich scheitern".

    Es hat sie meines Wissens auch niemand vor.
    Die chinesische Führung zieht es inzwischen vor, ihre Währung weiterhin nicht den Unbillen des Weltmarktes auszusetzen.
    Die Russen können gerade mit Trump inzwischen zusehends besser mit dem Dollar leben.
    Indien hat meines Wissens weder das eine noch das andere vor – also weder, die Rupie zu einer Weltwährung zu machen noch eine BRICS-Währung zu schaffen.
    Brasilien soll solche frommen Wünsche hegen, aber das ist auch alles.

    Ich weise darauf hin, daß ich seit geraumer Zeit lese und höre, daß die BRICS an etwas „gescheitert“ seien, was dort niemand vorhat. Es ist irgendwie einen billige Art, diesen Verein abzutun: Nur Masse, keine Klasse!

    Eine andere Frage ist, was die BRICS als Bündnis eigentlich wirklich vorhaben, aber das ist den verschiedenen Staatsoberhäuptern dieses Gebildes offenbar selbst nicht klar.

  52. Zu der Frage nach Geld und Weltgeld scheint es so zu sein, daß Trump & Co. den Dollar nicht mehr für das Mittel zur Durchsetzung der US-Interessen sehen, als das er sich jahrzehntelang bewährt hat.
    Deshalb auch das Interesse an den Kryptowährungen.
    Ich denke auch, daß die Zusammenarbeit zwischen Bukele und Trump weit über die Abschiebungs- und Internierungs-Angelegenheiten hinausgeht, die derzeit die Medien beschäftigen. Vielleicht ist das sogar nur das Schaufenster, in das alle hineinglotzen sollen, während im Hinterzimmer ganz andere Experimente erörtert werden.

    Was die 200 Jahre angeht, so hat das Geld seither schon einige Metamorphosen durchgemacht. Erst das Papiergeld mit der Deckung durch Edelmetalle, dann die Emanzipation von jeglicher Deckung. Schließlich das Buchgeld, das nur mehr Zahlen auf Computern darstellt und damit ganz andere Akteure auf den Plan ruft als Banken und Staaten mit ihren Staatsdruckereien.

    Das Maß der Werte wird langsam ungreifbar, aber eher in seiner Eigenschaft als Weltgeld, also für den grenzüberschreitenden Verkehr. Wobei es ganz unterschiedliche Herangehensweisen in verschiedenen Hemisphären gibt.
    In Rußland z.B. denkt niemand daran, das Bargeld abzuschaffen.
    In Dänemark hingegen kann man fast nirgends mehr mit Bargeld zahlen, was das Land extrem anfällig für Störungen im Netz macht. 2022 waren sie dort aufgrund eines Cyberangriffs aus Rußland kurz vor dem Kollaps.

  53. Stephan Kaufmann:     Trumps Achillesferse
    Noch ist der US-Dollar global das Maß der kapitalistischen Dinge. Diesen Status nutzt auch der Präsident – und gefährdet ihn dadurch

    Die US-Regierung treibt unter Donald Trump ihren Handelskrieg voran. Die von den Vereinigten Staaten erhobenen oder angekündigten Zölle werden allerdings nicht nur die Weltwirtschaft schädigen, sondern auch die US-Wirtschaft selbst. Darüber hinaus sät Trump mit seiner schwankungsanfälligen Politik eine grundlegende Unsicherheit darüber, wie die Weltwirtschaft künftig aussehen und die Weltmacht Nummer Eins agieren wird. Das erschüttert nicht nur Güter- und Aktienmärkte, sondern auch eine Grundlage der US-Hegemonie: die Stellung ihrer Währung als das Geld der Welt, als sicherer Hafen und Maß der kapitalistischen Dinge. Mit den wachsenden Zweifeln am globalen Status des US-Dollars liegt die Frage auf dem Tisch, inwiefern die Vereinigten Staaten noch Weltmacht Nummer Eins sind und wie lange sie es bleiben.

    Weltleitwähriung:
    Im Kapitalismus dreht sich alles ums Geld. Ob ein Unternehmen erfolgreich ist, ob eine Investition sich lohnt, hängt letztlich an der Summe, die unterm Strich steht. Geld regiert die Welt – aber wessen Geld? Nationale Währungen gibt es viele: vom US-Dollar über Euro und britisches Pfund bis mexikanische Peso, usbekische So‘m oder nigerianische Naira. Die meisten dieser Gelder haben nur nationale Geltung. Wer etwa versucht, in Naira weltweit einzukaufen, zu investieren oder auch nur Naira bei einer deutschen Bank in Euro umzutauschen, wird scheitern. Denn Nigerias Währung gilt lediglich in Nigeria selbst als Zahlungsmittel. Globale Gültigkeit dagegen hat nur eine Handvoll Währungen: vor allem Dollar und Euro, daneben Pfund, Japans Yen und Chinas Renminbi.

    Unter ihnen nimmt der Dollar eine Sonderstellung ein. Er steht an der Spitze der globalen Währungshierarchie. Das US-Geld wird in allen Ländern als Zahlungsfähigkeit akzeptiert, es gilt weltweit als letztgültiger Ausdruck kapitalistischen Reichtums. Ein internationaler Konzern, der in Usbekistan investiert und dort die lokale Währung So‘m einnimmt, wird erst wissen, wie viel er verdient hat, wenn er die So‘m in Dollars wechselt. Während sich eine Summe Naira fragen lassen muss, wie viel sie denn »wirklich« – also in Dollar gemessen – wert ist, steht der Dollar für sich. Alle anderen Währungen müssen sich an ihm messen, selbst der Euro.

    Dieser Status des Dollars hat praktische Folgen: An 90 Prozent aller weltweiten Devisengeschäften ist er beteiligt, knapp 60 Prozent aller grenzüberschreitenden Finanztransaktionen sind in Dollar denominiert. Am deutlichsten wird der Status des US-Geldes bei der Aufteilung der Devisenreserven, die Zentralbanken in aller Welt als Schatz horten: Sie bestehen zu fast 60 Prozent aus Dollar, der Euro liegt abgeschlagen auf Platz Zwei mit 20 Prozent. Die Währungen aller anderen Länder spielen so gut wie keine Rolle.

    Das bedeutet: Die meisten Länder der Welt müssen einen Staatsschatz halten, müssen sich per Export Dollars verdienen oder sich Dollars leihen, um Importe zu bezahlen oder um sich in Geschäfte jenseits ihrer Grenzen einzukaufen. Die USA hingegen sind das einzige Land, das kaum Reserven in ausländischen Devisen braucht. Denn sie produzieren das weltweit gültige Geld selbst. Mit ihm können sie global einkaufen und anlegen, in ihm können sie sich verschulden und sie können mit ihm leihen. Denn der Dollar wird überall gewollt.

    Warum ist der Dollar Geld der Welt?
    Grundlage des Dollar-Status ist keine internationale Vereinbarung und kein Zwangsregime, sondern die Stellung der USA in der Welt. Vor etwa 100 Jahren – und offiziell nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs – hatte der Dollar die Währung des ökonomischen Kriegsverlierers Großbritannien als Weltgeld abgelöst. Damals waren die USA unangefochtene Wirtschaftsmacht Nummer Eins, der Goldschatz der Welt lagerte bei ihnen, die meisten Länder waren bei ihnen verschuldet, ihre Konzerne setzten global die Maßstäbe der Produktivität und ihr Militär war übermächtig. Die Wirtschaften und damit die Gelder der konkurrierenden Standorte hingegen waren angeschlagen bis ungültig. In dieser Situation gründeten die USA eine neue Weltwirtschafts- und -finanzordnung, erzwangen Zollsenkungen und einen freien Weltmarkt, auf dem es für die anderen Länder darum ging, Dollars zu verdienen, um wieder zahlungsfähig zu werden.
    (…)  Doch bleibt der Dollar das Maß der Dinge. Das liegt zum einen an dem relativen Vorsprung, den die Vereinigten Staaten noch immer haben. Zum anderen ist ihr Dollar integraler Teil des globalen Geschäfts, er wird auch jenseits der US-Grenzen verdient, investiert und akkumuliert. So rechnet man zum Beispiel im internationalen Rohstoffhandel zum Großteil in Dollar ab.

    Das bedeutet: Hinter dem US-Geld steht längst nicht mehr nur die Wirtschaftskraft der USA, sondern die Wirtschaftskraft großer Teile der ganzen Welt. Daher gilt der Dollar als sicher selbst dann, wenn globale Krisen von den USA ausgehen. »Warum die hartnäckige Dollar-Dominanz?«, fragt Devisenanalyst Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank. »Ich denke, die Antwort ist ziemlich trivial: Der Dollar ist Leitwährung, weil er schon immer Leitwährung war.« »Allerdings«, so fügt er an, »nur weil etwas immer so war, muss es nicht ewig so bleiben.«

    Grundlage der Weltkapitalmacht USA
    Die politische und ökonomische Macht der USA begründet nicht nur den Status des Dollars. Umgekehrt reproduziert dieser Status diese Macht. Denn zum einen eröffnet der Dollar den Vereinigten Staaten die Möglichkeit, weltweit in eigener Währung einzukaufen und so ihre von Trump beklagten Importüberschüsse zu finanzieren, sich also global produzierten Reichtum anzueignen. Vor allem aber macht der Dollar als Geld der Welt und »sicherer Hafen« für Investoren aller Länder die USA zum globalen Finanzzentrum, zum »Banker der Welt«, der grenzüberschreitend Kredite aufnimmt und vergibt.

    Denn die Dollars, die jenseits der US-Grenzen verdient werden, fließen zum Großteil in die USA zurück und werden dort auf dem Finanzmarkt angelegt. Zum Beispiel an der Wall Street, wodurch das Investmentkapital der Welt den US-Aktiengesellschaften zur Verfügung steht. Im Ergebnis machen die US-Börsen heute rund 60 Prozent des Weltaktienkapitals aus, obwohl der Anteil der USA an der Weltwirtschaft nur noch – je nach Berechnung – zwischen 15 und 25 Prozent liegt.

    Das Geld der Welt fließt auch in die US-Kapitalmärkte, wo es Geschäftsideen finanziert und Superstar-Firmen wie Tesla, Alphabet oder Nvidia produziert. Von den Anleihen, die Unternehmen global begeben haben um sich Geld zu leihen, kommen 30 Prozent aus den USA. Für technologische Durchbrüche stehen damit den Vereinigten Staaten Abermilliarden zur Verfügung – auch die technologische Überlegenheit der USA beruht auf der Attraktivität ihres Finanzmarktes und damit auf der Attraktivität ihrer Währung. Wie stark das globale Anlagekapital mit den USA verwoben ist, zeigte sich in der Großen Finanzkrise ab 2008: Als die US-Immobilienmärkte einbrachen, verzeichneten Finanzhäuser von Europa bis Asien gigantische Verluste.

    Der Dollar als Grundlage des gigantischen US-Finanzmarktes sichert aber nicht nur US-Unternehmen und -Banken schier unendlichen Kredit. Auch die US-Regierung nutzt das, was der ehemalige französische Präsident Giscard d‘Estaing einst das »exorbitante Privileg« der USA nannte. Washingtons Schuldscheine sind letztlich der sichere Hafen der Börsenwelt, wodurch die US-Regierung zu geringen Zinsen ihre Defizite finanzieren kann, unter anderem zur Aufrüstung. Und diese Defizite sind nicht zu knapp: Laut offiziellen Schätzungen dürften die US-Staatsschulden dieses Jahr auf 100 Prozent der US-Wirtschaftsleistung steigen, in 30 Jahren könnte die Schuldenquote bei 200 Prozent liegen.

    Das Geld fließt aus der Welt in die USA. Zusätzlich schafft das US-Finanzsystem weitere Abermilliarden von Dollar-Krediten, die nicht nur in den USA, sondern weltweit angelegt werden. Das macht »die USA quasi zum Risikokapitalgeber der ganzen Welt und zum wichtigste globalen Kreditgeber«, erklärt eine Studie der Paris School of Economics. »Sie ziehen Kapital an, zahlen ihren Gläubigern dafür geringe Zinsen und investieren diese Zuflüsse in profitablere Geschäfte weltweit.« Dieses Privileg sei äußerst lukrativ. Allein auf ihre globalen Investments kassierten US-Multis im Jahr 2023 rund 580 Milliarden Dollar Einnahmen und erzielten eine Investitionsrendite von neun Prozent.

    Die Macht des Dollars nutzt Washington auch als politischen Hebel: Per Finanzsanktionen schließen sie Länder wie Russland oder Iran vom US-Kapitalmarkt und damit von großen Teilen des Weltfinanzmarktes aus. Gleichzeitig droht Washington jenen Ländern, die sich nicht an ihre Sanktionen halten, mit sogenannten Sekundärsanktionen. »Weil der Dollar dominierendes internationales Transaktionsmittel ist, sind die USA in der Lage, ihre Sanktionspolitik international durchzusetzen«, erklärt die Commerzbank. Im Falle Russlands wurde nach dem Überfall auf die Ukraine sogar die Devisenreserve der Moskauer Zentralbank konfisziert. So stellte Washington klar, dass die Dollars, die weltweit gehortet werden, letztlich nur Rechtsansprüche an die USA sind, die nur soweit gelten, wie Washington das zulässt.

    Wie Trump den Dollar gefährdet
    Die USA nutzen also ausgiebig den Weltgeldstatus des Dollars – allerdings strapazieren sie diesen Status auch durch eine hohe Verschuldung gegenüber dem Ausland. Diese Verschuldung wächst unter anderem dadurch, dass die Vereinigten Staaten konstant und seit Jahrzehnten mehr für Importe ausgeben als durch Exporte einnehmen. An dieser Stelle setzt nun US-Präsident Trump an: Durch Zölle sollen die Einfuhren gebremst werden. Daneben soll eine Abwertung des Dollars die US-Exporte ankurbeln und so die Handelsdefizite zum Verschwinden bringen.

    Diese Strategie hat in den vergangenen Wochen den Dollar an den Weltbörsen abstürzen lassen.   Denn sie ist voller  Widersprüche:   So bremsen die Zölle nicht nur die Importe, sie schaden auch der US-Wirtschaft selbst, deren Wachstumsprognosen deutlich nach unten korrigiert werden. Das Wachstum stärken will Trump durch eine erhöhte Staatsverschuldung, die allerdings die Kreditwürdigkeit der USA belastet, die Zinsen nach oben treibt und ebenfalls den Dollar schwächt.

    Eine von Trump angestrebte Abwertung des Dollars wiederum mag zwar den US-Export fördern. Gleichzeitig aber beschädigt sie die Attraktivität des Dollars für globale Investoren in einer Zeit, in der die USA den Kapitalzufluss und die Treue ausländischer Investoren brauchen: Ausländer halten US-Aktien im Wert von fast 20 Billionen Dollar, US-Staatsanleihen über sieben Billionen Dollar und US-Unternehmensanleihen über fünf Billionen Dollar. Netto, also abzüglich US-Forderungen an das Ausland, stehen die Vereinigten Staaten bei ausländischen Adressen mit 24 Billionen Dollar in der Kreide. »Wird das Vertrauen anderer Länder in die USA erschüttert, könnte die Nachfrage nach US-Anlagen kollabieren«, warnt das internationale Bankeninstitut IIF. Dafür gibt es erste Anzeichen. In den vergangenen Wochen ging es an den Weltbörsen bergab. »Überraschend dabei war, dass US-Staatsanleihen und der Dollar nicht wie üblich als sichere Häfen angesehen wurden«, so Tracey Manzi vom Vermögensverwalter Raymond James.

    Auch aus geopolitischen Gründen gibt es Absetzbewegungen vom Dollar. Länder versuchen, sich vom US-Geld und der dahinter stehenden Macht zu emanzipieren – auch weil Washingtons Finanzsanktionen der Welt vor Augen führen, dass es riskant ist, sein Vermögen im Geld der Weltmacht zu halten. Russland hat seine Dollar-Reserven daher abgestoßen. In Südostasien entsteht eine Renminbi-Zone, die ohne Dollar auskommt. Die Gruppe der BRICS – Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika – will sich vom US-Geld emanzipieren. »Warum können wir nicht auf der Grundlage unserer eigenen Währungen Handel treiben?«, fragte Brasiliens Präsident Lula schon 2023. Auch der Euro bleibt ein Konkurrenzprojekt: »Die abrupte Hinwendung der USA zum Protektionismus bietet die Chance, die internationale Rolle des Euros als globale Reservewährung und die Rolle von Euro-Anlagen als attraktiver Hafen zu stärken«, so der Brüsseler Thinktank Bruegel. »Die EU sollte strategisch denken und die Gelegenheit ergreifen, die von Trump geschaffene Lücke zu füllen.«

    Damit intensivieren China und Europa ihre Konkurrenz zum Dollar, dessen Status auf seiner Konkurrenzlosigkeit beruht. »Das geopolitische Machtgefüge wird unter unseren Augen neu geordnet«, sagte Jens Weidmann, der Vorstandsvorsitzende der Commerzbank AG. Das »exorbitante Privileg der USA ist vielleicht nicht in Stein gemeißelt«. Den Verlust ihres Privilegs aber werden die USA nicht hinnehmen. Denn sie wissen: Ihre Weltmacht hängt am Dollar und der Dollar hängt an der Reichweite ihrer Weltmacht. Eine Währung, deren Emittent die Welt nicht im Griff hat, kann dauerhaft nicht Weltleitwährung sein.

    Multipolare Währungsordnung?
    In den vergangenen Tagen hat sich die Lage an den Börsen etwas beruhigt. Trump ist zurückgerudert und hat Zollsenkungen in Aussicht gestellt für jene Länder, mit denen er einen Deal machen kann. Das hat den Dollar-Kurs etwas steigen lassen. Noch, so scheint es, hält die globale Dollar-Hegemonie. Schließlich sind die USA weiter die stärkste Militärmacht und Finanzmacht und eine riesige Wirtschaft. Vor allem aber existiert zum Dollar keine realistische Alternative – Konkurrenten wie der Euro, der Yen oder der Renminbi sind schlicht zu klein, ihre Finanzmärkte können die Billionen an globalen Investments gar nicht aufnehmen.

    Statt einer Ablösung des Dollars wäre allerdings eine Weltwährungsordnung denkbar, in der mehrere Gelder regionalen Leitwährungsstatus haben. Das aber wäre alles andere als ein stabiles Arrangement. Denn erstens dürfte der Statusverlust des Dollars die Kreditwürdigkeit der USA enorm schädigen und zu einer gigantischen Entwertung all der Dollar-Billionen weltweit führen. Die USA wären zu harten Sparmaßnahmen gezwungen und der Rest der Welt bekäme zu spüren, dass ein Großteil seines finanziellen Reichtums in Schulden der USA besteht, also in Forderungen an die Vereinigten Staaten. Zweitens verlöre die kapitalistische Welt ihr letztes und zentrales Maß der Werte, was zu einer dauerhaften Unsicherheit führen würde, was eine Summe Geldes überhaupt wert ist. Der sichere Hafen läge in Trümmern.

    Mit der Erosion des Dollars risse auch das Sicherheitsnetz, das bislang den Weltfinanzmarkt absichert.      (…).  [IWF]. (…)   Aktuell hängen rund 95 Länder am Tropf des IWF, der sie mit 165 Milliarden Dollar unterstützt. Dieselbe Sicherungsfunktion haben Dollar-Kreditlinien der US-Zentralbank Fed, die sie Zentralbanken anderer Länder eröffnet, um die globale Liquidität zu erhalten. So verhinderte die Fed in der Großen Finanzkrise 2008 einen weltweiten Zusammenbruch, indem sie Europa und Japan etwa 600 Milliarden Dollar bereitstellte. In der Coronakrise waren es rund 400 Milliarden Dollar. »Allein der Gedanke, die Fed könnte bei der nächsten Krise eine gewisse Zurückhaltung bei der Nutzung dieser Kreditlinien zeigen, lässt die Turbulenzen der vergangenen Wochen wie einen heiteren Spaziergang im Park erscheinen«. (…). Die USA brauchen den Dollar, die Welt braucht ihn aber auch. Ohne sicheren Hafen treibt das globale Finanzkapital heimatlos auf hoher See. Eine multipolare Weltordnung böte theoretisch zwar mehrere Häfen. Aber was nutzt das globalen Investoren, wenn diese Häfen im Krieg miteinander liegen? Denn der wird wahrscheinlicher, je mehr der Status der globalen Leitwährung Dollar erodiert. Geldfragen sind Gewaltfragen und Weltgeldfragen sind globale Gewaltfragen. Auch für die Ablösung des britischen Pfunds durch den US-Dollar waren zwei Weltkriege nötig.
    https://www.nd-aktuell.de/artikel/1190807.handelskrieg-trumps-achillesferse.html

    (Zusatz von Leser: Auch die Idee, Weltgeld könne man ersetzen durch irgendwelches Krypto-Geld, mogelt sich um die Frage herum, wieso denn diesem Krypto-Geld universelle Geltung innewohnen würde? Wegen des Minens (das ‚Schürfen‘) der Krypta-Währung in Rechenzentren? Oder weil die Käufer derartiger Zettel an so was, an ihre Werthaltigkeit, glauben? (Da gibts ja auch anderes: Kunstwerke gelten als Wert etcpp)
    Oder würden demnächst nach Vorstellung der Geldwert-Überwinder Waren weltweit getauscht nach Maßstäben von grenzüberschreitenden Arbeitszeit-Modellen, wodurch Werte aus China, USA, Ungarn und Kenia nicht nach Geld, sondern nach Arbeitszeiten, untereinander vergleichbar würden? Ist es nicht so, dass kapitalistischer Wert erst noch realisiert werden muss, also sich in der Konkurrenz erst noch beweisen muss, dass ‚gesellschaftlich notwendige Arbeit‘ wirklich für die Warenwelt verausgabt worden ist – hier eben im grenzüberschreitendem Verkehr, aber der funktioniert ja nicht als gemeinschaftliche weltweite Produktion und kommunistische Arbeitsteilung – sondern als harte Konkurrenz von kapitalistischen Privateigentümern (bzw. kapitalistisch bestimmten Staaten).

  54. „Panischer“ Trump mit unerwartetem Zoll-Angebot an China?
    Finanzminister stiftet nächste Verwirrung
     Im Handelsstreit der USA mit China haben Aussagen von US-Finanzminister Scott Bessent Verwirrung gestiftet. Bessent sagte am Mittwoch in Washington, es gebe bisher keine Verhandlungen mit Peking über die Aufschläge. Präsident Donald Trump habe China zudem nicht einseitig eine Zollsenkung in Aussicht gestellt.  Bessent sagte, es gebe derzeit „noch keine“ Verhandlungen mit China. „Beide Seiten warten ab, miteinander zu sprechen“, ergänzte er am Rande der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF). Trump hatte vor Ostern dagegen erste Gespräche mit Peking bestätigt.  Auf die Frage von Journalisten, ob Trump China niedrigere Zölle angeboten habe, sagte Bessent: „Überhaupt nicht.“ Nach seiner Ansicht hielten beide Seiten die Aufschläge allerdings nicht für nachhaltig. „Deshalb würde es mich nicht überraschen, wenn sie gegenseitig reduziert würden.“
    https://www.merkur.de/wirtschaft/angebot-an-china-trump-in-panik-unerwartetes-zoll-zr-93695929.html

    —-

    Herbert Auinger: (…). Etwa 25 Jahre nach dem ruhmlosen Abgang des Ostblocks und der chinesischen Wende zum Kapitalismus, durch die als „Globalisierung“ bekannt gewordene Wiedervereinigung der Welt ist die massive Unzufriedenheit in den USA mit den Resultaten des eigenen Geschöpfs „Weltordnung“ politikfähig geworden – angesprochen ist damit die erste Amtszeit von Donald Trump. Durch die Annahme und die Ausnutzung des „Angebots“ der USA an den Rest der Welt, „sich auf eigene Rechnung und eigenes Risiko und vor allem auf eigene Kosten“ am weltumspannenden Kapitalismus zu beteiligen, sind die „Europäischen Union“ ebenso wie die VR China inzwischen zu „Rivalen“ geworden. Nachdem das Recht der USA auf Erfolg und Überlegenheit auf allen Gebieten für echte Amerikaner wie Trump eine elementare Tatsache ist, können die Erfolge anderer – durch nichts als durch die Ausnutzung der ökonomischen Weltordnung erzielt! – nur unfair, durch Betrug und Diebstahl zustande gekommen sein: China hat amerikanische Arbeitsplätze gestohlen, und die EU wurde gegründet, um Amerika zu bescheißen, und durch die Ausdehnung der EU nach Osten gegen das russische Interesse am „nahen Ausland“ will die EU erst recht als globaler „Player“ zulegen, auf unannehmbarer „Augenhöhe“ mit und damit auf Kosten der USA; und das auf Basis einer letzten strategischen amerikanischen Rückendeckung gegen Russland.

    Gegen dieses himmelschreiende Unrecht hat Trump den Kampf aufgenommen; die USA sind nach wie vor bzw. erst recht global zuständig, intervenieren überall, aber nicht mehr im Namen einer Ordnung, auf die sich auch die Konkurrenten berufen und verlassen können, sondern ausschließlich auf eigene Rechnung. https://cba.media/706275

  55. @Leser

    Zu dem Kaufmann-Artikel aus ND:

    Mit den wachsenden Zweifeln am globalen Status des US-Dollars liegt die Frage auf dem Tisch, inwiefern die USA noch Weltmacht Nummer Eins sind und wie lange sie es bleiben.

    Es wird in dergleichen Aussagen stets davon ausgegangen, daß der Weltmacht-Status im Interesse der USA ist.
    Aber die jetzige Führungsmannschaft der USA sieht das nur sehr bedingt so.
    Sie sagen: Der Status bringt den USA nichts. Er höhlt sie von innen aus. Andere werden fett auf unsere Kosten.

    Wohin sie kommen wollen, wissen sie selber nicht ganz, so mein Eindruck. Sie erinnern an den  Wilden mit seiner Maschin vom Qualtinger: „Ich weiß nicht wohin, aber dafür bin ich schneller dort!“

    Rußland und China streben keinen Weltmacht-Status an, sondern eine multipolare Welt, wo sozusagen die Großen auf die Kleineren aufpassen. Zumindest ist das das Ideal, das ihnen vorschwebt.
    Der Gedanke ist Trump und Co. nicht fremd. Sie könnten sich darin schon zurechtfinden – jeder hat seine abgesteckten Claims und dort, im eigenen Revier, ist man dann der Herr – Grönland, Kanada und Lateinamerika inbegriffen.

    Daher ist auch der Dollar ihnen als Währung zwar recht, muß aber nicht bis in die letzten Erdwinkel Gültigkeit haben. Immerhin verursacht das Weltgeld seinem Aussteller auch Kosten, die sich in einer stets wachsenden Staatsschuld niederschlagen.
    Über Weltgeld überhaupt scheint Kaufmann einem Irrtum aufzusitzen:

    Globale Gültigkeit dagegen hat nur eine Handvoll Währungen: vor allem Dollar und Euro, daneben Pfund, Japans Yen und Chinas Renminbi.

    Der Yen hat schon sehr an Bedeutung verloren – der Renminbi jedoch ist meines Wissens global nicht gültig. Weder als Handels- noch als Reservewährung.

    Man darf ja nicht vergessen, daß der Aufstieg einer Währung zur Weltwährung auch einschließt, daß andere sich dieser Währung bedienen und gegebenenfalls auch gegen sie spekulieren können, oder aber damit Geschäfte machen können, von denen der Aussteller gar nichts hat. 

    Die Finanzkrise hat diesbezüglich in den USA Verstimmung hervorgerufen. Hier haben sich Akteure aus der ganzen Welt zusammengefunden, um in den USA Kasse zu machen und dabei mitgeholfen, das US-Finanzsystem zu versenken.
    Daß es anderen Staaten ähnlich gegangen ist, spielt für diese grundlegende Unzufriedenheit mit dem Weltwährungs-System keine Rolle.

  56. "… daß der Aufstieg einer Währung zur Weltwährung auch einschließt, daß a) andere sich dieser Währung bedienen b) und gegebenenfalls auch gegen sie spekulieren können…"

    Das scheint mir typisch für die Vorstellungen der Trump-Ideologen zu sein: die Gültigkeit des eigenen Geldes (und all seine nationalen Vorrechte für die USA ) blind zu unterstellen quasi als Natur der Dollares, aber die damit gegebenen Nachteile davon abtrennen zu wollen. Wer sich so wegen einer Warze sein eigenes Bein selber  abhackt,  der kann auch daran verbluten, sorry für die frühmorgendliche Blumenhaftigkeit. Ich meine jedenfalls mich zu erinnern, dass die USA ziemlich viel unternehmen, um sicher zu stellen, dass alle Welt sich des Dollars bedienen. Alternative Bezahlvorgänge imperialistischer Natur, die Europäer anvisiert haben, wurden denen schlicht verboten  (Iran, Cuba). Und  Kaufmann führt ein Beispiel an, dass die USA sogar den Gebrauch ihres eigenen Geldes anderen Staaten verbieten können (im Artikel ist ein Beispiel aus den Russland-Sanktionen verlinkt). Ähnliches gilt für Cuba.  Würde sich durchsetzen, dass Öl weltweit auf Basis von Saudi-arabischem, russischem oder iranischem Geld abgerechnet würde, würde das die Attraktivität des Dollars schädigen – und das würde Trump auch  intendieren?   Ich meine, dass er angedroht hat, dass die BRICs sich kein eignes Weltgeld sollen zulegen dürfen.  Die Hoheit über den Dollar beinhaltet aktuell  ja auch etliche US-Vorrechte im weltweiten Bezahlen bzw. im Bankenverkehr. SWIFT ist davon nur ein Beispiel. Ein anderes Beispiel ist, wie die USA ganze Staaten gefügig machen können, wenn deren Banksystem ihnen nicht oder teilweise nicht passen, die Schweiz z.B. ( Typisch für Trump wäre, von der Machtpotenz des weltweiten Dollarsystems – die unterstellt er als quasi als Naturausstattung der guten göttlichen USA … – aber immer nur die Vorteile behalten zu wollen …)

    (In den Medien (Debatte bei Lanz) wurde darauf hingewiesen, dass die USA insgesamt extrem verschuldet sind, und dass, wenn der Wert des Dollars sinkt und sinkt, die andere Staaten immer mehr auf Begleichung setzen würden, schließlich werden sie nicht zusehen wollen, wie die Werthaftigkeit ihrer Reichtümer in Form von Dollar-Anleihen etc. zerrinnt, mit dem Fall des Dollars. Prof. Sinn prophezeite, dass die USA bemerken, dass sie Pleite seien, und damit stünden dort ganz andere den Gürtel-enger-schnallen-Predigten an – wo Trump doch gerade wegen der Propaganda von Steuererleichterungen und damit mehr Reichtum gewählt worden ist. Die von Prof. Sinn auch prophezeite zukünftige US-Blut-und-Boden-Rhetorik – wäre aber allemal die der ausschließenden pur nationalen Souveränität und damit der Auftakt von Kriegspropaganda …)

    Zurück zum Eingangszitat. Die dort thematisierten Befürchtungen, bezogen auf die Nachteile,  scheinen sich eher darum zu drehen, dass andere  Staaten (nicht die weltweiten Spekulanten, Hedge-Fonds etc)  mit dem Dollar, mit dem sie Geschäfte machen sollen, dadurch auch, logo, sich selbst bereichern.  Es sollen ja ihre eigenen nationalen Geschäfte sein, der Dollar soll dafür lediglich einen Dienst verrichten. Und  mit diesen Geschäften der imperialistischen Konkurrenten (die erbittert um Preise und Absatzmärkte und weltmarktfähiger Produktivität und Ausbeutung geführt werden, und den Dollar. d a f ü r. beim Bezahlen und Abrechnen doch nur benutzen) haben diese sich so sehr bereichert und machtmäßig gestärkt, ,dass sie inzwischen fast zu Konkurrenten auf Augenhöhe mit den USA herangewachsen sind: China und Europäische Union. Und in diesem Konkurrenzverhältnis zwischen weltweiten kapitalistischen Standorten liegt auch die Idiosynkrasie begründet, die vor allem Vance ausstrahlt, wenn er auch nur die Worte (Altes) "Europa" und "China" in den Mund nimmt: Das seien ganz prinzipiell lauter böse und verrottete Staaten, die einzig die gute USA ununterbrochen nix als ausplündern wollen täten. Und dafür würden sie alle anderen Meinungen intern verbieten, denn die anderen Meinungen würden vor allem die Güte der USA loben wollen.

    Zusatz:   Ja,   der Yen mag außerhalb von Japan als weltweites Kaufmittel, als Weltgeld,  keine Rolle spielen, im nahen Umfeld von Japan, im pazifischen Raum,  mag er aber ja trotzdem als Reservewährung o.ä. wichtig sein. (Das ist, zugegeben, eine reine Spekulation von mir. Gab früher [anlässlich von Fukushima???] bei Neoprene (?) mal Debatten darüber, dass japanische Bürger bzw.  Unternehmen extremen Wert auf ihren eignen Yen legen würden und die in den Medien kolportierte extreme Verschuldungsrate von über 200 Prozent (!) – das seien – angeblich??? – fast komplett japanische Gelder….). [Aber über Japan weiß ich nur wenig.]

  57. Leute, die einst die PolÖk des Kapitalismus gelernt haben, sollten nicht vergessen, was ein Geld ist. Es ist die Vergegenständlichung und Verdinglichung der Verkehrsverhältnisse kapitalistischer Privateigentümer und eine beliebige Geldsumme ist deshalb ein Anteilsschein am kapitalistischen, heute imperialistischen, also einen Weltmarkt zur Grundlage habenden, in der Gestalt von Privateigentum vorliegenden, Gesamtprodukts.

    Woraus folgt, daß die Gesamtheit der Dollarschulden, und das sind nicht nur die "als" Schulden ausgewiesenen Dollares, sondern alle in Dollares denominierten Summen, wie auch die in Euronen denominierten Summen, weil ebenfalls Weltgeld – weil es sich um Staatskredite handelt, mit dem Gefüge imperialistischer Herrschaft identisch sind. Ich wiederhole: Gefüge. Die Substanz dieses Gefüges ist kinetische Herrschaftsausübung.

    Alles abstrakte Wägen dieser Summen und ihrer Verhältnisse zueinander ist (ekklesiale) Anbetung des Geldfetischs, nicht obwohl, sondern weil sie berechnend auf (abstrakte) Nutzenkalküle in dieser Produktionsweise bezogen sind – bezogen im Sinne eines Horizontes, den alle Beteiligten in ihren konkreten Nutzenkalkülen zu beachten haben ("fällt der Dollar oder steigt er").

    In diesem Unwesen treibt sich auch Kaufmanns Artikel 'rum, dabei weitgehend dem Hans Werner (Sinn) folgend.
    Natürlich muß der kenntnisreiche Kritiker der PolÖk dies auch tun, schließlich handelt es sich bei diesem Ritus der Anbetung des Geldes um die konkrete Form, in welcher (bislang! noch!) diese Art Gewaltfragen verhandelt werden.
    Aber wenn dabei nur ein Hin und Her zwischen ideellen Extrempunkten („kann“ der Dollar krachen, oder kann er nicht) zelebriert wird, ist das Kacke – eine spezielle Form von Moralkacke, und das kommt in Auingers Predigt schlagend zur Erscheinung.

    (PS.: Noch eine Sachauskunft: Der Renmimbi ist im Rahmen einer gesetzlich verfügten Schwankungsbreite an den Dollar gebunden und fungiert unterdessen sehr wohl zunehmend als Handelswährung – nämlich vorzüglich im Rahmen eines Blockchain – Verkehrs namentlich auf dem Energiemarkt, aber wahrscheinlich auch anderen Märkten in (Vorder-)Asien.)

  58. @Leser

    Das scheint mir typisch für die Vorstellungen der Trump-Ideologen zu sein: die Gültigkeit des eigenen Geldes (und all seine nationalen Vorrechte für die USA ) blind zu unterstellen quasi als Natur der Dollares, aber die damit gegebenen Nachteile davon abtrennen zu wollen. Wer sich so wegen einer Warze sein eigenes Bein selber  abhackt,  der kann auch daran verbluten

    Das ist wieder einmal ein Beispiel dafür, was ich mangelhafte Diskussionskultur nenne.
    Ein Gedanke gefällt einem nicht, also wird er gleich einmal diffamiert.

    1. er ist „Ideologie“, und dann noch dazu von Trump! Da weiß man ja, daß von da gar nix Gutes herkommt.
    Dabei ist das, was ich geschrieben habe – 

    »… daß der Aufstieg einer Währung zur Weltwährung auch einschließt, daß a) andere sich dieser Währung bedienen b) und gegebenenfalls auch gegen sie spekulieren können…«

    einerseits der Grund, warum – entgegen der Behauptungen mancher „Kritiker“ – weder Rußland noch China eine Weltwährung anstreben.
    China hat es überlegt, ist aber davon abgekommen.

    Zweitens hat TomGard kürzlich in einem Post an die Spekulation der 90-er Jahre – von Soros und möglicherweise auch anderen Akteuren – gegen Pfund und Lira erinnert. Diese Spekulation war natürlich nur möglich, weil diese Gelder konvertibel und Weltgelder waren.

    Es ist also keineswegs eine „Ideologie“, also eine Art Hirngespinst (eigentlich ist Ideologie etwas anderes, aber ich beziehe mich auf den von dir verwendeten Sprachgebrauch), sondern eben ein Moment des Weltgeldes in seiner vollendeten Form.
    Man sollte sich auch daran erinnern, daß diese Soros-Spekulation genau im Jahr nach dem Zerfall der Sowjetunion stattfand – während des Kalten Krieges war es sozusagen nicht gestattet, solche feindlichen Überfälle auf Gelder befreundeter Staaten zu machen.
    Erst der Fall des Eisernen Vorhangs hat die Spekulation auf Währungen entfesselt.

    Ein weiterer komischer Gedanke dieses Satzes von dir:

    die Gültigkeit des eigenen Geldes (und all seine nationalen Vorrechte für die USA ) blind zu unterstellen

    ist in mehrfacher Hinsicht eigenartig. Erstens muß die Gültigkeit des des Dollars weltweit ja nicht „unterstellt“, werden: sie ist ein Faktum. Zweitens, warum „blind“? Er sieht darin ja störende Momente, auch wenn du sie vielleicht nicht siehst. Das liegt vermutlich am Blickwinkel. laugh

    Schließlich das Bild des Beins, das man sich abhackt – oder aber, weniger blumig und mehr pflanzlich wink – des abgesägten Astes reiht sich ein in jede Menge „kritische“ Stimmen gegen Trump, die bestürzt feststellen: Er macht den Dollar kaputt! Er gefährdet die Weltmachtstellung der USA!

    Während Leute wie Peter Tosh meinten, man müsse den Tag feiern, an dem der Dollar stirbt, treten jetzt vor allem Linke als Kenner der Nationalökonomie auf und belehren ein Staatsoberhaupt einer Weltmacht darüber, wie er eigentlich seinen Laden führen müßte, um Amerika Groß Zu Machen!
    Aber doch nicht so, Donald!

    Und in der Art geht es eben weiter:

    Ich meine jedenfalls mich zu erinnern, dass die USA ziemlich viel unternehmen, um sicher zu stellen, dass alle Welt sich des Dollars bedienen. Alternative Bezahlvorgänge imperialistischer Natur, die Europäer anvisiert haben, wurden denen schlicht verboten  (Iran, Cuba).

    Ich weiß jetzt nicht ganz, worauf du dich beziehst, aber selbst wenn, so war das eben vor Trump. Dem ist das alles wurscht, der hat anderes vor.
    Das SWIFT-System, aus dem Rußland – und auch der Iran – ausgeschlossen wurden, ist jedenfalls eine europäische Sache und da kann Trump wenig machen. Das ist ihm inzwischen vermutlich auch sauer aufgestoßen.

    Und  Kaufmann führt ein Beispiel an, dass die USA sogar den Gebrauch ihres eigenen Geldes anderen Staaten verbieten können

    Nun ja. Der ganze Kaufmann-Artikel zielt auf eine – sehr europäische! – Dämonisierung Trumps, die zunächst eine Allmacht der USA ausmalen und dann Trump vorwerfen, daß er die vergeigt.

    Die Reserven der Moskauer Zentralbank wurden ja auch in der EU, konkret bei dieser belgischen Clearing-Stelle beschlagnahmt und auf den angeblichen Einnahmen aus diesen eingefrorenen Assets finanziert jetzt die EU ihre Ukraine-Hilfe mittels Krediten. Und das ist ein weitaus größerer Teil des russischen Vermögens als der, der in den USA einkassiert wurde.
    In den USA wurden die nicht weiter für irgendetwas verwendet und es könnte sogar sein, daß die USA sie zurückgeben.
    Na, da wär der Bär los, wenn das geschieht!

    Auch andere so einfach hingeschriebene Behauptungen Kaufmanns wie

    Russland hat seine Dollar-Reserven daher abgestoßen. In Südostasien entsteht eine Renminbi-Zone, die ohne Dollar auskommt.

    hätte ich gerne näher erläutert gefunden. Das kann so sein, oder auch nicht. Was heißt „abgestoßen“? Was heißt „Renminbi-Zone“?
    Hier kommen diese angeblichen Fakten nur als Beispiele zur Bebilderung des Vorurteils von der gefährdeten Allmacht des Dollar daher.

    Soweit einmal meine ersten Gedanken zu den Einwänden von dir.

  59. @TomGard

    Ja, da ist was dran. Ich danke für die Ergänzung.

    Dieser Geldfetisch, dem die Nationalökonomen aufsitzen, ist eben auch dem alternativ-staatsmännischen Gestus geschuldet, mit dem sich selbige zu Beratern der Macht aufschwingen wollen.
    Das Geld wird hier als das „reale Gemeinwesen“ aufgefaßt, das doch den kleinesten gemeinsamen Nenner zwischen verschiedenen Fraktionen und Nationen darstellen soll-möge-muß.

  60. Bezogen auf seine Geldpolitik, hat Stephan Kaufmann vermutet, dass die Geldpolitik die "Achillesferse" von Trump sei. "Noch ist der US-Dollar das Maß der kapitalistischen Dinge. Das darf auch der Präsident nicht gefährden. Denn ebenso wie die Weltmacht der USA die Dominanz ihrer Währung begründet, so ruht ihre Weltmacht auf dem Dollar."  Eure Gegenargumente gegen Stephans Ausführungen https://www.nd-aktuell.de/artikel/1190807.handelskrieg-trumps-achillesferse.html
    – muss ich noch im Detail  noch mal lesen …

    Neben dem Währungskram, Zoll, Dollar etc. kommt  oft  ein weiteres Argument zum Vorschein. Trump und seinen Beratern ginge es vor allem um das Zurückholen von Arbeitsplätzen für amerikanische Arbeiter. 50 000 habe er in seiner ersten Amtszeit 'wieder in die USA zurückgeholt', so  Prof. Sinn in der Talkshow.  Daran stimmt, dass  kapitalistische nationale Handelspolitik sich immer mit dem Vorwurf auseinander setzen muss, dass der kapitalistische weltweite Kostenvergleich, die weltweite kapitalistische Konkurrenz,  dazu führen kann, dass Weltkonzerne Produktionsstandorte ins billigere Ausland verlagern. Dass Kapitalisten darin vaterlandslose Gesellen seien, wird auch hierzulande gerne aufgewärmt,  und gehört zum Standard-Repertoire einer nationaliostisch-erbosten Öffentlichkeit, die die "Gewinne" des weltweiten Kapitalismus im eigenen Standort anfallen sehen will,  aber alle "Verluste"  auswärts. (Blöderweise setzt dafür die Politik das Kapital frei, und drangsaliert es allenfalls im Regelfall mit öffentlichem Gelaber, gerne an offiziellen und offiziösen Feiertagen…) Trumps Rhetorik spitzt das ein Stück weit zu.  (Meines Wissens ist damit selbstredend nicht gemeint, dass er den US-Bürgern ein gemütliches Leben zusichern will.  Aber das wäre wohl einen Extra-Thread wert:  Wie sieht Trump das staatliche Sozialwesen in den USA an…. )

  61. @Nestor 12:07: Thanx, ich war es leid, auf solchen Mist anders einzugehen, als so global, wie ich's versucht hab …

    Zur Ergänzung aus dem Handgelenk.

    Saddam hatte jedem, der das wollte, angeboten, Öl gegen Euronen zu verkaufen, sobald es die gab. Todesurteil.
    Gaddafi – Ausstieg aus dem Dollar und Gold-Dinar-Plan für Afrika, Todesurteil (namentlich auch von Sarkozy – der generell mit Lust welche verhängt, der Mann ist fast so krank, wie Killary – weil es gegen den Franc ging). Das saudische Königshaus hat übrigens zu Beginn der "Finanzkrise" kurzzeitig erwogen, ein Konkurrenzprojekt zu Gaddafi aufzumachen, mit einem eigenen Gold-Dinar, das war einer der Gründe, warum sich Katar so willig der Entstaatlichung Libyens und Syriens angeschlossen hat.
    Der Iran hat um 1999 (wenn ich recht erinnere) auf einer vorgelagerten Golf-Insel eine Sonderwirtschaftszone eingerichtet, mit der einzigen Installation einer alternativen Öl- und Gasbörse. Details habe ich vergessen. Selbst ein Teil der britischen Öl-Aristokratie hat damals erwogen, sich da für den Fall einzukaufen, daß das Traktion gewinnt. Todesurteil für einen Großteil der persischen Bevölkerung, dessen Vollstreckung durch Dick Cheney 2008 im letzten Augenblick unterbunden worden ist.
    Die benannten Todesurteile resp. Kriege und Kriegsprojekte haben selbstredend nicht nur den Dollar zum Thema gehabt, aber die militärische Unterfütterung / Erhaltung der Dollar-Hegemonie war ein sehr wirksamer Grund für die Lib-Dems, sich mit den Neocons zu alliieren.

    Die Neocons / Libdems / das Pentagon können nicht China, Indien, Pakistan, Vietnam, Malaysia, Indonesien nuken. Trumps Herangehensweise an "das Problem" ist historisch logisch und notwendig.

    Und übrigens hasse ich es aus rein ästhetischen Gründen, wenn die ignorantesten und bräsigsten Idioten in Europa Trump und Konsorten mitsamt der professionals, die hinter ihnen stehen, zu Kretins mit dem Verstand von Brüllaffen verklären.

    PS.: Falls einer die Zeit aufwenden will – es könnte sich lohnen, die öffentliche Auseinandersetzung um „echte“ Eurobonds zwischen H.W. Sinn und George Soros in „Project Syndicat“ 2013 nachzulesen, in der es maßgeblich um Soros Verlangen einer Verpflichtung der neuen, Großen Koalition unter Merkel auf einen Kurs in Richtung USE (United States of Europe) gegangen ist. Als Sinn im letzten öffentlichen Brief abschließend abgelehnt hatte, setzte Soros unter seine Schlußantwort zur Jahreswende 2014: „Nun gut, dann wird es Krieg geben“. Dieser Satz ist zu Beginn des Russlandkrieges 2014 irgendwann gelöscht worden. Wie ihr wißt, hatte Soros über diverse NGO’s maßgeblichen Einfluß auf den Kriegsverlauf.
    Jetzt agitiert H.W. Sinn vehement für die schleunige Errichtung der USE.
    Höchst paradox das alles? Nö. Das erscheint nur so …

  62. @TomGard

    Zu Saddam habe ich die These, daß er Dollars gefälscht hat, was der Hauptgrund für den Einmarsch 2003 war.

    Man kann sagen, die 90-er waren auch deshalb so kriegsträchtig, weil einerseits die Ex-Verbündeten der SU versuchten, sich neu auf der Welt einzurichten und zweitens die USA – und die frischgebackene EU – entschlossen waren, das zu unterbinden.

    Das 21. Jhd. ist dann vom Aufstieg oder der Wiedergeburt Rußlands geprägt. Putin hat erst überhaupt wieder eine Außenpolitik eingerichtet und zweitens von Gorbatschow fallengelassene Freunde wieder an die Brust genommen.

    Das wirklich Interessante an diesen von dir so unschmeichelhaft charakterisierten Kritikern ist, wie plötzlich alles, was früher an den USA kritisiert wurde, auf einmal einen Heiligenschein erhält, wie z.B. USAID, der CIA und der Dollar.

    Oh, diese Elefanten im Porzellanladen machen unsere schöne Weltordnung kaputt, in der wir uns doch so gut eingerichtet haben! Nämlich sowohl faktisch als auch gedanklich.

  63. @Leser

    Es fängt eben schon bei der Überschrift an.

    Woher die Gewißheit, daß Trump eine „Geldpolitik“ macht? Er hat doch nicht das Geld als Ziel, seine Stabilisierung oder seine weltweite Gültigkeit, sondern er sieht es, genauso wie Zölle, als Mittel für seine Absicht, Amerika groß zu machen.
    Da er also keine Geldpolitik vorhat, ist auch die Vorstellung der „Achillesferse“ verkehrt.

    Es ist übrigens kein Zufall, daß Kaufmann oder du oder andere in so blumige Bilder oder Vergleiche mit Körperteilen verfallen. Es handelt sich hier um die Schwierigkeit, die Ziele und Schritte der US-Regierung richtig zu bestimmen, weil sie von allen Lehrbüchern oder vom Gewohnten abweichen.
    Also wird versucht, sie in bekannte Schemata einzuordnen und dann etwas tantig zu jammern: Das kann doch nicht gutgehen! So kommen dann abgehackte Beine und durchgerissenen Sehnen ins Spiel.

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