Pressespiegel El País, 28.3. – Die ukrainischen Streitkräfte

DIE UKRAINE REDUZIERT DIE REKRUTIERUNG VON SOLDATEN AUFGRUND VON BESCHRÄNKTEN AUFNAHMEKAPAZITÄTEN UND MANGELS AN WAFFEN Sonderkorrespondent Cristian Segura aus Lemberg

Die Armee hat eine halbe Million Soldaten und mehr als 200.000 bewaffnete Personen in Polizeieinheiten und paramilitärischen Bataillonen.

Die ukrainischen Streitkräfte haben nicht genügend Ressourcen, um Hunderttausende von Menschen auszubilden und zu bewaffnen, die sich für den Kampf gegen die russischen Invasoren gemeldet haben. Die ukrainische Armee vermeidet es, genaue Zahlen zur Gesamtzahl der aktiven Soldaten zu nennen, aber Schätzungen von Experten, die von EL PAÍS konsultiert wurden, gehen davon aus, dass es sich heute um rund 500.000 handelt, doppelt so viele wie kurz vor Ausbruch des Konflikts. Die ukrainischen Behörden entscheiden sich nun dafür, die Freiwilligen auf andere Gebiete zu verteilen, die nicht rein militärisch sind.

Zu Beginn des Konflikts zählten die ukrainischen Streitkräfte offiziell 250.000 Mitglieder, davon 190.000 Militärs. Auf dem Papier hatte die Ukraine auch etwa 200.000 Reservisten und Freiwillige in den Territorialverteidigungskräften (im weiteren TVK), einer bewaffneten Truppe, die für lokalen Schutz und Kontrolle verantwortlich ist. Weiters sind die 130.000 Polizisten und Bataillone paramilitärischen Ursprungs hinzuzurechnen, die unter dem Dach der Nationalgarde (…) standen und jetzt, seit der Verhängung des Kriegsrechts, dem Verteidigungsministerium unterstehen. (Vorher waren sie dem Innenministerium unterstellt.)
Russland hat nach Angaben des Internationalen Instituts für strategische Studien (IISS) 900.000 Soldaten im Dienst, eine halbe Million Polizei- oder paramilitärische Einheiten und zwei Millionen Reservisten.

Michailo Samus, Direktor des ukrainischen Zentrums für Verteidigungsstudien New Geopolitics, weist darauf hin, dass das von der Ukraine mobilisierte Kontingent heute viel größer ist als noch vor einem Monat: Es gibt 300.000 Veteranen des (…) Krieges im Donbass, die sofort in Einheiten an der Front eingegliedert wurden. Dazu kommen laut ukrainischer Presse 100.000 weitere Freiwillige, die in den ersten zwei Wochen der Invasion in die TVK aufgenommen wurden. Diese Einheiten sind von grundlegender Bedeutung bei Straßen- und Stadtzugangskontrollen, bei der Suche nach russischen Saboteuren, aber auch bei der bewaffneten Konfrontation, wie Samus erklärt: „Die TVK waren entscheidend beim ersten russischen Vorstoß gegen Kiew, als russische Spezialagenten versuchten, in die Hauptstadt einzudringen und dort strategische Positionen einzunehmen, – weil sie schnell zu mobilisieren waren und die Stadt besser kennen.“

Seit einem Monat tobt der Krieg in der Ukraine und eine seiner unmittelbaren Folgen ist der Mangel an Munition und Waffen für die ukrainischen Verteidigungskräfte. Dies teilte der ukrainische Präsident Wolodímir Zelenski seinen NATO-Verbündeten mit. Das merkt nicht nur der Präsident. In der vordersten Schusslinie, in Charkow, bestätigt das Mitglied der TVK Vlad Hrischenko in einem Telefoninterview dasselbe: „Soldaten haben wir viele, was wir brauchen, sind Schutzmaterial und Waffen“.

Hrischenko ist 35 Jahre alt und gehört nach Angaben des Staatsgrenzschutzes zu den 400.000 Ukrainern, die im Ausland gearbeitet haben und wegen des Krieges in ihr Land zurückgekehrt sind. Er war zwei Jahre lang als Security in einer Kreuzfahrtreederei beschäftigt. Der Krieg überraschte ihn in Panama und er bat um Beurlaubung, um in die Ukraine zurückkehren zu können. Er dient in einer Patrouilleneinheit der TVK. Andrej Demtschenko, Sprecher des Staatsgrenzschutzes, erklärte am vergangenen Montag auf einer Pressekonferenz, dass die Mehrheit dieser 400.000 Menschen Männer seien, die nach ihrer Ankunft in ihrer Herkunftsprovinz angeboten hätten, in die Reihen einzusteigen.

Aus Quellen des Verteidigungsministeriums verlautet jedoch, dass nicht diejenigen der Rückkehrer die Mehrheit ausmachen, die sich für militärischen Einsatz anbieten, sobald sie in die Ukraine zurückkehren. Viele kehren vor allem zurück, um bei ihren Familien zu sein. Zu behaupten, alle Rückkehrer würden sich freiwillig zum Militär melden, wäre eine Übertreibung mit propagandistischem Zweck.

Trotzdem ist Samus davon überzeugt, dass es eine Mehrheit von Männern gibt, die bereit sind zu kämpfen. Seine Einschätzung basiert auf Umfragen vor der Invasion, in denen geschätzt wurde, dass 65 % der Erwachsenen angaben, sie würden im Falle eines russischen Angriffs zu den Waffen greifen. „Jetzt werden es sicher noch mehr“, sagt er und veranschaulicht, dass selbst wenn sich nur 10% der Männer zwischen 18 und 60 Jahren freiwillig melden würden, dies eine Million potenzieller Kämpfer bedeuten würde. Erwachsene dieser Altersgruppe können das Land nicht verlassen, da sie möglicherweise von der Armee mobilisiert oder für andere wichtige Aufgaben benötigt werden.

Andrej Schevtschenko ist ein pensionierter Militäroffizier und Diplomat des ukrainischen Außenministeriums. Bis 2021 war er Botschafter in Kanada und leitet nun das Pressezentrum seiner Regierung in Lemberg, der Hauptstadt des ukrainischen Hinterlandes. Schevtschenko bestätigt, dass sich die Rekrutierung verlangsamt hat und in Kiew sogar zum Erliegen gekommen ist, da es bereits in den frühen Stadien des Konflikts genügend Rekrutierungen gab. „Was wir jetzt brauchen, ist eine Trainingszeit für künftige Truppenübergaben an der Front“, resümiert Schewtschenko. „Was wir nicht tun werden, ist, wie die Russen, ungeschulte Menschen als Kanonenfutter in den Krieg zu schicken“, betont er.

Militärische Ausbildung ohne Waffen

Maxim Kositzkij, Leiter der Militärregion Lemberg, nannte am vergangenen Donnerstag auf einer Pressekonferenz eine Zahl, die symptomatisch für die Mobilisierung jenseits der regulären Armee ist: Die Provinz habe 30.000 neue Soldaten gestellt und 20.000 Anträge auf Beitritt zu den TVK. Kositzkij wiederholte, dass sie neue Bewerber für unbewaffnete militärische Ausbildung, Erste-Hilfe-Ausbildung oder Ausbildung in strategischen Wirtschaftssektoren einsetzen. Der Bürgermeister von Lemberg, Andrej Sadovij, erklärte, dass für die 200.000 Vertriebenen in der Stadt dringend neue Häuser gebaut werden müssten. „Jetzt sind wir in eine neue Normalität eingetreten, es gibt bereits genug Soldaten, und was wir brauchen, ist die Wiederaufnahme der produktiven Tätigkeit“, sagte Igor Schevtschenko, Direktor für internationale Beziehungen bei der Handelskammer von Winniza, am 15. März gegenüber EL PAÍS.

50 mit Schlafmatten ausgestattete Rekruten warteten am vergangenen Samstag vor dem Sitz der Militärstaatsanwaltschaft der Westukraine in Lemberg. Deren Büros wurden als eines der Registrierungszentren eingerichtet. Mehrere Unteroffiziere riefen die Männer in Zügen von acht oder zehn zusammen, um sie zum Ausbildungszentrum zu transportieren. Laut einem für die Presse zuständigen Beamten waren die Reihen der angenommenen Rekruten Anfang März länger.

Im 500 Kilometer von Lemberg entfernten Kiew, absolvierte Vladislav Greenberg am selben Wochenende seine erste Trainingswoche. Stundenlange Manöver und tägliche Militärübungen, ohne Zeit für etwas anderes.
Greenberg schloss sich einem der neu gebildeten Freiwilligenbataillone an, die seit 2014 als Teil der Nationalgarde legalisiert wurden und nun zu den regulären Streitkräften gehören. Er kam aus Finnland, wo er als Gärtner angestellt ist. Dort ließ er seine Frau und einen fünf Monate alten Sohn zurück. „Meine Frau redet nicht mit mir, sie denkt, ich hätte sie verlassen, aber ich konnte nicht zu Hause bleiben, während mein Land brannte“, sagt der 31-Jährige während einer Unterrichtspause am Telefon, schnaufend vor Erschöpfung. Er wird trainieren, bis er ein paar Kilometer von seiner Basis entfernt zum Kampf eingesetzt wird. Im schlimmsten Fall sei das in ein, zwei Wochen so, „wie es anderen Kollegen passiert ist“, sagt Greenberg mit besorgter Stimme. Er weiß, je mehr Zeit er im Training hat, desto mehr Möglichkeiten hat er, nach Hause zurückzukehren.

69 Gedanken zu “Pressespiegel El País, 28.3. – Die ukrainischen Streitkräfte

  1. HERUMLUNGERNDE GEFECHTSKÖPFE:
    Neuer Drohnenkrieg in der Ukraine

    Anfangs dominierte das ukrainische Militär den Drohnenkrieg gegen die russischen Angreifer, diese schlagen nun unbemannt zurück. Beide Seiten setzen auf ein neues Waffensystem.

    Mit dem Angriff auf die Ukraine ist das Land nach Berg-Karabach Schauplatz eines neuen Drohnenkrieges geworden. Eingesetzt werden unbemannte Luftfahrzeuge verschiedener Größen und mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Videos von Kampfeinsätzen sollen die Moral der Truppe und der Bevölkerung heben. Zunächst lag der Vorteil bei der Ukraine, nun holt Russland auf.

    Von den militärischen Erfolgen ihrer Drohnen werden im aktuellen Krieg vor allem Hersteller aus der Türkei, den USA, aber auch aus Russland profitieren. Vermutlich wird sich bald ein Markt für den Schmuggel baguettegroßer, bewaffneter Drohnen entwickeln. Das derzeitige Schlachtfeld belegt zudem, dass Drohnen aus dem Elektronikmarkt eine immer größere Rolle in militärischen Auseinandersetzungen spielen.

    Erdoğan verlangt Aufhebung von Exportbeschränkungen

    Vor Ausbruch des Krieges in der Ukraine verfügte die Regierung in Kyjiw über mindestens 20 Langstreckendrohnen des Typs Bayraktar TB2 aus der Türkei. Ihre Angriffe sollen Russlands Militär empfindliche Schäden beigebracht haben. Das belegt eine Übersicht der auf Militärtechnik spezialisierten Webseite Oryx zur zerstörten Ausrüstung beider Seiten. Die Zahl der Verluste der TB2 ist hingegen gering, bislang ist lediglich ein Abschuss durch Fotos belegt.

    Inzwischen scheint die Türkei üppigen Nachschub in die Ukraine gebracht zu haben. Dies legen jedenfalls Tracking-Webseiten nahe, die in den letzten Wochen mehrere Transporte vom türkischen Flughafen Tekirdağ, dem Sitz des Drohnenherstellers Baykar, nach Polen dokumentierten.

    Anders als in den völkerrechtswidrigen Einsätzen der Bayraktar TB2 im von der Türkei unterstützen Krieg um Berg-Karabach wird die Drohne im Ukraine-Krieg – zumindest im Westen – positiv konnotiert. Im Gegenzug für die unbemannte Aufrüstung des Landes verlangt der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan die Aufhebung von Exportbeschränkungen, die einige westliche Staaten gegen die türkische Drohnenindustrie verhängt hatten.

    Informationskrieg mit Drohnenvideos

    Die Bayraktar-Drohnen spielen auch im Informationskrieg eine wichtige Rolle. In Einsätzen aufgenommene Videos wurden der weltweiten Öffentlichkeit vor zwei Jahren aus dem aserbaidschanischen Angriffskrieg gegen armenische Truppen bekannt. Vorher fanden sie bereits unter türkischen Nationalisten Verbreitung, nachdem etwa eine TB2 im türkischen Teil Kurdistans medienwirksam ein Porträt des PKK-Gründers Abdullah Öcalan zerstörte.

    Die Militäranalysten Michael Kofman und Leonid Nersisyan haben die Wirkung derartiger Bilder im Krieg um Berg-Karabach beschrieben. Diese könnten dazu verleiten, "an die Dominanz solcher Systeme zu glauben, selbst in einem Konflikt, in dem viele Opfer nach wie vor durch Panzer, Artillerie und Mehrfachraketen verursacht werden".

    Nicht immer stammen die Aufnahmen von militärischen Drohnen; im aktuellen Krieg in der Ukraine werden erfolgreiche Angriffe durch ukrainische Bodentruppen auch mit kommerziellen, privat gekauften Drohnen aus der Luft in hoher Auflösung dokumentiert. Viele dieser fliegenden Kameras stammen von dem chinesischen Hersteller DJI.

    "Bayraktar, Bayraktar"

    Die Regierung der Ukraine hat die Bedeutung der TB2 für den Überlebenswillen ihrer Truppen erkannt. Über seine App zum Zugang zu Dienstleistungen der Behörde bietet das Ministerium für digitale Transformation jetzt das Online-Spiel єBayraktar an, in dem die türkische Drohne gegen russische Panzer, die mit dem Symbol "Z" markiert sind, geflogen wird. Das Ministerium bezeichnet dies als "digitales Beruhigungsmittel", das die "Moral der Bürger" stärken soll.

    In den ersten Kriegswochen verbreitete sich in Sozialen Medien zudem ein ukrainisches Loblied auf die TB2, es schmäht die russischen Angreifer als feige "Orks" und orchestriert im Refrain "Bayraktar, Bayraktar". Selçuk Bayraktar ist der Name des Firmengründers von Baykar, nach der Heirat von Sümeyye Erdoğan zudem ein Schwiegersohn des Staatspräsidenten.

    https://www.golem.de/news/herumlungernde-gefechtskoepfe-neuer-drohnenkrieg-in-der-ukraine-2203-164255.html

  2. Russisches Flaggschiff "Moskwa" nach Explosion schwer beschädigt

    Die "Moskwa", das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte, ist laut Verteidigungsministerium schwer beschädigt. Demnach ist Munition durch ein Feuer an Bord explodiert. Offenbar hat eine Rakete das Schiff getroffen.

    Das russische Kriegsschiff "Moskwa" ist laut russischen Staatsmedienberichten bei einer Explosion von Munition "schwer beschädigt" worden. "Infolge eines Feuers ist Munition auf dem Raketenkreuzer 'Moskwa' detoniert. Das Schiff wurde schwer beschädigt", teilte das russische Verteidigungsministerium den Nachrichtenagenturen Tass und Ria Nowosti zufolge am Donnerstag mit. Die Ukraine hatte zuvor gemeldet, das wichtigste Schiff der russischen Schwarzmeerflotte beschossen zu haben.

    Es sei eine Untersuchung zur Ursache des Feuers eingeleitet worden, hieß es laut den Agenturen in der Mitteilung des Verteidigungsministeriums. Die Besatzung des Schiffs sei in Sicherheit gebracht worden.

    "Moskwa" von ukrainischer Rakete angegriffen

    Der Gouverneur der südukrainischen Region Odessa, Maxym Martschenko, hatte zuvor erklärt, die "Moskwa" sei mit ukrainischen Raketen vom Typ "Neptun" attackiert worden.

    https://www.stern.de/politik/ausland/-moskwa—flaggschiff-der-schwarzmeerflotte-nach-explosion-schwer-beschaedigt-31780574.html

    Diese Rakete Neptun ist eine Eigenentwicklung der Ukraine, die wird also gerade getestet und scheint sich zu bewähren.

  3. Russische Quellen halten es für möglich, daß das Flaggschiff von einer Rakete aus einem NATO-Staat getroffen wurde, und dieser Flugkörper oder diejenigen, die ihn gesteuert haben, die Raketenabwehr des Schiffes ausschalten konnte.

    Außerdem beschießt die ukrainische Armee inzwischen regelmäßig russische Dörfer in Grenznähe.

  4. Es könnte aber eben auch eine der brandneuen ukrainischen R-360 Neptun gewesen sein. "Sie ist eine ukrainische Antischiffsrakete mit einer maximalen Reichweite von 280 km. Es ist zu beachten, dass das System nicht mehr als 25 Kilometer von der Küste entfernt verwendet werden sollte, um mit voller Kapazität zu arbeiten. … Neptun basiert auf der sowjetischen Antischiffsrakete Ch-35. Die ukrainischeb Designer haben jedoch die Rakete und die Elektronik selbst erheblich verbessert."
    Anderseits wird die russische Marine ihr Flaggschiff nur deshalb nach Mariupol geschickt haben, weil sie 100%ig sicher waren, alle ukrainischen Raketen selber abschießen zu können.

  5. "Außerdem beschießt die ukrainische Armee inzwischen regelmäßig russische Dörfer in Grenznähe."
    Mag sogar sein. Aber wenn Rußland auf Vergeltungsterror gegen die Zivilbevölkerung der Ukraine aus gewesen wären, dann hätten sie schon lange Gleiches mit Gleichem vergelten können. Natürlich kann der ukrainischen Regierung daran gelegen sein, die Russen jetzt noch zu irgendeinem schrecklichen Angriff zu provozieren, denn die bisher leider, leider partout nicht gefahren sind. Aber ob noch eine weitere Massaker-Geschichte irgendwas am Kriegsverlauf ändern würde, ist wohl doch zu bezweifeln.

  6. @Neoprene

    Das Flaggschiff war nicht im Asowschen, sondern im Schwarzen Meer. Es wurde vor Odessa abgeschossen.

    Was ich seit Anfang des Konfliktes feststelle, ist das völlige Schweigen rund um Rumänien. Weder kommen von dortigen Regierungskreisen irgendwelche Meldungen, noch wird es sonstwo erwähnt. Als ob es dieses Nachbarland der Ukraine gar nicht gäbe.
    Deshalb halte ich es für möglich, daß dort inzwischen einiges an NATO-Technologie und -Experten versammelt sind und der Abschuß von dort erfolgt ist. Und die Neptun nur vorgeschoben sind, um erstens einen ukrainischen Erfolg zu feiern und zweitens die Beteiligung Rumäniens zu verschleiern.
    Außerdem sollen angeblich schon Leute aus Rumänien in Odessa eingetroffen sein, um die dortige Verteidigung aufzumotzen.

    Auf jeden Fall bedeutet der Verlust dieses Schiffes eine gewaltige Einschränkung des Angriffspotentials Rußlands, weil von dort wurden meines Wissens Hyperschallraketen abgeschossen.

    Den zweiten Post von dir verstehe ich nicht.
    Was haben beschossene russische Dörfer mit Vergeltungsmaßnahmen und Massakern zu tun?
    Es zeigt nur, daß Rußland offenbar seine Grenze zur Ukraine nicht schützen kann.

  7. Die Moskwa ist jetzt übrigens gesunken. Zuerst hieß es ja es würde abgeschleppt.

    "Experten zufolge hat der Vorfall mehr als nur symbolische Bedeutung. Der Raketenkreuzer sei Dreh- und Angelpunkt der Luftverteidigung der Schwarzmeerflotte gewesen. Dass das Schiff sank – sei es nun durch einen Unfall oder eine Rakete – werde die Moral der ukrainischen Streitkräfte heben und sei zudem ein Propagandasieg für Kiew."

     

  8. Na ja, der Propagandasieg wäre ja zu verkraften, aber der Verlust des Schiffes ist auf jeden Fall ein herber Verlust und nötigt die russische Heeresführung zu einer großen Umstrukturierung ihrer Truppen und Neubestimmung ihrer Kriegsziele.

    Es ließ sich offenbar nicht mehr abschleppen, es war zu schwer beschädigt, um es nach Sevastopol zu schaffen. Der Sturm ist angeblich eine Erfindung.

  9. "Es zeigt nur, daß Rußland offenbar seine Grenze zur Ukraine nicht schützen kann."

    Ja wie auch, bei der Länge. Bisher waren das offensichtlich keine Angriffe mit schweren Waffen und schweren Verlusten auf russischer Seite. Auf die wäre sicherlich vor Ort reagiert worden. Aber eben nicht mit der Einäscherung der nächstgelegenen Ortschaft durch die russische Luftwaffe.

  10. Langsam wird klar, warum manche Staaten nicht liefern wollen: Griechenland fürchtet um seine eigene Verteidigungsfähigkeit gegenüber der Türkei:

    „»Die militärische Ausrüstung, die wir in die Ukraine schickten, stammte aus unseren Beständen«, sagte der griechische nationale Verteidigungsminister Nikos Panagiotopoulos.
    »Es kommt nicht in Frage, zusätzliche militärische Ausrüstung in die Ukraine zu schicken.«

    Er erklärte auch, dass Hellas nicht verpflichtet ist, der Ukraine militärische Hilfe zu leisten, die auf Kosten seiner eigenen Verteidigungsfähigkeiten geht, insbesondere beim Schutz der Inseln. Zuvor verließen zwei S-130-Militärtransportflugzeuge Athen Richtung Kiew mit einer Fracht, die Maschinengewehre und tragbare Raketensysteme umfasste.

    Es wäre besser, wenn sie Metaxa an das Dneprufer schicken würden.“

    (KP, 15.4.)

  11. Einer der gefangenen Asowstahl-Soldaten (Teil des berüchtigten Asow-Batallions) zeigte dem Korrespondenten der KP ein SMS mit seinen Konto-Zahlen: In den 2 Monaten der Blockade im Stahlwerk hat ihm der ukrainische Staat um die 6000 Euro überwiesen, das ist für die Ukraine ein märchenhaftes Gehalt.

    Die Elitetruppen werden also durchaus auch mit materiellen Vergünstigungen bei der Stange gehalten, und deshalb haben sie die Blockade auch so lange ausgehalten.
    Man könnte auch sagen, sie haben erst die Zivilisten und dann auch die gewöhnlichen Soldaten aus dem Stahlwerk gehen lassen, um länger ausharren zu können und damit ihr eigenes Konto noch weiter aufzufüllen.
    Nach der Aufgabe kriegen sie natürlich nix mehr …

  12. Die Ukraine hat bis heute nichts von den 5000 Helmen gesehen, die ihr von Deutschland versprochen wurden, meldet der ukrainische Präsidentenberater Arestowitsch.

    Ebenso meinte er, die USA könnten gar nicht so viele Raketenwerfer-Systeme liefern, wie die Ukraine benötigen würde.

    (KP, 7.6.)

  13. Selenskij traf am Vorabend des Russlandtags gleich zwei strategische Entscheidungen.

    Er unterzeichnete ein Gesetz über die Entsendung von Teilnehmern der Territorialverteidigung in die Kampfzone, was ihren „patriotischen Impuls“ sehr zum Erliegen brachte. Bisher war ihre gesamte Teilnahme an der Verteidigung der Ukraine in Kiew oder Sumy auf ein paar Stunden Dienst an Kontrollpunkten und das Fotografieren schöner junger Damen reduziert. Und jetzt – bumm! – an die Front.
    Es gab auch eine wichtige Änderung: Konnte sich ein Teroborona-Kämpfer zuvor weigern, aus seiner Region an die Front geschickt zu werden, wird er jetzt wegen Desertion angeklagt, weil er sich weigert, einem Befehl Folge zu leisten.

    Die zweite Entscheidung war die Ablehnung einer Petition zur Aufhebung des Ausreiseverbots für Männer im wehrfähigen Alter. Wie Selenskij erklärte, könnte das Verbot erst nach der Aufhebung des Kriegsrechts im Land ausgesetzt werden.“

    (KP 13.6.)

    Bisher war die freiwillige Meldung zu diesen Terbats die Möglichkeit, sich der Einberufung in die regulären Streitkräfte zu entziehen. Nur soviel zum Verteidigungswillen der Ukrainer.
    Jetzt kommen übrigens die UkrainerINNEN auch dran:

    „Darüber hinaus hat der Generalstab der Streitkräfte der Ukraine die Mobilisierung bereits wehrpflichtiger Frauen eingeleitet, und bis zum 31. Juni werden Maßnahmen ergriffen, um alle ukrainischen Frauen im Alter von 18 bis 60 Jahren zu registrieren.“ (ebd.)

  14. Serbien bestätigt Festnahme von ehemaligem SBU-General Naumow

    Das serbische Innenministerium hat die Festnahme des ukrainischen Staatsangehörigen A. N bekanntgegeben. Nach Angaben der serbischen Medien geht es um den früheren Chef der Hauptverwaltung der inneren Sicherheit des Sicherheitsdienstes der Ukraine SBU Andrij Naumow, berichtet Radio Liberty.

    Naumow und ein deutscher Staatsangehöriger A. A. (Alexander Axt) wurden an der Grenze zu Nordmazedonien festgenommen. Im ihrem Auto wurden 600.000 Euro, 125.000 US-Dollar in bar und mindestens zwei wertvolle Smaragde gefunden. Beide müssen innerhalb von 48 Stunden nach der Festnahme dem Haftrichter vorgeführt werden.

    Den Medienberichten zufolge wollte der festgenommene Naumow nicht um konsularische Hilfe der Ukraine bitten. Die Medien gehen davon aus, dass Naumov, der ein wichtiger Geheimnisträger ist, mit den serbischen Geheimdiensten verhandeln wird. Grundlage für solche Vermutungen ist eine enge Zusammenarbeit des serbischen Innenministers Alexandr Vulin mit dem russischen Außenministerium und seine Bemühungen um eine Vertiefung der Beziehungen mit russischen Geheimdiensten.

    Naumow ist am 23. Februar, Stunden vor dem russischen Überfall, aus der Ukraine ausgereist. Der Präsident der Ukraine Wolodymyr Selenskyj erkannte ihm den Rang eines Brigadegenerals ab.

    Gegen Naumow wird (in der Ukraine) wegen möglichen Landesverrats ermittelt.

    https://www.ukrinform.de/rubric-ato/3504952-serbien-bestatigt-festnahme-von-ehemaligem-sbugeneral-naumow.html

    Interessant ist auch die zweite Person, Axt, dessen Namen ich anderen Medien entnommen habe.
    Er ist Anghöriger der KFOR-Truppen im Kosovo, dient in einem Posten an der serbisch-kosovarischen Grenze und ist offenbar in Schmuggel-Fragen sehr erfahren.
    Man merkt, womit sich diese Dauer-Besatzungstruppen am Balkan eigentlich befassen.

    Der ehemalige Geheimdienstler hat offenbar viel zu erzählen, er war seinerzeit die rechte Hand des derzeitigen SBU-Chefs Ivan Bakanov.

  15. Ukrainische Großoffensive in den Startlöchern

    Die mehrmals angekündigte große Gegenoffensive des ukrainischen Militärs wird immer realer. Die Vorbereitungen dafür sind abgeschlossen oder stehen unmittelbar vor dem Abschluss. Die kommenden Wochen könnten kriegsentscheidend sein, dabei ist der Ausgang völlig offen.

    Von Anton Gentzen

    Dass die Ukraine für einen der Sommermonate eine groß angelegte Gegenoffensive plant und vorbereitet, ist kein großes Geheimnis. Darüber sprachen Offizielle wie der Berater des ukrainischen Präsidenten Alexei Arestowitsch oder der ukrainische Chefaufklärer Kirill Budanow mehrmals öffentlich. 

    Derzeit mehren sich Informationen, die dafür sprechen, dass die Vorbereitungen dieser Offensive abgeschlossen sind und ihre Umsetzung unmittelbar bevorstehen könnte. 

    Entgegen vollmundiger Ankündigungen ist es den alliierten Truppen Russlands und der beiden Volksrepubliken auch nach vier Monaten nicht gelungen, größere Verbände ukrainischer Truppen einzukesseln und zu schlagen. Dort, wo die (pro-)russische Seite Erfolge erzielt, geschieht dies durch ein mühsames und verhältnismäßig langsames Verrücken der Frontlinie, sodass es dem ukrainischen Militär größtenteils gelingt, sich auf vorab vorbereitete Verteidigungslinien weiter westwärts zurückzuziehen.

    Trotz lokaler Erfolge hat die Zerschlagung der ukrainischen Gruppierung im Donbass weiterhin keinen durchschlagenden Erfolg. Selbst russische Experten gestehen mittlerweile ein, dass die ukrainische Militärführung taktisch überaus geschickt vorgeht und eine ihr günstige Balance zwischen der Verzögerung des russischen Vormarsches mithilfe erbittert verteidigter Knotenpunkte und taktischem Rückzug auf gut vorbereitete neue Verteidigungslinien gefunden hat. Zusätzlich werden neu mobilisierte Kräfte der nächsten Frontstufe inzwischen an den westlichen Grenze der Regionen Donezk und Lugansk konzentriert.

    Diese seit Monaten aufgebaute neue Front frischer und mittlerweile gut ausgerüsteter Truppen wurde an den noch immer tief im ukrainischen Hinterland gelegenen Grenzen des von den Volksrepubliken beanspruchten Gebietes nicht dazu konzentriert, diese Grenzen defensiv zu halten. Vielmehr sind die rückwärtigen Stellungen als Basis einer Offensive vorbereitet, die gleich in ihrer ersten Etappe die Großstadt Donezk und ihre Agglomeration überrollen soll.

    Russische Militärexperten sind sich inzwischen einig, dass die Wahrscheinlichkeit einer kritischen Eskalation auf dem Frontabschnitt bei Donezk in den kommenden Wochen sehr hoch ist. Derzeit konzentrieren die ukrainischen Streitkräfte ihre Kräfte im Raum Pawlowka, offenbar um einen Gegenangriff in Richtung Donezk zu starten.

    Doch der Donbass ist bei Weitem nicht die einzige Region, in der es im Juli, spätestens im August, "heiß" zu werden droht: Gleichzeitig werden ukrainische Truppen nämlich massiv aus den westlichen Regionen des Landes in den Süden verlagert. In der Region Cherson sieht sich die russische Seite mit der Aussicht auf einen ukrainischen Gegenschlag konfrontiert, der im Rahmen einer komplexen Operation an mehreren Fronten gleichzeitig erfolgen könnte.

    Die beobachtete Verlegung ukrainischer Einheiten, die bislang an der ukrainisch-weißrussischen Grenze stationiert waren, nach Nikolajew wird von russischen Experten zugleich als sicheres Anzeichen dafür gewertet, dass die Ukraine Garantien des polnischen Militärs hat, hier zum gegebenen Zeitpunkt einzumarschieren. Eine Wiederholung des russischen Angriffs auf Kiew vom Norden her wird im ukrainischen Generalstab offensichtlich nicht mehr befürchtet.

    Eine dritte, kleinere Front, die jedoch von großer strategischer Bedeutung für die Kontrolle des Schwarzen Meeres ist, ist die von der Ukraine angekündigte Rückeroberung der Schlangeninsel. Für den unmittelbar bevorstehenden Beginn dieser Operation sprechen zahlreiche Anzeichen, unter anderem der sich intensivierende Beschuss der Insel und der russischen Schwarzmeerflotte von Odessa aus.

    Der Hauptgrund für den ausbleibenden Generalerfolg der Alliierten ist der Mangel an militärischem Personal, der es nicht erlaubt, ein ausreichendes Truppenübergewicht an den für ein Einkesselungsmanöver entscheidenden Stellen aufzubauen. Russland setzt weiterhin allein auf die Berufsarmee und scheut vor einer allgemeinen Mobilisierung zurück. Die Volksrepubliken haben ihr Mobilisierungspotential inzwischen weitgehend erschöpft. Personelle Hilfe angeblicher Verbündeter wie China oder Syrien, über die in den ersten Kriegswochen spekuliert worden war, blieb Wunschdenken. Russland hat wie stets in der Geschichte zweifelhaftes "Glück" mit seinen Verbündeten.

    Wir kennen die Pläne und zugrundeliegenden Berechnungen des russischen Generalstabs nicht, doch fragen sich immer mehr sachkundige Beobachter, wie dieser ohne eine Mobilisierung den quantitativen Vorteil der ukrainischen Seite ausgleichen will, zumal der qualitative Vorsprung russischer Waffen in Artillerie und Lufthoheit bisher nicht kriegsentscheidend war und zusätzlich durch die westlichen Waffenlieferungen zunehmend schmilzt.

    Die Ereignisse beschleunigen sich, und wir sehen eine starke Zunahme des Tempos der Operation aufseiten der ukrainischen Streitkräfte. All dies trifft in kritischer Weise auf eine Routinisierung des Konflikts auf russischer Seite. Die Ukraine führt den Krieg ernsthaft und bereitet eine Gegenoffensive vor, die – in die eine oder die andere Richtung – kriegsentscheidend werden dürfte.

    Die entscheidende Frage ist, ob Russland und die Volksrepubliken die Kraft haben, den angehäuften Reserven der Ukraine Widerstand zu leisten und die bevorstehende ukrainische Gegenoffensive zu zerreiben. Das werden die kommenden Wochen zeigen.

    https://de.rt.com/meinung/141919-ukrainische-grossoffensive-in-den-startloechern/

  16. Ukrainisches Militär verhindert Kessel um Lyssytschansk

    Das ukrainische Militär hat westlich von Lyssytschansk russische Angriffe zurückgeschlagen und damit eine Einkesselung der strategisch wichtigen Großstadt im Osten der Ukraine verhindert. "Nahe Werchnjokamjanka haben die Verteidigungskräfte dem Feind erhebliche Verluste zugefügt und ihn zum Rückzug gezwungen", teilte der ukrainische Generalstab am Montag in seinem Lagebericht mit. Russland attackierte indes erneut das Gebiet Odessa mit Raketen.

    Werchnjokamjanka liegt nur wenige Kilometer westlich von Lyssytschansk an der letzten wichtigen Versorgungsstraße für die Stadt. Lyssytschansk selbst war nach ukrainischen Angaben erneut Ziel schwerer Luft- und Artillerieangriffe. Russische Einheiten stehen im Süden bereits am Stadtrand. Mehrere Vororte sind ebenfalls unter Feuer geraten. In der Stadt sollen noch mehrere tausend ukrainische Soldaten stationiert sein.

    Gekämpft wird auch etwas weiter westlich im Raum Bachmut. Die Stadt ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Nach ukrainischen Angaben konnten hier ebenfalls Angriffe russischer Einheiten auf einen Vorort zurückgeschlagen werden. Beim russischen Vormarsch auf den Ballungsraum Slowjansk-Kramatorsk gibt es trotz heftiger Artilleriegefechte wenig Bewegung.

    Aus dem Süden des Landes, im Gebiet Cherson, meldet der Generalstab ebenfalls russische Artillerieangriffe. Zugleich habe die Luftwaffe dort "erfolgreiche Schläge" gegen feindliche Truppenansammlungen geflogen. Unabhängig lassen sich diese Angaben nicht überprüfen.

    https://www.derstandard.at/jetzt/livebericht/2000136914579/1000272443/usa-vor-kauf-von-neuem-raketensystem-fuer-kiew

  17. Die obigen beiden Artikel widersprechen dem bisherigen Verlauf der Kriegshandlungen. Vor allem die Sache mit der numerischen Überlegenheit der ukrainischen Truppen erscheint mir etwas an den Haaren herbeigezogen.

    Die Ukraine zieht Wehrpflichtige ein, wo immer sie sie findet. Ob diese Leute sehr gute Kämpfer sind, ist zu bezweifeln.
    Rußland will genau deshalb keine Generalmobilisierung machen. Ich nehme an, dergleichen Artikel und mögliche Offensiven sollen Rußland zu diesem Schritt nötigen. Die Generalmobilmachung in Rußland wird derzeit genauso als „unmittelbar bevorstehend“ in verschiedenen westlichen und ukrainischen Medien angekündigt wie seinerzeit der Einmarsch.

    Dazu kommen die Provokationen um die Kaliningrad-Enklave. Offenbar soll Rußland zu einem Mehrfrontenkrieg genötigt werden.

    Möglicherweise sind diese Artikel Teil einer westlichen Schönwetteroffensive, die die mangelnden militärischen Erfolge der ukrainischen Armee in jüngerer Zeit durch das Versprechen: „Das dicke Ende kommt noch!“ zudecken sollen.

  18. Ähnliche Artikel machen jetzt die Runde:

    CIA-Agenten und amerikanische Soldaten weiter in der Ukraine tätig

    Nach der New York Times unterstützen nicht nur vom US-Militär koordinierte Zellen in Deutschland die Ukraine militärisch, sondern auch auf dem Boden der Ukraine. Auch Militärs aus Großbritannien, Frankreich, Kanada und Litauen sind tätig und machen die Länder zu direkten Kriegsparteien.

    Die New York Times berichtet, dass CIA-Agenten auch nach Kriegsbeginn weiter geheim in der Ukraine, vor allem in Kiew, tätig seien. US-Präsident Biden hat zwar immer wieder erklärt, dass keine amerikanischen Soldaten in der Ukraine eingesetzt werden, um einen direkten Konflikt mit Russland zu vermeiden. Aber im Geheimen ist man dort  doch präsent.

    Nach der NYT geht es dabei um ein „geheimes Netzwerk“, um die Ukraine mit Waffen, Informationen und Ausbildung zu versorgen. Das habe man von amerikanischen und europäischen „Offiziellen“ erfahren. Dabei ist immer die Frage, warum solche Informationen gerade jetzt – etwa vor dem G7-und dem Nato-Gipfel – inoffiziell an die Medien weitergegeben werden. Brisant ist, dass nicht nur Amerikaner, sondern auch Militärs aus Großbritannien, Frankreich, Kanada und Litauen in der Ukraine tätig sein sollen. Wobei verwundert, warum etwa Polen sich hier zurückhalten sollte oder ob es nicht nur genannt wurde. Und was ist mit Deutschland?

    Die NYT sagt, die Anwesenheit von Militärs  und CIA-Agenten in der Ukraine belege, wie Washington heimlich der Ukraine hilft und welche Risiken man dabei eingeht. Die 10th Special Forces Group der US Army, die vor dem Krieg ukrainische Soldaten ausgebildet hat, habe auf einem Stützpunkt  in Deutschland  – Ramstein? – eine  aus 20 Ländern bestehende Planungszelle aufgebaut, um die militärische Unterstützung der Ukraine zu koordinieren. Die für die Army zuständige Ministerin Christine Wormuth schilderte deren Arbeit so: „Während die Ukrainer versuchen, diese (die Waffen) zu transportieren und den Russen auszuweichen, die möglicherweise versuchen, Konvois anzugreifen, versuchen wir dabei zu helfen, den Transport all dieser verschiedenen Arten von Lieferungen zu koordinieren.“

    Es gibt weitere solche Zellen, die vom Europe Command betrieben werden. Verwiesen wird auf das Team Grey Wolf in Ramstein, das die ukrainische Luftwaffe unterstützt. Aber es gibt eben nicht nur solche Strukturen, die vom Ausland aus die ukrainischen Truppen unterstützen und sie mit wichtigen Informationen wie beispielsweise Satellitendaten versorgen, um sich vor Angriffen zu schützen oder selbst Angriffe auszuführen. Ist das schon eine Kriegsbeteiligung, so machen die Militärs und CIA-Agenten, die in der Ukraine arbeiten, die USA zur Kriegspartei.

    Man scheint sich im Pentagon und in Washington ziemlich sicher zu sein, dass Russland das tolerieren wird. Das war bislang offenbar auch so, offiziell hat Washington nicht erklärt, dass CIA-Offiziere auch nach Kriegsbeginn weiter in der Ukraine, vor allem in Kiew, tätig sind und die Regierung sowie das Militär beraten bzw. steuern. Wenn es jetzt einer breiteren Öffentlichkeit durch die NYT bekannt gemacht wird, könnte dies  den Krieg eskalieren lassen, zumal wenn nun die Raketenwerfersysteme mit großer Reichweite wie HIMARS oder MARS zum Einsatz kommen.

    https://overton-magazin.de/krass-konkret/cia-agenten-und-amerikanische-soldaten-weiter-in-der-ukraine-taetig/?fbclid=IwAR2mDfTGNyO9TNEJIZFpOIsmvky32dZ5GvVlTLQ5CIExC9Ia_E6AueN7Blg

    Sehr geheim kann das alles nicht sein, und vor allem nicht unbekannt für Rußland.
    Da bekannt ist, daß Rußland die westlichen Medien genau verfolgt, kann es sein, daß da für den Feind extra Fake News verbreitet werden.

  19. Ich kann dem Artikel von Gentzen schon etwas abgewinnen. Er steht doch in Übereinstimmung mit dem, was nicht zu überhören ist: Der Vormarsch der Russen um Swerodonezk und Lyssytschansk geht sehr langsam voran, was offensichtlich auf eine gewisse Stärke der Ukrainer (militärisches Gerät, Masse an Soldaten (12.000) und Kampftaktik bzw. Stellungen) zurückzuführen ist. 

    Wie Russland auf die Eskalation vonseiten des Westens reagieren wird, der immer stärkere Waffen in die Ukraine schafft, womit die dann ihre angekündigte Offensive starten kann, wird man in der Tat sehen. Dass diese Offensive vorbereitet und geplant wird ["Putin darf diesen Krieg nicht gewinnen."], ist auch kein Geheimnis. Wie sie genau angegangen und ausgeführt wird, ist dann Militärsache. 

    Dass die russische Militärmacht sich ihre gewonnene Position und die Gebietseroberungen des ukrainischen Ostens nicht nehmen lassen wird, ist anzunehmen, ist/war das doch das erklärte Ziel der Militäroperation. Ob und wie lange sie von ihren militärischen Mitteln her unterhalb der A-Waffe mithalten kann, wird sich erweisen. Sicher scheint, dass die Gegenoffensive auf eine weitere Schlächterei noch größeren Ausmaßes hinausläuft.     

    Von Anton Gentzen gibt es andere Artikel auf RT. Einer von vor wenigen Tagen setzt sich mit der ersten Rede Merkels nach Beginn des Krieges auseinander. Darin gibt sie offen zu, dass sie kein Interesse an einer Umsetzung des Minsk-Vertrages gehabt hatte.

  20. Die 10th Special Forces Group der US Army, die vor dem Krieg ukrainische Soldaten ausgebildet hat, habe auf einem Stützpunkt  in Deutschland  – Ramstein? – eine  aus 20 Ländern bestehende Planungszelle aufgebaut, um die militärische Unterstützung der Ukraine zu koordinieren. 

    Das Hauptkommando der US-Army in Deutschland befindet sich in Wiesbaden sowie im Stadtteil Mainz-Kastel. Außerdem existiert immer noch der Flughafen Erbenheim im Osten der Stadt. 

  21. @Carlos

    Der Vormarsch der Russen um Swerodonezk und Lyssytschansk geht sehr langsam voran, was offensichtlich auf eine gewisse Stärke der Ukrainer (militärisches Gerät, Masse an Soldaten (12.000) und Kampftaktik bzw. Stellungen) zurückzuführen ist. 

    Von russischer Seit ist die Erklärung für das eher gemächliche Tempo dasjenige, daß sie erst einmal alles kleinschießen, um ihre eigenen Verluste zu minimieren – nachdem sie am Anfang des Einmarsches ins offene Messer gerannt sind.

    Was die Masse an Soldaten betrifft, so muß man zwischen Quantität und Qualität unterscheiden. Die besser ausgebildeten und motivierten Soldaten werden auf ukrainischer Seite rar, und der Nachschub ist in mehrerer Hinsicht unverläßlich.
    Vor allem die Sache mit der angeblichen numerischen Überlegenheit der ukrainischen Truppen kommt mir komisch vor. Es wurden eben von beiden Seiten sehr viele Soldaten in diese Zwillingsstädte geworfen, weil von dort, was die russischen Berechnungen angeht, dann die Front weiter Richtung Süden aufgerollt werden sollte und die Ukraine sie sehr verbissen verteidigt hat.

    Bei allen weiteren Offensiven ist offen, wie viele eigene Soldaten die NATO-Staaten in die Ukraine schicken wollen, zwecks Ausbildung und Bedienung von Gerät.

    Ich vermute, daß es weitaus mehr ausländische Soldaten in russischer Gefangenschaft gibt als öffentlich gemacht wird. Dazu gibt es möglicherweise geheime Verhandlungen.
    Diejenigen, die vor Gericht gestellt und in den Sozialen Netzwerken herumgezeigt werden, sind jedenfalls kleine Fische, aber das kann nicht alles sein.

    Darin gibt sie offen zu, dass sie kein Interesse an einer Umsetzung des Minsk-Vertrages gehabt hatte.

    Das kann sie eben nur zugeben, weil sie im Ruhestand ist.
    Vorher wäre es eine ziemliche Schande gewesen, daß sie irgendwo hinfährt, um Verhandlungen zu führen und nachher sagt: Das war ja nur Show! Kein Wort ernstgemeint!

  22. In der Ukraine herrscht eine gewisse Bestürzung über den Rücktritt Johnsons, und es gibt Zweifel, ob sich die Unterstützung Großbritanniens für die ukrainische Führung in dem Maße fortsetzen wird wie bisher.
    Das liegt aber nicht nur an Johnsons Rücktritt, sondern vor allem daran, daß sich die das Vereinigte Königreich durch seine bisherigen Waffenlieferungen sozusagen militärisch entblößt hat und selbst einmal die leeren Lager wieder auffüllen muß.

    „Selenskij rief ihn an, um ihm »die Traurigkeit der gesamten ukrainischen Gesellschaft« mitzuteilen.
    Das UK ist international der zweitgrößte Waffenspender der Ukraine, wenngleich weit hinter den USA mit 23,8 Milliarden €. Die Regierung Johnsons hat sich bisher zu Militärhilfe in der Höhe von 3,8 Millarden € verpflichtet, laut Angaben des Kieler Instituts für Weltwirtschaft.“
    (Dabei ist nicht ganz klar, ob das auch alles bereits geliefert wurde.)

    „Die international höchste finanzielle Unterstützung der Ukraine kommt von der EU, aber in einer Gesellschaft mit einem so ausgeprägten Kriegswillen sind die Reden Johnsons, der sich ohne Umschweife auszudrücken liebt, auf große Gegenliebe gestoßen.
    »Wir zweifeln nicht daran, daß GB uns weiter unterstützen wird,« (hmmm) »aber seine Führungsqualitäten und seine Ausstrahlung haben ihn zu ganz etwas Besonderem gemacht,« meint Selenskij.“
    So lobt ein Schauspieler den anderen.

    „Oleksandar Schtscherba, ein ukrainischer Diplomat mit langer EU-Erfahrung schrieb in seinem Twitter-Account, daß er bezweifelt, ob Johnson genauso kriegslüstern gegen Rußland agiert hätte, wenn das UK noch EU-Mitglied gewesen wäre.
    Der Economist faßte den Abgang Johnsons gestern auf der Titelseite mit dem Wort »Clownfall« zusammen.“

    (El País, 9.7.)

  23. Rekrutiert wird inzwischen in der Ukraine: in Nachtklubs, auf Stränden, in Einkaufszentren und sogar vor Kirchen, wo Polizei und Rekrutierungsbehörden zusammen eine regelrechte Jagd auf Männer im Militäralter (18-60) veranstalten.

    Möglicherweise gibt es da einmal einen Aufstand.

    Die ukrainische Führung scheint sich sehr sicher zu sein, daß sich alle das gefallen lassen werden, was in einem gewissen Widerspruch zu den Methoden der Rekrutierung steht.
    Die beruhigenden Zahlen über die Million Streitkräfte, die offiziell gemeldet werden, sind offensichtlich zur Beruhigung der westlichen Partner da, damit keine Zweifel aufkommen, daß sich genug Leute für den geplanten Feldzug für die nächsten 10 Jahre gibt, und alle Waffen in ausreichend motivierte Hände kommen.

    Hier wird ein potemkinsches Dorf aufgebaut.

    „Es geht so weit, dass sogar das Außenministerium der Ukraine sich darum bemüht, die Armee mit neuen Soldaten zu versorgen.
    Ein Screenshot eines Schreibens, mit dem sich der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba an die italienischen Behörden mit der Bitte wandte, Listen aller ukrainischen männlichen Bürger im Alter von 18 bis 60 Jahren bereitzustellen, die keine Behinderung oder medizinische Befreiung vom Militärdienst haben, ist ins Internet gelangt.
    Gleichzeitig fordert Kuleba den Chef des italienischen Innenministeriums auf, solche Listen so schnell wie möglich zu erstellen.

    Der Brief wurde auf dem offiziellen Twitter-Account der ukrainischen Botschaft in Italien gepostet, dann aber leicht verschämt ohne Erklärung gelöscht.

    Gleichzeitig berichten in Italien arbeitende Bürger der Ukraine, die offiziell und mit einem Arbeitsvisum dort sind, dass bereits damit begonnen wurde, daß sie von den italienischen Sonderbehörden für die Arbeit mit Migranten genau zu den Themen befragt zu werden, die Kuleba erwähnt hat – über die Einstellung zum Militärdienst, über Krankheiten, die ihre Einberufung behindern würden, usw.“

    (KP, 9.7.)

    Melnik kanzelt den deutschen Kanzler ab, Morawiecki fordert Norwegen auf, Geld herauszurücken, und jetzt befiehlt der ukrainische Außenminister auch noch Italien, sich gefälligst zum Handlanger seiner Zwangsrekrutierungen zu machen.

    Man stelle sich nur vor, irgend ein Politiker täte sich so gegenüber der Türkei verhalten – die passende Antwort wäre sofort da. Aber die europäischen Mächte kriegen nicht mehr als ein leises Gegrummel zustande.
    Oder aber, sie kommen offenbar dergleichen Ansuchen sogar nach.
    Damit verraten sie im Grunde, daß sie weder zu Hause noch weltweit irgendetwas zu sagen haben.

  24. Die Ukraine behauptet, eine Million Soldaten zu haben. Das hat sich die Komsomolskaja Pravda angeschaut und meint dazu:

    „Derzeit nähert sich die Zahl der ukrainischen Truppen schnell den angekündigten 700.000 Menschen. Aber davon sind nur etwa 100-150.000 Personen, die vor Beginn der Spezialoperation in der Armee gedient haben. (Hier sollte klargestellt werden, dass die ukrainische Armee damals 250.000 Kämpfer zählte, aber seither 100-150.000 außer Gefecht sind. Davon sind 50-60.000 unwiederbringliche Verluste – getötet und schwer verwundet).

    Etwa eine halbe Million weitere Rekruten kratzte die Ukraine im Laufe von drei Mobilisierungen zusammen. Darüber hinaus wurde jede dieser Mobilisierungswellen von ihnen nur zu 50-60% abgeschlossen.
    Junge Männer im wehrfähigen Alter und ältere Männer entzogen sich der Mobilisierung zu Tausenden unter dem Deckmantel von Flüchtlingen. Jetzt drohen ihnen die Kiewer Behörden mit dem Strafgesetzbuch und fordern die Rückkehr.
    Damit der Rest nicht aus dem Land floh, erließ der Generalstab der Ukraine eine beeindruckende Anweisung, die Männern verbot, nicht nur ihr Land, sondern auch die Region zu verlassen (obwohl es ihnen nicht verboten war, das Haus zu verlassen!).
    Die Bevölkerung war ziemlich satt über diese neue »Leibeigenschaft« und sah in Selenskyj den Schuldigen für diese Maßnahme. Und er machte sofort das Militär für alles verantwortlich, richtete einen Verweis an den Oberbefehlshaber Saluschnij und forderte, »die dumme Anweisung neu zu gestalten«.
    Infolgedessen geht die neue Mobilisierung leicht quietschend voran: Auch behinderte, eingeschränkt dienstfähige und sogar aus den Gefängnissen entlassene Schwerverbrecher werden bereits unter Waffen gestellt.“

    (KP, 11.7.)

  25. Der Beschuß der Ortschaft Nowaja Kachowka im Gebiet Cherson erfolgt angeblich mit Hilfe von US-HIMARS-Raketen. Da diese besonders treffsicher sein sollen, ist also der Beschuß von Wohngebieten gewollt. Bisher gibt es 7 Tote und über 80 Verletzte.

    Angeblich ist das eine Rache für den Beschluß der Führung des Gebietes, sich Rußland anschließen zu wollen.  (Izvestija, 12.7.)

    Das wird indirekt auch in einem Artikel in El País bestätigt, demzufolge sich bei der ukrainischen Führung Ärger anhäuft über den schnellen Verlust dieses Gebietes und dafür Kollaborateure verantwortlich gemacht werden.

    Die Ukraine plant dort eine Offensive, wie die russische Seite anmerkt, mit zerstörerischer Absicht. Durch die schnelle Eroberung ist dort die Infrastruktur und vor allem auch die landwirtschaftliche Produktion intakt, das soll sich nach ukrainischen Plänen ändern.

  26. Gefallenenzahlen veröffentlicht die Ukraine nicht mehr, sie erklärt sie zum Staatsgeheimnis, mit Berufung auf den Kriegszustand, nach den Worten der Vizeverteidigungsministerin Anna Maliar.

    Eine neue Linie, nachdem im Juni Selenskij und Oberbefehlshaber Resnikov öffentlich von bis zu 100 Toten täglich gesprochen hatten.

    (KP, 14.7.)

    Jetzt ist wieder Geheimnistuerei angesagt, und die ukrainische Führung gibt mit einer angeblichen Millionenarmee an.

  27. Suitbert Cechura: Ein Aufruf der Prominenz – ein Denkanstoß, der keinen Anstoß erregen will

    Anmerkungen zum Aufruf „Krieg in der Ukraine: Waffenstillstand jetzt“ von Wissenschaftlern und Intellektuellen.

    Wenn eine ganze Reihe von Professoren und bekannten Persönlichkeiten sich herausgefordert fühlt, einen Appell an die Bundesregierung zu verfassen, könnte man meinen, dass sie mit einer Kritik an deren Politik hervortreten wollen. Nicht jedoch die Autoren und Autorinnen des neuen Appells. Sie bemühen sich vielmehr durchgehend darum, alle Rechtstitel, die die Regierung für ihren Wirtschaftskrieg gegen Russland und für die militärische wie finanzielle Unterstützung der ukrainischen Kriegspartei in die Welt gesetzt hat, zu reproduzieren und zu unterschreiben:

    „Die Ukraine hat sich unter anderem dank massiver Wirtschaftssanktionen und militärischer Unterstützungsleistungen aus Europa und der USA bislang gegen den brutalen Angriffskrieg verteidigen können… Der Westen muss sich Russlands Aggression in der Ukraine und weiteren revanchistischen Ansprüchen geeint entgegenstellen.“ (Der Aufruf in der Zeit, 29.6.22, daraus die weiteren Zitate)

    Was als Erstes auffällt: Die intellektuellen Autoren, denen das Schönschreiben und -reden eigener Motive aus ihrer Tagesarbeit sicher bekannt ist, wollen beim Handeln der deutschen Regierung keinen Unterschied mehr kennen zwischen der moralischen Rechtfertigung eines Krieges und den handfesten Gründen, deretwegen Staaten zur blutigen Tat schreiten. (Zu diesem Unterschied findet sich auch nähere Aufklärung im Gegenstandpunkt 2/22)

    Was wollen sie dann? Dazu hier einige kritische Anmerkungen.

    Wohlfeiler Rat an die Befugten

    In Sorge um „unsere“ Weltordnung

    Eine Strategie – die allen hilft

    Die Antwort an die Unbefugten

    Deutsche Medien berichteten über den Appell aus der deutschen Intelligenz als Beispiel eines hiesigen Problembewusstseins. An dieser Stelle sah man sich einmal der Neutralität verpflichtet und ließ – im Rahmen der sonst geltenden allgemeinen Parteinahme für Selenskijs Regime – die Gegenseite zu Wort kommen. Was natürlich keine Zustimmung bedeutete. Gott bewahre!

    Der Stern überließ z.B. einem Professor der Bundeswehrhochschule München die kategorische Zurückweisung: „Eine Forderung nach einem Waffenstillstand ist wohlfeil.“ (Prof. Carlo Masala). Überzeugt hat den Experten der Appell nicht. Der Mann musste gar nicht groß dagegen wettern; er ist sich einfach sicher, dass die wohlmeinenden Absichten des Westens so nicht zu erreichen sind. Solche Dinge überlässt man besser den befugten Politikern.
    Die Tagesschau vom 30. Juni brauchte sich da auch nicht groß anzustrengen. Sie berichtete von dem Appell und verwies gleich darauf, dass es auch Prominente gibt, die mehr Waffen fordern. So geht halt unser Geistesleben!

    Bei einer so verantwortungsvollen Berichterstattung konnte die Politik ganz auf eine Stellungnahme verzichten und die noch so brav vorgetragenen Ratschläge schlicht ignorieren. Unbefugte haben eben nichts zu sagen. Meinen dürfen sie natürlich – das ist ja das Schöne in unserem Land!

    https://overton-magazin.de/krass-konkret/ein-aufruf-der-prominenz-ein-denkanstoss-der-keinen-anstoss-erregen-will/

  28. Angeblich werden jetzt vermehrt Dorfbewohner in die ukrainische Armee eingezogen, weil viele Stadtbewohner sich „freikaufen“, also irgendwem ein Bakschisch reiben, um der Armee zu entkommen.

    Es ist vermutlich auch einfacher, in einem Dorf eine Razzia zu machen, das Dorf wird umstellt, alle kriegen ihren Einberufungsbefehl oder werden gleich mitgenommen –, im städtischen Bereich geht das schwerer.

    Die Not muß schon sehr groß sein und das Ganze kann sehr nach hinten losgehen, also zu Aufruhr im Hinterland führen.

  29. Die Zwangsrekrutierungen finden in den noch ukrainischen Donbass-Gebieten angeblich auf der Straße und an Straßensperren statt.
    Laut der gleichen Quelle gibt es unter den ukrainischen Einheiten an der Front inzwischen manchmal Kämpfe zwischen Mitgliedern der Nationalgarde und der regulären Armee.

  30. „Die Ukraine hat sich unter anderem dank massiver Wirtschaftssanktionen und militärischer Unterstützungsleistungen aus Europa und der USA bislang gegen den brutalen Angriffskrieg verteidigen können…"

    Das würde mich jetzt wirklich interessieren, wie die Wirtschaftssanktionen bisher der Ukraine geholfen haben sich zu verteidigen.

    "„Je länger die Maßnahmen fortdauern, desto unklarer wird allerdings, welches Kriegsziel mit ihnen verbunden ist.“ Weil sie das Kriegsziel der Nato nicht teilen, behaupten sie glatt, die im mächtigsten Kriegsbündnis der Welt versammelten Staaten hätten keins…"

    Das verstehe ich anders. Nicht dass es kein Kriegsziel gäbe, wird angenommen, sondern sie beklagen den Misserfolg der Sanktionen. Die Logik ist: Wenn die Maßnahmen nicht wirken, dann liegt das vielleicht daran, dass sie einem ganz anderen Ziel dienen, als offiziell verlautbart, das aber niemand kennt oder dessen sich niemand bewusst ist.

    "Das EU-Land Litauen will (mit Rückendeckung der Nato bzw. USA und sicher nicht ohne Absprache mit der EU, auch wenn diese dann etwas zurückrudert) den Bahnverkehr zur Exklave Kaliningrad einschränken, was den Konflikt eskaliert."

    Das "will" Litauen nicht tun, sondern das hat es getan.  Und die EU hat Litauen dazu gebracht, den Warenverkehr wieder zuzulassen, weil sie Angst hatte, dass Russland den Gashahn zudreht. Die Eu ist nicht "etwas zurückgerudert", sondern es gab einen handfesten Streit darüber, dass Litauen die Blockade von Kaliningrad aufhebt.

    "Die internationale Gemeinschaft muss vielmehr alles dafür tun, Bedingungen zu schaffen, unter denen Verhandlungen überhaupt möglich sind. Dazu gehört die Bekundung, dass die westlichen Akteure kein Interesse an einer Fortführung des Krieges haben und ihre Strategien entsprechend anpassen werden."

    Die westlichen Akteure haben sehr wohl ein Interesse an einer Fortführung des Krieges. Außerdem wurden die laufenden Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland von den USA torpediert.

    "Bislang ist kein konzertierter Vorstoß der internationalen Gemeinschaft, insbesondere der großen westlichen Akteure, erfolgt, um Verhandlungen auf den Weg zu bringen."

    Genau und zwar weil der Westen das nicht will.

    "Solange dies nicht der Fall ist, kann nicht davon ausgegangen werden, dass eine Verständigung unmöglich ist und insbesondere Putin nicht verhandeln will."

    Das ist ja echt schon peinlich. 1. Putin hat ständig angeboten mit den Amis zu verhandeln. 2. Will der Westen nicht verhandeln.

    "Dass Kriegsparteien Maximalforderungen stellen oder Friedensgespräche ausdrücklich ablehnen, ist kein ungewöhnlicher Ausgangspunkt in festgefahrenen Konflikten."

    Also wissen sie sehr wohl, dass der Westen keine Verhandlungen will. Das wollen intellektuellen Ratgeber jedoch ignorieren, und rufen zu einer "diplomatischen Großoffensive" auf. Schon die Wortwahl Großoffensive ist ein peinliche Anbiederung. Na klar, wahrscheinlich haben die Kriegsherren einfach nicht daran gedacht, dass man auch mit einer "diplomatischen Großoffensive" einen Krieg entscheiden kann.

  31. Sind die Zitate aus dem o.g. Cechura-Aufsatz, oder aus dessen Zitiierungen bzw. Ursprungszitaten, , oder aus einem der diversen Aufrufe, die ansonsten öffentlich verbreitet werden? Oder woher sonst?

    —-

    Die Nachdenk-Seiten kommentieren die taz:

    “iIn einem Kommentar in der Tageszeitung „taz“ wird gefordert, dass „die Nato mit eigenen Bodentruppen“ die „Armee Putins zurückschlagen muss“. Die „taz“ hebt mit der Veröffentlichung dieses Beitrags die aktuelle Meinungsmache zum Ukrainekrieg auf eine radikale Stufe. Ein Kommentar von Tobias Riegel.”

    https://www.nachdenkseiten.de/?p=86057

    Solch offen kriegerischen Töne hört man inzwischen öfters auch von solchen Seiten, die früher als eher irgendwie ‘alternativ’ galten

    https://www.heise.de/tp/features/96-Osteuropa-Experten-fordern-Liefert-schwere-Waffen-in-die-Ukraine-7184506.html

  32. „Je länger die Maßnahmen fortdauern, desto unklarer wird allerdings, welches Kriegsziel mit ihnen verbunden ist.“

    Ich habe eine dritte Interpretation: Das Kriegsziel ist doch, Rußland fertigzumachen. Und es zeichnet sich ab, daß das nicht gelingt. Deswegen kommt die Frage auf.

    Und die EU hat Litauen dazu gebracht, den Warenverkehr wieder zuzulassen, weil sie Angst hatte, dass Russland den Gashahn zudreht.

    Soweit ich weiß, ist nur der auf der Schiene wieder zugelassen, der auf der Straße noch nicht.
    Der auf der Schiene war auch letztlich im Interesse Litauens, weil die litauischen Staatsbahnen daran verdienen.
    M.E. war nicht das Gas ausschlaggebend, sondern die Besorgnis, was da noch alles auf die EU zukommen könnte. Rußland drohte ja auch, den Suwalki-Korridor zu schließen, Litauen und dem ganzen Baltikum den Strom abzudrehen usw.

    NATO – eigene Bodentruppen – hmmm.
    Bisher war die Idee ja, die Ukrainer dafür zu verheizen.
    Aber manche Leute wollen offenbar unbedingt den 3. Weltkrieg …

  33. Ukraine will das „Testgelände“ für neue NATO-Waffen werden

    Verteidigungsminister der Ukraine bietet die Ukraine als „Testgelände“ für NATO-Waffen an

    Oleksii Reznikov sagte, dass die Ukraine „die Waffenhersteller einlädt, die neuen Produkte hier zu testen“.

    Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksii Reznikov hat am Dienstag in einem Online-Gespräch mit dem Direktor des Eurasia Center des Atlantic Council die Ukraine offen als Testgebiet für NATO-Waffen gegen Russland angeboten.

    Reznikov sagte, dass die Ukraine „im Wesentlichen ein Testgelände“ für die modernen Waffen sei, die die USA und ihre Verbündeten in das Land liefern. „Viele Waffen werden jetzt unter den realen Bedingungen des Kampfes gegen die russische Armee getestet, die selbst über zahlreiche moderne Systeme verfügt“, sagte er.

    Der ukrainische Militärchef machte dieses Angebot in einem erneuten Werben um mehr westliche Waffen. „Wir sind daran interessiert, moderne Systeme im Kampf gegen den Feind zu testen, und wir laden die Waffenhersteller ein, die neuen Produkte hier zu testen“, sagte er.

    Ein Waffensystem, das zum ersten Mal auf dem Schlachtfeld in der Ukraine zum Einsatz kommt, ist das polnische Artilleriesystem Krab, das von Warschau geliefert wurde. „Ich denke, für unsere Partner in Polen, in den Vereinigten Staaten, Frankreich oder Deutschland ist es eine gute Gelegenheit, die Ausrüstung zu testen. Also, gebt uns die Werkzeuge. Wir werden die Arbeit beenden und Sie werden alle neuen Informationen haben“, sagte Reznikov.

    Die Reaktion des Westens auf den Krieg in der Ukraine war ein Segen für die US-amerikanischen Waffenhersteller, die mit der Lieferung von Waffen in das Kriegsgebiet, der Aufstockung der NATO-Lagerbestände und dem Verkauf von Waffen an europäische Länder, die beschlossen haben, ihre Militärausgaben zu erhöhen, Geld verdienen.

    Kiew hat um modernere Waffen gebeten, als es bisher geliefert hat, darunter F-15- und F-16-Kampfjets. Die ukrainischen Piloten müssten für das Fliegen der US-Flugzeuge ausgebildet werden, und die Version des Repräsentantenhauses zum National Defense Authorization Act sieht 100 Millionen Dollar für diese Ausbildung vor, obwohl das umfangreiche Ausgabengesetz noch nicht fertiggestellt ist.

    https://uncutnews.ch/ukraine-will-das-testgelaende-fuer-neue-nato-waffen-werden/

    Es ist zwar kein Geheimnis, daß die Ukraine – wie zuvor Afghanistan und Syrien – als Testgelände für das Zeug verwendet wird, aber es ist doch ungewöhnlich, daß jemand das so offen ausspricht.

  34. MINEN, INZWISCHEN WIEDER SEHR GEFRAGT IN DER KRIEGSFÜHRUNG

    „Der Minenspezialist bemerkt, dass die „Ernte“ von Minen in dieser Saison beispiellos ist. Sowohl alte sowjetische, als auch neue amerikanische und deutsche. Letztere sind die gefährlichsten, sie reagieren ohne Berührung und auf Metall. Die Abdeckung fliegt ab und der kumulative Strahl brennt durch den Boden des Fahrzeugs und tötet die Besatzung. Bei der ukrainischen Armee ist in Mode, Gebiete aus der Ferne zu verminen – mit speziellen Raketen, die Hunderte und Aberhunderte kleiner Minen im ganzen Bezirk verstreuen, im einfachen Volk „Blütenblätter“ genannt. Sie sind nicht unbedingt tödlich, können aber immer eine Ferse oder ein Autorad abreißen.“

    (KP, 22.7.)

    Im Lichte dessen ganz interessant:

    „Wer produziert Minen und Streumunition?

    Über 600 verschiedene Minentypen sollen weltweit existieren. Wie die bekanntesten Typen von Landminen funktionieren, wie sie aussehen und was sie anrichten können, zeigt unser kleines Minen-Glossar (Minen-Glossar >>>). Lesen Sie hier, wo heute noch Landminen weltweit liegen.

    Nachweislich wurden vor der Inkrafttreten der Ottawa Konvention, dem Verbot von Antipersonenminen, in 54 Ländern, darunter Deutschland, Antipersonenminen produziert. Laut Landmine Monitor 2010 reduzierte sich diese Zahl auf 12. Antipersonenminen wurden zum Beispiel noch von Burma/Myanmar, Pakistan, Russland, die USA und China produziert.

    Die Zahl der Produzenten erhöht sich signifikant, wenn man die Länder einbezieht, die Antifahrzeugminen und andere high-tech Minen entwickeln und produzieren. Weiterhin werden weltweit einschließlich Deutschland neue Minen entwickelt, produziert und exportiert. Minen, die nach Herstellerangaben gegen Fahrzeuge gerichtet sind, oder auch sog. "intelligente" Minen. Die finanzielle Unterstützung von Minenräumprojekten oder der Opferhilfe hingegen steht weit hinter den staatlichen Aufwendungen für die Beschaffung moderner Minentechnologie zurück.

    Ähnlich wie bei Landminen zeigen sich auch die Produzenten von Streumunition erfinderisch. In über 30 Ländern wurden bislang weit über 200 verschiedene Typen von Streumunition produziert Zu den größten Produzenten gehören die USA, Russland und China, bis 2008 aber auch Deutschland. Firmen wie Rheinmetall, EADS oder auch Diehl bzw. deren Tochterfirmen, waren an der Herstellung, Entwicklung und dem Export von Streumunition und Verlegesystemen beteiligt. Der Handel mit Streumunition bleibt wie auch bei anderen Waffen oft im Verborgenen.

    https://www.landmine.de/infos-ueber-minen-und-streumunition/wer-produziert-minen-und-streumunition/

  35. In Slawiansk plündern angeblich ukrainische Soldaten in russischen Uniformen und mit St- Georgs-Binde Häuser und malträtieren ihre Bewohner. Das ganze wird auf Video aufgenommen und ist möglicherweise für westliche Konsumenten bestimmt.

    Man fragt sich, was dahinter steht?
    Hat die ukrainische Führung Slawiansk bereits aufgegeben? Und die Aufnahmen sind für den Tag danach?

  36. "Sind die Zitate aus dem o.g. Cechura-Aufsatz, oder aus dessen Zitiierungen bzw. Ursprungszitaten,"

    Aus dem Ursprungstext. der nicht so besonders lang ist  und ergoogelt werden kann. Danke für den Link auf die Nachdenkseiten. Ich bin entsetzt. Sind die noch ganz dicht bei der TAZ.

    Der Krieg in der Ukraine ist für ihn nur der Auftakt zu seinem weltweit angelegten Systemkrieg.“

    Die TAZ unterstellt Putin die Absichten des Westens. Ein Systemkrieg ist das ganz und gar nicht. Die amerikanische Weltordnung definiert Russland als Machtkonkurrenz und macht es zum Feind. Ein "System"  ist das so ganz allgemein auch, aber halt kein Gesellschaftssystem.

    Ich habe eine dritte Interpretation: Das Kriegsziel ist doch, Russland fertigzumachen. Und es zeichnet sich ab, daß das nicht gelingt.

    Eigentlich dachte ich genau das gesagt zu haben.

    Soweit ich weiß, ist nur der auf der Schiene wieder zugelassen, der auf der Straße noch nicht.

    Über die Straße steht nie was in den Artikeln. Ich habe jedenfalls nichts gefunden.

     Rußland drohte ja auch, den Suwalki-Korridor zu schließen.

    Das wäre aber ein Angriff auf Natogebiet – also der 3. WK. Außerdem wäre das eher ein Grund für Litauen nachzugeben. Interveniert hat aber die EU. Das mit dem Stromnetz stimmt. Es hätte einfach zu schwerwiegende Konsequenzen gehabt, wenn die EU weiter eskaliert hätte.

    "Es ist zwar kein Geheimnis, daß die Ukraine – wie zuvor Afghanistan und Syrien – als Testgelände für das Zeug verwendet wird, aber es ist doch ungewöhnlich, daß jemand das so offen ausspricht."

    Vor allem ist es ungewöhnlich, dass die Nation nicht nur damit einverstanden ist, sondern auch das eigene Territorium, dessen Verletzung normalerweise als Sakrileg gilt, als Testgeländes anbietet. Es ist Ausdruck eines verzweifelten, nationalistischen Fanatismus: Wenn sowieso nichts brauchbares mehr übrig bleibt von der Ukraine, dann macht es nichts, wenn es Testgelände wird und im besten Fall dabei hilft den Feind zurückzuschlagen, im schlechten Fall überlässt man dem Feind ein verwüstetes Land.

  37. Der Krieg in der Ukraine ist für ihn nur der Auftakt zu seinem weltweit angelegten Systemkrieg.

    Wenn man den Satz richtig interpretiert, stimmt er sogar.
    Die russische Seite, also nicht nur Putin allein, meint schon, daß es hier um einen Krieg der Systeme geht: multipolare gegen unipolare Welt. Er richtet sich gegen den Weltherrschaftsanspruch der USA-EU, kurz „der Westen“ genannt.

    Es ist Ausdruck eines verzweifelten, nationalistischen Fanatismus

    Das stimmt, ist aber im Grunde die Staatsräson aller ukrainischen Regierungen seit dem Maidan: Sie sehen die Bestimmung des von ihnen beherrschten Landes darin, Aufmarschgebiet gegen Rußland zu sein und ihre Bevökerung und ihr Gelände dafür zur Verfügung zu stellen.

    Jetzt, wo die Ukraine tatsächlich dafür in Anspruch genommen wird, klammern sie sich natürlich weiterhin an diese Vorstellung, ihre Weltgegend für den Westen nützlich zu machen. Das ist ja die einzige Grundlage ihres Bestehens als Machthaber.

  38. Im El País ist ein recht interessanter Artikel über die noch in ukrainischer Hand befindlichen Gebiete von Donezk, eine Reportage: „Die letzten ukrainischen Bastionen im Donbass warten auf den Angreifer“

    Darin wird offen zugegeben, daß mindestens die Hälfte der noch verbliebenen 350.000 Bewohner die Russen mit offenen Armen erwarten. Dergleichen wird in einem prowestlichen Blatt selten erwähnt.

    Es wird auch erwähnt, daß Wohnhäuser deshalb bombardiert werden, weil sich die ukrainischen Soldaten dort aufhalten und vor allem dort übernachten, weil die Kasernen oder andere Aufenthaltsorte ihnen vom Standpunkt der Bombardements zu unsicher erscheinen.

    Weiters wird erwähnt, daß die ukrainische Seite die Verluste der russischen Armee mit 39.000 Toten angibt, während die US-Geheimdienste von weniger als der Hälfte dessen ausgehen.
    Die US-Geheimdienste wissen also, daß ihre Verbündeten nicht nur lügen, sondern auch in dem Sinne, daß sie ihre eigenen vermeintlichen Erfolge aufblasen.
    Die 39.000 toten Russen sind also nur für den medialen Konsum bestimmt.

    Ein Bewohner von Slawiansk, den er interviewen möchte, weigert sich mit den Worten: „Die internationalen Medien haben 2014 nicht die Wahrheit erzählt und jetzt macht ihr es auch nicht. Ihr schreibt nur das, was den USA gefällt.“

    Viele ältere Menschen hoffen, daß die seit der Unabhängigkeit stillgelegten Fabriken wieder in Betrieb genommen werden und alles so wird wie in sowjetischen Zeiten.

    Der Autor läßt auch durchblicken, daß der Präsenz- (und vermutlich der ganze) Unterricht bei Kriegsausbruch ausgesetzt worden ist, und die Schulen für die Stationierung von Soldaten und Waffen dienen.

  39. "Wenn man den Satz richtig interpretiert, stimmt er sogar."

    Ja eben. "System" ist so allgemein, dass jeder reininterpretieren kann, was er will. Putin meint, es ginge um eine multipolare Welt. Einen Aufstand gegen die Arroganz des Westens und seine alleinige Deutungshoheit auf der Welt. Da sind wird beim nächsten ideologischen Schlagwort. "multipolar". Das heißt ja bloß, wir Russen wollen auch was zu sagen haben. Es ist eine imperialistische Auseinandersetzung, die verfabelt wird in den Gegensatz höherer Prinzipien. Die TAZ meint es wäre ein Systemkampf von Diktatoren und Autokraten gegen Demokraten.

    "Das ist ja die einzige Grundlage ihres Bestehens als Machthaber."

    Die selbstmöderische Konsquenz mit der sie ihren Willen von Westen benutzt zu werden durchziehen, ist dann doch immer wieder erstaunlich, obwohl man von Nationalisten einige Verrücktheiten gewohnt ist.

  40. „In der Ukraine tritt ein Gesetz in Kraft, wonach jedem, der die russische Spezialoperation unterstützt oder zumindest damit einverstanden ist, jegliches Eigentum entzogen wird. Und die Formulierung »so oder so« im Gesetzestext entbindet endgültig die Hände der Bestrafungs-Maschinerie.

    Gleichzeitig verbergen die ukrainischen Behörden ihre Ziele nicht. Für sie geht es vor allem darum, die Staatskasse auf Kosten derjenigen aufzufüllen, die eine abweichende Meinung haben: Das Gesetz »ermöglicht es Ihnen, den ukrainischen Haushalt auf Kosten der Feinde schnell und effektiv aufzufüllen«, heißt es auf der Website des Präsidenten der Ukraine.“

    (KP, 24.7.)

    Da wird ja scharf geschossen gegen die 5. Kolonne des Feindes.
    Es scheint allerdings immer mehr Widerstand gegen den Krieg und die Einberufung zu geben, ansonsten wäre so ein Gesetz nicht notwendig.

  41. Die Ukraine hat ja schon seit einiger Zeit HIMARS-Einheiten und andere Raketenwerfer. Und vor einigen Tagen hab es auch die Erfolgsmeldung, daß russische Depots damit ausgeschaltet werden konnten. Seitdem habe ich aber keine weiteren Erfolgsmeldungen mehr gehört. Was mich besonders verwundert, wo doch gerade eine "Offensive" gegen das Gebiet Cherson anläuft. Zwar soll die Antinowskij-Autobrücke in Cherson angegriffen/unbrauchbar geschossen worden sein, aber sonst? Die Eisenbahnbrücke etwas weiter flußaufwärts wurde nirgendwo erwähnt. Nur eine Brücke über den Inhulez, die Darjiwskyj-Brücke soll getroffen worden sein, aber die scheint mir lange nicht so wichtig wie die Brücken in Cherson über den Dnjepr zu sein. 

  42. Die andere in Nowa Kachowka ist ja auch schon beschossen worden, vor mehr als einer Woche, aber steht noch.

    Ich vermute, daß es bei dieser geplanten Großoffensive einige Ungereimtheiten gibt, die vor allem mit dem Zustand der ukrainischen Armee und den Zwangsrekrutierungen zusammenhängen.
    Die kampfbereiten Einheiten sitzen im Donbass, der Rest ist für eine Großoffensive unbrauchbar.

  43. Die russische Seite behauptet, eine ukrainische Geheimdinestoperation aufgedeckt zu haben, derzufolge der SBU versuchte, russische Piloten mit Geldversprechungen dazu zu bewegen, sich samt Flugzeugen auf die andere Seite abzusetzen.

    Das ganze war offenbar so dilettantisch aufgezogen – auch der Chefredakteur von (der Pseudo-Aufklärungs-, in Wirklichkeit Fake-News Verbreiter-Website) Bellingcat, Christo Grozev, soll beteiligt gewesen zu sein –, daß es nicht sehr schwierig gewesen sein kann, die Sache aufzudecken.

  44. Das Bombardement des Gefängnisses in Elenovka wird inzwischen von der ukrainischen Seite den Russen zugeschrieben.
    Die Propaganda-Abteilung der Ukraine und ihre westlichen Freunde versuchen also der Weltöffentlichkeit weiszumachen, Rußland würde selbst die von seinen Truppen besetzten Gebiete bombardieren. Als Grund wird angegeben (Dmitrij Kuleba): „So versucht Rußland zu verbergen, was für Zustände dort herrschen“.
    Vor wem nur? fragt man sich.

    Die westlichen Medien geben diese Fake-News wieder mit dem Zusatz: „Angeblich …“ und „Bestätigung von unabhängiger Seite gibt es nicht“.

    Das ist in Zukunft die Formel für Kriegsverbrechen von ukrainischer Seite, die man nicht offen zugeben will.
    Man vergesse nicht die 10 Gebote der Kriegspropaganda

  45. Ein Reporter berichtet von der ukrainischen Front in Cherson, daß die Militärs des dortigen Abschnitts zuwenig Munition haben, zu wenig Waffen und zuwenig ausgebildete Soldaten.

    Von der angekündigten Großoffensive an dieser Front kann also keine Rede sein.

    Es sei nur den von den USA gelieferten HIMARS-Raketen zu verdanken daß diese Nachschubbasen zerstören und die Russen daher an dieser Front nicht vorrücken.

    (El País, 1.8.)

  46. Die ukrainischen Streitkräfte beschießen derzeit Donezk mit Streumunition (vorher wurde diese schon bei Isjum kurz einmal verwendet).

    Mit Raketenwerfern der Marke „Uragan“ (Orkan) beschießen sie Donezk und die angrenzende Stadt Makejewka mit PFM-1-Minen. Diese Minen, die auf russisch „Blütenblätter“ genannt werden, haben eindeutig das Ziel, die Zivilbevölkerung zu schädigen, und sind besonders gefährlich für Kinder.
    Sie sind meist nicht tödlich, reißen aber dem, der draufsteigt, leicht den Fuß ab.
    Im Gras sind sie sehr schwer wahrnehmbar.

    „Zuvor hatte die Ukraine die Ottawa-Konvention ratifiziert, die den Einsatz und die Herstellung von Antipersonenminen verbietet. Damit verstoße Kiew gegen seine internationalen Verpflichtungen, sagte der frühere stellvertretende UN-Generalsekretär Sergei Ordzhonikidze.“

    (Izvestija, 1.8.)

  47. Testgelände Ukraine:

    Vermutlich zu intensive Nutzung
    Kiew meldet Probleme mit deutschen Haubitzen

    Ende Juni erhält die Ukraine die ersten Panzerhaubitzen aus Deutschland. Wenig später folgt der Einsatz an der Front, bei dem anscheinend Probleme auftreten. Die Bundeswehr geht davon aus, dass die ukrainischen Truppen zu intensiv auf den russischen Feind feuern.

    Nur einen Monat nach der Lieferung deutscher Panzerhaubitzen an die Ukraine weisen die Artilleriegeschütze nach einem Pressebericht bereits deutliche Verschleißerscheinungen auf. Mitte der Woche habe die Regierung in Kiew das Verteidigungsministerium in Berlin informiert, dass einige der sieben Ende Juni gelieferten Panzerhaubitzen 2000 nach intensivem Beschuss russischer Stellungen Fehlermeldungen angezeigt hätten, berichtet der "Spiegel". Mehrere Haubitzen seien deswegen reparaturbedürftig.

    Die Bundeswehr gehe davon aus, dass die Probleme mit der hohen Feuergeschwindigkeit zusammenhängen, mit der die ukrainischen Streitkräfte die Geschütze einsetzen, heißt es in dem Bericht. Der Lademechanismus der Haubitze werde dadurch enorm belastet. In Deutschland würden schon 100 Schuss pro Tag als hochintensiver Einsatz gelten, die Ukrainer hätten aber offenbar weitaus mehr Granaten abgeschossen. (…)

    https://www.n-tv.de/politik/Kiew-meldet-Probleme-mit-deutschen-Haubitzen-article23495360.html

    Zu intensive Nutzung von Waffen! 😀 🙂 😀 !!

    Erfinden kann man das nicht.

  48. Betreffend das hier so genannte “Testgelände Ukraine”

    Ein neues Gesetz verschlechtert die Rechte von Arbeitnehmern in der Ukraine. Das sorgt für Kritik von Linken und Gewerkschaften.

    https://taz.de/Arbeitgebergesetz-in-der-Ukraine/!5869523/

    ——

    Welche Freiheit wird in der Ukraine verteidigt? – Jenseits der Kriegslogik II

    Dieser zweite Teil nähert sich dem Schauplatz des Krieges und geht den Fragen nach: Was verteidigen, was beschützen die UkrainerInnen? Was haben die UkrainerInnen mit ihren Kriegsherren gemein?

    https://overton-magazin.de/kolumnen/kohlhaas-unchained/welche-freiheit-wird-in-der-ukraine-verteidigt-jenseits-der-kriegslogik-ii/

    —-

    Akzeptiertes Elend
    Ideologen der »Wohlstandsgesellschaft« kritisieren den Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbands für die BRD
    Von Suitbert Cechura
    https://www.jungewelt.de/artikel/431801.soziale-ungleichheit-akzeptiertes-elend.html

    An der Heimatfront – die Reihen fest geschlossen!
    Wachsende Armut in Deutschland wird angesagt, geleugnet und gleichzeitig als epochale Herausforderung ins Bedrohungsszenario vom bösen Putin eingebaut.
    Johannes Schillo
    https://overton-magazin.de/krass-konkret/an-der-heimatfront-die-reihen-fest-geschlossen/

    —-

    Bernd Müller: In der BRD: Schuften von der Schule bis zur Bahre – Wirtschaft fordert “Rente mit 70”

    https://www.heise.de/tp/features/Schuften-von-der-Schule-bis-zur-Bahre-Wirtschaft-fordert-Rente-mit-70-7201765.html

  49. @Neoprene

    Weil es dir vor Kurzem so ein Anliegen war: Russland meldet, 2 Pontonbrücken über den Dnjepr gebaut zu haben.

  50. Ja, und sie verlegen auch noch mehr Ponton-Brücken in den Süden. Ich habe auch versucht raus zu kriegen, was die Transportkapazität einer Ponton-Brücke im Vergleich zu einer festen Brücke ist, bin aber noch nicht fündig geworden. Jedenfalls reichen die allemal aus, um auch Panzer und Geschütze ans andere Ufer zu bringen, dafür sind sie ja gebaut. Andererseits könnten auch diese mobilen Brücken von den ukrainischen Streitkräften unter Beschuß genommen werden.
    Um die Autobrücke reparieren und wieder benutzen zu können (die Raketen haben ja nicht sehr viel Schaden angerichtet, nur Löcher in die Decke gesprengt) haben die Russen jetzt Phantom-Blendkörper parallel zur Brücke im Fluß verlegt, um die Zielsteuerung der ukrainischen Raketen zu stören, während die Brücke wieder instand gesetzt wird.

  51. An der Donbass-Front kann man sich wieder auf eine lange Belagerung gefaßt machen: Soledar war das größte Salzbergwerk der SU, dort sind ungefähr 300 km unterirdische Schächte, in denen sich die ukrainischen Truppen eingenistet haben.

    Dort sind noch dazu noch aus sowjetischen Zeiten Waffenlager vorhanden, wo verschiedene Waffen nach Abrüstungsverhandlungen und zur Entschärfung von Konfliktherden hingebracht worden sind.

    (KP, 9.8.)
    ——-

    Das AKW in Saporoschje ist angeblich von den russischen Truppen vermint worden, um vor Rückeroberungsversuchen durch die ukrainische Armee, hmmm, zu entmutigen.

    Überhaupt, dieses AKW – von den Russen vermint, von der ukrainischen Seite mehrfach bombardiert … Rund 10.000 Angestellte des alten Personals arbeiten nach wie vor dort, dazu sind von Rußland auch noch einige AKW-Experten hinzugekommen.
    Jetzt soll die IAEA nachschauen, ob dort alles in Ordnung ist. Die Mitarbeiter dieser Agentur reißen sich natürlich auch nicht darum, angesichts von Minen und Bombardements. Womöglich geht das Ding in die Luft, während sie es inspizieren.
    Die Ukraine hat auch keine besondere Freude, wenn sie das AKW besichtigen würden, weil das käme einer Akzeptanz der russischen Besatzung gleich.

    Man muß dieses AKW auch im Lichte der gescheiterten Start-Abkommen sehen: Rußland läßt niemand Fremden mehr in seine AKWs hinein, würde das aber in Zaporoschje angeblich gestatten. Die russische Seite meint auch, daß die Ukraine in diesen AKWs Dinge zu verbergen hätte, weil das Land sich nach der Abgabe seiner Nuklearwaffen im Geheimen mit Atomwaffenforschung befaßt hätte.

    (El País, 9.8.)

  52. Kritik von Amnesty International und Leaks aus dem Verteidigungsamt
    Ist Selenskij bald weg vom Fenster?

    Wladimir Selenskij galt einst als der grosse Hoffnungsträger der ukrainischen Politik, der das vom Bürgerkrieg zerrissene Land nach der desaströsen Amtszeit von Petro Poroschenko wieder befrieden und endlich vereinen sollte.

    Jedoch verschlimmerte der Ex-Comedian die Situation stattdessen und führte die Ukraine obendrein noch in einen Krieg mit Russland. Nach den unendlichen Lobgesängen in den westlichen Medien auf ihn gibt es inzwischen Anzeichen, dass der Westen Vorbereitungen trifft, um Selenskij fallen zu lassen.

    Als Wladimir Selenskij an dem Silvesterabend 2018 verkündete, er wolle bei der kommenden Präsidentenwahl der Ukraine kandidieren, galt er für viele seiner Landsleute längst als einer der grössten Hoffnungsträger der ukrainischen Politik. Vor allem nach der Amtszeit von Petro Poroschenko, der die Ukraine in einen blutigen Bürgerkrieg gestürzt und die Volkswirtschaft zugrunde gerichtet hat, konnte Selenskij ja alles offenbar nur noch besser machen.

    Das war im Grunde auch das Wahlkampfprogramm des damals 41 Jährigen: Die Beendigung des Blutvergiessens im Donbass, die Sicherung der Rechte der russischen Bevölkerung der Ukraine sowie die Verbesserung der wirtschaftlichen Situation im Land.

    Allerdings konnte der ehemalige Comedian, der 2019 mit 77 Prozent der Stimmen zum Staatschef gewählt wurde, keines seiner Wahlversprechen umsetzen. Im Gegenteil. Er hat die Krise im Land sogar verschlimmert und führte die Ukraine wegen seines eigenen Unvermögens – der selbstverschuldeten Nicht-Umsetzung des Minsker Friedensabkommens zur Regelung des Konfliktes im Donbass – letzten Endes in einen Krieg mit der benachbarten Atommacht.

    Die Kampfhandlungen zwischen den beiden "Bruderstaaten" dauern bereits mehr als fünf Monate an und entwickeln sich definitiv nicht zu Gunsten der Ukraine. Sie soll bereits zig Tausende Soldaten und etwa 25 Prozent ihres Territoriums verloren haben. Auch dies hat Selenskij mitverschuldet, weil er sich zum Beispiel geweigert hatte, mit Russland zu verhandeln und stattdessen auf den Sieg über Moskaus Streitkräfte gesetzt hat.

    Ein Sieg Kiews war aber von Anfang an und ist es auch jetzt, ungeachtet der umfangreichen militärischen Unterstützung des Westens, aufgrund der klaren Überlegenheit der russischen Armee praktisch unmöglich. Daran konnte auch das vom US-Kongress bereitgestellte Hilfspaket in Höhe von 40 Milliarden Dollar nichts ändern.

    Kritik von Amnesty International und Leaks aus dem Verteidigungsamt

    Selenskij indes scheint sich des Ernstes seiner Lage bewusst zu sein, was ein kürzliches Interview zeigt. Darin beteuert er, alles menschenmögliche getan zu haben, um den Krieg zu verhindern und gibt die Schuld für das Blutvergiessen einzig und allein dem Kreml. Sein Versuch, die Verantwortung für das Desaster von sich wegzuschieben, ist verständlich, da sich in letzter Zeit die Anzeichen häufen, dass der Präsident im ’kollektiven Westen’ bald in Ungnade fallen könnte.

    Dafür spricht etwa die Tatsache, dass quasi die westlichen Staaten, allen voran die USA, zum ersten Mal seit Kriegsbeginn die Ukraine für ihr Vorgehen öffentlich gerügt haben. Laut Angaben der ’Jungen Welt’ hat die Menschenrechtsorganisation Amnesty International der ukrainischen Armee in einem am 4. August veröffentlichten Report vorgeworfen, durch verbotene Militärtaktik unnötig Zivilisten gefährdet zu haben. Unter Verweis auf eigene Untersuchungen im Kriegsgebiet hiess es aus der US-nahen Nichtregierungsorganisation, dass Kiews Truppen ’wiederholt aus Wohngebieten heraus operiert’ hätten, was ein ’Verstoss gegen humanitäres Völkerrecht’ sei, der durch nichts gerechtfertigt werde.

    Auch die Invasion Russlands entbände die ukrainische Armee ’nicht von ihrer Pflicht’, sich an völkerrechtliche Regelungen zu halten, so Amnesty International. Die NGO verweist diesbezüglich auf ein von ihr dokumentiertes Muster des ukrainischen Militärs, das Zivilisten in Gefahr bringen und Kriegsrecht verletzen soll. Demnach hätte es zu den meisten dokumentierten Einsätzen in Wohngebieten mögliche alternative Standorte gegeben – etwa Militärstützpunkte oder dicht bewaldetes Gebiet.

    Selenskij hat den Bericht aufs Schärfste kritisiert und Amnesty International vorgeworfen, ’die Verantwortung vom Angreifer auf das Opfer zu verlagern’, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Das ukrainische Verteidigungsministerium hingegen soll sich zu den Vorwürfen der Organisation bislang nicht geäussert haben.

    Dass das ukrainische Militär sich in dieser Frage also zurückhält und allem Anschein nicht bereit ist, ihrem Chef den Rücken zu stärken, deutet darauf hin, dass der bestehende Konflikt zwischen Selenskij und dem Generalstab inzwischen seinen Siedepunkt erreicht hat. Diversen Berichten nach soll es heftige Auseinandersetzungen mit Selenskij gegeben haben, etwa als ukrainische Truppen in Severodonetsk und Lissitschansk kurz davor standen, eingekreist zu werden, und das Oberkommando sie zurückziehen wollte. Selenskij und die politische Führung der Ukraine entschieden jedoch, den westlichen Medien eine weitere Heldensaga zu liefern, anstatt die Soldaten rechtzeitig zurückzuziehen.

    Ebenfalls sehr unerfreulich für Selenskij sind die Leaks aus der ukrainischen Verteidigungsbehörde, die kürzlich im Netz aufgetaucht waren. Aus diesen Leaks, die russischen Medien zufolge aus einem Bericht des ukrainischen Oberkommandos stammen, geht hervor, dass ’191.000 ukrainische Soldaten’ im Krieg bereits getötet bzw. verletzt wurden, dass die ukrainische Armee sich in einem desolaten Zustand befindet und dass die Truppenstärke um mehr als die Hälfte abgenommen hat. Zudem ist die medizinische Versorgung am Limit und es fehlt an Schusswaffen und kugelsicheren Westen, ebenso wie an qualifiziertem Personal, um das westliche Kriegsgerät zu bedienen.

    Zu allem Übel soll sich die Kampfmoral der Ukrainer praktisch auf dem Tiefpunkt befinden, trotz der vielen ’Siegesmeldungen’ im Netz und der zahlreichen Kampagnen zur Unterstützung der Soldaten.

    Selenskijs Stuhl wackelt

    Ob diese Informationen der Wahrheit entsprechen, kann man nicht genau feststellen. Es sieht aber ganz danach aus, als ob der ukrainische Generalstab damit im Grunde eine kommende Niederlage einräumen und die Schuld dafür der politischen Führung des Landes, Selenskij und dessen Team, in die Schuhe schieben will.

    Angesichts dessen könnte der ukrainische Staatschef bald womöglich auch die Zustimmung seiner westlichen Partner verlieren. Denn die aktuelle Entwicklung im Ukraine-Konflikt zeigt, dass der kollektive Westen sich in diesem Zusammenhang nicht mehr einig ist und dass die Zeit nun gegen ihn und Kiew läuft. Die Europäische Union etwa pocht nicht mehr auf eine Niederlage Russlands und geht bestimmt auch nicht mehr davon aus, dass die Macht im Kreml zusammenbrechen wird.

    Stattdessen wird in einigen europäischen Staaten bereits über die Notwendigkeit von Verhandlungen diskutiert, damit die Spannungen mit Russland angesichts der Energiekrise nicht noch weiter verschärft werden. Von einem Sieg über die russischen Truppen redet zumindest in Europa offenbar kaum noch jemand. Dieses Schicksal steht wahrscheinlich auch Selenskij bevor.

    https://www.untergrund-blättle.ch/politik/europa/ukraine-selenskij-kritik-7180.html

    Die These, daß die USA Amnesty vorausschicken, um sich aus der Verantwortung zu schleichen, hat etwas für sich, obwohl sie gewagt ist.

    Fassen wir noch einmal zusammen, was für einen Sturz Selenskijs spricht:

    1. Jede Menge Handel mit aus dem Westen gelieferten Waffen nach Nahost und an die Unterwelt, zuletzt öffentlich geworden durch den Absturz der Antonov in Griechenland.

    2. Mangelnde Erfolge an der Front.

    3. Schlechte Kampfmoral durch Zwangsrekrutierungen und Einsatz von unausgebildetem Kanonenfutter.

    4. Mangelnde Motivation sogar bei den Azow-Leuten durch Verluste, Gefangennahmen und das Bombardement von dem Gefängnis in Jelenowka.

    5. Mögliche Gefangennahme oder Tod von ausländischen Soldaten, die zur Bedienung von High-Tech-Gerät in die Ukraine geschickt werden müssen.

    6. Leere Waffenarsenale in der EU durch Versorgung der Ukraine mit Kriegsgerät und Nachschubprobleme bei demselben.

    Was dagegen spricht:

    Der Sturz Selenskijs würde die ganze ukrainische Regierung und Staatlichkeit wie ein Kartenhaus zusammenfallen lassen => Afghanistan-Szenario.

  53. Die russische Armee hat den Vorort Peski erobert, von dem aus Donezk seit geraumer Zeit beschossen wurde. Peski ist Teil der Verteidigungslinie, die seit 2014 an der Grenze zu den Donbass-Republiken auf- und ausgebaut wurde, und ist entsprechend mit Betonbunkern und Verteidigungsstellungen versehen.

    Die dort gefangengenommenen ukrainischen Soldaten erzählen unisono, daß sie irgendwie rekrutiert wurden (über die Art schweigen sie, möglicherweise gingen sie freiwillig), dann in eine Uniform gesteckt und ohne große Vorbereitung in diesen Ort gebracht wurden.
    Sie behaupten sogar, der Transport sei bei Nacht geschehen, sodaß sie gar nicht wußten, wo sie sich befinden – und im Falle einer Desertion auch gar nicht gewußt hätten, wohin sie jetzt flüchten könnten.
    Sie seien auch nur dagesessen und hätten auf Verstärkung gewartet.

    Der russische Reporter bemerkt spöttisch, die Ukraine würde anscheinend von lauter Heiligen verteidigt.

    (KP, 11.8.)

    Entweder die Leute lügen wie gedruckt. Oder aber, was eher mit den sonstigen Berichten übereinstimmt, die Decke der professionellen Soldaten und Offiziere ist sehr dünn, und diese Leute versuchen rechtzeitig zu flüchten, wenn sich eine Position nicht mehr halten läßt.

  54. Der sattsam bekannte „Präsidentenberater“ Arestowitsch erzählt in einem Interview am 10.8. dem ukrainischen Journalisten Gordon, daß der ukrainische Verteidigungsmnister Resnik bei einem Treffen in Rammstein von verschiedenen westlichen Politikern ersucht wurde, „Rußland fertigzumachen“.

    Man fragt sich, warum er das jetzt erzählt? Dergleichen wurde ja schon in verschiedenen westlichen Medien mehr oder weniger offen verkündet.

    Arestowitsch will vielleicht seiner Gönner im Westen darauf aufmerksam machen: Wenn wir untergehen, so ihr mit uns.

    Das Interview wird übrigens auf Russisch geführt.

  55. "Fassen wir noch einmal zusammen, was für einen Sturz Selenskijs spricht:"

    Falls die Ukraine verliert, braucht es natürlich einen neuen unverbrauchten Kopf, der nicht das Gesicht des Krieges ist und der mit etwas Distanz in Verhandlungen gehen kann. Das ist bei Selenskij unmöglich. Für den wäre es auch eine persönliche Schmach vor dem verhassten Feind zu Kreuze kriechen zu müssen.

    "Dergleichen wurde ja schon in verschiedenen westlichen Medien mehr oder weniger offen verkündet."

    z.B. die deutsche Außenministerin Baerbock. „Das wird Russland ruinieren“ Es waren zwar die Sanktionen gemeint, aber inhaltlich ist das auch nichts anderes. Die Drohung an den Westen, "Wenn wir untergehen, so ihr mit uns." wäre deshalb einigermaßen lächerlich. Wahrscheinlich denkt er, die Ukraine habe den Westen benutzt, statt der Westen die Ukraine. 

    Dass die Ukrainer springen, wenn die USA einen Furz lässt, ist doch ihr eigenes Bier. Ihre Servilität gegenüber dem Westen haben sie ganz alleine zu verantworten.

  56. Die ukrainische Cherson-Gegenoffensive, die von zahlreichen Analytikern vorausgesagt, von Kiew geplant und durch Zusammenziehen von Truppen, Artillerie und anderem Material vorbereitet wurde, scheint nun endgültig abgeblasen. So zitierte die Financial Times jüngst mehrere ukrainische Beamte, laut derer größere Operationen aufgrund Materialmangels aufs kommende Jahr verschoben werden müssen:

    "Wir können ja aus jeder Lieferung an die Ukraine ein großes Ding machen. Doch wenn wir vernünftig sind, müssen wir rechnen und die Lieferungen mit unserem strategischen Bedarf vergleichen. Daran gemessen haben wir nicht einmal 30 Prozent davon, was wir brauchen. Wir rechnen nicht mit dem Aufbau ausreichender Kapazitäten für die Planung einer Gegenoffensive noch in diesem Jahr. Unsere größeren Pläne werden jetzt im kommenden Jahr kommen müssen."

    Kiew bläst Cherson-Gegenoffensive ab: Ankündigung war "psychologische Kriegsführung" — RT DE
    https://www.ft.com/content/0d41cd08-eab3-44e0-a16e-1aa22bb6beb3

    So schnell ist es mit dem baldigen Sieg vorbei. Praktisch von einem Tag auf den anderen.

  57. Internationale Atomenergiebehörde sieht keine unmittelbare Bedrohung nach Beschuss des AKW Saporischschja

    Wir müssen den Tag – leider – wieder mit einem Blick auf das Atomkraftwerk Saporischschja starten. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) sieht nach den jüngsten Kampfhandlungen um das Gelände vorläufig keine unmittelbare Bedrohung. Laut dem Leiter der Behörde, Rafael Grossi, bestehe derzeit kein Sicherheitsrisiko. "Dies kann sich jedoch jederzeit ändern." Russlands UN-Botschafter Wassili Nebensja lehnte die Forderung nach einem Abzug der Truppen ab.

    Der russische UN-Botschafter sagte aber russische Unterstützung für den Besuch einer internationalen Expertenkommission in dem AKW zu. In Kiew forderte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj einen sofortigen Abzug der russischen Truppen aus dem Werk und warf Moskau "nukleare Erpressung" vor. "Niemand sonst hat ein Atomkraftwerk so offensichtlich benutzt, um die ganze Welt zu bedrohen und Bedingungen zu stellen", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache.

    https://www.derstandard.at/jetzt/livebericht/2000138225667/atomenergiebehoerde-sieht-keine-unmittelbare-bedrohung-nach-beschuss-des-akw-saporischschja

    Möglicherweise wurde Druck auf die Ukraine gemacht, den Beschuß des AKWs bleiben zu lassen.
    Interessant auch die sehr coole Reaktion der IAEA, die offenbar kein Interesse hat, sich dort umzuschauen.

    Die andere Möglichkeit ist, daß die Angriffe weitergehen, um Rußland zu einem Rückzug aus dem AKW zu zwingen.
    Die ganze Aktion könnte auch dazu dienen, die Aufmerksamkeit von dem Umstand abzulenken, daß aus der geplanten ukrainischen Offensive im Süden nix geworden ist.

  58. In einem anderen Artikel bei RT gefunden:

    In den letzten Tagen lag der Schwerpunkt der Kämpfe im Donbass bei den befestigten Stellungen der ukrainischen Armee vor Donezk. Diese Stellungen wurden acht Jahre lang aufgebaut; es sind keine schlichten Schützengräben mit Erdwällen, sondern betonierte Bunkeranlagen mit kilometerlangen Tunneln, die vor allem die Positionen schützen sollten, aus denen die Stadt Donezk all die Jahre über unter Feuer genommen wurde. So gut wie alle Beobachter gingen davon aus, dass diese Stellungen erst gegen Ende der gesamten Kämpfe um den Donbass angegangen würden, wenn sie von hinten attackiert werden könnten.

    Was in letzter Zeit passiert ist (im Kanal Military Summary findet man täglich eine ganz gute und vorsichtig formulierte Zusammenfassung), ist tatsächlich ein frontaler Angriff auf diese Positionen, und er war erfolgreich. Die Befestigung ist an mehreren Stellen durchbrochen, was den Rest jetzt von hinten angreifbar macht, und der Ort Peski, der immer wieder in Berichten über den Beschuss von Donezk auftauchte, ist inzwischen unter alliierter Kontrolle.

    Wie es dazu kam, ermöglicht einen tieferen Einblick in die Mechanismen der ukrainischen Kriegsführung. Auslöser war die vermeintlich geplante ukrainische Gegenoffensive im Gebiet Cherson; dafür wurden große Teile der Artillerie von dieser Linie abgezogen und in den Süden verlagert. Alexander Mercouris geht davon aus, dass diese Gegenoffensive vor allem aus London verlangt worden sei, um einen medienwirksamen ukrainischen Erfolg vorweisen zu können; inzwischen ist es um diese Offensive sehr ruhig geworden.

    Der ukrainische Generalstab war, das berichten unter anderem Mercouris und Military Summary, mit dieser Entscheidung nicht glücklich und es soll zu heftigen Auseinandersetzungen mit Präsident Selenskij gekommen sein. Ähnliche Auseinandersetzungen waren bereits berichtet worden, als Lissitschansk kurz davor stand, eingekreist zu werden, und der Generalstab die Truppen zurückziehen wollte. Sie folgen im Grunde immer dem gleichen Schema – Selenskij entscheidet nicht nach militärischen Erfordernissen, sondern danach, was beim westlichen Publikum die meisten Sympathien auslösen kann. Da sind vermeintliche Helden, die bis zum Letzten für die Ukraine kämpfen, nützlicher als Truppen, die rechtzeitig zurückgezogen werden.

  59. Tweet vom außenpolitischen Sprecher der EU, Peter Stano:

    „G7 foreign ministers condemn strongly ongoing aggression and demand that Russia immediately hand back full control to iof the Zaporizhzhya Nuclear Power Plant & all nuclear facilities there to ensure their safe & secure operations.“

    Also die EU-Politiker nehmen sogar ein 2. Tschernobyl in Kauf, um Rußland zu bekämpfen …

  60. Die USA möchte das Kraftwerk auch unter ukrainischer Kontrolle wissen, weil sie erstens den Strom brauchen, um die Rest-Ukraine über den Winter zu bringen. Zweitens aber wurden die Brennstäbe aus den USA geliefert (Zaporoschje arbeitet erst seit dem Vorjahr auf der Höhe seiner Kapazität) und die Ukraine hat diesbezüglich offenbar Schulden bei den USA-Firmen.

    Und schließlich, wenn ein 2. Tschernobyl passiert, sind sowieso die Russen schuld, den Schaden hat aber Europa.

  61. Ukraine Scrapes to Pay Its Soldiers as Western Funds Slow to Arrive

    Kyiv is forced to print money to cover the cost of defending against Russia’s invasion, which has pummeled Ukraine’s economy

    https://www.wsj.com/articles/with-western-funds-slow-to-arrive-ukraine-scrapes-to-pay-its-soldiers-11660296604

    Krieg kostet was, die Einkünfte sind ebenfalls mager, also druckt die Ukraine Geld – mit dem sie die Waffenlieferungen bezahlen will? (!)
    In welchen Tresoren häufen sich dann die Griwnas?

    Angeblich verbrennt die Ukraine 5 Milliarden pro Monat, und der Westen füllt diese leeren Schotten nicht mit seinen Geldlieferungen auf – surprise, surprise.

  62. Was das AKW in Zaporoschje angeht, so meint ein russischer Energie-Experte: Wenn der Beschuß nicht aufhört, so werden die russischen Betreiber es aus Sicherheitsgründen herunterfahren und dann bleibt die ganze zentrale Ukraine ohne Strom.

  63. Die Offensive im Süden soll ein Fiasko für die Ukraine sein – wie nicht anders zu erwarten, angesichts der Sachlage.

  64. Der Dauerbeschuß von dem AKW und die Offensive im Süden durch die ukrainische Armee scheinen teilweise Ablenkungsmanöver gewesen zu sein, um den Vorstoß bei Charkow vorzubereiten, der mit deutlicher Hilfe von NATO-Staaten – Bewaffnung, Planung, sogar Instrukteure vor Ort – zustandegekommen sein soll.

    Das erinnert teilweise an die Operation „Oluja“ (Sturm) 1995 zur Rückeroberung der Krajina, die von den USA geplant und von kroatischen Truppen unter formeller Führung von einem kroatischen General durchgeführt wurde. Tatsächlich aber wurde dieser Feldzug von dem ehemaligen Fremdenlegionär Ante Gotovina und ehemaligen jugoslawischen Offizier Agim Çeku geleitet.
    Damals wurden ca. 200.000 Serben aus der Krajina vertrieben.

    Ich nehme an, jetzt in der Region Charkow wird das nicht so einfach gehen, die Ukrainer stehen dort einer anderen Armee gegenüber als seinerzeit die Kroaten.

    Außerdem wurden auf der ukrainischen Seite, um diesen Vorstoß möglichst effizient zu gestalten, aus belagerten Donbass-Städten (Kramatorsk, Slawiansk) Kräfte abgezogen.

    Wenn das Getöse um Elisabeth vorbei ist, werden wir sehen, was dort wirklich gelaufen ist.

    Von russischer Seite wird bekannt gegeben, daß jede Menge Panzer und Truppen in die Region Charkow verlegt werden und die Zivilbevölkerung evakuiert wird. Außerdem behaupten sie, daß die Ukraine jetzt fast alle ihre Kräfte auf dieser Front konzentriert.

    Die Ukraine braucht unbedingt einen Erfolg, um zu zeigen, daß sie weiterer Unterstützung würdig ist.
    Es wird also heiß dort.

  65. Auch bei MoA geht es hitzig hin und her über diesen Überraschungsangriff der Ukraine nördlich von Izium und südlich von Kupjansk
    https://www.moonofalabama.org/2022/09/the-izium-counteroffensive-success-disaster.html#more

    Wer steht sich da gegenüber? Offensichtlich mittlerweile sehr gut ausgestattete ukrainische Kampfverbände der Armee mit allem PiPaPo, frisch von der NATO an die Front gekarrt und auf der Gegenseite dünne Linien der LPR und DPR und so gut wie keine russischen BTGs, die eingreifen könnten.
    Es sieht jedenfalls mehr nach Ardennenoffensive aus, wo die US-Truppen auch kalt erwischt wurden, und nicht wie der Angriff im Kursker Bogen, woe die Rote Armee alles akribisch vorbereitet hatte, um die Wehrmachtseinheiten zu zerschlagen.
    (Natürlich kommen da auch wieder die höhnischen Kommentare, daß es von Rußland/Putin alles andere als weise war, die NATO von Anfang an ihre Waffen ungestört an die Front karren zu lassen, die wurden  – Überraschung – nämlich doch nicht alle von den russischen Streitkräften ausgeschaltet.)
    So oder so wird es nicht lange dauern, ein paar Tage denke ich, bis klar geworden sein wird, ob die ukrainischen Verbände in einer Kesselschlacht aufgrieben wurden, oder ob sie die ganze russische Front vor Charkow ins Wanken gebracht haben.

  66. Soweit ich mich erinnere, waren Kupiansk und einige der Orte, die jetzt so umkämpft sind, Beute eines Überraschungsangriffs der LDVR-Milizen, wo sie auch freudig erwartet wurden.

    Dann ist an der Front nicht allzuviel passiert und da wurden alle schlapp.
    Deswegen haben sich die Ukraine-NATO-Truppen dieses Eck ausgesucht.

    Sie sollen vor allem im Dunkel der Nacht Überraschungsangriffe mit nur leichten Verbänden gemacht haben, deshalb ging das so rasch.
    Die russischen Besatzer/Befreier haben jetzt auch alle Hände voll damit, die Zivilbevölkerung zu evakuieren, um Racheakte an den „Verrätern“ zu verhindern.
    Die russische Seite behauptet ja nach wie vor, in Butscha seien Leute von den Ukrainern nach der Wiedereroberung umgebracht worden, weil sie vorher zu freundlich mit den russischen Soldaten waren (weiße Armbinden).

    Die Milizen aus den Volksrepubliken sind übrigens kein „nur“. Sie stehen ja zum Unterschied von den meisten russischen Einheiten seit 8 Jahren m Krieg und kennen das Gelände. Auch ihre Ausrüstung ist nicht so schlecht, sie sind Vorreiter im Studium der NATO-Waffen und erhalten auch oft erbeutete Geschütze.
    Sie waren einfach nicht vorbereitet auf einen Angriff. Da hat die militärische Spionage geschlafen und/oder sich ablenken lassen von den anderen HotSpots.

  67. In diesem Artikel ist das eigentlich alles sehr gut beschrieben:

    Signal an Europa: Ukraine drängt russische Armee bei Charkiw zurück

    In prorussischen Telegramkanälen kippt die Stimmung. Wo man normalerweise vom Vorrücken der russischen Armee liest, ist jetzt die Rede von "heldenhaften Verteidigern". Der Grund: Am 6. September begann die Ukraine eine Gegenoffensive in der nordöstlichen Region Charkiw. Mehr als 20 Ortschaften sollen wieder unter ukrainische Kontrolle gebracht worden sein, die Streitkräfte sollen binnen dreier Tage um 50 Kilometer vorgerückt sein. Russland räumte zudem selbst ein, Frauen und Kinder aus der für die Versorgung der eigenen Armee wichtigen Stadt Kupjansk zu evakuieren.

    Der Erfolg dieser zweiten Gegenoffensive – bereits seit Ende August bemüht sich die Armee um ein Vorrücken im südlichen Gebiet Cherson – ist für die Ukraine von hoher Bedeutung. Es geht um das Verhindern eines russischen Vormarsches aus dem Norden in Richtung Donezk, wo weiter schwere Kämpfe toben.

    Russland im Norden binden

    Eine wichtige Rolle spielt hier die kleine Stadt Isjum südöstlich von Charkiw. Diese liegt an einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt und verbindet die von der Ukraine kontrollierte Großstadt Charkiw mit den beiden Hauptstädten der selbsternannten "Volksrepubliken" Donezk und Luhansk.

    "Ein Plan Russlands war sicher, aus dem Raum Isjum nach Süden vorzustoßen und dadurch einen großen Kessel zu schaffen", erklärt Markus Reisner im Gespräch mit dem Standard. Er ist Oberst des Generalstabsdienstes im österreichischen Verteidigungsministerium und zurzeit Kommandant der Garde in Wien. "Durch die Offensive der Ukraine, die noch dazu Raum gewonnen hat, ist diese Idee eines russischen Angriffs durcheinandergekommen. Russland kann nun nicht wie vielleicht geplant nach Süden vorstoßen, sondern muss alle Kräfte verfügbar machen, um sich gegen den ukrainischen Angriff zu stellen."

    Möglicher Kessel zwischen Balaklija und Kupjansk

    Außerdem sei es den ukrainischen Truppen gelungen, die russischen Versorgungsrouten nördlich von Isjum zu durchbrechen. Dort liegt auch die Stadt Balaklija, die bereits von der Ukraine zurückerobert wurde. Balaklija befindet sich am Ufer des Flusses Siwerskij Donez, der ein nützliches natürliches Hindernis darstellt. Zusätzlich rückt die ukrainische Armee auf die Stadt Kupjansk weiter im Osten vor.

    "Das ist deshalb interessant, weil Kupjansk an einem weiteren Fluss liegt, dem Oskil. Durch die Verbindungsherstellung zwischen Balaklija und Kupjansk könnte man einen großen Kessel zwischen den beiden Flüssen und der Stadt Isjum, dem Dreh- und Angelpunkt einer möglichen russischen Offensive in Richtung Süden, schaffen", so Reisner. Dass die Operation allem Anschein nach erfolgreich anläuft, läge daran, dass die russischen Stellungen dort nicht von Eliteeinheiten besetzt waren. Stattdessen trafen ukrainische Soldaten auf Teile der russischen Nationalgarde und Einheiten aus Luhansk und Donezk.

    Signale Richtung Europa

    Vom Erfolg der Gegenoffensive hängt auch die Verteidigung der Schwarzmeerregion ab. Denn der dortige Gegenschlag in der Region um Cherson sollte eigentlich verhindern, dass Russland nach dem Winter Mykolajiw und Odessa einnehmen und die Ukraine so zu einem Binnenstaat machen könnte.

    Mittlerweile ist dieser aber ins Stocken geraten. "Wenn die Front im Norden aber so volatil wird, dass sie nicht gesichert ist, dann kann Russland diese Front nicht ausdünnen, um Kräfte in den Süden zu verschieben oder im Donbass anzugreifen." Außerdem müsse die Ukraine "vor dem Winter zeigen, dass es wert ist, sie weiter zu unterstützen", führt Reisner aus. Denn das "Gravitationszentrum" der ukrainischen Verteidigung liege nicht im eigenen Land, sondern in Europa, wo über weitere Hilfen entschieden wird.

    "Wenn Russland es schafft, die Unterstützung aus Europa zum Erliegen zu bringen – Stichwort Winter –, dann haben die Ukrainer das Problem, dass sie ihr Gravitationszentrum verlieren und den Krieg nicht weiterführen können." Die Ukraine muss bei Charkiw also nicht nur Gelände gewinnen, sondern auch Erfolgssignale Richtung Brüssel schicken, um überhaupt verteidigungsfähig zu bleiben.

    https://www.derstandard.at/story/2000138977139/signal-nach-europa-ukraine-draengt-russische-armee-bei-charkiw-zurueck

  68. Mehr als 3000 Quadratkilometer befreit

    Seit Anfang September hat die ukrainische Armee mehr als 3000 Quadratkilometer von den Russen befreit. Das erklärte der Armeechef der Ukraine am Sonntag. Die Truppen würden in der Region Charkiw sowohl nach Norden als auch Süden und Osten vordringen.
    Zuletzt hatte Präsident Wolodymyr Selenskjy von 2000 Quadratkilometern gesprochen, die zurückerobert wurden. Zum Vergleich: die Gesamtfläche der Ukraine beträgt 603.700 Quadratkilometer. Davon ist rund ein Viertel besetzt. Alleine die Krim ist rund 26.900 Quadratkilometer groß.

    https://www.derstandard.at/jetzt/livebericht/2000138994238/ukraine-beklagt-verschleppung-mehrerer-mitarbeiter-des-akw-saporischschja

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