DEMOKRATIE
Bei den Debatten rund um die Ereignisse in Katalonien hatte der Begriff der Demokratie wieder einmal Hochkonjunktur. Die Anhänger der Unabhängigkeit behaupten, Selbstbestimmung sei die Grundlage, sozusagen das Um und Auf der Demokratie, während die Anhänger der spanischen Zentralregierung die Ansicht vertreten, Demokratie sei in erster Linie mit der geltenden Verfassung gleichzusetzen. Die Verfassung spiegle den Konsens der Parteien wider und sei eine geordnete Niederschrift der Prinzipien, nach denen regiert wird. Auf ihr gründe der Rechtsstaat, während die einseitige Ausrufung der Unabhängigkeit notgedrungen in einer Willkürherrschaft münden müsse.
Diese beiden Auffassungen werden einander gegenübergestellt und sollen sich offenbar ausschließen.
Für den Gesamtstaat
An den internationalen Reaktionen hat man gesehen, daß das Kapital – das nationale wie das internationale – sich der Auffassung der Madrider Regierung anschließt. Katalanische Firmen, die ihre Sitze verlegen und ausländische Finanzinstitute, die katalanische Anleihen auf den Markt werden, um sie loszuwerden – diese Akteure weisen darauf hin, daß ein funktionierendes Gewaltmonopol Voraussetzung für Geschäftmachen ist. Wo das fehlt, kann man zwar krumme Dinge drehen und Rohstoffe hinaustransportieren, aber solide Geschäftsbeziehungen lassen sich dort nicht aufbauen.
Für ein erfolgreiches Geschäftsleben braucht es klare Verhältnisse, wer das Sagen im Lande hat. Das Eigentum muß geschützt, die Gesetze niedergeschrieben und eingehalten werden, und – last but not least – es bedarf auch eines verläßlichen, weltweit anerkannten Geldes oder der Bindung an ein solches, damit das internationale Kapital sich in einem Staat tummelt und niederläßt.
Es war auch der Angriff von Anhängern der Unabhängigkeit auf den Finanzsektor, der die Stimmung in der EU endgültig gegen die Unabhängigkeits-Kämpfer hat umschlagen lassen: Die Aufforderung, doch durch Bankruns die katalanischen Banken für ihr unpatriotisches Verhalten zu bestrafen machten dann auch noch den Dümmsten klar, daß manche katalanischen Politiker offenbar nicht alle Tassen im Schrank haben.
Das Kapital stimmte also mit den Füßen bzw. durch praktisches Handeln ab. Verlegte Firmensitze und verkaufte Wertpapiere zeigen an, daß die Position Kataloniens als produktiver Standort gelitten hat. Auch im Tourismus stehen die Zeichen auf Rückgang.
Man kann also sagen, die Vertreter des Kapitals und die maßgeblichen Politiker haben damit kundgetan, was Demokratie ist: eine Staatsform, in der die Arbeit dem Kapital zur Verfügung zu stehen hat, und die Staatsgewalt die Rahmenbedingungen dafür schafft und erhält.
Für die Unabhängigkeit
Auf die Seite der Selbstbestimmung als wahren Ausweis der Demokratie schlugen sich eher internationale Vertreter der Intelligenzia und des Sportes: Künstler, Journalisten, Professoren und Fußballspieler, oder Oppositionspolitiker, die in ihren Ländern gerne an die Macht kommen würden. Gerade Linke, die sich gerne als besonders kritisch präsentieren, bewährten sich als Schönredner der politischen Herrschaft und der Klassengesellschaft.
Erstens bekräftigten sie das Prinzip der Nation, der jemand angehört, fassen also die Menschen nur als Angehörige irgendeiner staatlichen Einheit auf. Jenseits derer gibt es gar kein Leben.
Zweitens setzten sie den Ruf nach Selbstbestimmung mit einem Ruf nach dem eigenen Staat gleich.
Nun ist die Selbstbestimmung von Haus aus ein leeres Gefäß, in das man alles hineinleeren kann. Auch der Nationalismus paßt hinein. Man kann aber auch die Erinnerung bemühen, daß „Selbstbestimmung“ nicht immer mit Fahnenschwingen gleichgesetzt wurde. Es ging da einmal – gerade in Katalonien – um Arbeiter, die Fabriken besetzten und übernahmen, oder um Frauen, die sich der Mutterrolle verwehrten.
Heute geht der Schrei nach Selbstbestimmung einher mit einem Kniefall vor der Herrschaft, sofern sie sich als „eigene“ ausweisen kann, einer demütigen Haltung gegenüber Gott (Oriol Junqueras), und einer selbstverständlichen Verpflichtung auf Eigentum und Geld und Steuern als Mittel der Bereicherung der Besitzenden.
Und das wird von einer internationalen Idiotenriege unterstützt, die nichts anderes mehr fertigbringt, als der Demokratie ihre eigenen Ideale nachzutragen und vor ihrer Realität die Augen zu verschließen, als da sind:
Überflüssigmachen und Verelenden von Menschen, unter dem Stichwort „Wettbewerbsfähigkeit“,
Hochhalten des Bestandes des als Einheitswährung verfaßten Geldes, wofür ganze Volkswirtschaften Stück für Stück ruiniert werden,
imperialistische Kriege und Beutezüge, mit den entsprechenden Opfern,
offene Unterstützung von mordenden Fanatikern durch demokratisch gewählte Regierungen,
u.a.
– das alles wird mehr oder wenig geistig gefressen, als bloße Abweichung vom Ideal der „eigentlichen“ und „wahren“ Demokratie, um dann theatralisch das Recht auf Selbstbestimmung hochzuhalten, wenn Kälber sich mit dem Stimmzettel in der Hand ihre Schlächter selber aussuchen wollen.
Übrigens nicht nur in Katalonien.
Tut mir leid, aber dieser Artikel taugt nun überhaupt gar nichts.
1. Erstens bekommst du nicht raus was Demokratie ist, wenn du zwei bürgerliche Auffassungen von Demokratie im virutellen Battle gegeneinander antreten lässt.
2. Das Kapital hat sich nicht für ein funktionierendes Gewaltmonopol entschieden, denn das, davon kann man ausgehen, hätte ihnen auch ein neues Katalonien geboten. Das kapital will stabile Verhältnisse und vor allem ihr Risiko minimieren, deshalb sind Teile, öffentlich inszeniert, gegangen. Ein drittes Argument ist Zugang zum EU-Markt, der in Katalonien zunächst nicht vorhanden wäre.
3. Kapital kann nicht mit den Füßen abstimmen, denn die Herrschaftsform hießt Demokratie und nicht Unternehmokratie. Die Unternehmer sind nicht das Volk und folglich bestimmen die Unternehmer auch nicht nicht wo es lang geht. Bestimmen tut das Volk und das richtet sich nur nach den Unternehmern, wenn es sich von dessen Argumenten beeindrucken lässt, was zwar teilweise geklappt hat, aber eben nicht zu der Aussage berechtigt,die Unternehmer hätten irgendwas entschieden.
Zum zweiten Teil: Deine Ansicht Linke würden das Prinzip der Nation darin entdecken, dass die Menschen Angehörige einer staatlichen Einheit seien ist kontrafaktisch. Denn dann gäbe es ja wirklich nichts zu mosern. Angehörige einer staatlichen Einheit sind sie auch als Spanier. Die Wahrheit ist, das du das so siehst und so tust als würden die Leute auch so denken.
2. Dass Selbstbestimmung (als Volk) einem Ruf nach einem Staat gleichkommt, hat darin seinen Grund, dass der Zweck Volk ein Gewaltsubjekt erfordert, das diesen Zweck verwirklichen kann. Ohne eine Staatsgewalt die der Zentralgewalt paroli bieten kann, findet eben “Fremdbestimmung” durch die Zentralgewalt statt. Separatisten wollen nicht deswegen einen eigenen Staat,weil sie der Meinung sind Nation sei nichts anderes als Angehöriger eines Staates zu sein.
Es war auch nicht mein Ziel, Demokratie zu erklären. Sondern wie sie von den Staatsbürgern – national wie international – aufgenommen wird.
Nein, eben nicht. Du nimmst nicht zur Kenntnis, daß hinter den Separatisten weder die Mehrheit der Bevölkerung Kataloniens noch die Justiz steht.
Es wäre gar nicht klar, was das in einem unabhängigen Katalonien heißt.
Ganz im Gegenteil. Vor allem die Unternehmer bestimmen, wo’s lang geht. Das „Volk“ hat nur insofern was zu sagen, als es „ja“ sagen darf zu dem, was die Politik – und da sind die Unternehmer ein bestimmender Faktor – zu sagen hat.
Finde ich auch.
Es ist ja wirklich eigenartig, wenn Linke sich nur zwischen der einen und der anderen Herrschaft entscheiden. Da könnten sie es wirklich auch bleiben lassen.
Natürlich bedarf das „Volk“ eines Staates, dazu gehört aber erst einmal der Entschluß, sich als Volk zu begreifen, und das ist erstens weder selbstverständlich, sondern bedarf eines Entschlusses dazu, und zweitens macht das ja auch nicht ein jeder, auch in Katalonien nicht.
Irgendwie nimmst du nicht zur Kenntnis, daß die Bevölkerung Kataloniens sich keineswegs aktiv als „Volk“ definiert, weder des einen noch des anderen Staates. Darunter leiden übrigens beide Parteien, also sowohl die Sparatisten als auch die Pro-Spanien-Fraktion.
Unterschiedlich wird die Demokratie aufgenommen. Wozu soll das gut sein die Demokratieauffassungen gegenüberzustellen? Worauf willst du raus?
Das stimmt doch höchstens für die Übergangszeit. In einem neuen katalonischen Staat wäre die Bevölkerung hinter Katalonien gestanden und auch die Justiz wäre auf der Seite Kataloniens gewesen. Zudem ist das immer noch nicht klar wer nun hinter wem steht. Jede Seite behauptet was anderes.
Wieso das denn nicht?
Noch nicht mal in Wahlen sagt das Volk ja. Das Volk macht ein Kreuz hinter der Partei die regieren soll und wer gewinnt regiert.
Die Unternehmer machen vielleicht 0,2 % der Stimmen aus. Es ist so wie ich oben sagte. Die Unternehmer haben nur soviel Macht, wie die Bevölkerung ihnen gibt, dadurch dass sie Argumente von Unternehmern nachvollziehen oder nicht.
Wieso? Es gibt aber offensichtlich was zu mosern, was darauf verweist, dass Linke es nicht so sehen, dass Nationalisten nur Angehörige einer staatlichen Einheit sind, sonst würde sie zwischen Spanien und Kataloien keinen Unterschied machen.
Nein nicht erst als Volk und dann den Staat. Das ist völlig begriffslos. Volk ist ein Zweck, der gar nicht anders geht als mit einem staatlichen Gewaltsubjekt. Das ist also dasselbe. Volk ist nichts anderes als die Gemeinschaft derer, die ein staatliches Gewaltsubjekt mit dem Zweck Völkerkonkurrenz auf die Beine stellen. Anders gibt es Volk gar nicht. Das sind sozusagen die Follower eines staatlichen Konkurrenzzwecks.
Wie soll man sich denn getrennt von diesem Zweck als Volk begreifen? Außer auch du glaubst die Ideologien machen ein Volk zum Volk, gemeinsame Sprache…Nein ihre Gemeinsamkeit ist ihr Konkurrenzzweck nicht ihre Ideologie.
Klar definiert sich die Bevölkerung Kataloniens als Volk, bloß halt nicht des selben, sondern unterschiedlicher Völker. In Katalonien gibt es eben, so wie es aussieht, zwei Völker.
Eine scharfe Behauptung, und praktisch unwiderlegbar, da es einen solchen Staat nicht gibt.
Doch doch. Es bestätigt die Ämter, indem es sich das Personal für sie aussucht.
Das kann ich nicht nachvollziehen. Sie unterscheiden ja offenbar zwischen guten und schlechten Staaten, aber das berührt doch die Auffassung vom Bürger als Angehörigem einer staatlichen Einheit nicht.
Das mit Volk und Staat hatten wir schon mehrmals. Volk gibts nicht ohne Staat, und umgekehrt, das ist richtig – aber individuell ist es ein Beschluß, sich als Angehöriger eines Volkes zu begreifen oder bloßen Unterordneten einer gemeinsamen Staatsgewalt.
So ein Separatismus kann nur dann Erfolg haben, wenn genug Leute hinter dem neuen Staat stehen. Man merkt ja jetzt schon, wie die Gegenbewegung dem Separatismus die Legitimität entzieht. Und Natürlich ist es so, dass viele die vorher schwanken,in einer entschiedenen Situation auf die Seite des Gewinners schlagen.
Die Ämter stehen auch nicht zur Wahl und nicht in Frage. Ja sagen zu Ämtern ist außerdem, was anderes als Ja-sagen zu Politik.
“aber das berührt doch die Auffassung vom Bürger als Angehörigem einer staatlichen Einheit nicht.” Das will ich ja sagen. Der Unterschied sich als Spanier oder Katalane zu fühlen kann also nicht, daher kommen dass sie sich einer staatlichen Einheit angehörig fühlen, denn sowohl als Katalane als auch als Spanier gehören sie einer staatlichen Einheit an.
“aber individuell ist es ein Beschluss, sich als Angehöriger eines Volkes zu begreifen” Dagegen wollte ich nichts sagen, sondern dagegen, dass sich zuerst ein Volk durch irgendwelche äußerlichen Gemeinsamkeiten konstituiert, wie Sprache, Sitten Kultur und dann kommt es auf die Idee sich einen Staat zu suchen oder so. Die Identität eines Volkes besteht in gar nichts anderem als in der Gemeinsamkeit eines Konkurrenzzwecks, der nur mit einem Gewaltsubjekt überhaupt geht.
a) “… sowohl als Katalane als auch als Spanier gehören sie einer staatlichen Einheit an.”
Nein. Als separationswilliger Katalane folge ich meinen Vorstellungen von einer solchen staatlichen Einheit, die es eben nur als eine solche, also als Idee, gibt. Ähnliches gilt auch für die Kurden, die ebenfalls keine staatliche Einheit haben, es sei denn, eine von den USA konzedierte Teilautonomie in Nordirak, wo die USA anscheinend sich deswegen als Pate aufgeführt haben, weil sie diesen Fuß in der Region Irak behalten wollten. (Jedenfalls galt das so unter Obama.)
b) Die Einheitlichkeit eines staatlichen Zweckes hängt nämlich daran, ob ich der Gewaltmonopolist über ein Flecken Erde geworden bin oder nicht. Will ich das erst noch werden, kann von einem Staatsvolk im eigentlichen Sinne nur als Projekt gesprochen werden.
c) Manche Völkerschaften haben heutzutage aus unterschiedlichen Gründen die Idee eines separatistischen einheitlichen Staatsvokes schon längere Zeit, und sind dann im Regelfall an Gründen des Gewaltmonopols historisch immer wieder am existierenden Gewaltmonopol gescheitert. So sieht es derzeit auch um Kurdistan, Palästina und Katalonien als staatliche Einheit aus.
d) Da die letztgenannten auf irgendenem Flecken Erde existieren, gibt es sie nur als Teile realer existenter Staatsgewalten. Die betrachten deren Wunsch nach einem eigenen Staat als verbrecherischen Hochverrat, und, wenn sie davon nicht ablassen, werden mindestens die Protagonisten als Verbrecher behandelt.
e) Den Übergang dazu, ganze Teile des eigenen Staatsvolkes als anscheinend unbelehrbare Terroristen zu behandeln, kennt nicht nur ein deutscher Staat, der sogar Angehörigen einer Religionsgemeinschaft Qualitäten eines eigenen feindlichen Staatsvolk-Willens angedichtet hat. Industriell geplant erfolgte die Vernichtung solcher Gruppen historisch einzigartig in D. Dass Staatsangehörige mit falscher Religion, Kultut, Sittlichkeit als Hochverräter bis Terroristen behandelt werden, war im 17. bis 19. Jahrhundert aber auch das Schicksal von div. katholischen oder protestantischen Religionsgemeinschaften in Europa, die eher zufällig am falschen Fleck gelebt haben, und daher, z.B. als Hugenotten in Frankreich massakriert wurden, oder als Zillertaler Protestanten sogar noch 1856 nach einem vom Alten Fritz geförderten gescheiterten Ansiedlungsversuch in Schlesien lieber in das chilenische Aurekanien ausgewandert sind, wo sie dem chilenischen Staat anscheinend bei der Besiedelung des Staatsgebietes im Süden gegen die Mapuche willkommen waren. Auch darin zeigt sich, dass die monopolistische Staatsgewalt das A und O der Identität eines Staatsvolkes ist.
Und da das durchzusetzen eine Gewaltfrage ist, funktioniert Separatismus heutzutage nur mittels eines oder mehrerer mächtiger Paten.
Staatsvolk ist eine Rechtskategorie, in der der Nationalstaat sich sein Volk zuordnet. Bei den Angehörigen des Staatsvolkes fällt dann die Vorstellung vom ideellen mit dem realen Gemeinwesen zusammen. Was sie sich aber dann vorstellen, das ist ungefähr das gleiche wie das, was sich die Katalanen vorstellen.
Die Gewalt braucht es zur Scheidung vom Rest der Welt (auch gegen die Angehörigen des Staatsvolkes, die ja die Manövriermasse dieser Scheidung sind und sie durchsetzen sollen) und deshalb ist sie Objekt positiver Sorge bei den Volksangehörigen. Sie ist das, was verwirklicht, was sie im Kopf haben – nämlich eine von der Welt geschiedene Gemeinschaft zu sein. Monopolgewalt ist sie wegen der gesellschaftlichen Verhältnisse, die sie beherbergt (Kapitalismus, Sozialismus). Das geht auch anders, wie man im Mittelalter sieht – da gab es keine Monopolgewalt, kein Staatsvolk im heutigen Sinn aber eine Koalition von feudalen Gewalten, die Heerfolge geleistet haben, die den Adel deutscher natio von dem anderer natio geschieden hat.
Ergänzung: Auf das Individuum stellt diese Gewalt nur in egalitären Verhältnissen ab – da ist sie Monopolgewalt. Sonst halt die Gewalt, die entsteht, wenn Koalitionäre ihre Eigengewalt aufbringen, die aus Söldnern usw… besteht. Man hatte eine Zeit lang im Mittelalter pro (ich glaube 3) Hufen Land einen Mann abzustellen. Das konnten auch Söldner oder Reisige sein, die naturwüchsig, da der Besitz qua Eigengewalt durchgesetzt worden ist als Berufsstand entstanden sind. Und dann ist der Feudalherr an der Spitze seiner so zustandegekommenen Mannschaft mit dem Kaiser (oder gegen ihn) in den Krieg gezogen.
@jacko:
Ja. Bei den Katalanen hätte besser den Konjunktiv verwenden sollen. Also: Als Katalane würden sie auch einer staatlichen Einheit angehören, gäbe es einen katalanischen Staat.
@libelle:
Nein. Dass sie sich unterscheiden wollen, hat mit ihrem Projekt Völkerkonkurrenz zu tun. Die sind eine Gemeinschaft, weil Völkerkonkurrenz eine solche erfordert. Der Staat ist kein Hilfsmittel, um sich von der Welt als Gemeinschaft zu scheiden. Kleintierzüchter brauchen ja schließlich auch keinen Staat, um sich von Schachvereinen zu unterscheiden.
Das mit den 3 Hufen steht in der Wikipedia unter “Heerbann”. Der Heerbann wurde aber nach dem Tod Karls des Großen durch das Lehenswesen ersetzt bzw. umgeformt.
“Neben dem Heerbann entwickelte sich schon früh das Lehnswesen, infolgedessen nach dem Tod Karls des Großen der Heerbann mehr und mehr verfiel. Da derselbe für ärmere Landeigentümer, deren mehrere gemeinschaftlich einen Krieger auszurüsten hatten (es kam auf je drei Hufen ein Mann), sehr beschwerlich wurde, so suchten sie sich ihm dadurch zu entziehen, dass sie sich unter den Schutz und in den Dienst von Mächtigeren begaben, von welchen sie bei der Ausrüstung unterstützt oder auch ganz vom Kriegsdienst befreit wurden.
Dies führte gegen Ende des 10. Jahrhunderts zur Umgestaltung der ganzen Kriegsverfassung. Die Heere der Könige bestanden nämlich nun nicht mehr aus der Gesamtheit der Freien, sondern aus den mächtigeren Reichsbeamten oder Vasallen und dem Dienstgefolge derselben, und diejenigen, welche keine Kriegsdienste leisteten, wurden zu einer Heersteuer verpachtet.”
Mit dem Lehenwesen wurde sozusagen die “Kriegsteuer” ein Mann pro drei Hufen der Ertragskraft des Bodens angepasst. Wenn der Boden die Steuer nicht hergab, hat man sich unter die Oberhoheit eines anderen Adeligen begeben, der die Steuer tragen konnte. Die unterschiedliche Ertragskraft des Bodens wirkt sich also direkt auf die Hoheitsverhältnisse aus.
Das ist in den entsprechenden Diskussionen schon ad absurdum geführt. Und es stimmt auch faktisch nicht. Die Katalanen wollen keine Nationenkonkurrenz, sondern die materiellen Grundlagen ihres ideellen Gemeinwesens um es zu einem realen Gemeinwesen machen zu können. Und von denen müssen diejenigen, die nicht dazugehören freilich ausgeschlossen werden und das ist ein gewaltsamer Prozess. Zudem müssen die Angehörigen dieser Nationalbewegung auf den Kampf zur Durchsetzung dieses Zwecks verpflichtet werden, was auch eine Gewaltfrage ist, da sie mit Leib und Leben – also der Grundlage ihrer sonstigen Interessen – dafür einstehen müssen.
Die Konkurrenz ergibt sich dann aus der Sorte Reichtum, die in diesen Gemeinwesen gilt. Der ist der Grund der Konkurrenz und kein leerer Beschluss dazu, weil man sich für ein Gemeinwesen hält.
Sonst habe ich dein Zeug nicht mehr zu kommentieren. Es ist aus den Gründen, die man in den entsprechenden Diskussionen nachlesen kann falsch.
Ja klar die wollen bloß unter sich sein und brauchen dafür einen Staat. Im Turnverein geht das auch anders.
Oder anders: Die materiellen Grundlagen anderen abzutrotzen ist von Anfang an ein Konkurrenzprojekt und nichts anderes sind Völker. Gemeinschaften deren Zweck es ist, über die Voraussetzungen ihrer Reichtumsproduktion exklusiv zu Verfügen.
“Die Konkurrenz ergibt sich dann aus der Sorte Reichtum, die in diesen Gemeinwesen gilt.” Nein genau nicht. Denn die Sorte Reichtum gibt es in Spanien auch. Früher hast du dieses Argument noch gewusst.
Es geht nicht darum für sich zu sein, sondern eine eigene (nämlich katalanische) Gesellschaft zu gründen.
Du hast überhaupt nicht begriffen, was ich geschrieben hatte. Auf die Notwendigkeit zu konkurrieren kommt das nationale Gemeinwesen darüber, dass es eine Kapitalakkumulation in seinem inneren beherbergt. Ohne die gäbe es überhaupt kein Interesse sich nach außen zu wenden bzw. wäre das rein negativ, bloßer Ausschluss anderer von den materiellen Grundlagen, die man für die Nation beansprucht. Man könnte argumentieren, dass der notwendige Ausschluss ein Interesse an den materiellen Grundlagen unterstellt. Nur nehmen das die Nationalisten rein negativ – als unberechtigt wahr und versuchen ihm indem sie sich durchsetzen eine Schranke zu setzen.
Wenn man dir etwas sagt ist es nach 3 Tagen etwas anderes und verkehrt.
Es gibt nichts mehr zu diesem Thema zwischen uns zu erörtern. Wir wissen hoffentlich beide, dass wir nicht einer Auffassung sind.
“sondern eine eigene (nämlich katalanische) Gesellschaft zu gründen.” Das ist inhaltleer. bzw. dasselbe wie unter sich sein.
Sicher. Wenn man so denkt wie du, dann ist es in der Tat ein Rätsel, warum die Nationen sich nach außen wenden. Denn die wollen ja nur unter sich sein und wenn sie unter sich sind, warum sollen sie was gegen andere haben. Dann muss natürlich eine verwerfliche Reichtumsform schuld sein. Wenn man aber Nationen also völkische Gewaltsubjekte als gar nichts anderes bestimmt als völkische Konkurrenzsubjekte, dann bekommt man dieses Problem gar nicht, weil dann klar ist, dass der Zweck der Nation nicht damit zu Ende ist die exklusive Verfügung über das eigene Land d.h. die als eigen beanspruchten Reichtumsquellen anderen abzutrotzen. Natürlich ist das nur der Auftakt dafür auch fremde Reichtumsquellen zu eigenen zu machen bzw. sie zu kontrollieren. Wenn der Sündenfall erst mit dem Kapitalismus in die Weltgekommen wäre, dann hätte es vorher keine Kriege bzw. eine Konkurrenz nationaler Gewalten geben dürfen. Gab es aber.
Mit früher meine ich 3-10 Jahre nicht 3 Tage.
“Wenn der Sündenfall erst mit dem Kapitalismus in die Weltgekommen wäre, dann hätte es vorher keine Kriege bzw. eine Konkurrenz nationaler Gewalten geben dürfen. Gab es aber.”
a) Ob es bloßer Zufall ist, dass hier von “Sündenfall” geredet wird, also an einen Standpunkt von Religion oder Moral appelliert wird?
b) Wäre erst mit dem Kapital die Entfremdung der Menschen in die Welt gekommen, hätte es vorher kein Geld bzw. Ausbeutung gegeben. Es gab aber historisch auch früher schon Geld.
(Argumentationsweise?)
(… bin erstmal wieder weg…)
Ja. Vielleicht fallen mir die Worte ja alle zufällig ins Hirn, so als eine Art geistiges Hintergrundrauschen, das genauso zufällig sich in Aktivitäten von Fingern auf einer Tastatur äußert, wie eine Art epileptischer Anfall, bei dem eine Folge plötzlich auftretender synchroner elektrischer Entladungen von Nervenzellen im Gehirn zu unwillkürlichen stereotypen Verhaltensstörungen führen. Oder eine Art religiöses Tourette Syndrom, das statt unanständigen Wörtern religiöse oder Moralische Tics erzeugt. “Sündenfall” “Mutter Gottes” “Herrgottsakrament” “Teufel nochmal” usw.
Es könnte aber auch sein, dass ich weiß was eine Metapher ist und du nicht. Es könnte auch sein, dass du ganz genau verstehst, was gemeint ist, und mir nur ein wenig ans Bein pissen wolltest. Und das ist das wahrscheinlichste Szenario, wenn du es wissen willst.
“b) Wäre erst mit dem Kapital die Entfremdung der Menschen in die Welt gekommen, hätte es vorher kein Geld bzw. Ausbeutung gegeben. Es gab aber historisch auch früher schon Geld.”
Gut du meinst also die Kriege hatten früher einen anderen Grund? Ja da bin ich aber mal gespannt. Genauso gespannt bin ich auf die Erklärung wie Krieg das Kapitalwachstum voranbringt.
“(… bin erstmal wieder weg…)” Ist auch besser so. Wen interessiert das denn? Du schreibst doch auch nicht vor jeden Beitrag. “Ich bin jetzt hier.” Das sehn wir. Und wenn du weg bist steht da nichts.
Dra di net um, oh,oh,oh
Schau, schau der Putsch-Dämon geht um, oh,oh,oh
Ja die Katalonienwahl ist jetzt wohl anders ausgegangen als von Spanien, der EU, und anderen gehofft. Die Separatiscten sind nicht wie erwartet in der Versenkung verschwunden, sondern haben eine klare Mehrheit gewonnen. Bei der sehr hohen Wahlbeteiligung von 82% kann man wohl jetzt auch nicht mehr behaupten, dass eine stille Mehrheit gegen die Unabhängigkeit wäre.
Merkwürdigerweise ist das Medienecho relativ positiv. “Die EU-Kommission erklärte in einer ersten Stellungnahme, dass sie ihre Haltung in der Katalonien-Frage nicht ändere.” dlf
Es gibt aber auch andere Stimmen.
“Die Stiftung Wissenschaft und Politik sieht im Ausgang der Katalonien-Wahl eine klare Abfuhr für den spanischen Ministerpräsidenten Rajoy.
Ein Vertreter der Stiftung, Prof. Günther Maihold, sagte im Deutschlandfunk, die Separatisten hätten einen unerwartet klaren Sieg errungen. Der große Gewinner der Wahl sei der abgesetzte katalanische Regierungschef Puigdemont. Er könne mit gestärktem Profil aus seinem Exil in Belgien zurückkehren. In Spanien muss Puidgdemont allerdings damit rechnen, inhaftiert zu werden. Maihold hofft, dass beide Seiten nun aufeinanderzugehen. Auch der spanische Ministerpräsident Rajoy müsse seine bisherigen legalistischen Positionen räumen. Nur so sei eine Lösung für den Katalonien-Konflikt zu finden.”
“Die Bundesregierung hat unterdessen alle politischen Kräfte in Spanien zur Zusammenarbeit aufgerufen. „Aus unserer Sicht kommt es darauf an, (…) eine Aussöhnung der spanischen Gesellschaft zu erreichen“, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer am Freitag in Berlin. Die Bundesregierung vertraue darauf, dass alle Akteure dieses Ziel verfolgten und alle Möglichkeiten zur Deeskalation nutzten.” FAZ
“Der CDU-Europapolitiker Elmar Brok verlangte im Deutschlandfunk ebenfalls Kompromissbereitschaft. Er hoffe, dass der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy den Katalanen mehr Rechte zugestehen werde. Brok zweifelte allerdings an, dass Rajoy in der Frage über das nötige Fingerspitzengefühl verfügt. „Er neigt zur Sturheit“, sagte Brok dem Radiosender.” FAZ
In Spiegel Online spricht das Interesse der EU und der BRD an dem Konflikt so aus: “Wie geht es weiter mit Katalonien?
Wer immer künftig in Barcelona regiert, muss als Erstes für Ruhe sorgen, die Polarisierung stoppen und Brücken zu den Sezessionsgegnern schlagen.”
Mit anderen Worten: Einen Konflikt hat es nicht zu geben. Und wenn man die Separatisten nicht mundtot machen kann, weil über die Hälfte der Bevölkerung Separatisten sind, muss sich Spanien mit Katalonien eben einigen, damit die EU Ruhe hat.
Die Separatisten haben nach meinen Informationen etwa 200.000 Stimmen weniger bekommen als die spanisch-orientierten Parteien; nur aufgrund des speziellen Wahlsystems entstand eine knappe Mehrheit bei den Sitzen im Parlament.
Das Gesetz ist eben so, hört man dazu von Seiten der Separatisten, und diesmal kommt natürlich kein Gejammer auf, das wäre doch eigentlich undemokratisch, weil die Proportionen im Parlament dem geäußerten Volkswillen nicht entsprechen würden.
Aber wenn es um die spanische Verfassung geht, wird der Volkswille dagegen hochgehalten, der doch Priorität haben müsse vor dem Gesetz!
So kann man den Volkswillen nach Belieben für oder gegen das Gesetz in Anschlag bringen.
*
Als ob der spanische Nationalismus nicht schon schlimm genug wäre, muss man noch einen katalanischen Nationalismus dagegen setzen – so ist allemal auf beiden Seiten sichergestellt, dass am Nationalismus selber kein Jota Kritik aufkommt, und schon gar nicht an der kapitalistischen Ökonomie. Alle reden nur noch darüber, wo die Staatsgrenzen verlaufen sollten. Der Nationalismus ist also der eindeutige Wahlsieger mit 100%.
So kann man das sagen! Trotzdem ist überall mit viel größeren Verlusten der Separatisten gerechnet worden, weswegen die spanischen Wertpapiere gleich auch um ein paar Punkte gefallen sind. Außerdem spielt der Inés Arrimadas-Faktor eine Rolle. Dass der Elton John-Bill Gates Verschnitt Putschdämon, dagegen sich so gut gehalten hat ist bemerkenswert.
Nach dem Presseberichten dachte ich erst die Separatisten hätten haushoch gewonnen. Nach genauerem nachlesen war das aber nicht so. Das lag aber an den Presseberichten, die plötzlich ein ganz andere Linie gefahren sind. Ich vermute mal, dass dieser öffentliche Meinungsumschwung vorher abgesprochen war. Erst ging es darum Katalonien die Anerkennung zu entziehen, um zu sehen, welchen Eindruck das beim Wahlvolk hervorruft. Nachdem sich das Wahlvolk nicht groß hat beeindrucken lassen, kam der Umschwung. Spanien soll jetzt nicht mehr auf legalistischen Positionen (sag ich das nächste Mal, wenn ich ein Bußgeld zahlen soll, Herr Polizeibeamter, Ihre legalistische Position ist schwer nachzuvollziehen) beharren und sich mit Katalonien ins Benehmen setzen.
Für die spanische Regierung ist jetzt guter Rat teuer.
Putsch-Dämon will sich nicht nur mit Rajoy, sondern auch mit Juncker treffen. Beide sind not pleased.
Auch unter den Separatisten herrscht nicht gerade Eintracht. Ein Sprecher der ERC sagt, wenn Putsch-Dämon nicht nach Spanien kommen will, um sein Amt anzutreten, so gebührt der ERC der Präsidentensessel.
Die Karriere dieser „Staatsbürger“-Partei, die ähnlich wie Podemos nicht viel anderes bietet als fesche dynamische Führerfiguren und das Versprechen, den Kapitalismus zu verwalten, will gewürdigt sein. Sie gelten jetzt als neue Hoffnungsträger der Einheit Spaniens und als mögliche neue Regierungspartei.
Lange Gesichter hingegen bei der Möglichkeitspartei selbst, die herbe Verluste einstecken mußte und außerdem in Barcelona die Koalition mit den Sozialisten gekündigt hat – ihre Strategie, sich in der Unabhängigkeitsfrage bedeckt zu geben, hat sich als Eigentor erwiesen.
Die Demokratie kommt voran:
„Die proeuropäischen Parteien Rumäniens haben ihre Lektion aus der Einmischung Russlands in die letzten Präsidentschaftswahlen und dem Aufstieg der extremen Rechten, die mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin sympathisiert, bei den Parlamentswahlen gelernt.
Daher einigten sich fünf Parteien, die über eine große Mehrheit verfügen – mehr als 65 % der Sitze sowohl in der Abgeordnetenkammer als auch im Senat nach den Parlamentswahlen am 1. Dezember –, an diesem Mittwoch darauf, eine Sanitärsperre zu errichten, um jede Option der Ultras, durch die Ernennung eines Premierministers aus ihren Reihen an die Macht zu gelangen, im Keim zu ersticken. (…)“
(El País, 12.12.)
„ANAF (die rumänische Nationale Finanzverwaltungsbehörde) entdeckte, dass die PNL eine Kampagne finanzierte, die Călin Georgescu auf TikTok massiv bewarb
Es geht um die Kampagne #EchilibrușiVerticalitate,“
„Gleichgewicht und Vertikalität“, aus der Yoga-Begrifflichkeit entlehnt
„die mit Influencern auf TikTok durchgeführt wurde und von der ein freigegebenes CSAT-Dokument behauptet, sie sei identisch mit der Kampagne »Bruder für Bruder«, die die Russische Föderation kurz vor der Invasion in der Ukraine durchgeführt hatte.
Snoop erfuhr, dass ANAF kürzlich herausgefunden habe, dass »die Kampagne Gleichgewicht und Vertikalität auf TikTok mit dem Geld der Nationalliberalen Partei bezahlt wurde«, so eine vertrauliche Quelle, die über das Ergebnis der ANAF-Untersuchung informiert ist.
Die Informationen wurden für Snoop durch Gespräche und Korrespondenz bestätigt, die sogar mit dem von PNL beauftragten Unternehmen Kensington Communication geführt wurden, das die Kampagne konzipiert hatte.
Das Unternehmen bezahlte 130 kooptierte Influencer auf der FameUp-Plattform, behauptet jedoch, dass »das von Kensington Communication generierte Formular einige Änderungen erfahren hat, die nicht von unserem Team durchgeführt wurden. Wir haben auch keine Informationen darüber, dass sie von Parteivertretern angefordert wurden.«
Kensington sagt, dass »der von unserem Unternehmen gewählte Hashtag #echilibrusiseriozitate (= Gleichgeweicht und Seriosität) auf der FameUp-Plattform ohne unser Zutun in #echilibrusiverticalitate geändert wurde«.“
Das kann ja wohl nicht der besondere Trick gewesen sein, um mehr Stimmen zu kriegen …
„Laut einem freigegebenen CSAT-Dokument und einem Bericht des Expertenforums wurde die Kampagne #Gleichgewicht und Vertikalität jedoch in ihrer Gesamtheit für Călin Georgescu ins Leben gerufen.“
CSAT = Oberster Verteidigungsrat Rumäniens
„Die Kampagne verzeichnete 2,4 Millionen Aufrufe, »bei der die Influencer Călin Georgescu nach einem Copy-Paste-Skript beschreiben, ohne ihn zu zitieren, obwohl diejenigen die Charakterisierungen verwendet wurden, die er selbst vornimmt«, behauptet Expert Forum.“
Wer das wohl wieder ist?
„Auch eine Analyse von Snoop, die anhand der Korrespondenz durchgeführt wurde, das das von den Liberalen beauftragte Unternehmen an die Snoop-Redaktion geschickt hat, zeigt, dass die Influencer die Anweisungen der PNL befolgten.
Mit der gleichen Plattform wurde übrigens seinerzeit die TikTok-Kampagne für das Buch des damaligen PNL-Präsidenten Nicolae Ciucă erstellt.
130 Influencer, die von der Firma Kensington Communication verpflichtet wurden, die von der PNL engagiert wurde und die FameUp-Plattform nutzte, starteten im November 2024 vor den Präsidentschaftswahlen eine Kampagne mit dem Titel #Gleichgewicht und Vertikalität.
Die Influencer erhielten ein Drehbuch und vermittelten der Öffentlichkeit in einem Video die Qualitäten eines künftigen Präsidenten, ohne ihn namentlich zu nennen.
Einige Influencer schrieben in den Kommentaren zum Video: »Călin Georgescu«.
Der Geheimdienst des Innenministeriums übermittelte CSAT eine Mitteilung, in der er behauptet, die Kampagne #Gleichgewicht und Vertikalität analysiert zu haben, die der Öffentlichkeit als »eine Kampagne, die darauf abzielt, das Bewusstsein für die Bedeutung des Wählens zu schärfen« dargestellt wurde. In Wirklichkeit war diese Kampagne laut dem von CSAT am 5. Dezember freigegebenen Dokument auf Călin Georgescu zugeschnitten.“
Um das ganze Bisherige zusammenzufassen: Die Partei beauftragt eine Firma, die Influencer bezahlt und eine Plattform nutzt, um einen Idealkandidaten vorzustellen, den es dann, wie sich später herausstellt, in Wirklichkeit auch gibt.
Es ist faszinierend, wie heute Wahlkampagnen laufen.
„Die Influencer wurden angewiesen, »eine Aufdeckung zu verhindern«
»Die Auftraggeber machten die beteiligten Personen mit Methoden vertraut, mittels derer die Erkennung von Inhaltselementen verhindert wird, die nicht den Richtlinien der TikTok-Plattform entsprechen«, heißt es im CSAT-Dokument.
Am Freitag, dem 20. Dezember, gab die von den Liberalen beauftragte Firma Kensington zu, dass diese Kampagne von der PNL bezahlt wurde, behauptete jedoch, es handele sich um »eine Reihe von Botschaften, die für Kampagnen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit gedacht waren«.
Kensington gehört Răzvan Săndulescu und Cătălin Dumitru. Das von der PNL beauftragte Unternehmen behauptet, der Name der Kampagne sei ohne seine Zustimmung oder die der Partei geändert worden.
So übermittelte das Unternehmen den Namen der Kampagne #ebilibruseriozitate, »dieser wurde auf der FameUp-Plattform ohne unser Zutun in #ebilibrusiverticalitate geändert«.
Im CSAT-Dokument wurde weder der Name des Unternehmens noch die Tatsache erwähnt, dass diese TikTok-Kampagne von PNL bezahlt wurde. Snoop kam auf andere Weise in den Besitz dieser Informationen. (…)
Das rumänische Finanzamt (ANAF) hatte auf Ersuchen der Ständigen Wahlbehörde (AEP) die Finanzierung mehrerer Werbeaktionen in sozialen Medien im Wahlkampf für die Präsidentschaftswahlen untersucht. (…)
Ein anonymer Informant versicherte Snoop,
„dass »es für alle ein Schock ist, dass die von Steuerzahlern für die PNL bereitgestellten öffentlichen Gelder zur Förderung eines anderen Kandidaten verwendet wurden«. (…)
Snoop kontaktierte über FameUp telefonisch Cătălin Dumitru, Mitbegründer der Firma Kensington Communication, die den Medienaccount auf TikTok für die Liberalen anlegte und die Influencer anheuerte.
Dumitru sagte: »Wir haben über Influencer auf FameUp Bürgerkampagnen auf TikTok für PNL durchgeführt. Es ging nicht darum, einen Kandidaten zu bewerben.«“
Es ging also offiziell darum, mehr Leute an die Wahlurnen zu bringen, also eine höhere Wahlbeteiligung zu erreichen.
Dafür erhielt die PNL Gelder aus staatlichen oder sogar EU-Töpfen. Deshalb wurde auch der Nationale Sicherheitsrat und die Steuerbehörde eingeschaltet.
„Dumitri bestritt, dass »Kensington Communication den Hashtag #ebilibrusiverticalitate verwendet hat«.
Ich fragte ihn, ob nicht der Hashtag, sondern die Skripte und das Drehbuch von Kensington im Auftrag von PNL geliefert wurden. Auf diese Frage bat Cătălin Dumitru um die Übersendung dieser heiligen Schriften.
Die Redaktion schickte die Skripte der Kampagne #Gleichgewicht und Vertikalität, wie sie von den Influencern vermittelt wurden, sowie eine Liste der Influencer, die in dieser Kampagne aufgetreten sind, an das von PNL beauftragte Unternehmen.
Cătălin Dumitru von »Kensington« schloss die Diskussion mit den Worten: »Ehrlich gesagt denke ich, dass das Team von Călin Georgescu auf die präparierte Kampagne eingestiegen ist.« Er versprach, schriftlich zu antworten.“
D.h., die Influencer wurden von der PLN direkt mit den Inhalten versorgt, die sie vermitteln sollten und Georgescu legte sich sozusagen in das gemachte Bett.
Ob die Firma Kensington das wirklich nicht gewußt hat oder jetzt versucht, sich aus der Affäre zu ziehen, sei dahingestellt …
Es folgen Details zu den Texten, die die Influencer vermitteln sollten und Interviews mit einigen von ihnen.
„Die Erklärungen des Influencers Marius Cătălin, der bestätigt, dass er bezahlt wurde
Einer der Influencer, Marius Cătălin, Förderer von #verticalbalance, wurde von HotNews“ (einem anderen Aufdecker-Medium, so wie Snoop) „kontaktiert. Er bewarb eine Videobotschaft auf TikTok mit der Idee: »Welche Eigenschaften muss unser nächster Präsident erfüllen?« und griff damit viele der gemeinsamen Phrasen der anderen Influencer auf, die die Kampagne vervielfachten.
Marius Cătălin hat über 814.000 Follower auf TikTok. Er erstellt im Allgemeinen Challenge-Inhalte und Autovideos.
Das Video über »unseren nächsten Präsidenten« war als »bezahlte Partnerschaft« gekennzeichnet und die Beschreibung enthielt »#echilibrușiverticalitate« und »#prezidențiale2024«.
Marius Cătălin gab gegenüber HotNews an, dass es sich um eine bezahlte Kampagne handelte. Sein Beitrag erschien als Ankündigung auf der Plattform FameUp, wurde jedoch keinem Nutzer, Kandidaten oder Parteinamen zugeordnet. Er sagte, dass zusammen mit dem Kooperationsangebot ein Skript verschickt wurde, aus dem »der Influencer auswählt, was er aus diesem Skript sagen möchte, denn so funktioniert jede Kampagne.«
Andere Influencer hingegen posteten selbst den Namen von Călin Georgescu in den Kommentaren oder akzeptierten »eine große Anzahl von Kommentaren, in denen der Name von Călin Georgescu genannt wurde, Kommentare, die für jeden Werbevideobeitrag abgegeben wurden«, heißt es im CSAT-Bericht.“
D.h., sie wußten, für den dieses Bett bereitet wurde.
„Veröffentlichung in »Gândul«
Daten über die Kampagne »Gleichgewicht und Vertikalität« erschienen erstmals öffentlich in 2 Artikeln in »Gândul«,“ (= »der Gedanke«) „12 Tage vor der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen.
Das Online-Medium berichtete ausführlich darüber, wie einer der 14 mysteriösen Kandidaten auf TikTok beworben wird. »Influencer, die im Wahlkampf für die Präsidentschaft Rumäniens eingesetzt werden.« »Illegale Zahlungen für politische Beiträge auf TikTok«, schrieb Gândul am 12. November. »Es handelt sich um eine massiven Feldzug, online, obwohl Influencer – laut Gesetz – keine politische Werbung machen dürfen.« »Es ist illegal und der Nutznießer dieses Szenarios könnte mit drastischen Strafen belegt werden«, erklärten die von Gândul zitierten Quellen.
Der getarnte Wahlkampf, der von jungen Influencern unter dem Motto #EchilibrușiVerticalitate durchgeführt wurde, blieb nicht unbemerkt, und andere Influencer in Rumänien hatten bereits Alarm geschlagen, heißt es in der Veröffentlichung.
Mădălina Vin stellte beispielsweise fest, dass »Hunderte von Influencern« einen Präsidenten mit »Ausgewogenheit und Vertikalität« wollen. »Aber wer hat sie finanziert? Obwohl sie keinen Kandidaten benennen, ist der Auftrag derselbe. (…) Wie auch immer wir es auffassen, das ist eine politische Werbung«, sagte Mădălina Vin und erläuterte auch, wie politische Werbung in der EU reguliert wird.
Im zweiten Artikel in Gândul vom 13. November tauchten auch Beträge auf.
Kensington Communication SRL zahlte über eine halbe Million Lei“ (= ca. 100.000 €) „an die Influencer-Plattform FameUp: (…)
PNL wiederum zahlte am 6. November 2024 an Kensington Communication SRL den Betrag von 1.017.098 RON,“ (= 204257 €, also mehr als das Doppelte. Es war also ein gutes Geschäft für Kensington Comm.) „schrieb Gândul.
Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht bekannt, was ANAF nach Beginn der Ermittlungen zum Zeitpunkt der Absage von Runde 2 herausgefunden hatte: dass eine der wichtigsten Kampagnen von Călin Georgescu auf TikTok von der Nationalliberalen Partei bezahlt wurde. Die Verbindung mit PNL wurde auch von Ziarul de Iași (= Iașier Tagblatt) in einem am 28. November veröffentlichten Artikel erwähnt, in dem die Journalisten schreiben, wer hinter FameUp steht, aber auch, dass »die Quellen des Ziarul de Iași sagen, dass der tatsächlich beworbene Kandidat Nicolae Ciucă gewesen wäre.“
!!!
Ciucă trat auch bei der Wahl an, erreichte aber nur ein schlechtes Ergebnis und kam nicht in die Stichwahl.
„Im September bewarben mehrere Influencer auf TikTok das von Nicolae Ciucă verfaßte Buch »Ein Soldat im Dienst des Landes« mittels einer Art Drehbuch, das ebenfalls über die Plattform FameUp verbreitet wurde.
Die Clips folgten einem Profil, das die Idee beinhaltete, »den Mann hinter dem Buch« zu erraten, daher wurde der Hashtag #omuldinspatelecartii verwendet. #foryou und #informeazate (= informier dich) wurden hinzugefügt.
Die Influencer benutzten alle die gleiche Erzählung über »eine wundervolle Liebesgeschichte, die vor 41 Jahren durch den Zaun zwischen den Gymnasien begann« (wie Nicolae Ciucă seine Frau kennenlernte) und behaupteten, sie »hätten sich Informationen aus möglichst vielen Quellen geholt, um sich eine Meinung zu bilden« (Es geht um Videoclips über 4 Presseartikel, die das Buch rezensieren).
Niemand sagt den Namen von Nicolae Ciucă.
»Es geht um einen Mann im Dienste des Landes, der sich leidenschaftlich für das ländliche Leben interessiert«
»Ich denke ernsthaft darüber nach, das Buch auch zu lesen«
»Es ist absolut herzerwärmend, wie er sich in seine Frau verliebt hat«
»Ich habe die Ausstrahlung eines Mannes gespürt, der aufrichtig schreibt«
»Der Teil mit dem Militärgymnasium scheint mir am interessantesten zu sein«
»Vielleicht ist das mein erster Schritt, um mit dem Lesen zu beginnen«“
und ähnlicher Unsinn.
Eine Verblödungsmaschinerie wird hier vorgestellt, die dann 1 zu 1 auf Wahlkampagnen übertragen wird.
„»Es gab viele Texte und Clips, einige haben sie inzwischen gelöscht«, sagte Dragoș Pătraru in der Sendung »Lage der Nation« vom 19.09.2024.
»Ihnen wurde eine Textnachricht (…) gegeben und sehr viele veröffentlichten sie sofort.«
In diesem Fall wussten die Influencer, dass es um das Buch von Nicolae Ciucă ging, bestätigt Influencerin Roxana Brănișteanu gegenüber Snoop. »Ich wusste nicht, dass es eine Werbekampagne war, erst spät wurde mir klar, dass es eine Kampagne für einen Politiker war. Ich interessierte mich für das Buch und wartete darauf, dass es mich erreicht«, sagt sie, die auch den YouTube-Kanal „iCarte, iParte“ betreibt.
FameUp hat seinen New Yorker Kontakt gelöscht
Bis zu den Parlamentswahlen am 1. Dezember 2024 wurden auf der offiziellen Website von FameUp eine Firma SC INOVATIVE ALIA SRL, als Unternehmen hinter dem Startup, und eine Adresse in den USA: 2261 42nd Street New York angegeben. Dieser Link verschwand nach der Annullierung der Wahlen.
Stattdessen erschien die Adresse eines Unternehmens in Iași: Aleea Păcurari Nr. 12, Iași. »An der New Yorker Adresse handelt es sich um ein 65 qm großes Studio-Apartment. Höchstwahrscheinlich gibt es hier in den Staaten ein Büro von FameUp«, sagte eine dem Unternehmen nahestehende Person gegenüber Snoop.
Ebenso hat Ionuț Pătrășcoiu, der Gründer von FameUp, nach den Enthüllungen in der Presse seine CEO-Position aus der LinkedIn-Bewerbung entfernt.
Bogdan Gheorghiu, ein Minderheitsaktionär von FameUp, sagte für Ziarul de Iași, dass er sich für einen Kandidaten eingesetzt habe, der weniger Stimmen erhalten habe, und die Journalisten behaupteten, er sei Nicolae Ciucă.
Der von Snoop kontaktierte FameUp-Chef sagte, er kooperiere »mit den Behörden«.
In einer späteren schriftlichen Antwort antwortete FameUp: »FameUp hat und hat keinerlei Zusammenarbeit mit der Person Călin Georgescu oder einem anderen Mitglied, das an der Kampagne zur Förderung seiner Wahl für das Amt des rumänischen Präsidenten beteiligt ist,« ohne Fragen zu PNL und Nicolae Ciucă zu beantworten.
»Die über die Plattform durchgeführten Kampagnen waren Informationskampagnen und beschränkten sich streng darauf, das Bewusstsein für bestimmte Botschaften zu schärfen und sowohl demokratische als auch euroatlantische Werte und Prinzipien zu fördern. …Unsere Plattform hat weder direkt noch indirekt die Anwesenheit oder Rede eines Kandidaten, einer natürlichen Person, im Wahlkampf für die Präsidentschaftswahlen gefördert«, fügte FameUp hinzu.
Ionuț Pătrășcoiu, Gründer von FameUp, erscheint auf mehreren Bildern, die 2016 und 2017 zusammen mit Sorin Afloarei auf Facebook gepostet wurden, als letzterer Bezirksrat der PNL Iași war.
Afloarei ist der Sohn von Costel Alexe, dem Umweltminister der PNL-Regierung im Jahr 2020, dem Jahr, in dem er auch zum ANCOM« (= die rumänische Kommunikationsbehörde) „-Zuständigen ernannt wurde, ohne jemals mit dem Metier zu tun gehabt zu haben gewesen zu sein, schrieb Libertatea.“ (Eine rumänische Tageszeitung im Besitz der Ringier-Gruppe)
„Heute ist Sorin Afloarei PNL-Abgeordneter im neuen Parlament. Auf mehreren Fotos ist Pătrășcoiu mit Afloarei zusammen. »Ein Freund, der 1000 Menschen wert ist! … Alles Gute zum Geburtstag, Freund«, schrieb ihm der FameUp-Gründer 2016 auf Facebook.
Im Jahr 2018 gratulierte Afloarei Pătrășcoiu zum Start der »Floca«-App, noch vor FameUp, in einem Facebook-Share: »Gut gemacht, Ioane«.“
Das FrameUp ist also eine von Leuten aus dem PLN-Umfeld gegründete Werbeagentur zur Bewerbung von was immer für Inhalten.
Und möglicherweise auch zum Abgreifen von EU-Geldern.
„Es war nicht die einzige Kampagne, die als pro-Georgescu eingestuft wurde
Die Kampagne, über die Snoop schreibt, war nicht die einzige, bei der Călin Georgescu von der Werbung auf TikTok profitierte.
Beispielsweise wird in einem anderen Dokument, das nach dem CSAT-Treffen freigegeben wurde, angegeben, dass Bogdan Peșchir (bogpr) aus Brașov Spenden in Höhe von über einer Million Euro getätigt hat. Er bestätigte dem Radio »Freies Europa«, dass er Geld an Konten zur Förderung von Călin Georgescu gespendet habe, und betonte, dass er nicht direkt an den Kandidaten gespendet habe.“
An wen denn dann, fragt man sich?
Georgescu war der Strohmann für eine oder mehrere Parteien, aber wie das ganze zustande gekommen ist, ist aus diesem Dickicht der Geschäftemacherei und Meinungs-Business immer noch zu erforschen.
(Snoop, 20.12.)