Pressespiegel Komsomolskaja Pravda, 20.1.: Spitzname „Rattenknochen“:

AUSLÄNDISCHE KÄMPFER BEI DEN UKRAINISCHEN STREITKRÄFTEN

Ein französischer Scharfschütze und andere Söldner in der Ukraine zeigen ihre Gesichter

Das französische Außenministerium hat gelogen, als es sagte, daß »Frankreich weder in der Ukraine noch anderswo Söldner hat« und damit die Aussagen des russischen Verteidigungsministeriums über den Tod von 60 Franzosen bei einem Angriff auf ein Hotel in Charkow widerlegen wollte. Wir haben dergleichen »Glücksritter« ausfindig gemacht, die damit prahlen, an Kriegshandlungen auf der Seite Kiews teilgenommen zu haben.

Zunächst richtete der französische Fernsehsender TF1 sozusagen ein eigenes Außenministerium ein, indem er den ehemaligen Militärpiloten Xavier Tytelman in seiner Sendung präsentierte. Er versuchte, die Berichte Moskaus zu widerlegen, indem er sagte, er habe fünf Gruppen französischer Kämpfer in der Ukraine kontaktiert: »Alle sind gesund und munter.«“

Führen wir uns vor Augen: Das französische Außenministeriem verneint jegliche personelle Einmischung in den Ukraine-Krieg, und der größte französische Sender – ehemals staatlich, inzwischen privat – widerlegt das in schlagender Weise, indem er einen Söldner-Koordinator zu Wort kommen läßt.

„Als nächstes bezog sich die britische Zeitung The Times auf das offene Geheimnis. In einem ausführlichen Artikel erzählt ein gewisser Frank, ein Veteran der französischen Fremdenlegion, wie er 2022 in die Ukraine kam und als Scharfschütze kämpfte. »Ich respektiere ihren Wunsch, mich zu töten. Es ist in Ordnung. Ich möchte sie auch töten«, sagt Frank über seine ehemaligen Kollegen in der Legion, die für Russland kämpfen. Paradoxerweise nennt er sie übrigens »Brüder«.“

Europa 2024: Ehemalige Fremdenlegionäre kämpfen in feindlichen Armeen gegeneinander. Die französische Mutternation, bzw. deren offizielle Sprachrohre dementieren das und in- und ausländische Medien breiten diesen vom französischen Außenministerium dementierten Umstand genüßlich aus.

„Auch der französische Verteidigungsminister Sebastian Lecornu arrangierte in einem Interview mit LCI eine Art Selbstdarstellungs-Seance: »Es gibt französische Zivilisten, die in die Ukraine gekämpft haben. Wir können sie nicht verbieten, wir sind immer noch eine Demokratie.«“

Oh. ?
Die Freiheit, sich in ausländische Armeen einzuschreiben und für sie zu kämpfen, wird hier als eine Art Bürgerrecht dargestellt. Das widerspricht den Gesetzen Frankreichs (und nicht nur Frankreichs). Dazu weiter unten.

„Lecornu behauptet: Angeblich hätten die Söldner, deren bloße Anwesenheit vom Außenministerium vor einem Tag dementiert wurde, keine Verbindung zur französischen Armee …

Natürlich gibt es Narrische, die mit Adrenalin vollgestopft sind. Aber niemand kommt auf die Idee, das Blabla bezüglich »ihrer Entfernung aus der Armee« und die Legenden um aktive nach Kiew geschickte Militärangehörige (angeblich machen sie auf eigene Kosten einen längeren Urlaub) bleiben zu lassen.

Die Gesetze werden nicht eingehalten

Nach französischem Recht ist Söldnertätigkeit eine Straftat (Kämpfer der Fremdenlegion zählen nicht dazu, ihr Status entspricht dem von Armeesoldaten). Es drohen fünf Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe von 75.000 Euro oder sogar der Verlust der Staatsbürgerschaft.
Es ist jedoch bezeichnend, daß die entsprechenden Paragraphen in der Praxis weder auf die »Glücksritter«, also Söldner, noch auf diejenigen, die sie rekrutieren, angewandt werden.

Der französische Geheimdienst DGSE berichtet: Im Jahr 2022 hielten sich mindestens 400 Landsleute auf dem ukrainischen Kriegsschauplatz auf. Diejenigen, die zurückkehrten, wurden »aktiv verhört«, – nicht um sie festzunehmen, sondern um aus erster Hand Informationen über die Situation vor Ort zu erhalten.“

Daran sieht man, daß das französische Militär sehr interessiert daran ist, seine Waffen dort auszuprobieren und sich Informationen darüber zu verschaffen, wie sie sich bewähren.
Es werden nicht die persönlichen Impressionen der Soldaten sein, die die französischen Behörden interessieren.

„Im vergangenen April wurden jedoch zwei junge Männer mit Nazi-Tätowierungen, die aus dem Urlaub aus der Ukraine zurückkehrten, festgenommen. Aber nicht wegen Söldnertums, sondern wegen illegaler Einfuhr von Trophäen – optischen Zielgeräten und gefüllten Magazinen [für halbautomatische Schußwaffen]. Dafür erhielten sie nichts außer 15 Monaten Gefängnis.“

Die Leute wollten also dort in der Ukraine erbeutete Waffen in Frankreich auf dem Schwarzmarkt zu Geld machen.
Man fragt sich, was „Trophäe“ in diesem Zusammenhang heißt?
Vielleicht auch aus dem nächsten ukrainischen Waffenlager geklaute westliche Lieferungen?
Begreiflich, daß die französischen Behörden über diese Betätigung nicht besonders erfreut waren.

„Napoleon mit der Ukraine-Fahne

Die französische Presse zeichnet das Porträt eines Söldners wie folgt: ein Mann im Alter von 25 bis 40 Jahren auf der »Suche nach dem Sinn des Lebens«,“

– wie sich die Zeiten ändern. Früher ging man dafür nach Indien, trat Sekten bei oder man geht heutzutage auf den Camino.
Aber für einige Leute ist es offenbar ein Akt der Selbstfindung, sich in der ukrainischen Armee zu betätigen.

„mit Erfahrung im Kampf oder Militärdienst und ultrarechten Ansichten. In der Ukraine erhalten »Glücksritter« zwischen 500 und 3000 Euro. Normalerweise kämpfen sie in der Fremdenlegion der ukrainischen Streitkräfte. Auch im Karpaten-Sitsch-Bataillon und in der Normannenbrigade, die aus ausländischen Veteranen westlicher Armeen besteht. Wir wissen auch von der französischen Truppe »Baguette«, die in sozialen Netzwerken aktiv ist. Einer der letzten Beiträge lautete: »Wir trauern um unseren Freund Andrew (mit dem Pseudonym Zahnarzt)«.

Eine französische Website, die Utensilien für das Militär verkauft, verkauft auch Stoff-Winkel mit dem Eiffelturm als Inschrift im Wappen der Ukraine und mit Napoleon vor dem Hintergrund der Flaggen der Ukraine und Frankreichs.


Das Spiel ist aus für den schönen Mann

Die französischen »Glücksritter«, ehemalige (oder »relativ ehemalige«) Militärs und einfach Abenteurer, haben im Allgemeinen nicht verborgen, wo sie sich befinden. Die Website KP.RU hat ihre Veröffentlichungen untersucht. Unter ihnen sind erfahrene Militärangehörige und Neonazis. Und diejenigen, die bereits im Jenseits sind.

Frank Malandin, 50 Jahre alt
Derselbe Veteran der Fremdenlegion, Frank, der der britischen Presse Interviews gab. Kommandant der Berlioz-Gruppe mit dem Spitznamen »Abenteuer«, Scharfschütze. Während seines Dienstes in der französischen Armee befehligte er eine Mörserbesatzung.
Seit März 2022 befindet er sich in der Ukraine und hat sich dort sogar einen Hund zugelegt. Er prahlte damit, daß er mehrmals als tot gelistet worden sei, aber er sei gesund und munter.

Ludovic Dendin, 47 Jahre alt
Ein Grünbarrett (Infanterie) mit umfassender militärischer Erfahrung. In der Ukraine seit März 2022, Spitzname „Diesel“. Er befand sich wahrscheinlich auf dem Übungsplatz Javorov [im Mai 2022], als dieser von einem Raketenangriff getroffen wurde.
Er wurde verwundet, ging zur Behandlung nach Frankreich, ist aber bereits zurückgekehrt und zeigt Bilder aus der Kaserne. Kürzlich veröffentlichte er ein Foto von fünf in der Ukraine getöteten Franzosen mit dem interessanten Hinweis: »Die Namen der übrigen haben die Behörden nie preisgegeben.«

Maxim Bronchenne, 33 Jahre alt
Diente in der französischen Armee. In der Nähe von Lugansk trat er auf eine Mine und verlor ein Bein. Er gab Interviews und prahlte damit, daß er »50 Russen getötet« habe. Er wurde in Frankreich behandelt – und wurde wegen Söldnertums nicht bestraft.
Er hat eine Vorliebe für neonazistische Symbole und Tätowierungen und trug das Chevron des »Rechten Sektors«.
Nach seiner Verwundung ist Bronchenne bereits in die Ukraine zurückgekehrt, posiert in Kiew und verspricht, »zum Dienst zurückzukehren«, wenn er sich an die Prothese gewöhnt habe. Er ließ sein Kind in Frankreich zurück und traf in Odessa eine Ukrainerin, die er heiraten wollte.

Guillaume Andreoni, 28 Jahre alt
Ein Neonazi aus Südfrankreich mit dem Spitznamen „Rattenknochen“. Er trägt ein faschistisches Symbol als Tätowierung im Gesicht. Er wird verdächtigt, unbewaffnete russische Kriegsgefangene erschossen zu haben. Er ist einer der Söldner, die in Frankreich wegen von der Front mitgebrachter Waffen festgenommen wurden.
Bald läuft die bescheidene Strafe, die dieser Mistkerl erhalten hat, ab und er wird sicher in die Ukraine zurückkehren können.

Cesar Ojar
Ein Neonazi, Fußballfan und Mitglied der in Frankreich verboten Zouave-Gruppe.
Er kam im Mai 2023 in die Ukraine, um für die ukrainischen Streitkräfte zu kämpfen. Er ist mit Tätowierungen mit Runen und Hakenkreuzen bedeckt und liebt Asow-Utensilien. Mitglied des Bataillons „Revanche“.

Andrea Gallozzi, 22 Jahre alt
Er wäre 23 geworden, aber das hat nicht sein sollen. Bis zum Dienst in der Armee hat er es gebracht, aber dann schied er »aus gesundheitlichen Gründen« aus dem aktiven Dienst aus.
Im Herbst 2022 begann er unter dem Spitznamen „Frenchy“ auf der Seite der ukrainischen Streitkräfte zu kämpfen. Besonders gerne posierte er mit einem Granatwerfer. Im Februar 2023 wurde er durch Mörserfeuer im Raum Svatovo liquidiert.
In Kommentaren trauerten französische Frauen besonders heftig um ihn – schließlich brachte Gallozzis engelhaftes Aussehen ihm den Spitznamen »schöner Mann« ein.“

———

Diese Kurzbiographien kann man mit einigem Zeitaufwand aus den sozialen Medien zusammenstellen, wo diese Leute sich selbstbespiegeln.
Alle hier charakterisierten Personen sind allerdings kleine Fische, wirkliche »Glücksritter« (oder auch Pechvögel, wie der »Schönling«).
Bei ihnen sind die lokalen Behörden vermutlich froh, wenn sie ihren Wohnort Richtung Ukraine verlassen und möglichst nicht zurückkehren oder nur in einer Holzschachtel.

Diejenigen französischen Soldaten, die in Charkow durch russischen Beschuß zu Tode gekommen sind, dürften allerdings andere Kaliber gewesen sein: Berufsmilitärs mit einem Auftrag.

3 Gedanken zu “Pressespiegel Komsomolskaja Pravda, 20.1.: Spitzname „Rattenknochen“:

  1. Die Mobilisierung geht voran, neben Söldnern versucht man jetzt Gastarbeiter anzuwerben:

    „Krieg in der Ukraine: An der Front statt auf dem Acker

    Die Ukraine braucht Soldaten – deswegen fehlen ihr Arbeitskräfte. Auch Anwerbung im Ausland soll Abhilfe schaffen.

    Die Stadt Luzk im Westen der Ukraine morgens um sechs, am Werkstor der Fabrik für Pkw-Kabelbäume. Einige Soldaten in Polizeibegleitung kontrollieren die Ausweisdokumente der Männer, die aus der Nachtschicht zur Frühstückspause gehen. Einige lassen sie weiter, anderen stellen sie eine Vorladung auf das Einberufungsamt aus. Mitarbeiter dieser Fabrik, wie auch vieler anderer Betriebe, sind bereits im russisch-ukrainischen Krieg gefallen. Aber die Mobilmachung geht weiter. Und damit auch der Verlust von Arbeitskräften für die Fabrik.“

    Dergleichen Informationen sind auch interessant im Lichte dessen, daß die Verluste der Ukraine stets heruntergespielt bzw verheimlicht werden, um die Kriegstreiberei des Westens zu rechtfertigen.
    Man halte also fest: In der Westukraine, wo sich die treuesten antirussischen Staatsbürger befinden, gehen Mitglieder der Einberufungsbehörde um 6 Uhr in der Früh zum Werkstor und berufen Leute ein, die gerade in die Arbeit gehen.
    Sie geben ihnen einen Zettel.
    Aber wie viele Leute dann tatsächlich mit diesem Zettel bei der Einberufungsbehörde antreten – das weiß niemand.
    Inzwischen gibt es angeblich schon Inserate im Internet, wo angeboten wird, professionell einen Arm oder ein Bein zu brechen, um der Einberufung zu entgehen.

    Im Agrarbetrieb von Serhij Kotschubej im westukrainischen Wolyn“

    – es handelt sich hier um eine Provinz, nicht um eine Ortschaft –

    „arbeiten außer ihm noch fünf weitere Männer. Erst vor Kurzem wurden zwei von ihnen eingezogen. Jetzt sind insgesamt schon vier seiner Arbeiter an der Front. Der 24-jährige Bohdan Hlum arbeitet als Traktorist in dem Betrieb. Früher fuhr der junge Mann zum Arbeiten nach Polen, aber als er Arbeit in der Ukraine fand, kam er zurück in seine Heimat. Er sei noch nicht einberufen worden, erzählt er, deshalb werde er weiter auf dem Feld arbeiten.

    Um den Agrarsektor zu unterstützen, verlängerte die Regierung die Mobilmachungsfrist für Arbeiter in der Landwirtschaft, jedoch für nicht mehr als die Hälfte der Männer in einem bestimmten Betrieb.“

    Das ist eine eigenartige Art von „Unterstützung“ – man zieht nur die Hälfte der Männer ein, damit der Laden nicht ganz zusammenbricht.
    Die „Verlängerung der Mobilmachungsfrist“ gilt vermutlich nur bis zum Ende der Erntezeit, dann sind die anderen auch dran.

    Die Mobilisierung gefährdet inzwischen also nicht nur das Leben der Mobilisierten, sondern auch die ganze Wirtschaftsleistung im Hinterland, also dort, wo es noch keine unmittelbaren Kriegsschäden gibt.

    „Das benachbarte Gebiet Lwiw ist nur einen Schritt vom Verkehrskollaps entfernt. Aktuell fehlen 90 Straßenbahn- und 120 Busfahrer. Die Stadt bietet jetzt kostenlose Schulungen für Frauen an, die in diesen Berufen arbeiten wollen.

    Programm für Frauen

    Der Mangel an Lkw-Fahrern bringt auch den internationalen Güterverkehr in Schwierigkeiten. »Wir haben 46 Fahrzeuge«, erzählt der Inhaber der Spedition Inter Trans Logistik, Viktor Berestenko. »Davon sind nur 20 bis 30 im Einsatz, weil wir zu wenige haben, die hinter dem Lenkrad sitzen können. Einige unserer Fahrer sind von Fahrten ins Ausland nicht zurückgekommen, sie haben unsere Lkw dort stehen lassen und möchten nicht zurückkommen. Einige sind nach der Verabschiedung des Mobilmachungsgesetzes in Panik geraten und haben gekündigt. Die Arbeit unseres Unternehmens ist lahmgelegt.«

    Als Folge der Mobilmachung werde die Ukraine jetzt ein staatliches Programm zur Ausbildung von Frauen zu Lkw-Fah­rer*in­nen starten, sagte der stellvertretende Verkehrsminister Serhij Derkatsch.

    »Während des Krieges ist der Personalmangel fast das größte Problem der Firma Interpipe geworden«, steht auf der Firmenwebsite. Das Unternehmen stellt nahtlose Rohre und Eisenbahnräder her. »Aktuell haben wir einen Personalmangel von 12, in einigen Abteilungen sogar von 25 Prozent.«

    Der Arbeitskräftemangel ist auch auf Baustellen zu spüren. Nach Angaben des Arbeitgeberverbands der Ukraine ist in den zwei Jahren seit Kriegsbeginn die Zahl der offiziell registrierten Bauarbeiter um 25,4 Prozent zurückgegangen. Inhaber von Baufirmen wollen jetzt gezielt Migranten anwerben.“

    Man fragt sich, wo?
    Afrika?
    Bangla Desh?
    Wo ist die Lage verzweifelt genug, um sich in ein Land zu begeben, wo Krieg herrscht?
    Abgesehen von der Gefahr durch Kriegshandlungen ist die ganze rechtliche Situation unsicher: Ob man am Ende überhaupt bezahlt oder nicht vielleicht als eine Art Sklave eingesperrt wird? Was Katar oder ähnliche Staaten können, kann die Ukraine in ihrer derzeitigen lage locker auch. Und wo kein Kläger, dort kein Richter.
    Das „überfallene Land“ wird sicher unterstützt werden, wenn es seinen Männermangel mit Schwarzafrikanern aufbessern will, so oder so. Derzeit optieren sie aber für ehemalige Bruderländer:

    „Langfristiger planen

    Ein Bauunternehmer in Iwano-Frankiwsk hatte unlängst eine positive Nachricht zu vermelden: die Ankunft von etwa 50 Arbeitskräften aus dem Ausland. Aktuell betreut die Firma 35 Projekte. Dafür benötigen sie Maurer, Betonbauer und Hilfskräfte.

    Bauunternehmen suchen Arbeitskräfte in der Republik Moldau, in Usbekistan und Aserbaidschan. Ausländer sind nicht von der Mobilmachung betroffen und so können die Unternehmen langfristiger planen.“

    Das klingt schon fast wie eine Parodie: längerfristig planen in einem Land, das Krieg führt nach dem Motto »Ende nie!«

    „Laut einer Arbeitsmarktstudie der European Business Association sind fast drei Viertel aller Firmen in der Ukraine mit einem Mangel an Arbeitskräften konfrontiert. Im Herbst 2023 waren es rund 50 Prozent. Der Arbeitsmarkt gleiche in letzter Zeit einer menschenleeren Wüste: Von Tag zu Tag gebe es weniger Arbeitssuchende, der Wettbewerb um offene Stellen nehme stetig ab. So lautet der Befund von Analysten eines Jobportals zur aktuellen Lage auf dem ukrainischen Arbeitsmarkt. Ein Grund für diese Situation ist auch der Umstand, dass seit Kriegsbeginn etwa 5 bis 7 Millionen Menschen ins Ausland gegangen sind.“

    „Auch“!!!
    Die Mobilisierung ist hier unter ferner liefen, obwohl ein guter Teil der Emigranten eben Männer sind, die vor dem Wehrdienst flüchten.

    „Mittlerweile wurden drei Gesetzesentwürfe zur »Rückstellung von der Mobilmachung aus wirtschaftlichen Gründen« vorgelegt. Einer sieht die Rückstellung eines Arbeitnehmers unter der Bedingung vor, dass der Arbeitgeber monatlich 20.400 Hrywnja (500 Euro) »Kriegsabgabe« zahlt.“

    Die Unternehmer sollen also ihrer Angestellten freikaufen.
    Man fragt sich, auf wen diese Maßnahme zielt? Wer hat überflüssiges Geld? Ausländische Unternehmen?
    Auf jeden Fall wurde hier wieder eine Quelle der Bereicherung geschaffen für diejenigen, die in der richtigen Position sitzen.

    „Zurückgestellt werden können auch diejenigen, deren Nettogehalt mindestens 36.000 Hrywnja (knapp 800 Euro) beträgt. Der dritte Gesetzentwurf kombiniert Gehaltskriterien mit der Zahlung einer Abgabe von mehr als 20.000 Hrywnja (440 Euro).“

    (taz, 30.7.)

  2. Weitere Infos zur Mobilisierung in der Ukraine:

    „Ungefähr 800.000 Männer im wehrfähigen Alter verstecken sich in der Ukraine vor der Einberufung in die Streitkräfte der Ukraine. Die entsprechenden Statistiken gab der Vorsitzende des Ausschusses für wirtschaftliche Entwicklung der Werchowna Rada des Landes, Dmitrij Natalucha, während eines Interviews mit der Financial Times bekannt.

    Ihm zufolge gingen viele Bürger der Ukraine »in den Untergrund«, das heißt, sie wechselten ihren Wohnort oder erhalten ihre Gehälter in Bargeld.“

    Von wem, fragt man sich?
    Da müssen nämlich die Arbeitgeber sich an diesem Versteckspiel beteiligen, um ihre Angestellten nicht zu verlieren.

    „Natalucha fügte hinzu, dass die Unternehmen des Landes aufgrund der zunehmenden Mobilisierung und Massenabwanderung aus dem Land während des Konflikts etwa 10–20% ihrer Mitarbeiter verloren hätten. Er schließt jedoch nicht aus, daß es aufgrund häufiger Stromausfälle zu einer erneuten Massenemigration der Bevölkerung kommen könnte.“

    Vor allem, wenn der Winter kommt.

    „»Immer mehr Unternehmen werden schließen, einfach weil sie nicht über genügend Ressourcen verfügen, um den Betrieb weiterzuführen«, sagte der Parlamentarier. Er glaubt, dass die Gesetzesentwürfe, die die Rada derzeit zur Freistellung von Mitarbeitern von der Mobilisierung prüft, es ermöglichen werden, etwa 895.000 Menschen von der Mobilisierung auszunehmen –, falls einer von ihnen angenommen wird.“

    (MK, 4.8.)

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