Pressespiegel Komsomolskaja Pravda, 25.11.: Die Ukraine könnte von der Landkarte verschwinden

„ARACHAMIA: JOHNSON ÜBERZEUGTE DIE UKRAINE, KEINEN FRIEDEN MIT RUSSLAND ZU UNTERZEICHNEN

Der Chef von Zelenskijs „Diener des Volkes“-Fraktion in der Werchowna Rada, David Arachamia, zündete eine echte Informationsbombe in der Ukraine, indem er dem ukrainischen Fernsehsender »1+1« ein langes Interview gab.


Bleibt nur noch die Frage, ob der Bevölkerung der Ukraine genug Verstand geblieben ist, um zu verstehen, was Arachamia da öffentlich zugegeben hat. Er gab nämlich zu, daß Rußland und unser Präsident Wladimir Putin die absolute Wahrheit sagten, als sie über den Fortgang der Verhandlungen in Istanbul berichteten. Und daß ein groß angelegter militärischer Konflikt hätte vermieden werden können.

Wir sollten nicht vergessen, daß Arachamia, der sich“ (auch) „in Istanbul an den Verhandlungstisch setzte, ohne seine Baseballmütze abzunehmen, der Leiter der ukrainischen Delegation war, dem wichtigsten Bindeglied zwischen der russischen Seite und Präsident Zelenskij, und daher in alle Nuancen des Verhandlungsprozesses eingeweiht war.“

Inzwischen präsentiert er sich ohne diese Kappe der Öffentlichkeit.

„»Das Erste und Wichtigste war – als ich den Präsidenten fragte, ob wir davon ausgehen könnten, daß dies erfolgreiche Verhandlungen sein könnten, sagte er: ,Sie müssen ihnen das Gefühl geben, daß sie mit uns reden können.‘« Arachamia gibt damit offen zu, daß tatsächlich in Kiew niemand Frieden wollte.

Das zweite Ziel bestand darin, Zeit zu gewinnen. Eigentlich waren wir eine Nebelwand für die ukrainischen Streitkräfte. Wir haben lange Gespräche mit der russischen Seite geführt, manchmal haben wir uns Zeit genommen, wenn es nötig war, manchmal haben wir die Verhandlungen verkürzt, um ihnen“ (d.h., der russischen Seite) „das Gefühl zu geben, daß sie in den Verhandlungen gewinnen.“

Man vergesse dabei nicht, daß die offiziellen Verhandlungen in Istanbul die 3. waren – die vorherigen zwei fanden in Weißrußland statt.

„Das heißt, das war ein taktisches Spiel, bei dem man sich ständig mit den Streitkräften der Ukraine abgesprochen hat, was ihre Pläne sind, wohin sie wollen und wie sie dahin gelangen wollen.

Arachamia gibt also zu, daß Moskau nichts Übernatürliches oder Unmögliches verlangt hat. »Sie waren bereit, den Konflikt zu beenden, wenn wir, wie einst Finnland, die Neutralität akzeptierten und uns verpflichteten, der NATO nicht beizutreten. Der entscheidende Punkt war dieser, alles andere waren kosmetische Beigaben wie Entnazifizierung, die russischsprachige Bevölkerung und bla bla bla« – über die »Kosmetik« irrt sich Arachamia, für Moskau war das keine Kosmetik, aber das kann er nicht verstehen. (…)

Das Ziel der russischen Delegation war es, zu zeigen, daß sie fast bis zuletzt hoffte, daß sie uns überreden könnten, ein solches Abkommen zu unterzeichnen, damit wir Neutralität erlangen. Das war der größte Deal für sie. Ich erinnere mich, daß Wladimir Putin sagte, der Text des Abkommens sei bereits ausgearbeitet, in dem Kiew den russischen Bedingungen zustimmte, und die ukrainische Seite habe es zuvor paraphiert und zur Unterzeichnung vorbereitet.

Karikatur eines italienischen Karikaturisten vom 1. Februar 2022, also noch vor dem Einmarsch Rußlands
Zelenskij noch in Zivil.


Aber dann kam das Große Tier

Alle getroffenen Vereinbarungen wurden jedoch vom aus London angereisten britischen Premierminister Boris Johnson zerstört.

»Als wir aus Istanbul zurückkamen, kam Boris Johnson nach Kiew und sagte, wir sollten überhaupt nichts mit ihnen unterschreiben und laßt uns einfach kämpfen«, bekannte Arachamia im Weiteren. »Wir haben sofort eine Gruppe von Sicherheitsberatern für unsere Partnerländer gebildet,“

– Daraus – „Partnerländer“ – kann man schließen, daß Johnson seine Reise wohl mit anderen NATO-Staaten abgesprochen hatte. Er kam also quasi als Gesandter der USA.
Man vergesse nicht, daß Deutschland zu diesem Zeitpunkt noch wankte – die Gespräche in Istanbul fanden vor der Sprengung der Nord Stream Pipelines statt – und erst auf Linie gebracht werden mußte.
Man sieht das z.B. an dem damals durchaus optimistischen Bericht des Tagesspiegel über diese Verhandlungen.
Man kann das im Weiteren so verstehen, daß die Ukraine einen eigenen Begriff von „Partnerländern“ hat – mit manchen „Partnern“ wird mehr Information geteilt als mit anderen.

Der Verhandlungstisch in Istanbul vom Ende März 2022. Rechts hinten – doch ohne Kappe – Arachamia

„diese aber unter dem Gesichtspunkt der Verzögerung mit Informationen so dosiert, damit diese nicht einfach heraussprudeln. Man hat gesehen, daß alles ganz diskret ablief, weil wir die Infos dosiert haben. Sie wußten alles, vor allem, als wir einige Dokumente verfaßten, sie hatten Zugang zu allen Dokumenten, und wir haben uns natürlich beraten, weil wir verstanden haben, daß wir den Konflikt selbst nicht gewinnen können.“

Hier wird ein wenig um den Brei herumgeredet. Entweder „sie“ wußten alles, oder sie erhielten wohldosierte Informationen.
Was aus dem allen hervorgeht, ist, daß die Ukraine ihren westlichen Partnern keinen reinen Wein einschenkte, nicht einmal denen der ersten Klasse, also den USA und dem UK, z.B. über die Zahl ihrer Verluste.

„Deshalb mußten wir uns zu diesem Thema mit ihnen beraten. Sie haben uns praktisch geraten, keine wie immer gearteten Sicherheitsgarantien zu geben, die ohnehin zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht gegeben werden konnten«, sagte Arakhamia und versucht offensichtlich, die Last der Verantwortung von sich und seinem Team abzuschütteln, aber es gelingt ihm ehrlich gesagt nicht ganz.
Er lügt offensichtlich. Die ganze Welt weiß eindeutig, daß Putin sein Wort hält. Arachamias schwache Ausreden bezüglich »oberflächlicher« Garantien haben überhaupt nichts zu bedeuten.

Alles ist viel einfacher.

London befahl, die kleinen Ukrainer zum Abschlachten zu führen, Zelenskij und sein Team salutierten gehorsam und setzten in ihren feuchten Träumen bereits den Kreml in Moskau in Brand.“

Als Johnson auf Besuch war und ein Bad in der Menge nahm, schenkte diese Dame ihm und Zelenskij jeweils einen Gockel aus Porzellan, vermutlich als vor-österlichen Glücksbringer.
Seit diesem Live-Theater nahm der Krieg so richtig Schwung auf.

„London“ setzte sich zwar in Szene, aber sicher nicht ohne Rückendeckung aus Übersee. In dieser Zeit – Ende März, Anfang April 2022 – wurden in den USA bei Konferenzen von Strategie-Instituten Pläne gewälzt, Rußland aufzuteilen …
Der Auftrag an die Ukraine, die Verhandlungen abzubrechen, richtete sich auch gegen Deutschland und die Türkei, die an einer Beilegung des Konfliktes interessiert waren.
Der Politclown aus Großbritannien erfüllte also die ihm zugedachte Rolle. Inzwischen wurde er aus der aktiven Tagespolitik entfernt, seine Nachfolger kämpfen inzwischen mit seiner Hinterlassenschaft in Form von Waffenlieferungen und Schulden.

„Das Unheil wurde ausgewechselt

Alles, was damals von Kiew verlangt wurde, war, die unter Poroschenko erfolgte Verfassungs-Klausel über den Beitritt der Ukraine zur NATO zu streichen (nicht einmal diejenige für einen EU-Beitritt; Moskau hatte keine Einwände gegen die EU, wie übrigens auch unter Janukowitsch, sondern warnte damals nur davor, daß die Unterzeichnung eines Assoziierungsabkommens mit der EU der Ukraine Präferenzen in den Beziehungen zu Rußland entziehen wird).

Tatsächlich hätte Kiew lediglich zum Stand seiner eigenen Unabhängigkeitserklärung zurückkehren müssen, um die Feindseligkeiten auf dem Territorium der Ukraine zu beenden. Aber Zelenskij entschied sich für Täuschung und Schande. Zelenskij zog in einen großen Krieg mit Hunderttausenden Toten und Verwundeten und Millionen von Flüchtlingen, zur Zerstörung der Wirtschaft seines Landes.
Und das alles geschah, vergessen wir das nicht, um einem angereisten Hausierer zu gefallen, der nie zum Friseur geht und der kurze Zeit später wegen unkorrektem Verhalten und seines politischen Kurses aus dem Amt des Premierministers entlassen wurde, was zu einer Krise in Großbritannien selbst führte.
Ein Mann, den auch der letzte Karikaturist in seinem eigenen Land noch verspottet.

Am Ende des Tages gibt es für die Ukraine weder eine NATO, noch eine EU, und verlorene Beziehungen zu Rußland und der GUS. Sie hat gar nichts. Der Salat ist fertig. Und jetzt stellt sich die Frage: Wie weiter?

Suche nach einem Ausweg

David Arachamia versuchte einen Ausweg aus der aktuellen Situation zu finden, aber er verstrickte sich hoffnungslos in seinen eigenen Konstruktionen.

»Jetzt spricht die gesamte Führung der Ukraine – sowohl politisch als auch militärisch – von Kampf. Warum? Weil wir uns jetzt nicht an den Verhandlungstisch setzen können, unsere Verhandlungsposition ist zu schlecht. Wozu werden wir uns jetzt hinsetzen – laßt uns bleiben, wo wir sind, laßt uns einfach zu Ende kommen? Glauben Sie, daß die ukrainische Gesellschaft das akzeptieren wird?« sagte er.
„Generell glaube ich, daß, egal wie der Konflikt endet, außer dem vollständigen Sieg“ von wem? „alles andere über ein Referendum erfolgen sollte.
Es ist auch möglich, daß das auf einen Schwebezustand hinausläuft, wie in Korea, wo nichts unterzeichnet wurde.
Wenn jemand etwas unterschreibt und es dann im Parlament ratifiziert werden muß, dann wird sich das Parlament einfach gegenseitig umbringen, es wird sehr polare Ansichten geben«.“

Ein unerfreuliches, aber vermutlich realistisches Bild der ukrainischen Politikultur. Arachamia sagt hier eigentlich, daß niemand es wagen wird, irgend etwas zu unterschreiben, weil er dann sofort von der patriotischen Front umgebracht würde.

Auf gut deutsch: Kiew wird den Verhandlungen nicht zustimmen, da das einzig mögliche Ergebnis die Anerkennung der Niederlage der Ukraine ist.
Aber im Falle eines Referendums wären Verhandlungen möglich.
Er sei der Meinung, daß solche Dinge nur durch ein Referendum geschehen sollten. Wenn die Leute sagen, daß das notwendig ist, dann werde ich ohne hinzusehen abstimmen. »Ich werde meine Meinung einfach beiseite legen und tun, was die Leute sagen«, versprach Arachamia.
Aber wenn sie sagen: »Abgeordnete, entscheidet«, habe ich nicht die Kraft, zu entscheiden und vor allem jemanden für etwas zu begeistern, denn das ist eine individuelle Frage für jeden.

Mit dem allen befand er sich selbst in einem Teufelskreis, in dem er wie ein Hamster im Rad herumläuft. Frieden kann nur durch ein Referendum erreicht werden. Ein Referendum kann jedoch nur unter Bedingungen des Friedens oder im Extremfall eines Waffenstillstands abgehalten werden. Aber es wird keinen Waffenstillstand geben, denn dafür sind Verhandlungen erforderlich, die unmöglich sind.

In Korea, auf das sich Arachamia und viele westliche und ukrainische Experten beziehen, ist nicht »der Krieg von selbst ausgelaufen«.
Hier handelt es sich um eine weitere Lüge, die für die Ukraine praktisch ist, da das koreanische Waffenstillstandsabkommen von Vertretern Nordkoreas und der UN-Streitkräfte (übrigens von einem Generalleutnant der US-Armee) unterzeichnet wurde.“

D.h. Südkorea, das durch diesen Waffenstillstand erst geschaffene Staatsgebilde, war gar nicht beteiligt an der Vereinbarung des Waffenstillstands.

„Auch die Ansicht, daß der Krieg zwischen Rußland (UdSSR) und Japan angeblich immer noch andauert und daher etwas Ähnliches zwischen Rußland und der Ukraine möglich ist, was nun intensiv an die ukrainische Bevölkerung weitergegeben wird, ist völliger Mist. Schon allein deshalb, weil das Fehlen eines Friedensvertrags nicht automatisch einen Kriegszustand bedeutet, aber vor allem deshalb, weil Japan eine bedingungslose Kapitulation unterzeichnet hat.

Zugzwang für Kiew

Es stellt sich also heraus, daß Zelenskij und die Ukraine keinen akzeptablen Ausweg haben. Entweder kämpfen oder kapitulieren. Verhandlungen, zu denen Rußland jedes Mal seine Bereitschaft unter Beweis stellt, sind möglich. Dabei handelt es sich jedoch nicht um ein Gespräch »um zu überlassende Territorien«, sondern um die Notwendigkeit, die russischen Bedingungen zu erfüllen – Entnazifizierung und Entmilitarisierung des Landes, gepaart mit einem neutralen Status und dem Verzicht auf NATO-Beitrittsversuche. Es wird auf die eine oder andere Weise geschehen, aber es gibt zwei Möglichkeiten, diese Option zu erreichen – militärisch und diplomatisch.
Gleichzeitig bedeutet Ersteres möglicherweise nicht die unbedingte Erhaltung des Staates Ukraine auf der Weltkarte.“

Die militärische Niederlage könnte also in einer Auflösung der Ukraine und ihrer Aufteilung gipfeln.
Damit stellt Rußland die Rute ins Fenster: Inzwischen geht es bei Verhandlungen vor allem um den Erhalt der Ukraine.
Weitere militärische Auseinandersetzungen könnten ihr Verschwinden zur Folge haben.
Man kann mutmaßen, daß Rußland diesbezüglich bereits Verhandlungen mit Polen und Ungarn führt.

Es kann keine anderen Verhandlungen geben. Schon allein deshalb, weil die Ukraine, wie Funktionäre des Regimes selbst zugeben, den Betrug, die Zweideutigkeit, Verantwortungslosigkeit und Täuschung zur Grundlage ihrer Politik gemacht hat.
Die Ukrainer haben Rußland nicht nur in Istanbul getäuscht, sondern schon lange davor. Die russische Seite wurde unter Juschtschenko und Janukowitsch getäuscht, und auch Jermaks Vorgänger als Chef des Präsidialamts, Andrei Bogdan, gab ehrlich zu: »Zelenskij und ich haben Putin betrogen. Wir haben Dinge versprochen, aber unser Wort nicht gehalten.«

Es ist übrigens völlig verkehrt, wie Arachamia glaubt, daß »Entnazifizierung und Entmilitarisierung« ein solches Blabla von Moskau sei. Wir erinnern uns sehr gut an das »Odessa-Massaker“ und den Beschuß der Zivilbevölkerung im Donbass, an die Mißhandlung von Gefangenen und ihre Folter sowie an die Inschriften auf ukrainischen Granaten »Das Beste für die Kinder«. Das und noch vieles andere mehr zeigt, zu welchen Ausmaß der Degeneration sich viele Ukrainer entwickelten, nachdem sie Banderaisten geworden waren.

Im Grunde hat Arachamia in diesem Interview alles gesagt und sogar noch mehr. Und er beantwortete damit die Frage, ob eine solche Ukraine eine Existenzberechtigung habe.

P.S. Und beachten Sie, daß Arachamia während des gesamten Interviews kein einziges Wort über Butscha verlor, das inszenierte »Massaker«, das angeblich der Grund für den Abbruch der Verhandlungen in Istanbul war.“

Man fragt sich, warum Arachamia solche ein Interview gibt? Will er sich für eine „Zeit danach“ qualifizieren?
In der aufgeheizten Stimmung der Ukraine ist nämlich so ein „Coming out“ nicht ungefährlich.

49 Gedanken zu “Pressespiegel Komsomolskaja Pravda, 25.11.: Die Ukraine könnte von der Landkarte verschwinden

  1. Der Leiter der russischen Delegation, Vladimir Medinskij, erinnert als Kommentar zu Arachamias Interview daran, daß damals nicht nur Johnson anreiste, sondern auch US-Politiker, die sich weniger in den Vordergrund drängten, nämlich Austin und Blinken.

    Damals wären die Bedingungen gewesen: Neutralität für die Ukraine, Unabhängigkeit für die Donbass-Republiken und die Krim bleibt bei Rußland.

    Heute würde Rußland etwas mehr fordern, ist aber nach wie vor für Verhandlungen bereit, nur wird sich das mit den derzeitigen Kiewer Politikern nicht ausgehen:

    „»Unser Präsident hat wiederholt gesagt, dass die derzeitige Regierung in Kiew weder souverän noch unabhängig ist, wenn es um die wichtigsten politischen Entscheidungen geht. Jetzt sehen wir, dass sie es selbst zugeben«, fügte Wladimir Medinskij hinzu.“

  2. Angeblich – laut Behauptung von Seymour Hersh – soll es Verhandlungen zwischen Zaluzhnyj und dem russischen Oberbefehlshaber Gerassimov geben.
    Wenn dem so wäre, so wäre die Ausrichtung der russischen Seite klar: Überlassung der 4 annektierten Territorien, Entmilitarisierung und Auswechseln der ukrainischen Führung.
    Vor allem bei der Entmilitarisierung der Ukraine dürfte es sich spießen …

  3. Die tschechische Verteidigungsministerin meldet auf X, daß Tschechien keine weiteren Waffen in die Ukraine schicken kann, weil das die Wehrfähigkeit Tschechiens beeinträchtigen würde.
    Private Firmen könnten aber weiterhin liefern.

    (Izvestija, 1.12.)

    Es fragt sich nur, wer diese Lieferungen bezahlen würde?

  4. Inzwischen blockieren auch die Slowakei und Ungarn die Grenzen für ukrainische LKWs, die versuchen, die Blockade in Polen zu umgehen.
    Ungarn läßt auch ukrainische LKWs nicht aus der Slowakei einreisen.

    Nach wie vor keine Reaktion von EU-Seite, was mich wirklich wundert.

    (Tagesschau, 1.12. und Izvestija, 3.12.)

  5. „Haushaltsdirektorin des Weißen Hauses zur Finanzierung der Ukraine: »Wir haben kein Geld mehr – und fast keine Zeit mehr«

    Die Haushaltsdirektorin des Weißen Hauses, Shalanda Young, warnte am Montag in einem Brief an den republikanischen Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, und andere führende Kongressabgeordnete, dass den Vereinigten Staaten die Zeit und das Geld für die Unterstützung der Ukraine im Krieg mit Russland ausgehe.

    Young erklärte in dem veröffentlichten Schreiben, dass die Unterbrechung der Finanzierung und der Waffenlieferungen an die Ukraine die Wahrscheinlichkeit eines russischen Sieges erhöhen würde: »Ich möchte klarstellen: Ohne Maßnahmen des Kongresses werden wir bis zum Ende des Jahres keine Mittel mehr haben, um mehr Waffen und Ausrüstung für die Ukraine zu beschaffen und Ausrüstung aus US-Militärbeständen bereitzustellen.« Und: »Es gibt keinen magischen Topf mit Mitteln, um diesen Moment zu überbrücken. Wir haben kein Geld mehr – und fast keine Zeit mehr.«

    Die Regierung von Präsident Joe Biden hatte den Kongress im Oktober um fast 106 Milliarden Dollar gebeten, um Pläne für die Ukraine, Israel und die Sicherheit der US-Grenzen zu finanzieren. Bisher hatte die US-Regierung allerdings keine Frist dafür genannt, wann das bisherige Geld aufgebraucht sein würde.

    Die Republikaner kontrollieren das Repräsentantenhaus mit einer knappen Mehrheit, die Finanzierung der Ukraine ist bei einigen nach rechts tendierenden Abgeordneten politisch umstritten.“

    (Standard, 4.12.)

  6. Sowohl in russischen Zeitungen als auch im El País standen Artikel mit Verweisen auf Interviews von Klitschko für den »Spiegel« und die Schweizer Online-Zeitung »20 Minuten«, wo er Zelenskij schwere Fehler vorwirft und unter anderem meint, ewig könne man die Welt nicht belügen.

    Auch er scheint sich für die Zeit danach einzuschießen und für Zaluzhnyj zu erklären.

  7. Der liberale Leuchtturm und Chef der Partei Jabloko, Grigorij Javlinskij, bietet sich als Vermittler im Ukraine-Konflikt an.

    Javlinskij weist darauf hin, daß er bereits in Tschetschenien und bei der Geiselnahme im Dubrovka-Theater vermittelt habe. (Allerdings ohne großen Erfolg …)

    Es ist allerdings bemerkenswert, daß er sich dafür anbietet. Das heißt nämlich, daß auch er den Sieg Rußlands für unvermeidlich hält.
    Es ist übrigens unwahrscheinlich, daß auf ihn zurückgegriffen wird, da er inzwischen ein zu kleines Gewicht ist.

  8. „Die Washington Post entfernt die Rubrik über die Lage in der Ukraine von ihrer Titelseite

    Die amerikanische Zeitung „The Washington Post“ hat am Mittwoch, dem 20. Dezember, den der Ukraine gewidmeten Abschnitt von der Titelseite der Website entfernt.
    Seit Februar letzten Jahres veröffentlicht die Publikation Materialien zum Ukraine-Konflikt in einem separaten Abschnitt, zu dem auf der Hauptseite der Website zwischen den Abschnitten „Meinungen“ und „Stil“ ein Link platziert wurde. Schon vorher gab es laut Webarchiv eine Sonderseite zur Ukraine.

    Jetzt kann man in der Rubrik „Welt“ Artikel über die Lage in der Ukraine sowie weitere Materialien und Hinweise zu internationalen Angelegenheiten lesen.“

    (Izvestija, 20.12.)

    Beim El País erscheint alle paar Tage einmal etwas zur Ukraine, keinesfalls auf der Titelseite.

  9. „Putin wies darauf hin, daß die ukrainische Wirtschaft nur durch Almosen am Laufen gehalten wird

    »Die Wirtschaft der Ukraine ist völlig zerstört, es ist nichts mehr übrig, sie lebt nur noch von Almosen. Die führenden Politiker fahren mit ausgestreckten Handflächen herum und betteln um eine zusätzliche Million Dollar«, sagte der Präsident.

    Darüber hinaus meinte er, daß der Ukraine bald die westlichen Waffen ausgehen würden. Laut Putin verschießt die ukrainische Armee pro Kampftag 5.000 bis 6.000 Geschosse vom Kaliber 155, und die USA produzieren 14.000 pro Monat.“

    Die EU hat dieses Kaliber offenbar gar nicht um Programm.

    „»Aber wenn man 5.000 pro Tag verschießt, geht einem bald die Munition aus, und zwar jetzt«, betonte der russische Staatschef.

    Zuvor hatte der ukrainische Ministerpräsident Denis Schmygal am 28. Dezember einen Antrag auf ein Dringlichkeitstreffen mit Gebern im Januar in Kiew gestellt, da das Land hinsichtlich der Finanzierung »extrem hoher Unsicherheit« ausgesetzt sei. Ihm zufolge müssen Mittel bereits im nächsten Monat bereitgestellt werden; sie sind für die Grundbedürfnisse des ukrainischen Haushalts nötig.

    Einen Tag zuvor sagte die stellvertretende Ministerpräsidentin und Wirtschaftsministerin der Ukraine, Julia Sviridenko, dass es ein Loch in Höhe von 37 Milliarden US-Dollar im Staatshaushalt gäbe und dass fast 12 Millionen Rentner, Regierungsangestellte und Lehrer in der Ukraine ohne Gehälter bzw. Pensionen bleiben würden, wenn die USA und die EU kein Geld schicken.

    Zuvor, am 26. Dezember, berichtete die »Financial Times«, dass die EU einen Ersatzplan zur Finanzierung der Ukraine in Höhe von 20 Milliarden Euro vorbereitet. Der Zeitung zufolge war eine neue Finanzierungsoption erforderlich, nachdem der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban die Änderung des EU-Haushalts blockiert hatte, der die Zuweisung von 50 Milliarden Euro an Kiew im Zeitraum 2024–2027 vorgesehen hatte.“

    Man fragt sich, wie diese 50 Milliarden beschlossen wurden? Auf einmal waren sie da.

    (Izvestija, 1.1.)

  10. „Der estnische Präsident kündigte bis 2027 Hilfen für die Ukraine im Wert von 1,2 Milliarden Euro an
    Karis: Tallinn wird Kiew bis 2027 Militärhilfe in Höhe von 1,2 Milliarden Euro überweisen

    Estland wird der Ukraine bis 2027 ein Militärhilfepaket im Wert von 1,2 Milliarden Euro zur Verfügung stellen. Dies gab der Präsident der Republik, Alar Karis, am 11. Januar auf einer Pressekonferenz mit dem ukrainischen Staatschef Wladimir Selenskyj in Tallinn bekannt.
    »Estland wird der Ukraine vom Beginn der Militäroperation bis 2027 Hilfe in Höhe von 1,2 Milliarden Euro leisten«, berichtet der Fernsehsender ERR unter Berufung auf die Worte des estnischen Staatsoberhauptes.
    Darüber hinaus wies Karis darauf hin, dass westliche Länder ihre Militärindustrie ausbauen müssten, um Kiew zu unterstützen.

    Zuvor, am 9. Januar, sagte die estnische Premierministerin Kaja Kallas, dass das Land der Ukraine in den nächsten vier Jahren Militärhilfe in Höhe von 0,25 % ihres BIP leisten werde. Sie stellte auch klar, dass Tallinn Kiew seit 2022 rund 500 Millionen Euro zur Verfügung gestellt hat.

    Als Reaktion darauf sagte der erste stellvertretende Vorsitzende des Verteidigungsausschusses der Staatsduma, Alexej Schuravljov, gegenüber der Izvestija, dass die baltischen Länder bereit seien, »ihr Hemd auszuziehen«, um Moskau zu ärgern. (…)

    (Izvestija, 11.1.)

    Für Estland ist das viel Geld, für die Bedürfnisse der Ukraine jedoch nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
    Das Hemd ziehen sich natürlich in Estland nicht diejenigen Leute aus, die diese großzügigen Hilfen beschließen.

  11. „Die Ukraine zieht sich aus Avdejevka zurück: Der größte russische Sieg seit letztem Frühjahr

    Die Kreml-Truppen rücken an der Front vor und erringen ihre größte Trophäe seit der Einnahme Bachmuts im Mai 2023. Die ukrainische Armee trifft die Entscheidung, »einer Belagerung zu entgehen und das Leben« ihrer Soldaten zu retten (…)“

    Mit einem Wort, die Umzingelung Avdejevkas durch die russischen Truppen ist vollendet – unter diesen Bedingungen war der Rückzug unausweichlich. 

    „Berichte des ukrainischen Militärs auf Telegram geben an, dass es in der Stadt fast 5.000 verteidigende Soldaten gab. Diese Woche gab es öffentliche Alarmmeldungen der in Avdejevka Widerstand leistenden Brigaden, in denen versichert wurde, dass es unmöglich sei, den Feind aufzuhalten.

    Sirskij verfolgt nun eine andere Strategie als bei der russischen Belagerung von Bachmut im Winter 2023. Damals war der heutige Oberbefehlshaber der Streitkräfte für die Bodentruppen verantwortlich. Auf Befehl des Präsidenten Wolodymyr Zelenskij ordnete Sirskij den Widerstand im Stadtgebiet von Bachmut bis auf den letzten Meter an.“

    Der Widerstand in Bachmut war also die Idee Zelenskijs, Sirskij führte nur seine Befehle aus.
    Ob Zelenskij das alleine entschieden hat, ist fraglich. Auch die Stellung Zaluzhnyjs in dieser Frage – immerhin stand er damals ober Sirskij – bleibt im Dunkeln.

    „Dieses Ziel erforderte die Konzentration eines Großteils des ukrainischen Militärpotentials in Bachmut, verursachte jedoch eine sehr hohe Zahl an Opfern und gab Russland außerdem Zeit, entlang der gesamten Front Befestigungen zu errichten.“

    Einerseits ja.
    Andererseits: Wäre den Russen dort ein Durchbruch gelungen, so sähe die Lage vielleicht heute noch unvorteilhafter für die Ukraine aus.

    Avdejevka ist … neben Donezk. … Durch die Einnahme dieses Ortes können die Invasionstruppen das Risiko des Artilleriebeschusses von Donezk verringern und gleichzeitig eine neue Bastion gewinnen, um eine mögliche zukünftige ukrainische Offensive zu verhindern.“

    Das ist sehr schön, politisch korrekt und optimistisch ausgedrückt.
    Im Klartext:
    Von Avdejevka aus wird Donezk seit 10 Jahren beschossen, also seit dem Majdan und der Ausrufung der Volksrepubliken.
    Die verbliebenen Bewohner von Donezk nehmen daher die Einnahme von Avdejevka mit Erleichterung zur Kenntnis.

    Eine „zukünftige ukrainische Offensive“ ist weit und breit nicht absehbar. Es wurde doch höchst offiziell angekündigt, sich jetzt auf Defensivausgaben zurückzuziehen.
    Mit dergleichen Sätzen soll die Befürchtung weggescheucht werden, daß dem Fall von Avdejevka weitere Orte folgen könnten, wie z.B. Kupjansk.

    „Die ukrainische Armee wird im Umkreis von Avdejevka bleiben, wo sie in den letzten drei Monaten neue Verteidigungslinien errichtet hat.“

    Zumindest ist das der Plan.

    „Rußland ist so stark wie seit den ersten Monaten der Invasion nicht mehr, mit klarer Überlegenheit bei der Anzahl der Truppen, der Artillerie, der Flugabwehr und vor allem bei der Kontrolle des Luftkriegs dank seiner Drohnenflotte, sowohl für Angriff als auch für Aufklärung.“

    Auch Kiew hatte doch eine große Anzahl von Drohnen, sind die alle abgeschossen worden?
    Der Westen plant jedenfalls Drohnenlieferungen in großem Umfang:

    „Ukrainische Truppen an der Front in Avdejevka sagten EL PAÍS bereits im vergangenen November voraus, dass es über diesen Winter hinaus sehr schwierig werden würde, der russischen Belagerung standzuhalten.
    Artillerieoffiziere der 47. Mechanisierten Brigade erklärten, dass sie in Avdejevka zehnmal weniger Munition zur Verfügung hatten als während der Gegenoffensive in Zaporozhje im Sommer 2023.
    Eine Mörsereinheit der 110. Mechanisierten Brigade gab an, dass der Munitionsunterschied im Jahr 2022 3:1 zugunsten der Russen betrug, jetzt aber 8:1.

    Die Lagerbestände der NATO-Partner der Ukraine sind fast leer und die Priorität des ukrainischen Generalstabs besteht darin, die Munition so weit wie möglich zu rationieren. Die andere Dringlichkeit Kiews besteht darin, unverzüglich eine neue massive Truppenmobilisierung einzuleiten, um Hunderttausende Opfer, sowohl Verwundete als auch Tote, zu ersetzen.“

    So erfährt man von El País wieder einmal, daß die ukrainischen Verluste in die Hunderttausende gehen. Sonst heißt es in den deutschsprachigen Medien immer, sie hätten den Russen so enorme Verluste zugefügt.

    „880.000 Menschen waren nach offiziellen Angaben Zelenskijs an der Verteidigung des Landes beteiligt, “

    – da ist vermutlich die recht gut ausgestattete Militärpolizei mitgezählt, die Jagd auf zu Mobilisierende macht, die gewöhnliche Polizei, die den Leuten die Handys kontrolliert, ob sie nicht russische Nummern drauf haben, und die ganzen Geheimdienstmitarbeiter.
    An den eigentlichen Kriegshandlungen waren jedenfalls weitaus weniger Leute beteiligt, und sogar von denen hatten viele keine gründliche Ausbildung –

    „die Armee hält die Rekrutierung von 500.000 Zivilisten für notwendig. Diese Mobilisierung sorgt für Unmut in der Bevölkerung, denn immer weniger Menschen sind bereit, sich den Kämpfen anzuschließen, und das in einer Zeit, in der die Bedeutung des Krieges für die Interessen der Ukraine düster ist.“

    Eben deshalb.
    Wer läßt sich gerne für eine verlorene Sache verheizen?
    Der Fall von Avdejevka dürfte diese Unlust noch verstärken.
    Die ukrainische Führung weiß aber um das Dilemma, daß Zwangsrekrutierte nicht viel taugen an der Front und bei der ersten besten Gelegenheit abhauen.
    Deswegen ist diese nötige, aber dennoch nicht so richtig machbare Mobilisierung seit Monaten Gesprächsthema, kommt aber nicht recht voran.

    „Rußland rückt nach und nach an den Fronten Donezk und Charkow vor. Der Vormarsch der Invasionskräfte erfolgt langsam, aber stetig, denn alle paar hundert Meter verfolgen sie die Strategie, Gräben zur Sicherung ihrer Stellungen zu errichten. Die nächsten strategischen Ziele Russlands sind die Städte Kupiansk (Charkow) und Chasov Jar (Donezk), zwei Gemeinden, die aufgrund ihrer Lage als wichtige Verteidigungsbastionen dienen.“

    Kupjansk liegt am Fluß Oskol und ist ein Eisenbahnknotenpunkt. Chasow Jar gehört zur ukrainischen Verteidigungslinie der Provinz Donezk, ein Durchbruch würde den Vormarsch auf Kramatorsk und Slawiansk ermöglichen.

    (El País, 17.2.)

  12. Nach russischen Zeitungen war der Abzug aus Avdejevka übrigens kein geordneter Rückzug, sondern eine chaotische Flucht, bei der auch Verletzte und Material zurückgelassen wurden.

    Es scheint, daß es bei der ukrainischen Militärführung bis zum Schluß zu einer Konfrontation der Anhänger von Durchhalteparolen und derer von Rückzugsbefehlen gekommen ist, weil die Befürchtung besteht, daß sich dieser Verlust sehr nachteilig auf die weitere Kriegsführung auswirken könnte.

  13. Große Erleichterung in Donezk:

    „Seit 2014 beschießen bewaffnete ukrainische Verbände von Avdejevka aus Wohngebiete von Donezk. Durch ihre Stellungen im Gebiet von Jasinovataja und Donezk waren die Filter- und Pumpstationen weiterhin in der Gefahrenzone. Die Wasserversorgung von Millionen Menschen in Donezk und den umliegenden Dörfern hing von diesen Einrichtungen ab, sowohl in der DVR als auch in den von der Ukraine kontrollierten Gebieten.
    Die Einnahme von Avdejevka gab den ukrainischen Streitkräften auch die Möglichkeit, die die Autobahn von Donezk nach Lugansk, nach Debaltsevo und Gorlovka (M04 bzw. E50) regelmäßig unter Beschuß zu nehmen. Von hier aus beschossen die ukrainischen Streitkräfte Jasinovataja, einen wichtigen Eisenbahnknotenpunkt und Kreuzung von fünf strategisch wichtigen Autobahnen.“

    (Izvestija, 18.2.)

  14. Der nächste Vorstoß der Russen scheint laut Korrespondenten von El País in Tschasov Jar geplant zu sein.
    Es ist beachtlich, wie dieser Krieg über Aufklärung und Technik vermittelt wird:

    „Unterirdisch, in einigen Kellern der Stadt, hat eines der Bataillone der 93. Brigade seinen Kommandoposten. Es gibt sechs große Bildschirme. In zwei Teilen können Sie in Echtzeit die Bewegung in den russischen Schützengräben in verschiedenen Abschnitten der Front beobachten; In zwei anderen Fällen wird die Lage der verbündeten und feindlichen Stellungen zum jeweiligen Zeitpunkt angegeben. Weiters erscheinen auf zwei weiteren Computerbildschirmen Dutzende Telefonbenutzerkonten: Sie sind die Kommandeure an den Frontverteidigungspunkten. Wenn auf einem Bildschirm eine Bewegung erkannt wird oder bei einer Stellung Drohnenbewegungen gesichtet werden, werden die betroffenen Bataillonseinheiten benachrichtigt.

    Die Echtzeit-Bilder von der Frontlinie werden von Mavic-Drohnen aufgenommen, – gewöhnlich für kommerzielle Zwecke eingesetzt –, die sich in einer Höhe von nicht mehr als 100 Metern befinden.
    Auch die ukrainischen Streitkräfte setzen Drohnen ein, die Tausende Meter hoch fliegen, allerdings in geringerer Zahl als der Feind.
    Russland hat den Drohnenkrieg auf den Kopf gestellt, insbesondere durch den Einsatz der Bombengeräte Orlan und Lancet.

    Dmitro, ein am Donezk-Kanal stationierter Soldat, bescheinigt, dass es schwierig sei, längere Zeit außerhalb der Bunker zu bleiben, ohne von russischen Flugzeugen entdeckt zu werden. »Eine weitere Veränderung gegenüber vor zwei Monaten ist, dass sie viel mehr Artillerie einsetzen.« General Oleksander Tarnavski, Kommandeur der Awdejevka-Front, versicherte letzte Woche, dass Russland über zehnmal mehr Raketen als seine Truppen und darüber hinaus über eine überlegene Zahl an Kombattanten verfügt.“

    Während ukrainische und westliche Medien die mangelnde Unterstützung aus dem Westen beklagen, liegt das wirkliche Problem eben bei der ukrainischen Truppe – sowohl nach Anzahl als auch nach Ausbildung und Motivation.

    Laut einem über die Situation informierten Militäroffizier erwägt das Oberkommando dieses Frontabschnitts, den Medienzugang zu Tschasov Jar in den kommenden Wochen zu sperren. Es wäre ein weiteres Zeichen, wie in Bachmut oder Avdejevka, daß seine Generäle sich auf einen neuen Kampf bis zum Äußersten vorbereiten.“

    (El País, 20.2.)

  15. Russland rückt weiter um Awdijiwka vor

    Nachrichten gibt es von heute Nacht zur umkämpften ukrainischen Stadt Awdijiwka. Dort rücken nach Angaben der ukrainischen Streitkräfte russische Soldaten weiter auf die umliegenden Städte und Dörfer vor. "Mit der Einnahme von Awdijiwka ist es nicht getan. Sie greifen weiter an", sagte Andrij, ein ukrainischer Drohnenpilot der 47. Brigade. "Nach Awdijiwka sind die umliegenden Dörfer an der Reihe. Und dann Myrnohrad und Pokrowsk, die nächsten größeren Städte."

    Maksym Zhorin, stellvertretender Kommandant der dritten ukrainischen Angriffsbrigade, schrieb auf Telegram: "Die Situation an der Awdijiwka-Front ist ziemlich klar. Die Russen werden so weit vorrücken, wie es ihre Kräfte zulassen, je nachdem, wie viele überleben." Die russischen Truppen sicherten Awdijiwka, nachdem monatelanges Bombardement die Stadt in Schutt und Asche gelegt hatte. Es war der größte russische Erfolg seit der Einnahme von Bachmut im Mai 2023.

    (Standard, 22.2.)

  16. „Selenski in Saudi-Arabien gelandet

    Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski setzt bei der Freilassung von weiteren Kriegsgefangenen und Deportierten auf die Hilfe von Saudi-Arabien als Vermittler.

    Selenski ist dafür am Dienstag in Saudi-Arabien gelandet, wo er sich mit Kronprinz Mohammed bin Salman treffen will. Saudi-Arabien habe bereits in der Vergangenheit zur Freilassung von Kriegsgefangenen beigetragen, schreibt Selenski in den sozialen Medien. Er hofft auch bei diesem Treffen auf Ergebnisse.

    Der von der Schweiz geplante und organisierte Ukraine-Friedensgipfel soll ein weiteres Thema bei dem Treffen sein.“

    (Zentralplus, 27.2.)

    Nachdem Zelenskij bei seinen alten Verbündeten bezüglich Unterstützung abgeblitzt ist, versucht er es zunehmend woanders.
    Dergleichen Reisen haben etwas von einem Hausierer oder Wanderbettler an sich und werden von den solchermaßen besuchten Staaten auch so aufgefaßt.

    Sowohl am Balkan als auch in Saudi-Arabien versuchte Zelenskij auch eine offizielle Erklärung durchzusetzen, daß es keinen Frieden mit der Ukraine geben kann ohne vollständigen Rückzug der Russen aus allen besetzten Gebieten – was in diesen Staaten Befremden auslöst angesichts der Aussichtslosigkeit solcher Forderungen und der Zumutung, ihre Regierungen auf ein solches aussichtsloses Unternehmen zu verpflichten.

  17. Reinhard Lauterbach: Kiewer Konkursverschleppung
    Militärische Verschiebungen, politischer Stillstand. Der Ukraine-Krieg geht ins dritte Jahr
    https://www.jungewelt.de/artikel/470049.krieg-in-der-ukraine-kiewer-konkursverschleppung.html?sstr=Lauterbach

    —-

    »Keine Distanz zur NATO-Propaganda«
    Über Eindrücke von Reisen in Ost- und Westukraine und die Narrative westlicher Medien. Ein Gespräch mit Patrik Baab
    https://www.jungewelt.de/artikel/470437.ukraine-krieg-keine-distanz-zur-nato-propaganda.html

  18. Nach Transnistrien: Nächste Region in Moldau bittet Putin um „Schutz“

    Das autonome Gebiet Gagausien hat um russische Unterstützung gebeten – nur zwei Tage nach Transnistrien. Anlass dafür sei eine angebliche Bedrohung durch die Republik Moldau. Die moldauische Regierung verletze die Rechte der gagausischen Einwohner von Gagausien, sagte Yevgenia Gutsul, Gouverneurin von Gagausien, der russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti zufolge. (…)

    (FR, 2.3.)

    Erinnert sich noch wer an die Gagausen und ihren ersten Auftritt auf der Weltbühne?
    Mit dieser turksprachigen Minderheit in Moldawien, einer Mini-Minderheit in einem Randgebiet,  verursachte der sich ankündigende Zerfall der Sowjetunion und die Unabhängigkeitsbestrebungen der Teilrepubliken richtig Aufruhr. Die Gagausen plädierten für den Zusammenhalt:

    „Am 19. August 1990 riefen die Gagausen die eigenständige »Gagausische Sozialistische Sowjetrepublik« aus. Zwei Wochen später, am 2. September 1990, proklamierte man im östlichen Landesteil Transnistrien die vollständige Unabhängigkeit von Moldau. Gegen den Willen der moldauischen Führung führten die Gagausen Parlamentswahlen durch. Vorsitzender des Obersten Sowjets Gagausiens wurde Stepan Topal, der bis 1995 Regierungschef in Gagausien war. Zunächst versuchte Gagausien als Teilrepublik innerhalb der Sowjetunion zu verbleiben, doch nachdem diese 1991 endgültig zusammengebrochen war, bemühte man sich, die staatliche Unabhängigkeit zu erlangen.“ (Wikipedia, Gagausien)

  19. Bei den letzten Luftschlägen der russischen Artillerie sollen wichtige Abwehrsysteme zerstört worden sein:

    „»Tatsache ist, wie ich bereits sagte, dass zwei wichtige Patriot-Systeme zerstört wurden. Dies geschah nach Berichten über die Zerstörung anderer Patriot-Systeme und Trägerraketen außerhalb der Kontaktlinie«, sagte Mercouris.
    Er fügte hinzu, dass es keinen Zweifel daran gebe, dass das Luftverteidigungssystem der Ukraine in den letzten Wochen einen schweren Schlag erlitten habe. Die Gesamtkosten der in der Ukraine zerstörten Komplexe könnten 19 Milliarden US-Dollar betragen. »Aus der Sicht der ukrainischen Luftverteidigungssysteme ist dies eine Katastrophe«, schloss er und stellte fest, dass die russischen Streitkräfte ihre Überwachungsfähigkeiten durch den Einsatz von Drohnen entlang der gesamten Frontlinie deutlich erhöht haben.

    Zuvor, am 9. März, stellte Forbes fest, dass es Monate oder Jahre dauern könnte, bis die Verbündeten der Ukraine neue, in den USA hergestellte Patriot-Flugabwehrraketensysteme für Kiew kaufen würden, um die in der Nähe von Pokrowsk in der Volksrepublik Donezk (DVR) zerstörten Systeme zu ersetzen.
    Am selben Tag berichtete eine Quelle der Sicherheitskräfte von RIA Novosti, dass sich unter den ukrainischen Luftverteidigungssystemen, die von russischen Streitkräften im Raum Pokrowsk zerstört wurden, auch zwei in den USA hergestellte Patriot-Flugabwehrraketensysteme befanden. Am selben Tag veröffentlichte das russische Verteidigungsministerium Aufnahmen der Zerstörung des Luftverteidigungssystems.

    Danach vermutete der amerikanische Journalist David Axe, daß die Besatzung des Patriot-Luftverteidigungssystems dabei getötet wurde. Er stellte fest, daß zwei Patriot-Werfer explodierten.
    Ihm zufolge hat die Zerstörung zweier Patriot-Luftverteidigungssysteme an einem Tag der Ukraine 13 % der Gesamtzahl dieser vom Westen gelieferten amerikanischen Systeme entzogen.“

    Vor allem an einem sehr heißen Frontabschnitt.

    (Izvestija, 11.3.)

  20. Rußland hat es anscheinend aufgrund der Entwicklungen im Kriegsgebiet geschafft, so etwas wie eine 5. Kolonne im ukrainischen Hinterland einzurichten.
    Zumindest erwecken die Meldungen den Anschein, daß es so ist:

    „Sergej Lebedew, ein Vertreter des Untergrundkampfes gegen das Kiewer Regime, sagte, dass russische Truppen in Kriwoj Rog eine Fabrik angegriffen hätten, die eine beträchtliche Menge militärischer Ausrüstung enthielt. Der Angriff traf den Stadtteil Dolgintsevsky.
    Auf dem Gelände des betroffenen Werks befanden sich 10 bis 12 gepanzerte Fahrzeuge. Der Vorsitzende des Verteidigungsrats von Krivoj Rog, Alexander Vilkul, mußte zugeben, dass eines der wichtigen Objekte in der Stadt getroffen wurde.“

    (KP, 27.3.)

  21. Zelenskij gibt der Washington Post ein Interview, in dem er feststellt, daß die Ukraine sich bald zurückziehen wird, wenn sie keine Hilfe aus den USA erhält, und Elon Musk sagt der Ukraine auf X den Verlust Odessas voraus: Es sieht nicht gut aus für die Ukraine – und ihre Unterstützer.

  22. „US-General: »Deutschland bei Russland-Sieg der größte Verlierer«

    Den Krieg in der Ukraine kann Russland nur gewinnen, wenn die Unterstützung des Westens abreißt, sagen Analysten. Entsprechend fordert US-Generalleutnant Hodges mehr Initiative von den EU-Staaten. Sollte Russland doch die Oberhand erhalten, hätte das ausgerechnet auf Deutschland die größten negativen Auswirkungen. (…)“

    (ntv., 27.3.)

    Interessant, daß das gerade ein General derjenigen Macht sagt, die dafür gesorgt hat, daß Deutschland auf jeden Fall als Verlierer dasteht.

    Ein Schelm, wer Böses denkt …

  23. Ein Interview in der „Komsomolskaja Pravda“ mit dem Betreiber eines Telegram-Kanals mit dem Namen „Front-Geflüster“, Ruslan Tatarinov:

    UKRAINISCHE VERLUSTE UND MOBILISIERUNGS-TECHNIKEN

    Er verfolgt die Todesanzeigen in der Ukraine und behauptet: „448.000 ukrainische Todesanzeigen wurden in zwei Jahren von seit dem Einmarsch veröffentlicht“

    Es ist anzunehmen, daß er nur die Todesanzeigen von Wehrpflichtigen meint, weil andere Leute werden ja auch gestorben sein. Die Todesanzeigen werden – vermutlich von den Bestattungsunternehmen – am Internet veröffentlicht.

    Man muß auch diejenigen noch dazuzählen, meint die KP, die „vermißt“ werden, weil ihre Leichen nicht geborgen werden.
    Dafür können militärische Gründe angeführt werden, daß die Toten an der Frontlinie liegen oder das Gebiet, wo sie gefallen sind, bereits von russischen Truppen erobert wurde.
    Dazu kommt allerdings, daß das Aushändigen eines Toten erstens die Zahl der Verluste erhöhen und den Angehörigen Gewißheit über den Tod verschaffen würde. Die Vermißten können ja auch in Gefangenschaft geraten sein, also die Hoffnung besteht dann weiter.
    Außerdem ist das Abliefern eines an der Front Gefallenen mit Kosten wie Witwenrenten verbunden.

    KP: Wo gibt es die größten Verluste?

    RT: In der Region Lemberg – 49.000 Tote.
    In der Ukraine gefallen vielen Menschen diese Informationen … sie freuen sich. Sie sagen: Der Majdan, den sie“ (gemeint sind die Leute aus der Westukraine, die die die meisten Aktivisten auf dem Majdan gestellt haben) „geschaffen haben, zieht Lemberg in den Abgrund.

    KP: Aber die Mobilisierung der ukrainischen Streitkräfte fand doch bisher hauptsächlich in der Ostukraine statt?

    RT: Das stimmt nicht ganz. Das Kiewer Regime zieht überall ein. Die Ostukraine war zuerst an der Reihe. Im Jahr 2022 gab es sogar Warteschlangen vor den Militärregistrierungs- und Einberufungsämtern in Zaporozhje.“

    Man sieht an dieser Information, daß es offenbar gerade in der Ostukraine viele Freiwillige gab, die den russischen Aggressor hinauswerfen wollten.

    „Davon kann inzwischen keine Rede mehr sein. Ein Teil der Bevölkerung der Ostgebiete zog in die Westukraine.

    Ernüchterung in Dnjepropetrowsk

    KP: Wo gab es am Anfang des Krieges die meisten Toten?

    RT: Ich habe 21.000 aus der Region Dnepropetrowsk registriert. Dann sank die Kriegsbegeisterung.
    In Charkow – 37 000. Charkow ist die Region Nr. 2 für die Stellung von überzeugten Kämpfern, die sich für die Batallione Kraken und Asow melden.“

    Auch bemerkenswert. Es ist also gerade eine der Regionen mit russischer Bevölkerungsmehrheit, wo sich am ehesten Verteidiger der ukrainischen Staatlichkeit zum Wehrdienst in einem Elitebatallion melden. In dieser Region sind also die Fronten vermutlich schon seit geraumer Zeit verhärtet.

    KP: Woher erhalten diese Leute ihre Unterstützung?

    RT: Von NATO-Strukturen und ukrainischen Oligarchen.“

    Die NATO ist keine Überraschung, aber die ukrainischen Oligarchen sind erwähnenswert, weil sie offenbar in der Westorientierung der Ukraine ihre Chance sehen und sich ausrechnen, daß sie in einer von Rußland beherrschten Ukraine vermutlich nichts mehr zu melden haben. Ihr Vermögen könnte von einer russischen Besatzungsmacht eingezogen werden, um so mehr, wenn sie als Kollaborateure verurteilt werden.

    „In Mariupol wurden 90 % der Nazi-Truppen“ (d.h., des Asow-Kontingents. Kraken spielten dort keine so große Rolle.) „eliminiert.
    Zur Zeit des Krieges gegen Hitler wurden militärische Verbände nach den damals geltenden gesetzlichen Bestimmungen aufgelöst, wenn sie mehr als zwei Drittel ihres Bestandes eingebüßt hatten. Aber in der Ukraine ist das anders. Dort wird auch in solche Verbände weiter aufgenommen. Die Asow-Abteilung zahlt gut. Ein Bekannter von mir aus der Region Poltawa erhält dort 4.000 Dollar im Monat.“

    Die normalen, zwangsrekrutierten Soldaten erhalten ein vergleichsweise bescheidenes Gehalt, aber diese Elite-Truppen verfügen offensichtlich über einen anderen finanziellen Hintergrund.

    KP: Wir haben die motiviertesten Neonazis also noch nicht ausgeschaltet?

    RT: Das kann man nicht sagen. Diejenigen, die 2022 in die Streitkräfte der Ukraine oder in die Verteidigungsindustrie eingetreten sind – von ihnen sind nur noch 10 Prozent übrig. Das ist der harte Kern, der die Last von Kiews Selbstvertrauen und dem Glauben an einen Sieg weiter voranträgt. Es dauert mindestens noch 6 Monate, bis sie erledigt sind.

    Kiew wird in einem Jahr zu Boden gehen

    KP: Gibt es eine Prognose für das Ende des Konflikts?

    RT: Ich denke bis zu zwei Jahre. Aber in einem Jahr wird die Ukraine deutlich abschiffen … “

    Die Einschätzung des Bloggers ist bemerkenswert, weil viele westliche Militärexperten geben der Ukraine weitaus weniger Zeit.

    „KP: Glauben die Menschen in Kiew auch so?

    RT: In der Hauptstadt braucht man Ruhe. Dort essen die Leute Palatschinken und spielen mit Kindern. In Kiew herrscht eine gewisse Idylle. Aber schauen wir Krementschug an – dort kann man keinen Meter in Sicherheit gehen, es gibt überall TCC (Militärregistrierungs- und Einberufungsämter). Genauso in Poltawa und Dnjepropetrowsk.

    KP: Fangen sie an, alle einzuziehen?

    RT: Sie ziehen die Schwachen ein, die sich nicht wehren können. Und für die niemand einsteht. Mein Freund in Poltawa wurde von der Militärpolizei ergriffen, aber er hatte 300 Dollar in der Tasche. Er gab ihnen die 300 Dollar und sie ließen ihn frei.“

    Wenn man also in diesen erwähnten Städten als wehrtauglicher Mann auf der Straße unterwegs ist, sollte man also eine gewisse Summe in Devisen bei sich haben …

    „Die Armee der Militärkommissare

    KP: Wie viele Militärkommissare gibt es in der Ukraine?“

    Das sind die Mitglieder der Militärpolizei, die für die Rekrutierung der Wehrpflichtigen zuständig sind.

    RT: 86 000. Sie sind Verwandte oder Freunde von Personen in guten Positionen. Viele kamen dort mit Bestechung hin. Und diese bezahlten Summen müssen erarbeitet werden. Und sie müssen den staatlichen Plan erfüllen. Sie selbst verdienen sehr gut dabei.“

    Man muß das erklären.
    1. Diese Leute haben gezahlt, um in dieses Amt zu kommen.
    2. müssen sie eine gewisse Zahl von Rekruten abliefern.
    Sie machen also Jagd auf Wehrpflichtige und füllen sich die Taschen mit dem Geld derjenigen, die sich freikaufen. Sie müssen aber auch eine gewisse Anzahl an Rekruten abliefern, um ihren Job behalten zu können.

    „KP: Es gibt ein Video mit dem Leiter des TCC der Stadt Rowno/Riwne, der sich mit drei »Kollegen« amüsiert … “

    Offenbar darüber, wie sie dieses Geschäft abwickeln.

    „RT: Es handelt sich dabei um seine Mitarbeiter. Sie schrieben höchstwahrscheinlich Papiere darüber, wohin und wen sie ergriffen haben und auch an die Armee ablieferten.
    Dort in Riwne schaffen sie Gesetzlosigkeit – und stellen sich auch selbst außerhalb des Gesetzes. So wie anderswo auch.

    KP: Profitiert Kiew von solchen miesen Typen?

    RT: Die meisten Leiter der TCC gehören zur »alten Garde«. Sie wurden mit gutem Grund auf diese Posten gesetzt. Dieser Kern besteht aus Leuten, die Zelenskij treu ergeben sind. Sie haben sich stets bewähr und sind rücksichtslos. Viele andere jedoch sind mit Geld auf diese Posten gekommen und müssen die Millionen, die sie dafür bezahlt haben, erst einmal verdienen.

    7 Millionen $ für ein lukratives Amt

    KP: Wieviel muß man hinlegen, um ein örtliches  Militärregistrierungs- und Einberufungsamt in der Ukraine zu leiten?

    RT: In der Region Kirowograd zahlte ein Leiter einer TCC 7 Millionen Dollar, um auf diesem Stuhl zu sitzen. Das Geld muß er dann wieder erwirtschaften.

    KP: Wie gelingt das?

    RT: Die Untergebenen haben gegenüber ihren Militärkommissaren eine Tribut-Leistung zu erbringen. Jede Gruppe hat einen Finanz-Plan. Sie reisen in Gruppen von drei oder vier Personen. Sie nennen es »Operation Kleinbus«. Sie haben Vorgaben. Sie sind verpflichtet, 15 Personen pro Tag mitzubringen. Und sie erhalten dafür ein Honorar.

    KP: Wer zahlt dieses Honorar?

    RT: Die EU und die NATO stellen umfangreiche Haushaltsmittel zur Verfügung. Dazu gehören auch Mittel für die Mobilisierung in der Ukraine. (…)“

  24. „USA und Europäer wollen felsenfest zu Hilfen für die Ukraine stehen

    Das Jubiläumstreffen der Nato in Brüssel und Gespräche von US-Außenminister Antony Blinken mit EU-Partnern werfen Fragen zur Finanzierung der Ukraine auf (…)

    Das zweite diplomatische »Kampfgebiet« Blinkens“ (nach der Israel-Frage) „war nach dem Nato-Treffen jedoch vor allem die Lage in der Ukraine. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte die Bündnispartner fast flehentlich dazu aufgerufen, mehr Luftabwehrsysteme zu liefern, um sich gegen die zunehmenden russischen Raketen- und Drohnenangriffe wehren zu können. Daran mangle es derzeit am meisten.

    Die Chefdiplomaten der 32 Nato-Staaten waren am Vortag übereingekommen, ihre Waffenarsenale umgehend zu durchforsten und die Lieferungen an Kiew zu beschleunigen. Der US-Außenminister sprach von einer »Verdoppelung«, sollten diese Ressourcen für die Ukraine nötig sein. Die Unterstützung der Alliierten werde »felsenfest« weitergehen. Eher symbolisch hatte Blinken in einer Pressekonferenz auch betont, dass das Land mit Sicherheit einmal Nato-Mitglied werden würde.“

    Leeres Geschwätz, angesichts leerer Arsenale und leerer Kassen.

    „Am Freitag besuchte Blinken die EU-Kommission, um sich unter anderem mit Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen abzustimmen. Sie verfolgt seit Kriegsbeginn 2022 eine sehr akzentuierte Politik der Unterstützung der Ukraine, sorgte dafür, dass das Land nicht nur EU-Beitrittskandidat ist, sondern konkrete Verhandlungen bald beginnen sollen. Aber so wie ein Nato-Beitritt ausgeschlossen ist, solange der Krieg andauert und das Territorium der Ukraine umstritten ist, so ist auch ein EU-Beitritt nicht annähernd absehbar.

    Tausende Milliarden Euro gesucht

    Viel konkreter als Spekulationen darüber stellt sich für die EU-Staaten und die USA sowie für die EU als Ganzes und auch für die NATO die Frage, wie man all die notwendigen Hilfen ziviler und militärischer Art überhaupt finanzieren kann. Milliardenprogramme zu deklarieren ist das eine. Sie dann auch zu beschließen, was vertragsgebunden einstimmig erfolgen muss, ist das andere.“

    Allerdings.

    „Es sind auf den ersten Blick schwindelerregende Summen, die in Zusammenhang mit Hilfen für die Ukraine im Raum stehen. Auf Vorschlag von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg soll ein eigener Nato-Fonds von 100 Milliarden Euro eingerichtet werden, aus dem bis 2028 Waffen und Munition für die Ukraine angeschafft werden könnten.

    Das wurde beim Nato-Jubiläumstreffen, wie berichtet, grundsätzlich positiv aufgenommen, auch wenn etwa Ungarn ein Veto ankündigte. Die EU-Staaten haben bereits im Februar ein Paket von 50 Milliarden Euro an zivilen Hilfen für Kiew beschlossen. Die Kosten für den zivilen Wiederaufbau in der Ukraine nach Ende des Krieges werden noch viel höher geschätzt: auf 800 Milliarden Euro.

    Waffen und Wiederaufbau

    Dazu kommen aber praktisch in allen 27 EU- und 32 Nato-Staaten noch viel höhere Kosten, die für den Auf- und Umbau ihrer nationalen Armeen gebraucht werden. So hat allein der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius zuletzt gesagt, er werde 400 Milliarden Euro brauchen, um die Bundeswehr kriegsfähig zu machen, damit man sich gegen eine mögliche russische Aggression erfolgreich wehren kann.

    Auch wenn der Nachholbedarf in Deutschland als besonders hoch geschätzt wird, kann man sich leicht vorstellen, dass allein in ganz Europa in diesem Jahrzehnt eine Milliardensumme im vierstelligen Bereich zur militärischen Entwicklung nötig sein wird. Ein Beispiel für ein kleines Land ist das Nato-Land Norwegen: Die Regierung in Oslo kündigte an, die Militärausgaben bis 2036 um 600 Milliarden Kronen, etwa 50 Milliarden Euro, aufzustocken.

    Um das alles real überhaupt sinnvoll bzw. effizient umsetzen zu können, müsste es auch konkrete Pläne und Abnahmevereinbarungen mit den Rüstungsindustrien geben. Das untereinander abzustimmen wird eine Herkulesarbeit. Die EU, aber zunehmend auch die Nato sollten dabei eine Schlüsselrolle spielen, das wurde beim Treffen der 32 Außenminister der transatlantischen Allianz deutlich. Wie weit man damit kommt, wird sich bald zeigen: Beim Nato-Jubiläumsgipfel in Washington im Juli soll es dazu Beschlüsse geben, rechtzeitig bevor US-Präsident Joe Binden in den Intensivwahlkampf gegen Donald Trump einsteigt.“

    (Standard, 5.4.)

    Man merkt dem ganzen Tonfall dieses Artikels an, daß der Autor selbst auch so seine Zweifel an diesen Absichtserklärungen hat.

  25. Hier scheint wirklich Not am Mann zu sein:

    „Der Chefin des deutschen Außenministeriums beklagte die Erschöpfung der Munition für Patriot-Abwehrraketen
    Baerbock: Deutschlands Vorrat an Patriot-Systemen ist erschöpft

    Der deutsche Bestand an Patriot-Flugabwehrraketensystemen für den Transfer in die Ukraine ist erschöpft. Das gab die deutsche Außenministerin Annalena Bärbock am 9. April auf einer Pressekonferenz in Berlin bekannt.
    »Leider sind die Bestände unserer eigenen Patriot-Systeme mittlerweile fast erschöpft, daher habe ich beim Treffen der NATO-Außenminister noch einmal deutlich gemacht, dass wir die Verfügbarkeit aller Patriot-Systeme in Europa und der Welt überprüfen müssen«, zitiert sie TASS.“

    Andere Medien nicht.

    „Bärbock fügte hinzu, dass Deutschland gemeinsam mit seinen Verbündeten die Möglichkeit prüfen wolle, einen Sonderfonds für den Kauf von Systemen für Kiew aufzulegen.“

    Der „Sonderfonds“ weist darauf hin, daß die Raketen teuer sind und Ebbe in der Kasse ist – also wird nach weiteren Möglichkeiten gesucht, irgendwo Geld zu beschaffen.
    Das ist das, was von der KP vor einer Woche als „Herumkratzen am Boden des Fasses“ bezeichnet wurde …
    Das Problem scheint zu sein, daß Geld hin oder her, auch woanders nicht viele dieser Raketen herumliegen – die, man bedenke, pro Stück ca. 4 Millionen $ kosten.

    „Die deutsche Außenministerin äußerte auch die Hoffnung, dass die Außenminister der G7 in der Lage sein werden, zu diesem Thema offen zu informieren.“

    Vermutlich werden sie melden, daß bei ihnen auch keine überflüssigen Patriot-Raketen herumliegen.

    „Kurz vorher erwähnte der Leiter der EU-Diplomatie, Josep Borrell, dass der ukrainische Außenminister Dmitri Kuleba ihn um sieben Patriot-Systeme gebeten habe.
    Borrell sagte dazu, dass westliche Länder über etwa 100 Patriot-Geschütze verfügen, jedoch keine 7 davon für die Ukraine zur Verfügung stellen können.“

    Beachtlich.
    Die Militärs dieser Staaten, die im glücklichen Besitz dieser Wunderwaffe sind, wollen sie offenbar nicht hergeben.

    „Zuvor, am 4. April, dem Tag des 75. Jahrestags der NATO, hatte Kuleba das Bündnis um Patriot-Flugabwehrraketensysteme gebeten. Er betonte, dass dies das einzige Luftverteidigungssystem sei, das gegen ballistische Raketen der russischen Streitkräfte wirksam sei.“

    Das ist das Eingeständnis, daß erstens die anderen bereits von der russischen Artillerie „geknackt“ wurden, also für die Abwehr nichts mehr taugen, und daß zweitens ein guter Teil der bisher gelieferten zerstört worden ist.

    „Gleichzeitig machte der Büroleiter des ukrainischen Präsidenten Wladimir Zelenskij, Andrij Jermak, darauf aufmerksam, dass Kiew nicht nur die Patriot-Systeme selbst, sondern auch Munition für sie brauche.

    NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte am selben Tag, das Bündnis verstehe, dass die Ukraine dringend Hilfe benötige, und die Staaten des Blocks prüften bereits die Frage der Entsendung von Patriots zu den Streitkräften der Ukraine.“

    Das klingt ja sehr überzeugend …

    „Die Zeitung Politico stellte am 3. April fest, dass die Minister mehrerer NATO-Mitgliedsländer »die Augen verdrehten«, als sie erfuhren, welchen Betrag das Bündnis in die geplante Einrichtung eines Militärhilfefonds für Kiew investieren will.
    Einige westliche Länder befürchten, dass die Überweisung von 100 Milliarden US-Dollar an die EU-Kasse zur Lieferung von Waffen an die Ukraine die Bemühungen der EU, ihre eigenen Verteidigungsfähigkeiten zu stärken, zunichte machen würde.“

    Und das, wo man sowieso gar nicht wüßte, woher das Geld für die hauseigene Aufrüstung herkommen sollte …

    (Izvestija, 9.4.)

  26. Zelenskij besucht Tschasov Jar und Slawiansk: Das wird angeblich – in Analogie zu Avdejevka und Bachmut – als Vorzeichen ihrer baldigen Aufgabe durch die ukrainischen Truppen gedeutet.
    Auf Reuters-Bildern ist zu sehen, wie er vor der Aufschrift: „Region Donezk“ posiert.
    Die Deutung, daß das ein schlechtes Omen für die ukrainische Frontlinie ist, kommt angeblich vor allem aus den ukrainischen sozialen Medien, weniger von russischen Quellen.

    Für die Ukraine gälte es schon als Erfolg, wenn die russischen Truppen Tschasov Jar nicht bis zum 9. Mai, dem Tag des Sieges, einnehmen könnten.

    „Dies ist für die ukrainische Seite bereits zu einer gängigen Praxis geworden, wenn Kiew selbst einige Meilensteine ​​festlegt, diese dann selbst annulliert und sie zu seinen eigenen Erfolgen und Siegen erklärt.
    Die Tradition wurde vom ehemaligen Vorsitzenden des Generalstabs der US-Armee, Mark Milley, ins Leben gerufen, der bekannt gab, dass den russischen Truppen in der Ukraine angeblich die Aufgabe übertragen wurde, Kiew innerhalb von drei Tagen einzunehmen. Niemand außer ihm hat so etwas geäußert, insbesondere nicht beim russischen Militär oder der politischen Führung.
    Aber mit diese luftige These des amerikanischen Generals verbreitete sich in der Ukraine und darüber hinaus (…): »Aber Sie haben Kiew nicht in drei Tagen eingenommen.«

    Das Gleiche passiert jetzt mit Tschasov Jar. Der Oberbefehlshaber der Streitkräfte der Ukraine selbst hat sich das Datum für die Befreiung der Stadt ausgedacht, er hat es in die Diskussion eingeworfen, und jetzt bemüht er sich immer wieder, „Sieg!“ aus seiner eigenen Erfindung herauszupressen.

    Dabei stellt sich niemand die Aufgabe, diese oder jene Siedlung bis zu einem bestimmten Datum zu befreien.
    Was keineswegs im Widerspruch zur Tatsache steht, dass Tschasow Jar und dann Slawjansk definitiv (…) befreit werden. Aber nur, wenn es klappt und mit minimalen Verlusten unsererseits.

    Wenn wir jedoch den Faktor des „schwarzen Karmas“ von Zelenskij und die von ihm hinterlassenen »dunklen Spuren« berücksichtigen, könnte dies nun früher geschehen als ursprünglich erwartet.“

    (KP, 20.4.)

  27. „Die Streitkräfte der Ukraine beginnen, den Personalmangel durch Häftlinge auszugleichen

    Der (russische) Gouverneur der Region Cherson stellte fest, dass die gefangenen Soldaten nicht kämpfen wollen, sondern bei der ersten besten Gelegenheit flüchten wollen.
    Die ukrainischen Streitkräfte begannen, ihre Reihen in Richtung Cherson mit Gefangenen aufzustocken. Darüber schreibt der Gouverneur der Region Cherson, Wladimir Saldo, im Telegram-Kanal. Saldo berichtete, daß Partisanen der Organisation »Russisches Cherson« erklärten, daß ukrainische Formationen an der Cherson-Front begonnen hätten, Verstärkung durch Gefangene zu erhalten, darunter auch solche, die wegen schwerer Verbrechen verurteilt worden seien.“

    Sie wollen in der Ukraine offenbar die Prigozhin-Formel anwenden …

    „Er stellte fest, dass die Häftlings-Soldaten nicht kämpfen wollen, sondern vorhaben, die unerwartete Freiheit zu nutzen und nach Europa zu fliehen.“

    Nicht sehr verwunderlich.
    Es fragt sich, was für Methoden die ukrainische Führung anwenden wird, um dergleichen zu verhindern.

    Laut Saldo verläuft die Mobilisierung des Kiewer Regimes sehr schlecht. Er sagte, daß die Männer nicht vor den ukrainischen Militärregistrierungs- und Rekrutierungsämtern Schlange stünden, sondern bei Schleusern an der Westgrenze, die gegen Geld illegal Menschen (…) schmuggeln.

    Vor kurzem, am 16. April, unterzeichnete der ukrainische Präsident Wladimir Zelenskij ein umstrittenes Gesetz zur Verschärfung der Mobilisierung im Land.
    Das Gesetz sieht unter anderem härtere Strafen für Entziehung von der Wehrpflicht vor.“

    Das Gesetz tritt am 1. Mai in Kraft.
    Unter anderem verweigert es auch ins Ausland geflüchteten Wehrpflichtigen konsularische Dienste, weswegen es jetzt Schlangen vor ukrainischen Konsulaten gibt, um schnell noch einen Ausweis zu erhalten.

    „Die Liste (zu mobilisierender Häftlinge) umfasst nun Verurteilte, mit Ausnahme derjenigen, die Verbrechen gegen die nationale Sicherheit begangen haben, sowie Vergewaltiger, Mörder und Pädophile.“

    (KP, 21.4.)

  28. In Litauen wird laut darüber nachgedacht, wehrpflichtigen Ukrainern Arbeitserlaubnisse, Aufenthaltsgenehmigungen und Sozialhilfen zu entziehen:

    „Der litauische Verteidigungsminister Laurynas Kasciunas gab zu, dass eine Lösung gefunden werden müsse, um Kiew bei der Rückführung wehrpflichtiger Ukrainer …  zu unterstützen.“

    Angeblich sind auch in Polen ähnliche Maßnahmen geplant oder sogar schon in Angriff genommen worden.

    Es ist unwahrscheinlich, daß die Behörden annehmen, daß solche Maßnahmen die Betroffenen zur Heimkehr in die Ukraine bewegen können, angesichts des garantierten Fronteinsatzes.
    Eher schon hoffen diese Staaten, daß sie sie damit in andere EU-Staaten vertreiben können. Am besten samt Angehörigen.

    Es stellt sich schließlich heraus, daß alle diese Flüchtlinge dauerhaft in den Aufnahmeländern bleiben könnten, wenn sich die Kriegshandlungen zu Ungunsten der Ukraine entwickeln.
    Dergleichen Maßnahmen dürften allerdings nach Ansicht russischer Medien nur die Schwarzarbeit und Illegalität ansteigen lassen, weil wer will schon an die Front?

    Außerdem – da die Verweigerung konsularischer Dienste per Dekret vorverlegt wurde und jetzt bereits in Kraft ist – gibt es bei manchen ukrainischen Konsulaten Aufruhr.

    Na Ansicht einiger Kritiker führt diese Maßnahme auch zur Verschärfung der Emigration, weil viele der solchermaßen Paßlosen versuchen werden, sich in ihren Aufnahmeländern oder anderen westlichen Staaten einzubürgern.

    „Solche Überlegungen machen jedoch keinen Eindruck auf die ukrainischen Behörden. Präsident Wladimir Zelenskij sagte in einem seiner jüngsten Interviews, dass die aktuelle Lage eine »gute Entscheidung« für die NATO-Länder sei. »Die amerikanische Armee muss nicht länger kämpfen, um die Bündnisländer zu verteidigen. Die Ukrainer tun das. Die zivilisierte Welt stellt nur Waffen zur Verfügung, und ich denke, das ist eine gute Entscheidung«, sagte er gegenüber NBC News.«“

    Das Problem ist ja gerade, daß viele Ukrainer das nicht tun wollen, was Zelenskij ihnen verordnen möchte.

    „Die Vertreterin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, sagte wiederum, dass Kiew mit Washingtons Geld die letzten Ukrainer aus dem Ausland locken will, um sie zu dann zu verheizen.

    Außerdem hat Kiew in den letzten Tagen eine Reihe weiterer charakteristischer Entscheidungen getroffen. So stimmte die Werchowna Rada dafür, die Zahl der staatlichen Grenzschutzkräfte um 15.000 Personen zu erhöhen. Man geht davon aus, dass sich die Behörden auf diese Weise darauf vorbereiten, dass nach Inkrafttreten des Mobilisierungsgesetzes die Zahl der Menschen, die aus dem Land fliehen wollen, stark ansteigen wird.“

    Umgekehrt werden sich viele Leute zu den Grenzschutztruppen melden, um nicht an die Front zu müssen. Zumindest ist das die Vorstellung – fang andere, um selbst nicht dranzukommen!

    „Ukrainische Gerichte trafen auch die ersten Entscheidungen in Fällen von Militärangehörigen, die sich weigerten, Befehlen Folge zu leisten. So betraf einer der Fälle einen Marinesoldaten, der sich im November 2023 weigerte, den Dnjepr in der Nähe des Dorfes Krynki zu überqueren. Der Mann wurde zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt.“

    Immerhin lebt er noch …
    Was im Falle der Befehlsbefolgung vermutlich nicht so wäre.

    (Izvestija, 25.4.)

  29. „Ukraine Faces a Crucial Moment in the War
    Two years after Russia launched its invasion, the fighting is shifting in its favor. (…)“

    Nicht erst jetzt, aber langsam läßt sich das nicht mehr leugnen.

    „The so-called »meat storm«, in which wave after wave of foot soldiers are sent into the line of fire — Western intelligence services estimate that the total number of Russian dead and wounded has surpassed half a million — remains a grim hallmark of Russian operations, but the military has adapted.“

    Diese Story von den angeblich ungeheuren Verlusten und dem rücksichtslosen Einsatz des Menschenmaterials auf russischer Seite wird stets gebetsmühlenhaft hergebetet, um 1. die relativ matte Performance der eigenen Waffen zu erklären.
    Unsere überlegenen NATO-Waffen können nichts ausrichten, weil die Russen ihre Menschen so bereitwillig opfern! Wer hätte denn mit sowas gerechnet!
    2. wird damit unter den Teppich gekehrt, daß die NATO die Ukrainer genau auf diese Taktik verpflichtet. Artilleriemäßig unterlegen, mußten sie ihre Offensive durchziehen und ihre Leute gegen die russischen, gut ausgebauten Befestigungen schicken.
    Ukrainer sterben also für die Freiheit, das geht in Ordnung, außerdem gehen sie im Westen niemandem ab; Russen hingegen sterben wegen ihres wahnsinnigen Führers, und das freut uns.
    Mit diesem miesen Sprüchen soll die Niederlage der Ukraine weggeleugnet werden.

    „The Kremlin has replenished the armed forces by way of a military draft and financial incentives, recruiting as many as thirty thousand new soldiers every month, and is spending a third of the national budget on defense and security.“

    Das Ärgerliche ist, daß sie das können.
    Also erstens rekrutieren und zweitens einen Teil ihres Budgets erfolgreich für Waffen und Krieg ausgeben, ohne daß die Wirtschaft merklich dadurch geschädigt wird.
    Die 30.000 neuen Soldaten monatlich sind ebenfalls ein fertiger Textbaustein, der ständig von diversen Medien eingesetzt wird.
    Was das Drittel des nationalen Budgets angeht, so ist auch das eine Behauptung, die nie ausreichend belegt wird — abgesehen davon, daß in Rußland das Budget anders bilanziert als in EU-Staaten oder den USA.
    Welchen Teil ihres Budgets geben eigentlich die USA aus für ihre ganzen Kriegsspiele, Militärbasen, Militär, Militärhilfe usw.?
    Und dann das:

    „According to NATO estimates, Russia produces three million artillery shells per year—more than double the number that all NATO member states combined can provide Ukraine. The Russian Army has become adept at using drones and electronic countermeasures to stymie Ukraine’s own battlefield innovations, and the Air Force has retrofitted Soviet-era one-and-a-half-ton unguided »dumb« bombs with wings and G.P.S. navigation to create »glide bombs«, which are used to level troop formations and entire city blocks alike.

    Meanwhile, Ukraine is facing perhaps its toughest moment yet in the war. For months, recalcitrant Republicans in Congress blocked the passage of a new aid package, and Ukrainian stocks of everything from anti-aircraft missiles to artillery shells grew scarce. Ukrainian commanders estimate that Russian forces now have a ten-to-one advantage in artillery rounds. With air defenses depleted, Ukrainian cities — Kharkiv most of all — endured the most sustained assaults since the war began. Missile strikes knocked out power grids across the country. In late April, Congress finally approved a sixty-one-billion-dollar arms package, but the war’s momentum had already turned, and, in any case, heavy-weapons systems and armaments can’t reach the battlefield overnight. Last week, for the first time, the government in Kyiv ordered nationwide blackouts.“

    Wie aus den vorigen Absätzen hervorgeht, können diese Waffenlieferungen deswegen so wenig ausrichten, weil sie erstens teilweise bereits von den russischen Waffensystemen obsolet gemacht wurden, oder gar nicht das liefern können, was eigentlich gebraucht würde. Dazu kommt, daß einiges, wie die Patriot-Systeme schlicht zu teuer sind.
    Aber hier wird wieder hergebetet, daß sie wegen der bösen Republikaner zu spät kommen.

    „But a lack of arms is only one of Ukraine’s problems; the military is also short on soldiers. In the early days of the war, there was no shortage of people looking to sign up to fight, but finding eager recruits has become far more difficult. Discontent is rising as the draft affects mostly those who tend to bear the brunt of fighting in any war: people from more rural regions, the less educated, the relatively less well off. (…)“

    Kurz gesagt: Die, die nicht rechtzeitig abgehaut sind und kein Geld haben, um die Militärpolizei zu bestechen.
    Es folgt ein Lamento, wie schwer es der arme Zelenskij und seine Getreuen haben, weil sich zu wenig Menschenmaterial zur Verfügung stellt,

    „in a grinding war of attrition that, according to U.S. intelligence, has killed 70.000 Ukrainian soldiers. (…)“

    70.000 Ukrainer und über eine halbe Million Russen — das sagt die „Intelligence“, die diesen Namen schwerlich verdient.
    Man wird an Saddam Husseins Massenvernichtungswaffen erinnert …

    „When Putin’s initial war aims—the sacking of Kyiv and the overthrow of Zelensky — failed in the invasion’s early days, it seemed as if a prolonged war would favor Ukraine. Zelensky didn’t flee. The Russian Army was in disarray. The West proved more united than Putin imagined.
    But that logic reversed long ago.“

    Es war eben auch keine Logik, sondern Wunschdenken, auf Grundlage einer als völlig desolat eingeschätzten russischen Wirtschaft und Armee, was den Tatsachen nicht entsprochen hat.

    „Even with a year’s worth of U.S. weapons on the way, Ukraine cannot count on future aid packages, particularly if Donald Trump becomes President again.“

    Die bisherigen haben ja auch keinen Durchbruch gebracht, aber viel Geld gekostet …

    „And for all the talk in Washington and in European capitals of the existential nature of the fight, they have not used the past two years to seriously upgrade or expand arms production.“

    Der Grund? Die EU hat kein Geld und keine Energie für große Sprünge auf diesem Gebiet und die USA sehen offenbar auch keinen Handlungsbedarf.
    Als nächstes folgt ein Lamento, daß die Ukraine keine US-Waffen gegen russisches Territorium einsetzen darf, obwohl sie das schon längst macht.
    Damit wird so getan, als wäre hier noch ein Durchbruch möglich, obwohl das durch alles Vorherige längst widerlegt ist.

    „If Vovchansk falls, Russian artillery will again be within firing distance of Kharkiv. The campaign to render Ukraine’s second-largest cit — with a prewar population of 1.5 million people, the size of Amsterdam — functionally uninhabitable would gain force. Putin has indicated he believes that if Russia applies enough pressure, destruction, and misery,“

    — die Logik aller Kriegsführung —

    „the West will end its support of Ukraine, which would lead to political change in Kyiv, with Zelensky replaced by figures sympathetic to Moscow. But that outcome is not inevitable. As the story of Vovchansk shows, the trajectories of wars can change many times.“

    Ein schwachbrüstiges Plädoyer, weiter jede Menge Gerät dorthin zu schicken, und auf das Unwahrscheinliche zu hoffen. Bis zum letzten Ukrainer!
    Die russische Seite arbeitet natürlich nicht in erster Linie auf ein Umschwenken des Westens hin, sondern auf den Sturz der derzeitigen Regierung in Kiew.

    (New Yorker, 27.5.)

  30. Um die Flucht über die grüne Grenze zu erschweren, hat die ukrainische Armee das ukrainische Ufer der Theiss vermint. Dem sollen bereits einige Wehrdienst-Flüchtige zum Opfer gefallen sein.

    (KP, 5.6.)

  31. „32 Ukrainer sollen mit Lkw nach Ungarn geflohen sein

    In der Westukraine sind ukrainischen Angaben zufolge 32 Ukrainer mit einem Lkw über die grüne Grenze nach Ungarn geflohen. "Die Nachbarseite meldete, dass sie ein Fahrzeug entdeckt und 32 ukrainische Staatsbürger festgenommen habe", sagte der Sprecher des ukrainischen Grenzschutzes Andrij Demtschenko dem Nachrichtenportal Ukrajinska Prawda am Montag. Der Lastkraftwagen soll dabei nicht vom ukrainischen Militär stammen.

    Darüber war in Medien anhand von kursierenden Fotos des grün lackierten Lkws und angeblich schwarzen Militärkennzeichen spekuliert worden. Von ungarischer Seite lag zunächst keine Bestätigung des Vorfalls vor.“

    (Standard, 10.6.)

  32. Das Rätsel über die seltsame Flucht klärt sich:

    Diese ungewöhnliche Form der Flucht wurde offenbar gewählt, weil es sich zu einem guten Teil um Mitarbeiter der Sicherheitskräfte handelte – Polizei und SBU –, die auf diese Weise ihre Haut vor eventuellen Verfolgungen retten wollten, – was begreiflicherweise kein gutes Licht auf die Basis der ukrainischen Regierung wirft.

    (KP, 13.6.)

  33. Die „Friedenkonferenz“ in der Schweiz, so kann man sagen, war eine Kriegskonferenz, wo klar festgelegt wurde, daß es keinen Friedensschluß geben kann, solange sich der „Aggressor“ Rußland nicht von allen „besetzten“ Territorien, einschließlich der Krim, zurückzieht.
    Unter einer Wiederherstellung ihrer territorialen Integrität will es die (inzwischen nicht mehr demokratisch legitimierte) Zelenskij-Regierung nicht tun.

    Angesichts der Tatsache, daß in militärischen Kreisen ziemlich durchgesetzt ist, daß die Ukraine – und auch die NATO! – gar nicht die Mittel haben, um diese Maximalforderung, die „Zelenskij-Formel“ durchzusetzen, eine zumindest doch etwas überraschende Entwicklung.
    Um so mehr, als maßgebliche Mächte, wie Rußland, China und Brasilien gar nicht kommen, und andere, wie Indien, die USA und Saudi-Arabien, nur zweit- bis drittrangige Vertreter schicken.

    Diese Konferenz vertritt also nur einen relativ geringen Teil der Welt: NATO-Staaten und ihre engeren Verbündeten, sowie ein paar Staaten aus Afrika, Lateinamerika und Fernost, die als Adabeis auftreten, weil sie jedes Forum ausnützen, um sich als Staatsoberhäupter präsentieren zu können.
    Das sind die Zaungäste vieler internationaler Konferenzen, die dem jeweilgen Event Farbe und Volumen, aber keine Bedeutung verleihen.

    Auf der anderen Seite ist diese Position nicht überraschend: Jedes Abweichen von dieser Maximalforderung aus dem Jahr 2022 würde dem Eingeständnis einer Niederlage gleichkommen und diese möglicherweise beschleunigen.
    Dazu kommt, was Zelenskij seinen NATO-Verbündeten mit ungehemmten Forderungen nach Waffen und finanzieller Unterstützung von Anfang an klargemacht hat: Fallen wir, so fallt ihr!
    Die Folgen einer Niederlage der Ukraine wären für die EU unabsehbar. In den USA würde sie die ohnehin seit Jahren im Raum stehende Abkehr von Europa befördern …

    Also weiter wie bisher, bis zum letzten Ukrainer – oder einem anderen bitteren Ende …

  34. Lüchinger: Nächster Friedensgipfel wird nicht in Europa stattfinden

    «Der nächste Friedensgipfel zur Ukraine wird nicht in Europa stattfinden.» Dies sagte der Leiter der Schweizer Delegation der Bürgenstock-Konferenz, Botschafter Gabriel Lüchinger, am Montag gegenüber Radio SRF. Ein möglicher Gastgeber wäre Saudi-Arabien.

    (Nau.ch, 17.6.)

    Auch China hat Interesse daran angemeldet, einen solchen Event zu organisieren.

  35. Diese Räubersgeschichte klingt nur deshalb glaubwürdig, weil die Ukraine inzwischen alles versucht, um zumindest PR-Erfolge zu erzielen:

    Der FSB erklärt, warum die Wahl für das anvisierte Zielland zur Landung eines zu entführenden russischen Jagdbombers auf Moldawien fiel:

    Die Ukrainer haben Moldawien wegen der Handlungs- und Bewegungsfreiheit im Land für die Entführung der Tu-22M3 ausgewählt
    »Die Wahl fiel aus einem bestimmten Grund auf Moldawien«, sagte der der FSB-Mitarbeiter im Fernsehsender Rossija-1.
    Er erklärte, dass sich die ukrainischen Sonderdienste in diesem Land wie zu Hause fühlen und ihre Geheimdienstaktivitäten durchführen können, ohne die örtlichen Strafverfolgungsbehörden zu informieren.“

    Diese Freiheit wurde ihnen offensichtlich von der moldawischen Regierung zugestanden, um sich fest an der Seite des Westens zu positionieren.

    „Zuvor hatte der FSB der Russischen Föderation berichtet, dass der ukrainische Geheimdienst versucht habe, einen russischen Militärpiloten zu rekrutieren, um einen Jagdbomber in die Ukraine zu entführen. Ihm wurden 3 Millionen Dollar angeboten und die italienische Staatsbürgerschaft angeboten.“

    Vorausgesetzt, daß das alles stimmt, deutet das auf eine eigenartige Zusammenarbeit zwischen der ukrainischen und der italienischen Führung hin, denn sonst könnten die Anwerber nicht so ein Angebot machen.
    Man erinnere sich, daß der russische Geheimdienst im Februar in Spanien einen russischen Piloten erschoß, der 2023 ein ähnliches Angebot angenommen hatte und mit einem Hubschrauber die Seiten gewechselt hatte. (Der Mann wurde in den westlichen Medien verharmlosend als Deserteur dargestellt, aber die Aktion war doch etwas mehr als ein bloßer Seitenwechsel und kostete zwei weiteren russischen Soldaten das Leben, die von den ukrainischen Sicherheitsbeamten nach der Landung erschossen wurden. Kusminow hatte für die Aktion eine halbe Million Euro erhalten.)

    Ein Bomber ist vermutlich mehr wert als ein Hubschrauber, also gingen die Anwerber mit ihrem Angebot in die Höhe.
    Spanien ist vermutlich auch nicht mehr attraktiv seit Kusminows Ermordung, also wurde diesmal Italien angeboten.
    Es blieb aber nicht bei reinen Angeboten:

    „Der Pilot sagte, er sei erpresst worden und man habe gedroht, seine Verwandten zu töten, aber er habe alles dem Kommando gemeldet, woraufhin sich der russische FSB der Sache angenommen habe.“

    Das weist darauf hin, daß sich ukrainische Geheimdienstmitarbeiter immer noch ziemlich ungestört in Rußland umtun können, oder daß zumindest dieser Eindruck erweckt werden soll.

    (MK, 8.7.)

  36. Die KP weiß mehr und etwas abweichend von der Angelegenheit.

    Erst wurde der Pilot auf Telegram von einem Agenten des ukrainischen Geheimdienstes angeschrieben und gedroht, daß man seine Familie, also Frau und Töchter, umlegen würde, wenn er nicht mit dem ukrainischen Sicherheitsdienst kooperiere. Es wurde auch angedeutet, daß er andernfalls mit einer Belohnung rechnen könne.

    Der Pilot meldete das weiter.

    Das hätten sich die Leute am anderen Ende eigentlich denken können, aber da sie ja einmal einen Erfolg gelandet hatten – mit dem Hubschrauber im Jahr 2023 –, dachten sie, die Sache läuft, als sich der Pilot mit einer positiven Antwort zurückmeldete.
    Von da ab wurde der ganze Dialog eigentlich zwischen SBU (ukrainischem Sicherheitsdienst) und FSB abgewickelt. 2 Profis sozusagen. Nur war es, wie die KP höhnisch bemerkt, mit der Professionalität der SBU-ler nicht weit her.

    Bei ihnen ergaben sich unter anderem Schwierigkeiten daraus, daß bei der dem russischen Piloten versprochenen Belohnung viele mitschneiden, bzw. das versprochene Geld überhaupt einstecken wollten.
    So wurde ihm zwar ein italienischer Paß versprochen, aber dann in Polen ein Konto eröffnet. Und das polnische Konto konnte nur von der Ukraine aus betreut werden … Die Familie sollte erst in die Türkei, dann nach Moldawien und schließlich von dort in die Ukraine ausreisen – es scheint also mit dem angeblichen italienischen Paß Schwierigkeiten gegeben zu haben.
    Oder aber, die Ukrainer wollten überhaupt die ganze Familie und den Piloten verschwinden lassen, um problemlos das Geld einstecken zu können.

    Der FSB vermutet, daß ausländische Geheimdienste auch an der Operation beteiligt waren, sich aber möglicherweise zurückgezogen haben, weil ihnen das Ganze zu unseriös erschien.

    Schließlich wurde ein Treffen auf einem ukrainischen Flugplatz vereinbart – bei Zhitomir – und der wurde dann zum vereinbarten Zeitpunkt der Landung des Flugzeugs von Rußland bombardiert.

    Der Tu-22-Bomber, um den es gegangen ist, wäre tatsächlich eine schöne Trophäe gewesen. Deshalb ließen sich vermutlich auch ausländische Geheimdienste in die Sache ein und stellten wahrscheinlich das Geld zur Verfügung.
    Er wurde nämlich in den letzten Jahren verändert und verbessert, das hätten sich NATO-Experten gerne genau angeschaut.

  37. „Die Ukraine ist noch immer Mitglied von 200 GUS-Verträgen

    Maria Sacharowa, die offizielle Vertreterin des Außenministeriums, sagte, daß die Kündigung einer Reihe von Abkommen innerhalb der GUS für Kiew keine Auswirkungen auf die Organisation selbst habe.
    Sacharowa teilte RIA Nowosti mit, dass das Exekutivkomitee der GUS Benachrichtigungen über den Rückzug Kiews aus 134 Abkommen erhalten habe. Zum Beispiel

    aus dem GUS-Abkommen über das Verfahren für den Transit durch die Gebiete der GUS-Mitgliedsländer sowie

    aus dem Abkommen über die gegenseitige Gewährleistung der Sicherheit zwischenstaatlicher Geheimnisse.

    Im April trat die Ukraine aus dem Abkommen mit der Russischen Föderation über die Zusammenarbeit in Grenzregionen und im März

    aus dem Abkommen über Streitkräfte und Grenztruppen aus.

    Dennoch bleibt Kiew immer noch Vertragspartei von mehr als 200 internationalen Verträgen, die innerhalb der GUS geschlossen wurden. Es sieht so aus, als ob Ihre Hände müde werden, Verträge zu zerreißen.“

    (KP, 3.8.)

    Man merkt daran, wie sehr die Ukraine sogar noch 2022 mit dem ex-sowjetischen Raum verbunden war und wie schwer ein Kappen aller dieser Verpflichtungen – und Vergünstigungen! – fällt.

  38. Die ukrainische Armee startet eine Angriff auf die russische Region kursk:

    „Offenbar 24 Verletzte bei ukrainischen Angriffen auf Kursk
    Nach Angaben des russischen Gesundheitsministeriums sind bei ukrainischen Angriffen auf Kursk 24 Menschen verletzt worden. Darunter seien sechs Kinder, meldet die staatliche Nachrichtenagentur Interfax am Mittwoch unter Berufung auf das Ministerium.“

    „Achmat-Kommandant: Lage an der Grenze in der Region Kursk nicht kritisch
    Generalmajor Apti Alaudinow, der Kommandant der tschetschenischen Achmat-Spezialeinheit, widerspricht laut TASS Berichten ukrainischer Telegramkanäle, denen zufolge seine Kämpfer ihre Stellungen in Kursk kampflos aufgegeben hätten. Die Lage an der russischen Grenze zur Ukraine in der Region Kursk ist nicht kritisch, da die ukrainischen Einheiten von den russischen Streitkräften zurückgeschlagen würden.“

    (Standard, 7.8.)

    „»Wir werden es ihnen schon geben«: (…)

    Die Situation in der Region Kursk wird vom Militärexperten, Hauptmann des 1. Ranges der Reserve, Wladimir Gundarow, kommentiert.

    MK: Wladimir Alexandrowitsch, was sind die Hauptfaktoren, die Kiew zu der Entscheidung veranlasst haben, tief in Russland anzugreifen?

    WG: Ich denke, daß der erfolgreiche Vormarsch der russischen Truppen in Richtung Pokrovsk, in der Nähe der Siedlungen Zhelannyj, New York, Zheleznyj und Severnyj, sowie die Gefahr, daß russische Truppen einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt erreichen und die Versorgungsrouten abschneiden, – wodurch die gesamte ukrainische Verteidigunglinie in der Volksrepublik Donjezk zusammenbrechen könnte – den Oberbefehlshaber der Streitkräfte Syrskij zu verzweifelten Maßnahmen zwingt.
    Ziel ist es, russische Reserven in (aus Sicht des ukrainischen Generalstabs) zweitrangige Gebiete abzuziehen.
    Das Ministerium für Notsituationen der Ukraine forderte gestern die Evakuierung aller Bewohner des Bezirks Pokrowsk: »Der einzige Weg, Leben zu retten, ist die Evakuierung. Zögern Sie nicht, Sie müssen jetzt handeln.«
    Der Durchbruch an der russischen Grenze und der Einmarsch der ukrainischen Streitkräfte in das Grenzgebiet der Region Kursk – diese Aktionen sind auf die Verzweiflung und Unfähigkeit der ukrainischen Streitkräfte zurückzuführen, der Offensive der russischen Truppen in den wichtigsten Abschnitten der Frontlinie standzuhalten.

    MK: Warum haben Sie die Region Kursk für den Angriff ausgewählt?

    WG: Offensichtlich aus mehreren Gründen.
    1. wegen der Tatsache, daß Kiew in naher Zukunft damit rechnete, dass Rußland den Einsatz von Kräften und Mitteln einer Militärgruppe in der benachbarten Region Belgorod verstärken würde, um eine Offensive in Richtung Charkow zu entwickeln. Daher versuchen die ukrainischen Streitkräfte, diese Offensive der russischen Truppen zu stören, indem sie einen Teil ihrer Streitkräfte in Richtung Kursk abziehen.
    2. verfügt die Region Kursk über eine militärische Infrastruktur, die es russischen Raketentruppen und Flugzeugen ermöglicht, kritische Ziele tief im ukrainischen Territorium anzugreifen. Insbesondere der Angriff auf den Flugplatz in Mirgorod wurde nach ukrainischer Überzeugung aus der Region Kursk durchgeführt.
    3. ist die Stadt Kurtschatow und das Kernkraftwerk Kursk durch diesen Angriff gefährdet. Die russische Seite muß darauf reagieren und ist nun gezwungen, Reserven hierher zu transferieren, das heißt, der Plan der ukrainischen Streitkräfte, russische Streitkräfte und Waffensysteme von der Front abzuziehen, geht zum Teil auf.

    MK: Wie beurteilen Sie unsere Streitkräfte und die ukrainischen Streitkräfte?

    WG: Wie ich bereits sagte, ist dies für die ukrainischen Streitkräfte und Kiew eine Operation der Verzweiflung. Sie ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt und hat für die ukrainischen Streitkräfte nur im Hinblick auf die Rettung ihrer weiter südlich entlang der Front stationierten Truppen operative und taktische Bedeutung.

    MK: Beeinträchtigen diese Angriffe die Verhandlungspositionen der Ukraine?

    WG: Die Verhandlungspositionen werden durch die tatsächliche Position der Truppen auf dem Schlachtfeld bestimmt. Der Angriff auf die Region Kursk ist eine PR-Kampagne, die darauf abzielt, die Stimmung aller Konfliktparteien gleichzeitig zu beeinflussen.
    Damit versucht Kiew seinen Partnern zu beweisen, dass noch nicht alles verloren ist und dass die Lage an der Front nicht so katastrophal ist, wie die westlichen Medien sie in den letzten Wochen dargestellt haben. Beispielsweise titelte die deutsche Zeitung »Die Welt« am 1. August: »Die Lage für die Streitkräfte der Ukraine wird kritisch.«
    Ferner ist dieser Angriff ein Versuch, die ukrainische Bevölkerung aufzumuntern, von der mehr als 40 Prozent (das ist eine offizielle Statistik) nicht mehr an den Sieg glauben und bereit sind, Gebiete im Austausch für Frieden aufzugeben.
    Schließlich handelt es sich hier um einen Versuch, in der russischen Bevölkerung Unmut über das Vorgehen des russischen Verteidigungsministeriums und des Oberbefehlshabers zu säen.
    Alle diese Komponenten haben nichts mit der tatsächlichen Stimmung und Meinung aller Konfliktteilnehmer zu tun. Darüber hinaus wird Kiew nun Hunderte seiner Soldaten verlieren, aber außer einem theatralischen Effekt nichts erreichen.

    MK: Können die ukrainischen Streitkräfte das Kernkraftwerk Kursk angreifen?

    WG: Dies kann nicht ausgeschlossen werden, daher konzentrieren sich derzeit alle Kräfte und Mittel darauf, den Angriff der ukrainischen Streitkräfte abzuwehren.

    MK: Stimmt es, dass Oberbefehlshaber Syrskij bei seinen Aktionen keinen klaren strategischen Plan hat?

    WG: Laut der Abgeordneten der Werchowna Rada Marjana Bezugla hat Syrskij keinen strategischen Plan. Aber diese Dame führt nur einen Befehl von jemandem aus, vielleicht von der Zelenskij-Administration, also kann man ihr nicht vertrauen.“

    Gundarow gibt hier zu verstehen, daß sie nur ein Sprachrohr einer Fraktion ist, die Syrskij für eine Flasche hält.
    Allerdings hat die Ukraine nicht viel Möglichkeiten, ihn abzusetzen, weil erstens, durch wen ersetzen?
    Früher wurde manchmal der Chef des Militärgeheimdienstes Budanow genannt und möglicherweise geht diese Kritk von ihm aus.
    Aber zweitens den Oberbefehlshaber jetzt auszuwechseln, wäre strategisch sehr ungünstig und ein Nachfolger könnte sich nur blamieren, weil weitere Mißerfolge dann endgültig beweisen würden, daß die Ukraine auf der Verliererstraße ist und es nicht am Oberbefehlshaber liegt.

    MK: Können Angriffe in der Region Kursk die Öffentlichkeit von den russischen Offensiven, beispielsweise in Torezk und Tschasov Jar ablenken?

    WG: Kaum. Russland hat laut westlichen Quellen eine weitere Armee für eine Offensive in der Ukraine aufgestellt.“

    Warum erwähnt Gundarow hier „westliche Quellen“?
    Er will vermutlich darauf hinweisen, daß sich das und überhaupt die ganze Lage der ukrainischen Streitkräfte bis in westliche Militärkreise herumgesprochen hat und genau deshalb diese PR-Aktion der Ukraine wenig Eindruck machen wird.

    „Die Kursk-Operation wird die russischen Streitkräfte nur für sehr kurze Zeit von der Umsetzung operativ-taktischer, nicht jedoch strategischer Pläne ablenken.

    MK: Was wird das positivste Szenario für die ukrainischen Streitkräfte sein?

    WG: Die ukrainischen Streitkräfte haben kein positives Szenario. Auf jeden Fall werden sie an ihren Platz zurückkehren, um ihre Wunden zu lecken.
    Für uns wäre es ein positives Szenario, den Feind zu vertreiben und ihm Schläge zu geben, damit er vielleicht einmal genug von dem allen hat.“

    (MK, 7.8.)

  39. oder doch kritisch?

    „Gouverneur in Kursk erklärt Notstand wegen Offensive

    In der russischen Region Kursk ist inmitten einer ukrainischen Bodenoffensive der Notstand ausgerufen worden. Dies teilte der Gouverneur der Region, Alexej Smirnow, in einem Posting auf der Nachrichten-App Telegram mit. Die Ukraine ist bei einem Gegenangriff weit auf russisches Gebiet bei Kursk vorgestoßen. Die Offensive hatte nach Angaben des russischen Verteidigungsministerium am Dienstag begonnen und am Mittwoch den Nordwesten der Stadt Sudscha erreicht.

    Aufgrund des ukrainischen Vorstoßes hat die russische Nationalgarde den Schutz des Atomkraftwerks Kursk verstärkt. Außerdem seien zusätzliche Kräfte für die Bekämpfung von Sabotage- und Aufklärungstrupps in den Gebieten Kursk und Belgorod herangezogen worden, teilte die Behörde mit. Das geschehe in Kooperation mit den russischen Grenztruppen und der Armee. Das Atomkraftwerk mit vier Blöcken und einer Leistung von fast zwei Gigawatt befindet sich nur gut 60 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt.

    Russland verstärkt wegen Kämpfen Schutz von AKW Kursk

    Aufgrund des ukrainischen Vorstoßes ins russische Grenzgebiet Kursk hat die russische Nationalgarde den Schutz des Atomkraftwerks Kursk verstärkt. Außerdem seien zusätzliche Kräfte für die Bekämpfung von Sabotage- und Aufklärungstrupps in den Gebieten Kursk und Belgorod herangezogen worden, teilte die Behörde mit. Das geschehe in Kooperation mit den russischen Grenztruppen und der Armee.

    Das Atomkraftwerk mit vier Blöcken und einer Leistung von fast zwei Gigawatt befindet sich nur gut 60 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt.

    Tags zuvor hatten ukrainische Truppen unterstützt von Panzern und Artillerie die russische Grenze vom Gebiet Sumy aus bei Sudscha überschritten. Unbestätigten Berichten zufolge seien sie dabei bis zu 15 Kilometer in Richtung des AKWs vorgedrungen. Die Ukraine wehrt sich seit über zweieinhalb Jahren gegen eine russische Invasion.“

    (Standard, 7.8.)

    Die Berichterstattung in Ost und West liegt weit auseinander.

    Nach westlichen Medien haben die Ukrainer halb Kursk im Griff.
    Nach russischen Quellen ist alles ein Theater und bald vorbei.

  40. „Yesterday, Ukraine Invaded Russia. Today, The Ukrainians Marched Nearly 10 Miles. Whatever Kyiv Aims To Achieve, It’s Taking A Huge Risk.

    Ukrainian commanders have deployed their last few spare troops across the border into Russia.

    Several times since Russia widened its war on Ukraine in February 2022, Ukrainian and allied forces have crossed the Russia-Ukraine border for brief, showy raids—counter-invasions, if you will.

    The risky raids never accomplished very much except to embarrass Russian leaders. Possibly until now.

    Yesterday, elements of at least two Ukrainian army brigades—apparently not including pro-Ukrainian Russian fighters, as we initially reported—exploited a gap in the defenses around the village of Sudzha, in Kursk Oblast on the Russian side of Ukraine’s northern border.

    A day later, hundreds of Ukrainian troops from (at least) the 22nd and 88th Mechanized Brigades supported by artillery, drones and air defenses have marched nearly 10 miles into southern Russia, routing local Russian forces and capturing Sudzha along with several other villages.

    It’s an impressive feat for an army that has been on the defensive for a whole year—and which has struggled to mobilize sufficient manpower to hold off relentless but costly Russian assaults all the front line in eastern Ukraine.

    The Ukrainian army can’t fully staff the brigades defending front-line towns in the east—with dire implications for Kyiv’s efforts to hold onto the last free swathes of Donetsk Oblast. And yet, the army was able to assign two or more brigades to the Sudzha attack—and deemed the potential gains in this attack to be worth the potential cost.

    “I’m still not sure what the goal here is,” wrote John Helin, a Ukraine expert with Finnish analysis group Black Bird Group. “According to unreliable reports, Ukraine has concentrated elements from two to four brigades in the area. These would be gravely needed in the east.” (…)“

    (Forbes, 7.8.)

    Nach dem Autor Forbes ist alles offen, aber er neigt zu der Meinung, daß dieser Angriff sehr in die Hose gehen könnte.

  41. In den österreichischen Abendnachrichten wurde kurz eine etwas derangierte Karine Jean-Pierre (Pressesprecherin des Weißen Hauses) gezeigt und erwähnt, daß die USA angeblich von dem Angriff der Ukraine auf die Region Kursk überrascht wurden.

    ???

    „Die erste Reaktion der USA auf den Angriff der ukrainischen Streitkräfte auf die Region Kursk deutete an, daß Washington angeblich über das Geschehen nicht informiert worden war – das Weiße Haus habe Kiew nach dem Zweck dieser Aktionen gefragt.
    Das diplomatische Spiel des Hin und Her war sofort offensichtlich. »Wir wurden nicht benachrichtigt, wir werden der Sache nachgehen«… Doch nur wenig Zeit reichte aus, um die Situation klarer zu machen. Der Sprecher des Außenministeriums, Miller, bezeichnete den Angriff auf die Region Kursk als eine souveräne Angelegenheit Kiews, das das Recht habe, unabhängig zu bestimmen, welche Operationen durchgeführt und welche Ziele verfolgt werden sollen.

    Die Ukraine habe das Recht auf Selbstverteidigung, sagte er, und Washington habe keine Beschränkungen für den Einsatz amerikanischer Waffen angegeben.“

    (KP, 8.8.)

    Die Komsomolskaja Pravda tut das Ganze als eine Heuchelei ab.
    Aber das erkärt nicht die anfängliche Überraschung. Daß die Ukraine selbst entscheiden kann, wann sie Rußland angreift, wurde ja schon mehrmals betont.
    Es scheint aber tatsächlich eine Überraschung für die US-„Kuratoren“, wie sie in Rußland genannt werden, gewesen zu sein.
    Die Ukraine wollte offenbar Erfolgssignale nach Washington senden. Aber angesichts der angespannten Lage – zuwenig Personal, zu wenig Munition – wollten die ukrainischen Politiker und Militärs offenbar kein „Nein!“ aus Washington riskieren und stellten ihre „Kuratoren“ lieber vor vollendete Tatsachen.
    Diese können letztlich auch nichts anderes sagen als „gut gemacht, Leute!“, weil öffentlich rügen können sie ihre, wie soll man sagen, Hilfstruppen auch nicht.

    Man sollte die Sache im Auge behalten, und nie den Abzug aus Afghanistan vergessen.

  42. Weiterhin sehr widersprüchliche Angaben zu den Kämpfen in Kursk.

    In westlichen Medien wird nach wie vor als großer Erfolg gefeiert, daß diese Invasion überhaupt stattgefunden hat.
    Sogar 10 km nach Rußland eingedrungen! das liest man seit 3 Tagen, woraus sich schließen läßt, daß es bei den 10 km geblieben ist, die sich zudem auf relativ kleines Territorium konzentrieren.
    Ziel scheint vor allem die Gas-Pumpstation in Sudscha gewesen zu sein, von wo das russische Erdgas Richtung Europa gepumpt wird.

    Schon vor Tagen scheint eine Sondereinheit von Tschetschenen in die Region geschickt worden zu sein, – was darauf schließen läßt, daß der Angriff auch für Rußland nicht ganz unerwartet gekommen ist.

    El País publiziert ein Reuters-Foto von der angeblichen Grenzgegend, wo sich die Invasion abspielen soll – wo sich außer Feldern und Wolken gar nichts erkennen läßt.

    Rußland bekämpft die ukrainischen Truppen außer am Boden durch heftiges Bombardement der Nachschublinien und des Hinterlandes in und um Sumy.

    Abgesehen von nicht sehr ernstgemeinten „Analysen“ in europäischen Medien, was die Ukraine mit diesem Angriff nicht alles erreichen könne, scheint der Hauptzweck eine Entlastung der anderen Frontabschnitte zu sein – wo von russischer Seite schon verkündet wird, das wird nicht geschehen, sie hätten genug Leute, um diese Invasion aus zusätzlichen Reserven abzuwehren.

    Auch auf russischer Seite wird die ukrainische Aktion propagandistisch aufgeblasen, um das Gefühl der Bedrohung zu verstärken.

  43. „Ukrainische Behörden drängen auf Evakuierung von Pokrowsk

    Wegen des Vorrückens russischer Truppen im Osten der Ukraine drängen die Behörden auf eine Evakuierung der Stadt Pokrowsk. Die Bewohner hätten nur noch höchstens ein oder zwei Wochen Zeit, um sich in Sicherheit zu bringen, betonte der Chef der Militärverwaltung von Pokrowsk, Serhij Dobriak, im ukrainischen Kanal des Senders Radio Liberty. Die Behörden könnten mindestens 1.000 Personen am Tag dabei unterstützen, derzeit verließen aber täglich nur höchstens 600 die Region.

    Russische Soldaten sind in den vergangenen Monaten stetig auf das für Logistik strategisch wichtige Pokrowsk vorgerückt. Örtlichen Behördenvertretern zufolge standen die Truppen vergangene Woche nur noch zehn Kilometer von den Außenbezirken der Stadt entfernt. Laut Regionalgouverneur Wadim Filaschkin halten sich noch rund 53.000 Menschen, darunter 4.000 Kinder, in Pokrowsk und angrenzenden Gemeinden auf. Familien würden nun zwangsevakuiert, sagt der Gouverneur im ukrainischen Fernsehen.“

    (Standard, 19.8.)

  44. „Ukraine ratifiziert Römisches Statut

    Ein zentraler Schritt, um dem Internationalen Strafgerichtshof beitreten zu können und eine wichtige Vorbedingung, um eines Tages Mitglied der EU zu werden, wurde heute von der Ukraine erfüllt. 281 Abgeordnete haben dafür gestimmt.

    Wichtig zu wissen: Es gab schon bisher zwei Ad-hoc-Erklärungen der Ukraine, mit denen das Land infolge der gewaltsamen Niederschlagung der Maidan-Proteste und der Krim-Annexion durch Russland die Verfolgung von Kriegsverbrechen auf seinem Territorium seit 2013 anerkannt hat. Die internationalen Ermittlerinnen konnten deshalb in der Ukraine tätig werden und Haftbefehle erwirken.

    Nun geht man offenbar auch diesen offiziellen Schtritt. … Russland und die USA haben ihre Unterschrift zurückgezogen, China nie unterzeichnet.“

    (Standard, 21.8.)

    Das ukrainische Parlament hat 450 Sitze, wovon 42 nicht besetzt sind, weil die Abgeordneten offenbar nicht mehr an den Entscheidungen beteiligt sein wollen.

    Die Zustimmung war notwendig, um keine schiefe Optik zu erzielen – aber vielen war offenbar mulmig zumute, weil damit kann natürlich jeder Politiker der Ukraine auch für etwaige Menschenrechtsverletzungen vor Gericht gestellt werden …

  45. „Russische Marinesoldaten stürmen Ugledar

    Die russischen Streitkräfte begannen einen Angriff auf die Stadt Ugledar in der VRD. Das berichteten Marinesoldaten der 155. Brigade unseren Reportern. Zum ersten Mal in den letzten zwei Jahren wurden aktive Offensivoperationen in dieser Richtung wieder aufgenommen.

    Der Angriff begann mit massiven Artillerieangriffen auf Ugledar. Einigen Berichten zufolge wurde ein neuer Angriff auf die Stadt, in der die ukrainischen Streitkräfte mächtige Befestigungen ausgerüstet hatten, möglich, nachdem die ukrainische Seite gezwungen war, einen Teil ihrer Einheiten von Ugledar nach Selidovo zu verlegen.

    Selidovo liegt bei Pokrowsk. Das Kommando der Streitkräfte der Ukraine hatte die dort stationierten Truppen nämlich dezimiert, als sie einen Teil der Soldaten für den Angriff auf die Region Kursk abzogen.

    (KP, 2.9.)

  46. „Ab Montag, dem 2. September, werden Bankfilialen und »alle Dienste, die Dienstleistungen für die Bevölkerung erbringen“, ihren Betrieb in Pokrowsk einstellen, sagte der Leiter der militärischen Regionalverwaltung des von der Ukraine besetzten Teils der DVR, Vadim Filaschkin, am 27. September im ukrainischen »Telemarathon«. Dies werde »aufgrund der gefährlichen Lage in der Region« geschehen, erklärte er.

    Jetzt leben noch 38.000 Menschen und 1.900 Kinder in Pokrowsk und etwa 2.000 in Torezk. Laut Filaschkin dringen bereits russische Aufklärungs- und Sabotagegruppen in Torezk ein. Offenbar steht es um die ukrainischen Streitkräfte in Pokrowsk sehr schlecht, wenn beschlossen wird, die kampfbereitesten Brigaden aus anderen Abschnitten der Front hierher zu verlegen.

    Anfang August wurde die 15. Einsatzbrigade »Kara-Dag« der Nationalgarde der Ukraine aus Zaporozhje hierher verlegt, deren Motto lautet: »Lasst uns die Flagge über der Krim hissen.«“

    Es handelt sich offenbar um Tartaren und möglicherweise andere Muslime … Der Kara-Dag, der Schwarze Berg, liegt an der Küste in der Nähe von Feodossia.

    „Es war nicht möglich, die Flagge dort zu hissen, und nun besteht die Möglichkeit, sie in der Nähe von Pokrowsk zu verlieren.

    Neulich schrieb die Abgeordnete der Werchowna Rada Marjana Bezuglaja und der ehemalige Berater des Büros des überfälligen Präsidenten Alexej Arestovitsch … in sozialen Netzwerken, daß zur Rettung von Pokrowsk auch die 72. separate mechanisierte Brigade verlegt wurde, die zwei Jahre lang erfolgreich die Verteidigung in der Nähe von Ugledar hielt.

    »Es wird eine Katastrophe sein, wie in Torezk und New York, als die 24. Brigade von dort abgezogen wurde. Es scheint, dass er [Syrskij] absichtlich an der Front rüttelt«, schrieb Bezuglaja in ihrem Telegram-Kanal.

    Tatsächlich wird eine Brigade Pokrowsk nicht retten, aber sie wird die Verteidigung von Ugledar erheblich schwächen.

    Gestern, am 30. August, erwähnte Arestovitsch auf seinem YouTube-Kanal in einem Interview mit Jurij Romanenko … Gerüchte, die unter dem ukrainischen Militär kursierten, dass die Kiewer Behörden mit Moskau die Übergabe des Donbass vereinbart hätten. Deshalb übergeben die ukrainischen Streitkräfte nun nacheinander die besiedelten Gebiete in Richtung Pokrowsk.

    Solche Gedanken in den Köpfen des ukrainischen Militärs können als kognitiver Sieg der russischen Truppen bezeichnet werden, dem sicherlich ein Sieg auf dem Schlachtfeld folgen wird.“

    Eine Dolchstoßlegende braucht es bei einer Niederlage immer …

    (MK, 31.8.)

    Ich kann mich bei diesen beiden Personen des Verdachts nicht erwehren, daß die sich bereits in Stellung bringen für eine Nach-Zelenskij-Epoche, wie immer die aussehen mag.

  47. „Zelenskij bestreitet die Möglichkeit territorialer Zugeständnisse im Rahmen eines möglichen Friedensschlusses

    Zelenskij sagte, dass Frieden in der Ukraine nur auf der Grundlage des Völkerrechts ohne Verlust der Unabhängigkeit und ohne Aufgabe von Schwarzerdeboden möglich sei.
    In seinem Telegram-Kanal schrieb er: »Dies (= Frieden) ist allein auf der Grundlage des Völkerrechts und ohne Handel mit Souveränität oder Territorien möglich – genau wie es die ,Friedensformel’ vorsieht. Die Ukraine braucht einen echten, gerechten Frieden und einen garantierten Schutz vor Krieg.«

    So reagierte der ukrainische Staatschef auf die Veröffentlichung der Financial Times, daß westliche Länder die Zukunft der Ukraine nach dem Vorbild der Teilung Deutschlands und der DDR erwägen.
    Die Autoren des Artikels glauben, dass diese Option einen vorübergehenden Verzicht auf von Russland kontrollierte Gebiete im Austausch für den Beitritt der Ukraine zur NATO und anschließende diplomatische Entscheidungen zur Rückgabe der »verlorenen Gebiete« impliziert.“

    (KP, 7.10.)

    Die Financial Times sondiert hier offensichtlich, ob für einen solchen Kompromiss eine der beiden kriegsführenden Seiten zu haben wäre.

    Die Reaktion Zelenskijs liegt vor, aus Rußland ist eine Absage sicher – falls sich überhaupt jemand zu diesem absurden Vorschlag äußern würde.

    Der Krieg geht also weiter.

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